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Liebe - Gefühle und ihre Konsequenzen

 

‚‚Ich habe dich so sehr geliebt. Wir waren wie füreinander bestimmt, genau das hast du sogar schon mal gesagt. Und jetzt stehe ich hier alleine und weiß nicht was ich machen soll. Das war immer unser Traum, der größte den wir je hatten und du hast mich allein gelassen. Dabei wusstest du genau, dass ich ein Feigling bin was solche Sachen betrifft. Ich kann das einfach nicht machen, nicht ohne dich.
Immer wenn ich Zweifel hatte, wenn ich nicht so selbstbewusst auf eine Situation zuging, dann hast du mir in den Arsch getreten und gesagt: ‚Du schaffst das, ich weiß es genau. Ich werde immer hinter dir stehen, egal was passiert und egal ob du gewinnst oder verlierst. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben und ich werde mich hüten, dich einfach fallen zu lassen. ‘
Diese Worte haben mich immer aufgebaut und ich habe mich Sachen getraut, die ich unter normalen Umständen nie gemacht hätte.
Ich weiß noch, als wir uns das erste Mal sahen: Ich wollte mir gerade ein Eis holen, doch bevor ich auch nur ansatzweise dazu kam, mich anzustellen, wurde ich weggeschubst und fiel zu Boden. Du standest auf einmal direkt vor mir, dein Schatten hat die Sonne verdeckt und dann hatte ich deine Nase vor dem Gesicht hängen. Nachdem du mich hochgezogen hattest, sagtest du zu mir, ich solle ihnen meine Meinung sagen und mich selbst vertreten. Doch ich wollte nicht, aber du hast solange darauf bestanden, bis ich es schlussendlich doch gemacht habe. Es tat so gut, mich auch einmal zu wehren und nicht immer das Opfer zu mimen.
Seitdem sind wir befreundet und das insgesamt sieben Jahre. Im Laufe der Zeit haben wir begonnen, uns immer mehr Sachen anzuvertrauen und du wurdest irgendwann meine beste Freundin und wichtigste Vertraute in meinem Leben. Durch dich habe ich gelernt, was es heißt zu leben.
Du bist das Beste, was mir je passiert ist und ich weiß genau, dass es dir mit mir nicht anders ging.
Unsere Leben verschmolzen quasi zu einem: Wir machten alles gemeinsam, da wir auf die gleiche Schule gingen. Von Hausaufgaben machen, lernen, trösten und bis zum Herumalbern haben wir alles zusammen gemacht. Auch als du deinen ersten Liebeskummer hattest, war ich für dich da. Das war vor vier Jahren und ich war schon damals unsterblich in dich verliebt, sodass ich es kaum aushalten konnte, als du mir von ihm erzählt hast. Ihm, dem Jungen, der dich mal glücklich, mal unglücklich gemacht hat. Doch du warst so sehr verliebt und ich wollte bzw. konnte dir nicht erzählen, dass er dich nur für eine Wette ausnutzte. Bestimmt hättest du gedacht, dass ich eifersüchtig gewesen wäre.

Vier lange Jahre lang habe ich meine Gefühle hintenangestellt, um dich glücklich zu machen. Wenn ich doch nur früher mit der Wahrheit herausgerückt wäre. Denn obwohl ich es dachte, hast du mir nie alles erzählt. Dass deine Eltern sich scheiden ließen hast du mir verschwiegen, ebenso, dass du herausgefunden hattest, was dein ‚‚Freund‘‘ mit dir anstellte.
Ich dachte immer, wir vertrauen einander so weit. Aber da habe ich mich wohl getäuscht, doch auch ich habe dir einiges nie gesagt.
Doch das möchte ich jetzt nachholen:
Lia, ich liebe dich, seit vier ganzen Jahren. Mit deinen Beziehungen hast du mir das Leben schwer gemacht und doch konnte und wollte ich mich nicht von dir lösen. Du warst und bist immer noch mein Leben. Niemand war mir je so wichtig und ich möchte, dass du das weißt. Obwohl ich auch einige Beziehungen hatte, war es nie die Richtige. Diese eine wärst du gewesen, aber ich will dir keinen Vorwurf machen, ich war schon immer ein Feigling und werde es auch immer bleiben.
Als du nach sieben Jahren Freundschaft dann auf einmal gesagt hast, dass du schwanger bist, von ihm, wäre ich fast in Ohnmacht gefallen. Dann ist zudem am gleichen Tag auch noch die zweitwichtigste Bezugsperson in meinem Leben gestorben, mein Vater. Was du auch nicht weißt ist, dass ich seit Jahren eine Depression mit mir herumschleppe. Nicht einmal meine Familie wusste nichts davon, weil ich gelernt habe, eine Fassade aufzubauen. Jedes Mal, wenn du dich mit ihm getroffen hast und das kam sehr oft vor, lag ich daheim im Bett und konnte mich nicht bewegen. Seit dem letzten Jahr habe ich fast nichts mehr geschafft und manchmal habe ich mir gewünscht, dass es einfach vorbei wäre und ich nicht mehr damit leben müsste. Aber du und meine Familie haben mich am Leben gehalten. Doch deine Schwangerschaft und der Tod meines Vaters haben mir den Rest gegeben. Ohne dich und ihn kann ich einfach nicht mehr leben. Warum sollte ich auch, es hat ja eh keinen Sinn mehr. Als ich gerade vor dem Theater stand, in dem wir beide zu spielen anfangen wollten, hatte ich plötzlich eine Idee. Es stand mir auf einmal glasklar vor Augen, was zu tun war. Und deswegen stehe ich genau in diesem Moment auf der Brücke. Mein Leben ist zu Ende und ich wünsche dir viel Glück mit ihm und dem Baby. Sag meiner Mutter, dass ich sie liebe und meinen Bruder auch. Ich werde euch alle schrecklich vermissen.
Ich liebe dich, Lia, für immer und ewig. Bitte behalte mich in deinem Herzen solange du lebst.
Dein Nero…‘‘

Mir laufen die Tränen in Strömen die Wangen hinunter. Ich sitze vor Neros Grab und halte seinen Brief in den Händen, seine Mutter hat ihn mir nach der Beisetzung schluchzend in die Hand gedrückt und mich umarmt. Zuerst wusste ich nicht, was ich damit anfangen sollte, aber ich habe mich dann doch dazu entschieden, ihn zu lesen.
Wieder starre ich auf den Brief und dann sehe ich das Bild auf seinem Grabstein an.
Heulend stehe ich auf, seine letzten Worte fest umklammert und dann wende ich mich langsam ab.
Bevor ich mich ganz umdrehe sage ich noch leise: ‚‚Du Idiot, ich habe dich auch immer geliebt, aber du hast nie etwas in diese Richtung angedeutet und dann war ausnahmsweise auch ich zu feige, um dir alles zu gestehen. Ich habe dich immer geliebt, liebe dich immer noch und werde dich auch immer lieben, Nero, natürlich hast du einen Platz in meinem Herzen. Mach’s gut, ich werde dich vermissen, aber ich hoffe, dir geht es da, wo du jetzt bist, besser als hier. Ciao mein kleiner Feigling..‘‘
Ich wische mir einmal kurz mit der Hand über mein Gesicht, um die Tränen zu beseitigen und dann verlasse ich den Friedhof und ich meine, Nero leise schnauben zu hören, so, wie er es zu Lebzeiten immer gemacht hat, wenn er gerührt war oder seine Gefühle unterdrücken und verstecken wollte.


Impressum

Texte: Dieser Text ist geistiges Eigentum der Autorin Elaya Flynn!
Bildmaterialien: www.pixabay.com www.pexels.com
Tag der Veröffentlichung: 29.04.2017

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