Cover

Info

Das ist noch die Rohfassung zum schon mal reinschnuppern, Fehler und noch vorhandene Ungereimtheiten inklusive. Entsprechend auch nicht das finale Cover drauf, sondern eins der Bilder der zwei Protas, wie ich sie sehe.

 

Lasst mich wissen, was ihr denkt.

 

CU und viel Spass

1 Bad Karma

 

Nikita rannte durch die Gassen, da er so spät dran war. Die meisten Straßen waren spärlich beleuchtet und längst nicht alle Lampen gaben überhaupt noch Licht. Dreck, Unrat und Dinge, die keiner mehr wollte oder eh komplett dahin waren, lagen hier und dort herum. Entsprechend unangenehm roch es. Er musste drumherum laufen und zusehen, dass er nicht darüber stolperte. Es war ein kleiner Spießrutenlauf in dieser Gegend. Die Häuser hier waren nur teils bewohnt und nicht überall brannte Licht. Nicht die beste Gegend um alleine herumzustreunen. Aber gänzlich normal, wenn man auf der anderen Seite der Stadt in 'the Pit' lebte. The Pit waren all jene Viertel, wo die Leute ohne Registrierung und feste Jobs lebten und es keine Polizei gab, die für Ordnung sorgte. Eine hässliche Fabrikexplosion hatte einen großen Krater in diesen Teil der Stadt gerissen und einen Teil für immer unbewohnbar gemacht. Drumherum lebten, die die sich nichts anderes leisten konnten. Hier regierten Banden verschiedene Straßenzüge, wenn sie größer waren auch ganze Viertel. In dem hier kümmerte sich offenbar keiner um etwas Ordnung, bemerkte Nikita im vorbei laufen. Es gab auch niemanden der ihn aufhielt oder etwas von ihm wollte. Ihm war es nur recht.

 

So ein Scheiß, fluchte er innerlich und wünschte sich seine beste Freundin samt ihrem Bike her. Aber Cat war nicht da und er wollte den Magier unbedingt treffen. Der Typ hatte in der Komnachricht auf Pünktlichkeit großen Wert gelegt. Wenn er nicht aufgehalten worden wäre... Ach sinnlos, grummelte er und bog um die Ecke. Es war nicht mehr weit. Ich müsste eigentlich...., dachte und verwarf es gleich wieder. Zu spät dran, keine Zeit mehr für eine Absicherung. Er wollte schließlich etwas neues lernen. Wie sonst sollte man als Straßenmagier etwas Magie aufpicken, wenn nicht bei Treffen wie diesen. Er bog um die Ecke und erkannte sein Ziel in einer Reihe von kleineren Häusern. Es gab nur eines mit einem halb verfallenen Zaun drum herum. Er trat über das liegende Tor und auf den halb zugewucherten Weg. Das Haus verfiel wohl schon eine Weile und sah unbewohnt aus. Die Lichter waren alle nur mitgebracht worden, Strom war in dem Haus mit eingefallenen Dach sicher nicht mehr zu erwarten. Ein neutraler Platz für ein erstes Treffen, das Haus war genauso gut wie jeder andere Platz. Hastig legte er noch das Armband an und schaute erneut nach, ob die gewünschte Summe drauf war. Ja, immerhin daran hatte er noch gedacht. Eilig trat er auf die Veranda, die verdächtig knarzte aber nicht nachgab und klopfte an die Tür.

 

Jemand öffnete. Ein Mann mit einem grünen kurzen Iro-Haarschnitt, blickte ihn grimmig durch den Spalt an. „Was wollen sie?“, knurrte er. „Der Mond spiegelt sich im Wasser.“, sagte er wie verabredet. Der Mann nickte stumm, zeigte aber sonst keine Regung und öffnete stumm die Tür ganz. Wie Nikita trug er einen robusten Mantel, der vieles verbarg. Sein linkes Auge war war durch ein Augment ersetzt worden. Vermutlich konnte er in dem miesen Licht besser sehen als er selbst, dachte Nikita. War das Prescot, fragte er sich. Mr. Prescot - so nannte sich der Magier mit dem er sich treffen wollte. Der Mann wies stumm auf einen Gang an dessen Ende ein Licht den Raum beleuchtete. Er ignorierte Nikitas fragenden Blick, also zuckte Nikita nur mit den Achseln und folgte dem etwas modrig riechenden, unbeleuchteten Korridor entlang und ging auf das Licht zu. Das Licht im Raum dahinter kam von einem Feuer in einem Kamin. Ungewöhnlich, aber bitte..., dachte Nikita. In einem mit einem Lacken abgedeckten Sessel saß ein Mann, der so adrett aussah, dass er vollkommen fehl am Platz in dieser Hausruine wirkte.

 

Im Gegensatz zu Nikita trug er einen feinen maßgeschneiderten dunkelblauen Anzug im alten Stil. Eine Weste mit einem karierten Muster schaute unter der Anzugjacke hervor und eine ordentliche silberne Krawatte reflektierte das Licht des Feuers. Licht spiegelte sich auch auf altmodischen Manschettenknöpfen. Die Hände des Mannes ruhten auf einem Spazierstab aus Holz mit einem auffälligen blauvioletten Glaskugelkopf. Er blickte Nikita von seinem Sessel aus gleichgültig an. Er wirkte absolut selbstsicher. Seine braunen Haare waren streng und sorgfältig zu einem Zopf geflochten worden und dessen Ende sorgfältig drapiert auf seiner Schulter lag. Nikita bemerkte die spitzen Ohren und verkniff sich ein Lächeln. Der Mann war ein Elf! Nikita mochte Elfen eigentlich sehr gern, aber der Typ hier, war nicht so sein Fall. Er wirkte steif und streng. Also lieber keine dummen Sprüche, mahnte er sich selbst. „Sind sie Mr. Prescot?“, fragte er etwas gehetzt aber höflich. Der Mann antwortete nicht, noch stand er auf um ihn zu begrüßen. Wie unhöflich, dachte Nikita. Er spürte jedoch wie der Fremde ihn von oben bis unten musterte.

 

Nikita trug unter seinem langen etwas abgewetzten Ledermantel seine übliche Kleidung: er trug einen Overallanzug aus einem robusten, synthetischem Material, der zwar modern aber schon etwas abgewetzt und leicht zerkratzt war an einigen Stellen, eine Schutzweste bedeckte seine Brust und seine Pistole hing an einem Holster am Bein. Jeder der nicht bei Trost war, trug eine Art von Schutzweste. So entging man vielleicht der ein oder anderen Kugel oder Geschoss, wenn sich die Gangs mal wieder um Gebiete stritten. Nikitas glatte, blaue Haare fielen offen auf seine Schultern. Aus hellbraunen Augen beobachteten er den Elfen. Nikitas Gesichtszüge war im Gegensatz zu dem des Elfen weich und und wirkten fast weiblich. Der Elf dagegen hatte ein dreieckiges Gesicht mit einem harten Ausdruck und einer deutlich sichtbaren, vernarbten Schramme auf der rechten Wange.

 

„Ja, der bin ich,“ gab der Elf schließlich zurück. „Dann sind sie also Noir?“, fragte er und Nikita nickte. Natürlich hatte er lieber seinen Straßennamen als seinen richtigen benutzt. "Ein Vögelchen zwitscherte mir, dass man dich eher Pyro nennt." Der Elf grinste ihn an. Auf Nikita wirkte es etwas gehässig. Nikita schwieg, aber seine Züge verhärteten sich etwas. Er kämpfte vergeblich bei seiner eigenen Gang dagegen an, so genannt zu werden. Er mochte den Namen nicht. Nur weil man ein bisschen Magie beherrscht, ist man doch kein Pyromane. Das er mal eine Tonne in Brand gesetzt hatte um ein paar Fremde zu vertreiben, war doch kein Grund ihn so zu nennen. Aber in seiner Gang kümmerten Nikitas Ansichten dazu keinen. „Ist doch egal, wie man mich noch nennt.“, sagte er und gab vor gelassen zu wirken. „Haben sie die geforderte Gebühr dabei?“, fragte Prescot und erhob sich endlich aus seinem Sessel, wie ein Herrscher von seinem Thron. Nikita gefiel der Typ überhaupt nicht. ...noch wusste er jedoch nicht, ob der erste Eindruck täuschte. Der Elf trat zum Feuer und Nikita sah das Lächeln nicht, was dessen Lippen umspielten als Nikita seine Frage bejahte.

 

Prescot sagte etwas und Nikita musste etwas näher kommen und genauer hinhören um ihn zu verstehen. „Eine Sache sollten sie wissen. Ich teile nur, wenn sie sich uns anschließen.“ „Uns?“, fragte Nikita überrascht. „Ja, uns. Meinen Magiern.“, sagte er Elf und lächelte ihn von der Seite an. „Davon war nicht die rede.“, sagte Nikita gerade heraus und reckte das Kinn. „Keine Gefolgschaft, keine Magie.“ „Nein“, knurrte Nikita entschlossen. Sein Instinkt warnte ihn jetzt vor dem Elfen. Nein, so viel wollte er nicht mit dem Typen zu tun haben. "Sind sie sich da wirklich sicher?", der Elf drehte sich mit einem höhnisch überlegenen Blick ihm zu. "Ich dulde kein nein.", sagte er gelassen und winkte zu der Tür. Nikita hörte ein knarzen von Schritten, ihm gefiel die Richtung des Gespräches gar nicht. Er wusste, dass noch mindestens eine Person mehr im Haus war. Vielleicht waren es ja sogar mehr, wenn er von 'uns' sprach...

 

"Was ist da so schwer dran, mir den Zauber beizubringen und ich zahle und gehe einfach wieder?", fragte er gereizt, wissend, dass er sich sehr unhöflich verhielt. „Alle Mitglieder meiner Schar teilen ihr Wissen mit den anderen. Ohne sich uns anzuschließen, erfährst du nichts." Der Elf stand etwas steif mit einer Hand auf den Stab gestützt und die andere hinter dem Rücken gelegt da. "Gut!", knurrte Nikita. Mal wieder umsonst, dachte er enttäuscht. "Dann gehe ich und verzichte." Er wandte sich um und wollte gehen. Etwas traf ihn unerwartet in die Schulter und der Schmerz und die Wucht der Magie brachten ihn zu Boden. Ehe er den Boden erreichte, war Nikita längst bewusstlos. Prescot lachte geziert leise.

 

Nikita erwachte weil ihm kalt war. Er lag auf dem Boden und fühlte sich steif und seine Schulter schmerzte unangenehm. Immerhin hatte der Typ ihn nur betäubt und nicht gleich ausgeschaltet, echote es dumpf in seinem Kopf. Ehrlos war er trotzdem gewesen. Er blieb etwas liegen um sich zu erholen und versuchte sich dann langsam zu strecken. Der schwere Widerstand an seinem Beim verriet ihm, dass seine Waffe noch an Ort und Stelle war. Immerhin. Er setzte sich auf. Er war noch immer in dem Raum mit dem Kamin, nur war der Kamin erloschen und es roch nach kalter Asche. In dem fahlen Licht sah er der alte Sessel, dessen Lehne zackig und zerfleddert wirkte. Das Laken war vermutlich nicht mehr da.

 

Und nun, Nikita, fragte er sich selbst. Er betastete sein Handgelenk und suchte alles sorgfältig durch. Das Armband war weg und auch ein kleiner Chip, den er bei sich getragen hatte. Auf beidem waren Credits gewesen, die Währung dieser Welt. Nikita stöhnte, das war zu viel von dem was er gerade besessen hatte. So ein Mist! Das wird ein harter Monat werden, dachte er gereizt und erhob sich. Er wusste, dass er sich heilen musste. Aber nicht hier, besser an einem sicheren Ort. Er schleppte sich aus dem Haus und eilte so schnell es ging die Straßen zurück. Die Kühle der Nacht weckte ihn zwar, aber machte den Schmerz in der Schulter von dem Betäubungsblitz noch unangenehmer. Irgendwie lief es dieser Tage schlecht. Er hatte es nicht geschafft, mal einen gescheiten Magierjob zu bekommen, irgendwie hatte es nur Absagen geregnet. Dabei waren das alles nur kleine Jobs, vielleicht nicht alles legal oder in Grauzonen. Hier draußen verschwamm so was eh, da jede Gruppe ihre eigenen Regeln machte. Es waren nicht mal echte Jobs in den Schatten, für die sich Söldner anheuern ließen. Längerfristige Jobs waren auch nicht so häufig. Als Mitglied einer Gang, den Red Skorpions, musste er auch regelmäßig Patrouille laufen, aber dafür gab es nichts. Das wurde erwartet, da jeder für die Sicherheit in dem Straßenblock Verantwortung übernehmen musste.

 

Nikita erreichte die U-Bahn und lief die Treppenstufen in die Tiefe und nahm die nächstbeste Bahn. Sie war wie immer zu kurz und deswegen vollgestopft mit Pendlern, die um die Zeit wohl von der Spätschicht kamen. Er mühte sich, keinem auf die Füße zu treten und zwängte sich noch hinein. Die Türen schlossen sich knapp vor seiner Nase. Die meisten Mitfahrer sahen ihn oder einander nicht an und wirkten müde. Die Pendler waren zwar Arbeiter von dem anderen Teil der Stadt, sahen die Glitzerwelt da oben aber eigentlich nie. Die U-Bahn hatte eigene, reine Arbeiteraufgänge zu den Firmen, wo die Leute arbeiteten. Er hatte selbst kurz einen der billig bezahlten Jobs gemacht um seine ersten Lehrstunden in Magie zu bezahlen. Danach war er nicht wieder gekommen. Die bisschen Credits reichten für ein Leben hier, aber wirklich tolle Arbeit war das nicht. Trotzdem war es das einzige, was viele Leute hier hatten. Eine künstliche Stimme beschallte sie mit Werbung für allerlei Zeugs und es roch aus irgendeinem Grund immer nach verschiedenen Esswahren. Da er an der Tür stand, sah er die Werbung, die auf die Fenster geblendet wurde nicht. Die meisten hatten längst gelernt, das Gewäsch auszublenden.

 

Zwei Haltestellen später sprang er erleichtert aus dem Zug. Die Enge nahm ihm irgendwann die Luft. Er nahm die halbdunkle Treppe nach oben und lief durch die letzten Straßen zurück nach Hause. An der Grenze zu ihrem 'Gebiet' nickte ihm jemand der gerade Patrouille lief kurz zu. Nikita war sich in dem Licht nicht sicher, wer genau es war. Ihre Straßenzüge waren recht frei von Abfall – alles was verrottete wurde in die Hinterhofgärten gebracht, alles andere an Gatherer verkauft oder gegen Bezahlung von ihnen mitgenommen. Gatherer wollten auch nur Dinge, die sich verwerten und ausschlachten ließen. Er freute sich, als er das alte rote Ziegelsteinhaus sah. Er wollte dringend in die Wärme und unter die Dusche. Ein Teil des Grundstücks war mit zusammengestückelten Blechen, Holzresten und allem planen was sich finden ließ abgetrennt und oben mit Stacheldrahtresten und Glassplittern gesichert. Der kleine Hofgarten versteckte sich dahinter und sollte nicht gleich vom nächstbesten Dieb, der es über den Zaun schaffen konnte, geplündert werden.

 

Am Vordereingang lungerten wie immer noch ein paar der Jugendlichen herum. Sie hofften mitkommen zu dürfen, wenn jemand seine Runden drehte und träumten wie alle von wilden Abendteuern und dem Beitritt bei zu der Gang. Sie nahmen wie die meisten keine Notiz von Nikita als er die Stufen zum Haus nahm. Nikita war nur einer von vielen in der Gang, und eh nur ein kleines Licht. Zumindest glaubte er das. Hinter der Tür stieg die Temperatur gleich um ein paar Grad. Es roch nach Kartoffeln – zumindest stellte er sich das lieber vor. Er huschte an den schon ewig verwaisten Briefkästen im dunklen vorbei zu der schwach beleuchteten Treppe. So leise es ging nahm er die Stufen um an der untersten Wohnung dicht an der Treppe so schnell es geht vorbei zu kommen. „He, Nikita!“ Die Stimme lies seinen Wunsch ungeschoren einmal die Treppe hochzukommen zerplatzen wie eine Seifenblase. Ein unangenehmes Kribbeln breitete sich in ihm aus. „N'abend Fredel“, antwortete er mechanisch und drehte sich langsam zu.

 

Fredel war Hausmeister, Concierge und Mieteintreiber in einem. Der Hühne grinste ihn breit an als Nikita die Treppenstufen in den ersten Stock zu ihm hinauf nahm. Das Licht beleuchtete seinen metallisch schimmernden, augmentierten Arm. Nicht das er es nötig hätte mit Technik zu protzen. Er war riesig, überragte Nikita um einiges und sah verboten muskulös aus. Es brauchte keine Technik um sich vor Fredel zu fürchten, der aussah als könne er jeden mit seinen Fingern problemlos zerquetschen. „Hey, Süße! Willst du noch auf ein Bier reinkommen?“, fragte Fredel überaus freundlich und schaute ihn gründlichst von oben bis unten an. Nikita fragte sich schon seid Wochen was er verbrochen hatte, dass Fredel ihn auf dem Kieker hatte. „Nee, lass mal.“, brummte Nikita zurück. „Ach, komm schon Süße. Siehst aus als wenn du etwas Dampf ablassen musst.“ Fredel machte eine eindeutige Geste mit seiner Hüfte um zu zeigen, was er im Sinn hatte. Irritiert schüttelte Nikita den Kopf. Es war ihm nicht geheuer, dass Fredel dauernd solche Dinge tat und ihm regelrecht aufzulauern schien. „Vergiss deine Miete nicht, Schätzchen.“, sagte er fröhlich und grinste ihn erneut wissend an und hob eine Augenbraue, „oder komm doch vorbei um das anderweitig zu regeln.“ Nikita gefror erneut das Blut. Draußen war es kalt, aber das hier war ihm so gar nichts.

 

Fredel hatte Nikita so einige Male auch im Kleid oder Rock rausgehen sehen... Nikita fragte sich, wann er angefangen hatte ihn „Süße“ zu nennen. Er erinnerte sich nicht mehr. Fredel glaubte vielleicht er sei ein Crossdresser oder eine Transfrau. Nein, leider falsch, aber mit Fredel hatte er nicht vor darüber zu reden, was den ein genderfluider Mensch war. Er war als Kerl geboren worden und lief auch meist so herum, dennoch war er an manchen Tage mehr Frau als Mann. Je nachdem wie ihm dann war, zog er auch schon mal einen Rock an oder wenn es ihm passend vorkam, auch schon mal ein Kleid. Aus Schminke hatte er sich nie etwas gemacht, sein weiches Gesicht wirkte auch so weiblich. Einen anderen Namen brauchte er auch nicht, Nikita gab es für beide Geschlechter. Dumm nur das Fredel wohl Nikitas letzte Liebschaft mal gesehen hatte. Es kam nicht oft vor, dass er mal wen nach Hause mitnahm. Er und seine männliche Eroberung waren etwas betrunken heimgekommen und gut gelaunt an Fredel vorbei gezogen. Der Mann war natürlich nicht geblieben... wie die meisten, die Nikita kennengelernt hatte, war er am nächsten Tag hastig verschwunden. So in Gedanken lief er die Treppenstufen nach oben bis zu den billigen Dachwohnungen. Er sah in dem schlechten Licht und in Gedanken an Fredel nicht, dass jemand von oben kam.

 

„Hoppla“, rief jemand überrascht aus und Nikita sprang erschrocken zur Seite. „Sorry,“ brummte er und sah irritiert dem jungen Mann hinterher, den er angerempelt hatte. Die krausen, braunen Haare und schmalen Gesichtzüge hatte er nicht wirklich gut gesehen, kurz blitzte etwas glänzendes unter dem Mantel im Licht auf und lenkte ihn ab. Nikita war viel zu unkonzentriert um es lange im Gedächtnis zu behalten. Seine Kollision mit dem Geländer sorgte für stärkeren Schmerz in seiner Schulter und erinnerte ihn an sein Vorhaben sich zu heilen. Er nahm die letzten Stufen und warf noch einen letzten Blick aus dem Flurfenster. Jemand stieg in einen Wagen ein. Vielleicht der Typ von eben? Er dachte nicht wirklich darüber nach, dreht sich um und schob die Tür zu seiner kleiner Wohnung auf.

 

Die Tür fiel ins Schloss und Nikita atmete erleichtert durch. Die gestohlenen Credits werden es ihm schwer machen, die Miete diesen Monat zusammenzukratzen. Sie war unverschämt gestiegen, aber er wollte die Wohnung nicht aufgeben. Sie war besser als das Versteck, wo er notfalls mal unterkommen könnte. Er schaltete das einzige funktionierende Licht an, eine rote Lampe im Flur der zum kleinen Bad führte. Die anderen Lichter und die Heizung sollte Fredel eigentlich reparieren, aber Nikita war gerade nicht erpicht darauf ihn dazu zu drängen. Er warf seinen Mantel über einen der Haken an der grauen Wand neben der Tür. Er setzte Wasser für einen Tee auf und schälte sich vorsichtig aus seinen Klamotten. Wollte er zumindest. „Arg,“ er unterdrückte den Schmerzensausruf und ließ sich auf sein zusammengezimmertes Bett fallen. Der Energiewandler über seinem Kopf, der auf das Dach hinausreichte, beleuchtete ihn bläulich.

 

Dann eben doch erst heilen, grummelte er und setzte ich entspannter hin. Er schloss die Augen und tauchte in die astrale Welt. Alles um ihn herum wurde grau, die Wände und Möbel wirkten matt schwarz. Er konzentrierte sich auf sich selbst und sein Atmung. Erfühlte den Zugang zur Magie und begann die Kraft zu sammeln, die brauchte. Wie ein Strom blauen Lichts floss das Mana in seine Schulter und heilte den von Magie geschädigten, verkrampften Schultermuskel und den angrenzenden Nackenmuskel. Die dunklen Streifen, die seine Schulter durchzogen und den Treffer des anderen Magiers deutlich zeigten, verblassten und lösten sich auf. Erleichtert atmete er tiefer durch, genoss den Moment der Stille und Konzentration, ehe er in die Wirklichkeit zurückkehrte. Er blinzelte in das ihm nun zu helle rote Licht. Er gähnte und schälte sich langsam aus seiner Schutzweste und dem Anzug, den er meistens trug. Die Unterwäsche landete auf dem Boden und müde ging er ins Bad. Heilen ermüdete ihn immer, da es aufwendig war, so genau es ging die verletzten Bereiche zu erwischen.

 

Er tappte barfuß in die Dusche um sich mit dem Waschschaum wieder in eine annehmbares Äußeres zu verpassen. Wasser war zu teuer geworden, als dass sich die meisten Bewohner der Stadt leisten konnten Echtwasserduschen zu haben. Nikita störte es nicht weiter, er kannte nichts anderes. Etwas mürrisch stellte er erneut den Wasserkocher an, den er vergessen hatte und trocknete sich ab. Wenn dieser blöde Auftrag nicht dazwischen gekommen wäre, wäre er nicht so blind in diese Falle gelaufen. Du und dein Drang neue Magie zu lerne, du Idiot, schalt er sich selbst. Magie zu lernen war ihm wichtig, aber deswegen sollte er keinesfalls nochmal so blind in ein Treffen laufen. Er hatte sich nicht mal die Zeit genommen das Haus und die Umgebung astral kurz zu überprüfen. Vielleicht hätte er ja das flackern magischer Auren gesehen. So wusste er nicht, ob ganze zwei Leute gereicht hatten um ihn zu überwältigen. Es war ihm etwas peinlich..., weil er es eigentlich besser wusste.

 

Der dumme Auftrag... Manchmal war es unpraktisch in einer Gang zu sein. Irgendjemand musste auf die dumme Idee gekommen sein, nur weil er ein Magier sei, wäre das ein prima Auftrag für ihn.

Nikita hatte sich an diesem Morgen ausgeschlafen gehabt, nach einer späten Nachtrunde durch ihren Straßenzug. Er hatte gerade Toastbrot gegessen und überlegt wie am Abend vorgehen wollte, als jemand an seine Tür gehämmert hatte.

 

„Ja, die Tür ist offen.“, brummte er etwas mürrisch. Leon, das derzeit jüngste Mitglied der Gang riss die Tür auf und strahlte ihn an. „Du musst mitkommen!“, rief er ihm aufgeregt entgehen. „Leon, komm mal runter und sag, was eigentlich los ist.“ Der Junge blickte ihn noch immer erwartungsvoll und etwas ehrfürchtig an. Nikita mochte das nicht, aber Leon schaute alle Mitglieder so an. „Äh,“ nervös legte er den Kopf schief, „mir hat der Boss nur gesagt, ich soll dich zu dem Auftraggeber bringen.“ Nikita hob eine Augenbraue. „Ein Auftrag?“ Hatte sich sein schlechter Lauf so weit herum gesprochen, dass er schon Aufträge zugeschoben bekam? “Äh, ja. Ich weiß nichts genaues. Der Mann wartet in dem Asia-Kaffee um die Ecke.“, erzählte er aufgeregt. „Ich muss mir noch was anziehen, warte doch unten.“ „Ja, gut...“, damit flitze Leon davon. Kaum zwanzig geworden, hatte Leom sich sofort der Gang angeschlossen und war begierig darauf alles mögliche zu lernen. Der schlaksige Typ war einen halben Kopf größer als Nikita und rannte schon mit einer Betäubungswaffe herum.

