Parallelwelt 520 – Prolog
Eva Hochrath – Die Fahrt der Forlætas – Wie alles begann
1. eBookAuflage – April2016
© vss.verlag Hermann Schladt
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Titelbild: Armin Bappert unter Verwendung eines Fotos von http://www.pixabay.com/
Lektorat: Hermann Schladt
Eva Hochrath
Die Fahrt der Forlætas
Wie alles begann
Liebe Leserinnen und Leser,
im September 2016 startet der vss-verlag eine neue Science-Fiction-Serie:
PARALLELWELT 520 – Der Flügelschlag des Schmetterlings.
Mit dieser Serie geht der vss-verlag in einigen Bereichen neue Wege. So wird die Serie in Staffeln unterteilt. Die erste Staffel trägt den Titel Odyssee 2089 und umfasst 18 Bände mit fortlaufender Handlung. Alle Bände liegen bereits fertig vor und müssen nur noch unser Lektorat durchlaufen.
Die beiden folgenden Staffeln tragen die (Arbeits)-Titel „Paradies auf Pump“ und „Kampf um die Macht“ und werden einen ähnlichen Umfang haben. Beide sind in der Rohfassung fertig.
Neu für eine SF-Serie ist auch der Handlungsort in einer dystopischen, völlig heruntergekommenen Welt (die Bastei-Serie „Maddrax“ spielt in eine Postapokalyptischen Welt und bedient vornehmlich die Genres Horror, Fantasy und Abenteuer und ist eher nicht als dystopisch anzusehen).
Hinzu kommt, dass Parallelwelt 520 die Handlung nicht in eine fiktive Zukunft unserer Erde projiziert, sondern in einer Parallelwelt spielt, die sich bereits im Jahr 520 A.D. (aha, daher also der Titel) von unserer Realität abgespalten hat. Da aber spielt sie in der Zukunft, beim Beginn der Serie schreibt man dort das Jahr 2089.
Ungewöhnlich ist auch der Schreibstil der Autorin Eva Hochrath: flott, oft mit einer schnodderigen Sprache, rotzfrech und intelligent. Manchmal könnte man meinen, einer der Protagonisten hätte seine Erlebnisse selbst aufgeschrieben.
Wir versprechen eine flotte, unterhaltsame und actionreiche Science-Fiction-Serie und hoffen, dass sie auf reges Interesse stoßen wird.
In diesem Einführungsband schildert Eva Hochrath in kurzer Form die Geschehnisse, die im Jahr 520 A. D. zum Exodus einer Schar mutiger Menschen aus unserer Welt in die Parallwelt führten.
Außerdem gibt sie einen Anriss der dortigen geschichtlichen Ereignisse bis zu Jahr 2058.
Danach stellen wir Ihnen die wichtigsten Protagonisten der Serie vor. Schließlich gibt es noch ein kurzes Portrait der Autorin Eva Hochrath.
Den Abschluss bildet eine ausführliche Abhandlung über Dystopien in Literatur und Film.
All das soll Ihnen den Einstieg in die Serie sowohl schmackhaft machen, wie auch erleichtern.
Mehr wollen wir zur Handlung der Serie hier noch nicht verraten. Auch die Geschehnisse nach 2058 bis 2089 werden Eingang in die Serie selbst finden und sind deshalb nicht Bestandteil dieses Prologs.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre dieses Prolog-Bandes.
Seien Sie gespannt auf den ersten Band der Serie, der den Titel Ankünfte trägt und im September 2016 erscheint.
Herausgeber
01 Das Universum ist unendlich.
Und nicht nur das: Auch die Anzahl von Universen ist unendlich. Während der Pfeil der Zeit in die Zukunft fliegt, geschieht es in jedem Augenblick, dass in der Abfolge der Ereignisse Alternativen entstehen: Abzweigungen an der Zeitstraße. Jede Alternative bedeutet eine neue, eine andere Entwicklung: ein neues, ein Parallel-Universum!
Da es zu jedem Zeitpunkt unendlich viele parallele Ereignisse gibt, gibt es auch unendlich viele parallele Alternativen: unendlich viele Paralleluniversen. Jedes einzelne ist eine mögliche Antwort auf die Frage:
"Was wäre, wenn…?"
Eine davon, nur eine einzige Alternative wollen wir herausgreifen.
In was für einem Parallel-Universum würden wir uns befinden, wenn im Jahr 520 AD die Geschichte eine andere Abzweigung genommen hätte als es in unseren Geschichtsbüchern steht?
Dazu müssen wir uns an die Abzweigung begeben, besser noch ein Stück davor. Machen wir eine Zeitreisen-"Kamerafahrt" ins fünfte, sechste Jahrhundert der christlichen Zeitzählung. Wohin? Westeuropa.
Das Ende eines Reiches
Wir scheinen uns im Römischen Reich zu befinden: eine wohlgeordnete Zivilisation mit Provinzen, Städten, Dörfern… Verwaltung, Polizei, Kultur… vom sonnendurchglühten Süden Siziliens bis hinauf an die unwirtlichen Küsten Mittelenglands: dieselbe Verwaltungssprache, dieselben Gesetze, dieselbe Ordnung.
Aber der Schein trügt. In Wirklichkeit hat das weströmische Reich gerade sein Ende erreicht.
Der letzte weströmische Kaiser, Romulus Augustulus, wurde am 23. August 476 abgesetzt. Es war die Quittung für das Herumtricksen seines Vaters Orestes. Dieser war Oberbefehlshaber der römischen Armee, die längst nicht mehr nur aus Römern bestand. Die Elite-Einheiten der römischen Streitkräfte waren germanische Truppen. Sowas ähnliches wie Fremdenlegionäre. Als Lohn für ihren Dienst erwarteten sie Land in Italien. General Orestes hatte ihnen das auch pflichtschuldigst versprochen, war aber gar nicht in der Lage, seine Versprechungen zu halten: Land gab es nämlich keins!
Der Heerführer der solcherart behumsten germanischen Hilfstruppen, Odoaker, konnte der Sache wenig Humor abgewinnen, und mit Diplomatie hatte er es auch nicht: Orestes wurde einfach einen Kopf kürzer gemacht, und sein Sohn, das "Kaiserchen", abgesetzt und – als Zeichen der Humanität – nur unter Hausarrest gestellt. Dies allerdings für den Rest seines Lebens.
Odoaker ist jetzt der Boss in Rom. Er besorgt sich das Einverständnis des oströmischen Kaisers, Zenon, und darf sich "König Westroms unter oströmischer Ägide" nennen.
Ein weströmisches Kaiserreich existiert nun nicht mehr.
Mit seinem Untergang versinkt nicht nur eine Epoche in der Geschichte, sondern eine ganze Zivilisation. Ein gewaltiger Umbruch wird in Westeuropa das Unterste zuoberst kehren!
Odoaker regiert keine zwanzig Jahre. Nach anfänglicher Fortüne verliert er später Schlacht auf Schlacht gegen den Ostgotenkönig Theoderich. Nicht von ungefähr, denn Theoderich wird von Byzanz, vom oströmischen Kaiserreich, unterstützt und hat stets die besseren Karten.
Selbst das Nachgeben, 493, hilft Odoaker nichts mehr: Theoderich, eine linke Bazille durch und durch, willigt zwar in einen Vergleich ein, ist sich aber nicht zu schade, Odoaker beim Versöhnungsmahl eigenhändig umzubringen.
Wenn eine Zeitenwende passiert, kann man zwei Sorten von Menschen klar unterscheiden: Die einen, wie Odoaker, gehören noch in die alte Zeit und gehen mit ihr unter. Die anderen sind bereits Angehörige der neuen Zeit und werden, wie man so sagt, nach oben gespült, weil sie es verstehen, die neuen Paradigmen anzuwenden.
So einer ist Theoderich. Er regiert in ganz Südeuropa und schafft es, ein richtiges Reich aufzubauen. Nicht zuletzt deshalb, weil er erkannt hat, dass die Zeiten sich geändert haben: dass der alte Gegensatz zwischen Römern und Germanen – hier die Zivilisierten, dort die barbarischen Eindringlinge – so gar nicht mehr existiert. Also schafft er Frieden zwischen beiden Volksgruppen, und damit ist Ruhe im Karton, Verzeihung, in seinem ganzen Reich.
Dann können wir Theoderichs wohlgeordnetes Reich ja guten Gewissens verlassen. Begeben wir uns nach Norden, über den Rhein.
02 Das wilde Land da draußen
Hier spielt eine ganz andere Musik! Dieser Teil Europas befand sich noch nie innerhalb der Grenzen des Römischen Reiches. Für einen Bürger Roms war am Rhein die sogenannte "zivilisierte Welt" zu Ende. Germanien! — Auch wenn die Germanen inzwischen, im 5. Jahrhundert, über ganz Europa verteilt leben, aber hier, zwischen Rhein und Weser, und erst recht zwischen Weser und Nordsee, und noch weiter nach Norden… Hier, im germanischen Kernland, befindet sich das "Schwarze Loch" der Zivilisation! (Dabei stimmt das so gar nicht. Aber dazu kommen wir noch…)
Mit Ausnahme des vorübergehend römisch besetzten Britannien hatte die nordeuropäische Region die Segnungen der Römischen Zivilisation nie erfahren. Es gibt hier keine Städte, keine Fernstraßen, keine Gutshöfe oder Plantagen, keine überregionale Verwaltung mit einheitlicher Behördensprache. Nur Wald! Unendlich! Dicht und dunkel und wild! Mitten drin lugen vereinzelt strohgedeckte Dächer kaum sichtbar aus der endlosen grünen Einsamkeit heraus: winzige, versteckte Dörflein, die sich in den Schutz des Waldes kuscheln wie in ein Nest.
Pfade, fast unsichtbar, ziehen sich durch die Wildnis, verbinden Dorf mit Fluss, und diesen mit dem nächsten Dorf. Und mit den Heiligtümern und den Thingplätzen, wo die Menschen sich versammeln. — Kein Römer hatte je Einblick in diese Welt!
Grenzen und politische Gruppierungen gibt es aber natürlich auch hier: Sie folgen den alten Stammesordnungen. Nur langsam werden aus vielen kleinen, miteinander verfeindeten Stämmen weniger, aber größere und immer noch miteinander verfeindete Verbände, und daraus wieder Reiche. Kleine Reiche natürlich, verglichen mit Theoderichs Reich. Und auch sie sind nach wie vor alle miteinander verfeindet, jeder gegen jeden. Also haben wir eine unendliche Abfolge von Kriegen und Machtverschiebungen: Größere und kleinere Reiche entstehen, bekämpfen sich, gewinnen Macht, verlieren sie wieder, und verschwinden wieder in der Versenkung der Geschichte, um den nächsten Platz zu machen.
Der Unterschied zwischen Theoderichs adrettem Südreich und dem wilden europäischen Norden besteht auch in der Religion. Durch die letzten Jahrhunderte des weströmischen Reiches zieht sich der Glaubenswechsel: die alten Götter weichen dem jungen, vitalen Christentum.
Um 500 beginnen im südlichen Europa die Christen allmählich die Mehrheit zu bilden. Durch die gesamte Kultur geht ein tiefgreifender Wandel. Die Stadtbilder verändern sich: Aus dem jahrtausendealten Forum im Zentrum der Stadt, mit seinen Tempeln und Versammlungshallen, wird ein Marktplatz mit einer Kirche, deren Turm die gesamte Stadt überragt.
Hinter dem Rhein ist der Verlauf anders. Hier läuft die Christianisierung gerade an. Sie verläuft nicht geradlinig, sondern in mehreren Wellen, und es gibt jede Menge Rückschläge.
496/497 besiegt der Frankenkönig Chlodwig die Alemannen. Wie es der Zufall wollte, war Chlodwig während des Krieges unzufrieden mit der Hilfe seiner alten Götter gewesen und hatte vorsorglich zusätzlich diesen neuen Christus noch um Beistand angerufen. Mit Chlodwigs Sieg war die Wirksamkeit des "neuen Gottes" erwiesen. — Dieses Ereignis gilt in unserem Universum bis heute als der "Startschuss" für die Christianisierung Nordeuropas.
Aber nicht etwa, dass man sich das als strahlenden Siegeszug vorstellen muss… Unendlich mühselig quälen kleine Mönchsgruppen sich durch die Wälder und versuchen an geeigneten Plätzen Klöster zu gründen oder kleine Dorfkirchlein zu errichten. Es wird sich nicht unähnlich der Arbeit heutiger Missionare bei Amazonas-Indianern abgespielt haben: Spagat zwischen dem Glauben und einem eitlen und eingeschnappten Häuptling nebst dem (zu Recht) misstrauischen Schamanen… zähe Verhandlungen darüber, ob das
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: vss-verlag
Bildmaterialien: vss-verlag
Lektorat: Hermann Schladt
Tag der Veröffentlichung: 21.04.2016
ISBN: 978-3-7396-4993-1
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