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Isabel

Das Telegramm

                   „Isabel McCaler und das Medaillon der Seelen“

 

  Es war mal wieder ein sehr schöner Morgen, als die Familie McCaler aufgestanden war. Es war so wie an jedem anderen Morgen, seit sie hier wohnten, sie fühlten sich hier einfach sehr wohl. Denn seit sie hier auf dem Hof wohnten, waren ihre Kinder auch ganz anders und gingen miteinander ganz anderes um, wie vorher als sie noch in der Stadt gewohnt haben. Doch so war es nicht immer, denn als sie noch in der Großstadt gewohnt haben, gab es öfters Streitereien unter ihnen. Hätten die Eltern das vorher gewusst, dass es so friedlich zugehen kann, dann hätten sie es schon längst getan und wären aufs Land gezogen. Wenn die Eltern so zurückblicken, da gab es keinen guten Morgen, oder habt ihr gut geschlafen, oder wie geht es euch, kein freundliches Wort kam über ihre Lippen. Na gut, ab und zu gibt es noch ein paar Streitereien, doch meistens geht es so ab.

  „Guten Morgen Mama, guten Morgen Papa und hallo Tom“, begrüßte jetzt sogar der kleine Gabriel seine Familie.

Gabriel war, seit sie hier wohnten, ein freundlicher Junge geworden, er hielt es seitdem für selbst verständlich, dass er seine Familie jeden Morgen begrüßte.

  „Guten Morgen, Gabriel“, erwiderten die drei auch gleich, nachdem sie es von ihm vernommen hatten.

  „Komm erst mal an dem Tisch und frühstücke“, sagte seine Mutter zu ihm und sagte weiter. „Du hast nachher immer noch Zeit, dich für die Schule fertigzumachen.“

  Nachdem er es von ihr gehört hatte, packte er seine Schultasche bei Seite und setzte sich am Tisch. Nun saßen sie fast alle am Frühstückstisch und unterhielten sich, was sie heute so machen wollten und ob das Wetter so schön bleiben würde wie am Vortag, oder ob es Regen geben würde, als die Jungs sich noch so unterhielten, sagte ihr Vater.

 „Ihr habt das vielleicht gut! Ich muss zur Arbeit und ihr könnt euch einen schönen Tag machen, so hätte ich es auch gerne einmal gehabt!“

  „Was heißt hier schönen Tag machen? Wir müssen auch unsere Arbeit verrichten!“, beschwerte sich jetzt seine Frau darauf. „Außerdem muss ich die Betten machen, einkaufen, das Essen zubereiten und für euch da sein! Ist das denn gar nichts?“, fragte sie mit erhobener Stimme und schimpfte weiter. „Und außerdem, habe ich auch noch ein bisschen Gartenarbeit zu machen. Zählt das denn überhaupt nicht, was ich mache?“

  „Mein Schatz, ich habe es ja auch gar nicht so gemeint! Ich weiß es ja, dass du eine ganz fleißige Mutter und Ehefrau bist, ich wünsche mir, auch keine andere Frau“, sagte ihr Mann zu ihr, wobei er sie anlächelte, und sagte darauf. „Da bin ich wohl in ein Fettnäpfchen getreten? Das wollte ich gar nicht, entschuldige bitte.“

  „Nein ist schon gut! Ich weiß ja, dass du es nicht so meinst!“, sagte seine Frau darauf.

  „Doch Tom und Gabriel, die beiden haben es gut, die brauchen nur zur Schule gehen und können den ganzen Tag spielen! Stimmt doch Schatz. Ich habe doch recht, oder?“, fing er jetzt mit den beiden an.

  „Du bist wohl Heute, mit den falschen Fuß aufgestanden, oder was soll das?“, fragte seine Frau ihm, als sie das gehört hatte. „Warum musst du, jetzt auch noch die Jungs ärgern?“, fragte seine Frau ihm weiter.

  „Es stimmt doch, oder etwa nicht“, erwiderte er noch mal.

  Aber auch seine Jungs sprangen darauf auch gleich an, auf das, was der Vater gesagt hatte.

  „Ja genau!“, antwortete Gabriel und sagte weiter. „Wir gehen nur zur Schule und können den ganzen Tag nur spielen und lassen uns die Sonne, auf dem Bauch scheinen! Wer füttert denn die Hühner, die Schweine und die Enten, wenn nicht wir?“

  „Es wohnen hier auch keine Heinzelmännchen!“, meinte Tom.

  „Aha!“, meinte ihr Vater nur und hörte es sich weiter an, was seine Jungs zu sagen hatten.

  „Und wer hilft Mutter im Garten und geht mit ihr einkaufen, wenn nicht wir?“, fragte Gabriel seinen Vater verärgert.

  „Das hast du gutgesagt Gabriel!“, kam es über Tom seine Lippen und fügte noch hinzu. „Und außerdem, gehen wir auch mit Qualm raus. Mutter, das stimmt doch, oder nicht?“

  „Ja das tut ihr, da kann ich mich nicht beschweren“, antwortete seine Mutter.

  „Außerdem, wer hat denn dein Auto gereinigt, als er so verschmutzt war?“, fragte Gabriel jetzt noch.                                                             

  „Ist ja gut.....!“, sagte ihr Vater darauf. „Ich entschuldige mich in aller Höflichkeit, bei euch, für das, was ich gesagt habe!“

  Er wusste, dass er sich auf seine Jungs verlassen konnte, denn sie hatten ja auch eine Abmachung getroffen. Sie hatten das Haus von ihrem Onkel Paul geerbt und sind erst vor kurzer Zeit hier eingezogen. Die Tiere, die auf dem Hof lebten, gehörten eins Onkel Paul. Doch die Eltern von Kim, Gabriel und Tom wollten die Tiere erst abschaffen, da sie keine Zeit für die Pflege hatten. Doch die drei Kinder, wollten sie unbedingt behalten, sie wollten sich um die Tiere kümmern, so hatten sie es ihre Eltern versprochen. Sie hatten ja auch noch ihren Hund Qualm, den die Kinder als Welpen bekommen haben, damit sie einen Spielkameraden hatten. Und nur durch den Widerstand der Kinder und da sie versprochen haben, dass sich beide Jungs um die Tiere kümmern würden, durften die Tiere bleiben. Und ab da gehörten sie so wie Qualm auch zur Familie. Doch als der Vater sah und bemerkte, dass seine Jungs böse wurden, sagte er noch schnell hinterher!

  „Meine Lieben, ich weiß ja das ihr fleißig seid! Ich habe es ja auch nur so zum Spaß gesagt, ich wollte nur mal sehen, wie ihr darauf reagiert. Ich werde mir für euch am Wochenende, eine Überraschung ausdenken, das verspreche ich euch! So und jetzt wird es auch Zeit für mich, sonst komme ich noch zu spät zur Arbeit“.

  „Dann will ich dir mal deine Jacke holen“, sagte seine Frau zu ihm und stand vom Tisch auf.

  Nachdem sie gegangen war, stand auch ihr Mann, von Tisch auf und zusammen gingen sie hinaus auf dem Flur. Doch Tom und Gabriel blieben dort zurück, ihr Vater kam noch einmal zu ihnen und verabschiedete sich noch mal von den beiden und sagte.

  „Ich hoffe, dass ihr mir nicht mehr böse seid, ich wollte euch nur ein bisschen auf den Arm nehmen.“                         

  „Ist schon gut, wir sind dir nicht mehr böse“, sagte Gabriel darauf.

  „Wir werden dir, noch einmal verzeihen“, meinte auch Tom und grinste seinen Vater an.

  Beide Jungs, liefen nach ihrem Vater hin und einer nachdem anderen umarmten ihn. Danach verliest er die Küche und lief wieder hinaus zum Flur, wo auch schon seine Frau mit der Jacke in der Hand auf ihn wartete.                                                                                                        

  „Ich wünsche dir, noch ein schönen Tag und fahre bitte vorsichtig, sodass du gesund wieder heimkehrst“, sagte sie zu ihrem Mann.

  „Mache ich! Ich wünsche dir auch, ein schönen Tag mein Engel und arbeite nicht so viel im Haus! Mache dir doch heute mal einen schönen Tag! So wie es ausschaut, wird es ein heißer Tag. Geh doch mit den Kindern zum See, dann hab ihr auch mal was anderes“, machte er ihr den Vorschlag.

  „Ich werde mir es noch überlegen!“, antwortete sie ihren Mann und machte ihn einen Vorschlag. „Solltest du früher von deiner Arbeit nach Hause kommen und wir nicht hier sind, dann kannst du ja noch zum See runterkommen“, meinte seine Frau darauf.

  „Das ist eine gute Idee“, meinte auch er und umarmte sie.

  Seine Frau gab ihn noch ein Kuss, auf der Wange, danach ging er zu seinem Wagen, stieg ein und fuhr vom Hof. Seine Frau winkte ihm noch nach, bis er nicht mehr zu sehen war, anschließend machte sie sich wieder auf und kehrte ins Haus zurück. Dort warteten ja auch Tom und Gabriel auf ihr, die beiden hatten den Tisch auch schon abgedeckt, denn sie wollten ihre Mutter eine Freude machen. Doch dabei ist Gabriel leider der Honigtopf auf dem Boden gefallen und war so zerbrochen. Da Gabriel ein bisschen Angst vor seiner Mutter hatte, schob er den kaputten Topf unter der Anrichte, die sich in der Küche befand. Tom der seinen Bruder nicht verpfeifen wollte, half ihn dabei, das zu vertuschen. Er schob, so gut es nur ging, die Reste unter der Anrichte und so war fast gar nichts mehr zusehen.

  „Oh! Wie sieht es hier schon so sauber aus? Das habt ihr aber gut gemacht“, meinte die Mutter, denn sie wollte die beiden mal loben.

  „Mutter, das war Tom seine Idee, ich habe ihn nur dabei geholfen!“, erwiderte Gabriel daraufhin.

  „Denkt ihr auch noch daran, dass ihr euch um die Tiere kümmern müsst, bevor ihr zur Schule geht“, erinnerte die Mutter den beiden daran.

  „Ja, wir machen es sofort Mutter!“, antwortete Gabriel.

  „Tom, gehst du mit Qualm raus? Und ich, gehe hinüber zum Stall und füttere die Tiere“, machte Gabriel seinen Bruder den Vorschlag.

  „Aber Gabriel! Morgen bist du mal an der Reihe, mit Qualm rauszugehen, und ich mache mal morgen die Tiere fertig“, erwiderte darauf Tom.

  Gabriel war schon längst auf den Weg zur Haustür, er rief nur noch.

  „Ja, das können wir ja machen, damit du Ruhe gibst!“

 Doch Gabriel war auch dankbar, dass Tom seinen Mund gehalten hatte und die Mutter nichts verraten hatte, was mit dem Honigtopf geschehen war und wo er sich nun befand. Und dafür würde er Morgenfrüh auch mit Qualm raus gehen, ohne viel Lärm darum zu machen, denn Tom hatte jetzt was gut bei ihm. Gabriel wusste zwar, dass es irgendwann herauskam, aber das stand auf ein anderes Stück Papier und daran wollte er auch zurzeit gar nicht denken. Als Gabriel nun draußen vor der Tür war, lief er über den Hof in Richtung Stall, vorbei an den alten Brunnen, der sich mitten auf den Hof befand. Gabriel schaute die ganze Zeit auf den Boden und nahm schließlich einen kleinen Stein von Boden auf, diesen warf Gabriel beim Vorbeigehen hinein und er zählte die Zeit, wie lange der Stein brauchte, bis er auf die Wasseroberfläche aufschlug und er so das Geräusch hörte.

  „Komisch, gestern waren es weniger Sekunden, die ich gezählt habe, als heute“, sagte er zu sich.

  Er drehte sich, noch einmal zum Brunnen um und lief weiter hinüber zur alten Scheune. An der Scheune angekommen, blieb er noch eine kurze Zeit vor der Scheune stehen und schaute sich, das alte Scheunentor an und sagte.

  „Hier müsste Vater, auch mal was dran machen“, denn er musste, seine ganze Kraft anwenden, damit er das Tor aufbekam.

  Das Tor war ein bisschen verklemmt gewesen, denn in der Nacht zuvor, war es ein wenig windig gewesen und hatte das Tor verkantet, auch ein paar Bretter, waren dabei losgegangen und hingen dort lose herunter.

  „Die Bretter, wollte Vater auch schon längst mal nachgesehen haben und mit längeren Nägeln wieder angenagelt haben“, redetet Gabriel vor sich hin. „Damit wir es leichter haben, hier reinzukommen“, murmelte er weiter, als er in die Scheune eintrat. „Guten Morgen, Frieder und Hanna!“, begrüßte er die beiden Ziegen. „Na, habt ihr gut geschlafen?“, fragte er weiter. „Könnt ihr mir mal sagen, wo sich schon wieder Anton, der dumme Hahn versteckt hat. Aber nein, ihr könnt ja nicht sprechen und ich verstehe eure mäh Sprache ja sowieso nicht.“

  Gabriel streichelte die Ziegen noch ein wenig, denn das mochten sie gern haben, sie wandten sich auch nicht früher von ihm ab. Danach drehte Gabriel sich um und fütterte die anderen Tiere weiter und machte den Stall ein wenig sauber, anschließend fuhr er den Mist nach draußen zum Misthaufen. In der Zwischenzeit war Tom auch schon mit Qualm draußen gewesen, er war auch kurz darauf wieder in der Küche und saß bei seiner Mutter am Küchentisch.

  „Du warst aber nicht lange mit Qualm draußen?“, fragte seine Mutter.

  „Nein war ich nicht!“, antwortete Tom kleinlaut und sagte weiter. „Er wollte nicht mehr, ihn war es kalt dort draußen.“

  Dieses war Tom seine Ausrede immer, denn er ging nicht gern allein mit Qualm nach draußen.

  „Wann steht eigentlich unsere Schwester Kim auf?“, fragte er seine Mutter empört, um sie abzulenken. „Ich habe es noch nicht einmal gesehen und mitbekommen, dass sie uns geholfen hat? Außerdem wohnt Kim doch auch hier!“

  „Ach Tom, sie ist doch noch klein!“, meinte seine Mutter darauf.

  „Oder spielt sie hier nur die feine Dame?“, fragte Tom verärgert. „Kim kann doch auch mithelfen Mutter!“

  „Ach Tom, das musst du nicht so sagen, Mädchen machen sich nicht viel aus Landarbeit“, antwortete seine Mutter darauf, so wollte sie ihn ein bisschen beruhigen.

  „Mutter man darf doch wohl auch mal schimpfen und seine Meinung sagen! Und noch was, es wird auch Zeit, dass Kim aufsteht, sonst schafft sie es noch nicht einmal, sich anzuziehen, und zur Schule zu gehen.“

  „Du hast recht!“, sagte seine Mutter und rief etwas lauter. „Kim, stehst du jetzt auf? Es wird Zeit, du kommst sonst zu spät zur Schule!“

  „Ich komme ja schon, ich bin doch schon auf dem Weg“, rief sie mit lauter Stimme, aus ihrem Zimmer zurück.

  Obwohl sich das Zimmer untern Dach befand, konnte man sie gut verstehen. In der Zwischenzeit war auch Gabriel wieder in der Küche gekommen. Stellte sich neben den Tisch und schaute seine Mutter an. Seine Augen wurden immer größer und seine Augenbrauen zogen sich immer höher in seine Stirn hinein. Anschließend schaute er nach Tom, dann wieder zu seiner Mutter und sprach.

  „Ich glaube es nicht, nein das glaube ich nicht! Wenn ich ein Mädchen sein würde, brauchte ich hier nicht zu helfen. Mutter, du kannst Vater mal fragen, ob ihr mich nicht wieder zurückverwandeln könnt, und dann komme ich als Mädchen zur Welt“, sagte Gabriel.

  Gabriel hatte es mitbekommen, was seine Mutter über Mädchen gesagt hatte, und war jetzt darüber verärgert.

  „Ich weiß gar nicht, was ihr immer habt?“, fragte seine Schwester, als sie die Treppe herunterkam und es auch mitbekommen hatte. „Und außerdem, lass uns heute Abend weiter diskutieren, jetzt müssen wir los“, sagte sie und sagte weiter. „Nehmt lieber eure Schultaschen und lass uns gehen.“

  „Kim, du hast ja noch nichts gegessen?“, fragte die Mutter.

  „Ich bekomme in der Schule zum Mittag und ich habe ja auch noch meinen Apfel, von gestern in meiner Schultasche“, antwortete sie auf das, was ihre Mutter ihr gefragt hatte.

   „Ich glaube, du tust gar nicht richtig essen?“, sagte die Mutter ihr noch einmal. „Sonst hättest du ja, auch deinen Apfel von gestern schon aufgegessen!“

  „Mutter, du brauchst dir keine Sorgen machen, ich werde schon nicht verhungern“, erwiderte Kim.

  Als sie noch so am Diskutieren waren, kamen die drei Kinder und gaben ihre Mutter nacheinander einen Kuss auf der Wange. Anschließend nahmen die Kinder ihre Jacken und ihre Schulsachen und verließen das Haus. Die Mutter brachte sie noch bis auf dem Hof hinaus, dort stand sie nun zusammen mit ihrem Hund Qualm, den sie an seinem Halsband hielt und schaute den drein noch nach.

Als die Kinder sahen, dass der Briefträger Herr Johannsen, mit seinem Fahrrad auf dem Hof gefahren kam, begrüßten sie ihn beim Vorbeifahren recht herzlich.

  „Guten Morgen, Herr Johannsen, geht es ihnen gut?“, riefen sie ihn gemeinsam zu.

  Briefträger Johannsen stieg von seinem alten Fahrrad herunter, stellte sich zu ihnen hin und antwortete.

  „Mir geht es gut, vielen Dank der Nachfrage! Und wie geht es euch drein?“, fragte er jetzt höflich.

  „Uns geht es auch dementsprechend gut!“, sagte Gabriel.

  „Wenn wir bloß nicht zur Schule gehen müssten, dann würde uns es noch besser gehen!“, meinte Tom darauf und lachte.

  „Ja das kenne ich auch meiner Kindheit. Und wenn man jetzt das Wetter so sieht, dann möchte man auch nicht zur Schule, habe ich recht?“, fragte der alte Herr Johannsen.

  „Da mögen Sie recht mit haben, doch unsere Mutter würde uns was anderes erzählen!“, bekam er jetzt von Kim zuhören.

  „Herr Johannsen ihr Fahrrad, hat wohl auch schon bessere Zeiten gesehen?“, fragte Tom ihn, nachdem er sich das Rad noch einmal genau angesehen hatte.

  „Ja ich weiß, das Beste ist davon auch schon ab, es ist eben in die Jahre gekommen. Überall klappert es und rosten tut es auch schon überall, es ist nicht mehr viel von der gelben Farbe zuerkennen“, sagte Herr Johannsen zu den Kindern.                                                              

  „So, doch jetzt muss ich weiter, zu eurer Mutter, ich wünsche euch noch viel Spaß in der Schule!“, sagte Herr Johannsen zu den Kindern und verabschiedete sich von ihnen.

  Kim, Tom und Gabriel drehten sich um und gingen weiter, denn es wurde auch für sie schon höchste Zeit. Sie riefen noch einmal, auf Wiedersehen Herr Johannsen und liefen in Trab weiter, denn es lag ja doch noch ein langer Weg vor ihnen, bis sie in der Schule waren. Herr Johannsen, stieg wieder auf sein altes Fahrrad und fuhr das kurze Stück zur Mutter McCaler, die immer noch auf den Hof stand. Sie war ganz erstaunt, als sie ihn erblickte, denn so früh war der Briefträger noch nie bei ihnen auf dem Hof gewesen, er rief auch schon von weiten.

  „Hallo Frau McCaler, ich bin gleich bei ihnen!“

  Ganz wackelig fuhr er auf das rote Backsteinhaus zu, kurz bevor er es erreicht hatte, stieg er wieder ab und schob das Rad das letzte Stückchen zur Wand. Nachdem er sein Fahrrad an der Hauswand abgestellt hatte, ging er hinüber zu Frau McCaler.

  „Schönen guten Morgen Frau McCaler, ich habe ein Telegramm für Sie und ihren Mann“, sagte er.

  „Ein Telegramm für uns?“, fragte sie ganz erstaunt.

  In der Zwischenzeit hatte Herr Johannsen, seine alte Nickelbrille aus seiner Tasche herausgeholt und sie sich auf seine Nase gesetzt. Er nahm das Telegramm und schaute noch mal nach der Adresse und den Namen.

  „Ja hier stehst! Es kommt aus Hiltonsen und es ist an Sie gerichtet.“

  „Aus Hiltonsen, wieso aus Hiltonsen?“, fragte Frau McCaler jetzt nach.

  „Das weiß ich ja nicht!“, antwortete Briefträger Johannsen.

  „Da wohnt doch keiner aus unserer Familie?“, meinte sie und überlegte.

  Er schaute noch einmal auf das Telegramm, um ganz sicher zu sein und sagte.   

  „Stimmt Hiltonsen!“

  Anschließend gab er das Telegramm ihr in der Hand und ging ein paar Schritte zurück, dabei nahm er seine Nickelbrille, wieder von seiner Nase und steckte diese wieder zurück in seiner Tasche. Mutter McCaler, streifte sich mit der anderen Hand durch ihr langes blondes Haar und zog eine Haarklammer heraus. Damit öffnete sie das Telegramm und lass ganz andächtig, was drinnen stand.

