Cover

Prolog

 

Er rannte. Er rannte immer weiter.

„David!“, rief ich verzweifelt. Doch er rannte weiter. Ich versuchte es nochmal. „David!“, schrie ich nun völlig außer Atem. Endlich blieb er stehen.

Ich sah mich erschrocken um. Wir waren ziemlich weit gelaufen. Wir standen an der Ecke einer Tankstelle mit einem grellen Neonreklameschild. Um uns herum sah ich im Halbdunkel der Straßenlaternen große, schäbige Hochhäuser. Ich kannte dieses Viertel nicht, was daran lag, dass ich im Villen-Viertel am anderen Ende der Stadt wohnte. Wie David auch.

„Was willst du?“, sagte er endlich. Ich wusste nicht in welcher Stimmung er war. „Lauf doch nicht weg. Tu das nicht. Wir können doch über alles reden“, versuchte ich es sachte, doch David unterbrach mich forsch: „ Worüber denn noch reden? Es ist sowieso schon zu spät.“

„Sag das nicht!“

„Wieso, Amy?! Geh zurück nach Hause“, schrie er fast und rannte weiter. Ich blieb allein, mit Tränen in den Augen und gedemütigt an der Tankstelle stehen. Die wenigen Menschen, die zu dieser späten Stunde noch unterwegs waren, sahen mich befremdet an.

David rannte mit schnellen, langen Schritten um die Ecke. Ich sah ihn nicht mehr.

Nein, dachte ich. Nein, das kann doch jetzt nicht das Ende sein! Ich lief um die Ecke auf die Hauptstraße. Da sah ich ihn.

David lag mitten auf der Hauptstraße auf dem kalten Asphalt.

„Nein! Bist du lebensmüde?!“, kreischte ich.

Doch da war es schon zu spät.

„David!“, brachte ich noch heiser hervor, bevor ich tränen überströmt zusammenbrach.

 

David ist tot.

Kapitel 1

Es war nun vier Tage her, dass ich auf Davids Beerdigung war. Es war schrecklich. David hatte keine große Familie gehabt, doch die Leute, die da waren, reichten völlig aus um die bodenlose Trauer und die schrecklichen Schuldgefühle wieder hochkommen zu lassen.

Meine Eltern waren nicht dabei gewesen, denn sie mussten arbeiten. Wie fast jeden Tag. Was hieß, dass ich allein auf der Beerdigung war. Die bösen Blicke allein ertragen musste. Wenn Blicke töten könnten, hatte ich gedacht.

 

Meine Eltern sind keine schlechten Eltern, so ist es nicht. Ich hatte alles was ich brauchte: ein riesiges Zimmer, genug Klamotten. Ich bekam so ziemlich alles was ich wollte.

Doch sie waren ständig nicht da und ich war ein Einzelkind. Zuhause war ich fast ständig allein.

 

Am nächsten Tag musste ich wieder in die Schule. Ich war drei Tage nicht da gewesen, weil ich es in der Schule nicht ertragen hätte, dass er nicht mehr da sein würde. Doch ich kann mich nicht mein ganzes Leben lang verstecken.

Sicher hat schon die ganze Schule, wenn nicht sogar die ganze Stadt gehört, was vor vier Tagen passiert war.

Alle würden mir komische Blicke zuwerfen. Ich kannte diese Blicke. Sie waren meist mitleidig.

 

Der Tag war gekommen. Ich zog ein Tanktop, eine Hotpants und meine schwarzen Ballerinas an. Meine langen braunen Haare flocht ich mir zu einem langen Zopf und schminkte meine blauen Augen dunkel.

 

Meine Eltern waren wie gewohnt schon zur Arbeit gegangen, also nahm ich mir aus der Küche einen Bagel und verließ das Haus. Es war ein sonniger Tag. Es wird heute Mittag sehr heiß werden, dachte ich. Also nahm ich mein hellblaues Fahrrad und fuhr los Richtung Schule. Ich musste drei Kilometer bergab zu meiner Schule fahren. Unterwegs grüßten mich eine Menge Leute, die ich nicht kannte, aber ich grüßte nett und mit einem freundlichen Lächeln zurück.

 

Endlich in der Schule bei den Fahrradständern angekommen schloss ich es an.

Als ich mich umdrehte, stand dort schon meine beste Freundin Juliet.

