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Nachtgespräche

Etwas riss Mordred aus dem Schlaf. Er konnte nicht sagen, was genau es war, nur das unbestimmte Gefühl, beobachtet zu werden lastete auf ihm.

Gähnend rieb er sich die den letzten Rest der Müdigkeit aus den Augen und blickte sich um. Die Dunkelelben, die von nun ans eine Gefährten sein würden, lagen zusammengerollt unter ihren Decken und schliefen dem Morgen entgegen, der sie näher an ihre Heimat brachte.

Plötzlich begegnete er dem Blick zweier dunkelbrauner Augen, die sich glitzernd von der Dunkelheit abhoben.

„Carim?“

Lachend  schlich der Dunkelelbe auf den Menschen zu und ließ sich neben ihn auf die Decke fallen.

„Was ist, Mordred?“

Mordred lehnte sich zurück und musste den Kopf in den Nacken legen, um Carim in die Augen sehen zu können. Sein Blick blieb an dem kurz geschnittenem Haar des Elbenführers hängen.

„Warum trägst du dein Haar so kurz? Die anderen Elben scheinen stolz auf ihre langen Haare zu sein, und du schneidest deine ab?“

Carim stieß ein dunkles Lachen aus und warf einen Blick in die Dunkelheit.

„Mein Vater hasst es. Deshalb trage ich sie so. Aber egal. Morgen sitzen wir in den Hallen meines Vaters und er wird dich fragen, warum du mir das Leben gerettet hast.“

Mordred seufzte tief und strich sich eine widerspenstige Locke aus den Augen.

„Das kann ich mir nicht einmal selbst erklären. Was soll ich dann erst zu deinem Vater sagen?“

Ratlos zuckte Carim mit den Schultern.

„Frag mich nicht. Aber ich wollte dir etwas zeigen, bevor du morgen mit uns kommst.“

Der Dunkelelbe packte Mordreds Handgelenk und zog ihn auf die Beine. Stumm folgte er Carim an den Schlafenden vorbei den kleinen Gebirgspfad hinauf, der im Morgengrauen ihr Weg sein sollte.

„Wohin bringst du mich Carim?“

„Sei doch einmal ruhig.“

Betroffen schloss Mordred den Mund und kletterte stumm den steilen Weg weiter empor.

Schweiß rann seinen Rücken hinab und er keuchte vor Anstrengung, als der Pfad sich endlich weitete und zu einem felsigen Plateau wurde.

Die Hände in die Hüften gestemmt stand Carim breitbeinig am Rande der Felsen und starrte in die Weite hinaus.

„Komm her Mordred. Ich denke, es wird dir gefallen, es ein letztes Mal zu sehen.“

Schnaubend stapfte der Mensch zu ihm herüber und blickte auf die Berge.

„Ich dachte, dein Vater wohnt hoch oben in den Bergen. Warum sollte ich mir dann noch andere ansehen?“

Carim starrte ihn verwirrt an, bevor ein wissendes Lächeln sich auf seine Lippen stahl.

„Stimmt. Du bist so klein, dass du es nicht sehen kannst.“

Lachend schlang er einen Arm um Mordreds Taille und hob ihn hoch.

Erschrocken legte er die Hände auf die breiten Schultern des Elben und blickte in dessen dunkelbraune Augen.

„Was soll das?“

„Schau jetzt noch einmal hinunter.“

Gehorsam drehte Mordred den Kopf und blickte in die Ebene hinunter. In weiter Ferne konnte er vereinzelte Lichter sehen, die wie Sterne aussahen.

„Ist das mein Dorf?“

Carim nickte und warf einen beiläufigen Blick auf die Lichter hinab.

„Ich dachte, du würdest es gerne einmal sehen.“

Der Blick des Elben wanderte wieder zu dem Menschen und er musterte ihn eindringlich.

„Ich hatte mal einen verletzten Vogel. Er konnte nicht fliegen. Du bist genauso zerbrechlich wie er und dein Herz schlägt genauso schnell wie seins, als ich ihn gefunden habe.“

Schamesröte stieg Mordred in die Wangen. Er hatte gehofft, dass Carim nicht merkte, wie sehr sein Herz raste.

„Aber der Vogel ist bestimmt weggeflogen, als er wieder gesund war, nicht wahr? Ich könnte das nicht.“

Für einen Augenblick wurden die Augen des Elben beinahe schwarz und er flüsterte: „Das hoffe ich auch.“

Abrupt ließ er Mordred los und wich einen Schritt zurück.

Schwankend hielt der Mensch das Gleichgewicht und schaute ihn bestürzt an.

„Sieh mich nicht so an!“, fauchte Carim und rannte den Weg zum Lager zurück.

Fluchend wollte er dem Elbenführer hinterher hasten, doch der Weg war zu steinig und der Elbe zu schnell. Murrend machte er sich an den Abstieg und rutschte den steinigen Pfad hinab.