 

Nikita fand ihn unten wo ihn die anderen Jugendlichen auszuquetschen versuchten, was den nun sein Gangleben war und was er für cooles Zeug gemacht hatte. The Pit brachte auch so etwas hervor, immerhin waren sie nicht von der Glitzerwelt auf der anderen Seite verdorben, sagte Maite immer wieder, die sich um die meisten Jugendlichen kümmerte. Als Nikita heraus kam, brach Leon sofort die Gespräche mit einem „Ich hab zu tun!“ ab. Leon führte ihn etwas hibbelig um die Ecke zu dem Asia-Kaffee. Die meisten Bewohner des Straßenzugs kamen hier mal vorbei, egal ob für einen Kaffee oder etwas warmes zu Essen. Leon hielt ihm die Tür auf und brachte ihn zu einem Tisch, der nur von einer Person besetzt war. „Danke, Leon.“ Der nickte glücklich und verschwand hastig wieder nach draußen.

 

Der Mann trug eine schlichte Kombination aus Hemd, dunkelgrauem Jackett und Hose und musterte Nikita interessiert. „Sie sind der Magier Pyro, der für Tarek arbeitet?“, fragte er und wies auf einen der leeren Stühle. „Ich gehöre zu den Scorpions, ja.“ Für jemanden arbeiten stimmte nicht so ganz, aber er wollte den Fremden nicht korrigieren. „Schön, dann hören sie zu, was sie zu tun haben.“ „Also ist Ablehnen gar keine Option?“, frage Nikita dazwischen. Überrascht blickte ihn der Mann an und zog die Augenbrauen zusammen. „Dann hat Tarek seine Leute aber schlecht im Griff. Dennoch kann das Konsequenzen haben, schließlich zahlt mein Auftraggeber dafür, dass die Gang auch seine Häuser mit bewachen.“, sagte er direkt. Prima, sag ich nein, verärgere ich einen unserer Geldgeber und den Boss. „Verstehe.“ Nikita setzte sich und fragte: „Wer sind sie?“ „Nennen sie mich Mr. Francis. Ich bin auch derjenige, den sie zu informieren haben.“ Nikita nickte und wartete ab.

 

Mr. Francis zog einen Umschlag hervor und legte ihm ein Bild hin. „Sie sollen diese Frau finden. Sie nennt sich Nightowl und ist seit einer Woche verschwunden.“ Die Frau auf dem Bild trug einen schwarzen Body mit einem Totenkopf drauf und Netzstrüpfe die teils zerrissen sind. Ihre Haare waren kunstvoll drapiert und mit roten und grüne Neon-Dreadlocks verziehrt. Ihre knallroten Stiefel reichten bis über die Knie und sie sang offensichtlich aus voller Kehle in ein Mikrofon. Mr. Francis schwieg. „Was können sie mir noch erzählen? Wie heißt sie wirklich? Gibt es eine bekannte Adresse? Wer hat sie zuletzt gesehen?“, fragte Nikita, da er die Informationen etwas dürftig fand. Mr. Francis neigte leicht den Kopf. „Mehr habe ich nicht. Der Auftraggeber ist nur ein Fan, er kennt nicht ihr Privatleben. Alle seine Versuche von weiteren Auftritten erfahren, verliefen ins leere. Für den Rest sind sie verantwortlich.“, sagte er etwas steif, als wenn Nikita etwas falsches gefragt hätte.

 

„Wunder vollbringen kann ich auch nicht,“ grummelte Nikita. „Ich dachte für Suchaufträge seien Magier gut? Das sie Leute finden können?“, fragte Mr. Francis. Nikita warf ihm einen kritischen Blick zu. Wie die meisten Menschen, wusste der Mann und sein Auftraggeber offenbar nicht, was Magier so taten und das es gewaltige Unterschiede zwischen magisch begabten gab. „Da es ein Nein nicht gibt, werde ich wohl sehen müssen, was ich damit anstellen kann.“, sagte er und zog das Blatt zu sich. „Wunderbar! Sie werden ihre Fortschritte mir über eine gesicherte Komverbindung mitteilen und natürlich sich auch sofort melden, sollten sie die Künstlerin finden.“ Mr. Francis und Nikita erstellten einen gesicherten Kontakt und tauschten die Codierungsschlüssel.

 

In Gedanken lief Nikita zurück zum Haus, jedoch fing ihn Leon erneut ab. Er lag ihm in den Ohren und wollte unbedingt mitmachen. „Ach komm schon, ich will nicht nur Botenjunge sein! Ich will etwas sinnvolles machen.“, bettelte er ihn an. „Hör mal, das kann mich in Teufelsküche bringen. Wenn ich dich in Schwierigkeiten reinziehe, macht mich deine Mutter einen Kopf kürzer.“ Leon schmollte und sagte unglücklich: „Der Boss will dich noch sehen.“ Nikita warf einen Blick auf die Uhr und fragte etwas überrascht: „Jetzt?“ Leon nickte. Seufzend folgte er Leon ins Haus und zu dem kleinen Saal in dem sich die Gang besprach und organisierte. Durch die Glastür konnte er sehen, dass Tarek mit einer handvoll der engeren Vertrauten am Tisch saß und offensichtlich im Gespräch war. Eine Wache hinderte sie daran in den Raum zu gehen. Nikita warf eine Blick auf die Uhr. Noch war Zeit. Jedoch nahm sich die Runde viel Zeit zum besprechen. Offenbar musste er nicht so dringend mit ihm sprechen und Nikita warf immer häufiger einen nervösen Blick auf die Uhrzeit. Erst als die anderen den Raum verließen, duften sie hinein.

 

Tarek sah etwas genervt aus. Er war als Zwerg deutlich kleiner als die meisten Menschen, aber dafür ein kleines Muskelpaket auf zwei Beinen, bzw. einem und einem Augment, und er kannte viele wichtige Leute. „Ach ihr zwei...“, sagte er müde, schaute erst von einem zum anderen und konzentrierte sich dann auf den Jungen. „Leon, ich will, dass du mit Marcia zu den Hackern in deren Base gehst. Du hast ihr oft genug in den Ohren gelegen also frag sie, ob sie dir was beibringen wollen.“ Leon starrte den Boss entgeistert an. „Wirklich?“, fragte er überrascht mit dünner Stimme. „Mach schon, wir haben noch zu wenig Kontakt zu denen. Es kann irgendwann noch nützlich sein, sie als Freunde zu haben.“ Leon grinste von Ohr zu Ohr und rauschte davon.

 

Nikita hatte irgendwie das Gefühl, dass Tarek Leon jetzt nicht dabei haben wollte. Aber die Idee machte auch in Nikitas Ohren Sinn. Kaum das Leon weg war, schaute ihn Tarek deutlich kritischer an. „Sieh zu dass du den Auftrag leise und ohne Kämpfe mit anderen Gangs über die Bühne bringst.“ Nikita hatte nicht erwartet, dass es auch noch Regeln dazu gäbe und hob fragend eine Augenbraue. „Ich habe noch keine Ahnung, wo es mich hinführt.“ „Ich will auch keine Details wissen.“, brummte Tarek unwirsch, „Mir wäre es lieber, er würde die offiziellen Wege gehen, aber so? Pass bloß auf.“ Das hob nicht gerade die Stimmung, dachte Nikita, nickte stumm und drehte sich zum gehen um. „Wo steckt Cat? Ich dachte ihr könntet das zusammen erledigen?“ „Nicht da.“, antwortete er kurz angebunden. „Na schön, sieh zu dass du es trotzdem hinkriegst.“, rief Tarek ihm nach. Nikita winkte nur. Er hatte jetzt wirklich andere Sorgen, denn er war viel zu spät dran, hatte keinen Plan und ein Treffen mit einem Magier.

 

Das war am frühen Abend gewesen, jetzt war es nach Mitternacht. Er trank seinen Tee und rieb sich den Arm und dann die Schläfen. Prescot, wenn der Elf wirklich so hieß, hatte ihn ausgenommen, aber das war jetzt nicht so wichtig. Er musste sich überlegen, wie er den Fall angehen würde und wie er seine blöde Miete zusammen kratzen konnte. Er wollte nicht wirklich in dem heruntergekommenen Schuppen unter kriechen. Es pochte dumpf in seinem Kopf und er war zu müde um noch klar denken zu können. Er stellte nur die leere Tasse ab und verkroch sich ins Bett.

 

2 Der ganz normale Wahnsinn

 

Lee war mit seinem Äußeren zufrieden. Im Spiegel sah ihn sein makelloses Elfengesicht ernst an. Seine dunkelbraunen Haare kräuselten sich in kurzen, gepflegten Locken und fielen etwas in seine Stirn. Er strich trotzdem über seine Wangen. Seine Klientin heute Abend legte großen Wert auf ein makelloses Erscheinungsbild und er wollte keine Stoppeln übersehen haben. Abstriche darin nahm sie immer so persönlich. Er strich sein Shirt glatt und überprüfte ein letztes mal, ob seine Hose und die Schuhe genauso glänzend und sauber waren, wie er es wollte. Lee griff den Mantel und winkte den Bildschirm seines Computers in den Ruhemodus. Er fragte sich, was sie diesmal vor hatte. Sie sagte nur, er solle sich etwas herausputzen. Leider war sie nicht sehr spezifisch gewesen. Wird schon, dachte er. Immerhin war sie eine seiner am besten zahlenden Kunden. Was macht man nicht alles um die glücklich zu sehen. Er zwinkerte sich selbst in dem Spiegel zu und verließ seine Wohnung.

 

Auf der Treppe nach unten rempelte ihn jemand an. „Hoppla,“ rief er aus, hatte es aber zu eilig um sich groß mit dem unfreundlichen Kerl zu beschäftigen, der ein „Sorry,“ murmelte. Er erinnerte sich jedoch daran schon einmal jemanden mit blauen Haaren im Hausflur gesehen zu haben. Er hatte immer geglaubt es sei eine Frau. Pah! Das war ja ein Kerl gewesen. Er grinste innerlich. Wie kann man einen Kerl für ne Frau halten. Er hatte eh kein Interesse an Kerlen. Wenn es ging vermied es Lee Jobs von Kerlen anzunehmen. Die waren viel zu grob und Ich-bezogen, es hatte ihm selten Spaß gemacht für einen Kerl zu arbeiten. Er summte einen Titel, den er mochte um die Gedanken zu vertreiben, schließlich war freundlich und zuvorkommendes Auftreten auch wichtig. Als er durch die Tür trat, war er wieder bester Laune und neugierig, was Ms. Liliana heute so in-petto hatte.

 

Er sah ein Grüppchen Teenager, die unten an der Treppe herum hingen. Lee hatte nicht die Zeit sie länger zu beobachten, da wenige Augenblicke später der Wagen hielt. Wie immer hatte er durch getönte Scheiben und war unauffällig, selbst für the Pit. Er lächelte und stieg hinten ein.

„Pünktlich wie immer Lucky Lee.“, sagte eine streng klingende, weibliche Stimme. „Guten Abend, Ms. Liliana!“, sagte er freundlich, stieg ein und blickte auf. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie im Wagen sein werden.“ Die Frau, die ihm gegenüber saß, trug ein mitternachtsblaues, sanft schimmerndes Satinkleid, dass sie elegant über die überschlagenden Beine drapiert hatte. Ihre langen goldbraunen Haare waren perfekt gestylt, genauso wie ihr Gesicht. Lange schwere Wimpern und dezent und perfekt gesetztes Makeup ließen ihr Gesicht strahlen. „Sie sehen perfekt aus.“ „Danke, leider beruht das heute nicht auf Gegenseitigkeit.“ Sie sah ihn kritisch an. „Ich dachte mir, dass deine Robe nicht ganz passend ausfallen würde.“ Sie nickte zu einer Schachtel neben ihm. „Zieh dich um Lee, du sollst schließlich nicht durch unpassende Kleidung auffallen.

 

Lee mochte den leicht drohenden und fordernden Unterton in ihrer Stimme gerade nicht. Er hatte nur was er besaß, aber sie hatte sich ja nicht klar geäußert. Wenn er es genauer gewusst hätte, wäre er einkaufen gegangen. Dazu war es nun natürlich zu spät. Er wusste, dass es besser war nicht zu beginn des Abends mit Klienten zu diskutieren und lies es bleiben etwas dazu zu sagen. Statt dessen hob er den Deckel des Kartons an, legte ihn weg und schlug das Seidenpapier zur Seite. Er hob eine Augenbraue und sagte freundlich: „Das ist großzügig von ihnen, Ms. Liliana.“ „Dann mach dich hübsch,“ sagte sie und ihre Stimme klang etwas entspannter. „Aber,“ Lee blickte auf und sah sie fragend an und sie fügte hinzu: “Behalte etwas hübsches drunter.“ Lee lächelte und entgegnete: „Aber gern.“ Er hob vorsichtig den feinen Stoff aus dem Karton und bereitete das Hemd und die Krawatte vor. Lee wusste, dass er sich nicht mal ansatzweise so einen teuren Anzug hätte leisten können.

 

„Darf ich fragen, wo es den hingeht?“, fragte er höflich und zog seinen Mantel aus. Er bemerkte, dass sie es genoss ihm zuzusehen und lächelte sie an. Er versuchte es trotz des beengten Platzes auf dem Rücksitz es ansprechend für sie zu gestalten. „Mach dir keine Mühe.“, sagte sie und lächelte etwas frostig. „Du bist heute meine Begleitung für eine offizielle, aber unglaublich öde Feier eines abgeschlossenen Vertrages mit ausländischen Kunden. Was du gerade im Sinn hast - dazu werde ich keine Zeit haben. Man erwartet meine Anwesenheit und ich kann mich leider auch nicht einfach zurückziehen, wann es mir passt.“ Lee war sich nicht sicher, ob er das fragen sollte, hielt es aber für besser das zu klären. „Also erwarten mich nur höfliche Konversation mit ihnen und anderen Gästen der Feier?“ Sie schüttelte mit einem hinterlistigen Lächeln den Kopf. „Nicht nur! Aber das werde ich dir jetzt noch nicht genauer erläutern, Lee! Warte es ab.“ Sie faltete lächelnd die Hände auf ihrem Knie. „Jedoch, erwarte ich die übliche Professionalität, wie immer.“, sie sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Natürlich.“ Er knöpfte das Seidenhemd über dem schimmernden Seidenshirt zu und streifte dann die weiße Hose über die seidene, dünne Boxershort. „Synthetische Seide, hm?“, fragte sie. „Nun, ich weiß, dass sie Seide mögen.“ Sie lachte leise: „Wir werden sehen.“

 

Das Fahrzeug passierte unbehelligt den Checkpoint an der Grenze von 'the Pit' und bog auf die Hauptstraße. Sie glitten lautlos durch den Abend und je dichter sie dem Zentrum der Stadt kamen, desto mehr Fahrzeuge füllten die Straße. Die Stadt war deutlich sauberer, bunter und übersät von bunten Bildschirmen und Holobildern die Werbung für den aktuell angesagtesten Film, Musiker, ein Produkt, einen bestimmten Konzern oder auch nur Nachrichten zeigten. Es gab Läden aller Art, die mit grellbunten Schildern auf sich aufmerksam machten. Es tummelten sich Touristen und Einheimische auf der Straße. Lee wusste, dass die Einheimischen allesamt bei den großen Konzernen und über die Stadt verstreuten Firmen arbeiteten. Nur so kam man an die Identifikationskarten, die es einem erlaubten auf der anderen Seite zu wohnen. Lee beneidete sie jedoch nicht. Mit so einer ID konnte man problemlos verfolgen, wo man arbeitete, einkaufte, sich mit anderen traf, was die Essensvorlieben waren und so weiter. Die Einwohner wurden genau im Auge behalten, damit keiner gegen die festen Regeln der Stadt verstieß. ...einen Kaufgummirest fand man hier sicher nicht auf der Straße.

 

Sie überquerten einen weiteren Kontrollpunkt an dem sie kurz hielten, jedoch wurden sie beide nicht von den Wachen persönlich kontrolliert. Der Konzern, dem sie angehörte hatte genug Einfluss um derlei Nichtigkeiten von hochrangigen Mitgliedern fern zu halten, vermutete Lee. Er fragte niemals nach dem Job oder dem Rang seiner Klienten. Manche erzählten ihm etwas, aber nicht alle. Das erste Mal wirklich kontrolliert wurden sie, als sie in eine Tiefgarage einfuhren. Der Fahrer kündigte die Kontrolle an. Jemand klopfte und Ms. Liliana lies die Scheibe herunter. „Guten Abend, Gregor,“ begrüßte sie den Wachmann, der sie rasch scannte. Er nickte ihr zu und sprach etwas in sein Komgerät. Lee war nicht überrascht als sie jemand zu dem Fahrstuhl geleitete und einen schönen Abend wünschte. Sobald man dichter an wichtige Persönlichkeiten oder Feiern wie diese kam, wurde einiges überprüft.

 

Im Gegensatz zu der schlichten grauen Parkebene, war der Fahrstuhl protzig und zeigte klar „hier ist Macht und Geld zuhause“. Feine Steinplatten zierten die Wände, dezentes Licht beleuchtete die Kabine und ein Bildschirm blätterte durch verschiedene Themen: das aktuelle Wetter, eine Empfehlung für ein Restaurant, ein Hinweis auf ein klassisches Konzert, verschiedene aktuelle Kurswerte. Sie wurden beide gescannt. Hätte sie Waffen dabei, wäre der Fahrstuhl verriegelt worden. Lee hatte das Schild außen gesehen. Liliana drückte den Kopf für die oberste Terrasse. „Die Bosse haben sich nicht Lumpen lassen und die drei oberen Etagen angemietet. Es gibt also genug Raum zur Zerstreuung.“ „Klingt doch gut.“, stimmte er ihr zu.

 

Sie streckte fordern den Arm aus und Lee bot ihr wie ein Gentleman an, dass sie sich Unterhaken konnte. „Zeit für ein kleines Briefing.“ Sie spürten nur kurz wieder Fahrstuhl beschleunigte. „Einer der Gäste der Verhandlungspartner, Mr. Selchek, hat eine kleine Schwäche für hübsche Elfen. Du wirst ihn schon erkennen. Sei immer freundlich zu ihm, aber lass dich keinesfalls zu irgendetwas überreden.“ „Verstehe.“ Sie lächelte ihn an. „Dann wollen wir mal.“ Gemeinsam verließen sie den Fahrstuhl und wurden bei der Rezeption ein letztes mal überprüft. Zwei Männer in Livree öffneten die Flügeltüren zu dem großen Flur. Zwei weitere Bedienstete reichten ihnen dampfende Handtücher um sich die Hände zu waschen. Sie folgten dem Flur und traten durch das zweite große Tor in einen großen Saal. Nein, es war kein Saal, bemerkte Lee, sondern eine von einem Schild überdachte große Terrasse. „Wunderbarer Ausblick,“ flüsterte er und sah sie an. „Ja, wenn man Stadtansichten mag.“ Sie klang nicht so begeistert. Lee ließ trotzdem den Blick verwundert schweifen. Die Bauten unterschieden sich klar von Konzern zu Konzern: da gab es die schlanken eleganten Türme, die blau beleuchtete Großkomplexe mit ihren Pyramidenspitzen, die geschwungenen, fast schon Kathedralenartigen Bauten, die teils Firma, teils Vergnügungsviertel für Angestellte waren. Grün entdeckte man seltener, aber es gab auch vertikale Farmbauten in dem Bereich, wo die teuren Wohnungen der Stadt lagen. Diese grünen Bereiche hätte er gerne mal gesehen.

 

„Möchten sie etwas zu trinken?“, fragte er, seine Rolle trotz des Anblicks nicht vergessend. „Gern, ich warte dann an der Säule,“ antwortete sie nur. Er lächelte ihr zu, wusste dass sie sich einen Spaß daraus machte ihn zu testen. Sie stand unterhalb einer modernen Skulptur neben der Tür, von der einige weitere im Saal verteilt standen. Lee drehte sich um und steuerte einer der Tische mit Getränken an. Er hatte etwas bestimmtes im Sinn. „Sie wünschen?“, fragte die Frau, die gerade Sektkelche nachfüllte. „Haben sie auch einen Rosé, vielleicht einen 'Esprit Val D'or 2016?“, fragte er höflich. Sie blickte in das Regal hinter sich und studierte eine Liste. „Einen 2016 haben wir, ja.“, antwortete sie geschäftig. „Hm, ist vielleicht vermessen, aber ist vielleicht ein „Esprit Noir“ da?“ Sie lachte. „Ähm, einen Moment.“ , und studierte die Liste erneut. Zu seiner Überraschung beförderte sie direkt eine der Eisblauen Flaschen auf den Tresen. „Ja, haben wir und ist schon offen.“ „Ein Glas von dem Noir bitte und überraschen sie mich mit einem nicht-alkolischen fruchtigen Getränk.“ Sie hob eine Augenbraue und lächelte dann unverbindlich. Mit zwei gefüllten Gläsern kehrte er zu Liliana zurück.

 

„Danke, was habe ich hier?“, fragte sie, da der Noir sich nicht direkt von den anderen Esprit unterschied. „Hoffentlich etwas, was ihnen gefällt, Mylady.“ Ihre Lippen zuckten kurz zu einem echten Lächeln. „Sag letzteres heute Abend nicht mehr.“, sagte sie leise. Lee nickte, war aber zufrieden mit dem Ergebnis seiner Worte. Sie gingen gemessen durch den Raum zum Rand der Terrasse. Verschiedene Leute grüßten höflich und unverbindlich. Lee wollte gerne den Ausblick genießen. Das Schild verhinderte, das unangenehme Gerüche, gefährliche Substanzen oder auch nur Regen und Kälte die Gäste stören würden. Lee blickte auf die Stadt, die ihn ohne seine Klienten nicht rein lassen würde. Ohne eine echte hinterlegte Identifikation durfte man hier nicht leben, und ohne das nötige Kleingeld konnte man es auch nicht. Er hatte wie viele, die auf der anderen Seite geboren wurden, beides nicht. Mit gefälschter Identifikation konnte man auch hinein, bewegte sich aber in den Schatten. Das kümmerte ihn gerade nicht. Von Oben sah dieser Stadtausblick einfach beeindruckend aus. „Ah,“ sagte sie genießerisch, „Ein herausragender Rose... hast du tatsächlich einen Noir aufgetrieben?“ Lee lächelte ihr nur zufrieden zu. Sie überraschen zu können, war es mehr als wert gewesen.

 

Aber sie konnten nicht lang den Ausblick ungestört genießen. „Ms. Liliana! Welch Freude sie jetzt schon hier zu sehen!“, rief jemand mit leichtem ausländischen Akzent ihr zu. Lee kannte die Sprache nicht, die dem Englischen einen so harten, etwas abgehackten Zug gab. „Mr. Selcheck, schön, dass sie auch Zeit gefunden haben, vorbeizuschauen.“ „Aber, bitte, bitte! Immer doch, bei so wichtigen Kontakten,“ entgegnete er gut gelaunt, „Sagen sie mir doch bitte, wer ist den ihre Begleitung? Ich kann mich nicht erinnern, einen so hübschen Elfen in ihrem Verhandlungsteam gesehen zu haben.“ Lee bemerkte, dass der ältere Herr um die 40ig ihn eingängig musterte. Grau mischte sich in die hellbraunen Haare und einige Fältchen auf de Stirn waren markant zu sehen. Sein schwarzer Anzug saß genauso makellos angegossen, wie bei den meisten Gäste hier. „Das ist meine Begleitung Mr. Leeam Black.“ Natürlich benutzte sie die verabredete Kunstfigur, die beide Seiten schützte und ihr die Möglichkeit gegeben hatte ihn mit allerlei High Society Wissen vollzustopfen.

 

„Es freut mich sehr!“ Lee und Selcheck schüttelten die Hände. Erst jetzt sah Lee die kurzen nach hinten ragenden Hörner. Er war zwar größer, aber aus Lees Perspektive waren die meisten Menschen größer. Dennoch die Hörner wiesen genau wie Lees Elfenohren darauf hin, dass Mr. Selcheck eben kein normaler Mensch war. „Nach der Rede würde ich ihnen gerne meinen Gefährten vorstellen,“ sagte Selcheck zu Liliana. Jedoch blinzelte er immer wieder zu Lee rüber. „Ich hoffe doch, ihre Begleitung wird sich ihnen dann vielleicht anschließen?“ „Ich werde danach selber noch zu einer kleinen Gruppe meiner Leute sprechen, dann komme ich gern auf ihre Einladung zurück.“, entgegnete sie höflich und ließ damit offen, ob Lee noch dabei sein würde.

 

Dass sie nichts zu Lees Plänen sagte und das Gespräch auf anderes lenkte, ließ ihn nachdenklich werden. Jedoch war noch nicht abzusehen, was sie mit ihrer Andeutung meinte. Sie wanderte durch den Raum und sprach mit weiteren ihm unbekannten Leuten. Selcheck folgte ihnen und sprach mit dem ein oder anderen. Lee betrieb zumeist freundlichen Smalltalk mit den Begleitern oder beschränkte sich auf zuhören und Nicken. Schließlich sammelten sich alle und Lee hörte sich eine Rede an, über den Vertragsabschluss und die fantastische Zukunft beider Firmen. In seinen Ohren klang es auch nur nach hohler Beweihräucherung. Liliana hörte auf den ersten Blick interessiert zu, aber sie nippte lieber am Glas und nutze jedes mal den Moment für einige Sekunden die Augen zu schließen und nur den Geschmack zu genießen. Vermutlich hörte sie nicht wirklich zu, dachte Lee.