Sie musterte mich mit kritisch blickenden grünen Augen, dann huschte ein Grinsen über ihr Gesicht und sie umarmte mich heftig.

„Geht`s dir gut?“, fragte sie besorgt.

„Ja, sicher. Alles bestens.“

„Das war eine Antwort zu viel. Also werden wir über dieses Thema nicht reden.“, tadelte sie mich mit einem Lächeln.

„Komm auf geht`s zum Unterricht!“, sagte sie zu mir und warf ihre langen blonden Locken über die Schulter.

„Kommst du, oder was?“, rief sie mir zu.

„Schon unterwegs“, informierte ich sie.

 

 

Juliet und ich kamen kurz vor dem Klingeln in die Klasse und setzten uns auf unsere angestammten Plätze.

Ich erwartete schon die ersten Blicke und setzte ein selbstsicheres Lächeln auf. Doch es warfen mir nur wenige direkte Blicke zu.

Davids Platz war natürlich leer. Ich starrte darauf und konnte mich nicht losreißen bis Juliet mir ihren Ellenbogen in die Rippen rammte.

„Sie ist schon da“, zischte sie mir mit einem Kopfnicken nach vorne zu.

Jetzt sah ich sie auch. Mrs Sullivan stand vor der Tafel und reckte ihr Kinn in die Höhe.

„Was will die denn?“, sagte Juliet und lachte.

Mrs Sullivan schaute in unsere Richtung und sagte: „ Ich will Unterricht machen, Fräulein Juliet.“ Alle lachten und Juliet guckte genervt.

Auf einmal klopfte es an der Tür und der dicke Direktor Willes kam herein. Neben ihm stand ein Junge etwa 15, also in meinem Alter.

„ Hallo, Leute! Das ist euer neuer Mitschüler, Logan. Seit bitte alle nett zu ihm und nehmt ihn freundlich in eurer Klassengemeinschaft auf.“

Ich schaute mir den Typen abschätzend an. Er hatte schwarze Haare und grüne, stechende Augen. Er trug ganz coole Klamotten.

Mrs Sullivan sprach Logan direkt an: „ Setz dich bitte dort hin.“ Sie zeigte auf Davids alten Platz.

„Was?“, rief ich, „Das ist nicht sein Platz!“

„Aber der ursprüngliche Besitzer ist auch nicht mehr da“, sagte sie ruhig, aber funkelte mich an.

„Na dann“, sagte ich, stand auf und stürmte aus der Klasse.

Draußen auf dem Flur sank ich zu Boden und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand.

„Amy!“

Juliet kam aus der Klasse und setzte sich neben mich. „Was ist los?“, fragte sie mich.

„Ach, die Sullivan musste den Neuen ja auch unbedingt auf Davids Platz setzen, oder was?!“

„Die kann man nicht verstehen. Das Gerede darfst du dir nicht zu Herzen nehmen. Komm wieder mit rein, die anderen fragen sich bestimmt schon, wo wir bleiben “, tröstete Juliet mich.

Ich antwortete nicht.

„Der Neue ist heiß“, sagte sie schließlich lachend.

„Allerdings“, antwortete ich ebenfalls lachend.

„Also kommst du wieder mit rein?“, fragte mich Juliet mit einem schiefen Grinsen.

„Sicher, aber alle werden mich komisch angucken. Obwohl es doch eigentlich verständlich sein muss, was man durchmacht, wenn man seinen Freund verliert, verstehen es die meisten Leute einfach nicht“, sagte ich verbissen.

Juliet zuckte nur die Schultern.

Wir gingen zusammen wieder in die Klasse und wie vorhergesagt, guckten mich alle schräg von der Seite an. Den Neuen schien das alles aber wenig zu interessieren, denn er guckte konzentriert auf seine Tischplatte.

„Guckt nicht so blöd!“, zischte Juliet unseren gaffenden Mitschülern zu und sofort guckten sie beschämt zur Seite, weil Juliet und ich ziemlich beliebt waren.

Juliet sagt, es liegt an unserem Aussehen und, dass wir kein Blatt vor den Mund nehmen, aber das bezweifle ich.

Ich denke, dass Juliet und ich einfach nur da waren, als unsere Klasse einen Anführer brauchte. und die Schule, fügte ich in Gedanken hinzu.

 

Kapitel 2

Es war Mittagspause. Juliet und ich saßen auf dem Rasen vor der Kantine und sonnten uns in der kalifornischen, glühend heißen Mittagssonne.

Um uns herum lungerten Schüler aus jüngeren Klassenstufen herum und starrten uns an.

„Müssen die uns jeden Tag so komisch angaffen, oder haben die einfach nichts anderes, was sie unternehmen könnten?“, fragte ich Juliet genervt, weil sie nichts dagegen unternahm, und es genießte, dass wir so sehr bewundert, geradezu vergöttert, wurden.

„Och, lass sie doch. Ich habe mit denen kein Problem“, antwortete sie mir gelassen und streckte sich auf dem Rasen aus. Ihre Locken glänzten golden, als die Sonne sie anstrahlte.

Ich hörte wie mehrere jüngere Jungs zischend die Luft einsogen, als Juliet sich auf dem Rasen räkelte. Ich lachte laut auf. Die Jungen zuckten zusammen und wandten sich ab.

„Du hast mir meinen Auftritt vermiest, Amy“, sagte sie zu mir und machte eine Schmolllippe.

In dem Moment kamen Liam und Hunter vorbei, zwei Jungs aus unserer Klasse. Sie setzten sich zu uns und begannen ein Gespräch.

„Was ist los, Juliet? Zu wenig Stalker?“, fragte Hunter ironisch und schüttelte seine braunen Locken. Juliet seufzte nur und legte sich wieder auf die Wiese.

„Ein wenig mehr könnten es schon sein. Aber Amy vergrault sie immer. Davon lassen sich die Jüngeren trotzdem nicht abschrecken und kommen immer, immer wieder“, sagte sie und fügte hinzu:„Zum Glück“.

„Die nerven mich einfach. Man hat hier nie einen Moment für sich“, antwortete ich.

„Ach, Amy. Die wollen dich doch nur anstarren. Du könntest ihnen wenigstens eine gute Show bieten. Vielleicht sollten wir Geld für euch jede Mittagspause einnehmen. Ich wäre reich! Was meint ihr?“, sagte Liam grinsend zu mir.

„Haha!“, sagte ich lachend und ließ mich auf die Wiese fallen.

Liam, Hunter, Juliet und ich waren früher eine Clique gewesen. Doch nach und nach haben wir uns von einander entfernt. Seit ein paar Monaten sind wir wieder besser befreundet.

Liam und Hunter legten sich neben uns auf die Wiese.

Ich fragte, ohne jemand bestimmten zu meinen:„Habt ihr den Neuen eigentlich mal besser kennengelernt?“

„Der scheint ein ganz cooler Typ zu sein, aber...“, sagte Hunter, „der ist total eitel. Ich war nett zu ihm und habe ihm gezeigt, wo die Toiletten sind und wo die Cafeteria ist. Aber trotzdem ist er mit seiner Sonnenbrille einfach an mir vorbei gegangen.“

„Was hat das mit der Sonnenbrille zu tun?“, fragte Juliet.

„Genau“, sagten Liam und ich gleichzeitig lachend.

„Er gibt damit an! Es ist eine „Ray Ban“ und deshalb fühlt er sich cool“, zischte Hunter wütend zurück.

„Wer fühlt sich cool?“, fragte plötzlich jemand.

Wir guckten alle in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. Und da stand Logan mit seiner Sonnenbrille und beobachtete uns.

 

Juliet, Liam und ich brachen in Gelächter aus, doch Hunter guckte schockiert.

„Was ist so witzig?“, flüsterte er uns zu.

Doch dadurch mussten wir noch mehr lachen und kugelten uns auf der Wiese herum. Logan schaute uns amüsiert zu und musste schmunzeln.

Hunter guckte ihn komisch an. „Beobachtest du uns?“

„Ja, eigentlich schon“, sagte Logan entspannt. „Kann ich mich zu euch setzen?“

„Logo!“, antwortete ich sympathisch. „Setz dich doch zu uns. Die Sonne hier ist klasse. Da kannst du gleich mal deine Sonnenbrille ausprobieren“, fügte ich lachend hinzu.

Hunter guckte mich böse an, doch ich schaute ihn nur ahnungslos aus großen Augen an. Darauf musste er lächeln.

Logan kam zu uns geschlendert und ließ sich neben mir nieder.

„Und was führt dich in unsere Kleinstadt Montara?“, fragte ich nach einer Weile. In Montara wohnten etwa 5.000 Menschen. Es gab in der Stadt nur wenige Läden, denn wir brauchten keine. Ich musste nur eine Stunde bis nach San Francisco fahren, um meine Kleidung zu kaufen.

Logan erwiderte: „Meine Eltern und ich sind neu hierhergezogen. Wir sind aus Arizona hierhin gezogen, weil meine Eltern hier ihren Traum von einem Kleinstadtleben wahr machen wollten.“

„Und wie war`s in Arizona so?“, wollte Juliet wissen.

„Ganz nett.“ Logan erzählte noch mehr über seine alten Freunde, aber ich machte die Augen zu und lag auf der Wiese.

 

Stimmen weckten mich aus meiner Trance. „Amy? Amy!“

„Hmh?“, murmelte ich.

„Ist die kleine Amy etwa eingeschlafen?“, fragte Liam zuckersüß.

Die anderen lachten. „Bin nich`eingeschlafn...“, nuschelte ich immer noch verdattert.

„Die Pause ist zu ende. Kommt ihr mit?“, fragte Hunter. Alle standen auf, doch ich kam nicht richtig hoch. Logan streckte mir seine Hand hin, um mir aufzuhelfen und ich ergriff sie. Wir gingen nebeneinander zum Schulgebäude. Hunter, Liam und Juliet liefen ein paar Meter vor uns.

„Du bist also Amy?“, fragte er mich.

„Ja. Kennst du mich irgendwo her?“, fragte ich verwirrt zurück, da ich Logan noch nie vorher gesehen hatte.

„Nein, ich kannte dich vorher nicht. Die Jungs aus unserer Klasse haben mir ein paar Informationen gesteckt.“

„Und zwar?“, fragte ich unruhig.

„Dass du und Juliet die heißesten Mädchen der zehnten Klasse seit, haben sie mir erzählt. Und dass dein Freund sich... Du weißt schon“, fügte er komisch hinzu.

„Ja, ich weiß schon.“, sagte ich matt. Wir waren fast bei unserem Klassenraum angekommen.

„Wie war er so?“, fragte Logan mich.

Ich antwortete nichts.Er schaute mir zwar irritiert hinterher aber, ich ging einfach zu meinem Platz in der Klasse und fragte Juliet, was wir jetzt für ein Fach hatten.

„Sport“, antwortete diese.

„Na toll“, seufzte ich schlecht gelaunt.

 

Ich nahm meine Sportsachen und ging mit Juliet zur Sporthalle.

„Machen wir heute Geländelauf?“, fragte ich sie.

„Nein. Diese Partnersache, die Coach Salvore letztes Mal angefangen hat. Da warst du nicht da. Ich musste mit dieser hässlichen Nicci machen.

Das heißt, du musst mit dem tollen Neuen machen. Ich hab gemerkt, dass ihr schon Kontakte geknüpft habt“, flötete Juliet. Ich seufzte und ging in den Umkleideraum.

Ich hatte keine Lust darauf, mich von dem Neuen mit noch mehr Fragen durchlöchern zu lassen. Aber da musste ich jetzt durch.

Und dummerweise hatte ich natürlich meine knappsten Sportsachen dabei. Eine kurze Sporthose bis knapp über den Po und einen Sport-BH, der nur bis kurz unter die Brust geht und meinen dünnen Bauch zur Geltung brachte. Als ich meine Sportschuhe zugemacht hatte und in die Sporthalle ging, glotzte Juliet mich mit großen Augen an und fing an zu lachen. Ich hatte da noch keine Ahnung warum. Die Jungs pfiffen, als ich an ihnen vorbei ging.

Kapitel 3

Sean, die Sportskanone der Klasse, der eigentlich ganz gut aussah, fragte Coach Salvore: „Amy hat doch noch keinen Partner. Ich kann doch mit ihr machen. Amy ist gut!“ „ Fang doch nicht an zu sabbern, Sean! Ich bin dein Partner!“, rief sein Kumpel Ben.

„Nein, du kannst nicht mit Miss Amy Simon arbeiten, da du schon einen Partner hast, Sean. Amy macht bitte mit Logan, der heute neu in eure Klasse gekommen ist. Alles klar?“, schnauzte Coach Salvore Sean an. „Super gemacht, Ben!“,murrte Sean, „Warum kriegt der Neue die Heiße ab? Unfair?! Ich bin schon viel länger da!“

Ich seufzte nur. Juliet guckte zu mir, dann zu Logan und musste erneut lachen. Ich guckte sie verständnislos an, aber sie machte eine Geste mit den Händen, die anzeigen sollte, dass ich es gleich erfahren würde.

 

„Geht jetzt bitte in eure Teams zusammen!“, rief der Coach, „Und fangt an!“ Dann blies sie in ihre Trillerpfeife.

Ich ging zu Logan. Der fragte mich: „Weißt du, was wir für ein Thema haben?“

„Nee, ich war nicht da. Wir müssen fragen.“

Wir gingen zusammen zu Coach Salvore. Ich spürte wir Logans Blicke meinen Körper hinab glitten.

„Was haben wir für ein Thema?“, fragte ich liebenswürdig.

„Seht euch doch um. Das Thema ist Ringen und Raufen, also Nahkampftechniken, wenn du`s genau wissen willst.“

„Okay“, sagte Logan. Bei ihm klang es wie eine Frage.

„Dann fangt doch endlich an“, spornte der Coach uns an und scheuchte uns zu einer freien Matte.

Wir gingen zu einer freien Matte in der Ecke der Turnhalle.„Weißt du wie das geht? Ich hab das noch nie gemacht.“, fragte ich.

„Das geht ganz einfach. Komm her“,sagte Logan gelassen.

Er legte seine beiden Arme um meine Taille und schubste mich. Ich flog unsanft auf den Boden. Ich stand wieder auf und schrie ihn an. „Hey! Was sollte das denn?“

Logan kicherte und ich stemmte die Hände in die nackten Hüften.

„Das war Nahkampf. Das sollen wir doch machen.“

„Das kann ja lustig werden“, sagte ich trocken. Logan kicherte wieder.

Wir hatten zwei Stunden Sport hintereinander. Das heißt 2 ganze Stunden Nahkampf trainieren.

Aber es wurde noch ganz lustig. Einmal flogen wir beide auf die Matte übereinander und da mussten wir lachen.

Nach der ersten Stunde hatten wir eine kurze Pause.

Ich ging zu Juliet, die wieder mit Nicci trainieren musste und davon total genervt war.

„Die rammt mich die ganze Zeit mit ihrem Speckgürtel!“, stöhnte sie in ihre Flasche. Ich trank einen Schluck aus meiner Spritedose um dann Juliet zu antworteten.

„Ach komm schon. So schlimm wird sie nicht sein“

„Doch“, stöhnte sie wieder, „du hast ja auch den neuen Schönling abgekriegt“

Ich musste lachen. „Da ist nichts dran lustig!“ Sie stemmte die Arme in die Hüften und runzelte die Stirn. Das sah bei ihrem herzförmigen Gesicht sehr absurd aus. Da musste ich wieder lachen.

„Kommt Mädels! Pause ist vorbei!“, brüllte Coach Salvore. Wir trennten uns, um jeweils wieder zu unseren Partnern, Nicci und Logan zu kommen.

Ich ging langsam durch die ganze Sporthalle auf meine und Logans Matte zu und spürte überdeutlich die brennenden Blicke auf meinem Rücken und Hintern. Mein langer Zopf schlug gegen meinen Rücken.

Kapitel 4

 

Die Sportstunde mit Logan habe ich irgendwie noch geschafft. Die beiden Stunden danach habe ich einfach ausfallen lassen und bin zu Starbucks in der Stadt gegangen. Doch dann musste ich einfach die ganze Zeit an meine Vergangenheit mit David denken und wieviel Spaß wir immer hatten. Ich konnte einfach nicht akzeptieren, dass er nicht mehr da sein würde. David war einfach mein bester Freund und fester Freund gleichzeitig. Ich konnte ihm alles erzählen und er mir.

Auf einmal bekam ich eine Sms

 

Wo bist du? Ich mache mir Sorgen.

J.

 

Ach, Juliet. Immer besorgt um mich. Ich schrieb ihr schnell zurück, damit sie sich keine Sorgen mehr machen musste.

 

Es ist alles okay. Bin bei Starbucks, hab's in der Schule nicht mehr ausgehalten.

A.

 

Ich rührte weiter mit meinem Strohhalm in dem Frappé herum, das ich mir gekauft hatte. Die Tür, die ich von meinem Platz aus gut im Blick hatte, ging auf und jemand kam herein. Aber nicht irgendjemand, sondern Logan. Ich sah ihm eine Weile zu, wie er sich einen Kaffee bestellte. Anscheinend hatte er mich noch nicht gesehen. ›Hey, Logan. Schwänzt du etwa?‹, rief ich ihm zu. Er drehte sich mit einem schiefen Lächeln im Gesicht zu mir um und lehnte sich gegen die Theke. ›Schwänzt du etwa nicht?‹

Ich machte einen Schmollmund. ›Jetzt hast du mich erwischt.‹ Logan musste lachen. ›Kann ich mich zu dir setzen?‹, fragte er mich. ›Klar, setz dich‹, sagte ich und klopfte auffordernd auf den freien Platz neben mir. Er kam zu mir rüber geschlendert, fuhr sich durch die Haare und setzte sich neben mich. Wir saßen an einem großen Fenster, durch das man auf den Marktplatz von Montara gucken konnte. Ich sah aus dem Fenster und beobachtete einige Menschen, die entweder hektisch umherliefen, um rechtzeitig zu einem Termin zu kommen oder Menschen, die einfach nur seelenruhig umherschlenderten und das schöne Wetter heute genießen. Das Schweigen zwischen Logan und mir war keinesfalls peinlich oder unangenehm, es war einfach eine ruhige und friedliche Stille. ›Was guckst du dir an?‹, riss mich Logans Stimme aus meinen Gedanken. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. ›Schau dir doch die Menschen an. Die einen genießen den schönen Tag, aber die anderen hetzen sich durch den Alltag und haben keine freie Minute. Haben die denn keine Freude oder Spaß? Sie sehen so angespannt und friedlos aus. Ich hoffe, dass ich auf andere nicht so wirke, als ob ich keinen Spaß mehr am Leben hätte, denn das stimmt nicht. Auch wenn das mit David...‹, ich verzog einmal schmerzvoll mein Geischt, ›passiert ist, kann ich dennoch Freude empfinden!‹ Logan schaute mich mit einem undefinierbaren Blick an und sagte:‹Bist du schon so weit um über das zu reden was passiert ist? Ich kenne dich zwar erst einen Tag, habe aber trotzdem schon viele Gerüchte gehört‹

›Du hast recht. Ich kenne dich erst einen Tag. Also werde ich dir nicht erzählen, was passiert ist. Tut mir leid, aber ich habe es niemanden erzählt. Nicht einmal Juliet‹, antwortete ich neutral. Logan sagte nichts mehr und schaute mich nur an. Daher sah ich wieder aus dem Fenster. Einige Minuten geschah nichts, doch plötzlich ging eine Person am Fenster vorbei, die mir nur allzu bekannt war. Ich war völlig schockiert. ›Was?‹, rief ich aus. Logan schaute mich befremdet an, als ich aus dem Laden hinausstürmte, um der Person zu folgen. Sie verschwand gerade um die nächste Ecke, also beschleunigte ich meine Schritte um an dem Bekannten dran zu bleiben. Als ich jedoch um die Ecke ging und die Person in eine kleine Gasse gehen sah, die ich niemals wahrgenommen hatte, wurde ich etwas misstrauisch. Das kann doch gar nicht...Nein,...oder?

Ich war einfach zu neugierig, also schlich ich mich zum Eingang der Gasse und spähte hinein. Und wirklich, an der Wand gelehnt stand ein junger Mann. Ich hab mich doch nicht geirrt.

Zum ersten Mal seit einigen Tagen hatte ich wieder etwas Hoffnung. Doch ich hatte Angst, dass dieser kleine Funken Hoffnung im nächsten Augenblick zerstört werden könnte. Aber ich musste nun erst recht etwas riskieren.

Also schrie ich laut:‹David!?‹

 

Kapitel 5

.

Impressum

Texte: Kopieren und veröffentlichen verboten.
Tag der Veröffentlichung: 03.04.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle, denen der Alltag zu langweilig wird ♥

Nächste Seite
Seite 1 /