Als er im Lager ankam, lag Carim bereits auf seiner Schlafstätte und hatte die Decke über den Kopf gezogen. Mordred sah ein, dass es sinnlos war, mit ihm zu reden, also schlurfte er zu seiner Decke und ließ sich auf sein Lager fallen.

Für einen Monet dachte er an seine Heimat zurück. Nie wieder würde er sich dort sehen lassen können. Das Blut seines Ziehbruders klebte an seinen Händen. Tränen liefen über seine Wangen, als Mordred sich zur Seite drehte und die Augen schloss.

Verzeih mir Bruder. Ich habe das alles nie gewollt.

 

 

Wütend starrte Carim auf die Mähne seines Pferdes. Er war wütend auf Mordred, doch am meisten zürnte er sich selbst.

Er hatte gewusst, dass er sich dem Menschen nicht hätte nähern dürfen. Sicher, er hatte ihm das Leben gerettet, aber was verpflichtete ihn, Carim, nur dazu, den Menschen mit sich rumzuschleppen?

Er war zu zerbrechlich für das raue Leben unter den anderen Elben. Er hatte jeden Knochen Mordreds gespürt, als er ihn im Arm gehalten hatte.

Knurrend verdrängte der Elbe den Gedanken an den gestrigen Abend und ballte die Hände unwillkürlich zu Fäusten.

Wiehernd warf seine Stute den Kopf hoch. Seufzend entspannte Carim sich und klopfte der Braunen den Hals.

„Ist gut mein Mädchen. Ich denke nur nach.“

Sein Blick wanderte die steilen Felswände hinauf und er glaubte, nicht weit entfernt die Mauern Minorjs zu sehen, die Stadt der Sterne.

Entschlossen drehte er sich zu seinen Männern um und rief : „Nicht mehr lange, und wir werden Minorj erreichen.“

Während die Elben in Jubel verfielen, suchte Carim nach Mordred. Der Mensch bildete das Schlusslicht des Zuges. Für einen kurzen Augenblick begegnete Carim den Blick seiner blauen Augen. Schließlich wandte Carim wieder den Blick ab. Die Muskeln seines Rückens zogen sich schmerzhaft zusammen, und er schüttelte den Kopf. Mordred war für ihn gefährlicher, als jeder seiner Feinde es jemals hätte sein können.

Ungestüm rammte er seiner Stute die Fersen in die Flanken und sprengte den Berg hinauf. Johlend trieben die Dunkelelben ihrerseits die Pferde an und der Trupp raste den Pfad entlang. Keine Stunde später rasten die Pferde durch die geöffneten Tore der Elbenstadt und galoppierten mit klappernden Hufen über den gepflasterten Hof.

Nach und nach kamen die Reittiere zum stehen und ihre Reiter glitten zu Boden. Schwankend hielt Mordred sich an den Zügel seines Wallachs fest. Seine Beine wollten ihm nicht mehr gehorchen.

„Alles in Ordnung?“

Eine starke Hand legte sich um seinen Oberarm und stützte ihn hilfsbereit.

Blinzelnd schaute er auf und blickte Carim verwirrt an.

„Bis eben hast du mich noch ignoriert. Woher die Fürsorge?“

Carims Brust vibrierte, als er bellend auflachte und zur Seite blickte.

„Ich möchte nur, dass es dir gut geht. Die Männer gehen jetzt hoch zum See, um sich den Schmutz der Reise abzuwaschen. Mir als Fürstensohn steht es zu, das Badehaus zu benutzen. Kommst du mit?“

Hin und hergerissen schaute Mordred von Carim zu den anderen Elben. Einerseits wollte er nicht mit dem Elbenführer allein sein, doch andererseits wusste er, dass die anderen ihn noch immer ablehnten.

„Gut. Ich komme mit.“

Mit gesenktem Kopf folgte er dem Dunkelelben zu einem schmalen Riss im Felsen. Erstaunt beobachtete er, wie der breitschultrige Carim sich durch den Spalt quetschte.

„Kommst du? Du musst hier lang!“

Zögernd schob Mordred sich durch den Riss in die Dunkelheit hinein.

„Ich sehe nichts Carim. Hilf mir!“

Eine Hand packte ihm am Kragen und zerrte ihn mit. Fluchend stolperte Mordred in der Dunkelheit vor sich hin, bis ein gleißendes Licht ihm fast das Augenlicht raubte.

Blinzelnd schaute er sich um und riss überrascht die Augen auf.

Vor ihm erstreckte sich eine tief in den Felsen gegrabene Grotte. Die Felsen schimmerten in einem dunklem blau und ließen alles unwirklich wirken.

„Das hier ist alles natürlich. Das Wasser hat sich so tief in den Felsen gegraben, dass eine natürliche Höhle entstanden ist. Und der See dient uns nun als Badehaus. Beziehungsweise den Frauen und den Fürsten.“

Grinsend zog Carim sich das Hemd über den Kopf und rannte auf den kleinen See zu,, der sich mitten in der Höhle befand. Kopfüber sprang der Dunkelelbe in das dunkelblaue Wasser und tauchte unter.

Zögernd folgte Mordred seinem Beispiel und entledigte sich seines verschmutzen Hemdes.

Prüfend beugte er sich über die glatte Oberfläche des Sees. Es war so dunkel, dass er nichts sehen konnte. Plötzlich schossen zwei blasse Arme aus dem Wasser und umklammerten seinen Hals. Schreiend wurde er ins Wasser gezogen und hielt die Luft an. Wütend starrte er in Carims belustigte Augen. Grollend schlug er nach dem Dunkelelben und befreite sich aus dessen Umklammerung. Nach Luft ringend tauchte er wieder auf und strich sich das Haar aus den Augen.

„Weißt du eigentlich, wie gemein du bist Carim?“

„Sicher doch.“

Mordreds Schrei hallte von den felsigen Wänden wieder und er wirbelte herum.

Carim grinste nur, als er dem vernichtenden Blick des Menschen begegnete und tauchte erneut unter.

Seufzend verdrehte Mordred die Augen und folgte dem Dunkelelben.

 

Der Rabe

Eine geschlagene Stunde hatte Mordred mit dem Versuch zugebracht, den Dunkelelben im Wasser zu ertränken. Doch dieser Kampf war genauso aussichtslos wie die Hoffnung, nicht Carims Vater unter die Augen treten zu müssen.

Das Langhaus, in dem sich die Halle des Fürsten befand, war dreimal so lang wie ein normales Haus und größer als alles, was Mordred jemals gesehen hatte. In den Dachbalken waren Figuren von Drachen geschnitzt worden, die lebensecht auf sie hinabblickten.

Lautes Gelächter schlug ihnen entgegen, als Carim die Tür aufstieß und in die Halle trat, dicht gefolgt von seinem Lebensretter.

Mordreds Blick wanderte über die versammelten Elben hinweg. Am äußersten Ende der Festhalle erhob sich ein Mann, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Er war groß, sogar noch größer als Carim. Ein Umhang aus Rabenfedern fiel ihm offen über die Schultern und bedeckte den Boden um ihn herum. Sein Gesicht wurde von einer eindrucksvollen Maske verdeckt, die an den Schädel eines riesigen Raben erinnerte. Brennende amethystfarbende Augen starrten aus de Gefieder der Maske hervor und bohrten sich tief in die Seele des Menschen.

„Ygddrassil!“ Seine Stimme dröhnte durch die Halle und er durchquerte die Halle mit großen Schritten. Der Umhang wehte wie ein leibhaftiges Paar Flügel hinter ihm her, als er auf Carim zustürmte und ihm eine Ohrfeige verpasste. Das Klatschen hallte von den Wänden wieder und Carims Wange verfärbte sich rot.

„Ygddrassil?“, fragte Mordred schüchtern und blickte von dem Rabenmann zu Carim.

„Den Namen Carim gab mein Sohn sich selbst, als er damals zum ersten Mal unter Menschen trat. Wie konntest du mir das antun? Kannst du dir vorstellen, welche Sorgen ich mir gemacht habe? Schlimm genug, dass ich schon zwei Söhne verloren habe. Du sollst nicht darunter sein. Habe ich dir nicht beigebracht, mir den nötigen Respekt entgegen zu bringen und wenigstens ein Wort zu sagen, bevor du gehst?“

Mit gesenktem Kopf stand Carim da und starrte beschämt zu Boden. Ihm war bewusst, dass er einen Fehler begannen hatte.

„Einen Sohn hast du doch freiwillig weggegeben. Weißt du überhaupt, wie es ihm geht oder wo er ist?“

Der Rabenmann sog pfeifend die Luft ein und starrte seinen Sohn fassungslos an.

„Du....“

Schnaubend suchte er nach Worten, die seinen  Sohn wohl am besten bekleiden könnten.

Schließlich knurrte er dumpf und fauchte: „Du bist wie deine Mutter. Immer bringst du mich in Verlegenheit. Und wer ist dein Begleiter?“

Mordred schrumpfte unter dem Blick des Elben zusammen und starrte angestrengt auf den Boden.

„Das ist Mordred. Er hat mir bei den Menschen das Leben gerettet und hat dafür mit allem was er hat bezahlt. Ich dachte, es wäre nur gerecht, ihn mitzunehmen.“

„Du willst ihn als deinen Sklaven halten? Sehr ungewöhnlich für dich.“

Erschrocken schaute Mordred zu Carim hoch und griff unwillkürlich nach dessen Hand. Der Elbe schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln und wandte sich wieder seinem Vater zu.

„Nein, nicht als Sklaven. Als meinen Gefährten.“

Totenstille legte sich über die Anwesenden und der letzte Rest Farbe, den Mordred unter der Rabenmaske gesehen hatte, wich aus dem Gesicht des Dunkelelben.

„Als dein was? Habe ich mich verhört?“

Carim schüttelte den Kopf und zog Mordred näher zu sich.

„Du hast dich nicht verhört Vater. Ich will, dass Mordred hier bleibt. Aber nicht als ein Sklave. Er soll mein Gefährte sein. Das heißt, du musst ihn wie mich behandeln. Er hat die gleichen Rechte wie ich und er gehört zu unserem Volk.“

Entrüstet blickte Carims Vater zwischen seinem Sohn und dem Menschen hin und her, bevor er sich wortlos abwandte und zu seinem Thron zurückging.

Kurz bevor er den hölzernen Stuhl erreichte, drehte er sich um und deutete mit dem Finger auf Carim.

„Das mit dem Menschen klärst du mit deiner Mutter!“

Lautes Gelächter erfüllte plötzlich die Halle und Carim grinste süffisant.

„Komm mit Mordred. Wir setzen uns zu meinem Halbbruder.“

„Was ist los?“, fragte er leise und starrte Carim noch immer verwirrt an. Der Dunkelelbe grinste und flüsterte: „Meine Mutter erlaubt mir fast alles. Und gegen dich wird sie nichts haben. Also gehörst du von nun an zu uns.“

Mordred grinste und blickte neugierig zu dem Jungen hin, auf den Carim zusteuerte.

Er saß mit gesenktem Kopf über einem abgegriffenem Stück Papier da und schien die Umgebung um sich herum nicht zu bemerken.

„Was macht mein Bruder denn so schönes?“

Carim schlang die Arme um den schlanken Hals des Jungen und zog ihn von der Bank.

„Ich lese, Carim. Das siehst du doch. Und ich stelle die gleiche Frage wie Vater: wer ist dein Begleiter?“

Verwirrt ließ Carim von seinem Bruder ab und musterte ihn prüfend. Die hellen Augen des Jungen erwiderten den Blick und es war Carim, der die Augen abwandte.

„Das habe ich schon gesagt. Das ist Mordred. Er hat mir das Leben gerettet. Warum fragst du so seltsam Seth?“

Der Junge zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder dem Stück Papier in seinen Händen zu. Carim drehte sich um und flüsterte Mordred zu: „Er kommt nach seiner Mutter. Sie war eine Priesterin. Bis jetzt habe ich sie nur ein Mal gesehen, als sie Seth hier abgegeben hat. Meine Mutter hat nichts dagegen, ihn hier zu haben. Frag mich nicht, warum sie das akzeptiert. Normalerweise versucht sie immer, meinem Vater die Augen auszukratzen, sobald er eine andere Frau anschaut.“

Kopfschüttelnd ließ Mordred sich neben ihn auf die Bank sinken und schaute sich um. Die anderen Elben ignorierten den Menschen geflissentlich und plünderten einfach ihre Teller.

Er warf einen Blick auf den Dunkelelben im Rabengewand. Er saß auf seinen Thron und beobachtete ihn. Peinlich berührt wandte Mordred den Kopf ab und griff nach einem Trinkhorn. Der Abend zog sich Stunde um Stunde hin, ohne dass ein Ende in Sicht kommen würde. Als Mordred schon befürchtete, mit dem Kopf auf den Tisch zu schlagen, tippte Carim ihn an und wisperte: „Lass uns gehen. Das hier kann noch Stunden dauern. Die Leute sind froh, zu Hause zu sein und wollen einfach nur feiern. Ihren Sieg, ihre Heimkehr. Und sie wollen in Gedenken an die Gefallenen trinken. Aber egal. Komm mit.“

Er zog Mordred auf die Beine und führte ihn aus der Halle. Die kalte Nachtluft tat seinen aufgewühlten Nerven gut, aber der wattige Nebel in seinem Kopf blieb bestehen.

„Ich glaube, ich bin betrunken.“

Carim lachte dunkel und legte einen Arm um seine Schulter.

„Unser Bier ist stärker als das der Menschen. Du wirst dich bald dran gewöhnen. Und morgen verrate ich dir, was man gegen die Kopfschmerzen machen kann.“

Mordred kicherte leise und stolperte neben Carim her durch die Dunkelheit. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass ihn morgen noch mehr als Kopfschmerzen erwarten würden.

 

Stöhnend grub Mordred sein Gesicht in das Kissen. Ein dumpfer Schmerz pochte in seinem Schädel und raubte ihm fast den Verstand. Fast wünschte er sich, bei Harem zu sein und die mühselige Arbeit dort zu verrichten.

„Hier, trink das. Es lindert den Schmerz ein wenig.“

Eine kalte Hand legte sich auf seinen Nacken und drängte ihn sanft dazu, den Kopf zu drehen. Seufzend setzte Mordred sich auf und legte beide Hände an seine Schläfen.

„Ich sterbe!“, stöhnte er und kniff die Augen zusammen.

„Dann solltest du heute weniger Bier trinken. Aber wie gesagt, trink das.“

Blind tastete Mordred nach dem Becher, den Carim ihm hinhielt und nahm einen tiefen Zug von dem Getränk.

Seine Kopfhaut zog sich zusammen, und er schüttelte sich.

„Das ist ja eiskalt!“

Er öffnete die Augen und blickte Carim vorwurfsvoll an. Der Dunkelelbe musterte ihn mit einem unergründlichen Blick und erwiderte leise: „Aber es hilft. Vertrau mir. Und wenn du gleich ein wenig Bier trinkst, ist der Kopfschmerz weg.“

Mordred verdrehte die Augen zur Decke und schlurfte zur Tür. Er wollte nur noch an die frische Luft und den Kopf in den nächsten Wassereimer stecken. Doch bevor er die Tür erreichte, schlug sie ihm entgegen und Mordred rettete sich mit einem Hechtsprung zur Seite. Unsanft landete er auf dem Boden und hob knurrend den Kopf. Ein silberner Blitz jagte auf Carim zu und riss ihn fast von den Beinen. Der Blitz entpuppte sich als ein hochgewachsenes Mädchen, dass sich an den Elben klammerte. Für einen kurzen Augenblick flammte etwas wie Eifersucht in Mordred auf, bevor er das Gefühl kopfschüttelnd wieder verdrängte. Er hatte keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Schließlich war Carim nur ein Bekannter von ihm.

Wild redete das Mädchen auf Carim ein. Anscheinend war sie keineswegs begeistert, ihn zu sehen.

Stumm deutete Carim auf Mordred und das Mädchen wirbelte herum. Violette Augen musterten ihn kurz, bevor sie sich wieder Carim zuwandte, und ihn diesmal sogar für Mordred verständlich anschrie.

„Du bist wie ein Esel Carim! Es ist mir egal, ob du Vater erzählst, was du tust oder nicht, aber ich verlange, dass du mir wenigstens Bescheid gibt’s! Ich bin fast gestorben vor Sorgen! Mein eigener Bruder verrät mir nicht, was er tun will!“

Verwirrt blickte Mordred zwischen den beiden hin und her. Langsam stellte sich ihm die Frage, wie viele Kinder der Rabenmann wohl noch hatte.

Das Mädchen sah ihm gar nicht ähnlich. Silberblondes Haar fiel ihr offen den Rücken hinab und die violetten Augen durchbohrten ihren Bruder mit einer unglaublichen Intensität.

„Und dann bringst du auch noch den Menschen mit und machst ihn zu deinem Gefährten! Das ist eine Entscheidung fürs Leben! Es ist, als hättest du ihn geheiratet!“

„Vielleicht würdest du damit besser klar kommen!“, fauchte Carim zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Du bist wie unser Vater! Ihr seid beide einfach nur stur!“

Wutentbrannt stürmte sie hinaus und schlug die Tür hinter sich zu. Carim seufzte tief und legte den Kopf in den Nacken. Dann ging er zu Mordred und blickte ihn entschuldigend an.

„Tut mir leid. Nelya ist etwas... anstrengend zur Zeit. Ihre Freundinnen ziehen sie damit auf, dass sie keine Ehemann hat. Mach dir nichts draus.“

Mordred zuckte die Schultern, als wäre es ihm egal und folgte dem Elben ins Freie. Er schaffte es gerade noch, tief durchzuatmen, bevor ein kleiner Junge auf Carim zurannte und aufgeregt unverständliche Worte hervorbrachte, bevor er wieder davonlief.

„Was ist los Carim? Ist etwas passiert?“

„So kann man es nicht sagen. Morgen steht der Blutmond am Himmel. Dann steht ein besonderes Ritual an. Deshalb ruft der Junge alle zur großen Halle.“

Im Laufschritt eilten die beiden zu den anderen Elben, die gebannt dem Rabenmann lauschten.

„Ihr wisst alle, dass morgen der Blutmond am Himmel steht und es wieder Zeit ist, unseren Göttern zu beweisen, dass wir es würdig sind, hier auf Erden zu wandeln. Morgen werden unsere jungen Krieger sich in den Wald begeben. Sie werden unter dem Blutmond wandeln und die Tiere bezwingen, die die Götter für sie auserkoren haben. Auch mein Sohn wird dieses Mal antreten. Und sein Gefährte auch, da er nun einer von uns ist. Sobald heute Abend die Sonne hinter den Bergen verschwunden ist, werden eure Lippen versiegelt sein und ihr werdet kein Wort sprechen, bis das Tier bezwungen ist. Sonst seid ihr unwürdig, weiter unter uns zu leben. Alle Krieger, die am Ritual teilnehmen, kommen bitte zum Waldrand. Ich muss noch einige Sachen mit euch klären.“

Mordreds Kehle war wie zugeschnürt und er tastete haltsuchend nach Carims Hand.

„Was passiert hier?“, flüsterte er heiser und blickte zu dem Dunkelelben hinauf.

„Du wirst am Ritual teilnehmen, weil du mein Gefährte bist. Du wirst mir gleichgestellt. Ich hätte es besser wissen müssen. Verzeih mir Mordred.“

Er wusste nicht, was er von Carims Worten halten sollte, doch sie klangen in seinen Ohren nicht sehr vertrauenserweckend.

Zitternd folgte er dem Elbenführer zum äußersten Ende der Stadt. Direkt hinter den Mauern erstreckte sich ein schier unendlicher Wald.

Unter den ausladenden Ästen einer Eiche stand bereits der Fürst und blickte den Nachzüglern missbilligend entgegen.

„Schön das nun alle da sind. Morgen werde ich euch in den Wald schicken, sobald der Blutmond sich erhebt. Ihr werdet nicht zusammenarbeiten, sondern alleine durch das Unterholz streifen. Vielleicht begegnet ihr einem anderen Tier, aber solange es euch nicht angreift, werdet ihr auch nichts tun. Heute Abend, wenn die Sonne untergegangen ist, und der normale Mond am Himmel steht, werdet ihr kein Wort mehr sprechen. Erst wenn euer auserkorenes Tier  von euch bezwungen wurde, darf wieder ein Laut aus euerem Mund kommen. Sprecht ihr davor, oder gebt auch nur ein Geräusch von euch, werden eure Kehlen durchgeschnitten und ihr werdet kopfüber aufgehängt. Keine Fragen? Gut, dann geht und genießt eure restliche Zeit.“

Geschockt blieb Mordred stehen, bis Carim ihn weiterzerrte. In seinem Kopf wirbelten tausende Gedanken herum. Seine Kehle schnürte sich zu und er glaubte, jeden Moment zusammen zu brechen und entgültig zu sterben.

„Mordred!“ Verwirrt schaute er auf, als Carims Stimme wie aus weiter Ferne zu ihm durchdrang.

„Mordred!“ Der Dunkelelbe schüttelte ihn. Blinzelnd wollte Mordred sich zurück in die Wirklichkeit kämpfen, doch es gelang ihm nicht. Der Schock und die Angst saßen zu tief. Wimmernd klammerte er sich an Carim und versuchte, zu verdauen, dass er morgen sehr wahrscheinlich seinem Tod in die Augen blicken würde.

Nach Stunden beruhigte sich sein Herzschlag und er konnte klar denken.

„Ich werde sterben Carim“, flüsterte er heiser und hob den Blick, um den Elben in die Augen sehen zu können. Entschlossen starrte der Elbe zurück und erwiderte bissig: „Das werde ich nicht zulassen.“

Beinahe zeitgleich mit dem Elben blickte Mordred zum Horizont und sah, dass die Sonne gerade ihre letzte Strahlen über den Himmel warfen.

„Versprich mir eines Mordred. Pass auf dich auf. Ich will dich nicht verlieren.“

Mordred wollte Carim nach der Bedeutung hinter den Worten fragen, doch es war zu spät. Die Sonne war untergegangen und er durfte nicht mehr reden. Stumm blickte er Carim an und fragte sich, ob er ihn nach dem Ritual je wiedersehen würde.

Blutmond

Zitternd starrte Mordred in den Wald. Die letzten Strahlen der Sonnen beleuchteten den Himmel und kündeten den Beginn des Rituals an.

Angst formte sein Innerstes zu einem eisigen Klumpen. Mordreds Blick wanderte die Reihe der jungen Elben hinunter, bis er Carim beinahe am Ende der Schlange entdeckte.

Carim erwiderte den Blick und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Der Mensch blickte wieder nach vorne und richtete seine Aufmerksamkeit auf Carims Vater.

Gelassen lehnte dieser an einem Baum und schaute zum Himmel hinauf. Als der Himmel schwarz wurde, drehte er sich zu den Elben um und breitete die Arme aus.

„Ich wünsche euch viel Spaß dort draußen. Aber seid vorsichtig. Nicht alle kommen lebend zurück.“

Plötzlich rannten die Elben wie auf ein unsichtbares Zeichen hin los. Erschrocken setzte Mordred ihnen nach und jagte durchs Unterholz. Plötzlich war er alleine und nichts drang an seine Ohren bis auf das Knacken der Äste unter seinen Füßen.

„Du musst keine Angst haben, Mordred. Du wirst lebend wiederkehren.“

Erschrocken hechtete der Mensch zur Seite und blickte in die Baumkrone hinauf, in der Carims jüngerer Bruder Seth hockte und ihn schelmisch angrinste.

Bevor Mordred den Mund aufmachte, um zu fragen, was der Junge damit meinte, besann er sich anders und machte eine fragende Handbewegung.

„Meine Mutter war eine Priesterin. Ich habe ihre Gabe geerbt, die Zukunft sehen zu können. Und dein Leben wird nicht in diesem Wald enden. Geh immer in die Richtung und suche den Wolf mit den silbernen Augen. Dieses Tier wirst du bezwingen müssen. Und bezwingen bedeutet nicht immer, den Gegner zu töten. Meinen Bruder hast du auch bezwungen, ohne eine Waffe gegen ihn zu richten.“

Mordred stieß innerlich einen frustrierten Schrei aus, als Seth plötzlich verschwand und ihn alleine und ratlos stehen ließ.

Er hatte Carim bezwungen, ohne eine Waffe gegen ihn zu erheben? Kopfschüttelnd stapfte der Mensch in die Richtung, die Seth ihm gewiesen hatte und schlug wütend die Äste beiseite.

Stolpernd brach er durch das dichte Unterholz und blieb abrupt stehen. Ein riesiger Bär erhob sich vor ihm und starrte ihn aus hell glänzenden Augen an.

Sein Herz setzte einen Moment aus und sein Atem stockte. Mordred war sich sicher, dass der Bär ihn jeden Moment angreifen und zerfetzen würde. Doch das riesige Tier stieß nur ein dumpfes Brummen aus und kämpfte sich weiter seinen Weg.

Suche den Wolf mit den silbernen Augen...

Seths Worte schienen in seinem Kopf widerzuhallen. Mordred rannte weiter, immer dem ausgetretenen Wildpfad entlang, der ihn zu seinem Ziel bringen würde.

Stumm fragte er sich, ob Carim sein Tier bereits gefunden hatte, und wie der Kampf zwischen Tier und Dunkelelbe wohl ausfallen würde.

Immer tiefer führte sein Weg ihn in den dunklen Wald hinein, bis er nicht einmal mehr die eigene Hand vor Augen sah. Halb blind tastete Mordred sich vorwärts. Er hatte keine Ahnung, wie lange er schon in diesem Wald war, und wie viel Zeit ihm noch blieb.

Plötzlich trat er ins Leere. Krampfhaft unterdrückte er einen Aufschrei und ruderte wild mit den Armen, um nicht in die Tiefe zu stürzen. Doch der Erdboden machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Die feuchte Erde gab unter seinen Füßen nach und er rutschte den Abhang hinunter. Steine rissen seine Haut auf und dornige Zweige schlugen ihm ins Gesicht. Nach einer schieren Ewigkeit erreichte er den Boden des Abgrunds. Die Luft entwich seinen Lungen und Mordred stemmte sich hoch. Auf allen vieren hockte er knöcheltief im Matsch und blickte sich verwirrt um.

Er war in einer Grube gelandet. Zweifelnd hob er den Blick zum Himmel und konnte den Blutmond sehen. Der sonst so weiße Mond strahlte blutrot und überzog alles mit einem roten Schleier. Ein dumpfes Knurren hallte von den felsigen Wänden wieder und Mordred wirbelte herum. Vor ihm stand ein wahrhaft riesiger, schwarzer Wolf mit leuchtenden, silbernen Augen.

Der Wolf mit den silbernen Augen. Das war sein Tier. Zitternd zog Mordred das kurze Schwert, dass der Rabenmann ihm vor dem Ritual in die Hand gedrückt hatte. Das Tier drohte erneut und entblößte lange Reißzähne. So belauerten die Gegner sich, immer auf der Hut, wann der erste angreifen würde. Schließlich tat der Wolf den Anfang und sprang Mordred mit einem ohrenbetäubenden Jaulen an die Kehle. Verzweifelt schlug der Mensch mit dem Schwert um sich und hielt das Biest auf Abstand. Doch die Götter waren ihm nicht wohlgesinnt, denn sein Schwert schlug gegen einen Stein und zerbrach klirrend unter der Wucht des Schlages.

Er taumelte zurück und ließ den nutzlosen Rest seiner Waffe zu Boden fallen.

Der Wolf griff erneut an und riss den Menschen mit sich zu Boden. Mit gefletschten Zähnen rang Mordred darum, die zuschnappenden Zähne der Bestie von seiner Kehle fernzuhalten.

Doch seine Arme wurden langsam aber sicher schwer und die Kraft entfloh seinen Muskeln. Schließlich gab er auf und ließ den Kopf auf den Boden fallen. Stumm betete er, dass wenigstens Carim diese Hetzjagd überleben würde.

Doch das Tier schlug nicht zu. Das drückende Gewicht des Wolfes verschwand und Mordred rollte sich auf den Bauch.

Tränen verschleierten seinen Blick, als er nach der Quelle seiner Rettung suchte. Doch es war niemand zu sehen. Nur der Wolf kauerte auf dem Boden und musterte ihn prüfend.

Langsam erhob Mordred sich und legte eine Hand auf sein Herz. Seine Finger streiften einen kleinen Gegenstand und er senkte den Kopf. Es war die Halskette, die Carim ihm gegeben hatte, kurz bevor sein Vater alle zum Waldrand rief.

„Ich habe dich bezwungen, nicht wahr?“, flüsterte er. Seine Stimme war heiser von der Zeit des Schweigens und Mordred musste sich räuspern, um die Worte verständlich hervorzubringen. Der Wolf setzte sich auf die Hinterbeine und wedelte mit der Rute.

Der Mensch konnte nicht anders, als lauthals loszulachen. Seine Stimme hallte von den Bäumen wieder und erschreckte ihn beinahe selbst.

Plötzlich blieb Mordred das Lachen ihm Hals stecken. Ein schriller Schrei drang an seine Ohren und er wusste, wer ihn ausgestoßen hatte: Carim.

Mordred rannte los, grub die Finger in den weichen Boden und zog sich den steilen Abhang hinauf. Die Angst um den Dunkelelben beflügelte seinen Lauf und er jagte durch den Wald, den Wolf dicht hinter sich. Mit einem Kriegsschrei brach er aus dem Dickicht hervor und stolperte auf die Lichtung, von der der Schrei aufgeklungen war.

Carim lag zusammengekrümmt am Boden, einen Bären über sich. Schreiend warf Mordred sich auf das riesige Tier und zerrte an dem struppigen Fell. Knurrend sprang der Wolf ihm zur Seite und vergrub die langen Fangzähne im Bein des Bärs.

Brüllend stellte das Tier sich auf die Hinterbeine und schlug um sich. Schnaufend ging Mordred zu Boden und rollte sich zur Seite.

Knurrend und bellend stürzte der Wolf sich erneut auf das Raubtier. Der Bär wankte unter dem Ansturm und ließ sich zurück auf alle viere fallen. Für einen Augenblick blieb er so stehen, dann wandte er sich um und floh in den Wald.

Schluchzend fiel Mordred neben dem Dunkelelben auf die Knie und zog ihn zu sich herum. Carims Brust war von den Krallen des Bären aufgeschlitzt worden und dunkelrotes Blut lief über seine Haut zu Boden.

„Carim!“

Verzweifelt schüttelte der Mensch ihn und versuchte alles, ihn aufzuwecken. Als der Dunkelelbe kein Lebenszeichen von sich gab, zog Mordred ihn auf seinen Schoß und hob ihn hoch. Er schwankte unter dem Gewicht des Elben und Mordred biss die Zähne zusammen. Schritt für Schritt kämpfte er sich durch den Wald, in Gedanken bei der seltsamen Begebenheit, die ihn hier her gebracht hatten.

Plötzlich schlug ihm etwas ins Gesicht und Mordred wurde brutal in die Gegenwart zurückgerissen. Seine Arme waren taub und drohten jeden Moment nachzugeben. Der Rabenmann stand vor ihm und hielt seine Schultern umklammert.

„Lass ihn los Mordred. Du hast ihn in Sicherheit gebracht. Alles ist gut.“

Widerwillig ließ Mordred zu, dass man ihm Carim wegnahm und sah zu, wie zwei Elben der Verletzten weg trugen.

Bevor er wusste, was mit ihm passierte, hatte der Rabenmann ihn hochgehoben und trug ihn Carim nach.

„Was tut Ihr da?“

„Du kannst nicht mehr laufen Mordred. Würde ich dich lassen, würdest du mir auf halbem Weg umkippen. Und da du der Gefährte meines Sohnes bist, muss ich als sein Vater dafür sorgen, dass dir nichts geschieht.“

Verwirrt starrte Mordred den Dunkelelben an und bemerkte überrascht das freundliche Lächeln auf dessen Gesicht.

„Jetzt hast du meinem Sohn schon das zweite Mal das Leben gerettet. Hast du dir das zur Lebensaufgabe gemacht?“

Stumm schüttelte Mordred den Kopf und hielt nach Carim Ausschau.

„Sag mir Junge, wie hieß dein Ziehvater?“

Er brauchte einen Moment, um die Frage zu verstehen und brachte mit Mühe hervor: „Harem. Mein Ziehvater hieß Harem.“

Wäre er nicht so erschöpft gewesen, wäre ihm der Ruck, der durch den Körper des Dunkelelben ging, nicht entgangen.

„Ich habe keine Ahnung, wie ich Euch nennen soll.“

Der Dunkelelbe lachte leise und erwiderte: „Nenn mich einfach Tyel.“

Überrascht starrte Mordred ihn an.

„Der Drachenreiter? Der Drachenreiter Tyel?“

Grinsend nickte Tyel und blickte wieder nach vorne.

„Ja, der Drachenreiter. Aber mittlerweile beschränke ich mich darauf, meinen Clan zu führen,  meiner Frau ein guter Ehemann zu sein und meinen Kinder ein halbwegs guter Vater.“

Mordred schnaubte und starrte stur nach vorne. Bis jetzt hatte er nicht den Eindruck gehabt, dass Tyel sich groß um seine Kinder sorgen würde, wie viele es auch immer waren.

Krampfhaft versuchte Mordred, bei Bewusstsein zu bleiben. Immer wieder zog die verräterische Schwärze der Ohnmacht vor seinen Augen auf und drohte jedes Mal, ihn mit sich zu reißen.

„Kämpfe nicht dagegen Mordred. Das schadet mehr, als es nutzt. Keiner hier würde es wagen, dir etwas zu tun.“

Mit einen letzten Blick auf den Dunkelelben gab Mordred sich geschlagen und sank dankbar in die nachtschwarze Umarmung der Ohnmacht.

 

Impressum

Texte: Scar Manson
Bildmaterialien: Cover: Therianthrop
Tag der Veröffentlichung: 30.08.2014

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