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Kapitel 1




„Lore kommst du endlich es gibt Abendbrot,“ ihr großer Bruder
brüllte sich die Seele aus dem Leib. Wo war seine kleine Schwester Lore jetzt schon wieder? Da hörte er ein fernes Kichern. „LORE!!!“
Auf einmal zog ihn etwas rückwärts hinunter und schon saß seine kleine Schwester
auf ihm. Sie war zwölf Jahre alt. Und hatte lange, braune Haare die ihm gerade im Gesicht kitzelten. „Lore, bitte es gibt jetzt Abendessen.“ „Abendessen! Was gibt es denn?“ Er hob sie hoch und trug sie zum großen Haupthaus. Als er sie davor absetzte, lief das Mädchen in den großen Saal und ging zu ihrem Platz am Tisch. Die ganze Familie saß schon an ihren Plätzen, als es plötzlich klopfte. Ihr Vater schaute auf und bat die Leute herein: „Herein, wer ist denn da?“ Die Tür ging auf und drei Männer traten ein. Sie hatten schwarze Umhänge, die bis auf den Boden reichten an. Der Anführer zog sich seine Kapuze aus und darunter kam ein junger Mann zum Vorschein, er war vielleicht zwanzig Jahre alt: „Guten Tag, werte Leute. Wir kommen von den Lissen. Soweit Sie wissen müssten sind wir der einzigste Widerstand gegen Atari. Können wir uns zu ihnen setzen, es geht u m ihre Tochter Lore.“ „Natürlich, setzt euch nur zu uns. Wir wollten gerade zu Abend essen,“ Lores Mutter erhob sich um den Männern Besteck zu holen. „Wir haben einen weiten Weg hinter uns, ich hoffe es ist ihnen recht wenn wir uns hier ein bisschen erholen dürfen. Wir hätten auch vier Pferde, die wir hier gerne austauschen würden. Wäre es ihnen denn recht?“, der Mann schien der einzigste zu sein der von den dreien sprach. Lore gefiel dieser Mann, er schien ein ausgebildeter Krieger zu sein. Er sah wirklich nett aus, aber was wollten sie von ihr?
„Wir sind hier, weil wir glauben, dass Lore die Auserwählte ist, die uns von dem Tyrannen Atari befreien soll. Deshalb sind wir hier um sie abzuholen und sie sicher zu den Rebellen zubringen. Dürfen wir sie mitnehmen?“, der Mann setzte kurz ab um einen Schluck Bier zu trinken dann sprach er weiter: „Ich heiße übrigens Falanir und das sind Keltor und Horol. Wir reiten morgen zu den Rebellen, aber jetzt schlafen wir erst mal eine Runde.“ „Lore, die Auserwählte? Soll ich ihnen das glauben? Woher wissen Sie das?“, sprach Tristan. Zum ersten Mal sprach Keltor: „Unsere Seherin die große Mjana hat sie gesehen. Sie hatte bis jetzt immer recht.“ „Wenn wir dadurch von Atari befreit werden und endlich wieder in Frieden leben können, dann will ich ihnen meine Tochter Lore geben. Sie müssen mir jedoch einen Schwur leisten, dass es ihr gut gehen wird und das sie genug zu essen bekommt,“ ihr Vater trocknete sich während er sprach eine Träne ab. Falanir wandte sich an Lore: „Willst du mit uns kommen. Jetzt hängt es allein von dir ab. Überlege es dir, doch morgen will ich eine Antwort haben.“

Kapitel 2



Am nächsten Morgen wachte Lore beim klirren von Metall auf. Wie es aussah trainierten Falanir, Keltor und Horol schon. Sie stand auf und schlüpfte in ihr Wams, ihre Lederhose und ihre Stiefel. Was Falanir gestern gesagt hatte warf ihr immer noch Rätsel auf. „Lore, kommst du die Herren wollen bald abreisen und sich jetzt deine Entscheidung anhören,“ ihr großer Bruder Tristan, der sieben Jahre älter war als sie, rief sie. „Ja, ich komme.“
Als Lore unten angekommen war sah sie schon die Männer, die sie jetzt
erwartungsvoll anschauten. „Und hast du dich entschieden?“ „Ja, ich habe mir alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen und mich entschieden. Es gab Punkte die gegen euch und dafür für meine Familie gesprochen haben. Aber letztendlich habe ich
mich für euch entschieden, ich werde mitkommen.“ Ihre Mutter begann zu Weinen, während Tristan ihr Pferd Mog holte. Dann wandte er sich an Falanir: „Ich hätte eine bitte. Wenn meine kleine Schwester mit ihnen kommt, dann will ich euch ebenfalls begleiten. Ich kann auch gut mit der Klinge umgehen.“ „In Ordnung. Wir können jeden Mann gebrauchen. Aber jetzt beeilt
euch, sonst können wir ein Lager aufschlagen ehe wir überhaupt los geritten sind.“ Endlich saßen alle auf und gaben den Pferden die Sporen.
Auf einmal stoppte Horol und lauschte angespannt in den naheliegend Wald. Dann warfen er und Falanir sich einen Blick zu. Sie saßen ab und zogen ihre Schwerter. Mit einer Geste machte Keltor Lore und Tristan zu verstehen, dass sie auf ihren Pferden sitzen bleiben und sich sich still verhalten sollten. Jetzt schlichen sie sich leise an einen großen Felsbrocken heran und nahmen dort ihre Stellung ein und auf einmal waren sie da! Ritter des Nordens! Soweit Lore wusste waren sie Atari treu ergeben. Es waren ungefähr ein dutzend. Sie waren in Überzahl. Doch Falanir, Keltor und Horols Geschicklichkeit im Umgang mit dem Schwert waren sie nicht gewachsen und schon nach kurzer Zeit lagen sie alle tot am Boden.
Doch Horol war verletzt worden. In seiner Schulter steckte ein Dolch und er lag bewusstlos am Boden: „Eigentlich hebt in eine so kleine Verletzung nicht gleich von den Beinen. Irgendetwas stimmt hier nicht“, sprach Keltor. Er nahm den Dolch und zog in heraus. Vom Dolch tropfte schwarzes Blut. „Der Dolch war in Gift getaucht und wenn ich mich nicht irre, in Voluos. Das ist eine sehr gefährliche Beere. Sie zersetzt die Nervenbahnen und führt so zu einem langsamen und schmerzvollem Tod. Dieses Schicksal würde ich nicht mal meinem schlimmsten Feind wünschen. Wenn wir uns beeilen können wir ihn noch retten und jetzt los auf die Pferde. Lore, du bist am leichtesten. Kannst du Horol vor dich nehmen?“ Lore nickte und schon lag Horol vor ihr auf Mog. Sie ritten die ganze Nacht durch. Horols Gesicht war in dessen grau geworden. Eine Nebenwirkung des Gifts vermutete Lore.
Nach einem weiteren Tag erreichten sie ein großes Tal. Es lag im Schatten der Berge und von Außerhalb konnte man es nicht sehen. Überall blühte und regte es sich. „Dieses Tal wurde noch nicht von Atari entdeckt. Doch wenn es je entdeckt wird, würde er hier auch seine Lager errichten und alles Leben vernichten. Aber jetzt kommt. Es ist nicht mehr weit.“ Schon ritten sie weiter. Lore die so lange Ritte nicht gewöhnt war schmerzten schon alle Glieder. Besonders ihr Po tat weh, doch die Aussicht das sie bald da waren linderte die Schmerzen ein wenig.
Auf einmal bedeckte ein großer Schatten das Tal. Über ihnen flog ein Drache! Ein echter Drache! „Na ja, Not macht erfinderisch. Wir haben einen Pakt mit den weisen Drachen gemacht, denn auch sie wollen Atari nicht an der Macht. Leider hat Atari sich die schwarzen Drachen untertan gemacht.“

Kapitel 3



Sie hatten in der Zeit in der Falanir geredet hatte einen Torbogen durchquert, bei dem Lore sich sicher gewesen war, dass er vorher noch nicht da war. Aber egal. Als sie sich noch einmal umblickte, sah sie das Tal nicht mehr. Stattdessen war dort jetzt blanker Fels. Vor sich sahen sie eine große Stadt. Überall liefen Krieger in vollem Aufzug
herum. Doch als sie Lore sahen verbeugten sie sich. Lore blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Als sie wieder in der Wirklichkeit angekommen war, bemerkte sie wie Horol ihrem Pferd gehoben und weg getragen wurde. Er sah noch schlimmer aus als zuvor doch Falanir schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln:„Hier ist unser Hauptsitz. Auch der König wohnt hier. Siehst du die Löcher in den Wänden? Dort leben und
schlafen die Drachen. Das große Haus mit der goldenen Spitze ist der Ratssaal. Dort werden alle Entscheidungen getroffen. Und das große lange Haus mit dem Sandplatz ist das Soldatenlager. Hier schlafen und essen die Soldaten. Tristan, die Sandplätze sind zum Üben da. Du kannst schon mal hinübergehe und dich einweisen lassen. Der Offizier wird dir dann alles erklären. Und nun zu dir Lore. Ich bin jetzt nicht mehr für dich verantwortlich. Siehst du den Mann im schwarzen Umhang? Er wird dich zu Prinz Terion führen. Er ist der einzigste Sohn von König Mantres und somit der Erbe. Er hilft seinem Vater wo er nur kann und Mantres ist gerade in einer wichtigen Sitzung, denn ein Spion hat uns berichtet, dass Atari eine Streitmacht zusammen stellt. Wahrscheinlich um uns zu vernichten. Dazu wirst du aber später mehr erfahren. Ich gehe jetzt zu Keltor, wir wollen nach Horol schauen. Möge die weiße Göttin über dich wachen Lore.“
Der Mann in schwarz war nun näher getreten und bedeutete Lore mit einem Kopfnicken ihr zu folgen. Sie kamen an einem großen Stall vorbei und an einer Markthalle. Nun gingen sie auf das Gebäude neben dem Ratssaal zu. Es war noch größer und prächtiger. Lore vermutete das hier die Königsfamilie wohnte. Sie traten durch reich verzierte Türen in den Palast ein. Von hier an führten Dienerinnen sie weiter. Sie erreichten einen langen Flur. Viele Türen zeigten von den Seiten ab. Kleine Messingschildchen verrieten was sich hinter den Türen befand. Ein junges Dienstmädchen, vielleicht ein Jahr älter als Lore, führte sie herum: „Also das ist die Bibliothek. Hier findest du alles was du wissen möchtest, aber Achtung, ein paar Bücher sind mit Flüchen belegt und der Bibliothekar ist auch nicht der Netteste. Aber weiter. Hier wirst du schlafen. Unten ist der Speisesaal an ihm bist du schon vorbeigelaufen. Es ist der Raum mit den großen Schwingtüren. Der König und der Prinz schlafen im vierten Stock. Wir sind im zweiten Stock. Hier schlafen auch die Ratsangehörigen und andere wichtige Personen. Im dritten Stock sind die Studier- und Arbeitsräume. Du wirst wahrscheinlich bald in den vierten Stock umziehen, wenn sich heraus gestellt hat, dass du die Eine bist. Aber jetzt muss ich weg. Erhole dich erst mal. Klingelst du, bin ich da. In einer guten Stunde holt dich dann der Diener vom Prinzen ab. Bis zum Abendessen.“ Und schon war sie weg. Lore ging auf ihr Zimmer zu und öffnete die Tür. Als sie den Raum erblickte, wäre sie fast in Ohnmacht gefallen. Ein riesiges Himmelbett mit weinroten Vorhängen lud sie ein sich auszuruhen. Doch Lore war zu aufgeregt um ihrer Müdigkeit Gehör zu verschaffen. Sie ging zu den großen Fenstern und blickte hinaus. Ein Feuer knisterte im Kamin. Auch hatte man ihr frische Kleider hingelegt. Ein schönes rotes Samtkleid mit goldener Bordüre und Schleifen. Schwerenherzens legte sie ihre Kleidung ab. Sie würde fragen müssen, ob man ihr eine Hose geben könnte. Sie war noch nie der Kleidertyp gewesen und würde es auch jetzt nicht sein. Da fiel ihr die Klingel ein und sie rief nach dem Mädchen. Es kam Sofort angerannt und hörte sich ihre Bitte an: „Ich werde schon dafür sorgen, aber jetzt solltest du erst mal ein Bad nehmen. Da drüben ist das Badezimmer. Ich heiße übrigens Fanny.“

Kapitel 4




Das lauwarme Wasser umspielte sanft ihren Körper. Langsam gewann die Müdigkeit die Oberhand und sie schlummerte ein.
Lore schreckte von einem Klopfen hoch. Das Wasser war in der Zwischenzeit kalt geworden. Sie war wohl eingeschlafen. Sie sprang aus dem Becken und schlang sich ein Tuch um den Körper. Dann öffnete sie die Tür. Es war Fanny. „Oh, ich hoffe ich habe
dich nicht gestört. Aber hier ist die Hose und falls sie mal schmutzig wird, noch eine zweite.“ „Ach, Fanny das ist nett von dir. Ich habe aber noch eine Frage. Wie viel Zeit habe ich denn noch?“ „Mm, ich glaube … oh, nicht mehr viel. Wenn du willst, kann ich dir mit den Haaren helfen.“ „Mit meinen Haaren? Sie sehen doch ganz in Ordnung aus.“ „Na ja, du bist jetzt hier am Hof und deine Haare sind wirklich ähm, nun ja.“ Lore griff nach einem Spiegel und betrachtete ihre Haare eingehend. Sie sahen etwas verknotet und wirr aus und wenn sie sich die Haare von Fanny dagegen anguckte, sah die wie eine Prinzessin.
Nach einer Weile hatte Fanny ihre Haare entknotet und gekämmt. Nun machte sie sich ans frisieren. Sie flocht die Haare ein und Lore musste wirklich sagen, es sah schön an ihr aus. Dann klopfte es auch schon und ein älterer Mann stand an der Tür: „Ich bin hier um Lore abzuholen“, er plauderte etwas mit Fanny, dann wandte er sich wieder Lore zu,“Aber jetzt komm Lore. Wir wollen den Prinzen schließlich nicht warten lassen, oder?“ Er führte sie eine große Treppe hoch und Lore erinnerte such was Fanny gesagt hatte: Die Studier- und Arbeitszimmer sind im dritten Stock. Im vierten schläft die Königsfamilie. Aber sie blieben im dritten Stock. Der Mann klopfte an eine Tür, an der stand: Arbeitszimmer des Prinzen Terion, einzigster Sohn von König Mantres, somit Erbe
Der Mann klopfte an und ohne auf eine Antwort zu warten trat er ein. Der Prinz saß auf einem Stuhl hinter seinem Tisch. Er hatte braune Haare, die ihm bis auf die Schultern fielen, grüne Augen und einen großen Körperbau. Aber alles in allem war er vielleicht vier Jahre älter als Lore.
„Seid gegrüßt Lore, ich freue mich ihre Bekanntschaft zu machen.“ Es war so gekünstelt und Lore konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen: „Erstens, können sie ruhig du zu mir sagen und zweitens könnten sie aufhören so geeegee, halt so zu sprechen.“ „Erstens, kannst du auch du zu mir sagen und zweitens tut mir leid, dass ich so spreche. Es wird von einem Prinzen erwartet, dass er sich so verhält. Aber wir weichen gerade vom Thema ab. Darcon lass uns bitte allein“, und zu Lore gewannt fuhr er fort, “Setzt dich doch. Du bist also das Kind des Friedens. Du siehst nicht aus wie es.“ „Du siehst auch nicht wie ein Prinz aus.“ Beide lachten. „Ich werde jetzt Mjana Rufen lassen Lore. Sie wird dich erkennen. Und wenn du willst schaut sie dir bestimmt nochmal in deine Zukunft.“ Er nahm ein Glöckchen und klingelte, schon erschien Darcon: „Was kann ich für sie tun, mein Prinz?“ „Könntest du bitte Mjana holen?“ Und schon war Darcon weg. Wenig später kam er mit einer alten Frau zurück. Sie traten ein und Mjana kam zu Lore: „Ich sehe DICH! DU BIST DIE AUSERWÄHLTE!“, schrie sie als sie Lore an der Stirn berührte, selbst der Prinz, den nichts aus der Ruhe zu bringen schien, zuckte zusammen. „Ähem, könntest du mir noch in die Zukunft schauen?“, fragte Lore. Geistesabwesend packte Mjana ein Fläschchen und tröpfelte sich einen Tropfen in den Mund. Auf einmal quollen ihre Augen aus den Höhlen und eine männliche Stimme begann aus ihrem Mund zu sprechen: „Ich sehe, dass du es nicht leicht haben wirst. Doch du kannst es schaffen wenn du auf dich und auf den Einen vertraust. Mehr sehe ich nicht“, mit weiblicher Stimme fuhr sie fort,“Mehr sieht mein Geist nicht. Ich werde euch jetzt verlassen. Doch Lore finde den Einen.“ Lore schaute sie verständnislos an „Irgendwann wirst du es verstehen, Schätzchen.“ dann entschwand Mjana. „Was hat sie gemeint als sie sagte, mein Geist hat mich verlassen?“ „Das hat Mjana mir mal erklärt, Lore. Eine Seherin ruft für jede Frage einen Geist ab, soweit ich weiß, ist der Geist der Zukunft männlich und heißt Jaggaka ka` lo´opei, oder so ähnlich.“ „Kann ich jetzt gehen?“ „Natürlich, Lore. Aber vergiss nicht, bald gibt es Essen und vielleicht solltest du ein Kleid anziehen. Denn es wird ein Bankett,mit allen wichtigen Personen.“ „Wird mein Bruder Tristan auch dabei sein? Er ist zu den Soldaten gegangen.“ Mmmh, ich werde dafür sorgen und jetzt geh.“

Kapitel 5



Das Bankett verlief genauso wie Lore es sich vorgestellt hatte. Total langweilig. Sie wurde allen Leuten vorgestellt und musste viele, viele Hände schütteln. Der einzigeste Trost war Tristan, der ihr erzählte, was er schon erlebt hatte. Er war in der Armee eingewiesen worden und man hatte ihm alles gezeigt. Ein Junge namens Jamel teilte sich mit ihm ein Zimmer. Er sei ganz in Ordnung hatte Tristan behauptet.

Und jetzt wo sie in ihrem Zimmer saß bezweifelte sie Tristans Aussage. Er hatte sich nicht so fröhlich wie sonst angehört, als sie noch auf dem Hof gelebt hatten war er immer glücklich gewesen. Ach, der Hof, ihre Eltern. Langsam bereute Lore es, mit gegangen zu sein. Sie vermisste ihre Eltern so schrecklich und auch wollte sie jetzt lieber bei Dante, der bösen Küchenchefin, sein als hier. Hier im Nirwana. Hier im nirgendwo. Bei verrückten Leuten, die dachten, dass sie die Eine wäre. Vielleicht sollte sie sich mal hinlegen.

Am nächsten Morgen wurde sie von Fanny geweckt: „Aufwachen Lore. Die Sonne ist schon aufgegangen und wir haben heute viel vor. Ich habe eine Liste gemacht. Hier.“ Fanny gab sie Lore:

- Frühstück
- Vorstellung Volk
- Training Schwertkampf
- Mittagsessen
- Training Bogen
- Training Pferd
- Abendessen
- Umzug in 4. Stock
- Freizeit

„Wenn du alles ganz gut meisterst dann stellen wir dich morgen den Drachen vor und ein Drache wird dich auserwählen. Aber jetzt beeile dich, wir müssen los!“
Nach dem Frühstück wurde Lore auf einen Balkon geführt und dem Volk präsentiert. Zum Glück musste sie aber nichts sagen. Denn das hätte sie vor der tosenden Menge nicht geschafft.
Dann ging es zum Schwertkampf und Lore wurde Falanir vorgestellt. Der Diener wusste wohl nicht das sie sich schon kannten und begann mit der üblichen Vorstellung. Während Lore und Falanir sich mit einem Handschlag begrüßten: „wie geht es Horol, Falanir? Ich hoffe es geht ihm gut!“ „Ja, die Ärzte konnten ihn retten. Zum Glück, aber jetzt wollen wir anfangen. Was kannst du denn schon?“ „Ich kann sehr gut fechten,“ sagte Lore stolz. „Dann lass mal schauen was du drauf hast und vielleicht können wir dann gleich weiter mit dem Bogen machen. Sie nahmen Stellung ein und begannen sich zu duellieren. Natürlich gewann Falanir, aber er lobte Lore: „Das war schon gut. Aber wie ich immer sage, es gibt immer etwas zu Verbessern. Und jetzt komm zu den Schießständen.“
Sie gingen über den Marktplatz, vorbei an Leuten die ihre Ware anpriesen. Auch waren ein paar Hellseher da, doch Lore bezweifelte, dass sie einen guten Umsatz machten. Da schließlich Mjana hier lebte und sie für ihre Fähigkeiten weit bekannt war. Lore hatte auch schon mal gehört, das Mjana von Atari entführt werden solle, wegen ihrer Begabung, doch die Späher hatten sie nicht erwischt.
„Also, das sind die Bogenübungsplätze. Ich habe dir einen Probebogen ausgesucht. Aber wenn du dich gut anstellst kriegst du natürlichen einen richtig guten Bogen. Mal schauen was du kannst, Lore. Hast du jemals einen Bogen gehalten?“ „Nein.“
Sie übten und übten, doch Lore wollte dies nicht gelingen.
Erschöpft und enttäuscht setzte sie sich auf den Boden und fragte: „Falanir, müssen wir mit dem Pferd weitermachen? Ich bin so müde. Und übrigens kann ich schon mit dem Pferd reiten und gleichzeitig fechten.“ „Mmmh, wenn du meinst. Aber dann können wir den Drachen erst nach dem Pferdetraining besuchen. In Ordnung?“ „Ja, die Drachen. Die hatte ich ja ganz vergessen. Wie sind die Drachen denn so? Können wir nicht jetzt zu den Drachen gehen. Ich kann es nicht mehr aushalten! Ich MUSS JETZT zu den Drachen!“ „Da muss ich dich leider enttäuschen. Du wirst deine Ungeduld schon zu zügeln wissen. Und übrigens wollen wir doch davor Pferdetraining machen.“ „Och, nö. Muss das sein?“ „Ja, es muss und du müsstest ja nicht warten, wenn du jetzt das Training machen würdest. Was ist jetzt?“ „Na gut.“

Kapitel 6



Erschöpft, aber zufrieden, legte Lore sich in ihr Bett. Der Tag war wirklich anstrengend. Was der nächste Tag wohl bringen würde?
Mit diesem Gedanken schlief sie ein.

Dieses mal wachte Lore von ganz alleine auf. Sie ging ins Badezimmer und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und legte ihre Kleidung an. Ihr Wams und natürlich die Hose. Gleich würde sie einen echten Drachen ganz aus der Nähe sehen. Wie es wohl werden würde?

Falanir holte sie ab. Er klopfte und begrüßte sie: „Sei gegrüßt Lore, schon aufgeregt? Ich war auch sehr aufgeregt. Mein Drache ist ein Weibchen und heißt Aischa. Aber jetzt komm, Drachen lassen sich nicht gerne warten. Wir müssen zu den Felshöhlen hoch. Ein schmaler Pfad führt hoch. Ich darf nicht bei der Auswahl Zeremonie dabei sein. Aber Mjana wird dabei sein.“
Sie gingen schnelles Schrittes durch die Gänge und dann durch die Stadt. Wie es aussah, hatte die Drachenauswahl schon die Runde gemacht. Dieser Tag, wo ein junger Soldat zum Krieger des Königs wurde war etwas ganz besonderes. Überall standen schon die Feier Tische. Bier wurde jetzt schon fleißig von jungen Soldaten gezapft. Sie gingen durch eine Felsöffnung in keinen hell erleuchteten Gang. Der Gang ging immer höher in den Berg hinein. Langsam konnte man einen strengen Duft war nehmen. Es war eine Mischung aus verbranntem Holz, Kuhmist, Feuerstein und etwas undefinierbarem. Lore schnupperte, wahrscheinlich hatte Falanir es bemerkt. Auf jeden Fall sagte er: „So riechen Drachen. Als ich zu meiner Auswahl gekommen bin, fand ich diesen Geruch schrecklich. Ich erinnere mich als wäre es heute. Ich habe damals meinem Lehrmeister gesagt: Hier stinkst so. Weißt du wo her dieser Gestank kommt? Und er Hat geantwortet: Das sind die Drachen, also wenn du nicht willst, dann musst du dich an keinen Drachen binden.“ Lore musste auflachen, aber sie verstummte augenblicklich als sie Mjana an einer Felsöffnung stehen sah. „Guten morgen, du frohes Kind. Ich hoffe Falanir hat dir keine dummen Gedanken eingeflößt. Komm setzt dich zu mir. Ich will dir nämlich erst mal etwas über Drachen erzählen: Drachen sind sehr erhabene Tiere. Du musst sie mit viel Respekt behandeln. Der Drache der dich ausgewählt hat, wird auf dich geprägt, das bedeutet, dass ihr euch Unterhalten könnt. Er wird mit dir reden. Du wirst die Einzige sein, die ihn verstehen wird. Für die Anderen wird sich seine Sprache wie ein Knurren anhören. Deine Stimme wird aber jeder weiterhin verstehen. Also sei vorsichtig, wenn du mit ihm geheime Pläne besprichst.“ Für Lore hörte sich der letzte Satz von Mjana reichlich komisch an, geheime Pläne. Doch sie schien dies ernst zu meinen. Nun stand sie auf und führte Lore durch einen weiteren Gang in eine große Halle. Hier lagen ungefähr ein dutzend Drachen auf dem Boden. Lore stieg wieder dieser Geruch in die Nase, dann fragte sie Mjana: „ Aber wie wollen wir wissen, welcher Drache mich ausgesucht hat?“ „Erstens, werdet ihr beide von Mondgöttin File`name`
mit blauem Licht eingehüllt. Und zweitens, kann ich mit allen Drachen reden.“ „A ja.“ Lore lief nach Anweisung an den Drachen vorbei. Die meisten Drachen schienen sie noch nicht ein mal bemerkt haben. Aber ein Drache hob den Kopf und schaute sie aus grünen Augen an. Lore hatte das Gefühl ihm direkt in die Seele zu blicken können und auf einmal wusste sie, er war der Richtige. Würde er es auch empfinden? Er gab ein Knurren von sich und erhob sich, dann ging auf Lore zu und gab ihr einen Stirnhauch. Ihre Haut prickelte an dieser Stelle. Sie schaute auf den blanken Steinboden und erkannt undeutlich ihr Gesicht. An der Stirn, hatte sie einen halbmondförmigen Abdruck. Und in diesem Moment wurde sie von blauem Licht umstrahlt. Das Licht verband sich mit dem Licht des Drachens. Und in diesem Augenblick, spürte sie einen Rausch von Gefühlen auf sich einprasseln. Nun wusste wie der Drache hieß und wer er war. Sie hatte das Gefühl, sie würde in schon seit Jahren kennen. Sie ging auf ihn zu und legte ihm ihre Hand auf die Stirn, dann sprach sie: „MYRON.“ Der Drache schaute sie an und sprach: „LORE.“

