Cover

Die Jagd der Vampire

Die Jagd der Vampire

 

Paris saß im Auto und schaute aus dem Fenster. Sie war mit ihren Eltern und ihrem Bruder auf dem Weg nach Lov, einem kleinen Dorf in Tschechien. Ihr Dad hatte von seiner Tante Elaine, die er selbst nie kennen gelernt hatte, ein kleines Häuschen geerbt und mit Begeisterung das Erbe angenommen.

„Man bekommt nicht alle Tage ein Haus vererbt, Paris!“, hatte er fröhlich zu ihr gesagt, als sie ihn von seiner Idee, dorthin zu ziehen, abbringen wollte. Als es bei ihm nicht funktioniert hatte, hatte sie es bei ihrer Mom versucht, doch er hatte sie längst mit seinen Plänen angesteckt.

„Es wird toll werden, Paris. Tschechien ist ein schönes Land“, hatte sie gesagt. Und ihr zwölfjähriger Bruder Tyler sah das Ganze als ein tolles Abenteuer. Was war ihr mit ihren achtzehn Jahren auch anderes übrig geblieben, als mit umzuziehen? Eine eigene Wohnung hätte sie sich niemals leisten können, auch wenn ihre Eltern dem zugestimmt hätten.

Das Land sah einfach nur trostlos aus. Wo war der blaue Himmel, von dem ihr Dad ihr erzählt hatte? Wo die grünen Wiesen und Wälder? Die Berge? Die Seen? Draußen war es grau und es regnete in Strömen.

„Wir sind noch nicht am Ziel“, sagte ihre Mom, als sie Paris deprimierenden Blick sah. „Die Landschaft wird sicher bald schöner.“

Paris brummte nur zur Antwort.

„Wann sind wir denn da?“, wollte Tyler gelangweilt wissen.

„Wie oft willst du das denn noch fragen?“, sagte Paris.

„Wir müssen gleich in Lov sein. Oh, da vorn ist das Willkommensschild!“, rief Mr Stewart begeistert.

Paris verdrehte die Augen. Wie konnte man bei dieser Landschaft so gute Laune haben?

„Dad, fahr langsamer! Ich will lesen, was auf dem Schild steht!“, erwiderte Tyler und schubste seine Schwester halb zur Seite.

„Drängle nicht so, du kannst doch eh nicht lesen“, zog Paris ihren Bruder auf.

„Doch, besser als du!“

„Würde es dir was ausmachen, deinen Ellenbogen aus meinen Rippen zu nehmen?“

Mr Stewart drosselte das Tempo. Alle wandten den Blick zu dem Schild mit der dicken verschnörkelten Schrift:

 

Lov,

das Dorf der grausamen Jäger.

Die Menschen sind nicht die Jäger, sondern die Gejagten. Gebt acht auf euer Blut!

 

„Wow, welch nette Begrüßung. Ich fühl mich schon wie zu Hause“, sagte Paris ironisch.

„Das ist sicher nur ein Scherz“, entgegnete Mr Stewart, dessen gute Laune anscheinend in großen Mengen vorhanden war.

Im Dorf war keine Menschenseele zu sehen. Nicht mal ein Hund oder eine Katze.

„Haltet Ausschau nach der Hausnummer Dreizehn“, sagte Mr Stewart.

„Hier gibt es keine Dreizehn“, meinte Paris, als sie wieder auf eine schmale Landstraße kamen.

„Unsinn!“, erwiderte ihr Dad und wendete den Wagen.

„Da ist Elf ... Fünfzehn. Fünfzehn? Können die hier nicht zählen?“, fragte Tyler.

„Anscheinend nicht“, antwortete Paris.

Mr Stewart hielt den Wagen. „Jemand muss fragen gehen.“

Alle Blicke wandten sich Paris zu.

„Was...? Ja, ja, ich geh ja schon.“ Sie stieg aus und ging zu dem Haus mit der Nummer Elf. Nachdem sie geklingelte hatte, vergingen zwei Minuten, ehe sie von drinnen Schritte vernahm. Eine alte Frau öffnete die Tür.

„Guten Tag“, sagte Paris mit einem freundlichen Lächeln. „Können Sie mir sagen, wo ich Haus Nummer Dreizehn finde?“

Die Alte riss die Augen auf und schlug mit einem lauten Knall die Tür zu.

„Danke, war doch nicht nötig, so freundlich zu sein.“ Paris wandte sich zum Gehen, als sich die Tür erneut öffnete und ein Junge in ihrem Alter heraus kam.

„Entschuldigung, du willst zu Nummer Dreizehn?“, vergewisserte er sich nochmal.

Paris nickte.

„Dann müsst ihr aus dem Dorf raus und den Hügel hinauf fahren.“

„Bill!“, erklang eine Stimme von drinnen, wahrscheinlich die seiner Grandma.

„Ich muss wieder rein. Viel Glück!“ Und schon hatte er die Tür wieder zu gemacht.

„Viel Glück?“, murmelte Paris. Sie stieg wieder in den Wagen und schlug die Tür zu. „Wir müssen aus dem Dorf und den Hügel hinauf.“

„Was? Wieso ...?“

„Fahr einfach, Dad.“

Wenn Paris gedacht hatte, dass das Dorf und seine Umgebung schrecklich waren, war das noch milde ausgedrückt. Auf dem Hügel stand kein Haus, sondern eine baufällige Hütte. Davor stand ein abgestorbener Baum.

„Man, welch prächtige Villa!“, entfuhr es Paris.

„Paris, bitte“, ermahnte ihre Mom sie.

Mr Stewart hielt das Auto vor dem Haus und stieg aus. „Ihr wartet hier. Ich sehe mir das Ganze erst mal allein an.“ Er ging langsam die knarrenden Stufen zur Veranda hinauf und öffnete die Tür.

„Warum fahren wir nicht einfach wieder zurück?“, fragte Paris.

„Du weißt, dass das nicht geht“, entgegnete ihre Mom. „Dazu haben wir nicht genug Geld.“

„Warum habt ihr euch die Bruchbude auch nicht vorher angesehen?“

Darauf wusste ihre Mom keine Antwort. Mr Stewart kam wieder hinaus und lächelte schon wieder.

„So schlimm wie es aussieht, ist es nicht. Ihr könnt rein kommen.“

Mrs Stewart ging voran, dann kam Tyler und zuletzt Paris. Ihr Dad hatte recht gehabt, so schlimm war es gar nicht. Es war noch viel schlimmer. Überall war Dreck und Spinnweben und die Treppe sah aus, als würde sie nur vom Ansehen zusammenfallen.

„Kinder geht nach oben und sucht euch euer Zimmer aus“, ermunterte er die beiden.

Tyler rannte gleich nach oben. Welch Wunder – die Treppe stürzte nicht ein. Trotzdem ging Paris langsam nach oben und wurde fast von ihrem Bruder überrannt, der sich alle Zimmer ansah.

„Ich nehme das hier!“, rief er. Paris trat zu ihm. „Es ist das Größte!“

„Wenn das das Größte ist, wie groß sind denn dann die anderen?“ Paris ging ins Nebenzimmer. Es war zwar klein, dafür hatte es aber einen Erker mit einem großen Fenster.

