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Prolog

Schwere Tropfen klopften den langsamen monotonen Rhythmus fallend auf das Pflaster, sammelten sich in Rinnsale und liefen irgendwohin in Richtung der Dachrinnen. Auf dem Asphalt gab es kein einziges trockenes Stück, und die Beine der Passanten sprühten nur gebliebenes Wasser auf der Erde chaotisch in verschiedene Seiten. Der Himmel zog sich mit Wolken, dadurch überzog er allen Raum mit einem undurchdringlichen Grau. Menschen, Autos, Häuser waren in einer Farbe gefärbt und hätten bald zu eins verschmelzen können. Seltene Passanten beschleunigten den Schritt in der Hoffnung schneller Deckung vor dem Regen zu erreichen. Die jüngste Sturmwarnung ließ ihre Herzen vor Angst in der Brust schneller zu schlagen.

Und nur eine einsame Figur wäre in der Zeit erstarrt, und, es schien, beachtete die umgebende Welt nicht. Ein dünnes Mädchen stand zuckend direkt an der landseitigen Deiche und richtete ihren Blick irgendwohin ins Meer. Sie wartete auf niemanden aus jener Seite, und es gab keinen Port in der Nähe, aber es war viel angenehmer, nicht zu umschauen, in der Hoffnung ihn zu sehen, sondern das tobende Wasser zu betrachten.

„Morgen um Fünf“

Es scheint, er sagte so, als sie einander zum letzten Mal sahen. Was für ein interessantes Wort „morgen“. Es scheint ganz nah, man kann die Hand ausstrecken und es packen. Aber dabei kommt «morgen» nie.

„Morgen“ war vor zwei Jahren, und vor einem Jahr, und jeden Tag, wenn sie hierher kam. Das Mädchen glaubte, dass „morgen“ hier sei.

Jeden Tag in derselben Zeit ihre kleine kommunale Wohnung am Stadtrand zu schließen und zum Kai zu fahren, um dort die nächste Stunde zu verbringen.

Es gab niemanden, der sie anhalten oder sagen könnte, dass das versprochene «morgen» nie kommen würde, und sie fortsetzte mit beispielloser Hartnäckigkeit zu hoffen und zu warten. In der Routine der grauen Tage, im Leben von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck, in der schweren monotonen Arbeit fand Sie Platz und Zeit, um zu hoffen. Wie Assol aus dem berühmten Märchen wartete sie von Tag zu Tag auf ihren Grey.

Abhängigkeit, seelische Bedürfnis. Er war Alles für sie. Und als ihr «Alles» verschwunden war, war fast nichts geblieben, nur eine fragile Hoffnung.

Für ihn opferte sie alles. Sie schuf seinen Weg ins Leben. Und verzichtete sie ihren eigenen.

Die Wellen fielen auf einander heftig her, als ob sie versuchten einander zu ertränken. Erregtes Wasser war mit Schaum verhüllt und strebte mit allen Mitteln noch ein Stück Land, dort hinter dem Damm, zu erfassen.Die ersten marinen Tropfen erreichten das Gesicht des Mädchens.

Noch zehn Minuten. Genau um sechs würde sie weggehen. Sie solle rechtzeitig zur Arbeit kommen.

Wie müde sie sei! Wie satt sie damit sei! Die Arbeit in einem kleinen rund um die Uhr geöffneten Lebensmittelgeschäft in der Nachtschicht, in einem Blumengeschäft – am Morgen.

Zwei Jahre. Sie wartet auf ihn schon zwei Jahre.

Aber wird sie weiter warten?

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.04.2017

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ah, Sehr geehrte Leser, sagen Sie bitte, ob es lesbar ist oder nicht. Ich bin keine Deutsche und kann schwere Fehler machen.

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