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Mimi und das Vorstadttheater

Dunkel war es in dem kleinen Vorstadttheater, nur ein mattes Leuchten zeigte den Notausgang an. Vom Dach hörte man das Krächzen eines einsamen Rabens.

 

„Miau!", tönte es da - und noch einmal, „miau".

 

Die kleine schwarz-weiße Theaterkatze spazierte über die leere Bühne. Staub wirbelte auf und sie musste niesen. Mitten auf der Bühne setzte sie sich hin, um sich zu putzen. Ihre spitzen Ohren lauschten dabei in die Dunkelheit. Da hatte sie doch heute Morgen den herrlichen Duft einer Maus gewittert, doch nun roch alles nur noch nach leerem Theater und Staub. In die Stille hinein drängten plötzlich Türenschlagen und Stimmen. Die Katze sprang freudig auf. Das könnte Futter für sie bedeuten! Schnell rannte sie durch die dunklen Gänge den Stimmen entgegen.

 

Ja, da kam gerade ihr Freund, der alte Pförtner herein. Er hatte sie damals aufgenommen, als sie vor einigen Jahren völlig durchnässt vom Regen und abgemagert bis auf die Knochen durch ein tiefliegendes Fenster ins Theater gekrochen war. Durch seine zärtliche Fürsorge war sie wieder zu Kräften gekommen und lebte hier seither als glückliche Theaterkatze. Der Pförtner nannte sie „Mimi", wie die Katze seiner geliebten Großmutter.

 

Mimi strich ihm schnurrend um die Beine. Natürlich hatte er kleine Leckerbissen für sie, die er ihr nun seufzend reichte. Aufmerksam sah die Katze zu ihm hoch. Was war los mit ihrem Freund? „Ach, meine kleine Mimi", murmelte der Alte, „du wirst mir fehlen! Hier kommt jetzt ein jüngerer Pförtner her." Der Alte wischte sich über die Augen. Mimi schaute verwundert hoch. Sie begriff natürlich nicht, was er sagte, doch sie spürte, dass er sehr traurig war. Tröstend strich sie ihm um die Beine. „Miau, miau!"

 

Einige Frauen, bewaffnet mit Besen und Putzzeug, grüßten lachend und schwatzend den Pförtner und verschwanden Richtung Bühne. Die eine oder andere hatte auch eine Leckerei für Mimi in der Schürzentasche. Satt und zufrieden rollte Mimi sich auf dem kleinen Sofa in der Pförtnerloge ein. Sie konnte jedoch - ganz gegen ihre Gewohnheit - nicht einschlafen. Immer wieder blinzelte sie durch die halbgeschlossen Augen in Richtung des alten Mannes. Sie spürte intensiv dessen Traurigkeit.

Immer mehr Menschen trafen nun ein und verschwanden in den hinteren Räumen des Theaters. Es war, als ob das Haus, das so lange still gewesen war, nun zum Leben erwachte. Mimi fühlte sich in ihrer Ruhe gestört und schloss ihre Augen.

 

Conrad, der alte Pförtner, begrüßte alle mit einem Lächeln, was ihm nur sehr mühsam gelang. So viele Jahre seines Lebens hatte er hier verbracht - doch nun hieß es Abschied nehmen. Ein bisschen froh war er schon darüber, denn manches fiel ihm doch inzwischen sehr schwer. Am meisten jedoch würde ihm die kleine Mimi fehlen - in seiner Wohnung waren Tiere nicht erlaubt. 'Ich werde sie immer wieder einmal besuchen', nahm er sich vor und sein Herz wurde bei dem Gedanken leichter.

 

Schauspieler, Sänger, Jongleure und Artisten trafen nach und nach ein. Als letztes polterte der Zauberkünstler mit all seinen Kisten und Kästen mit Zauberzubehör durch die Tür - wie immer schlecht gelaunt!

 

Conrad seufzte leise. Mitleidig sah er auf den struppigen Hund des Zauberers herab, der mit gesenktem Kopf und eingezogenem Schwanz hinter seinem Herrn herlief. Oh, beinahe hätte ihn die schwere Eingangstür erwischt!

"Pass doch auf, du dummer Köter!", schrie der Zauberer wütend, „Ich glaub, ich muss mir einen neuen Hund anschaffen - du bist einfach zu alt geworden!" Der Hund duckte sich bei diesen harten Worten. Empört schnaufte Conrad. So ein lieber, intelligenter Hund, der Beppo! So viele Jahre hatte er dem Zauberkünstler schon gedient! Conrad seufzte, „Jaja, die Alten müssen den Jungen weichen - so ist das im Leben!"

Beppo schlich seinem Herrn hinterher, den Schwanz noch fester eingeklemmt. Er merkte nicht, dass eine kleine Katze alles mit angesehen hatte. Sie verstand natürlich nicht die bösen Worte des Zauberers, aber sie spürte dessen Wut und hatte Mitleid mit dem verschüchterten Hund. Wie ungepflegt er aussah! Schnell ließ sie ihre rosa Zunge über ihr feines glattes Fell gleiten.

 

Im Theater war nun überall reges Treiben. Die Putzkolonne war längst abgezogen und alle bereiteten sich auf ihren Auftritt vor. Conrad atmete auf: alle Künstler waren eingetroffen, niemand hatte abgesagt, keiner war krank geworden. Er beugte sich zu der Katze herunter und bot ihr weitere Leckereien an. Dankbar schnurrend strich sie ihm wieder um die Beine. Da nahm er sie hoch und drückte sie ganz sanft an sich. Er wusste, feste drücken mochte sie gar nicht! Doch zufrieden schnurrte Mimi in seinen Armen.

 

Lautes, protestierendes Bellen und Jaulen schreckte alle auf. Mit harter Hand hatte 'Der große Artus' - so war der Künstlername des Zauberers - versucht, Beppo eine Änderung eines Kunststücks beizubringen. Doch der Hund weigerte sich zum ersten Mal, seinen Befehlen Folge zu leisten. Beppo war es so leid - er konnte und wollte einfach nicht noch mehr lernen! Das, was er bisher tun musste, war schon mühsam genug: auf der Bühne in unerträglich enge Kisten eingesperrt zu sein, dann auf ein bestimmtes Zeichen hin herausspringen und wie der Blitz wieder verschwinden... Seine alten Knochen machten das nicht mehr mit! Was genug ist, ist genug!

 

So widersetzte er sich zum ersten Mal den Befehlen des Mannes, der jetzt mit wütendem Geschrei auf ihn einschlug. ‘Der große Artus’ hatte Angst! Auch er war älter geworden. Die Tricks, die er vorführte, klappten nicht mehr so gut wie früher. Und nun verweigerte ihm der dumme Hund auch noch den Dienst!

 

Außer sich vor Wut schlug er zu. Das heißt, er wollte, denn der Schlag ging ins Leere. Beppo hatte sich geschickt weggeduckt und war mit einem Satz aus der halb geöffneten Tür geschlüpft.

Panisch rannte der Hund die

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Christa Garbe
Bildmaterialien: Werner Blaebst
Cover: Blaebst/Koep
Lektorat: Anja Koep
Tag der Veröffentlichung: 23.03.2020
ISBN: 978-3-7487-3300-3

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Anschi Tischendorf. In herzlicher Freundschaft und liebevoller Erinnerung an Werner Blaebst.

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