Cover

Jean-René Reyma

"Troph-enirs - Skurrile Reiseerlebnisse


Vorwort

„Erstaunlich seid Ihr Reisenden! Und welch erhabene Geschichten lesen wir in euren Augen, die wie die Meere tief sind. Eröffnet uns die Schätze eurer reichen Gedächtnisse, zeigt uns jene wunderbaren Kleinodien aus Sternen-glanz und Himmelsklarheit.
Wir wollen ohne Dampf und ohne Segel auf Reisen gehen! Lasst doch, unseres Kerkers Langeweile zu erheitern, über unsren Geist, gleich einer angespannten Leinwand, eure Erinnerungen gleiten, von ihren Horizonten eingefasst.
Sagt, was hab ihr gesehn?“

Charles Baudelaire
1821 - 1867
Aus ‘Die Blumen des Bösen/Les fleurs du mal’


Souvenir oder Trophäe?

Das französische Wort Souvenir bedeutet Erinnerung, Andenken und beschreibt persönliche Erinnerungsgegenstände an bestimmte Ereignisse, Orte oder Personen. Im Unterschied zu einer Trophäe, die man erjagt oder erkämpft, werden Souvenirs meist käuf-lich erworben.
So gesehen kann ich meine erzählten Mitbrin-gsel getrost „Troph-enirs“ nennen, weil sie einerseits viele persönliche Erinnerungen enthalten, andererseits – zumindest deren Erleben - nicht käuflich zu erwerben sind.


Der Autor

„Könige schicken ihre Kinder auf Reisen“ beschreibt ein alter Spruch das Privileg des Reisens des Adels in früheren Tagen. Diesen Spruch durfte ich auch erle-ben, obwohl meine Eltern nicht blaublütig waren.
Während 25 Berufsjahren im internationa-len Tourismus lernte ich auf vielen Reisen eine Menge besonderer Orte und inter-essante Menschen auf allen Kontinenten kennen.
Einiges davon, überwiegend Skurriles, also Scherzhaftes möchte ich mit Ihnen teilen.


Inhaltsverzeichnis


1. Mexiko
Marias Versuchung
2. Südafrika
„Gewerkschaftssuppe“
3. Frankreich – England - Italien
Wasserjagd – Babylonisches Sprachen-
Wirrwarr
4. Kenia
Bloody Bastard
5. Italien
Molto vento
6. Griechenland
Verteilungskämpfe
7. USA
USA liquid
8. In den Tropen
Globale Geruchssymphonie
9. Spanien
Sonne & Mond
10. Kenia
Harte Landung
11. Sri Lanka
Dschungel-Business
12. Frankreich
Pariser Sauerkraut-Paradies

13. Jamaika
Lucea – Karibische Verwechslung
14. Weltweit
Kaleidoskop - Fundsachen
15. Ortsungebunden
Sex international
16. Reisephilosophie
Gebote und Gedanken
17. Bildergeschichte
Bubi geht auf Reisen

Reisebilder
An meinem 50. Geburtstag beschloss ich, mit dem Filmen und Fotografieren auf Reisen aufzuhören.
Seither gehören Pinsel, Aquarellfarben und Kohlestift zu meinen Reisebegleitern. Die Bildausbeute ist seither natürlich geringer, die Eindrücke jedoch ungleich intensiver.

Aquarelle & Tuschzeichnungen:
J.R. Reyma

Bildergeschichte „Bubi geht auf Reisen“
Idee: Werner Kittlaus / Herbert Rosen
Illustrationen: Werner Mittelbach
Marias Versuchung an der Plaza Garibaldi

Der blühendweisse Hosenanzug brachte ihre Einmeterachtzig so richtig zur Geltung. Und gleich einer Krone prangte ihr volles Blondhaar, das der Hotelfriseur für das Abendspektakel noch kunstvoll arrangiert hatte. Dezenter Goldschmuck an Ohren, Hals und dazu ein Lapislazuli-Ring, bei dem sogar der Aztekenkönig Montezuma seine Augen gerollt hätte, machte allen klar: hier kommt Maria, die Bauunter-nehmersgattin aus Mühldorf, einer Klein-stadt in Oberbayern.

