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Prolog - Anfang des Schreckens

Der Hexenmeister Yorick Aragon Deadheart war schon immer komisch. Selbst als Kind hatte er komische und seltsame Interessen. Angefangen von seiner zwanghaften Sucht, Dinge zu sammeln. Daran war auch nichts Schlimmes... Wenn es nur bei Briefmarken oder auch Feuerzeuge geblieben wäre. Doch er sehnte sich nach anderen Dingen... Nach lebende Dingen. So befanden sich bald schon lebendige Schmetterlinge in seiner Sammlung. Dabei blieb es allerdings nicht. Es folgten Mäuse und Ratten, dann Eichhörnchen und auch herrenlose Katzen und Hunde. Aber selbst das reichte ihm bald nicht mehr. Er wollte mehr. Viel mehr. Also ging er auf die Jagd nach neuen Objekte, die man sammeln könnte. Sein Interesse wurde durch ein Mädchen geweckt, dessen Mütze vom Wind weggeweht wurde und man kleine Katzenohren sehen konnte. Jetzt wusste er es. Er würde Wesen sammeln: Gestaltwandler, Engel, Drachen und auch Einhörner. Es bedarf nur reichlich Vorbereitung... Sein Familiär, ein Dämon, der seiner Familie schon ewig diente, würde ihm beistehen. Lusan, wie der kleine luchsähnliche Dämon hieß, war immer auf seiner Seite.

 

Nach Monaten war es geschafft und die Glaskästen standen. Zwar waren sie noch leer, aber das sollte sich bald ändern. Er hatte sogar bereits ein Ziel. Ein Kelpie, das ihm aufgefallen war. Selbst ein Einhorn konnte er bereits ausfindig machen. An andere Wesen zu kommen sollte auch nicht schwer werden. Bald würden die Käfige gefühlt sein... Bald... Bald...

Kapitel 1 - Aussichtslose Situation?

Es dauerte, bis Terabas realisierte, wo er überhaupt war. Eingesperrt in einem großen Glaskasten, blieb ihm in der momentanen Situation nichts, außer seinen Blick durch die Scheibe und so durch den Raum schweifen zu lassen. Er konnte eine Art Pferd sehen, das immer wieder mit den Hinterbeinen gegen das Glas schlug. Ebenso wie das Einhorn, das im Glaskasten neben ihm eingesperrt zu sein schien. Als der Junge seinen Blick weiter schweifen ließ, konnte er noch weit hinten eine Schlange entdecken. Deren Körper glänzte, da ihr Gefängnis von der Sonne getroffen wurde. Vermutlich handelte es sich um eine Eisschlange. Nach Terabas' Wissen gab es diese Wesen nicht mehr so oft, wie es noch vor Jahrhunderten der Fall war. Kurz fragte er sich, ob noch mehr Eisschlangen hier eingesperrt waren. Schnell wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als ihm ein Drache ins Auge fiel. Dieser nahm bereits den ganzen Glaskasten ein und konnte sich kaum mehr bewegen. 

 

Was machte er hier? Wieso war er überhaupt an so einem Ort. Seine Erinnerungen waren verschwommen. Wie fast jeden Tag ging er nach der Nachtschicht nach Hause. Anders als die anderen Mitarbeiter arbeitete er gerne, sobald es nachts wurde. Das lag daran, weil Terabas tagsüber andere Aufgaben zu erledigen hatte und das ließ sich nicht immer mit der Arbeit vereinbaren. Arbeitete der Schwarzhaarige nachts, gab es keine Probleme. Schwach wusste der nun Gefangene noch, dass er diese Gasse durchquerte, die ihm schon immer unheimlich war. Allerdings war der andere Weg länger und mit dem Gedanken, schneller zu Hause zu sein, überwand er sie immer im Laufschritt. Bisher war auch nichts passiert, als vielleicht mal eine aus dem Dunkeln springende Katze, die ihn erschreckte. Im Nachhinein lachte man meistens darüber. Dieses Mal allerdings wurde er gepackt und ein Tuch auf Mund und Nase gedrückt. Genau, er erinnerte sich wieder. Ihm wurde immer dunkler vor Augen und erwachte dann hier wieder. "HALLO? JEMAND DA?" Eigentlich, wenn er ehrlich war, erwartete er keine Antwort. Das Einzige, was er erreichte war, dass ihn die anderen Gefangenen ansehen. Was sollte Terabas nun machen? Wenn weder das Kelpie, noch das Einhorn das Glas brechen konnten, wie sollte er es dann schaffen? Unmöglich!

 

Seufzend ließ der Junge sich auf den Boden sinken. Sollte er nun einfach abwarten? Irgendwann sollte doch mal jemand vorbeikommen. Das nahm er anhand dessen an, da hier keine verhungerten Wesen zu sein schienen. Irgendwer musste also Wasser und Nahrung bringen. Das Kelpie beendete seine Ausbruchversuche und verschwand im Wasser, das in den Boden eingelassen zu sein schien. Wenn man den Glaskasten genauer betrachtete, erkannte man schon, dass er ideal für ein Kepie eingerichtet war. Selbst der Käfig des Einhorns war komplett individuell eingerichtet. In einem Eck befand sich ein Wald. Nicht besonders groß und dennoch konnte es darin verschwinden. Das... konnte nur Magie sein. Anders konnte es sich Terabas nicht vorstellen. Also beherrschte derjenige, der sie hier gefangen hielt, Magie. Nur welche? Viele Wesen konnten Magie erlernen. Dennoch ging Terabas von einem Hexenmeister aus. Es brachte nämlich viel Magie, diesen Wald und auch dieses Wasser aufrechtzuerhalten. Zudem auch, dieses Gefängnis ausbruchsicher zu machen. Wie viele Chancen also, dass er hier so einfach rauskommen würde, wenn er überhaupt hier rauskommen würde? Jetzt erst begann er sein neues Zuhause zu betrachten. Ein Bett befand sich nicht hier. Das war aber ohnehin nicht nötig, da Tera nicht schlafen musste. Nichtsdestotrotz tat er es oft, um nicht aufzufallen. Zum Beispiel damals, als er mit Menschen unterwegs war. Auch fiel ihm ein Rohr auf, nicht besonders dick. Durchpassen würde er also niemals. Also konnte er vergessen, dass er dort flüchten könnte. Terabas vermutete stark, dass es für den Luftaustausch vorhanden war, da daneben noch ein kleines Rohr war. 

 

Plötzlich schrak Terabas zusammen, da etwas oder jemand gegen die Scheibe schlug. Deswegen war sein Blick auch geschockt, als er ins Gesicht eines Mannes sah. Seine Haare hatten eine komische Farbe. Gewiss nicht natürlich. Möglicherweise hatte er selber nachgeholfen. Der Mann grinste breit, während er die Arme verschränkte und etwas mit dem Tier zu reden schien, das neben ihm saß. Es erinnerte an einen Luchs. Mit einer Handbewegung erschien ein kleines Loch. "Sei gegrüßt, Engel. Ich hoffe, es ist alles zu deiner Zufriedenheit." Sollte Terabas nun lachen? Schließlich war er eingesperrt. Wieso sollte er dann zufrieden sein? Sein Glück, dass das Loch nicht groß genug für eine Faust war. Gewiss hätte er sich dann nicht zurückgehalten. "Lass mich frei! Dann wäre alles zu meiner Zufriedenheit! Ich kann aber auch nicht versichern, dass du mit nur einem blauen Auge davonkommen wirst!" Das Gesicht des Engels sah nicht gerade aus, als würde er Spaß machen. Allerdings beeindruckte das weniger den Magier, der immer noch mit verschränkten Armen vor dem Glaskäfig stand. "Du musst nicht so aggressiv werden, Engel. Fühle dich geehrt. Du bist der erste Engel in der Sammlung." Hörte er richtig? Sprach der Kerl wirklich von einer Sammlung? In was war er nur geraten? Was hatte er diesem Mann, der nicht mal seinen Namen sagte, getan? Ihm war komplett unwohl. Würde er jemals seine Familie und Freunde wieder sehen? Plötzlich schlug sein Herz stärker und seine Angst wuchs...

Kapitel 2 - Neuer Tag in der Hölle

Das Gespräch gestern war schnell beendet. Nachdem er ihm mitgeteilt hatte, dass er der erste Engel hier sei, ging er wieder lachend davon. Was er noch sagte, konnte Terabas nicht mehr verstehen. Es war vielmehr wohl an das kleine Tier oder was auch immer dieses… Ding war. Einerseits erinnerte es den Engel an einen Luchs. Allerdings… auch wieder nicht. Dieses Ding hatte Sachen an sich, die nicht typisch Luchs waren. Längeres Fell, komische Ohrenform und auch der Schweif kam ihm komisch vor… Dennoch dachte er an einen Luchs, wenn er es ansah.

 

Die Nacht über hatte er sich in eines der Ecken gesetzt und die anderen Wesen beobachtete. Spannend war es nicht, doch was sollte er sonst machen? Das Gefängnis konnte er nicht verlassen. Wenigstens bekam er Sauerstoff. Stickige Luft konnte er nun nicht brauchen. Auch die Worte hallten immer wieder durch seinen Kopf: der erste Engel. Bedeutet das, dass noch mehr folgen werden? Wird er noch mehr ihrer Freiheit berauben? Hier fühlte er sich wie in der Hölle, wenn er auch nie dort war. Doch die konnte sich nicht anders anfühlen. Sein Gedanke jedenfalls. Es war auch nur eine Frage der Zeit bevor Terabas durchdrehen würde. Engel waren nicht gerne eingesperrt und hielten das nicht besonders lange aus. Ob das dem Mann bewusst war? Was ihn aber momentan wirklich verwunderte war, dass er noch ruhig bleiben konnte. Klar, er wollte hier raus. Aber es war noch nicht so, dass er unbedingt hier raus musste, weil er das Gefühl hatte, sonst verrückt zu werden.

 

Langsam hievte er sich am Morgen wieder hoch und ging zur Vorderseite der Glasbox. Wirklich mehr konnte er nicht sehen, allerdings deutlich besser die Stimmen hören, die von weitem kamen. Nur woher konnte er nicht sagen. Deutlich war zu erkennen, dass es ein Wimmern war. Leise und nur sehr schwer zu verstehen. Vielleicht auch jemand, der noch nicht so lange hier war. "Hallo? Kannst du mich hören? Wer bist du?" Terabas sprach sehr laut, da ja die Scheibe dazwischen war. Ob er gehört wurde? Anfangs war das Schluchzen noch zu hören. Nach einer Weile allerdings ein leises "Jana". Gut, er wurde gehört. Das war schon mal ein Anfang. "Ich bin Terabas. Geht es dir gut?" Wieder eine Weile Stille. Wahrscheinlich traute sie ihm nicht. Verständlich. Zögernd bekam er dann doch eine Antwort. "Ich habe Angst… Wo sind wir?" Das war eine sehr gute Frage. Der Engel konnte selber nicht genau sagen, wo sie waren. Schließlich sah er nicht besonders viel von hier aus. "Das kann ich dir auch nicht genau sagen, Jana. Wir werden allerdings wieder rauskommen." Das hoffte er jedenfalls. Ob die Box brach, wenn er immer wieder dagegen schlug? Einen Versuch wäre es wert. Dann fielen ihm aber das Einhorn und das Kelpie wieder ein. Die schafften es auch nicht, die Scheibe zu brechen. Also konnte er sein Vorhaben auch begraben. Es muss doch hier einen Weg raus geben. Es gab IMMER eine Möglichkeit. Diese musste man nur finden. "Wie bist du hierhergekommen, Jana?" Vielleicht half es ihr, wenn sie sich weiter unterhielten. Manche beruhigte das. Natürlich wusste er nicht, ob es bei ihr auch der Fall war oder ob sie noch zuhörte. Das wusste er erst, als sie antwortete. "Ich war auf dem Weg nach Hause. War… bei einer Freundin. Und du?" Es lief gut. Sie stellte sogar auch eine Frage. "Etwa das Gleiche, außer, dass es bei mir die Arbeit gewesen war." Der Mann lauerte also gerne auf, wenn man mit Sicherheit alleine war. Meistens war das nach der Arbeit oder wenn man von einer Freundin oder Freund nach Hause ging. Wahrscheinlich war das abhängig von der Person, die er entführen wollte.

 

Von weitem war eine Tür zu hören und bald sah man den Mann wieder, der durch die Reihen eilte. Die anderen Gefangenen reagierten darauf gar nicht mehr. Für sie war es wohl Gewohnheit geworden. Kurz blickte er zu seinem Käfig rüber und lächelte triumphierend. Zumindest deutete es Terabas so. Er selber biss sich nur auf die Zähne. Oh ja er war sauer, wenn er ihn nur von weitem sah. Seine Rache wird kommen... Mit Sicherheit!

 

Fortsetzung folgt...

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Cover: Spark Adobe
Tag der Veröffentlichung: 25.06.2019

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