An kühlen Tagen hat man das Gefühl, jemand hätte das Licht der Welt ausgeknippst.
Das ergraute Gras zitterte vor dem kommenden Winter und der Wald, der längst nur noch aus nacktem Holz bestand, blickte tot und leer in die Ferne, als wäre er wartend gestorben.
Versetzt worden.
Ich holte gerade das letzte Päckchen Zigaretten heraus, das ich besaß. So ein Scheiß aber auch, diese Dinger waren viel zu teuer für die kurze Zeit, die man mit ihnen hatte.
Kurz nachdem ich mir die Zigarette in den Mund gesteckt hatte, um sie anzuzünden, hörte ich, wie die Balkontür aufging.
„Kain, lass das, du stinkst danach immer ganz schrecklich.“
Nythan stand in der Tür und blickte mich angeekelt an. Ich nahm die Zigarette runter und ging auf ihn zu.
„Soll ich danach duschen gehen?“, fragte ich und wollte ihm einen Kuss geben, er wich mir aus.
„Ne, der Dreck sitzt dann in deinen Klamotten, da kannst du drei Mal duschen gehen.“ Er blickte angewidert zu Boden.
Was sollte das? Wie oft hatte ich mir das bei ihm schon gefragt.
„Schnucki, morgen sind Prüfungen, ich-„
„Du solltest lernen, mit Stress besser umzugehen!“, fauchte er mir zu und schoss wieder rein, knallte die Tür hinter sich zu.
Die Schneekönigin verschwand zurück in ihre Höhle aus Eis, wo sich keine Gefühlsregung befindet.
Ich seufzte, steckte die Zigarette wieder zurück ins Päckchen und blickte hinaus auf den kahlen Wald.
Ich musste diesem Kerl echt in den Arsch kriechen, damit ich was bekam… was hatte ich mir da nur angelacht.
Ich seufzte erneut und stieß die Balkontür auf. Nythan saß auf seinem Bett und las.
Ich wusste nicht, was es war, aber bei Gott- Interessanter als ich war es jawohl nicht.
Ich setzte mich neben ihm ans Bett, nahm ihm das Buch aus der Hand und hab ihm einen kurzen Kuss. Als ich ihn daraufhin so warm es nur ging anlächelte, blickte er nur finster zurück.
„Ich lese.“, knurrte er.
Oh Schneekönigin, lass mich doch dein Herz tauen.
„Nein, du starrst mich böse an.“, sagte ich und setzte mich wieder auf.
„Nur, weil du mich unterbrochen hast.“ Er nahm sein Buch wieder hoch und las weiter, ich sah ihn an.
„Lass das.“, sagte er irgendwann. Ich grinste.
„Was denn?“
„Hör auf mich do bescheuert anzuglotzen.“
Schneekönigin mag Blicke nicht. Ab mit seinem Kopf!
Nein, das war die Herz-Königin…
Wütend nahm er sein Buch runter. „Les doch auch was… oder spiel‘ mit deinem Handy rum… oder mit deinen Eiern, was weiß denn ich.“, fauchte er.
Wat?
„Darf ich auch mit deinen spielen?“
„Nein!“
Ich strich ihm über den Bauch, als er sein Buch wieder hochgenommen hat.
„Was muss ich tun…“, knurrte er hinter den Seiten hervor. „…damit du mich endlich in Ruhe lesen lässt?!“
Mir zeigen, dass du mich liebst.
Mir zeigen, dass ich dir etwas bedeute.
Mir sagen, wer ich für dich bin.
„Mich liebhaben.“, antwortete ich und lächelte ihn an.
„Ach, halt die Schnauze und verschwinde.“
Das tat weh.
Ich blickte ihn traurig an, dann stand ich auf, warf mich auf mein Bett und holte mein Handy heraus. Stella antexten. Jetzt.
„He Süße, Nythan behandelt mich wieder wie Dreck, magst du vorbei kommen? Kain“, schrieb ich ihr und schaute ein Wenig durch die Fotos, die sich auf meinem Handy befanden, bis sie antwortete.
Nythan und ich im Wald. Nythan und ich in München. Nythan und ich im Klassenraum. Nythan und ich am See.
Auf jedem Bild grinste ich des Todes und strahlte förmlich alles Glück dieser Welt in die Linse- während Nythan aussah, wie sieben Tage Regenwetter. Oder als würde lächeln wehtun.
Mein Handy vibrierte. Stella.
„Kara und ich sind im Kino, unser Film beginnt gleich, tut mir schrecklich leid mein Schatz! Stella“, schrieb sie zurück. Also. Oliver.
„Küsschen, magst du vorbei kommen? Nythan verhält sich wieder so abweisend. Kain“
Ich wollte gerade wieder meine Nachrichten aufrufen, da klopfte es an der Tür.
Schwarzer Rauch kam unter der Tür hervor, die schien zu glühen, verängstigt stand ich auf, vor lauter Angst, ich könnte mir die Hand verbrennen, wagte ich es nicht, die Klinge zu berühren.
Die Stimmen der Untoten drangen zu mir heran, erzählten von der Wiedergeburt ihres Meisters, der dunkle Lord war wieder auferstanden, von den Untoten zurückgekehrt.
Ich öffnete die Tür und er stand da, der schwärzeste der Schwarzen.
„Was schreibst du Oliver eigentlich für ne Scheiße?!“, raunzte Wofka mich an.
„Was liest du einfach Olivers SMS?“, fragte ich zurück, machte keine Anstalten, ihn rein zu lassen.
„Der hat mir sein Handy gegeben und gesagt, ich soll vorlesen. Hab ich. Und dann bin ich losgegangen.“
Ich hätte jetzt ‚Expelliarmus‘ rufen können, war dazu aber in einer zu schlechten Stimmung.
Plötzlich stand Nythan hinter mir.
„Wofka, was hat er geschrieben?“, fragte er unschuldig, würdigte mich keines Blickes.
„Kannst ihn ja selbst fragen.“, lachte Wofka gekünstelt, warf mir noch einen unliebsamen Blick zu und ging davon.
Ich schloss die Tür. Und seufzte. Multitasking.
„Kain, was hast du ihm geschrieben?“, fragte Nythan unsicher. War er verletzt?! Die Schneekönigin war verletzt?! Ab mit ihrem Kopf!
„Was ich gedacht habe.“, antwortete ich trocken. Ich war es leid, sein Fußabtreter zu sein.
„Und… was hast du gedacht?“ Auch seine Stimme war grob geworden.
„Dass du mich vollkommen ablehnst und ich endlich mal jemanden brauche, der mich wenigstens mag.“
Er hatte keinen Grund, angepisst zu sein.
Nythan lachte auf. „Als ob ich dich nicht mögen würde!“, stieß er aus.
„Dann zeig mir das doch mal!“ Ich hatte die Arme verschränkt, versuchte aber trotzdem klein zu wirken. Angst machen wollte ich ihm nicht.
„Das tue ich weiß Gott genug!“, rief er. „Ich hab‘s nur nicht so schrecklich nötig, wie du!“
Auch das tat weh.
„Mach doch, was du willst.“, murmelte ich nur und ging auf den Balkon.
Rauche nicht, du stinkst dann so schrecklich. Ich dachte, er wollte dann in meiner Nähe sein.
Ich zog das Päckchen aus meiner Hosentasche und steckte mir eine der Zigaretten in den Mund.
Prinzesschen will seine Ruhe haben Prinzesschen will, dass seine Bediensteten gut riechen.
Ich zündete mir die Zigarette an und nahm direkt einen kräftigen Zug.
Oh mein Gott, dachte ich, was mache ich hier nur?!
Als ich ins Zimmer zurück gekommen war, war Nythan verschwunden.
Nicht mal einen Zettel hatte er geschrieben oder eine SMS auf meinem Handy hinterlassen.
Vor lauter Verzweiflung hatte ich eine SMS an Stella geschickt, in der Stand, dass sie doch bitte gleich nach dem Film zur Schule zurück kommen soll.
Ich setzte mich vor die Schule und wartete.
Die Zeit schien nicht zu vergehen, jedes Mal, wenn ich auf mein Handy schaute, waren höchstens zwei Minuten vergangen.
Ich spielte Tetris, doch ich verlor, ich spielte Temple Run, doch ich starb ständig und als ich mit Angry Birds anfangen sollte, setzte sich jemand neben mich.
„Hey.“, sagte Oliver, eine Hand in der Ketchupchipsdose.
„Hey.“, gab ich zurück und blickte, genau wie er, stur geradeaus. „Warum hast du Wofka dein Handy gegeben?“
„Weil ich gerade am Lernen war und hätte ichs da in der Hand gehabt, wär alles Demacia gewesen.“, antwortete er und schob sich einen weiteren Chip in den Mund.
Seine Hand war ganz rot vom Chipspulver.
„Krieg ich auch welche?“, fragte ich. „Klar.“, antwortete er und hielt mir die Dose hin.
Ich schob meinen Ärmel hoch und griff ebenfalls in die Dose.
Nythan mochte diesen Geruch nicht. Ich musste ihn auch nicht unbedingt haben, aber er war schon lecker. Also, beide. Der Geruch und Nythan.
„Was ist danach passiert?“, fragte Oliver, als wir die Blickte wieder stur auf die Straße gerichtet hatten.
„Er hat mich angeschrien… und ich hab ihn angeschrien… und dann bin ich eine Rauchen gegangen.“, erzählte ich ihm.
„Nicht cool.“, sagte er.
„Gar nicht cool.“, bestätigte ich ihm.
Er drückte mir die Chipsdose in die Hand. „Darfst du haben.“ Und ging zurück in die Schule.
Ich blickte in die Dose. Aus ihr lachten mich viele, übrig gebliebene Tomatenpulverreste an, doch die Chips waren leer.
Es dauerte noch eine halbe Ewigkeit, bis Stella und Kara endlich auf der Straße erschienen. Stella rannte auf mich zu. Ich stellte die leere Chipsdose beiseite und fing sie in meinen Armen auf.
„Na Schnucki, was habt ihr geschaut?“, fragte ich sie.
„Der Film war super, da war so ein Bär und ein Mann und der Bär war…“
„Wir waren in Ted.“, unterbrach sie Kara, die deutlich von Tag genervt schien.
Ohne ein weiteres Wort marschierte sie an uns vorbei in die Schule.
„Was ist denn mit der los?“, fragte ich. Genervt zu sein war für sie normal, aber einfach stur zu verschwinden passte eigentlich überhaupt nicht zu ihr.
„Naja, da war so ein Kerl im Kino und sie fand ihn attraktiv und ich hab ihn dann einfach angelabert, ohne sie weiter zu fragen, wie er sie denn findet und er so: ‚Naja, sie ist ganz süß‘“ Stella verstellte extra ihre Stimme, um wie ein Kerl zu klingen „und ich dann so: ‚Oh mein Gott‘ Und bin zu Kara gegangen und hab ihr das erzählt und seitdem ist sie so sauer.“
Ich seufzte. „Dass die alle immer so schwer sein müssen.“
„Ja, ne? Was ist bei dir los?“, fragte Stella und blickte mich erwartungsvoll aus ihren schönen blauen Augen an.
Ja, sie hatte schöne Augen. Nicht so schön, wie die von Nythan, wenn er mal lacht, aber schön.
Ich erzählte ich groß und breit, was passiert war.
Was Nythan gesagt hatte, was ich gesagt hatte, was ich fühlte und schließlich umarmte sie mich nur.
„Ach, Süßer, ich weiß auch nicht… liebst du ihn denn noch?“
Ich nickte. War ja die Wahrheit.
„Dann versuch doch nochmal ruhig mit ihm zu reden.“, schlug sie vor und nahm mich bei der Hand.
„Okay.“, sagte ich und gemeinsam liefen wir ins Schulgebäude, wobei ich an der Tür ihre Hand fallen ließ.
Ich kam in unser Zimmer uns versprach mir nicht viel. Vielleicht würde ich morgen mit ihm reden. Vielleicht auch gar nicht, wer weiß.
Nythan saß in Boxershorts und einem Hemd auf seinem Bett und sah mich errötet an.
Nein. Ich werfe mich jetzt nicht auf ihn!-fuhr ich mich selbst an. Es war doch zu süß…
Das Hemd gehörte mir, wie ich feststellen musste. Und seine Beine waren wunderschön, wie ich wiedermal bemerkte.
Nein. Jetzt nicht.
Ich wollte mich gerade auf mein Bett setzen, da griff er nach meiner Hand.
„Heh.“, machte er.
„Was?!“, knurrte ich, erschrocken ließ er meine Hand los.
„Ich… es…. Erm… Kara war heute da.“
Was sollte mir das jetzt sagen? „Na und?“, fragte ich. Er stand nun unmittelbar vor mir. Mein Hemd hing an ihm wie ein Kleid herunter und er musste die Ärmel hochraffen, um seine Hände davor zu retten, darin zu ertrinken.
„Naja, ich… wollte Entschuldigung sagen.“, meinte er und umarmte mich.
Ich legte die Arme um ihn. Er war so niedlich…
Er blickte mich erwartungsvoll an, ich musste lächeln.
