Der Cyborg
Band 1 Emulating Life
von Susann Greendragon
Der Cyborg - Band 1 Emulating Life
Copyright © 2015 by Susann Greendragon
6. September 2015
Buchcover Gestaltung und copyright © 2015 by greendragon-gecko
Alle Rechte vorbehalten.
Für Vasso, Tanja und René,
die mich auf dieser Reise begleitet haben.
Anmerkung zum Buch: Alle Charaktere sind fiktiv ebenso wie das geschaffene Universum - allerdings ist es eine von mir geschaffene Welt, bitte respektiert die Arbeit und Zeit, die in dieses Projekt geflossen sind. Einige Namen, Nachnamen oder Webnamen/Avatarnamen sind mit dem Wissen der Personen in die Geschichte eingeflossen. Ich hoffe euch gefällt, was daraus geworden ist.
Susann Greendragon
171 Jahre aMS
Erde, Berge südlich der ausgebrannten Metropolis
Wind raschelte durch die Baumspitzen des Waldes. Nichts regt sich bis auf ein paar kleinere Waldtiere und Vögel. Der Cyborg ließ den Blick über die Landschaft schweifen, fokussierte sich dann auf das Vogelnest nicht weit entfernt von ihm. Er griff zu, holte sich lautlos zwei kleine Eier vom benachbarten Ast. Als er sie verspeiste um seinen Hunger zu mildern, fühlte er einen kurzen scharfen Schmerzpuls im Nacken.
"Hey, du sollst wachen, nicht essen!"
David war sauer. Wie immer. Ja, Master., antwortete der Cyborg mit tonloser Stimme und wandte sie wieder der Umgebung zu. Als wenn ich nicht trotzdem die Umgebung scannen würde.
Einige Zeit später veränderte sich die Lage. Er nahm eine Vielzahl sich schnell bewegender Objekte am äußersten Rand seiner Scannerreichweite war, sie kamen die ganze Hügelwand innerhalb seiner Sinnesreichweite herunter. Aus dem roten Schleier wurden rasch Einzelpunkte, die sich unterschiedlich schnell bewegten. David war mit seinem Messer beschäftigt und ignorierte die neuen Informationen. Incomming!, sagte er um Davids Aufmerksamkeit zu erhalten.
"Fuck!", rief David aus als er die Menge an roten Punkten bemerkte. "Viel zu viele. Was für welche?", echote es in seinem Ohr. Sein Cyborg sandte ihm die ersten Ergebnisse. Die schnellsten waren Aufklärungsdrohnen, einige davon bewegten sich auch auf sie zu. Dazwischen bewegten sich die Kampfroboter - Hunterbots, Black-Cats, wahrscheinlich. "Cyborgs?", fragte David nach.
Unklar. Es ist möglich, dass sie hinter Schilden verborgen sind.
"Dann find's raus!"
Der Cyborg erhob sich von seinem Versteck um und suchte ein starken Ast um zum nächsten Baum zu gelangen. "Was soll das werden?", fragte David scharf.
Ich muss dichter heran um die Frage zu beantworten.
"Du bleibst! Oder soll ich entdeckt werden?"
Der Cyborg spürte einen weiteren scharfen Stich, der sich in Wellen vom Rücken im Körper ausbreitete und setzte sich eilends wieder hin. Was willst du eigentlich, dachte er und unterdrückte seinen Ärger. Er hörte wie David die Informationen weitergab und immer wieder Worte wiederholen musste. Sie haben Störsender, dachte der Cyborg. Wir müssen hier weg, eine der Drohnen ist bald in Reichweite um uns zu sehen. Er hörte die Anweisung, dass sie sich zurück ziehen sollen.
"Dann übernimm die Drohne." David fluchte. "Mist, zu auffällig." Er fluchte nochmals. "Such einen sicheren Weg zurück!"
Ein paar sind schon hinter uns. Er spürte einen weiteren brennenden Stich und zuckte.
"Idiot, wir müssen weg hier!"
Der Cyborg hörte die Anweisungen die David erhielt mit...
"Rav, zieht euch zurück. Nutze ihn."
Er hörte David Ravier erneut wütend fluchen. Der Cyborg bewegte sich schnell den Baum herunter, tauchte durch die Büsche und rannte lautlos das Stück zurück zu David.
"Übernimm einen Hunter!", wies der ihn an.
Zu weit weg, dachte der Cyborg, veränderte jedoch seine Laufrichtung und bewegte sich auf den nächsten roten Punkt zu. David bewegte sich in die gleiche Richtung. Wenn er nicht schnell genug war, würde der Hunter ihn eventuell sich bewegen sehen und sie hätten eine Meute hinter sich. Also beschleunigte der Cyborg seinen Lauf, riskierend gehört zu werden. Der Cyborg sprang die felsige Stelle des Hügels herunter um schneller am Ziel zu sein und erkannte, das es kein kleiner Hunterbot war, unterbrach jedoch nicht seinen Lauf. Ehe er den Bot erreichen konnte, hörte er David schreien. Er war auf seinem Weg den Hügel herunter gestürzt. Der Cyborg wandte sich von dem unbekannten Hunterbot ab, hoffte, dass der nur auf Bewegungstracking eingestellt war und bewegte sich lautlos zu David.
Sein Guide hatte sich am rechten Fuß verletzt und konnte nicht mehr laufen. "Bring mich zurück zum Camp!", flüsterte er mit schmerzverzerrter Stimme. Der Cyborg schulterte David wortlos und rannte in gemessenen Tempo los. Verausgaben konnte sie beide umbringen. Er lief eine Strecke parallel zu feindlichen Huntern und Drohnen, versuchte aus den Scannerfeldern der Drohnen zu bleiben. Das Scannerfeld der Drohne direkt hinter ihnen erreichte sie fast und der Cyborg beschleunigte doch.
"Fuck!", zischte David. "Du bist zu langsam. Sareina hätte den Hunter schon übernommen gehabt."
Die meisten meiner Fertigkeiten sind eingeschränkt du Idiot, wollte der Cyborg nur zu gerne David an den Kopf schleudern. Wusste, dass es dumm war sich zu verraten. Ich bin auch kein verdammter Tracker wie deine kostbare Sareina.
"Schneller!", zischte David leise und schlug auf die Rüstung. Der Cyborg biss die Zähne zusammen und rannte so schnell es ging. Zwei Hunter hetzten schon hinter ihnen her. Der Cyborg hörte ein feines Geräusch von zersplitterndem Metall, gefolgt von Metall das sich in den Boden bohrte. Sie mussten in Reichweite der Fernschützen sein. Jemand von ihnen hatte die Drohne getroffen. Der größere Hunter begann auf sie zu feuern und er begann Haken zu schlagen und gewann Abstand zu dem Bot.
Er nahm wahr, dass etwas sehr schnell seitlich auf sie zu kam, versuchte auszuweichen. Das Ding sprang und riss sie mit sich zu Boden. Im Fallen gab der Cyborg David einen Stoß, damit er ihn nicht unter sich begrub. Die Black-Cat, ein Roboter in Form und Größe einer Raubkatze, hatte sich an seiner Rüstung festgekrallt und zerriss seine leichte rechte Schulterpanzerung. Er musste schnell reagieren, damit es nicht mehr als die Panzerung wurde. Die Metallklauen des Cyborgs zerbarsten die Außenhülle und die Hydraulik der Maschine und er badete in Öl und Energiegel ehe er es von sich stoßen konnte. Der große Hunter hatte sie noch nicht erreicht, würde es aber gleich. Gehetzt riss er den bewusstlosen David vom Boden und rannte los. Der große Hunter feuerte und traf...
StarOne
2 Jahre später
Ian
Der Blick aus den neuen Bürofenster war noch immer atemberaubend schön und Ablenkung zugleich. Ian ließ den Blick schweifen. Weiße Wolkenschleier zogen in wunderschönen Spiralen mit langen Schweifen über Wasser und Land. Das blau der Ozeane überstrahlte das bisschen braun und grün der Kontinente. Und über alldem war diese dünne Schicht, die fast wie eine magische Hülle, die zerbrechlich wirkende Erde umgab. Es gibt nichts vergleichbares, dachte Ian. Es ist Wahnsinn, dass so ein schöner Platz für all die Jahre gänzlich ungenutzt geblieben sein soll. Ian lehnte sich zurück und sah sein Spiegelbild im transparenten Bildschirm. Ian MacAllister war 37, 1,76m groß und trug heute ein dunkelblaues Shirt mit passender Hose.
Er rieb sich die Augen, da die letzten Tage stressig gewesen waren. Zu wenig Schlaf sorgte für tiefe Augenringe, der Stress für einige graue Härchen mehr und sein Bart brauchte auch wieder eine Rasur. Die Station wieder in Gang zu bringen war sein Traum gewesen und endlich war es so weit. Heute hatten die ersten Frachter angedockt und sind die ersten Güter aller Art umgeschlagen worden. Damit waren die Docks, Lager und die ersten Level wirklich offiziell in Betrieb genommen. Es würde dauern, bis die ganze Anlage ausgelastet war, aber die Lage und Ausstattung machte "StarOne" ideal als Umschlagplatz zwischen Erde, Mond, Mars und den neuen Kolonien. Keine der anderen Erdnahen Stationen war so groß wie diese. Also gönnte er sich den Ausblick diesmal ohne Reue, dass noch so viel Arbeit wartete.
Es klopfte und Haskill, sein Assistent trat ein. Haskill war in den frühen Vierzigern, trug eine Datenbrille, die wie altmodische Brillengläser aussah. Sein Kopf war kahl rasiert und ließ die markante Nase, deren Nasenrücken mindestens einmal gebrochen worden war, nur noch deutlicher hervortreten. Haskill war trotz seines Alter gut durchtrainiert, was Ian etwas neidisch machte. Seine blitzenden fast schwarzen Augen verrieten seinen schnellen, klugen Verstand.
"Verzeihen sie die Störung, Sir."
Das "Sir" würde sich Haskill nie abgewöhnen auch wenn er nur ein paar Jahre älter als Ian war und nun schon einige Jahre mit ihm gearbeitet hat. Ein Rest Höflichkeit und Eleganz vergangener Tage, vermutete Ian. Haskills kritischer Blick über seine Brillengläser verriet Ian, dass irgendetwas unerwartetes passiert war. Haskill durchschritt zügig das Büro, das bis auf den Schreibtisch und den runden großen Besprechungstisch noch leer war, und trat auf Ian zu. Sein klassisch geschnittener Anzug mit der Karoweste ließen ihn heute noch förmlicher und steifer als üblich wirken. "Was gibt es, Haskill?", fragte Ian.
"Nun, Sir, sie müssen eine Lieferung quittieren, die gerade für sie eingetroffen ist.", sagte Haskill neutral.
"Normalerweise übernehmen sie das doch, es sind schon unzählige Lieferungen angekommen.", entgegnete Ian McAllister stutzig und warf einen kritischen Blick auf Haskill.
"Ah, ich habe mich nicht korrekt ausgedrückt, verzeihen sie, Sir. Es ist eine persönliche Lieferung an sie, die ich nicht in ihrem Namen entgegen nehmen kann. Aber sehen sie selbst." Haskill schob die Dokumente von seiner Datenbrille auf Ians Bildschirm.
Ian betrachtete den Absender und runzelte die Stirn. Die Lieferung kam von einer Basis der Erdstreitkräfte, von einem ihm vollkommen unbekannten Captain. "War zu sehen, was es ist?", fragte Ian ehe er weiterlesen wollte, da das ganze etwas rätselhaft war.
"Nein, Sir, nur das es eine recht große 'Kiste' ist, wenn sie mir die Bezeichnung erlauben."
Ian begann das Pamphlet zu lesen. Behördentexte nervten ihn in Sekundenschnelle, weswegen er lieber Haskill oder einen anderen Mitarbeiter damit betraute. Er schloss zwischendurch kurz die Augen und las weiter. Das ergab keinen Sinn. Irgendwas von einem alten Vertrag, der zu der Station und seiner Familie, den McAllisters, gehörte. Irgendwas von einem 'etwas' was jetzt entsprechend den Bestimmungen Vertrages wieder ihm zustand? Man, es gab gerade wichtigeres als alte Verträge und Besitztümer, also wirklich. "Uhm, dass ist etwas für unsere Anwälte, irgendwas von einem alten Vertrag, von dem ich keinerlei Ahnung habe.", sagte schließlich Ian mit müder Stimme.
"Unterzeichnen sie oder muss ich den Herren absagen, Sir?", fragte Haskill geschäftig nach.
"Herren? Da ist jemand persönlich erschienen um das was auch immer abzuliefern?" Ians linke Augenbraue hob sich und seine Stimme klang etwas höher vor Überraschung.
"Nun, zumindest ist ein Dienstgrad hier, der die Abwicklung persönlich zu erledigen hat. Allerdings schien er auch keine Ahnung zu haben, was er da abzuliefern hat. Wollen sie ihn sprechen, Sir?"
"Ja, einen Versuch ist es wert."
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Eine halbe Stunde später waren Ian und Haskill nicht wirklich schlauer, der Gefreite hatte ihm nichts sagen können. Oder durfte nicht, dachte Ian genervt. Ian trank einen Schluck Kaffee um diese Gedanken zu vertreiben und beschloss das Thema gedanklich auf 'später' zu verlegen. Er würde sich bei Zeit die Lieferung ansehen und, wenn es noch mehr Fragen als Antworten gab, den Captain anrufen. Er hatte die Lieferung abgezeichnet und die Fracht einlagern lassen. Haskill sollte ihn informieren, wenn er genaueres wusste, sowohl von der Lieferung als auch von dem alten Vertrag.
Ein hektisch blinkendes Symbol für einen Anruf rief nach seiner Aufmerksamkeit. "Ja, Ortis, was haben sie für mich?", fragte Ian.
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3 Tage später
Die Bürotür öffnete sich lautlos und Haskill betrat mit einem kleinen Datenpad unter dem Arm geklemmt das Büro von Ian McAllister. "Sir, ich habe eine dringende Angelegenheit um die sie sich kümmern müssen."
Ian stand vor dem Bildschirm seines Schreibtisches, bei dem sich gerade die Übertragung von Ians letzter Videobesprechung schloss. "Dann raus damit Haskill, sie sprechen doch sonst nicht um den heißen Brei herum." Ian hatte gerade mit Ortis über weiteres Personal gesprochen gehabt und war eigentlich in Eile zur 'Brücke', da die technischen Schwierigkeiten für die tieferen Stationslevel überhand nahmen. Es gab, wie die ganzen letzten drei Tage, rund um die Uhr Dinge zu organisieren oder selbst mit anzupacken. Es waren einfach nicht immer genug Leute oder Material da. Er setzte sich und wartete auf Haskills Erläuterungen.
Haskill senkte den Blick leicht und schloss kurz die Augen. "Sir, es geht um ihre Privatlieferung. Offensichtlich ist es eine Cryobox. Da sie nicht ans Energiesystem angeschlossen war, ist sie am abtauen." Haskill mühte sich sichtlich seine Stimme entschuldigend klingen zu lassen. Es war ihm sichtlich peinlich das übersehen zu haben.
"Cryobox? Was zum Teufel ist da drinnen?" Ian wandte sich Haskill mit einer Drehung auf seinem Stuhl zu und blendete den Bildschirm herunter. Eine seiner Augenbrauen hob sich. Er hatte die Lieferung schon vergessen gehabt. Merde, ist mir noch mehr entfallen die letzten Tage?, fragte er sich zornig. "Haben sie etwas über die Lieferung in Erfahrung bringen können?", bemüht seine Stimme nicht aufbrausend klingen zu lassen.
"Ja, Sir, wir haben einige Informationen zusammenkratzen können. Es ist nicht ganz einfach, die meisten Daten sind mit persönlichen Siegeln versehen und können nur von ihnen eingesehen werden. Im Anbetracht der hektischen Situation bin ich nicht dazugekommen mit ihnen über die Lieferung zu sprechen. Es war nicht so dringend, wie...", sagte Haskill seinem höflichsten Entschuldigungston leicht vorgebeugt.
"Ich weiß, also was haben sie?", unterbrach Ian ihn ungeduldig aber mit kontrollierter Stimme. Haskill war Perfektionist, nur half das in der aktuellen Situation nicht weiter, sich zu ärgern etwas übersehen zu haben.
"Sir, sie sind jetzt Besitzer einer biomechanischen Lebensform, eines Cyborgs. Offensichtlich hatte einer ihrer Vorväter es für nötig erachtet sich so etwas zuzulegen, auch wenn mir schleierhaft ist wofür.", sagte Haskill mit vor Verwunderung nach oben gezogenen Augenbrauen und strich sich über seinen perfekt gestutzten Bart.
Ian verzog das Gesicht und fuhr sich entgeistert mit der rechten Hand durch die Haare. Cyborg! Mist, was soll das denn. So ein Ding kann ich gerade wirklich nicht gebrauchen. Ian war genervt. Einige seiner Geschäftspartner hatten Cyborgs in ihren Diensten, allerdings waren das sicher keine die aus irgendeiner 'militärischen Anlage' als Privatlieferung ankamen sondern reguläre, zivile Wesen, die legal erworben werden konnten. Wie hießen die doch gleich, Eli.., .Ali.., Aliom.., nein AlimaH. So etwas war sein Cyborg sicherlich nicht.
"Das ist nicht so ganz, womit ich gerechnet habe.", begann Ian irritiert, die Zeit auf der Suche nach einer Lösung überbrückend. Seine Brauen schoben sich zusammen und Falten erschienen auf seiner Stirn. Er blicke zum Panoramafenster, ohne etwas zu sehen und trank gedankenverloren einen Schluck Kaffee. "Setzen sie eine Veräußerung an, ich weiß nicht was ich damit anfangen soll. Das ist eine Handelsstation und kein Kampfgebiet. Sicherheitsleute habe ich zu genüge.", entschied er sich und blickte wieder zu Haskill, sichtlich zufrieden mit seinen Gedanken. Vielleicht bringt das Ding wenigstens etwas ein. Er entspannte sich und lehnte an die Stuhllehne an.
"Verzeihung Sir, das ist leider nicht möglich." Haskill hob die beschwichtigend die Hände und wich zurück. Er ahnte einen Wutausbruch seines Chefs.
"WAS?", rief Ian entnervt aus und sprang von seinem Stuhl auf.
"Sir,..." Haskill sprach so beruhigend wie möglich auf Ian ein. "Laut ihren Anwälten ist im Vertrag vereinbart, das er nicht weiter verkaufen ist." Haskill hatte das Datenblatt auf dem Pad aufgerufen und wartete ob er das Pad Ian überreicht haben wollte. Ian begann entnervt vor seinem Schreibtisch auf und ab zu laufen.
"Dann schicken sie das Ding zurück! Ich habe gerade andere Dinge im Kopf als mich um....", er rang nach passenden Worten, "So etwas zu kümmern." Er trommelte nervös mit den Fingern auf seine rechte Hand. "..und versuchen sie die Kiste irgendwie ans Energienetz anzuschließen. Ich habe keine Ahnung von diesen Dingern oder Cryotechnik." Er vermied es das Wort Cyborg auch nur auszusprechen. Er mochte keine, wie ein Großteil der Bevölkerung nach der 'Epidemie' und jetzt gehörte ihm so ein Ding? Unmöglich.
"Ja, Sir, ich werde prüfen lassen, ob das geht. Ich würde vorschlagen ihre neuen Stationsärzte zu informieren. Vielleicht haben sie auch mehr Informationen, was benötigt wird.", schlug Haskill so neutral wie möglich vor. Ian blickte in Haskills scheinbar stoisch unbewegtes Gesicht und runzelte erneut die Stirn bemüht seine Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Dann nickte er etwas beruhigter. Die Ärzte könnten wirklich mehr berichten.. auch wenn biomechanische Wesen oder deren Überwachung und Behandlung sicher nicht zum Standard gehören, dachte er.
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Ian verfolgte die Nachricht und sie holte ihn später am Abend nochmal ein.
Er versuchte die Erinnerung aus dem Gedächtnis zu verbannen. Erfolglos. Er bekam die alptraumhafte Nacht nicht mehr aus seinen Gedanken verbant. Er war noch ein Kind gewesen. Der Geruch von verbrennenden Möbeln, das Feuer und den Rauch hatte er nie vergessen. Und auch nicht das eine Bild, dass ihn jahrelang als Alptraum als Kind verfolgt hatte. Die Tür, vielleicht war es auch ein Tor gewesen und dahinter die das orangerot der Flammen und eine schwarze Siluette davor. Die scharfen Ecken der Panzerung eines Cyborgs, die fehlende Hand waren für ihn deutlich genug zu sehen gewesen aus ihrem Versteck. Für ihn war das kein Mensch gewesen, obwohl er genau wusste, dass es längst nicht so klar und sicher belegt ist, dass er einen gesehen hatte an jenem Abend. In jender Nacht war seine Familie nur eine von vielen, die Angehörige verloren hatten. Nicht an das Feuer, sondern an die Bürgerkriegsähnlichen Bedingungen in ihrem Stadtvirtel und überall sonst auf der Welt. Der Nachteil der Vernetzung, ein Virus hatte die Cyborgs zu rasenden Monstern werden lassen, die alles und jeden angriffen. Zur Aufarbeitung hatte sich Ian lange und viel mit mit den Ereignissen der 'Epidemie' beschäftigt als er älter geworden war. Seine Eltern zu verlieren war schlimm gewesen, aber zu wissen, dass es unzähligen Familien genauso ergangen ist, hatte einen Zorn und Hass auf diese Kreaturen hinterlassen, der sich nicht wirklich auslöschen lies. Cyborgs waren viel zu gefählich...
Dr. med. Adrian Juilins erster Patient
"Mist!", fluchte Juilin aus als ein Stapel kleiner Kisten mit medizinischem Material polternd zu Boden ging. Dr. Juilin war ein schlanker Hüne von fast zwei m Größe mit kurz gelockten; schwarzen Haaren. Seine hellbraune Hautfarbe sah aus wie ein Andenken aus einem perfekten Südseeurlaub und ließ das weiße Shirt noch heller erscheinen. Er hockte sich hin um die Kisten wieder einzusammeln und auf der Arbeitsplatte abzulegen. Ein seltsam schräges Trillern, das jetzt einfach nicht aufhören wollte, hatte ihn beim monotonen Einräumen von unzähligen Gerätschaften und Kisten überrascht.
Rose, seine Konkurrentin und Kollegin, hatte schon einige Tage vorher angefangen und begonnen die medizinische Station auf- und einzuräumen. Es herrschte in den meisten Räumen noch ein heilloses durcheinander. Die medizinische Station lag auf Level 3 und hatte neben den Lagerräumen, sechs Behandlungs- oder Untersuchungsräume, zwei Operationssäle und zwei für Dr. Juilin seltsam erscheinende "Isolierräume" hinter den verdunkelten Glastüren, dazu einen großen Raum über den Behandlungsräumen, der über eine Treppe zu erreichen war.
"Dakkie, was ist das für ein schräges Geräusch?", rief Juilin durch die offene Türe des kleinen Lagerraums in die kleine medizinische Station hinein. Er legte die Kisten mit den Gelpads ab und trat in den Korridor hinaus. Beidseitig des Korridors waren die Behandlungsräume hinter Glasfassaden angeordnet.
"Ich glaube, dass kommt von oben.", rief Dakkies Stimme aus dem letzten der Behandlungsräume, das als erstes 'betriebsfertig' gemacht worden war. "Das ist die blöde alte Kom-Anlage. Der Typ von der Instandhaltung war noch immer nicht da..." Dakkie war noch medizinische Hilfskraft, befand sich jedoch in der Ausbildung zum Mediziner und war Rose zugeteilt worden.
Juilin durchquerte zügig den Korridor, vorbei an der seltsamen Kammer hinter den Rauchglastüren und die Treppe hinauf. Das Licht flammte automatisch an und gab den Blick auf noch mehr Chaos frei. Der Raum sollte eine Mischung aus Büro und Gerätelabor werden. Noch glich es eher einem Lagerraum mit mangelnder logistischer Planung: Regale, Geräte in Kartons, halb ausgepacktes und viel Verpackungsmaterial, und ein Schreibtisch mit einem noch nicht funktionstüchtigen Bildschirm. Das Trillern kam jedoch von einer älteren Kommunikationsanlage direkt neben der Tür. Juilin drehte sich zur Seite und drückte die Annehmen-Taste.
"Dr. Juilin hier. Wie kann ich helfen?", fragte er und blickte auf den nur grau vor sich hin rauschenden Bildschirm. Er seufzte, da er seinen Gegenüber nicht sehen konnte. Haskills Stimme erschallte etwas verzerrt und mit Knistergeräuschen überlagert.
"Dr. Juilin? Gut. Bitte kommen sie doch in Lagerhalle 7 auf Level 4. Wir brauchen ihre medizinische Einschätzung."
"Worum geht es? Ist es ein Notfall? Wen ja, welcher Art.", fragte Juilin und ein leichtes Gefühl der Aufgeregtheit machte sich bei ihm breit. Wird dies der erste Einsatz?
"Nein, kein Notfall. Bringen sie alles was sie für eine einfache Untersuchung benötigen mit. Alles weitere wird sich ergeben.", antwortete Haskills Stimme begleitet von weiterem Knistern.
Doch nur was unspektakuläres, schade, dachte Adrian. Das Geknister nervte etwas. Hmpf, haben die hier ein Problem mit der Elektronik gehabt oder was?, ging es Juilin durch den Kopf. "In Ordnung, ich bin unterwegs.", antwortete er knapp und schritt die Treppe wieder herunter in den beleuchteten Untersuchungsraum.
"Dakkie, Haskill hat mich für eine medizinische Untersuchung gerufen. Sie halten hier die Stellung?" Juilin warf ihm einen fragenden Blick zu und griff nach dem kleinen medizinischen Scanner und dem Pad. Dakkie, war mit 22 nicht sehr viel jünger wie Juilin, der seinen Abschluss in rasantem Tempo gemacht hatte. Dakkie zuckte nur mit den Schultern und gab ein vielsagendes "Hm." von sich. Er hockte in hellblauen Shirt und Hose der Assistenzkräfte neben einem der großen Scanner, schloss neue Zusatzgeräte an und und eichte sie. "Ich nehme das mal als 'Ja'.", sagte Juilin und schmunzelte. Er mochte Dakkie auf Anhieb. Pragmatiker waren ihm lieber als Leute mit zu großem Ego und "Gesprächswut", wie Juilin es selber nannte. Juilin schnappte sich noch eine der medizinischen Datenbrillen und verließ eilends die Station und lief zu den Aufzügen.
Jemand vom Sicherheitspersonal erwartete auf ihn an der zweiten Fahrstuhltür. Der Man war bewaffnet, was auf Juilin seltsam befremdlich wirkte. Er nickte Juilin stumm zu und öffnete die Aufzugtür mit einer Schlüsselkarte. Die tieferen Levels waren noch nicht wieder hergerichtet und teils noch eine lebensgefährliches 'Gebiet'. Das war ihm zumindest von Haskill gestern noch eingeschärft worden. Sie traten beide in den Fahrstuhl und fuhren ein Level tiefer. Die Türen öffneten sich zu einem geräumigen Korridor. Nicht schön aber funktional - eine Lagerebene eben, dachte er. Einige Lichter des Korridors flackerten andere waren gar nicht an. Haben sie wirklich ein Problem mit der Elektrizität hier?, der Gedanke irrte erneut durch Juilins Kopf. Der Sicherheitsmann brachte ihn zu Lagerraum 7. Die schweren Türen fuhren langsam und mit einem hörbaren Zischen auf und gaben den Blick frei auf Haskill und zwei Techniker, die leise aber scheinbar heftig diskutierend an Kabelverbindungen einer großen, grauen 'Box' werkelten.
Adrian Juilins Blick blieb augenblicklich an der 'Box' hängen, er erkannte was es war. Eine Cryokammer. Eine der älteren Versionen, ohne die inzwischen üblichen durchsichtigen Deckel.
Haskill hatte sich umgedreht als er das zischen der sich schließenden Tür vernahm. Regungslos beobachtete er Juilin, der auf ihn zukam und die Kammer aufmerksam betrachtete. Sein Blick verriet Haskill, das Juilin wusste was das war. Haskill sprach ihn an: "Doktor, ich möchte sie bitten unseren 'Gast' auf seine Gesundheit zu untersuchen und erklären sie doch bitte unseren Technikern, wie der Auftauvorgang angehalten werden kann."
Wie immer hatte der persönliche Assistent von seinem neuen Boss eine eigenartige Ausdrucksweise und seine Züge verrieten rein gar nichts. Die zwei Techniker unterbrachen ihre Diskussion und schauten Juilin und den Sicherheitsmann an. "Alles klar!", antwortete Juilin fröhlich und konnte sich seine Begeisterung nicht verkneifen. Das hier war x-mal besser als Auspacken und Einräumen. Er klemmte die Brille hinter die Ohren und nahm das Steuerpult in Augenschein. Beiläufig fragte er Haskill, "Wer ist in der Kapsel?". Konzentrierte sich dann jedoch auf die Anzeigen und seine Brauen zogen sich sorgenvoll zusammen. Die Biowerte waren sehr schwach, gleichzeitig konnte er Ablesen, dass der Auftauvorgang mit dem Ausfall der Energieversorgung vor zwei Tagen begonnen hatte. Das war schlecht.
"Nun, Wiedereinfrieren würde ich keinesfalls empfehlen, dazu ist das Auftauen schon zu lange in Gange.", sagte er ohne einmal Aufzublicken. Er hörte Haskill vernehmlich einatmen. Offensichtlich passte das nicht in die Pläne. "Ehrlich gesagt, müssen wir sehen, das der Mensch diese Cryo überlebt. Es geht ihm oder ihr nicht besonders gut." Er schob die Abdeckung vom Steuerpult und aktivierte einige Steuerungen der Kapsel, die trotz fehlender Energie für die Cryo selber noch gingen. Die Cryoanlage fraß immer die großen Energietanks unterhalb der Zylinderkapsel leer, die Steuerung selber hatte immer eine eigene unabhängige Energieversorgung. Er wusste das, da er als Arzt auch den Umgang mit Cryoanlagen hatte lernen müssen.
Surrende Mechanik innerhalb der Kapsel war zu hören und die Abdeckung glitt langsam seitlich auf. Kühle vom Auftauen angefeuchtete Luft entwich als dampfender weißer Nebel. Juilin konnte nicht anders. Er pfiff überrascht aus. Das war wirklich nicht alltäglich. Er örte wie der Sicherheitsmann seine Waffe fester griff und er konnte sehen, dass sich in Haskills Gesicht eine Augenbraue nach oben bewegt hatte. Die Techniker ließen die Kabel Kabel sein und standen auf um um die Kapsel herumzugehen und selbst zu schauen. Juilin zog den kleinen Scanner aus der Tasche und ging um die Konsole herum zu seinem neuen Patienten.
Vor ihm lag ein Cyborg, der so bleich war, dass er mit dem dünnen weißen Bezug des 'Ankers' unter seinem Körper in Konkurrenz treten konnte. Vielleicht lag es am Licht, dachte Juilin. Arme und Beine waren durch Augments ersetzt worden, deren Abdeckungen fehlten aber auch so schon sehr massiv wirkten. Der untere Torso war von einer Panzerung verdeckt. Kanülen für die Cryoflüssigkeit und Schläuche für die Ver- und Entsorgung mit Medikamenten und Biostoffen waren angeschlossen. Seine Augenlider waren geschlossen. Ihm fielen die seltsamen Ohren auf, die irgendein Witzbold so verändert hatte, dass sie drei kleine Zacken hatten und keine normale runde Ohrmuschel formten. Was Juilin am meisten sorgte, war die außerordentlich flache Atmung. Er hatte längst die Anwesenheit aller anderen Personen im Raum vergessen. Er hob den Scanner und begann mit der Untersuchung seines ersten 'Patienten'.
4 Tage später
Juilin seufzte und betrachtete mit vor der Brust verschränkten Armen durch das Spiegelglas den Behandlungsrum unterhalb des Büros. Vier Tage und so wenig erreicht, dachte er frustriert. Im größeren der Isolierräume war der Anker mit dem Cyborg. Er war immer noch bewusstlos. Inzwischen wusste er eine ganze Menge über seinen 'Patienten' und hatte einige hitzige Debatten mit Haskill und Mr. McAllister persönlich hinter sich gebracht. Offensichtlich war McAllister nicht wirklich angetan von seinem neuen Besitz. Sowohl Dakkie als auch Dr. Rose hielten sich fern von ihm und überließen alle Arbeiten ihm. Er wusste nicht, ob er das Wesen bedauern sollte oder ob es irrsinnig war, da Cyborgs eh nichts fühlen konnten oder sollten - über letzteres er war sich nicht sicher.
Er fasste nochmal gedanklich zusammen, was er wusste, in der Hoffnung nichts übersehen zu haben. Er ist definitiv ein modifiziertes Mensch-Maschinenwesen, da es Körperstrukturen gab, die Menschen nun mal gar nicht hatten... Die Ohren waren echt und nicht 'modelliert', wie er Anfangs gedacht hatte; dazu besaß er seltsame Knorpel- und Knochenstrukturen im Bauchraum; ein starkes Skelett im allgemeinen und kleine, hornartige Strukturen verteilt entlang der Wirbelsäule und verborgen unter seinen Haaren. Offensichtlich stand der Designer auf Hörner oder Teufelswesen, dachte er grinsend. Seine Genstruktur lies ihn die Haare raufen, daran war nichts einfach. Sie zu entschlüsseln bezweifelte er, da es Teile gab die irgendwie nicht erfassbar waren - mit seinen Geräten. Aber er war ja kein Genetiker und hatte daher vorerst damit seinen Frieden gemacht.
Er hatte begonnen den Cyborg künstlich zu ernähren um seinen ausgezehrten Körper aufzupäppeln, was auch mehr Komplikationen beinhaltete als gedacht. Die Cryostase belastete den menschlichen Körper je nach Person unterschiedlich und dieser hier hatte große Probleme damit. Der Cyborg hatte viel Gewicht und auch Muskelmasse während der Cryophase verloren. Gleichzeitig nahm sein Körper nicht alles an und reagierte mit Krämpfen. Also hatte Juilin die letzten Tage, wann immer Zeit war, damit verbracht mit Proben auszutesten, welche Substanzen in Ordnung waren und welche nicht, um eine simple Nährsubstanz zusammenzustellen. Das war mühselig und wäre mit einem Datenblatt, das eigentlich dazugehören sollte, zu vermeiden gewesen. Seltsamerweise gab es keins oder man wollte es ihm nicht geben.
Juilin hatte inzwischen noch mehr Seltsamkeiten bemerkt. Seltsam waren auch die Kratzspuren auf der Innenseite der Cryoröhre, die Juilin nach dem Transport der Box mit dem Cyborg auf die 'Isolierstation', bemerkt hatte und die ungewöhnlich lange Rückenklammer, die Spinecontrol, die laut allgemeinen Informationen zu Cyborgs nur einen Drittel aber nicht den gesamten Rücken entlang verlief. Sein größtes Rätsel war jedoch der ununterbrochene Schlaf oder Koma seines ungewöhnlichen Patienten. Er hatte bemerkt, das gewisse elektronische Funktionen wieder in Betrieb gegangen sind, nur aufgewacht ist er eben nicht.
Sein letztes Gespräch mit Haskill hatte schließlich zu der Entscheidung geführt, dass sie heute die Erkennungsmarkierung des Cyborgs scannen wollten und den Chip, den sie alle unterm Haaransatz im Nacken trugen, auslesen wollten. So sollte man irgendwie an ein paar Grunddaten kommen. In den Chips war vom Namen, Besitzer(n), Erschaffungszeitraum, Typus bis hin zu medizinischen, physischen, Software und technischen Spezifikationen eigentlich alles wichtige hinterlegt. Das hatte er auch aus allgemeinen Informationen zu Cyborgs erfahren. Hoffentlich wird das ein paar Antworten bringen. Er musste unfreiwillig grinsen, so frustrierend die Situation war, es war spannender als er gedacht hatte auf einer Raumstation zu arbeiten. Adrian Juilin hoffte, dass er bleiben durfte.
"Dr. Juilin!"
Dakkie rief nach ihm, also musste Haskill da sein. Na, dann, sagte er zu sich selbst, auf auf um ein neues Puzzleteil vom Rätsel aufzudecken!
Haskill und Juilin traten durch die Rauchglastür, die seltsame Innentür aus vor sich hin glimmenden Metall und seitlich in den steril wirkenden Raum, den Juilin eben noch von oben betrachtet hatte. Haskill hatte einen Scanner dabei, einen für Warenscanns.
