Cover

Sehnsucht und die Suche nach Liebe

Vorwort

Was ist im Leben eines Menschen wichtig? Karriere, Ehrgeiz, Reichtum, Erfüllung von Erwartungen anderer oder doch was anderes? Es ist zwar nichts Verwerfliches daran einen gewissen Ehrgeiz zu haben oder auch an materielle Dinge zu denken, doch es sollte nicht das Wichtigste sein. Einen Beruf zu haben und auch finanzielle Sicherheit sind wichtig. Aber es gibt etwas im Leben was einen viel höheren Stellenwert haben sollte. Und das sind die Gesundheit und die Menschen mit denen man sich umgibt.

 

Der nachfolgende Roman erzählt die Geschichte eines jungen Mannes der, auch durch sein Elternhaus und dem Umfeld bedingt, einen krankhaften Ehrgeiz entwickelt und nur Augen für sein Karriereleben hatte. Er arbeitete schon fast besessen um voranzukommen. Dabei verlor er den Blick für das Wesentliche, er hatte nur wenige Freunde, keine Beziehung und keine Liebe im Leben. Erst durch ein einschneidendes Ereignis fand er die Kraft dazu umzudenken und um sein Leben zu ändern.

 

Die Dinge die wirklich wichtig sind kann man in drei Worten zusammenfassen. Sie heißen Glaube, Hoffnung und Liebe. Dadurch entsteht eine Triebfeder die das Leben in positive Bahnen lenkt.

 

Dieser Roman entstand aus einer Kurzgeschichte mit dem Titel: „Sehnsucht nach Liebe“.

 

Der Autor

 

Sehnsucht und die Suche nach der Liebe

Ein Leben nur für die Arbeit und ohne Liebe das war das meine. Schon in der Schule legte ich den Grundtein dafür, indem ich zielstrebig lernte. Auch von meinen Eltern kannte ich es nicht anders, als dass arbeitsam und strebsam zu sein sehr wichtig sei. Mein Vater erzählte immer wie stolz er darauf war, dass er sich vom einfachen Handwerker zum Werkmeister hochgearbeitet hatte und wie sehr er hoffe, dass ich es weiter bringe als er. Und meine Mutter engagierte sich neben ihrer Rolle als Hausfrau erfolgreich ehrenamtlich im sozialen Bereich. So zeichnete es sich ab, dass ich ein Leben für einen erfolgreichen Berufsweg lebte. Lange habe ich es so geführt. Für mich stand meine Karriere immer an erster Stelle, Gefühle hatten darin keinen Platz. Ich hatte nur wenige Freunde, diese waren ähnlich wie ich. Zeit für Liebe und Beziehung wollte ich nicht aufwenden. Gelegentlich hatte ich mal Sex mit einem Mann, aber nur um den Druck abzubauen und etwas Spaß zu haben. Das genügte mir vollkommen und mehr wollte ich nicht. Vor allem war es schnell und unverbindlich.

 

Doch dann sollte sich alles ändern, ein sehr einschneidendes Ereignis geschah und dadurch geriet mein bisheriges Leben aus den Fugen. Nichts war mehr so wie es bisher war. Das war dann auch gut so. Mein Leben veränderte sich zum Positiven. Die Sehnsucht endete, der Druck erfolgreich zu sein wich. Und durch dieses Ereignis lernte ich zwei Menschen kennen, beide sollten große Bedeutung bekommen, ein Mann wurde die Liebe meines Lebens und der andere mein bester Freund. Es war als ob ich wiedergeboren wurde. Es war ein langer Prozess bis dahin.

 

Es fing schon früh an, nachdem ich die Grundschule fertig hatte und auf das Gymnasium wechselte. Da wurde in mir der Ehrgeiz geweckt um Karriere zu machen. Ich lernte wie ein Besessener. Neben dem normalen Lernpensum belegte ich noch andere zusätzliche Fächer. Selbst in den Ferien machte ich kaum Pause, ich suchte mir Praktika um mir dort weiteres Wissen anzueignen. Oft mussten mich meine Eltern und Lehrer mit drastischen Worten ausbremsen, damit ich mir wenigstens ab und zu etwas Ruhe gönnte, widerwillig fügte ich mich. So kam es schon in der Schulzeit dazu das ich kaum Freunde hatte.

 

Nachdem ich 2005 endlich mein Abitur, mit der Traumnote 1,2, in der Tasche hatte, begann ich an einer renommierten Universität in meiner Heimatstadt mit dem Studium der Betriebswirtschaftslehre im Hauptfach und im Nebenfach Marketing.

 

Voller Elan und mit viel Ehrgeiz stürzte ich mich in die Arbeit. Es machte mir sehr viel Spaß. Selten ging ich mal mit Kommilitonen aus, für Freizeit und den dazugehörenden Aktivitäten hatte ich nicht viel übrig, meist fand man mich am Schreibtisch beim Lernen oder in der Bücherei bei der Suche nach weiteren Fachbüchern. Mir war klar, wenn ich einen guten Job haben wollte und auch die Karriereleiter hoch erklimmen wollte, dann musste ich einen guten Abschluss vorweisen. Unermüdlich und sehr zielstrebig lernte ich, Unterstützung erhielt ich durch meine Professoren. Oft saß ich bis in die Nacht hinein über dem Lehrstoff und büffelte. Durch viel Fleiß hatte ich nach fünf Jahren den Bachelor und den Master in der Tasche. Und ich gehörte zu den 10 besten Absolventen dieses Abschlussjahres.

 

Dank meiner Spitzenleistung beim Studium fand ich dann auch recht schnell einen guten Arbeitsplatz, mit vielen Aufstiegschancen. Ich hatte zum Ende des Studiums drei Bewerbungen geschrieben. Zu allen dreien bekam ich eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Eines davon verlief besonders gut, der Chef, ein älterer Herr von Anfang 60, war von meinen Zeugnissen und meiner Zielstrebigkeit sehr beeindruckt, auch wie ich mich präsentierte und er bot mir an mich einzustellen. Dieser Job bot mir die Chancen und Möglichkeiten wie ich sie mir vorstellte, auch das Anfangsgehalt war nicht von schlechten Eltern. So begann meine Karriere in einer großen, weltweit operierenden, Firma.

 

Zum nächsten Ersten fing ich an. Als ich meinen Arbeitsplatz betrat stürmten viele neue Eindrücke auf mich ein. Doch diese entsprachen den Vorstellungen die ich von einem guten Job hatte. Der Chef stellte mich den wichtigsten Kollegen und Abteilungsleitern vor und zeigte mir dann mein Büro von wo aus ich dann arbeitete.

 

Schnell hatte ich mich in die Firma und die Materie eingearbeitet. Viele Projekte mussten angegangen werden. Teilweise waren diese sehr umfangreich und zeitaufwändig. Oft saß ich im Büro und machte Überstunden um voran zu kommen. Wenn ich dann Feierabend hatte war ich froh wenn ich meine Ruhe hatte und die Füße hochlegen konnte. Dann wollte ich von nichts mehr hören und sehen.

 

Freunde hatte ich nur wenige, die konnte ich an einer Hand abzählen. Ab und zu ging ich mit ihnen was unternehmen oder traf mich mal mit ihnen. Meist trafen wir uns um etwas Trinken oder Essen zu gehen. Ab und zu besuchten wir mal ein Konzert oder ein Sportevent. Aber all das war eher selten. Wenn es viel war, so verabredeten wir uns alle 2 Monate.

 

Wenn ich mal allein losging, was auch nur sehr selten vorkam, dann nur um einen Kerl für ein paar Stunden aufzureißen. Erst studierte ich entsprechende Zeitungen und Magazine, diese bekam man an vielen Kiosken oder anderweitig, um einen passenden Callboy zu finden, doch das war mir auf Dauer zu aufwändig. Nach und nach ging ich dazu über mich am Bahnhof umzusehen. Da traf man viele Menschen, Reisende die ankamen oder abreisten, Lieferanten die die Geschäfte belieferten, Leute verschiedenen Alters die einfach nur herumlungerten, Alkoholiker die sich betranken. Auch hielten sich am Bahnhof viele Stricher auf mit denen man sich schnell einig war. Aber es waren auch andere Menschen an der Bahn. Und diese waren nicht immer unbedingt solche mit ehrenwerten Absichten. Doch in meinem Trott war mir das egal, mir ging es nur darum schnell jemanden zu finden mit dem ich mich für gewisse Zeit zu vergnügen.

 

Zweieinhalb Jahre war ich nun bei meiner Firma, durch meinen Ehrgeiz und mit viel Fleiß hatte ich mich hochgearbeitet. Ich war Abteilungsleiter im Marketing geworden. Das bedeutete für mich auch, dass ich mehr zu tun hatte. Neben den üblichen Tätigkeiten kamen Planung fürs Team, dann auch Geschäftsreisen und Präsentationen beim Kunden. Finanziell stand ich mittlerweile, dank eines hohen Einkommens, sehr gut da. Doch hatte es eine Schattenseite, ich war viel unterwegs, die dienstlichen Reisen führten mich kreuz und quer durch Deutschland, teilweise sogar ins Ausland. Und meine Freizeit wurde immer weniger.

 

Obwohl ich ein Leben führte so wie ich es wollte, merkte ich doch, dass mir was fehlte. Viele Kollegen erzählten sich untereinander was sie im Urlaub oder an den Wochenenden gemacht hatten, ob mit Freunden oder mit der Familie. Meine wenigen Freunde waren auch alle in festen Händen. Doch ich kam nicht aus meinen Trott raus. Und ich wusste auch nicht wie ich es ändern sollte. Und das frustrierte mich zunehmend. Mir fiel es zunehmend schwerer mich auf meine Arbeit zu konzentrieren.

 

Nach einigen Monaten harter Arbeit, nachdem ich viele Projekte beendet hatte, nahm ich mir mal für eine Woche Urlaub, einfach mal nicht an den Job denken und eine gewisse Auszeit zu haben. Mein Chef hatte ihn mir auch schnell gewährt da ich viel geleistet hatte und er sah das ich ihn nötig brauchte. Ich war ausgebrannt und leer und das sah er mir auch an.

 

Eigentlich wollte ich mal was mit meinen Freunden unternehmen, doch diese hatten leider keine Zeit, sie hatten entweder zu tun oder waren in den Urlaub gefahren. Und in der Wohnung fiel mir die Decke auf den Kopf. Ich spürte das ich ein einsamer Mann war. Allein saß ich nun da und fing an zu grübeln.

 

An einem Freitag ging ich wieder mal los, ich hielt es nicht mehr aus allein daheim nur herumzusitzen und nur den Fernseher oder die Wand anzustarren. Mir fiel die Decke auf den Kopf. Erst ein schnelles Date suchen und dann mal irgendwo hin in ein Lokal oder so, Hauptsache unter Menschen sein, das Gefühl der Einsamkeit verdrängen. Das war bis dahin der Weg die Dinge anzugehen. Doch es war der falsche Weg, das erkannte ich erst später.

 

Als ich am Bahnhof ankam, herrschte sehr reger Betrieb. Es ging zu wie in einem geschäftigen Ameisenhaufen. Viele Pendler kamen von der Arbeit zurück, dann kamen auch viele Wochenendgäste an die hier Station machten um die Stadt zu besuchen.

 

In der Menge fiel ich bei dem Gedränge nicht auf. Mit geschulten Blick schaute ich mich um ob jemand da war, mit dem ich mal verschwinden konnte. Mir fiel auch ein junger Mann auf, er war wohl in meinem Alter. Ihn hatte ich schon öfters hier gesehen, doch allem Anschein nach war er nicht schwul, oder er hatte kein Interesse an einem Date. Aber irgendwie hatte er etwas an sich was mich faszinierte. Obwohl er sich hier öfters aufhielt, so passte er so gar nicht in dieses Umfeld. Er war kein Stricher, kein Alkoholiker und auch nicht der Typ der eigentlich nur so in den Tag hineinlebt. Aber was es war, was ihn so von den anderen unterschied, das wusste ich nicht. Doch ich konnte sehen das er etwas melancholisches an sich hatte und das er nach etwas suchte.

 

Ich widmete mich dann wieder der Suche nach einem Date. Sehr lang brauchte ich nicht suchen und ich hatte jemanden gefunden. Über Blicke nahmen wir Kontakt auf. Der Typ war so um die 20 Jahre alt, er war nichts Besonderes, ein durchschnittlicher Kerl halt. Aber wir wurden uns sehr schnell einig und verschwanden in einem der naheliegenden Stundenhotels. Kaum dort angekommen bekam er den vereinbarten Preis von 50 Euro.

 

Der Sex den wir hatten war einfach nach Schema F, ohne viele Worte entledigten wir uns unserer Kleidung, dann ging es los mit etwas fummeln, dann blies ich ihm einen und er mir. Schließlich fickte ich ihn bis wir beide zum Höhepunkt kamen. Wir machten uns etwas frisch, zogen uns wieder an, verabschiedeten uns kurz voneinander und gingen jeder seines Weges. Das Date hatte grad mal 45 Minuten gedauert.

 

Auch wenn der Druck weg war, so hatte der Sex mir nichts gegeben, es war immer irgendwie gleich. Es reichte einfach nicht mehr. Mir kam es wie ein seelenloser Karnickelfick vor, bei dem bestenfalls die animalischen Instinkte befriedigt wurden. Das konnte es doch auf Dauer auch nicht sein. Nachdenklich und ziellos ging ich durch die Straßen. Unmerklich gingen die Stunden vorbei, es dämmerte und die Dunkelheit kam.

 

In meinem Kopf kreisten viele Fragen herum, wieso ist das so, hab ich was falsch gemacht, wie kann ich es ändern? Diese und viele andere Gedanken beschäftigten mich. Ansonsten war mein Kopf leer und dabei habe ich nicht bemerkt wie die Zeit verrann.

 

Langsam wollte ich wieder in Richtung Bahnhof um mit dem Taxi heim zu fahren. Auf dem Weg dorthin kam ich durch eine dunklere Straße. Plötzlich nahm ich ein Geräusch wahr, direkt hinter mir, doch ehe ich mich umsehen und reagieren konnte spürte ich einen Schlag auf meinen Kopf. Es fühlte sich an als ob er explodierte. Beim Sturz nahm ich noch den Schatten einer Person wahr, mehr nicht und danach wurde alles dunkel und ich verlor mein Bewusstsein.

 

Irgendwann wachte ich mit rasenden Kopfschmerzen auf, wie lang ich bewusstlos war wusste ich nicht. Mühsam versuchte ich mich aufzurichten, was mir aber nicht gelang, stöhnend sank ich zurück. Vorsichtig ging mein Blick umher und ich stellte fest, dass ich in der Notaufnahme eines Krankenhauses war. An der Wand hing eine Uhr und ich konnte sehen, dass es 22.30 Uhr war. So stellte ich fest das ich über eine Stunde ohne Bewusstsein war. Wie ich dort hinkam und wer mich gefunden hatte wusste ich nicht. Eine Ärztin merkte das ich wieder bei Bewusstsein war und sprach mich an:

 

„Guten Tag, wie fühlen Sie sich?“

 

„Ziemlich bescheiden. Was ist geschehen, wie kam ich hierher?“

 

„Sie wurden niedergeschlagen und wohl ausgeraubt. Ein junger Mann, so in ihrem Alter hat Sie gefunden und dafür gesorgt das Sie hierher kamen.“

 

„Wie? Ausgeraubt? Wie meinen Sie das?“

 

„Als Sie eingeliefert wurden hatten Sie kein Portemonnaie oder Papiere mehr, nur Ihr Schlüsselbund war noch da. Wir wissen noch nicht mal Ihren Namen.“

 

„Mein Name ist Richter, Arno Richter. Ich hatte nur eine kleine Geldbörse mit, außer einer Visitenkarte und etwas Geld war nichts drinnen. Was geschieht nun mit mir? Und in welchem Krankenhaus bin ich hier eigentlich?“

 

„Sie sind hier im städtischen Klinikum, Herr Richter. Wir nehmen Sie erstmal stationär auf, Sie haben eine schwere Gehirnerschütterung und einige Prellungen. Können wir jemanden verständigen der ihnen einige Dinge besorgt und auch ihre Krankenkassenkarte holt?“

 

„Dürfte ich morgen einen Freund anrufen? Dieser würde mir alles notwendige bringen inklusive der Karte.“

 

„Das ist kein Problem Herr Richter. Wir bringen Sie nun auf Station damit Sie zur Ruhe kommen. Dort bekommen Sie auch noch ein Mittel gegen die Schmerzen.“

 

„Vielen Dank Frau Doktor.“

 

Ein Pfleger aus der Notaufnahme betrat das Behandlungszimmer. Er bekam von der Ärztin meine Krankenakte und die Info wohin ich verlegt werden sollte, nach dem Gespräch brachte mich dann auf die Station. Auf dem Gang sah ich den jungen Mann stehen der mir schon öfters am Bahnhof hab sitzen sehen. Verwundert fragte ich den Pfleger was er hier mache.

 

„Das war der Mann der sie gefunden und den Rettungswagen verständigt hatte.“

 

„Sehr nett von ihm, können Sie ihn eben herrufen, ich wollte mich gern bei ihm bedanken.“

 

Doch ehe es dazu kam verließ er die Notaufnahme. Er schaute beim Gehen noch kurz zu mir und lächelte zum Abschied. Es hatte keinen Zweck ihm hinterher zu rufen.

 

Auf Station angekommen verabschiedete sich der Pfleger, er wurde wieder in der Notaufnahme gebraucht. Die Nachtschwester, eine sehr nette Frau so um die 40, kümmerte sich nun um alles Weitere, sie brachte mich in ein 2-Bett-Zimmer, zum Glück hatte ich es für mich allein. Sie stellte mich am Fensterplatz ab, so konnte ich, wenn es hell wurde, nach draußen schauen. Da ich nichts dabei hatte, außer der Kleidung am Leib, bekam ich ein Klinikhemd zur Nacht. Die Schwester war noch so nett und brachte mir eine Flasche mit Mineralwasser und ein Glas, dann gab sie mir noch, so wie von der Ärztin angeordnet, ein Schmerzmittel. Bevor sie das Zimmer verließ sagte sie noch, mitfühlend und mit angenehmer Stimme, das ich einfach klingeln solle falls ich etwas bräuchte.

 

Nun war ich allein im Zimmer und lag im Bett, nach und nach fing das Mittel an zu wirken und die Schmerzen ließen langsam nach. Ich fragte mich, wieso hat der Mann vom Bahnhof mich bis ins Krankenhaus begleitet und geht dann einfach so? Gut, wir sind uns ein paarmal am besagten Ort begegnet, aber außer einem kurzem „Hallo“ oder einem flüchtigen Lächeln keinen großen Kontakt gehabt. Wieder kreisten Gedanken und Fragen im Kopf umher. Durch das Medikament wurde ich langsam immer müder und irgendwann schlief ich ein.

 

Am nächsten Morgen, so gegen sieben Uhr, kamen die Schwestern ins Zimmer, der normale Tagesablauf auf der Station begann, sie halfen mir zu duschen, machten das Bett und überprüften Puls und Temperatur. Auf Nachfrage durfte ich kurz das Telefon im Schwesternzimmer benutzen und konnte so zwei wichtige Telefonate führen. Zum einen rief ich einen meiner Freunde an, er sagte zu vorbeizukommen und mir einige Sachen wie frische Kleidung, mein Portemonnaie und einiges anderes zu bringen. Dann rief ich noch in der Firma an, dort wurde auch am Samstag gearbeitet, um Bescheid zu sagen das ich im Krankenhaus lag, mein Chef war, wie nicht anders zu erwarten, nicht gerade darüber begeistert, doch er wünschte mir gute Besserung und hoffte das ich bald wieder fit wäre um arbeiten zu können.

 

Einige Zeit später gab es Frühstück. Ich hatte auch Hunger, denn ich hatte zuletzt am Vortag zu Mittag gegessen. Dadurch kam ich etwas zu Kräften. Kurz darauf betrat der Stationsarzt das Zimmer, um zu sehen wie es mir ging und noch einige Untersuchungen vorzunehmen. Er war soweit zufrieden, meinte aber, das ich noch so eine Woche zur Beobachtung bleiben müsse.

 

Gegen Mittag kam dann der Freund der mir die ganzen Sachen brachte, er blieb noch für eine halbe Stunde und wir unterhielten uns über das Unglück. Betroffen hörte er zu wie brutal ich niedergeschlagen wurde und das ich durch Glück gefunden und ins Krankenhaus gebracht wurde. Natürlich wünschte er mir gute Besserung. Auch richtete er mir Grüße von den anderen Freunden mit. In der restlichen Zeit seines Besuches sprachen wir noch über einige Dinge, das meiste war eigentlich belanglos. Schließlich verabschiedete er sich.

 

Kurz darauf kam noch die Polizei, ich wurde ja überfallen, da wurde sie routinemäßig eingeschaltet. Sie fragten mich ob ich jemanden erkannt hätte, was mir gestohlen wurde und wie es mir ginge. So gut es ging beantwortete ich die Fragen. Da ich Opfer eines Raubüberfalls wurde, war es üblich, dass von Amts wegen ermittelt wurde. Doch trotz intensiver Fahndung konnte der Täter nicht ermittelt werden und wurde später eingestellt.

 

Die Tage im Krankenhaus gingen langsam dahin. Besuch bekam ich, mal abgesehen von einer Stippvisite eines Kollegen, keinen. Dieser bedauerte was mir passiert war und brachte mir im Auftrag meines Chefs und der Firma einen Strauß Blumen mit einer Karte mit. Nach einiger Zeit ging er wieder und wünschte mir alles Gute. Die Blumen und die Karte die ich bekam waren nichts Besonderes, einfach 08/15. Das zeigte mir das ich doch, trotz des ganzen Engagement und der Erfolge nur ein Rädchen im Getriebe der Firma war.

 

Nach zwei Tagen durfte ich dann endlich aufstehen. So konnte ich wenigstens mal nach draußen in den Klinikpark. Etwas Bewegung und frische Luft taten mir gut. Immer wieder fragte ich mich wer der junge Mann vom Bahnhof war. Er ging mir nicht aus den Kopf. Auch machte ich mir Gedanken wie es nun weitergehen sollte. So wie bisher auf keinen Fall mehr.

 

Der Tag meiner Entlassung aus dem Krankenhaus war gekommen. Die Ärzte waren soweit zufrieden mit mir. Sie schrieben mich noch für einige Tage krank damit ich mich noch weiter erholen konnte. Auch gaben sie mir einen Bericht mit für meinen Hausarzt, falls noch was sein sollte, konnte ich mich dann bei ihm melden. Ich packte meine Sachen und fuhr heim. Ich kehrte zurück in meine leere Wohnung wo niemand auf mich wartete. Als ich eintrat und mich dort umsah, da sah ich wie einsam mein Leben doch war und brach in Tränen aus. Ich stand vor einem Trümmerhaufen.

 

Die Tage in der Klinik hatten mir genug Gelegenheit gegeben mein Leben zu überdenken. Ich musste und wollte nun auch etwas ändern. Mir wurde klar das ich mich nach etwas sehnte. Und das konnte mir mein Job nicht geben. Gut, Karriere und Geld sind nicht schlecht, aber ohne Liebe und Freunde konnte man auch nicht sein. Und genau danach sehnte ich mich. Während der Zeit in der Klinik hatte ich oft die Gelegenheit zu sehen wie andere Patienten Besuch von Partnern, Partnerinnen, Familie und Freunde bekamen und wie glücklich sie dabei wirkten und wieviel Kraft sie daraus zogen um wieder gesund zu werden. Während ich dort lag war ja nur kurz der Freund und ein Kollege zu Besuch; aber beide blieben nur kurz. Ansonsten konnte ich mich nur mal kurz mit dem Pflegepersonal und den Ärzten unterhalten. Doch diese hatten ja genug anderes zu tun als nur mit mir zu reden. Auch wollte ich mich beruflich verändern, denn bei meiner jetzigen Firma würde ein Neuanfang nicht gelingen, wäre ich wieder dort, so würde ich sofort in den alten Trott geraten. Und das wollte ich auf keinen Fall mehr, das wäre mein Untergang gewesen.

 

Ich hörte mich in der Branche um, studierte Fachblätter und bekam mit das eine kleine mittelständische Firma vor Ort jemanden für die Werbung suchte. Nach dem was ich gehört hatte, sollte dort ein gutes und angenehmes Betriebsklima herrschen, ja fast schon familiär. Das klang interessant und schien das Richtige für mich zu sein, so bewarb ich mich umgehend dort. Einige Tage später bekam ich eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Der Chef dieser Firma, Herr Brahms, ein sehr netter und aufgeschlossener Mann von Anfang 50, war zwar erstaunt das ich mich mit all meinen Qualifikationen und trotz meines guten Jobs bei ihm beworben hatte. Wir führten ein längeres und sehr intensives Gespräch. Dabei konnte ich ihn meine Motivation für diesen Schritt darlegen, er hörte genau zu und schließlich lächelte er. Herr Brahms war überzeugt und stellte mich ein. Mit einem Handschlag besiegelten wir es. Den neuen Arbeitsvertrag erhielt ich dann einige Tage später. Ein Exemplar schickte ich dann unterschrieben zurück.

 

Mit der Zusage und dem Vertrag für den neuen Job in der Tasche kündigte ich meinen alten Job. Meine Kündigung überreichte ich meinen alten Chef persönlich. Er bat mich zu sich ins Büro um ihm darzulegen wieso ich ausscheiden wollte. Der alte Herr hörte geduldig zu als ich die Gründe darlegte. Er respektierte meine Entscheidung und bedauerte mein Ausscheiden, denn ich war ja einer der engagiertesten Mitarbeiter hier vor Ort. Als wir uns verabschiedeten wünschte er mir noch alles Gute für die Zukunft. Da ich noch einige Urlaubstage hatte, nahm ich sie mir und so brauchte ich nicht noch einmal in meine alte Firma zurück. Ich räumte mein Büro, verabschiedete mich noch von den alten Kollegen und verließ dann meinen ehemaligen Arbeitsplatz für immer. Zielstrebig ging ich ohne noch einmal zurückzublicken.

 

Mit dem Wechsel des Arbeitsplatzes war nun der erste Schritt zu meiner Veränderung getan. Bis zum Beginn in der neuen Firma hatte ich noch einige Tage Zeit. Ich wollte mich nun noch auf die Suche machen um den jungen Mann vom Bahnhof zu finden der mir so selbstlos geholfen hatte. Mehrfach ging ich dort hin um ihn ausfindig zu machen. Ich wollte mich für seine Hilfe bei ihm bedanken. Und er spukte mir im Kopf herum. Es war mir aufgefallen das er eigentlich ein sehr sympathischer Mann war. Doch ich traf ihn dort nicht an obwohl ich mehrfach dort war und auch zu verschiedenen Zeiten. Ich hörte mich um, sprach einige an, doch keiner von denen, die sich dort regelmäßig aufhielten, wusste etwas, man hatte ihn seit einigen Tagen nicht mehr gesehen. Das stimmte mich etwas traurig.

 

Schließlich war der Tag da und ich trat meinen neuen Job an. Mit etwas wackeligen Knien, aber doch neugierig auf das was mich erwartete, betrat ich die Firma, gespannt was mich erwartete. Herr Brahms begrüßte mich und stellte mich dann den Kollegen mit einigen netten Worten vor. Man begrüßte mich freundlich. Es war eine neue Erfahrung, hier herrschte wirklich ein gutes und familiäres Klima. Schnell hatte ich mich eingearbeitet und mich auch mit einigen Mitarbeitern, vor allem mit René, angefreundet. Teamwork wurde hier groß geschrieben. Hier ging es nicht darum die große Karriere zu machen sondern das man gemeinsam etwas erreichte. Genau das war das Geheimnis der Firma warum es so gut lief. Gerade die familiäre und freundschaftliche Art ließ die gemeinsame Arbeit gelingen und es gab kein Konkurrenzdenken gab. Durch meinen alten Job und meine Tätigkeit hier konnte ich es ja gut miteinander vergleichen.

 

Oft ging es nach der Arbeit noch mal zusammen in ein Lokal, welches gegenüber von uns lag, um gemeinsam essen zu gehen oder einen Kaffee zu trinken. Einfach mal auch gesellig beisammen sein. Erst jetzt merkte ich wie schön es doch ist wenn man auch was anderes als nur den Job und die Karriere im Kopf hatte. Vor allem die Freundschaft mit René tat mir gut. Ihm konnte ich vieles anvertrauen und er half mir ins Leben zu finden. Er war ganz anders als die anderen Freunde von mir, René nahm sich Zeit, er hörte zu. Im Laufe der Zeit lernte ich ihn besser kennen und er erzählte mir auch einiges von sich. Auch er hatte in seinem Leben einiges erlebt, was auch nicht immer positiv war. Dadurch konnte er sich auch so gut in mich hineinversetzen.

 

Nur den Mann vom Bahnhof vermisste ich noch. Das bedrückte mich, denn hätte er mich nicht gefunden, wer weiß was dann aus mir geworden wäre. Ich wollte mich so gern bei ihm bedanken und auch, sofern die Chance bestand, näher kennenlernen. Bisher war meine Suche nach ihm leider vergeblich. Das bedrückte mich noch. Aber auch hier fand ich Trost bei René, er meinte, dass ich ihn noch finden würde, ich sollte mich nur nicht selbst unter Druck setzen.

 

Doch wie es der Zufall es dann so wollte und es zeigte das René Recht hatte, sah ich ihn eines Tages plötzlich wieder, zu einem Zeitpunkt und an einem Ort, wo ich am wenigsten mit gerechnet hatte. An einem Samstag hatte ich mich mit meinem Freund und Kollegen René zum Essen verabredet. Es war ein relativ neues Restaurant in der City, das gab es erst seit einem Jahr. Dieses hatte sich sehr schnell etabliert und wurde zu einem sehr beliebten Treffpunkt. Gerade an den Abenden und an vielen Wochenenden war es gut besucht. Ich trat mit René ein und wir hielten Ausschau nach einem Platz. Schnell fanden wir einen gemütlichen Tisch und wir setzten uns.

 

„Wie gefällt es Dir hier Arno?“

 

„Sehr gut, hätte ich nicht erwartet, ist richtig gemütlich hier.“

 

„Ja, ist ein klasse Restaurant und man kann hier gut essen.“

 

„Glaub ich, mal sehen was sie hier alles so haben.“

 

René und unterhielten uns so über das neue Restaurant und wie gut es bei den Leuten ankam. Ich bemerkte nicht das sich der Kellner näherte. Erst als er bei uns am Tisch war und uns begrüßte nahm ich ihn wahr. Völlig überrascht stellte ich fest das es der junge Mann vom Bahnhof war. Etwas verwirrt nahm ich die Speisekarte entgegen die er René und mir brachte und wir sagten erst einmal was wir trinken wollten, wir bestellten beide einen Cappuccino. Auch er hatte mich erkannt und war etwas überrascht. Ich wurde still und tausend Gedanken begannen wieder in meinem Kopf herumzuschwirren. Das fiel auch René auf, er sah mich an und meinte:

 

„Was ist los Arno? Du bist auf einmal so unruhig.“

 

„Ist wegen dem Kellner, ich kenne ihn, er hat mich nach dem Überfall gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Und ich hatte noch keine Chance gehabt ihm zu danken.“

 

„Das ist ja ein Zufall. Er heißt übrigens Sebastian. Er arbeitet erst seit einigen Wochen hier.“

 

„Stimmt, das ist wirklich ein Zufall. Jetzt kann ich ihm endlich dafür danken. Sag mal René, was weißt Du eigentlich so über Sebastian?“

 

„Also, er ist 27 Jahre alt und stammt aus einer wohlhabenden Familie. Doch er konnte nicht mehr mit seinen Eltern, diese waren sehr konservativ eingestellt, einmal wollten sie ihn unbedingt in ein Leben drängen was er nicht führen wollte und konnte. Und zum anderen taten sie sich schwer damit das er schwul ist. Sie hätten es gern gesehen das er eine Frau geheiratet hätte und Kinder bekam.“

 

„Hm, das erklärt einiges. Ich hab ihn oft am Bahnhof sitzen sehen, aber er passte irgendwie nicht dorthin. Es scheint das er jetzt ein Leben hat was ihm gefällt.“

 

„Ja, Kellner ist sein Traumjob. Und er hat auch eine kleine eigene Wohnung und lebt jetzt zufrieden und blüht auf.“

 

Sebastian kam und brachte die Getränke. Er fragte ob wir uns schon was zum Essen ausgesucht hätten. Wir bejahten es und er nahm die Bestellung auf, René wählte Lasagne und ich Spaghetti Carbonara.

 

Tausend Gedanken schossen mir wieder durch den Kopf. Allein wie Sebastian mich angesehen hatte. Er hatte etwas in seinem Blick was in mir ein gewisses Bauchkribbeln und eine Unruhe erzeugte. Ich bemerkte noch nicht mal das René mit mir anstoßen wollte.

 

„Arno, was ist los? Du bist grad total durch den Wind.“

 

„Wie, was, hast Du was gesagt?“

 

„Ja, ich hab gefragt was mit Dir los ist. Ich wollte mit Dir anstoßen, aber Du bist total weggetreten.“

 

„Entschuldige bitte René, aber das ich Sebastian hier wiederfinde hat mich etwas verwirrt. Hast Du bemerkt wie er mich angesehen hat?“

 

„Ja, hab ich Arno. Ich weiß aber nicht ob er mehr möchte. Er war mal in jemanden verliebt gewesen, doch das ging nicht in Erfüllung. Sebastian sah den Mann in den er sich verliebt hatte oft am Bahnhof, doch er merkte das dieser ein sehr oberflächlicher Typ war der sich lieber mit Strichern, die sich dort aufhielten, abgab.“

 

„Wann war das denn René?

 

„Vor einigen Wochen, so um die Zeit wo Du überfallen wurdest.“

 

Ich wurde kreidebleich und fing an zu zittern als René das sagte. Mir wurde klar das Sebastian in mich verliebt war, alles passte. Ich war blind, dass ich das nicht erkannte, obwohl es damals Anzeichen gab. Gefangen in meinem damaligen selbst gewählten Gefängnis und Trott nahm ich es einfach nicht wahr. Ich war ein Trottel. Mühsam unterdrückte ich meine aufkommenden Tränen und ein Schluchzen.

 

„Du René, ich glaube ich bin ein Idiot, ein riesiger Idiot.“

 

„Wie kommst Du denn auf einmal darauf Arno?“

 

„Naja, ob Du es nun glaubst oder nicht, der oberflächliche Typ in den Sebastian verliebt war, bin ich.“

 

„Echt jetzt? Das hätte ich nun nicht gedacht. Wie kommst Du darauf?“

 

Ich erzählte René wie ich vorher war und wie mich der Überfall verändert hatte mit allen Details. Und er hörte sehr aufmerksam zu ohne mich zu unterbrechen. Danach sagte René mir, ohne mir Vorwürfe zu machen, wie bedauerlich die Geschichte ist. Aber er stellte auch klar das ich mich mit Sebastian aussprechen musste. Vielleicht könnte man dann noch etwas machen.

 

Das Gespräch kam ins Stocken, Sebastian brachte das Essen. Wir dankten ihm und er musste weiter, momentan war viel los im Restaurant. René und ich nahmen die Mahlzeit ohne viele Worte ein. Genießen konnte ich das Essen nicht, lustlos stocherte ich darin herum und zwang es in mich hinein, irgendwie war mir der Appetit vergangen.

 

Langsam wurde das Restaurant leerer und es wurde ruhiger. Wir wollten zahlen und gaben Sebastian ein Zeichen. Als er mit der Rechnung kam suchte ich das Gespräch mit ihm.

