"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!"
Goethes berühmte Worte sind Ausdruck einer
humanistischen Weltanschauung,
deren wichtigste Grundwerte sind:
Respekt vor der Würde des Menschen,
seiner Persönlichkeit und seinem Leben, Toleranz,
Gewissensfreiheit und Gewaltfreiheit.
Homo sapiens
Der Mensch, weil ihm Vernunft geschenkt
nutzt diesen Zustand aus und denkt;
bedenkt als wichtigstes der Dinge,
warum es ihm nicht besser ginge,
und warum zu verschiednen Zeiten
so viele Widerwärtigkeiten
den Menschen sich entgegenstellen,-
dies denkend, forscht er nach den Quellen,
und kommt zu dem verwegnem Schluss,
dass sich doch manches ändern muss.
Doch dieser Umstand sei zu wandeln
durch ein vernünftigeres Handeln. –
Was er nun mit Vernunft ergründet,
er andern auf die Nase bindet
und ist bestrebt, mit seinen Lehren
die ganze Menschheit zu bekehren;
es müsste, glaubt er, ihm gelingen
sie endlich zur Vernunft zu bringen. –
Doch alles, was ein Mensch erdacht
auf Menschen keinen Eindruck macht
Die Menschheit sieht zwar sein Begehren
doch lässt sich dadurch gar nicht stören,
worauf der Mensch meist sehr erschüttert
die Sache aufgibt und verbittert! –
Und siehe, alles bleibt beim Alten,
die Umwelt lässt sich nicht gestalten,
und auch der Mensch verhält sich künftig
genau wie früher – unvernünftig!
Rezept: Mann kann die Welt mit Lehren
niemals zur Vernunft bekehren. –
Jedoch ich wüsste einen Rat:
Ersetz die Lehren durch die Tat
und sei zuerst um Dich bemüht,
dass Dich die Welt vernünftig sieht,
dann hast Du schon sehr viel erreicht
und – gutes Beispiel zieht – vielleicht!
Texte: Copyright by Hugin01, 2010
Tag der Veröffentlichung: 26.04.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Gedicht schrieb mein Vater, Gerd Berner, im Jahre 1946/47 in der Kriegsgefangenschaft (Lager Llanover Park, England) und ist im Original unter "Verstacheldrahtete P.O.W. Philosophie" zu lesen.