 

Mit einem „Entschuldigen sie uns für einen Moment“, führte sie Lee von der Terrasse zu den kleineren Separees darunter. Einige wenige Gäste wanderten hier herum. Der Flur war indirekt und deutlich schwächer beleuchtet als die gleißende Terrasse. Die Räume waren gebucht und nur Besucher mit der richtigen Freigabe konnten sie betreten. „Warte einen Moment, Lee.“, sagte sie und trat durch eine der Türen. Lee lehnte sich gegen die Wand und wartete ab. Als sie wieder die Tür öffnete um ihn herein zuwinken, war ihr Blick geschäftsmäßig kühl und ernst. Sie standen im Flur mit einer kleinen Garderobe. „Dein Auftrag heute ist etwas anders geartet. Unterhalte diese Leute. Sie haben sich verdient gemacht und ich belohne meine Leute gern mit etwas besonderem. Tu wonach ihnen ist und was sie zufrieden macht.“ Lee schaffte es seine Miene nicht zu verziehen. So etwas sollte eigentlich gesondert besprochen werden. Sie hatte das noch nie gemacht. Allerdings hatte er als 'Begleiter' ohne offizielle Identifikation keine große Wahl. „Ich verstehe.“ „Enttäusche mich nicht.“, sagte sie ernst, strich über sein Kinn und ließ ihn allein im Flur stehen.

 

Lee schloss die Augen. 'Untervermietet' werden, war jetzt nicht das, was er sich vorgestellt hatte.

Er schluckte seinen Unmut hinunter und setzte erneut sein Klienten-Lächeln auf und trat durch Tür in den Raum. Angesagte Musik und ein hübsches Lichtspiel fluteten den Raum. Dazwischen tanzten und trank eine Gruppe von fünf Leuten. Es war deutlich, dass sie schon etwas mehr gefeiert hatten. Die Garderobe saß nicht mehr perfekt und die Jacketts waren schon abgelegt worden. Verschiedene Getränkeflaschen standen auf dem Tisch um den eine runde Sitzgruppe angeordnet war, die genau in der Mitte des Raumes stand und von einem senkrechten Strahler beleuchtet wurde. Mit einem „Oh, geil!“ wurde Lee von einem der nächstbesten Tanzenden unter dem Arm gegriffen. „Tanz mit uns!“, rief eine angeheiterte Elfin. Lee schnappte sich im Tanzen irgendein Getränk. Ihm war nicht wohl und er hoffte mit Alkohol sich etwas zu betäuben. Das hier war gar nicht nach seinem Geschmack, trotzdem tat er so es gefiele ihm.

 

Er tanzte mit den Leuten. Sie schälten ihn schnell aus seinem Jackett. Einige Titel und verschiedene Getränke später, fanden sie es lustig, wenn er sich tanzend weiter auszog. Lee trank erneut etwas und tat wie geheißen. Er nutzte die kleine Platform vor der Sitzgruppe und legte einen Striptease hin. Die Gruppe johlte. Er tanzte in seiner Seidenunterwäsche für sie und trank mit ihnen, spürte die Berührungen. Eine Frau küsste ihn und er tat so als gefiele es ihm. Er neckte sie und strich über ihre Wange. Sie johlte glücklich und betrunken. Ein Mann zog ihn dicht zu sich zu einem Engtanz und er spürte die Berührungen von hinten, da es im angetrunkenen Zustand nicht mehr so wirklich synchron zu machen war. Lee nutzte den Rausch um nicht so richtig mitzubekommen, was noch so geschah.

 

Als er wieder erwachte, sah er direkt von der Couch in das Gesicht des etwas genervt dreinblickenden Fahrers, der ihn abgeholt hatte. „Endlich wirkt der Kram,“ knurrte er. „Zieh dich an, oder willst'e zu Fuß nach Hause?“ Lee schälte sich zwischen zwei Frauenleibern hervor. Es überraschte ihn nicht wirklich, nackt zu sein und auch nicht seine Unterwäsche nicht mehr wieder finden zu können. Dem Fahrer waren die schlafenden Menschenleiber egal, die verschlungen auf der runden Couch schliefen. Er hatte sich abgewendet, kaum das Lee wach war. Er muss mir was gegeben haben. Lee geisterten ein paar Bilder von Sex mit verschiedenen Gruppenmitgliedern durch den Kopf – mit Männlein und Weiblein. Er verdrängte sie und zog sich an. Sein Körper fühlte sich etwas verkatert an. Das Antidote, was der Fahrer ihm gegeben haben musste, hatte den Rausch abrupt beendet und ihn geweckt. Er konnte jetzt leider wieder recht klar denken und sehen was um ihn herum passiert war. Später würde er die Folgen des wilden Konsums von was auch immer spüren werden. Er folgte dem Fahrer still aus dem Separee und folgte ihn hinunter zum Wagen. „Ms. Liliana hat eine Nachricht hinterlassen.“, sagte er noch, hart bemüht freundlich zu klingen, und lies Lee einsteigen.

 

Es überraschte Lee nicht, dass Ms. Liliana nicht da war. Er fuhr oft allein zurück. Die Klienten und Fahrer mochten wechseln, aber das war üblich, wenn er die Grenze von the Pit zur eigentlichen Stadt überquerte. Er stieg ein und fand seine Sachen im Wagen. Während er sich umzog, lies er die Aufzeichnung abspielen. "Hoi Lee, ich habe noch zu tun oder bin schon weg - je nachdem wie spät es für dich geworden ist. Ich werde mit meinen Leuten die Tage reden und natürlich wird ein kleines Extra für die Herren der Gruppe abfallen. Den nächsten Termin muss ich leider verschieben. Ich bin nicht da. Ich schick dir das nächste wann und wo. Gute Nacht.“ Lee schwieg. Im Kom blinkte die Option auf eine Antwort zu übermitteln. Er fühlte sich ausgelaugt und zu matt um etwas zu sagen.

 

Er hatte getan, was sie von ihm erwartete. Aber das war nicht ganz sein Stil gewesen. Wenn er konnte, wählte er vorher aus, ob er den Job machen wollte oder nicht. Da sie einer der größeren Fische in seiner Liste an Klienten war, nahm er das so hin. Immerhin fiel dabei genug ab um entspannt zu leben und Notfalls wen zu bestechen, wen der ihm ans Leder wollte... Er schloss die Augen immer wieder und sah nicht die ganze Fahrt zurück aus dem Fenster. Er klopfte an die Scheibe. „Ja,“ brummte es mürrisch von vorn. „Wollte sie die Sachen direkt wieder haben?“, fragte er. „Denke ich mal.... Keine Ahnung man.“ Er klang irritiert und es schien ihn nur wenig zu interessieren. „Übergeben sie die ihr?“, fragte Lee und probierte höflich zu klingen. „Wenn's den sein muss... Na, schön. Ich will mich ja nicht mit ihr anlegen.“ Lee hob nur kurz eine Augenbraue. Es überraschte ihn nicht, dass der Mann seinen Job nicht verlieren wollte. „Danke.“ „Hm“, brummte der Fahrer zurück und schloss die Verbindung. Lee döste zeitweilig ein wenig.

 

Er ließ sich an einem Laden absetzen, wo man durchgehend einkaufen konnte. Es war trotz der Zeit ein wenig Betrieb im Laden. Zwei Männer stritten sich, ob sie Bier oder doch lieber etwas zu Essen kaufen wollten. Eine Frau und ein müder Teenager standen in der Ecke mit Technik und wühlten in billigen Angeboten herum. Lee kaufte Lebensmittel ein die er nicht mehr zu Hause hatte. Er hatte eine Schwäche für gute Milch und Erdbeeren auch wenn letztere eigentlich nur synthetische waren. Er suchte alles zusammen und zahlte mit dem Armreif. Die Männer behielt er im Blick als er wieder hinaus ging. Im Gegensatz zu den prachtvollen, Werbe-bepflasterten Innenstadt, war the Pit eher schmutzig und dunkel. Trotzdem war ihm das lieber. Etwas im Tran trottete er den üblichen Weg nach Hause. Vermied die größeren Dreckhaufen und suchte sich Routen durch die Straßen, die genug beleuchtet aber nicht direkt im vollen Schein der wenigen Lampen waren. Er genoss die Kühle und der Geruch verhinderte, dass er zu lange an den seltsamen Abend zurück dachte. Müde lauschte er auf seine Schritte und die Geräusche um ihn herum.

 

Ein seltsames Geräusch riss ihn aus seinem Trott und der sich doch Einschleichenden Unaufmerksamkeit. Er lauschte und ging dabei so leise es ging weiter. Dann hörte er es erneut. Es klang wie ein Kichern. Lee fuhr abrupt herum. Er sah nur die leere Straße, sonst nichts. Niemand war zu sehen. Es machte ihn nervöser nichts zu sehen als ein paar Kerle oder Frauen, die ihm nachliefen. Keine Waffe mitzuhaben und hier jetzt herumzuschleichen, war eine blöde Idee gewesen, dämmerte es ihm. Er ging weiter und versuchte auch obere Stockwerke und niedrige Dächer zu beobachten, aber es war schlicht zu dunkel für einen unvercyberten Menschen. Die Nervosität trieb ihn dazu schneller zu gehen. Das war dumm, weil er wem auch immer verriet, dass er ihn erwischt hatte. Er musste nur ein paar Ecken weiter kommen um in den Bereich zu kommen, wo die Red Skorpions rumliefen. Er sah sich um und schlängelte sich weiter durch die Straße. Um die Ecke brauste ein mitgenommen aussehender Wagen vorbei und fuhr in die entgegen gesetzte Straßenrichtung davon.

 

Lee bog in die Straße ein wo ein paar der Skorpions herumhingen und müde aufpassten. „Hey, du! Komm her!“ Rief einer von ihnen herüber. Lee mochte nicht unbedingt die Gangtypen treffen um diese Uhrzeit, aber gerade waren die ihm dreimal lieber als dieses komische Geräusch. Er trat auf sie zu, doch bevor er richtig dicht kam, rief einer von ihnen: „Ah, den kennen wir doch.“, und winkte ab. „Das Spitzohr wohnt im roten Haus.“, fügte er etwas gelangweilt hinzu. „N'Abend,“ sagte Lee trotzdem freundlich zur den drei mürrischen Wächtern. Er war jetzt dicht genug um zu sehen, dass eine gehörnte Frau, eine weitere deutlich kleinere mit Augments und ein Kerl mit vercyberten Augen in der Gruppe waren. Sie versuchten möglichst abschreckend zu wirken. Lee war das nur recht. Er war froh eine Bleibe gefunden zu haben, wo er die Leute und die Umgebung ertragen konnte und nicht das Problem hatte, dass ihm dauernd jemand auf die Pelle rückte, weil er wie ein leichtes Opfer aussah. Ein zu klein geratener Elf zu sein hatte so seine Nachteile, keiner kaufte ihm ab, dass er sich auch verteidigen konnte. Tja, das mit Verteidigen war wohl heute eine Luftnummer, dachte er.

 

Er folgte der Straße weiter und lauschte noch immer auf die drei hinter ihm. Jedoch hörte er gar nichts. Als er die Ecke erreichte, blickte er sich unauffällig um, aber die drei wanderten gelangweilt auf und ab. Niemand war ihm gefolgt. Niemand hatte die Aufmerksamkeit des Trios erregt. Er wandte sich ab, unsicher ob er wirklich etwas gehört hatte oder das Nachwirkungen von was auch immer waren... Hatte er irgendetwas genommen, was ihm jetzt so ein paar letzte Halluzinationen bescherte? Grübelnd behielt er die Umgebung im Blick und sah und hörte nichts. An sich selbst zweifelnd nahm er die Treppenstufen ins rote Haus. Kaum drinnen fiel etwas von der Unsicherheit ab. Draußen ein paar Schritte weit vom Haus entfernt stand wieder ein Grüppchen Skorpions. Der Gang gehörten ein paar Häuser und er wohnte in einem davon. Lee ging erleichtert die Treppe nach oben und war sich an seiner Tür sicher, dass er es sich wohl nur eingebildet hatte. Selbst in einer Gang zu landen hatte für ihn nie geklappt. Den dürren, kleinen Elfen wollte keiner. Er hatte gelernt sich so durchschlagen zu müssen und hatte sich damit arrangiert. Er räumte seinen Einkauf in den Kühlschrank und duschte, ehe er etwas verkatert ins Bett fiel.

 

3 Wer ist Nightowl?

 

Nikita saß an die Wand gelehnt auf seinem Bett. Der Tee stand längst kalt auf der Sitzfläche einer seiner zwei Stühle. Grummelnd starte er auf das Bild vom Netz was in sein Blickfeld projiziert wurde. Er hatte jetzt ewig herumgesucht was er auf dem 'normalen' Wege aus dem Netz über Nightowl herausfinden konnte. Das Ergebnis war überschaubar gewesen. Ein paar wenige Leute in Sozialen Netzwerken haben von Auftritten erzählt oder gleich Fotos gepostet. Blöd nur, dass Liebhaber dieser Musikrichtung auf dunkel, gern rein mit Minineons beleuchtete Musiker stand. Dazu gab es ein paar kleine Musikproben, kleine Schnipsel von Auftritten in mieser Qualität zu finden. Das einzige was sicher war, ist dass sie keine sehr große Berühmtheit war. Dazu gab es zu wenig zu finden. Die sphärischen Klänge lagen ihm immer noch in den Ohren. Er musste zugeben, dass sie in der Tat gut singen konnte, aber er hatte keine Ahnung ob sie ein aufsteigender Musikstern war. Dazu kannte er sich zu wenig in der Szene aus.

 

Die Infos über ihre Auftritte verrieten ihm ein paar Clubs und Bars in verschiedenen Winkeln von the Pit – mal bessere mal weniger hübsche Gegenden – in denen sie aufgetreten war. Er war sich nur sicher, dass sie keinen so großen Bekanntheitsgrad außerhalb von the Pit hatte. Da es nichts von der 'Glitzerwelt' der anderen Seite zu lesen gab. Man kannte sie dort nicht, oder sie traf nicht den Geschmack der Innenstädter. Er hatte nur Spitznamen der anderen Bandmitglieder gefunden, sofern sie überhaupt genannt wurden. Er schob die Namen und besten Bilder von denen auch in den Speicher. Auf den Seiten der Clubs war auch nichts vermerkt, dass sie dort wieder auftreten würde. Es frustete ihn so wenig zu finden. Trotzdem speicherte er die Clubs ab und ließ sich deren Position auf seiner schlechten Karte von the Pit eintragen.

 

In the Pit lief einiges ohne das Netz ab...oder auf jener Seite des Netzes, von dem Nikita so gar keine Ahnung hatte. Magie hatte einen entscheidenden Nachteil – sie vertrug sich nicht mit Technik. Er konnte keine Augments nutzen, ohne einen Anteil seiner magischen Fähigkeiten einzubüßen. Aber um auf die anderen Seiten des Netzes zugreifen zu können brauchte man Augments... Augments ermöglichten es den Hackern sich auf eine Art ins Netz einzuklinken, die Nikita sich nicht vorstellen konnte. Sie sahen es sich nicht nur an, wie er es tat, sondern wanderte durch das Netz hinter den sichtbaren Webseiten und Einblendungen. In seiner Gang gab es keine Hacker – es ging ja nur darum zu sorgen, dass einige Häuser nicht dauernd von den lieben Nachbarn beharkt wurden oder von nervtötenden Diebesbanden ausgeraubt wurden. Wenn er Informationen haben wollte, die jenseits des für ihn sichtbaren Netzes lagen, musste er wohl einen Hakerauftrag ausgeben und jemanden dafür bezahlen.

 

Er versuchte seinen Auftraggeber zu kontaktieren, da er nicht wirklich viel auf der Kante hatte und nicht auch noch seinen letzten Rest für so einen Auftrag vorstrecken wollte. Der Komlink probierte eine Verbindung zu erstellen, jedoch tat sich nichts. Er erreichte den Mann nicht direkt und konnte nur eine Nachricht hinterlassen. Er rieb sich die Stirn und entschied sich. Selbst Hacker brauchen Zeit, dachte er und beschloss es trotzdem zu machen. Solange der Hacker beschäftigt war, konnte er probieren in den Clubs, wo sie letztens aufgetreten war nach ein paar Antworten zu suchen.

 

Er suchte seine Sachen zusammen und dachte darüber nach, wie der das anstellen wollte. Klar er könnte zu den Hackern, die sich im benachbarten Gebiet nieder gelassen hatten, rein-spazieren … Die Gang nebenan interessierte sich nicht so für das Treiben der neuen Hackeruntermieter und sie hatten zum Glück eine Art 'Friedensdeal' mit denen. Wenn es den Hackern jedoch nicht passt, was er wollte, konnte er auch alles hinüberhelfen was Tarek anstrebte. Oder er könnte.. er zögerte. Nachdem er mit Cat den Auftrag für Mr. Smith erledigt hatte, hatte er noch nicht wieder von dem Typen gehört. Er wusste nicht, ob Smith mit dem was sie getan hatten so ganz zufrieden gewesen war oder ob es gerade schlicht gerade keine Jobs für unbekannte wie ihn gab. Was blieb ihm sonst? Mit Glück darauf hoffen jemanden zu finden, der... Nein.

 

Er wählte die Nummer und blickte aus dem schmuddeligen Fenster auf die Straße. In der Stille konnte er die ein oder andere laute Stimme im Haus und Bewegungen hören. „Smith“ Das Icon seines Kontakts erschien auf dem Bild. „Nikita hier.“ „Was führt sie zu mir?“ Sein Vermittler klang freundlich interessiert, aber kurz angebunden. „Ich suche einen Hacker, der was für mich erledigen soll. Haben sie Kontakte für mich?“ Es blieb nur kurz still. „Ja, ich habe verschiedene Kontakte. Fragt sich, wie ausgefeilt ihr Auftrag ist.“ Nikita seufzte. „Ich denke nicht, dass sie sich damit herumschlagen müssen. Ich nehme, wen ich kriegen kann, da es drängt und schnell erledigt werden muss.“ „Verstehe. Jedoch kostet das etwas.“ Nikita sah aufblitzen was Smith für die Vermittlung haben wollte und schluckte. „Schätze mal, damit hat sich das erledigt...“ „Oh, sie hatten doch eine ordentliche Bezahlung erhalten, oder etwa nicht?“ Nikita seufzte. „Das schon. Meine Schwierigkeiten sind jedoch nicht ihr Problem.“ Er bezweifelte ernsthaft, dass er wichtig genug für diesen Vermittler war als das es ihn wirklich interessiert. „Wenn Kontakte sich nicht an die vereinbarte Bezahlung halten, dann schon.“, gab Smith ernst zurück. „Na schön, ich danke ihnen für ihre Zeit. Lassen sie es mich wissen, wenn sie Jobs haben.“ „Sicher.“ Er schloss die Verbindung. Mist, das hat ja mal gar nichts gebracht, fluchte er. Aber 500 Credits nur für einen Kontakt konnte er wirklich nicht auftreiben. Wovon sollte er den Haker dann bezahlen?

 

Auf dem Weg nach unten versuchte er nochmal den Auftraggeber zu erreichen, jedoch wurde er abgeblockt. Na, offenbar hat man keine Zeit für mich. Er schrieb eine Notiz und schickte sie an Mr. Francis. Hoffentlich meldet der sich mal, wie will er so erfahren, wie der Stand der Dinge ist. Nikita fragte sich, wie sich Profis in den Schatten mit solchen Aufträgen herumschlugen. Vermutlich waren sie cleverer und ließen sich ein Spesenkonto oder so was geben. Gereizt erreichte er das Erdgeschoss und wollte die Tür öffnen. „Schätzchen, vergiss die Miete nicht.“, säuselte Fredels Stimme überraschend liebenswürdig hinter ihm. Er presste die Augen zu und mühte sich nicht gereizt zu reagieren. Eiskalt erwischt. Mist. „Ich weiß. Ich muss jetzt los.“ Er drehte sich absichtlich nicht um. „Aber immer. Du weißt wo du mich finden kannst, Schätzchen.“, sagte Fredel liebenswürdig. Wie konnte man nur so groß sein und so sprechen können, fragte sich Nikita. „Klar, ich muss jetzt. Tschau.“, rief er Fredel zu. Man! Muss dieser Kerl einen auch immer, wirklich immer auf der Treppe erwischen!

 

Nikita ließ sich auf der Karte einen der nächstbesten guten Knotenpunkte des Netzes anzeigen und und lief los. Es würde eine Weile dauern zu Fuß dahin zu kommen. Währenddessen suchte er nach Chats und versuchte sich dort vorsichtig sich nach geeigneten Personen umzusehen. Er war fast da als er endlich durch unzählige Subchats gesprungen war um mit wem in Kontakt zu kommen.

Pyr - Ich habe einen Knotenpunkt erreicht.

Qtz - Prima, dann sollten wir auf anderem Wege sprechen. Kannst du dich einklinken?

Pyr - nein.

Qtz - verstehe. Dann so.

Nikita schlängelte sich in ein kleines Café. Es sah bei weitem nicht so gut aus, wie das wo er mit Cat auf Mr. Smith getroffen hatte. Es war zwar sauber, aber die Möbel sahen aus als wenn sie schon, dass ein oder andere Gefecht mitgemacht hatten. Dennoch war es gerade gut besucht. Er bestellte ein billiges Getränk und verzog sich in eine Ecke, wo er auch ein paar der anderen Besucher im Auge behalten konnte. Sein Stuhl hatte ein Loch in der Lehne. „Wer Ärger macht, fliegt raus!“, knurrte ihn die Bedienung an und stellte sein Getränk vor seiner Nase ab. Sie hatte eine leicht dunkelgraue Haut und Hauer zierten ihren Unterkiefer. Einer davon sah etwas abgebrochen aus. „Schon klar. Hab ich nicht vor.“, brummte er der Orkfrau zu. Erst jetzt bemerkte er, dass er eine Einladung von qWERtz zu einer gesicherten Verbindung hatte. Er nahm an und nahm das Getränk um daran zu schnuppern.

 

Gegenüber in der Ecke am Fenster saß jemand da und bewegte seinen Hände in der Luft. Er sah nicht aus als wenn er noch mitbekam was um ihn herum passierte, aber wer wusste das schon. Der andere Typ nahe der Theke bekam sicher nichts mit. Sein Kopf lag auf dem Thesen. Die meisten anderen kümmerten sich um sich selbst und tranken oder aßen etwas. Nikita tauchte kurz in die astrale Sicht und sah die Umgebung aus der Sicht der Magie. Es schmeckte nach Streit und Kämpfen, aber das war eine Weile her. Vielleicht eine Rauferei, wer weiß das schon. Gerade waren alle Leute im Lokal, die er sehen konnte, ruhig und desinteressiert. Auch nur normale Typen, die sich irgendwie durchschlugen, dachte er.

 

Die Verbindung zu dem Typen aus dem Chat wurde erstellt. Das Icon war nur ein Fragezeichen auf einem Verkehrsschild. Nikita trank und schüttelte sich, das Soda war etwas zu bitter.

qWERtz – Also? Noch da?

Pyr – Ja, klar. Ich muss ja auch sehen, was um mich herum passiert.

qWERtz – Also was willst du eigentlich haben?

Pyr – Ein paar weitergehende Informationen zu einer Person. Es ist nur begrenzt so etwas im Netz zu finden.

qWERtz – Jemand mit Identifikation?

Pyr – Unbekannt.

qWERtz – Sind große Firmen involviert?

Pyr- Nein, denke ich nicht. Ein Pit-Bewohner, kein Gangmitglied und gehört auch zu keiner gefährlichen Organisation so weit ich weiß.

qWERtz – Hm, 700

Pyr – 500? Wie lang wirst du brauchen?

qWERtz – Hängt davon ab wie kompliziert es ist und wer es ist. 600 Also?

Pyr – Gut. 600.

Nikita seufzte, dass würde echt alles verbrauchen, was er gerade hatte. Er hoffte, dass Francis sich endlich meldete.

Pyr – Es geht um Nightowl, eine Musikerin

qWERtz – Gut. Glaub, die hab ich schon mal gehört. Melde mich, wenn ich was habe. 250 für paar Programme als Vorschuss´.

Nikita schluckte und trank einen weiteren Schluck Soda. Das war zu erwarten gewesen.

Pyr - Wohin?

Der Hacker sandte ihm die Daten und Nikita autorisierte eine Übertragung. Trotzdem bereitete es ihn Bauchgrummeln. Er musste darauf vertrauen, dass der Hacker auch was konnte und nicht mit dem Geld das Weite suchte.

qWERtz – Ist da. Gut. Ich mach mich an die Arbeit.

 

Die Verbindung schloss sich. Nikita starrte eine Weile Löcher in die Luft. Dann trank er das Soda aus. Der bittere Geschmack half ihm wieder wach zu werden und sich zu konzentrieren. Das Netz wirkte irgendwie betäubend auf ihn. Er ließ sich die Karte einblenden und sah sich den Weg zum nächstbesten Auftrittsort von Nightowl an. Eine Bewegung lenkte ihn ab. Jemand bewegte sich um die Tische herum. Kam er auf ihn zu? Nikita hob den Kopf. Der Elf trat leise zu ihm und flüsterte. „Keine Sorge, Freund. Ich führe nichts böses im Sinn.“ Freund? Nikita starrte den Elfen mit den kurz geschorenen violetten Haaren an. Die hochgewachsene, schlanke Gestalt fiel doch auf wie bunter Hund. Und er kannte den Elfen nicht. „Was willst du?“, fragte er und registrierte, dass keiner der Leute im Cafe sich groß um den Elfen kümmerte. „Ich arbeite meistens hinten, deswegen sieht man mich selten. Wären sie so freundlich mich zu begleiten?“, fragte er ausgesprochen höflich.

 

Nikita wusste nicht, ob er in eine Falle getappt war, als er mit dem Hacker gesprochen hatte... er schluckte und erhob sich scheinbar gelassen. Der Elf geleitete Nikita höflich zur Küche. Es irritierte ihn, dass er so freundlich war. Als die Tür zurück schwang sprach der Elf erneut leise: „Ich kann Auren lesen und sah, dass du ein Magier bist.“ „Was zum?“ Nikita konnte nicht folgen. „Es tut mir leid, wir brauchen jemanden, der Heilmagie beherrscht und deine Aura schmeckt danach, dass du vor nicht all zu ferner Zeit geheilt wurdest. Kannst du uns helfen?“ Verblüfft starrte er den Elfen an. „Wenn du das sehen kannst, warum kannst du es nicht tun?“ Der Elf sah weg. „Mehr als Auren lesen, kann ich nicht.“ Nikita schloss die Augen, so eine Offenheit hatte er nicht erwartet. „Bring mich zu dem, der Hilfe braucht.“ Der Elf blickte ihn kurz an und lächelte, dann drehte er sich um und ging voran.

 

Sie schritten einen Treppe an der Seite herunter. Jemand öffnete, als der Elf klopfte. „Wer ist das, Garo?“ „Jemand der helfen kann! Wir konnten keinen Doc auftreiben...“, sagte er leise. Der Mann öffnete die Tür weiter und sie traten ein. Nikita schaute verblüfft in einen überraschend bunten Keller, der mit Sitzsäcken, niedrigen Tischen und verschiedenem Elektronikkram übersät war. Verschiedene Leute wuselten herum oder bastelten. Trotzdem war es überraschend leise. „Komm,“ brummte der Mann und gebot ihm zu folgen. Sie traten durch eine weitere Tür. Zwei Leute beugten sich besorgt über jemanden, der auf einer mitgenommenen Couch lag. „...ich weiß es doch auch nicht, wir müssen auf Garo warten...“, sagte eine Frau. Der Elf Garo trat vor. „Meinem Freund hier geht es nicht gut.“ Zwei Frauen fuhren herum. „Du hast einen Arzt gefunden?“, fragte eine. „Nein, nur einen Magier...“, meinte Nikita trocken und ging an ihnen vorbei.

 

„Wie lange ist er schon so?“, fragte er. Der Mann, der dort lag hatte genauso wie die Bedienung Hauer. Nikita kümmerte das wenig. Äußerlich war nicht zu sehen, warum er bewusstlos war. „Ich fand ihn so heute morgen,“ sagte der Elf und eine der Frauen gab ein zorniges Knurren von sich. „Wenn du getan hättest, was du solltest, wäre....“ „He,“ unterbrach sie die zweite Frau, „Jetzt nicht!“, rief sie ihr zu und wandte sich schroff an Nikita: „Na mach schon!“ Nikita ignorierte ihre Schroffheit, setzte sich und berührte den Bewusstlosen. Er wanderte in die Astralsicht und sah den Hacker und seine Verletzung. Schwarze Adern schlangen sich durch seinen Körper zu seinem vercyberten Arm. Es war der Arm, wo die meisten ihre Komlinks trugen. „Er hatte an irgendetwas gearbeitet.“, hörte er den Elfen sagen. Nikita konzentrierte sich und fokussierte die Magie, wob dem Spruch und ließ ihn über die Berührung in den Fremden gleiten. Er löschte langsam die schwarzen Spuren, die sich vom Arm bis in seinen Nacken reichten aus. Er wusste nicht, ob es reichte, er war ja kein Arzt. Aber er sah keine schwarzen Bereiche im Gehirn.

 

Als er den Zauber gegen alles gelenkt hatte, was verändert war, lies er los und kehrte zurück. Er keuchte und sackte erschöpft zusammen. „Na, kein so toller Magier...“ „Man sei still.“, zischte die zweite Frauenstimme. „Hey, wie geht es dir? War er zu schlimm getroffen?“, fragte die samtige, leise Elfenstimme. Ein wenig benebelt blickte Nikita den Elfen an. „Magie hat auch seinen Preis. Ich habe getan, was ich konnte.“ Seine eigene Stimme klang etwas matt. Jemand drückte ihm ein Getränk in die Hand. „Er könnte auch etwas zu trinken oder einen Tropf gebrauchen.“, murmelte er erschöpft und döste ein.

 

Er erwachte in einem etwas ausgesessenen Sessel und sah den Elfen. Ihm brummte etwas der Schädel, aber es ließ langsam nach. „Wie lang war ich weg?“ „Trink was.“, entgegnete er und sah ihn an und beantwortete die Frage: „Vielleicht eine halbe Stunde.“ Nikita trank etwas Wasser und sah sich um und fragte: „Wo ist er?“ Die Couch war leer. „Mascha – eine der Frauen- hat Kochsalzlösung aufgetrieben. Er ist bei ihr... oben im Haus.“ Nikita nickte. „Geht es ihm schon besser?“ Der Elf blickte etwas unschlüssig drein. „Ich weiß es nicht. Sie ist sauer und geht nicht ran, wenn ich per Kom frage. Trotzdem, danke dir.“ Er lächelte Nikita an. „Ich hoffe, dein Freund kommt durch.“ Der Elf lachte. „Er ist zäh und wird sicher wieder aufwachen – und sei es nur um mich ärgern zu können.“ Nikita trank das Glas aus und erhob sich. „Ich muss los...“ „Klar, komm!“ Der Elf ergriff seinen Arm um sich zu bedanken und begleitete ihn nach draußen.

 

Nikita studierte kurz die Karte und ging zu U-Bahn. Die meisten Clubs waren in deutlich besseren Gegenden von the Pit. Er setzte sich etwas Musik auf die Ohren und lief los. Es würde spät werden heute. Er betrachtete die anderen Leute auf der Straße. Es waren nicht viele. Die meisten warfen ihm nur kurz einen Blick zu, manche sehr kritisch, die meisten kümmerten sich um ihre eigenen Sachen und beachteten ihn nicht. Nikita fühlte sich wieder wohl in seiner Haut. Wie einer von ihnen lief er durch die Straßen zur Station. Der Bahnsteig war fast leer. Er nahm die nächste Ringbahn, die ihn raus zu den besseren Bereichen von the Pit brachte. Auf dem Rückweg würde die Bahn voller sein, dachte er. Er hielt sich an der Tür auf um dem Bombardement der Werbebilder zu entgehen und lauschte der Musik. Kaum draußen schaltete er sie lieber ab. Er lief zu dem Club. Es war noch früh und nicht so viel los draußen. Dennoch lockten ein paar Shops in der Nähe Kundschaft an. Unauffällig beobachtete er die Umgebung astral – aber es gab nichts gescheites zu sehen.

 

„Was willst du?“, brummte der Türsteher müde. „Is noch zu früh für Einlass..“ Es war ein Mensch, der Nikita zwar überragte und mit seiner augmentierten Hand sicher ordentlich Ärger verursachen konnte, aber er war ein Mensch. „Ich bin auch nicht wegen Party hier.“ Der Mensch beäugte ihn gereizt. „Ich will nur mit den Leuten hier reden. Ich suche jemanden der vermisst wird.“ Der Mann hob eine Augenbraue. „Was kümmern mich verschwundene Leute...“, brummte er. „Sie hat hier gesungen. Ich denke, sie hat deinem Club und deinem Chef ein gutes Geschäft beschert.“ Etwas hellhörig geworden sah er Nikita genauer an. „Bist kein Mercenary..“, sagte er knochentrocken. „Die sehen anders aus.“ Nikita grinste. „Ist das so wichtig?“ Der Mann zuckte mit den Achseln.„Wenn du was rüberwachsen lässt, weiß ich vielleicht was...“ Nikita seufzte. „Seh ich aus, als könnte ich es Credits regnen lassen?“ „Nee, deswegen: Zieh Leine.“, der Mann ignorierte Nikita. „Kann ich mit wem drinnen sprechen?“, fragte er und trat auf die Tür zu. „War ich nicht deutlich? Verzieh dich.“, knurrte er. „Ich bin kein Mercenary, welche Gefahr stelle ich schon dar?“ Nikita nervte sein Pech langsam. „Nightowl ist dir dann offenbar egal, was?“ Er drehte sich um und ging.

Der Wächter reagierte nicht auf seinen letzten Satz, na vermutlich war ihre Musik nicht sein Geschmack.

 

Nikita umrundete den Block. Clubs hatten immer auch Lieferanteneingänge. Die Parallelstraße war leer und bei weitem nicht so schön, wie die Vorderseite. Müllcontainer standen hier und all der Kram, den vorne keiner sehen sollte. Nikita blickte in die kleine Gasse hinter dem Club. Da standen Container und … noch eine Wache. Er hob eine Augenbraue. „Verzieh dich,“ rief ihm der Wächter zu, „nur weil du vorn nicht rein kommst, gilt das noch lange nicht für hinten.“ Es überraschte Nikita hier eine Wache zu sehen. „Scheiß Job, mein Freund.“ „Ich bin nicht dein Freund.“, kam schroff zurück. „Es interessiert dich also auch nicht, was mit Nightowl passiert ist?“, fragte er über die Schulter blickend. „Wer? Ach die.“ Nikita blieb stehen und wartete. „Was soll mit der sein?“, rief der Wächter. Er war kleiner aber zeigte auch gern seine Cyberware. „Sie ist spurlos verschwunden. Ich versuche sie zu finden...“, sagte er und wartete. „Ist das so? Sie hat zweimal hier gespielt. Sie hat doch Wachen gehabt. Wo sind die dann hin?“ Das ist eine gute Frage, dachte Nikita. „Kennst du sie? Die Wachen meine ich?“

 

Stille. Nikita drehte sich zur Seite und sag den Mann mit den Füßen scharren. „Hab die zwei nur mal im 'the shrink' gesehen... Marko hieß der eine. Sags nur niemanden, der Boss ist nicht froh drüber, wenn ich bei der Konkurrenz rumhänge.“ „Warum sollte ich. Die anderen Leute ihrer Band kennst du nicht, oder?“, fragte Nikita. Der Wächter zuckte mit den Achseln. „Der Drummer isn Egomane aber Normalo, obwohl er Elfenohren hat, die Gitarristin ist'n Troll, der Bassist... weiß ich nicht mehr. Kenn die Namen nich...aber glaub der Bassist und Nightowl haben mit dem Boss gesprochen.“ Nikita nickte. „Wäre gut mit dem Boss reden zu können.“ Der Wächter schüttelte den Kopf. „Nee, Varn sagte du hast vorn herumgelungert und rein gewollt. Da krieg ich nur Ärger, dass is es nicht wert.“ „Verstehe. Weißt du noch irgendwas? Ist ihr jemand gefolgt oder ging ihr jemand auf den Geist?“ Der Mann dachte nach. „Weiß nicht, ich hatte zu arbeiten und habe nicht dauernd auf sie geachtet.“ „Die Wachen gingen öfter mal ins 'the shrink'?“ Er zuckte mit den Achseln und erwiderte: “Marko ja, hab ich da ja getroffen. Meinte er ist öfter hier, wenn er nicht arbeitet.“ „Danke Mann.“, sagte Nikita und lächelte ihn an. „Hm“, sagte der Wächter nur.

 

Nikita verließ die Gasse und sah sich rasch um ehe er die Karte studierte. Der nächste Club war zu Fuß nicht zu weit weg aber es würde dauern. Also setzte er sich in Bewegung. Er lief durch die Straßen und mochte es zur Abwechslung mal mehr Licht beim Gehen zu haben. Die Gebäude sahen auch besser aus als die in seiner Straße. Nette Abwechslung zum einerlei seines Zuhauses. Er studierte die Graffiti. Drachen waren noch immer beliebt, dann gab es bizarre Sprüche und übliche Markierungen der Sprayer und seltsame Zeichen. Eins wiederholte sich hier in der Gegend öfter. Der weiße Vogel auf schwarzem Grund und mit rotem Auge. Er fragte sich ob es das Zeichen der lokalen Gang war. Ein Anruf holte ihn in die Wirklichkeit zurück.

 

„Ja.“, sagte er nur. „Pyro?“, fragte jemand. Nikita sah das Icon kurz aufblitzen. Wieder das Ausrufezeichen. Das war dann wohl qWERtz. „Ja, ist dran.“ „Wo wollen wir uns treffen, ich bin fertig.“ Nikita blinzelte überrascht. Das ging aber schnell, dachte er. „Kennst du das 'The shrink'?“ fragte er ins blaue. „Hm, ja....,“ er zögerte, „Ja, kenne ich.“ „Ich bin da gerade unterwegs dahin, wir können uns dort treffen.“ „Gut, bestell son bunten 'Tropical' mit Schirmchen.“, sagte qWERtz. „Bin der mit pinken Haaren, schwer zu übersehen.“ Der Anrufer lachte. „Doch, im Shrink schon als Normalo.“ Er lachte nochmal. „Ich werd's sehen. Bis gleich.“ Nikita lief etwas überrascht über den raschen Anruf weiter ohne genau aufzupassen. Sein Kontakt hatte offenbar augmentierte Augen. Ein paar Leute hingen in der Straßenecke herum und machten nur zu deutlich mit ihren Waffen, wer hier das sagen hatte. Nikita sagte ihnen wo er hin wollte und sie winkten ihn durch, sahen ihm nur interessiert hinterher. Als er 'The shrink' erreichte, wusste er warum. Die Leute, die draußen sich sammelten und sich trafen um herein zugehen trugen alle schwarz, viele hatten Augments und nahezu alle auffällige Gesichtstattoos. Grelle Strahler tanzten über die Straße. Neogothnight, kündigte das Banner über dem Club an.

 

Er kam trotzdem rein, da es noch früh genug war und zumindest seine blauen Haare als passend durchgingen. Nur gab es unzählige Leute mit grellen Haarfarben. Das Blau wirkte fast normal gegen die vielen Kombinationen. Er hatte seine Waffe am Eingang abgeben müssen, aber das traf alle. Es war in Ordnung so. Nikita suchte sich einen ruhigeren Tisch und bestellte etwas 'buntes'. Er studierte die Umgebung, aber ohne Restlichtverstärker war es schwer viel zu sehen. Schwarzlicht ließ das bisschen Weiß der Gesichter und Augen oder Tshirtmotive leuchten. Nur die Bühne, die Plattformen für Tänzer waren heller bestrahlt. Er wechselte auf die astrale Sicht. Nur blass schmeckte er die wilde Ekstase des letzten Tanznacht und war froh drum. Die Menschenleiber hinterließen eine starke 'Kondensation' von wildem Tanzrausch... vielleicht mit Alkohol und anderem verziert. Eins, zwei Auren waren deutlicher zu sehen als andere als er sich umsah. Keiner schenkte ihm besondere Beachtung. Dann kam jemand auf ihn zu und er wechselte auf die normale Sicht. Es machte Sinn etwas 'buntes' zu bestellen. Das Getränk leuchtete deutlich orange-grün auf seinem Tisch.

 

Er wartete und beobachtete die Leute: Elfen, Trolle, Normalos und Zwerge tummelten sich gleichermaßen hier und strömten langsam in den Club. Man traf sich in Grüppchen und sprach. Für Tanzen war es noch zu früh. Ein Zwerg marschierte schließlich nach einem kurzen Gespräch an der Bar mit einem pinken Getränk auf ihn zu. Der pinke Iro leuchtete in dem Licht und auch die Zeichnungen auf den Armen des Zwergs. „Pyro, hm? Lass uns in eine andere Ecke gehen.“, sagte der Zwerg und stapfte voran. Nikita folgte ihm die Treppe rauf zu einem der vielen kleinen Sitzecken. „Du kennst den Club.“, stellte Nikita fest. „Besser als du scheinbar.“, entgegnete der Zwerg und zuckte mit den Achseln. Sie setzten sich. Die Sitzecken waren deutlich besser beleuchtet aber nicht aufdringlich hell.

 

Der Zwerg taxierte ihn nachdenklich. „Ich werd nicht lang bleiben. Hier ist der Kram, den ich gefunden habe.“ Er hatte einen kleinen Speicherchip auf den Tisch geschoben. Nikita sah den nervösen Blick des Zwergs, der an dem Strohhalm zupfte und dann einen langen Schluck nahm. „Was ist los?“, fragte er direkt. Der Zwerg schüttelte den Kopf. „Entweder du nimmst es und zahlst oder ich gehe direkt. Über so was rede ich hier nicht.“ Nikita runzelte die Stirn und tauchte sachte in die Astralwelt. Er sah nur blass die Nervosität des Zwergs und den Wunsch schnell wieder hier zu verschwinden. „Schwer gewesen?“, fragte er. „Ich sag dazu nichts, alles da.“, er tippte erneut auf den Chip und räusperte sich, „Zahl den Rest und ich bin weg.“ „Dann besteht wohl kein Interesse ein anderes Mal was für mich zu tun.“ Der Zwerg fokussierte ihn und runzelte die Stirn. „Vielleicht besser nicht.“ Nikita schaute auf seinen Komlink und überwies den Rest nachdem er kurz den Chip untersucht hatte. Es gab verschiedene Dateien drauf. „Ist vielleicht nicht viel, aber mehr war nicht...“, sagte der Zwerg erhob sich und ging.

 

Nikita wusste nicht recht, was das jetzt eben war. Die Begegnung war unerwartet kurz und … kein Gefeilsche, kein Gespräch. Irgendwie hatte er sich das anders vorgestellt mit einem Hacker zu reden. Das er so nervös war und verschwinden wollte.... Er trank etwas und schob den Chip in seine Sicht. Er ließ ihn einmal grob Scannen. Es gab nichts ungewöhnliches zu finden. Nikita schob die Dateien in einen anderen Bereich und öffnete eins der Files. Er sah ähnliches, wie er selbst gefunden hatte: ihre Auftritte in verschiedenen Clubs in the Pit, Musik und bessere Bilder von ihr und von allen Bandmitgliedern und ein paar Schnappschüsse mit anderen Leuten zusammen. Er schob die besseren Bilder der Bandmitglieder in einen anderen Bereich, damit er schneller darauf zugreifen konnte. Zu einem der Mitglieder gab es etwas mehr zu sehen und Kommentare, dass er Nightowl promotet, Verträge aushandelt und anderes arrangiert. Er stand auf vielen Dokumenten mit drauf. Er nannte sich Bart, hieß aber Lars Berthold. Es gab keine Id oder spezielle Einträge zu ihm. Seine Adresse war unbekannt, vermutlich ID-los oder gefälschte ID ,war noch vermerkt.

 

Dann gab es auch andere Bilder von Szeneparties – von ihr privat. Nikita hob eine Augenbraue und grinste. Sie tanzte mit einem Kerl in Lack und mit einer Katzenohrmaske vor dem Gesicht. Nur das untere Gesicht war zu sehen. Er öffnete ein weiteres Datenblatt, dass zu dem letzten Bild verlinkt war. Es gab ein paar Beschreibungen zu dem Mann – jemand namens LuckyLee. Offenbar traf sie den Mann öfter mal in der Öffentlichkeit und zu Haus. Der Hacker hatte ihn als vielleicht ein 'Freund' markiert. Er fand noch weitere Bilder von Leuten, die als Freunde eingestuft wurden. Eine Elfe, eine andere Frau, und ein weiterer Mann. Es gab auch Bilder von Leuten mit denen sie Probleme hatte – allerdings ergaben die Zusatzinfos, dass sie bedeutungslos waren. Der eine übereifrige Fan war nicht mehr in der Stadt laut ID, der andere war tot.

 

Der Hacker hatte den Komlink der Musikerin verfolgt und hatte einen Bereich markiert, wo er derzeit zu finden war. Nikita vermerkte sich die Position auf der Karte, bezweifelte aber, dass sie dort war. Sein Auftraggeber hätte das mit einem Hacker auch problemlos herausfinden können... Vermutlich lag der Komlink nur zurückgelassen da herum. Dennoch, dort konnte er vielleicht Hinweise finden, wo sie hin verschwunden ist. Sie hieß Yuri 'Sia' Shiromizu und war eigentlich Japanerin. Das war bei ihren Bildern nicht wirklich zu erkennen, sie stylte sich so sehr durch, dass es nicht mehr zu sehen war. Vermutlich lebte ihre Familie auch schon eine Weile hier, dachte Nikita. Sie hatte auch keine trackbare ID gehabt und war wohl deswegen nur in The Pit unterwegs.

 

Das letzte Datenblatt war überraschend leer. Rote Lettern leuchteten vor seinem Blickfeld auf. 'Lass es.' Prangte vor seiner Nase. Es gab noch mehr zu lesen. Der Hacker hatte eine Warnung hinterlassen und verschiedene Bilder von dem was getan hatte. Er hatte sie kommentiert. Er hatte verschiedene Spuren verfolgt und ist unerwartet auf Widerstand getroffen. Daten sind gelöscht worden, ehe er sie hatte kopieren können. Darunter offizielle Eintragungen. Sie hätte also doch eine ID haben können oder registrierte Fahrzeuge/Wohnung – was auch immer, aber jemand verwischte alle Spuren zu diesem Namen, deswegen gab es nur die zwei Namen. Alles andere war ausgelöscht worden ehe er es hatte herausfinden können. 'Jemand will nicht dass sie gefunden wird, oder sie selbst will es nicht.', war der letzte Kommentar. 'Das ist mir zu heiß, mit solchen Aufräumern lege ich mich nicht an. qWtz'

 

Das war unerwartet. Der Zwerg hatte Angst, weil er glaubte sich mit einem anderen Hacker angelegt zu haben... Jemanden der aufräumte und ihre Spuren im Netz verwischte. Dabei war doch nicht mal klar, ob es nur ein Programm war oder eine Person. Wozu sollte sie den verschwinden wollen? Wer in the Pit lebte, war doch eh schon praktisch in den Schatten. Hatte sie solche Probleme mit jemanden, dass sie selbst hier untertauchen musste? Er musste mit mehr Leuten sprechen. Er trank seinen Cocktail aus und sah sich von oben etwas um, ehe er entschied zur Bar an der Seite zu gehen. Da war es etwas ruhiger.

 

Nikita bewegte sich durch die Gäste darauf zu. Eine Frau in einem schwarz Kleid saß dort. Sie nahm ihn kurz in Augenschein und wandte sich deutlich sichtbar ab. Nikita blieb an der kurzen Ecke der Bar. „Was wollen sie?“ Nikita stellte sein Glas ab und der Barkeeper grummelte. Hier gibt’s nur richtige Drinks, kein Kinderkram. „Ich hätte es auch oben stehen lassen können.“, Nikita zuckte mit den Schultern und der Barkeeper räumte das leere Glas weg. „Ich suche Marko, ist er heute hier?“, fragte er. „Wer will das wissen?“ Die Dreads leuchteten bedrohlich wie eine Löwenmähne. „Noir. Ich suche Wächter.“ Der Barkeeper grinste. „So, siehste auch aus.“ Wenn er glaubte, er wolle einen Bodyguard haben, war ihm das nur recht. „Nein, der Typ is nicht hier. Hab ihn die letzten Tage hier nicht gesehen.“ Nikita warf ihm einen Fragenden Blick zu. „Hatte er etwa Feinde oder Probleme?“ Der Barkeeper grunzte. „Was weiß ich?“ Der Hacker hatte recht, irgendwie war es schwer an Informationen zu kommen – selbst in der realen Welt. Ein Glas schlitterte vor Nikitas Nase. Er nickte und nippe daran.

 

„Haben sie Nightowl letztens hier mal gesehen?“ Der Barkeeper hob den Kopf. „Wer ist das?“ „Eine der Musikerinnen, die hier gespielt hat. Marko war doch einer ihrer Wachen, oder nicht?“ Ihre Blicke trafen sich. „Ah, die. Nee, war noch nicht wieder hier.“ Er kratzte sich am Kopf und überlegte. „Aber ich weiß nicht, wen der Boss hier unter Vertrag nimmt. Marko hat nie über seinen Job geredet. Sagte immer: 'Das schickt sich nicht'. Wenn er noch für sie arbeitet, wirst ihn nicht kriegen können.“ „Vermutlich.“ Nikita nippte erneut am Drink, der scharf und würzig die Kehle entlang rann. „Sagt ihnen der Name LuckyLee oder Bart etwas?“, fragte er. Der Barkeeper lachte. „Nee, ich kenne nicht alle Leute mit Namen die hier herkommen.“ „Könnte es jemand wissen?“, fragte Nikita. „Ganz schön neugierig. Bist du ein Schnüffler, oder was?“ Misstrauisch beäugte er Nikita. „Ich versuche jemanden zu finden, der verschwunden ist.“ Der misstrauische Blick blieb. „Vielleicht will derjenige ja nicht gefunden werden.“, meinte er brummig und abweisend. „Vielleicht, aber jemand macht sich Sorgen...Ich versuche zu helfen.“ Aber der Barkeeper schwieg lieber und so versuchte Nikita lieber mit anderen in dem Club ins Gespräch zu kommen. Er erfuhr jedoch nicht viel mehr. Zweimal verwies man ihn an genau den Barkeeper, der nicht mehr mit ihm sprechen wollte.

 

4 Nur ein Job

Er hatte sich auf einen weiteren Job vorbereitet und war mit der Klientin wie immer zunächst in einen ihrer Clubs gezogen. Sie tanzten inmitten eines Menschenknäuls zu elektronischen Beats, die ein DJ schwungvoll in der Luft zusammen zu mischen schien. Sie genoss das Bad in der Menge und das Schweben auf den Beats, hatte sie ihm mal erzählt. Sie mochte aber auch die Nähe zu ihm. Griff schon mal seine Hüfte oder strich über seine Brust. Ihr verschlagener Blick deutete ein wenig Vorfreude an. Lee ließ die Musik über sich hinweg waschen und versuchte ihr zu gefallen in dem er das Spiel aus näher kommen und entfernen nur zu gern mitspielte. Sie tanzen gemeinsam. Maja wäre jemand der dem nahe kam, was er gerne zum Träumen nahm. Er mochte ihre roten Locken und ihr Lächeln. Das Tattoo umrahmte ihr Gesicht und gab ihr einen feinen, weichen Zug. Ihr Temperament und Interessen war nicht ganz so seins, glaubte er. Sie war trotz ihrer weichen Züge jemand, der genau wusste, was sie wollte und es auch gewohnt war, dass zu bekommen.

 

Es überraschte ihn nicht, dass sie nach zwei- eineinhalb Stunden Tanz genug hatte. Sie trank etwas und beobachtete die Tanzenden von Oben von dem VIP-Umgang über der Tanzfläche. „Ist nicht deine Musik oder?“, fragte Maja. „Ich höre vieles,“ sagte Lee ausweichend. „So so, aber ich mag dein Rhythmusgefühl.“ In der Nähe stand eine ihrer Wachen und behielt sie und die Umgebung im Blick. Sie sah aus wie ein Mercenery der sich auskannte in seinem Job. Er kannte ihren Namen nicht, aber ihre Cyberware und den rot/schwarzen Dress und ihre langen Haare. Sie nickte ihnen kurz zu. Maja gehörte zu einer Gang oder gar etwas gefährlicherem, nach dessen Name Lee nie gefragt hatte. Solche Sachen waren nicht wichtig für seinen Job. „Ach, ich denke, ich will jetzt spielen.“, sagte Maja und ließ ihre Hand spielerisch seinen Rücken entlang nach unten fahren. „Hier?“, fragte Lee etwas unsicher. Sie streckte ihm frech die Zunge heraus und umschlang ihn von hinten. Uff, sie drückte ihn recht grob gegen das Geländer und ihm war nicht wohl bei dem Blick nach unten. Sie flüsterte hingerissen in sein Ohr: „Nicht direkt, aber ich habe hier Räume gemietet.“ Sie lachte hingerissen.

 

„Komm mit.“ Sie zog an der Leine. Lee blinzelte überrascht, denn er hatte mal wieder nicht mitbekommen, dass sie ihm das lederne Halsband umgelegt hatte. Er grinste und folgte ihr. Sie stiegen weiter nach oben. Die 'Räume' waren Blasen aus Kunststoff, die von innen beleuchtet wurden. Die Wände waren semitransparent. Das Licht verhinderte, dass man viel von dem mitbekam, was innen passierte. ...wenn man den wollte, konnte man das Licht auch so verändern, dass von draußen die VIPs ein Schattenspiel zu sehen bekamen. Sie schritt auf eine der beleuchteten Blasenräume zu und ihr Armband öffnete die Tür. Nikita sah noch wie die Wache vor der Tür Position bezog. „Ich will nicht gestört werden,“ rief sie der Wache trällernd über den Komlink noch zu. Lee betrachtete das Innere fasziniert. Das Licht schuf eine heimelige Atmosphäre. Man konnte noch Musik hören, aber es dröhnte nicht in den Ohren sondern war ein angenehmes Hintergrundgeräusch. Das Licht tauchte das wenige Mobiliar in faszinierendes Licht. Er trat neugierig die Stufen nach oben an ihr vorbei.

 

„...jaa, mindestens eine Stunde will ich nicht gestört werden, Mascha.“ Sie schloss den Komlink. „So...“ Sie stürmte auf ihn zu und umarmte ihn von hinten. „Hab dich schon!“, lachte sie leise. Lee lachte ebenfalls und kämpfte sich frei. Sie mochte diese Art Spiel vorneweg. Er lief weiter in den Raum und wich ihren Fangattacken aus. Er konnte ihre Laune deutlich sehen und schätzte ab, wie lange er durch den Raum flitzen konnte. Sie lachte noch, alles okay. Sie flitzten zwei weitere Runden um das Sofa mit Himmel drumherum. „Ha, hab dich wieder.“ Sie grinste zufrieden und zog ihn dichter zu sich. „So, ich hab genug.“, sagte sie leise und zog Lee mit sich. Lee wusste nicht genau was ihn erwartete. Sie legte eine Hand über seine Augen und führt ihn mit sich. Gemeinsam setzen sie sich auf das große bettartige Sofa. „Wehe du schaust!“, drohte sie flüsternd und nahm ihre Hand weg um etwas greifen.

 

Etwas weiches legt sich über seine Augen und verdeckte seine Sicht. Es fühlte sich kühl und angenehm an. „Was hast du vor?“, fragte er und sie lachte. „Warum sollte ich das verraten?!“ Sie nahm einen seiner Arme und er spürte wie sich etwas um sein Handgelenk schlang. Er hörte und fühlte sie aufstehen. „Den anderen auch, Lee.“, sagte sie leise. Sie fesselte seinen Hände zusammen. „Nach hinten fallen lassen.“ Er konnte ihr grinsen dabei hören. Als er nicht reagierte, trat sie herum und zog die gefesselten Arme nach hinten. Er plumpste etwas unbeholfen in die Kissen. „Kissen beißen nicht.“, flüsterte sie. Lee atmete stoßweise und schluckte. Er hatte ganz vergessen, dass sie auch das in dem Vertrag vorgesehen hatte. Das war nicht so seins... Sie befestige seine Handfessel an einem der Baldachinstangen. „Hm, da fehlt noch was...“, sagte sie nachdenklich und er spürte wie sie vom Kissen herunterstieg. Er versuchte durch das Tuch zu linsen und sah nichts. Das Material war schwarz und fein gewebt. Sie kletterte wieder auf die Kissen und zog sich sein Bein zurecht. Etwas wurde um seine Waden geschlungen und nach oben gezogen. „Uff, nicht so fest.“, keuchte Lee. „Zu fest?“, entgegnete sie schmollend. „Na, das passt jetzt so.“ Der Druck hatte etwas nachgelassen. Über den Fußgelenken schlang sie erneut etwas und zog einmal. Dann war sie dicht bei ihm. „Shhhhht!“, hauchte sie. Lee verschluckte sich fast als sich etwas über seine Lippen legte. Er ruckte überrascht in seinen Fesseln. „Na na, noch nicht.“, hauchte sie und war weg.

 

Er hörte wie eine Flasche geöffnet wurde und etwas in Glas gegossen wurde. Etwas klimperte. „Ich beobachte dich.“, sagte sie vergnügt. „Siehst wirklich ansprechend aus Lee!“ Er zog probeweise an den Fesseln. Sie hielten und es bewegte sich nichts. Sie kicherte vergnügt. „Probier mehr!“, rief sie und er zog daran herum und erreichte gar nichts außer selber ins Schnaufen zu geraten. Er hielt inne. „Du gibst schon auf? Och, Lee!“, schmollte sie. Er hörte sie etwas abstellen und erneut klimperte es. Dann war sie bei ihm und er roch ihr Parfum und etwas anderes. Es roch angenehm süßlich, aber Lee kannte den Geruch nicht. „Oder magst lieber Erdbeeren?“, lachte sie und knisterte mit etwas anderem und es roch etwas nach Erdbeere. Etwas fuhr ihm über seine Brust, dann hörte er ein rieselndes Geräusch. Kleine Körnchen, die auf Lack fielen. „Nicht bewegen!“, befahl sie. Lee zuckte doch zusammen als etwas warmes samtig über die Brust fuhr. Sie unterbrach sich und lachte auf. „Das knistert auf meiner Zunge!“ Sie leckte irgend ein Pulver von seinem Anzug. Er hörte sie kichern und glucksen und spürte ihre Berührungen. Er zog an den Fesseln um etwas mehr Raum zu haben und erreichte gar nichts. „Jaaa, hilfloser Leee...“, flüsterte sie in sein Ohr, knabberte am Ohrläppchen und Lee wand sich.

 

Sie setzte sich auf seine Beine uns strich mit verschiedenen Dingen über seinen Körper. Er spürte die Weichheit der Hände, dann etwas mit vielen kleinen Erhebungen. Es brachte ihn zum seufzen und sich in den Fesseln drehen. Das kühle Metall des dritten Gegenstands ließ ihn zusammenzucken. „Hmpf!“ Sein Protest war nicht wirklich laut. „Hmmm, heut hab ich dich nur für mich.“ Sie klang etwas angeheitert, fand Lee und sie streichelte weiter. „Hm, so richtig wirkt das nicht.“ Gefrustet klopfte sie auf Lees Schenkel und er zuckte erneut zusammen. „HA!“, rief sie, etwas raschelte und erneut strich etwas über seinen Körper und wurde zwischen seine gefesselten Schenkel geschoben. „Hm...“, sie klang fragend und er lauschte abwartend was jetzt kam. Dann summte etwas. Lee zuckte zusammen und sie ließ sich von seinen unerwarteten Bewegungen nach vorn schubsen. „Hab ich dich.“, schnurrte sie ihm entgegen und schlang die Füße um seine Beine. Lee wand sich gegen die Vibration, während sie sein Tollen begeistert mitmachte.

 

Sie erreichte was sie wollte. Lee ließ die Vibration wirken und keuchte in den Knebel. Sie lehnte sich vor und er spürten ihren ganzen Körper sachte gegen seinen drücken. „Hmm, hab ich dich, wo ich dich haben wollte.“, flüsterte sie und drehte die Vibrationsstärke etwas herunter. Sie rutschte auf seine Bein und er zuckte zusammen als sich der Reißverschluss bewegte und sie ihn ausschälte. „Hmmngg“ „Du klingst lustig, Lee. Schwarz oder Grün?“, fragte sie. „Grün!“, entschied sie und Lee keuchte unter der Berührung ihrer Finger auf. Sie schob sie auf ihn und lag genüsslich fläzend auf seiner Brust. „Na, kannst noch?“ Es klang als grinste sie ihn an. Er bedauerte ja zu diesem Teil des Vertrags gesagt zu haben und konnte doch nicht anders.

 

Sie knabberte erneut an seinem Ohrläppchen und Lee versuchte sich zu entwinden. Er bewegte sich und das war alles was sie wollte. Sie veränderte die Einstellung ihres Spielzeugs erneut und die rhythmische Vibration ließ ihn sich erneut wild bewegen. Sie seufzte und tobte mit ihm. Er wand sich gegen die Fesseln und die Vibration und sie ritt ihn seufzend. Mit einem leisen Ton und scharf Einatmen kam sie auf ihn. Er hörte ihn gerade so. Sie ließ sich vorn über fallen und Lee grunzte ungewollt in den Knebel. Sie hatte die Luft ordentlich aus seinen Lungen gepresst. „Hmm, herrlich...“, sie strich durch Lees Haare und schob sich seitlich herunter. Lee seufzte in den Knebel, er war noch nicht so weit gewesen. Ohne Widerstand wand er sich etwas. „Hm, zappel nicht so...“, murmelte etwas neben ihm, „ich will dösen.“ Er schnaufte und gab auf.

 

Ein Arm packte ihn und riss ihn aus dem Schlaf. „Wird Zeit, Kleiner.“ Die Wächterin sah ihn fordernd an. „Wenn du nicht zu Fuß laufen willst, zieh dich an.“ Anziehen ist relativ, dachte Lee, ich trag ja noch fast alles. Eine dünne Decke lag quer über seinen Körper, Waden und Brust waren jedoch frei. Er hatte nicht mitbekommen, dass sie ihm die Fesseln abgenommen hatte. Bis auf das Tape... Er zog es von den Lippen. Urg, das war unangenehm. „Wo ist Maja?“, fragte er sie. „Auf der Balustrade. Sie spricht mit ihrem Bruder.“ „Oh.“ Er hatte keine Ahnung, dass sie einen Bruder hatte. „Deswegen wartest du, bis sie fertig ist. Ich werde die Tür öffnen und dich holen.“ Sie ging wieder hinaus. Lee wusch sich das Gesicht und die Hände und zog seine Kleidung wieder richtig zurecht. Mit sich optisch zufrieden wartete er. 'Es war ein Job' wiederholte er wie ein Mantra in seinem Kopf. Nur ein Job. Alles normal. Komische Leute, komische Wünsche. Alles normal. Er sehnte sich jedoch danach, mal nicht nur als Spielzeug gesehen zu werden.... mal richtig geliebt und umsorgt zu werden. Er verdrängte den Gedanken hastig und rigoros. Überleben ohne Credits ist schwierig. Er hatte nur das und es brachte etwas ein. Das reichte um ihn wieder runter zu holen und sich wieder auf das wesentliche zu konzentrieren. Egal wie sehr er sich selbst nach einer Erlösung seiner Lust gesehnt hatte und mal wieder übergangen worden war. Er beruhigte sich. Ein guter Abschluss des Abends war wichtig, egal ob es ihm gefallen hatte oder nicht. Es brachte etwas ein...- das zählt.

 

Mascha, die Wächterin erschien in der Tür. „Komm, Elf.“ Lee verbiss sich sie zu korrigieren und seinen Namen zu sagen. Inzwischen musste sie ihn kennen und doch... sagte sie nie seinen Namen. Er konnte sich denken warum. Er folgte ihr nach draußen wo Maja versonnen auf die Tänzer blickte und mit der Musik mit wippte. „Na, noch alles dran?“, fragte sie keck. „Sicher Maja.“, sagte er und lächelte sie an. „Na, dann lass uns gehen.“ Sie ging voran, „Ich will noch ins Matrix in der Innenstadt.“, sagte sie fröhlich und vollkommen klar. Lee vermutete, dass sie etwas gegen den Alkohol genommen hatte und auch etwas um sich wach zu halten. „Dann setzt du mich auf dem Weg ab?“, fragte er. „Na klar. Aber wir fahren nicht vor die Haustür. Ich will schnell da sein.“, sagte sie. „Ein paar Straßen kann ich auch laufen, kein Problem.“, sagte Lee entspannt und sie herzte ihn kurz. „Bist'n Schatz.“ Sie fuhren gemeinsam. Mascha sagte, dass die Überweisung nur noch Autorisiert werden muss und ließ ihn dann an der U-Bahnhaltestelle nahe seines Hauses raus. „Bis nächste Woche, Lee!“, rief Maja fröhlich und winkte ihm zu.

 

Auf dem Weg zum Haus hörte er das Geräusch für den Eingang einer Nachricht und sah die Info, dass Geld eingegangen war. Er blendete es nur kurz ein. Viel extra gab es nicht. Warum hast du damals nur ja gesagt, als sie Fesselspiele und so was erwähnt hatte. Er verstand jetzt, warum sie sich immer so viel Zeit genommen hatte und so viel spielte. Es sollte so etwas daraus werden, es war nur die Vorbereitung gewesen. Lee seufzte, konnte nichts daran ändern, da er den Vertrag unterschrieben hatte. Aber der Gedanke jedes mal so was zu tun zu haben, bereitete ihm etwas Unbehagen. Er konnte jetzt nicht wirklich etwas begeisterndes darin erkennen.

 

In Gedanken lief er die Straße herunter und achtete auch nicht mehr so genau auf seine Umgebung. „Hallo Lee“, sagte eine raue, männliche Stimme und Lee erschrak heftig und fuhr zu der vermeintlichen Person herum. Er sah nichts..., da war niemand, nur Dunkelheit zwischen zwei Häusern. Er starte in Dunkelheit unfähig vor Überraschung ein Wort zu sagen. Er hörte ein Lachen und er bemerkte wie sich alle seine Nackenhaare aufrichteten. Er hatte es sich nicht eingebildet! Das Lachen, was er gehört hatte, war echt gewesen!

 

5 Wer ist LuckyLee

Am nächsten Morgen suchte Nikita querbeet nach Informationen zu den beiden Namen. Sein Kopf dröhnte etwas von den Getränken aus dem 'Shrink' und er trank gierig Wasser. Nach einer Weile Suchen wurde klar, dass beide vermutlich auch nur ID-lose Pitbewohner sein mussten. Es gab nicht viel.. über sie. LuckyLee tauchte in Kommentaren in ein paar Blogs auf und es gab eine Seite. Er fand ein paar Bilder, die so ähnlich waren, wie die vom Hacker. Etwas irritierend waren die Hinweise zu Angebot und Zahlungsmodalitäten. Die Kürzel darin sagten ihm nicht so viel. Aber die Angabe seiner Körpermaße war doch etwas bizarr. Bei Bart sah es nicht viel anders aus: es gab Musikschnipsel und paar kurze Infos zur Band und deren Diskographie. Er seufzte, er hatte eh vor weiter die Auftrittsorte ab zu klappern und dann war da ja noch die Wohnung.

 

Nikita folgte der letzten Spur zuerst. Es dauerte an den Rand des Gebiets zu kommen, wo der Komlink seinen sollte. Er ließ die Kürzel Suchen und musste grinsen als ein paar der Erklärungen las. Also so was.. Er konnte ihn 'mieten'? Nur dass er nicht mal die Anzahlung im Moment hinlegen könnte. Außerdem... schienen die Konditionen für Ausgehen mit dem für Kerle eher mies zu sein. Er verwarf den Gedanken, es gab wichtigeres gerade, denn die Bahn hatte ihr Ziel erreicht.

 

Er trat aus der U-Bahn und folgte der noch am besten aussehenden Straße in die Richtung der Peilung. Es regnete, was im Oktober schon mal unangenehm sein konnte. Zumindest trieben sich dann weniger Leute auf der Straße herum. Die Häuser waren recht hoch gezogen, höher als in seiner Straße und dem Eck mit den Bars, die er besucht hatte. Dazu waren sie verwinkelt zusammengebaut, teils verbunden worden, nur sahen sie auch nicht sehr gepflegt aus und nicht alle waren im guten Zustand. Als er den Bereich erreichte, wo irgend eines der Häuser ihr Wohnhaus sein konnte, wunderte ihn ihre Wahl. Die Straße hier war befahrbar, nichts lag darauf im Weg. Dennoch sah es eher wie eine unangenehme Wohngegend aus – kaputte Läden, Häuser, die alles andere als gut aussahen, viel Dreck und ein paar Typen lungerten herum. Warum sollte eine Musikerin hier unterkommen. Vermutlich waren die Leute auch Mitglieder einer kleine Bande, die ihre Wohnhäuser bewachte.

 

Er näherte sich ihnen. Ein Troll mit nach hinten gebogenen Hörnern überragte das Trio und er war es auch, der ihn die ganze Zeit im Auge behielt. Gut zehn Meter entfernt, zeigte mindestens eine Mündung auf ihn und er blieb stehen. „Was willst du?“, grollte die Stimme des kleinsten herüber. Ein Mensch, der unter der Kapuze und dem Regenzeug nicht gut zu sehen war. „Ich will in das zweite Haus hinter euch.“ „Wir kennen dich nicht, du wohnst nicht hier.“ „Ja, und wen besuchen darf man bei euch nicht?“ Sie blickten sich etwas ratlos an. „Nee, hier kommen keine Besucher her.“ Nikita hob eine Augenbraue, das klang seltsam. „Ich bin alleine, wo ist das Problem?“ Der Troll betrachtete ihn genauer und sagte etwas. „Zu wem willst du?“, fragte einer der drei. „Zu Nightowl.“ „Pah! Was willst du von der? Sie will keinen Besuch hier!“ Na, offenbar zahlte sie vielleicht extra für die Bande, dass sie Fans fern hielten, dachte Nikita. „Ich bin kein Fan. Anrufe bei ihr landeten hier, aber es geht nie wer ran. Also will ich nachschauen, was mit ihr los ist. Ihr könnt ja auch selber nachsehen, wenn euch eine einzelne Person solche Angst macht.“ Sie redeten leise miteinander. Es sah in einem raschen Blick in der Astralwelt, dass einer von ihnen Magie begabt war. Was er konnte, blieb jedoch verborgen.

 

Der Troll kam auf ihn zu. „Komm“, sagte er und nickte in die Richtung der Häuser. Vor dem Haus fragte er leise: „Also was willst du wirklich hier?“ „Zu ihr, sagte ich doch.“ „Das ist nicht alles.“, sagte er und sag ihn fragend an. Hatte er das in der Aura gelesen? Der Troll hatte dieses etwas mehr gehabt, nur verriet es leider nichts über dessen Stärke und Magierichtung. Auf der Brust schimmerte ein Vogelkopf, der in ein Amulett verbaut worden war. Er sah ihn an und sagte: „Sie ist verschwunden, ich versuche sie zu finden.“ Der Troll öffnete die Tür und fragte: „Du hast ihr Kom zurück verfolgt. Was willst du tun, wenn du sie findest?“ „Ich hoffe sie lebend zu finden und ich habe nichts mit ihr vor. Ich soll sie nur finden, ihr helfen.“, Nikita studierte den Troll. Er war sehr aufmerksam. „Hm, ich habe hier auf sie aufgepasst. Ich wusste nicht, dass sie weg ist. Sie hatte nichts gesagt. Marko hatte sie hier oft her begleitet, Tres hab ich lange nicht gesehen.“ „Ihre beiden Wächter? Die hatte ich auch versucht zu finden.“ „Wenn sie in Schwierigkeiten ist, hätte ich gedacht, dass sie etwas sagt...“ Sie stiegen die Treppe nach oben. „Hey, Haru!“, rief er plötzlich in einen der Flure. „Was?“, kam aus der Dunkelheit zurück. „Mach mal die 11 auf.“ Ein Mann kam aus der Dunkelheit geschlichen. Er zog ein Bein etwas nach, das stark nach Augment aussah und er rauchte. Er schloss die Tür auf, salutierte dem Troll zu und zog von dannen.

 

Der Troll trat durch die Tür und winkte ihn rein. „Mal hatte sie zwei, mal nur einen Wächter. Keine Ahnung wo man die sonst finden kann.“ Nikita trat ein und sah sich um. Das Studio war übersichtlich und schmucklos. Allerdings störte etwas den Anblick. Als Nikita tiefer hineinging erkannte er was. Es wirkte leblos. Keine Fotos, Plakate an der Wand, keine persönlichen Dinge lagen herum – außer. Er hob ihr Komlinkarmband auf. Ein Tshirt lag noch auf deinem Stuhl. „Räumt hier wer auf?“, fragte er ohne nachzudenken und der Troll lachte. „Nöö, wer hierher kommt, will untertauchen und keine Putze.“ Also eher ein Versteck, den eine Bleibe... Astral sah Nikita auch nichts, es war lange keiner hier gewesen und alle Spuren waren längst verblasst. Es lagen auch keinerlei Hinweise herum, wohin sie gegangen sein könnte oder was sie interessierte. „Wie ist sie so?“, fragte er. „War nicht oft da. Netter Mensch! Es war ihr egal, dass hier viele Trolle und Orks leben. Sie hat nicht viel geredet, uns nur gebeten nervige Fans und Stalker abzuhalten.“ Nikita nickte. „Sie hat nie gesagt, was sie interessiert?“ Er schüttelte den Kopf. „Dann kennst du ihre Freunde vermutlich auch nicht...“ „Nein. Hierher kam sie immer nur mit ihren Wachen.“

 

Es ist verdammt schwer ihr zu folgen, dachte Nikita. Er hatte so etwas noch nicht getan... jemanden zu suchen, den er so gar nicht kannte. Offenbar war das hier eine Harte Nuss. „Kann ich mir das ansehen?“ Der Troll sah ihn fragend an. „Du bist kein Hacker...“, sagte er nur. Es ließ sich aktivieren, aber der Komlink gab nichts her. Die Kontaktliste war verschlüsselt, ebenso wie ihre Suchen, Termine gab es nicht. Vielleicht besaß sie sogar mehr als eines... für ihre Musikjobs und eins um mal privat im Netz unterwegs zu sein. „Das hilft nicht viel weiter, oder?“, fragte der Troll und Nikita schüttelte den Kopf. „Hey, lass mich auch wissen, wenn du sie findest. Sie war nett. Hierher verirren sich nicht so viele Menschen.“ Nikita sah ihn fragend an. „Hier leben vor allem asiatische Trolle und Orks und eine handvoll Menschen, die nirgendwo sonst unterkommen.“ Entweder zahlte sie gut oder er mochte sie wirklich. Vielleicht war sie ja wirklich nett... „Okay, mach ich. Bin aber nicht sehr weit gekommen bis jetzt.“ Er erhielt einen weiteren Komlinkkontakt, den er bestätigte. „Sie hat aufpassen müssen, da ihr paar unangenehme Typen gefolgt waren...“

Ja, das passte zu dem Eintag von qWERtz, dachte Nikita und nickte verständnisvoll.

 

Auf dem Rückweg suchte Nikita nach Jobs. Sandte viele kleine Anfragen aus... auch für Kram, den er eigentlich nicht gern machte. Er fand auch einen der eher besser bezahlten Jobs... und war überrascht wie schnell er -noch auf der Fahrt- abgelehnt wurde. Er hatte die Fragen im Chat alle beantwortet und auf seine Nachfrage erfuhr er, dass jemand anderes den Job bekommen hatte. Zu einem der Jobangebote sollte er vorbeischauen... also tat er es. Als er an dem vereinbarten Ort ankam erkannte er eben jenen Magier, der ihn in das Haus zu Prescot reingelassen hatte. Er versuchte ihn zu ignorieren auch wenn der ihn genau beobachtete. Er hörte Prescot gerade noch zu einem Zwerg sagen. „Der, den kenn ich – große Klappe nichts dahinter. Meine Leute sind viel nützlicher, immerhin bekommen sie gleich eine Gruppe.“ Nikita wurde von einer Frau daran gehindert näher zu kommen. „Sie warten bis sie dran sind.“, brummte sie ihm entgegen und drückte ihre Cyberhand gegen seine Brust. Nikita musste warten und zusehen. Der Elf sabotiert meinen Ruf...! Es frustete ihn und überraschte ihn nicht im geringsten weggeschickt zu werden.

 

Nachdem er Nachmittags auch seine Wachrunde gedreht hatte, zog er nach einem mageren Toastbrot zum Abendessen nochmal los. Er hatte sich einen der größeren, exklusiveren Clubs ausgesucht. Es führte ihn zwar recht dicht an das Gebiet von dem Overlord, aber es sollte noch gehen. Zudem hatte er nicht im geringsten vor sich mit irgendwem anzulegen. ...nicht das ich das überleben würde, sagte etwas in ihm trocken. Er hatte sich umgezogen, das schwarze Kleid über den schimmernden Strümpfen und langen Stiefeln war ein Klassiker, der eigentlich ihm immer Eintritt verschaffte. Er musste grinsen als er hinter einer weiteren Gruppe her schlenderte, die über ihre Pläne für heute Abend debattierten. So viele Clubs hätte er sonst in so kurzer Zeit nie besucht, noch kannte er die meisten auf der Liste. Der hier war ausgesprochen groß und nannte sich 'Dark Paradiese'. Das Gebäude war eine alte Halle, die umgebaut worden war. Sie hatte sogar einen Einlass außerhalb der Hallen und einen weiträumigen Zaun. Die Nähe zum Stadtzentrum lockte vielleicht auch Innenstadtbewohner an und würde die stärkeren Sicherheitsvorkehrungen erklären.

 

Nikita folgte der Gruppe durch den Einlass und in das Vorgebäude und ließ wiedermal seine Waffe und auch seinen Mantel zurück. Einem der Gäste vor ihm wurde gerade eine ansehnliche Menge an Dolchen und anderen Messerartige Gegenständen abgenommen. Die Frau auf der anderen Seite schien seine Begleitung zu sein. Sie beobachtete das Spiel aus durchchecken, piepsen, etwas abgeben, erneut checken leicht gereizt. Nikita fragte sich nur belustigt, wie man so viele Messer an seinem Körper unterbringen konnte.

 

Er ließ sich von dem Strom der zumeist in glänzend Schwarz, oder Silber gekleideten ins Innere der großen Halle treiben. Der Klang von DJ Klängen war bereits jetzt zu hören und schwappte wie ein Meer aus Klängen über ihn hinweg. Wenn er schnell wegtreten wollte, brauchte er vermutlich nur in die Astralwelt wechseln, dachte er amüsiert. Er sah sich in dem Gewimmel um. Es gab Treppen und Flure, die in verschiedene Bereiche des Paradiese führten. Er blendete den Bildschirm ein um sich orientieren zu können. Hier unten waren drei verschiedene Tanzbereiche mit Bars, oben drüber gab es VIP Ecken, etwas versteckter Lounges für etwas Ruhe und es gab an der Außenwand mietbare Separees .. dazu noch ein Kellergewölbe, was einfach 'die Fabrik' genannt wurde. Er ließ sich ans andere Ende dieses Bereichs treiben und landete an der Bar neben Aufgängen zu Separees.

 

Er setzte sich und sah sich um. Einige holten sich Getränke, aber die große Bar auf der anderen Seite war weit belegter als diese. Irgendwann kam der Barkeeper auch zu ihm. „Na, was solls sein?

Nikita bestellte was unauffälliges, alkoholfreies. „Wissen sie ob Nightowl hier wieder spielen wird?“ Der Barkeeper hielt inne und sah ihn an. Nikita bemerkte erst jetzt, dass es eine Frau war. „Frag so was an der Blue Moon bar, Schätzchen.“, sie zeigte auf das blaue Schimmern in der anderen Halle, „Aber Vorsicht, wer dort länger rumhängt, sucht jemand zum Spaß haben. Wir verstehen uns?“ Nikita hatte so eine eine Idee, was sie meinen könnte. Er nahm sein Getränk und schritt tanzend durch die Leute, bis er genug Platz hatte um normal zu gehen.

 

Eine Frau an der Bar taxierte ihn bereits als er näher kam und wandte sich ab. Okay, heißt wohl nicht interessiert, dachte er. Mir recht. Nikita lächelte dennoch einen Zwerg an und setzte sich. „Bist nich mein Typ, Mädel. Will nur'n Drink.“, nuschelte er. „Na ja, ich war eher an Infos interessiert. „Ach nee.“ Die Trollfrau mit knallroten Haaren grinste ihn von der anderen Seite des Tresens an. Bist wohl von Mareike rüber geschickt worden, Schnuckelchen.“ Nikita nickte. „Ich weiß einiges über die Bar, also?“ Sie sah ihn herausfordernd an. „Nightowl hat hier gespielt, oder?“ Sie nickte. „Die Cheffin mag sie. Kam auch gut an bei den letzten beiden Malen. Sie soll 'nen Hauptact drüben in der Halle bekommen. Sie war aber länger nicht da.“, sagte sie und schenkte für einige andere ein Schwung Bier aus. „Hat sie Freunde mitgebracht? Ich such einen Typen namens LuckyLee.“ Sie zeigte nach oben: „Wenn sie Gefolge mitgebracht hat, waren die oben im VIP Bereich. Aber da kommst du nur gegen Bares rein, Süße.“ Oder im Gefolge eines anderen reicheren Besuchers, dachte sich Nikita.

 

„LuckyLee? Der ist ne Nummer zu groß für dich,“ sagte jemand hinter Nikita. Er blickte sich um, ein Mann stand auf der untersten Stufe einer Metalltreppe und winkte ihm zu. „Wenn du zu dem was wissen willst, komm mit nach oben.“ Er nahm zwei Getränke entgegen und lud Nikita lächelnd ein mit rauf zu kommen. Er trug dunkles Leder in dem sich die Lichter sachte spiegelten. Nikita trat auf die metallenen Treppenstufen und und folgte ihn. Er hörte in den einsetzenden Beats nicht, was die Barkeeperin ihm hinterher rief. „Also, du willst also mit Jungs spielen, die 'ne Etage zu groß für dich sind?“, sagte er und Nikita musste sich genau konzentrieren, ihn über die Musik hinweg zu hören. „Also für Lee brauchst Kohle und...“ Er grinste Nikita an. „Wenn du mehr wissen willst, spielst du mal eben mit?“ „Was meinst du?“ Er lachte und lächelte charmant. „Kleine, dass hier sind Separees. Ich will Spaß und du hingst an der blauen Bar 'rum.“ „Nicht für so was, wie du gehört haben solltest.“ Nikita war sich nicht sicher, ob das eine gute Entscheidung war. „Egal Schnuckelchen, ich will nur, dass du tanzt und dann erzähl ich dir, wo du Lee heute vielleicht finden kannst.“ Er grinste Nikita herausfordernd an, Nikita hielt dem dreisten Blick stand. Tanzen klang jetzt nicht so übel, dachte er und grinste zurück.

 

Er nickte zu einem der Schotts, klopfte und die vermeintlich schwere Tür öffnete sich. „Ah, wen bringst du den da mit?“ Die Frau in dem kleinen Raum war platinblond und ihre Mähne wirkte in dem bunten Licht künstlich. Sie trug ein eng sitzendes, bauchfreies Shirt und einen kurzen Rock. Sie war eine Elfe und wirkte trotz ihres Lächelns ein wenig arrogant, so wie sie da stand. Die Musik der Halle war auch hier deutlich zu hören und zu fühlen. Man konnte die Vibrationen des Basses spüren. Der Mann pflanzte sich lächelnd auf die halbrunde Sitzecke. Sie nahm ihm ein Getränk ab und leerte es. „Na dann, tanzt ihr zwei.“ Er drehte den Sound auf. Sie stellte das Glas ab, trat auf Nikita zu und zog ihn schwungvoll an sich. „Tanz, Kleine.“, hauchte sie in sein Ohr und Nikita fühlte sich zwischen sie und eine Stange gedrückt. Nikita hatte aus der Nähe ihr runderes Gesicht gesehen, und auch die deutlich kräftigeren Arme gesehen. Das passte nicht zu dem Erscheinungsbild der Elfen. Sie trug doch nicht etwa falsche Ohren? Sie tat nur so als sei sie eine Elfe, unglaublich peinlich. Aber bitte, dachte Nikita, was einem so liegt. Er begann sich zu bewegen und spürte ihre unverschämte Nähe. Er ignorierte sie und konzentrierte sich auf seinen Körper. Sie schien seine Bewegungen nachzuahmen. Zumindest sah er das bei einem Blick über seiner Schulter. „Poledance, Ladies.“, rief er zu ihnen rüber und Klatschte in die Hände. Nikita schloss die Augen und nippte etwas an der astralen Welt...um sich etwas an den Tanzenden unter ihnen zu berauschen und genoss es einfach zu tanzen.

 

Ausblenden funktionierte gut bis sie Nikita griff und herumzog und er unvermittelt ihr Knie auf der einen und die Stange auf der anderen Seite spürte. Uff, das war dicht. Sie grinste nur anzüglich und kam ihm unvermittelt so nahe, dass er ihr unwillkürlich in die Augen sah. Sie presste ihre Lippen auf seine und Griff sich ihn fest und spielte eine scheinbar leidenschaftliche Kussszene. Sie packte seine Hüften und die Härte es Griffs verrieten die verborgenen Augments. Als sie sich löste blicke sie Hochmütig zu ihm. „Ich hab genug von dir, Flittchen.“, zischte sie ihm belustigt entgegen und schubste ihn unvermittelt. Er landete durch ihre verstärkte Kraft nur wenig abgebremst auf dem Mann, der eigentlich etwas zu Lee erzählen sollte. „Na na, nicht so Stürmisch.“, lachte er und packte Nikita. Er hielt Nikita an der Kehle mit der einen Hand und strich mit der anderen über sein Bein nach oben. Nikita keuchte und wollte etwas sagen. „Raus mit ihr.“, befahl sie barsch und funkelte ihn wütend an. „Na, schön...“, brummte der Mann. Nikita kam nicht mal dazu zu reagieren.

 

Nikita fand sich schneller halb hängend auf dem Geländer wieder als ihm lieb war. Er keuchte und schnappte nach Luft. Die Kollision mit dem Geländer war unangenehm hart gewesen. Manchmal hasste er augmentierte Menschen und die verboten heftige Kraft, die sie ausüben konnten. Sein Bauch schmerzte, aber er hatte sich nichts getan – zum Glück. Er richtete sich wieder auf und drehte sich herum. „Hey, es ...“, er erkannte, dass sein viel zu später Versuch etwas zu sagen sinnlos war. Die Tür, die bemalt war wie ein Schott, war schon längst wieder zu. Gefrustet starte er auf das darauf tanzende Licht. Sinnlos... Er richtete sein Kleid wieder und nahm die nächstbeste Treppe runter.

 

„Süße, das war eine dumme Idee gewesen...“ Das war das letzte was er jetzt noch hören wollte, er wusste es auch so. „Lass mich.“, knurrte er unwirsch zurück. Ein Drink landete in seiner Hand und er sah genauer hin. „Der ist von ihr.“, sagte der Mann und nickte zur Barkeeperin, die deutlich mehr zu tun hatte. „Woher...?“ „Woher sie wusste, dass du 'nen Drink brauchen würdest?“ Er lachte und strich über seinen Dreitagebart. „Das ist die Masche von Tego. Er schnappt sich jemanden, der garantiert neu hier ist und amüsiert sich auf deren Kosten..“ Nikita beäugte den Mann fragend. Er trug ein Netzhemd und eine eher zerfleddert aussehende Hose. Seine brauen Augen musterten Nikita. „Und du spielst jetzt den lieben Aufräumer, der dafür sorgt, dass ich keinen Nerve?“, fragte er kritisch. Er lachte herzhaft. „Nee, aber ich weiß von ihr, dass du LuckyLee suchst.“ Nikita starrte den Kerl unvermittelt an. „Ist kein Hexenwerk. Wirklich nicht. Ich bin Mika. Komm,“ sagte er. „Warum sollte ich dir jetzt trauen.“, sagte Nikita und trat einen Schritt zurück. Er nickte nur zur Barkeeperin und Nikita ging an ihm vorbei nochmal zur blauen Bar und sie kam direkt zu ihm. „Ist Mika, er ist einer unserer Barkeeper im Keller.“, sagte sie lächelnd. „Er kennt Lee, der hängt da gern mal ab, wenn er nicht arbeitet. Sagte Mika eben zumindest.“

 

Nikita begleitete den anderen Barkeeper. „Sie kam nicht dazu dich zu warnen... und auch nicht dazu dir das zu sagen.“ „Und wieso sind sie mit einem Glas da gewesen?“ „Na ja, er schmeißt seine Spielzeuge immer nach ein paar Minuten raus.“ Und warum hindert ihn keiner an dem Mist? Vermutlich ein gut zahlender Kunde dachte Nikita und verdrängte die bizarre Situation. „Da geht’s in den Keller.“, sagte er und hielt dann plötzlich auf halben Wege auf den Stufen inne und griff nach Nikitas Handgelenk. „Interpretiere ich das hier richtig?“, fragte er und tippte sachte auf Nikitas Lederarmband mit Ringen dran. „Bondage, SM ist kein Problem für dich?“ Nikita sah ihn den Kopf schräg gelegt an. „Bondage sicher nicht.“ Er grinste. „Gut, der Keller ist nur für die großen Kinder.“, sagte er und schritt voran. In Begleitung des Barkeepers kam er problemlos durch die Kontrolle. Es wurden nur kurz ein paar flüchtige Worte gewechselt und sie wurden durchgewinkt. Eine Orkfrau sah ihm etwas interessierter hinterher, was Nikita zum Lächeln brachte.

 

„Du arbeitest hier?“, fragte Nikita als sie anderen Klängen entgegen gingen. Es hatte etwas mittelalterliches gekreuzt mit elektronischen Beats. „Ja, dort drüben.“, er zeigte auf die Tür am Ende des Durchgang, „Noch habe ich keinen Dienst, bin erst später dran.“, sagte er und lächelte. „Lee hängt gern mal im Mixed Bereich ab, wenn er da ist.“ „Mixed heißt?“ Er lachte: „Gibt Musik, 'ne Bar und Ecken zum ausprobieren von Bondage und Leute, die man Fragen kann. Die richtigen Spielecken sind links und rechts von uns.“ Er zeigte auf einen Durchgang in dem sich gerade einige Leute trafen. „Was weißt du über Lee?“, fragte Nikita. „Nicht viel. Netter Elf, der gern mal tanzt. Hier paar Freunde trifft. Wenn er arbeitet, ist er nahezu immer oben im VIP Bereich.“ Er ist ein ELF? Das war ihm auf den Bildern nicht aufgefallen, aber es war auch meistens dunkel oder bunte Lichtflecken auf den Bildern gewesen. „Nightowl ist eine seiner Freunde?“, fragte Nikita. „Das weiß ich nun wirklich nicht. Sie war mit ihm hier, aber solche Fragen stelle ich nicht. Außerdem, ihre zwei Schränke fänden das zu auffällig oder zu aufdringlich.“

 

Sie traten in den Mixed Bereich. Ein paar Frauen probierten kichernd unter Anleitung Fesseln aus. Es gab weitere solcher 'Kuschelbereiche', allesamt nett ausgepolstert, aber nicht alle waren belegt. „Ist noch etwas früh für so was,“ meinte er grinsend, „die meisten kommen mit etwas intus oder später in der Nacht.“ Er wies auf eins der leeren Bereiche und winkte der Frau am Tresen zu. „Kennst du ein paar der Leute mit der sie und Lee sich treffen?“ „Nur einen, der Wächter Marco. Zu den anderen sag ich nichts, oder gibt’s nen konkreten Grund dazu, dass du fragst?“ Nikita nippte von dem bunten Cocktail. Er war fruchtig und schmeckte ausgesprochen gut. „Ich frag mich, mit wem Lee so abhängt...“, sagte Nikita sachte. „Hab ihn nur paar Mal mit hübschen Ladies tanzen sehen.“ Er nickte zu der Tanzfläche, auf der sich einige Leute tummelten. Nikita beobachtete die Tanzenden und fragte sich, ob dieser Abend auch ein Fiasko wird... „Er kommt immer erst später. Zeit vertreiben?“, er grinste Nikita an und hatte ein weiches Seil, dass noch sorgfältig aufgewickelt war, in der Hand. Nikitas Miene wechselte von abwesend zu einem koketten Lächeln: „Ich nehm das Seil.“ „Ich bitte darum.“, sagte er vergnügt.

 

Nikita bemerkte nicht wie die Zeit verging.. Sie sprachen über die Bar und den Job und Nikita nutzte die Zeit um verschiedenes mit den Seilen an ihm auszuprobieren. Er hatte das lange nicht mehr getan. Es war amüsant immer wieder ein überraschtes 'oh' von ihm zu hören. Irgendwann hatte er alle Übungsseile, die in ihrer Ecke herum lagen verbraucht und betrachtete zufrieden das Resultat. Er kämpfte mit dem Seil, dass seine Arme hinter seinem Rücken fesselte und mit seinen Beinen verband. „Das nächste mal, sag mir doch gleich, dass du kein blutiger Anfänger bist.“ Er klang überrascht und amüsiert. Er ließ sich auf die Seite kippen und sah Nikita von unten an. Nikita hockte auf einem flachen Kissen und blickte entspannt und versonnen drein. Mit Seilen hantieren hatte schon immer etwas seltsam entspannendes für ihn gehabt. Mika sah sich im Raum um, was etwas schwierig in seiner Position war. „Da ist er ja.“, sagte er und Nikita drehte sich halb herum.

„An der Bar neben der hübschen Schwarzhaarigen.“, fügte er hinzu.

 

Nikita sah ihn und ihm klappte die Kinnlade herunter. Jetzt begriff er endlich, warum die Bilder und der Name irgendetwas bekanntes für ihn hatten. Etwas was er nicht in Worte hatte fassen können. Da stand ein Elf, ungewöhnlich klein und schmal gebaut mit eher kleinen spitzen Ohren, die nicht so sehr auffielen. Er hatte kurzes, lockiges, braunes Haar und trug einen Lackanzug, der wie angegossen saß und verboten gut Aussah. Oh, mein... Nikita starrte den Elfen vollkommen baff an. Er bekam Farbe im Gesicht und merkte es nicht mal. Er hörte auch Mikas Worte nicht. Lee..., der LuckyLee den er suchte, war einer seiner Nachbarn und wohnte im selben Haus wie er.

 

Nikita wusste im Nachhinein nicht mehr wie und wann er nach Hause gekommen war. Er kam erst wieder klar zu sich als er registrierte, dass er die ganze Zeit unruhig in seiner winzigen Dachwohnung auf und ab lief. Noch immer im Kleid und mit den hohen Stiefeln. Für ihn nebensächlich, kämpfte er sich jetzt doch aus den Stiefeln und ganz von selbst legte er den Anzug und die Weste an. Seine Reflexion im Fenster sehend hielt er inne. Was tust du hier eigentlich? Er hatte Lee, einen der Namen auf seiner sehr kurzen Liste, der möglichen Informanten gefunden. Er wusste, dass jemand ihm Steine in den Weg geworfen hatte, was die Suche nach Informationen zu Nightowl anging. Personen, die mit ihr in Verbindung standen, waren nicht zu finden oder die Leute wussten nichts... Oder waren vielleicht nicht gewillt zu reden, weil sie eine Sängerin war... die offenbar beliebt war und von vielen geschützt wurde.

 

Dieser Lee war jetzt seine beste Spur an irgendetwas zu kommen. Er wollte auf keinen Fall, dass Lee sich absetzte und genauso verschwand. Was tun...? Nikita sah sich um und fühlte ein seltsamen Drang in sich. Musste er auch noch ein so verdammt schmucker... Ach, scheiß drauf! Er riss sich los, nahm eine Flasche, öffnete leise seine Tür und schlich nach unten.

 

6 Kidnapping mit Hindernissen (18+ nsfw!)

 

Nikita fror und wartete geduldig. Er trank einen Schluck und spürte wie die Magie an ihm zerrte. Er hatte sich mit Unsichtbarkeit bezaubert und es kostete ihn Kraft den Zauber aufrecht zu erhalten. Nicht viel aber genug um es mit der Zeit zu merken. Lee hatte eine größere Wohnung als er und er hatte sogar einen Balkon. Natürlich funktionierte bei ihm das Licht, wenn denn Strom da war. Nikita hatte nichts angerührt und hatte sich auf den Balkon verzogen um zu warten. Er blickte hinunter und beobachtete das Stück Straße, was er von der Seite sehen konnte und wartete. Es dauerte und ihm wurden die Füße kalt und etwas taub. Schließlich sah er einen Mann im Mantel die Straße entlang huschen. Hatte es endlich ein Ende? Einige Minuten später ging das Licht an. Nikita beobachtete wie Lee seinen Mantel über den Stuhl warf und nach irgendetwas im Kleiderschrank suchte. Das Licht ließ seinen Catsuit schimmern. Nikita fand erneut, dass er wie perfekt angegossen saß. Echt schick an dem Elfen. Hingerissen beobachtete er ihn. Er schälte sich aus seinem Anzug und Nikita sah ihn in Unterwäsche im Bad verschwinden.

 

Lee verabschiedete sich von seinen Freunden und huschte den Rest der Straße hinunter. Die Straße wurde von den Red Scorpions beobachtet. Er atmete erleichtert durch. Heute mal keine seltsamen Begegnungen. Er dachte vergnügt an den Abend zurück. Es war echt schön gewesen. Schmunzelnd öffnete er die Tür und schaltete das Licht an. Es war angenehm warm. Schön wieder zu hause zu sein. Er zog seinen Mantel aus und warf ihn über den Stuhl. Er stöberte im Schrank, bis er fand was er wollte und zog seinen Lieblingscatsuit aus. Eine Dusche war jetzt genau das richtige. Er dachte an eine schöne Begegnung mit einer Frau. Er grinste breit und stellte die Schaumdusche an. Immerhin warm.. und er erinnerte sich, dass sie damals sich auch unter die Dusche geschlichen hatte. Keine Klientin, eine Freundin. Er schloss die Augen und genoss die lebhafte Erinnerung. Es erinnerte ihn an einen Song und er summte ihn dazu vor sich hin und registrierte den Effekt. Grinsend setzte er sein Kopfkino fort und fragte sich wie lange er durchhalten würde sich nicht anzufassen. Seine Freunde meinten er solle sich auch mal was gönnen und hatten ihm eine Überraschung versprochen. Er lächelte, manchmal reicht es schon sich etwas vorzustellen, dachte er sich und folgte der Erinnerung nur zu gern weiter.

 

Er zuckte zurück als sich eine kalte Hand über seine Lippen legte und sich ein Arm um seine Brust schlang und ihn gegen die Wand drückte. Was zum? Nee, oder? Er wusste, dass sie gerissen waren was Geschenke anging, aber sie hatten doch nicht etwa jemanden bezahlt um... Ein kalter Körper lehnte sich an seinen Rücken und atmete in seinen Nacken. Wenn das die Überraschung war, dann ist sie arg durch gefroren. Die Person hinter ihm zitterte. Noch immer die schöne Erinnerung im Kopf lehnte er sich etwas zurück und zuckte erneut zurück. Verdammt, ein Kerl! Ihr seid fies, dachte er und prustete in die Hand. Wenn ich euch zu fassen kriege. Trotzdem konnte er ihnen nicht böse sein, konnte sich denken wieso sie auf die Idee gekommen sind. Er spürte die Nähe und das der Fremde langsam auftaute. Er drückte sich an ihn erzwang aber nichts. Ein paar seiner Haare hatten sich hinter sein Ohr verfangen. Er glaubte zu sehen, es sei farbig. Ist jetzt nicht soo ungewöhnlich, dachte er. Er war selbst viel zu heiß um die bizarre Begegnung nicht auskosten zu wollen und drückte sein Hinterteil zurück. Der andere keuchte auf. Ha, selber heiß was? Lee grinste und rieb sich an dem anderen. Ein weiteres Keuchen kam zur Belohnung zurück. Wenn schon Überraschung, dann nach meinen Regeln, dachte er grinsend.

 

Der Fremde taute auf und strich ihm über die Brust. Lee glaubte Lippen auf seiner Schulter zu spüren, aber bei dem Schaumzeug war das schwer zu sagen. Die Hand wanderte tiefer und Lee stützte sich mit der freien Hand etwas von der Wand ab und legte den Kopf zurück. Es war ihm gerade egal, wer der Fremde war. Die Finger strichen zärtlich über die Hüfte und schließlich über seinen Schaft. Lee seufzte hingerissen und ließ sich verwöhnen. Der andere atmete ihm schwer in den Nacken und Lee spürte den Widerstand an seinem Po. Es heizte ihn an, den anderen in Schwierigkeiten zu bringen. Lee seufzte als er kam und sich vollends gegen den Fremden gedrückt hatte. Er genoss die unerwartete Situation und das Anlehnen an jemand anders. Der andere schnaufte etwas und schien sich mühevoll zu fangen.

 

Lee spürte ein Handtuch, dass über seine Schultern fuhr und dachte nicht daran den anderen für eine Gefahr zu halten. „He, dass kann ich schon allein.“, sagte er leise lachend. „Ja, Überraschung gelungen, sag das den anderen, ja?“ Eine Hand griff nach seiner Hand und schob sie nach oben an die Wand. „Okay okay, die Show ist noch nicht vorbei?“, fragte Lee überrascht. „Nein,“ sagte eine Stimme, die er nicht erkannte. „Du kommst jetzt mit mir.“ Sie klang etwas belegt. Hehe, hab ich dich so hart erwischt Typ? „Was haben die beiden Teufel dir gesagt?“ Lee spürte das Handtuch die Arme nach oben wandern und hörte ein sachtes klicken. Er hob eine Augenbraue als er die Fessel sah. „Hey, so was mag ich nicht so..., weißt du.“ „Shht, oder---“, der Fremde beendete seinen Satz nicht. Lee hörte ihn nicht schlucken und sah ihn nicht mit sich kämpfen. Etwas seidiges, schwarzes legte sich über Lees Augen. „Man, haben sie wirklich das volle Programm bezahlt?“, fragte er. „Du musst nicht----“ Etwas legte sich über seine Lippen und Lee keuchte auf. Es jagte ihm doch etwas Angst ein.... nur...es war seltsam wie vorsichtig der Typ vorging.

 

Etwas irritiert tapste Lee blind Stufen nach oben. Der Typ hat mir echt was angezogen, wie viele Callboys taten das den bitte. Was für ein schräges Abenteuer hatten sie sich für ihn überlegt? Oh, wenn ich euch zu fassen kriege, dachte er schelmisch grinsend. Eine Tür knarzte und etwas frischere aber nicht unangenehme Luft begrüße ihn. Er wurde auf etwas drauf geschoben was entfernt an ein Bett erinnerte. Die Matte war dünn, das spürte er beim drauf krabbeln. Der Fremde fesselte ihn an irgendwas... und dann war plötzlich Stille. Wo ist er hin?

 

Nikita war aus seiner Wohnung geflohen... Oh, mein Gott! Was mache ich hier eigentlich für einen Scheiß. Sein Kopf drehte sich etwas... der blöde Alkohol hatte ihn irgendwann doch erwischt und Nikita konnte nur schlecht geradeaus denken... dazu pochte sein Schwanz unangenehm. Fuck, der Elf war heiß und leider so richtig etwas für ihn. Ich und Elfen! Was soll das bitte werden. Man was war das den in der Dusche bitte gewesen? Der hat... Nikita fand keine Worte, war etwas durcheinander. Er hatte immer etwas von einer Überraschung geredet... Nikita hatte das ausgenutzt, aber ob das so gut war? Der schwarze Lackcatsuit über dem Stuhl erinnerte ihn daran, wo er war- und was er eigentlich hier wollte.

 

Er zögerte kurz. DU kommst ohne das nicht weiter! Rief er sich ins Gedächtnis. Hastig durchstöberte er den Raum. Er fischte ein paar Klamotten aus dem Schrank und versuchte zu ignorieren, wie viel schräger Kram darin hing. Mal abgesehen von der Summe an Credits, die dafür drauf gegangen war. Es war unglaublich, dass er so viel Zeug hatte. Er fand eine kleine Waffe... eine Betäubungspistole, die so kleine Pfeile verschoss. Hm, da hättest dir was besseres leisten sollen Lee, dachte Nikita irritiert. Er fand den Komlink neben dem Anzug und sah einen älteren Computer. Nikita wand sich dem Computer zuerst zu und steckte den Link ein.

 

Er schaltete den Bildschirm an und blickte auf einen Kalender. Viele der Termine waren Abends und waren mit unterschiedlichen Namenskürzeln versehen. Ein paar davon wiederholten sich alle zwei Wochen, manche jede Woche andere nur einmal jeden Monat. Nikita aktivierte die automatische Antwort Funktion und stellte ein, Lee sei krank und könne die nächsten paar Tage nicht. Es war praktisch, dass Lee das mit dem Komlink verbunden hatte. Letztere waren oft besser geschützt als der alte Rechner hier. Leon hatte ihm das mal erzählt gehabt. Er zappte aus dem Kalender heraus und stöberte in dem Rechner herum. Er fand ein paar Videodateien und ließ eine anspielen. Es sah eindeutig nach einer besseren Gegend aus als Nikita je zu sehen bekommen hatte. Schicke Möbel, klasse Licht im ganzen Raum und …Nikita klappte die Kinnlade herunter. Man! Wer filmt den so was bitte? Er starrte auf die Bilder... irgendwann packte er es sich abzuwenden und stellte es aus. Er atmete heftiger... 'is ja nicht so, dass du keine Pornos kennst', sagte irgendein Teil vom ihm trocken und amüsiert dazu. Aber wozu hatte er den ...Kram von sich auf dem Rechner?

 

Er kämpfte erneut mit der Konzentration, also stand er auf, holte die Flasche vom Balkon und schloss die Tür wieder sorgfältig ab. Dann stellte er das Licht im Bad ab und stöberte dann erneut, etwas beruhigter in den Daten. Leider gab es keinen Hinweis auf Nightowl oder Kontaktdaten. Ein paar Bilder, dass war es. Nikita war sich nur sicher, dass er einen Callboy aufgegabelt hatte. Er hätte nicht gedacht, dass diese zierliche Person wirklich so einem Job nachging. Ja, er hatte die Webseite gesehen, aber es irgendwie nicht wirklich für wahr gehalten. Und dass er auch noch so beschäftigt war... Offenbar lohnte es sich. In Anbetracht der Bilder, war Lee auch in besseren Gegenden, vielleicht sogar in der Innenstadt unterwegs. Wahnsinn! Nikita bezweifelte die Kontrollen zur Innenstadt mit seiner gefälschten ID durchstehen zu können. Für die Gegend reichte es, aber dort?

Nikita gab seine Suche auf, schnappte sich die Sachen, die er Lee mitbringen wollte. Er zögerte..., griff dann auch den Anzug und schlich die Treppe wieder rauf. Lee war eingedöst. Nikita nutzte die Zeit. Setzte sich Teewasser auf, hoffte klarer im Kopf zu werden und räumte etwas auf.

 

Lee erwachte von den Geräuschen und blinzelte. Er konnte ein wenig durch einen schmalen Spalt sehen. Es war kein Licht im Raum an, aber Licht einer Leuchtreklame erleuchtete etwas den Raum. Er war recht kahl, Lee sah einen Stuhl, Fenster, die etwas Pflege brauchten und ein komisches Gerüst an einer rohen Wand. Über ihm schimmerte etwas blau, er sah es sich eine Weile an und überlegte. Es könnte ein Energiewandler und Speicher sein. Aber so groß? Oh,.. der gehört zu dem Haus. Moment, bin ich doch noch... er erinnerte sich wie er hierher kam und wusste, dass er noch im selben Haus nur weiter oben war. Der Typ mietet eine Wohnung dafür an? Bisschen over the top, oder? Es irritierte Lee. Der Geruch von Tee lenkte ihn ab. Tee? Die meisten tranken Kaffee, nun zumindest den billigen Kaffeesatzstoff. Der Geruch kam näher und er hörte wie eine Tasse abgestellt wurde. „Wenn du nicht brüllst, kannst du gern eine Tasse Tee haben.“, sagte die Stimme. Hände berührten sanft sein Gesicht und zogen den Stoff herunter.

 

„Wer bist du?“, fragte Lee. „Das ich ein Nachbar bin, weißt du auch so schon.“ Der Fremde hatte einen trocken Humor, aber seine Stimme klang etwas seltsam. Er spürte nochmal Finger. „Ich bin Nikita.“, sagte er und zupfte die Augenbinde herunter. Lee sah ihn an und erkannte den Mann, den er öfter mal die Treppe entlang flitzen gesehen hatte und der beim letzten Mal ihn angerempelt hatte. „Du?“ Etwas entgeistert starrte er den Typen an, Lee schluckte. „Du bist keine Überraschung für mich gewesen, oder?“ Nikita schüttelte stumm den Kopf. Lee erstarrte, das war kein Spiel. „Was zum...“ Er war durcheinander. Der Typ hatte ihn befriedigt verdammt nochmal. „Was.... was willst du eigentlich von mir?“ Lee dachte kurz an die schrecklichen Begegnungen draußen. „Verfolgst du mich?“ Nikita legte den Kopf auf die Seite und sein Gesichtsausdruck sah etwas entschuldigend aus. „Ich habe dich gesucht, ja.“ Lee erstarrte und fragte sich, ob dieser Typ ihn wirklich so übel hatte erschrecken können. Oder war das jemand anderes... „Was willst du, Mann?“, knurrte Lee. Nikita blickte ihn an und legte dann den Kopf in den Nacken. Lee entging nicht, dass er sehr weiblich wirkte.

 

„Ich will Informationen von dir.“, sagte er schließlich und sah ihn an. „Was? Was soll ich den Bitte wissen?“, fragte Lee entgeistert und zerrte an den Fesseln. „Mach mich los, sofort!“ Nikita schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist so schwer voran zu kommen, dass ich meine erste und beste Quelle nicht weglaufen lassen kann.“ Lee verstand nicht das geringste von diesen Worten und starrte ihn einfach an. „Was...?“ Er wusste nicht, was der Typ eigentlich wollte. „Du kennst Nightowl, dass weiß ich.“, sagte er und räusperte sich, „Ich muss alles über sie erfahren, was mir weiterhilft.“ Es klang etwas gequält in Lees Ohren. Das war seltsam. „Ich rede nicht über meine Klienten, dass kannst du vergessen.“, knurrte Lee gereizt zurück.

 

„Tee?“, Nikita bot ihm den Kaffeepot mit dem herrlich duftenden Tee an. Lee starte Nikita an. Meinte er das ernst? Entführt mich und bietet mir Tee an? Der Mann trug ein altes T-Shirt mit Löchern drin und Shorts, die -Lees Augen weiteten sich etwas – glänzten wie aus Lack. Der Typ stand auf so was... oh, war er deswegen heiß gelaufen? Er musste ihm aufgelauert habe und musste ihn gesehen haben. „Der Tee beißt nicht...“, sagte Nikita leise und nippte selber probeweise dran. Wenn da etwas drin war, hatte er es gerade selber getrunken. Lees Blick wanderte weiter und sah die Pistole auf dem Stuhl liegen. Seine Augen weiteten sich als er auch eine Schutzweste erkannte. War dieser Nikita etwa ein Söldner?

 

Er hörte Nikita noch einen Schluck nehmen und fokussierte sich wieder auf ihn. „Ja, bitte...“, sagte er. Es kratzte wirklich in seinem Hals. Nikita sah ihn fragend an. „Tee meine ich.“, fügte Lee leise hinzu. Er trank ein paar Schlucke. Der Mann war erneut überraschend vorsichtig. Er wartete bis er geschluckt hatte, ehe er erneut etwas anbot. Lee tank und lehnte sich dann zurück. „Warum?“, fragte er. Nikita schwieg und sah Lee nur forschend an. „...nicht mehr heute, mein Schädel brummt und ich bin zu fertig.“ Lee starrte ihn an. „Was zum...?“ Nikita erhob sich und warf eine Decke über Lee. Wahnsinn, was wird das jetzt? Nikita pflückte etwas von dem Gestell, was Lee jetzt als zusammengezimmertes Regal erkannte. Da lag nur wenig drauf und es sah auf die Entfernung nach Kleidung aus, vielleicht zwei ausgefledderte Büchern und Nachfüllpackungen für die Waffe. Nikita krabbelte auf die leere Bettseite. Das Bett war ebenfalls zusammengebaut aus irgendwelchen Resten, vielleicht waren es mal medizinische Bettenteile gewesen.

 

Nikita setzte sich aufs Bett und sagte etwas entschuldigend klingend: „Hab leider nur eins..“ Er streckte die Hände aus. „Nein, ich werde nicht...“ Nikita klebte etwas über seine Lippen. Mist. Selbst wenn..., dachte Lee. Ich wohne in einem Ganghaus und der da gehört zu denen. Warum sollte mir wer helfen? Er schloss die Augen. Du sitzt echt in der Tinte, Lee. Und nun? Hatte der vor ihn danach zu beseitigen? War es das jetzt? War er deswegen so … so komisch? Die Gedanken begannen zu kreisen. Lee spürte wie sein Nachbar sich hinlegte und unter einer Filzdecke zusammenrollte. Das ist doch alles nicht wahr oder? Der Tag was so schön gewesen. Er presste die Augen zu. Er bemerkte die sanfte Wirkung des Tees nicht... Die wirren Gedanken verschwammen allmählich und er schlief ein.

 

Nikita starrte an die Decke. Die Sonne durchdrang mal den Oktobermief da draußen. Nikita wand sich ab und döste erneut ein. Als er erwachte lag er angekuschelt an Lee und zuckte deshalb zusammen. Der warf ihm einen stummen, fragenden Blick zu. Nikita rollte sich auf den Rücken und rieb sich die Schläfen. Er konzentrierte sich und half mit Magie seinem Kater etwas auf die Sprünge. Er seufzte erleichtert, als der Brummschädel langsam verging. Lee neben sich zu sehen, hieß er war nicht losgekommen und ausgebüchst. Nicht das das unmöglich wäre... „Du bist noch da.“ Lees Augen weiteten sich und blickten etwas verständnislos ihn an.

 

Nikita erhob sich und konzentrierte sich auf Lee und wechselte die Sicht. Er sah nur Verwirrung und schmeckte Lees Angst. Nikita wandte sich ab. „Ich hab nicht vor dir was zu tun.“, sagte er und fuhr durch seine vom Schlaf verwuschelten Haare. „Nicht schreien, okay?“, sagte er und berührte Lee und zupfte vorsichtig das Tape herunter. Lee hatte stillgehalten und nicht sehr panisch ausgesehen. Er betrachtete ihn jedoch misstrauisch. „Du kannst mir alles erzählen.“, sagte Lee rau und blickte zur Seite. Nikita folgte seinem Blick und sah seine Waffe. Er schnaubte belustigt. „Ich werde dir nichts tun, ich sagte, ich will nur Informationen und das meine ich auch so.“, sagte er und stand auf.

 

„Bad?“, fragte er Lee, der sich etwas in eine halb sitzende Position geschoben hatte. Es kam keine Antwort. Nikita konnte sich denken, dass er eins brauchen würde und kümmerte sich zunächst um seine eigenen Bedürfnisse. Es war komisch jemanden in seinem Bett zu haben... oder allgemein hier. Nikita wusste nicht genau warum. Er hatte öfter mal hübsche Kerle mit nach Hause genommen. Geblieben war keiner..., aber er erwartete das auch nicht mehr. Ohne über seinen Gast nachzudenken, zog er sich vor dem Regal um. Er hatte auch noch seine Wachrunde für die Gang zu machen. Als er angezogen war, drehte er sich zu Lee herum. „Also?“ Lee nickte. Nikita kam zu ihm und löste die Fesseln. Er nahm eine seiner Hände und massierte den Unterarm. „Was machst du?“, fragte Lee irritiert. „Muskeln verkrampfen schon mal, das hilft.“ Lees Augen weiteten sich und Nikita schalt sich für seine blöde Wortwahl. Der dachte vermutlich, er machte so was hier öfter mal...

 

Er machte ihm Platz. Lee stieg vom Bett und versuchte zur Tür zu kommen. Nikita war schneller und hatte ihn in einer Umarmung eingefangen. War jetzt nicht die klassische Variante jemanden einzufangen, dachte er. Aber er wollte dem Elfen nicht aus versehen weh tun. „Lass es“, sagte er leise und er spürte Lee kurz zittern. Er dirigierte ihn herum in den Wohnraum und ließ los. Lee verschwand wortlos im Bad. „Brauchst du Klamotten?“, fragte Nikita hinterher. Er schnappte sich etwas von dem was er aus der Wohnung mitgenommen hatte und hielt es ins Bad rein. Er hatte schon lange keine Tür mehr im Bad, sah aber auch nicht hinein. Lee riss sie ihm etwas grob aus der Hand, sagte aber noch immer keine Wort. Mist, jetzt hasst mich der hübsche Kerl auch noch... Den Elfen kannst du dir gehörig abschminken. Na ja, war eh klar, nachdem du Idiot ihn aus seiner Wohnung gezerrt hast.

 

Lee war ins Klo geflohen. Es war keine Tür da und auch nur ein winziges Fenster. Du bist unter dem Dach, was erwartest du. Er späte aus dem Fenster und es gab nur wenig zu sehen: das Dach, das Haus auf der anderen Seite. Durch die Schräge konnte er nicht runter sehen. Er hörte Nikita etwas sagen und dann war da eine Hand mit seinen Sachen in der Türöffnung. Er riss sie ihm aus der Hand. Er hat mein Zeug mitgebracht? Für einen Entführer war der Typ absolut verwirrend. Er erinnerte sich an den Morgen. Dieser Nikita hatte so friedlich geschlafen... sich sogar angekuschelt. Das war echt seltsam. Offenbar für ihn auch. Er erinnerte sich auch, dass er sich erschreckt hatte. Hm, wenn der eine Schwäche für mich hat, kann ich das ja vielleicht ausnutzen um hier raus zukommen. Er zog sich um und grinste als er den Anzug drüber zog. Das Spiel kann ich auch.

 

Es roch nach Toast als er aus dem Bad kam. „Frühstück?“, fragte Nikita und sah ihn an. „Du bist komisch...“, gab Lee zu. „Ich will nur ein paar Antworten, was ist daran komisch.“ Lee lachte auf. Wo lebst du den? „Ich rechne noch immer damit, nicht lebend hier raus zu kommen.“, gab er trocken zurück und nahm ein Toastbrot mit einer Scheibe weißem Zeug drauf. Es hatte etwas entfernt Ähnlichkeit mit Käse hatte, sagten ihm sein Geschmack. Synthetisches Zeug vermutlich, dachte er. Lee kannte die Speisen der reicheren Bewohner dieser Stadt und hatte seit dem so seine Schwierigkeiten etwas zu Essen zu finden, was ihm auch wirklich schmeckte. Nur mit den nötigen Credits gab es natürlicheres und geschmackvolleres.

 

Er kocht auch nur mit Wasser und synthetischem Kram, wie du auch, beruhigte er sich. „Ich kann nicht einfach über wen etwas ausplaudern... ich hab Verträge unterzeichnet. Ich verliere meine Kundschaft, wenn sich so was ausbreitet. Oder der ein oder andere Kunde will mir dann eins drüber braten. Das ist dir schon klar, oder?“ Er schielte seitlich rüber zu Nikita. Nikita kaute auf dem Toast herum und trank seinen Tee. „Wenn ich ein Hacker wäre und den Krempel verkaufen würde... vielleicht.“, sagte er überlegt. Lee starrte ihn an. Du willst es doch nutzen, dachte Lee, natürlich werde ich die Zeche zahlen, wenn es rauskommt. „Ich will überhaupt nichts von den ganzen anderen wissen, nur etwas von Nightowl.“ Nikita blickte ihn konzentriert an. „Die Bettgeschichten interessieren mich ebenfalls nicht, Lee.“ Lee gefror innerlich, er hatte einen Verdacht. Er wollte... „Kontaktdaten, Namen, Adressen. So was brauche ich.“ Sensibler geht es gar nicht, egal ob er Nightowl oder einen seiner anderen Klienten nimmt. Lee schüttelte den Kopf.

 

„Ich muss arbeiten...“, sagte Nikita leise und Lee fand sie wieder ans Bett gefesselt wieder. Warum mache ich das eigentlich mit? Er sah sich um und suchte nach Möglichkeiten zur Flucht. Die Tür sah nicht wirklich nach einem Problem aus. Er hatte nichts klicken hören. Hatte sie gar kein Schloss? Er lehnt sich zurück. Zumindest ging ihm dieser Typ nicht mehr auf dem Geist, der ihm gefolgt war. Er sah sich um... es gab nicht viel in dieser Wohnung. Nikita hatte nicht viel. Lee erinnerte sich an etwas anderes. Als er sich auf den Rücken gelegt hatte, war er so steif geworden und die Luft über ihn schien zu schimmern. War Nikita etwa ein Magier?

 

Lee war eingenickt als er wieder kam. Nikita warf den Wasserkocher an und zappte durch Antworten auf dem Komlink. Da war eine, wo er morgen oder übermorgen vorbeischauen sollte. Er freute sich nicht gerade, da es ein Wächterjob war. Besser als nichts, also antwortete er und räumte dann seinen Einkauf ein. Es würde verdammt eng werden, besonders wenn Fredel ihn weiter so mit der Miete piesackte. Nikita erwog, was er machen konnte um Lee zum Reden zu bringen. Der Elf lag etwas verrutscht auf dem Bett. Er war vielleicht im sitzen eingeschlafen. Nikita wollte ihm kein Haar krümmen, er fand ihn schön. Er spürte das seine Wangen etwas warm wurden und drehte sich hastig weg. Um sich abzulenken, goss er Tee auf. Als er wieder aufblickte sah Lee ihn herausfordernd an. Nikita zuckte mit den Achseln, nahm den Tee und setzte sich auf den Stuhl. Er sah ihn schweigend an und Lee starrte zurück.

 

„Du bist hübsch.“, sagte Nikita kühl. „Ich könnte...“, er schaute auf seine leere Hand und wob Magie zusammen. Etwas orangenes bildete sich in seiner Hand. Lee starrte auf die sich zusammenballende Magie, das war seine Bestätigung. „...könnte Magie an dir ausprobieren.“ Lee hatte keine Ahnung was Magier so alles konnten, aber er erinnerte sich an den Ausflug in den Circus mit einem Klienten. Er hatte das Gefecht unten in der Arena aus einer VIP-Loge gesehen. Sein Begleiter zahlte viel für seine Gesellschaft, aber dieses Spektakel da unten war heftig gewesen. Die Spieler hetzten auf Motorrädern durch die Arena und wurden beschossen und mit einem Flammenwerfer befeuert. Es sah schlecht für die ganze Fahrerschaft aus. Und dann plötzlich... flog so ein orangeroter Ball, wesentlich größer als das kleine Bällchen in Nikitas Hand, dem Turm mit dem Flammenwerfer entgegen und ließ das ganze Ding in die Luft fliegen. Irgendetwas schredderte dann einen der anderen Türme... Selbst Lee hatte wie gebannt in die Arena gestarrt. Er hatte so etwas nicht erwartet gehabt. So hatte er Magie nie in Aktion gesehen. Vermutlich weil es das letzte ist, was man sieht, wenn einen so ein Feuerball begrüßte. Lee zog die Beine an. Auch wenn ihn das nicht schützen würde.

 

Nikita senkte die Hand und ließ die Magie verfließen. „Will ich aber nicht.“, sagte er und Lee hob überrascht den Kopf. Nikita kam auf ihn zu zupfte das Tape ab. Er saß jetzt dicht vor ihm. „Ich könnte auch Waffen benutzen.“ Nikita legte seine Pistole ab. „Mir wäre es lieber, gar nichts davon zu nutzen.“ Er sah den erschrockenen Lee an. „Warum?“, fragte Lee leise mit dünner Stimme. Nikita lächelte und nahm Lees Gesicht sachte in die Hände und lächelte. „Ich mag lebende Quellen.“ Lee entspannte sich etwas und atmete hörbar aus. Er ließ den Kopf gegen die Wand sinken. „Warum willst du etwas über Nightowl wissen?“, fragte Lee. Nikita sah ihn versonnen an. „Willst du das wirklich wissen?“, fragte Nikita, „Es könnte dir nicht gefallen.“ Lee nickte. „Ich könnte auch das hier benutzen.“ Nikita hielt Lee sein Komlink vor die Nase, aber er zog nur die Stirn kraus. „Glaub ich nicht.“, sagte er stur und fügte hinzu, „Ja, ich will es wissen.“ Lee blickte kritisch Nikita in die Augen.

 

Nikita erhob sich, durchquerte den Raum und nahm seine Teetasse vom Boden neben dem Stuhl. Er trank einen Schluck. „Die meisten sagen gar nichts mehr oder wimmelten mich ab, wenn ich ihnen gesagt habe, warum ich nach Nightowl oder dir oder Bart fragte.“ „Dann hast du wohl übles vor.“, kommentierte Lee. Nikita schüttelte den Kopf. „Nein,... ich soll sie finden. Sie ist verschwunden und das vermeintliche Schweigen zu ihrem Schutz macht es mir schwer.“ „Tjaaa“, sagte Lee, „Finden und was machst du dann.“ Nikita rollte mit den Augen und lehnte sich gereizt zurück. „Was glaubst du den? Nichts!“, knurrte er gereizt zurück. „Ihr helfen, wenn es ihr nicht gut geht und ich es kann.“, fügte er leiser hinzu.

 

Lee beobachtet Nikita. Es passte irgendwie nicht zusammen. Lee hatte keine Ahnung wie Schattenläufer... diese Söldner arbeiteten, aber so hatte er sich keinen vorgestellt. „Bist du Detektiv?“ Nikita schnaubte belustigt und grinste ihn an. „Seh ich aus wie einer?“ „Du siehst auch nicht wie ein Schattenläufer aus.“ Nikita bedachte ihn mit einem fragenden Blick und zuckte mit den Achseln. „Bin ich auch nicht. Ist nur ein Auftrag, den ich nicht ablehnen konnte. Nichts weiter.“ „Nightowl ist dir also egal? Egal was mit ihr passiert, wenn du sie findest?“ Lee setzte sich gerader hin. „Nein, ist es mir nicht. Ich hoffe, sie hat sich keine großen Feinde gemacht, sonst renne ich nur selber in den Tod.“, brummte er. „Ha! Du bist doch ein Magier.“, meinte Lee belustigt. „Ja und? Magie hilft nicht immer. So wie bei dir hier...“, Nikita wandte sich ab. „Dann lass dir doch was einfallen um mich zu überzeugen...“, gab Lee trotzig zurück. Nikita sah ihn von der Seite an und hob eine Augenbraue. „Ich hab Zeit, aber hat sie die auch..?“, sagte Nikita trocken.

 

Er stand auf und zog die Weste aus, räumte die Pistole beiseite. An die Wand gelehnt trank er seinen Tee und schob seine Gedanken in eine andere Richtung. Er hatte nicht alle Tage einen Elfen bei sich. „Wie heißt du eigentlich wirklich? LuckyLee wird wohl kaum dein Name sein.“ Lee schaute auf seine Füße und antwortete nicht. Er sah hübsch aus in dem Anzug, was das graue Licht reflektierte. „Ist dir nach anderer Bespaßung als reden?“ Lee sah ihn irritiert an. „Muss der hohe Herr Elf gefüttert und gebadet werden?“ Nikita hatte ein paar Elfen getroffen, Prescot war nur einer von vielen und nicht wenige wirkten total versnobt und von sich eingenommen. Von sich und ihrer Schönheit und Wirkung auf andere. Lee lachte schallend. Na, zumindest hat er Humor, dachte Nikita. „Neee, verzichte.“, sagte er vor sich hin prustend. „Hm“ Nikita sah ihn etwas verschlagen an. „Ich hätte da noch anderes im Sinn.“ Lee betrachtete ihn aufmerksam und war wieder still geworden. „Ich würde gern alle meine Gliedmaßen behalten.“, sagte er mutiger als seine Stimme klang. Nikita lachte und sagte: „Man du hältst mich für einen größeren Arsch, als ich bin.“ Er fuhr sich durch die Haare und fügte murmelnd hinzu: „Sollte mich wohl geehrt fühlen. Nikita der große böse Pyro.“ Er lachte leise.

 

'Überzeug mich vom Gegenteil', hatte er gesagt. Verdammt, ich hab hier den heißesten Besucher überhaupt und krieg es nicht gebacken geradeaus zu denken. Er trank still den Tee aus. Genauso still und regungslos trat er auf Lee zu und zupfte den Stoff wieder hervor. „Was zum..?“ Lee ignorierend verband er ihm die Augen. „Was siehst du jetzt? Immer noch einen bösen Pyro?“, fragte er lachend. „Was soll das werden?“, fragte Lee. Nikita gab keine Antwort und stieg leise auf das Bett, legte sich neben Lee und betrachtete den Elfen hingerissen. Er streckte die Hand aus und fuhr über das Material seines Catsuits. Lee schnappte nach Luft. „Echt schönes Material“, Nikita beobachtete Lees beschleunigten Atem. „Was tust du?“ „Entspann dich Lee..“, sagte Nikita. „Das steht dir wirklich gut...“ „Willst du mich jetzt mit Komplimenten rum kriegen?“, fragte Lee. Nikita lachte leise: „Dich rum kriegen... der Gedanke hat was.“ Lee drehte den Kopf und sah in seine Richtung. Gutes Gehör, dachte Nikita. „Du willst mich vögeln? Dann mach schon.... brings hinter dir.“ Nikita starrte den Elfen an. „Man, du kannst es auch richtig böse klingen lassen, weißt du das?“ Nikita ließ sich auf den Rücken fallen und starrte an die Decke.

 

„Du hast so komisch unter der Dusche reagiert...“, sagte Nikita. „Weil ich nicht kapiert habe, dass du keine nette Überraschung meiner Freunde warst.“, brummte Lee. „Ich glaube, es hat dir trotzdem gefallen.“ Lee schluckte, Nikita konnte die Bewegung seines Adamsapfels sehen. Hab ich dich erwischt? Er sprang vom Bett auf und trat zu der Miniküche. In einem der Schränke fand er was er suchte. „Was machst du jetzt?“, fragte Lee. „Einen Tee, was sonst.“ „Wieso das den? Du willst es, dann mach. Dann hab ich es hinter mir...“ Gereizt rief Nikita rüber: „Lee, halt den Rand!“ Lee antwortete genauso gereizt: „Und ich meins ernst. Was glaubst, du wie der Job als Callboy so ist? HM?“ Nikita betrachtete ihn irritiert. „Abtörnender geht nicht, Lee.“ „Ha! Gewonnen!“, schnaubte Lee ihm zu und grinste breit.

 

Nikita kam mit einer kleinen Tasse zu Lee. „Da. Riech mal und komm wieder runter...“ Lee wich aus. Nikita seufzte und schlürfte etwas von der frischen Mischung. „Du nimmst deine eigene Droge?“, fragte Lee. „Wie kommst du immer auf so einen Mist?“ „Riech mal und komm runter klingt wie eine Einladung zu einem Trip.“ Angewidert sah Nikita den Elfen an: „Bah!“ Lee lachte leise. „Du bist wirklich komisch.“ „Willst du nun kosten oder nicht?“, brummte Nikita. „Ja, wenns den sein muss....“ Nikita mochte den erdigen Geschmack des Tees. Lee verzog eher das Gesicht. „Was ist das?“ „Aus dem kleinen Garten...“, sagte Nikita. „Urg, hab ich Gift getrunken?“ „Wenn du ein selbst zusammengezimmertes Gewächshaus mit Filtern als verdreckt ansiehst, ja hast du.“ Lees Lippen formten ein wortloses O.

 

Nikita fragte sich nicht zum ersten Mal wie diese Lippen schmecken würden. Er mochte die Form und seine Stimme. Leise stellte er die Tasse weg und küsste ihn mitten auf die Brust. „OH...“, flüsterte Lee. Nikita legte ihm zwei Finger auf die Lippen und flüsterte ebenso leise: „Sh... nicht kaputt machen.“ Sachte strich er die Arme von den Schultern zu Lees Händen entlang und begann die Unterarme zu massieren, kreisend ließ er seine Finger nach oben wandern. Lee gab keinen Laut von sich, saß nur etwas steif da. Nikita erhob sich und schob Lee vorsichtig in eine entspanntere, liegende Position. Dann erst ließ er seine Finger weiter wandern. Von den Schultern spielerisch über die Brust und den Bauch. Er küsste Lees Brust erneut und legte seine Stirn kurz auf dessen Brust. Mit der flachen Hand streifte er mit fast keinem Druck über Brust und Bauch ehe er mit den Fingern die Beine zu den Füßen herab kreisend streichelte. Nikita summte dabei leise vor sich hin.

 

Lee spürte den fast hingehauchten Kuss. „OH..“ Er schloss die Augen als die Finger ihm sachte die Arme massierten. Warum tut er das jetzt? Er könnte auch einfach... sich nehmen was er will. Ist ja nicht so, dass ich weg kann. Die sanften Finger riefen ihn wieder zurück zu dem was mit ihm vorging. Es war angenehm dem Spiel der Finger zu folgen und den Mustern, die sie zeichneten. Es prickelte in seinen Gedanken. Er nimmt sich so viel Zeit..., der ist so schräg anders... Als er mit den Fingern innen die Beine nach oben wanderte entfuhrt ihm ein leiser Laut. Es war herrlich so hingebungsvoll und achtsam gestreichelt zu werden. So ungewohnt, dass Lee es genoss und den Kopf nach hinten ins Kissen drückte und den Mund öffnete. Nikita küsste erneut seine Brust und spielte sachte mit den Lippen erst an einem dann dem anderen Nippel. Lee seufzte, genoss und vergaß, dass er gefesselt war...

 

Nikita hörte das leise Stöhnen und es freute ihn... Lee entspannt sich langsam und genießt, dachte er und lächelte. Er ließ seine Hände über den Anzug gleiten und liebkoste seine Brust mit seinen Lippen. Lee wand sich ein wenig unter seinen Händen, aber er hatte den Eindruck, er wollte ihm eher dahin führen, wo es ihm gefiel. Nikita beobachtete Lees Regungen und passte seine Bewegungen an. Als er eher unbewusst in die Nähe der Hüfte kam, entging ihm der sich langsam sichtbar abzeichnende Hügel nicht über den der Stoff spannte. Lees Gesicht anschauend, strich er in Richtung Hüfte und sachte über die Erhebung hinweg. „nnnnhhha“, seufzte Lee und legte den Kopf erneut in den Nacken. Nikita schmiegte sich zärtlich an Lees Körper und umarmte ihn. Lee wand sich sachte als Nikita sich auf ihn schob, aber nur seinen Körper fühlen ließ. „uhm“

 

Nikita blieb nicht und ließ sich auf die Seite neben Lee gleiten und strich dann erneut über seinen Körper. Wie praktisch. Nikita grinste und schob den versteckten Reißverschluss auf. Lee wand sich etwas und Nikita setzte sich auf eins seiner Beine. „Wa..“, wollte Lee fragen. Nikita legte ihm Finger auf die Lippen strich über dessen Lippen. „Hmmm..“ Nikita ließ seine Hände erneut erst über die Brust und Lees Bauch fahren, ehe er über dessen Unterhose strich und sie beiseite schob. Lee hielt den Atem an und atmete stoßweise aus. Woran denkst du gerade..., fragte sich Nikita.

 

Lee zuckte leicht als Finger ihm etwas über seinen steifen Schwanz streiften und dann verspielt den Schaft und Eichel erkundeten. Oh man, wo willst du eigentlich hin? Mach..... doooocchh. „Ahhh...“, keuchte er. Er hörte Geräusche, die ihn an Rascheln von Kleidung erinnerten. Dann spürte er wie Nikita sich über ihn bewegte. Er legt sich nicht auf ihn, küsste erneut seine Brust. Lee riss überrascht den Mund auf und zuckte zusammen, als sich Nikita auf ihn niederließ. „Sachte bitte...“ Nikita klang konzentriert, aber seine Stimme war leise. Lee keuchte, die Empfindung war ungewohnt. Die meisten männlichen Klienten nahmen ihn, aber das hier....verwirrte ihn. Nikita bewegte sich auf ihm und beugte sich vor. Lee riss die Augen auf als er sanfte Lippen auf seinen spürte. Nur ein sanfter Kuss, ein reiben der Nase an seiner... Lee entspannte sich, genoss das ungewohnte Gefühl und folgte seiner eigenen Lust, bewegte seine Hüften fordernd. Nikita keuchte auf und sie bewegten sich rhythmisch, zunächst langsam dann überließen sie sich ihrer Lust. Lee hörte Nikita leise schnaufend atmen und dann leise seufzend kommen. Lee ließ sich entspannt fallen, dachte das war es. Nur regte sich Nikita noch immer, ritt ihn weiter, behielt den Rhythmus bei. Lee krallte sich an den Fesseln fest und kam überrascht.

 

Nikita fiel vorn über und presste ihm kurz die Luft aus den Rippen. Er lag eng angeschmiegt aber jetzt auf den Armen abgestützt da. Lee hörte seinen Atem ruhiger werden. Das war unerwartet gewesen... „Ich fürchte, ich hab dich etwas eingesaut...“, murmelte Nikita auf Brusthöhe nach dem er sich ausgestreckt hatte. Lee kicherte leise. Du hast Probleme, dachte er. Lee wusste nicht was er denken sollte. Er war müde, aber auf eine angenehme Weise. Er wusste nicht ob es gut was, dass er das jetzt so genossen hatte. Dieser Typ …. dieser Typ war besser mit ihm umgegangen, als die meisten männlichen Klienten, die er je hatte und auch besser als die reichen Ladies, die allesamt nur an sich dachten. Er hatte endlich mal wieder Lust dabei empfunden.. seltsam. Das Gewicht auf ihn erhöhte sich und er hörte etwas lauteres Atmen. Eingepennt, auf meiner Brust. Lee schnaubte leise amüsiert. Man wie nötig hatte --- nein, lass, sagte er zu sich selbst und döste ebenfalls weg.

 

Nikita erwachte und blinzelte in den trüben Abend. Sein Magen knurrte und er registrierte, dass er halb ausgezogen auf etwas weichem lag. Vorsichtig setzte er sich auf und rieb sich das Gesicht. Muss wohl eingeschlafen sein. Lee atmete noch ruhig und gleichmäßig. Er hatte ihn nicht geweckt? Er zog die Deckte über den schlafenden Lee. Nikita tapste leise ins Bad, machte sich zurecht und beschloss sich etwas zu Essen zu holen. Ihm war nach etwas warmen. Er schnappte sich seine Weste, Mantel und ging leise hinaus. Die Bohlen unter seinen Füßen knarzten natürlich, aber das war schwer zu vermeiden in dem alten Haus. Aber wenn er ihn so nicht geweckte hatte....würde er auch jetzt noch schlafen.

 

Lee ruckte herum als die Tür auf ging. „Hoi, wie wär's mit Abendessen?“, fragte Nikita und kickte die Tür zu. „Wie wär's mit freilassen?“, konterte Lee keck. Nikita stellte seinen Einkauf auf das lange Brett, dass als Arbeitsplatte fungierte. „Wenn du beim Essen redest...“, Nikita zuckte mit den Schultern und warf seinen Mantel auf einen Stuhl. Er zupfte Lees Augenbinde herunter, lies ein Tuch auf ihn fallen und befreite ihn. „Hm, du hattest mich zugedeckt?“ Lee schob die Decke von sich. „Wolltest du lieber so herumliegen?“ „Nee“ Lee nahm das Tuch, verzog sich aber doch ins Bad. „Was ist dein Problem?“, fragte Nikita hinterher. „Was glaubst du stelle ich mit den Infos an, die du mir erzählen könntest?“, rief er ihm zu und räumte die Suppen und die Hühnchen-Reis-Packungen aus dem Beutel. „Wenn den Leuten deswegen etwas passiert, bin ich geliefert...“, antwortete Lee. „Es riecht nach asiatischem Essen?“ „Ja, ist das nicht gut genug für Meister Elf?“ Lee kicherte. „Lass den Unsinn. Klar esse ich asiatisch. Aber ich habe Durst...“ „Soyamilch, Tee oder Wasser?“ „Erm. Tee, aber kein abgefahrenes Zeug bitte.“ „Du glaubst immer noch, ich hab Drogen getrunken und dir untergeschoben?“ Nikita sah Lee fragend an als er ins Zimmer zurückkam. Lee zuckte mit den Schultern. Nikita drehte sich herum und setzte Wasser auf.

 

Lee erwog zu rennen... und ließ den Moment zur Flucht verfallen und trat zu dem Brett. „Essen im Stehen?“ „Kannst auch das Bett nehmen...“, brummte Nikita gleichmütig. Er wusste nicht reicht warum er den Moment verstreichen ließ. War das Neugier oder war er Lebensmüde? Lee nahm lieber den Stuhl und löffelte die Suppe hungrig aus der Schale. Ein Blick zum Bett sagte ihm, dass Nikita das gleiche tat. Er fragte sich, ob Nikita immer so wenig aß. Irritiert betrachtete er seinen Entführer, der ihm mehr Lust bereitet hatte als.... Und jetzt ihn auch noch mit durchfütterte. Teurer, seltsamer Job, dachte er.

 

Nikita hielt inne und blickte auf. „Ich kann dir nur versprechen, dass ich es weder verkaufen noch jemanden schaden werde.“ Er zögerte: „Zumindest so lange sie nicht mir als Leder wollen.“ Das machte Sinn..., dennoch schwieg Lee und löffelte still seine Suppe aus. „Ich heiße wirklich Lee.“, sagte er leise. „Und weiter?“, fragte Nikita neugierig. „Nichts weiter... ich lebe genauso Namenlos und ID-los hier in the Pit, wie die meisten.“ Nikita sah ihn nicht wirklich überrascht an. „Ich auch.. Aber du scheinst in der Innenstadt gewesen zu sein.“ Lee errötete. Er war an meinem Rechner gewesen....wie viel davon hat er gesehen? „Ja, na und? Mit dem nötigen Kleingeld kann man sich Spielzeuge auch aus the Pit liefern lassen.“ Nikita verzog angewidert das Gesicht. „Du bist doch kein Spielzeug! Und so weit ich sehen kann, hast du keine Chipöffnungen. Also...bist du auch keine von diese programmierbaren Puppen.“ Lee wusste worauf Nikita anspielte. Seine Reaktion überraschte ihn dennoch und er lächelte. Nikita drückte ihm eine Schachtel mit dem Hühnchen-Reis in die Hand und setzte sich wieder auf die Bettkante.

 

„Sie hat mich eher als Kompagnon angeheuert. Damit sie nicht dauernd angemacht wird, wenn sie mal privat unterwegs ist.“ Lee sah auf den Boden und lächelte. „Sie steht auf Frauen und will eigentlich nicht, dass sich das verbreitet.“ Nikita brummte: “Das hättest du mir nicht erzählen müssen...“ „Doch. Wenn du mehr über sie weißt..., vielleicht verstehst du, warum die Leute sie schützen wollen.“ Lee kostete das Essen und war überrascht vom Geschmack, obwohl es synthetisches Fleisch war. Er nahm noch eine Gabel voll. Er bemerkte nicht, das Nikita ihn überrascht studierte. „Sie wirkt so schräg und durchgeknallt, aber... sie hat ein großes Herz und gibt einen Teil ihrer Gelder für andere aus. Es gibt ein Eck bei ihrer Wohnung wo Normalos und veränderte sich immer an die Gurgel gingen, weil von irgendetwas immer nicht genug da war... Sie hat eine Werkstatt mitfinanziert und nun bauen Orks, Trolle und Normalos gemeinsam Sachen, die ihre Gegend dringend braucht. Ich finde das großartig.“ Lee fragte sich, ob Nikita das überhaupt kratzte. Immerhin war er allein Unterwegs, hatte aber im Notfall noch die Gang...und Magie.

 

Nikitas Magen knurrte laut und er nahm endlich auch einen Happen von dem Reis. „In der Wohnung, die ich gesehen habe, hat sie auf keinen Fall gelebt. Da war nichts persönliches, nicht mal ihre aufwendigen Bühnenklamotten...“ „Dann warst du in ihrem Unterschlupf?“, fragte Lee. Nikita zuckte mit den Achseln. „Manchmal fuhr sie nicht nach Hause, wenn sie Stress mit jemanden nach dem Auftritt hatte...“ „Hatte sie Feinde?“, fragte Nikita, aber Lee schüttelte nur den Kopf. „Eher nervige Typen, die nicht genug von ihr bekommen konnten oder sie zu einem Date drängen wollten.“ Lee sah Nikitas Frustration. „Also war es gar nicht ihre Wohnung gewesen.“, sagte Nikita gefrustet. „Und ich weiß auch nicht wo ihre Wohnung ist. Wie haben uns immer unterwegs getroffen und ich war ein paar mal bei Proben oder eben wenn sie mal was unternehmen wollte dabei.“, erklärte Lee. Nikita verzog enttäuscht das Gesicht. „Bart weiß sicher, wo sie wohnt. Er hängt gern ein dem Club herum, wo sie immer proben.“ „Und was ist mit ihren Freunden?“ Lee dachte nach. „Miku und Ella..., möglich. Das weiß ich nicht so genau.“

 

Nikita schob die Namen zu den Bildern. „Wer ist den wer?“ Lee errötete, Nikita wusste von den Frauen schon? „Miku ist eine Elfe, weiß nicht was sie fürn Job hat, aber sie ist immer dabei, wenn sie probten und auch bei Auftritten. Ella... ja, sie hat sich um alles gekümmert. was die Leute brauchten, wenn sie spielten.“ „Aber ob sie mehr mit ihr zu tun hatten...?“ „Hey, ich war nur die freundliche Ablenkung.“, grinste Lee. „Na ja, denke sie kannten sich, ja. Es gab genug Jokes und Sätze, die ich nicht verstanden habe...“ Nikita verstand, selbst Lee wusste nicht alles. „Wie kann ich Bart finden?“ Lee zuckte mit den Schultern und dachte nach. „Hm, vermutlich im Tresca, da wo sie immer Proben oder er eben rumhängt. Er war immer vor uns da...“ „Also lebt er vermutlich in der Nähe oder ist öfter da.“, beendete Nikita seinen Satz. „Vielleicht arbeitet er nur in der Nähe.“ Lee grinste ihn an.

 

„Wo ist der Laden?“, fragte Nikita, da eine schnelle Suche nichts ergab. Lee legte den Kopf auf die Seite. „In der Nähe vom Circus...“, er dachte nach und erklärte Nikita grob, wo der Club zu finden war. Er war recht dicht an dem Machtgebiet von Quest... oder vielleicht sogar drin. Er zeichnete den Bereich grob auf der Karte ein. Die kaputte Zone lag dicht dahinter, gefolgt von dem Circus und den umgebenden besseren Häusern. Mit dem will ich mich nicht anlegen... die Erinnerung an die letzte Begegnung war noch zu lebhaft. Und er hatte nicht nur Macht und Credits sondern auch genug Leute... um die ärmeren umliegenden Viertel zu überrennen. „Glaube, die Leute vom Tresca hoffen immer ein paar Partygänger anzulocken, die vom Circus kommen. Zumindest sind gern nach den Wettbewerben größere Konzerte angesetzt.“, fügte Lee hinzu. „Warum auch nicht...“

 

Nikita blickte auf dir Uhr. „Ich muss leider nochmal los. Ist nur ein kurzes Treffen, aber es ist wichtig. Wir müssen später weiterreden...“ Lee sah ihn unschlüssig an und fragte: „Sind wir nicht fertig?“ Nikita schüttelte den Kopf. „Es kann sein, dass ich mit allen möglichen Leuten reden muss. Über die anderen Bandmitglieder haben wir noch nicht geredet.“ „Ich warte hier, ehrlich...“ Nikita war schneller... Lee fand sich an die Wand gepinnt wieder. Es hatte was seltsames an sich. Lee sah ihn zweifelnd an, Nikita sah genauso unschlüssig aus. „Sorry...“, flüsterte er Lee zu.

 

Er kam später wieder als er wollte. Sein neuer Arbeitgeber bestand auf einer 'kurzen' Probe... Vier Stunden war nicht so kurz fand er und fühlte sich gründlich durchgefroren. Er wollte Lee nicht wecken, also zog er sich so leise es ging aus und kroch unter seine Decke. Lee strahlte Wärme aus.... zu verlockend. Lee zuckte zusammen und kämpfte mit dem Tape. „Nhaah, hab ich dich doch geweckt.“, brummte er leise und rutschte wieder weg, „Tut mir leid.“ Nikita hatte ein schlechtes Gewissen. „War scheiße kalt draußen... und der Boss hat auf eine Arbeitsprobe bestanden.“ Nikita seufzte. „Dabei ist Wache stehen jetzt wirklich nicht etwas besonderes...Sorry, ich werd auf meiner Seite bleiben...“

 

Lee beobachtete Nikitas Versuche sich aufzuwärmen. Er sah eine Weile lang zu ehe er Nikita mit dem Knie anstupste. „Was?“, nuschelte er und drehte sich herum um Lee anzusehen. Lee ruckte mit dem Kopf. Nikita starrte ihn etwas baff an, er verstand die Einladung und kuschelte sich schließlich vorsichtig an. „Oder hattest du andere Wünsche hübscher Elf?“ Sein „Hm“ aufgrund von Nikitas kalten Händen auf Lees Bauch ließ Nikita leise lachen. „Schon gut... ich nerv schon nicht.“ Er rollte sich mit dem Rücken zu ihm zusammen. Lee beobachtete ihn trotzdem eine Weile. Komischer Kauz, dachte er und ließ den Kopf ins Kissen sinken.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.02.2018

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Quelle Leam und seine unzählige Informationen und natürlich für Lee.

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