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Graue Steine, nichts als Steine, aufgetürmt zu hohen, dicken Mauern, nahe am Meer stehend und bewohnt von so freundlich fröhlichen Seelen, frühe Jugendjahre unbeschwerter Kindheit und warmen Sommers.
Heute ist es nur ein Bild, nachdem die vielen Wellen voller Gewalt wütend wogend an dem Tage, da jene unbeschreibliche Springflut aus heiterem Himmel hereinbrach, sich ihren Weg bis zu den Mauern des Schlosses bahnten und sie in teuflischem Tosen verschlangen und mit ihnen alles, was sich in jenem Gebäude verbarg.
Unversehrt und untröstlich übrig geblieben war nur sie, getrennt vom traut verträumten Treiben der Kinderzeit, die plötzlich ein unerwartetes Ende nahm. Alles was blieb, war das Bild, welches sie den Wellen am Tage des ewigen Abschieds entrissen hatte, eben dieses Bild, vor dem sie verzweifelt, vom Vergangenen verschlungen, der fernen, frohen Tage gedachte, die sich nie wiederholen würden und vielleicht auch nicht wollten. Des Nachts durchschritt sie zitternd im Geiste zerzaust den nahe gelegenen Hain bis zur Lichtung, wo sie ihren Gefühlen freien Lauf gewährte, und weinend ließ sie einen Weiher wachsen, geweiht vom Wünschen und Sehnen ihrer Sinne.
Dann kam der Tag des Entschlusses, plötzlich platzte der Knoten der seelischen Knechtschaft und sie begann zu gehen, immer weiter, dahin wo das Meer war, setzte Fuß nach Fuß, durchquerte weite Felder und Weiden, Wiesen, Wälder wilden Wuchses nur auf der Suche nach dem versunkenen Schlosse, das noch irgendwo war und wartete.
Weit war der Weg und warm war der Wind und still kam ein Abend wie keiner zuvor und zum ersten Mal dachte sie nach und nirgendwohin und ihr leises Leben leuchtete in ihr wie die Kerze auf dem Grab, matt und kaum flackernd und rot wie der letzte Sonnenstrahl. Schlafen war unmöglich, sie fühlte das Meer, spürte die See und hörte sie rufen. Sie ging die ganze Nacht nur nach dem Sinn, den das Herz geschaffen hatte, sich sehnend und suchend nach dem Glück der Jugend. Der nächste Morgen war das Ziel, wirbelnd und wogend sah sie die See, den Strand durchquerend mit wankenden Schritten.
Doch wo war das Schloss? Hier? Umsonst?
Da winkte ihr die Jugend vom Grunde des Meeres und des Herzens und ihr Schritt wurde schneller und schwindliger ihr Sinn und sie ging und ihre Füße fühlten die Frische wie im Frühling ihres Lebens. Und sie betrat die Vorhalle sowie ihr Herz die Kirche und eine Orgel spielte und Tränen flossen und das Meer rauschte zufrieden.

Impressum

Texte: (C) Andreas F.
Bildmaterialien: Covergestaltung (C) Caro Sodar, Coverfoto (C) Pixabay
Tag der Veröffentlichung: 31.05.2009

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