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Zwischen Leben und Tod

Warum ist die Zeit an dir vorbei geeilt? Warum hat sie dich mir so früh entrissen?
Hat dich in eine Ebene gebracht, auf die ich dir nicht folgen kann. Du bist nicht tot und wirkst doch so. Du siehst aus, als würdest du schlafen, doch du wachst nicht auf.
Es tut weh, dich so zu sehen. Die Ärzte im Klinikum sind ratlos. Sie versuchen mir Mut zuzusprechen, aber in ihren Blicken sehe ich die Hoffnungslosigkeit, die sich in meinem Herzen wiederspiegelt.
Jeden Tag komme ich zu dir und hoffe, dass du wach bist. Aber wenn ich dich dann da liegen sehe, die Augen geschlossen. Das Gesicht grau und aschfahl, dann weiß ich nicht, ob ich noch hoffen soll oder kann.
Und wenn du aufwachst, wer sagt mir, dass du dann noch derselbe bist, der du einst warst? Das du noch lachst wie früher, das du noch denkst wie früher. Das du noch liebst wie früher. Das du mich noch liebst.
Wirst du dich an mich erinnern? An das Mädchen, das du einst in dein Herz geschlossen hast? An die, der du vertrauen kannst, die dich auffangen wird, wenn du fällst? An die, die dich so sehr liebt, dass es fast weh tut?
Wirst du es tun?
Oder wirst du mich ansehen und fragen, „wer ist dieses Mädchen?“
Ich weiß es nicht. Keiner weiß es. Und das frisst mich auf. Frisst sich tief in mein Herz. Nächtelang liege ich wach und denke an dich.
Warum du? Warum musstest du diesen Unfall haben? Kann nicht ich an deiner Stelle ins Koma fallen? Eine Welt ohne mich ist okay. Es wird nicht viele geben, die mich vermissen. Aber ohne dich? Nein, das darf es nicht geben. Es ist unmöglich.
Dein Herz schlägt leise und schwach, als ich auf den Monitor blickte, der deinen Herzschlag anzeigte. Deine Atmung ist sacht und gleichmäßig. Überall um dich herum sind Kabel und Schläuche. Ich nehme deine Hand.
„Wach auf.“ bitte ich dich. Ich flüstere, weil meine Stimme versagen würde, wenn ich auch nur versuchen würde einen Ton zu sagen.
„Bitte wach doch wieder auf. Ich liebe dich.“
Tränen verschleiern meinen Blick und ich muss mich abwenden, damit sie nicht auf deine Bettdecke tropfen.
Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr. Ohne dich ist mein Leben einfach nichts wert.
Wach auf, oh bitte wach auf. Wach auf und erinnere dich daran wer ich bin. Erinnere dich uns sag meinen Namen. Sprich mit mir, schau mich an.
Ich blicke noch einmal in dein Gesicht. Es ist so friedlich, so verträumt. Wenn du doch bloß die Augen aufschlagen würdest und mir ein Zeichen gibst, dass du wieder zu mir zurückkommst…
Aber du tust nichts von alledem. Du liegst still auf deinem Bett. Driftest ab in eine unbekannte Weite. Bist zwischen Leben und Tod und keiner kann dich daraus befreien…

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Texte: Alle Rechte liegen bei der Autorin
Tag der Veröffentlichung: 05.06.2010

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