Diese Geschichte war meine allererste, damals geschrieben mit meinen 14 Jahren. Am 24.09.2012 fand ich sie wieder, verbesserte sie von der Rechtschreibung her und schrieb noch mehr Details hinein. Dies war damals meine Vorstellung vom Leben nach dem Tod. Dazu sei noch gesagt, dass es zwei Versionen gab, da damals niemand wusste, dass ich mich fürs eigene Geschlecht interessiere, gab es meine Version und eine Hetero Version, wenn man diese so nennen möchte. Inzwischen bin ich stolz darauf, so zu sein, wie ich bin, daher seht ihr hier die Original Fassung meiner kleinen Geschichte. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.
Mit freundlichen Grüßen euer,
Samuel
Hallo, mein Name ist Kianu Spitz. Zu Beginn dieser Geschichte war ich 21 Jahre alt und lebte zusammen mit meinem 20 Jahre alten festen Freund Andreas Herrmann in einer Großstadt. Wir planten zu der Zeit unsere Hochzeit, da wir unseren Lebensweg gemeinsam gehen wollten. Wir besaßen einen kleinen Obst- und Gemischtwarenladen. Als André, wie ich ihn gerne mal nenne, den Laden von seiner Großmutter übernahm, stellte er mich als Aushilfe ein und auch wenn am Anfang, unsere Beziehung ziemlich holprig begann, so verliebten wir uns doch mit der Zeit ineinander. Der Laden lag gegenüber von unserem Haus, Wir hatten vom Wohnzimmer aus einen sehr guten blick darauf, da die Wohnung sich im ersten Stock befand.
Meine Geschichte begann an einem Samstag. Normalerweise kam ich schnell aus dem Bett, doch dieses Mal bekam ich nicht mal meine Augen auf. Nach einer halben Stunde war es mir, endlich gelungen aufzustehen. Als ich die Badezimmertür öffnen wollte, war diese jedoch verschlossen. André war im Badezimmer und hatte noch fast 10 Minuten gebraucht, bis er endlich herauskam. „Morgen“, murmelte ich verschlafen und bekam von ihm einen kleinen Guten Morgen Kuss. „Guten Morgen, mein Süßer.“ Seine braunen Haaren waren gegelt, so das sie leicht verstrubbelt aussahen und seine wunderschönen blauen Augen strahlten mir regelrecht entgegen.
Im Badezimmer bin ich dann in der Duschwanne ausgerutscht, dabei hatte ich mir ganz übel das Knie angeschlagen, danach hatte ich mich noch beim Rasieren geschnitten und zu guter Letzt, stoß ich mir die kleine Zehe bei der Kommode an. Der Tag fing ja schon super an.
Nun musste ich mich beeilen, zog mir also Schuhe, Schal, und einen dicken Mantel über, schnappte mir noch ein Brötchen und ging, mit noch nassen Haaren, nach draußen. Überall lag Schnee. Die Straße sah aus wie mit Puderzucker bestäubt.
'Es ist ja schon wieder der 1.Dezember.' fiel mir da ein. Als ich zu unseren Laden, gegenüber der Straße guckte, sah ich, dass Andreas die Tür zu unseren Ladens bereits aufgeschlossen hatte und diesen gerade betrat. In Eile und auf meinem Brötchen kauend, rannte ich über die Straße und vergaß dabei ganz auf den Verkehr zu achten. Vor lauter Hektik bemerkte ich nicht das rasende Auto und da passierte es! Ich wurde von dem Auto erfasst. Es gab einen Knall, ich wirbelte durch die Luft.
Als ich wieder zu mir kam, standen einige Leute, darunter Andreas, um mich herum. Langsam stand ich auf. Keine Schmerzen, seltsam?! Obwohl es mir gut ging, schauten alle immer noch auf den Boden und nahmen mich gar nicht wahr. Mein Blick wanderte nun auch auf den Boden an die stelle, wo ich lag oder besser gesagt, wo ich immer noch lag?! Tatsächlich sah ich mich selbst, wie ich da lag und eine Blutlache auf der Straße immer größer wurde. Unser Nachbar, der auch unter den Anwesenden war, hat mir Erste Hilfe geleistet doch es hatte nichts gebracht. Kurz darauf kam der Krankenwagen. Sie verfrachteten meinen Körper in den Wagen. Ich stieg auch mit ein, immer noch bemerkte mich niemand. Dann fuhr der Krankenwagen mich bzw. meinen Körper ins Krankenhaus.
Die ganze Fahrt über versuchten sie mich wiederzubeleben, ohne Erfolg. Ich musste den Gedanken akzeptieren, dass ich tot war und jetzt als Geist auf der Erde wandeln musste. Im Krankenhaus sah ich dann Andreas und gesellte mich zu ihm. Er war ganz unruhig, konnte nicht still sitzen und lief letztendlich die ganze Zeit auf und ab. Er fing an zu weinen. Natürlich versuchte ich ihn zu trösten, obwohl ich wusste, dass er mich wahrscheinlich auch nicht wahrnahm. Ich versuchte ihn zu umarmen, doch meine Arme gingen durch ihn hindurch. Dann kam mir eine Idee, ich konzentrierte mich, dachte nur daran ihn zu berühren, dann hob ich meine Hand, streichelte ihm durch seine wunderschönen blonden Haare und tatsächlich! Für einen kurzen Moment fühlte ich seine Haare durch meine Finger gleiten und Andreas schien es auch zu spüren, denn nun sah er sich verwirrt um. Nach einiger Zeit kam ein Arzt aus dem OP und überbrachte die schlechte Nachricht: „Es tut mir leid, wir konnten leider für ihren Lebensgefährten nichts mehr tun.“ Andreas zitterte am ganzen Körper, ich erkannte sofort das Er mit sehr viel Mühe versuchte seine Tränen zu unterdrücken.
„Wissen sie ob er Eltern oder Verwandte hatte?“, fragte ihn der Arzt. Andreas schluchzte und antwortet: „Das weiß ich nicht, er ist im Waisenhaus aufgewachsen.“ Nun kamen mir auch die Tränen, wenigstens konnte ich als Geist auch noch Weinen, aber das war Nebensache.
Was hatte ich eigentlich in meinem Leben erreicht? Als ich damals 18 Jahre alt war, hatte ich genug Geld gespart, um mir meine Wohnung leisten zu können. Damals arbeitete ich noch in einem Supermarkt.
Mit 19 Jahren traf ich Andreas, er war Praktikant in dem Supermarkt, und wie sich herausstellte, wollte er schon immer einen eigenen Laden eröffnen. Wir verliebten uns, zogen zusammen in eine Wohnung, dann erbte er genug Geld, damit wir uns den Tante Emma laden von gegenüber leisten konnten. Das Geschäft lief sehr gut, da es dort, wo wir wohnten, nur Supermärkte gab, in denen man keine frischen Waren her bekam, vor allem was das Obst und Gemüse betraf. Bis heute war alles einfach wundervoll, wir waren von keinem abhängig und hatten Spaß an der Arbeit. Nun brach ich auch in Tränen aus. „Mein geliebter André, wie sehr ich dich doch noch einmal, ein letztes Mal in meine Arme nehmen würde.“
Andreas verließ die Klinik und ging nach Hause. Ich folgte ihm. Was hätte ich auch sonst anderes tun können. Dort weinte er sich erst mal richtig aus. Wieder versuchte ich mich zu konzentrieren, um ihn zu streicheln, doch dieses Mal funktioniertet es nicht, so konnte ich nur tatenlos zusehen. Er organisierte meine Beerdigung, rief alle meine Freunde an und lud sie ein. Eine Woche später, ebenfalls an einem Samstag sollte sie stattfinden. Ich blieb die ganze Zeit in seiner Nähe. Er hatte in dieser Zeit, obwohl niemand da war, der ihm half, den Laden am Laufen gehalten. Als dann endlich die Beerdigung stattfand, stellte ich fest, dass alle meine Freunde gekommen waren. Als dann mein Sarg ins Grab gelassen wurde und jeder mir die letzte Ehre erwies, erschien ein Licht am Himmel.
Der Friedhof und die Leute verblassten und plötzlich war ich in einem verschneiten Wald. Durch den Schnee stapfend lief ich immer geradeaus durch den Wald, es war wie ob mich etwas führen würde, etwas Unsichtbares. Nach einer gefüllten Ewigkeit kam ich endlich in eine Stadt, dort waren die Häuser alle gleich und eintönig, aus Holz gebaut. Ich stand planlos mitten in der Stadt. Irgendwann kam dann ein Mann mit einer komischen blau-schwarzen Uniform. Er fragte mich: „Noch nicht lange hier, was?“ Natürlich hatte ich nur eine einzige Frage: „Wo bin ich hier?“ Der Mann sah mir in die Augen und antwortete: „Hm, gute Frage, eigentlich hat dieser Ort keinen richtigen Namen. Die einen nennen es 'Paradies', andere wiederum 'Himmel' oder auch 'Das Jenseits'.“
Konnte das wahr sein? War ich wirklich im Himmel?
„Weißt du was! Du bist nicht der Erste, der so verwirrt ist, ich zeige dir am besten Mal dein Haus.“
Mein Haus? Er führte mich zu einem kleinen Holzhaus am Rande der Stadt. Als ich die Tür öffnete, sah ich das Innere des Hauses, alles sah genau so aus wie in meine Wohnung bis ins kleinste Detail.
„Jetzt lass ich dich allein. Falls du noch Fragen haben solltest, lese dir am besten das große dicke Buch durch, da wird alles beantwortet.“ und bevor ich noch etwas sagen konnte, war er schon weg.
Nun stand ich hilflos da. Ich konnte es immer noch nicht glauben. Nach einiger Zeit gab ging ich ins Wohnzimmer, setzte mich auf das Sofa und fing an in dem großen, dicken Buch zu lesen.
Nach zwei Monaten hatte ich mich in der geheimnisvollen Stadt eingelebt und ganz viele neue Freunde gefunden. Alles, was man so zum Leben brauchte, ist vorhanden. Man musste hier nicht arbeiten, höchstens aus Spaß an der Freude, so kam es das Ich, wie in meinem früheren Leben einen kleinen Laden führte. Trotz allem, musste man hier etwas Essen und Trinken, tat man das nämlich nicht würde man sich hier auflösen, daher hatte ich genug Kunden, die immer wieder gerne bei mir frische waren einkauften. Soweit gefiel es mir hier ja ganz gut, doch ich vermisste meinen Andreas. Auch seine Sachen waren in meinem Haus zu finden und es schmerzte jedes Mal, denn sie rochen auch nach ihm. Von Zeit zu Zeit fiel ich immer mehr in ein großes Loch, das einzige was ich noch tat war, den Laden zu führen. Klar, es war das Paradies, man musste nicht arbeiten, aber es machte Spaß und gab mir das Gefühl nützlich zu sein. Jede Nacht dachte ich an meinen geliebten André, ob er wohl jemand anderes gefunden hatte? Wenn ja hoffte ich das Er glücklich war und sorgenfrei sein Leben weiterführen konnte.
Wie im echten Leben bekommt man hier morgens seine Zeitung, in der die Neuigkeiten drin stehen. Also alles, was so im Paradies passierte. Gelangweilt nahm ich sie, schaute eigentlich immer nur an, wer neu ins Paradies dazu kam, als mir ein Name sofort ins Auge stach. „Andreas Herrmann“. Konnte das sein? War das mein Andreas?
Einen Moment halte ich noch die Zeitung in der Hand, nur um sie dann achtlos fallen zu lassen und zur Tür zu rennen. Wenn es so war wie bei mir, sollte André bald hier sein. Tatsächlich, der gleiche Mann, der auch mich zu meinem Haus brachte, führte auch meinen geliebten Andreas. Als dieser mich erblickte, liefen ihm die Tränen aus den Augen, er kam zu mir gerannt und ich fing ihn mit einer Umarmung ab. „Du bist es! Kianu du bist es!“ schluchzte er und presste sich an mich. „Ich habe dich so vermisst.“
Ich streichelte ihm durch die Haare, es war so wundervoll ihn endlich wieder berühren zu können und seinen wundervollen Duft einzuatmen. „Ich dich auch, geliebter André, ich dich auch.“, mir kamen nun ebenfalls die Freudentränen, es war so schön ihn wieder bei mir zu haben. Nun fühlte ich mich nicht mehr so einsam, denn nun sind wir endlich wieder vereint, für immer.
Texte: Alle Rechte am Werk liegen beim Autor: Samuel Beckers
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Tag der Veröffentlichung: 25.09.2016
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