Cover

Vor aller Augen…

 

„Komm schon, mein Junge. Mach artig den Mund auf!“ hörte er die säuselnde Stimme ganz nah an seinem Ohr, fühlte den warmen Atem auf seiner Haut. Tränen sammelten sich in seinen eisblauen Augen und er gehorchte…

„Danke, dass Sie sich so gut um den Jungen kümmern, Father. Ich wüsste nicht, was ich noch mit dem Bengel anstellen sollte.“  Die Stimme seines Vaters im Nebenraum, bei Father Adkins. Er würde bestimmt gleich herein kommen, gleich… nur wenige Meter trennten sie voneinander. Er würde ihn sicher nicht hier lassen.
„Keine Sorge, John. Ihr Junge ist bei uns willkommen. Er ist kein schlechter Kerl, er braucht nur etwas Führung und wer wäre ein besseres Vorbild, als unser Herr Jesus Christus.“  Father Adkins´ Stimme war wie immer sanft wie fließender Honig. Sie entfernten sich allerdings von der Tür, hinter der Luke auf dem Boden kniete, im Mund den Schwanz von Father Muldoon.
`Er wird nicht kommen. ´ schoss es Luke durch den Kopf und erneut liefen Tränen über sein Gesicht…

 Luke stand am Fenster und beobachtete seinen Vater und die beiden Priester. Sein Vater wirkte so niedergeschlagen. So kannte er den Mann nicht. Die beiden Priester spendeten ihm Trost, wie es ihre Profession verlangte. Sie waren bei seiner Mutter gewesen, in ihren letzten Stunden, und hatten ihr Mut zu gesprochen für den Weg, der vor ihr lag. Jetzt war sie tot, ihr kalter Körper lag im Schlafzimmer aufgebettet. Seine Tanten waren bereits da, um sie vor zu bereiten. Bald würde die Totenwache anfangen und Nachbarn, Freunde und Verwandte würden herbeiströmen, um seiner Mutter die letzte Ehre zu erweisen. Sein Vater würde angemessen trauern, ebenso wie seine Schwestern. Und er würde wie immer abseits stehen, unberührt von allem. Ausgestoßen von der Gemeinde, aus Neid und Missgunst der Gleichaltrigen und den Unverständnis und Hass der Erwachsenen.

„Wir nehmen ihn dann morgen mit, John. Machen Sie sich keine Sorgen. Wenn er mit der High-School fertig ist, werden wir ihn im Priesterseminar unterbringen. Er wird Sie noch stolz machen!“

„Ich danke Euch, Father Muldoon. Er ist schon immer so ein schwieriges Kind gewesen. Ganz anders als die Mädchen. Und ihr habt euch immer so viel Mühe mit ihm gegeben. Ich weiß nicht mehr ein noch aus.“

„Verlassen Sie sich ganz auf uns. Der Junge wird uns keine Schwierigkeiten machen.“

Lukes Beine gaben unter ihm nah und er sank auf sein Bett. Sein Schicksal war soeben besiegelt worden.  Seine Gedanken wanderten zurück. Wann hatte es angefangen? Er war sich nicht sicher. Er war noch sehr klein, noch nicht in der Schule, als er zum ersten Mal allein bei den beiden Priestern bleiben musste. Als sie ihm das erste Mal schlimmes angetan hatten… 

Seine Eltern hatten sich geehrt gefühlt, als die Padres ihn als Ministrant erwählt hatten. Dass er immer stiller wurde, und sich zurückzog, empfanden sie als störend und waren erleichtert, dass die Priester ihren missratenen Sohn dennoch immer wieder zu sich holten.

Diese „Ehre“ zog Neid und Eifersucht auf ihn. Die anderen Kinder begannen ihn zu meiden, ihn als Streber zu beschimpfen. Angestachelt von ihren Eltern, die grün vor Neid waren, dass nicht ihre eigenen Kinder die Gunst der Gottesmänner erworben hatten.

Luke wurde so zum Einzelgänger, niemand dem er sich anvertrauen konnte, niemand, der bemerkt hätte, dass etwas nicht stimmen würde.

Luke war neunzehn Jahre, zum zweiten Mal in der Highschool durchgefallen, obwohl  er alles andere als dumm war. Dieses Jahr würde er ohne Abschluss von der Schule gehen müssen, wenn er in einer Woche die Prüfungen nicht schaffen würde.  Und nun stand sein Umzug ins Haus der Priester bevor. Sein Vater schickte ihn in die Hölle, um sich seiner zu entledigen.

Auf seinem Nachttisch lag der Revolver seines Vaters. Luke hatte ihn heimlich aus der Schatulle im Schrank seines Vaters entwendet. Jetzt nahm er die Waffe in die Hand. Fast zärtlich streichelte er über den kalten Lauf. Sie war schwerer, als er gedacht hatte. Bei seinem Dad sah es immer so leicht aus, wenn er draußen auf dem Hof Schießübungen machte. Langsam hob er den Revolver hoch und schob den Lauf zwischen seine Lippen. Es schmeckte nach Metall und Öl. Er atmete tief durch die Nase und schloss die Augen. Seine Hände begannen zu zittern, zum Teil wegen des Gewichts und zum Teil aus Angst. Mit beiden Daumen spannte er den Hahn. Sein Herz klopfte bis zum Hals, Schweiß ran ihm über die Stirn. Der Lauf in seinem Mund schien immer größer zu werden, erinnerte ihn auf abscheuliche Weise an Father Muldoon. Übelkeit stieg in ihm auf. Plötzlich klopfte es an seiner Tür. Vor Schreck ließ er den Revolver fallen und ein Schuss löste sich. Die Kugel schlug in seinen Kleiderschank direkt neben der Tür ein. Sofort stürmte sein Vater herein, das Gesicht vor Bestürzung bleich. „Was ist hier los?“ rief er panisch, doch als er seinen Sohn mit seinem Revolver in der Hand sah, kehrte sich die Panik in Wut um. Schnaubend riss er dem Jungen die Waffe aus den Fingern und holte mit der anderen Hand zu einer Ohrfeige aus. „Haben wir nicht schon genug Kummer? Deine Mom ist gerade erst ein paar Stunden tot und du machst hier wieder eine Show. Du packst sofort deine Sachen, ich will dich hier nicht mehr haben! Ich bringe dich noch heute zu den Padres!“ brüllte er außer sich und merkte nicht, wie das Herz seines Sohnes zur Gänze zerbrach.

Es war schon spät, kurz nach Mitternacht. Luke hatte in der Nähe des Waldes geparkt und starrte vor sich hin in die Dunkelheit. Seit zwei Wochen war er wieder in der Stadt. Eigentlich hatte er nie wieder hier her zurückkehren wollen, doch nachdem er das Priesterseminar abgebrochen hatte, wusste er nicht, wohin. Er war zu seinem Vater gefahren, weil er gehofft hatte, dass er dort unterkommen konnte. Doch sein Vater hatte ihm nicht einmal die Tür geöffnet.

Ein paar Nächte hatte er bei seiner großen Schwester Ellen-Mae auf dem Sofa geschlafen, doch ihr Verlobter war mit dem Arrangement mit dem seltsamen kleinen Bruder nicht zufrieden und hatte dies des Öfteren geäußert, so dass Luke bald schon seine Sachen gepackt hatte und weiter gezogen war.

Eine Woche lang reichte sein Geld für ein kleines Motel Zimmer, doch dann waren ihm nur noch sieben Dollar geblieben und er war in sein Auto gezogen. Jetzt hatte er sich am Stadtrand einen ruhigen Parkplatz gesucht und versuchte, seinen knurrenden Magen ignorierend, etwas zu schlafen. Er war gerade eingedöst, als es plötzlich an die Scheibe klopfte. Er schrak hoch und kniff die Augen zusammen, als ein Strahl aus einer Taschenlampe in sein Gesicht leuchtete. „Polizei, machen Sie bitte mal das Fenster auf!“ hörte er die Stimme eines jüngeren Mannes. Hastig bemühte er sich, das Fenster herunter zu lassen.

"Führerschein und.... Luke? Luke Anderson, bist du das?"

Luke blinzelte gegen das Licht an. Der Cop bemerkte dies und senkte seine Lampe so, dass Luke ihn sehen konnte. Das Gesicht kam ihm bekannt vor, zweifelsohne ein ehemaliger Klassenkamerad, da sie im gleichen Alter waren, doch konnte Luke sich nicht an seinen Namen erinnern, da er ja kaum etwas mit den anderen Kids zu tun gehabt hatte.

 

"Alan Baker. Wir mussten ein paar Mal zusammen nachsitzen." Luke überlegte angestrengt, ganz schwach konnte er sich an den schmächtigen Jungen ein Jahr unter ihm erinnern, der regelmäßig mit ihm die Nachsitzbank drücken musste. Aus dem schmächtigen, pickligen Jungen war ein kräftiger, attraktiver Mann geworden, der unter seiner Uniform gut durchtrainiert war.  Luke spürte dieses Prickeln und Ziehen in seinem Unterleib, dass ihn von je her verwirrte und verängstigte. Unruhig rutschte er auf seinem Sitz herum. „Alan, ja. Es tut mir leid, ich hatte dich nicht gleich erkannt. Ist ja auch schon ein paar Jahre her, nicht wahr?“ er stammelte etwas nervös und versuchte ein klägliches Lachen. Alan lächelte ihn dennoch an. „Was machst du hier, Luke? So weit draußen, auf einem dunklen Parkplatz? Hast du Waffen, Bomben oder Leichen im Auto?“ Jetzt lachte Alan und er hatte ein wunderschönes reines dunkles Lachen, fast wie das Schurren einer Raubkatze. Lukes Herz schien einen Moment lang auszusetzen. „Äh nein, natürlich nicht. Ich… naja ich hab eine kleine Pechsträhne.“ Luke wies über seine Schulter auf die Rückbank seines alten Fords, wo seine wenige Habe lag. „Oh“, machte Alan und schien tatsächlich bestürzt. „Warum bist du denn nicht zu deinem Vater gegangen? Er hat doch immer noch die große Farm.“ Die Bemerkung versetzte Luke einen Stich. Für jeden normalen Menschen war es nur logisch, bei der Familie Schutz zu suchen in Krisenzeiten, doch für ihn gab es kein Heimkommen. „Mein Vater und ich hatten nie eine gute Beziehung zu einander. Ich war eine kurze Weile bei Ellen-Mae, aber in der Wohnung frischverliebter sind drei einer zu  viel.“ Alan nickte nachdenklich, sicher kannte auch er die Geschichten, die Luke als seltsamen Eigenbrötler darstellten. Längst hatte sich im Dorf herumgesprochen, dass er aus dem Priesterseminar herauskomplimentiert wurde, also nicht einmal dazu taugte. Doch plötzlich verwandelte sich seine Nachdenklichkeit in ein freundliches Lächeln.

„Weißt du, ich war gerade auf dem Weg nach Hause und ich kann unmöglich einen Freund hier in der kalten Nacht im Auto schlafen lassen. Warum kommst du nicht erst mal mit zu mir. Ich hab das Haus meiner Eltern geerbt und für mich allein ist es eh viel zu groß.“

Luke musterte den Polizisten einen Augenblick lang. „Warum tust du das?“ fragte er dann misstrauisch, doch Alan zuckte nur mit den Schultern. „Sagen wir, ich hab einfach keine Lust, jetzt mit dir zum Sheriffs Office zu fahren, deine Aussage fürs unautorisierte Parken auf zu nehmen und den ganzen Papierkram ab zu arbeiten. Damit wäre ich bis morgen früh beschäftigt. Außerdem esse ich nicht gern allein zu Abend. Etwas Gesellschaft wäre schön.“

Sein Lächeln erreichte diese unglaublich tiefen braunen Augen und Lukes Herz vollführte Purzelbäume. Er räusperte sich und zwang sich selbst zur Ruhe. „Vielen Dank. Ich nehme das Angebot gern an. Aber ich hab derzeit nicht viel Kohle. Aber wenn du im Haus etwas Hilfe brauchst, könnte ich mich nützlich machen.“

Alans Haus war nicht weit vom Parkplatz entfernt, somit war es nicht gelogen, dass er gerade auf dem Heimweg war. Es lag etwas Abseits am Ende einer kleinen, wenig bewohnten Seitenstraße und strahlte von außen eine heimelige Wärme aus.

„Du kannst das zweite Schlafzimmer in der oberen Etage haben. Es hat ein eigenes Bad. Vielleicht willst du vorher noch Duschen? Das Essen braucht mindestens eine halbe Stunde.“

Dankbar nickte Luke und brachte seine Taschen in das beschriebene Zimmer. Es musste sich um Alans altes Zimmer handeln. Zumindest war es für einen Jungen eingerichtet worden. Überall hingen Poster von Sportlern, Baseball Spieler, Schwimmer, Gewichtheber… erstaunlich viel nackte Haut für ein Jungenzimmer? Augenblicklich schämte Luke sich für seine schmutzigen Gedanken. Dies hier waren Idole eines sportbegeisterten Jungen, wie konnte er nur an solch perverse Dinge denken und damit die Reinheit dieses Kindes beschmutzen. Es war einfach, er hatte keine reine Kindheit gehabt. Was die Männer mit ihm gemacht hatten war grauenvoll gewesen und doch fühlte er sich ehr zu Männern hin gezogen. Nicht nur allgemein, denn dieser Alan, ganz besonders, erregte ihn und genau dafür schämte er sich. Er befahl sich, diese Gedanken aus seinem Geist zu verbannen und beeilte sich unter die Dusche zu kommen. Er hatte zwar bei der Tankstelle die Waschräume für die LKW Fahrer benutzt, doch so eine richtige Dusche war genau das, was er jetzt brauchte. Als er erst mal unter dem heißen Strahl stand, schien alle Last von ihm abzufallen. Er lehnte seine Stirn mit geschlossenen Augen gegen die Wand und ließ das heiße Wasser über seinen Rücken laufen. So verharrte er eine ganze Weile, bis ihn seine Gefühle übermannten und er hemmungslos zu weinen anfing. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich gut. Er war sauber, hatte ein Bett für die Nacht und bei Alan war er sich ziemlich sicher, dass er ihn nicht zu fürchten brauchte. Langsam beruhigte er sich wieder und stand einfach nur noch schwer atmend unter der Dusche. Wie viel Zeit war vergangen? Er konnte es nicht sagen. Doch noch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, klopfte es an der Badezimmertür und Alan steckte seinen Kopf herein. „Essen ist fertig, magst du runter kommen?“ Luke fuhr zusammen, doch die Duschkabine war zur Hälfte aus Milchglas, so das er vor Blicken sicher war. „Äh, ja. Sicher, ich  komme sofort runter.“

 Gemeinsam saßen sie später im Wohnzimmer am Esstisch. Alan hatte Steaks gebraten und Bohnen und Ofenkartoffeln dazu gemacht. Während des Essens erzählte Alan, dass er nach der Highschool direkt bei Sheriff einen Job bekommen hatte. Erst in der Schreibstube und später dann als Deputy. Seine Eltern waren vor zwei Jahren bei einem Autounfall gestorben, seit dem wohnte er hier allein. "Und was hast du gemacht?  Ich meine, nach der Highschool warst du ja eine Weile bei den Priestern, danach sollst du ins Priesterseminar gegangen sein?" Luke kaute etwas länger als nötig an dem Steak bevor er antwortete. "Stimmt so. ich war erst eine Weile bei Father Muldoon. Er hatte mich nach dem Tod meiner Mom aufgenommen, da mein Dad mich nicht um sich haben wollte. Den Highschool Abschluss hatte ich ja leider wieder nicht geschafft, so stand ich erstmal vor einem Rätsel, was aus mir werden sollte. Allerdings hatten mein Dad und die Priester bereits damit gerechnet, dass ich es auch dieses Mal nicht schaffen würde. So war es mir vorbestimmt, ins Priesterseminar zu gehen. Dort musste ich leider feststellen, dass ich nicht einmal hierzu fähig war. Mir würde der innere Wunsch Gott zu dienen fehlen, sagte man mir. Stimmte sogar. Ich hatte nie vor, Gott zu dienen, ganz im Gegenteil. Mein Leben ist von jeher von Sünde bestimmt worden, wie sollte Gott einen schlechten Menschen wie mich überhaupt in seinen Reihen akzeptieren.“

Alan betrachtete ihn schweigend. In Luke hatte sich etwas gelöst und so redete und redete er einfach drauf los. Es tat gut, dass ihm einfach mal wer zu hörte und so redete er ehe er sich versah vieles vom Herzen, was ihn zeit seines Lebens beschäftigte. Irgendwann stoppte er und sah Alan verschämt an. „Es tut mir leid, dass ich dich so zu gelabert habe. Du hast mich sicher nicht in dein Haus eingeladen, um dir das Geschwafel von einer verkrachten Existenz anzuhören.“

Alan erwiderte ernst seinen Blick. „Was redest du denn da, Luke? Wenn ich bedenke, was du hinter dir hast, finde ich es bemerkenswert, dass Du immer noch versuchst, dein Leben auf die Reihe zu kriegen. Ich erinnre mich noch gut daran, wie du in der Schule gemieden wurdest und auch warum. Ich kenne die Gerüchte, die über dich verbreitet wurden und ehrlich gesagt, glaube ich, dass ich in der Situation sicher längst die Flucht in Suff oder Drogen angetreten wäre. Ich habe dich seit deiner Rückkehr vor zwei Wochen beobachtet, wie du versucht hast, auf die Beine zu kommen. Es war kein Zufall, dass ich dir heute Abend begegnet bin.“
„Und warum das Ganze?“
„Weil ich mich in dich verliebt habe, Du Idiot. Und das nicht erst gestern, oder warum meinst du war ich so oft beim Nachsitzen?“ Luke schwieg verdutzt. Ihm wurde schwindelig und sein Herz raste mit Überschallgeschwindigkeit. Alan war verliebt in ihn. Was bedeutete das? Was fühlte er? Seine Gedanken drehten sich in einem gewaltigen Wirbelwind.
„Es tut mir leid, wenn ich dich so überfahren habe. Wahrscheinlich bist du nicht mal schwul und ich habe mich gerade zum Affen gemacht. Aber ich musste es dir einfach sagen. Ich liebe dich schon so lange, und als Du weg gingst ist für mich wirklich eine Welt zusammen gebrochen. Ich hab mich nur noch auf die Arbeit konzentriert und versucht, dich zu vergessen. Und dann warst du plötzlich wieder hier und alles kam wieder hoch.“
„Ich….“ Luke schluckte. Alan sank in seinem Stuhl zusammen. Seine Wangen waren gerötet und er vermied den Blickkontakt zu seinem Gast. Wortlos stand Luke auf. Mit weichen Knien ging er zu Alan hinüber. Als er neben ihm stand, hob er seine Hand und legte sie unter Alans Kinn. Sanft hob er sein Gesicht an, bis sie sich tief in die Augen sehen konnten. Und plötzlich fühlte sich alles richtig an. Langsam näherte er sich Alans Gesicht, bis sich ihre Lippen trafen. Erst schüchtern und zart, doch immer forscher und leidenschaftlicher werdend, bis sie sich ganz von dem süßen Gefühl wegtreiben ließen und in enger Umarmung Richtung Wohnzimmer wankten, wo sie schließlich auf dem Sofa landeten. Alan lag über ihm, streichelte zärtlich über sein Gesicht. Sanft fuhr er mit seinem Finger die Lippen nach. „Ich liebe dich so unglaublich!“ Dann beugte er sich über Luke und begann mit seinen Lippen seinen Hals zu liebkosen, während seine Hände geschickt damit beschäftigt waren, sein Hemd auf zuknöpfen und über seine Schultern abzustreifen. Luke tat es ihm gleich und nestelte seinerseits nervös an Alans Hemd. Sein Herz schlug immer heftiger und als er Alans Zunge auf seinen Brustwarzen spürte, entfuhr im ein kleiner Seufzer. „Bitte…“ flüsterte er. „Hör nicht auf!“ Alan knurrte leise zur Antwort und wanderte tiefer.
Es dauerte nicht lange, dann hatte Alan Lukes Hose geöffnet und fachgerecht entfernt, doch als er seine Finger hinter den Bund seiner Boxershorts gleiten ließ, versteifte sich Luke und schloss die Augen. Alan bemerkte die Veränderung nicht gleich und hielt es für eine Aufforderung weiter zu machen. Also schob er seine Hände tiefer und tastete zärtlich nach Lukes Schwanz, der sich bereits der liebevollen Behandlung entgegenreckte. Alan schnurrte und wollte seinem Geliebten in die Augen sehen, doch Luke hatte die Augen fest geschlossen. Seine Lippen waren zu dünnen Strichen auf einander gepresst und aus seinen Augenwinkeln liefen leise ein paar Tränen. Sofort hörte Alan auf und setzte sich aufrecht.
„Luke? Bitte, was ist denn mit dir? Habe ich dir wehgetan?“ fragte er mit brüchiger Stimme und legte zärtlich seine Hand an Lukes Wange. Luke setzte sich ebenfalls auf, doch blickte Alan nicht an. In einem Moment hatte er noch losgelöst die zärtlichen Liebkosungen des Mannes genossen und sich unendlich frei und glücklich gefühlt, dann kamen die Erinnerungen wie schwarze Spinnen bedrohlich aus den hintersten Winkeln seines Verstandes gekrochen und vergifteten die Reinheit des Augenblicks. Plötzlich waren es nicht mehr Alans Hände, die ihn streichelten, nicht mehr seine weichen Lippen, die ihn küssten. Es war Father Muldoon, der ihn mit groben Händen seine Schultern herunter drückte und es waren Father Adkins, der seine rauen Lippen auf die seinen presste.


„Es tut mir leid, Alan. Ich kann das nicht.“ flüsterte Luke tonlos. Er schämte sich furchtbar. Alan zögerte kurz, doch dann legte er seinen Arm um seine Schulter und zog ihn an sich heran. „Erzähl mir, was dir auf der Seele liegt. Lass mich verstehen, was in dir vorgeht.“ Raunte er und küsste Luke zärtlich auf die Stirn. Zum ersten Mal fühlte Luke sich wirklich geborgen und sicher und so erzählte er seinem Freund alles.

Alans Kiefer spannte sich an und seine Augen verfinsterten sich vor Zorn. Während Luke seine Geschichte erzählte hatte er schweigend zugehört und dabei die Hand des anderen fest gehalten. Als er nun geendet hatte und fast scheu seinen Blick Alan zuwandte, schloss dieser ihn fest in seine Arme.
„Ich verspreche dir eines. Dir wird nie wieder etwas Schlimmes passieren. Nicht so lange ich lebe.“
Luke ließ seinen Tränen freien Lauf. Er presste sein Gesicht gegen die durchtrainierte Brust seines Liebhabers und ließ sich von seinen Gefühlen davon tragen. Und zum ersten Mal in seinem Leben überhaupt glaubte er an die Existenz eines liebenden Gottes…



 

 

 

 

 

Impressum

Bildmaterialien: Brianna Keanny
Tag der Veröffentlichung: 16.09.2015

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /