Ein Maulwurf macht es möglich
Ich lebte in einer netten Reihenhaussiedlung am Rande der Stadt. Dort hatte ich mein kleines Eigenheim, ein gemütliches Reihenhaus. Dazu gehörte ein kleiner Garten, ein Refugium das ich hegte und pflegte, eine Oase zur Erholung. Aber etwas störte, das Reihenhäuschen direkt nebenan stand seit einiger Zeit leer. Das war sehr schade. Doch das hatte zur Folge, dass auch der Garten immer mehr verwilderte und so den Reigen der Blumen- und Pflanzenpracht störte. Doch bald sollte sich das ändern.
Eines Tages stand ein Möbelwagen vor dem leeren Reihenhaus, ein neuer Nachbar zog ein. Ein netter, sehr sympathisch wirkender, Mann in meinem Alter zog ein. Etwas neugierig beobachtete ich ihn. Irgendwie erzeugte er ein gewisses Kribbeln in meinem Bauch. Doch eigentlich wollte ich so schnell nichts mehr von Männern seitdem ich mit meinem Ex Schluss gemacht hatte weil er mich immer betrog. Nun, einfach mal abwarten. Man wollte auch nicht mit der Tür ins Haus fallen. Mal sehen was die Zeit bringen würde.
In den nächsten Tagen war der neue Nachbar sehr beschäftigt mit dem Umzug, alles musste eingerichtet werden. Und das dauerte seine Zeit. Als er endlich innen fertig war widmete er sich dann auch dem Garten. Wie sich herausstellte, war Collin, so hieß mein Nachbar, wie ich ein Gartenfan. Ab und zu ergab sich mal ein ganz kurzer Smalltalk, aber leider bisher nicht mehr.
Schließlich hatte Collin sich eingerichtet und war auch mit dem Garten fertig. Es stand das Wochenende an. Es wurde gutes Wetter angesagt, das war Musik in meinen Ohren, weil so konnte ich viel Zeit in meiner Oase verbringen.
Als ich am Samstag aufstand öffnete ich das Fenster um die Sonne hereinzulassen. Danach ging ich pfeifend ins Bad um zu duschen. Auf einmal hörte ich ein lautes Fluchen. Neugierig trocknete ich mich ab, zog mir was über und ging ans Fenster um zu sehen was los war. Es war Collin, er stand in seinem Garten und betrachtete eine „Katastrophe“. Mitten auf dem gepflegten Rasen war das Übel gut sichtbar, ein großer Maulwurfshügel.
Ich war mit der Materie der lästigen Tierchen vertraut, so machte ich mich auf den Weg in den Garten. Ich lud Collin zu einen Kaffee ein und erklärte ihm wie er diese Plage loswerden könne. Interessiert nahm er die Einladung an. So saßen wir bei einer Tasse Kaffee zusammen.
„Na Tony, wie wird man denn diese Plage los?“
„Da gibt es mehrere Möglichkeiten Collin.“
„Klingt gut. Woher weißt Du das denn?“
„Ich hatte auch mal Besuch von diesen Nachbarn.“
So erzählte ich ihm das man unter anderem mit Ultraschall und etwas lauterem Rasen mähen die Tiere vertreiben könne, da sie keinen Lärm mögen. Ebenso könne man Knoblauch in die Gänge legen, den Geruch mögen sie ebenfalls nicht.
Gesagt, getan, wir taten uns zusammen und begannen damit es dem ungebetenen Nachbarn so ungemütlich wie möglich zu machen. Nach einem Monat war es dann endlich geschafft, kein neuer Hügel wurde sichtbar. Es schien, dass wir ihn vertrieben hatten.
Doch der Besuch des Maulwurfs hatte auch etwas Gutes. So hatten Collin und ich uns schnell kennengelernt. Und das Kribbeln in meinem Bauch wurde stärker. Und so wie es aussah, verspürte Collin dieses Kribbeln ebenfalls. An einem schönen Abend saßen wir, diesmal bei einem guten Glas Wein, im Garten und stießen auf den Erfolg an. Unbewusst fassten wir uns bei der Hand und unsere Blicke trafen sich. Als wir uns so ansahen, da wusste ich, dass war der Beginn von etwas Schönem.
Innerlich musste ich lachen, auch wenn Maulwürfe für jeden Gartenfan ein Graus ist, so ist er doch nun für mich ein Vermittler zum Glück geworden. Die Zeit wird zeigen wie es mit Collin weitergeht. Ich denke mal gut, denn wer kann schon sagen, dass er Hilfe von einem Maulwurf hatte.
Copyright: 02.03.2015
Autor: Harald Grenz
Anmerkungen:
Diese Kurzgeschichte ist mein Beitrag zum KGW im März in der Gruppe Kurzgeschichten hier auf Bookrix.
Diese Geschichte wurde durch Karin Kaiser beta-gelesen und korrigiert.
Das Coverbild zu diesem Buch stammt von pixabay.com
Tag der Veröffentlichung: 04.03.2015
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Gewidmet im ehrenden Andenken an Irmgard Böhm.