"Es gibt nach wie vor keinerlei Veränderungen zu berichten?", fragte Haskill freundlich und reichte Juilin den Scanner.
"Nein, leider nichts großes. Ich habe nur weitere Substanztests beendet und konnte gestern Abend die erste neue Nährlösung ansetzen.", antwortet Juilin mit neutraler Stimme. Haskill war etwas weiter weg stehengeblieben, während Juilin auf den Anker, den Ruheplatz eines Cyborg zutrat, um ihn nach oben zu kippen. Juilin tippte etwas an und wartete bis der Anker nach oben geschwungen war und trat um die Maschinerie herum.
"Wir haben eine einigermaßen gute Verbindung.", sagte Haskill auf den kleinen Bildschirm seiner Datenbrille schauend.
"Alles klar, dann schauen wir mal, was es zu sehen gibt." Juilin trat dichter an den Anker heran und studierte den Nacken des Cyborgs der unterhalb der Kopfstütze zu sehen war. Ein rechteckiges vorwiegend schwarzes Tattoo war, wie erwartet, zu sehen. Das Tattoo war die sichtbare Registrierung, die alle Cyborgindividuen identifizierte und deren Typus erkennbar machte, wenn man es denn lesen konnte. Der Hauptteil ähnelte einem QR-Code , darunter war eine Reihe Zahlen und Buchstaben zu lesen, in denen sich 0 und α auffällig wiederholten. Seitlich daneben war eine Reihe von Symbolen zu sehen. Von der schärfe und Farbintensität her waren diese Zeichen jüngeren Alters. Eines davon war Rot. Juilin schaltete den Scanner ein und setzte ihn auf den Code um ihn einzulesen. Bekam jedoch nur eine rot leuchtende Anzeige zu sehen. "Unleserlich.", sagte Juilin. "Nehmen wir doch die Kamera.", schlug er vor und griff in seine Tasche und holte seine kleine Kamera hervor. Er sandte die hochauflösende Aufnahme an Haskill, damit er sie in die Datenbank einlesen konnte.
"Angekommen.", sagte Haskill knapp. "Lesen sie bitte den Chip aus. Ich probiere den Code mit der Datenbank abzugleichen." Haskill tippte leise murmelnd auf den Bildschirm seines Pads herum.
Doch etwas aufgeregt, dachte Juilin, als er Haskill einen Moment lang beobachtete. Von dem Trolley nahm Juilin das Lesegerät für den Chip und versuchte ihn zu finden. Nach einigen Augenblicken entfuhr ihm ein frustriertes Grummeln. Gibt er den gar nichts freiwillig preis? Das Lesegerät erkannte keinen Chip und egal nach welchen Varianten er suchen ließ, es fand sich nichts. Er trat nochmals an den Anker heran und tastete vorsichtig seinen Nacken ab. Nichts. Erstaunlich. "Offensichtlich besitzt der Cyborg noch keinen Chip, Mr. Haskill.", sagte er noch immer auf das Tattoo blickend. "Hatten sie mehr Erfolg?" Juilin drehte sich zu Haskill herum.
"Ja und nein.", antwortet Haskill ausweichend und ihre Blicke trafen sich. "Ihr Bild identifiziert ihn als ehemaligen Besitz der Erdregierung, der in Privatbesitz übergegangen ist. Dann steht da noch eine Bezeichnung 'Zero Alpha' und ein Code 'A S S - P 0 α' und..." Haskill machte absichtlich eine Pause und rollte mit den Augen, "...alle anderen Informationsfelder sind mit 'Die Daten sind gesperrt' klassifiziert."
"Na, wunderbar!", entfuhr es Juilin sarkastisch und er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und verschränkte die Arme.
Haskill wandte sich ab und rief bei McAllister an. Wartend tippte er auf dem Pad eine offizielle UpLink-Nachricht. Als McAllister den Anruf annahm, fragte er knapp: "Sir, können sie mir eine Freigabeanfrage unterzeichnen?"
"Anfrage für was?"
Vernahm Juilin aus dem Lautsprecher. Offensichtlich kamen ihre Gespräche immer ohne Hallo und Einleitung aus, was ihm recht schroff vorkam, aber vielleicht dem aktuellen Stress und der Effizienz geschuldet war.
"Ich werde die Daten für ihren Cyborg anfragen müssen, da es keinen Chip gibt und der Datenabgleich mit seiner Markierung nur zu gesperrten Daten führt.", fasste Haskill ihr Ergebnis zusammen.
"Nein, ich werde diesen Captain kontaktieren, alles andere dauert zu lange.", antwortete Ian.
"Wie sie wünschen, ich schickte ihnen den Scann und die mageren Informationen, Sir."
Soviel zum finden eines weiteren Puzzlestücks, dachte Juilin.
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Ian McAllister
Ian McAllister beobachtete die Erde aus dem Fenster und massierte sich die Schläfen. Es hatte sehr lange gedauert den Captain via UpLink zu erreichen und bis zu ihm durchzukommen. Er hatte dann zwar seinem Ärger Luft machen wollen, hatte aber überraschend freundliche Antworten bekommen und die Informationen, die er wollte. Nur, zurückhaben wollten sie ihn nicht. Allerdings hatte Haskill am Morgen über etwas gesprochen, woran er noch gar nicht gedacht hatte. Und diese Idee hatte bis zu Haskills Anruf immer wieder in Pausen seine Gedanken beschäftigt. Die letzten, er blickte auf die Uhr seines Bildschirms, zwei Stunden hatte er mit Lesen verbracht.
Er besaß, so sehr es ihn ärgerte, einen Cyborg der Zero Alpha genannt wurde. Scheinbar ist es nicht irgendeinen beliebigen Sentry sondern einen Assassinen-Prototyp, was gefährlich klang. Prototyp klang für ihn eher nach alt, aber es gehörte eine Vereinbarung zum Vertrag, dass er mit aktueller, gängiger Software und innerer Hardware versehen wird. Für die äußere Hardware: Rüstung, Waffen, und auch Versorgung sowie den Guide hatte er selber zu sorgen. Seine alte Rüstung war mitgeliefert worden und zeigte nach Haskills Aussage deutliche Nutzungsspuren. Peinlicherweise hätte der Cyborg die grundlegenden Informationen via Verbindung zu einer Matrix von selber übertragen, nachdem Ian bei ihm als neuer Besitzer registriert wurde. Der Captain hatte nicht erkennen lassen, dass ihn Ians Nichtwissen amüsiert hatte, als Ian sich dessen Erläuterung dazu angehört hatte. Den Koma-ähnlichen Schlaf würde der Cyborg nach der Registrierung auch beenden. Aha, alles Absicht? Er zweifelte noch etwas daran.
Er würde als erstes also einen 'Guide' brauchen. "Ortis, bitte!", rief er aus und der Bildschirm sandte einen Anruf raus. Während er wartete, sandte er die medizinischen Daten an Juilin - mit dem Vermerk sie mit einer besonderer Sicherheitsstufe zu versehen. Das sollte nicht jeder Assistent, Arzt oder wer auch immer zu lesen bekommen. Oh, damit habe ich ihn wohl fest angestellt, viel ihm auf. Schließlich hatte er gerade sensible Daten weitergeben. Dr. Rose war jedoch zu gut um sie gehen zu lassen, er würde ihr ein Angebot für StarTwo unterbreiten. Also schickte er eine weitere Kurznachricht an Juilin mit dem Kommentar ob er bereit wäre mit Rose langfristig weiterzuarbeiten, wenn auch auf getrennten Stationen. Außerdem fragte er nach Juilins Forschungsplänen.
"Sir?", meldete sich Ortis raue Stimme per Audio von der Erde.
"Ortis ich schicke ihnen einige Daten zu dem Cyborg. Machen sie eine kurzfristige Ausschreibung dazu fertig oder suchen sie sich direkt Leute raus, die sie kontaktieren wollen."
"Sie wollen ihn also doch behalten, Sir?", fragte Ortis. Sein Tonfall verriet Ian, das Ortis überrascht war.
"Ja, ich denke, ich werde eine kleine Gruppe von ihnen zusammen stellen lassen. Sie sollen, wenn es den klappt, bei den Kolonien helfen können, für Sicherheit sorgen oder neue potentielle Kolonieplaneten auskundschaften...."
"Sie wollen eine Gruppe Mercs?", fragte Ortis erstaunt dazwischen.
Ortis und Haskill waren die einzigen, die Ian zu unterbrechen wagten. "Wenn sie das so nennen wollen...," sagte Ian gedankenverloren. "Ja, warum nicht. In der Zwischenzeit können sie ihr Budget mit Ausschreibungen verdienen." Das Wort Kopfgeld wollte er tunlichst vermeiden. Wobei, es stimmte auch nicht...
Mercs hießen inzwischen viele freie Dienstleister für alles mögliche. Er brauchte jedoch die klassischen Mercs, die sich als Söldner, Kopfgeldjäger, Sicherheitsdienst, Detektive, Datensammler oder auch als Kundschafter anheuern ließen. Je nach Fertigkeiten konnten sie noch einiges mehr bieten und einige von ihnen hatten selber Cyborgs oder konnten mit ihnen umgehen. Meist erledigten sie die 'Arbeiten' um die sich die Erdstreitkräfte, Firmen oder reiche Privatleute nicht groß kümmern wollten, was ihnen einen schlechten Ruf und eher niedrige Soziallevels bis maximal 3 in der Gesellschaft einbrachte. Sein eigener Level lag inzwischen bei 7, dem höchsten, den man als Privatperson erreichen konnte und verschaffte ihm die 'Ehre' sich auf den Luxusebenen der Metropolen bewegen zu können. Er zog jedoch seinen erlaubten Landsitz und die Station hier oben vor.
"Hm, ihren Daten nach braucht der Guide schon mal Ausbildungsstufe 3 für Hybride oder Spezialisten, dass könnte etwas schwieriger werden. Ich werde bevorzugt nach Leuten suchen, die beim Militär vor nicht all zu langer Zeit ausgeschieden sind."
Ortis klang sachlich und konzentriert wie immer. Ian mochte Ortis Einschätzungsvermögen, gerade was Menschen anging.
"Haben sie Anmerkungen bezüglich der Fertigkeiten oder welche Referenzen sie keinesfalls wollen?"
Ian verneinte und überließ es Ortis, da er sich damit nicht auskannte. Er wusste nur von den letzten Einstellungen, das er mit negativen Referenzen so etwas wie Gesetzesübertretungen meinte...
"Wenn es kurzfristig sein soll, werde ich die Kandidaten alle zu einem Termin auf die Station fliegen lassen, zumal es eh nur wenige sein werden.", fügte Ortis hinzu. "Ich berichte ihnen über die Kandidaten, sobald ich etwas für sie habe." Ian bedankte sich kurz und beendete das Gespräch.
Ian hatte im Gespräch mit dem Captain auch verstanden, das der Cyborg und der Guide eine Art von Verbindung eingehen würden, die die Sicherheit aller anderen und den sicheren Umgang mit dem Cyborg gewährleistete. Sie arbeiten langzeitig als Team zusammen. Also eine weitere Person, die dauerhaft eingestellt werden würde und seinen und den Anforderungen der Biomaschine entsprechen musste. Er fragte sich, mit was für Leuten er es zu tun bekommen würde.
Zunächst musste er jedoch auch Räumlichkeiten einplanen, herrichten lassen und die Versorgung der Stationskräfte heraufsetzen. Ian führte einige Gespräche, die dringender waren, ehe er sich die Zeit nahm sich mit der Frage der Cyborgbindung zu beschäftigen.
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"Dr. Juilin anrufen!", rief er aus und wartete auf die Erde blickend auf dessen Antwort.
"Mr. McAllister?", fragte der junge Arzt erstaunt in die neue Kamera. Der Raum hinter ihm sah immer noch nach Einzugschaos aus. "Was kann ich für sie tun?"
"Haben sie meine Nachrichten schon gelesen?", entgegnet Ian knapp um möglichst schnell zu seiner eigentlichen Fragen zu kommen.
"Ja, das habe ich. Danke Sir, und ich würde gerne mit Rose weiter zusammenarbeiten." Juilin lächelte ihn an.
Hat er die indirekte Information verstanden?, fragte sich Ian.
"Ich habe begonnen mich in die Informationen einzulesen, es dauert jedoch etwas." Juilin setzte sich etwas aufrechter auf seinen Stuhl vor den Bildschirm.
"Dennoch, was können sie mir zu dieser Bindungsprozedur und dem Registrierungsvorgang sagen?", fragte Ian ungeduldig und trommelte mit den Fingern unhörbar auf dem Schreibtisch herum.
"Letzteres ist einfach, Mr. McAllister. Eine Biosignatur von ihnen wird hinterlegt zusammen mit Stimmerkennungsdaten und einem Schlüsselwort oder Satz." Juilin hatte zwischenzeitlich auf ein Pad geschaut um nichts zu übersehen. "Das läuft alles über eine Matrix. Inzwischen weiß ich von den Technikern, dass wir in dem kleineren Isolierraum eine alte haben. Das sollte problemlos gehen."
"Ist es egal, wie alt diese Matrix ist?", fragte Ian skeptisch und zog eine Augenbraue hoch. Diese Anlage ist verdammt alt. Das könnte ein Problem werden.
"Das kann ich nicht genau sagen, mit den technischen Feinheiten kenne ich mich nicht aus." Juilin hob abwehrend die Hände.
"Ich werde eine neue bestellen. Eine schief gelaufene Registrierung wäre fatal, meinen sie nicht?" Ian konnte sich den letzten Kommentar nicht verkneifen, das Risiko war ihm zu groß.
"Möglich, aber eigentlich sind diese Geräte enorm auf Robustheit gebaut worden, wenn ich da an deren militärische Nutzung denke...", sinnierte Juilin und stützte sein Kinn auf seine Faust.
Da hatte Juilin einen guten Punkt gemacht, dennoch alles hing an einer Registrierung. "Und was ist mit der Bindung oder dem Link?", hakte Ian nach.
"Ach ja, das ist interessant." Begeisterung klang deutlich in der Stimme des Arztes mit und seine Augen blitzten auf. "Wenn ich das beim Überfliegen grob richtig verstanden habe, gehen Guide und Cyborg eine Nervenverbindung ein. Sie können sich im Idealfall direkt per Gedanken verständigen oder Bilder, Geräusche austauschen, dazu gibt's Kurzdistanz-Übertragungen aller Aufzeichnungen des Cyborgs an das Visier des ...."
"Der Guide klinkt sich in den Kopf des Cyborg ein?", unterbrach Ian Dr. Juilin etwas geschockt.
"So in etwa."
"Und das geht mit jedem Guide?" Unglauben schwang in der Frage mit. Irgendetwas sagte Ian, dass das ganze komplizierter war als es aussah.
"Gute Frage!" Juilin dachte kurz nach und rieb sich die Schläfen. "Wenn ich das mal symbolisch ausdrücken darf...", sagte er und seine Augen verengten sich zu Schlitzen, weil er nicht wusste, ob seinem Chef diese Information gefallen würde, "..eine gute Ehe funktioniert auch nicht mit jedem beliebigen Partner."
"Ah!", rief Ian aus. Dachte ich es mir doch, ging es Ian durch den Kopf.
"Gewissermaßen klopfen sich Guide und Cyborg bei dem ersten Verbindungsversuch ab und entweder klappt es und eine Verbindung wird erstellt oder nicht.", erläuterte Juilin mit fasziniertem Unterton. Ian schwieg einen Moment um diese Information zu verdauen und blickte über den Bildschirm hinweg in sein leeres Büro.
"Wahnsinn!", sagte er leise zu sich selbst. "Ich kann also 10 Kandidaten nehmen und trotzdem leer ausgehen, weil es eine 50:50 Chance gibt, ob es klappt oder nicht?", fragte er lauter. Ian kniff mit den Fingern ins obere Nasenbein und presste die Augen zu.
"Genaugenommen weniger als 50%, da auch ein gewisser Prozentsatz an, ich nenne es mal, 'Verschmelzung' erreicht werden muss und es auch später zu Inkompatibilitäten kommen kann, so dass die Verbindung nicht mehr ausreicht um den Cyborg zu kontrollieren." Juilin hatte rasch durch die Informationen auf seinem Pad geblättert gehabt.
Ian McAllister entfuhr ein Grummeln. Das kann heiter werden, dachte er sich. "Wie schnell muss das Ganze den passieren?", fragte Ian.
"Ich weiß es nicht. Die Verbindung ist ja keine Symbiose oder so. Der Cyborg ist nicht zwingend auf den anderen angewiesen. Allerdings darf ein Cyborg offiziell immer nur mit Guide eingesetzt werden.", erläuterte Juilin aus den Dokumenten die Infos herauslesend.
"Also ohne darf er nicht herumlaufen - vereinfacht gesagt.", schlussfolgerte Ian. Zumindest das ist eindeutig, dachte er.
"Ja, das passt so."
"Dann bereiten sie, sobald die Matrix da ist, die Registrierung vor und alles nötige für die Verbindungstests. Die Kandidaten werden für den Testtag vor Ort sein.", orderte Ian an. "Das war es erst mal."
"Gut, werde ich machen. Bis dann.", beendete Juilin das Gespräch.
Sublevel der Metropolis Berlin
Twins
Irgendwo in den Tiefen der Metropolis Berlin piepste es, aber sie betrachtete lieber verträumt ein Satellitenbild und ein Bild einer Geocam von dem neuen Alexturm. Die Metropolis war, wie alle anderen auch, verdeckt von einem großen, in diesem Falle leicht grünlichen Energieschild. Es war die meiste Zeit inaktiv, da inzwischen selten Wolken mit schädlichen Substanzen vom Meteorregen oder mit schädlicher Strahlung von den großen geborstenen Schiffe abregnete. Heute hatten alle Bewohner, zumindest die der oberen Level der Megastadt freie Sicht auf den gerade mal klaren, blauen Himmel. Von oben sah die Stadt aus wie ein Stern, da seitlich die großen Trassen für die Wasser- und Energieversorgung, wie Sternstrahlen in die verwilderte, grüne Landschaft hineinreichten.
Sie seufzte, winkte das Satellitenbild vom Bildschirm weg. Hier unten im Keller dieser blöden Stadt bekommt man das Grün ja nie zu sehen, grummelte sie leise. Sie befanden sich unterhalb der Metropolis, in der Unterstadt – den Subleveln. Oder genau da wo keiner, der nicht alle Tassen im Schrank hatte, freiwillig hinging, sinnierte sie mit leichtem Grinsen. Ja, es lebten Menschen in den Katakomben der Metropolis - eben all die, die ein sicheres Versteck brauchen oder eben die, die oben nicht klar kommen und ein paar Lebensmüde, die es als Abkürzung gebrauchten um schneller durch die Stadt zu kommen. Und dazwischen wir.
Sie baute gerne an der großen Maschine, aber heute hatte sie 'Brokerdienst' geschoben und erfolgreich einige kleinere Geschäfte abgewickelt. Das hieß, es gab neues Geld und damit neben einer sicheren Versorgung auch neue Hardware. Gelangweilt wandte sie sich dem Piepsen zu und rief die Nachricht auf. Es dauerte eine Weile, ehe sie die Zeilen begriff, die sie da las. Ihr schoss Adrenalin durch den Körper und sie fühlte sich wieder hellwach.
"Hey, Jan!", rief sie und wusste, dass Mikrophon übertrug ihre Stimme in den Raum, wo Jan gerade war. "Jan, komm schon! Irgendein uralter Trigger ist ausgelöst worden."
"Was gibt's 'Schwesterherz'?", fragte Jan wenige Minuten später, als er durch die Seitentür in den großen Bildschirmraum trat. Jan und Miriam waren keine Geschwister, sind aber zusammen ausgebildet worden und arbeiteten schon seid sieben Jahren zusammen mit und an der Maschine. Der Bildschirmraum war ein Teil der Maschine, wo sie beide Informationen aller Art abrufen und von a nach b senden konnten. Auf einigen liefen immer irgendwelche Nachrichten aus den Metropolen, vom Mond und vom Mars; andere zeigten nur kryptische Codes durchlaufen.
"Was es gibt?", sagte sie leichthin, "Gutes Geld, da ich ein paar kleinere Jobs erledigt habe und Mr. Blue uns heute einen satten Bonus vermacht hat. Sonst, gibt es Hinweise auf größere Streitereien auf dem Mars, nur deutlicher als die letzten Tage. Leider ist eine Kryptofarm in Peking ab geraucht. Schade, die Leute waren zuverlässig gewesen und..."
Jan hob die Arme um ihren Wortschwall zu unterbrechen, "Stopp, stopp, das ist der übliche Kram, deswegen hast du mich nicht gerufen." Miriam grinste ihn an. Es war eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen um sich die Zeit zu vertreiben, wenn mal nichts los war: Jan mit Informationen bombardieren. "Was meintest du mit 'Trigger'?", hakte er ungeduldig nach.
"Schau schau.", sagte sie nur und winkte die Meldung auf den großen Bildschirm. Jan las die kurze Nachricht und blinzelte überrascht.
"Das muss...", begann er nachdenklich.
"Jaaaa! Es ist noch ein Trigger von unseren Vorgängern!", sagte sie begeistert.
"Nein, älter. Da schau auf die Signatur. Das ist von den ersten 'Twins'.", sagte Jan ehrfürchtig.
"Und was haben wir hier?", fragte sie und tappte auf die Signatur und wollte die Einträge aufrufen. Die Maschine verlange, dass sie beide zwei bestimmte 'Schlüssel' benutzten um die Informationen freizugeben. Sie sahen sich verblüfft an. So was war selten. Jan entschwand in dem kleine versteckten Nebenraum und holte das Kästchen.
Miriam wünschte sich nicht zum ersten Mal genauso viel über die alten Artefakte zu wissen, wie es die alten 'Twins' getan hatten. Na ja, noch in Ausbildung, dachte sie mit leichter Hoffnung das es mal besser werden würde. Jan drückte ihr einen der 'Schlüssel' in die Hand und nahm seinen eigenen. Es waren perfekt geschliffene Edelsteine - scheinbar zumindest. Nur mit richtig guten kristallographischen Geräten konnte man das feine dreidimensionale Netz in ihrem Inneren sichtbar machen. Sie registrierten sich selbst bei der Maschine, dann gaben sie die Steine in die Lesevorrichtung. Die Datei entschwand vom Hauptbildschirm und erschien auf jenem Bildschirm in dem nur in eigenen Archiven verwahrte Daten gezeigt wurden. Sie lasen schweigend und blickten dann einander an.
"Das muss ein sehr altes Projekt der Twins sein.", sagte Jan.
"Wir sollten es unseren Lehrmeistern sagen. Sie wissen vielleicht mehr dazu.", stellte Miriam fest.
"Ja..., und wir müssen uns Gedanken machen, wie wir fortfahren wollen mit dem alten Projekt. Wir müssen uns da einlesen." Jan runzelte die Stirn, aber Miriam nickte. Das war ein Teil ihres Lebens und ihre Neugier war schon geweckt.
"-und wir müssen in die Archive gehen, vielleicht zu den alten Knotenpunkten reisen.", fügte sie mit Vorfreude hinzu.
Maschine: Projekt 'Zero Alpha rez' ist reaktiviert worden. Die Signatur wurde eingelesen und es wurde versucht sie mit der Datenbank abzugleichen. Abgleichversuch erfolgte von StarOne. Erfolg limitiert, da Daten mit Hochsicherheitsstufe klassifiziert sind. Update, heute: Daten zu dem Projekt sind von einer nicht nicht genau verortbaren militärischen Basis via UpLinknetzwerk mit Sicherheitszertifikaten an StarOne' übertragen worden.
Maschine: Projekt der Twins 'Zero Alpha rez': Zero Alpha, vermutliche einzige überlebende biomechanische Lebensform aus den Labors von hAShimoTO. HAShimoTO, vermutlich beim 'Blutfeuer' verstorberner namentlich unbekannter Kybernetikforscher, vermutlich Mitglied der Rebellen. Ziel des Projekts: Weiterentwicklung von Dr. Lindsays Arbeiten. Betrifft: Hardware, Software, Datenbanken, Persönlichkeit.
Maschine: weitere Einträge sind hinterlegt zu: Zero Alpha, Dr. Lindsay, Twins Projekt, hAShimoTO, das große Feuer/'Blutfeuer', betroffene Knotenpunkte, StarOne, McAllister Clan
Maschine: weitere mögliche Aktionen: Rückverfolgung der Datensendung, Identifizierung des Senders/Empfängers, Entschlüsselung des kopierten Datensets.
