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Beauty for the beast...


oder so ähnlich



''Wie kann man sich nur so gehen lassen?'' wurde ich ca. 1 1/2 Monate nach der Geburt meiner Tochter mal gefragt, weil meine Achseln nicht glattrasiert waren. Mit einem spöttischen Lächeln liess ich diese Frage unkommentiert und inzwischen, nach fast elf Monaten mit Margarete, kann ich stolz sagen: Ja, ich pflege mich!
Ich stehe früh auf, um den Morgen zu geniessen, meistens so gegen vier Uhr, wenn meine Nöle mich weckt, weil sie alle drei Schnuller aus ihrem Bett geworfen hat und nun Not leidet.

Noch bevor ich frühstücke, trainiere ich meinen etwas abgeschlafften Körper mit ''Kind stemmen'', und Tai Chi für junge Eltern, wenn ich versuche, meinem recht wehrigen Kind, mit Hang zum Nudismus, Klamotten für den Tag anzulegen.
Dann tief durchatmen beim Frühstück mit einer Tasse gesundem Tee, etwas frischer Banane oder Apfel und zur Hautpflege schmiert mir meine ganz persönliche Kosmetikerin Maggie lauwarmen Haferschleim oder auch Grießbrei ins Gesicht und, je nach Tagesform, auch in die etwas spröden Haare.


Nach Beendigung unseres Frühstücks ist meine Haferflockenmaske gut angetrocknet und beim gemeinsamen Zähneputzen beginnt sie bereits zu bröckeln und wird von meinem Mädchen liebevoll mit Spucke aufgeweicht, bis sie einfach so vom Gesicht rinnt.

Danach machen wir gemeinsam ein paar Kilometer Walking durch unsere Wohnung, vom Bad über den Flur in Maggies Zimmer, dann einmal durch die Küche (inklusive Schränke aus- und wieder einräumen), gegenüber ins Wohnzimmer, rund um den Couchtisch, einmal über das große Bett, Papa kitzeln, und wieder zurück auf den Flur in Richtung Bad... und von vorne.

Zwischendurch richtet meine ganz eigene Stylistin nicht nur meine Klamotten - vorzugsweise den Ausschnitt meines Oberteils gen Bauchnabel - sondern auch meine Frisur. Was machte ich nur ohne sie, ich könnte nie so perfekte Spuckelöckchen hinkriegen!

Der Vormittag fliegt dahin, mitten drin gibt es noch ein wenig Banane in meinen Haaransatz (Oh, und das riecht so gut!) und dann hat meine kleine, fleißige Helferin erstmal Mittagspause bis es Essen gibt.


Beim Mittagessen bekommen meine rauhen Hausfrauenhände ein Teebad, während die Kleine sich selber eine Kartoffelbrei-Maske gönnt mit Möhrenscheiben für das ultimative Frischegefühl - ganz leer gehe ich dabei natürlich auch nicht aus.

Während wir mit dem Kinderwagen durch unser Wohngebiet gen Supermarkt schieben, bemerke ich, dass meine langweilige blaue Jeans inzwischen mit schicken Kartoffelpü-Flecken aufwartet und während ich mir durch das Haar streiche, fische ich noch etwas Dinkelstangenkrümel daraus hervor. Im Supermarkt zieht jedoch das kleine Mondgesicht im Buggy alle Aufmerksamkeit auf sich und all die mühselige Arbeit des bisherigen Tages an meiner Person bleibt gänzlich unbeachtet.
Gänzlich? Nun ja, nicht ganz, ein kleiner Junge zeigt auf mich und erklärt seiner Mutter laut, die Tante hätte ganz dreckige Sachen an - ob die denn keine Mutter habe, die ihr die Wäsche wäscht?

Ich streiche mir meinen angeklebten Spuckepony aus den Augen, zupfe mir eine Haferflocke aus der rechten Augenbraue, strecke die Brust raus und richte mich zu meiner stolzen, haferflocken-beschmierten , kartoffelpüree-dekorierten Erscheinung auf und zwinkere dem kleinen Jungen kurz zu, während ich, meine nächste Beautybehandlung sichernd, drei Packungen Haferflocken in meinen Einkaufskorb packe.


Sport hält Leib und Seele zusammen!


Oder: Stell Dich nicht so an, Mama!



Es ist ein grauer, verregneter Nachmittag. Einkaufen waren wir schon vormittags, inklusive eines kleinen Spaziergangs die Strasse runter bei dem ich mühsam mit einer Hand den Buggy geschoben habe und mit der anderen Hand meinen kleinen Wirbelwind gestützt habe, der unbedingt alleine laufen wollte und sich intensiv mit jedem nassen Blatt auf dem Bürgersteig beschäftigen musste. Vielleicht wird sie ja doch nicht Elektrikerin (Kabel ahoi!) sondern Biologin oder etwas in der Richtung...

Nach einem mehr oder weniger ausführlichen Mittagsschlaf (45 Minuten nachdem ich sie ins Bett gebracht habe, klopft es an meine Zimmertür und ein kleines, blondes Mädchen mit strahlenden Augen und zwei Schnuffeltüchern in den Flossen steht auf dem Flur und verkündet stolz, dass sie wieder wach ist: „Gnä gnä gnä tede!“.) liege ich auf meinem Bett und das Kind turnt um mich herum und über mich drüber und überhaupt.
Gnadenlos wird dabei an Piercings gezogen, in die Augen gepiekst, nach Tätowierungen gesucht und immer wieder setzt sich die kleine Turnerin rittlings auf meinen Bauch, hüpft vergnügt auf und ab und wartet darauf, dass das Turngerät „Hoppe Hoppe Reiter“ singt und sich bewegt.

Dann packt sie kurzentschlossen meine Hände und nötigt mich sie hochzuziehen und zu halten, so dass sie auf meiner Brust stehen und mir mit ihren Erbsenzehen in der Nase bohren kann.
Auch kleine Hochleistungssportlerinnen brauchen mal eine Pause und so schmeisst sich die Motte immer mal wieder neben mich, legt ihre kleine Wange auf mein Gesicht und puhlt dabei so lange an einem meiner Ohrringe rum bis sie, stolz wie Oskar und mit einem etwas lauernden Grinsen, einen Plug in der Hand hält und damit provokant vor meiner Nase rumwedelt, bis ich ihn mir schnappe und ihn wieder im Ohrloch einsetze.
Bin ich damit allerdings nicht schnell genug, landet ein kleiner Finger in meinem Ohrloch und zieht kräftig – sie mag es nunmal laut und ist ja auch blöd, wenn immer nur einer schreit.
Prompt stimmt meine kleine Quäke also mit ein und wir schimpfen beide zusammen ein bißchen bis sie wieder genug Energie hat auf mir rumzuturnen, dann bin ich wieder still, denn mit einem Fuß im Mund schimpft es sich nur halb so gut und halb so laut.


Das Leid mit dem Leiden



Nein, wehleidig ist meine kleine Maggie nun wirklich nicht. Sie stößt sich Kopf, Nase, Knie, Füße und auch sonst alles, was man sich eben so stoßen kann. Sie klemmt sich die Finger, purzelt vom Bett und fällt hin und wieder einfach mal um. Nicht immer ist die brave Kinderwagenschubse zur Stelle, um sie aufzufangen und an manchen Tagen traue ich mich kaum mit ihr das Haus zu verlassen aus Angst, die Nachbarn könnten das Jugendamt verständigen mit dem Verdacht ich misshandele mein Goldstück.
Aber das Leben ist nun mal kein Ponyhof und wenn ich auf das erneute Veilchen oder den prachtvollen Bluterguss am Ohr angesprochen werde, versuche ich's mit Humor und gehe in die Offensive: „Ach, sie wollte wieder ihr Frühstück nicht aufessen, da hab' ich ihr eine geknallt!“

...Vorsichtiges Warten auf die Reaktion meines Gegenübers, ich forsche in seinem Gesicht nach einem Anzeichen von Verstehen, nach einem leichten Zucken der Mundwinkeln, etwas Amüsement über den, zugegebenermaßen ziemlich miesen, Spruch - vergebens.
In meinem Kopf schreit ein Stimmchen „Rückzug, Rückzug!“, aber aus irgendeinem Grund will mir das nicht gelingen.
„Naja, du kennst das doch. Abends zu viel gesoffen und gekifft, dann ist man morgens schon mal ein bißchen gereizt.“
Mein verzweifeltes Zwinkern gerät wohl eher zu einer merkwürdig anmutenden Zuckung und erleichtert nehme ich zur Kenntnis, dass sich mein Gesprächspartner, wenn auch offensichtlich mehr als leicht peinlich berührt, leise eine Entschuldigung stammelnd, in den Rückwärtsgang begibt und dieses jammervolle Schauspiel auf offener Strasse gnädig seinem wohl verdienten Ende zuführt.

Maggie und ich wenden uns in Richtung Einkaufszentrum und ich sehe, dass sie ihre Mütze fast abgezogen hat, also setze ich an sie ihr zu richten, die wenig geliebte Mütze. Als prompte Reaktion fängt das Kind an zu weinen wie in schlimmster Agonie und im Augenwinkel sehe ich, wie sich mein Bekannter mit einem Kopfschütteln nochmal zu uns umdreht.

Weinerlich ist mein Kind nicht, aber es hat ein ausgeprägtes Händchen für perfektes Timing.

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Tag der Veröffentlichung: 25.04.2009

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