Dann stieg sie auf ihn und er flog durch ein Schlafloch nach draußen. Unter ihr stand das Volk und feierte. Auf dem Balkon hielt der König gerade eine Rede. Sie konnte verschwommen Satzteile verstehen: „Nun... werden... Atari...Lore.“ Aber ihr war egal was er sagte. Es zählte nur dieser Augenblick. Sie ließ sich den Wind durch die Haare wehen und schloss die Augen. Das Gefühl war einfach herrlich. In diesem Moment waren alle ihre Sorgen wie weggeblasen. Sie genoss ihn einfach. Und auch Myron, schien glücklich zu sein, denn sie konnte ein leise Brummen vernehmen. Jetzt steuerte Myron auf einen kleinen Punkt am Himmel. Der Punkt wurde zu einem Klecks und dann zu einem Drachen. Auf dem Drachen saß...: „Falanir! Du auch hier oben? Ist das Mischa?“ „Oh, Lore! Ist das dein Drache? Und ja, dies ist Mischa. Wie findest du es hier oben?“ „Herrlich! Ich will nicht mehr runter, glaube ich!“ „Das ist schön, aber wir müssen jetzt runter! Das Fest fängt gleich an. Heute wurden noch drei andere Jungen zu Kriegern gemacht. Du wirst mit ihnen zusammen arbeiten. Ihr werdet eine Gruppe bilden. Keltor, Horol und ich sind auch so einen Gruppe.“ Auf dem Weg nach unten löcherte Lore Falanir mit Fragen, doch der winkte ab und meinte, das sie es alles gleich erfahren würde. Sie landeten auf einem Sandplatz und ließen die Drachen wieder in die Höhlen fliegen. Dann eilten sie zum Marktplatz, wo das Fest stattfand. Sie wurde schon ungeduldig von ihren Freunden erwartet.
Alle wünschten ihr viel Glück im Kampf, was Lore etwas kitschig fand, aber nun ja. Sie schaute zu einem Tisch. An ihm saß ihr Bruder und redete mit anderen Soldaten. Wie es aussah hatte er sich gut eingelebt. Nun stand er auf und kam zu ihr herüber. Als er vor ihr stand sagte er: „Ich freue mich für dich, Lore. Leider kriege ich meinen Drachen erst ihn einem Jahr, aber du musst mir alles ganz genau erzählen. Wie wäre es wenn du morgen zu den Pferdeställen kommst und dann können du, Mog und ich einen kleinen Ausflug machen. Ich habe einen sehr schönen Ort entdeckt. Abgemacht?“ „Abgemacht,“ sagte Lore freudestrahlend.
Dann ging sie mit Keltor, Horol, Falanir, Fanny und Terion zu einem freiem Tisch und feierte. Um Mitternacht, sollten die drei Krieger einander vorgestellt werden. Deshalb ging Lore zur Bühne. Auf ihr warteten schon zwei junge Männer, etwa fünf Jahre älter als sie selbst, und redeten miteinander.
Lore ging auf sie zu und stellte sich vor: „Hallo, mein Name ist Lore, ähem ja.“ Der Eine Mann trat vor und stellte sich und die anderen vor: „Ich bin Koliot und das ist Mason. Wir sind also jetzt ein Team.“ Sagte er und schaute sie missbilligend an. Auch Mason schien nicht sehr begeistert über das dritte Mitglied zu sein. „Morgen müssen wir trainieren. Unsere Zusammenarbeit mit dem Drachen zu stärken. Also alle morgen bei den Reitplätzen.“ „Ähhh, morgen kann ich nicht. Aber wie wäre es, wenn wir mit meinem Bruder einen Ausflug machen. Er hat einen sehr schönen Ort entdeckt. Also was ist?“ „Na ja, trainieren können wir auch ein andermal. In Ordnung.“ „Gut, dann bis morgen.“ Während Lore und Koliot geredet hatten, waren sie dem Volk vorgestellt worden.
Spät in der Nacht ging Lore in hoch in den vierten Stock und hörte Geräusche. Sie lauschte angestrengt in die Dunkelheit. Da war es wieder. Ein rhythmisches Klopfen, so als würde jemand durch die Gänge eilen. Aber zu dieser Uhrzeit? Alle Bediensteten waren schon kurz nach Mitternacht schlafen gegangen und die Königsfamilie auch nicht viel später. Sie ging weiter, hoch in den vierten Stock und da war es wieder. Es war lauter geworden. Lore folgte dem Geräusch. Nun war sie ihm Königsflur. Da sah sie es, ein gedrungenes Wesen huschte, nein, es sprang, auf die Königstür zu. Nun sah Lore wie es ein Schwert zuckte und langsam die Tür öffnete. Das ihr zu viel. Sie zog ebenfalls ihr Schwert und tippte den Angreifer an, der erschrak und drehte sich um. Er hatte eine Maske auf und einen Dolch in der Hand, der sich jetzt auf ihren Hals zu bewegte. Im letzten Moment hob sie ihr Schwert und werte den Angriff ab. Das laute Klirren weckte den Prinz auf. Er kam aus seinem Zimmer geeilt und nahm Lore den Angreifer ab. Dann schlug er ihm den Dolch aus der Hand und hielt dem Fremden sein Schwert an den Hals.

Kapitel 7



„Ich wiederhole es ein letztes Mal, wer bist du und was wolltest?“ Der Fremde schwieg. Langsam wurde der König wütend, denn seine Stimme wurde immer wütender. „Wenn du uns nicht freiwillig antworten willst, dann werde ich dich wohl dazu zwingen müssen.“ Der König griff in ein Bord hinter sich und holte eine Flasche heraus. In ihr schwappte grüne Flüssigkeit hin und her. Der König befahl seinem Sohn den Mund zu öffnen, dann träufelte er dem Mann einen Tropfen in den Mund.
Die Augen des Mannes quollen aus den Höhlen und er gab ein gequältes Stöhnen von sich. „Wahrheitstrank“, sagte Terion zu ihr. „Was ist das?“ „Man muss mit ihm die Wahrheit sagen. Egal, wie man versucht es zu verhindern.“ „Also, was wolltest du vor meinem Schlafgemahl? Was war dein Auftrag? Und wer war dein Auftraggeber? Na los, raus mit der Sprache!“ „M-mein Auftraggeber kenne ich nicht. Aber ich sollte dich töten.“ „Von wem hattest du dann deinen Auftrag?“ „Von einem Mann mit Kapuze. Ich war gerade in meiner Lieblingsschenke, da kam dieser Mann zu mir und fragte ob ich ein wenig Geld bräuchte. Ich habe natürlich ja gesagt und dann hat er mir einen Geldbeutel gegeben und einen Karte, auf ihr war dieser Ort hier verzeichnet. Ich habe mir natürlich gleich gedacht, dass ich einfach das Geld nehme und verschwinde, aber ich kriegte den Beutel nicht auf. Es liegt wahrscheinlich irgendein Zauber auf ihm.“ „Danke, für deine Informationen, aber wir können dich leider nicht gehen lassen. Wachen, nehmt ihn mit.“

„Sie wissen wo wir sind“, fing der König mit seiner Besprechung an. Nachdem sie den Mann verhört hatten, hatte er unverzüglich den Rat zusammen gerufen. Sie überlegten nun, warum Atari wusste, wo sie waren und was zu tun war. Da hatte Lore eine Idee: „Wie wäre es, wenn wir das tun würden, was er am wenigsten erwartet. Er denkt wahrscheinlich, dass wir eine Armee zusammen stellen werden und ihn angreifen. Doch wie wäre es wenn wir fliehen würden und uns ein anderes Versteck aussuchen würden?“ „Aber überall draußen sind Späher“, hob ein Ratsmitglied an. „Ja, das stimmt, aber warum nehmen wir nicht die Unterirdischen Gänge. Als ich Terion mal danach gefragt habe, sagte er sie führen in einen Weltabschnitt, der noch nicht von Atari entdeckt und verwüstet wurde. Da können wir uns dann erst mal zurückziehen. Was haltet ihr davon?“ „Lore, das ist eine wirklich gute Idee“, lobte sie der König.
Noch bis zum nächsten morgen wurde diskutiert. Und am Ende stand fest, sie würden alle Sachen zusammenpacken, auf Ochsen -und Pferdekarren laden und durch die Gänge abhauen.Boten hatten schon Soldaten und Volk informiert und bald hatten sie alles beisammen, selbst die Bibliothek wurde von vier Karren gezogen und auch die Drachen hatten Bündel auf die Rücken geschnallt. Häuser würde es dort zwar nicht mehr geben, aber sie hatten Zelte.

Kapitel 8



„Hau ruck! Und schieben! Los!“ Ein paar Soldaten schoben die Steine vor den Gängen weg. Endlich hatten sie es geschafft. Nun stob das Volk in die Tunnel, die hoch genug für die Drachen waren und so breit das vier Ochsenkarren bequem nebeneinander fahren konnten. Lore ritt in der Mitte des Zuges, neben Mason und Koliot. Sie unterhielten sich angeregt über Atari und wie man in beseitigen könnte, als auf einmal der Zug vor ihnen ins Stocken geriet. Von weiter vorne waren Schreie zuhören. Dann hörten sie das Klirren der Schwerter. Lore und ihre Partner ritten nach vorne und versuchten im wilden Kampfgetümmel ihre Gegner auszumachen. Und da sahen sie sie.
Große haarige Spinnen, bestimmt ein dutzend griffen von oben an.
Sofort stürmten Lore, Mason und Koliot den anderen zu Hilfe und zusammen besiegten sie die Monster.
Sie packten die toten Körper und zerrten sie aus dem Weg, damit die Karren weiterfahren konnten.
Stunden vergingen, in denen Lore auf Mog schweigend ritt und ganz ihren Gedanken nachhing. Doch sie wurde jäh aus ihnen gerissen als Mason ihr auf die Schulter klopfte: „Komm, lass uns nach vorne reiten. Terion hat eben verkündet, dass wir gleich die Tunnel verlassen und wieder Licht sehen. Schirm dir am besten die Augen ab. Das Licht könnte verdammt hell werden.“

Und das wurde es auch. Lore hatte das Gefühl ihr Kopf wurde bersten, von den hellen Strahlen die ihr die Augen wehtun ließen. „Ohh, bei der Ehre der Mondgöttin, warum muss das so hell sein?“
Falanir, Keltor und Horol kamen lachend zu ihr herüber, sie waren an der Spitze des Zuges geritten und hatten sich an das Lichtverhältnis gewöhnt. „Na, Lore, warum fluchen wir den auf die Mondgöttin? Tut man das?“ Erst jetzt wurde Lore bewusst das sie sie ausgelacht hatten. „Haut ab“, grummelte sie. Sie hatte unverkennbar schlechte Laune.
Doch die besserte sich, als sie den idealen Lagerplatz gefunden hatten.

Spät am Abend rief der König sie zu einer Sitzung ein: „Gut, nun sind wir alle versammelt. Der Grund unseres Zusammenkommens liegt wohl auf der Hand, ich möchte mit euch klären wie es jetzt weitergeht. Es wird nicht mehr lange dauern und Atari entdeckt uns. Wir können seiner Streitmacht nicht die Stirn bieten. Habt ihr irgendwelche Vorschläge?“ „Sir, vielleicht könnten wir die Krieger Ausbildung ein wenig verschnellern, so hätten wir mehr Krieger.“ „Nein, das ist Quatsch Herr Hauptmann, wenn wir sie schneller ausbilden würden, dann würde ihnen die Erfahrung fehlen. Wir würden sie sozusagen ans Messer liefern. Nein, das können wir nicht machen.“ „Ich stimme Falanir aus ganzem Herzen zu, das wäre für die Krieger reiner Selbstmord.“ Da stand Terion auf: „Ich habe nach gedacht, Vater. Und ich stelle mir immer häufiger die Frage, wie ein so alter Mann eine so große Kraft besitzen kann, denn soweit ich weiß verblassen Magie und Schnelligkeit im Alter, aber Atari ist besser als jeder andere Magier und Krieger. Er müsste nach meiner Rechnung nämlich über hundert Jahre alt sein. Das ist einfach unmöglich!“ „Du hast recht, Terion. Eigentlich müsste Atari altersschwach sein. Ich wäre dafür, dass wir Boten in seine Festung schmuggeln um mehr über ihn zu erfahren. Wer ist dagegen?“, der König sah sich selbstzufrieden in der Runde um,“Gut, dann suchen wir uns morgen die Boten aus. Wir tun so als wären es Bauernjungen, die Ataris Krieger eingesammelt haben. Und jetzt legt euch schlafen. Es war ein ereignisreicher Tag.“ Lore trottete müde in ihr Zelt und legte sich schlafen. Der König hatte recht gehabt, es war ein ereignisreicher Tag gewesen. Und sie wollte jetzt nur noch schlafen.

Kapitel 9



Am nächsten Morgen wachte Lore spät auf. Niemand hatte sie geweckt! Warum hatte Fanny sie nicht geweckt?
Ach ja, sie waren aus der Stadt ausgezogen. Langsam kehrte ihre Erinnerungen an den gestrigen Tag wieder zurück.
Bald würden sie die Späher ausschicken. Da wollte sie unbedingt dabei sein deswegen zog sie schnell ihr Wams und ihre Lederhose an und eilte nach draußen. Und da standen sie auch schon. Fünf Männer. Auf dem Rücken hatten sie einen Lederbeutel geschnallt.
Gerade hielt König Mantres einen Rede: „...wünschen wir euch allen viel Glück. Und los jetzt!!!“

Nun, da die Späher weggegangen waren, war es im Lager öde und langweilig. Die Bauern hatten schon Getreide ausgesät und langsam kehrte Routine ein. Lore vertrieb sich den lieben langen Tag mit ihren Freunden und natürlich Myron, leider durfte sie nicht mit ihm fliegen. Aber irgendwie warteten sie doch alle nur auf die Späher.

„Aufwachen, Lore! Ein Späher hat es zurück geschafft!“
„Wa-a-s?“, Lore rieb sich müde die Augen. Bis sie das was Falanir gesagt hatte, endlich verstanden hatte: „Was? Ein Späher!“, ihre Frage klang jetzt nicht mehr müde, sondern hellwach. „Ja, ein Späher. Würdest du dich jetzt endlich ein wenig beeilen!“ „Ja ja.“ Falanir verließ das Zelt und Lore schlüpfte in ihre Kleider. Dann rannte sie ins Zelt von König Mantres um den Späher zu sehen.
Er sah sehr mitgenommen aus. Tiefe Schürfwunden durchzogen sein Gesicht und sein Arm! Der linke Arm hing schlaff am Körper herunter. Das weiße Hemd war überall voller Blut. Doch er hielt ein Stück Papier in der Hand. Im Zelt hatten sich in der Zwischenzeit alle wichtigen Personen eingefunden. Nun sprach der Mann: „Dies hier ist eine Abschrift eines Buches.“ Dann viel der Mann tot um. Schnell kamen Leute und schafften ihn aus dem Zelt heraus.
Jetzt ergriff Prinz Terion das Wort und las:

„Es begab sich zur Zeit des Königs Eliodor,
als Bacum geboren wurde.
Seine Eltern waren reiche Adlige,
die sich nichts sehnlicher gewünscht hatten,
als einen Sohn.
Doch zu der Zeit verwüstete die Pest das Land
und Bacum starb im Kindesbett.

Die Eltern,
ach waren sie traurig.
Bacum hatte der Tod geholt.
An diesem schicksalshaften Tag,
an dem Bacum wiederbelebt wurde
und er sich Atari nannte,
hörte die Mutter von einer Hexe,
die Tote zum Leben erwecken konnte.
Sie gingen zu ihr
und sie pflanzte, mit alter Magie, einen Geist in Barcum ein.
Da sie sehr mächtig war
und Atari deshalb um seine Macht fürchtete ließ er sie töten.


Ausschnitt aus „Die Wahrheit“:
Sie hieß Lopeja und war eine mächtige Hexerin.
Der Spruch mit dem sie Bacum wiederbelebte,
war ein Spruch aus einem Buch,
das nicht hätte existieren dürfen.
Das Buch das von der Erde selbst stammt
und aus dem alle Geisterwesen ihre Macht ziehen.
Lopeja hatte dieses Buch benutzt um den Geisterfürsten Christil zu beschwören.
Es heißt wer von Christil bewohnt wird
ist unsterblich und mächtig.
Es kann nur getötet werden,
wenn das Buch zerstört werden kann
und der Erde wieder zurück gegeben wird.


Aus dem Tagebuch von Lopeja:
Wer das Buch finden möchte,
der muss es wollen
und muss ein Rätsel lösen:

Ich bin dir nahe.
Ich ruhe an einem Ort der Unsterblichkeit,
an dem die Zeit vorbei fließt ohne Schaden zu bringen.
Ich werde dich prüfen.
Ich werde dich gegen mich kämpfen lassen, Auserwählte,
denn nur du weißt wo ich bin.
Nur du alleine kannst das Rätsel lösen
und gegen mich gewinnen.
Ich bin in alles
und alles ist ich.“

Kapitel 10



„Lore, damit bist du gemeint! In dem Rätsel steht, dass du weißt wo das Buch ist. Hast du eine Ahnung?“, der König schaute sie erwartungsvoll an. „Ich hab nicht den blassesten Schimmer, wo dieses Geiserbuch zu finden ist. Auf jedenfall steht da, dass ich das Rätsel alleine lösen muss. Sonst kann ich es nicht finden. Aber eines verstehe ich nicht, was meint es mit ich bin alles und alles ist ich?“ Da ergriff Mjana das Wort: „Lore, kann ich mal kurz mit dir unter vier Augen sprechen? Ich hab da so ein Gefühl.“ Lore nickte.

„Es hieß ja, dass Atari Lopeja töten ließ, nicht wahr?“ „Ja, das wurde eben gesagt Mjana.“ „Das seltsame jedoch ist, dass mir etwas anderes bekannt ist. Nach meinem Wissen, konnte Lopeja fliehen. Da ein Krieger des Nordens Mitleid mit ihr hatte und sie gehen ließ. Er musste dafür sterben. Doch Atari's Krieger fanden Lopeja nicht mehr. Es heißt das ein Feenvolk ihr Unterschlupft gewährleistet. Lopeja ist unsere einzige Chance. Denn sie weiß wo das Buch lebt, weil sie es schon mal aufgesucht hat. Wir müssen sie finden. Ich habe dem König eben in Gedanken schon alles erläutert. Gerade jetzt bespricht er mit seinen Männern, wer dich begleiten soll. Pack am besten schon mal deine sieben Sachen zusammen. Soweit ich ihn gerade verstehen kann, reist ihr per Drachen.“

Lore eilte in ihr Zelt und holte sich einen Transportbeutel. Als erstes wanderten ihre Ersatzdolche, dann ihre Schmerzsalben, ihr Mantel für kalte Tage und ihr Geldbeutel in die Tasche. Puhh, war das schwer. Zum Glück würde Myron alles tragen. Sie ging zum Hauptzelt um zu erfahren, wer mit ihr reisen würde. Vor dem Zelt standen Falanir, Horol und Keltor. Sie waren also ihre Begleiter. Was sie nur wunderte, war das sie, Mason und Koliot ein Team waren. Eigentlich müssten ihre Teamkollegen mitkommen, aber was sollst. Der König hatte sich entschieden. Falanir kam zu Lore: „Wir brechen heute Nacht auf. Sei pünktlich bei Mondaufgang am Hauptzelt.“ „In Ordnung.“

Die Drachen standen abflugbereit am Zelt und das halbe Volk der Lissen hatte sich versammelt. Lore schleppte ihren Beutel zu Myron und machte ihn an seiner Flanke fest. Dann kniete er nieder und sie schwang sich auf ihn. Mjana trat und vor um Lore etwas ins Ohr zu flüstern: „Lore, pass gut auf dich auf und denke immer daran: Das Buch der Geister will nicht gefunden werden. Es ist abgrundtief böse. Ich habe die Ehre gehabt Lopeja vor ihrer Flucht noch einmal zu sehen. Das Buch hatte ihr alle Lebenskraft ausgesaugt, als sie Christil beschwor. Also sei auf der Hut.“Nun trat Tristan vor und schloss sie noch einmal in seine starken Arme. Dann flogen sie los. Ins große ungewisse.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich meinen Hunden Jimmy,Paul und Sly.

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