"Das könnte spannend werden.", sagten beide 'Twins' - wie so oft - simultan.
StarOne
Ian stand mit Haskill im Fahrstuhl auf dem Weg zur medizinischen Station. Haskill zupfte immer wieder an seiner Weste, was Ian verriet, dass sein Assistent doch etwas aufgeregt war. Morgen sollen die Kandidaten nacheinander den Bindungstest machen. Er hatte sich von Ortis zu jedem etwas sagen lassen, hatte jedoch beschlossen erst mal nicht so genau wissen zu wollen, was das für Leute sind. Letztlich hatte seine Meinung keinen großen Einfluss wer von ihnen geeignet sein sollte und auf den Bindungsprozess selber. Ein Mann der sich "Tirdan52" nannte war ihm an geeignetsten vorgekommen, da er selbst einen Hybriden besaß und zwei weitere ausgebildet hatte. Es waren auch zwei Frauen in der Auswahl, was bei Ian zunächst etwas Irritation hervorrief. Jedoch waren sowohl Männer als auch Frauen bei den Erdstreitkräften als auch seinen eigenen Sicherheitsleuten angestellt, also wird das wohl gehen. Offensichtlich haben jedoch einige Leute die Ausschreibung als 'Spaß' angesehen und Fakebewerbungen ausgeschrieben, die Ortis erst mal mit seinen Leuten und Recherchearbeit herausfischen musste. Einige sollen richtig gut gewesen sein. Wozu das wohl jemand tat?
Die Fahrstuhltür öffnete sich und schweigend gingen sie ins 'MedLab', wie die medizinische Station inzwischen getauft worden war.
"Dr. Juilin erwartet sie bereits im Isolationsraum, Mr. McAllister. Tag, Mr. Haskill.", begrüßte sie Dakkie.
Als sie eintraten, wippte Juilin auf seinen Füßen und ging mit dem Rücken zu ihnen seine vorbereiteten Aufzeichnungen und die eventuell benötigten Instrumente durch. "Dann lassen sie uns loslegen.", sagte Ian und schaffte es nicht ganz seinen 'unglücklichen' Ton aus der Stimme zu halten. Er schaute den bleichen Cyborg nicht an. Er hatte nach wie vor nicht das Bedürfnis so ein Ding in seiner Nähe haben zu wollen. Mit einem Guide war es dann nicht mehr nötig, sich weiter mit ihm zu befassen.
"Also, ihre Biosignatur haben wir ja schon die Tage zusammengestellt, bleibt nur das zu übertragen und sie quasi einzuloggen.", sagte Juilin begeistert und wies auf das Pad und Scanner, womit seine Fingerabdrücke, Stimme und andere Biodaten zum Vergleich bei der Registrierung gegen geprüft werden sollten. "Ich weiß nicht, ob er dann aufwachen wird oder was dann passiert, also habe ich eine Kanüle gesetzt und Betäubungsmittel vorbereitet."
Ian entspannte sich sichtlich. Er wünschte sich jemanden mit etwas mehr Erfahrung her. Es musste aber reichen, was da war. Von einem schwarzen Würfel schlängelte sich ein Kabel zu dem Steuerungspad und ein weiteres war direkt hinter dem rechten Ohr des Cyborgs angeschlossen. Inzwischen wusste Ian das dieses lächerlich kleine Gerät als 'Matrix' bezeichnet wurde. Was auch immer daran so besonders war.
Juilin tippte auf dem Pad etwas ein und einige Lichter glommen in der Matrix auf. Fahlblaue Lichtstreifen bewegten sich um den Würfel herum. "Ich lasse die Daten jetzt übertragen.", erklärte Juilin was er tat.
Ian und Haskill warteten gespannt. Ian ließ doch den Blick rüber zum Anker gleiten. Der bleiche Cyborg sah noch immer etwas mitgenommen aus, regte sich aber noch immer nicht. Die Matrix wurde dunkel. "Fertig.", sagte Juilin knapp und angespannt.
"Was passiert jetzt?", fragte Haskill und verschränkte die Arme.
"Eigentlich sollte eine Art Gegenprüfung erfragt werden. Es stand nicht so genau da, wie das ablaufen wird.", sagte Juilin wage. "Ich denke, die KI oder das Steuerungsprogramm wird eine Bestätigung haben wollen." Juilin drehte sich und beobachtete die Biowerte.
Eine Zeit lang passierte gar nichts und alle drei Männer bewegten sich unruhig auf der Stelle. Ian hörte einen tiefen Atemzug und beobachtete zum ersten Mal wie sich deutlich der Brustkorb des Cyborgs hob und senkte. "Ah, es geht los.", rief Juilin aus. "Sehen sie." und er reichte das Pad an Ian weiter.
ASS-P0α: 'Identifikation und Abgleich der Besitzerdaten erforderlich', lass Ian ab. Es folgte, 'Stimmabgleich fehlgeschlagen, Besitzer nicht erkannt'. "Oh,", rief Ian aus, "das ging gleich los." und betrachtete das Ergebnis, der nicht passenden Aufnahme von Juilins Stimme.
ASS-P0α: 'Stimmabgabe noch nicht ausreichend, bitte fahren sie fort.' Ian blickte Haskill an und zuckte mit den Schultern. Das war eine etwas schräge Situation. Er sagte, "Ich bin Ian McAllister, Eigentümer und Geschäftsleiter von StarOne. Wer oder was bist du?" Ian blickte schnell auf das Pad, sah nur kurz etwas grün aufblitzen dann wurde es dunkel. Irritiert schaute er zu Juilin herüber. "Sollte nicht noch etwas mehr geprüft werden? Es ist aus."
Ehe Juilin antwortete, hörte Ian eine unbekannte, seltsam melodische Stimme, die von nirgendwo zu kommen schien.
Ian McAllister stimmlich als Besitzer identifiziert. Ich bin Zero Alpha at McAllister, ihr Cyborg der Assassinen-Klasse, in Modus 3 ohne Statuszusätze. Ein Bioscann schließt die Registry ab. Sind sie bereit, Herr?
Die Fremdartigkeit und emotionslose Stimme überraschten ihn und Ian riss die Augen weit auf. Er drehte sich abrupt zur Seite und blickte auf den Cyborg, dessen Augen jetzt offen waren, jedoch war der Blick nur auf die Decke gerichtet. Sowohl Haskill als auch Juilin beobachteten ihn. Ian war sich sicher, dass keiner von beiden etwas gehört hatte. Zero drehte seinen Kopf und blickte Ian direkt an, er wusste genau, wer er war. Silbermetallgraue Augen bar einer Iris blickten ihn an und jagten Ian ein eiskalten Schauer über den Rücken.
Bereit, Herr?, wiederholte sich die Stimme in seinen Gedanken.
"Verdammt, Gedankenfreaks!", brachte Ian verärgert raus und Haskill und Juilin drehen sich sich mit fragendem Blick ihm zu. "Sie hören nichts, oder?", fragte Ian.
"Nein, Sir, was sollen wir hören?", fragte Haskill und auch Juilin blickte ihn fragend an.
"Sie hätten mich warnen können, dass das Ding ein Mindtalker ist.", sagte Ian vorwurfsvoll zu Juilin.
"Mindtalker? Davon weiß ich nichts...", sagte Juilin ausweichend, "Ehrlich, ich hatte keine Ahnung." Juilin trat einen Schritt zurück. "Er spricht mit ihnen?", fragte Dr. Juilin dann doch mit einer Spur Neugierde in der Stimme.
"Es will einen Bioscann von mir machen.", sagte Ian mit kritischem Blick auf den Cyborg.
"Ah, dann schließt der das ganze ab, vermute ich mal." Juilin kratzte sich am Kinn und nickte Ian zu fortzufahren.
"Also schön, bringen wir es hinter uns.", sagte Ian und blickte den Cyborg an. 'Es' hatte ihn weiterhin beobachtet wurde ihm schlagartig klar. Die seltsamen Augen ließen ihn erneut erschauern, hielten ihn an Ort und Stelle fest. Er schloss unwillkürlich die Augen. Dann wartete er und das Pad zog seine Aufmerksamkeit auf sich. In schneller Folge erschien Code, dann Abgleichswerte und grüne Zeilen - zu schnell um irgendetwas davon zu lesen. Dann hatte er das Gefühl etwas sehr warmes streifte über seine Haut und um seinen Geist. Ian trat unwillkürlich zurück und schnappte nach Luft. Verdammte Mindtalker, dachte er, die unheimlichsten Menschen von allen...
Registry abgeschlossen, Ian McAllister als aktueller Besitzer verifiziert. Ihr "es" ist männlich, Herr. Ich kann derzeit nicht Stimmlich kommunizieren, daher blieb nur diese Art der Kommunikation. Verzeihung, Herr. Haben sie weitere Befehle? Wünschen sie einen Guide hinzuzufügen?
"Arg!", brachte Ian raus und rieb sich die Stirn. Hat das Ding Humor?, fragte er sich. Humor ist eine menschliche Regung, derer ich derzeit nicht fähig bin. Ians Mund öffnete sich unwillkürlich verblüfft. "Shit." Juilin fing an zu grinsen und betrachtete das 'einseitige Spektakel' mit wachsender Begeisterung. Haskill blickte Ian nur an, als wenn er an seinem Verstand zweifelte. Ian mühte sich um Fassung. Sei still, dachte er einige Male bezweifelnd, dass es irgendwelchen Sinn machte.
Ja, Herr.
"Umph.", das war Ian etwas zu schräg. "Nein, noch... keinen Guide... Die kommen erst morgen...", brachte er unzusammenhängend raus. Wieso machte ihn das Ding so nervös? Und du willst wirklich in Kontakt mit Alien-Spezies treten? Idiotischer Gedanke, wenn dein eigener Cyborg dich so aus den Socken holen kann..., schoss es Ian in schneller Folge durch den Kopf. Arg, hat er das jetzt auch gehört? Zorn flammte in Ian auf und er ballte seine Hände zu Fäusten. "Belauscht du meine Gedanken?", fragte er drohend.
Nein, ich höre ihre Gedankenworten zu, die an mich gerichtet sind und mich beinhalten., antwortete Zero. "Ist das nicht dasselbe?", fragte sich Ian.
Nein, Herr, außer sie verbinden ihre Gedankengänge mit meiner Person und erlauben mir so zu zuh...
"Schluss damit!", brüllte Ian genervt. Mindtalker können einen in den Wahnsinn treiben genauso wie Spitzfindigkeiten, dachte Ian zornig. Ian genoss den Moment der Stille und atmete durch, sich vollkommen bewusst, beobachtet zu werden. "Juilin, kümmern sie sich um den Kram für morgen und das es, ähm, er bereit ist. Und erklären sie mir, warum er nicht normal spricht." Ian massierte sich die Schläfen und mühte sich den Cyborg zur Gänze zu ignorieren und Zero tat ihm den Gefallen und schwieg. Falsch, durchfuhr es ihn, er folgte seinem Befehl. Ah, auch gut.
"Klar, ist schon alles vorbereitet. Er spricht nicht, weil er nicht kann. Er bräuchte einen Stimmmodulator dafür.", erläuterte Juilin mit leuchtenden Augen. Ian machte eine wegwerfende Bewegung. Nicht noch irgendwelchen Kram, von dem er gerade nichts wissen wollte.
"Geht das nicht per Display, das ist mir zu ...", ihm fiel kein geeignetes Wort ein.
"Direkt?", schlug Juilin vor und zog die Augenbraue hoch. Gedankenkommunikation zu können, scheint für Juilin etwas fantastisches zu sein.
"Ja,... vielleicht.", sagte Ian wage und drehte sich herum um zu gehen.
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später
Juilin beobachtete den Cyborg noch eine Weile, ehe er ging. Er hatte ihm eine Dosis Schlafmittel verabreicht. Laut den Anweisungen machten Sedativa die Bindung einfacher. Zero hatte sich zu seiner Überraschung versucht zu wehren und an den Riemen gezogen, die ihn im Anker festhielten. Eine Zeile aus den Dateien kam ihm wieder in den Sinn. Assa-wie-auch-immer akzeptieren nur ihren Guide und Besitzer, eventuell muss da noch was geregelt werden. Er wünschte sich jemanden fragen zu können.
Juilin wartete geduldig und schwieg. Er hatte den Gesprächen mit den - letztlich fünf Kandidaten - mit Ortis und Haskill beigewohnt. Fünf von sieben. Einer hatte abgesagt und ein weiterer war Fake gewesen. Er fand alle fünf mehr als schräg und wusste nicht recht, was er von ihnen halten sollte. Ein paar hatten eine Aussprache an die man sich erst mal gewöhnen musste. Fast alle hatten sich seltsam herausgeputzt. Vielleicht waren alle Mercs so oder sie werden mit der Zeit seltsam..., sinnierte er.
Haskill betrat das Labor mit einem Mann, der Mitte 30 war und schon einige grauen Strähnchen in den kurzgeschorenen Haaren hatte. Er war normal groß, durchtrainiert, hatte aber auch schon einige sichtbare Blessuren davon getragen. Einige Narben waren am Hals und am linken Ärmelansatz sichtbar. Er stellte sich als 'Mike' vor und blickte sich um. Seine Augen verengten sich als er den Cyborg erblickte. Ließ sich aber nichts weiter anmerken.
"Dann legen sie los.", sagte Haskill gelassen.
Mike nahm sich ein Desinfektionstuch und wischte sich über den Arm und den Handschuh ab, ehe er ihn anlegte. Er griff nach dem Visier und setze es auf. Dann fuhr er mit der rechten Hand über das Display und er schloss kurz die Augen. Juilin dachte, der Typ wusste zumindest, was er tat. Juilin warf Zero einen kritischen Blick zu, der schlief scheinbar noch immer seelenruhig.
"Was soll das'n werden, wenn's fertig wird?", fragte Mike mit deutlicher Gereiztheit in der Stimme. "Der pennt! Da is nix mit verbind'n." Mike ballte beide Hände zu Fäusten. Zeros Körper zuckte, er wachte jedoch nicht auf.
Juilin blinzelte und überprüfte zum x-ten Mal die Biodaten, eigentlich sollte er wach sein. Eigentlich, aber hier läuft selten etwas wie es soll, oder? Er drehte sich weg um sein Grinsen zu verbergen und um dem Cyborg eine kleine Adrenalindosis zu verpassen.
Einige Minuten später beschleunigte sich dessen Herzschlag und Atmung, und der Cyborg öffnete die Augen. Einen Augenblick später sog Mike scharf die Luft ein, schloss die Augen und sein gesamter Körper schien sich zu verkrampfen. Zero reagierte genauso und warf sich soweit die Riemen zuließen herum. Er zerrte enorm an ihnen. Juilin beobachtete wie viele von die Biowerte des Cyborgs nach oben schnellten und er hatte den Eindruck da kämpften zwei Wesen auf einer anderen Ebene miteinander.
Nach einer halben Stunde brüllte Mike, "Genug!" Und er streifte sich in einer ruckartigen Bewegung das Visier vom Kopf. Er mühte sich ab, sich irgendwie kontrolliert zu bewegen. Der Handschuh viel fast herunter in der Eile, wie er ihn abstreifen wollte. Juilin stellte fest, dass der Mann aussah wie nach einem Rennen. Vollkommen verschwitzt und mitgenommen von der intensiven Anstrengung. "O.k., ich lass es bleiben." Mike warf dem Cyborg einen Blick zu, den Juilin nicht einordnen konnte. War das Zorn mit einer Spur Respekt?
"Vielleicht sollten sie die Kandidaten auch medizinisch überwachen.", kommentierte Haskill nachdem Mike den Raum verlassen hatte. Haskill war also auch nicht entgangen, dass es offensichtlich eine außergewöhnliche Anstrengung war.
"Das geht nur, wenn sie das auch wollen, ich kann keinen dazu zwingen." Juilin hatte sich vorgebeugt und Zero eine kleine Dosis Betäubungsmittel gegeben. Der Cyborg ruckte an den Fesseln um weg zu kommen. Juilin war froh, das Haskill den nächsten Kandidaten holte und es nicht mitbekam.
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Bei den folgenden Kandidaten wiederholte sich das Spiel. Jeder nahm sich unterschiedlich viel Zeit für den Bindungsversuch, von 10 min bis zu fast einer Stunde. Juilin war sich nicht sicher ob einer von ihnen Erfolg hatte. Mike hatte laut Haskills Aussage das MedLab schon verlassen. Kandidat Nummer vier war gerade an der Reihe: Torian52 - Tory Schmied. Im Gegensatz zu den anderen war er noch immer äußerlich absolut regungslos. Er rang schon gute 20 Minuten mit Zero und nur einige Schweißperlen auf der Stirn und zusammengezogene Brauen deuteten auf seine Anstrengung. Sein Körper stand unter Spannung, krampfte aber nicht. Zero dagegen zerrte mit aller Macht an den Armfesseln, die langsam unter dem steten Druck unbemerkt nachgaben. Torian beendete das Prozedere nach fast einer Stunde mit einem unwirschen Kommentar, den Juilin nicht hören konnte: "Der is es nicht wert." "Morgen habe ich ihn.", sagte er mit gänzlich ungerührter Stimme zu ihnen.
"Morgen?", fragte Haskill erstaunt.
"Sicher, dass kann manchmal dauern, wird schon." Torian lächelte und ging. Juilin wusste, das Lächeln war aufgesetzt. Der Mann war ihm nicht geheuer.
Haskill blickte auf die Uhr und stand auf um den letzten Kandidaten zu holen. "Denken sie, sie schaffen den letzten Kandidaten ohne mich?"
"Äh, ich denke schon." Juilin war etwas schlecht. Er war froh, wenn das ganze hier vorbei war.
"Soweit ich weiß, sind es zwei Leute. Sie sind also nicht alleine.", fügte Haskill mit einem aufmunternden Blick hinzu. Ein Lächeln brachte er nach dem ganzen auch nicht zustande. Aha, auch Haskill ließ das Spektakel nicht kalt, dämmerte es ihm. Juilin entspannte sich etwas und nickte.
Er sah eine junge Frau reinkommen. Ihre dunkelgrün gefärbten Haare standen wüst ab und ihr seltsames Lederoutfit, ließen Juilin an eine Punkerin denken. Wobei er sich nicht sicher war, es konnte auch ein anderer Stil sein. Sie war muskulös und hatte gleichzeitig weiche weibliche Rundungen, was Juilin irgendwie irritierte. Es passte nicht so recht zusammen und zog doch magisch den Blick auf sich. Er blinzelte und blickte rasch die zweite Person an, die ihr folgte. Er war von den Gesichtszügen her deutlich in den vierzigern, hatte seine Haare abrasiert und überragte sie um eineinhalb Kopf. Sie stellten sich als Tess Laurence und Bo Thorne vor. Juilin bemerkte Bos kritischen Blick in den Raum, aber er schien sich einen Kommentar zu verkneifen. "Die letzten.", seufzte Juilin leise zu sich selbst.
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Du bist mein, ich bin dein.
JTO Laurence
Tess rang mit tiefen Atemzügen ihre Aufregung nieder. Tief atmen, sagte sie sich immer wieder und beruhigte sich schließlich als es endlich losging. Sie war überrascht über ihre Ruhe mit der sie letztlich eintrat und den abschätzenden Blick des braungebrannten Arztes über sich ergehen ließ, obwohl sie innerlich der Panik nahe sein müsste. Pah, denk doch was du willst Typ! Sie hatte seinen Blick ins kritische, dann irritierte wechseln sehen. Aber dafür hatte sie jetzt keine Zeit. Das war jetzt ihre Chance, genaugenommen ihre zweite.
Sie presste die Zähne zusammen und schritt vor. Sie warf einen Blick in die Runde und studierte den Cyborg. Der Raum war perfekt für die Bindung, nicht zu groß oder zu klein, dachte sie. Aber er selber. Ihr gefiel nicht, was sie sah. Er war unglaublich bleich und ihrer Einschätzung nach unterernährt. Er war Schweiß getränkt und wie sie bemerkte, wach. Na, das wird lustig werden, dachte sie. Sie verzog das Gesicht und war froh das Bo und dieser Latino-Arzt ihr Gesicht nicht sahen.
Sie reinigte den Handschuh und betrachtete ihn. Etwas schwer, wird’s schon tun. Nur der war nötig, alles andere später., dachte sie. Die Nervenlinknadeln ruhten verborgen in der Gellösung, die Infektionen verhinderten und eine schnelle Verbindung zu gleich ermöglichten. Es war nur keine Garantie, dass es auch klappte. Sie zog den Handschuh an und wappnete sich. Dann strich sie über das Display und wartete.
'Konzentriere dich, gib nicht nach und ringe ihn nieder, wenn er nicht aufpasst.' Bos Worte halten ihr durch den Kopf.
Der Kopf des Cyborgs ruckte herum und er blickte sie an. Scheiße, was sind das den für Augen, schoss es ihr durch den Kopf. Es kribbelte ihr unangenehm im Nacken. Jetzt nicht wegsehen, sagte sie sich. Sie spürte, wie er sie scannte und ihr wurde seltsam heiß und kalt. Sie hatte das Gefühl etwas strich um ihren Geist und sie schloss doch die Augen. Sie zuckte kurz, als sich die Nadeln sich in ihren Arm versenkten und auf die präparierten Nerven trafen, die jeder Guide implantiert bekam.
Sekunden später bestürmte er ihre Gedanken und sie rang einen Augenblick mit Atem, hielt jedoch stand. Nachdem sie wieder die Kontrolle über sich hatte, drang sie in seinen Geist vor. Sie rangen miteinander. Er war stark und widerspenstig, entwischte ihr wie ein Aal, der ihr durch die Finger glitt. Tanzte um ihren Geist herum und presste mal hier mal dort dagegen. Er musste das Spiel nur zu gut kennen, dachte sie. Er versuchte ihr Bilder und Erinnerungen abzuringen um sie zu besiegen. So nicht, dachte sie und blockte ihn mit aller Vehemenz, die sie aufbringen konnte. Sie hatte nichts zu verlieren. Sie hatte schon alles verloren gehabt, was von Bedeutung gewesen war. Sie stieß in seinen Geist vor, doch er hielt sie immer wieder auf. Sie verlor bald jegliches Gefühl für Zeit.
"Komm schon, gib mir was ich will und du hast deine Ruhe wieder.", flüsterte sie so leise, dass sie wusste nur er konnte sie hören.
Nein!, echote es gnadenlos scharf in ihrem Geist.
Das verblüffte sie einen Augenblick, so dass sie kurz die Kontrolle verlor. Er stieß gnadenlos zu, aber nicht um sie niederzuringen oder zu verletzen. Er stibitzte sich einen Zugang zu ihren Erinnerungen.
Fort mit dir!, brüllte sie ihn in Gedanken an und sie versuchte ihn mit aller Macht zu verdrängen, schaffte es aber erst nach weiteren ringen.
"Kleine, es dauert zu lange. Willst du es bleiben lassen?" Bos Stimme dran kaum zu ihr durch.
"Nein, noch nicht." Die Ruhe in ihrer Stimme überraschte sie selber.
Sie hatte das komische Gefühl, der Cyborg beobachtete alles was sie tat, als wäre sie aus Glas. Dazu kam das seltsame Gefühl, er spielte mit ihr. Das ist unmöglich, sagte sie sich. Sie ließ ihren Zorn aufsteigen und stürmte mit allem was sie hatte auf ihn ein, er hielt dagegen. Er würde müde werden, nach vier Versuchen... Sie hörte wie er hektischer atmete und an den Fesseln zerrte. Etwas knirschte verdächtig. Sie öffnete die Augen und sah wie er einen Riemen zerriss, dann folgen die anderen.
"Oh, scheiße." Sie wurde kreidebleich. "Raus hier!", rief sie den andern zu ohne den Blick abzuwenden. Sie stand zwischen ihm, dem Arzt und Bo. Nur machen ungebundene, wütende Cyborgs keinen Unterschied zwischen Täter und Unbeteiligten. Sie wich zurück und beobachtete, wie er vom Anker zu Boden sprang. Sie hörte einen Stuhl hinter sich zu Boden fallen
"Tess, Kleine, mach das nicht!", rief Bo mit deutlicher Unruhe in seiner Stimme.
Sie hatte sich jedoch entschieden und fixierte ihren Blick auf den Cyborg, der sie ebenfalls nicht aus den Augen ließ.
Er versuchte auf sie zu zu springen und sie wich aus. Das war jedoch nicht nötig gewesen, denn er verlor sein Gleichgewicht und schlitterte krachend zu Boden.