 

„Hallo Sebastian, danke dass Du mir neulich so geholfen hast.“

 

„Nichts zu danken Arno, das war doch selbstverständlich.“

 

„Du, so selbstverständlich ist es doch nicht.“

 

„Für mich schon. Wollt ihr zusammen zahlen oder getrennt?“

 

Leider konnte ich das Gespräch nicht fortsetzen, er musste ja noch arbeiten, er war neben einen Kollegen der einzige Kellner der momentan Dienst hatte. Wir zahlten und wollten gehen, da meinte Sebastian auf einmal und ganz unvermittelt:

 

„Arno, morgen hab ich nur bis Mittag Dienst, wenn Du willst können wir dann mal reden.“

 

„Echt jetzt? Wo wollen wir uns denn treffen?

 

„Klar, lass uns morgen quatschen. Hol mich um 13 Uhr hier vor dem Restaurant ab.“

 

„OK, dann bis morgen. Danke, danke für alles.“

 

René und ich verabschiedeten uns von Sebastian und verließen das Restaurant. Ich war voller Unruhe wegen morgen. Was mich da wohl erwartete und ob es eine Chance gab das Sebastian und ich eventuell ein Paar würden. René merkte es und meinte:

 

„Komm Arno, nun mach Dich mal nicht verrückt. Lass das Treffen mit Sebastian morgen in aller Ruhe auf Dich zukommen.“

 

„Leichter gesagt als getan René.“

 

„Du, ich glaub das eine gute Chance besteht. Ich kenne ihn schon etwas, wenn er nicht gemerkt hätte das Du dich verändert hättest, dann würde er sich nicht mit Dir verabreden.“

 

„Meinst Du wirklich? Ich hoffe es. Denn ich glaube ich bin dabei mich in Sebastian zu verlieben.“

 

„Glaub mir Arno, geh ruhig an die Verabredung ran und sei offen zu ihm und vor allem ehrlich. Ich denke dann wird das was mit euch beiden.“

 

„Hoffentlich René, ich wünsche es mir so sehr, mehr als alles andere.“

 

Wir verabschiedeten uns und ich ging heim. Ich dachte nur an Sebastian und an die morgige Verabredung mit ihm, so in mich gekehrt kam ich in meine Wohnung. Meine Gedanken kreisten um ihn und er weckte Gefühle in mir. Noch nie hatte ich so stark für jemanden empfunden. Es wurde mir nun klar, wie sehr ich mich nach Liebe sehnte. Doch hatte ich auch Angst, was wäre, wenn er mir nicht verzeihen würde oder wenn er dann nichts weiter mit mir zu tun haben wollte?

 

Ich duschte schnell, zog mir etwas Bequemes an und ging mit einem Glas Wein ins Wohnzimmer. Mit etwas fernsehen wollte ich mir die Zeit vertreiben damit ich abschalten konnte. Planlos zappte ich die Programme durch, doch es lief fast nichts was mich interessierte, ich sah mir dann erst die Nachrichten und dann eine Dokumentation über moderne Kunst an.

 

Irgendwann ging ins Bett, im Fernseher lief nichts Vernünftiges mehr. Es wurde eine unruhige Nacht und ich wälzte mich von eine Seite auf die andere, der Schlaf wollte nicht so recht kommen. Am Morgen wachte ich total gerädert auf. Nun brauchte ich eine heiße Dusche und einen starken Kaffee um fit zu werden, denn ich wollte nun nicht total verschlafen zur Verabredung mit Sebastian kommen.

 

Langsam wurde ich richtig wach. Neben dem Kaffee gönnte ich mir ein kleines Frühstück, etwas Müsli mit Milch und ein Stück Obst, viel Hunger hatte ich nicht. Hm, was ziehe ich bloß an, dachte ich, es sollte dem Anlass angemessen sein, nicht zu aufdringlich aber auch nicht zu langweilig. Ich schaute mir alles an und probierte einiges aus bis ich halbwegs zufrieden war. Ich entschied mich für eine Jeans, dazu ein weißes Hemd und eine schlichte Jacke.

 

Schließlich machte ich mich auf den Weg zur Verabredung, ich wollte ja nicht zu spät am Treffpunkt erscheinen. Bereits um 12.45 Uhr stand ich vor dem Restaurant. Sebastian sah mich und deutete an das er gleich da wäre. Ich lächelte und nickte ihm zu das ich ihn verstanden hätte.

 

Lange musste ich nicht warten. Obwohl ich nur fünf Minuten auf ihn warten musste, so kam mir das wie eine halbe Ewigkeit vor. Lächelnd kam er aus dem Restaurant heraus und begrüßte mich:

 

„Hallo Arno, schön das Du da bist.“

 

„Grüß Dich Sebastian, ich freu mich Dich zu sehen.“

 

„Sag doch Basti zu mir.“

 

„Gern, wenn Du möchtest Basti.“

 

„Wollen wir uns irgendwo hinsetzen und einen Kaffee trinken?“

 

„Gern, ich kenne ein nettes Café, nicht weit von hier.“

 

„Komm, dann lass uns dort hingehen.“

 

Gemächlich machten wir uns auf den Weg. Mir fiel auf welch angenehme Erscheinung Basti doch war. Er hatte meine Größe, also, knapp 1.80m groß, er hatte dunkelblondes und mittellanges Haar, tiefgründige, braune Augen und einen sehr schönen Mund. Seine ganze Art hatte etwas ganz besonderes. Das war mir vorher nie so bewusst aufgefallen.

 

Das Café lag zentral in der Stadt und hatte einen gewissen, sehr ansprechenden, Charme. Wir traten ein und fanden einen schönen Platz am Fenster. Kurz darauf kam eine Bedienung und nahm unsere Bestellung auf.

 

„Schön das es mit dem Treffen geklappt hat Arno.“

 

„Ja stimmt. Und ich wollte mich nun gern ordentlich bedanken dafür das Du mir damals so geholfen hattest.“

 

„So etwas sollte doch eigentlich normal sein, oder?“

 

„Eigentlich schon, aber es ist doch selten geworden.“

 

Wir begannen eine Unterhaltung die immer tiefer ging. Es war zu spüren das Basti nach einem warum fragte wegen meines früheren Verhalten, auch seine Augen stellten die Fragen. Offen und ohne Umschweife versuchte ich ihm alles zu erzählen, ohne etwas zu beschönigen oder zu entschuldigen und wie unsinnig ich mich damals verhielt. Verwundert stellte ich fest das er lächelte. Nun erzählte er seine Sicht wie er es erlebte und das er mich von Anfang an sympathisch fand. Aber auch das mein damaliges Verhalten ihn enttäuschte und traurig machte.

 

„Arno, Du bist mir immer noch sehr sympathisch und würde Dich gern besser kennenlernen.“

 

„Nach alledem Basti? Das haut mich um. Doch mir geht’s genauso, ich möchte Dich auch besser kennenlernen.“

 

„Dann lass es uns wagen Arno, ein interessanter Weg liegt vor uns.“

 

„Gerne, das freut mich. Und ich bin gespannt.“

 

Wir kamen uns langsam näher, doch ohne etwas zu überstürzen. Nach dem Kaffee machten wir noch einen Spaziergang durch die Stadt. Basti und ich unterhielten uns über so vieles. Er vertraute mir auch an wie es bei ihm war mit seinen Eltern und warum er damals so oft am Bahnhof war. Einiges was Basti mir erzählte hatte René ja schon angedeutet als wir gemeinsam essen waren. Seine offene Art imponierte mir.

 

Die Zeit mit ihm verging wie im Flug, wir unterhielten uns über viele Dinge und lernten uns dabei kennen. Gegen Abend verabschiedeten wir uns. Basti schlug vor das wir uns bald wieder verabredeten und ich nahm diesen Vorschlag sehr gern an. Zum Abschied nahm Basti mich in den Arm und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Wange.

 

Mit einem guten Gefühl ging ich heim, nie hätte ich gedacht das es so gut lief. An nur einem Nachmittag sind wir uns so vertraut geworden und dies ließ mich positiv nach vorn schauen. Den Rest des Wochenendes hatte ich eine richtige Hochstimmung, etwas, was ich lange nicht mehr hatte. Das war eine neue Erfahrung und ich empfand sie als sehr angenehm und schön.

 

Als ich am Montag in die Firma kam fragte René mich wie das Treffen mit Sebastian war. Er fragte mich, obwohl er schon an meiner Stimmung und an den Augen sehen konnte das es gut lief. Ich erzählte ihm was wir alles machten und wie schnell die gemeinsame Zeit verging. Er meinte, das er es doch gesagt hatte.

 

In der nächsten Zeit verabredeten Basti und ich uns immer häufiger, ja fast täglich und unternahmen viel zusammen, wir gingen ins Kino, schwimmen, tanzen und noch vieles mehr. Es waren schöne Treffen bei denen wir uns immer besser kennenlernten. Bei einem der Verabredungen kam er auf einmal mit einem Vorschlag an der mich sehr überraschte.

 

„Wie würdest Du es finden wenn wir das kommende Wochenende mal gemeinsam wegfahren würden, Arno?

 

„Keine schlechte Idee Basti. Hast Du da an was Bestimmtes gedacht?“

 

„Ja, ich hab gedacht wir besuchen ein Weinfest an der Mosel, um diese Zeit ist es dort besonders schön.“

 

„Lass uns das machen, das ist echt genial. Hast Du an einen gewissen Ort gedacht?“

 

„Ich dachte an Trier, das ist eine wundervolle Stadt.“

 

„Stimmt Trier ist wirklich schön, dann lass uns hinfahren.“

 

Wir machten es fest und buchten uns übers Reisebüro ein Zimmer in einem Trierer Hotel in zentraler Lage, am Freitag, nach Feierabend wollten wir los. Basti und ich waren in einer richtigen Hochstimmung, ehe wir uns versahen lagen wir uns voller Vorfreude in den Armen. Es lag auf einmal etwas in der Luft und wir sahen uns an. Ganz dicht standen wir aneinander, ganz tief sahen wir uns in die Augen und dann geschah es. Basti und ich küssten uns, nein, nicht nur einfach auf die Wange, unsere Münder suchten und fanden sich, sie verschmolzen richtig. Unsere Zungen trafen sich und spielten wie wild miteinander. Eine angenehme Wärme begann mich zu durchströmen die ich bisher noch nie gespürt hatte, sie durchdrang mich komplett. Wie lang wir uns küssten wusste ich nicht und es war mir auch egal, dieser Kuss war der Hammer. Als wir uns wieder ansahen bemerkte ich das Basti es als genauso schön empfand.

 

„Basti, ich liebe Dich.“

 

„Ich Dich auch Arno, ich liebe Dich schon so lange.“

 

Mehr Worte brauchten wir nicht, wieder küssten wir uns. Ganz eng umschlungen lagen wir uns in den Armen. Jede Faser meines Körpers hatte sich nach Liebe gesehnt und Basti erging es ebenso. Wir kamen uns vor wie in einer anderen Welt.

 

Wir waren ja noch in der Stadt als wir uns in den Armen lagen und küssten, einige Leute beobachteten uns, manche schüttelten sogar mit dem Kopf, doch das war uns egal.

 

Wir gingen zu mir und verbrachten diesem Abend bei mir. Wir saßen gemütlich zusammen und entdeckten unsere Liebe, wir genossen die Gefühle. Bei einem Glas Wein und sanfter Musik kuschelten wir eng aneinander auf dem Sofa. Immer wieder blickten wir uns an und küssten uns.

 

Er verbrachte die Nacht bei mir. Doch er schlief im Bett während ich die Nacht auf dem Sofa verbrachte. Basti und ich ließen uns Zeit, wir wollten nichts überstürzen. Wir standen am Anfang unserer gemeinsamen Liebe. Die Sehnsucht die ich verspürte verblasste, so wie die Leere in mir.

 

Endlich war Freitag, der Ausflug nach Trier stand bevor. Wir hatten beide mittags Feierabend was uns sehr gelegen kam. Basti und ich fuhren mit dem Auto los. Wir wollten rechtzeitig ankommen das wir noch was vom Abend dort hatten. Gegen 17 Uhr kamen wir dann endlich an. Das Hotel lag in der Innenstadt in der Nähe der Porta Nigra, einem der Wahrzeichen von Trier.

 

Wir checkten ein und bezogen ein sehr komfortables Doppelzimmer, es war sehr geschmackvoll eingerichtet. Auch machten wir uns mit dem Rest des Hotels vertraut. Danach machten wir uns auf den Weg um die Stadt zu erkunden. Arm in Arm gingen wir durch die Straßen. Trier war einfach genial, in ihr lebte die Geschichte. Eine alte Stadt die voller Leben steckte. Immer wieder blieben wir stehen um uns alles anzusehen und die Eindrücke auf uns wirken zu lassen. Langsam dämmerte es schon und die Abendsonne warf ein wundervolles Licht auf die Stadt. Wir kamen am Dom vorbei, ein sehr beeindruckender Bau, mit einer ehrwürdigen Ausstrahlung. Bei unserem Stadtbummel entdeckten Basti und ich dann ein sehr uriges Weinlokal, es sprach uns an und so traten wir ein.

 

Das tolle Ambiente verschlug uns fast den Atem. Freundlich und mit einem Lächeln begrüßte uns der Leiter dieses Lokals. Er führte uns an einen schönen Platz und präsentierte eine Auswahl bester Weine, dazu gab es Käse. Dabei kamen Basti und ich mit dem Leiter ins Gespräch und so unterhielten wir uns über alles Mögliche, über die Stadt, über Weinanbau und vieles mehr. Wir genossen die Atmosphäre und die köstlichen Rebensäfte. Eine gemütliche Stimmung kam auf, die sehr anregend wirkte.

 

Nach einem schönen und sehr gelungenen Abend kehrten Basti und ich Arm in Arm ins Hotel zurück. Wir kamen heiter und beschwingt an. Wir bestellten uns eine Flasche Wein und gingen aufs Zimmer. Dort angekommen machten wir das Radio an und machten es uns auf dem Sofa gemütlich. Bei einem guten Tropfen ließen wir den Tag Revue passieren.

 

„War das nicht ein schöner erster Tag, Basti?“

 

„Ja, die Fahrt durch die Landschaft, die Stadt und auch das Hotel, geile Eindrücke.“

 

„Das Lokal hatte auch echt was. Welcher Wein hat dir am besten geschmeckt?“

 

„Der Spätburgunder. Und der Inhaber war ja auch ein drolliger Mann.“

 

„Stimmt, war echt lustig mit ihm. Wollen wir morgen noch mal hin und uns einige Flaschen kaufen und mitnehmen?“

 

„Gute Idee, wir können ja mehrere verschiedene einkaufen.“

 

Die Eindrücke und der Wein verfehlten ihre Wirkung nicht. Basti und ich kamen sind uns in der letzten Zeit immer näher. Wir spürten das der Zeitpunkt gekommen war wo wir für mehr bereit waren. Wir sahen uns tief in die Augen, nahmen uns in den Arm und lächelten. Es entstand ein Zauber der uns erfasste. Unsere Herzen pochten im Gleichklang als ob sie eins wären.

 

Langsam und bedächtig gingen wir in Richtung Bett. Unter Küssen begannen wir uns Stück für Stück auszuziehen, beginnend mit den Hemden über die Hosen, immer Kleidungstücke wurden abgelegt. Wir standen nackt voreinander und umarmten uns, unsere Küsse wurden immer heftiger und wir hielten uns. Unsere Schwänze wurden hart und pressten sich aneinander. Sanft glitten wir aufs Bett und begannen mit Mund und Händen den Körper des jeweils anderen zu entdecken. Es war erregend Basti zu fühlen, riechen und zu schmecken. Zärtlich und doch auch leidenschaftlich erforschten wir uns. Unsere Körper erhitzten sich immer mehr. Langsam drehte er sich auf den Rücken, legte sich ein Kissen unter den Po und spreizte die Beine. Mit einem Lächeln zog er mich zu sich hin. Vorsichtig drang ich in ihn ein. Dabei erschauerte ich, so intensiv hatte ich es noch nie gespürt. Ihm ging es genauso. Wir lächelten, sanft und zärtlich fickte ich ihn, wir sahen in unseren Augen, dass es etwas Wundervolles war und ein leises Stöhnen entfleuchte uns. Basti und ich entschwanden bei der Vereinigung in eine andere Welt. Eng umschlungen genossen wir es, hin bis zu einem unvergleichlichen gemeinsamen Höhepunkt. Glücklich und ermattet lagen wir Arm in Arm nebeneinander und ließen das Geschehene auf uns wirken. Mit einem zufriedenen Lächeln schliefen wir ein.

 

Als Basti und ich am Morgen erwachten wussten Basti und ich das wir zusammen gehörten. Wir lagen einfach so nebeneinander, hielten uns an den Händen und sahen uns lächelnd mit leuchtenden und strahlenden Augen an. Basti zog mich zu sich und küsste mich zärtlich. Ich spürte das er mich liebte und ich liebte ihn auch. Etwas Wunderbares hatte uns erfasst und verbunden.

 

Beschwingt von dieser Erkenntnis duschten wir und gingen frühstücken. Ein schöner Start in diesen Tag. Nach dem Frühstück machten wir uns wieder auf den Weg um Trier, nun bei Tag, zu erkunden. Es gab viel zu entdecken, alte und historische Gebäude, viele Geschäfte wo man shoppen konnte und eine Menge Lokale und Restaurants wo man einkehren und sich stärken konnte. Der Tag verging wie im Fluge.

 

Dem Abend verbrachten Basti und ich im Hotel, es wurde ein „römischer Abend“ veranstaltet, es wurden Speisen und Getränke serviert wie es sie damals zur Römerzeit gab, denn Trier wurde von den Römern gegründet. Wir genossen diesen Abend mit den Speisen und hatten auch nette Unterhaltungen mit den anderen Gästen. Sehr lange verbrachten wir die Zeit in einer geselligen Runde.

 

Als wir uns aus dem Kreis verabschiedeten und auf unser Zimmer gingen waren wir noch richtig erheitert über den zurückliegenden Tag. Wir machten uns etwas frisch und legten uns aufs Bett. Wir lagen nebeneinander und unterhielten uns. Basti und ich hielten uns dabei fest, eng aneinander gekuschelt. Irgendwann sind wir darüber eingeschlafen.

 

Der Sonntag war angebrochen, leider neigte sich unsere Zeit hier dem Ende zu, doch es war auch ein Beginn. Wir genossen noch einmal ein herrliches Frühstück. Gegen Mittag checkten wir dann aus.

 

Dieses Wochenende mit unserer ersten gemeinsamen und wundervollen Nacht war der Beginn der Liebe nach der wir uns beide gesehnt hatten. Die Zeit in Trier war erfüllt mit schönen Erlebnissen die uns aneinander banden.

 

Wir kehrten zurück in den Alltag, mit Vorfreude auf das was uns weiter erwarten würde. Beschwingt ging ich wieder an die Arbeit. Als ich ins Büro kam merkte René gleich was los war.

 

„Hallo Arno, das Wochenende mit Basti hat sich wohl gelohnt?“

 

„Grüß Dich René, ja, es war unvergleichlich. Wir sind jetzt zusammen.“

 

„Freut mich für euch. Und wie soll's jetzt weitergehen?“

 

„Basti und ich werden uns Gedanken dazu machen.“

 

„Versucht euch den Zauber zu erhalten und lasst euch Zeit.“

 

„Auf jeden Fall, ich möchte ihn nicht verlieren.“

 

René ermunterte mich an der gemeinsamen Zukunft zu arbeiten. Und es war schön, dass ich mich mit ihm über die Wendung in meinem Leben so gut unterhalten zu können.

 

In den nächsten Wochen dachten Basti und ich daran wie wir unser Leben gestalten wollten. Ohne Hast und Eile gingen wir es an. Getragen wurde es durch unsere Liebe die uns zusammenbrachte. Wir standen am Anfang und freuten uns auf das was kam. Eines war mir klar, nie wieder wollte ich das Leben von früher führen. Karriere und Geld sind zwar nicht schlecht, aber Liebe und Freundschaft sind um ein vielfaches besser.

 

Unsere Beziehung ist inzwischen fest zusammengewachsen, unsere Liebe ist beständig. Es war als ob Basti und ich uns unser Leben lang gesucht und nun endlich gefunden haben. In letzter Zeit haben wir immer mehr Gemeinsamkeiten entdeckt. Doch ich bemerkte auch, dass etwas gab was Basti beschäftigte, aber nicht im negativen Sinne. Ohne dass ich es mitbekam hatte er etwas geplant. Ich sprach ihn öfters darauf an was sei, doch er zwinkerte nur und meinte das ich es in Kürze erfahren würde.

 

An einem Tag, es war schon Nachmittag und der Feierabend rückte näher. Ich bemerkte das etwas anders war. Es machte sich eine gewisse Heiterkeit in der Firma breit. Die Kollegen grinsten häufig und tuschelten. Sie achteten darauf das ich nichts mitbekam worüber sie heimlich sprachen. Selbst Herr Brahms beteiligte sich daran. Ich fragte mich was los ist und ob mir etwas entgangen ist.

 

„Du, René, sag mal, was ist heute hier bloß los, warum grinst ihr so und tuschelt? Selbst der Chef macht dabei mit.“

 

„Ach nichts, überhaupt nichts Arno“, antwortete er und grinste.

 

Auf einmal kam Herr Brahms auf mich zu und bat mich in den Konferenzraum zu kommen. Als ich fragte was sei meinte er nur ich solle einfach mitkommen. Grübelnd begleitete ich Herrn Brahms, René begleitete mich. Beide konnten ein breiteres Grinsen nur mit Mühe unterdrücken. Wir kamen an und mein Chef öffnete die Tür des Raumes und bat mich einzutreten. Als ich eintrat und was ich da sah überraschte mich und machte mich sprachlos.

 

Der Raum war nett zurecht gemacht worden, es standen Sekt und Gläser bereit. Die ganzen Kollegen waren versammelt und mittendrin unter ihnen stand Basti. In seiner Hand hielt er eine langstielige rote Rose. Als ich mich wieder etwas gefasst hatte kam er mit einem strahlenden Lächeln auf mich zu, nahm meine Hand, gab mir einen sanften Kuss und sagte:

 

„Arno, wir haben uns gesucht und endlich gefunden. Wir lieben uns. Und nun wollte ich dich fragen ob du mich heiraten möchtest?“

 

Ich sah ihn an, mein Herz pochte wie wild vor Freude. Ich konnte nicht anders und nahm ihn in die Arme und küsste ihn, immer und immer wieder. Zwischen den Küssen sagte ich einfach nur: „Ja, ich will.“

 

Das war es was Basti in letzter Zeit beschäftigt hatte, er hatte sich mit René, meinen Kollegen und Herrn Brahms zusammengetan um mich zu überraschen. Das ist ihm auch total gelungen. Und nun wusste ich auch warum alle in der Firma die ganze Zeit so geheimnisvoll am Tuscheln waren und so grinsten. Ich fühlte mich wie auf Wolke 7.

 

Basti und ich standen Arm in Arm und strahlend mit meinen Kollegen und dem Chef im Raum. Herr Brahms hatte inzwischen den Sekt eingeschenkt und die Gläser unter uns verteilt. Mit einem Toast stießen wir an.

 

Die nächsten Überraschungen ließen nicht lange auf sich warten. Basti eröffnete mir das er eine schöne Wohnung für uns gefunden hätte und wenn ich einverstanden wär so könnten wir noch am gleichen Tag den Mietvertrag unterschreiben. Natürlich war ich damit einverstanden.

 

Dann ergriff Herr Brahms das Wort und eröffnete mir, dass er für Basti und mich die Hochzeit ausrichten wolle. Ich war perplex über seine Ankündigung. Mit dem vollen Einverständnis von Basti dankte ich Herrn Brahms und wir nahmen sein Angebot die Hochzeit auszurichten an.

 

Nachdem die kleine überraschende Feier beendet war machten Basti und ich uns auf dem Weg, er wollte mir die neue Wohnung zeigen und das wir dann den Mietvertrag unterschreiben konnten. Als wir ankamen und eintraten war ich sprachlos, er hatte damit genau meine Vorstellung getroffen. Die Wohnung war ein echter Traum. Glücklich unterschrieben wir den Mietvertrag.

 

Basti und ich kündigten unsere alten Wohnungen und bereiteten den Umzug in unser gemeinsames Nest vor. Wir bekamen Hilfe von einigen Kollegen sodass der Umzug reibungslos klappte. Als wir am Abend dann soweit alles geschafft hatten ließen wir uns auf dem Sofa nieder und genossen den wohlverdienten Feierabend in unserer Wohnung. Wir hatten ja noch eine besondere Flasche Wein, den wir von unserem Trip nach Trier mitgebracht hatten, den gönnten wir uns nun zum Einstand.

 

Endlich war der große Tag unserer Hochzeit da. Wir machten uns schick und kamen dann zum Standesamt. Einige Kollegen von uns waren auch dabei. René und Herr Brahms waren unsere Trauzeugen. Wir betraten das Zimmer auf dem Standesamt und wurden von der Beamtin freundlich begrüßt. In einer schönen und sehr bewegenden Zeremonie gingen wir den Bund fürs Leben ein.

 

Im Anschluss führte Herr Brahms uns in ein nobles Restaurant um die Hochzeit gebührend zu feiern. Er hat sich richtig Mühe gegeben damit es ein unvergesslicher Tag werden würde. Basti und ich waren richtig gerührt. Er hielt eine kurze und humorvolle Rede und stieß dann auf unser Wohl an. Alle stießen mit an und wünschten uns Glück und Segen. Wir genossen richtig diese gelungene Feier. Bis zum Abend ließen wir es uns gut gehen, mit schönem Essen und Trinken, Livemusik und vieles mehr. Die Stimmung wurde immer besser und ausgelassener, es wurde viel gelacht und wir fingen an zu tanzen. Glücklich und zufrieden gingen Basti und ich am Ende der Feier heim. Es war unser erster Abend und die erste Nacht als Ehepaar.

 

Wir hatten uns schon im Vorfeld Gedanken gemacht wohin unsere Hochzeitsreise gehen sollte. Es ging natürlich nach Trier, ein anderes Ziel kam für uns nicht in Frage. Basti und ich buchten wieder das gleiche Zimmer welches wir auch während der Wochenendtour hatten und das gleich für eine Woche. Diesmal wollten wir mehr Zeit dort verbringen. Die Mitarbeiter des Hotels fragten warum wir unbedingt das Zimmer haben wollten, so erzählten wir das es unsere Hochzeitsreise war und das wir damals uns das erste Mal nahe gekommen waren. Dafür hatte das Hotel natürlich Verständnis und hielten das Zimmer für uns frei. Als wir anreisten und „unser“ Quartier bezogen erwartete uns eine nette und schöne Überraschung. Wir bekamen von der Direktion eine Flasche Champagner, Pralinen und einen Strauß Blumen, dazu eine wunderschöne Karte mit den Worten „Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit und die besten Wünsche“.

 

Abends stand dann wieder ein Besuch des Weinlokals an, welches wir bei unserer ersten Reise nach Trier auch aufsuchten. Am Eingang war über der Tür ein neues Schild angebracht auf dem stand: „Trierer Weinstube, Inh.: Frank B.“ Der Leiter, der nun auch der neue Inhaber war, erkannte uns wieder. Er sah uns an und bemerkte die Ringe und da wusste er Bescheid. Ohne weiter zu fragen bat er uns an einen Tisch und kredenzte uns einen köstlichen Spätburgunder. Er lächelte und sagte:

 

„Der geht auf Kosten des Hauses zu eurer Hochzeit.“

 

„Oh danke, das ist aber nett von dir“, erwiderten Basti und ich.

 

„Ach ja, ich bin übrigens der Frank.“

 

„Freut uns, wir sind Basti und Arno.“

 

Er schenkte uns ein und wir stießen dann zu dritt an. Wir ließen uns den Wein schmecken, dieser war wirklich sehr vorzüglich. Frank überraschte uns noch damit indem er uns bat am letzten Tag unserer Hochzeitsreise noch mal im Lokal vorbeizuschauen. Er schenkte uns drei Flaschen von dem Spätburgunder den wir gerade genossen. Darüber freuten wir uns sehr. Wir kamen wieder ins Gespräch. Dabei kam die Rede auch auf unsere Hobbys. Ich erzählte das Basti und ich angefangen haben kleine Gedichte zu schreiben. Da musste Frank schmunzeln, auf unsere Frage nach dem warum erzählte er das er in der in seiner Freizeit auch schrieb, aber nicht nur Gedichte sondern auch Kurzgeschichten und sogar Romane. Da schmunzelten wir auch, weil wir entdeckten das wir ein gemeinsames Hobby hatten.

 

„Was für Kurzgeschichten und Romane schreibst Du denn Frank?“

 

„Verschiedene Genres, Erotik, Thriller und andere. Und ihr, wovon handeln eure Gedichte?“

 

„Die handeln von Sehnsucht, Liebe und Romantik, aber auch Glaube und Hoffnung.“

 

„Das hört sich gut an, ich würde gern mal einige eurer Gedichte lesen.“

 

„Gern, wir können sie Dir mal per Email zukommen lassen. Würdest Du uns auch mal welche von Deinen Werken zukommen lassen?“

 

„Klar doch, da kann ich euch auch was schicken.“

 

Wir unterhielten uns noch, bei gutem Wein, eine ganze Weile über unser Hobby und wieviel Spaß wir daran hatten. Auch tauschten wir unsere Emailadressen damit wir in Kontakt blieben und so auch uns gegenseitig unsere geschrieben Werke schicken zu können. Am Ende des gelungenen Abend kehrten Basti und ich dann beschwingt ins Hotel zurück.

 

Wir saßen noch eine ganze Weile Händchen haltend auf unserem Zimmer bei einem Champagner und unterhielten uns über den Abend und die beginnende Freundschaft mit Frank. Wir fanden, dass er ein netter und aufgeschlossener Mann war. Auch war es irgendwie witzig das Basti, Frank und ich ein gemeinsames Hobby hatten. Wir waren schon sehr gespannt darauf seine Kurzgeschichten und Romane zu lesen.

 

In den nächsten Tagen nahmen wir uns sehr viel Zeit um Trier genauer zu erkunden. So besuchten wir viele der Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel die Thermen, das Karl-Marx-Haus und einige der zahlreichen Museen.

 

Ein Besuch war uns ganz besonders wichtig, wir gingen in den Dom, beim letzten Mal haben wir ihn ja nur von außen betrachtet. Basti und ich traten ein und gingen bedächtig in Richtung Altar. Dort angekommen fassten wir uns unauffällig an der Hand und versprachen uns nochmals Liebe und Treue. Das war uns ein Bedürfnis.

 

Im Anschluss zündeten wir noch für unsere Eltern eine Kerze an. Wir beide hatten uns von ihnen entfremdet und kaum noch Kontakt zu ihnen. Das hatte leider einen schmerzlichen Grund. Sie taten sich schwer damit, dass wir uns für ein Leben entschieden das nicht das ihrige war. Es stimmte Basti und mich sehr traurig, dass es so gekommen ist und wir hoffen das eines Tages anders sein wird. Doch wir mussten nach vorne schauen und daran glauben das es richtig war. Unser Leben hat sich verändert.

 

Unsere Hochzeitsreise verging leider viel zu schnell, doch wir hatten viel erlebt und die erste Zeit als Ehepaar verbracht. Viele schöne Erinnerungen haben wir mitbekommen, inklusive der Flaschen Wein die wir von Frank als Hochzeitsgeschenk bekamen. Aber auch die beginnende Freundschaft nahmen wir mit. Basti und ich kehrten heim in den Alltag. Die Zeit wird zeigen was das Leben noch bringen wird.

 

Innerhalb weniger Monate änderten sich zwei Leben. Ein Leben, das meine, ging in eine falsche Richtung durch übertriebenen Ehrgeiz und das Streben nach Karriere und Geld. Ein zweites Leben, das von Basti, war geprägt durch die Erwartungen der Eltern die er nicht erfüllen konnte. Jeder von uns ging einsam durch den Alltag. Sehnsucht und Traurigkeit prägten uns, auf der Suche nach etwas Glück und Liebe. Das Schicksal griff ein. Was wie ein Unglück aussah, entpuppte sich dann gute Fügung. Der Überfall führte mich mit Basti zusammen. Und wir haben einen gemeinsamen besten Freund, den René.

 

Nun läuft das Leben in Bahnen wie es soll, mit dem Glauben an die Zukunft, einer Hoffnung die sich erfüllt hat und eine Liebe die Basti und mich erfüllt und uns glücklich macht. Jeder von uns hat eine Arbeit die uns Spaß macht, wir haben Freunde die uns begleiten. Das ist das was man ein echtes Leben nennt. Denn man lebt nicht dafür um nur an Karriere zu machen, Geld zu scheffeln oder Erwartungen andere zu erfüllen. Es gibt wichtigere Dinge. Die Menschen mit denen man sich umgibt und mit denen man in einer Beziehung steht, das ist das wichtigste, denn materielle Dinge sind ersetzbar. Aber Freundschaft und Liebe nicht, das sind die höchsten und erstrebenswertesten Güter die es überhaupt gibt.

 

Ich bin dankbar, dass es so gekommen ist wie es nun ist. Lieber René, danke für Deine Freundschaft. Basti mein Schatz, ich danke Dir von ganzen Herzen das du in mein Leben getreten bist und das Du mich glücklich gemacht hast. Ich liebe Dich von ganzem Herzen und für immer.

 

Nachwort und Anmerkungen:

Dieser kleine Roman ist, wie bereits angemerkt, aus einer Kurzgeschichte entstanden, die nette Story ist komplett frei erfunden. Ähnlichkeiten zu realen Ereignissen und zu lebenden Personen sind rein zufällig. Einzig und allein der Ort und einige Sehenswürdigkeiten, wie z. B. die Porta Nigra, sind real. Mit dem Roman möchte ich auf die wahren Werte aufmerksam machen, die wirklich wichtig sind und zählen.

 

Auch wenn die Geschichte frei erfunden ist, so kommt es im realen Leben oft genug vor, dass Menschen falsche Wege beschreiten und das es dann zu Leid, Traurigkeit, Kummer, Sorgen und mehr kommen kann. Vieles im Leben ist zwar wichtig und nötig, aber zu ersetzen. Aber Menschen zu haben die man liebt und Freunde, dass ist das Allerwichtigste. Denn der Verlust eines geliebten Menschen oder eines Freundes kann man nicht ersetzen und hinterlässt eine unauslöschliche Narbe. Die schönen Worte „Glaube, Hoffnung und Liebe“ bekommen ihren wahren Wert erst dann, wenn man sie mit anderen Menschen teilt.

 

An dieser Stelle weise ich noch darauf hin, dass die Worte „Glaube, Hoffnung und Liebe“ sich auf das Hohelied der Liebe aus der Bibel bezieht. Dort heißt es im 1. Korintherbrief: „Darum bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, die Liebe aber, ist das Größte unter ihnen.“

 

Dieses Werk widme ich allen meinen Freunden, einige begleiten mich schon über lange Zeit, zum Teil schon seit Jahrzehnten und einige die erst seit kurzem auf meinem Lebensweg dabei sind. Doch alle haben sie einen wichtigen Platz in meinem Leben. Und dafür sage ich herzlichen Dank.

 

Copyright: 14.10.2014

Erweiterung: 03.12.2014

Autor: Harald A. Grenz

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.12.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Mein Dank gilt Karin Kaiser für ihre Hilfe als Betaleserin und für ihre Korrekturen . Und Frank Böhm für seine Hilfe als Betaleser.

Nächste Seite
Seite 1 /