„Na, habt ihr euch schon entschieden?“, fragte Mr Stewart hinter ihnen.

„Ich nehme das nebenan“, antwortete Tyler.

„Und du, Paris?“, wollte ihre Mom wissen. „Willst du das hier haben?“

Paris nickte. „Wann kommen unsere Möbel?“

„Morgen“, sagte Mr Stewart.

„Morgen? Und wo schlafen wir?“

„Wir haben Decken und Kissen im Kofferraum“, entgegnete ihr Dad. „Aber vorher müssen wir hier erst mal Ordnung machen. Irgendwo finden wir bestimmt ein paar Besen und Lappen.“

 

Als Paris am nächsten Morgen aufwachte, taten ihr sämtliche Knochen weh. Sie öffnete die Augen – und schrie.

„Was ist? Was ist passiert? Paris?“, rief ihr Dad plötzlich hellwach.

„Hier gibt’s Ratten! Das ist ja widerlich!“ Sie war aufgesprungen und klammerte sich an ihre Decke.

„Ach so.“

„Ach so?“

„Die kleinen Tierchen haben mehr Angst vor dir als du vor ihnen“, meinte er.

Paris schüttelte sich und sah zu ihrer Mom, die auch nicht gerade begeistert von ihren neuen ‚Haustieren’ war.

„Wie spät ist es denn?“, wollte Tyler wissen.

„Kurz nach um sechs“, entgegnete sein Dad.

„Toll! Und da weckst du uns – wegen einer Maus.“ Paris warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

„Jetzt können wir sowieso nicht mehr schlafen. Und der Möbelwagen müsste auch bald da sein. Sie haben mir gesagt, dass sie um sieben kommen.“

„Ich mache uns erst mal was zu Essen“, sagte Mrs Stewart und ging in die Küche.

„Ich komme mit.“ Paris folgte ihrer Mom eilig.

„Kochst du das Wasser für den Tee?“

„Mach ich.“ Paris öffnete den Wasserhahn. „Mh, Gammelwasser.“

„Dann lass das mit dem Tee. Ich habe noch Orangensaft.“ Mrs Stewart wickelte die belegten Brote von gestern aus und legte sie auf einen Teller. Hungrig griffen alle nach dem Essen bis alles auf den letzten Krümel leer war.

„So, was machen wir jetzt?“, wollte Paris wissen.

„Auf den Möbelwagen warten“, antwortete Mr Stewart. „Er müsste in einer Viertelstunde da sein.“ Doch er kam nicht in einer Viertelstunde und auch nicht in anderthalb. Sondern erst kurz nach um zehn. Die Vier saßen gerade im Schneidersitz auf dem Boden und spielten Karten, als sie den Laster vorfahren hörten.

„Die können jetzt aber was erleben“, rief Paris, warf ihre Karten auf den Boden und stürmte nach draußen. Wütend baute sie sich vor den dicken mürrisch dreinblickenden Mann auf. „Wird ja auch mal Zeit, dass Sie kommen! Für was bezahlen wir Sie eigentlich? Damit Sie Ihren f....“

„Paris!“, rief Mr Stewart von der Tür her. „Entschuldigen Sie meine Tochter. Sie hat morgens immer schlechte Laune.“

Der dicke Mann gluckste vor Lachen und Paris musste sich zusammen reißen, ihre Hände bei sich zu behalten.

„Haben Sie vielleicht einen Kaffee?“, fragte der Fahrer. „Ich verdurste gleich.“

„Kaffee?“, blaffte Paris. „Sagen Sie mal, haben Sie noch....“

Mr Stewart fasste seine Tochter bei den Schultern und drehte sie zu sich herum.

„Geh zu deiner Mom und hilf ihr die Decken wegzuräumen“, flüsterte ihr Dad.

„Lass ihn mich erwürgen, Dad. Bitte.“

Mit einem eindeutigen Blick schickte er sie nach drinnen und bekam nicht mehr mit, was er zu dem Fahrer sagte, aber wenigstens schafften sie endlich die Möbel ins Haus.

„Wo soll das Bett hin?“, wollte der Fahrer wissen, als er mit seinem Kollegen – wo immer er ihn plötzlich auch her hatte – hinein kam.

„Ich zeige es Ihnen“, sagte Paris und lief die Treppe hinauf. Vor der Tür zu ihrem neuen Zimmer wartete sie.

„Da rein?“

„Nein, ich steh hier nur so rum. Natürlich da rein! Da, an die Wand.“ Paris deutete nach rechts.

„Hierhin?“

„Ja, in die Mitte.“

Die Zwei stellten ihr Bett in die Mitte des Zimmers. Paris schlug ihren Kopf gegen den Türpfosten. Wie dämlich konnte man sein? Nachdem die Möbelpacker weg waren, musste Paris ihre Möbel selbst verrücken. Danach packte sie die Kisten aus und bezog ihr Bett frisch. Es war halb vier, als sie endlich fertig war und ihren Eltern zur Hand gehen konnte.

„Du könntest uns was zu Essen machen“, sagte Mrs Stewart zu ihrer Tochter, als sie das Wohnzimmer in Angriff nehmen wollten.

„Ohne Lebensmittel?“

Ihre Mom sah sie an. „Daran hab ich gar nicht gedacht!“

„Ich fahre einkaufen.“ Paris ließ sich den Autoschlüssel geben und fuhr mit den Wagen hinunter ins Dorf, in dem ein kleines Lebensmittelgeschäft war. Die Leute, die dort einkaufen gingen, sahen sie neugierig an. So schnell wie möglich packte sie Brot, Wurst, Käse, Butter, Eier, Obst und alles was sie sonst noch brauchten in einen Korb und bezahlte an der Kasse. Als sie das Geschäft verließ, spürte sie die stechenden Blicke der Dorfbewohner in ihrem Rücken. Zu Hause machte sie in der Küche ein paar Omelett und portionierte sie auf den Tellern auf dem Küchentisch. Als Nachtisch hatte sie Schokoladenpudding mit Sahne gemacht.

„Essen ist fertig!“, rief sie. Die Küche wurde regelrecht eingerannt.

„Ich sterbe gleich“, sagte ihr Dad und nahm den ersten Bissen. „Mmh, das schmeckt prima. Deine Omeletts sind spitze, Paris.“

Paris schenkte ihm ein liebevolles Lächeln.

Als sie mit dem ganzen Haus fertig waren war es schon kurz nach Mitternacht. Sie saßen alle vier auf der Couch und stießen mit einem Glas Sekt auf ihr neues zu Hause an. Mr Stewart gähnte laut.

„Pst, Dad. Nicht so laut, Tyler ist eingeschlafen“, flüsterte Paris.

„Oh, am besten wir gehen alle schlafen“, schlug er vor.

„Gute Idee“, meinte Paris und stand auf. Während sie im Badezimmer verschwand, brachte Mr Stewart seinen Sohn ins Kinderzimmer. Paris wünschte ihren Eltern eine gute Nacht und ging hinauf in ihr Zimmer. Dort schaltete sie die Nachttischlampe an und machte ihr Bett. Sie zuckte zusammen, als plötzlich etwas gegen ihre Scheibe schlug. Als sie aufblickte, sah sie nur noch etwas Schwarzes davon fliegen. Leise trat sie zum Fenster, öffnete es und spähte hinaus. Vielleicht war es ein Ast von dem Baum vor ihrem Fenster gewesen. Aber war es ihr nicht viel größer erschienen? Paris war zu müde, um sich weiter Gedanken darüber zu machen. Sie zog die Vorhänge zu und schlüpfte unter ihre Bettdecke.

 

Am nächsten Morgen klopfte es an ihrer Zimmertür. „Ja?“, antwortete sie verschlafen.

Ihre Mom öffnete die Tür einen Spalt. „Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe“, sagte sie.

„Schon gut. Was gibt’s denn?“

„Dad und ich wollen in die Nachbarstadt. Willst du mitkommen? Tyler kommt auch mit.“

„Nein. Kann ich hier im Haus noch was machen?“

„Nein. Vielleicht siehst du dir währenddessen die Umgebung an. Wir sind spätestens in drei Stunden zurück.“

„Okay, bis dann.“

Mrs Stewart schloss die Tür wieder und ging nach unten. Paris drehte sich um und versuchte wieder einzuschlafen. Doch es war vergeblich. Wenn sie schon einmal wach war, konnte sie auch aufstehen und sich draußen alles ansehen. Vielleicht war es heute ja nicht ganz so trüb wie gestern. Sie stand auf und streckte sich. Dann schlurfte sie in ihren Pantoffeln zum Fenster und zog die schweren Vorhänge auf. Der Himmel war zwar leicht bewölkt, aber hier und da kämpften sich tapfer ein paar Sonnenstrahlen durch. Als sie nach unten in die Küche kam, waren die drei schon weggefahren. Paris goss sich einen Kaffee in ihre Tasse und machte sich ein Erdnussbuttersandwich. Sie verschlang es eilig und verschwand dann im Bad. Gestern war sie zwar nicht beigeistert von Lov gewesen, aber heute freute sie sich richtig darauf, nach draußen zu gehen und sich ihre neue Heimat anzusehen. Sie kroch in ihre Turnschuhe und zog ihren Parka drüber, dann trat sie hinaus auf die Veranda. Sie atmete die kühle, frische Luft ein und ging die Stufen hinunter. Als sie sich umblickte, war sie angenehm überrascht und sogar ein wenig Begeisterung stieg in ihr auf. Der ‚Hügel’, auf dem das Haus stand, entpuppte sich heute als mächtiger Felsen. Am Fuß der Klippe befand sich ein großer See und dahinter waren einige Berge. War es der See, an dem sie gestern vorbei gefahren waren?

Es war herrlich. Paris beschloss hinunter zu dem See zu gehen. Dazu musste sie zwar durch das Dorf, aber Bewegung tat ihr gut. Sie hatte sowieso ein paar Pfund zuviel auf den Rippen. Im Dorf war genau wie am Vortag keine Menschenseele zu sehen, aber trotzdem spürte sie die Blicke der Leute vom Fenster her. Was war so spannend an ihrer Familie? Hatte es etwas mit dem Haus zu tun? Da fiel ihr wieder ein, was dieser Bill zu ihr gesagt hatte: „Viel Glück!“ Was hatte er wohl damit gemeint? Kurzentschlossen ging sie auf sein Haus zu und klingelte. Bill öffnete persönlich.

„Hallo“, sagte Paris.

„Hi.“

„Ich war vor zwei Tagen bei dir. Kannst du dich erinnern?“

„Ja. Natürlich. Ihr seid in das Haus mit der Nummer Dreizehn auf dem Hügel eingezogen.“

Paris nickte. „Bevor ich gegangen bin, hast du zu mir gesagt: ‚Viel Glück!’. Was hast du damit gemeint?“

„Ihr seid doch gekommen, um sie zu vertreiben, oder?“

„Sie? Wen meinst du damit?“

„Na, die Vampire.”

„Hä?” Paris starrte ihn an. Machte er Witze? „Die Vampire? Willst du mich auf den Arm nehmen?“

„Nein! Ihr seid doch deswegen gekommen, oder?“

„Wir sind gekommen, weil mein Dad das Haus geerbt hat. Die Frau, der es gehört hatte war seine Tante.“

„Dann müsst ihr wieder verschwinden! Sie werden euch auch in Vampire verwandeln!“

War er durchgedreht? „Ich glaube ... es ist besser, wenn ich jetzt gehe.“ Paris drehte sich um.

„Warte!“, sagte Bill. „Nimm dich in acht!“

„Hey Bill“, rief ein Mann von der Straße her. „Hör auf, der Neuen Angst einzujagen!“

„Mr Goodall“, murmelte Bill mit finsteren Blick. „Sie wissen genauso gut wie ich, dass es nicht nur Geschichten sind, sondern das ich die Wahrheit sage.“

„Aber sicher doch“, erwiderte Mr Goodall und ging weiter. Paris sah zu, dass sie weg kam.

„Du wirst noch an meine Worte denken, wenn ihr nicht geht“, rief er ihr nach und veranlasste sie dazu noch schneller zu laufen. Sie hatte keine Angst vor ihm oder seinen Geschichten, aber vielleicht war Dummheit ja ansteckend. Vampire! Von was träumte der denn nachts? Zehn Minuten später kam sie an dem ‚Willkommensschild’ vorbei und trat an den See. Er war viel größer als sie ihn in Erinnerung hatte. Sie setzte sich auf einen Felsen und sah hinaus. So schlimm, wie sie es sich vorgestellt hatte, war Tschechien gar nicht. Im Gegenteil. Hier fühlte sie die frische, saubere Luft regelrecht.

Es mussten Stunden vergangen sein, als es hinter ihr hupte. Sie drehte sich um und sah das Auto ihrer Eltern. Langsam stand sie auf, lief zu ihnen und stieg ein.

„Was machst du denn hier draußen?“, wollte ihre Mom wissen.

„Ich wollte mir die Umgebung ansehen.“

„Bist du schon lange hier?“, fragte ihr Dad und gab Gas.

Paris schaute ungläubig auf die Uhr. „Seit fast drei Stunden. Ich hab gar nicht bemerkt, dass die Zeit so schnell vergangen ist.

„Hast du die ganze Zeit dort gesessen?“

Paris nickte. Von dem Besuch bei Bill erwähnte sie nichts. „Soll ich uns was zu essen machen?“, fragte sie, als sie vor dem Haus hielten.

„Wir haben was mitgebracht“, antwortete Mrs Stewart. „Hamburger und Cola.“

„Mmh.“ Paris half ihrem Dad und Tyler die gekauften Sachen vom Baumarkt ins Haus und in den Keller zu schleppen, während Mrs Stewart das Essen auf Tellern herrichtete.

Tyler schlürfte gerade den Rest seiner Cola aus, als es an der Tür klingelte. „Ich gehe!“, rief er und rannte zur Tür. „Hallo“, hörten sie ihn sagen.

„Sind deine Eltern zu Hause?“, wollte eine männliche Stimme wissen.

Diese Stimme hatte sie doch heute schon einmal gehört. Natürlich! Mr Goodall. Ihr Dad stand auf und ging zur Haustür. Ein paar Minuten später kam er mit ihm und seinem Sohn zurück ins Wohnzimmer.

„Schatz, das ist Mr Goodall“, stellte Mr Stewart ihn seiner Frau vor. „Er uns willkommen heißen.“

Mrs Stewart stand auf und schüttelte ihm die Hand. „Freut mich. Ich bin Claire und das ist unsere Tochter Paris. Setzen Sie sich doch.“

„Danke“, erwiderte Mr Goodall und ließ sich in einen der Sessel fallen. „Paris und ich kennen uns sozusagen schon.“

Ihre Eltern warfen ihr einen fragenden Blick zu. „Wir haben uns in der Stadt getroffen“, erklärte sie.

„Ich wollte Ihnen nur sagen, dass die Leute hier dumme Geschichten erzählen. Vor allem die Familie Blanton. Paris hat sie sicher schon gehört.“

„Kommt drauf an“, entgegnete sie.

„Was meinst du damit?“, fragte ihre Mom.

Paris seufzte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihr von dem Besuch bei Bill zu erzählen. „Ich habe doch bei unserer Ankunft in dem Haus mit der Nummer Elf geklingelt.“ Ihre Eltern nickten. „Erst hat mir eine alte Frau geöffnet und mir die Tür vor der Nase zugeschlagen, als ich sagte, wohin ich wollte. Als ich dann gehen wollte, kam ein Junge namens Bill an die Tür. Er sagte mir, wo Nummer Dreizehn ist und wünschte mir viel Glück.“

„Für was?“, unterbrach Mr Stewart sie.

„Ich war ja noch nicht fertig. Das hab ich mich auch gefragt und deshalb habe ich heute noch einmal geklingelt. Er erzählte mir dann irgendwas von Vampiren und ob wir gekommen wären, um sie zu vertreiben.“

„Und dann?“, fragte Tyler gespannt.

„Na hör mal, ich dachte, er wäre durchgedreht oder so. Natürlich bin ich dann gegangen.“

„Was gibt es denn da für eine Geschichte?“, fragte Mr Stewart seinen Besucher.

„Es heißt, dass seit Hunderten von Jahren Vampire hier hausen und seine Besitzer zu einen von ihnen machen. Jedes Jahr am dreizehnten Oktober gehen die Vampire auf die Jagd nach Menschen.“

„Warum ausgerechnet am dreizehnten Oktober?“, wollte Tyler, der solche Geschichten liebte, wissen.

„Weil am dreizehnten Oktober 1313 eine Frau, namens Elaine Hill, von den Dorfbewohnern getötet wurde, da sie sie für eine Hexe hielten. Sie war die große Liebe von Richard Jamie Cromwell, der in derselben Nacht von einer Fledermaus gebissen und zu einem Vampir verwandelt wurde. Sie wollten ihn strafen, in dem er über Jahrhunderte ohne seine Elaine als Vampir leben musste, weil er diese Hexe geheiratet hatte. Dafür rächt er sich an den Menschen, in dem er jedes Jahr auf die Jagd geht und sich Opfer sucht.“

„Aber warum tötet er die Hausbesitzer?“, fragte Tyler weiter.

„Weil sie seine Nachfahren sind und sie ihm helfen sollen, ob sie wollen oder nicht.“

„Wow, ich bin mit einem Vampir verwandt“, flüsterte Tyler.

„Aber wie gesagt“, meinte Mr Goodall. „Das alles ist nur eine Geschichte und niemand weiß, was damals wirklich geschehen ist.“

Paris machte sich zwar nicht viel aus solchen Gruselgeschichten, aber dennoch lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken.

„Na ja, ich will Sie nicht weiter abhalten. Ich bin nur vorbei gekommen, um Ihnen zu sagen, dass Sie auf das Geschwätz der Leute nichts geben sollten“, sagte Mr Goodall und stand auf.

„Ich bringe Sie zur Tür“, entgegnete Mr Stewart.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Paris.

„Dad will unten im Keller arbeiten und ich helfe ihm. Ihr könnt euch frei nehmen. Macht, worauf ihr Lust habt“, antwortete ihre Mom.

„Ich spiel Playstation“, sagte Tyler und schaltete den Fernseher an.

„Dann gehe ich hoch in mein Zimmer und lese“, meinte Paris und ging nach oben. Sie schnappte sich ihr Buch vom Nachttisch und setzte sich in den Sessel, der im Erker stand. Doch sie konnte sich nicht richtig darauf konzentrieren. Sie musste an die Geschichte von den Vampiren denken. War das gestern Abend eine Fledermaus an ihrem Fenster gewesen? Es hatte die richtige Größe gehabt. Aber konnte sie wirklich in Erwägung ziehen, dass es Vampire gab? Sie hatte doch sonst nie an solche Dinge geglaubt. Warum jetzt? War es die neue ungewohnte Umgebung? Sie konnte sich einfach keinen Reim auf das Ganze machen.

„Paris!“, rief ihre Mom von unten. „Essen ist fertig!“

Essen? Schon? Aber sie hatten doch gerade erst gegessen. Oder? Allerdings war es draußen schon dunkel ... Paris sah auf die Uhr und stellte fest, dass es schon dreiviertel sieben war. Anscheinend war sie eingeschlafen.

„Paris?“

„Ja! Ich komme!“, antwortete sie und stand auf. Im Korridor war es dunkel und der Lichtschalter war am Treppenabsatz. Was bedeutete, dass sie im Dunkeln den Gang entlang gehen musste. Sie tastete sich an der Wand zur Treppe hin. Schwaches Licht drang aus dem Wohnzimmer, sodass sie wenigstens halbwegs die Stufen erkennen konnte. Sie setzte gerade den Fuß auf die oberste Stufe, als sie etwas an der Schulter packte und ein lautes Stöhnen erklang. Paris fuhr herum und stieß einen Schrei aus, als sie in zwei funkelnde Augen blickte.

„Tyler, du Idiot!“, schrie sie. „Mach, dass du fortkommst, ehe ich dich wo hin trete!“

Doch Tyler machte keine Anstalten die Flucht zu ergreifen, stattdessen brach er in schallendes Gelächter aus.

„Was ist denn da oben los?“, rief ihre Mom vom Treppenabsatz.

„Nichts, Tyler benimmt sich nur mal wieder wie ein Volltrottel!“

„Ich bin der Volltrottel? Wer hat denn hysterisch geschrieen, weil er dachte, ein Vampir stände vor ihm? Das warst du Paris, nicht ich.“ Lachend lief Tyler die Treppe hinunter an seiner Schwester vorbei.

„Nein, ich werde mich nicht aufregen“, sagte sie leise zu sich selbst und ging langsam die Treppe nach unten. Aber sie beschäftigte nicht weiter, dass ihr kleiner Bruder sie mal wieder reingelegt hatte, sondern eher, dass er Recht gehabt hatte: Sie hatte wirklich geglaubt, er wäre ein Vampir. Auch wenn es nur für einen Moment gewesen war.

 

In den nächsten Tagen dachte Paris immer seltener an die Vampir-Geschichte und vergaß sie schließlich ganz. Für Tyler würde morgen die Schule wieder beginnen, zu der er jeden Tag vom Dorf aus mit dem Bus in die Nachbarstadt fahren musste. Er und ihre Eltern waren heute mit ihm beim Direktor, um einiges zu klären und anschließend mussten sie noch Tylers Schuluniform abholen. Paris hatte ihnen versprochen, sich ums Haus zu kümmern. Das hieß, dass sie die Zimmer wischen und absaugen musste. Als sie nach anderthalb Stunden endlich fertig damit war, ging sie nach unten in den Keller und verstaute die Putzsachen im Schrank. Danach wendete sie sich der Wäsche zu, die in einem Korb auf der Waschmaschine stand. Sie sortierte alles nach Farbe und packte sie in die Trommel. Als sie nach dem Waschmittel im Regal greifen wollte, fiel ein Glas mit Pinseln herunter und zerbrach.

„Verfluchter Mist!“, schimpfte sie und bückte sich, um die Scherben aufzusammeln. Dabei schnitt sie sich in die Hand. „Auuu!“ Blut tropfte auf den Boden. Sie hielt ihre gesunde Hand unter ihre Verletzte, damit sie nicht noch mehr Blutflecken im Haus verteilte und lief nach oben ins Badezimmer. Dort spülte sie sich die Hand unter dem Wasserhahn ab und verband sie notdürftig. Ein pochender Schmerz stellte sich ein.

„Paris, wir sind wieder da!“, rief ihre Mom vom Flur her.

„Ich bin hier“, antwortete sie.

Mrs Stewart trat ins Badezimmer. „Paris! Was ist passiert?“

„Ich wollte die Wäsche waschen und da ist mir ein Glas runter gefallen. Als ich die Scherben aufsammeln wollte, habe ich mich geschnitten. Der Schnitt ist nicht tief. Allerdings muss ich nachher noch die Blutflecken wegwischen.“

„Das mache ich.“

„Das schaff ich schon.“ Paris stand auf und folgte ihrer Mom aus dem Bad.

„Was hast du denn gemacht?“, wollte ihr Dad wissen.

„Sie hat sich geschnitten.“

„Das waren die Vampire“, sagte Tyler.

„Na sicher doch.“ Paris ging an ihrem Bruder vorbei die Kellertreppe hinunter. Sie holte den Wischlappen aus dem Schrank und ging zur Waschmaschine. Als sie sich bücken wollte, um die Bluttropfen wegzuwischen, hielt sie verblüfft inne. Wie war das möglich? Ihre Mom konnte in der kurzen Zeit nicht hier unten gewesen sein. Aber wer hatte die Blutflecken dann entfernt?

 

Paris stocherte in ihrem Abendessen herum. Sie dachte immer noch an das Blut im Keller. Wer hatte es weggemacht? Natürlich wusste sie, dass die Frage sinnlos gewesen war, dennoch hatte sie ihre Eltern und ihren Bruder gefragt, ob sie es gewesen waren. Alle drei hatten verneint.

„Paris, was ist los?“, fragte Mrs Stewart. „Fühlst du dich nicht gut?“

„Ich hab ein bisschen Kopfschmerzen“, schwindelte sie.

„Iss doch wenigstens den Kartoffelbrei. Den isst du doch immer so gern.“

„Ich hab keinen Hunger.“

„Man, dass ist ja mal was ganz Neues“, warf Tyler grinsend ein.

Paris warf ihm einen finsteren Blick zu. „Kann ich nach oben gehen?“

„Natürlich, geh nur. Soll ich dir später noch einen Tee bringen?“

Paris schüttelte den Kopf, stand auf und ging die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Sie zog ihr Nachthemd an und legte sich ins Bett. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Ihr ging die Sache mit dem Blut einfach nicht aus dem Kopf und auch die Geschichte von den Vampiren, die Mr Goodall erzählt hatte fiel ihr in allen Einzelheiten wieder ein. Konnte es möglich sein ... Nein! Auf gar keinen Fall! Allein der Gedanke daran war reiner Schwachsinn! Als sie endlich einschlief, träumte sie von Vampiren, die sie durch das Dorf in die Berge jagten und dort über sie herfielen. In der Nacht wachte sie schweißgebadet auf. Es war halb eins. Sie stand auf und schlich sich in das Badezimmer. Dort spritzte sie sich kaltes Wasser ins Gesicht und blieb ein paar Minuten, mit den Hänen auf den Waschbeckenrand gestützt, stehen. Als ihr Herz wieder normal schlug, schaltete sie das Licht aus und verließ das Bad. Auf dem Weg zurück in ihr Zimmer, schaute sie zufällig an die Decke und sah die Kette, an der man ziehen musste, um auf den Dachboden zu kommen. Ohne weiter darüber nachzudenken, holte sie sich eine Taschenlampe aus ihrem Zimmer und zog die Leiter zum Dachboden herunter. Ein dumpfer Laut erklang. Sie blieb kurz stehen und lauschte, aber nichts im Haus rührte sich. Langsam ging sie die staubigen Stufen hinauf und schaltete die Taschenlampe ein. Im Schein des Lichtes erkannte sie einige alte Truhen, einen großen Spiegel, ein Sessel, vor dem ein kleiner Tisch stand, und alte, von Motten zerfressene, Kleider. Paris steuerte auf die erstbeste Holztruhe zu und versuchte den Deckel zu heben. Mit einem lauten Ächzen öffnete sie sich. Enttäuscht schloss sie sie wieder, als sie darin nur allte Lumpen entdeckte. Sie wandte sich der nächsten zu und hob den Deckel an. Darin lag eine Holzschatulle, die mit weißen Rosen bemalt war. Sie nahm sie heraus und wollte sie öffnen. Aber vergeblich, denn sie war abgeschlossen. Wo würde wohl der Schlüssel sein? Paris sah zu dem Tisch, der vor dem Sessel stand. Er hatte eine Schublade. Sie stand auf und zog das Schubfach auf. Nichts. Wo würde sie einen wichtigen Schlüssel verstecken? Sie zog die Schublade ganz heraus und drehte sie um. Perfekt! Er klebte darunter fest. Sie löste ihn ab, holte die Schatulle und setzte sich in den eingestaubten Sessel. Voller Spannung öffnete sie sie und sah auf ein Tagebuch und einige alte Briefe. Paris schlug die erste Seite des Tagebuches auf und erkannte erstaunt, dass es Elaines Tagebuch war. Doch noch mehr schockierte sie, dass es in dem Jahr von 1312 datiert war. Sie schlug es zu und packte es zurück in die Kiste. Leise schlich sie sich wieder nach unten, verschloss die Dachbodenluke und ging in ihr Zimmer. Sie setzte sich in den Sessel am Fenster und zündete eine Kerze an. Dann schlug sie das Tagebuch auf und begann zu lesen:

 

10. September 1312

 

Ich bin überglücklich! Graf Cromwell hat mich tatsächlich zum Fest eingeladen. Er hat mich unter all den anderen jungen Frauen ausgewählt. Ob er auch solche Gefühle für mich hat wie ich für ihn? Ich mag ihn schon lange. Eigentlich mögen ihn alle im Dorf, obwohl er oben auf dem Hügel ganz allein lebt. Manche halten ihn für seltsam, weil er nur selten ins Dorf kommt, aber er ist immer nett zu ihnen und gibt den Armen, die sich kein Essen kaufen können Geld. Die Mädchen im Dorf haben schon darum gewettet, wen er dieses Jahr einlädt. Ich lebe noch nicht sehr lange hier, aber dennoch hat er mich eingeladen. Gestern stand er bei uns vor der Tür und hat nach mir gefragt. Als mein Daddy mich rief und ich den Grafen sah, klopfte mein Herz wie verrückt. Und dann hat er mich gefragt, ob ich ihm die Ehre erweisen würde, mit ihm zu dem Fest zu gehen. Ich freu mich so darauf!

 

15. September 1312

 

Der Abend auf dem Fest war einfach wunderbar! Richard hat vor allen Leuten bei meinem Daddy um meine Hand angehalten. Mit einem Lächeln hat er uns seinen Segen gegeben. Wir wollen schon nächste Woche heiraten. Wie hat sich mein ganzes Leben auf einmal verändert. Bald bin ich eine verheiratete Frau. Die anderen Mädchen haben mir neidische Blicke zugeworfen und leise getuschelt. Es ist mir aber egal, was die anderen sagen. Ich liebe ihn so sehr.

 

22. September 1312

 

Jetzt ist es passiert. Ich bin eine verheiratete Frau! Er ist so liebevoll zu mir und liest mir jeden Wunsch von den Augen ab. Die Hochzeit gestern war wundervoll. Ich fühlte mich wie eine Prinzessin in dem weißen langen Kleid. Alle haben uns ihre Glückwünsche gegeben. Oh, ich bin so glücklich!

 

24. November 1312

 

Bald werden wir zu dritt sein. Ich erwarte ein Baby. Als ich es Richard gesagt habe, hat er mich vor Freude in der Luft herumgewirbelt und wollte mich gar nicht wieder los lassen. In acht Monaten wird unser Kind geboren. Richard und ich sitzen abends immer an der Klippe und schauen uns den Sonnenuntergang an. Es ist so wunderschön mit ihm.

 

08. April 1313

 

In zwei Monaten ist es soweit. Dann sind wir Eltern. Ich besuche oft meine Eltern unten im Dorf. Erst gestern war ich wieder bei ihnen. Irgendwie haben sie sich verändert, aber ich weiß nicht warum. Sie haben nicht auf meine drängenden Fragen geantwortet. Auch Richard wusste keine Antwort darauf, als ich ihn fragte, was mit ihnen sein könnte. Die Leute unten im Dorf sind auch ganz seltsam. Ob sie irgendetwas vorhaben? Aber was? Mir scheint, als hätten sie vor irgendetwas Angst. Aber vor was? Ich hoffe, sie sind bald wieder die lustigen Menschen, die sie immer waren.

 

12. Juni 1313

 

Ich habe Richard einen Sohn geboren. Wir haben ihn Richard Jamie Cromwell genannt. Mein kleiner Jamie ...

 

13. Oktober 1313

 

Es ist so grauenvoll! Meine Eltern sind tot! Sie wurden auf grausame Weise ermordet! Ich liege im Bett, weil ich krank bin. Richard wurde heute morgen ins Dorf gerufen und als er wieder kam, hat er mir mit Tränen in den Augen die schreckliche Nachricht überbracht. Wer hat ihnen das nur angetan? Unser Sohn liegt neben mir in seiner Wiege und schläft friedlich, als wäre die ganze Welt in Ordnung. Aber wie soll er auch wissen, was passiert ist? Ich höre Menschenstimmen. Was ist da los? Jetzt hämmern sie an die Tür. Was hat das zu bedeuten? Warum rufen sie meinen Namen? Sie ...

 

Hier endete Elaines Tagebuch. Paris fragte sich, was passiert war. Hatten die Menschen sich Zutritt zu dem Haus verschafft und sie des Mordes an ihren Eltern beschuldigt? Aber wie hatte sie das schaffen sollen, wo sie doch krank war? Wer hatte Elaines Eltern getötet? Paris kramte die Umschläge aus der Holzschatulle, aber auch die gaben ihr keinen Aufschluss darüber. Es waren Liebesbriefe von Richard. Was war damals wirklich passiert?

 

Am Samstag Abend war Paris allein zu Hause. Tyler und ihre Eltern waren ins Kino gefahren. Sie hatte Bauchschmerzen vorgetäuscht, damit sie nicht mitfahren musste. Sie wollte noch mal in Ruhe den Dachboden durchstöbern. Vielleicht fand sie ja so heraus, was mit Elaine und Richard vor sieben Jahrhunderten geschehen war.

„Wir sind sicher erst nach elf Uhr zurück“, sagte ihre Mom zu ihr.

„Okay. Viel Spaß.“

„Danke. Und du willst wirklich nicht mitkommen?“

„Nein.“

Nachdem die drei endlich gefahren waren, lief Paris nach oben und öffnete die Luke zum Dachboden. Draußen war es schon dunkel, deshalb musste sie wieder mit einer Taschenlampe vorlieb nehmen. Sie setzte sich im Schneidersitz vor eine Truhe und öffnete den Deckel. Darin fand sie alte Bücher, die aussahen, als würden sie bei der leisesten Berührung zu Staub zerfallen. Sie griff nach dem Erstbesten und schlug es vorsichtig auf. Es fiel nicht auseinander. Jedenfalls noch nicht. Plötzlich packte sie eine Hand an der Schulter.

„Tyler, dass ist überhaupt nicht lustig. Der Trick klappt nur einmal“, sagte sie und blätterte in dem Buch weiter. Sie riss die Augen auf und hob langsam den Blick von dem Buch. Tyler war doch mit ihren Eltern im Kino. Aber wenn es nicht Tyler war, wer war es dann? Paris fuhr herum und sah in das Gesicht von einem etwa zwanzigjährigen jungen Mann. Er hatte schwarze Haare und tiefe dunkelbraune Augen. Paris stand auf und wich einen Schritt zurück.

„Was hast du hier zu suchen? Wie bist du hier herein gekommen?“, wollte sie mehr überrascht, als ängstlich wissen.

„Durch das Fenster“, antwortete er mit seiner rauen Stimme und deutete zu der kleinen Dachluke.

Paris verschränkte die Arme vor der Brust. „Für wie dämlich hältst du mich denn?“

„Das ist mein voller Ernst.“

„Ich bezweifle, dass da überhaupt dein Kopf durchpasst.“

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ich mache keine Scherze.“

„Wer bist du überhaupt?“

„Jamie.“

„Jamie wer?“

„Graf Richard Jamie Cromwell II.“

Paris lachte auf. „Und gleich sagst du mir noch, dass du ein Vampir bist.“

„Wenn du es schon weißt, brauche ich es dir ja nicht mehr zu sagen.“

„Schluss jetzt damit! Sag mir endlich, wer du bist!“

„Das sagte ich dir bereits.“

„Schön, Mr Vampir. Und was willst du von mir? Mein Blut?“

Er sah sie ernst, fast entsetzt an. „Nein.“

„Ich denke, du bist ein Vampir?“

„Aber ich will nicht dein Blut.“

„Fein. Könntest du dann bitte gehen?“

„Ich wohne hier.“

„Bitte?!“

„Ich wohne hier.“

„Das hab ich verstanden. Wo wohnst du denn hier bitte schön?“

„Hier, auf dem Dachboden.“

„Ja ne, is klar.“

Er lächelte sie an. „Du denkst ich lüge, ja?“

„Nein, wie kommst du denn darauf?“

„Ich werde es dir beweisen.“ Jamie breitete seine Arme aus und verwandelte sich vor ihren Augen in eine Fledermaus. Er drehte eine Runde durch den großen Raum und landete direkt vor ihr. Als er sich wieder zurück verwandelt hatte, grinste er sie an. „Glaubst du mir jetzt?“

„Ich muss mich setzen.“ Mit blassen Gesicht ließ Paris sich in den Sessel fallen. Eine Staubwolke breitete sich um sie aus.

„Andere laufen immer weg.“

„Ich bin nicht ‚Andere’.“

„Hast du keine Angst vor mir?“

„Nein. Wenn du mir etwas antun wolltest, hättest du es sicher längst getan.“

„Geht’s dir wieder besser?“

Paris nickte.

„Du hast das Tagebuch meiner Mom gefunden.“ Es klang mehr wie eine Feststellung als eine Frage.

„Ja.“ Paris setzte sich im Sessel auf. „Was ist damals passiert? Was haben sie ihr angetan?“

Jamie setzte sich zu ihren Füßen. „Die Dorfbewohner haben meine Mom, Elaine, verdächtigt, dass sie ihre Eltern ermordet hat. Sie wurden in ihrem Haus aufgefunden. Man hatte ihnen brutal das Herz aus dem Leib gerissen. Dazu wäre kein normaler Mensch in der Lage gewesen. Jedenfalls kamen die Leute mit Fackeln, Knüppeln und Heugabeln. Sie verlangten Eintritt in das Haus und beschuldigten meine Mom als Hexe. Es heißt, wenn man Neugeborene mit Herzen füttert, leben sie lange. Damals starben viele Kinder. Sie dachten meine Mom wäre das gewesen. Also stürmten sie das Haus und schlugen meinen Dad nieder. Sie schafften meine Mom aus dem Haus und verbrannten sie im Dorf bei lebendigen Leib auf dem Scheiterhaufen.“ Er machte eine kurze Pause. „Als mein Dad zu sich kam, war es bereits zu spät. Er fand nur noch die Überreste meiner Mom auf dem Scheiterhaufen. Er weinte lange und als es dämmerte, nahm er ihr verkohlte Leiche und brachte sie hinauf zum Hügel. Dort saß er bis zum Abend mit ihr im Arm. Er wollte ein letztes Mal mit ihr den Sonnenuntergang sehen. Danach ließ er sie hinunter in den See fallen.“

„Was ist dann passiert?“, wollte Paris wissen, als er nicht weiter sprach.

„Nachdem sie im Wasser versunken war, wandte er sich zum Gehen, als sich plötzlich wie aus dem Nichts Hunderte von Fledermäusen auf ihn stürzten und ihn bissen. Leblos fiel er zu Boden und erwachte als Vampir. Sie hatten ihn zu einem von sich gemacht. Elaine hatte er verloren, aber sein Sohn lebte noch. Also verwandelte er mich auch in einen Vampir.“

„Wer sind die anderen Vampire?“

„Sie sind bösartig. Sie hatten die Herzen aus den Leibern meiner Großeltern gerissen. Sie wollten nicht, dass sie den Bann brach und die Vampire somit vernichtete.“

„Bann?“

„Ja. Die Besitzer dieses Hauses sind von je her verflucht. Sie wurden alle zu Vampiren verwandelt und können nur vernichtet werden, in dem eine Sterbliche sich in einen Vampir verliebt und für ihn aus Liebe stirbt.“

„Aber Elaine liebte doch deinen Dad.“

„Ja, aber damals war er noch kein Vampir.“

„Was hat es eigentlich mit dem dreizehnten Oktober auf sich?“

„Das ist der Tag, an dem jedes Jahr die große Jagd der Vampire stattfindet. An diesem Tag werden sie wieder ein Mitglied bei sich aufnehmen.“

„Aber warum seid ihr, du und dein Vater nicht so wie sie?“

„Weil er meine Mom immer noch liebt.“

„Wo hausen denn die anderen?“

„Drüben in den Bergen.“

Paris nickte nur. Schweigen breitete sich im Raum aus. „Warum hat mein Dad gerade jetzt das Haus hier geerbt?“

„Das war mein Dad. Er hat euch zu uns geholt.“

„Aber warum?“

Jamie stand auf und zog sie vom Sessel hoch. Ihr Herz klopfte wie wild und es fühlte sich an, als flögen tausend Schmetterlinge in ihrem Bauch. So etwas hatte sie noch nie gefühlt. Hatte sie sich etwa ... ? Er zog sie an sich und küsste sie zärtlich auf den Mund. Sie legte ihre Arme um ihren Nacken und erwiderte den Kuss.

„Ich habe dich beobachtet“, sagte er, als sie sich wieder voneinander gelöst hatten. „Ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt. Und deswegen will ich, dass du von hier verschwindest.“

„Was? Nein ....“

„Du musst. Sie werden dich sonst töten. Sie haben Angst, dass der Bann durch dich gebrochen wird.“

„Aber ich will nicht fort von hier. Vielleicht kann ich den Bann ja brechen.“

„Dann müsstest du aus Liebe zu mir sterben.“

„Mh, dann wäre ich aber immernoch hier.“

„Nein. Du würdest nicht sterben, um als Vampir zu leben. Und denkt doch mal an deine Eltern und deinen Bruder.“

„Aber ....“

„Du kannst mit mir kein Leben führen. Ich kann bei Tage nicht weg von hier.“

„Dann treffen wir uns nachts.“

„Paris ....“

„Das ist mein Ernst.“

„Ich weiß.“ Er drückte sie an sich. „Du musst weg von hier. Der Dreizehnte ist in wenigen Tagen.“

„Wie soll ich das denn meinen Eltern beibringen?“

„Dir wird schon was einfallen.“

„Nein. Ich gehe nicht“, sagte sie fest entschlossen. „Versuch gar nicht erst, mir das auszureden. Ich bleibe bei dir.“

 

Glücklich schlenderte sie ein paar Tage später ins Dorf zu dem kleinen Lebensmittelgeschäft. Jamie kam jede Nacht in ihr Zimmer. Dort unterhielten sie sich stundenlang. Paris erfuhr auch, dass sein Dad ihr Blut im Keller vom Boden geleckt hatte. Obwohl sie nicht auf die Jagd nach Menschen oder Tieren gingen, lechzten sie ab und zu nach Blut. Sie hatte sich unsterblich in Jamie verliebt. Er war so liebevoll.

Die Dorfbewohner verfolgten sie mit hasserfüllten Blicken, so, als würden sie ahnen, dass sie Jamie, einen Vampir, liebte. Aber sie konnten doch froh sein, dass sie den Bann vielleicht brach und so die Jagd der Vampire ein für alle mal ein Ende bereitete.

„Hexe!“, rief jemand hinter ihr. Paris wandte sich um. Es war Bill. Er holte aus und warf etwas nach ihr. Eine Tomate. Sie verfehlte sie nur um ein paar Zentimeter. Was fiel ihm ein? Und warum hatte er sie als Hexe beschimpft?

