Vor kurzem gab es ein Ereignis, dieses veränderte alles. Gut, dass es passierte. Wer hätte das gedacht.
Ich arbeite als Werbetexter in einer guten Agentur. Vor einem Monat bekam ich einen neuen Kollegen, einen begabten Zeichner. Der ist ein echter Traummann.
Dieser hübsche Mann hatte natürlich auch einen Namen, er heißt Michael. Er war 1.80m groß, mit einer traumhaften Figur, blaue und strahlende Augen, schwarzes mittellanges Haar, ein traumhaftes Lächeln, kurzum ein Traum von einem Mann. Klar, er war sofort der Schwarm der ganzen Agentur.
Nur schade, er zeigte wenig Interesse an Geselligkeit, zumindest kam es mir so rüber. Doch ein Vorteil war, ich sollte mit ihm zusammenarbeiten, so konnte ich seine Gegenwart genießen. Auch wenn es mir schwer fiel, denn Michael war voll mein Typ.
Was mich bei ihm am meisten faszinierte, waren seine Augen und sein Lächeln, denn das hatte ich noch nie gesehen.
Im Laufe der Wochen entwickelten wir uns zu einem guten Team, Michael und ich arbeiteten gut zusammen und ergänzten uns gegenseitig. Endlich gelang es mir dann auch, dass wir ab und zu mal die Pausen miteinander verbrachten.
Es fiel mir auf, Michael wurde von so mancher Frau aus der Agentur offen angebaggert. Wie gesagt, er war der Schwarm der ganzen Belegschaft, doch keine der Frauen hatte auch nur den Hauch einer Chance.
Obwohl ich gern mehr von Michael wollte, so rechnete ich mir kaum Chancen aus, denn bisher hatte er ja alle Avancen abgeschmettert und auch nichts durchblicken lassen das es bei mir anders laufen würde.
Doch es sollte anders kommen, vor allem, dass Michael und ich uns näher kommen sollten. Dazu bot sich recht bald die Gelegenheit.
Unsere Agentur bekam einen neuen Auftrag, eine ganz große Sache. Michael und ich sollten uns darum kümmern. Auch wenn wir uns darüber freuten diesen Auftrag zu erfüllen, so hieß das auch eine Menge Arbeit, verbunden mit vielen Überstunden.
Am letzten Freitag saßen wir in der Agentur und arbeiteten mit Hochdruck an dem Auftrag. Der Abend war schon gekommen, die anderen Kollegen hatten schon Feierabend gemacht und waren ins Wochenende gegangen. Nur Michael und ich saßen noch im Büro und widmeten uns der Arbeit. Es schien als ob es noch einige Zeit dauern sollte bis wir Feierabend machen sollten. Doch dann kam es anders.
Wir machten eine Pause, diese hatten wir auch nötig. Wir saßen gerade im Pausenraum, da geschah es, ein Stromausfall und wir saßen im Dunkeln. Ausgerechnet jetzt, dass war ärgerlich. Während ich fluchte und schimpfte wurde Michael immer stiller.
Es wunderte mich, dass ich auf einmal nichts mehr von Michael hörte. Im Dunkeln tastete ich mich zu einem Schrank hin um von dort eine Kerze zu holen. Es lagen dort noch welche, diese waren noch von der letzten Weihnachtsfeier übriggeblieben.
Als ich mit der Kerze endlich wieder für etwas Licht gesorgt hatte, da sah ich wie Michael dort zusammengekauert saß und zitterte. Besorgt ging ich auf ihn zu und fragte was mit ihm sei. Er brachte kein Wort heraus, das Zittern wurde immer schlimmer und auf einmal brach Michael in Tränen aus.
Vorsichtig nahm ich Michael in den Arm und versuchte ihn zu beruhigen. Langsam aber sicher gelang es mir. Und er begann dann zögerlich, auf ein erneutes und vorsichtiges Nachfragen, zu erzählen was mit ihm sei.