  „Oh mein Gott“, hörte man nur von ihr. „Das darf doch nicht wahr sein!“, seufzte sie und setzte sich auf einer der Treppenstufen vor der Eingangstür.

   „Ist alles in Ordnung Frau McCaler, oder kann ich ihnen irgendwie helfen?“, fragte Herr Johannsen.

  Sie ließ die Haarnadel, die sich immer noch in ihrer Hand befand, aus der Hand gleiten, sodass sie zu Boden fiel. Und senkte ihrer anderen Hand, wo drinnen sich das Telegramm befand, nach unten.

   „Nein-nein, es geht schon wieder!“, antwortete sie auf seine Frage und sagte. „Es ist nur, mein Schwager ist mit seiner Frau, mit dem Auto verunglückt. Damit habe ich jetzt überhaupt nicht gerechnet.“

   „Ist ihnen denn viel passiert?“, fragte Herr Johannsen.

   „Das weiß ich ja nicht, sie liegen beide im Krankenhaus in Hiltonsen. Es steht aber auch nicht nichts weiter drin im Telegramm, sie möchten nur, dass wir uns um ihre Tochter Isabel kümmern.“

   „Wie alt ist denn ihre Nichte, wenn ich mal fragen dürfte?“

  Sie schaute nach oben, überlegte kurz und antwortete ihm auf seine Frage.

   „Ich glaube neun oder wahr es elf Jahre, nein oder ist sie älter, ich weiß es überhaupt nicht jetzt so genau“, meinte Frau McCaler, denn das Telegramm hatte sie ganz durcheinandergebracht.

   „Machen sie sich man nicht so große Sorgen, es wird schon alles wieder gut werden, Frau McCaler“, sagte der Herr Johannsen.

   „Es ist wohl besser, wenn ich mich gleich fertig mache und mich dann auf den Weg begebe und fahre zu der kleinen Isabel“, sagte sie.

   „Wissen Sie denn schon, wann ein Zug fährt?“, fragte Herr Johannsen ihr.

   „Nein, doch bevor ich auf dem Bahnhof bin, das dauert ja auch noch einige Zeit und sonst warte ich auf den Bahnhof, bis der nächste Zug fährt. Seien Sie mir bitte nicht böse Herr Johannsen, wenn ich Sie einfach so hier stehen lasse. Aber jetzt wird es Zeit, dass ich hineingehe!“, sagte sie.

  „Ich bin auf keinen Fall böse“, antwortete er und sagte weiter. „Ich habe dafür volles Verständnis, ich wünsche ihren Schwager und seiner Frau gute Besserung!“

  „Danke schön!“, bedankte sie sich und sagte. „Ich werde es mein Schwager und seine Frau ausrichten Herr Johannsen und vielen Dank noch mal, dass Sie das Telegramm gleich gebracht haben.“

   Er drehte sich um und ging hinüber zu seinem Fahrrad, er nahm es von der Hauswand, anschließend schob er es zwei Meter weiter und stieg auf demselben. Beim Anfahren wackelte das Rad hin und her, denn der Sand war durch die lange Trockenheit ganz schön ausgetrocknet und locker. Dadurch sackte das Fahrrad tief ein und so konnte er auch nur ganz schwer vom Hof fahren. Es sah fast so aus, als ob er umkippte, doch er hatte noch mal Glück gehabt. Er fuhr schon ein paar Meter, als er sich umdrehte und rief.

  „Ich wünsche ihnen noch eine gute Reise und das wir uns bald wiedersehen.“

  Sie hatte es schon gar nicht mehr gehört, denn sie war schon längst ins Haus zurückgekehrt und sprach mit sich selbst. Sie lief über ihren langen Flur hinein ins elterliche Schlafzimmer.

  „Ich weiß gar nicht, wie ich den Kindern Bescheid gebe. Wie komme ich zum Bahnhof, ist in meinem Fahrrad noch genügend Luft?“, über alle diese Sachen sprach sie zu sich selbst. „Als Erstes muss ich ein paar Sachen packen, ich kann ja nicht ohne Nachthemd fahren und ein paar Sachen sollte ich schon mitnehmen“, sagte sie. „Und außerdem muss ich die Kinder benachrichtigen. Ach, ich weiß ja gar nicht, wann der Zug fährt!“

  Sie bemerkte erst jetzt, dass ihr Hund vor ihr saß und sie anschaute und mit dem Kopf hin und her drehte.

  „Ach Qualm, dich hätte ich fast vergessen!“

  „Was mache ich bloß, solange mit dir, bis die Kinder wieder hier sind? Ader da wird mir noch was einfallen und nun schau nicht so traurig drein.“

  Qualm hatte seine Ohren, ganz spitz aufgerichtet und schaute ihr beim Packen zu, sie hatte mittlerweile so viel eingepackt, dass es für drei Wochen Urlaub gereicht hätte. Mittlerweile hatte sie auch alles zusammen, was sie ihrer Meinung nach mitnehmen wollte. Zusammen mit Qualm brachte sie ihre Taschen nach draußen vor die Tür. Nachdem sie ihre Jacke, noch von der Flurgarderobe geholt hatte, lief sie wieder nach draußen. Sie nahm den Haustürschlüssel von der Innenseite der Tür und steckte ihn nach draußen. Danach schloss sie die Tür ab und schaute noch mal zu ihren Taschen, erst jetzt bemerkte sie, dass sie viel zu viel Sachen mitnehmen wollte. Sie öffnete noch einmal die Haustür, schob die Taschen, eine nach der anderen mit ihren Fuß wieder in den Flur. Anschließend ging sie hinein zu den Taschen, bückte sich und nahm nur das Wichtigste, was sie für eine Nacht brauchen würde raus. Danach ging sie wieder nach draußen und verschloss ihre Haustür. Qualm, der draußen unten vor den Treppen wartete, schaute sie ganz verwundert an.

  „Du brauchst mich, gar nicht so anzusehen, du denkst doch bestimmt, die ist vielleicht ein bisschen blöd, was? Du hast ja recht damit! Ich habe Klamotten eingepackt, als ob ich für immer hier wegwollte“, sagte sie zu ihm.

  Qualm stellte seine Ohren, ganz steil nach oben und tat, so als ob er jedes Wort verstanden hatte, er gab nur ein lautes Bellen von sich und wedelte mit seinem Schwanz.

  „Na, dann komm mal mit, mein Guter, ich bringe dich so lange, in den Stall und ich stelle dir auch noch was Feines dort hinein“, sagte sie zu Qualm und sagte noch. „Ein ganz feines Leckerli bekommst du, damit du es, bis die Kinder wieder hier sind, gut hast.“

  Sie nahm Qualm an seinem Halsband und brachte ihn hinüber zum Stall, sie öffnete das große Scheunentor mit aller Kraft und betrat zusammen mit Qualm die Scheune.

  „So mein Guter, ich habe es hier auf dem Boden gestellt und du musst nur so lange allein bleiben, bis die Kinder wieder hier sind.“

  Sie drehte sich um und ging wieder aus der Scheune hinaus und Qualm schaute ihr ganz traurig hinterher, da er ja dort drinnen bleiben musste, als sie die Scheune wieder verließ. Sie verschloss anschließend das Scheunentor hinter sich und vergewisserte sich, ob es auch ordentlich verriegelt war. Danach lief sie hinüber zur Eingangstür, denn dort stand ja noch immer ihre kleine Reisetasche, die sie mitnehmen wollte, statt der großen Koffer. Sie nahm ihre Tasche und schaute sich um, ob sie ihr Fahrrad erblicken konnte. Als sie sich noch so umschaute, sah sie es auch endlich, da stand ihr Rad das sie eigentlich, auch gar nicht vermisst hatte, denn sie fuhr nicht gerne auf dem alten Ding. Doch es nutzte jetzt ja nichts, sie musste damit fahren, ob sie wollte oder nicht, wenn sie nicht laufen wollte. Sie ging zu dem Anbau hinüber und räumte einige Sachen aus dem Weg, damit sie dort überhaupt durchkam. Sie griff nach dem alten Damenrad, das ganz in der Ecke unter den Anbau stand und schob es nach draußen und schaute sich das alte Stück noch mal an und meinte.

  „Na ja! Luft ist ja noch in den Reifen!“

  Sie machte es einigermaßen noch sauber, sodass es von Staub befreit war, anschließend setzte sie sich drauf und fuhr los, in der Hoffnung, dass sie es noch rechtzeitig zum Bahnhof schaffen würde. Sie hatte es fast geschafft, da fiel ihr ein, dass sie einen von ihren Kindern Bescheid geben musste. Frau McCaler wollte gerade umdrehen, da sah sie den Briefträger Herr Johannsen von heute Morgen.

  „Hallo-Hallo, Herr Johannsen!“, rief sie von weiten. „Können Sie mir ein Gefallen tun?“, rief sie ihm fragend zu.

  „Nun halten Sie erst mal an und kommen Sie, ein bisschen dichter, damit ich Sie auch verstehen kann“, meinte er.

  Sie fuhr dichter an ihm heran und als sie den Herrn Johannsen erreicht hatte, stieg sie von ihrem Fahrrad.

   „Und jetzt erzählen Sie mir, was ich für Sie tun kann. Ich habe Sie vorhin nicht verstanden.“

  „Lieber Herr Johannsen, sie müssen mir einen Gefallen tun“, sagte sie zu ihm.

  „Und was soll ich für Sie machen?“, fragte er.

  „Herr Johannsen, würden Sie so freundlich sein und eines von meinen Kindern Bescheid geben, das ich dringend fortmusste!“

  „Sie wissen ja warum und sagen Sie meinen Kindern, dass ich mich beeilen werde und so schnell wie möglich, wieder nach Hause komme! Würden Sie es für mich machen?“                               

  „Ja, das kann ich machen, das hätten Sie mir ja heute Morgen schon sagen können. Dann wäre es, schon erledig gewesen, doch es ist ja nicht so schlimm, ich fahre kurz zurück und erledige das.“

   „Ich hatte es in der Aufregung ganz vergessen!“, sagte sie. „Aber dafür lade ich Sie zum Kaffee ein, wenn ich wieder hier bin.“

   „Ich nehme Sie beim Wort Frau McCaler“, sagte er und sagte weiter. „Denn Ihr Apfelkuchen, der schmeckt ausgezeichnet und auf den möchte ich nicht verzichten.“

  „Das brauchen Sie auch nicht Herr Johannsen, ich werde ihnen Bescheid geben, wenn ich ihn gebacken habe!“, sagte sie, wobei sie auf ihre Armbanduhr schaute. „Oh jetzt muss ich mich aber sputen, sonst versäume ich noch den Zug!“, meinte sie nur noch, als sie es mit ihren Kindern geregelt hatte.

  „Wissen sie denn, wenn der Nächste fährt?“, fragte er.

  In der Zwischenzeit war sie auch schon wieder auf ihr Fahrrad gestiegen und fuhr schon wieder langsam los, sie drehte sich noch einmal um und rief ihm zu.

  „Ich habe noch knapp eine halbe Stunde Zeit Herr Johannsen!“, rief sie.

  Sie legte sich, noch einmal richtig in den Pedalen und fuhr so schnell, wie sie nur konnte, denn sie wollte ja nicht ihren Zug verpassen. Herr Johannsen lehnte sich gegen sein Fahrrad, griff in seine Jackentasche und holte sein Tabaksbeutel heraus. Er nahm mit der anderen Hand seine Pfeife und stopfte sie voll Tabak, dabei schaute er ihr eine ganze Zeit hinterher, als sie die abschüssige Straße hinunterfuhr. Er steckte sich seine Pfeife zwischen die Lippen und murmelte.

  „Die Frauen von heute haben es auch immer nur eilig, die haben auch keine Zeit mehr.“

   Als er so seine Pfeife rauchte, fiel ihn ein, dass er heute normalerweise gar keine Zeit hatte. Er hatte seiner Frau versprochen, dass er sich beeilen wollte und früher nach Hause kommen würde. Denn die beiden hatten heute Hochzeitstag und sie wollten zusammen etwas unternehmen.

  „Das wird sie wohl verstehen, wenn ich es ihr erkläre“, redete er vor sich hin. „Dann will ich auch mal, sonst ist die Schule vorbei, bevor ich da war und die McCaler Kinder, sind schon wieder zu Hause“, sagte er noch.

  Er klopfte den Rest von seinem glühenden Tabak aus seiner Pfeife, pustete die Pfeife noch mal durch, damit sie ganz sauber war, und steckte sie wieder in seine Jackentasche. Anschließend stieg er wieder auf sein gelbes Fahrrad und machte sich auf dem Weg zur Schule, er musste mehrere Straßen durchfahren, damit er zur Schule kam. Auf dem Weg zur Schule, musste er wieder durch die Straßen fahren, wo er am Morgen schon mal durchgefahren war und seine Briefe eingesteckt hatte. Und so musste er sich auch das Geschwätz, von seinem alten Freund Boldie den Metzgermeister anhören. Der stand dort vor seinem Laden, neben seiner Ladentür und rauchte eine Zigarette, denn er hatte gerade eine Pause gemacht. Als er so die Straße entlang schaute, sah er seinen Freund Johannsen wieder zurückkommen.

   „Na, wieder etwas vergessen?“, fragte er scheinheilig und lästerte weiter. „Wohl ein bisschen zu alt, für deinen Beruf!“, hörte Briefträger Johannsen ihn nur rufen.

  „Wenn du, weiter mein Freund bleiben willst? Dann sei lieber leise,“ rief er sein Freund Boldie zu. „Und überhaupt, was geht dir es an? Ich kümmere mich auch schließlich nicht um deine Wurst und sage dir, wie du sie zu machen hast. Es geht dir zwar nichts an, doch ich werde es dir das heute Abend erzählen, wenn du zu mir und meiner Frau zur Feier kommst, dann erzähle ich es dir“, wiederholte er es.

  „So lange soll ich noch warten, da bin ich schon mal gespannt, auf das, was du mir erzählen willst“, meinte sein Freund Boldie noch.

  „So und nun halte mich bitte nicht länger auf“, meinte Briefträger Johannsen.

  Er musste nur noch durch die Lindenallee fahren, bis hin zum Wendehammer, der sich vor der Schule befand, dann hatte er es geschafft. Mittendrin in der Insel befand sich eine Pflanzinsel und in der stand eine uralte Eiche. Außerdem befand sich auch noch eine Sitzbank dort auf der Insel, wo er sich sonst immer zwischendurch ausruhte, wenn er seine Tour machte. So wie jetzt, als er an der Schule angekommen war, stellte er sein Fahrrad an den Baumstamm und ging die paar Schritte, ohne sein Rad weiter, er hatte aber Glück, denn in der Schule war grad große Pause und so musste er nicht in die Klasse von den Kindern. Es herrschte viel Trubel auf den Schulhof, als er denselben betrat. Zwei Schüler hatten sich wegen einer Kleinlichkeit in den Harren, beide Schüler wälzten sich auf den Boden. Einer riss den anderen in die Haare und der biss ihn dafür in seinen Arm. Als die Lehrerin das sah, ging sie dazwischen und nahm die beiden Streithähne auseinander.

  „Guten Morgen Frau McReim! Sie haben hier ganz schon was um die Ohren?“, rief Herr Johannsen ihr zu.

   „Das können Sie laut sagen Herr Johannsen und guten Morgen erst mal. Was führt sie zu uns? Sie kommen doch nicht hier vorbei, umzuschauen wie sich zwei Jungs streiten und schlagen“, meinte die Lehrerin.

   „Nein, ich müsste mal mit eines der McCaler Kinder sprechen“, erwiderte er auf ihrer Frage.

  „Weshalb denn, ist etwas passiert?“  

  „Nein, nichts Schlimmes! Nichts worüber sich die Kinder große Sorgen machen müssten“, sagte er.

  Die Lehrerin Frau McReim, schaute sich auf dem Schulhof um und rief mit lauter Stimme Gabriel seinen Namen. Gabriel saß auf der grünen Bank beim Spielplatz, wo er fast jeden Tag saß, wenn das Wetter es zu ließ und heute war so ein Tag. Als er so dort saß und seinen Kopf in Nacken geworfen hatte, er ließ sich so die Sonne in seinem Gesicht scheinen, denn es tat so richtig gut. Doch als er seinen Namen hörte, schaute er in der Richtung, woher er gerufen wurde, als Herr Johannsen sah, dass Gabriel aufschaute, rief er.

   „Kommst du mal her Gabriel, ich muss dir was Wichtiges mitteilen.“   

Gabriel stand sofort auf und lief auch gleich zu Herrn Johannsen und zu seiner Lehrerin hinüber. Als er bei den beiden angekommen war, fing Herr Johannsen auch gleich an zu erzählen.

  „Eure Mutter schickt mich, ich soll euch ausrichten, dass sie dringend, weg musste und dass sie versuchen wollte, morgen Abend wieder zu Hause zu sein.“

  „Wo ist sie denn hin?“, fragte Gabriel.

  „Dein Onkel und Tante, hatten einen Unfall! Deine Mutter ist zu ihnen ins Hospital gefahren.“

  „Weiß mein Vater schon davon?“, fragte Gabriel ihn.

  „Das weiß ich jetzt auch nicht, das ist doch jetzt auch erst mal egal, deine Mutter sagte nur noch, du sollst dich um deine Geschwister kümmern, bis dein Vater wieder von der Arbeit zu Hause ist und ihr sollt euch keine Sorgen machen.“

  „Hat sie denn noch etwas gesagt?“, wollte Gabriel wissen.

  „Nein hat sie nicht! So jetzt wird es für mich auch Zeit, dass ich weiterkomme, denn meine Arbeit erledigt sich auch nicht von allein“, sagte Herr Johannsen.

  „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag“, sagte die Lehrerin und gab Herrn Johannsen ihre Hand zum Abschluss. „Oh ich hätte, das wichtigste ja fast vergessen! Einen herzlichen Glückwunsch, wünsche ich Ihnen und Ihrer Frau.“

  Damit hatte er nun aber nicht noch gerechnet und bedankte sich bei ihr, danach drehte er sich um und machte sich auf dem Weg zu seinem Fahrrad. Auf dem halben Weg hielt er noch mal an, schaute noch mal zurück und rief zu ihr rüber.

  „Wenn Sie wollen, können Sie und ihr Mann heute Abend zu unserer Feier kommen, Sie sind herzlich eingeladen.“

   „Vielen Dank“, erwiderte sie und rief. „Wir werden pünktlich dort sein und vielen Dank für ihre Einladung.“

„Aber jetzt muss ich mich sputen“, sagte Herr Johannsen zu sich selbst.

  Er ging hinüber zu seinem Fahrrad, stieg auf und fuhr davon und verrichtete weiter seine Arbeit. Die Lehrerin, legte indessen ihren Arm auf Gabriel seine Schulter und sagte zu ihm.

  „Mache dir man keine Sorgen, es wird schon wieder alles gut werden und morgen Abend ist eure Mutter auch wieder da Heim. Komm, gehe deine Geschwister Bescheid sagen, danach kannst du ja wieder zu mir zurückkommen“, sagte sie zu Gabriel.“

  „Ja das werde ich machen!“, antwortete er und weiter sagte er. „Das könnte ich eigentlich machen, noch sind sie ja, auf den Pausenhof und ich muss nicht hinter ihnen herlaufen.“

  Gabriel sah sich da draußen um, ob er seine Geschwister irgendwo sah, und tatsächlich sah er sie dort, sie waren beide bei der alten Schaukel und schaukelten, er lief auch gleich mit großen Schritten zu ihnen hinüber.

  „Tom und Kim kommt mal her, ich muss euch was Wichtiges erzählen!“, rief er ganz aufgeregt.

  „Wieso kommst du nicht zu uns?“, rief Kim ihren Bruder fragend zu.

  „Das ist doch egal, kommt endlich her“, rief Gabriel zurück.

Nach längeren zögern, liefen sie doch beide zu Gabriel hinüber.

  „Das hätte ich euch auch nur geraten!“, sagte Gabriel jetzt zu ihnen.

  „Los sagt schon, was ist los, warum mussten wir hier antanzen?“, fragte Tom.

  „Unsere Mutter, hat uns eine Nachricht zukommen lassen, durch Herrn Johannsen.“

  „Und was will Mutter denn von uns?“, wollte Kim nun wissen.

  „Sie kommt morgen irgendwann wieder nach Haus und solange müssen wir mit Vater allein bleiben“, erzählte Gabriel ihnen.

  „Aber wo ist sie denn hin?“, fragten beide Gabriel gleichzeitig.

Und so erzählte Gabriel von dem Unfall und dass sie sich keine Sorgen machen sollten um ihr.

  „Also müssen wir uns, nach der Schule zusammentun und darüber sprechen, wer zu Haus was machen wird“, meinte Gabriel, wobei er seine Geschwister anschaute.

  „Ist das alles, und können wir jetzt wieder gehen?“, pflaumte Kim ihren Bruder an.

  „Na schön, dann geht doch, wir sprechen nach der Schule“, meinte Gabriel noch und lief wieder hinüber zu seiner Lehrerin.

  „Hast du gehört, wie der sich aufspielt!“, meinte Kim zu Tom.

  „Ach lass ihm doch, er will ja nur das Beste, lass uns lieber noch ein wenig Schaukeln gehen“, sagte darauf Tom.

  „Oh ja! Das bringt auch viel mehr Spaß, als wenn man sich auch noch Gedanken machen muss, was heute Nachmittag sein wird“, kam jetzt noch von Kim.

  Gabriel der in der Zwischenzeit, wieder zu seiner Lehrerin gelaufen war, setzte sich neben ihr hin. Denn sie hatte sich auch hingesetzt, als Gabriel bei seinen Geschwistern war.

  „Na, alles in Ordnung?“, fragte sie ihn auch gleich, nachdem er dort saß.

  „Wie man’s nimmt! Ich habe ihnen alles erzählt und habe ihnen auch erzählt, dass wir uns über Hausarbeit unterhalten müssen. Doch davon waren sie nicht so begeistert“, meinte Gabriel.   

  „Du wirst es schon meistern Gabriel, da kann sich deine Mutter drauf verlassen“, sagte seine Lehrerin zu ihm. „Und allzu lange, ist es ja auch nicht und macht doch nur das notwendigste, dann brauchst du dich auch nicht ärgern“, gab sie ihn noch den Rat. 

„Wir reden und reden, und ich vergesse, dass die Pause schon längst vorbei ist“ fügte sie noch hinzu, nachdem sie gesehen hatte, dass die Kinder alle hineinliefen.

  „Das macht doch nichts“, sagte Gabriel.

Sie stand auf, klatschte ein paar Mal in ihren Händen und rief dazu.

  „Hallo, auch die letzten Kinder müssen wieder rein, die Pause ist schon längst vorbei.“

  „Oh schade!“, riefen die Kinder gleichzeitig, sie hörten sofort auf mit dem Spielen und gingen zur Lehrerin.

  Zusammen mit ihren Schülern lief sie hinein in ihre Klasse. Doch es viel hier ja auch gar nicht auf, wenn sie länger Pause machten, denn Frau McReim war hier die einzige Lehrerin. Es waren auch nicht so viele Kinder im Klassenzimmer es waren ja mehrere Klassen in einen Raum, bei Gabriel waren es nur acht mit Schüler und wenn die ihre Aufgaben gut gemacht hatten, dann durften sie auch schon mal, früher nach Haus gehen. So wie heute, heute hatte die Lehrerin Gabriel seine Klasse, zwei Stunden früher nach Haus geschickt. Gabriel machte sich gleich, auf dem Heimweg, denn er wollte für sich und seinen Geschwistern etwas zum Essen vorbereiten. Da es aber ein schöner Sommertag war, ließ er sich auch viel Zeit auf seinen Heimweg. Er musste jeden Tag auf dem Heimweg einen sandigen Feldweg gehen und immer wieder hatte er seine Schuhe voller Sand. Er zog seine Schuhe immer wieder aus und schüttelte den Sand aus seinen Schuhen aus. Bis er nach einiger Zeit, genug hatte und er zog seine Schuhe ganz aus und befestigte sie an der Seite von seiner Schultasche. Danach zog er auch noch seine Strümpfe aus und lief so barfuß weiter. Er überlegte und überlegte, jetzt musste er sich nur noch was einfallen lassen, was er seine Geschwister auf dem Mittagstisch decken konnte.

   „Ich darf bloß nicht die Tiere vergessen, sonst gibt es Ärger!“, sagte er vor sich hin.

  Als er so da lief, sah er links und rechts am Sandweg hübsche Blumen stehen und so,

entschloss er sich, ein paar für seine Mutter und für seine Ziegen zu pflücken, denn seine Ziegen, mochten auch gerne frische Blumen. Seine Mutter hatte mal zu ihm gesagt, durch die Blumen, würden sie viel mehr Milch geben. Ihn war es normalerweise egal, er wollte seine Mutter und den Ziegen nur eine Freude machen und so pflückte er einen ganzen Arm voller Blumen, bis er kurz vor dem Calerhof war. Nachdem er zu Hause angekommen war, lief er zuerst zur Eingangstür und legte ein paar Blumen dort ab. Die wollte er später mit reinnehmen, doch erst wollte er zu seinen Tieren in den Stall gehen. Denn er hatte auch damit gerechnet, dass Qualm dort drinnen war, denn wo sollte er sonst auch sein. Seine Mutter hatte Qualm bestimmt nicht, allein im Haus zurückgelassen dachte er. Bevor er aber losging, schnallte er auch seine Schultasche ab und stellte sie neben den Blumen vor der Tür ab. Danach machte er sich langsam auf dem Weg, in Richtung Stall, wo er ja seine restlichen Blumen hinbringen wollte. Als er so über den Hof lief, hörte er auf einmal Stimmen und so schaute er sich um und rief.

   „Hallo ist da wer?“, doch es kam keine Antwort.

  Obwohl er stehen geblieben war und lauschte, konnte Gabriel aber nicht feststellen, woher das Gerede gekommen war, und so lief Gabriel langsam weiter über dem Hof, um so rauszufinden, woher dieses Murmeln und Sprechen her kam. Als er noch so da lief und sich dort draußen umschaute, sagte er auf einmal.

  „Was ist das denn, wer hat denn die ganzen Steine wieder aus den Brunnen geworfen?“

  Die Steine lagen um den ganzen Brunnen herum, es waren all die Steine, die Gabriel in der ganzen Zeit, hineingeworfen hatte.

  „Wer mag das denn bloß gewesen sein?“, fragte er sich selbst. „Die habe ich doch Tage lang hineingeworfen und alle Steine liegen fast auf einen Haufen“, redete er weiter vor sich hin.

  Als er noch so dastand, sah er auf einmal, wie wieder ein Stein aus den Brunnen rausflog und so sagte er.

  „Oh-je! Da kommt schon wieder einer, ich werde die Sache auf den Grund gehen.“

  Er ging langsam näher in gebückter Haltung an den Brunnen heran, es flogen immer mehr Steine aus den Brunnen nach oben, doch Gabriel wollte wissen, wer sie daraus warft. Und nach einer längeren Pause, da keine Steine mehr hochgeworfen wurden, legte Gabriel seine Hände, auf den Rand des Brunnens und zog sich langsam über denselben. Da Gabriel aber noch nicht so viel erkennen konnte, zog er sich noch weiter über den Rand. Er wollte noch besser hineinsehen können, denn er war neugierig und wollte auch wissen, wer da unten war, der seine Steine wieder nach oben warf. Er schaute gerade ein bisschen genauer hin, da passierte es, es kam ein Stein angeflogen. Als Gabriel noch so dort hineinschaute, traf ein Stein Gabriel an seinem Kopf. Gabriel schrie auf und verlor dabei seinen Halt und stürzte in den Brunnen, beim Fallen kam ihn es vor, als nehme es gar kein Ende, als ob er nie unten ankäme, so lange hatte es gedauert. Er konnte immer noch gar nichts erkennen, was da unten war und wer da unten sein Unwesen trieb. Doch man hörte auf einmal nur einen dumpfen Aufschlag und einen kurzen Aufschrei, eine ganze Zeit lang hörte man keinen Ton mehr. Danach hörte man ein leises Stöhnen, so wie ein Wimmern eine Zeit lang und dann hörte man überhaupt nichts mehr. Doch aus einer Ecke im Brunnen kamen merkwürdige Laute, aber die konnte man nicht so erkennen und zuordnen.

  „Uh!“, murmelte nur die Stimme. „Ich habe was getroffen und jetzt ist es gefallen, in mein Loch!“, sagte eine Stimme und sagte weiter. „Ich werde es mal leuchten, lassen, dann kann ich es besser sehen.“

  Das Wesen, nahm zwei Steine auf, die dort unten lagen, und rieb sie aneinander, bis sie leuchteten. Der rote Lichtschein, erleuchtete den ganzen Brunnen, oder vielmehr den ganzen Tunnel.

   „Oh! Ein Erdbein habe ich geholt!“, sagte die Stimme.

   „Muss ich gleich verstecken, bevor Lilo kommt, muss Lilo nicht wissen, nehmt mir nur Erdbein wieder weg“, sagte das Wesen, was dort unten war.

  Von weiten, hörte man auch schon andere Stimmen kommen und die nach ihn riefen.

  „Bulu, wo bist du schon wieder?“, hörte man eine Stimme aus weiter Ferne rufen.

  „Wir werden dich schon finden, du kannst dich nicht vor uns verstecken, wir finden dich doch!“, rief eine andere Stimme.

  „Du kannst ruhig nach mir suchen, du findest mich doch nicht gleich“, rief Bulu leise und meinte. „Und außerdem, immer wenn ich etwas gefunden habe, dann kommt der Lilo daher und will mir es wegnehmen, das ist doch so was von gemein.“

  Aber damit er Ruhe hatte, rief das kleine Wesen zurück, denn er wollte auch kein Ärger mit Lilo haben.

„Hier bin ich Lilo, hier bin ich!“

   Aber da es da unten so dunkel war, dauerte es eine ganze Weile, bevor Lilo dort war. Da Bulu noch Zeit hatte und Lilo noch nicht zusehen war, versuchte er Gabriel dort unten zu verbergen, er wollte sich ihn nicht von Lilo wieder wegnehmen lassen.

Und da kam Lilo auch schon angelaufen, er hatte noch zweit weitere Artgenossen im Brunnen dabei. Es war Meiler und Tolo, außerdem war da auch noch ein fliegendes Geschöpf, es handelte sich um Sieta. Sie sah aus wie eine Libelle, aber es hatte drei Fühler und acht Flügeln besaß es, außerdem leuchtete sie gelb mit Blau so wie grün und war in etwa dreißig Zentimeter lang. Als sie nun alle Bulu erreicht hatten und auf einen Haufen standen, sagte Lilo.

  „Da bist du ja, wir haben dich schon überall gesucht, du sollst nach Toma kommen. Er möchte mit dir sprechen!“, sagte Lilo. „Was machst du hier überhaupt?“, fragte er ihn weiter.

  „Ich werfe nur Steine, wieder ins Himmelland zurück, die hier runtergekommen sind.“

  „Komisch! Was gehen uns die blöden Steine an?“, fragte Lilo und sagte weiter. „Lasst die dummen Steine sein und komm mit zu Toma.“

  „Ihr könnt ja schon vorgehen, ich komme gleich nach“, machte Bulu ihnen den Vorschlag.

   „Was verbirgst du denn da in der Ecke?“, wollte Lilo von ihm wissen.  

   „Ich verberge gar nichts hier, ich bin hier nur in der Ecke, damit ihr mehr Platz habt,“ antwortete er.

  Dabei stieß er, immer mit seinem linken Fuß, gegen einen Stein, der dort auf dem Boden lag.

  „Du hast doch was zu verbergen, stimmst? Lass mich mal sehen?“, sagte Lilo.

  „Nein-nein…., da ist nichts! Glaube es mir doch!“, antwortete Bulu und versperrte Lilo den Weg.

   Doch Lilo hatte es doch geschafft, an ihm vorbeizukommen, und was sie da sah, gefiel ihm überhaupt nicht.

  „Oh nein, ein Erdbein!“, rief Lilo.

