Tawsen, so hieß die kleine Stadt im Nordwesten Amerikas. Es war ein ruhiges Städtchen, mit einer Kirche einem Generalstore, sogar eine Schule gab es dort. Das Schulhaus stand etwa eine Meile westlich außerhalb Tawsen. Damit blieb der Lärm der Kinder aus der Stadt und die Farmerjungen und Mädchen konnten sie gut erreichen. Auf einer kleinen Farm lebte die Familie Ryder. Mrs. Ryder war eine gute und fleißige junge Frau. Sie arbeitete hart um das bisschen Ernte des kleinen Feldes zu verarbeiten. Mr. Ryder kannte man eigentlich nur betrunken. Die meiste Zeit verbrachte er im Saloon und gab das hart verdiente Geld seiner Frau aus.
Als die Beiden vor einem Jahre heirateten, war Paul Nikolas Ryder ein Mann mit großen Träumen. Zusammen mit seiner Frau Jodie kaufte er die kleine Farm auf und brachte das fast abbruchreife Häuschen wieder in Ordnung. Mit Fleiß und Schweiß reparierte er die Zäune.
Schon nach kurzer Zeit kam ihre Tochter Kimberley zur Welt. Ein hübsches Mädchen mit lockigem schwarzem Haar. Alle in der Stadt kannten sie wenn sie mit ihrer Mutter zum Einkaufen kam, und jeder mochte das freundliche Kind. Fünf Jahre später bekam Jodie nach zwei Fehlgeburten einen Jungen. Der kleine Nick hatte wie seine Schwester blauschwarzes Haar und dunkelbraune leuchtende Augen. Die Familie hätte ein glückliches Leben haben können wenn nicht drei Jahre hintereinander Stürme, Dürre und Wassernot die Ernten vernichteten. Die vier Rinder die der Anfang einer großen Herde werden sollten, gingen ein. Nicht einmal der Hund den Nick so liebte überlebte die Trockenheit. Die Hitze war gnadenlos. Tag für Tag brannte die Sonne und nicht eine Wolke zog am Himmel. Die Winter hingegen brachten eisige Kälte und ließen die Felder bis weit in den Frühling unpflügbar.
Die Schulden der Ryders stiegen. Die Bank wollte ihr Geld. Paul kam mit diesem Druck nicht klar. Für Ihn gab es nur noch einen Ausweg; der Whiskey.
Die nächsten Nachbarn der Ryders war die Familie Armstrong. Lilly und Ronald Armstrong. Sie hatten keinerlei Geldsorgen, denn Ronald war Bankier. Ihm gehörte die Bank in Tawsen. Ihr einziger Sohn Jett war schon mit vier Jahren Nick´s bester Freund, was Ronald ganz und gar nicht gefiel. Jett war ein Jahr jünger als Nick und auch einen halben Kopf kleiner. Sein Haar war dunkelblond, seine Augen strahlten ein helles Blau. Nick und Jett wurden unzertrennliche Freunde. Auch wenn der junge Jett immer ärger mit seinem Vater bekam, traf er sich mit Nick in einer Felsenhöhle. Ihr Geheimtreff wie sie es nannten lag fast in der Mitte der beiden Farmen mitten im Wald. Zusammen spielten sie oft bis zur Dämmerung. Am liebsten klauten sie Äpfel vom alten Wikox.
Man musste bei ihm immer auf der Hut sein, denn er konnte für sein Alter noch sehr schnell laufen. Außerdem besaß er ein altes Sharpsgewehr, mit dem er sich auch nicht scheute auf Kinder zu schießen.
So kam es das der neunjährige Nick einmal hoch im Baum saß und Ihn kommen sah. Er konnte Jett noch warnen, kam aber selbst nicht schnell genug vom Baum runter. Der Alte Wilkox schoss. Die Kugel zischte an Nicks Hals vorbei und hinterließ eine sengende breite Wunde. Nick fiel vom Baum, blieb für Sekunden benommen liegen. Doch bevor der Alte bei Ihm war griff Jett ihn am Arm und zog ihn mit sich unter den Zaun durch und zur Höhle. Jett Armstrong verband die blutende Wunde mit seinem Halstuch. „ Nein Jett. Du bekommst doch ärger wenn du ohne das Tuch nach Hause kommst!“ sagte Nick und wollte den Knoten schon lösen, als Jett ihm die Hand reichte und lächelte.
“Ach na und. Mir wird schon was einfallen. Als ich das Loch ins Tuch gerissen hatte, hat Mutter auch geschimpft und ich musste für zwei Tage in mein Zimmer.“ Jett sah seinen Freund nun grinsend an und bemerkte, “ außerdem liegt mein Fenster genau über dem Scheunendach. Mutter fällt es gar nicht auf wenn ich für ein paar Stunden durchs Fenster verschwinde. Wenn die Wunde nicht mehr blutet gibst du es mir wieder.“ Sie umarmten sich und Nick flüsterte in sein Ohr.“ Du bekommst es gleich Morgen wieder zurück. Danke. „
Aber Nick konnte es ihm nicht wieder geben. Als er an diesem Abend nach Hause kam hörte er von weitem schon seine Mutter schreien. Er rannte auf das Haus zu und riss die Tür auf.
“Ma, was ist los? “ Voller entsetzen starrte er auf den Boden, auf dem seine Mutter lag. Ein fremder Mann saß auf ihr. Sein schmutziges kragenloses Hemd hing aufgeknöpft über der geöffneten Hose. Er drehte sich kurz um und sah dem Jungen ins Gesicht. Nick erschrak vor dieser verzerrten Grimmasse. Whiskey tropfte den Fremden aus seinem unrasierten drei- tage- Bart. Er lachte laut auf, wobei die gelben schief stehenden Zähne zum Vorschein kamen. Mrs. Ryders Kleid war zerrissen, ihr Haar war durcheinander. Mit aller Gewalt versuchte sie sich zu befreien, aber gegen die starken Hände des Mannes hatte sie keine Chance. Er drückte ihre Arme auf dem Boden mit nur einer Hand. In der anderen hielt er eine Whiskeyflasche die er hin und her schwenkte. Nick stand in der Tür. Er war nicht in der Lage sich zu bewegen. Wie erstarrt stand er da. Er wollte los schreien, aber es kam kein Ton aus seiner Kehle. Mr. Ryder saß am Küchentisch, rücklings auf dem Stuhl. Er war so betrunken das er nicht mal seinen Sohn bemerkte. Aus glasigen Augen stierte er auf die Szene die sich vor ihm abspielte. Mit schwankendem Kopf blickte er zur Tür und lallte.“ Nick! Junge. Ich habe deiner Mutter einen richtigen Mann gebracht. Siehst du? Ich war ihr nicht mehr gut genug.
Nein ! Einen Säufer nannte sie mich. Ich solle gehen. Hörst du? Rausschmeißen will deine Mutter mich aus meinem eigenen Haus. Wenn ich nicht mehr gut genug für sie bin dann soll sie sich mit einem anderen vergnügen. Ich habe ihr einen mitgebracht. Sieh nur. Es gefällt ihr.“
Nick wusste nicht was er tun sollte. „ Ich muss ihr helfen!“ hämmerte es in seinem Kopf, aber seine Beine wollten dem Befehl nicht gehorchen. Erst als seine Mutter rief, “ lauf weg Nick. Lauf!“ kam wieder Leben in ihm. Nick wollte gerade auf dem Fremden zu rennen als die Whiskeyflasche vor seinen Füßen zerschellte. Der scharfe Geruch von Alkohol stieg ihm in die Nase. Dann sah er das Messer in der Hand des widerlichen Mannes. Und jetzt schrie seine Mutter. In ihrer Stimme hörte er die panische Angst. „ Lauf doch Nick!“ Der Junge riss am Ärmel seines Vaters.“ Pa ! hilf ihr doch.“ Aber als Paul Ryder seinen Sohn ansah, sah Nick seine kalten ausdruckslosen Augen. Dann kippte er völlig betrunken vom Stuhl und blieb reglos am Boden liegen. Nick drehte sich um, er wollte seiner Mutter helfen aber was er dann sah ließ ihn rückwärts zur Tür stolpern.
Blut bedeckte die blanken Dielen und färbte sie rot. Jodie Ryder lag reglos da. Aus einer Schnittwunde am Hals Quoll Blut, das sich über ihre Schultern verteilte und auf dem Boden tropfte. Nick stand wieder im Türrahmen. Der Mann drehte den Kopf zu ihm hin, sein Blick wurde plötzlich starrend. Er sah dem Jungen in die Augen und Nick wurde klar: Er war Zeuge eines kaltblütigen Mordes. Nur für Sekunden schaute er auf seinen bewusstlosen Vater, dann rannte Nick davon. Er rannte so schnell er konnte. Völlig außer Atem erreichte er die Höhle, kroch bis ans hintere Ende und hockte sich an die Wand. Jetzt erst überkam ihm ein Weinkrampf. Die Bilder der letzten zehn Minuten schwirrten durch seinen Kopf, ließen ihn nicht los. Immer wieder sah er das Blut vor seinen Augen. Er hörte die Stimme seiner Mutter. Das Lachen des Mörders.
Plötzlich war ein Geräusch am Eingang zu hören. Nick hielt den Atem an. Schweißperlen rannen die Stirn herunter. Dann hörte er eine bekannte Stimme. „ Nick, bist du hier?“
Es war Jett der mit einem Windlicht den vorderen Teil der Höhle erhellte. Nick wischte sich die Tränen aus den Augen und ging auf seinen Freund zu. „ Jett.“ Mehr konnte er nicht sagen, denn schon wieder schüttelte ihn ein Weinkrampf und er konnte die Tränen nicht zurück halten. Jett nahm seinen Freund in den Arm. Er drückte ihn fest an sich und fragte. „ Was ist passiert? Man sucht dich überall. Deine Mutter ist….“ Weiter kam er nicht. Er wusste nicht wie er es Nick sagen sollte.
Paul Ryder und der Fremde saßen in der Stadt im Jail. Sie ritten nach dieser Tat nach Tawsen. Es war beiden nicht bewusst was sich auf Ryders Farm abgespielt hatte. Völlig betrunken prahlten sie damit wie viel Spaß sie hatten. Der Mörder hatte sogar noch das blutverschmierte Messer im Hosenbund stecken.
Der Sheriff und sein Deputy suchten die beiden Kinder Kim und Nick. Aber von Beiden fand man keine Spur.
Nick riss sich von Jett los. Der Schock saß so tief das er nur stammeln konnte.“ Er hat sie umgebracht…... tot. Ich wollte….dann das Blut.“ Jett versuchte ihn zu beruhigen. Aber Nick hörte nicht was er sprach. Er stieß ihn beiseite und rannte aus der Höhle. Ihm nachzulaufen hätte wenig Sinn gemacht, denn Nick war immer schon viel schneller als Jett. So wartete Jett auf ihn. Er sah auf das Schulbuch das in der Ecke lag. Seit Nick vor einem Jahr von der Schule verwiesen wurde weil er
eine Schlägerei hatte, brachte Jett ihm jeden Tag alles bei was er im Unterricht gelernt hatte.
Tränen rannen seinen Wangen runter.“ Dabei hatte Nick mich doch nur verteidigt gegen den großen Angeber Jack.“ Dachte er. In Erinnerungen versunken schlief Jett weit nach Mitternacht ein. Aber auch am Morgen war Nick nicht wiedergekommen.
Ein Suchtrupp wurde losgeschickt. Doch man fand weder das Mädchen noch Nick.
Zwanzig Jahre später….
Cutter, eine Stadt weit im Süden Amerikas. Nur ein paar Meilen von der Mexikanischen Grenze entfernt.
Vor einiger Zeit noch kamen viele Outlaws und schießwütige Cowboys nach Cutter. Hier weit im Süden und so nah an der Grenze konnte man sich auslassen.
Immer mehr Bürger verließen die Stadt aus Angst. Der Sheriff hatte längst seine Koffer gepackt und den nächsten Zug genommen nachdem man ihm zweimal das Office abbrannte und ihn mit einer Kugel fast Töteten. Das wilde Treiben ging so weiter bis eines Tages ein Mann nach Cutter kam der den Stern annahm.
Seit dieser Zeit herrschte wieder ruhe in der Stadt. Und er wurde zum Marshall vereidigt.
Es war ein Heißer Sommertag. Die Sonne brannte vom Himmel, der Staub wirbelte mit jedem Hufschlag seines Pferdes auf. „ Endlich „ dachte Jett, „ da ist Cutter. Meine Kehle ist schon ganz trocken.“ Er fasste sich mit einer Hand an den Hals und räusperte. In seiner Wasserflasche war kein tropfen mehr und auch sein Pferd setzte müde einen Schritt vor dem anderen.
Einige Minuten später ritt er durch die Mainstreet. Auf beiden Seiten reihten sich Häuser aneinander. Links gingen noch einige Straßen rein, während auf der rechten Seite ein schmaler Flusslauf hinter den Häusern verlief. Es war eine Menge los auf der Straße. Wagen wurden beladen. Frauen mit Körben kamen aus dem Generalstore, blieben auf dem Stepwalk stehen und unterhielten sich. Das gleichmäßige Hämmern aus der Schmiede war zu hören. Jett sah sich verwundert um. „Machen die hier denn keine Siesta bei der Bruthitze?“ murmelte er. Vor Murphys Mietstall stieg Jett Armstrong aus dem Sattel. Das große Tor stand offen. Jett nahm sein Pferd am Zügel. Während er hineinging rief er, “ Hallo! Ist hier jemand?“ Einen Augenblick lang tat sich gar nichts, doch dann kam ein älterer Mann links aus einer Tür. „ Natürlich ist hier jemand. Ich bin immer da.“ Der Mietstallbesitzer Murphy lachte. „ Was kann ich denn für sie tun Mister?“ fragte er schließlich. Jett sah sich um. Es war ein sehr sauberer und gepflegter Stall. Mit vielen Boxen. Er deutete mit dem Daumen hinter sich und sagte, “ Ich würde gern mein Pferd hier unterstellen. Es braucht ein schattiges Plätzchen, Wasser und guten Hafer.“ Murphy sah sich das Tier genau an. Er strich über die Mähne und meinte, “ Ja, das es einiges hinter sich hat ist nicht zu übersehen. Wie lange sind sie schon unterwegs bei dieser Hitze?“ Jett seufzte und überlegte kurz bevor er antwortete.“ Na ja. Es sind schon fast acht Jahre die ich so durch die Lande ziehe.“ Noch einmal musterte Murphy das Pferd. Er tastete die Beine ab. Von unten her bemerkte er. „ Das ist aber ein edles Tier. Hat schöne kräftige Muskeln. Und ist gut gebaut.“ Stolz sagte Jett, „ da haben sie recht. Sie verstehen wohl einiges von Pferden?“ Der Alte lachte.“ Natürlich, das gehört ja auch zu meinem Job.“ „ Und was verlangen sie für sagen wir mal…voraussichtlich zwei Tage?“ Murphy kratzt seine grauen Bartstoppeln. „ Mit Abreiben, striegeln und Futter pro Tag einen halben Dollar.“ „ Geht klar. Das ist ein fairer Preis.“ Jett kramte in seiner Hosentasche und holte einen Dollar hervor. Noch ehe er den Stall verließ rief ihm der Alte nach.“ Ich mache ihm noch ein paar Umschläge. Das wird dem Tier gut tun nach so einem Ritt. Mister----„ „ Armstrong ist mein Name. Jett Armstrong. Mein Pferd heißt Tänzer. Weil er immer rumtänzelt und selten ruhig dasteht. Also passen sie beim Striegeln auf das er ihnen nicht auf den Fuß tritt.“ „ Keine Sorge Mister Armstrong. Er wäre ein guter Hengst für Lady.“ Jett drehte sich noch mal um und fragte „ Wer ist Lady?“ Grinsend antwortete Murphy „ das ist die Stute von unserm Marshall. Ein Prachtstück. Genau so Temperamentvoll.“
Jett ging den Square entlang bis runter zum Saloon. Er ging gleich auf die Theke zu.
„ Was trinken Sie?“ fragte der Barkeeper. Sein dicker Bauch füllte fast den ganzen schmalen Gang hinter der Theke aus. Sein Hemd war leicht verschwitzt, ansonsten aber sauber. Die schmalen Augen mit den buschigen Brauen schauten den Fremden aufmerksam an. Jett legte die Hände aufs Blech und sagte.“ Ich nehme ein kühlen Bier.“ Der Dicke Keeper nahm ein Glas vom Regal und füllte es mit Bier. Der Schaum lief ein wenig über den Rand hinaus und tropfte an den dicken Fingern des Barmanns herunter, die das Glas umfassten. Er stellte es vor Jett ab, trocknete seine Hände an der Schürze ab und brummte.“ Macht einen viertel Dollar.“ Jett legte dem Wirt einen halben Dollar auf das Thekenblech und prostete ihm zu.“ Ich nehme gleich danach noch eins. Hab einen riesen Durst. Eigentlich könnte ich gleich das ganze Fass leeren.“ Der Keeper lachte wobei die runden Gesichtsbacken noch dicker wirkten.“ Das sagen sie alle. Doch nach dem vierten Glas kippen sie aus den Stiefeln. Die verdammte Hitze.“
Plötzlich rief eine feine Frauenstimme von der Tür her. „ Hallo George, hast du schon was von unserem Marshall gehört?“ Jett blickte zu ihr hin. Eine junge Frau mit langem schwarzem Haar trat an die Theke. Ihr blaues Kleid mit Spitzen abgesetzt, legte sich um ihre schlanke Taille. „ Keine Sorge, Mrs. Jones. Er ist spätestens bis Morgen wieder hier.“ Antwortete ihr George der Keeper. Er sah ihre Hände. Nervös spielte sie mit dem Schleifenband an ihrem Kleid. „ Ja. Sie haben bestimmt Recht. Aber ich habe seit Tagen nichts mehr von ihm gehört. Kein Telegram, kein Brief.“ Seufzend verließ sie den Saloon. Jett schaute ihr nach. Völlig in Gedanken versunken haftete sein Blick auf ihren anmutigen Gang. Bis Ihn die Stimme des Keepers aus seiner starre weckte. „ Das würde ich nicht tun.“ Sagte er. Erschrocken blickte Jett auf.“ Was würden sie nicht tun?“ Mit dem Kopf wies George zum Ausgang während seine Hände ein Glas abtrockneten.“ Mich in sie verlieben...“ Jett lächelte, “ Sie ist hübsch.“ „ Ja verdammt das ist sie. Aber sie liebt nun mal den Marshall. Und ihm ist das sogar sehr recht.“ Mit einem Augenzwinkern machte er seinem, im Moment einzigem, Kunden klar, dass er bei ihr keine Chance haben würde. „ Ihr Marshall kann sich wirklich glücklich schätzen. Eine prachtvolle Stute, eine hübsche Braut, was will man mehr.“
Mit einem Taschentuch wischte George sich den Schweiß von der Stirn. Dann sagte er.“ Er hat es verdient. Sie wissen ja nicht was er schon alles durchgemacht hat. “Fragend schaute Jett ihn an. Dann erklärte der Keeper mit kurzen Worten.“ Vor vier Jahren brachte man seine Frau und seinen einjährigen Sohn um. – er musste alles mit ansehen – und konnte nicht helfen weil er schwer verwundet war. Das hatte ihn sehr mitgenommen. Die Mistkerle laufen immer noch frei herum.“
„ Und Heute?“ „ Na ja, die Zeit heilt alle Wunden. Als Marshall hat er genug Arbeit die ihn ablenkt von der Trauer.“
Schweigend standen die beiden Männer im Saloon, als die Schwingarme am Eingang aufgedrückt wurden. Ein Mann, ganz in schwarz gekleidet kam auf die Theke zu. Der Hut war tief ins Gesicht gezogen. Mund und Nase waren mit einem roten Halstuch bedeckt. Staub bedeckte seine schwarze Kleidung. Der Revolver hing lässig und locker an der rechten Hüftseite. Die Metallnieten um seinen Hut waren matt von Staub und Schmutz. George rief ihm sofort zu.“ Schön sie wieder zusehen Marshall. Ein Bier ? „ Der Marshall sagte mit fester Bestimmtheit, “ Ja danke. Ich bin froh wieder in der Stadt zu sein. Der Staub da draußen und die heiße Sonne machen einen völlig fertig, und müde bin ich auch.“ Er schaute sich im Saloon um.“ Nicht viel los hier!“ stellte er fest. Außer Jett und dem Keeper war ja sonst niemand anwesend. George seufzte resignierend.“ Tja, bei der Gluthitze bleibt das nicht aus Warte bis heute Abend, wenn es sich abgekühlt hat.“ Jett beobachtete den Marshall. Irgendetwas an ihm ließ Jett keine Ruhe.“ Verdammt „ dachte er. „ woher kenne ich ihn?“
Der Marshall nahm seinen Hut ab und klopfte den Staub am Hosenbein aus. Da erst bemerkte er, dass der Gast an der Theke ihn intensiv beobachtete. George stellte das Bierglas hin und der Marshall prostete dem Fremden damit zu.“ Stimmt irgendetwas an mir nicht Mister?“ fragte er Jett. „ Nein, nein alles in Ordnung.“
„ Na dann.“ Er band sein Halstuch ab und schüttelte auch hier den feinen Sand heraus. Dann legte er das Tuch auf die Theke. Jett nahm gerade einen schluck aus seinem Glas und hätte sich fast verschluckt als er die Narbe am Hals des Marshalls sah. Sie war sehr klein und kaum auffallend, aber Jett hatte sie dennoch wieder erkannt. Er starrte auf das Tuch das an einer Ecke geflickt war.
Jett setzte das Glas auf die Theke. „ Ist ihnen nicht gut?“ fragte der Marshall. Jetts Augen leuchteten und er konnte es kaum aussprechen. Wirre Gedanken gingen ihn durch den Kopf.“ Was ist wenn ich mich irre. Ich dachte er wäre Tot. Nein er muss es sein.“ Dann gab er sich endlich einen Ruck. Er ging einen Schritt auf den Marshall zu, blickte ihm in die Augen und sagte, “ Nick? --- Nick Ryder aus Tawsen?“ Zögernd und voller Hoffnung wartete er nun auf die Reaktion des Marshalls.
Aber es kam erst mal keine. Mit fragendem Blick schaute er den Fremden an. Dann lächelte Jett. Denn er war sich nun ganz sicher. “ Du hast mein Tuch immer noch.“ Der Mann vor ihm konnte niemand anderes sein als sein bester Freund aus Kindeszeit Nick Ryder. Sein Herz pochte nun wie wild.
„ Jett Armstrong! Du bist es. Mensch ist das zu glauben?“ Die Freunde reichten sich erst die Hand und fielen sich dann in die Arme. George der hinter seiner Theke die Szene beobachtete, wurde von der Freude der beiden Männer angesteckt und lachte laut drauf los bis er dann bemerkte, “ Das gibt es doch nicht. Da treffen sich zwei alte Freunde am Ende der Welt und auch noch in meinem Saloon. Wann habt ihr euch denn das letzte Mal gesehen?“ „ Warte mal überlegen… „ sagte Nick. Nach kurzer Rechnerei blickte er auf, “ Zwanzig Jahre.“ Kam es fast gleichzeitig von Jett und Nick.
„ Was treibt dich hier hin. So weit runter in den Süden.“
Jett zog die Schultern hoch und ließ sie langsam wieder sinken.“ Ach ich bin auf der Suche.“ Sagte er.
Erstaunt blickte Nick ihm in die Augen. „ Auf der Suche nach was?“
„ Das weiß ich selber nicht. Ich Ziehe nun schon so lange durch die Gegend. Ich wollte nur weg von zu Haus. Ein Ziel habe ich nie gehabt. Mal hier mal da, und wo es mir gefiel blieb ich etwas länger, aber nie für immer. Aber was ist mit dir? Was hast du die letzten zwanzig Jahre so gemacht?“
Aus den Augenwinkeln bemerkte Nick das George aufmerksam zu hörte. Er klopfte seinem Freund auf die Schulter. „ Komm` lass uns rüber gehen in mein Office. Dann erzähl ich dir alles.“
Jett konnte nicht warten. Noch auf dem Weg zum Office fragte er, “ Wie kamst du auf die Idee Marshall zu werden?“
Ohne sich nach Jett umzudrehen sagte Nick Ryder im weitergehen, “ Tja, das hat sich so ergeben, und es ist ein abwechslungsreicher Job.“
„ Was ich hier so alles von dir gehört habe...“
Jetzt blieb Ryder stehen. Er zog die Augenbrauen hoch und unterbrach den Satz.“ Ich hoffe nur gutes!“
Jett lächelte und wie früher schon zeigten sich beim lachen zwei Grüpchen auf seinen Wangen.
„ Sicher. Die Leute hier halten etwas auf dich.“
„ Mit wem hast du denn gesprochen?“
„ Hm. Der Alte Mann vom Mietstall. Er wollte sogar deine Stute vom meinem Hengst decken lassen. Und eine wunderhübsche junge Dame konnte deine Ankunft kaum erwarten. Dann noch der Keeper, er hat...“
„ Carol hat nach mir gefragt?“ Unterbrach Nick noch einmal seinen Freund.
„ Der Keeper hat mich gleich schon vorgewarnt sie gar nicht zu scharf anzusehen:“
„ Ach George. Der hat gar keine Ahnung. In seinen Augen ist jeder schon verheirate der ein Mädchen nur mal ansieht. Und der alte Murphy erzählt so wie so viel zu viel. Er macht das nicht mit Absicht, aber ein Geheimnis ist bei ihm nie gut aufgehoben.“ Mit diesen Worten öffnete Nick die Tür zu seinem Marshalloffice. „ So da währen wir. Mein Reich.“ Jett trat ein und schaute sich im Raum um. Vor der Gegenüberliegenden Wand stand ein Schreibtisch, auf dem sich ein Berg von Papieren stapelte. Stifte und Steckbriefe lagen unordentlich in der offen stehenden Schublade. Hinter dem Schreibtisch war ein großer bequemer Stuhl. Zwei einfache Stühle standen davor. Rechts war ein Aktenschrank und links ein einfaches sauber bezogenes Bett, so wie ein Gewehrständer und ein Holzofen. Der Raum besaß weitere zwei Türen. Von denen die linke zu den Zellen führte und die Rechte in eine kleine Kammer mit noch einem Bett darin.
Nick ging zum Ofen, nahm Tassen vom Regal und goss Kaffee ein. Er hielt Jett eine hin. “Einen Kaffee?“ „ Ja, den könnte ich jetzt brauchen.“ Antwortete Jett Armstrong. Er blickte eine Zeit lang in seine Tasse, bis er endlich fragte.“ Was ist damals passiert? In der Stadt hielt man dich für Tot. Du bist weggelaufen und niemand hat dich mehr gesehen. Man erzählte sich das ein neunjähriger Junge keine Chance hat alleine im Wald. Zu viele hungrige Wölfe und Bären treiben sich da rum. Auch von deiner Schwester Kim hat man nichts mehr gehört.“
„ Ich weiß. Ich habe selbst nach ihr gesucht. Ich habe keine Ahnung wo sie ist. Aber mit den Wölfen hast du Recht. Sie waren wirklich sehr hungrig. Ein Indianeragent half mir und nahm mich mit. Die Indianer pflegten mich gesund und ich blieb ein paar Jahre bei ihnen. Dann zog es mich weiter. Am Ende landete ich hier in Cutter. Heiratete und nahm den Job als Sheriff an. Das war’s.“
Jett seufzte. Er sah runter auf seine Stiefel als er sagte, “ Ich habe von dem Unglück mit deiner Familie schon gehört. Du hattest einen Sohn?“
„ Ja. Sein Name war Jetty. Jett Ryder.“
Erstaunt sah Armstrong auf. Er musste lachen als er sagte.“ Du hast ihn nach mir benannt?“
Jett war freudig überrascht.
„ Ja. Ich habe oft noch an unsere gemeinsame Zeit gedacht. An die Höhle und an den alten Geizhals mit seinen Apfelbäumen. Als dann mein Sohn zur Welt kam, war für mich klar, er soll Jett heißen. Aber was ist mit dir? Was hast du die ganzen Jahre so gemacht?“
„ Tja, wie gesagt ich reise durch die Staaten.“
„ Willst du dein ganzes Leben lang auf der Reise sein?“
„ Nein natürlich nicht. Ich habe nur noch nicht das Richtige gefunden.“
„ Was ist denn das Richtige?“
„ Gute Frage. Eine Frau, eine Familie, vielleicht auch eine kleine Farm.“
„ Du auf einer Farm! Das kann ich mir nicht vorstellen.“
“ Vielleicht hast du Recht. Aber ein Bankdirektor wie mein Vater, oder ein Schreibtischhocker, das ist nichts für mich. Mit Sechzehn bin ich von zu Hause fort. Die Arbeit als Bankier hat mir keinen Spaß gemacht.“
„Marshall!“
rief eine aufgeregte Stimme von draußen und die Tür zum Office wurde aufgestoßen. Ein junger Mann, von siebzehn Jahren, stand aufgeregt im Türrahmen. In der Hand hielt er ein Gewehr. Sein Hut sah aus als hätte er ihn gerade gekauft, steif und sauber. Sein Gesicht war noch glatt wie eine Mädchenwange. Nick erhob sich von seinem Stuhl. Stellte die Kaffeetasse ab und fragte.“ Was ist denn los, Cooper?“ Völlig außer Atem stotterte Lex Cooper sein Deputy. „ Bei Peggy-Sue. —Ein Betrunkener Gast. —Er lässt sie nicht mehr aus dem Zimmer.“
Ryder nahm seinen Hut vom Hacken, drehte sich um und sagte, mit einem Lächeln, „ bin gleich wieder da.“ Jett sprang vom Stuhl. „ Warte, ich komme mit. Wer ist eigentlich diese Peggy- Sue?“
Sie gingen mit zügigem Schritten die Mainstreet entlang, bis Nick auf ein großes rot gestrichenes Haus zeigte. „ Da vorne. Das ist Peggy- Sue`s Hotel und Restaurant. Sie kocht ausgezeichnet. Da solltest du auch mal essen.“
Nick und sein Deputy gingen voran in den Hausflur. Rechts war eine Theke auf der ein dickes Gästebuch lag. An der Wand dahinter hingen viele Schlüssel an einem Board. Die grüne Tapete machte den Raum angenehm und wohnlich obwohl es ja nur ein Flur war. Nick ging die ersten Treppenstufen hoch. Er hörte Peggy`s Stimme, und die eines Mannes.
Cooper blieb unten stehen. Er rief dem Marshall leise zu, “ Zimmer vier. Aber sei vorsichtig Nick. Der Kerl hat zwei Revolver!“ Nick sah sich um. Er schob seinen Hut in den Nacken und bemerkte.“ Ich bin doch immer vorsichtig.“
Vor dem Zimmer mit der Nummer vier blieb er stehen. Er hörte Peggy schimpfen.“ Du versoffener Kerl, nimm die Finger von mir.“ „ Halt die Klappe Süße und lass dich küssen.!“ Schallte eine betrunkene Männerstimme. Vorsichtig drehte Nick den Türknopf, aber die Tür war verschlossen. Nick stellte sich rechts an die Wand. Mit dem Lauf seines Revolvers klopfte er an die Tür. „ Hey. Hier der Marshall. Kommst du freiwillig raus, oder muss ich dich holen.“
Einen Augenblick war es still. Dann brüllte der Mann, “ Verschwinde, ich hab eine Waffe. Wenn du nicht abhaust ballere ich die Süße hier ab.“
Nick blieb lässig neben der Tür stehen. Er musste den Fremden in ein Gespräch verwickeln. Vielleicht wird er so wütend das er die Tür aufreißt um den Marshall abzuknallen. „ Ich glaub nicht dass du eine Frau erschießt. Du bist doch ein Mann. Also komm raus und stell auch einem Mann.
„ Ist der Irre?“ lallte der Fremde. Er sah Peggy nun mit verdrehten Augen an. Sie war mit einem Strick an den Handgelenken am Bettgitter gefesselt. Der „Gast“ der eben noch versuchte sie auszuziehen stand nun in langer Unterhose, mit dem Revolver in der Hand neben der Tür an die Wand gepresst. „ Hier Marshall. Haben sie eine Kostprobe. Er spannte den Hahn und ballerte durch das Türblatt. Nick wartete ab. Sofort als die Schüsse aufhörten trat er die Tür ein. Mit einem kräftigen Tritt riss die Tür aus den Angeln. Nick warf sich in das Zimmer. Schnell hatte er erkannt wo der Mann stand und schoss. Seine Kugel riss dem Betrunkenen den Revolver aus der Hand. Wütend hielt der Betrunkene sein blutendes Handgelenk fest. Ryder sah ihn mit ernsten Augen an.
„ Du bleibst da hocken und rührst dich nicht. Verstanden!“ Dann holte er ein Messer aus seinem Stiefelschaft um Peggy- Sue die Fesseln zu lösen. „ Alles in Ordnung?“ fragte er. Peggy massierte ihre Handgelenke. „ Ja Danke Marshall!“ erwiderte sie, dann begann sie ihr zerzaustes Haar zu flechten.
„ Cooper!“ rief Marshall Nick Ryder die Treppe hinunter. Lex Cooper kam die Stufen rauf. Er sah seinen Boss im Flur stehen, den Betrunkenen am Kragen packend.“ Hier, bring ihn ins Jail. Er soll erst mal seinen Rausch ausschlafen.“ Während Lex sich den Schwankenden packte und ihn aus dem Hotel führte sah Jett erstaunt seinen Freund an.“ Nicht schlecht. Das ging ja schnell und reibungslos.“
„ Tja. Das ist immer dasselbe mit den Kerlen. Erst besaufen sie sich, und dann brauchen sie eine Frau. Welche ist dann egal.“ In dem Moment kam Peggy die Treppe runter. Nick sah zu ihr rauf und wies mit der Hand auf jett.
„ Peggy, das ist Jett Armstrong. Ein alter Freund von mir.“
Während sie ihr Kleid zu recht zupfte, ging sie auf Jett zu und reichte ihm die Hand.“ Es Freut mich sehr sie kennen zu lernen.“ Verlegen nahm Jett seinen Hut ab und erwiderte ihren Gruß.
Als die beiden Freunde das Hotel verließen, blieb Armstrong einen Moment auf dem Square stehen. Aus dem Krämerladen gegenüber kam eine hübsche junge Dame und ging auf die Straße zu. Sie hielt eine Papiertüte in den Armen. Hinter ihr auf dem Stepwalk stand der Verkäufer und winkte ihr nach. Sie lächelte ihm zu. Ohne zu Achten ging sie weiter auf die Straßenmitte zu. Die junge Frau bemerkte gar nicht die herannahende Kutsche. Im vollen Galopp kam das Gefährt die Straße entlang. Kurz entschlossen rannte Jett auf die Dame zu, die bereits mitten auf der „ Fahrbahn“ stand. Mit dem ganzen Schwung den Jett hatte packte er die Frau und riss sie mit sich zu Boden. Die Tüte flog im hohen Bogen durch die Luft. Zucker, Salz, Äpfel und Tomaten verteilten sich auf der Straße. Nur knapp raste die Kutsche an den Beiden am Boden liegenden vorbei. Nick rannte sofort zu seinem Freund und der hübschen Lady. Jett rappelte sich auf und half der Dame beim Aufstehen. „ Sind sie verletzt?“ Erschrocken sah sie sich um.“ Ich--- ich bin in Ordnung. Stotterte sie. Ihr Blick ging über die Straße auf der ihr Einkauf im Staub verteilt lag. Dann reichte sie Jett die Hand und sagte lächelnd, “ es ist mir nichts passiert. Danke Sir, ich war wohl in Gedanken. Habe Mister Thomson noch zu gewunken. Die Kutsche habe ich nicht kommen sehen.“ Mit immer noch weichen Knien sammelte sie nun ihre Ware auf. Jett bückte sich um ihr zu helfen. Als beide die Tomaten und Äpfel in die Tüte stecken wollten fingen sie an zu lachen. Alles was sie oben hineinsteckten, fiel unten wieder raus.“ Die Tüte war wohl mal ganz“ lächelte Armstrong und sah in ihre wunderschönen blauen Augen. Das Braune Haar fiel der Dame bis auf die Schultern. Sie hatte eine fröhliche Ausstrahlung. Ihr lächeln war sanft.“ Übrigens ich heiße Armstrong, Jett. Er reichte ihr die Hand und spürte die weiche Haut und ihre zarten Finger.“ Mary Smith“ sagte sie und ihre Augen schienen dabei zu leuchten. Jett nahm seinen Hut und legte die Tomaten dort hinein. Nick beobachtete die Szene. Jetzt ging er auf die Beiden zu und legte noch einen gefundenen Apfel in Jett`s Hut.
Mary schüttelte sich den Staub aus ihrem hellgrünen Kleid. Dann sagte sie.“ Es ist nichts passiert Marshall. Dank diesem netten Mister Armstrong.“ Nick bemerkte das Jett seinen Blick nicht von ihr ließ. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen als er Jett bei Seite zog und ihn fragte.“ Sie ist hübsch, nicht wahr?“ Armstrong sah zu ihr hin. Sein Gesicht wurde leicht rot als er sagte, “ Ja. Sehr!“ Dann wandte er sich an Mary. „ Ich trage ihnen gerne die Ware nach Hause. Wenn sie gestatten.“
„ Danke. Das wäre wirklich nett von ihnen. Ich wohne gleich dort drüben!“ Sie wies auf ein Haus am Ende der Straße. Nicht weit von Nick`s Haus entfernt auf der rechten Seite. Ein kleines Blumenbeet zierte den Vorgarten. Mary Smith kümmerte sich allein um den Haushalt, seit ihr Vater vor zwei Jahren starb. Ihre Mutter hatte sie nie gekannt, da sie bei ihrer Geburt starb. Sie holte einen Korb aus der Küche in dem Jett seinen Hut leeren konnte. „ Einen schönen Tag noch!“ sagte er.
Nick machte um Mitternacht noch einen Rundgang durch Cutter. Nach einem aufregenden Tag folgte eine ruhige Nacht.
Als pünktlich um zehn nach acht der Zug aus Nolan-City in Cutter eintraf, saß Marshall Ryder schon seit zwei Stunden am Schreibtisch, und versuchte das Papierchaos zu ordnen. Einige Blätter wanderten von links nach rechts und wieder zurück auf der Tischplatte.“ So ein Mist.“ Fluchte er und wühlte weiter auf seinem Schreibtisch
Nach einem großen Schluck aus der Kaffeetasse murmelte Nick;“ Wo ist der verdammte Brief hingekommen? Er muss doch hier irgendwo unter dem Papierberg liegen.“
Er zog die obere Schublade. Beim durchsuchen der völlig überfüllten Lade wurde plötzlich die Tür zum Office geöffnet. Jett Armstrong kam fröhlich lächelnd ins Büro. Er schob einen Stapel Briefe beiseite und stützte beide Hände auf die Schreibtischkante. Leicht beugte er sich nach vorn über. Dann sah er Nick, der auf dem Boden kniete und die unterste Lade durchsuchte. „ Einen wunderschönen guten Morgen!“ Jett war gut gelaunt. Er beobachtete seinen Freund bei dessen „ Arbeit“. Mürrisch gab Nick zur Antwort.“ Was ist an diesem Morgen so wunderschön? Ich versinke hier in Schreibarbeit und jedes Mal wenn ich glaube den Durchblick zu haben, kommt ein neuer Einsatz.“
„ was ist los? Hast du schlecht geschlafen? Draußen scheint die Sonne!“
„ Draußen vielleicht. Aber hier drinnen sieht es nach Gewitter aus.“ Brummte Nick und wies auf seinen Schreibtisch hin.
„Was suchst du denn? Du bringst ja alles durcheinander.“ Jett sah sich das Chaos Kopfschüttelnd an. „ Schlimmer kann es jetzt wohl kaum noch werden. Ich suche einen Brief von einem Mister Benton.
Cooper sagte mir, dass er den Brief gestern Abend hier auf den Tisch gelegt hätte. Ich bin noch nicht dazu gekommen ihn zu lesen.“ Ryder ging hinüber zum Ofen. Beim Auffüllen seiner Kaffeetasse fragte er Jett.“ Magst du auch einen Kaffee?“ Jett Armstrong winkte ohne aufzuschauen mit der Hand ab. Er war dabei die Briefe zu sortieren. Schon nach kurzer Zeit hielt er einen Umschlag hoch. „ Suchst du vielleicht diesen hier?“
Der Marshall war freudig überrascht. „ Wie hast du ihn so schnell gefunden? ich suche schon die halbe Nacht nach ihm. Übrigens, hast du schon gefrühstückt?“
„ Ja, und es war köstlich.“
„ Ich weiß. Bei Peggy-Sue kann man gut essen.“
„ Ich war nicht im Restaurant.“
Erstaunt sah Nick seinen Freund an. Eine tiefe Gedankenfalte zog auf seine Stirn. Jett nahm auf dem Stuhl hinterm Schreibtisch platz. Während er weiter in den Briefen wühlte sagte er.“ Ich habe bei Miss Smith gegessen. Sie wollte sich mit dieser Einladung nochmals bei mir bedanken.“
Zu gerne hätte Nick noch mehr über das Frühstück der Beiden gehört, aber er wollte nicht nachfragen. Er öffnete den Umschlag und begann den Brief zu lesen. Kopfschüttelnd steckte er ihn in seine Westentasche.
„ Stimmt was nicht?“ besorgt sah Armstrong in das Gesicht seines Freundes.
„ Dieser Mister Benton arbeitet im Auftrag des Militärs. Heute kommen drei Kisten Gewehre mit dem Zug hier an. Er bittet mich sie auf zu bewahren bis er sie holen kommt.“ Seufzend sprach Nick halblaut.“ Als hätte ich sonst nichts zu tun.“
Jett überlegte kurz, dann meinte er.“ Wieso der Aufwand. Gewehre hier hin zu schicken und sie dann wieder hier abzuholen?“
„ Die Militär Einheit für die die Gewehre bestimmt sind, lagern etwa vierzehn Meilen von hier. Cutter hat einen Bahnhof. Muss ich noch mehr dazu sagen?“
Sie hörten Beide das Pfeifen der Lokomotive die gerade in Cutter einfuhr. „ Da kommt gerade der Zug.“ Mit diesen Worten verließ Nick das Office. Jett folgte ihm.
Kurz vor dem General Store kam ihnen Deputy Lex Cooper entgegen.
„ Nick warte mal.“ Marshall Ryder blieb nicht stehen. Lex ging neben ihm her und sagte.
„ Müller Atkins hat dich gesucht.“
„ Und was wollte der alte Betrüger?“
„ Ihm wurden drei Mehlsäcke geklaut.“
„ Kümmere du dich um diese Angelegenheit. Aber berichte mir später darüber.“
„ Geht in Ordnung Marshall.“
Lex überquerte die Straße um auf der anderen Seite sein Pferd zu holen. Er schwang sich in den Sattel, nahm die Zügel in die Hand und ritt Richtung Westen aus der Stadt.
Atkins Mühle stand etwa fünf Meilen Westlich von Cutter.
Vor dem Generalstore stand ein Wagen. Er gehörte Rancher Coleman. Nach einem kurzen Gespräch mit Thomson, dem Inhaber des Stores stieg Nick auf den Kutschbock.
„ Komm schon Jett. Mister Thomson sagte mir das Rancher Coleman zum Frühstücken ist. Das wird eine Weile dauern. Bis dahin haben wir die Kisten vom Bahnhof abgeholt.“
Zögernd blieb Jett auf dem Stepwalk stehen. „ Du kannst doch nicht einfach den Wagen nehmen!“
„ Wieso nicht. Er braucht ihn im Moment ja nicht. Und mir kommt es sehr gelegen. Oder möchtest du die drei Kisten auf deinem Buckel ins Office schleppen?“
„ Nicht unbedingt.“ Er schwang sich auf die Ladefläche des Wagens, und schon rollte das Gefährt Richtung Bahnhof los.
Am Bahnsteig kontrollierte Schaffner Dan Otis gerade die angekommene Ware.
Marshall Ryder stoppte den Wagen neben ihm. Unruhig schnaubte das Pferd und schabte mit seiner Vorderhufe im Sand. Der Lärm der Lokomotive machte es nervös.
Dan Walter der Schaffner kontrollierte gerade das Frachtgut, als Nick auf ihn zukam. „ Guten Morgen Dan. Sind drei Kisten für einen Mister Benton dabei?“
„ Guten Morgen Marshall. Mal sehen.“ Der kleine dürre Schaffner zwirbelte seinen silbergrauen gekräuselten Schnauzbart. Auf der dicken Nase, die viel zu groß für dieses kleine Gesicht erschien, saß eine goldgeränderte Brille. Sah man ihn von vorne, sollte man meinen er wäre ein Glatzkopf. Aber am Hinterkopf hing ein Zopf. Er war geflochten und ging bis in den Nacken.
Die kleinen Augen Dan Walters huschten über ein Blatt Papier. Dann sah er auf, wies mit dem krummen Zeigefinger auf drei längliche Kisten. „ Jawohl. Das müssen sie sein!“ Mit Jett zusammen packte Nick sich die erste Kiste. Die Beiden stellten den Holzkasten auf die Ladefläche des Wagens, als Dan mit seinen kurzen krummen Beinen angewackelt kam. „ Marshall. So geht das aber nicht. Die Kisten sind nicht für sie bestimmt. Sie können doch nicht einfach…..“
„doch ich kann. Mister Walter. Hier lesen sie.“ Nachdem Marshall Ryder dem Schaffner das Wort nahm, reichte er ihm den Brief. In der Zeit die Walter brauchte um das Schreiben zu lesen luden die beiden Freunde die restlichen zwei Kisten auf. Nick saß schon wieder auf dem Kutschbock, als der Schaffner ihm den Brief reichte und sagte.“ Aber Marshall. Sie müssen mir das hier noch Quittieren. Ich bin ein ordnungsliebender Mensch. Alles muss seine Richtigkeit haben.“
„ Ja schon gut. Geben sie mir das Blatt!“ Mit steilen Buchstaben unterschrieb Nick die Lieferbestätigung.“
Am Office angekommen schleppten Nick und Jett die Kisten rein. Sie stellten sie in der ersten Zelle im Jail ab. Danach brachte Ryder den Wagen wieder zurück zum Generalstore.
Gegenüber dem Marshall Büro standen drei Männer auf dem Stepwalk vor dem Saloon.
Der größte der Dreien kaute auf einem Strohhalm herum. Er war sehr groß und schlank. Sein breites Kinn und die große Nase passten nicht zusammen. Die Augen waren zu weit auseinander, so dass das ganze Gesicht unsymmetrisch wirkte. Sein Hemd war Kragenlos, durchlöchert und dreckig.
Rechts und links trug er jeweils einen schweren Colt mit Elfenbeingriffen.
Die beiden anderen Kerle sahen einander gleich aus. Die Zwillinge hatten rotes Haar. Rötliche Bartstoppeln und grün schimmernde Augen zeugten von Schottischer Herkunft. Auch sie waren Beide dreckig und zerlumpt. Man konnte sie nur an der Narbe unterscheiden, die einer der Beiden an der rechten Wange hatte. Eine Tiefe rote Furche ging vom Auge runter bis zum Mundwinkel.
Ihre Revolver steckten im Hosenbund. Brady der Große wischte sich mit dem Handrücken die triefende Nase. „ Na, hab ich es euch nicht gesagt. Da sind die Gewehre.“ Seine Augen funkelten wie bei einem Kind vor einem Weihnachtsbaum. Die Zwillinge Barko und Ted grinsten. Ted spuckte in den Sand und sagte.“ Ich hasse Sternträger. Ihr besorgt euch die Gewehre, und ich erledige dieses Marshallschwein.“
Er wollte schon auf die Straße gehen, doch Brady hielt ihn am Arm fest.“ Warte. Da kommt er doch gerade. Warum sollten wir hier einen Aufstand machen und den Sternschlepper erschießen. Der Boss sagte, dass wir die Gewehre so unauffällig wie möglich aus der Stadt bringen sollen. Du kannst dich später immer noch an dem Marshall auslassen. Barko, du führst die Gäule hinter das Büro, und kommst dann durch die Hintertür rein. Bring aber die Säcke für die Gewehre mit. Da, er fährt mit dem Wagen weg. Das ist unsere Chance.“
„ Aber der Andere, der sitzt noch im Office.“
„ Mit dem werden wir schon fertig. Los kommt“ Die zwei Banditen überquerten die Straße. Sie drehten sich noch einmal vor der Bürotür um. Niemand war zu sehen. Die paar Menschen in der Straße standen oben beim Store und zwei Frauen unterhielten sich vor der Bank. Niemand sah die zwei Männer ins Office gehen. Auch Nick nicht. Denn er war im Laden von Mister Thomson um etwas Kaffeepulver zu kaufen.
Jett saß hinterm Schreibtisch. Er sortierte gerade die Briefe und Blätter als die Tür aufsprang.
Die zwei Banditen kamen mit gezogenen Revolvern auf ihm zu. Beide trugen ihre Halstücher vor Mund und Nase. Langsam hob Jett den Kopf und Blickte in die Mündung eines Revolvers.
„ los. Aufstehen.“ Befahl eine tiefe Männerstimme. „ Wo sind sie?“ Barko schaute sich im Office um.
Jett Armstrong stand auf. Er stützte die Hände auf den Tisch. Fragend beobachtete er die beiden Eindringlinge ganz genau.“ Was sucht ihr denn?“ Sein Herz pochte und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Aber er blieb nach außen hin ruhig.
Brady wurde wütend. Er hatte noch nie geduld gehabt. Mit einem Satz war er um den Schreibtisch herum und packte Jett am Kragen. Dies geschah so schnell das Jett gar nicht mehr reagieren konnte. Brady stieß Armstrong mit einem Ruck zur Wand. Er krallte seine Finger so feste in den Kragen, das Jett spürte wie sich die Fingernägel in die Haut am Hals bohrten. Ted blieb neben dem Fenster stehen. Immer wieder schaute er hinaus ob niemand sich dem Office näherte. Sein Zwillingsbruder Barko kam in diesem Moment durch die hintere Tür rein. „ Verdammt was macht ihr so lange hier? Der Marshall kann jeden Moment zurückkommen.“ „Ich weiß:“ Schrie Brady ihn an. „ Aber der Kerl sagt uns nicht wo die Gewehre sind.“ Barko ging zur Holztüre die zu den Zellen führte und trat sie auf. Mit einem lauten Knall flog diese gegen die Gitterstäbe der ersten Zelle. „Da habt ihr sie, ihr Idioten. Drei so riesige Kisten kann man doch nicht so einfach verstecken.“ Jetzt sprang Ted nach vorne und riss seinem Bruder die Säcke aus der Hand. „ Gib schon her. Beeilen wir uns.“
Jett konnte nichts dagegen tun. Brady hielt ihm den Revolver an die Schläfe. Fieberhaft überlegte Armstrong wie er gegen die Drei vorzugehen plante. Aber noch bevor er seine Gedanken beenden konnte spürte er einen dumpfen Schlag im Nacken. Brady schlug ihn mit dem Revolvergriff nieder. Wie eine fadenlose Marionette sank Jett zu Boden. Erst verschleierte sich sein Blick, dann umgab ihn tiefe Dunkelheit. Die drei Banditen hebelten die Kisten nach einander auf. In Windeseile wurden die Gewehre in die Säcke gesteckt. Beim verlassen des Büros schaute Ted noch einmal zum Fenster raus. „ Alles still da draußen. Lasst uns abhauen!“ Sie verschwanden durch die Hintertür. Niemand hatte etwas gehört oder gesehen.
Etwa zehn Minuten später verabschiedete sich Marshall Ryder von Mister Thomson. Er verließ den Store und ging zurück zum Office. Als Nick die Tür zu seinem Büro öffnete sah er Jett am Boden liegen. Für einen Moment blieb er wie angewurzelt stehen, dann kniete er sich langsam neben seinen Freund. Er drehte ihn auf den Rücken und legte eine Hand auf Jetts Bauch. Nick atmete erleichtert auf als er spürte das Jett noch Atmete. „ Jett! Hey Junge. Komm zu dir.“ Marshall Ryder hob den schweren Oberkörper seines Freundes an und brachte ihn in sitzende Stellung. Da schlug Jett die Augen auf. Er erkannte sofort die Konturen des Marshalls. Als Jett sich erheben wollte zuckte ein stechender Schmerz durch seinen Nacken. Er rieb sich mit der rechten Hand die schmerzende Stelle und Fragte.“ Was ist passiert?“ Nick half ihm beim Aufstehen. Mit seinem Fuß zog er den Stuhl heran um Armstrong darauf zu setzen. „ Das wollte ich dich gerade fragen.“
„ Die Gewehre“, sagte Jett und rieb sich mit beiden Händen durchs Gesicht. „ Sie haben die Gewehre geklaut und mich niedergeschlagen.“
„ Wer?“
„ Ich kannte sie nicht. Es waren drei Männer. Sie hatten zwar ihre Tücher vorm Gesicht, aber trotzdem konnte ich erkennen, dass zwei von ihnen sich sehr ähnlich waren. Bestimmt waren sie Brüder.“
Nick sah sich im Jail um. Tatsächlich waren alle drei Kisten aufgebrochen und die Gewehre entwendet worden.
Schwankend ging Armstrong zur Zellentür. Gebannt schaute er auf die leeren Kisten. Sein Kopf schmerzte fürchterlich. Er ließ sich matt auf eine der Pritschen sinken. „ So ein Mist. Ich hätte sie aufhalten sollen.“ Seufzte er.
Nick blieb bei der Zellentür stehen. Er lehnte sich gegen die Gitterstäbe. Besorgt sah er seinen Freund an.“ Dich trifft keine Schuld. Die waren zu dritt. Ich bin froh das dir nichts weiter passiert ist. Komm, wir trinken erst mal einen Kaffee, und danach nimmst du einen guten schluck Whiskey und legst dich ein paar Stunden aufs Ohr.“
Nach dem Kaffee und dem versprochenem Whiskey ging es Jett schon bedeutend besser. Er erzählte in aller Genauigkeit wie sich der Überfall abspielte. Nick saß auf der Schreibtischkante. Er rieb sich gedankenvoll das Kinn.
„ Na gut Jett. Ich werde mich mal weiter umhören. Bis gleich.“ Er stand auf und wollte gerade zur Tür hinaus als er mit Miss Smith zusammen stieß.
Erschrocken blickte die junge Dame den Marshall an, der sich in höflicher Form entschuldigte und ihr den Vortritt ließ.
„ Guten Tag Marshall. Ist Mister Armstrong bei ihnen im Office?“
Nick nahm seinen Hut vom Kopf. Er sah sie lächelnd an und antwortete.
„ Ja. Er ist da.“ Dabei fiel sein Blick auf den Korb den Miss Smith in ihrer Armbeuge trug. Er war mit einem rot-weißem Tuch abgedeckt, und es roch nach gebratenem Huhn.
Mary Smith bedankte sich und schob sich an dem Marshall vorbei ins Office.
„ Ein gebratenes Hühnchen von Mary Smith. Das wird Jett wieder auf die Beine bringen.“ Dachte Nick.
Nach endlosen Stunden erfolgloser Fragerei, ob jemand etwas gesehen habe, ging Ryder zum Grundbuchbüro von Mister Forrest. Hier arbeitete Carol-Ann. Die erste Frau, die Nick nach Jahren der Ermordung seiner Familie, wieder Zuneigung schenkte. Durch ihren sanften Scharm und dem unbeschwerten Lächeln half sie Nick, das die Wunden der grausamen Erinnerung langsam heilten.
Als Ryder eintrat stand Mary vor dem Aktenschrank und sortierte Blätter ein. Freudig überrascht strahlte sie ihn an.
„ Hallo Nick. Du siehst abgespannt aus. Gab es viel zu tun?“
Ryder setzte sich wortlos auf eine kleine Bank am Fenster dann erst antwortete er.
„ Nein es gab nicht viel zu tun, es wird noch viel zu tun geben.“
„ Probleme?“
„ Ja. Drei Männer haben heute Vormittag eine Lieferung Gewehre aus meinem Office gestohlen. Es waren drei Kisten mit jeweils sechs Winchester Gewehre. Wenn die in falsche Hände gelangen ist der Teufel los.“
Mary sah besorgt zu ihm rüber.
„ Aber drei Kisten sind doch sehr schwer. Irgendjemand muss doch einen Wagen gesehen haben der beladen wurde. Es war doch am helllichten Tag.“
„ Jett sagte mir das sie die Gewehre in Säcken verteilten. Einen Sack kann man locker mit einem Pferd transportieren.“ Plötzlich sprang Nick von der Bank. Er gab Mary einen schnellen Kuss auf die Wange und Riss die Tür auf. Noch im hinausstürmen rief er.
„ Mary du bist ein Goldstück. Wie konnte ich das nur vergessen?“
Fragend sah sie ihm nach, bekam aber keine Antwort mehr. Nick war schon aus ihrem Blickwinkel verschwunden.
Er rannte zurück ins Office. Niemand war da. Nur der Geruch vom gebratenen Huhn lag noch in der Luft. Durch diesen Duft fing sein Magen an zu knurren. Nick sah auf die Wanduhr. Schon vierzehn Uhr. Wie so oft hatte er auch diesmal keine Zeit gefunden sein Mittagessen zu sich zu nehmen.
Er hielt die Hand auf seinen Bauch und murmelte.
„ Jetzt nicht. Hör auf zu knurren du musst noch was warten. Erst muss ich Lex finden.“
Die Sonne strahlte erbarmungslos heiß vom Himmel. Im Saloon war zu dieser frühen Nachmittagsstunde wie immer wenig los. Nick öffnete die Flügel der Schwingarmtür. Mit einem Blick hatte er gesehen dass sein Deputy sich nicht im Saloon befindet. Er wollte sich gerade umdrehen als George der Keeper ihm zurief.
„ Guten Tag Marshall. Suchen sie jemanden?“
„ Ja. Haben sie Deputy Cooper gesehen?“ George wischte über das Thekenblech. Ohne auf zu schauen sagte er.
„ Ja. Er hat sie auch schon hier gesucht. Habe aber keine Ahnung wo er jetzt steckt.“
Dankend tippte Nick an seinem Hutrand. Beim hinausgehen sah er Lex Cooper gerade im Office verschwinden. Schnell rannte Ryder über die breite Mainstreet bis zum Büro. Die Tür stand offen und Lex saß schon hinterm Schreibtisch um seinen Bericht zu verfassen. Als sich ein Schatten über seinem Blatt Papier legte, schaute er auf und sah Nick in der Tür stehen.
„ Marshall! Ich hab dich gesucht. Also ich war bei der Mühle. Es wurden drei Säcke voll Mehl entwendet. Das Beste kommt jetzt: Das Mehl wurde nicht weit von der Mühle entfernt einfach ausgeschüttet. Verstehst du das? Da klaut jemand gutes Mehl um es dann wegzuschütten.“
„ Sonst hast du keinerlei Spuren entdeckt?“
„ Nein. Aber du weißt ja das ich kein guter Fährtensucher bin.“
„ Ja. Danke Lex. Schreibe dein Bericht fertig dann kannst du dir für den Rest des Tages Freinehmen. Ich werde erst mal was essen gehen in Sue`s Restaurant.“ Freudestrahlend machte sich Cooper an die Arbeit.
Auf dem Weg zum verspäteten Mittagessen hörte Nick hinter sich die Postkutsche anrumpeln. Vier verschwitzte Pferde stemmten ihre Hufe in den Staub um die Kutsche zum stehen zu bringen. Der Kutscher hielt die Zügel fest in den Händen bis das Gefährt still stand. Er zog die Bremse an, stieg vom Bock herunter und öffnete die Tür des Wagens. Laut rief er, „ Cutter. Meine Damen und Herren. Eine Stunde Aufenthalt.!“ Eine ältere Dame in einem hoch geknöpften schwarzen Kleid und zwei Männer stiegen aus. Einer der Männer war Mister Benton. Er schlug sich den Staub aus seiner grauen Hose und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seine dunkelblonden Locken waren unter seinem Hut platt gedrückt. Nick ging auf ihm zu. Er reichte dem Reisenden die Hand, und sagte.
„ Ich hoffe sie hatten eine angenehme Fahrt.“
„ Was soll an einer Kutschfahrt durch die Hitze der Prärie angenehm sein! Ich kann die Menschen einfach nicht verstehen die freiwillig hier in dieser Gegend leben.“ Erst jetzt löste er den Händedruck. Sofort holte Benton ein Taschentuch hervor und säuberte damit seine Hand.
Nick sah ihm tief in die Augen. Dieser Mann war ihm schon unsympathisch. Er hatte tiefe Falten im Gesicht und sah aus als wäre er weit über sechzig Jahre. Doch die straffere Haut seiner Hände deutete auf einen jüngeren Mann hin.
Benton hielt eine Aktentasche unter dem linken Arm geklemmt. Er schaute sich nach allen Richtungen um und sagte schließlich.
„ Kommen wir gleich zur Sache. Ich möchte die drei Kisten sehen.“
Erstaunt fragte Nick.
„ Möchten sie sich nicht erst einmal frisch machen? Wir haben ein gutes Hotel hier in Cutter. Sie können sich dort waschen und vielleicht auch erst mal was essen.“
„ Nein, nein. Wo sind die Gewehre?“ Ryder kam das alles etwas merkwürdig vor. Erst spielt er hier den feinen Saubermann, wischt sogar seine Hand ab nach dem Gruß und jetzt will er sich nicht einmal waschen gehen. Seufzend meinte Nick.
„ Ok. gehen wir in mein Office. Es gibt dort noch einiges zu klären.“
Zusammen betraten sie das Bureau. Nick führte seinen Gast zu den Zellen, mit einer Handgeste wies er auf die aufgebrochenen Kisten hin. Er beobachtete dabei genau die Reaktion des Mannes der wie gebannt in die Leere starrte.
Benton deutete mit dem Zeigefinger auf die Holzkisten. Stotternd fragte er.
„ Was ist das? Das soll wohl ein Scherz sein. Wo sind die Gewehre?“
Nick zog die Schultern hoch und ließ sie langsam wieder sinken.
„ Tut mir leid Mister Benton, aber man ist heute Mittag in mein Office eingebrochen. Ich werde mich selbstverständlich um alles kümmern.“
Benton zog die Augenbrauen zusammen. Eine tiefe Falte bildete sich auf seiner Stirn. Er hielt die Luft an bis sich sein Gesicht von rasa in rot verfärbte. Dann platzte er heraus.
„ Marshall Ryder. Ich habe die Gewähre nach Cutter gesendet weil man mir gesagt hatte, dass hier der beste Sternträger des weiten Westens wäre. Man hat sie mir Empfohlen. Was soll ich denn nun dem General erklären wo seine Gewehre sind? Sie haben noch Zeit bis Heute Abend acht Uhr, wenn bis dahin die Wertvolle Fracht nicht wieder hier ist, mache ich sie fertig. Sie können ihren Stern ablegen. Sie werden nie wieder einen Job finden. Haben sie das verstanden?“
Nick stand ruhig und gelassen an der Zellenwand gelehnt. Sein Gesicht war nun wie aus Stein gehauen als er langsam auf Benton zuging. Er sah ihm direkt in die Augen und beobachtete jeden Gesichtszug an dem Mann. Ihm entging nicht das nervöse zucken im Kiefermuskel.
Benton konnte diesem Blick nicht standhalten. Er senkte den Kopf und sah auf seine, von Staub bedeckte Stiefelspitzen.
Jetzt erst redete Nick in einem tiefen ernsten Tonfall.
„ Hören sie Mister. Ich lass mich nicht gerne bedrohen. Wenn sie hier den großen Mann spielen wollen, dann steigen sie lieber gleich wieder in die Overland Kutsche und verschwinden aus der Stadt. Ich sagte ihnen schon dass ich mich darum kümmere.
Und jetzt sollten sie besser mein Office verlassen. Wenn es etwas Neues gibt lasse ich es sie wissen. Guten Tag!“ Ryder ging zum Schreibtisch um sich dort auf seinen Stuhl zu setzen und den Bericht über den Diebstahl zu verfassen.
Wütend kam Mister Benton auf den Marshall zu. Als er ihn ansah, traute er sich aber nicht noch etwas zu sagen. Er starrte nur auf den in schwarz gekleideten Mann, der ihn sehr selbstbewusst in die Augen sah. Ohne ein Wort verließ Benton das Büro. Er schlug die Tür aber so heftig zu, dass die Fensterscheibe vibrierte.
An diesem Tag waren noch einige Fälle zu klären. Eine eingeworfene Fensterscheibe bei John Hiller, geklaute Äpfel aus dem Generalstore, betrunkene Randalierer im Saloon und eine gestohlene Brieftasche eines Hotelgastes. Es war zwei Uhr Morgens.
Nick war über seine Berichte eingeschlafen, als er aufschreckte und seinen Revolver blitzschnell in der Hand hielt. Die Officetür flog auf und eine junge Frau von etwa dreiundzwanzig Jahren kam Schluchzend und völlig aufgelöst auf ihm zu. Nick sprang vom Stuhl, er schaffte es gerade noch rechtzeitig um den Tisch herum um sie Aufzufangen. Eine leichte Ohnmacht überfiel die Junge Frau. Sie sank in Ryders Arme. Nick legte sie auf das Bett unterm Fenster. Er nahm das Handtuch vom Hacken, machte eine Ecke davon in der Wasserschüssel nass und betupfte damit die Stirn der Ohnmächtigen. Sofort schlug sie ihre Augen auf. Als sie den Marshall erkannte wollte sie etwas sagen, aber ein neuer Weinkrampf schüttelte ihren zarten Körper. Nick bemerkte ihr zerrissenes Kleid. Die Hände waren voll Schmutz, wie auch die Knie.
„ Misses Lessing. Beruhigen sie sich erst mal, und dann sagen sie mir in aller ruhe was passiert ist.“
Tröstend hielt er ihre Hand.
„ Oh Marshall! Wir wurden überfallen. Es waren drei Männer. Gordon…..Sie haben meinen Mann umgebracht----- Erschossen. Marshall---- Sie haben----.“ Wieder brach sie in Tränen aus. Misses Lessing vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Tränen tropften durch die Finger hindurch und bildeten kleine Wasserkreise auf dem Holzboden. Nick kniete vor ihr. Er nahm die junge Frau in den Arm und drückte sie fest an sich. Es dauerte fast fünf Minuten die sie brauchte um wieder zu sich zu kommen.
Dann erzählte sie alles was sie noch wusste.
„ Es waren drei Männer. Sie versuchten ein Pferd zu stehlen. Gordon ging hinaus. Er wollte nachsehen was da draußen für ein Lärm war. Er erwischte sie im Corral, wie sie gerade eines der Pferde einfingen. Dann fiel ein Schuss. Ich rannte zum Fenster und sah wie Gordon-----. Während Misses Lessing von den schrecklichen Ereignissen am Abend erzählte, kochte Nick einen Kaffee.
Er reichte Ihr eine Tasse heiß dampfenden wohlriechenden Kaffee und fragte.
„ Wie sind sie bis hier her gekommen? Haben die Männer sie nicht gesehen?“
Die Frau nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. Nick sah sie lächelnd an.“ Ich habe mir erlaubt einen kleinen schluck Whiskey dazu zu mischen. Er wird ihnen gut tun.“
„ Danke Marshall. Ich bin bis hier gelaufen. Die ganze Nacht durch. Als ich am Fenster stand, sah ich wie die drei auf unser Haus zu kamen, da bin ich durch die Hintertür raus und einfach losgerannt.“
„ Sie sind den ganzen weiten Weg bis hier her gelaufen?“
„ Ja. Ich hatte so furchtbare Angst. Was soll ich jetzt tun? Und Gordon—oh nein. Marshall helfen sie mir!“ flehend, voller Hoffnung sahen ihre vertränten Augen den Marshall an.
„ Kommen sie. Ich bringe sie erst mal zu Peggy-Sue. Dort sind sie gut aufgehoben. Ich reite hinaus zur Ranch und sehe mich da mal um.“
„ Aber ich kann mir kein Hotelzimmer leisten.“
„ Das geht schon in Ordnung. Machen sie sich darum keine Sorgen.“
Nick brachte Misses Lessing zu Peggy-Sue in ihr Hotel. Peggy war sofort bereit sich um die Hilfsbedürftige Frau zu kümmern. Er selber ging dann rüber in Murphys Mietstall, sattelte sein Pferd und machte sich auf dem Weg zur Lessing-Ranch.
Fünf Meilen Östlich von Cutter war die Pferdezucht von Mister und Misses Lessing. Dort bekam man die besten Pferde weit und breit. Gordon war stolz auf seine Zucht und stets bemüht Stall und Wiese in einwandfreiem Zustand zu halten. Die Koppel war mit einem Zaun umgeben und in zwei gleich große Wiesen aufgeteilt, so dass die Pferde stets frisches Gras hatten. Der Stall war so groß das er sogar das Wohnhaus überragte. Als Nick sich der Farm näherte sah er schon von weitem den durchbrochenen Zaun und die fehlenden Pferde, die sonst zu dutzenden auf der Weide grasten.
Es war eine klare Mondnacht. In so milden Nächten brachte der Rancher die Tiere nicht bei Dunkelheit in den Stall. Nick stieg vom Pferd ab. Er streichelte sanft den Hals des Tieres und flüsterte ihm ins Ohr.
„ Du bleibst hier Lady bis ich dich rufe.“
Er schlich sich am Zaun vorbei bis zum Brunnen, der auf dem Platz zwischen Wohnhaus und Scheune stand. Dort lag Gordon Lessing. Mit dem Gesicht im Sand, Arme und Beine von sich gestreckt. Ryder kniete sich neben ihm. So wie er es immer bei Doktor Braun gesehen hatte, fühlte er mit zwei Fingern am Hals den Puls. Er war sehr schwach zu spüren, aber Mister Lessing lebte noch.
Vorsichtig drehte er den Verletzten auf den Rücken. Blut durchtränkte das Hemd und hinterließ einen großen roten Fleck auf der rechten Brustseite.
„ Halt durch Gordon. Ich bringe dich zum Doc. Aber erst mal muss ich dich verbinden damit du nicht noch mehr Blut verlierst.“ Ryder rannte ins Haus. Irgendwo hier mussten doch frische Tücher oder Laken sein aus denen man Binden schneiden kann. Nick durchsuchte die Küche. In einer Ecke stand ein Nähkästchen und daneben lagen Stoffreste. Er griff sich ein weißes Stück Stoff. Gerade als er das Haus verlassen wollte hörte er im Nebenzimmer ein Geräusch. Mit dem Revolver in der Hand öffnete der Marshall die Schlafzimmertür. Er war noch nicht ganz im Zimmer, da sah er im letzten Moment einen Schatten am Fenster. Der Schuss durch die Glasscheibe und der Hechtsprung von Nick kamen fast gleichzeitig. Nick lag neben dem Bett auf dem Boden. Ein Ärmel seines Hemdes war aufgerissen.
„ Verdammt!“ fluchte Ryder. Er sah sich die Wunde am Oberarm an. Es war nur eine Schramme.
Das Holz war gesplittert und hatte seinen Ärmel aufgerissen. Am Rahmen der Schlafzimmertür hing ein Stück Stoff seines Hemdes.
Trotz der großen Ungewissheit, wo sich der Schütze im Moment aufhielt, blieb dem Marshall keine Wahl. Irgendwie musste er da raus. Nick robbte über dem Boden bis zum Fenster. Er riskierte nur keinen Blick hinaus. Nur den Hut hob er in Sichthöhe. Schon fiel ein zweiter Schuss. Die Kugel bohrte sich in die Kommode an der gegenüberliegenden Wand. Holzsplitter flogen davon. Nun zierte ein hässliches Loch das schöne alte Möbelstück. Dann erklangen Pferdehufe. Nick sprang hoch, warf sich aus dem Fenster um gleich danach hinter einen Stapel Holz zu Springen. Der Fremde mit dem Colt war auf seinem Pferd geflüchtet. Zum verfolgen blieb keine Zeit, da der Verletzte so schnell wie möglich in die Stadt zum Arzt musste. Im Stall fand er den kleinen Wagen der Lessings. Nachdem er Gordon verbunden und Lady vor den Wagen angespannt hatte, legte er den verwundeten vorsichtig unter die Plane. Er wollte gerade aufsteigen als er aus dem Augenwinkel das Gewehr am Brunnen sah. Marshall Ryder nahm das Winchester Gewehr in die Hand. Erstaunt untersuchte er die Waffe.
„ Das ist doch ein nagelneues Gewehr aus einer der Kisten!“ dachte Nick. Mit schnellem Schritt lief er zum Wagen, schwang sich auf den Kutschbock und ließ Lady los galoppieren.
Das die Lessing Ranch überfallen wurde sprach sich trotz der frühen Morgenstunde in Windeseile in Cutter herum. Misses Lessing saß bei Peggy-Sue in der Küche. Ihre Hände zitterten, aber der heiße Kaffee tat ihr gut. Auch Carol-Ann war anwesend. Sie lächelte freundlich und beruhigte die junge Frau.
„ Machen sie sich keine Sorgen. Nick wird die Banditen schon fassen.“
Jett Armstrong und Mary Smith standen im Flur. Durch die offen stehende Küchentür konnten sie alles mit ansehen. Unbewusst griff Mary nach Jett`s Hand.
„ Sie sagte, dass es drei Männer waren. Marshall Ryder ist ganz allein da draußen. Hoffentlich passiert ihm nichts!“ sagte Mary und drückte die Hand fester zu.
Plötzlich wurde die Flurtür aufgerissen. Ein kleiner verschmutzter Junge rief in den Gang.
„ Er ist da. Der Marshall ist wieder da!“
Sofort rannten alle auf die Straße. Der Wagen mit der eingespannten Stute des Marshalls stand vor Doktor Browns Haus. Misses Lessing rannte auf Nick zu, der gerade aus dem Haus kam.
Ryder blieb vor ihr stehen. In seinen Mundwinkeln sah sie ein kleines Lächeln. Ihr Herz fing an zu rasen und ihre Lippen zitterten. Nur ein Wort kam aus ihrer Kehle.“ Gordon!“
Nick schaute in ihre Augen.
„ Gehen sie zu ihm. Doktor Brown wird gleich die Kugel ziehen. Er ist sich sicher das Gordon durch kommt.“ Sie wusste nicht was sie darauf sagen sollte. Tränen der Freude rollten die Wangen runter. Dann lief sie ins Haus des Doktors.
Carol-Ann sah den aufgerissenen Ärmel. Nick spürte ihren Blick und noch bevor sie etwas sagen konnte sprach er.
„ Es ist nur ein Kratzer. Ich muss sofort wieder los, solange die Spur noch frisch ist.“
Während er Lady von dem Wagen befreite und seinen Sattel befestigte kam Jett auf ihm zu.
„ Was für eine Spur? Hast du was entdecken können?“
„ Ja. Es waren die gleichen Banditen die dich überfallen haben. Sie haben ein Gewehr dort liegen gelassen. Ich nehme an das einer von ihnen deshalb noch mal da war. Ich muss ihn wohl gestört haben als er das Gewehr holen wollte.“
Er zog sich in den Sattel und zwinkerte Carol-Ann zu.
„ Keine Sorge Carol. Wenn ich zurück bin machen wir ein Picknick. Aber gebratene Hühnchen müssen dabei sein!“ Er sah zu Jett und kniff ein Auge ein, dann zog Nick die Zügel rum und galoppierte Richtung Westen davon.
Eine ganze menge Menschen hatte sich auf der Straße versammelt und alles mit angehört. Sie sprachen alle durcheinander, dabei wurden sie immer lauter. Ein großer dicklicher Mann schob sich durch die Masse. Sein Bauch wackelte dabei hin und her. Es war Bürgermeister Finch. Mit dem aufgerauchtem Stummel einer Zigarre im Mund platzierte er sich auf dem Gehweg. Er hob beide Hände in Luft. Seine raue Stimme war aber laut genug um die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zu lenken.
„ Bürger von Cutter! Nur keine Panik. Ich habe alles unter Kontrolle.“
*
Mitten in den Bergen weit außerhalb der Stadt lagerten sie. Banditen, Mörder und Outlaws in einem „ Kessel“ umgeben von hohen Felsen. Nur ein schmaler Weg führte zu ihnen. Eine Schlucht in der keine zwei Pferde nebeneinander Platz hatten. Der Anführer, einer Bande von fast zwanzig Mann, kam aus einem Höhleneingang heraus. Der helle Sonnenschein blendete seine Augen, so dass er diese mit seiner Hand abschirmen musste um etwas zu sehen. Ein Mann auf einem Pferd kam auf ihm zu geritten. Kurz vor dem Anführer sprang er aus dem Sattel. Ein ernster Blick traf den Reiter so dass er zusammenzuckte. Der Boss war ein kräftiger Mann. Seine behaarten Fäuste stemmte er nun in die Hüfte. Die wenigen Haare waren nach hinten gekämmt. Er zog die buschigen Augenbrauen so sehr zusammen, dass eine tiefe Stirnfalte entstand. Als er nun anfing zu reden, konnte man seine gelben schief stehenden Zähne sehen.
„ Was ist los. Wo bist du gewesen Ted?“ Nervös scharrte Ted mit dem Fuß im Dreck. Er wagte es nicht seinem Boss in die Augen zu schauen.
„ Ich---ich musste noch mal zurück zur Ranch.“
„ Den Überfall auf die Ranch haben mir schon Barko und Brady erzählt. Davon war nie die Rede, aber das klären wir später noch. Warum bist du nicht mit den anderen beiden mitgekommen?“
Ted lief ein Schauer über dem Rücken. Er wusste genau was der Boss damit meinte wenn er etwas später klären will. Er atmete tief ein. Jetzt musste er ihm die Wahrheit sagen, denn eine Lüge würde der Anführer rausbekommen, dann ging es ihm erst richtig dreckig.
„ Ich habe eins der neuen Gewehre getestet. Ich wollte es mir nur mal ansehen, da kam der Rancher plötzlich auf uns zu. Ich habe sofort geschossen. Als wir uns dann am Brunnen abkühlten, habe ich die Büchse dort abgestellt und sie vergessen.“
Mit einer Schnelligkeit die man dem kräftigen Mann nicht zugetraut hätte, schnellte seine Faust nach vorne und traf Ted genau auf die Nasenspitze. Der schlaksige Junge torkelte nach hinten und fiel auf sein Gesäß. Blut lief aus seiner Nase. Er hielt die Hände vor dem Mund und hatte auf einmal einen Zahn in der Hand. Einer seiner vorderen Schneidezähne war abgebrochen.
Der Boss ging auf ihm zu, packte ihn am Kragen und riss ihn hoch auf die Beine. Ted stand, aber die Knie waren Butterweich. Der Anführer spuckte vor Ted in den Sand und knurrte.
„ Jetzt kann man dich wenigstens von deinem Zwilling unterscheiden. Also, wo ist das Gewehr? Her damit!“
Ted wackelte ein paar Schritte rückwärts.
„ Da ist noch etwas.“
„ Was denn noch? Los spuck es schon aus sonst schlag ich dir den Rest deiner Zähne auch noch raus.“
„ Als ich zurück zur Ranch war kam ein Reiter. Ich konnte mich im Schlafzimmer verstecken, aber er fand mich dort. Ich bin durch das Fenster abgehauen. Das Gewehr konnte ich nicht mehr holen.“
„ Bist du verrückt? Erst überfallt ihr ohne meine Erlaubnis eine Ranch, dann vergisst du Trottel
auch noch das Diebesgut. Hast du den Fremden wenigstens erledigt?“
„ Nein. Ich glaube nicht. Es ging alles sehr schnell. Außerdem war es kein Fremder. Ich hab sein Pferd erkannt. Es war der Marshall aus Cutter. Weiß der Teufel woher der so schnell von der Schießerei erfahren hat.“
Jetzt musste sich auch der Boss hinsetzten. Er ließ sich auf einem der großen Felsblöcke nieder.
Minuten der Stille verrannen. Wie aus Stein gehauen saß er da und blickte vor sich hin. Dann sprang er auf. In seiner Rechten hielt er den 45ziger Revolver und noch bevor Ted reagieren konnte fiel der Schuss. Mitten ins Herz des gerade einmal zweiundzwanzig jährigen Junge Burschen. Er war schon Tot als sein Körper vorn über kippte und auf dem sandigen Boden reglos liegen blieb.
Barko hörte den Schuss und kam sofort angerannt. Er warf sich auf den Boden neben seinen Bruder und schrie.
„ Steh auf Ted, bitte. Sieh mich an!“ Er rüttelte seine Schultern. Schließlich nahm er ihn in den Arm und drückte ihn fest an sich.
Dem Boss interessierte das alles nicht. Er rief ein paar Männer zu sich, die auch sofort kamen.
„ Hört zu. Ted dieser Idiot hat den Marshall auf unsere Spur gesetzt. Seht zu das ihr ihn abfangt.“
„ Sollen wir ihn abknallen Boss?“ fragte einer der Banditen.
„ Nein. Ich will dass ihr ihn zu mir bringt. Lebend. Habt ihr das verstanden?“
„ Sie wollen den Wolf direkt in unser Versteck holen?“
„ Das ist meine Sache. Bringt ihn mir her. Oder habt ihr etwa schiss vor ihm. Er trägt nur einen Blechstern, na und?“
Die Männer trotteten davon. Sie kannten ihren Boss genau und wussten dass man sich nicht mit ihm auf eine Diskussion einlassen sollte.
Bill Clain, der Anführer der Bande drehte sich um. Hinter ihm stand ein Mann mit blonden Locken.
Es war Mister Benton. Er sah Clain ernst an und sagte in einem scharfen Ton.
„ Wenn hier irgendetwas schief läuft, fährst du mit in die Hölle. Du hast dein Wort gegeben das du die besten Männer hast. Ich will diesen Marshall und ich will ganz Cutter den Erdboden gleich machen. Marshall Nick Ryder ist schuld am Tot meines Bruders. Durch seine Aussage hat man ihn gehängt. Und die ganze Stadt hat zugesehen. Alle Geschworenen waren gegen ihn. Cutter muss vernichtet werden. Ich habe dir die Gewehre besorgt, du erledigst den Rest mit deinen Leuten, dafür behältst du achtzehn neue Winchester. Wenn alles erledigt ist, werdet ihr mich nie mehr wieder sehen. Ich muss von hier verschwinden bevor die Armee auf meine Spur kommt.“
„ Keine Sorgen Benton. Es wird nichts schief gehen. Mit dem Marshall werde ich schon fertig. Ich habe ihn schon einmal schwer getroffen.“ In seinen Augen blitzte es als er sagte.“ Wenn er wüsste was ich noch für Ass im Ärmel habe.“
Danach ging er über den Platz bis zu den Pferden. Zwei Kinder standen bei einem Rotfuchs und Striegelten ihn. Der fünf jährige Junge kämmte gerade die Mähne des Pferdes. Er hatte schwarzes Haar das in der Sonne bläulich schimmerte.
Er war nun schon vier Jahre bei der Clain-Bande. Seine Eltern waren bei einem Indianerüberfall getötet worden. So erzählte es jedenfalls Bill Clain immer. Die siebenjährige Hanna war Bill`s Tochter. Aber glücklich konnte er darüber nicht sein. Sein größter Wunsch war immer ein Sohn gewesen. Hanna hasste ihren Vater. Er war schuld am Tot ihrer Mutter. Wie eine Sklavin hatte er sie behandelt. Mit seiner eigenen Tochter ging er genau so grob um.
„ Hanna komm her!“ Erschrocken ließ das Mädchen die Bürste fallen und rannte sofort zum Vater.
„ Ja Pa.?“
„ Ich habe Hunger. Geh und brate mir den Hasen den ich gestern geschossen habe.“
„ Aber ich wollte doch…“ Klatsch. Seine große kantige Hand traf Hanna auf die linke Wange.
„ Halts Maul und tu was ich dir sage.“
Hanna stand da und hielt die Hände auf die schmerzende Stelle im Gesicht. Mit aller Kraft wehrte sie sich gegen die Tränen, konnte es aber nicht verhindern dass doch ein paar die Wange runterkullerten.
Damit Bill es nicht sah schlug sie den Staub aus ihrem Kleid und ging zur Feuerstelle.
Wütend und schluchzend murmelte sie.
„ Warte nur. Ich werde nicht ewig hier bleiben. Irgendwann laufe ich weg. Egal wohin.“
Die ganze Stadt Cutter war in Aufregung. Alles versammelte sich um den Bürgermeister, der vorm Marshall Office stand und sich wichtig tat.
Jett lehnte an der Wand neben der Officetür, hatte die Arme vor sich verschränkt und hörte sich das ganze Gerede an. Carol-Ann und Mary standen neben Jett, der immer wieder zu Mary rüberblinzelte.
Verlegen lächelte sie immer zurück.
Die dicken Wangen des Majors schienen Kugelrund als er lauthals verkündete.
“ Die Gerechtigkeit wird siegen. Dafür haben wir einen guten Marshall. Vergesst nicht, ich habe ihn euch vorgeschlagen. Marshall Ryder ist der beste Gesetzeshüter den man haben kann.“
„ Ist hier demnächst Bürgermeisterwahl?“ fragte Jett und sah dabei fragend zu Mary und Carol rüber.
„ Karl Flint redet immer so. Er sagt stets das was die Leute hören wollen. Ob er davon immer selbst überzeugt ist bezweifle ich allerdings.“
„ Aber.“ Fuhr Major Flint fort. “ Unsere Stadt braucht auch einen Sheriff. Der Marshall kann nicht alles allein erledigen. Wer meldet sich freiwillig für dieses ehrenvolle Amt.“ Ein Raunen ging durch die Menschenmenge, bis der Bürgermeister wieder das Wort übernahm.
„ Liebe Mitbürger. Ich habe schon alles geregelt. Wer hier als Sheriff arbeitet erhält einen guten Lohn. Verpflegung und Arztkosten werden von der Stadtkasse übernommen.“
„ Und wer kümmert sich um unsere Familien, wenn wir bei diesem gefährlichen Job draufgehen? „
rief eine tiefe Männerstimme aus der Menge, und erhielt sofort zustimmende rufe.
„ Seit Marshall Ryder hier für Recht und Ordnung sorgt, ist es doch schon viel ruhiger geworden.“
Flint stand stolz und kerzengerade da. Er wusste genau wie man mit den Leuten reden musste um sie von etwas zu überzeugen. Dieser Redegabe hatte er es zu verdanken, dass man ihm zum Major der Stadt Cutter wählte. Die Menschen auf der Straße wurden zunehmend lauter. Vereinzelnd konnte man einen Mann aus dem durcheinander verstehen.
„ Cutter ist eine große Stadt mit viel Durchgangsverkehr. Täglich kommen und gehen Fremde mit Kutsche und Bahn. Wie können sie da von einer ruhigen Stadt reden?“
Flint ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
„ Genau deshalb brauchen wir noch einen Sheriff hier. Wenn Marshall Ryder außerhalb der Stadt was zu erledigen hat, wie jetzt, dann haben wir hier nur noch Deputy Cooper. Er ist ein guter Junge, aber er ist noch sehr jung und dieser Aufgabe allein nicht gewachsen. Also----sehe ich einen Freiwilligen?“
Langsam löste sich die Menschentraube auf. Dann trat Mary Smith neben Mr. Flint und ergriff das Wort.
„ Da sich niemand Freiwillig meldet, möchte ich jemanden vorschlagen.“ Sie drehte sich um und wies mit dem Finger auf Jett Armstrong.
„ Ich schlage Mister Jett Armstrong vor!“
Jett schluckte. Damit hätte er nie gerechnet. Er drückte sich von der Wand ab, während er sich verlegen durch sein Haar strich. Den Hut in der Hand beobachtete er die Reaktionen der Männer.
Laut rufend stimmten alle dem Vorschlag zu. Mary lächelte Jett zu.
„ Sheriff von Cutter.“ Dachte Armstrong. „ Damit wäre meine Reise hier zu Ende. Und Mary ist wirklich hübsch. Nick braucht Hilfe. Ganz besonders im Office bei dem Papier Chaos auf dem Schreibtisch.“ Die laute Stimme Flints holte Jett aus seinen Gedanken.
„ Mister Armstrong. Nehmen sie unser Angebot an?“
Entschlossen ging er auf den Bürgermeister zu und reichte ihm die Hand mit den Worten.
„ Nick und ich waren die besten Freunde. Wir haben immer zusammen gehalten. Ich werde ihn auch jetzt nicht im Stich lassen. Major, ich nehme den Stern.“ Überglücklich fiel Mary ihm um den Hals.
Als die Leute anfingen laut zu applaudieren, wurde sie rot im Gesicht. Erst jetzt bemerkte Mary was sie getan hatte. Jett sah ihre Röte. Er nahm sie in den Arm und flüsterte in ihr Ohr.
„ Sollen es nur alle sehen. Ich liebe dich.
Mich wirst du nun nicht mehr los. Mit dem Stern werde ich wohl für immer in Cutter bleiben müssen. Mit dir an meiner Seite fällt mir das auch gar nicht schwer.“
Jett Armstrong wurde ganz offiziell vom Major und dem anwesenden Stadtrat zum Sheriff von Cutter vereidigt.
Es war fast Mittag, als Nick neben seiner Stute kniete um die entdeckte Spur näher zu betrachten.
„ Hier sind sie lang geritten. Ihre Abdrücke sind deutlich zu erkennen.“ Dachte Nick.
Er wollte gerade aufsitzen als von rechts ein Schuss fiel.
Die Kugel streifte seine Stirn. Ryder zog noch im herumwerfen den Colt und feuerte in die Richtung aus der der Schuss kam. Leicht benommen blieb er am Boden liegen. Schwarze Schleier wehten vor seinen Augen und wollten ihm die Besinnung rauben. Mit aller Anstrengung kämpfte Nick gegen eine anspringende Ohnmacht an. Doch bevor er sich wieder so weit erholt hatte, hörte er gleich über sich eine Männerstimme.
„ Los steh auf, du Hund. Du hast mir in den Arm geschossen, dafür wirst du bezahlen.“
Zwei Männer packten ihn am Kragen und zogen ihn hoch. Mit einer Blitzreaktion traf Ryders Faust den einen unters Kinn. Er torkelte zurück, fing sich aber an seinem Pferd. Im wilden Zorn kam er nun auf den Marshall zu und wollte ihm seinen Kopf in den Magen rammen, aber Nick machte eine halbe Drehung und ließ seinen Gegner ins leere laufen. Zu spät drehte er sich um. In diesem Moment schlug von hinten der zweite Bandit zu. Er traf mit seinem Gewehrkolben Nick am Hinterkopf.
Marshall Ryder sank in die Knie. Tiefe Dunkelheit überkam ihm. Der Tritt den ihm der Mann noch versetzte spürte er schon gar nicht mehr. Sie nahmen ihm die Waffen ab, legten ihn auf sein Pferd und banden Arme und Beine unter dem Pferdeleib zusammen.
Der Bandenboss Bill Clain lief nervös auf und ab. Viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf.
Zehn Jahre hatte er gesessen wegen einem Mord an einem Richter. Der damals noch sehr junge Nick Ryder war Zeuge der Tat. Er zeigte ihn beim Sheriff an und daraufhin wurde Bill zu zehn Jahre Straflager verurteilt. Das hatte er ihm nie verziehen. Als Ryder später Sheriff von Cutter war, überfiel Clain mit seiner Bande die Stadt. Er zündete Häuser an. Seine Leute vergriffen sich an den Frauen, es war grausam. Er persönlich war es der Nick schwer verletzte und vor seinen Augen seine Frau Lea umbrachte. Mann konnte damals den Sheriff aus seinem brennenden Haus retten, aber den einjährigen Sohn Jetti fand man nicht. Man ging davon aus, dass der Kleine im Haus verbrannte.
Vier Jahre später kam Bill Clain noch einmal in die Nähe Cutters. Er ließ sich in den Bergen nieder und erfuhr dort dass Ryder den Überfall damals überlebte. Jetzt mit der Hilfe eines Mister Benton der ihm achtzehn gute und neue Gewehre beschaffte, wollte Bill endlich mit Marshall Nick Ryder und der Stadt Cutter abrechnen. Ein schriller Pfiff kam von einem der Wachposten. Bill schaute zu ihm auf. Mit der winkenden Hand gab dieser ein Zeichen dass Clains Männer zurückkamen.
Die beiden Banditen ritten mit ihrem Gefangenen auf Bill zu.
Der Rothaarige McRieden hielt seinen verletzten Arm fest. Er rutschte ohne aus dem Sattel und spuckte in den Sand.
„ Da ist er. Dieses Schwein hat mir den Arm zerschossen. Ich wollte ihn schon umbringen, aber ich weiß ja wie viel es ihnen bedeutet ihn lebend zu haben.“
Bill stieß ihn grob beiseite. „ Selber Schuld. Ich habe nicht gesagt ihr sollt euch anschießen lassen.“
Er packte Nick an den Haaren und zog seinen Kopf hoch.
„ Es ist schön dich wieder zu sehen!“ sagte er in einem ironischen Ton. Langsam kam wieder Leben in Ryders Körper. Er kniff ein paar Mal die Augen zu um wieder klar sehen zu können.
Der Kopf dröhnte noch wie in einer Kesselschmiede. Sie schnitten seine Fessel mit einem Bowiemesser durch. Dabei verletzten sie Ryders Handgelenk, so das Blut auf das Sattelleder tropfte. Mit einem Ruck zogen zwei Männer ihn vom Pferd. Als Nick nun Bill Clain gegenüberstand und sein dreckiges Lachen hörte, kamen ihm sofort die Erinnerungen zurück. Er sah wie Bill das Messer an Leas Kehle hielt. Er hörte wieder die angsterfüllte Stimme seiner Frau. Er roch das Feuer das um ihn herum fackelte. Wut stieg in ihm hoch. Er ballte die Fäuste und seine Zähne knirschten, so fest biss er sie aufeinander.
Dann kam Bill einen Schritt auf Nick zu.
„ Hätte nicht gedacht das du noch lebst.“ Jetzt konnte sich Ryder nicht mehr halten. Noch bevor die umstehenden Banditen eingreifen konnten, schlug Nick seinem Gegenüber mit der Faust genau auf die Nase. Clains Kopf flog zur Seite. Der Schlag war so heftig das Bill in den Staub stürzte.
Blut lief aus seiner Nase. Zwei der Männer packten Nick und umklammerten ihn, während ein Dritter ihm einen Gewehrkolben in den Magen stieß. Er holte zum zweiten Schlag aus, wurde aber zurück gerissen. Bill Clain stand hinter ihm. Die linke Hand an der Nase, die blutverschmierte Rechte packte den Arm des Schlägers.
„ Hör auf!“ schrie Bill. „ Er gehört mir. Sperrt ihn erst mal weg.“
Sie brachten Ryder in einen Höhleneingang. Mit vier Männern wurde ein riesiger Felsblock vor dem Eingang geschoben. Ein Loch das gerade groß genug für eine Hand war, ließ ein paar Sonnenstrahlen ins Innere. Nick tastete die Wände ab, es war ein massiver Fels. Keine Lücke oder Spalten konnte er finden.
Draußen an einem gespannten Seil standen die Pferde in Reihe angebunden. Die beiden Kinder Hanna und der Junge standen bei Lady, der Stute des Marshalls, und bewunderten dieses schöne Tier. Hanna löste das Halfter vom Seil und wollte sich in den Sattel schwingen. Der erste Fuß steckte schon im Steigbügel, da hielt ihr Freund sie am Bein fest.
„ Bist du verrückt geworden, was soll denn das?“
„ Lass mich los. Ich möchte doch nur mal ein paar runden auf ihm reiten. Ich habe noch nie ein so schönes Pferd gesehen.“
„ Aber wir werden Ärger bekommen.“ Hanna, zog ihren Fuß aus dem Bügel. Sie schaute sich nach allen Seiten um und sagte.
„ Du wirst mich doch nicht verpetzen, oder? Es ist ja niemand hier der das sieht. Die sind alle beim Vater in der Baracke.“
Gerade wollte Hanna wieder aufsteigen als ein Schuss krachte. Die Stute schlug erschrocken mit ihren Vorderhufen hoch.
„ Wer da? Stehen bleiben und die Pfoten hoch!“ Laut hallte die Stimme von den Felsen wieder.
Steif standen die beiden Kinder da. Der junge konnte vor schreck kein Wort sagen. Hanna flüsterte ihm zu. „ Sag nicht das ich reiten wollte. Wir sind nur hier um die Pferde zu versorgen. Als der Mann keine Antwort auf seine frage erhielt, gab er noch einen Warnschuss ab. Lady wieherte auf, riss sich los und galoppierte davon.
„ nicht schießen, wir sind es nur!“ rief Hanna dem herankommenden Wachmann zu.
Mit einem Grashalm im Mundwinkel und dem Gewehr in der Armbeuge kam ein großer schlanker Mann auf die Beiden zu.
„Was macht ihr hier?“ seine Frage war ernst und drohend. Der Junge antwortete stotternd.
„ Wir, wir wollten die Pferde versorgen.“
„ Macht dass ihr zurück ins Lager kommt. Hanna, dein Vater will das du die Wäsche wäschst.“
„ Na komm. Ich helfe dir Hanna.“ Die Beiden packten sich an die Hände, und liefen am Wachmann vorbei zum Lager.
Der Wachmann wollte sich gerade abwenden und auf seinen Posten gehen, als er die Lücke zwischen der Pferdereihe sah. „ Mist verdammter. Das Vieh ist abgehauen. Wenn der Boss dass erfährt knallt er mich ab.“ Fluchend ging er ein stück den Fels entlang bis er die beiden anderen Posten sah. Er pfiff sie ran und sofort kamen Beide angerannt.
„ Das Pferd von dem Marshall ist abgehauen. Nehmt euch eure Gäule und holt es zurück.“
„ Aber Bart. Wir sollen doch hier Wache schieben.“ Zeterte der eine.
Bart spuckte in den Sand. „ Das übernehme ich so lange. Los beeilt euch, sonst holt ihr das Tier nie mehr ein. Ihr wisst ja was passiert wenn der Boss davon Wind bekommt. Ihr seid mit dran schuld. Ihr habt hier Wache zu schieben. Es hätte euch auffallen müssen wenn ein Pferd sich vom Acker macht...“
Ganz bewusst redete Bart den beiden Männern Schuldgefühle ein. Die Angst vor einer Bestrafung ließ sie ohne weitere Widerworte zu ihren Pferden laufen.
„ Und macht schnell. Bevor noch einer was merkt.“ Rief Bart noch hinter ihnen her.
Dann preschten die beiden Banditen los.
*
Jett war gerade dabei die restlichen Briefe auf dem Schreibtisch zu ordnen, als Carol-Ann herein kam.
Langsam kam sie auf Jett zu. Ihr Gesicht war blass, und ihre Hände zitterten leicht als sie ein Taschentuch hervorholte um sich damit die Stirn ab zu tupfen. Jett kam um den Tisch herum. Er nahm einen Stuhl und forderte Sie auf sich doch zu setzen.
„ Um Himmels willen. Was ist geschehen? Setzten sie sich bitte.“
Schluchzend sah Carol-Ann nun in die klaren blauen Augen des Sheriffs.
„ Ich mache mir Sorgen um Nick. Es ist schon bald Abend und er ist immer noch nicht zurück.“
„ Nun ja. Er verfolgt eine Spur. Das kann sicher auch mal länger dauern.“ Jett versuchte die verzweifelte Frau zu trösten.
„ Nein Sheriff. Sie verstehen das nicht. Wenn Nick für längere Zeit weg musste, dann gab er Deputy Cooper Anweisungen. Er würde auch Proviant mitnehmen.“
„ Sie haben Recht Carol-Ann. Ich werde sehen was ich tun kann.“ Er nahm seinen Hut vom Haken, zog den Revolvergurt ein Loch enger und verließ das Office. Mit schnellem Schritt ging er zu Murphys Mietstall. In der hinteren Box stand sein Pferd. Jett nahm den Sattel. Mit gekonntem Schwung warf er ihn auf den Rücken des Pferdes.
„ Guten Abend Sheriff. Haben sie so spät noch etwas vor?“ Erschrocken drehte Jett sich um. Hinter ihm stand der alte Murphy. Er hielt eine Stalllaterne in der Hand. Das schwach flackernde Licht warf unheimlich Schatten der beiden Personen an die Holzwand. Erleichtert atmete Armstrong auf.
„ Ach Sie sind es. Sie verstehen es wirklich gut sich von hinten anzuschleichen und Leute zu erschrecken.“
„ Endschuldigen sie Sheriff. Das war nicht meine Absicht.“
„ Schon gut. Ich muss zur Lessing Ranch reiten. Nick ist heute Mittag dort hin geritten, und immer noch nicht zurück.“
„ Wissen sie eigentlich wie sie da hinkommen?“ fragte Murphy und zog die Augenbrauen hoch.
„ Nein. Aber sie werden es mir bestimmt gleich sagen.“ Jett hielt in seiner Arbeit inne. Fragend sah er in das Gesicht des Alten. Etwas lustiges, freundliches war darin zu lesen.
„ Nein. Das ist schwer zu erklären an jemanden der sich hier gar nicht auskennt. Aber nehmen sie doch Cooper mit. Er kennt die Gegend hier sehr genau. Außerdem hat Lex Cooper viel von Nick gelernt, was Spurensuche anbelangt. Der Junge ist wirklich gut darin geworden.“
Murphy hatte seinen Satz gerade beendet, als Cooper im Tor erschien.
„ Ich bin dabei.“ Sagte er nur. Er kam auf Jett zu und reichte ihm die Hand.
„ Auf gute Zusammenarbeit Sheriff. Ich komme gerade vom Office. Carol-Ann hat mir alles erzählt. Murphy, wo ist mein Sattel?“ Lex war ein hoch gewachsener schlanker Bursche und gerade vor einer Woche neunzehn geworden. Als seine Eltern an Typhus starben, war er gerade vierzehn Jahre. Der Stadtrat beschloss damals den kleinen Lex Cooper in ein Kinderheim nach San Franzisko zu schicken. Nick aber war dagegen. Er wusste ja wie es ist, wenn man als Kind plötzlich allein dasteht. Er nahm sich dem Jungen an. Lex durfte im Office helfen. Er hielt alles sauber und half Nick bei kleineren Aufgaben. Gewehre Ölen, Essen für Gefangene holen oder mal einen Kaffee kochen.
Als er seinen siebzehnten Geburtstag feierte, machte Ryder ihn zum Hilfssheriff. Lex war mächtig stolz auf diesen Stern. Für ihn war Nick wie ein Vater, und er würde alles für ihn tun.
„ O.k. reiten wir.“ Sagte Jett und zog sich in den Sattel. Noch bevor er aus dem Tor ritt drehte er sich zu Lex um. Mit einem lächeln sagte er.
„ Lassen wir die Förmlichkeiten weg. Ich bin Jett.“ Dann winkte er Murphy zu. „ Das gilt auch für dich.“ Murphy grinste. „ Ich halte in der Zeit wo ihr weg seid die Stellung im Office. Junior.“
Noch einmal drehte Jett sich um und rief.
“Ach und der Schreibtisch hat jetzt eine gewisse Ordnung. Es sollte auch so bleiben. Senior!“
Sie erreichten gerade den Stadtrand, als ein reiterloses Pferd auf sie zutrabte. Lex sprang sofort aus dem Sattel und ging dem Tier entgegen. Er nahm die am Boden schleifenden Zügel und tätschelte ihren Hals. Dann sah er auf und sagte.
„ Das ist Lady. Sie ist völlig verschwitzt. Muss wohl bis hier hin galoppiert sein. Ganz ruhig Lady.“
Sanft strich er ihr über die Nüstern. Jett war ebenfalls abgestiegen. Er kam auf Lex zu und untersuchte das Pferd. Plötzlich schaute er wie gebannt auf den Sattel. Er rieb mit dem Finger über das Leder und meinte dann.
„ Das ist Blut hier am Leder.“ Lex schluckte. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
„ Dann muss ihm was passiert sein! Wir sollten so schnell wie möglich zur Lessing Ranch reiten. Dort wollte Nick auch hin. Da muss doch eine Spur zu finden sein.“
Er gab Lady einen Klapps auf die Hinterhand und die Stute trabte weiter genau auf Murphys Stall zu. Hinter der letzten Biegung des Weges standen zwei Reiter. Sie beobachteten wie Jett und Lex die Stute untersuchten. Einer der Beiden wischte sich die Nase mit seinem Handrücken. Dann fluchte er.
„ So ein Mist. Was machen wir jetzt? Der Gaul hat es bis zur Stadt geschafft.“
„ Wir können aber nicht ohne das Tier zurück reiten.“
„ Und was schlägst du nun vor?“
„ Ich weiß nicht. Ich muss erst noch überlegen.“
„ Verdammt würdest du mal etwas schneller denken?“
„ Wie soll ich denn, wenn du ständig nur dumm rum Quatschst.“
„ Wenn unser Boss davon was erfährt, wird er uns die Schuld geben das das Tier abgehauen ist. Dann geht es uns aber dreckig.“
Während die Beiden sich stritten, entdeckte Jett sie. Erstaunt beobachtete er die Szene. Ihre Diskussion wurde schließlich so laut, dass Jett fast jedes Wort verstand.
Er winkte Lex zu sich heran, und ohne weg zuschauen fragte er erstaunt.
„ Sag mal. Sehe ich da richtig oder stehen da vorne zwei Idioten.“
Dann sprangen beide fast gleichzeitig auf ihre Pferde und gaben ihnen die Sporen. Sie waren schon fast bei der Wegbiegung, als die zwei streitenden Männer sie bemerkten.
„ Nichts wie weg hier!“ schrie der eine, zog die Zügel herum und galoppierte davon. Sein Partner folgte ihm.
Armstrong und Cooper kamen immer dichter an die Beiden heran. Da drehte sich der eine plötzlich um und schoss ziellos nach hinten. Jett durfte nun nicht mehr in gerader Linie reiten, sonst kam er in Gefahr doch noch eine der Kugeln abzubekommen. Nach sechs Schüssen war der Revolver leer geschossen. Cooper schaffte es den Schützen einzuholen, warf sich aus dem Sattel, direkt in die Arme des Gegners. Beide stürzten zu Boden. Durch den Schwung rollten sie noch ein ganzes Stück bis ein Felsblock sie bremste. Noch leicht benommen packte Lex den Fremden am verschmierten Hemdkragen und hielt ihm seinen Revolver an die Stirn.
Jett der den zweiten Flüchtigen verfolgte, merkte, dass dieser ein verdammt gutes Pferd ritt. Er schaffte es nicht den Abstand zu verringern. Sein Pferd Tänzer hatte schon Schaum vorm Mund und das Fell war weiß von Schweiß. Er hielt an, zog sein Wincherstergewehr aus dem Sattelhalter und setzte an. Er musste jetzt genau zielen. Es gab nur einen Versuch. Tief zog er die Luft ein. Hielt den Atem an, richtete Kimme und Korn aufs Ziel und drückte ab. Wie von einem Keulenschlag getroffen
Fiel der Fremde vorn über vom Pferd. Das Tier lief noch weiter, bis es bemerkte, dass kein Reiter es mehr vorwärts trieb. Dann blieb es stehen schnaubte und schüttelte sich. Jett packte sich den Verletzten. Er war an der Schulter getroffen. Es war keine lebensbedrohliche Wunde, aber doch sehr schmerzhaft. In dem Moment kam Cooper mit seinem gefesselten Gefangenen um die Ecke.
Armstrong fragte.“ Alles klar bei dir?“
„ Mein Hemd ist dabei drauf gegangen, sonst ist alles in Ordnung.“ Er schaute an seinem zerrissenen Hemdsärmel runter und grummelte.
„ Na toll! Das war mein liebstes Stück.“
Wütend packte er den Gefesselten am Arm und riss ihn vom Pferd. Weil seine Hände auf dem Rücken gebunden waren, konnte er sich nicht abstützen, und fiel mit dem Gesicht in den Dreck. Cooper und Armstrong stießen beide Gefangenen gegen eine Felswand.
„ Also, dann fangt mal an zu singen!“ Quetschte Jett wütend durch seine Zähne. In seiner Stimme klang ein gefährlich drohender Unterton mit.
„ Ich frage nur einmal. Wo ist Marshall Ryder?“
Der größeren der Beiden spuckte genau vor Armstrongs Stiefel.
„ Du kannst mich mal.“ Sagte er. Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen.
„ So—ich kann dich mal!“ Jett griff den Verletzten an der Schulter, so dass dieser vor Schmerzen in die Knie sank. „ Arghh--- hör auf! Der Boss bringt mich um wenn ich was sage.“
„ Und was glaubst du was ich mit dir mache wenn du nicht bald dein Maul aufmachst.“ Lex sah ihn mit bitter ernster Mine in die Augen.
„ Ihr--- Aua--- ihr seid Gesetzeshüter. Ihr dürft mich nicht umlegen!“
Jett sah Lex an, und meinte während er ein Auge dabei zukniff.
„ Hast du das gesehen? Er zog plötzlich einen kleinen Colt aus seinem Ärmel. Ich musste ihn in Notwehr erschießen.“ Lex verstand sofort und spielte das Theater mit.
„ Ja. Das ging alles so schnell. Es war Notwehr.“ Beiden wich die Farbe aus den Gesichtern. Sie starrten Jett und Lex an bis einer schließlich stammelte.
„ Das könnt ihr doch nicht machen! Damit kommt ihr nicht durch.“
Jett fuchtelte absichtlich mit seiner Waffe, als ob er es gar nicht erwarten könne endlich die Beiden zu erschießen.
„ Wer sollte uns daran hindern, euch hier und jetzt abzuknallen.“
„ Schon gut. Nur nicht nervös werden. Verdammt.“
*
Die Banditen standen alle um ein Feuer herum. Langsam drehte ein hagerer glatzköpfiger und unrasierter Mann drei Hasen an einem Ast über den Flammen. Dabei säuberte er seine Zähne mit einem kleinen Stöckchen. Bill Clain der Anführer stand in seiner Baracke. Er wusch sich die noch immer schmerzende Nase. Das Wasser in der Schüssel färbte sich hellrot.
Er schob die Decke, die das Fensterloch abhing, beiseite und beobachtete seine Leute.
Außer seiner Baracke gab es noch zwei weitere primitiv gebaute Holzhäuser. Hier hatten vor Jahren einige Pelztierjäger gehaust. Im geschützten Kessel umringt von Felsen, bauten drei Trapper sich hier ihre Quartiere. Die Trapper gab es längst nicht mehr, aber ihre Hütten standen immer noch da.
Bill betrachtete nun wieder sein Gesicht in einer Spiegelscherbe. Wut stieg in ihm hoch als er seine rot-blau gefärbte Nase sah. Er riss den Vorhang am Fenster zur Seite und brüllte hinaus.
„ Peko. Komm sofort her.“ Es dauerte nicht lange da wurde an die Tür geklopft. Ein großer Kerl trat ein. Er musste seinen Kopf einziehen um sich nicht am Türrahmen zu stoßen. Als er drinnen stand knirschte er durch seine Zähne „ Boss hier bin ich!“ Bill stand mit dem Rücken zu ihm. Laut stieß er die eingeatmete Luft aus und drehte sich dann zu ihm um. Er hielt dem groß gewachsenen Mann seine Hände hin.
„ Sieh dir das an. Völlig zerschunden. Im Steinbruch. Mein Rücken schmerzt jeden Tag. Dieser Ryder hat mir die besten Jahre meines Lebens genommen. Hol ihn mir her. Einmal kam er mit seinem Leben davon. Diesmal wird er sterben. Ich will ihn tot sehen, dass habe ich mir geschworen. Jeden verdammten Tag in diesem Straflager. Jetzt ist es endlich so weit.“
Nick stand vor dem kleinen Loch in der Wand. Er versuchte mit einem Stein die Öffnung größer zu klopfen. Aber die felsige Wand war doch sehr Massiv. Nur wenige kleine Stücke brachen mit jedem Schlag ab. Plötzlich hielt er inne. Ein Schatten huschte außen vorbei. Nick presste sich an die Wand und sah wie eine Hand durch das Loch kam. Blitzschnell packte er zu, ließ aber sofort wieder los, als er spürte wie klein und dünn das Handgelenk war. Es dauerte etwa eine Minute, da konnte Nick ein Jungengesicht erkennen. Der Kleine hatte sich eine Kiste geholt und sie hochkant auf den Boden gestellt. Jetzt war er groß genug um durch die Luke ins Innere der Höhle zu blicken.
Kleine Sommersprossen schienen auf der Nase zu tanzen, als er lachte. In seiner kleinen Hand hielt er einen Becher und reichte ihn Nick.
„ Hier sie müssen doch durstig sein!“
Ryder sah ihn dankbar an. Seine Kehle war schon ganz trocken. Mit einem Zug leerte er den Becher Wasser. Wie gut das tat. Das kühle Nass gab ihm wieder neue Kräfte.
„ Sag mal Junge. Wie heißt du denn?“ wollte Nick vom ihm wissen.
Der kleine senkte den Kopf. Halblaut sagte er. „ Ich habe keinen Namen. Bill nennt mich einfach nur Boy.“
„ Bill ist nicht dein Vater?“
„ Nein. Meine Eltern kamen bei einem Indianerüberfall ums Leben. So sagte er es mir. Er hat mich aus unserem brennenden Haus gerettet.“
„ Weißt du denn wer deine Eltern waren?“
„ Nein. Ich war erst ein Jahr alt. Aber Bill hatte das hier in seiner Kiste. Hanna hat es einfach raus genommen. Sie sagte das es mir gehöre.“
Er reichte eine silberne Taschenuhr durch die Öffnung. Doch bevor Nick sie sich ansehen konnte, zog Boy die Hand schnell zurück. Eine tiefe Männerstimme klang hinter ihm.
„ Hey Junge. Was machst du da?“
Erschrocken drehte sich das Kind um. Sagte dann aber mit sicheren Worten.
„ Nichts. Ich wollte mir nur mal den Gefangenen ansehen.“ Eilig sprang er von seiner Kiste runter und rannte fort. Er hörte noch wie der Mann ihm nach rief.“ Mach das du weg kommst. Ich will dich hier nicht mehr sehen. Rotzlöffel.“
Hinter der Blockhütte wartete Hanna schon ganz gespannt auf ihren Freund. Voller Ungeduld fragte sie Boy.“ Und wie ist er?“
„ Wie soll er schon sein.“ Boy zuckte mit den Achseln.
„ Er ist doch ein Marshall. Ich habe noch nie einen echten Marshall gesehen.“
„ Er ist ganz nett. Aber geh doch hin und sieh ihn dir selber an.“
Boy wandte sich ab und ging um die Baracke herum. Hanna stand noch da. Sie schloss die Augen und sagte leise. „ Vielleicht wird er mein Retter sein.“ Der laute Ruf ihres Vaters riss sie aus ihren Gedanken. Schnell lief sie um die Ecke. Bill stand breitbeinig da. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Ernst blickte er das Mädchen an.
„ Wo warst du? Du solltest doch meine Hemden waschen. Bring sofort ein sauberes her.“
Als Hanna sich umdrehte gab Clain ihr einen Tritt der so heftig war das sie nach vorn stolperte und hinfiel. Tapfer erhob sie sich. Der Gedanke an den Gefangenen Marshall gab ihr wieder Mut. Sie hoffte innig auf dessen Hilfe.
*
Armstrong und Cooper brachten die beiden Gefangenen zurück zur Stadt. Im Office saß Murphy bei einer Tasse Kaffee. Sichtlich erstaunt stand er auf als er die Beiden mit den Ganoven reinkommen sah. „ Wen schleppt ihr denn da rann?“
„ Wir wissen wo Nick ist. Die Beiden haben es uns gesagt.“ Jett schubste die Banditen ins Jail. Er schloss die Gittertüren zu und kam vor ins Office.
„ Wir brauchen Verstärkung. Es ist eine Bande von zwanzig Mann. Sie halten Nick dort gefangen.“
Murphy rieb sein stoppeliges Kinn. Er kräuselte die Stirn als er sagte.“ Das könnt ihr vergessen. Außer vielleicht Ole der Schmied wird euch wohl niemand beistehen. Der Rest sind alles erbärmliche Feiglinge. Nick hat schon oft völlig allein auf der Straße gekämpft. Die Bürger sahen hinter ihren Gardinen zu bis der Spuck vorbei war. Dann kamen sie aus ihren Löchern um den Marshall zu loben.“
Jett hatte schon den Türgriff in der Hand.
„ Ich gehe trotzdem mal rüber in den Saloon. Wenn ich den Leuten erzähle das die Bande plant, nicht nur den Marshall, sondern auch ganz Cutter zu vernichten, werden sie vielleicht helfen. Schließlich geht es ihnen ja nun selber an den Kragen. Wir müssen uns beeilen bevor dieser Bill Clain….“
„ Bill Clain?“ Murphy sprang von der Tischkante runter auf der er saß, als hätte ihn eine Biene gestochen. „ Spar dir den Weg zum Saloon. Clain hat damals hier wie der Teufel gewütet. Häuser brannten nieder, Frauen wurden vergewaltigt sogar zwei Kinder kamen bei der Schießerei ums leben. Nein, hier wist du keine Hilfe finden. Die Leute haben Angst vor Clain und ich kann es ihnen nicht einmal verdenken. Wenn Nick tatsächlich auf Bill gestoßen ist dann können wir nur noch hoffen das unser Marshall noch lebt.“
Jett winkte ab. Er ging hinüber in den Saloon. Etwa zehn Männer waren dort gerade mit Pokern und Whiskey trinken beschäftigt als Armstrong die Bastgeflochtenen Schwingarme aufstieß.
Ein älterer Cowboy sah ihn als erster. Er stand an der Theke und hob sein glas Bier dem Sheriff entgegen. „ Seht mal Leute wer da rein kommt. Unser neuer Sheriff. Meinen herzlichen Glückwunsch zum Stern. Kommen sie, ich lade sie zu einem Drink ein.“
Jett ging auf den Cowboy zu, zwang sich zu einem künstlichen Lächeln und sagte.
„ Danke. Einen Whiskey kann ich jetzt gebrauchen.“ George der Keeper stellte das Glas aufs Blech und goss die goldbraune Flüssigkeit ein.
Mit einem Schluck kippte Jett den Inhalt runter, stellte das Glas wieder ab und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Theke. Laut rief er gegen die Menge an.
„ Hört mal zu Leute. Ich brauche ein paar Männer die mir helfen den Marshall zu retten.“
Einer der Pokerspieler sah auf und fragte. „ Wo ist er denn?“
„ In einem Felskessel der hier Trapperplace genannt wird. Dort sitzt die Bande von Bill Clain. Er hat vor ganz Cutter auszuräuchern. Also wenn euch euere Stadt lieb ist dann helft mir.“
Mit dem Namen des Bandenbosses entfachte Jett ein lautes Durcheinander. Die Männer schimpften, fluchten, aber niemand war bereit sich dem Sheriff anzuschließen. Jett versuchte verzweifelt die Gefährliche Situation zu erklären in der sich die ganze Bevölkerung Cutters befand, aber er stieß nur auf Gegner. Mit gesenktem Kopf verließ Jett den Saloon in dem das laute Gerede immer noch kein Ende fand und ging zurück ins Office.
Murphy stand am Fenster. Er sah wie niedergeschlagen der Sheriff die Straße überquerte. Als er in der Tür erschien blickte ihn der Alte düster an.
„ Du bist ja schnell wieder hier. Kein Glück gehabt?“
Wütend schlug Jett die Tür hinter sich zu, so heftig das einige Blätter vom Schreibtisch hoch wirbelten und zu Boden segelten. „ Diese Idioten.“
Lex nahm ein Gewehr aus dem Regal. Er packte sich noch zwei Dosen Patronen und steckte sie in seine Westentasche. „ Ich bin bereit Sheriff. Lass uns los reiten. Nick braucht unsere Hilfe. Ich hoffe er lebt noch.“
Murphy schaute auf seine Stiefelspitzen. Seufzend sagte er. „ Glaubt mir. Wenn ich jünger wäre…“
Weiter kam er mit seinem Satz nicht. Jett klopfte auf seine Schulter und unterbrach ihn.“ Wir brauchen dich hier. Wer soll sonst auf die Gefangenen acht geben. Pass auf dich auf. Nicht das noch jemand versucht die Beiden aus dem Jail zu befreien.“
Lex saß schon im Sattel als Jett raus kam. Er steckte seinen Fuß in den Steigbügel. Gerade saß er im Sattel als Carol- Ann angerannt kam. „ Sheriff, ist es war. Ist Nick bei der Clain Bande?“
„ Ja. Aber machen sie sich keine Sorgen. Ich hole Nick da raus. Das verspreche ich ihnen.“
Er zog die Zügel rum und verließ zusammen mit Lex die Stadt.
Bürgermeister Flint stand vor dem Saloon. Er schaute den beiden Reitern nach.
*
Kurz vor dem felsigen Weg der zum Trapperplace führt hielten die Beiden ihre Pferde an. Jett nahm seine Winchester. Er kontrollierte die Trommel seines Revolvers und füllte seine Taschen mit Ersatzpatronen. Lex hielt Ausschau. Er war schon den Fels rauf geklettert. Als beide oben waren gingen sie geduckt den Hang entlang. „ Es ist nicht mehr weit.“ Flüsterte Lex ihm zu. Plötzlich blieb er stehen. Er hob den Zeigefinger der rechten Hand zum Mund. „ Schsch. Da vorne hält einer Wache.“ Im weiten Bogen schlich sich Jett um den Wächter herum. Gelangweilt saß der Bandit auf einem Stein und rauchte. Als Armstrong nahe genug ran war gab er dem Deputy einen Wink. Lex zerbrach geräuschvoll einen Ast. Das Knacken ließ den Mann aufschrecken. Er sprang hoch, wollte gerade loslaufen, als Jett ihm von hinten den Gewehrkolben über den Schädel schlug. Sofort sank er Bewusstlos in die Knie. Nicht einmal einen Warnruf hatte er abgeben können.
Armstrong zog ihm die Stiefel aus. Verwundert sah Cooper ihm dabei zu. „ Was wird denn das? Willst du etwa seine Stiefel klauen?“
„ Was will ich denn mit diesen abgelaufenen Dingern.“ Er schleuderte die Stiefel den Hang hinunter. Dann zog er ihm noch die Socken aus. Lex staunte nicht schlecht als er sah wie Jett dem Banditen mit einer Socke die Hände auf den Rücken band. „ Womit soll ich ihn denn sonst fesseln? Das Halstuch brauche ich zum Knebeln. Sie ließen den Verpackten liegen und schlichen weiter zum Rand hinauf.
Von hier oben hatten sie eine perfekte Aussicht auf das Lager der Banditen. „ Der Idiot den wir gefangen haben hat tatsächlich die Wahrheit gesagt. Es sind mindestens zwanzig Mann die ich da unten sehe. In diesem Moment wurde gerade Nick zur mittleren Baracke geführt. Drei Männer hielten ihre Colts auf Ryder gerichtet.
Jett entdeckte ihn mit leuchtenden Augen. Er war froh seinen Freund lebend zu sehen.
„ Da. Das ist Nick. Jetzt wissen wir wenigstens das er noch lebt.“ Lex schaute in die andere Richtung. Er stieß Armstrong mit dem Ellenbogen an und zeigte nach rechts unten.
„ Sie mal was da vor der Hütte steht. Kennen wir nicht die drei Mehlsäcke? Aus dem offenen Sack kann man sogar einen Gewehrlauf sehen.“
Nick wurde an den Händen gefesselt in die Baracke gebracht. Auf Anweisung hin wurde die Tür von außen verschlossen. Bill rieb sich die Hände. Er starrte sein Gegenüber an. Gefährlich blitzte es in seinen Augen.“ So, jetzt sind wir ganz allein. Nur du und ich. Zwei Männer vom gleichen Schlag.“
Dann schnellte Bill vor. Seine Hände umspannten Ryders Hals. Er presste ihn gegen die Wand. Sein harter Griff nahm Nick fast die Luft.
„ Ich mach dich fertig! Langsam – so wie du es mit mir gemacht hast. Und dann werde ich deine schöne Stadt in Schutt und Asche legen. Danach werden die Leute wohl etwas mehr Respekt vor mir zeigen. Vor mir, dem großen Bill Clain, der Marshall Ryder umbrachte. Dann löste er seinen Griff. In der Ecke stand eines der neuen Gewehre. Stolz nahm Bill es in die Hand.
„ Hier, erkennst du das? Mit Achtzehn von diesen wunderbaren Waffen und den Fässern Dynamit aus Wellington werde ich in Cutter einreiten.“
„ Siebzehn. Das eine Gewehr habe ich.“ Nick lehnte immer noch an der Wand. Langsam bekam er wieder Luft.
„ Du hast damals die gerechte Strafe bekommen. Wenn du noch einmal in Cutter auftauchst wirst du es bereuen. Der Richter war noch viel zu gnädig mit dir.“ Es war ein scharfer drohender Ton den Marshall Ryder sprach. Bill stand mit dem Rücken zu Nick. Er nahm den Ledergürtel vom Haken und drehte das eine Ende einmal um seine Hand. Bill drehte sich um und wollte mit dem Riemen Ryders Gesicht treffen. Aber Nick wirbelte blitzschnell zur Seite. Das Lederende traf nur noch seine Stirn und zog eine breite Schramme in die Haut. Blut lief übers Auge, die Wange runter.
Bill lachte dreckig. „ Ich habe noch eine Überraschung für dich.“ Durch das Fenster rief er einen seiner Männer zu. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und man schob den Jungen rein. „ Du kannst wieder verschwinden.“ Gab Clain dem Banditen den Befehl. Dann zog er das Kind am Arm zu sich, hielt die Hand unter dessen Kinn. „ Sieh her Ryder. Sieh ihn dir genau an. Erkennst du die Ähnlichkeit?“ Nick sah den Jungen an. Er sah in die dunklen Augen, auf das schwarze Haar. Das Blut in seinen Adern schien plötzlich wie gefrorenes Eis. Bills Lachen wurde immer lauter.
„ Ich habe den Bengel groß gezogen. Die Brut meines größten Feindes. Was sagst du dazu?“
Wie erstarrt stand Nick da. Konnte es denn wirklich sein?
Oben auf dem Felshang überlegten Jett und Lex Fieberhaft was sie tun sollten. Dann fiel Armstrong das Fass auf das neben dem Höhleneingang stand. Er kniff die Augen zusammen und die Schrift darauf wurde deutlicher. „ Dynamit“ sagte er leise. Lex nickte. „ Das könnten wir jetzt gut gebrauchen. Warum haben wir da nicht dran gedacht?“
„ Warum sollten wir uns mit dem Zeug abschleppen, wenn es da unten rum steht.“
„ Was, Wo?“ Cooper sah wo hin Jett schaute. „ Tatsächlich. Wir sollten uns von zwei Seiten ran schleichen. Sobald das Dynamit in die Luft geht zünde ich die Sträucher hinter den Baracken an. Bei der Trockenheit brennt hier bald alles Lichterloh. Wenn wir dann ständig unsere Positionen wechseln und Feuern, glauben die da unten sie wären Umzingelt.“
„ Guter Plan Lex. Das könnte klappen. Versuch so viele wie möglich zu treffen.“ Sie reichten sich die Hände.“ Also dann viel Glück.“
Wie geplant schlichen die Beiden an ihre jeweiligen Posten. Jett fand einen hervorragenden Platz. Die Sicht war frei, und hinter den Sträuchern konnte man ihn nicht sehen. Er war nun auch nah genug ran um einen sicheren Schuss ab zugeben. Armstrong legte das Gewehr an.
„ Alles hängt nun von dir ab Jett. Ich hol dich hier raus Nick.“ Leise und mit geschlossenen Augen sprach Jett sich selber Mut zu. Er atmete tief ein, hielt die Luft an und zielte auf das Fass.
Mit einem gewaltigen Knall explodierte das Dynamit. Die Druckwelle riss Steine aus der Felswand und schleuderte sie durch die Luft. Gleich vier der Banditen wurden schwer getroffen.
Im selben Moment gingen die ersten Büsche in Flammen auf. Das Feuer wanderte wie erwartet rasendschnell von einem Geäst zum anderen. Jett verließ seinen Standort. Er rannte von Baum zu Baum und schoss bei jeder Position. Lex machte das gleiche, und sie waren richtig gut. Wild schreiend rannten die Männer umher. Versuchten das Feuer zu löschen, aber es war sinnlos. Während sie rechts löschten zündete Lex auf der linken Seite die nächsten Hölzer an.
„ Es hat keinen Sinn. Wir sind umzingelt!“ schrie einer aus der Masse. Er rannte zu den Pferden die wild an den Zügeln rissen.
Jett rannte hinter einer der Baracken. Durch das Glaslose Fenster sah er auf dem Tisch zwei Whiskeyflaschen stehen. Er nahm einen brennenden Ast und schleuderte ihn ins Innere. Die getroffenen Flaschen kippten um, der Alkohol verteilte sich auf der Tischplatte und fing sofort Feuer. Schnell brannten nun auch die Decken der Boden und vor allem die mit Strohbedeckten Schlafpritschen. Grinsend sah Jett zu wie alles in Flammen aufging. Da erhielt er plötzlich einen heftigen Schlag auf den Kopf.
Nur mit äußerster Mühe konnte er die anspringende Ohnmacht
bezwingen. Zwei grobe Gestalten packten ihn unterm Arm und schleppten ihn zur mittleren Hütte, wo schon weitere Männer standen die Cooper ein Messer am Rücken hielten.
Jett fluchte. „ Haben sie dich auch erwischt?“ Lex nickte mit dem Kopf. Er kniff ein Auge kurz ein und meinte.“ Ja aber nur dich und mich. Die anderen werden sie nicht so leicht kriegen.“
Da lachte einer auf und kam auf die Beiden zu. Sein Atem stank fürchterlich als er sehr nah vor Jetts Gesicht sagte.“ Ihr zwei seid allein. Wir haben alles abgesucht. Außerdem schießt ja auch niemand mehr seid dem wir euch haben.“ Dann trat er die Tür auf und rief ins Innere.“ Boss, wir haben sie. Es sind nur zwei Sternschlepper.“
Bill trat vor die Tür. Mit Abscheu musterte er die Gesetzeshüter aus Cutter.
„ Knallt sie ab!“ Während Bill seinen Leuten noch Anweisungen gab, kletterten Boy und das Mädchen Hanna durch das Fenster. Die hintere Wand der Hütte stand schon in Flammen. Nick suchte noch nach etwas scharfem um seine Fesseln zu zerschneiden, als er die zwei Kinder sah. Boy hielt ein Messer in der Hand. Schnell hatte er damit den Marshall befreit. Hanna blickte sorgenvoll durchs Fenster. Sie sah Bill auf die Baracke zustampfen. „ Schnell Marshall. Sie müssen fliehen. Bill wird sie umbringen!“ Sie zerrte an Ryders Ärmel und wollte ihn zum Fenster ziehen. In dem Moment fielen draußen Schüsse. Erschrocken blieb Hanna stehen. Sie sah Nick in die Augen, ihre Stimme bebte.“ Bitte kommen sie mit. Die beiden anderen hat er schon erschießen lassen.“
Nick überlegte wer denn die zwei mit einem Stern wohl waren. Es trägt doch nur Cooper einen, und er natürlich. Vielleicht kam ja Hilfe aus Wellington. Aber wie konnten sie hier von erfahren haben?
Ganz gleich wer sie waren. Die Beiden waren nun tot und er musste sehen dass er hier Lebend raus kam.
Als Clain eintrat schnellte Nick ihm entgegen. Er hatte so viel Schwung, dass Beide zu Boden fielen. Hanna und Boy rannten raus. Das Feuer hatte sich durch den ganzen Raum gefressen. Wände und Decke brannten lichterloh.
Auf dem Boden kämpften Nick und Bill auf Leben und Tot.
Vorne am Eingang des Trapperplace standen einige der Banditen um Lex und Jett. Sie stritten noch wer das Vergnügen haben durfte, zwei Sternträger zu erschießen.
Mit gefesselten Händen überlegte Jett Fieberhaft wie er hier wieder raus kommen konnte.
Da fielen Schüsse. Ringsum die Beiden kippten die Männer wie gliederlose Puppen um.
Erstaunt blickten die Beiden um sich. „ Verstehst du das?“ fragte Lex. Da kam hinter einem Felsvorsprung Ole der Schmied hervor. Erleichtert atmete Jett auf. „ Was machen sie denn hier?“ fragte er, glücklich ihn zu sehen.
„ Die halbe Stadt ist hier. Wir wollen das Banditennest ausräuchern.“
„ Als ich im Saloon um Hilfe bat hat sich niemand freiwillig gemeldet.“
„ Sie können eben nicht so gut reden wie unser Mayor Flint. Er war so froh endlich einen Sheriff in Cutter zu haben. Da kann er sie doch nicht gleich am ersten Arbeitstag wieder verlieren.“
Cooper warf sich auf den Boden und rief „ In Deckung!“ Ole und Jett duckten sich ebenfalls, und schon flogen die ersten Kugeln über ihre Köpfe hinweg.
In der Baracke ging der Kampf weiter. Nick landete einen harten Uppercut unter Bills Kinn. Clain stolperte rückwärts über einen am Boden liegenden brennenden Balken. Er stand wieder auf und trat das heiße Holz Nick entgegen. Ryder konnte ihm gerade noch ausweichen. Da entdeckte Bill das Messer. Boy hatte es fallen gelassen als Hanna ihn weg zerrte. Er packte sich die Waffe und stürmte auf seinen Gegner zu. Nick konnte den ersten Schwinger ausweichen, bekam aber den zweiten ab. Die scharfe Klinge zerschnitt sein Hemd, und hinterließ eine Schnittwunde auf der Brust.
Bill holte zum nächsten Schwinger aus. Da aber war Nick schon nach vorne geschnellt. Er blockte den Arm schlug ihm das Messer aus der Hand und verpasste ihm seinen Ellenbogen ins Gesicht.
Wieder stolperte Bill zurück. Wütend wollte er wieder auf Nick zu rennen, da fiel der zweite Balken von der Decke. Clain stand genau unter ihm. Nick konnte ihn nicht mehr sehen. Der Rauch wurde immer dichter. Das Atmen fiel schwer und die Hitze wurde unerträglich. Das Haus brach immer mehr in sich zusammen. Ryder konnte sich noch zur Tür raus werfen bevor die erste Wand nachgab und alles wie ein Kartenhaus zusammen brach.
George der Barkeeper kam auf Jett zu gerannt. Sein Bauch schaukelte dabei hin und her. Er hielt eine Winchester in der einen Hand und einen schweren 45ziger Colt in der anderen.
„ Wo ist der Marshall?“
„ Eine gute Frage. Ich hab ihn auch noch nicht gesehen.“ Sagte Jett, und in diesem Moment flog sein Hut vom kopf. Sie mussten hinter einem Fels in Deckung springen. Der Schütze stand hinter einem Pferd und feuerte wie wild in Armstrong und Georges Richtung. „ Den hol ich mir.“ Murmelte der Keeper. Er erhob sich aus seiner Deckung, schoss mit der Winchester unter dem Pferd durch und traf dessen Fuß. Schreiend fiel der angeschossene zu Boden, und wurde sofort vom 45ziger Colt nieder gestreckt.
Im letzten Augenblick sah Nick das Schmuckstück des Jungen am Boden liegen. Er musste es hier eben verloren haben. Mit seinem Halstuch griff er nach dem heiß gewordenem Medaillon und stürmte im Fallwurf nach vorn um nicht von den Flammen gepackt zu werden, die sich immer mehr ausbreiteten. Jett sah wie Nick in Deckung hechtete.
„ Da ist er!“ Rief er George zu. Geduckt rannte Armstrong zu seinem Freund, der sich hinter einem mit Säcken beladenem Wagen in Sicherheit brachte.
Erleichtert das Marshall Ryder noch lebt reichte er ihm die Hand.
„ Bist du in Ordnung Nick?“
„ Ja. Jett was machst DU hier? Und was---?“ Er stutzte als er den Sheriffstern an der Weste Armstrongs sah. „ Was ist das. Hat man dich zum Sheriff gemacht damit du mich hier ganz legal rausholen kannst?“
„ Ich dachte mir du könntest einen Partner brauchen. Oder sehe ich das falsch? Außerdem kann ich viel besser mit der Buchführung umgehen.“
„ Das heißt, du willst für immer in Cutter bleiben?“ Nick`s Augen leuchteten. Hoffnungsvoll blickte er seinem besten Freund ins Gesicht.
„ Nun ja. Wenn es dir recht ist, mich als deinen Partner zu haben und-----„
Nick sagte gar nichts dazu. Er umarmte ihn einfach. Als sie sich wieder gegenüber standen sagte Ryder.“ Wenn wir wieder in Cutter sind, stoßen wir bei George auf unsere Zusammenarbeit an, Partner.“
Die Männer aus Cutter hatten nun alles im Griff. Die Clain Bande war besiegt.
„ Habt ihr nichts Besseres zu tun? Das Feuer muss gelöscht werden. Die Toten legen wir auf den Wagen, die verletzten und der Rest kommen auf den anderen Ladewagen.“ George stand mitten auf dem Platz, seine Hände in die Hüfte gestemmt, und gab Anweisungen.
Erstaunt blickte Nick sich um. „ Hey das ist ja unser Salooner.“ Bemerkte er.
Jett stand hinter ihm.“ Jawohl. Die halbe Stadt ist hier. Nach dem der Bürgermeister auf sie eingeredet hatte, wurde ihnen wohl doch klar wie gefährlich die Clain Bande war. Wenn die es geschafft hätten mit dem Dynamit und den Gewehren in Cutter einzureiten, wäre alles verloren gewesen.“
Hanna und der Junge saßen im Höhleneingang.
Sie hatten alles beobachtet. Boy stand nun auf. Langsam ging er vorwärts. Plötzlich griff seine Hand in seine Hosentasche. Er durchsuchte auch die andere und sah sich verzweifelnd um.
„ Hanna meine Uhr ist weg. Ich muss sie verloren haben. Hilf mir. Wir müssen sie suchen.“
Bevor er losrennen konnte hielt ihn das Mädchen fest.
„ Wo willst du denn suchen?“
Mit einem kräftigen ruck riss sich Boy von ihrem Griff los. Wo er suchen sollte wusste er auch noch nicht. Er lief bis zur abgebrannten Baracke. „ Ich muss sie hier verloren haben.“ Sagte er zu sich. Jett und Cooper halfen mit die Gefangenen zu entwaffnen. Man entschloss sich die Toten hier zu begraben. Mit Spaten schaufelten sie Gräber aus.
Nick sah den kleinen Jungen, der den Boden absuchend auf allen vieren kroch. Er ging auf ihn zu und hockte sich vor ihm nieder.
„ Hey. Suchst du das hier?“ Er reichte dem Jungen das Schmuckstück das er im Feuer gefunden hatte. Mit freudestrahlenden Augen nahm Boy es in die Hand und polierte die silberne Oberfläche an seinem Hemd. Nick beobachtete ihn dabei genau. Sein Herz schlug ihm fast bis zum Hals. Er konnte seine Tränen kaum noch zurück halten. Mit gebrochener Stimme sagte er schließlich.
„ Sie bedeutet dir wohl sehr viel?“ „ Ja. Sie gehörte mal meiner Mutter.“ Er öffnete den Deckel und eine Spieluhr ließ eine Melodie erklingen bei der Nick das Blut in den Adern gefror.
Er schloss die Augen und lauschte der Musik.
Hanna hatte alles mit angehört. Sie wollte gerade aus ihrem Versteck kommen als sie hinter Nick ihren Vater Bill Clain sah. Leicht gekrümmt stand er da. Sein Gesicht war schwarz gerußt.
Die Kleidung hing nur noch in Fetzen an ihm, und in den Löchern sah man die verbrannte schwarze Haut. Er hatte keine Haare mehr. Weder auf dem Kopf noch über den Augen. Auch die Behaarung an den Händen war weg. Mit rot unterlaufenden Augen stand er Nick im Rücken, einen Revolver in der zitternden Hand.
„ Marshall Nick Ryder. Dreh dich um und sieh mir in die Augen, wenn ich dich abknalle.“
Nick hielt den Atem an. Er hatte keine Waffe im Holster.
Jett und Lex waren bei den Toten, als ein Schuss die Stille durchbrach.
Nick zuckte zusammen. Armstrong warf seinen Spaten weg und rannte zu seinem Freund.
Er riss seinen Colt noch im laufen hoch.
Er sah Nick am Boden knien. Hinter ihm Bill Clain, dem langsam der Revolver aus der Hand glitt. Fast in Zeitlupe sackte er zusammen. Seine leeren Augen starrten Nick noch einmal an, dann kippte er vorn über und blieb reglos liegen.
Hanna stand wie gelähmt da. Sie hielt Ryders Remington Colt in der Hand. Aus dem Lauf stiegen noch kleine Rauchwölkchen auf. Dann ließ sie die Waffe fallen, schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Jett nahm sie in den Arm und tröstete sie.“ Es wird alles wieder gut. Es ist vorbei.“
„ Ich habe meinen Vater getötet.“ Schluchzte Hanna. Jett stellte sich vor ihr, so dass sie den Toten Bill nicht sehen konnte. „ Komm. Das hier ist kein Ort für ein so hübsches junges Mädchen wie du eins bist.“
Nick wandte sich wieder dem Jungen zu. Er legte seine Hand auf die kleine Schulter. „ Auf der Rückseite deiner Uhr steht etwas eingraviert. – I Love you -. Sie war mein Hochzeitsgeschenk an meine Frau,-- deine Mutter--.“
Boy wusste erst nicht was er sagen sollte. Tränen kullerten die Wangen runter als er stotterte.
„ Dann bist du--- ja---- mein Vater!“
„ Ja.“ Nick schluckte mit jedem Wort. „ Du bist mein Sohn und dein Name ist Jett. Wir haben dich immer Jetty gerufen.“ Er drückte den Jungen fest an sich. Jetzt konnte auch Nick nicht mehr seine Freudentränen zurück halten. „ Ich dachte immer du wärst damals im Feuer mit umgekommen.“
Jett Armstrong und Lex Cooper standen beide wortlos da. Lex war der erste der etwas sagte.
„ Ich finde, er sieht Nick sogar sehr ähnlich. Ein richtiger Ryder.“
Zusammen gingen sie zu den Pferden, wo Hanna mit gesenktem Kopf auf einem Stein saß.
Jetty rannte auf sie zu. Er drückte sie an sich und sagte. „ Hanna. Ich habe einen Vater. Einen richtigen Pa. Ich habe auch einen Namen, Jetty Ryder. Nicht einfach nur Boy.“
Nick lachte.“ Du bist sogar auf diesen Namen getauft, mein Junge.“
George stellte sich auf die Ladefläche des Wagens und rief laut.
„ Lasst uns endlich nach Hause fahren. Ich glaube wir haben was zu feiern.“
Stolz saß Jetty vor Nick im Sattel. Er konnte das alles noch nicht richtig fassen, und seinem Dad ging es genau so. Nach vier Jahren fand er seinen tot geglaubten Sohn wieder.
Jahre voller Schmerz und Trauer.
Hanna saß vor Jett im Sattel. Sie freute sich über das Glück ihres Freundes, aber sie hatte auch angst. Angst vor einer ungewissen Zukunft.
Vor der Stadt Cutter machte Nick halt. Er ging mit seinem Sohn Hand in Hand auf den Boot Hill zum Grab von Lea Ryder.
„ Hier liegt deine Mutter begraben. Sie hatte dich über alles geliebt. Ich bin sicher sie sieht uns nun von oben zu und ist genau so glücklich wie ich.“
Jetty sah nach einer Weile zum Himmel auf.
„ Ja. Das glaube ich auch, Pa.“
Eine halbe Stunde standen sie vor dem Grab. Jeder in seinen Gedanken versunken.
Dann hallte Musik bis zu ihnen.
„ Na komm. Gehen wir nach Hause.“ Er hob Jetty auf sein Pferd und zog sich hinter ihm in den Sattel. In leichtem Trab ritten sie die Mainstreet entlang.
Alle Leute die sie sahen, tuschelten miteinander oder applaudierten. Sie alle wussten schon über das Glück des Marshalls bescheid, und hießen den Jungen willkommen.
Im Saloon wurde kräftig gefeiert. Es wurde Bier und Whiskey getrunken. Auf der Straße spielte die Musik. Banjo, Geige und Mundharmonika sorgten für Stimmung. Es wurde gelacht und getanzt mitten auf der Mainstreet. Peggy-Sue stellte vor ihrem Hotel-Restaurant Tische auf und bewirtete die hungrigen mit Steaks, Kartoffeln und Bohnen. Einige Frauen brachten Kekse und Kuchen.
Auch Storeinhaber Thompson spendete einen ganzen Korb voll Äpfel und ein großes Glas Zuckerstangen für die Kinder.
Jett lehnte außen am Fenster des Saloons. Er hielt einen Arm um Marys Schultern, und trank ein Glas Bier. Dann stellte er es leer getrunken ab. Er sah Hanna auf der unteren Stufe einer Treppe sitzen und sagte zu Mary. „ Die Kleine tut mir leid. Sie ist jetzt völlig allein.“ „ Vielleicht hat sie ja glück, und jemand adoptiert sie.“ Jett atmete die frische Abendluft tief in seine Lunge. „ Jetzt ist der richtige Zeitpunkt.“ Dachte er und nahm all seinen Mut zusammen. Er schaute in ihr hübsches Gesicht, lächelte und sagte.“ Mary. Wir könnten ihr eine Familie geben. Sie würde hier zusammen mit ihrem Freund Jetty aufwachsen und ----- „ Er schluckte, “ Willst du mich Heiraten?“ sprachlos sah Mary ihn an. Dann rief sie überglücklich, „ Ja ich will!“ dabei fiel sie ihm in die Arme und küsste ihn leidenschaftlich.
„ Dann lass es uns gleich Hanna erzählen. Damit es auch für sie ein fröhliches Fest wird.“
Nick und Jetty standen im Office als Carol-Ann hereinkam.
„ Oh Nick. Ich bin so froh dass du wieder da bist. Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“
„ Mir geht es gut. Darf ich dir meinen Sohn Jetty vorstellen!“
Sie reichte dem Jungen die Hand. „ Ich bin Carol-Ann. Es freut dich zu sehen.“ Dann wendete sie sich wieder Nick zu. „ Ich finde du brauchst jemanden, der sich um deinen Sohn und dein Haus kümmert.“
„ Du meinst ich sollte eine Haushälterin einstellen?“ fragte er und grinste dabei. Carol senkte den Kopf und drehte sich um. Das war nicht die Antwort die sie von ihm erhofft hatte.
Nick bemerkte, dass sein Scherz nicht ganz passend war. Er ging auf sie zu, umfasste ihre Schulter und drehte sie zu sich rum. „ Oder ich heirate die schönste Frau von Arizona. Er nahm sie in den Arm, und küsste ihre roten Lippen. In dem Augenblick wurde die Officetür geöffnet. Jett und Mary kamen Arm in Arm herein. Alle vier sahen einander an und wie aus einem Munde riefen sie gleichzeitig.“ Wir werden Heiraten!“ Mayor Flint stand vor der Tür und hörte das. Er rannte sofort zur Kapelle, unterbrach die Musik und lenkte alle Aufmerksamkeit auf sich.
„ Liebe Bürger von Cutter. Ich habe euch eine weitere frohe Botschaft zu überbringen.
Marshall Ryder und Miss Carol-Ann Connor, so wie Sheriff Armstrong und Miss Mary Smith werden Heiraten.”
Er verließ den Rednerplatz, lief zu den vier Glücklichen rüber und drückte jedem der Reihe nach die Hand.
Die Kapelle spielte fröhliche Tanzmusik. Die Leute bildeten einen Kreis in deren Mitte Nick und Carol-Ann, Jett und Mary tanzten.
Als sie die Tanzfläche verließen kam ihnen ein dünner sehr gepflegter Mann entgegen. Er trug einen schwarzen Anzug aus feinem Stoff. Sein Haar war nach hinten gekämmt. Er reichte ihnen die Hand und stellte sich vor. „ Ich habe von der bevor stehenden Hochzeit gehört. Wenn sie noch einen Pastor suchen, ich bin Reverend Brooks. Und ich würde mich sehr freuen sie beide---endschuldigen sie, sie vier kraft meines Amtes zu vermählen.“
Es wurde die schönste Doppelhochzeit die ganz Arizona bis dahin gesehen hatte.
Jetty und Hanna saßen mit einem Glas Zitronenbrause auf einer kleinen Mauer am Stadtrand. Die Musik klang leise zu ihnen herüber, und sie konnten die Leute tanzen sehen im Lichtschein vieler Laternen. „ Sieh mal Hanna.“ Jetty zeigte mit dem Finger in den Nachthimmel.“ Eine Sternschnuppe. Wir dürfen uns was wünschen.“
Hanna sah zum Himmel wie die Sternschnuppe ihre Bahn flog. Dann schaute sie zu den Laternen. Eng umschlungen tanzten ihre neuen Eltern Jett und Mary Armstrong.
„ Ich bin wunschlos glücklich!“ sagte sie.
ENDE
Texte: Andrea Rongen
Tag der Veröffentlichung: 13.06.2012
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