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Klee wurde vom nervigen Gepiepe des Weckers geweckt. Er tastete eine Weile auf seinem Nachtschrank herum, bis er den Wecker gefunden hatte. Diesen warf er kurzerhand quer durch den Raum. Dann stand er langsam auf.
Durch den Raum trottend fuhr er sich mit den Fingern durch die strohigen Haare. Diese standen wild zu allen Richtungen ab.
„Verdammt...“, murmelte er verschlafen und streckte sich. Nach einem herzhaften Gähnen mache er sich in Richtung Bad. Im Hintergrund nahm er wahr, dass sein Dad und sein Ehemann Thomas wieder miteinander schliefen.
„Herrgott, es ist 7 Uhr Morgens, was legen die sich schon wieder flach...?“, murmelte er, noch immer total verschlafen und marschierte ins Bad.
Erst einmal duschen, wach werden.
Nach dem Duschen kämmte er irgendwie seine eigentlich recht unbezähmbaren Haare. Jeder erzählte ihm immer, was für schöne Haare er hatte. Das stimme aber gar nicht. Seine Haare waren einfach, frisieren ging nicht und an stylen war schon gar nicht zu denken.
Nach dem Föhnen standen sie noch immer irgendwie schief ab, aber wenigstens alle einigermaßen in Richtung Boden, das klappte nicht immer.
Nach dem Zähne putzen wickelte er sich das Handtuch um die Taille, sodass es ihm bis zu den Knien hinunter hing, schnappte sich seinen Schlafanzug und tappte zurück in sein Zimmer.
Plötzlich durchschnitt ein Schrei die Luft.
„EINE SPINNE! HUMPHREY!!!“
Klee blieb kurz stehen und schloss die Augen. Er wollte lachen, doch sein Adoptivvater wäre dann ein wenig wütender geworden. Ganz zu schweigen von seinem anderen Adoptivvater...

Seit Klees Erinnerungen beginnen lebte er bei den zwei verheirateten Männern Thomas und Humphrey Lawson. Sie hatten sich, 3 Jahre nach ihrer Hochzeit, darauf geeinigt ein Kind zu adoptieren. Sie haben sich Klee ausgesucht, weil er sich von den Anderen abgesondert hat. Alle anderen Kleinkinder haben mit Autos und Bausteinen gespielt, er war immer bei den Mädchen, wollte ihre Kleider mit Anziehen und spielte mit vollster Inbrunst mit Puppen, aber am liebsten malte er. Diese ruhige und komplett andere Art hat Thomas gefallen und er hatte sich ohne lange zu zögern für Klee entschieden, nicht zuletzt weil Klee im Heim unter gegangen wäre.

Auf jeden Fall schrie in diesem Moment sein Vater Thomas nach seinem anderen Vater Humphrey, den Klee aber immer nur „Dad“ nannte.
Sofort rannte Humphrey an Klee vorbei, brummte nur ein „Morgen“ und schoss ins Schlafzimmer zu seinem Mann.
„Schatz, was ist los?“, hauchte er fast.
* Schon wieder total benebelt...*, dachte Klee und tappte zurück in sein Zimmer. Es interessierte ihn nicht, wenn sein Dad Thomas vor einer ja ach so schrecklichen Spinne rettete.
Er zog sich an und wollte zur Schule gehen, nachdem er seine Tasche geschnappt hatte, doch Thomas kam aus der Küche gerannt und rief seinen Namen.
„Klee... warte, du hast was vergessen!“
Klee drehte sich um und sein Vater kam kurz vor ihm zum Stehen.
„Ich hab dir ein Brot gemacht...“ Hingebungsvoll hielt er Klee ein Tütchen vor die Nase.
„Thom'...“, Klee lächelte. „Du weißt doch ganz genau, dass ich in die Cafeteria gehe... Ich brauche gar kein Brot.“
Thomas lies das Tütchen sinken und begann zu lachen. „Stimmt. Ich vergesse immer wieder wie selbstständig du inzwischen bist. Ich werde eben langsam alt.“
„Das ist nicht wahr.“ Klees Lächeln wurde zu einem boshaften Grinsen. „Du bringst es schließlich immer noch fertig morgens in der Früh' von deinem Freund flach gelegt zu werden.“
„Du kleines, mieses...“, begann Thomas und lachte noch lauter. „Mach dich zur Schule du Miststück.“
„Auch wenn du es leugnest, du weißt, ich habe recht!“ Mit diesen Worten verließ Klee das Haus.

„Wenn ihr wüsstet was wir schon alles getan haben...“, protzte Glen.
*Stimmt... *, dachte Klee. *Der ist ja jetzt mit diesem reichen Hans da zusammen... *
„Wir sehen uns jeden Tag und... er ist so wahnsinnig sexy...“ Glen begann zu träumen und Finlay konnte sich nicht mehr beherrschen. Moment, er konnte sich noch nie beherrschen.
Sofort legte er Klee die Hand an die Taille und rutschte mit dieser langsam über dessen Arsch.
„Es gibt noch mehr süße Jungs hier im Umkreis die wahnsinnig sexy sind...“, hauchte er Klee ins Ohr.
„Lass das Finlay.“, brummte Klee und schlug Finlays Hand weg.
„Komm schon...“, flüsterte dieser weiter und griff Klee sofort wieder an den Arsch. Klee schloss die Augen und atmete tief durch.
„Bitte, Finlay...“, meinte er und starrte gelangweilt vor sich hin. „Muss dass denn sein?“
„Magst du es etwa nicht?“ Finlay biss kurz in Klees Ohr.
„Nein... eigentlich diene ich nicht sonderlich gerne dafür, dass du anständig onanieren kannst.“, antwortete Klee trocken.
„Hey...“ Jetzt machte Finlay wieder einen auf einfühlsam. Er nahm Klees beide Hände, kam ihm unangenehm nah und blickte ihm in die Augen. „Wer sagt denn... dass ich das nicht ernst meine?“
Klee wand den Kopf ab. „Ich weiß es einfach.“, antwortete er. Und fummelte seine Hände aus denen Finlays. „Lass mich einfach in Ruhe mit deinem Quatsch, okay?“
„Spaßbremse.“, brummte Finlay.
Es klingelte.
Klee verbrachte die gesamte Stunde mit Zeichnen. Er zeichnete immer noch gerne, hatte sogar Talent dazu.
„Mr Lawson, ich bitte Sie, sich auf den Unterricht zu konzentrieren.“, bat Mr Cutter, sein Mathelehrer. „Malen können sie auch zu Hause noch.“
Malen. „Wenn Sie nichts von dem Verstehen, was ich hier tue, erwähnen sie es nicht. Ich male nicht. Malen macht mir keinen Spaß, ich zeichne.“
Mr Cutter wirkte erbost über diese Frechheit. „Mr Lawson, legen sie sofort den Stift weg und folgen sie weiter dem Unterricht.“, befahl er nun strenger.
„Dies ist kein Stift. Es ist ein Stück Kohle, wenn ich sie darauf hinweisen darf.“, meinte Klee in einem arroganten Tonfall.
„Mr Lawson...“ Mr Cutter wurde langsam richtig sauer.
„Nein, Mr Cutter.“ Nun fuhr Klee all seine Waffen aus. "Wie soll ich denn mit etwas aufhören, was ich überhaupt nicht tue und wie soll ich etwas weg legen, was ich gar nicht verwende? Ich fühle mich so, wie sie sich fühlen, wenn jemand ein Lineal mit einem Geodreieck verwechseln würde. Einen Zirkel mit einem gewöhnlichen Bleistift und würde ihnen sagen, sie zeichnen gut, wenn sie gerade bei Algebra sind. Sie würden ihr Gegenüber nicht nur berichtigen, wie ich Sie kenne. Sie würden ihm unterstellen, er habe dies extra gemacht, weil sie meinen, sowas müsse man einfach wissen. Dies unterstelle ich ihnen hiermit auch.“
Mr Cutter starrte ihn an, machte dann ein wütendes Gesicht und fuhr mit seinem Unterricht fort.

„Schatz, wie du heute den Cutter angemacht hast, das war ober cool.“, schwärmte Glen und grinste Klee an. Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Was war schon groß dabei? Ich habe einfach nur gesagt, was ich gedacht habe. Das kann jeder.“
Finlay lege ihm die Arme um die Taille und den Kopf auf Klees Schulter. Schnell nahm Klee Finlays Hände, nicht dass er noch da hin griff, wo er nicht hin greifen sollte...
„Auch wenn du es abstreitest, du hast ihn nach allen Regeln der Kunst fertig gemacht und er hat es sowas von verdient... dafür liebe ich dich...“, flüsterte Finlay Klee ins Ohr.
„Der Spruch musste jetzt kommen, oder?“, fragte Klee belanglos.
„Weshalb soll ich nicht sagen, was ich für dich empfinde?“, fragte Finlay und kuschelte sich noch ein wenig dichter an Klee ran. „Ich meine... so eine zuckersüße Figur und dann so ein wahnsinnig toller Charakter, man kann sich doch nur in dich verlieben...“
Klee seufzte, jedoch nicht ohne ein wenig rot zu werden.
„Idiot, als ob ich nicht merken würde, dass du mich nur veraschst...“, murmelte er, lehnte sich jedoch gegen Finlay und schloss die Augen. Er hatte einfach keine Lust seine Kraft zu vergeuden, indem er sich wehrte.
„Ihr seht echt aus wie ein glückliches Paar.“, bemerkte Glen und lächelte.
„Sind wir aber nicht. Weder glücklich noch ein Paar.“, meinte Klee monoton.
„Da fällt mir ein...“ Glen wurde plötzlich etwas leiser. „Ragel... wollte am Samstag eine Sleepoverparty schmeißen und ich soll euch fragen, ob ihr auch kommen wollt...?“
Klee wollte einen Schritt von Finlay weg machen, doch dieser zog ihn zurück und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Wir kommen. Sag ihm das.“, meinte er an Glen gewandt.
Klee wurde es langsam zu bunt, er spürte zwar, wie ihm warm wurde, aber er riss sich von Finlay los und stolperte ein paar Meter von ihm weg.
„Was ist denn los? Magst du das etwa nicht?“, fragte er und sah Klee traurig an. Über dessen Gesicht zog sich nun ein etwas dunkleres Rosa und er verschränkte die Arme vor der Brust.
„Weshalb sollte ich das mögen?!“, fauchte er und Glen musste sich ein Lachen verkneifen.
„Du bist doch total rot, ich wette mit dir, du bist verliebt...“, meinte Glen und lächelte viel sagend.
„Verliebt?! Ich in Finlay? Ich meine, er ist pervers und ekelhaft und... und...“ Klee spürte erneut wie ihm die Wärme in den Kopf stieg, doch er ignorierte es erfolgreich.
„Wie dem auch sei, wir werden ja sehen, was passiert, wenn ihr eine ganze Nacht in einem Bett verbringt...“, sagte Glen und kritzelte ein Wenig auf seinem Block herum.

Zu Beginn ihres gemeinsamen Heimwegs schwiegen Klee und Glen. So hatten sie sich kennen gelernt. Nachdem sie zwei Wochen lang schweigend nebeneinander nach Hause gelaufen waren, hatten sie sich ein wenig näher kennen gelernt und als die Klassen neu gewürfelt wurden kamen sie auch noch in die selbe Klasse.
Plötzlich erhob Glen das Wort. „Klee... weißt du noch was du gesagt hast, als du Finlay zum ersten Mal beim Umziehen vor dem Sportunterricht gesehen hast?“, fragte er mit leicht verträumter Stimme.
„Ach, halt die Klappe.“, brummte Klee.
„Du meintest: ,Siehst du den Typ da, Glen... Der ist irgendwie wahnsinnig süß... ich würde den gerne mal...'“
„Glen, bitte, ich weiß, was ich gesagt habe. Und ich widerrufe es 1000 Mal!“, unterbrach Klee seinen Kumpel und zog eine Fratze.
„Du wolltest ihn von Anfang an küssen. Und jetzt wirst du rot, wenn er mit dir kuschelt und dir seine Lippen auf die Wange drückt.“, meinte Glen. „Du musst doch zugeben... du findest seine Lippen perfekt...“
Wieder errötete Klee und spürte, wie er Bauchschmerzen bekam. *Habe wohl irgendwas falsches gegessen. *, dachte er und lief trotzig weiter.
„Und... denke erst an seine Augen... und seine leicht rauchige Stimme...“ Nachdem Glen das Gesagt hatte wurden Klees Bauchschmerzen stärker und sein Gesicht roter. *Oh mein Gott... er ist echt wahnsinnig... Nein! Er ist auf gar keinen Fall süß oder sonst was, er ist einfach nur ekelhaft... oder?*
„Wenn du sehen könntest, wie rot dein Kopf gerade ist...“, lachte Glen und Klee faste sich ins Gesicht. Er glühte tatsächlich.
„Wie soll das dann erst am Samstag aussehen...“ Glen grinste boshaft.
„Wenigstens werde ich nicht fetter, wenn ich nen Freund habe!“, konterte Klee. Und traf genau ins Schwarze.
Glen fuhr herum. „Was soll denn das jetzt heißen?!“, fauchte er.
„Naja, seit du mit Ragel zusammen bist, hast du voll viel zugenommen.“ Nun war es an Klee böse zu grinsen.
„Das liegt nur daran, dass die bei ihm so heftig kochen und ich bis nach der Gerichtsverhandlung bei ihm wohnen musste!“, wehrte sich Glen und stemmte die Hände in die Hüften, wohl um zu Zeigen, dass er doch nicht wirklich zugenommen hatte. „Außerdem bist du doch der erste, der sich mit Süßigkeiten voll stopfen lässt!“
Klee wirkte nun auch empört. „Ich kann das kontrollieren!“, meinte er und blickte Glen absichtlich nicht an.
So ging das eine ganze Weile lang, bis ihre Wege sich trennten.

„Du wirkst ein wenig fertig, Sunnyboy.“, bemerkte Thomas. Er war schon immer der „Hausmann“ gewesen und war deshalb zu Hause. „War irgendetwas in der Schule?“
„Ach... überhaupt Nichts...“, murmelte Klee und wurde sofort wieder leicht rosa um die Nase. *Wie ich diesen Finlay hasse... *, dachte er und packte seine Sachen aus der Tasche.
„Hat mein kleiner Sunnyboy sich verliebt?“, fragte Thomas und lächelte.
„Nein! Wie kommst du da drauf?!“ Klee hatte bei der Frage gezuckt und musste sofort an Finlay denken. *Ich bin verdammt nochmal nicht verliebt!*, schrie er sich innerlich an, doch schon stieg ihm wieder die Röte ins Gesicht.
„Du verhältst dich einfach so.“, antwortete Thomas und lächelte nur noch breiter. „Geb es doch zu. Wer ist denn der Glückliche?“
Klee sah ihn böse an, was durch die Röte in seinem Gesicht zwar recht misslungen wirkte, aber trotzdem verstand Thomas, dass er nicht weiter Fragen sollte.

„Schatz, ich glaube Klee hat sich verguckt.“, flüsterte Thomas zu Humphrey, als die Beiden nach dem abendlichen Sex kuschelten. „Er verhält sich so niedlich... ich weiß nur nicht in wen...“
„Das finden wir schon irgendwie heraus, spätestens wenn er im Schlaf zu reden beginnt...“, meinte Humphrey leise lachend und gab seinem Mann einen Kuss.

Samstag.
Klee hatte bereits alle seine Sachen gepackt und starrte auf die Uhr. Irgendwie fühlte er sich nicht gut. Er hatte schreckliche Bauchschmerzen und irgendwie fühlte er sich schummrig.
„Ich glaube, ich bleibe zu Hause...“, murmelte er vor sich hin, doch irgendetwas in ihm drang ihn dazu doch zu gehen.
Als schließlich Glen klingelte und ihn mit einer von Ragels Limousienen abholte, freute er sich irgendwie auf das kommende. Dieser Abend würde einzigartig werden, das wusste er irgendwie.
Ragels Haus war gar kein Haus, wie sich herausstellte. Es war ein Schloss.
Nachdem Finlay auch eingetroffen war, wurden sie in Ragels Schlafraum geleitet. Auch dieser glich dem Schlafraum eines Königs und selbst das zusätzliche, große Bett, das für Klee und Finlay ins Zimmer gestellt worden war, war einfach der Wahnsinn.
Als Glen und Ragel beim Film, den sie sich gemeinsam ansahen, begannen sich zu küssen merkte Klee, wie Finlay ihn fast schon erwartungsvoll ansah und er spürte, wie seine Bauchschmerzen stärker wurde und ihm das Blut ins Gesicht schoss, doch er wand den Kopf nicht.
Irgendwann, als es ihm zu heftig wurde und Finlay ihn mit seinen Blicken auf zu fressen drohte, verschwand er auf den Balkon.

Auch wenn es dunkel war, dieser Ausblick war fantastisch. Ragels Haus lag auf einem Hügel und man konnte vom Balkon aus erst über den wundervollen Garten und dann über einen großen Teil Londons blicken. Klee hatte das Bedürfnis, diese fantastische Aussicht ab zu zeichnen und suchte gerade sein eigenes Haus in dem scheins wilden Durcheinander aus Häusern, da ging die Balkontür auf. Finlay war ihm nach draußen gefolgt.
„Wow...“, machte er und lehnte sich ein Wenig übers Geländer. „Das nenne ich mal schöne Aussichten...“
Dann sah er sich ein wenig auf dem Balkon um, als würde er etwas suchen. Und er schien tatsächlich etwas zu finden.
In einer Ecke standen zwei Standleuchter. Den einen trug er auf die andere Balkonseite, den anderen ließ er da stehen. Sogleich zündete er die Kerzen mit Streichhölzern an und drehte sich zu Klee um. Dessen Wangen färbten sich erneut rosa und wurden langsam zu rot, als Finlay ihm in die Augen sah, auf ihn zu kam und seine Hände nahm.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie unbeschreiblich süß du bist.“, hauchte Finlay und langsam wurde Klees Rot zu einem Dunkelrot.
Für weniger als eine Sekunde drückte Finlay Klee die Lippen auf seine und in Klee drehte sich langsam alles.
„Verzeihung... ich...“, murmelte Finlay und ließ von Klee ab. Dieser versuchte sich wach zu rütteln, was leider fehl schlug.
„Ich will dir nichts böses oder so, ich... ich...“ Finlay schien sich ein Herz zu nehmen und sagte schließlich: „Klee, ich... ich liebe dich... eigentlich schon länger und ich...“ Den Rest des Satzes nahm Klee gar nicht mehr wahr. Irgendwie fühlte er sich, als würde er fliegen. Nein. Würde er fliegen würde er jeden Moment auf der Erde aufschlagen und sich alle Knochen brechen. Er flog mit Sicherheit nicht. Aber er wusste nicht, wie man das dann alles beschreiben könnte, was gerade in ihm vor ging... Die Entstehung einer neuen Supernova vielleicht?
„Und ich... wollte dich noch fragen ob... wurdest du schon mal richtig geküsst?“ Diese Frage war mehr als eine Frage, es war die Preisgebung von dem, was Finlay als nächstes vor hatte.
Klee schüttelte schüchtern den Kopf und legte vorsorglich seine Finger an die Lippen.
Finlays Miene entspannte sich. Er nahm langsam Klees Hand, die er vor seinem Mund hatte, in die Seine und nahm sie runter. Die andere Hand legte er an Klees Hinterkopf. Sofort verkrampfte Klee sich und Finlay blickte ihm scheins immer tiefer in die Augen.
„Entspann dich... ich verspreche dir, so schlecht bin ich gar nicht,... glaube ich.“ Finlay lächelte wie ein vom Himmel gestiegener Engel und Klee tat wie ihm geheißen, ließ locker und schloss die Augen.
Finlay schloss die Augen ebenfalls. Ihre Lippen berührten sich ganz sanft. Und ganz lange. Gerade in dem Moment, als in Klee ein weiteres, unglaubliches Gefühl wach wurde, strich Finlay mit der Zunge durch dessen Lippen und suchte mit dieser nach Klees Zunge. Auch dies tat er mehr als behutsam. Klee hatte zwar noch nie so viel gefühlt, aber dieses neue Gefühl machte ihm irgendwie Angst.
Als Finlay gerade aufhören wollte, drückte er zum Abschluss noch ein Mal seine Lippen auf die Klees und wollte dann seinem Geliebten in die Augen blicken, doch dieser starrte auf den Boden.
„Was ist?“, fragte er und legte Klee die Hand unters Kinn.
Klee hob den Kopf und blickte Finlay traurig in die Augen. „Ich weiß nicht, ich...“ Er war selbst geschockt, wie dünn seine Stimme war.
„Ganz ruhig,... tief atmen...“, versuchte ihn Finlay zu beruhigen. „Egal was ist, du kannst es mir erzählen.“
Sehr gerne würde Klee Finlay von diesem komischen Gefühl erzählen, das ihn so bedrückte, doch er wusste nicht mal, wie er es in Worte fassen sollte.
Also blickte er einfach seinem, wie er sich nun eingestand, Geliebten in die Augen und das neue Gefühl schien auf zu blühen oder zu explodieren und er fiel Finlay aus dem Stand heraus um den Hals und drückte ihm einen langen Kuss auf die Lippen.
Finlay schloss seine Arme um Klees Taille und drückte ihn so eng es nur ging an sich. Vorsichtig strich er seinem Freund über das schon recht üppige Hinterteil und langsam wurden sie intensiver.
Ein Pfeifen riss die Beiden aus ihrer Welt heraus und Klee und Finlay sahen, dass Ragel und Glen in der geöffneten Balkontür standen. Ragel hatte den Arm um Glen gelegt und beide lächelten viel sagend.
„Was habe ich dir letztens gesagt?“, fragte Glen und lachte leise.
„Ach, halt den Rand...“, brummte Klee zurück. Er war von Finlay weg gewichen und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Noch immer fühlte er sich leicht benebelt.
„Da fällt mir ein, du hattest sogar schon vor ein paar Jahren Schmetterlinge im Bauch, kannst du dich noch erinnern?“, bemerkte Glen, noch immer mit dem Lächeln. Ein Lächeln sagt nun mal mehr als 1000 Worte.
„Wovon redest du?“, fauchte Klee zurück und blickte Glen böse an.
„Na, damals haben wir Finlay gerade erst richtig kennen gelernt und wir beide waren bei ihm und plötzlich hat er sich den Letzten Keks aus der Keksschüssel genommen. Du wolltest aber auch noch ein Stück Keks, also hat er dich angewiesen auf der einen Seite ab zu beißen, er würde das Selbe auf der Anderen tun. Als er danach kurz raus gegangen war, meintest du was von wegen der Keks hätte was komisches gehabt, jetzt hast du Bauchschmerzen. Er kann aber nichts gehabt haben, da Finlay ja auch nichts hatte... Das war ganz am Anfang. Du bist schon so lange in ihn verliebt und hast es nie kapiert...“
Klee starrte Glen leicht geschockt an.
„Über was für nen Scheiß denkst du den ganzen Tag lang nach?“, fragte er und Finlay nahm plötzlich seine Hand.
„Ich... ich glaube, ich hatte seit damals jede Aktion gezielt gemacht, in der Hoffnung, dass du dich in mich verliebst...und...“, erklärte er, doch Klee unterbrach ihn.
„Und... warum hast du dann auch so viele Andere angebaggert?!“, fragte er.
„Weil ich dich eifersüchtig machen wollte.“, antwortete Finlay und sah Klee wieder in die Augen, ohne weiter auf Ragel und Glen zu achten.
Auch Klee schien die Beiden wieder vergessen zu haben, denn er fühlte sich plötzlich wieder richtig dämmerig und merkte, wie dieses eigenartige, neue Gefühl in ihm hoch loderte und sofort begannen sie wieder wie verrückt zu knutschen.
Glen und Ragel taten das Selbe und verkrochen sich nach drinnen auf Ragels Bett.
Nach einer Weile begann Klee unbewusst vor Kälte zu zittern. Er selbst fühlte sich warm, aber tatsächlich war ihm ziemlich kalt.
„Schatz, frierst du?“, fragte Finlay und strich Klee die Arme rauf und runter.
„Nein.. mir gehts gut.“, antwortete Klee. Er hatte zwar noch immer Angst vor dem Gefühl, doch irgendwie wollte er auch nicht, dass es aufhörte.
„Du zitterst total, wollen wir nicht auch rein gehen?“ Finlay wirkte wirklich besorgt.
Zur Antwort nickte Klee und ging mit Finlay Arm in Arm nach drinnen.
Eine Art Wärme-Flash überkam Klee, als er den beheizten Raum betrat. Draußen war es wohl echt ziemlich kalt gewesen.
Ragel und Glen scheinen hektisch etwas zu verstecken und blickten leicht finster zu Finlay und Klee herüber.
„Draußen war es ziemlich kalt...“, murmelte Finlay zur Entschuldigung.
Plötzlich musste Glen lachen. „Wenn ihr jetzt ja da seid, können wir ja mal ein Gruppenblasen veranstalten, jeder darf mal bei jedem...“ Er bekam sich fast gar nicht mehr ein.
Ragel starrte seinen Freund nur ein wenig ungläubig an und fragte sich, wie er auf so einen Mist kommen kann. Finlay musste auch lachen und Klee grinste nur vor sich hin. Die Vorstellung war ja doch zu merkwürdig.
Nachdem Glen, noch immer halb in seinem Lachanfall drin, die Seidenvorhänge von Ragels Bett zugezogen hatte, ließen sich Klee und Finlay auf dem bereitgestellten Bett nieder.
Finlay schaute Klee tief in die Augen, bis sich dessen schlossen und er ihm einfach einen Kuss gab. Oder gab Klee Finlay einen Kuss? War das nicht letztendlich völlig egal? Zumindest war es Klee egal, er fühlte sich einfach nur noch glücklich.

Am nächsten Morgen konnte Klee nicht mehr genau sagen, wie lange es gedauert hatte bis sie sich gegenseitig die Oberteile ausgezogen hatten und lustige Spielchen mit ihren Brustwarzen getrieben hatten, aber eins wusste er: Er hatte in Jeans geschlafen.
Und er hatte verpennt. Thomas dachte, er käme und zwölf und es war nun schon halb eins.
Schnell wollte er aus dem Bett springen, doch Finlay klammerte noch immer an ihm.
Finlay. Ein eigenartiger, eiskalter Schauer jagte ihm den Rücken hinab als er ihn sah. Er konnte es sich selbst nicht erklären, doch er wollte unter allen Umständen so weit es ging von ihm weg. Sofort.
Also löste er vorsichtig Finlays Umarmung und stieg leise aus dem Bett, streifte sich seinen Pullover wieder über, zog die Schuhe an und warf einen Blick auf Ragels Bett. Die Vorhänge waren noch immer zugezogen.
Langsam öffnete er die Seidenvorhänge einen Spalt breit und sah, dass Ragel schon wach wahr und Glen über den Kopf strich. Beide trugen nur Unterwäsche.
„Schon mal was von Privatsphäre gehört?“, fragte er genervt, blickte jedoch nicht auf.
„Ich wollte nur Bescheid sagen, ich gehe.“, flüsterte Klee zurück und lächelte vorsichtig. „Ciao.“
„Bye.“, murmelte Ragel, blickte kurz auf, deutete ein Lächeln an und wand sich dann wieder Glen zu.

„Bin wieder zu Hause!“, rief Klee durchs Haus, als er es betrat, doch keiner antwortete. „Hallo...?“, warf er hinterher, er hatte schon Angst er war allein, doch dann hörte er die Geräusche von Töpfen aus der Küche.
Er suchte nach dem Ursprung und sah, wie Thomas die Schränke wieder ein Räumte. Er hatte ihm den Rücken zu gekehrt.
„Du hattest dein Handy nicht dabei.“, bemerkte Thomas, ohne sich um zu drehen.
„Sorry,... ich hab's vergessen und... danach hab ich verschlafen und...“, versuchte sich Klee zu rechtfertigen. „Ich bin einfach blöd, das weißt du.“
„Du bist alles.“ Thomas Stimme klang plötzlich ziemlich verheult. „Ein Vollidiot, ein Arschloch, ein Egoist und ein Lügner, alles mögliche, nur nicht blöd...“ Da drehte er sich endlich um. Thomas hatte tatsächlich geweint. „Weißt du eigentlich, was ich mir für Sorgen gemacht habe? Du gehst auf eine Übernachtung bei dem festen Freund von Glen, von dem ich keine Nummer habe, keine Adresse und kein gar nichts und tauchst dann nicht mal zur vereinbarten Uhrzeit auf!“
Klee nahm ihn in den Arm und strich ihm mit der Hand über den Rücken.
„Es tut mir Leid... ich habe keine Ahnung, wie spät es gestern war und...“, flüsterte Klee.
„Was habt ihr denn heute Nacht noch gemacht?“, frage Thomas plötzlich und Klee schluckte.
*Na, Klee? Was hast du gestern Abend getan? Willst du es deinem Vater nicht erzählen?*, fragte etwas in ihm und er dachte nach.
Eigentlich dachte er nicht darüber nach, wie er es Thomas sagen sollte, sondern eher darüber, wie er es sich selbst sagen sollte. Am Vorabend war er richtig glücklich gewesen und jetzt fand er es nur noch abstoßend.
„Ich.... ich muss gestehen...“ Klee ließ von Thomas ab und blickte zu Boden. „ich weiß es selbst nicht so genau... zumindest verstehe ich es nicht...“
„Du weißt nicht mehr, was passiert ist?“, fragte sein Vater. Er wirkte nun ziemlich misstrauisch.
„Schon, aber ich verstehe es nicht... Und ich verstehe nicht, warum...“ Klee trat vom einen Fuß auf den Anderen.
Thomas geleitete ihn ins Wohnzimmer, wo sich beide an den runden Esstisch auf die mit orangefarbenen Stoff überzogenen Stühle nieder ließen.
„Erzähl mir mal was passiert ist.“ Besorgt musterte Thomas seinen Adoptivsohn und Klee erzählte ihm alles, was am Vorabend geschehen war, wenn auch wieder willig. Er erzählte von den Bauchschmerzen vor dem Wegfahren, von den Sachen, die er auf diesem Balkon erlebt hatte, von dem im Zimmer, von dem eigenartigen Gefühl und dann davon, wie er erwacht war und nur noch schnell all das vergessen wollte. Danach schwieg Thomas für eine weile und lächelte schließlich.
„Du... ich glaube... du bist schon noch ziemlich in ihn verliebt, nur du hast Angst vor deinen Gefühlen. Gestern Abend haben sie dich einfach überrannt und letztendlich sind es ja schöne Gefühle, aber jetzt, von außen betrachtet findest du es einfach widerlich, ziemlich geil auf ihn gewesen zu sein.“
Nach diesen Worten starrte Klee Thomas erstmal an.
„Ich... ich war gar nicht geil auf ihn! Finlay ist hier der, der immer geil auf alle ist, ich nicht, ich...“
Thomas lächelte noch breiter. „Du bist ja auch nicht einfach nur geil, du bist schon noch verliebt. Genau wie er. Lass dich doch einfach darauf ein. Stell dir mal vor, Nilpferdchen und ich haben uns am Anfang gehasst, bis wir auf einer Feier total betrunken gewesen waren und uns beim Flaschendrehen küssen mussten... wir haben uns voll ineinander vergraben, mehr gemacht als wir eigentlich sollten, die nächsten Tage haben wir uns dann voneinander fern gehalten und sieh dir an, wo wir jetzt sind...“
„Im siebten Schwuchtelhimmel mit abschließbaren Toilettenräumen und Saunas, in denen Handtücher illegal sind?“, fragte Klee grinsend und auch Thomas musste lachen.
„Ganz genau da...“, antwortete er. „Doch um dahin zu kommen, brauchten wir Zeit. Viel Zeit.“
Klee dachte noch mal über die vorige Nacht nach. So schlecht war es ja doch nicht gewesen, fand er. Und irgendwie freute er sich schon darauf, Finlay in der Schule wieder zu sehen.

"Hey! Wie war dein Sonntag?", fragte Klee, als er am nächsten Morgen an Glens Tisch kam.
"Weißt du eigentlich... was du für ein gottverdammtes Arschloch bist?", gab Glen zurück und drehte langsam den Kopf in Klees Richtung. "Finlay ist aufgewacht und hat nach dir gefragt, als Ragel ihm gesagt hat, du seist nach Hause gegangen, ist er in Tränen ausgebrochen. Geht man so etwa mit der Person um, die man liebt?"
"Sorry...", murmelte ich. "Mir war das gestern Morgen nicht klar... Ich... war einfach zu durcheinander um darüber nach zu denken..."
Noch bevor Klee sich fertig rechtfertigen konnte, drückte ihn jemand von hinten fest an sich.
"Wo warst du gestern Morgen? Ich dachte schon, das war für dich ein One-Night-Stand...", wimmerte Finlay ganz dicht an Klees Ohr "Wenn es das war, sag mir bescheid... Dann weiß ichs..."
Klee drehte mich um. Finlays Augen waren verhäult und er sah aus, als habe er die Nacht kein Auge zu getan.
Sofort legte Klee die Arme um ihn und gab ihm sanft einen Kuss. Ihn so zu sehen, stimmte seinen kleinen Liebhaber mehr als traurig.
"Das... war kein One-Night-Stand für mich... ehrlich nicht... Ich... war nur zu durcheinander am nächsten Morgen und hab 'ne Pause gebraucht... und... es tut mir Leid..." Klee drückte Finlay einen weiteren, sanften Kuss auf die Lippen, wobei seine Zunge eine nicht unbeträchtliche Rolle spielte.
"Da bin ich ja beruhigt..." Finlay drückte Klee an sich und küsste ihn leidenschaftlich. Klees Augen fielen zu, sein Atem ging flach. Und in ihm stieg wieder etwas hoch.
Doch er gab es auf, gegen diese Gefühle an zu kämpfen, wie Thomas es ihm geraten hatte und legte sich voll in Finlays Arme.

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 09.06.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch meinem Schreibmenthor Martin, auch, wenn er so kitschige Geschichten immer zum Brechen langweilig findet. Dankeschön, dass du mir immer hilfst :D

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