Cover

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Ruben legte den Stift bei Seite. Heute würde er keine einzige Zeile mehr schreiben können. Seit Tagen quälte ihn schon die Einfallslosigkeit, und der Abgabetermin bei seinem Verleger rückte immer näher. Zwar hatte er bereits einige Kurzgeschichten für den aktuellen Band fertig, aber er sollte eine Verbindung zwischen den Geschichten schaffen, die er mit einer Rahmenstory im Buch verankerte. Und da hing er nun schon seit einer Ewigkeit fest.
Seufzend stand er auf und verließ sein Büro, um sich in der Küche ein Glas Muntermacher zu gönnen. Als er die Küche betrat, blickte Jack von der Anrichte auf, wo er gerade Gemüse schnitt.
„Kleine Pause, Mr King?“ fragte er und lächelte. Ruben streckte sich und stellte sich neben ihn.
„Ich hör für heute auf. Ich komm nicht weiter.“ Er klaute sich ein Stück roter Paprika und mümmelte gedankenverloren daran herum.
„Armer Schatz. Vielleicht brauchst du ein wenig Abstand. Was hältst du davon, wenn wir übers Wochenende nach Vegas fliegen?“ Jack hatte das Messer weg gelegt und war hinter ihn getreten. Mit kräftigen Händen begann er, die Schultern seines Freundes zu massieren. Dieser schloss die Augen und genoss die Berührung.
„Kannst du dir denn frei nehmen? Geht das Krankenhaus dann nicht unter?“ Jack lachte leise und gab seinem Liebsten einen Kuss auf die raue Wange.
„Du solltest dich rasieren, in zwanzig Minuten ist das Abendessen fertig.“

Freitagabend hatten sie ihre Taschen gepackt und warteten auf das Taxi zum Flughafen, als Jacks Handy klingelte. Den Gesprächsfetzen, die Ruben mitbekam, ließ sich entnehmen, dass Jack dringend gebraucht wurde und nicht fliegen würde. Als sein Schatz aufgelegte und ihn mit traurig entschuldigendem Blick ansah, konnte er die Enttäuschung kaum verbergen.
„Es tut mir furchtbar leid, Schatz. Aber der Alte hat sich beim Golfen den Rücken verbogen und kann heute nicht operieren. Ich muss einspringen. Flieg doch voraus, ich komme morgen früh nach. Versprochen.“ Wortlos nickte Ruben und nahm seine Tasche. Eigentlich hatte er es nicht anders erwartet. Er war jetzt fast neun Jahre mit Jack zusammen und hatte immer gewusst, dass ein Arzt wenig über seine Freizeit verfügen konnte. Aber manchmal war es nicht so einfach, die Enttäuschung zu schlucken. Immerhin würde er nur eine Nacht allein sein. Jack fuhr ihn noch zum Flughafen und verabschiedete sich mit einem langen, innigen Kuss am Check in. Dann blieb Ruben allein zurück.

Der Flug verlief ruhig und nahezu ereignislos. Mit einem Taxi fuhr Ruben zu dem von Jack gebuchten Hotel und checkte ins Zimmer ein. Als er in der Suite stand, die Tasche zu seinen Füßen, den Blick auf das überdimensionale Bett im Schlafzimmer geheftet, musste er seufzen. Allein würde er sich in dieser riesigen Spielwiese verloren fühlen. Neben dem Bett auf dem Nachttisch stand ein Sektkühler mit einer Flasche Champagner und einem Brief. Jack war wirklich detailverliebt. Wahrscheinlich hatte er bereits einen Tisch fürs Dinner reserviert und Karten für irgendeine Show bestellt, damit Ruben sich nicht langweilen musste. Und schon stieg der Trotz in ihm auf. Er fühlte sich übergangen, bevormundet. Er war doch kein kleines Kind. Wenn er hier schon allein den Abend verbringen musste, dann würde er selbst entscheiden, wie! Und als er gerade seine Tasche auspackte und dieses enge schwarze T-Shirt in der Hand hielt, da kam ihm eine Idee…

Kurze Zeit später verließ er seine Suite und fuhr hinunter in die Lobby. Am Empfang stand ein geschniegelter Mittfünfziger und blätterte in scheinbar beschäftigt in irgendwelchen Unterlagen, bis Ruben direkt vor ihm stand.
„Ja, was kann ich für Sie tun, Mr äh… Parker, richtig?“
Ruben lächelte und nickte. Der Mann hatte ihn vor nicht mal einer Stunde im Hotel willkommen geheißen und ihm seine Suite Card überreicht. Aber bitte, so etwas erwartete man offenbar vom Concierge.
„Ich vermute, dass für mich einige Reservierungen getätigt wurden, die möchte ich stornieren. Ich habe andere Pläne für heute Abend.“
Der Concierge hob eine Augenbraue, als würde er da Unmögliches verlangen, doch sagte nichts. Nur ein untertäniges Nicken.
„Benötigen Sie einen Wagen oder ein Taxi?“
„Ein Taxi, möglichst schnell.“
Nicht mal fünf Minuten später saß er in einem Taxi, dass von einer jungen Frau hispanischer Herkunft gesteuert wurde.
„Wo darf es denn hingehen?“ fragte sie mit wundervollem spanischen Akzent.
„Ich weiß nicht genau, ich will so richtig einen drauf machen. Was ist der angesagteste Club?“
Sie lachte melodisch und schaute in den Rückspiegel.
„Gay?“ Ruben gab sich bestürzt.
„Sieht man mir das so sehr an?“
„Nein, aber Sie sind verdammt heiß und scheinen kein Arschloch zu sein.“ Nun lachten sie beide. Er mochte die junge Frau auf Anhieb.
„Also ja, bitte einen Gay Club, wo Mann richtig was erleben kann.“
„Eine bestimmte Richtung? Cowboy? Lack? SM? Drag?“
„Oh Mann, ich merke ich war schon ewig nicht mehr aus. Ich wollte eigentlich nur etwas trinken, tanzen und flirten.“ Ruben zweifelte so langsam daran, dass seine Idee wirklich gut gewesen sei, als sie wieder lachte.
„Ich kenne genau den richtigen Club. Da bin ich oft mit ein paar Freunden.“

Sie hatte nicht zu viel versprochen. Der Club, zu dem sie ihn gebracht hatte, war ganz nach seinem Geschmack. Die Musik wummerte durch den ganzen Körper und erfasste sofort jede Faser. Sie lud direkt zum Tanzen ein. Es war voll, aber nicht überfüllt. Man konnte sich elegant durch die Menge der Tanzenden schlängeln, ohne Gefahr zu laufen, ernsthaft zu kollidieren.
An der Bar gab es noch ein freies Plätzchen, das er gleich für sich okkupierte. Eine Weile beobachtete er die Tänzer mit einer Flasche Bud in der Hand ließ die Szene auf sich wirken. Als er einen weiteren Drink orderte, stellte er fest, dass zwei Stühle weiter ein Mann saß, der ihn beobachtete. Er war jung, gerade Anfang zwanzig, schätzte Ruben. Dunkle seidige Locken fielen über seine schmalen Schultern. Das Gesicht fein gemeißelt wie das einer Engelsstatue. Als Rubens Blick seinen traf leuchteten die grünen Augen auf und er schenkte ihm ein hinreißendes Lächeln. Der DJ änderte gerade die Musik und the Beloved begannen ihren Song „Sweet Harmony“ – Rubens Lieblingssong. Er schloss einen Moment die Augen, um die Musik zu genießen, doch als er sie wieder öffnete, war der schöne Engel verschwunden. Hastig blickte Ruben sich um und zuckte fast zusammen, als der Junge plötzliche lächelnd vor ihm stand. Wortlos ergriff er Rubens Hand und zog ihn auf die Tanzfläche. Gemeinsam bewegten sie sich im langsamen Rhythmus und Ruben schien in den grünen Seen, die die Augen des Jungen bargen, zu ertrinken. Er vergaß alles, seinen Ärger, dass er allein hier war, Jack, seine Schreibblockade, einfach alles. Sweet Harmony. Der Song schien endlos zu sein. Um ihn herum existierte nichts außer der Musik und – ja diesem fremden Engel.
Harte Riffs rissen ihn aus der Trance. Der DJ hatte wieder gewechselt. Dieses Mal auf harten Traxx. Gar nicht seine Richtung und für seinen Geschmack ein viel zu harter Cut, doch den Tänzern vermochte das nichts auszumachen. Sein Gegenüber jedoch stand genau wie er etwas verdattert da. Als ihnen beiden klar wurde, dass sie wie angegossen mitten auf der Tanzfläche standen, fielen sie gemeinsam ins Lachen und machten sich gemeinsam auf den Weg zur Bar.
„Möchtest du etwas trinken?“ brüllte Ruben gegen die Musik an. Der Junge nickte und deutete auf eine leere Flasche Bud. Ruben orderte zwei neue und sie stießen an.
„Wie heißt du?“ kam die gebrüllte Frage von dem Jungen.
„Nenn mich TJ. Und du?“
„Justin!“
Sie stießen erneut an und lächelten. Eine Unterhaltung war bei der Lautstärke eh nur gebrüllt möglich und das war Ruben zu anstrengend. Er wollte den Augenblick genießen, solange er währte.
TJ – das war eine seiner Figuren für das neue Buch. Eigentlich das komplette Gegenteil von ihm selbst. Dominant, selbstbewusst und ein echter Aufreißer der nichts anbrennen ließ. Er war nicht mit dem Vorsatz ausgegangen jemanden für die Nacht zu finden, selbst jetzt hatte er das nicht vor. Doch wenn er sich Justin so ansah, fühlte er sich so befreit, so… gewollt.
Seine Beziehung zu Jack war harmonisch. Sie stritten nicht viel, und wenn dann versöhnten sie sich immer schnell wieder. Aber sie war irgendwie festgefahren. Sie hatten feste Rituale und Abläufe für ihre Tage. Irgendwie waren die Romantik und die Leidenschaft verschwunden.
Justins Augen klebten förmlich an jedem Zentimeter seines Körpers. Wann hatte Jack ihn das letzte Mal so angesehen? Wann hatte er ihn mit en Augen ausgezogen und so sehr begehrt. Ja das war es. Begierde. Er konnte sie in den Blicken des Jungen sehen. Und genau das wollte er jetzt spüren. Ohne weiter zu überlegen griff er Justin in den Nacken und zog sein Gesicht nah an seines heran. Noch ein winziger Moment der Unsicherheit – war es ok? Doch Justin hatte bereits die Augen geschlossen und hielt ihm die leicht geöffneten Lippen sehnsüchtig entgegen. Und so überwand er den letzten Rest Unsicherheit und presste seine Lippen auf die Justin´s. Atemlos strahlte dieser ihn an, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten.
„Wir sind in Vegas! Love is a game. Hast du Lust zu spielen?
Kurze Zeit später hielt ihn nichts mehr in diesem Club. Angela – die Taxifahrerin – hatte ihm ihre Handynummer gegeben, damit er sie für den Rückweg anrufen konnte. Sie brauchte nur wenige Minuten zum Club und lud ihn und Justin in ihren Fond.
„Na, der Abend scheint ja erfolgreich gelaufen zu sein. Zurück zum Hotel?“
Ruben – TJ regte nur den Daumen bestätigend nach oben, während seine Zunge sich wild mit der von Justin beschäftigte. Am Hotel angekommen reichte er ihr mit einem dankbaren Lächeln einen Hundert-Dollar Schein und verabschiedete sich.
Mit Justin im Arm schlenderte er durch die Lobby, vorbei an dem Concierge, der ihn erneut mit hochgezogener Braue anstarrte, zum Lift. Gleich als die Tür zufuhr, setzten sie das wilde Geknutschte aus dem Taxi fort, bis der Fahrstuhl die angewählte Etage erreicht hatte. Zum Glück lag die Suite direkt dem Fahrstuhl gegenüber und während sich ihre Lippen noch an einander festklammerten, fummelten seine Finger die Schlüsselkarte aus den engen Jeans hervor und öffneten die Tür.
„Überraschung!“ ertönte ein Chor mehrerer bekannt klingender Stimmen aus dem inneren der Suite.
Ruben riss sich los und starrte erschrocken in den Raum. Jack und ihre gemeinsamen Freunde Sam, Laura und Kyle standen dort, mit Champagnerflöten in der Hand und starrten zurück…

„Du hast mir gar nicht gesagt, dass du Geburtstag hast!" In der Stille klang Justins Stimme überhaupt nicht sexy. Er quietschte und klang so unreif, dass es Ruben aus der Erstarrung riss.
„Hier, Geld fürs Taxi. Sorry!" Damit schob er den verdatterten Jungen aus dem Zimmer und schloss die Tür. 
Einen Moment lang verharrte er, der Tür zugewandt, als hoffe er, die Situation würde sich von allein auflösen. Doch natürlich tat sie das nicht. Als er sich wieder umdrehte, standen seine Freunde noch immer mit Champagner in den Händen da und blickten betreten in andere Richtungen. Jack saß mittlerweile auf dem Sessel, den Blick starr auf den Boden gerichtet. Das geliebte Gesicht zu einer steinernen Maske erstarrt, bleich wie Marmor. 
‚Nein, aber Sie sind verdammt heiß und scheinen kein Arschloch zu sein!' echoten Angelas Worte durch seinen Kopf. Wie Unrecht die Taxifahrerin doch hatte. Heute war er das größte Arschloch, das je gelebt hatte...

„Jack…. Ich….“ begann er, doch Jack stand wortlos auf und ging ins Schlafzimmer. Mit einem Knall flog die Tür zu. Ruben ließ die Schultern hängen. Er wusste, dass er großen Mist gebaut hatte. Langsam suchte er die Blicke seiner Freunde, doch auch hier stieß er auf Enttäuschung.
„Es tut mir leid.“ murmelte er und sank auf den Sessel, in dem Jack zuvor gesessen hatte. Er fühlte durch den Stoff seiner Jeans die Wärme seines Geliebten und vermisste ihn dadurch umso mehr.
„Weißt du eigentlich, wie lange er dieses Wochenende geplant hat? Wir haben Monate der Vorbereitung hinter uns. Jack wollte das perfekte Wochenende organisieren, um dich hier in Vegas zu heiraten!“ knurrte Laura ihn an und stellte ihr Glas lautstark auf den Tisch. Ihr Mann Sam und auch Kyle folgten ihrem Beispiel und gemeinsam verließen sie die Suite. Ruben blieb allein im Salon zurück, das Gesicht in den Händen vergraben.
Was sollte er nur tun? Wie sollte Jack ihm das je verzeihen können. Wie sollte er sich das selbst verzeihen?
Als sich die Tür zum Schlafzimmer öffnete, blickte er hoffnungsvoll auf. Doch jedes Fitzelchen Hoffnung erstarb sofort, als er Jack mit gepackter Tasche im Türrahmen stehen sah.
„Ich nehme morgen den ersten Flug zurück und schlafe heute bei Kyle. Danach werde ich für eine Weile zu Sam und Laura ziehen. Ich wäre dir dankbar, wenn du mich nicht kontaktieren würdest. Ich muss nachdenken!“ sagte er mit rauer Stimme. Jede Silbe spiegelte die tiefe Verletzung in seiner Seele wieder, die ihm dieser Abend zugefügt hatte. Seine Augen waren gerötet und leer. Er wich Rubens Blick aus und wandte sich zum Gehen.
„Jack, bitte…“ begann Ruben erneut, doch Jack winkte ab. Er wollte nichts weiter hören. Er wollte nur weg. Und Ruben blieb allein in der riesigen Suite zurück…


Ein halbes Jahr verging. Jack war kurz nach dem Vegas Wochenende aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen und hatte seitdem nicht mehr mit Ruben gesprochen.
Die ganze Zeit über litt Ruben furchtbar. Er vermisste seinen Mann jeden Tag mehr.
Sein Buch hatte er ohne Rahmenhandlung an den Verlag gegeben und hatte dort gleich mitgeteilt, dass er vorläufig kein weiteres Buch schreiben würde.
Den ganzen Tag saß er zu Hause, starrte vor sich hin und versuchte sich klar zu machen, wie es soweit kommen konnte, dass er alles, was ihm wichtig war im Leben, verlieren konnte. Sam und Laura hielten komplett zu Jack und hatten den Kontakt zu ihm abgebrochen. Nur Kyle, der mit ihm zur Schule gegangen war, kümmerte sich noch hin und wieder um ihn. Dann sorgte er dafür, dass Ruben aufräumte und sich selbst frisch machte. Manchmal nahm er ihn mit ins Restaurant oder zu einem Eishockey Spiel.
Immer wieder frage Ruben nach Jack, doch Kyle wollte ihm nicht viel berichten. Er sagte nur, dass es ihm soweit gut gehe und dass er viel arbeiten würde. Fragen nach seinem Beziehungsstatus ignorierte Kyle stets.
Heute hatte Kyle ihm gesagt, dass er endlich mit dem Hintern hochkommen müsse und hatte ihn mitten im Einkaufszentrum stehen lassen. Nun wanderte Ruben durch die Menge der einkaufenden Menschen, ziellos, da er einfach nicht wusste, was er machen sollte. Als er am Laden eines Fotografen vorbei kam, musste er einer Gruppe Jugendlicher ausweichen und trat versehentlich in das Geschäft ein. Hier sah er, wie der Fotograph seine aktuellen Kunden ausrichtete. Ein junges Pärchen, das glücklich in die Kamera strahlte. In seiner Erinnerung sah er sich mit Jack an ähnlicher Position. Es war bei Sam- und Lauras Hochzeit vor drei Jahren. Damals hatte Jack ihn gefragt, ob er ihn heiraten würde, sollte es jemals gesetzlich möglich werden und er hatte ohne zu zögern „Ja“ gesagt. Eine eiskalte Hand umklammerte sein Herz und er kämpfte mit den Tränen. So schnell er konnte verließ er das Geschäft und lief davon. Er wusste nicht wohin, er wollte nur einfach weg. Er lief und lief, immer wieder stieß er mit Menschen zusammen, doch das war ihm egal. Ruben wollte einfach nur fort. Als er aus der Mall heraus kam, fand er Kyle dort wartend auf einer Parkbank vor.
„Wann wirst du endlich anfangen, um deine Liebe zu kämpfen? Du hast einfach hingenommen, dass Jack ausgezogen ist. Du hast Scheiße gebaut, keine Frage. Aber Jack liebt dich und du liebst ihn. Ihr seid für einander bestimmt, also verdammt komm hoch mit dem Arsch und kämpfe!“ knurrte dieser ihm entgegen. Ruben starrte ihn verdutzt an.
„Willst du da Wurzeln schlagen?“
„Was meinst du?“
„Komm endlich mit! Ich fahre dich zum Krankenhaus. Hol dir deinen Mann zurück!“
Und so ließ Ruben sich nicht zweimal bitten. Wie versprochen brachte Kyle ihn zur Klinik, in der Jack als Chirurg arbeitete. Nervös hastete er durch die Gänge zum Aufenthaltsraum der Ärzte. Einige Schwestern erkannten ihn und nickten ihm überrascht zu, doch niemand hielt ihn auf. Mit Schwung stieß er die Tür zum Pausenraum auf und zog gleich alle Aufmerksamkeit auf sich. Außer Jack waren noch drei weitere Ärzte und einige Schwestern anwesend und blickten ihn neugierig an.
Als Jacks Blick sich auf ihn heftete, sank ihm für einen Moment das Herz ein paar Etagen tiefer. Doch in seinen Augen erkannte er keinen Hass, nur Überraschung, also sammelte er allen Mut, den er aufbringen konnte und fiel vor Jack auf die Knie.
„Jack, ich weiß dass ich einen Fehler gemacht habe, der unverzeihlich ist. Ich habe dich tief verletzt, ich weiß nicht mal warum. Ich weiß nur eins, du bist die Liebe meines Lebens und ich möchte lieber sterben, als noch einen Tag ohne dich leben zu müssen. Bitte, kannst du mir vergeben?“
Der Raum war von absoluter Stille erfüllt. Die Anwesenden schienen die Luft an gehalten zu haben, abwartend auf die Antwort des Angesprochenen. Dieser ließ sich Zeit. Jack sah Ruben direkt in die Augen, schien dort nach einer Antwort zu suchen. Quälend lang ließ er den einstigen Geliebten warten. Dann setzte er sich aufrecht hin.
„Ruben, es ist richtig. Du hast mich verletzt. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass mir etwas so wehtun würde. Ich habe lange gebraucht, um mein Leben zu ordnen, nachdem Du so ein Chaos daraus gemacht hast.“
Wieder legte er eine Pause ein und Ruben fühlte eine kalte Furcht in ihm aufsteigen. War es zu spät? Jack stand auf und blickte auf Ruben herab.
„Ich habe über vieles in den letzten Monaten nachgedacht. Und eines ist mir klar geworden…“ Erneut hielt er inne und ließ seine Augen auf Rubens flehendem Gesicht ruhen.
„Ohne dich ist mein Leben echt beschissen! Verdammt, ich könnte dich verprügeln, für das, was du mir angetan hast. Aber ich weiß genau, dass mein Leben mit dir erst komplett war.“ Mit Schwung zog er Ruben auf die Füße und schloss ihn fest in die Arme. Begleitet von einem sturmartigen Applaus küsste er ihn und drückte ihn, als ob er ihn nie wieder loslassen wollte.


-Ende?-

Impressum

Bildmaterialien: © Maksim Kryuchkov
Tag der Veröffentlichung: 11.02.2016

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