Das war eigenartig, die KI sollte alle Bewegungen perfekt ausbalanciert beherrschen, dachte sie. Der Fehler brachte ihn auch aus dem Konzept und sie nutzte die Chance und stürmte erneut gegen seinen Geist. "Raus!", rief sie erneut.
Sie hörte jemanden überrascht etwas unverständliches ausrufen, gefolgt von dem Geräusch als wenn etwas Weiches zu Boden stürzte und noch etwas weiter schlitterte. Sie nahm irgendwelche Dinge von dem Tischchen neben ihr und warf sie auf ihn. Sie verfehlte und etwas zersplitterten am Boden, jedoch zog das Geräusch kurzzeitig seine Aufmerksam auf sich. Er rappelte sich wieder auf und versuchte gleichzeitig ihr zu widerstehen. Er trat nun langsamer aber berechnend auf sie zu, schien aber nur mäßig gut sein Gleichgewicht halten zu können.
"Na, komm schon!", reizte sie ihn, schnippte mit den Fingern und warf den Kopf in den Nacken. Sein Problem konnte noch nützlich für sie sein.
Ein Geräusch lenkte ihn ab und er bewegte sich unbeholfen, aber rascher darauf zu. Sie warf einen Blick hinter sich. Bo versuchte die Tür zu erreichen und war über ein Stuhlbein gestolpert und fluchte.
"Nein, du bleibst hier!", rief sie aus und sie sprang auf den Cyborg zu, der dicht an ihr vorbei wollte. Sie knallte gegen ihn und brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht. Beide fielen gegen die nahe Wand und rutschten zu Boden. Sie krallte sich an ihm fest, wissend, dass sie ihn nicht wirklich aufhalten konnte. Sie wappnete sich für das unweigerliche und bedrängte erneut seinen Geist.
Sie vernahm ein Geräusch der Frustration. Er versuchte sie von sich zu stoßen, jedoch nicht mit der Wucht, die sie erwartet hatte und sie schaffte es sich geradeso an einem Arm festzuhalten. Ha, du wirst müde, dachte sie. Sie vernahm ein Knurren in ihren Gedanken, dann Stille.
Er blickte sie kurz an und bewegte sich ruckartig. Sie fühlte sich über den Boden drehen und war Augenblicke später zwischen ihm und der Wand gefangen.
Mist!, dachte Tess. Dann geriet ihre Wahrnehmung ins Wanken. Eben presste sie noch mit aller Wucht gegen seinen Geist, jetzt fühlte es sich an wie in ein schwarzes Loch zu fallen.
Oh! Sie hatte das Gefühl sich selber zu sehen.
Er presste sie heftig gegen die Wand. Sie spürte seine gebündelte Kraft, die sie locker zerschmettern konnte, wenn er wollte. Er riss sie mit sich in seinen Körper, öffnete sich ihr. Ja!, dachte sie. Sie überrannte seinen Geist und er machte ihr Platz. Sie hörte entfernt etwas anfangen zu piepsen. Er presste seinen Zähne auf ihre linke Schulter. Das Piepsen beschleunigte sich. Sie konnte sich nicht mehr halten und spürte wie sein fremder Geist mit ihrem zu verschmelzen begann und seine Sinneseindrücke auf sie einstürzten. Beide schrien auf als ihre Gedanken zum ersten Mal verschmolzen und er zubiss.
Sie brauchte etwas Zeit um wieder zu sich zu kommen. Der Schmerz in der Schulter half. Sie versuchte ihn wegzustoßen und spürte wie es an ihrer Schulter schmerzhaft riss. Er ließ nicht los. Sie vernahm einen kristallklaren, fremden Gedanken.
Du bist mein, ich bin dein.
Sie presste die Augenlider fester zusammen und seufzte. "Ja, mein." Sie lehnte den Kopf an die Wand und entspannte sich, noch immer eingeklemmt von ihm. Er würde ihr nichts mehr tun, sie hatte es geschafft. Bleierne Müdigkeit machte sich breit. Sie spürte ihn sich entspannen und seinen Atem an ihrem Hals. Sie bemerkte wie seine Zähne losließen und wie er über die Bisswunde leckte.
"Bah," sie schubste ihn angewidert weg.
Lass mich., sagte er mit seiner dunklen, seltsam melodischen Stimme.
"Das ist widerlich.", flüsterte sie und sie schubste nochmal. Nur schubste man einen x-kg schweren augmentierten Cyborg nicht einfach weg und sie kicherte im Anbetracht der skurrilen Situation. Sie öffnete die Augen, ihr wurde übel und schloss sie schnell wieder. Sich selber sehen war schon immer der schräge Teil des ganzen gewesen, seufzte sie.
Sie vernahm ein Klicken und Summen und blickte doch auf. Ihr Blick war überlagert von Teilen seiner Wahrnehmung und schimmerte warnend rot auf. Zero war regungslos geworden, beobachtete und wartete ab. Sie blickte auf drei Waffenläufe. Keinen von ihnen hatte sie reinkommen hören, der Kampf war viel zu intensiv geworden und sie hatte keine Ahnung, wie lange sie weggetreten war. Bo stand hinter ihnen, also suchte sie seinen Blick.
"Alles in Ordnung, es hat funktioniert.", sagte sie abgekämpft mit rauer Stimme.
Bo nickte und suchte das Pad. Das Piepsen hatte den Fortschritt der Verschmelzung akustisch angedeutet. Bo schnappte sich das Pad und schaute drauf. "Sie hat recht, schauen sie." Er hielt dem zerzaust aussehenden Arzt das Pad hin. Vermutlich hatte Bo ihn aus dem Raum gestoßen.
"Sir?", fragte einer der Sicherheitsleute.
"Oh!", Juilins Augen leuchteten auf, "Sie können gehen, denke ich.", hörte sie Juilin sagen.
Tess hatte ihre Augen erschöpft wieder geschlossen.
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Juilin untersuchte sie gründlichst. "Keine Gehirnerschütterung, das ist nochmal gut gegangen.", sagte er deutlich entspannter. "Hm.", gab sie nur von sich. Sie saß auf einem Bett im Isolierraum und Juilin war gerade dabei die Bisswunde zu desinfizieren und eine seltsame, blaue Gelsubstanz aufzutragen. Das teure Gelzeug hatte Tess noch nie gesehen, nur davon gehört. Zero beobachtete sie die ganze Zeit mit seinen Sinnen, schweigend zu ihren Füßen. Er kniete auf dem Boden und gab ein seltsames Summen von sich.
Juilin Gesichtsausdruck sprach Bände, sagte ihr, dass er als auch dieser Haskill nicht gewusst hatten, was heute abgelaufen ist und was das hier bedeutete. Haskill war hereingeplatzt und hatte heftigst auf Bo und Juilin eingeredet und sich dann langsam wieder beruhigt. Sie hatte die Diskussion nicht wirklich mitbekommen, da sie so müde war. Der Schlaf würde sie sehr schnell übermannen.
Erweitert sich mit den Kenntnissen/Erzählungen der Hauptcharaktere der Geschichte
Archive – Verwahren beispielsweise Karten, aber hineinkommen scheint an gewisse Regeln gebunden zu sein.
Augments – Elektronische oder mechanische Körperverbesserungen, die äußerlich aufgebracht sein können als auch komplette Körperteile ersetzen oder in sie integriert werden können.
Cyborg - Oft im allgemeinen Sprachgebrauch benutzte Bezeichnung für alle Cyborgs. Bezeichnet offiziell nur Cyborgs, die durch ihre zahlreichen Augments Menschen deutlich überlegen sind und immer einen Guide haben, dazu gehören Sentries, Primaries und Hybriden. Unabhängig vom Typus haben alle einen Besitzer.
Direktiven – Grundlegende Regeln, die allen Cyborgs einprogrammiert werden. Je nach Ausbildung können bestimmte Zusätze beigefügt werden. Den meisten Menschen sind diese Regeln nicht bekannt.
Dreamdust, White Moss – Drogen designt für unterschiedliche Zwecke.
EDF/ Earth Defense Forces/Erdstreitkräfte - Zusammengefasst, das gesamte Militär: Heer, Luftwaffe und Marine sowie die Spacestreitkräfte
EPI – Genetisch veränderte Menschen; Unklar was genau alles verändert werden kann, bekannt sind Ausdauer- und Stärkeverbesserung
Epidemie – Weltweit wirkender Netzvirus, der vor allem zivile Cyborgs der ersten und zweiten Generation dazu brachte, alle Menschen in ihrer Umgebung anzugreifen. Führte zum Ende der ersten Cyborgära und zu dem Verbot von direkten Netzanbindungen der Cyborgaugments.
Hunter/Black-Cats – Hunter allgemeine Bezeichnung für Roboter beliebiger Form, die hauptsächlich im Kampf eingesetzt werden. Black-Cats sind eine Sonderform in Katzenähnlicher Gestalt, die ausgesprochen schnell sind.
Infomationbroker/Infobroker – An- und Verkäufer für Informationen und Dienstleister für sicheren Datentransfer.
KI – Bezeichnet die künstliche 'Kontrollintelligenz' der Cyborgs, die die Einhaltung der Direktiven und Protokolle überwacht.
Krieg gegen die Vanath/Meteorregen – Katastrophale Ereignisse, die vor dieser Zeitlinie stattfanden. Beide Ereignisse zerstörten weite Teile der Erde, schufen aber auch neues...
Merc/Mercs – Bezeichnet Freelance-Dienstleister für alles mögliche, die auf Dauer oder kurzzeitig angeheuert werden können. Mercs die vorwiegend bewaffnet oder mit Cyborgs unterwegs sind, sind 'Mercs'/Mercenaries/Söldner im klassischen Sinne.
Metropolis – Megastädte geschützt von Energiefeldern. Rückzugsorte der Menschheit vor dem Meteorsturm und während des Krieges gegen die Vanath. Sie sind flächenmäßig sehr unterschiedlich groß und die alte Stadtstruktur ist zumeist komplett verschwunden. Sie werden in unterschiedliche Ebenen/Level entsprechend der Soziallevel unterteilt. Distrikte bezeichnet die vertikale bauliche Unterteilung der Stadt, die es erlaubt eine komplette Sicherheitsabriegelung von Teilen der Metropolis vorzunehmen um z.B. die Ausbreitung von Feuern oder ansteckenden Krankheiten zu unterbinden. Bereits erwähnte Metropolen: Paris, Berlin , CDT und eine ausgebrannte unbekannte Metropolis.
Mindtalker – Menschen mit Gedankenfertigkeiten oder Psy-Kräften.
Rebellen – Kämpfen gegen wen/was für wen? - das wird sich wohl noch zeigen.
Recon-Drone – recognition drone; fliegende oder schwebende Aufklärungsdrohne beliebiger Form und Größe.
Spinecontrol – Kontroll- und Steuerungseinheit der Cyborgs. Augmentaufsatz, der an der Wirbelsäule angebracht ist. Die Tensorensteuerung der Primaries nutzt schwache Impulse über die Spinecontrol an die Nerven der Wirbelsäule. Wird generell bei allen Cyborgs zur Ausbildung oder als Disziplinierungsmöglichkeit benutzt.
Soziallevel – Einstufung eines jeden Menschen, die abhängig ist von der Bildung, Beruf, Wohlstand und Sozialverhalten. Bestimmt den Status und erlaubt oder limitiert den Zugang zu Berufen wie auch zu bestimmten Ebenen der Metropolis.
Straßenkatzen – Etwas romantisierte Bezeichnung, die dieser Tage für Obdachlose und Tagelöhner verwendet wird.
Sublevel – Waren es einstige unterirdische Bereiche der Städte oder ganze alte Stadtteile, die einfach überbaut worden sind? Das wissen nur die Bewohner selber. Gelten als Rechtsfreier Raum.
Twins – Infobroker! – mehr würden sie nie über sich sagen! Aber sie scheinen ein eigenes Netzwerk zu besitzen und schon lange zu existieren.
UpLink – Von der Erdregierung betriebenes globales und auf Mars und Mond ausgeweitetes Netzwerk.
Zeitrechnung – Begann mit dem Überleben der Menschheit nach dem Meteorsturm wieder bei 0 aMS (after meteor storm)
Texte: S. Greendragon
Bildmaterialien: S.Greendragon
Cover: S. Greendragon
Tag der Veröffentlichung: 11.09.2017
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für Vasso, Tanja und René,
die mich auf dieser Reise begleitet haben.