Cover

1

In eine weiße seidene Bluse gekleidet und mit Perlenstecker in den Ohren saß Marie im Bordrestaurant eines Zuges: Sie trank Tee mit Bergamot und beobachtete die Landschaften aus dem Fenster.

Und in derselben Zeit befanden sich fünf mit Maschinengewehr bewaffnete Polizisten in ihrer Wohnung, die behaupteten, dass Maria sich das Leben nehmen möchte - sie muss dringend im Krankenhaus behandelt werden. Sie wurde darüber über ihr Smartphone informiert.

„Möchten Sie noch etwas bestellen“, fragte die Kellnerin.

„Nein, danke“, erwiderte die junge Frau und schaute weiter aus dem Fenster.

Sie genoss ihren aromatischen Tee. Auf der anderen Seite des Wagons saßen zwei Männer in schwarzen Anzügen, sie kamen ihr verdächtig vor.

„Sobald sie zurück ist, zerquetschen wir sie.“

„Je, diese, wie ein Schmetterling schimmernde Schönheit. Mist, sie hat es wirklich geschafft der Polizei zu entfliehen? Aber nicht für lange.“

„Nachdem wir sie zerquetsch haben werde ich eine Installation mit dem Namen „Der Schmetterling in Formaldehydlösung“ in meiner Villa aufbauen. Wir haben bereits 50 Tausend US Dollar für Ihr Kopf ernannt.“

Maria trank ihr Tee weiter so, ob hätte sie nie etwas gehört. Sie zuckte nicht mal.

 „Seltsam“, dachte sie, „Ich habe nie etwas verbotenes geschrieben: keine politischen oder wirtschaftlichen Themen erwähnt. Aus welchem Grund sind diese Männer an meiner unauffälligen Persönlichkeit interessiert?“ „Der Mann, der den Schmetterling zerquetschen wollte, hat bestimmt viel Einfluss und ist sehr machtvoll. Ein richtiger Hai, wenn er der Polizei befehlen kann mich aufzusuchen“, überlegte sie.

Der Zug raste weiter und in einigen Stunden ist sie angekommen. Sie hat es wieder geschafft zufliegen und aus den Augen der Männer in Schwarz zu verschwinden...

 

2

 

Maria. Einfach Maria. Sie war eine Journalistin. Sehr üblich.

„Tag, Maria.“, begrüßten die Kollegen sie höflich.

         „Guten Tag!“, antwortete sie zurück. Die Kollegen begrüßten Maria gerne, auch beim Einkaufen an der Kasse. 

Auch ihr Mann war ganz wie sie - normal. Herkömmlicher Büromitarbeiter. Sie wohnten zur zweit in einer üblichen Wohnung, tätigten die üblichen Sachen und so verbrachten sie das übliches unspektakuläres Leben. Sie interessierte sich nicht für ihre Schwiegermutter oder andere Verwandten des Mannes, wieso auch, denn sie wohnte in einer anderen Stadt. Mit dem Mann sind sie seit sieben Jahren verheiratet, sie wollten etwas „für sich“ leben - so taten sie auch. Danach bekam Maria ein Kind und beschloss drei Jahre Elternzeit zu nehmen. 

Ein herkömmliches Kind in einer herkömmlichen Familie. Ein übliches Mädchen mit dem üblichen Namen Katja.

3

 

Das neue Jahr rückte vor. Das erste Jahreswechsel im Leben eines kleinen Kindes, das nach sieben Jahre Ehe auf die Welt kam. Die kleine Katja wurde erst neun Monate alt.

Unter dem Baum lagen bunt eingewickelten Geschenke, es roch nach Mandarinen und Tannennadeln.  

Unerwartet klopften an der Tür und klingelten die Jugendamt-Beauftragten. 

„Wir bringen eine Silvester-Geschenk,“ sagten sie.

Naiv öffnete der Vater die Tür und lass die Menschen in die Wohnung rein: „Gut, treten Sie ein.“ Eine Frau und ein Mann in grauen Anzügen liefen über das frisch gewaschene Boden ins Wohnzimmer und ohne zu fragen, platzierten ihre wohl gefütterten Hintern auf dem Sofa. Die Frau zupfte an den Unterlagen in ihren Händen.

„Wir gratulieren junge Familien persönlich“, sagten sie, „und bringen die Geschenke auch persönlich.“

„Sie haben eine hübsche Familie“, sagten sie. Die Frau begann dabei mit den Zähnen zu knirschen und richtete die Brille auf der Nase. 

„Danke schön“, antwortete die junge Mutter in

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 06.01.2023
ISBN: 978-3-7554-2907-4

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
„Der Flügelschlag eines Schmetterlings an einem Ende der Welt kann ein Tsunami auf dem anderen Ende auslösen.“ Ein alter Spruch „Nachdem wir sie zerquetsch haben, werde ich eine Installation mit dem Namen „Der Schmetterling in Formaldehydlösung“ in meiner Villa aufbauen. Wir haben bereits 50 Tausend US Dollar für Ihr Kopf ernannt.“

Nächste Seite
Seite 1 /