Er erzählte mir, dass er bis vor etwa zwei Jahren mit einem Mann zusammen war, der hatte geklammert und ihn eingeengt. Dann kam es in der früheren Beziehung zu einem Streit und sein Ex-Partner hatte ihn dann für mehrere Stunden in eine dunkle Abstellkammer gesperrt. Und nur durch einen Zufall und mit viel Glück hatte er entkommen können. Michael hatte sich dann sofort von seinem Ex getrennt und jeden Kontakt zu ihm abgebrochen. Seitdem ging er immer auf eine gewisse Distanz zu Menschen, vor allem zu Männern, was nach so einem Erlebnis ja auch kein Wunder war. Auch erklärte dieses Erlebnis warum er so auf plötzliche Dunkelheit reagierte.
Nach etwa einer Stunde war der Stromausfall vorbei. Die Lichter gingen wieder an. Wie sich herausstellte, hatte es im örtlichen Kraftwerk eine Störung gegeben, die die Ursache für den stadtweiten Stromausfall war.
Doch an Arbeit war nach diesem Vorfall nicht mehr zu denken. Zu sehr war Michael noch innerlich aufgewühlt. Auch an mir zehrte es, vor allem was er mir erzählte.
Wir beschlossen Feierabend zu machen. Doch Michael war immer noch in einem emotionalen Ausnahmezustand, da wollte ich ihn nicht allein lassen. Vorsichtig überredete ich ihn mit zu mir zu kommen. Erst war er reserviert, doch er merkte, dass ich es ehrlich mit ihm meinte.
Wir gingen dann zu mir. Als wir bei mir ankamen machte ich ihn erst einmal einen Tee zur Beruhigung. Während er diesen trank bereitete ich das Gästezimmer vor, wo er schlafen sollte. Mit einer guten Idee konnte ich ihn weiter beruhigen, ich gab ihn den einzigen Schlüssel zum Gästezimmer sowie einen Wohnungsschlüssel, so spürte er, dass ich ihn nicht einengen wollte.
Michael und ich saßen dann noch eine Weile bei einem Tee zusammen und unterhielten uns noch etwas. Schließlich gingen wir schlafen.
Ich war von je her ein Frühaufsteher. Am Samstag stand ich dann als erster in aller Ruhe auf. Nach dem Duschen setzte ich mir einen Kaffee auf. Aber ich ließ Michael seinen Freiraum damit er weiter zur Ruhe kam.
Gegen 10 Uhr stand Michael dann auch auf. Während er duschte bereitete ich uns ein Frühstück zu. Es war deutlich zu sehen, dass es ihm besser ging. Er bedankte sich bei mir, dass ich für ihn da war. Ich erwiderte, dass es für mich selbstverständlich war.
Wir verbrachten das Wochenende gemeinsam und blendeten dabei die Arbeit aus. Denn die Gesundheit war wichtiger. In dieser Zeit am Samstag und Sonntag kamen wir uns näher. Michael gestand mir, dass er sich auch zu mir hingezogen fühlte und dass ihn das Erlebte gehindert hatte sich mir zu offenbaren. Doch durch das, was wir am Freitagabend in der Firma erlebten, hatte er nun die Kraft gefunden sich zu öffnen und mit dem Erlebten abzuschließen. Umso schöner war es nun als er mich in den Arm nahm und wir uns das erste Mal küssten.
So hatte der Stromausfall doch etwas Gutes. Es ist ein Projekt entstanden, eines, welches nur Michael und mich betrifft. Wir stehen am Anfang und schauen was die Zukunft für uns bereithält. Was als berufliche Zusammenarbeit begann, ist nun zu einem privaten Glück geworden. Michael und ich lassen uns Zeit mit unserer Liebe. Kein Druck soll entstehen der uns zu etwas drängt. Das liegt uns sehr am Herzen, denn auch wenn wir miteinander schlafen soll es etwas Besonderes sein.
Wir werden auch weiterhin beruflich zusammen arbeiten. Und ich denke, die Kollegen werden sich für uns freuen, obwohl einige der weiblichen Kollegen etwas traurig sein werden, dass wieder ein Schwarm vergeben ist. Doch das wird sich sicherlich legen.
Anmerkung:
Diese Kurzgeschichte ist mein Beitrag zum Februar-KGW bei Bookrix.
Copyright: 01.02.2015
Autor Harald Grenz
Die Geschichte wurde durch Karin Kaiser beta-gelesen und korrigiert.
Das Coverbild stammt von pixabay.com
Tag der Veröffentlichung: 06.02.2015
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