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Ein Wunder zu Weihnachten

Mitten im verschneiten Alaska, unweit eines kleinen Dorfes, stapften zwei kleine Gestalten durch den hohen Schnee. Der helle Vollmond und die Sterne waren die einzigen Lichtquellen, die ihnen den Weg zeigten. Der weiße Schnee tat sein übriges, damit sie fanden, was sie suchten.

"Ich glaube, da vorn ist es!", rief einer der beiden aus.

"Wo??", fragte der Zweite und sah sich um. Dabei achtete er nicht mehr auf den Weg und lief vor etwas davor. Doing!

"Genau da ...", bemerkte der andere mit einem Seufzen. "Wann wirst du endlich mal die Augen aufmachen, Arik?"

Der Angesprochene rappelte sich wieder auf, nachdem er auf seinem Hintern im kalten Schnee gelandet war. Mit einem Rest Würde klopfte er sich den Schnee von den Sachen. "Du hättest mich ja warnen können, Jari."

Dieser schnaubte leise. "Warum sollte ich?"

"Weil du ein Elf bist und eigentlich helfen solltest!"

"Verklag mich doch."

Arik funkelte ihn an. "Du wirst schon mal noch sehen was du davon hast!"

Jari grinste. "Was willst du machen? Mich mit einer deiner Zuckerstangen erdolchen?"

"Ach du bist ja nur neidisch, weil meine am besten schmecken! So und jetzt hab ich genug. Lass uns unsere Arbeit erledigen ehe es zu spät ist."

Arik zog seine Zipfelmütze wieder zurecht und postierte sich vor das Schild. "Na ja viel ist ja eh nicht mehr zu sehen. Lass uns den Rest noch mit Schnee bedecken."

Jari war einverstanden und zusammen machten sie sich an die Arbeit um das besagte Schild mit Schnee zu zu häufen, sodass es nicht mehr sichtbar war. Danach verwischten sie noch ihre Spuren, damit niemand bemerkte, dass dort jemand gewesen war ...

 

"Sind wir schon da?", murmelte Evie's Sohn Aiden zum gefühlten hundersten Mal hinter ihr. Diesmal kam es allerdings schon weniger enthusiastisch heraus. Kein Wunder, denn sie waren schon seit Mittag mit dem Auto unterwegs und dass es seit zwei Stunden unaufhörlich schneite, machte es auch nicht einfacher.

Es war ein paar Tage vor Weihnachten und die beiden waren auf dem Weg zu der Pension, die sie sich über die Feiertage in dem kleinen Dorf Crystal gebucht hatten. Aiden sollte endlich einmal weiße Weihnacht erleben und hier in Alaska war es unwahrscheinlich, dass dies nicht passierte. Allerdings hatte Evie sich die Fahrt auch einfacher vorgestellt. Mittlerweile war es dunkel und die Sterne und der Mond waren die einzigen Leuchtquellen neben ihren Autoscheinwerfern. Sie warf einen Blick in den Spiegel und betrachtete ihren dreijährigen Sohn, dem allmählich die Augen immer schwerer worden.

"Wir sind bestimmt bald da", sagte sie leise, woraufhin sie nur noch ein leises Gemurmel von ihm vernahm.

Langsam fuhr sie die gewundene, von Bäumen umsäumte Straße entlang und hielt nach einem Ortsschild Ausschau. Entweder gab es hier keine oder sie waren längst zu geschneit. Der Schnee türmte sich am Straßenrand schon meterhoch. Wie war sie auch auf die Idee gekommen allein mit dem Auto zu fahren? Sie hätte das Angebot der Pensionwirtin annehmen und sich abholen lassen sollen. Aber nein, sie wollte unbedingt fahren und Aiden in Ruhe die Umgebung zeigen.

Zugegeben, der Ausblick war einfach herrlich. Der Schnee glitzerte wie tausend Diamanten, der Himmel war klar und die Sterne funkelten um die Wette. Allerdings war weit und breit nichts außer Bäume zu sehen und so langsam müsste das Dorf Crystal auftauchen. Vielleicht hatte sie die falsche Abzweigung genommen? Aber sie hatte doch extra nochmal auf der Karte nach geschaut.

Sie beschloss, noch bis zur nächsten Abbiegung zu fahren und dann umzudrehen, wenn sie immer noch keine Menschenseele sah.

Nach ein paar Minuten kniff sie die Augen zusammen. War da vorn auf dem Hügel Licht zu sehen? Sie fuhr etwas schneller und atmete erleichtert auf. Tatsächlich. Dort schien ein Haus zu stehen. Und wo ein Haus war waren auch Menschen, bei denen sie nach dem Weg fragen konnte, wenn es nicht sogar ihre Pension war. Sie hielt darauf zu - und stellte plötzlich mit Entsetzen fest, dass der Motor ihres Autos stotterte und dann aus ging.

"Oh nein ...", flüsterte sie und versuchte den Wagen zu starten. Nichts. Sie unterdrückte einen Fluch und holte tief Luft, um sich selbst zu beruhigen. Mit einem flüchtigen Blick in den Spiegel stellte sie fest, dass Aiden tief und fest schlief. Nach ein paar Minuten versuchte sie noch einmal ihr Glück, doch das Einzige, was der Motor noch von sich gab, war ein kurzes Rasseln und dann nichts mehr. Obwohl, nichts konnte man auch nicht sagen. Denn als Evie einen Blick auf die Motorhaube warf, sah sie, wie etwas Qualm darunter hervorkam.

"Mist!" Entsetzt zog sie ihren Mantel vom Beifahrersitz und schlüpfte hinein. Bevor sie die Wagentür öffnete vergewisserte sie sich, ob irgend jemand in der Nähe war. Es war stockdunkel und ihr schossen Horrorbilder von Räubern, Mördern und Menschenfressern durch den Kopf. Sehr unpassend, musste sie sich eingestehen. Sie holte tief Luft und öffnete die Tür. Ein eiskalter Wind wehte hinein und sie war kurz davor, die Tür wieder zuzuknallen. Aber da es sie nicht weiter bringen würde, öffnete sie sie weiter und schlüpfte hinaus. Sie warf Aiden einen Blick zu und stellte fest, dass er immer noch schlief. Leise schloss sie die Tür, um ihn nicht aufzuwecken.

Sie stapfte durch den Schnee zu der leicht qualmenden Motorhaube und überlegte was sie jetzt tun sollte. Ihr Handy aus der Tasche zu holen war sinnlos. Empfang hatte sie schon seit einigen Meilen nicht mehr gehabt und hier in der dichten Waldgegend war es noch unwahrscheinlicher. Ihr Blick schweifte zu dem Haus auf dem Hügel. Am besten wäre es wohl, wenn sie Aiden und das wichtigste Gepäck nahm und sich auf den Weg dorthin machte, um Hilfe zu bekommen.

Kaum hatte sie ihren Plan gefasst, ging sie zur Hintertür des Wagens, um Aiden zu holen, und bemerkte auf einmal näher kommende Scheinwerfer. Ein anderes Auto. Erneut schossen ihr Bilder von Enführern und Psychopathen durch den Kopf. Aber wer sollte sich hier in dieser verlassenen Gegend schon ein Opfer suchen? Trotzdem postierte sie sich neben der Fahrertür um schnell einzusteigen und sie verriegeln zu können, falls es nötig sein sollte. Ja, es war irrsinnig, zu glauben, dass sie darin sicher wäre. Schließlich könnte man die Scheibe einschlagen und sie herauszi ... nein! Sie musste diese Gedanken sofort abstellen.

Evie sah zu dem Auto, dass sich lässig durch den Schnee zu kämpfen schien, und immer näher kam. Schlussendlich hielt es neben ihrem Wagen. Die Fahrertür ging auf und ein Mann stieg aus. Viel konnte sie nicht von ihm erkennen.

"Kann ich Ihnen helfen?", fragte er. "Sind Sie liegen geblieben?" Er kam zu ihr und bemerkte den Qualm, der nun nur noch in dünnen Rauchsäulen aus der Motorhaube stieg. "Na der fährt heute wohl nicht mehr ..."

Sie räusperte sich und sah ihn an. "Er ging ganz plötzlich aus und ließ sich nicht mehr starten. Leider kann ich hier ja keine Hilfe rufen. Der Handyempfang ist miserabel ... oder ehr nicht vorhanden."

Sie hörte ein leises, anziehendes Lachen. "Da haben Sie vollkommen Recht. Wohin wollen Sie denn?"

"Nach Crystal in die Pension Wild Mountain."

Als er sie ansah, hätte sie schwören können, dass Überraschung in seinen Zügen zu lesen war. "Nach Crystal? Da müssen Sie falsch abgebogen sein. Die Abzweigung kam schon vor 5 Meilen."

"Mh, ich habe weit und breit kein Schild gesehen und dachte, ich bin auf dem richtigen Weg."

"Nein, tut mir leid. Eigentlich ist das Ortsschild auch nicht zu übersehen, eben war es noch da, als ich vorbei gefahren bin." Er besaß doch tatsächlich die Frechheit sie spitzbübisch anzugrinsen.

Sie errötete etwas. Zum Glück war es zu dunkel um es zu sehen. "Dann habe ich es wohl wirklich übersehen."

"Weg kommen Sie mit dem Wagen jedenfalls nicht mehr. Schon gar nicht bei dem Wetter. Der Schneefall soll sich bald auf einen Sturm ausweiten. Dann wird die Straße - und vielleicht auch das Ortsschild - verweht sein."

Evie sah ihn entsetzt an und bemerkte gar nicht, dass er sich darüber lustig machte, weil sie das Schild übersehen hatte. "Aber mein Sohn und ich müssen hier weg. Wir können doch nicht im Auto übernachten!"

Sie sah wie ein leises Lächeln auf seinem Gesicht aufblitzte. "Kein Problem. Ich nehme Sie in meinem Wagen mit und bringe sie hoch zu meinen Eltern. Sie haben immer ein paar Gästezimmer frei. Auch wenn sich bei diesem Wetter selten jemand verirrt."

Evie errötete erneut. "Ich weiß auch nicht wie ich das Schild übersehen konnte. Aber ich wäre froh, wenn uns ihre Eltern ein Gästezimmer anbieten könnten. Ich zahle natürlich auch dafür."

Sie hörte ein leises Schnauben. "Das würde meine Mom nie annehmen. Öffnen Sie den Kofferraum, ich lade Ihr Gepäck um."

Sie sah ihn etwas zögernd an. Immerhin war er ein Fremder. "Wie heißen Sie eigentlich?"

Er grinste sie breit an. "Riley Parker. Dachten Sie etwa, hier draußen hätte sich ein Serienkiller verirrt und wollte Sie kidnappen?" Jetzt lief sie rot an wie eine Tomate, öffnete schnell die Autotür und bediente den Hebel für die Kofferraumklappe. Leise schloss sie die Tür wieder. "N-Natürlich nicht!"

Er warf ihr einen wissenden Blick zu, dass er sie durchschaut hatte und marschierte durch den Schnee zum Kofferraum. "Und ich hätte schwören können Sie sind eben rot geworden weil ich voll ins Schwarze getroffen habe." Riley öffnete den Kofferraum und begann, ihr Gepäck umzuladen. Derzeit nahm Evie eilig ihre Handtasche vom Beifahrersitz und öffnete die Hintertür, um Aiden heraus zu holen. Der Kleine sah sie verschlafen an. "Sind ... da ...?", murmelte er undeutlich.

"Fast, mein Süßer", sagte sie leise und packte ihn dick gegen die Kälte ein. Dabei fielen ihm schon wieder die Augen zu, sodass sie ihn ohne jeglichen Widerspruch aus dem Sitz heben konnte. Als sie die Autotür zu schlug war ihr so, als würde sie ein leises, entferntes Klingeln vernehmen.

Verstohlen sah sie sich um. "Haben Sie das gehört?", fragte sie und sah Riley an. Dieser sah zurück und runzelte die Stirn. "Was denn?"

"Dieses leise Klingeln."

Er blinzelte. "Ein leises Klingeln? Ich habe nichts gehört. Vielleicht ist es ja der Serienkiller der seine Opfer damit anlockt ..."

"Na hören Sie mal ... unverschämter Kerl!", rief sie aus als er in ein Lachen ausbrach.

"Weihnachtsmann ...", flüsterte Aiden im Schlaf.

"Ja oder der", sagte er grinsend und schlug ihren Kofferraum zu. "Dann mal rein in die gute Stube." Er öffnete die Beifahrertür. "Ich denke, das Stück kann ihr Sohn auf ihrem Schoß sitzen."

Evie schmiegte Aiden enger an sich und stieg in den Wagen. "Danke", murmelte sie. Er grinste zur Antwort und schlug die Tür zu. Sie sah sich noch einmal um. Hatte sie sich dieses leise Klingeln wirklich nur eingebildet? Aber was sollte es auch gewesen sein?

 

"Er hat sie ausgelacht", stellte Arik fest. Zusammen mit Jari hatte er sich in einem Gebüsch, nicht weit von den Autos entfernt, versteckt.

"Ach was ... er hat nur ... ähm ... ja okay, vielleicht hat er sich ein wenig über sie lustig gemacht", gab Jari zur Antwort.

Arik schnaubte leise neben ihm. "Bloß weil er nicht an Weihnachten glaubt. Sonst hätte er unsere Glöckchen gehört."

Jari blieb stumm, denn auch wenn Arik manchmal gern ein Klugscheißer war, so musste er ihm diesmal Recht geben.

 

Nach etwa fünf Minuten hatte sich Riley mit seinen neuen Passagieren durch den Schnee zu dem Haus seiner Eltern vor gekämpft und parkte in der Auffahrt. Allmählich machte sich der Wind immer mehr auf. Wenn er nicht bald den Rückweg antrat, würde es zu spät sein und er würde hier fest sitzen. Nicht, dass ihn das stören würde, er hatte ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern. Aber seine Mom liebte Weihnachten über alles und somit auch alles was dazu gehörte: Weihnachtsschmuck im ganzen Haus verteilen, Lieder singen, Plätzchen backen, Filme gucken ... Das volle Programm. Selbst jetzt erstrahlte das Haus von außen in vollem Lichterglanz und machte den Criswolds fast Konkurrenz. Darauf konnte er getrost verzichten. Er wußte selbst nicht, wieso er so gegen Weihnachten war. Vielleicht lag es daran, dass er sich gerade zu dieser Zeit, in der sich die Familie um den Baum versammelte und am meisten schätzte, was sie aneinandere hatten, besonders einsam fühlte. Denn er musste zugeben, dass er sich mit seinen fünfunddreißig Jahren manchmal ziemlich allein vorkam. Besonders in der Weihnachtszeit sehnte er sich nach einer eigenen kleinen Familie. Natürlich konnte er sich nicht beklagen, denn die Frauen liefen ihm regelrecht nach. Sein stattlicher Körperbau von über einem Meter achtzig, an denen die Muskeln gut verteilt waren und somit nicht zu schmächtig oder zu stark wirkten, zogen die Blicke der Damenwelt auf sich. Zudem hatte er ein attraktives Gesicht, dunkelbraune Haare und einen Dreitagebart. Diese Kombination stand ihm außergewöhnlich gut, zudem hatte er einen gut bezahlten Job und war Single. Was wollte eine Frau mehr?

Aber Riley wollte mehr von einer Frau, als das Gefühl, dass sie nur hinter seinem Geld her war. Er wollte eine Frau, die seinetwillen bei ihm blieb und wegen nichts anderem. Aber würde er das

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: M. Schadly
Bildmaterialien: M. Schadly
Cover: M. Schadly
Tag der Veröffentlichung: 24.12.2014
ISBN: 978-3-7438-3479-8

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Zur Erinnerung an meine Mutti und die schöne Weihnachtszeit, die wir miteinander verbracht haben

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