  „Was hast du da nur gemacht Bulu?“, sagte jetzt Meiler.

  „Was sollen wir nur machen?“, sagte Sieta daraufhin, nachdem sie es auch gesehen hatte.

  „Der sieht aber nicht mehr ganz heil aus“, sagte Tolo.

  „Ich habe, gar nichts, geh-geh gemacht, hab nur Stein geworfen, da kam Erdbein von oben“, sagte Bulu ganz verstört.

  Als Lilo sich Gabriel so angeschaut hatte und feststellen musste, dass er ganz schön mitgenommen aussah, fragte sie Sieta, ob sie ihn helfen könnte. Sieta flog zu Gabriel hinüber und was sie da sah, war gar nicht so gut anzuschauen.

  „Na Sieta, kannst du dem Erdbein helfen?“, fragte Lilo, nachdem er sich ihn genauer angeschaut hatte.

  Überall hatte Gabriel, Platzwunden und Schürfstellen, außerdem hatte er auch noch einen offenen Beinbruch. Sein ganzer Körper sah kaputt aus, außerdem war er nicht bei Bewusstsein.

  „Ich werde es versuchen und hoffe, dass ich es schaffe ihn zu helfen“, sagte Sieta und fügte noch hinzu. „Doch ich kann es nicht versprechen!“

  Das fliegende Insekt, flog kleine Kreise über Gabriel sein Körper und summte eine Melodie, die man aber nicht verstehen konnte. Dieses wiederholte sie, ein paar Mal und summte immer wieder die Melodie.

  Gabriel hatte von allen dem nichts mitbekommen, er war immer noch nicht bei Bewusstsein. Nach einer ganzen Weile hörte sie auf zu fliegen und ließ sich langsam auf Gabriel herunter schweben. Sie kniete auf seinen Oberkörper und sprach eine Zauberformel.

 

                                 „Mir, mir Meler du, 

                                 keiner hört und schaut mich zu,

                                 wie ich dich zurückholen tu.

                                 Alle Brüche diese gleichen,

                                 sollen mit den Schmerzen weichen,

                                 und das Leben wird dich erreichen.“

 

  Als Sieta fertig war, sah Gabriel aus, als wäre nie etwas passiert mit ihm. Danach flog Sieta hinüber zu Lilo und sagte zu ihm.

   „Lilo, wir müssen ihn von hier fortbringen, denn das schwarze Monster aus der Schattenwelt, wird ihn sonst holen“, sagte Sieta.

  „Du hast recht Sieta“, antwortete Lilo und meinte. „Wir bringen ihn zurück nach Himmelsland.“

  „Meiler und Kalmar fast ihr ihn an den Füßen an, ich und Bulu, wir nehmen die Arme.“, machte Sieta den Vorschlag.

  „Aber vorsichtig! Nicht dass wir ihn wieder beschädigen!“, sagte Lilo daraufhin.

  Gesagt getan, sie nahmen Gabriel hoch und trugen ihn davon. In der einen Hand trugen sie Gabriel und in der anderen Hand hielten sie eine Fackel, um sich den Weg zu erleuchten. Und so verschwanden sie mit Gabriel in der Dunkelheit, in einen unterirdischen Tunnel.

   Die Geschwister von Gabriel, Tom und Kim hatten in der Zwischenzeit auch schon die Schule aus und waren auch nach Hause gekommen. Als sie nun vor der Haustür standen, sahen sie aber nur die Blumen, die vor der Eingangstür lagen und die Schultasche von Gabriel stand daneben. Und als sie hinüber schauten zum Scheunentor und sahen, dass dieses auch noch verschlossen war, fingen sie an nach ihn zurufen. Doch da keine Antwort von Gabriel kam, hatten sie beschlossen, nach ihm zu suchen. Tom schickte Kim hinüber zur Scheune, sie sollte dort nach Gabriel suchen. Er selbst wollte im Haus nachsehen, danach wollten sie sich wieder vorm Haus treffen, so hatten sie es ausgemacht.

  Kim lief auch gleich zur Scheune und schaute in jede Ecke, doch sie konnte ihn nicht finden, danach machte sie sich auf dem Weg nach draußen. Sie sah sich dort auf draußen auf dem Hof noch ein wenig um. Tom war in der Zwischenzeit dabei und durchsuchte, das ganze Haus, aber auch er blieb ohne Erfolg und so ging auch er wieder hinaus nach draußen, zu Kim.

  „Wir können höchstens noch am See nach sehen“, machte Tom den Vorschlag.

  „Ja, lass uns schnell dorthin laufen!“, stimmte Kim ihr Bruder Tom zu.

  So machten sie es auch und liefen hinüber zum See, doch auch dort war niemand, außer der alte Kalle, der mal wieder versuchte einen Fisch, zu fangen. Seit Jahren waren keine Fische in diesen See, aber davon wollte er nichts wissen und er ging immer wieder hier her, in der Hoffnung irgendwann einen zu fangen. 

  „Komm, lass uns Kalle fragen, ob er Gabriel gesehen hat“, schlug Tom vor.

  Und zusammen mit seiner Schwester lief er zu den Alten hinüber, um ihn zu fragen.

  „Einen schönen Guten Tag wünschen wir ihnen, Herr Kalle!“

  „Ich euch auch!“, erwiderte der Alte. „Ihr könnt hierbleiben, aber ihr müsst leise sein, sonst verjagt ihr mir noch die Fische“, sagte er noch zu ihnen.

  „Nein, wir haben keine Zeit!“, antwortete Kim daraufhin.

  „Wir wollten nur mal etwas fragen, ob sie vielleicht unseren Bruder Gabriel gesehen haben?“, fragte Tom.

  „Nein Kinder, das habe ich nicht, ich bin schon seit heute Morgen hier, bei mir war noch niemand“, antwortete er.

  „Komm Tom, lass uns wieder nach Haus gehen und dort noch mal alles nach sehen“, meinte Kim. „Und vielleicht ist Gabriel auch schon wieder zu Haus!“, sagte Kim weiter.

  „Na schön! Dann lass uns losgehen“, meinte Tom und wünschte den Alten einen guten Fang, obwohl Tom wusste, dass der Alte kein Fisch fangen würde.

  „Vielen Dank!“, erwiderte der Alte und sagte. „Viel Glück dabei, dass ihr euern Bruder bald gefunden habt.“

  Kim und Tom liefen so schnell, sie nur konnten, wieder nach Hause und obwohl sie überall nach ihn gesucht hatten, sie schauten überall ein zweites Mal nach. Sie riefen immer wieder seinen Namen und schauten noch mal in jedes Zimmer.

  „Komm wir schauen noch mal in der Scheune nach!“, sagte Tom zu Kim.

  „Tom, ich war doch schon in der Scheune, da war er auch nicht“, meinte darauf Kim.

  „Das ist doch egal! Wir können doch lieber noch mal nachsehen. Er kann ja nicht, von Erdboden verschluck sein“, kam es jetzt von Tom.

  „Vielleicht hat er sich auch nur versteckt und wir sollen ihn suchen“, sagte Kim.

  Beide liefen aus dem Haus und ließen die Eingangstür hinter sich zufallen und rannten gemeinsam über den Hof zur Scheune, sie öffneten gemeinsam das große Scheunentor und traten ein.

  „Schau mal, wer da liegt, unser lieber Bruder Gabriel!“, sagte Tom und meinte. „Wir machen uns Sorgen um ihn und der schläft hier wie ein Murmeltier im Stroh.“

  „Das ist komisch! Vorhin war er noch nicht hier“, antwortete Kim jetzt ganz verdutzt.

  „Bestimmt war er hier!“, meinte Tom. „Du hast ihn bestimmt nur übersehen.“

  „Nein das habe ich nicht!“, sagte sie böse.

  „Das macht doch jetzt auch, nichts, wie haben ihn ja wieder gefunden“, meinte Tom darauf.

  Doch da Gabriel sich immer noch nicht gerührt hatte, ließ Kim sich etwas einfallen.

  „Na warte den werde ich helfen!“, kam es über Kim ihre Lippen und schnappte sich zwei leere Blecheimer, hob sie hoch in die Luft und warf sie zu Boden.

  Es machte so ein Lärm, dass er davon schlagartig wach wurde und wusste gar nicht, was über ihm kam.

  „Was ist denn hier los?“, fragte Gabriel erschrocken und schaute seine Geschwister ganz böse an.

  „Wir suchen dich überall und du machst hier dein Nickerchen!“, schimpfte Tom.

  „Tom und wir haben die ganze Zeit nach dir gerufen und gesucht“, erzählte Kim Gabriel.

  „Das tut mir ja auch leid, ich wollte nur die Tiere zu fressen geben, ich muss mich wohl hier hingelegt haben und bin eingeschlafen“, antwortete er und sagte noch mal. „Es tut mir leid! Ich wollte nicht, dass ihr euch meinetwegen Sorgen macht.“

  „Du hast aber nur geschlafen und deine Arbeit hast du noch nicht verrichtet?“, fragte Tom.

   „Nein, ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich was getan habe“, meinte Gabriel und überlegte.

  „Das muss wohl denn so sein! Doch warum fressen sie denn alle und warum, sind auch alle sauber?“, fragte Tom und lachte dabei.

   „Hört zu ihr beide, ich kann mich gar nicht daran erinnern. Ich schaffe es meine Arbeit sogar in Schlaf zu verrichten“, kam es aus Gabriel sein Mund.

  Kim reichte ihren Bruder, ihre Hand und zog ihn hoch.

  „Kommt und lass uns ins Haus gehen! Ich habe auch schon Hunger und wir müssen doch auch noch unsere Schulaufgaben machen“, sagte Kim zu den beiden.

  Zusammen verließen Sie die Scheune und als sie draußen waren, verschlossen sie gemeinsam das Scheunentor. Die drei legten ihre Arme über ihre Schultern und liefen so hinüber zum Haus, sie machten immer drei Schritte vor und zwei zurück. So kamen die drei zwar nur langsam voran. Es war ihnen auch egal, wenigsten sie hatten viel Spaß dabei, sie lachten und freuten sich. Da Gabriel sich so wie so an gar nichts mehr erinnern konnte, was mit ihm geschehen war, lief der Tag für die Kinder normal weiter. Er hatte auch nicht mitbekommen, dass die Wichtel für ihn, die Tiere gefüttert hatten. Sie wollten es so wieder gut machen, was Bulu angerichtet hatte. Die Kinder sprachen ein paar Mal noch über ihre Mutter, ob sie wo dort sei und wenn sie wieder zurückkäme. Am Abend hatten sie alles vorbereitet für Abendessen und warteten nur noch auf ihren Vater. Als er endlich kam, nahm sie ihn zusammen in Empfang und brachten ihn zur Küche. Er war ganz erstaunt, was die Kinder alles gemacht hatten. Und als sie alle am Tisch saßen, erzählte Gabriel, wo die Mutter hin sei, und was geschehen war.

 

  Ihre Mutter kam erst sehr spät, mit dem Zug in der großen Stadt an, sie war auch ganz geschafft von der langen Fahrt mit dem Zug. Aber es nützte ihr nichts, sie musste ja noch zu Fuß weiter und sie wusste überhaupt nicht, wo das Hospital war. Sie hatte Glück, auf der anderen Straßenseite lief ein junges Pärchen, das sie anredete und fragte.

  „Entschuldigen Sie bitte! Können Sie mir sagen, wo es hier zum Hospital geht?“

  „Ja!“, antwortete der junge Mann. „Das kann ich Ihnen gerne erklären“, meinte er noch.

  Doch da fuhr ihn seine Freundin dazwischen und sagte.

  „Liebe Frau, Sie wollen doch nicht so spät, dort allein hinlaufen. Hier laufen doch, viel zu viele Betrunkene herum. Nicht das ich Sie jetzt Angst machen wolle, doch man weiß nie so genau! Und deshalb habe ich und mein Freund uns überlegt, dass wir Sie ein Stück begleiten könnten. Da wir sowieso den gleichen Weg haben“, sagte sie und zwickte ihn in seinen Arm.

  „Stimmt!“, sagte er jetzt ganz erschrocken.

  „Sie brauchen nicht meinetwegen mitkommen, wenn Sie nicht in diese Richtung müssen.“

  „Nein! Das ist auch nicht so“, sagte er.

  „Na denn, vielen Dank im Voraus“, sagte Frau McCaler.

  Der junge Mann zeigte mit seiner Hand, in welcher Richtung, die sie gehen mussten und zusammen liefen sie los. Als sie einige Schritte gelaufen waren, stupste die junge Frau ihren Freund an und nickte mit ihrem Kopf auf die Tasche von Frau McCaler, es sollte heißen, dass er die Tasche ihr abnehmen sollte.

  „Was soll das?“, fragte er nur und sagte jetzt weiter. „Ach so! Ja jetzt weiß ich.“

  „Entschuldigen Sie bitte!“, sagte er zu Frau McCaler. „Wenn Sie erlauben, würde ich Ihnen ihre Tasche abnehmen, dann haben Sie es leichter und brauchen nicht so schwer zu tragen.“

  „Vielen Dank! Es wäre sehr nett von Ihnen!“, erwiderte sie und übergab ihn ihre Tasche.

  Auf dem Weg zum Hospital, unterhielten sie sich, über alles Mögliche, eine Dreiviertelstunde, waren sie auch schon zu Fuß unterwegs. Als sie schließlich an einen kleinen schmalen Weg angekommen waren, sagte der junge Mann zu ihr.

   „So jetzt müssen Sie nur noch den Weg entlang gehen und dann stehen sie vor der Eingangstür.“

  „Ich weiß gar nicht, wie ich mir bei Ihnen beiden bedanken kann?“, fragte Frau McCaler.

  „Das ist schon gut, Sie brauchen sich nicht zu bedanken“, antwortete das junge Fräulein. „Vielleicht sieht man sich mal wieder und vielleicht brauche ich dann mal Ihre Hilfe.“

  „Stimmt das weiß man nie so genau!“, sagte darauf ihr Freund.

  „So jetzt müssen wir aber weiter“, sagte seine Freundin.

   Sie und ihr Freund, reichten Frau McCaler ihre Hand und wünschten ihr alles Gute. Anschließend machten sie sich auf ihren Heimweg und liefen denselben Weg, den sie vorher gelaufen waren, zurück.

  „Das habe ich mir fast so gedacht!“, sagte Frau McCaler. „Sie sind nur meinetwegen, hierhergelaufen.“

  Sie schaute den beiden noch hinterher, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Danach machte sie sich auf dem Weg ins Hospital. Als sie vor der Eingangstür stand, verschnaufte sie erst noch einmal, bevor sie die große Eingangstür öffnete und eintrat. Sie lief ein paar Schritte hinein und schaute sich dort drinnen erst einmal um und da sah sie hinter einer Glasscheibe einen alten Mann sitzen. Der anscheint, eingeschlafen war, denn er hatte seinen Kopf, in seinen Nacken geworfen und seine Augen waren verschlossen. So hatte er auch nicht bemerkt, dass sie vor ihn stand und ihn eine Zeit lang beobachtete. Sie hatte gehofft, dass er von allein wach wurde und dass sie ihn nicht wecken brauchte. Da er aber nicht von selbst zu sich kam, war sie an überlegen, ob sie ihn doch wecken sollte, denn sie wollte ja zu ihnen Verwandten und so klopfte Frau McCaler doch zweimal, gegen die Scheibe und sagte.

  „Hallo! Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie störe.“

  Der alte Mann schaute ganz erschrocken hoch und zuckte mit seiner Schulter. Als er sich wieder gefangen hatte, fragte er sie.

  „Was kann ich zur später Stunde, für Sie tun, meine Dame?“

  „Entschuldigung, dass ich so spät noch störe, aber ich suche mein Schwager und seine Frau. Sie sollen beide hier liegen, da sie ein Autounfall hatten, und außerdem, suche ich auch ihre Tochter, also meine Nichte.“

  „Wie heißen die denn mit ihren Nachnamen, liebe Frau?“, fragte er höflich.

  „Sie heißen Olaf und Mati McCaler und die Tochter heiß Isabel.

  „Ich schaue gleich mal nach, auf welche Station sie liegen“, meinte er und schaute nach. 

  Er nahm das Buch, wo alle Kranken eingetragen waren, und blätterte darin herum, es dauerte eine kurze Zeit, doch schließlich sagte er.

  „McCaler, McCaler! Ah McCaler Olaf und Mati McCaler, hier sind sie ja!“, sagte er nach längeren Suchen.

  „Ach, das ist wohl das kleine Fräulein, welches ich heute, schon ein paar Mal gesehen habe? Sie ist ab und zu auf den Flur und spielt dort oben im zweiten Stock. Denn ihre Eltern liegen auf Zimmer 14, man hat sie wohl auf ein Zimmer zusammengelegt, da sie ein Ehepaar sind. Ich habe mich auch schon gewundert, dass niemand da war und hatte sich um die Kleine gekümmert“, meinte er.

  „Wie sieht die Kleine aus und könnte ich jetzt noch zu ihnen?“, fragte Isabels Tante.

  „Denn ich komme ja von weit her und ich musst doch wissen, wie es ihnen geht und ob ich meine Nichte, mit zu nach Haus nehmen soll.“

  „Sie können ja mal nach oben gehen“, sagte der alte Pförtner. „Fragen Sie dort doch die Nachtschwester.“

  „Und wie komme ich dort hin?“, fragte sie ihn.

  „Gehen Sie da vorne bis zur Tür und gehen Sie die Treppe, die dort hinaufführt, hoch und wenn Sie oben sind nur noch links um die Ecke und Sie sind da. Sie können aber auch den Fahrstuhl nehmen, der ist dort drüben“, wies er sie daraufhin.

   „Vielen Dank!“, bedankte sie sich bei ihm und machte sich auf den Weg zu Treppe, als sie gerade loslief, rief er noch hinter ihr her.

  „Falls Ihnen eine Schwester anspricht, sagen Sie, Pförtner Meisner hat Sie hochgeschickt, denn normalerweise, ist es zu spät für Besuch.“ 

  Sie bedankte sich noch mal herzlich und machte sich auf den Weg zum Treppenhaus. Auf den Weg nach oben, überlegte sie, wie wohl ihre Nichte heute ausschaut. Denn es war ja schon eine ganze Weile her, als sie die Nichte zuletzt gesehen hatte. Als sie nun oben angekommen war, schaute sie nach links und nach rechts, den langen Flur entlang und da sah sie ihre Nichte, auch schon auf einer Bank liegen.

Sie lief zu ihr, kniete sich vor der kleinen Isabel hin und streichelte sie über ihren Kopf und sprach.

  „Oh, meine kleine Bella! Hast du noch nicht mal ein Bett und musst auf der Bank schlafen?“ 

  Obwohl sie ihre Nichte lange nicht gesehen hatte, erkannte sie Isabel gleich wieder.

Als ihre Tante, sie so über ihren Kopf streichelte, wurde sie wach und schaute sie mit großen Augen an.

  „Du brauchst keine Angst haben Bella, ich bin deine Tante Karla.“

Es dauerte eine ganze Weile, bis Bella ihre Tante erkannte, und sagte darauf.

  „Tante Karla du hier!“, rief sie so laut, dass es über den Flur hallte und rief weiter. „Bist du endlich gekommen? Ich habe schon auf dich gewartet, ich war es auch, die dir das Telegramm geschickt hat.“ 

  „Das hast du gut gemacht, kleine Bella! Und jetzt bin ich ja hier und werde mich um dich kümmern“, sagte Tante Karla zu der Kleinen. Komm Bella, wir gehen noch mal zu deinen Eltern und sagen ihnen, dass ich hier bin und dass sie sich keine Sorgen mehr machen brauchen.“

  „Tante Karla, ich weiß nicht, ob wir noch so spät, dort hineindürfen! Mir haben die Schwestern, auch schon mal ausgeschimpft, als ich so spät dort drinnen war. Da meine Eltern ja so krank sind, deshalb liege ich auch hier draußen auf der Bank.“

  Doch da niemand dort auf dem Flur weit und breit zusehen war, denn sie hätten fragen können, beschloss Tante Karla, dass sie ohne Erlaubnis in das Zimmer von Bellas Eltern gehen wollte. Sie nahm ihre Nichte an ihrer Hand, klopfte an und trat ein. Hinter sich verschloss sie wieder die Zimmertür und lief hinüber an das Bett von Bellas Mutter. Da die beiden nicht wach geworden waren, von dem Klopfen, nahm sie die Hand von der Mutter und streichelte sie. Ganz allmählich, wurde sie wach und lächelte Karla an, sie freute sich, als sie ihre Schwägerin sah. Denn nun wusste sie, dass Isabel in gute Hände war. Isabels Mutter sprach aber ganz leise, damit sie nicht ihr Mann aufweckte. Denn den hatte es ganz schön beim Autounfall erwischt, sie vereinbarten, dass Isabel mit zu ihrer Tante und zum Onkel auf dem Calerhof mitgehen sollte, solange die Mutter im Krankenhaus bleiben musste.

  „So du Nase-Weiß, du kannst schon mal vorgehen auf dem Flur, denn ich möchte gerne mit deiner Mutter allein sprechen“, sagte ihre Tante Karla.

  Isabel verabschiedete sich, von ihrer Mutter und gab ihr einen Kuss auf der Wange.

  „Und hier ist noch einer für meinen Papa!“, sagte sie und gab ihrer Mutter noch einen Kuss.

  Danach verließ sie den Raum und wartete auf dem Flur, ihre Tante war noch eine ganze Weile, im Zimmer bei ihrer Mutter. Die zwei hatten wohl noch viel zu besprechen, was Isabel nicht mithören sollte, doch schließlich kam sie heraus und sagte.

  „So jetzt, lass uns losgehen!“, meinte Isabels Tante als sie neben ihr stand.

  Tante Karla wusste längst vorher schon, was sie zu tun hatte, sie hätte es niemals zugelassen, dass die kleine Bella allein in der großen Stadt bleiben musste. Das hatte sie sich, auch schon auf der Zugfahrt überlegt, sie war aber in der Hoffnung, dass ihr Schwager und Schwägerin nicht so arg verletzt waren. Doch jetzt sah alles anders als rosig aus, als sie gedacht hatte, und sie musste Isabel wohl mehrere Wochen mitnehmen, zu sich und ihre Familie. Nachdem Besuch bei den Eltern, liefen beide nach dem Elternhaus von Isabel. Sie wollten noch ein paar Stunden schlafen, den sie mussten schon früh zum Bahnhof und den langen Heimweg antreten.

 

  Am anderen Morgen waren die Kinder schon früh aufgestanden, sie hatten geglaubt, dass die Mutter mit dem letzten Zug gekommen war. Doch der Stuhl, wo sie immer morgens zum Frühstück gesessen hatte, war leer, nur der Vater saß am Tisch.

  „Kommt schon her!“, sagte er. „Eure Mutter hat es wohl nicht geschafft, mit dem Zug in der Nacht.“

  Einer nach den anderen begrüßte ihn, mit einen guten Morgen und fragte gleich nach der Mutter.

  „Nein, meine Lieben, sie ist noch nicht hier, aber sie hat eine Nachricht per Telegramm geschickt. Das hatte der Herr Johannsen, heut ganz früh vorbei gebracht. Darin steht, dass sie heute Nachmittag mit dem Zug nach Hause kommt und das sie Isabel mitbringt. So, doch jetzt wird es auch Zeit für mich, dass ich loskomme. Doch noch etwas, bevor ich gehe, denkt bitte an die Tiere“, sagte ihr Vater. „Solltet ihr noch Zeit haben? Macht ein wenig sauber, falls eure Mutter noch nicht hier sein sollte, wenn ihr von der Schule kommt!“, fügte er noch hinzu.

  „Machen wir Vater!“, meinte Gabriel.

  „Wir bereiten für Mutter und Isabel ein Empfang vor“, sagte Kim noch.

  „Das macht man, das ist eine großartige Idee“, antwortete der Vater.

  Als der Vater gegangen war, waren die drei Kinder allein zu Haus und bereiteten alles für ihre Mutter vor, es wurde der Tisch wieder sauber gemacht. Kim holte Blumen aus dem Garten und stellte sie mit einer bunten Vase auf den Tisch. Außerdem stellten sie Teller und Tassen, für jeden auf dem Tisch. Die Mutter sollte sich so darüber freuen, dass die Kinder an sie gedacht haben. Kim hatte auf einmal noch eine Idee und rief ihre Brüder zu sich. Denn die waren schon längst bei den Tieren, so wie der Vater es von ihnen verlangt hatte.

  „Wir kommen gleich!“, rief Tom zurück. „Wir sind gleich fertig!“

  Da Kim aber drinnen im Haus war, konnte sie nur raten, ob sie es gehört hatten, sie war ja gleich wieder hineingegangen, nachdem sie ihre Brüder gerufen hatte, doch nach einer kurzen Zeit kamen die Jungs schließlich aus dem Stall ins Haus zurück.

  „Was gibt es denn so Wichtiges, dass wir sofort wieder zu dir kommen mussten?“, fragte Tom seiner Schwester.

  „Wollen wir nach der Schule, ein paar Kuchen kaufen?“, fragte Kim ihre Brüder.

  „Darüber würde Mutter sich sicherlich freuen!“, meinte auch Gabriel, als er den Vorschlag von seiner Schwester gehört hatte.   

  „Oh ja!“, rief Tom begeistert und sagte weiter. „Das können wir ja machen, das ist eine gute Idee Kim!“  

  „Doch wo bekommen wir, das Geld dafür her?“, fragte Gabriel.

  „Das ist doch ganz einfach, jeder holt ein paar Münzen, aus seiner Spardose“, machte Kim den Vorschlag.

  „Können wir nicht auf die Kuchen verzichten, sonst kann ich mir doch nicht mehr, den Drachen im Herbst kaufen“, murmelte Gabriel jetzt mit leiser Stimme.

  Gabriel war zwar dafür, dass mit den Kuchen, doch dass er sein erspartes, dazugeben sollte, gefiel ihn überhaupt nicht. Er hatte ja so lange gebraucht, um das Geld zusammen zu bekommen.

  „Du brauchst dir, wegen dein Drachen keine Sorgen machen“, sagte Kim. „Tom und ich werden dir helfen, einen zu bauen, Papier und Holzleisten, haben wie doch genug und eine Schnur habe, ich auch noch für dich“, beruhigte Kim ihren Bruder Gabriel.

  „Außerdem ist ein selbst gebauter Drache, viel schöner und es bringt vielmehr Spaß, mit so einem Drachen“, meinte Tom nun auch.

  „Na gut, ihr habt ja recht!“, sagte Gabriel daraufhin.

  „Dann lass uns unser Geld holen und dann treffen wir uns hier, in der Küche wieder!“, sagte Kim und lief auch als Erstes los, um ihr Geld zu holen.

  Gesagt getan auch die anderen beiden, liefen in ihre Zimmer und jeder holte das Geld aus seinem Versteck. Anschließend trafen sie sich wieder in der Küche, so wie Kim es gesagt hatte, und schließlich nahmen sie ihre Schulsachen und machten sich auf dem Weg zur Schule. Sie freuten sich, dass sie so eine schöne Idee hatten und dass sie ihre Mutter eine Überraschung machen konnten. Außerdem war es ja auch ein schöner Sommermorgen, die Sonne schien und keine Wolke war am Himmel zusehen, es sah auch nicht so aus, als wenn das Wetter sich ändern würde. Die Kinder waren einfach nur glücklich und freuten sich. Gabriel erzählte den ganzen Weg, bis zur Schule hin, seine Geschwister wie groß, wie bunt sein Drachen sein sollte und wie viel Schnur er haben müsste. Und wenn sie ihn schön helfen würden, dann dürften sie den Drachen auch mal steigen lassen. Doch natürlich nur, wenn er dabei sein würde, sagte er zu den beiden.

 

  Isabel und ihre Tante, waren schon ganz früh aufgestanden und hatten auch schon gefrühstückt. Sie waren auch soweit mit dem Anziehen fertig, sie brauchten nur noch ihre Jacken überziehen, dann konnten sie losgehen. Ihre Tante Karla, hatte ein alten brauen Koffer und eine orangefarbene Reisetasche, die auf den Dachboden stand, heruntergeholt. Dort drin wollte sie Isabels Sachen packen, als sie so beim Packen war, fragte Isabels Tante.

  „Seit wann wohnt ihr denn hier in Hiltonsen? Ihr habt doch früher in Traveles gewohnt, da kann ich mich noch, gut dran erinnern“, sagte ihre Tante.

  „Du warst wohl, dann auch schon lange nicht bei uns?“, meinte Isabel! „Wir wohnen doch schon ein paar Jahre hier Tante. Ihr hattet wohl, nicht mehr so viel Kontakt, zu meinen Eltern gehabt?“, fragte sie ihre Tante.

  „Nein, das stimmt schon und es ist schade drum!“, antwortete ihre Tante jetzt und seufzte. „So da wir fertig sind, können wir uns auch auf dem Weg zum Bahnhof machen und schauen, wann der nächste Zug fährt“, meinte ihre Tante Karla.

  Sie zogen ihre Jacken über, nahmen die Taschen und den Koffer und begaben sie nach draußen. Sie verriegelten die Haustür und machten sich schließlich, auf dem Weg zum Bahnhof. Unterwegs unterhielten sich die beiden noch, über viele Dinge, denn sie hatten sich ja auch so lange nicht gesehen. Nach einer ganzen Weile waren sie am Bahnhof angekommen und sie hatten Glück, denn gerade als sie dort waren, kam ein Zug in den Bahnhof gefahren, in den sie mitfahren konnten. Tante Karla, kaufte schnell zwei Fahrkarten und zusammen begaben sie sich zum Zug und stiegen ein. Doch sie hatten ganz schön was zutragen, Gott sei Dank kam ihn ein älterer Herr ihnen zur Hilfe. Er nahm ihnen die schweren Koffer ab und trug sie in ein Abteil, danach verneigte er sich vor Isabel und sagte.

  „Ich wünsche ihnen, eine gute Fahrt, Majestät“, danach verschwand der alte Mann, so wie er vorher erschienen war, er war auf einmal nicht mehr zu sehen.

  Da fing Isabel doch laut an zu lachen. „Ha-ha-ha!“

    „Sehe ich aus, wie eine Königin?“, fragte sie jetzt Tante Karla.

   Tante Karla verneigte sich auch vor ihr und sagte.

   „Nein euere Majestät, dass nicht, doch vielleicht ein wenig, aber auch nicht mehr“, antwortete ihre Tante darauf.

  „Ha-ha!“, fingen jetzt beide zu lachen an und fielen dabei zurück in ihre Sitze.

  Als sie dort so saßen, hörten sie wie der Schaffner die Waggontür zu schmiss und man hörte seine Pfeife. Dieses hieß, dass es endlich losging und der Zug sich in Bewegung setzte. Wie die beiden noch so aus dem Fenster schauten, öffnete sich die Tür zu ihrem Abteil und ein riesiger Mann, in einer blauen Uniform stand vor ihnen und er sagte, mit tiefer Stimme.

  „Die Fahrkarten bitte?“

  Tante Karla griff in ihrer Handtasche und holte beide Fahrkarten heraus und übergab sie an den Schaffner. Er nahm sie, schaute kurz auf ihnen und lochte sie, anschließend überreichte er die Fahrkarten wieder an Tante Karla, die die Karten auch gleich wieder in ihrer Tasche verschwinden ließ.                                                              

  „Ich wünsche Ihnen noch weiterhin eine gute Fahrt, sagte er und verließ das Abteil wieder und lief zum nächsten Abteil.

  Da Isabel noch nie mit dem Zug gefahren war, kannte sie auch das alles nicht und so fragte sie ihre Tante aus, nachdem ihre Tante ihr das alles erklärt hatte, meinte sie zu Isabel.

  „Du kannst aber Fragen stellen.“

 

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Bildmaterialien: Holger Schostack
Cover: Holger Schostack
Tag der Veröffentlichung: 16.10.2020
ISBN: 978-3-7487-6117-4

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme Geschichte meiner Frau so wie meine Enkelkinder, die mich zu dieser Fantasie Geschichte inspiriert haben.

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