Cover

Prolog

Ich lief durch den dunklen Wald der Wochenlang mein Gefängnis gewesen war. Meine Freundin Jasmin lief dicht neben mir. Plötzlich trat vor uns ein Mann. Jasmin schrie auf. Ich umschloss ihre Hand so fest, dass sie zerquetschen müsste. Doch ihr Griff um meine Hand war nicht anders. Ich zog sie mit als ich in die andere Richtung lief. Doch auch da trat ein Mann aus dem Hintergrund und brachte uns zum bremsen. Jasmin hörte auf zu schreien. Doch ich sah ihre Angst in ihren Augen. Jemand packte mich und riss meine Hand aus der von Jasmin. Sie selbst sank zu Boden und begann zu weinen. Ein anderer Mann packte sie und hob sie hoch. Meine Hände wurden hinter meinem Rücken gefesselt. Keine Chance mehr mich zu befreien. Ich spürte wie man mir den Boden unter den Füßen entriss und ich auf etwas Hartes geworfen wurde. Jasmin lag neben mir. Ihr waren die Augen verbunden worden. Außer ihrem hastigen Atem war nichts von ihr zu hören. Etwas setzte sich in Bewegung, Jasmin zuckte zusammen und brach in Tränen aus. Ich robbte zu ihr und nur meine Schulter berührte ihre. Sie war die ältere, doch ich übernahm diese Rolle jetzt gerade. Auch wenn wir nur ein Jahr auseinander waren. Man hielt an. Eine Hand packte mich und hielt mir den Mund zu. Jemand anderes ließ Jasmin verstummen. „ Was transportieren Sie?“, fragte eine weibliche Stimme. Ein Grummeln antwortete ihr. Ich verstand nichts davon. „ Dürfte ich mir die Ware einmal ansehen?“, fragte die weibliche Stimme weiter. Die grummelnde Stimme erwidert wieder etwas was ich nicht verstand. Kurze Zeit später setzte der Wagen, was konnte es auch anderes sein, wieder in Bewegung. Man ließ mich los und verband mir die Augen. Dann hielt der Wagen erneut. Ich wusste nicht genau wie viel Zeit vergangen war. „ Die jüngste zuerst!“, fauchte in Mann. Ich wusste, damit war ich gemeint. Mein Herz schlug mir bis zum Hals so sehr bekam ich es mit der Angst zu tun. Man schnitt mir die Fesseln durch und riss meine Jacke von meinem Körper. Ich spürte die stechende Kälte sofort auf meiner Haut. Jemand drückte mir etwas Rundes in den Rücken: „ Halt bloß still Mädchen!“. Ich bewegte mich nicht. Meine Angst war zu groß, dass sie mir etwas antun könnten. Mir wurde mein T-Shirt ausgezogen und die Kälte drang bis in mein inneres ein. Meine Hose ließ man mir an, dann fesselte man meine Hände wieder auf den Rücken und stieß mich weg: „ Geh!“. Unsicher machte ich einen Schritt nach vorne. Die Kälte traf mich wie einen Schlag. Ich hörte wie Jasmin schrie und wirbelte herum. Ein Schuss fiel. Ein Schmerz breitete sich in meiner Schulter aus. „ Geh habe ich gesagt!“, schrie mir ein Mann zu. Jasmin schrie weiter. Ein zweiter Schuss fiel. Ihr Schrei verstummte. Ich blieb erschrocken stehen, den Schmerz und das warme in meiner Schulter, vergaß ich. „ Jasmin?“, fragte ich bibbernd. Es kam keine Antwort von einem Menschen. Ich hörte nur, wie ein Motor startete und ein Wagen wegfuhr. Ich ging in die Knie und rutschte vorwärts. Mein Knie stieß gegen etwas Warmes. „ Jasmin?“, flüsterte ich immer noch vor Kälte zitternd. Es gab keine Antwort. Mit der Haut meines Knies spürte ich Jasmins Haar und ich schreckte zurück. Obwohl der Boden eiskalt war, legte ich mich neben sie, ganz nah an sie.
1. Mein erster Traum

Ich fuhr hoch. Ich zitterte am ganzen Körper, er war Schweißnass. Mein Atem ging schnell. Hastig schlug ich die Decke beiseite und ging aus meinem Zimmer. An der Schlafzimmertür meines Vaters, klopfte ich. Er grummelte, dann sagte seine klare Stimme: „ Faith?“. Ich trat ein. Dad schaltete seine Lampe am Bett an. Seine besorgten Augen trafen meine verängstigten. Er stieg sofort aus dem Bett und nahm mich in den Arm: „ Hast du wieder geträumt?“. Ich nickte schwach. Er hob mich hoch und legte mich in sein Bett. Er schüttelte seine Decke aus und legte sie über meinen verschwitzten Körper. Dann nahm er eine zweite Decke und legte sich neben mich. Seine Hand fuhr beruhigend über meine Wange. Das Licht brannte immer noch. Er sah zu mir und summte leise vor sich hin. Dann schloss ich langsam meine Augen und sank in einen ruhigen Schlaf.
Ein Wecker weckte mich. Ich drehte mich zur Seite und prallte gegen einen Körper. Sofort schoss ich hoch. Verdammt, wo war ich? Ich sah zu meiner rechten Seite. Dad lag da und suchte mit geschlossenen Augen seinen Wecker. Dads Haare waren sehr kurz, deswegen sah man ihm nicht besonders an, dass er eben noch geschlafen hatte. Seine blauen Augen konnte ich nicht sehen, obwohl sie am Morgen immer zuerst den Wecker wütend ansahen. Sein Gesicht lag in altersfalten. Erst jetzt öffnete er seine Augen und schlug die Decke beiseite, die er sich heute nach umgelegt hatte. Mukulös. Das war er immer noch und ich bewunderte ihn dafür. Für einem Mann in seinem Alter, vor allem wenn er mit vorliebe Bier trank, war es nicht einfach so einen Körper beizubehalten. Aber das musste wohl in der Familie liegen, dass man gute Körperfiguren hat. „ Schon acht Faith", murmelte er. Ich nickte als Dad mich mit verschlafenden Augen ansah: „ Besser geschlafen?“. Leicht nickte ich und legte mich zu ihm zurück. Dad nahm mich in den Arm. Mein Leben war eigentlich hier, im White House. Hier fühlte ich mich wohl. In der Nähe von Dad. Dad war nicht der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, dennoch war es Jasmins Vater. John Cromwell. Jasmin. Sie war im Krankenhaus. Im Koma, seit vier Monaten. Kopfschuss, ein Wunder, dass sie noch lebte. Seitdem bestand John, uns beide, Dad und mich, hier zu haben. Ich löste mich von Dad: „ Geh duschen.“. Dad nickte. Er ließ mich in Ruhe wenn ich es wollte. Aber er achtete darauf, dass ich nicht ständig alleine war. Ich ging zurück in mein Zimmer, schnappte mir meine Klamotten von dem Stuhl und verschwand in das Badezimmer, was gleich von meinem Zimmer abführte und mir gehörte. Das Badezimmer war weiß gekachelt. Wand, sowie Boden. Das Waschbecken war weiß, das Holz, worin es eingelassen war, ebenfalls. Ein Spiegel mit silbernen Rahmen spiegelte mein Spiegelbild. Klein war ich für mein Alter. Rotes plattes und verstrubbeltes Haar hing in meinem Gesicht. Grüne Augen verzierten mein blasses Gesicht. Mein Gesicht war schmal und zärtlich. Selten hatte ich die rosigen Wangen von meiner Mutter, der ich so ähnlich sah. Als Sportlerin hatte ich einen gut durchtrainierter Körper und eine Figur die sich sehen lässt. Ich zog mein Top aus und schlüpfte aus der langen Schlafhose. Das warme Wasser der Dusche prasselte auf meinen Körper. Es war schön und verwöhnend. Mit einem Volumenshampoo versuchte ich ständig meine platten Haare ein wenig voller aussehen zu lassen, jedoch ohne Erfolg. Nachdem ich aus der Dusche stieg, zog ich meinen weißen Rock und das blaue T-Shirt an. Meine Haare band ich nur zu einem Pferdeschwanz zusammen und verließ das Badezimmer. In meinem Zimmer öffnete ich das Fenster und sah hinaus. Ein Gärtner mähte den Rasen. Mein Zimmer war zum Nordrasen hingerichtet, dieser an der Pennsylvania Avenue grenzte. Ich seufzte und wandte mich vom Fenster ab. Da Samstag war, hatte ich nicht vor meine Schultasche zu packen um in einen der 132 Räume unterrichtet zu werden. Deshalb packte ich meine Sporttasche. Für mich war Sport etwas sehr wichtiges. Ich war Leistungsbeachvolleyballspielerin und schaffte es auch im Bogenschießen eine gute Figur zu machen. Dad schüttelte immer nur den Kopf wenn ich mal wieder einen Treffer, aus Hundert schritt Entfernung, in die Mitte schaffte. Mein Traum ist es eigentlich, in beiden Displizinen, bei Olympia teil zu nehmen. Dad erlaubte es mir jedoch nicht. Er hatte Angst um mich. Angst, dass ich mich bei den Olympischen Spielen in einem fremden Land nicht wohlfühlen könnte. Mum hingegen… Sie wollte nie etwas von mir wissen. Sie missachtete meinen Sport. Sie mochte meine Zwillingsschwester Hope viel lieber. Schon als kleine Kinder hatte man uns getrennt. Dad war nach Washington D.C mit mir gegangen. Mum war mit Hope nach San Francisco gezogen. Uns, Hope und mich, störte es sehr, denn wir waren wie richtige Schwestern und sahen uns selten. Wir konnten es kaum ab, wenn wir lange Zeit nichts von uns hörten. Jeden Tag fand sich ein Brief von mir in einem Briefkasten in Washington D.C. Von Hope bekam ich seltener welche, weil Mum es ihr verbot mir zu schreiben. Ich weis gar nicht was ich getan habe. Dad jedoch war anders. Er liebte uns beide gleich viel. Der Grund, warum Hope meistens in den Ferien hier her kam. Mum sah ich nur an Weihnachten und dann zeigt sie ihre Abneigung mir gegenüber deutlich. Während Hope letztes Weihnachten ein iPod von ihr bekommen hat, habe ich nur eine kleine wertlose Kette von ihr bekommen.
2. Training

John Cromwell saß in seinem Büro als Dad mit mir eintrat. Sein Anblick war in den letzten Monaten statt besser, schlechter geworden. Seine Augen waren Müde. Außerdem hatte er tiefe Augenringe. Sein blondes Haar, was sonst immer gekämmt war, stand ihn zu allen Seiten ab. Er hatte tiefe Sorgenfalten auf der Stirn bekommen. Früher war er muskulös gewesen, er war gut aussehend, doch jetzt war er dünn geworden, die Muskeln konnte man kaum noch sehen. Er sah auf: „ George, Faith.“. „ Ich bring Faith zum Sport John, danach fahr ich ins Krankenhaus, willst du mit?“, fragte Dad leise. John schüttelte den Kopf: „ Wohl eher nicht, ich muss arbeiten.“. Dad sah mich kurz an, dann ging er zu John: „ Du hast nachher noch Zeit John, du warst seit vier Tagen nicht mehr im Krankenhaus!“. John nickte: „ Aber diese Rede ist wichtig, außerdem habe ich nachher noch Termine, morgen, versprochen.“. Dad nickte schwach. Er wusste eh nicht was er machen sollte. John verkroch sich in seine Arbeit um sich abzulenken. Ich seufzte leise. Dad sah zu mir: „ Komm.“. John sah mich noch einmal an: „ Viel Spaß beim Sport.“. „ Danke“, nuschelte ich und verließ mit Dad das Büro.
Nicht viel aufsehen, das wollte ich eigentlich als wir unter der dringlichen Bedingung von John Cromwell ins Weiße Haus zogen. Doch ohne Limousine, die kleiner war als die vom Präsidenten, kam ich nicht mehr aus dem Haus. Dad witzelte immer über mein Gesicht, wenn ich in die Limousine einstieg. Es machte mich froh, dass es ihn erheiterte. Jetzt warf ich meine Sporttasche auf den schwarzen Ledersitz und setzte mich daneben. Dad stieg auf der anderen Seite ein. Unser Fahrer drehte sich nach hinten um: „ Zur Beachvolleyballhalle?“. Sein Blick war auf meine Tasche gefallen und er hatte nicht die Bogentasche gesehen, weshalb er wohl darauf schloss, dass ich zum Volleyball wollte. Dad nickte und schlug die Tür des Wagens zu. Er sah mich an: „ Willst du mit zu Jasmin?“. Ich schüttelte den Kopf. Wenn ich Jasmin sah, war die Erinnerung an vergangenen zu groß. Dad nickte und legte seinen Arm auf meine Schulter. Die angeschossene Schulter. Obwohl sie voll und ganz verheilt war, schrak ich immer noch zusammen wenn man mich dort berührte. Dad nahm seine Hand zurück: „ Tut mir leid.“. „ Dad, es ist nichts!“, sagte ich hastig. Dad schüttelte den Kopf: „ Das durfte nie passieren…“. Ich unterbrach ihn, bevor er sich wieder die Schuld gab: „ Es war nicht deine Schuld, niemand hatte die Schuld!“. Dad nickte nicht ganz zufrieden. Der Wagen fuhr auf die Pennsylvania Avenue. Viele Menschen machten neugierige Blicke. Doch in den Wagen konnten sie nicht hineinsehen. Er hatte verdunkelte Scheiben. Nur die Insassen konnten sehen, wer draußen auf der Straße war. Ich sah aus dem Fenster, so wie ich es immer tat. Keiner sprach ein Wort. Nur das Radio spielte ein Lied von Katy Perry ab. Ich sang den Text in meinem Kopf mit. Zwar mochte ich sie nie besonders gerne, doch Jasmin und mit ihr habe ich mir dieses Lied immer und immer wieder angehört und bekam den Liedertext nicht mehr aus meinem Kopf raus. Nach einer halben Stunde waren wir an der Beachvolleyballhalle. Dad stieg zuerst aus. Ich nahm meine Sporttasche und stieg aus. Dad legte seinen Arm um mich und führte mich in die Halle hinein. Eine Frau saß hinter einem Tresen und sah uns erwartungsvoll an. „ Ich fahr jetzt zu Jasmin, bist du in zwei Stunden fertig?“, fragte er leise. Ich nickte: „ Bestimmt.“. Dad küsste mich auf die Stirn: „ Viel Spaß.“. Danke, wollte ich noch sagen, doch dann war er schon aus der Tür. Ich ging langsam zu der Frau hinter dem Tresen. Sie schlug ein Buch auf: „ Name.“. „ Faith Matthew“, sagte ich ausdruckslos. „ Ah ja…ähm…ah! Dein Team trainiert in Halle vier!“, sagte sie und schrieb meinen Namen in das Buch. „ Danke“, ich schulterte meine Sporttasche und ging in die Mädchenumkleiden. Das Buch, indem sie meinen Namen hineingeschrieben hat, war ein Anwesenheitsbuch. Dort standen der komplette Name drin und ein Bild von jeder Person. Dies musste man eigentlich abgleichen. Aber da ich fast jeden Tag hier war und die Frau hinter dem Tresen mich gut kannte, da sie auch die einzigste ist, die hier arbeitet, fragt sie nur noch nach meinen Namen. Dies war eigentlich auch überflüssig, aber nun mal Vorschrift. Ich zog mein T-Shirt aus und schlüpfte in ein weißes Top. Die Tür der Umkleide öffnete sich und meine Trainerin begrüßte mich: „ Morgen.“. Ich sah sie an: „ Was machen wir?“. „ Laufen, dann spielen in zweier Teams“, sagte sie und ließ ihre Tasche auf die Bank fallen, „ wie war deine Woche?“. Ich zuckte die Schultern: „ So wie immer.“. Meine Trainerin, Amanda, sah mich mitleidig an: „ Immer noch keine Besserung bei Jasmin?“. Leicht schüttelte ich den Kopf und zog meine Hot-Pen an. Amanda seufzte: „ Was sagen die Ärzte?“. „ Sie wissen auch nicht weiter“, nuschelte ich. Während Amanda ihre Hose anzog, setzte ich mich auf die Bank und zog meine Schuhe an. Eigentlich brauchen wir keine Schuhe wenn wir im Sand spielten, doch zum Laufen waren Schuhe Pflicht, da der Hallenboden meistens kalt war und hart. Es war der ganz normale Linoleum Boden aus Schulen, dennoch verbot Amanda es darauf ohne Schuhe zu laufen. Manchmal tendierte sie auch dazu, wenn sie meint, dass das Team gut drauf ist, das wir im Sand laufen sollten. Es war angenehmer, so empfand ich es. Andere nörgelten immer rum wenn wir darauf laufen mussten. Doch der Vorteil im Sand war, dass man nicht unbedingt seine Schuhe tragen musste und der Sand war weicher. Zwei Mädchen kamen lachend in die Umkleide. Hannah und Chiara. Beide sahen Amanda an: „ Hi, ich denke wir laufen.“. Dabei ruckte Chiaras Kopf zu mir und damit auf meine Sportschuhe. Amanda nickte: „ Ich hoffe ihr habt eure Schuhe dabei!“. Beide Mädchen nickten und setzten sich neben mich auf die Bank: „ Und wie geht’s Jasmin?“. Ich schüttelte den Kopf und sie waren still. Amanda nahm ihre Sportschuhe und sah mich an: „ Du kannst schon mal anfangen zu laufen.“. Ich nickte und ging in Halle vier. Dort sah ich kurz auf die Uhr. Halb Zehn. Dann lief ich in einem lockeren Tempo los. Langsam kamen auch Hannah und Chiara hinzu. Sie liefen erst los als ich bei ihnen ankam. Sofort verringerte ich mein Tempo: „ Ihr wart die ganze Woche nicht beim Training.“. Hannah nickte: „ Du weist doch, Schule und Stress zuhause.“. Ich vergaß es immer wieder. Hannah und Chiara waren Waisen, doch sie lebten in einer wirklich sehr netten Familie. Doch beide waren sechzehn, kein Alter bei denen es Eltern leicht haben. Auch wenn ich sechzehn war, hatte es mein Vater einfach mit mir. Ich war nicht rebellisch… Es lag wohl an meiner Vergangenheit. „ So Faith, ich bin es schneller von dir gewohnt, na hob, streng dich an und plaudere nicht!“, rief mir Amanda zu als andere Mädchen noch hinunter kamen und sich Hannah und Chiara anschlossen. Ich seufzte und lief wieder in meinem Tempo. Ich lief länger als alle anderen Mädchen. Amanda achtete stets darauf, dass ich mehr Bewegung bekam als andere. Sie teilte die Mädchen in Teams ein als ich immer noch laufen sollte. Auch als die anderen Mädchen schon spielten, beobachtete Amanda meine Bewegung ganz genau. Nach einer halben Stunde winkte sie mich zu sich ran: „ Du spielst alleine gegen mich.“. Ich sah sie entsetzt an: „ Alleine?“. Sie nickte: „ Klar, wie willst du sonst besser werden?“. Ich seufzte und stellte mich auf die andere Seite des Netzes. Amanda machte Angabe. Sofort machte ich mich bereit und pritschte den Ball hinüber auf die andere Seite des Feldes. Amanda nickte und baggerte den Ball wieder hinüber, dabei sagte sie laut: „ Bring mich zum rennen, ansonsten kannst du den Rest vergessen!“. Den Rest: Punkte machen! Ich spielte den Ball mit meinen Unterarmen und schoss ihn so in die linke Ecke. Amanda streckte sich jedoch und der Ball kam schneller zurück als ich erwartet habe. Ich streckte mich in die Luft und pritschte ihn hinüber. Amanda war jedoch wieder beim Netz und warf ihn mir wieder hinüber. Sie wollte das Gegenteil. Sie wollte, dass ich lief und sie es ruhig hatte. Ich sah sie etwas grimmig an als ich dies erkannte, doch sie lächelte nur und machte sich auf meinen Schlag bereit. Der kam prompt und schnell. Während ich angedeutet hatte, dass ich pritschen würde, wollte sie ein wenig weiter nach hinten, doch ich baggerte und so kam der Ball genau hinter dem Netz auf den Boden. Amanda lächelte: „ Gut, aber du musst schneller werden!“. Ich nickte. Sie nahm den Ball auf und machte erneut eine Angabe. Diese Angabe war fies. Ich konnte den Ball nur mit meiner rechten Hand in die linke Ecke ihres Spielfeldes katapultieren. Doch Amanda war vorbereitet und schlug den Ball mit der Baggertechnik zu mir zurück. Meine Augen verengten sich als der Ball wieder zu mir kam. Mit voller Konzentration und ganzer Kraft baggerte ich den Ball zurück. Amanda streckte sich nach ihm aus, kippte ein wenig nach hinten, mit ihren Armen ruderte sie um nicht hinzufallen und…sie landete im Sand. Ich lächelte als der Ball nur Zentimeter von ihr weit weg im Sand aufschlug. Amanda sah mich mit einem breiten Lächeln an: „ Also, wenn du weiter so machst…wow!“. „ Amanda“, sagte eine Stimme. Amanda stand auf und drehte sich um: „ Tina, was ist?“. „ Die Herren sind von der Polizei…sie wollen mit Faith sprechen“, nuschelte sie. Jedes Mädchen in der Halle sah zu mir. Amanda schüttelte den Kopf: „ Nein, da müssen die Herren sich an ihren Vater wenden!“. „ Es tut uns sehr leid Miss Ashton, aber wir müssten sofort mit Faith sprechen!“, sagte einer der Männer. „ Woher wissen Sie eigentlich, dass sie hier ist?“, fragte Amanda und sah besorgt zu mir. „ Recherche!“, sagte der zweite Mann. Amanda ruckte mit dem Kopf: „ Hoch mit dir!“. Ich ging die Treppen zu den Mädchenumkleiden hinauf. Einer der Männer nährte sich Amanda und sagte ihr etwas, was ich nicht verstand. Der andere Polizist sah zu mir hoch. Unsere Blicke begegneten sich. Amanda sah zu mir: „ Sofort!“. Ich ging sofort durch die Hallentür und verschwand in der Mädchenumkleide. Dort setzte ich mich auf eine Bank und sah die Umkleidetür an.
3. Im Krankenhaus

Dad kam in die Mädchenumkleide und nahm meine Sporttasche: „ Komm!“. Er war aus dem Krankenhaus direkt hier her gekommen. Amanda musste ihn angerufen haben. An seinem Gesicht, sah ich, dass er nicht erfreut war, dass die Polizei nach mir fragte. „ Dad“, fing ich an, brach aber ab. Es brachte nichts. Er würde mir eh nicht sagen was die Polizei von mir wollte. Ich drehte mich noch einmal um. Doch in der Umkleide war nichts mehr von mir. Amanda wartete am Eingang: „ Es tut mir leid.“. „ Du hast das einzig richtige getan!“, sagte Dad rasend vor Wut. Dad legte seinen Arm um mich und brachte mich aus der Halle raus. Ich entdeckte die zwei Polizisten. Sie standen an ihrem Wagen und sahen zu uns. Dad warf ihnen einen zornigen Blick zu und schob mich in den Wagen. Dann setzte er sich auf der anderen Seite hinein. Der Fahrer startete sofort den Wagen und fuhr los. Dad sah mich an: „ Bist du in Ordnung?“. Ich nickte und sah aus dem Fenster. Dad nahm meine Hand: „ Faith, die Polizei hat einen Täter gefunden, sie will, dass du ihn dir ansiehst.“. Ich spürte wie meine Augen feucht werden. Dad drückte meine Hand: „ Ich habe ihnen gesagt, dass du nicht in der Fassung dazu bist und wenn sie das nächste Mal eine Frage haben, sich an mich wenden mögen!“. Ich drehte mich zu ihm. Er sah wie eine Träne aus meinem Auge an meiner Wange hinunterlief. Er wischte sie mit seinem großen Finger weg: „ Faith, ich werde niemals zulassen, dass dir das gleich wiederfährt, nie wieder!“. Mehr Tränen liefen aus meinen Augen und ich wischte sie weg: „ Ich will zu Jasmin.“. Dad nickte: „ Ins Krankenhaus.“. Der Fahrer trat auf die Bremse, drehte das Lenkrad und drückte wieder auf das Gaspedal.
Im Krankenhaus saß ich in einem grünen Kittel an dem Bett von Jasmin. Die Schläuche die von ihrem Körper wegführten, waren nahezu unheimlich. Ich nahm ihre Hand: „ Wach doch auf!“. Die Hand war kalt. Wieder kam in mir das Gefühl von Kälte in die Gedanken und ich schauderte. Tränen rollten an meinem Gesicht hinunter und ich lehnte mich im Stuhl nach vorne. „ Lieg doch nicht so da!“, schimpfte ich, „ Das kannst du doch nicht wollen, du liebst deinen Vater doch und was ist mit mir?“.
„ Du blöde Kuh lässt mich hier ganz alleine, ich will nicht mehr alleine sein, wach auf, bitte!“, flehte ich. Es zeigte sich jedoch immer noch keine Regung. Ich drückte ihre Hand fester: „ Wir haben uns geschworen niemanden alleine zu lassen, also wach jetzt auf, du brichst dein Versprechen!“. Mein Kopf sank auf die Matratze des Bettes und ich weinte. Auch als eine Hand auf meinem Rücken lag, hörte ich nicht auf und schimpfte Jasmin an, dass sie doch aufwachen solle. Innerlich schrie mein Herz. Es war nicht fair. Warum sie, warum nicht ich? Ich kann doch an ihrer Stelle sein, ich war seelisch immer viel stärker als sie! Ich möchte dort auf dem Bett liegen und schlafen. Ich würde meinen Körper dazu zwingen die Augen zu öffnen. Jasmin nicht. Sie schaffte es nicht, sie würde es nicht schaffen. Würde sie denn mit unserer Vergangenheit leben können? Ich sah sie an: „ Wach auf, bitte, für mich!“. Dad nahm mich in den Arm: „ Sie wird es, gib ihr Zeit!“. Ich schmiegte mich an seinen Körper: „ Sie wird nicht Dad, sie kann nicht…“. „ Hör auf damit Faith, sie kann es, sie sammelt ihre Kraft, versprochen!“, sagte er, doch auch er wischte sich Tränen weg. Ich hielt ihn ganz fest, wollte ihn nicht loslassen, ihn nicht auch noch verlieren. Er zog mich so fest er konnte an sich und fuhr mir durch mein rotes Haar: „ Faith sie wird aufwachen!“. Meine Fingernägel bohrten sich in sein Rücken: „ Dad ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr…“. Er löste sich von mir und sah mir in meine nassen Augen: „ Faith, du schaffst es, du bist stark, genau wie Jasmin, sie schafft es. Sie braucht nur Zeit!“. Ich nickte, er zog mich wieder in seine Arme: „ Hope kommt morgen, ihr solltet zusammen etwas unternehmen!“. Ich sah ihn an: „ Sie hat Ferien?“. Er nickte: „ Ja und du nächste Woche auch.“. Ich senkte den Kopf: „ Aber Jasmin, was ist mit ihr?“. „ Du kannst immer zu ihr Faith, das weist du!“, sagte Dad und strich mir über die Wange. Ich nahm sein Handgelenk in meine Hand: „ Versprichst du mir, immer bei mir zu bleiben, egal was ich anstelle?“. Dad nickte: „ Das ist doch als Elternteil selbstverständlich.“. Ich ließ meinen Kopf hängen: „ Ja, sollte es.“. „ Faith, deine Mutter hat damit nichts zu tun, ich liebe dich und du bist hier, also kümmere dich nicht darum!“, tadelte er mich. Ich ließ sein Handgelenk los. Er sah mich mit seinen treuen Augen an: „ Ist jetzt alles wieder gut?“. Ich nickte und sah zu Jasmin: „ Ich komme wieder, aber wach auf und zwar schnell!“. Dad lächelte und wir gingen aus dem Zimmer.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.12.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An einen Jungen der mir die Augen zum zweiten Mal geöffnet hat.

Nächste Seite
Seite 1 /