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Einführung

Liebe Kinder, gebt fein Acht, denn ich habe heute jemanden umgebracht, denn am Tage meiner Abrechnung bin ich der Anfang von meinem Ende...

 

Offizieller Zeitungsbericht: Der jüngste Vorfall einer vorsätzlichen Tötung eines Kameraden durch Jugendliche in Münsingen schockte die Öffentlichkeit in der Schweiz. Die Medien thematisierten die Geschichte für längere Zeit. Der 21-jährige Hans Haldemann wurde von Kollegen exekutiert und im Wald liegen gelassen. Die Polizei wusste bald, dass die Hinrichtung kaltblütig geplant worden war. Einzelne Geständnisse machten nämlich deutlich, dass die Tat nicht im Affekt verübt wurde. Haldemanns Clique – drei Schweizer, eine Schweizerin, ein Italiener und ein Mazedonier - bestellten den jungen Dachdecker vorsätzlich. Die Motive und Einzelheiten sind noch nicht alle bekannt.

„Immerhin wissen wir, dass Hans Haldemann mit Schüssen aus mehreren Gewehren aus nächster Nähe erschossen wurde“, so ein Sprecher der Polizei.

Am 24. Oktober 2002 war die erste Gerichtsverhandlung. Das Killerkommando bestand aus sechs Personen. Vier davon kamen vor Gericht, wurden des Mordes angeklagt und schuldig gesprochen. Eine Person nahm sich während des Prozesses in ihrer Zelle das Leben und eine Person wurde, weil noch minderjährig, vom Jugendgericht schon vorher verurteilt. Zwei Jahre später wurde er volljährig. Er bekam einen neuen Prozess und die gleiche Strafe wie die anderen. 14 Jahre Gefängnis. Voraussichtlich im Jahr 2015 sind alle Haftstrafen verbüßt. Die Täter werden jedoch möglicherweise „wegen guter Führung“ schon 2012 aus der Haft entlassen.

Ich, der Autor dieses Buches, kannte Jose Odair Stoller zwei Jahre vor diesem Mord; möchte hier nun meine Version dieses Vorfalles schildern. Dieses Buch hätte ich schon im Jahr 2001 herausgeben wollen, doch der Sozialdienst Köniz nahm es mir weg. Sperrte mich ohne Grund ganze zwölf Jahre lang. Es gab deshalb auch zwei Jahre lang Sanktionen gegen mich. In Form von nicht ausbezahltem Geld. Ich hatte somit keine Einnahmequelle mehr, aber laut Sozialdienst habe ich ja Maler gelernt und dürfe kein Buchautor sein. Wer mir glauben will, kann dies gerne tun, und wer den Anderen glauben will, auch - jedem seine Denkweise. Hier werden keine Dinge beschönigt, aber vor allem wird kein Blatt vor den Mund gehalten. Ein Mensch auf meiner Freundesliste war es, den man leblos in der Zelle fand. Er wurde 26 Jahre alt und hinterließ einige Fragen, Andrea, seine Frau, und seine zwei Kinder Samira und Jordan. José war an meinem Geburtstag zum Saufen verabredet, doch war er in der Nacht vom 19. auf den 20. November 2001 auch ein Mitglied einer Kopfgeldkommandogruppe und man wollte mich vermutlich als Haupttäter hinstellen. Diese Gruppe verübte die Ermordung an Hans Haldemann, einem ahnungslosen 21-jährigen Dachdecker. Bis heute ist es nicht ganz geklärt, aber der Auftrag kam vermutlich von der Ex-Freundin des Opfers. Er sollte für ca. 8500.- Sfr. Sterben, doch niemand sah jemals Geld dafür. Eine Spezialeinheit der Polizei verhaftete alle am frühen Morgen des 20. November, ohne jeglichen Widerstand. Einer von ihnen war gerade am Jointbauen, als er ein Klopfen am Balkon hörte und einen Polizisten sah. Die anderen waren mit Playstationspielen beschäftigt. Man wollte José nach dessen Selbstmord für die Tat verantwortlich machen. Alle sprachen sich gegen ihn aus, doch es war meines Wissens der damals Jüngste – Damiano. Als die Ermordung eines angeblich Rechtsradikalen schon längst beschlossene Sache war, saß ich mit diesen Leuten im selben Fahrzeug. Leider stieg ich jedoch später wieder aus. Leider, denn wer ist schuld? Ein Bodyguard-Anwärter ohne Waffe bei einer Bedrohungslage wie dieser oder nur die Täter, die man verhaftete?

Kapitel 1 Der Mann auf dem Balkon

Sommer 1999, Samstagabend und ich sah nicht kommen, dass jemand ermordet werden sollte.

„Hey! Du musst unbedingt meine Kollegin Andrea besuchen kommen. Du weißt schon, wen“, sagte meine Ex-Freundin Daniela.

„Was soll ich denn bei Andrea, unsere Wege überschnitten sich nur kurz. Damals, im Schwimmbad, und sooo gut kennen wir uns ja nicht“, entgegnete ich ihr.

„Ach ja, äh… nein weißt du, es geht eigentlich mehr um ihren neuen Freund, José. Ihr werdet euch sicher ziemlich gut verstehen“, sagte sie.

„Wenn du es sagst, wo und wann“, fragte ich.

„Ich schreibe dir noch eine SMS und hole dich ab, okay?“, entgegnete sie und verschwand zu sich nach Hause.

Kurz vor acht, eine SMS klopfte an mein Handy. Kurze Zeit später saß ich auch schon bei ihr im Auto und wir fuhren stadteinwärts in Richtung Köniz. Dort brachten sie und ich mich selbst mit jemandem und etwas in Verbindung, womit ich niemals gerechnet hätte!

Ding dong, ding dong, schallte es durch die Gänge des Treppenhauses und eine laute, weibliche Stimme rief: „Es ist offen!“

Gesagt, gehört, getan, und als ich mich zuerst umschaute, während Daniela den Hals von Andrea anflog, entdeckte ich auf dem Balkon eine männliche Gestalt mit Baseball-Cap. Er hatte ein kleines Bier in der Hand und ein Aschenbecher lag vor ihm. So saß José vor mir. Jemand, der oft zu sagen pflegte, „nimm dir Zeit und nicht das Leben“, im Sinne von „easy, nur keine Hektik“, genoss unter anderem die Sterne. Er machte einen ruhigen und entspannten Eindruck. Sein Lieblingsbuch hieß „Der friedvolle Krieger“ von Dan Millman und ja, so war er auch eingestellt. Jedenfalls so, wie ich ihn in diesen begleiteten zwei Jahren kennenlernte. Er rastete selten bis nie aus und teilte Vieles.

„Mich kennst du ja schon und der Herr im Dunkeln auf dem Balkon ist mein neuer Freund und sein Name ist José. Nicht etwa aus Spanien, sondern aus Brasilien“, zwinkerte sie mir zu und sprach, bevor sie wieder in der Küche verschwand.

Ich wagte es ja schon längst, mich zu ihm auf den Balkon zu setzen. Daniela half noch in der Küche und ich eröffnete nun das Gespräch: „Hi José, ich bin ein Ex-Freund von Daniela.“

Er schaute mich wortlos an und streckte mir dann etwas Langes in Papier Gedrehtes zu, das im Aschenbecher lag.

Etwas, das ich dankbar zu mir nahm. Wie immer hatte ich zu viele Taschen und suchte und suchte, doch er gab mir ein Feuerzeug. Dann erst sagte er etwas zu mir: „Hallo, wie geht’s? Mein Name ist José, Bier gefällig?“

Nach kurzem Blick in mein Inneres nickte ich und da kamen auch schon Andrea und Daniela mit Bier daher. Natürlich war eines für alle da. Gleich nach dem Anstoßen fing ich an neugierig zu werden, fragte ihn ziemlich Vieles, über sich und Brasilien, doch eigentlich wollte er nicht wirklich daran erinnert werden! Wie er in diesem Land lebte, und etwas „zu viele“ Details schob er vorerst gekonnt hinaus, sprach aber davon, wie dieses Land und seine Kultur gegen seinen Lebenswillen ausgebeutet wurden. Plötzlich meinte er mit ernster Stimme: „Weißt du, ich war nur, bis ich 13 Jahre wurde, in Brasilien beheimatet. Meine wirklichen, also richtigen Eltern kenne ich nicht. Nur den Familiennamen meiner Mutter weiß ich, Dos Santos, zu Deutsch „der Heilige“... Aber so heißen Viele dort und jegliche Suche war vergebens!“

Stille herrschte. Ein Blick von mir zum Himmel, ich sah gerade eine Sternschnuppe vorüberziehen. Der Typ ist also von Geburt an bis zu seinem 13. Lebensjahr in den Favellas von Brasilien, zu Deutsch, in einem Ghetto, sprich u. a. auf Müllhalden oder eben auf der Straße aufgewachsen und ja, er sah einige (von der Polizei oder dem Militär!) Erschossene am Boden liegen. Kinder, die definitiv zu jung waren, um zu sterben! Nur durch Stehlen und durch andere Straßenkindergruppen, die ihn durchbrachten, überlebte er. Quasi wie im Film „City of God“. Brasilien ohne „seinen“ Regenwald? Unmöglich. Das war genau sein Ding. Dort war er am liebsten. Er konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als dort im Dschungel zu sitzen. An einem Cocablatt zu kauen, dem Ruf der wilden Tiere zu horchen. Später, noch eine Gratisdusche? Klar. Spielen mit Schlangen und Krokos? Warum nicht, während die Touris in die Hose machten. Auch ohne eine Schule, ohne irgendetwas sonst. Bis er dann im „Jahre des Herrn“, wie er immer sagte, wenn es

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: PL Noel Sturm
Bildmaterialien: PL Noel Sturm
Lektorat: PL Noel Sturm
Tag der Veröffentlichung: 02.03.2014
ISBN: 978-3-7309-8780-3

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich den Eltern und Hinterbliebenen von Hans Haldemann. Der Sozialdienst verweigerte mir dieses Buch zu schreiben und eigentlich wäre es im Jahr 2002 erschienen. Dieses Buch basiert auf meinem Wissen und aus meiner Sichtweise. Gerne würde ich mich mit den Hinterblieben der Fam. Haldemann treffen. RIP H.Haldemann Hochachtungsvoll PL / Noel Sturm

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