Als ich ihn sanft küsste und noch immer nichts erwartete, spürte ich, wie seine Hand langsam unter mein Shirt wanderte. „Was wird das denn?“, fragte ich und lächelte. Er war errötet.
„Leg dich hin.“, nuschelte er gerade so verständlich.
Ich kicherte, legte mich hin. Mit zitternden Händen schob er mir mein Shirt hoch, man merkte es ihm richtig an, wie unsicher er war, doch ich wollte ihn machen lassen. Mal schauen, was er geplant hatte.
Vorsichtig hauchte er mir einige Küsschen auf den Oberkörper.
Ich hätte quietschen können, so süß war es, doch ich riss mich ihm zuliebe zusammen.
Wenn er sowas schon tat, musste ich es auch nutzen.
Er erreichte meinen Nippel, umspielte ihn mit seiner Zunge und massierte den anderen mit seiner Hand. Das gefiel mir doch schon eher. Ich legte meinen Kopf auf das Kissen und atmete ruhig, noch kam kein Laut über meine Lippen.
Das schien ihn zu ärgern, denn plötzlich legte er alles rein, was er hatte. Um ihn glücklich zu machen ließ ich einen leisen Wohllaut entweichen.
Er legte sich auf mich, lächelte mich an und gab mir einen Kuss, während er mit einer Hand den Knopf meiner Hose öffnete.
Ich setzte mich auf. Kurzerhand zog ich mir mein Shirt aus, warf es auf den Boden, küsste ihn und knöpfte mein Hemd auf, das sich ja an seinem Körper befand.
Als es zu Boden glitt, strich ich ihm nochmal über den Oberkörper, wobei ich bei seinen Nippeln verweilte, langsam massierte ich sie. Ich wusste, dass er das mochte.
Leise kamen ihm die Laute über die Lippen, ich lächelte. Wollte er etwa seinen Plan aufgeben?
Doch er schien sich zu fangen und drückte mich zurück aufs Bett.
Langsam fuhr seine Hand mein Glied entlang. Ich schloss die Augen und ließ ihn wieder machen.
Er setzte sich auf meinen Bauch, mit dem Rücken zu mir, ich spürte, wie er mir die Boxershorts aufknöpfte und sah, wie er sich vorbeugte.
„Stopp.“, rief ich.
Verwirrt drehte er sich um. „Was ist los?“
„So kann ich dich überhaupt nicht richtig sehen.“
Er errötete ziemlich dunkel. Hatte ich wieder einen Volltreffer gelandet.
Er setzte sich zwischen meine Beine. „S…So besser?“, flüsterte er.
„Viel besser.“, sagte ich und lächelte warm.
Er lächelte zurück, dieses wunderbar niedliche Lächeln, dann beugte er sich vor und begann.
Ich dachte, ich werde noch verrückt. Sonst war er immer zu schnell, diesmal war er fast zu langsam, ich atmete, als würde ich einen Marathon laufen, meine Hände krallten sich in seine unglaublich weichen Haare.
Als ich kam, ließ ich seinen Namen wie zufällig einfließen, hatte vergessen, ihn zu warnen. So ein Mist.
Er prangerte mich jedoch nicht an, wischte sich die Weißen Fäden aus dem Gesicht und setzte sich ganz unschuldig auf.
„Darf ich… auch?“, fragte er.
Ich musste grinsen. „Natürlich.“, antwortete ich.
Ich erwachte durch den schrillen Ton meines Weckers.
Es war schon Morgen?
Warum?
Nythan regte sich in meinen Armen, drückte sich näher an mich. Er dachte wohl, er hört den Wecker dann nicht mehr so laut.
„Wie viel Uhr ist es?“, nuschelte er irgendwann.
Ich nahm mein Handy vom Bettgestell und guckte auf die Anzeige. „Halb sieben… Gradso schaffen wirs noch zum Frühstück…“ Ich setzte mich komplett auf und rieb mir die Augen, während Nythan Anstalten machte, auf meinem Schoß direkt wieder einzuschlafen.
„Hey…“ Ich kraulte ihm durch die Haare. „Ksch… aufstehen!“
Er murmelte etwas und kuschelte sich weiter in meinen Schoß hinein. Meheh. Die Position gefiel mir.
Eine Weile sah ich ihm beim Schlafen zu.
„Du…“, sagte ich irgendwann. „Wir haben das Frühstück jetzt schon verpasst, wenn wir nicht gleich aufstehen, kommen wir auch noch zu spät zum Unterricht.“ Verschlafen richtete er sich auf und rieb sich die Augen, zu niedlich.
Wir zogen uns an und machten uns auf den Weg zum Klassenzimmer.
„Na, Kain? Nythan? Schon was vor in den Weihnachtsferien?“, fragte Kara, als wir aus dem Klassenraum kamen.
„Ich fahre in den Ferien nachhause.“, sagte ich betrübt.
„Ich auch.“, gab Nythan zurück. „Aber ich werde schon übermorgen von meinem Vater abgeholt, meine Oma feiert Geburtstag.“
Ich seufzte. Vielleicht konnte ich die letzten Tage ja noch mit etwas romantischem füllen, dachte ich, doch mir viel nichts ein, als ihn wieder dämlich zu verführen.
„Okay, wir sehen uns dann morgen, bis dann!“, sagte Kara noch, ehe sie von Stella in die andere Richtung gezogen wurde.
„Hay Kain.“, sagte Stella noch im vorbeigehen.
Nythan und ich liefen schweigend den Weg zu unserem Zimmer, als er plötzlich unsere Stille brach. „Ich hab Angst.“, sagte er.
„Wovor denn?“
„Ich… will es meinem Vater sagen, wenn er kommt.“
Ich schluckte. „Okay. Wird bestimmt gut werden.“ Und nahm seine Hand. Er drückte meine Finger fest zusammen und atmete tief durch. „Bekomm ich ne Zigarette von dir?“
„Natürlich.“, antwortete ich und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, da tauchte vor uns ne Horde Brüllaffen auf.
Nein, wirklich, das waren Brüllaffen. Sie grölten herum, waren nicht dazu im Stande, gerade zu laufen, stanken und hatten noch zusätzlich keinerlei Anstand.
„WEWEWEWE! Schwuchtelalarm!“, schrie Jim, der schrecklichste der Brüllaffenherde.
Ich griff fester nach Nythans Hand, der die Meine schon loslassen wollte, und zog ihn schnellen Schrittes hinter mir her in den Gang, der zu unserem Zimmer führte.
Hinter mir hörte ich sie lauthals lachen und musste mich wirklich beherrschen, diese Kerle nicht zu Kleinholz zu verarbeiten.
Wir waren gerade an unserer Tür angekommen, da ertönte erneut Jims schrille Stimme: „Und dann hat er gefragt…. Ob er auch darf!“ Sie lachten noch lauter, ich erstarrte, Nythan schien das zunächst überhaupt nicht zu verstehen, doch ich gab ihm keine Zeit dafür, schloss die Tür auf, stieß ihn ins Zimmer, knallte die Tür wieder zu und marschierte auf die Horde vor dem Gang zu.
Während ich lief baute ich mich auf, damit wenigstens einige von ihnen Angst bekamen und das Weite suchten.
Ich erreichte mein Ziel, einige drehten sich verängstigt um und verschwanden, am Ende standen da nur noch Jim und ein riesiger Kerl, durch dessen Augen man seine Hirnrückwand sehen konnte. Vermutlich n Golem, den er sich aus Lehm geschaffen hat.
Jim lachte. „Louis… er gehört dir.“, schrie er und bekam sich überhaupt nicht mehr ein vor Lachen.
Gekonnt wich ich der Faust des Golems aus, tauchte unter seinem Arm durch, holte dabei aus und versenkte meine Faust in Jims Magengrube.
Der Golem war sogar ein ganzes Stück größer als ich und sah aus, als würde er blind draufhauen, egal, was geschah und da ich ohnehin keine Lust auf größere Prügeleien hatte, rannte ich am Golem vorbei, auf das Zimmer zu.
Wie bekloppt hämmerte ich an die Tür.
„NYTHAN! MACH DIE TÜR AUF! NYTHAN?! MACH AUF VERDAMMT!“, schrie ich, während ich sah, wie der Golem auf mich zu walzte.
Die Tür tat sich einen Spalt breit auf, ich riss sie weiter auf, drückte den verwirrten Nythan weiter ins Zimmer und wollte gerade die Tür wieder zuschlagen, da stand der Kerl auch schon zur Hälfte im Zimmer und versuchte sich durch die Tür zu quetschen, die ich noch immer versuchte, zuzudrücken.
Hilflos trat ich immer wieder auf sein Schienbein ein, Nythan stand zitternd hinter mir, während der Golem in unverständlichem Deutsch vor sich hin schrie.
Klatsch- ein harter Schlag gegen meinen Hinterkopf, ich knallte mit dem Gesicht gegen die Tür, zwang mich aber dazu, nicht nach zu lassen und versetzte ihm einige saftige Schläge gegen die Schulter, die ihn tatsächlich dazu brachten, weiter aus der Tür raus zu gehen.
Ich trat nur noch seinen Fuß aus der Tür und mit einem lauten Knall fiel die Tür ins Schloss und verriegelte sich automatisch.
Schwer atmend sank ich vor der Tür auf den Boden, meine Stirn bebte, vor der Tür redete ich Jim reden. „Nein… lass uns gehen, den bekommen wir auch noch ein andern Mal.“
„Wie geht es dir?“, fragte Nythan, der sich neben mich gekniet hatte, noch immer zitternd.
Ich atmete noch einige Male tief durch, da musste ich plötzlich lachen.
„Ich lebe!“, antwortete ich und schlang meine Arme um ihm. „Ich bin nicht gestorben, also ist alles noch gut!“
Ich spürte seinen Puls durch seine Kette, die im Takt seines Herzens auf seiner Brust bebte.
Ich kann nicht sagen, wie lange wir da gesessen haben, aber irgendwann hat er sich von mir weggedrückt und mir einen Kuss gegeben, ganz weich.
Seine Hände krallten sich in mein Oberteil.
„Wir haben nicht mehr viel Zeit.“, stellte er fest.
„Ich weiß. Aber die Ferien sind ja auch schnell vorbei, dann können wir uns wiedersehen.“, versuchte ich ihn aufzumuntern.
„Ich hab Angst.“, wiederholte er, so ganz verstand ich den Zusammenhang nicht.
„Du brauchst keine Angst zu haben.“, versuchte ich ihm zu erklären. „Dein Vater wird bestimmt…“
„Verschwinden und nie wieder ein Wort mit mir reden wollen.“, unterbrach er mich, in seinen Augen schimmerten Tränen. „Ich habe keine Angst, weil ich seine Reaktion nicht vorhersehen kann, ich habe Angst, weil ich es kann und weil es schrecklich ist.“
Wieder schloss ich ihn in meine Arme.
„Vielleicht wird’s ja gar nicht so schlimm, wie du’s dir vorstellst.“, sagte ich.
„Was willst du mit diesem unnötig optimistischen Gelaber erreichen?“, fragte er. „Es nützt doch nichts.
„Ich will, dass du wieder lachen kannst.“, sagte ich, er errötete und je länger ich ihn ansah, desto dunkler.
„Hör auf.“, sagte er nur und drückte mir einen weiteren Kuss auf die Lippen.
Der Abend kam, der Morgen und schon bald war wieder ein Abend.
„Was hast du vor?“, fragte er mich, als wir auf dem Balkon standen. Meine letzten zwei Zigaretten glühten in unseren Händen.
„Wie meinst du das?“, fragte ich.
„Naja, du weiß schon.“, er zog an seiner Kippe. „Der letzte Abend…“
Ich lächelte. Zu niedlich.
„Nichts groß, ich dachte, wir legen uns einfach getrennt schlafen.“, antwortete ich schließlich und grinste, konnte kaum seine Antwort abwarten.
„Was bitte?!“ er blickte mich geschockt an, ich lachte.
„Das war ein Witz.“, erklärte ich ihm und strich ihm durch die Haare.
Noch immer verwirrt blickte er zurück auf den kahlen Wald.
„Also… ich… dachte auch jetzt an nichts Großes…“, murmelte er. „…aber ich habe Duftkerzen gekauft.“
Nein. Bitte sagt mir, dass ich diesen Traum weiterträumen durfte.
„Wann hast du das denn gemacht?!“ Ich musste über beide Ohren strahlen.
„Naja, als… als ich letztens mit Wofka und Kara in der Stadt war…“, murmelte er und zog noch einmal an seiner Kippe, bevor der den nicht angebrochenen Filter auf den Boden schnickte und austrat.
Wozu hatte ich eigentlich einen Aschenbecher gekauft?
„Magst du sie… mit mir aufstellen?“, fragte er. Was war das denn für eine Frage.
„Aber natürlich.“, schnurrte ich und zog ihn zu mir her, um ihm einen Kuss zu geben, da ertönte eine Stimme auf dem Hof.
„WEWEWEWE! Schwuchtelalarm!“
Ich zog noch einmal an meiner Kippe, drückte sie in den Steinascher, nahm das schwere Ding in die Hand, holte auf und donnerte es in Richtung der Brüllaffen.
„AUA! SCHEISSE MANN, WAS WAR DAS?!“, ertönte eine Stimme, Nythan und ich lachten.
Dann zog ich ihn zu mir her und drückte ihm vorsichtig einen Kuss auf die Lippen, als er sich gerade wieder an mich drückte und mir das Zopfgummi mit seinen dünnen, langen Fingern aus den Haaren zog, drückte ich ihn ein Stückchen von mir weg.
„Erst die Kerzen, oder?“, fragte ich.
Er lachte. „Ja. Erst die Kerzen.
Als wir schließlich wieder dicht aneinander gekuschelt im Bett lagen, waren die kleinen Duftkerzen bereits heruntergebrannt.
Ich wollte einfach nicht aufhören, ihn zu küssen- morgen Abend konnte ich das schließlich nicht mehr.
„Kain, ich bin dann nicht aus der Welt.“, lachte er und drückte mir einen Kuss auf den Hals.
Da kam mir eine Idee.
Ich wusste nicht, ob sie sonderlich gut war, aber umsetzen wollte ich sie trotzdem.
Langsam setzte ich die Lippen an seinen Hals.
„Kain… wirklich, ich komme doch- Moment, was machst du da?!“ Ich hatte angefangen n einem Stück Haut herum zu kauen, er krallte sich in meine Haare und wollte mich wohl daran von sich wegziehen.
Als ich aufhörte lächelte ich. Ein dunkler Fleck kurz über seinem Schlüsselbein. Ich was so gut…
„Was sollte das denn?!“, fauchte Nythan mich an strich sich über die Stelle, an der ich ihm den Knutschfleck verpasst hatte.
„Du gehörst mir.“, raunte ich und küsste ihn langsam.
Als er einschlief, sah ich ihn noch lange an.
Kennengelernt hatte ich ihn mit einem eher müden Gesicht, er hatte ausgesehen, als habe er sich den Hass an der Welt ins Gesicht geschrieben.
Nun waren die Augenringe weg und die vorher so blasse, eigenartige Haut schien sich entspannt zu haben. Sogar etwas Farbe hatte er ins Gesicht bekommen.
Ich war glücklich, dass es ihm jetzt so gut zu gehen schien.
Die Schule am nächsten Tag war langweilig, wir redeten über Weihnachten, als hätten wir es noch nie gefeiert und sangen Weihnachtslieder.
Dennoch war es viel zu früh schon vorbei und vom einen auf den anderen Moment stand ich schon mit Nythan und seinem Koffer in der Eingangshalle.
Sein Vater würde jeden Moment eintreffen, Nythan war sichtlich nervös, ich nahm seine Hand.
„Es wird gut werden.“, versuchte ich ihn aufzumuntern.
„Nein, wird es nicht.“, gab er zurück und drückte meine Hand, als würde sein Leben davon abhängen.
Plötzlich kam ein Mann durch die Tür, kurze, grau-blonde Haare, klare blaue Augen, der leichte Ansatz eines Bartes. Er trug einen Anzug.
„Nythan!“, rief er und kam auf uns zu, er lächelte zwar, aber seine Augen blieben kalt.
„Dad.“, sagte Nythan, lächelte gezwungen und ging einen Schritt auf seinen Vater zu, der ihn kurz in den Arm nahm. Die Beiden schenkten sich bei ihren Körpergrößen auch nichts.
„Dad… ich möchte dir jemanden vorstellen.“, begann Nythan unsicher und hielt seine Hand in meine Richtung um mir zu bedeuten, zu ihm zu kommen. „Das ist Kain, er wohnt mit mir in einem Zimmer.“
„Das ist schön.“, sagte sein Vater und lächelte wieder Kalt.
Väterchen Frost.
Der Winter steht vermutlich vor der Tür.
Ich nahm seine Hand, schüttelte sie und lächelte ihn an. Mir wurde kalt.
Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ein solcher Eisklumpen ein Kind gezeugt hatte.
„Dad… er ist nicht nur mein Zimmerkollege.“ Nythan trat von einem Fuß auf den anderen. „Er ist… mein Freund.“
Verwirrt blickte mein Vater ihn an. „Ist doch schön, wenn du einen Freund gefunden hast.“
„Nein… Dad… nicht ein Freund. Er ist mein Freund.“ Nythans Hand verkrampfte sich um meine, er kniff die Augen zusammen.
„…was?“, fragte sein Vater nur ausdruckslos. Er hatte einen Schritt zurück gemacht.
„Ich bin mit ihm zusammen.“, erklärte Nythan weiter, inzwischen mit fester Stimme, es schien ihm irgendwie besser zu gehen, nachdem er es gesagt hatte.
„Weißt du eigentlich… was du da gerade gesagt hast?“, fragte sein Vater.
Nein, wissen sie, ihr Sohn ist dumm.
Zu gern hätt ich mich vor dem Typ aufgebaut und ihm meine Meinung ins Gesicht gedrückt, hielt mich aber zurück.
Nythan nickte.
Sein Vater machte einen Schritt auf ihn zu, ich schob mich vor Nythan, um dem Mann zu bedeuten, dass er seinem Sohn nichts tun würde. Nicht, solange ich da war.
Der Mann verzog das Gesicht und spuckte vor uns auf den Boden.
„Bleib, wo der Pfeffer wächst.“, schnauzte er Nythan an und verschwand.
Als er zur Tür raus war, blickte Nythan mich an, seine Augen glitzerten, das lag aber gewiss nicht am Licht.
Ich nahm ihn in die Arme. Flüsterte ihm zu, dass alles wieder gut wurde und er weinte einfach nur.
plötzlich schob er mich von sich weg und starrte über meine Schulter, ich drehte mich um, da stand der Golem vom Vortag.
Ich drehte mich um, ließ mein Genick knacken, ich würde jetzt alles eingehen.
„Was ist passiert?“, fragte er dümmlich und blickte uns traurig an. Was?
„Sein Vater hat ihm gesagt, dass er ihn verabscheut.“, sagte ich leise.
„Das ist schlimm.“, sagte der Golem. Das schien ihn echt zu treffen. „Ich bin Steven.“
„Kain.“, sagte ich. „Das ist Nythan.“
Er lächelte gezwungen. „Tut mir Leid wegen gestern.“, murmelte er.
Gemeinsam liefen wir zurück zu unserem Zimmer, Steven kam mit. Nythan setzte sich dort direkt auf sein Bett und zog die Knie an.
„Darf ich mit ihm auf den Balkon gehen?“, fragte ich vorsichtig, ich wollte ihn nicht alleine lassen.
„Klar.“, antwortete er. „Ich möchte ohnehin etwas nachdenken.“
Ich lächelte sanft und lief hinaus auf den Balkon, Steven folgte wenig später und zog die Tür hinter sich zu, ich machte das sonst nie.
Aus Gewohnheit zog ich mein Zigarettenpäckchen aus der Hosentasche, doch es war natürlich leer.
„Verdammt.“, fluchte ich und legte es auf die Brüstung.
„Warte, ich habe welche.“, sagte Steven und zog ein Päckchen aus seiner Hosentasche, dann drückte er mir eine der Zigaretten in die Hand, die ich dankbar anzündete.
„Ich finds scheiße was sein Papa gemacht hat.“, murmelte Steven und zog tief an seiner Kippe.
„Ist es auch. Ich meine, hey, ich habe auch Streit mit meinem Vater und rege mich über ihn auf, aber er sieht mich trotz allem noch als Sohn an und das gehört sich auch so.“, meinte ich.
„Ich habe keinen Papa.“ Ich erstarrte und wusste nicht, was ich tun sollte. Hatte er das gerade wirklich gesagt?
„Bin bei meiner Mama aufgewachsen, ich hab drei ältere Halbschwestern.“, sagte er. „Isn scheißleben. Immer mit denen Sachen Machen, aber ich liebe Mama und die Mädchen.“
Ich blickte ihn traurig an.
„Das tut mir Leid.
„Ne, is oke.“, nuschelte er und zog erneut an seiner Kippe. „Ich hätt nur gern einen gehabt. Ich wolt den schon suchen, aber Mama hat gesagt, ich sollte das besser nich tun. Ich sag das auch nur, weil ich das scheiße find, erst n Kind machen und dann sonen Dreck bauen, wer ficken kann, kann sich auch um n Kind kümmern und es lieb haben.“ Er zerdrückte die brennende Zigarette in der Hand. „Macht mich sauer sowas.“
„Mich auch.“, sagte ich und zog tief an meiner Zigarette. Nein, ich würde das Ding nicht in der Hand zerdrücken, dafür liebte ich meine Hand zu sehr.
Wie schwiegen eine ganze Zeit lang.
„Nochma Sorry wegen gestern.“, meinte Steven plötzlich.
„Kein Ding.“, meinte ich und ging wieder zurück ins Zimmer.
„Und… was machst du an Weihnachten?“, fragte ich vorsichtig, als er nachkam.
„Ich fahre nachhause.“, sagte er. „Für Geschenke ham wir zwar kein Geld, aber es ist tausend Mal schöner, als mit den teuersten Geschenken und ohne Familie.“
Am besagten Tag kam mein Vater vorbei, um mich abzuholen.
Weihnachten mit der ganzen Familie war wirklich etwas tolles- und es würde sogar noch besser werden, wenn mein Plan aufging.
Ich wollte mir gerade Schuhe anziehen, um in die Eingangshalle zu gehen, damit mein Vater zumindest wusste, er war richtig- doch da klopfte es schon an der Tür.
Als ich öffnete, stand Wofka da, sein Gesicht sprach Bände.
„Der Typ da stand eben in der Halle und hat fremde Menschen angelabert, ob sie „Kain“ kennen würden, das ging mir total auf den Piss, da hast du den.“, knurrte er und schob meinen Vater durch die Tür, bevor er wortlos wieder verschwand.
„Dieser Junge wirkt ziemlich schlecht gelaunt…“, bemerkte mein Vater, während er die Tür hinter sich schloss.
„Oh, der ist nicht schlecht gelaunt.“, antwortete ich gelangweilt. „Der war heute sogar erstaunlich gut drauf.“
Ich spürte, wie jemand anfing, an meinen Fingern rumzufummeln.
Nythan hatte sich schüchtern hinter mich gestellt und meine Finger genommen, die er sich nun nervös durch die Eigenen gleiten ließ.
„Erm… Dad?“, begann ich. „Das ist Nythan.“
„Hallo Nythan.“ Mein Vater lächelte warm, kam auf uns zu und schloss Nythan kurzerhand in die Arme. „Ich bin Yokozawa, Kains Vater.“
„Hallo… Yokosawa…“, murmelte Nythan verlegen.
„Nicht Yokosawa“, korrigierte mein Vater ihn. „Yokozawa, das S ist ein Z und das wird als scharfes S gesprochen.“
„Okay…“, murmelte Nythan und stellte sich wieder schutzsuchend halb hinter mich, umklammerte meinen Arm.
„…habt ihr Jungs eure Koffer gepackt?“, fragte mein Vater nach einer kurzen Pause.
„…IHR Jungs?“, fragte Nythan verwundert, nein, ich hatte ihm nicht gesagt, dass er mirkommt.
„Ja, ihr beide.“ Mein Vater warf mir einen verwirrten Blick zu, ich grinste nur.
„Du hast deinen Koffer doch nicht ausgepackt, oder?“, fragte ich Nythan, er errötete. „…nein… ehrlich gesagt, hatte ich… ge…“ er brach ab, errötete noch dunkler und klammerte sich enger an meinen Arm, ich lachte.
„Ist oke.“, sagte ich lächelnd und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
Als mein Vater zum Auto vorgegangen war, nahm Nythan mich fest in den Arm.
„Dein Vater hat voll den lustigen Akzent.“, sagte er.
„Echt?“, fragte ich lächelnd. „Er hat nen Akzent auf dem R, aber sonst…“
„Nein, wirklich.“ Nythan blickte mich an. „Er spricht n bisschen abgehackt, aber das ist oke, es klingt nur… lustig.“
War mir das nie aufgefallen, weil ich es gewohnt war? Ich wusste es nicht. Anstatt zu antworten schloss ich ihn lieber viel fester in meine Arme.
Im Auto wurden viele Fragen gestellt. Ob wir lange fuhren, ob es denn wirklich oke war, dass er mitkam und und und.
„Dein Vater hat da wirklich nichts dagegen?“, fragte mein Vater schließlich.
„Nein.“, antwortete ich, bevor Nythan was sagen konnte. „Sicher nicht.“
Ansonsten verlief die Fahrt mehr oder minder entspannt. Gegen Ende mussten wir einige Male anhalten, weil Nythan Übelkeitsanfälle hatte, aber die hatten sich immer recht schnell gelegt und wir konnten weiterfahren.
Zuhause angekommen empfing uns meine Halbschwester Miko stürmisch.
„KAIN KAIN KAIN, SCHAU MAL, WAS ICH DIR GEMALT HAB!“, quetschte sie und hielt ein Bild in die Höhe, auf dem zwei Strichmännchen und ein Haus waren, das eine Strichmännchen hatte einen Kreis als Körper und Kreise als Arme und hielt das andere, kleinere Strichmännchen in die Höhe.
Ich grinste breit und nahm sie auf den Arm. Um sie zu drücken.
„Das bist du und das bin ich und du hast mich hochgehobt.“, erklärte sie stolz.
„Hochgehoben heißt das.“, korrigierte ich sie. „Bin ich wirklich so dick?“
„Ja.“, antwortete sie trocken, als sei es das verständlichste von der Welt, dass mein Körper ein Kreis war.
„Schau mal.“, sagte ich und drehte mich in Richtung Nythan, der unsicher und kleinlaut im Eingang stand, als habe er noch nie zuvor ein Haus betreten. „Das ist Nythan.“
„Hallo Nysan“, sagte sie und grinste.
Nythan lächelte schief zurück. „Hallo.“
„Nythan, das ist Miko. Ich hab dir ja schon von ihr erzählt.“, sagte ich und setzte die Kleine wieder auf den Boden. Bevor ich Nythan hineinbitten konnte, fuhr Miko wieder herum, wedelte mir mit dem Bild vor der Nase rum und brabbelte hyperaktiv: „Kain das is dein Bild und du sollst das mitnehmen und haben und ich mag, dass du dir das ins Zimmer hängst und ich mach dem Nysan gleich auch eins und das wird bestimmt toll und…“ Ich hielt ihr den Mund zu und nahm ihr das Bild ab, woraufhin sie über beide Ohren strahlend wieder verschwand.
„Komm doch einfach rein.“, sagte ich und streckte ihm meine Arme entgegen.
Er machte einige vorsichtige Schritte auf mich zu und nahm meine Hände, ich zog ihn zu mir her und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
„HUUUUUUUUUUUUUUUUUH“, machte es plötzlich hinter mir. „OMA OMA OMA OMA DER KAIN HAT DEM NYSAN EIN KUSS GEGEBT!“, rief Miko aufgeregt und schien zurück ins Wohnzimmer zu rennen, ich lachte, Nythan lächelte mich an.
„Ist die immer so?“, fragte er.
„…nicht, wenn sie schläft.“, antwortete ich, lachte und schloss ihn in meine Arme.
Wir saßen auf der Couch, Miko wuselte wie verrückt um uns herum, schleppte ihre ganze Zimmereinrichtung zu mir, um sie mir zu zeigen, während ich Nythan vorsichtig die Hand streichelte.
Noch immer hatte er kaum ein Wort gesagt, da schrak die kleine plötzlich auf.
„Ich muss dir noch ein Bild malen muss ich!“, rief sie, sprang hoch und rannte aus dem Zimmer.
Ich lächelte Nythan an- der mich überhaupt nicht beachtete. All seine Blicke galten dem Raum, den er noch überhaupt nicht kannte.
„Was ist?“, fragte ich irgendwann.
„n…nichts…“, murmelte Nythan und blickte mich verwirrt an. „nur… wir feiern zusammen Weihnachten und… und…“ Er konnte nicht weitersprechen denn ich verschloss ihm den Mund mit einem Kuss. Er küsste zurück, wobei er mir die Arme um die Schultern legte.
Ganz vorsichtig strich ich ihm mit der Zunge über die Lippen und an seiner Zunge entlang. Doch lange hielt das nicht- schon hörte ich schritte und brach den Kuss ab.
„Mein Plätzchenteig ist fertig, nun habe ich Zeit, Kinder.“, sagte meine Oma langsam, während sie ins Wohnzimmer kam.
Ich stand auf und nahm sie in den Arm.
„Kain mein Kind, du wirst ja immer größer.“, sagte sie und lachte.
„Eigentlich sollte ich nicht mehr wachsen…“, murmelte ich uns kratzte mich am Hinterkopf. „Oma, das ist Nythan.“, verkündete ich und zeigte auf ihn, wie er noch immer ganz kleinlaut auf der Couch saß.
Er lächelte unsicher und stand auch auf.
„Hallo.“, sagte er schüchtern und hielt meiner Oma die Hand hin.
Sie wiederum machte keine Anstalten diese zu ergreifen, stattdessen umarmte sie ihn liebevoll. „Endlich ein Kind, das nicht so viel größer ist, als ich.“, sagte sie und lachte wieder.
Nythan lächelte sie an, dieses wundervolle Lächeln, warum war es nicht für mich gewesen? Nein, ich war gewiss nicht auf meine Oma eifersüchtig, ich wollte es nur einfach immer für mich beanspruchen.
„Ein netter Junge ist das.“, sagte sie zu mir und ging zurück in die Küche, wohl um die Plätzchen zu vollenden.
Ich nahm Nythan wieder in die Arme, wollte ihn jetzt nicht loslassen, auf keinen Fall.
Wie sich herausstellte hatte meine Oma nicht vorgehabt, die Plätzchen an diesem Abend fertig zu machen. Stattdessen hatte sie Abendessen gemacht, welches nur wenig später vor uns dampfend auf dem Tisch stand.
„Nythan, bist du sehr an Mathematik interessiert?“, fragte mein Vater plötzlich, nach ein paar Minuten des Schweigens.
„Nicht direkt…“, antwortete Nythan zögerlich. „Ich bin recht gut darin… aber es ist nicht so, als… würde ich es mögen oder hassen oder sonst was…“
„Recht gut“, lachte ich „Du erklärst mir jedes Thema tausend Mal, ich verstehe es noch immer nicht ganz und du findest das Kinderleicht.“
Nun lachte auch Nythan. „Vielleicht bist du auch einfach schlecht.“
Ich schnaubte. „Was war das?“
„Nix nix.“, antwortete Nythan und grinste in sich hinein.
Meine Oma kurz auf.
„Aber der Kain is nich schlecht in Mathe, der sagt mir immer wie das alles geht.“, meine Miko plötzlich und blickte Nythan ernst an.
„Nein, so hab ich das nicht gemeint. Es ist nur…“, wollte Nythan antworten, doch ich unterbrach ihn.
„Wie ist es nur?“, fragte ich und grinste breit. „Sag uns, was hast du gemeint?“
„Die Themen werden schwerer.“, motzte er, grinste besserwisserisch zurück und aß weiter.
Später am Abend, als ich gerade oben ohne auf dem Bett saß und mit Stella schrieb, gab Nythan mir plötzlich einen Kuss auf die Brust.
„Hey hey hey“, sagte ich und strich ihm durch die Haare. „Keine Geheimangriffe.“
„Das war doch kein Angriff.“, schnurrte Nythan und machte weiter.
Ich seufzte, schrieb an Stella, ich wäre jetzt beschäftigt, stellte mein Handy auf Flugmodus und legte es weg.
Dann sah ich Nythan glückselig dabei zu, wie er meinen Oberkörper liebkoste.
Dabei fühlte ich mich wie ein Arschloch. Ich wusste, wie nervös er immer war, wenn er selbst handeln musste, aber was sollte ich machen, immer den aktiven mit der Arschkarte spielen? Nein, beim Besten willen und bei aller Liebe, das wollte ich nicht.
Als er jedoch aufblickte war sein Blick fest, nicht so wie sonst, wenn er aktiv werden musste. Als habe er zum ersten Mal wirklich die Selbstsicherheit dazu.
Er wies mich an, mich auf den Bauch zu legen- ich tat wie mir befohlen.
Kurz hauchte er mir einen Kuss in den Nacken, bevor er begann, mir die Schulterblätter zu massieren.
Ich spürte seine weichen Fingerkuppen, ohne Hornhaut, ohne narben, wie die eines Kindes, wie sie meine Muskeln nachfuhren und sich ab und zu darin vergruben. Er machte das sehr gut.
Immer und immer wieder gab er mir immer feuchtere Küsse auf den Rücken, überall da, wo er auch mit seinen Händen gewesen war. Das machte mich verrückt.
Irgendwann drehte ich mich rasch um, so rasch, dass er vor Schreck neben mir aufs Bett purzelte, wo ich ihn festhielt und stürmisch küsste, ich konnte einfach nicht anders.
Seine Hände glitten meine Brust entlang, er wollte wohl erbarmungslos weitermachen, doch ich hinderte ihn daran, mich weiter in den Wahnsinn zu treiben, und schnappte seine beiden Handgelenke mit meiner rechten und tackerte sie so über seinen Kopf.
Mit der linken fuhr ich ihm unters Shirt, spielte ein Wenig mit seinen Brustwarzen, bis ich ihm Wohllaute entlockte, ihm das Shirt hektisch über den Kopf zog und damit fortfuhr, ihn wahnsinnig zu machen.
„Magst du vielleicht… auch eine Massage haben?“, fragte ich und lächelte ihn an.
„G…Gern…“, antwortete er, er war leicht errötet.
Er drehte sich auf den Rücken, ich setzte mich auf ihn drauf und machte dasselbe, wie er es bei mir getan hatte.
Das ganze endete in einer mehr oder minder eindeutigen Pose- in eine ganz andere Richtung Eindeutig. Nythan gab sich auch gar keine Mühe mehr, sich zurückzuhalten und stöhnte leise, während ich langsam anfing, ihm den Schritt zu massieren.
Nach nur kurzer Zeit öffnete ich ihm die Hose, zog sie ihm aus, seine Boxershorts folgte- noch immer lag er auf dem Bauch, zeigte mir somit sein wohlgeformtes Hinterteil.
Mit wohlgeformt untertreibe ich es übrigens noch.
Ich gab ihm einen Kuss darauf und wollte mit meinen Lippen zur Mitte zu wandern, da kicherte er plötzlich.
„Was ist denn jetzt?“, fragte ich.
„Ach… das ist einfach total süß.“, sagte er und kicherte wieder.
„Was soll süß sein?“ Ich konnte nicht ganz folgen, war alles, was ich tat süß? Oder nur irgendetwas Einzelnes? Hatte ihm vielleicht einfach jemand ins Hirn geschissen?
„Ich meine, du hast meinen Arsch geküsst, das ist total knuffig.“, erklärte er und kicherte erneut.
„Hätte ich draufschlagen sollen?“, fragte ich leicht genervt. Er hatte gerade die von mir aufgebaute Stimmung einfach vernichtet.
„Bloß nicht!“, rief er und lachte. „Das gibt am Ende ne Druckstelle!“
In der Hoffnung, nicht alles verloren zu haben, gab ich ihm wieder einen Kuss an diese Stelle, diesmal unterbrach ich nicht wegen seines nun unterdrückten Kicherns, wanderte weiter zur Mitte, bis ich schließlich an der gewollten Stelle angekommen war.
Sein Kichern war verstummt. Stattdessen atmete er lauter, als vorher.
Ich gab ihm einen feuchten Kuss auf den Anus, er stöhnte kurz auf, ich grinste. War ich doch das Aktive Schwein mit der Arschkarte… wohl im wahrsten Sinne des Wortes.
Ganz kam ich jedoch nicht dran, weshalb ich ihm mit einem arm vorsichtig unter die Hüfte langte und sein Hinterteil somit aufstellte.
Liebevoll hauchte ich ihm kleine Küsschen auf den Anus, spürte ihn durch jede meiner Berührungen beben, bis ich schließlich mit dem Mund von ihm abließ und mir die Stelle besah, die ich bis eben noch geküsst hatte.
Feucht genug war sie nun- dank mir.
Vorsichtig begann ich, ihn dort mit zunächst nur einem Finger zu massieren, dann mit zweien.
Drei Finger hatte ich schon mehrmals rein bekommen, es war also kein Thema, doch ein bisschen spielen musste ich mit ihm ja.
Er stöhnte unterdrückt auf, als ich mit einem Finger nach dem anderen in ihn eindrang, sein Körper zitterte. Wohl überlegt hatte er sich ein Kissen vor den Mund gepresst- so konnte er noch atmen und trotzdem waren die laute, die er ausstieß, nicht laut genug um jemanden aufmerksam zu machen.
Nach einer Weile begann ich noch mit leichtem Druck an seinem Penis herumzuspielen, sein stöhnen wurde lauter und schließlich kam er.
Nun lag er da, noch immer auf Knien, sodass sein Hinterteil weiterhin in der Luft stand, seine rechte Gesichtshälfte jedoch fest auf das Bett gepresst, von wo er mich aus erledigten Augen ansah.
das sah alles in Allem sehr niedlich aus- doch nicht nur niedlich.
Ich gab ihm einen Kuss und sah ihm dabei zu, wie er sich langsam wieder aufsetzte und anschaute.
„Das war voll gut.“, flüsterte er.
„Danke.“, antwortete ich, blickte ihn so ausdrucksvoll ich konnte an und öffnete meinen Hosenknopf mit einer Hand.
Doch bevor Nythan dazu kam, darauf zu reagieren, ertönte eine schrille Stimme vom Treppenhaus: „KAIN! KAIN! GUTENACHTKUSS GEBEN BITTE BITTE!“
Ich verdrehte die Augen. „Nicht jetzt…“, flüsterte ich, drückte Nythan aufs Bett, zog ihm die Decke über den Kopf, schloss meine Hose wieder und klemmte meinen hoffentlich bald nicht mehr steifen Penis in den Hosenbund, damit es der Kleinen nicht auffiel.
Alles war gerade rechtzeitig fertig, bevor sie den Raum betrat.
Tag der Veröffentlichung: 04.08.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für Careless :)