„Verschwinde, du Hexe! Wir wollen dich hier nicht haben!“, schrie er und warf einen Stock nach ihr. Jetzt reichte es. Paris marschierte schnellen Schrittes auf ihn zu. „Hast du sie noch alle? Was soll denn das?“

„Du Hexe, du hast sie umgebracht!“

„Umgebracht? Wen denn?“

„Die ganzen Tiere!“ Paris hatte davon in der Zeitung gelesen. Außerhalb des Dorfes waren tote Tiere gefunden wurden. Ihnen war das Herz rausgerissen wurden.

„Du spinnst ja! Was hätte ich denn davon?“, fragte sie ihn aufgebracht.

„Du isst sie. Hexe! Hau ab!“ Er griff nach einem weiteren Stock.

„Wag es nicht, den nach mir zu werfen!“, drohte sie.

„Was machst du denn dann? Willst du mich verhexen?“

„Nein, du hast meine Faust im Gesicht.“

Bill wollte gerade den dicken Ast auf sie niedersausen lassen, als Paris ausholte und ihn mitten ins Gesicht schlug. Er sah sie entsetzt an und lief davon. Sie ging weiter ins Lebensmittelgeschäft, aber als sie eintreten wollte, ließ man sie nicht rein.

„Was soll das?“, verlangte sie zu wissen.

„Verschwinde hier du Hexe!“, schrie die Verkäuferin sie an. „Mörderin!“

„Sie sind ja alle wahnsinnig geworden!“ Paris drehte sich um und lief davon. Was hatte das alles zu bedeuten? Wie kamen sie darauf, dass sie die Tiere getötet hatte? Sie musste auf der Stelle mit Jamie reden.

„Paris? Du bist ja schon wieder da“, sagte Mrs Stewart verwundert.

„Ähh, ja. Ich bin oben.“

„Ist gut. Wenn du uns suchst, wir machen draußen was im Garten.“

„Okay.“ Paris wartete bis ihre Mom nach draußen verschwunden war, dann ging sie hinauf auf den Dachboden und verschloss die Luke sorgfältig hinter sich. Jamie hatte gesagt, dass sie ihn hier im Notfall finden würde.

„Jamie? Wo bist du?“ Paris war den Tränen nahe. „Ich muss mit dir reden.“

Er trat hinter dem Stützbalken hervor. „Was ist passiert?“

Paris warf sich ihm weinend in die Arme. „Sie denken, ich hätte die Tiere getötet! Sie beschimpfen mich als Hexe! Wie kommen die Leute denn auf sowas?“

„Sie haben es ihnen zugeflüstert“, sagte eine Stimme hinter ihnen. Paris blickte auf. Es war Graf Cromwell. Jamie war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.

„Aber ich habe doch nichts getan“, schluchzte Paris.

„Ich weiß. Die anderen haben es ihnen im Schlaf zugeflüstert. Die Menschen halten es für die Wahrheit.“

„Und jetzt?“

„Es ist besser, wenn du von hier weg gehst. Sofort. Es sind nur noch wenige Stunden bis Mitternacht“, sagte der Graf.

„Ich lasse mich nicht so einfach verscheuchen.“

Jamie seufzte. „Es ist sinnlos, Dad. Sie will nicht gehen.“

„Dann müssen wir gegen sie kämpfen.“

 

Es war schon weit nach Mitternacht. Aber es war noch nichts geschehen. Vielleicht hatten sie sich ja doch getäuscht und nichts würde geschehen. Neben ihr saß Jamie und gegenüber saß sein Vater, der Graf. Die Zeit verstrich, ohne das etwas geschah. Paris war in Jamies Armen eingenickt. Als sie wieder aufwachte, war es kurz nach halb fünf am Morgen. Der Graf stand am Fenster und blickte nach draußen.

„Sie kommen“, sagte er plötzlich.

Paris sprang auf und trat neben ihn. Sie hatte die Vampire erwartet, aber es waren keine Vampire, sondern die Bewohner des Dorfes, mit Fackeln und Gewehren in den Händen. Genau wie damals.

„Was ...?“

„Sie kommen dich zu holen“, antwortete der Graf. „Wir gehen zur Hintertür raus.“

Die drei schlichen sich die Treppe hinunter und aus der Küchentür hinaus ins Freie. Paris hörte, wie die Leute an die Haustür schlugen und nach ihr riefen. Im Schlafzimmer ihrer Eltern ging das Licht an.

„Was soll der Lärm?“, hörte sie ihren Dad aus dem Fenster rufen.

„Gebt uns die Hexe!“, schrie jemand.

Mr Stewart verschloss das Fenster und ging, gefolgt von seiner Frau, hinunter. Plötzlich hörten sie den markerschütternden Schrei ihrer Tochter. Paris sah den dunklen Schwarm direkt auf sich zukommen. Es waren tausende von Fledermäusen. Jamie stellte sich schützend vor sie. Die Dorfbewohner und Paris’ Eltern folgten dem Schrei hinter das Haus. Die Fledermäuse landeten und verwandelten sich. Der Anführer stellte sich vor die Menschenmenge.

„Tötet sie alle drei!“, zischte er. Die Menschen drängten auf sie zu. Jemand riss seine Fackel in die Höhe und hielt sie Jamie entgegen. Paris stieß ihn zur Seite. Wenn das Licht seine Augen traf, würde er unsägliche Schmerzen leiden.

Bill packte Paris und hielt sie fest. „Verbrennt sie! Zündet sie an!“ Ein Mann hielt seine Fackel an ihre Beine. Jamie stürzte sich auf ihn und stieß ihn beiseite. Sein Nachbar holte aus und wollte die Fackel nach ihm werfen. Paris rammte Bill ihren Ellenbogen in den Magen und riss Jamie zu Boden. Die Fackel flog in den Abgrund. Doch bei ihrem Manöver verlo Paris das Gleichgewicht und stürzte mit einem lauten Schrei in die Tiefe.

„Neeeiiiiinn!“ Jamie verwandelte sich in eine Fledermaus und flog hinterher. Paris landete mit einem dumpfen Laut auf einen Felsvorsprung. Ein dünner Blutfaden lief ihr am Mundwinkel hinunter.

„Paris! Oh mein Gott!“, schrie Mrs Stewart verzweifelt.

„Paris! Nein, du darfst nicht sterben!“, flüsterte Jamie und hielt sie sanft in seinen Armen. Sie schlug mühsam die Augen auf und blickte ihren Geliebten an.

„Ich liebe dich, Jamie.“ Mit diesen leisen, letzten Worten schloss sie ihre Augen für immer.

Jamie stieß einen schmerzlichen Schrei aus. Am Horizont ging langsam die Sonne auf. Der Anführer der Vampire schrie, als er elendig mit seinen Gefährten verendete. Der Graf, Jamies Dad, landete neben ihm.

„Sie ist tot“, sagte Jamie mit Tränen in den Augen.

„Ich weiß. Lass uns zu ihr gehen“, erwiderte er. Jamie ergriff Paris’ Hand und folgte ihr gemeinsam mit seinem Vater.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.04.2017

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /