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Eine neue Bekanntschaft

Es ist nun ein paar Wochen her, seit ich den Kontakt zu Kerstin wieder aufgenommen hatte. Als ich noch in Bayern wohnte, war meine Mutter oft bei ihr Zuhause gewesen und ich kam immer mit, um mit Kerstin zu spielen. Doch mit dem Umzug veränderte sich alles: wir haben uns nicht wiedergesehen, drei Mal miteinander gechattet und sonst unser eigenes Leben gelebt. Doch irgendwann fragte ich sie nach ihrer icq- Nummer und der Kontakt festigte sich. Wir beschlossen, uns zu treffen und tauschten Handynummern aus. Und nun stand ich da. Wartend vor dem Supermarkt. Der Tag des Treffens ist angebrochen, wie auch die Zeit, zu der wir uns treffen wollten. Nach ungefähr zehn Minuten rief ich sie an. Zum ersten Mal seit langem ihre Stimme: “Hi, hier ist Helen, ich wollte wissen wo du bist, weil ich warte hier auf dich!” Ihre Antwort: “Ja, okay. Ich geh dann mal los, bin gleich da!”
Jedes einzelne Mädchen, das ungefähr in meinem Alter war, wurde genau von mir beobachtet. Doch niemand schien mich zu suchen. Also beobachtete ich weiter, besonders, als nur noch ein Mädchen auf dem Parkplatz unterwegs war. Sie kam unter Blickbeschuss. Jedoch sah sie mich so an, wie ich es von den anderen erhofft hatte. Also war das Kerstin? Es war nicht unbedingt mein Wunsch, dass sie diejenige sein sollte, mit der ich den Tag verbringen würde. Sie sah wirklich sehr ungepflegt aus: als erstes war sie sehr dick, besonders für ihre 14 Jahre, ihre Haare sahen fettig aus, waren zudem noch sehr fein und die Spitzen kaputt. Sie waren dunkelbraun, Kerstin hatte jedoch blonde Haare. Das Mädchen hatte ein pinkes T- Shirt an, das zu kurz war und unter dem das Fett hervorquillte. Die Hose war dunkelrosa und nicht hch genug, um das Stückchen Bauch zu verstecken, das zu sehen war. Zudem war sie ungeschminkt, was allerdings das kleinere Problem war. “Hi, Helen!”, sprach sie mich an. Also war sie es tatsächlich. Das Mädchen, für das ich mich schämte. “Hi!”, sagte ich, im Hinterkopf die Aktivitäten des heutigen Tages: In regelmäßigen Abständen der Blick auf die Uhr und die Frage, wie lange es noch dauern würde, bis ich endlich wieder daheim sein würde. Dann umarmte sie mich. Und ich beherrschte mich nicht zu vorschnell zu urteilen. Schließlich sind wir doch Freunde! “Du hast mich nicht gleich erkannt, oder?”, fragte sie erleichtert. Meine Antwort war etwas verwirrt: “Ähm, naja, ich war mir nicht ganz sicher. Aber du hast dich auch ganz schön verändert!” “Dich habe ich sofort erkannt!” Also hatte sie wohl deutlichere Erinnerungen an mich. In ihrem Leben ist bestimmt noch nicht so viel passiert, nicht dass ich urteilen würde, ihr Leben wäre langweilig oder so, aber mein Freundeskreis hat sich im Laufe der Jahre immer wieder durch Umzüge verändert, ihrer war immer derselbe.
Wir gingen los, zu ihr nach Hause. Sie wohnte in einem Block, dort wohnte sie vor sechs Jahren auch schon. Und dort war immer noch der Spielplatz. Dieser wurde zum Zeitpunkt der Ankunft auch gefüllt, mit Kindern, mit denen wir den ganzen Tag spielten, nachdem wir einmal kurz am PC waren. Der Tag wurde gar nicht so langweilig, wie ich dachte. Im Gegenteil, der Tag verging sogar recht schnell! Mein Papa wartete um sechs Uhr vor demselben Laden, vor dem ich vorher gewartet hatte. Wir verabschiedeten uns mit dem Versprechen uns noch einmal zu treffen.
Nach einer entspannten Woche geschah dies auch. Bei ihr Zuhause saßen wir am PC, hinter uns lag im Bett ihre Mutter Gabi. Irgendwann kam ihr Bruder Patrick mit einem Kumpel zur Tür rein. Ein gutaussehender Kumpel. Patrick verschwand sofort in sein Zimmer, doch sein gutaussehender Kumpel setzte sich zu uns. Als Unbekannte gewann ich seine Aufmerksamkeit. Nachdem wir vorgestellt wurden, wurde ich 'interviewt': “Wohnst du hier in Neuburg?”, war seine erste Frage. “Nein”, antwortete ich ehrlich, “Ich komme aus Niedersachsen, aber ich bin hier zu Besuch bei meinem Papa und jetzt auch bei meinem Bruder.” Er war überrascht: “Du kommst wirklich aus Niedersachsen?!”, nach einem Nicken von mir fuhr er fort, “Das ist echt krass! Woher kennt ihr euch denn?” Jetzt sah er Kerstin und mich fragend an. “Unsere Mütter kannten sich, als ich noch hier wohnte. Aber als meine Mutter dann mit meinem Bruder, meiner Schwester und mir nach Niedersachsen gezogen sind, ist der Kontakt abgebrochen. Im Fühling haben wir uns aber wiedergefunden und dann dachten wir uns, wir treffen uns mal.”, nach diesen Worten war er wieder erstaunt.

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Tag der Veröffentlichung: 23.06.2009

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