Maria gehörte zu einer Gruppe sogenannter Bessergestellter (Bayerisch: Grosskopferte) wie Rechtsanwalt, Steuerberater und Samen-
grosshändler und dergleichen. Alle hatten sich aufgemacht, zwei Wochen auf den Spuren des spanischen Eroberers Hernan Cortez das Land der Azteken zu erkunden. Und heute Abend stand die Plaza Garibaldi auf dem Programm. An diesem Ort der Musik und guten Laune
treffen sich allabendlich Mariachi-Kapellen, um für Touristen und Einheimische zu musizieren.


„Si, necesito una reservacion por quarenta personas con cena“, hatte ich schon am Nachmittag dem Wirt einer Cantina in hemmungslosem Holperspanisch meine 40-köpfige Reisegruppe zum Abendessen avisiert.
In der Abenddämmerung konnte ich beim Eintreffen auch etwas Düsteres im Gesicht des Wirtes ablesen.
Es verhiess Probleme. Der Koch sei krank und es gäbe nur Getränke. Die Enttäusch-ung meiner Gäste war verständlich – der Grund einfach: sie hatten Hunger.

Flexiblilität ist eine der Grundanforder-ungen für Reiseleiter und so versprach ich meinen Gästen schnelle Abhilfe.
Im nahen Markt ging ich auf Einkaufstour: Tacos, Tamales, Enchiladas und anderes mexikanisches Sonsterlei verschwanden in riesigen braunen Papiertüten. Aufgepackt wie ein Anden-Lama kehrte ich zu Maria, der Baunternehmersgattin und den anderen Bessergestellten in die Cantina zurück. Dort hatten inzwischen Bier und Tequila für eine entspannte Stimmung gesorgt. Und als ich meine gastronomischen Segnungen mit mexikanischem Fingerfood auf Papiertüchern anstelle von Porzellan auf den Tischen ausbrei-tete, stieg die Stimmung schlagartig in den grünen Bereich.
„Gell, das ist ja fast wie bei der Brotzeit von deinen Maurern“, grinste Manfred, der Schwimmbad-Verkäufer zur Bauunter-nehmersgattin Maria. „Bloss ohne Leberkas’ und Brezen“.
Jetzt wurde gelacht und die Bierchen zischten, um sich mit dem Tequila zu einer brisanten Verbindung zu vereinen. Mit vollem Bauch, da tanzt man gern! So erhielt ein altes Sprichwort eine völlig neue Bedeutung. Mir war nicht klar, ob die einheimischen Gäste mehr Tanzbe-geisterung mitbrachten oder einfach eine Kehlkopfbreite mehr Tequila-Vorsprung hatten. Jedenfalls tummelten sich bereits mehrere Mexikaner auf einem leeren Carrée inmitten der Tische und machten es so zur Tanzfläche. Und schon bald war eine ausgelassene Tanzverbrüderung zu den Klängen der Mariachi-Musik im Gange. Manfred mit Mercedes und Maria mit Manuel drehten sich ausgelassen im Kreis.

Eben wollte ich zum gemütlichen Teil übergehen und das Zitrone-Salz-Gemisch mit einem ordentlichen Schluck Tequila hinter die Binde kippen, da hörte ich markerschütterndes Geschrei von der Tanzfläche. Es war meine Senhora Maria, deren Gesicht in noch hellerem Weiss als ihr Hosenanzug zu leuchten schien. Mit beiden Armen stiess sie ihren Tanzpartner Manuel immer wieder von sich weg.
Wie der Blitz war ich am Ort des Geschehens, um der vermeintlichen Versuchung Marias auf den Grund zu gehen. Ich sah Erschrecken und Unver-ständnis in Manuels Gesicht. Zwischen Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand hielt er eine Peso-Münze hoch und stammelte: „Quiero cambiar monedas, por recuerdo“.
Der arme Tropf wollte lediglich Münzen zur Erinnerung austauschen – quasi als kleines Souvenir.

Maria hatte das Ansinnen völlig missgedeutet und offenbar ihre Bauunternehmers-Gattinnen-Reputation inklusive ihrer katholischen Integrität als Opfer mexikanischer Trieb-haftigkeit gesehen. Dieser Akt der Bedrängnis veranlasste die Dame in Weiss, den Rest des Abends im sicheren Kreis ihrer Mitreisenden zuzubringen. Als zusätzlich stabilisierenden Fixpunkt hatte sie die Tequilaflasche aus-erkoren. Letzteres führte dazu, dass Maria – während sich die meisten nur leicht torkelnd zum Heimfahrbus begaben – am Randstein vor der Cantina völlig die Balance verlor und auf Knie und Unterarme in den Rinnstein kippte. Diese Lande-fläche zeichnete ein dunkles, kontrastreiches Gemisch aus Wasser und Staub und wer-weiss-sonstwas auf Marias weissen Hosenanzug.
Die Bedeutung ihres verlorenen Blickes, der zwischen „Und das mir!“ oder „Ob das wohl wieder herausgeht?“ pendelte, konnte ich nicht herausfinden.


„Gewerkschaftssuppe“

„Jestatten, isch heisse Ejon Blankenstein“, singt er in der unverkennbaren Sprach-melodie des Rheinländers, als er sich den anderen Mitreisenden vorstellt.
Nur „EB“ sollten wir ihn nennen und dieses Kürzel passt perfekt zu seinen ein Meter achtundsechzig und den dafür etwas zu reichlichen 80 Kilo rheinischer Lebensfreude. Kurz und knapp: rund und gesund.

Vermutlich hätte er auch Afrikaans, die damalige Amtssprache Südafrikas in rheinischer Sprachmelodie „gesungen“, doch während unserer Reise amüsieren wir uns über EB’s englisch-rheinische Sprachkenntnisse. Wobei es sich dabei mehr um Sprachlücken als Sprachkenntnisse handelt.
Denn sein Wortschatz ist erheblich geringer als der Unterhaltungswert, den EB bei seinen englischen Konversationen zu bieten hat.

„Dat sin’ ja lebenslustische Viecher“, meint EB grinsend im Zoo von Port Elizabeth und belächelt den „König der Tiere“, als dieser - von den Besuchern völlig unbeeindruckt - seine Löwengemahlin besteigt.

„Ja wat is dat denn“, ruft unser Rheinland-Egon entzückt auf der Straussenfarm
in Oudtshoorn. Denn während der Sieger-Strauss nach einem Wettrennen vor den Zuschauern defiliert, setzt er gleichzeitig einen Haufen Verdautes in den Sand. Und nicht nur für EB unglaublich: der zweitplatzierte Straussenvogel verschlingt sofort gierig den braunen Haufen.

Abendessen in Kapstadt: als EB’s Tischnachbar erlebe ich die folgende fast theaterreife Einlage.
„I want a Union Soup“, ordert EB forsch bei der afrikanischen Kellnerin. Union soup?, also „Gewerkschaftssuppe“, frage ich mich. Was mag EB denn damit meinen?
Höflich-souverän meint die Kellnerin fragend: „Excuse me, Sir?“
Worauf EB auch im zweiten Anlauf seine „Union Soup“ verlangt. Ich will mich nicht einmischen und versenke mich tief in meine Speisekarte, die Ohren jedoch gespitzt.

„For me a Union Soup“, wiederholt EB streng seinen Wunsch, was der Kellnerin einen Ausdruck zwischen Argwohn und Verständnislosigkeit in ihre Gesichtszüge schreibt.
Union, also Gewerkschaft kennt sie schon, aber was das mit einer Suppe zu tun haben soll ….?
Als nun EB nochmals hartnäckig auf seiner „Union Soup“ besteht, scheint das eben-holzfarbene Gesicht der Servicekraft fast so weiss wie die Tischdecke zu werden.
Doch wie bei einem Ertrinkenden und dessen rettendem Griff nach dem Rettungs-ring tut die Kellnerin das einzig Richtige:
sie hält EB die aufklappte Speisekarten mit der Suppen- und Vorspeise-Seite vor’s Gesicht.

Der EB-Zeigefinger landet auf dem alles klärenden Punkt der Speisekarte und führt endlich zur Auflösung des babylonischen Sprachengewirrs: EB’s Fingerspitze deutet auf Onion Soup, also Zwiebelsuppe.
So entsteht doch noch eine Verständigungs-grundlage zwischen EB und der Restau-rantkraft.

Mir scheint, als ob die Kellnerin fast etwas triumphierend in Richtung Küche schreitet. EB beugt sich zu mir und beinahe eine Art Entschuldigung flüsternd, jedoch darauf bestehend, im Recht gewesen zu sein:
„Ja, ja diese Neger. Sind ja wirklisch nett und freundlisch. Aber Englisch können die
nit rischtisch …!
Nächstes Etappenziel: Skukuza Camp im Kruger Nationalpark. Was wäre eine richtige Safari in Südafrika ohne das legendäre „Braaivleis“, also ein Grillabend oder Neudeutsch „Barbecue“. Vor unserem Rondaval, wie man dort die Safarilodges nennt, schmoren allerlei Fleischstücke auf einem riesigen Grill. Das Porzellan und das Silberbesteck auf den weissgedeckten Tischen werden von einer gewaltigen Batterie Wein- und Schnapsflaschen eskortiert.
Nach dem fürstlichen Mahl geht es zum gemütlichen Teil über, will heissen: je nach Lust und Laune werden ein oder mehrere Verdauungsschnäpschen eingenommen. EB sass verdauend und breit grinsend auf der Steinmauer des Rondavals, die etwa zwei Meter über dem Hangboden des abschüssigen Geländes aufragt. Egon gehört zur Kategorie der „mehrere Schnäpschen-Trinker“ und heißt mich laut willkommen: „Komm’ ma’ rübber und trink mit mir n’Schlückchen ‚Tschordon’s Dry Gin’“. Dabei winkt er mit einer halbleeren 1-Liter-Flasche, auf deren Etikett „Gordon’s Dry Gin“ prangt.
Kaum sitze ich neben ihm, fügt er lallend hinzu: „Auf dieser Reise wird einem
wirklisch viel jeboten: fickende Löwen, scheissefressende Strausse ….“
Das sind EB’s letzte Worte, die ich diesen Abend höre. Denn eines der Verdauungs-schnäpschen war wohl zu viel - dann stürzt EB rücklings die Steinmauer hinab und landet mit Rücken und dessen Verlänger-ung auf dem harten, mit groben Steinen durchsetzten Nationalparkboden.

Die letzten Reisetage verbrachte EB meist ziemlich kleinlaut, etwas humpelnd und in leicht gebeugter Haltung.

Ein bisschen Leid tat er mir schon …


„Wasserjagd“
Babylonisches Sprachwirrwarr

Ist es Ihnen im Ausland auch schon einmal so ergangen? Sie verstehen und sprechen
die Landessprache so la, la – also mehr oder weniger gut. Doch plötzlich kommt Ihnen ein Wort oder ein Satz über den Weg, bei dem man absolut nur „Bahnhof“ versteht. Oder man sucht in einer bestimmten Gesprächssituation nach einem solchen Begriff in den hintersten Gehirnwindung – doch letztlich vergebens. Eines ist sicher: wird einem das fehlende Wort, dieser vergessene Begriff oder Satz dann erklärt oder man forscht zu gegebener Zeit nach diesem Begriff im Wörterbuch.
Man vergisst die Bedeutung nicht mehr - garantiert.

Arles in der Provence
Das Hotel passabel. Nach einer langen Fahrt ist das Ritual vieler Reisenden ähnlich: Toilette – Dusche – Umziehen. Nun, das mit der Dusche dauerte bei mir in diesem Fall noch etwas. Denn der Besuch der Hoteltoilette hatte dort unschöne Spuren hinterlassen. Und die Spülung wollte ganz einfach die ihr zugedachte Aufgabe nicht erfüllen. Mein Versuch, dem ausschliesslich französischsprachigen Receptionisten mein Problem am Telefon zu erklären schlug fehl. Mensch, was heisst „Toilettenspülung“ gleich wieder in Französisch? Zu dumm: kein Wörterbuch dabei! Also hinunter an die Reception und mit Händen und Füssen das Problem erklärt. Mein Rollenspiel führte zu Klarheit: „Ah, la chasse d’eau ne marche plus!“, erleuchteten sich die Receptionisten-Gesichtszüge.
Und bald hatte der Hausmeister die „chasse d’eau“, also die „Wasserjagd“ alias Toilettenspülung in Ordnung gebracht.


London
Mit 50 erlebnishungrigen Reisenden war ich soeben in Heathrow gelandet. Am Gepäckförderband sah ich sie dann auch schon stehen: rothaarig, gedrungen in einen knöchellangenTrenchcoat gehüllt – und in der Hand das Schild meines Reiseunternehmens: Der Transferguide Denise Swain.
Ein pünktlich angekommener Transferbus ist einer der ersten Glücksmomente im Leben eines Reiseleiters. Vielleicht ist man deshalb auch zu einem Transferguide um einen Hauch zu freundlich, ja manchmal vielleicht sogar ein bisschen charmant.
Jedenfalls brachte Denise’s ausgezogener Trenchcoat auf dem Weg in die Innenstadt die pralle Weiblichkeit eines Tudor-Ölgemäldes mit ungeheuren Wölbungen zum Vorschein. Dazu lächelte sie mich vielsagend an und blinzelte mir nach jedem zweiten Satz verführerisch zu.
Während ein kitischigroter Sonnenuntergang westlich der Great West Road zur Melodie von „Mull of Kintyre“ aus dem Omnibusradio begleitet wurde., bemerkte Denise ganz beiläufig: „You know, I’m promiscuous.“

„Pro ...., was?“ dachte ich bei mir, heuchelte jedoch mit einem positiven „Mmmmh“ , das sich auf einer imaginären Tonleiter um zwei Töne von oben nach unten bewegte, so etwas wie Verstehen.

Nach dem Check-in im Hotel und den üblichen ersten Zimmerbeschwerden blieb mir genügend Zeit, mit Hilfe des Wörterbuches dem geheimnisvollen „promiscuous“ auf den Grund zu gehen. Und dort hiess es schwarz auf weiss: Promiscuous - häufiger Partnerwechsel !

Mit meinem neuen Herrschaftswissen verabschiedete ich mich umgehend von Denise und erklärte ihr höflich, dass ich mich wegen heftiger Kopfschmerzen unbedingt ein bisschen hinlegen müsse.
Gefasst ging sie von hinnen, und wir sahen uns nie wieder.


Rom
Nicht umsonst besagt ein Spruch: Rom sehen – und sterben. Für mich hatte die „Ewige Stadt“ neben ihren Sehenswürdigkeiten einen zusätzlichen Höhepunkt: meinen sympathischen italienischen Geschäftspartner Roberto Moscala. Roberto, war ein Bilderbuch-Italiener: klein, drahtig, mit struppigen dunklen Haaren, lebendigen schwarzen Äuglein – und immer elegant gekleidet. Doch durchaus auch mit selbstkritischen Sichtweisen. „Weißt du ..“
sagte er gelegentlich, „Wir Italiener sind alle ein bißchen verrückt. Das ist der Schuß arabischen Blutes in unseren Adern …“.

Sein Büro im Stadtviertel Trastevere erinnerte mich immer wieder an das Spitzweg-Bild vom armen Poeten. Das Begrüssungsritual mit Umarmungen und Wangenküssen fiel wie üblich so umfangreich aus, als ob unsere Familien seit Jahrzehnten engstens befreundet gewesen wären.

Beim Espresso macchiato erzählte ich Roberto von meinen Erlebnissen mit den Wortschatz-Sprachlücken.
Oh, das sei ihm so ähnlich einmal in Madrid widerfahren. „Ich bestelle zum Frühstück beim Kellner Kaffee, Toast und Marmelade auch „Burro“, wie wir Italiener zu Butter sagen. Das löste beim spanischen Kellner einen heftigen Lachanfall aus. Bis er dem verdutzten Roberto schliesslich erklärte, dass Butter in Spanisch
Robertos Bürohaus


„Mantequilla“ hiesse.
„Burro“ – das ist das Wort für Esel.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /