Samstag auf der Autobahn
Am Samstag sind wir für das Mountainbike-Bergrennen auf die Kampenwand angemeldet, unser Start ist um 14:20 Uhr und wir beschließen, um 11 Uhr von zuhause loszufahren.
Pünktlich kommen wir ohnehin nie los, da die Zeit während des Verstauens von Rädern und Gepäck im Auto aus unerfindlichen Gründen stets etwas schneller zu vergehen scheint. Und wie immer meldet sich unser Auto mithilfe seiner hochsensiblen Elektronikanzeige nach ein paar gefahrenen Kilometern auf der Wasserburger Landstraße mit seinem vertrauten ‚Bing’-Geräusch. Ich zucke heute noch jedes Mal zusammen beim ‚Bing’, seit das Auto im letzten Jahr uns, sowie auch unseren KFZ-Werkstatt-Menschen, mit einem ‚Bing-Signal’ für Abgas-Werkstatt monatelang in Atem gehalten hat. Im dicken Elektronikhandbuch stehen noch allerhand Kombinationsmöglichkeiten für die Meldung neuer technischer Wehwehchen. Andreas brummelt ‚nur Durst hat er’ und hält an der Tankstelle vor der Autobahn. Es dauert ewig, bis er wiederkommt und ich kann mir die Frage nicht verkneifen, ‚ob er drin noch gefrühstückt hat.' Wie üblich sind so viele Leute angestanden, meint er und wirft mir dabei eine Radzeitschrift in den Schoß. Mein Verdacht: er geht nach dem tanken hinein, sieht die Schlange an der Kasse und steuert erstmal die Zeitungsständer an, um in Ruhe ein Radheftchen rauszusuchen.
Irgendwann erreichen auch wir die Autobahnzufahrt und nach ein paar kurzen Kilometern rollen wir auf ein Stauende zu. Mir fällt spontan der Satz eines Comedians ein, der sagt ‚Stau ist nur hinten blöd.’ Wir befinden uns erstaunlich lang im ‚Hinten’: Mühsam geht es im Stopp-and-Go-Verfahren voran, ich blättere die Zeitschrift vom Anfang bis zum Ende durch. Andreas starrt derweil düster vor sich hin, bevor er laut ‚Oh Mann’, sagt und dazu einen tiefen Seufzer ausstößt. Während Andreas überzeugt ist, dass die Verkehrsdichte nun bis zum Fuß der Kampenwand bestehen bleibt, ist meiner Meinung nach ein Unfall passiert und die Autoschlange wird sich bestimmt bald auflösen. Andreas prophezeit ‚wir können bestenfalls den anderen Rennfahrern hinterherfahren.' Mittlerweile wird es wirklich etwas eng, angeblich gibt es bis 13 Uhr die Startnummern. Nach einer knappen Stunde lichtet sich der Stau, ich muss nun dringend mal auf die Toilette. Murrend hält Andreas bei der nächsten Raststätte, welche nach seiner Überzeugung von allen mit Toilettenproblemen behafteten Menschen aus dem Stau überfüllt sein muss. Er behält recht. Nach dieser letzten Pause ‚läuft es’, wir bekommen noch unsere Startnummern und können unser Rennen fahren. Was bleibt, ist die Frage: ‚Wer von uns beiden wird eher bereit sein, die Sichtweise über Staus zu ändern und umzudenken: Oder gilt hier einfach: typisch Mann – typisch Frau?'
Resturlaub auf der Insel
Es ist schon viele Jahre her, als meine Kollegin und ich spontan einen gemeinsamen Fünftageurlaub auf der Insel La Palma buchten. Es war November, wir hatten beide noch Resturlaub und die Reisebüros führten interessante Angebote. In freudiger Erwartung brachen wir auf, Flug und Halbpension in einem kleinen Dreisternehotel am Strand hatten wir bereits vorausbezahlt und vor Ort wollten wir an kleinen organisierten Tagesausflügen teilnehmen. Laut Reisebüro konnte man ganz kurzfristig Wanderungen und Mountainbiketouren im Hotel aussuchen, wir hatten uns extra erkundigt. Zufällig stand uns dann tatsächlich auch prompt am Ankunftsnachmittag eine Reiseleitungsdame zur Verfügung und wir buchten gleich für den nächsten Tag eine geführte Biketour. Der einheimische Veranstalter klapperte am nächsten Morgen mit einem Kleinbus samt Anhänger mit den Bikes darauf die Hotels ab, tags zuvor hatte er von der Reiseleiterin lediglich unsere Körpergröße per Fax übermittelt bekommen. Für die ungefähre Rahmenhöhe der Räder. Diese waren, wie auch der uralte davor gespannte Bus, nicht gerade in allerbestem Zustand. Da der ganze Urlaub aus einer fixen Idee heraus entsprungen war, hatten wir je einen Koffer voller uneleganter Allroundsportkleidung dabei. Es passte irgendwie alles herrlich zusammen, Räder und Klamotten sollten nur ihren Zweck erfüllen. Gut, ganz kurz schielte ich schon etwas skeptisch auf die mit Flugrost bestäubten Lenker der Räder und dachte dabei an mein Lieblingsbike samt Klickpedalen daheim. Hier starteten wir mit Turnschuhen auf Bärentatzen. Wir waren ein kleines Grüppchen mehr oder weniger sportlicher Leute, ein junger Spanier
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 15.01.2012
ISBN: 978-3-86479-164-2
Alle Rechte vorbehalten