Cover

Leseprobe

Dani Brown

 

 

 

 

Unbändige Wut

 

 

 

 

Nicht jeder Tag ist gut zum Sterben

 

 

 

 

 

In der Wut verliert der Mensch seine Intelligenz.

Dalei Lama

 

 

 

 

 

 

Ouvertüre

 

Helga Ellmann erkannte, dass dieses Ende für sie unausweichlich war. Sie hatte ihre gesamten Ersparnisse in das Projekt gesteckt und jetzt endgültig alles verloren. Sie presste hilflos ihre Hände vor das Gesicht. Aber die Tränen fanden trotzdem einen Weg zwischen ihren Fingern hindurch und hinterließen auf beiden Wangen eine nasse Spur.

Es dauerte eine Weile, bis sich die kleine schmächtige Frau wieder gefasst hatte. Sie griff nach einer Packung Papiertaschentücher, die auf dem Küchentisch lag. Dann zog sie ein Taschentuch heraus, faltete es auseinander und putzte sich die Nase. Sie stopfe sich das feuchte Tuch in die Seitentasche der geblümten Kittelschürze, die sie zu Hause, aus Bequemlichkeit, ständig trug.

Langsam erhob sie sich von dem harten Holzstuhl, auf dem sie schon eine Weile gesessen hatte. Anschließend griff sie zum dritten Mal nach dem Brief, der direkt vor ihr auf dem Tisch lag. Sie hoffte noch immer, dass alles nur ein Alptraum war, aus dem sie nur aufwachen musste. Aber sie hatte nicht geträumt, die ihr per Einschreiben zugestellte Mitteilung war real. Die wenigen sachlichen Sätze, die auf dem hochoffiziellen Briefpapier standen, machten eines schonungslos deutlich. Ihr Geld war endgültig verloren und laut Schreiben hatte sie plötzlich sogar noch beträchtliche Schulden angehäuft.

»Warum gerade ich?«, rief sie verzweifelt und ballte ihre Hände zu Fäusten.

Aber sie erhielt keine Antwort, denn sie war mutterseelenallein.

»Wovon soll ich jetzt leben?«, murmelte sie hilflos.

Sie, die sich niemals Geld geliehen hatte, war plötzlich völlig mittellos. Zum wiederholten Male griff sie zu ihrem Portmonee und öffnete es. Sie holte die neuesten Bankauszüge erneut heraus und überflog sie hastig. Sie hoffte vergeblich, dass der Saldo nicht so tief im Minus stand. Aber der Kontostand hatte sich in den letzten Stunden nicht geändert. Der Kontoauszug entglitt ihrer Hand und fiel geräuschlos auf den dunkelgrau gefliesten Boden.

Es wurde Zeit, dass sie eine Entscheidung treffen musste. Sie blickte traurig auf ihren Jahreskalender, der im Flur gegenüber einem großen Spiegel hing. Er stellte eine von Palmen umsäumte Bucht in der Südsee dar.

»Welcher Tag ist überhaupt?« Ihr Zeigefinger glitt zitternd über die Ziffern und blieb unvermittelt auf Donnerstag, den 18.6.1998 stehen. Ein ganz normaler Tag am Ende einer bedeutungslosen Woche.

»Was soll ich nur machen?«, rief sie laut und schlug mit der ausgestreckten Hand an die Wand.

Ein stechender Schmerz durchzog ihren Arm und brachte sie zur Besinnung. Sie hielt erschrocken inne und betrachtete ihre geröteten Handflächen. Schließlich schluchzte sie leise und traf in diesem Moment eine Entscheidung.

Rasch zog sie ihren Kittel aus und streifte sich eine hellblaue Strickjacke über. Anschließend nahm sie ihr Schlüsselbund, das an einem kleinen Bord in der Nähe der Tür hing und verließ die Wohnung. Als sie die Haustür öffnete, traf sie völlig unvorbereitet eine Böe. Doch mit letzter Kraft konnte sie die Eingangstür wieder hinter sich schließen. Dann schaute sie sich um. Zwar wehte ein heftiger Wind, aber ansonsten war es ein sonniger warmer Frühsommertag. Ihre Straße war, wie so häufig, komplett zugeparkt. Das war jedoch der normale Zustand in ihrem Stadtteil. In der Hauptsache wohnten hier Studenten, Punker, junge Familien mit Kindern. Es war das Szeneviertel der Stadt. Hier gab es noch zahlreiche kleinen Geschäfte, die man in den anderen Vierteln sonst vergeblich suchte. Viele urige Kneipen, in den häufig Live-Musik gespielt wurde, luden zum Verweilen an. Es gab hier kaum eine Tageszeit, wo es völlig ruhig war. Wer hier lebte, für den waren die trostlosen Plattenbausiedlungen im Nordwesten und Osten der Hansestadt sehr weit weg.

Aber die bekümmerte Frau nahm keine Notiz von den Leuten, die ihr auf dem schmalen Bürgersteig entgegenkamen. Mit schnellen Schritten eilte sie in Richtung der Haltestelle, die sich wenige Meter von der Brauerei entfernt befand. Kurz darauf bestieg sie bereits eine der blau/weiß lackierten Straßenbahnen und fuhr bis zum Haltepunkt ›Breite Straße‹ mit.

20 Minuten später betrat sie durch das Südportal das imposante Kirchenschiff der Marienkirche. Sie entrichtete ihren Obolus an der Kasse und schlenderte gemächlich weiter. Im Innern des eindrucksvollen Bauwerks war um diesen Zeitpunkt nur wenig Betrieb. Eine Gruppe englischsprachiger Touristen wurde von einem jungen Mann umhergeführt, der ihnen über die Geschichte der Kirche eine Menge zu erzählen hatte. Einige Minuten schloss sie sich der Gesellschaft an, aber dann hatte sie genug gehört und ging wieder ihre eigenen Wege. Eine Zeitlang verharrte sie vor der berühmten astronomischen Uhr aus dem Mittelalter. Sie konnte sich nicht sattsehen an diesem filigranen Kunstwerk der Hansezeit, das weltweit einmalig war. Vermutlich wurde sie demnächst in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen.

Nachdenklich setzte sie ihren Rundgang fort. In einem kleinen Seitenschiff fiel ihr Blick auf eine schmucklose Gedenktafel. Sie erinnerte in schlichten Worten an den Küster, der während des 2. Weltkrieges, unter Einsatz des eigenen Lebens, die Kirche vor der Zerstörung bewahrte. Zusammen mit seiner Tochter löschte Friedrich Bombowski im Dachgebälk und in der Turmlaterne die Flammen, die durch weitere Abwürfe von Phosphorbomben immer wieder aufflackerten. Doch schließlich gelang es ihnen, den Brand zu löschen. »Ein mutiger Mann. Warum bin ich nicht wie er und gebe mich nicht mit der Situation zufrieden?« Sie seufzte leise und strich gedankenverloren über die kalte Platte.

Dann erinnerte sie sich daran, weswegen sie überhaupt hier war, und ging rasch weiter.

Als sie im Westteil der Kirche angekommen war, hielt sie kurz inne, bevor sie sich misstrauisch umschaute. Aber kein Mensch war in der Nähe zu sehen. Mit schnellen Schritten ging sie auf eine schlichte Tür zu, von der bereits die rötliche Farbe abblätterte. Ihre Hand umfasste den Türdrücker, den sie langsam herunterdrückte. Mit einem lauten Knarren öffnete sich die Tür und gab den Blick auf eine kleine Kammer frei, von der eine steile Treppe nach oben führte. Sie rümpfte kurz die Nase, weil muffige und kühle Luft ihr entgegenkam. Doch schon hatte sie sich wieder gefangen. Sie trat in den Raum und schloss rasch hinter sich die Tür. Dann atmete sie hörbar aus. Der erste Teil des Planes hatte glücklicherweise problemlos geklappt. Aber sie wusste, dass jetzt der schwierigere Part kam. Ohne groß darüber nachzudenken, lief sie schnell zur Treppe und begann hochzusteigen. Die einzelnen Stufen waren ausgetreten und einige knackten bedrohlich, als sie von ihr betreten wurden. Auch das morsche Holzgeländer, an dem sie sich hin und wieder festhielt, machte keinen vertrauenserweckenden Eindruck. Doch sie ließ sich davon keinesfalls beeindrucken.

Bereits nach wenigen Minuten ging ihr Atem wesentlich schneller. Deshalb blieb sie kurz stehen und holte tief Luft. Dann stieg sie weiter hinauf und zählte leise die Stufen mit. Allerdings war ein Ende längst noch nicht abzusehen. Schweißüberströmt erreichte sie schließlich die Glockenstube. Der aus roten Backsteinen errichtete Raum beherbergte die imposanten Glocken der Kirche. Sie hingen alle einzeln in überdimensionierten hölzernen Glockenstühlen. Helga Ellmann hatte dafür aber keinen Blick übrig. Ihre Augen suchten nervös einen Aufgang, der weiter nach oben führte. Endlich hatte sie ihn in einer dunklen Ecke entdeckt. Es war eher eine schmale Leiter, die außerdem ziemlich abgenutzt aussah. Behutsam setzte sie ihren Fuß auf den ersten Tritt. Es knackte bedrohlich, aber glücklicherweise hielt er ihr Gewicht aus. Langsam stieg sie schließlich immer höher und zählte leise die einzelnen Stufen mit. Bei 78 war die Treppe plötzlich zu Ende. Eine hölzerne Luke versperrte den weiteren Aufstieg. Sie atmete kurz durch, dann schob sie den stählernen Riegel zur Seite und öffnete vorsichtig die Tür. Ein Luftzug kam von draußen und kühlte ihr verschwitztes Gesicht. Zaghaft streckte sie ihren Kopf hinaus und schaute sich um. Zwei Tauben saßen auf der steinernen Brüstung der Turmlaterne und blickten neugierig zu ihr hinunter. Schließlich breiteten sie gemächlich ihre Flügel aus und flatterten davon. Direkt über der geöffneten Luke hing bedrohlich eine Turmglocke. Es war diejenige, die zu jeder vollen und halben Stunde schlug. Langsam schob sie ihren schmächtigen Körper aus der Öffnung hinaus und hockte sich auf den, mit Kupfer ausgelegten, Boden hin. Schon das bedeutete für sie eine große Tortur, denn sie war nicht schwindelfrei.

»Reiß dich zusammen«, sagte sie leise, um sich selbst Mut zu machen. Sie zögerte einen Augenblick, ehe sie tief Luft holte und aufstand. Mit zitternden Händen hielt sie sich krampfhaft an der, nur einen Meter hohen, Brüstung fest. Hier oben blies der Wind fast mit Sturmstärke und es war empfindlich kühl.

»Bloß nicht nach unten sehen«, sagte eine innere Stimme zu ihr und sie klammerte sie sich an das Schutzgeländer. Nur langsam beruhigte sie sich und ihr Blick glitt über das Panorama der Stadt. Die Aussicht war zugegebenermaßen imposant. In nördlicher Richtung sah sie den Leuchtturm von Warnemünde und kurz dahinter begann das blaue Meer, das sich bis zum Horizont erstreckte. Ein Fuß vor den anderen setzend umrundete sie die große Glocke und blickte nachdenklich auf das Häusermeer, das sich tief unter ihr ausdehnte. Sie liebte ihre Heimatstadt und konnte sich nicht vorstellen, woanders zu wohnen. Sie riss sich vom atemberaubenden Anblick los und schaute auf ihre Armbanduhr. Gleich war es soweit. Sie senkte ihren Kopf und faltete andächtig ihre Hände. Wie in einem Film lief in Sekundenschnelle ihr bisheriges Leben an ihr vorbei. »Hatte sich mein irdisches Dasein überhaupt gelohnt?«, fragte sie sich. Sie fand darauf keine eindeutige Antwort.

In diesem Moment klackte es leise und der stählerne Hammer begann auf die Glocke zu schlagen. Durch den lauten Gong, der ohrenbetäubend war, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Mit beiden Zeigefingern hielt sie sich erschrocken die Ohren zu. So einen Lärm hatte sich nicht erwartet. Nach dem sechzehnten Glockenschlag kehrte endlich Ruhe ein. Langsam nahm sie ihre Hände wieder herunter. Noch einmal zögerte sie kurz. Aber ihr Entschluss war für sie jetzt unumkehrbar. Obwohl sie am ganzen Körper zitterte, stieg sie auf die kaum fußbreite Brüstung und hockte sich hin. Sie schloss ihre Augen und ließ sie sich einfach nach vorne fallen.

Aus 80m Höhe schlug Helga Ellmann, wenige Sekunden später, mit voller Wucht auf das Pflaster des Gehweges auf. Begleitet wurde der Aufprall von einem dumpfen knackenden Geräusch, während gleichzeitig ihr Kopf wie eine reife Melone zerplatzte.

Die zersplitterte Uhr an ihrem gebrochenen linken Unterarm war stehen geblieben und zeigte 16.01 Uhr an. Rings um diese Tragödie verstummten für einen Moment die Vögel, als ob sie eine Gedenkminute für die Selbstmörderin eingelegt hatten. Aber schon bald vermischte sich ihr Zwitschern mit dem Lärm der Straße, die nahe der Kirche vorbeiführte. Es war trotzdem ein wunderschöner Sommertag. ...

 

Einsamkeit

 

Der ältere Mann saß schon viele Stunden auf seinem schmalen Balkon und schaute nachdenklich auf die Lichter des großen Hafens. Der Port lag nur wenige hundert Meter von den Häusern entfernt auf der anderen Seite des, an dieser Stelle, relativ breiten Flusses.

Der vergangene Tag war brütend heiß gewesen und am Himmel hatte sich nicht eine einzige Wolke gezeigt. Alle paar Jahre gab es an der deutschen Ostseeküste eine solche Schönwetterperiode. Sie sorgte dafür, dass im ansonsten kühlen Norden hochsommerliche Temperaturen herrschten, wie man sie sonst nur am Mittelmeer oder in der Karibik erwarten konnte. Selbst als die Sonne untergegangen war und sich langsam die Nacht um ihm herum ausbreitete, blieb es in seinem Wohnzimmer schwülwarm. Obwohl er nur mit einer dunkelblauen kurzen Turnhose und einem weißen Unterhemd bekleidet war, liefen fast unaufhörlich Schweißtropfen von der nassen Stirn bis hinunter zum breiten Kinn. Von dort tropften sie kontinuierlich auf die Oberschenkel, wo er sie mit der Hand regelmäßig abwischte.

Bereits vor Stunden hatte er die unangenehme Wärme im Zimmer nicht mehr ausgehalten und sich, einen feuchten großen Fleck hinterlassend, von seinem schwarzen Ledersessel erhoben. Mit langsamen Schritten war er zur offenen Balkontür gegangen und hatte hinausgeschaut. In diesem Moment wehte aus Richtung der Warnow ein kühler Luftzug herüber und ließ ihn frösteln. Er zögerte nur kurz, dann hatte er sich entschieden. Schnell ging er ins Zimmer zurück, zog sich ein T-Shirt über, nahm ein angebrochenes Pilsner Urquell vom Couchtisch und betrat anschließend endgültig seinen kleinen Balkon. Nachdem er einen Schluck von dem, bereits schal gewordenen, Bier getrunken hatte, verzog er angewidert das Gesicht. Daraufhin goss er den Rest der Flasche in zwei braune Blumenkästen, die er höchstpersönlich an der Betonbrüstung von außen angebracht hatte. Die Kästen enthielten eine Vielzahl von blühenden Geranien und er hoffte, dass die Blumen, den Alkohol vertrugen. Es war nicht das erste Mal, dass er die Pflanzen so mit Flüssigkeit versorgte. Aber daran verschwendete der Mann mit seinen, auf Bürstenschnitt zurechtgestutzten, ergrauten Haaren derzeit keinen Gedanken. Stattdessen nahm er einen Campingstuhl, der an der weißgestrichenen Balkonwand lehnte und klappte ihn vorsichtig auseinander. Bevor er sich setzte, beugte er sich weit über die knapp ein Meter hohe Brüstung hinaus und blickte aufmerksam umher. Aber im heimischen Stadtteil, der vor fast vierzig Jahren, als Plattenbausiedlung aus der Erde gestampft worden war, herrschte Stille. Nur hinter wenigen Fenstern der fünfgeschossigen Wohnblöcke brannte noch Licht. Er schaute auf seine Armbanduhr und stellte überrascht fest, dass es bereits kurz nach zwei Uhr war. Er fragte sich, was die Leute, in den hell erleuchteten Zimmern jetzt gerade machten? Musik hören, Bücher lesen, Fernsehen schauen oder eher miteinander schlafen? Ein Lächeln huschte über das bartstoppelige Gesicht. Eigentlich müsste er das Letztere auch mal wieder machen. Aber auf gar keinen Fall mit irgendeiner Prostituierten, die in einer der schmuddeligen Bars der Stadt ihre Dienste anbot. Vielleicht sollte er doch einmal in einer der Anzeigenblätter, die immer am Sonntag erschienen, eine kleine Heiratsannonce aufgeben. Jedoch rasch verscheuchte er den angenehmen Gedanken und ließ sich fast geräuschlos in den, mit knallig buntem Leinenstoff bespannten, Campingstuhl fallen.

»Reiß dich zusammen. Erst kommt die Arbeit, und dann das Vergnügen«, rief er sich selbst innerlich zu Ordnung.

Nebenbei nahm er einen Feldstecher vom Fenstersims, stellte die Vergrößerung scharf und schaute direkt zum Hafen. Seine Wohnung befand sich im fünften Stockwerk des Plattenbaus und lag genau in östlicher Richtung. Zuerst hatte er das als großen Nachteil angesehen, denn die Sonne schien nur am Morgen ins Wohnzimmer. Er schüttelte belustigt den Kopf, als er sich an die Auslosung vor vielen Jahrzehnte erinnerte. So etwas wäre beim heutigen hohen Wohnungsleerstand in der alten Hansestadt undenkbar, aber zu DDR-Zeiten ein übliches Zeremoniell. Nachdem die Mieter endlich ihrer Wohnungszuweisung von der kommunalen Wohnungsverwaltung oder einer der Wohnungsgenossenschaften erhalten hatten, entschied letztlich das Los, in welche Wohnung sie im fertiggestellten Plattenbau ziehen durften. Er hatte damals Glück gehabt und für seine Familie den 5. Stock gezogen. Das hieß zwar immer, viele Treppen zu steigen, aber dafür trampelten keine Nachbarn über ihm herum. Ein großes Manko der industriell gefertigten Plattenbauten war der kaum vorhandene Schallschutz. Alle kannten das teilweise nervige Problem, die Mieter, das Wohnungsbaukombinat und selbstverständlich das verantwortliche Bauministerium der DDR. Doch bis zum Ende des sogenannten Arbeiter -und Bauernstaates veränderte sich an dieser unbefriedigenden Situation leider nichts. Vermutlich gab es nicht genügend Baumaterial, um das Problem zu beseitigen.

Er jedenfalls empfand den 5. Stock schon immer als angenehm und sehr ruhig. Dazu gehörte das Haus mit zum äußersten Gebäudering des Stadtteils und man sah von jeder Wohnung aus, direkt auf den großflächigen Überseehafen der Hansestadt. Er trug vor gar nicht mal so langer Zeit die selbstbewusste Zusatzbezeichnung ›Tor zur Welt‹.

Aber davon konnte jetzt und hier nicht mehr die Rede sein. An den weitläufigen Kaianlagen, wo noch vor wenigen Jahrzehnten große Frachtschiffe aus allen Winkeln der Erde anlegten, herrschte gähnende Leere. Diese gespenstische Szenerie wurde nur durch einige Fährschiffe aufgelockert, die nach einem festen Fahrplan zwischen Skandinavien und Deutschland hin -und herpendeln. Es war völlig klar, dass sich das ›Tor zur Welt‹ wo ganz anders befinden musste. Hier jedenfalls auf gar keinen Fall.

Seufzend glitt sein Blick über das weitläufige Areal des Hafens, auf dem er sich gut auskannte. Er erinnerte sich wehmütig an die Jahre zurück, als er noch als Chief auf einem Stückgutfrachter der Ostasienroute für die Deutsche Seereederei der DDR unterwegs war. Da befand sich der Liegeplatz seines Schiffes häufig an einem hinteren Kai, wenn es nach monatelanger Fahrt in den Heimathafen zurückkehrte. Aber das Hafenbecken existierte seit einiger Zeit nicht mehr. Es war vor wenigen Jahren mit enormen Sandmengen zugeschüttet worden. Kurz darauf errichtete ein bekannter Kranbauer aus Österreich genau an dieser Stelle eine gewaltige Montagehalle. Ein dumpfer Pfeifton riss ihn aus den trüben Gedanken und tatsächlich kam etwas Bewegung in die eintönige Hafenszenerie. Eine der großen Passagierfähren, es war die ›Mecklenburg-Vorpommern‹, verließ langsam ihren angestammten Liegeplatz und fuhr mit dem Heck voran in das Fahrwasser der Warnow hinein. Dort angekommen, drehte sich die weißlackierte Fähre solange um die eigene Achse, bis der wuchtige Bug, zwischen einer roten und einer grünen Tonne, die den genauen Verlauf der Fahrrinne kennzeichneten, zum Stehen kam. Erst dann schäumte das Wasser am Bug wild auf und das Schiff machte sich auf die mehrstündige Reise in das schwedische Trelleborg auf.

Durch den Feldstecher konnte der Mann beobachten, dass auf dem obersten Deck mehrere Touristen und Fernfahrer an der Reling gelehnt standen und aufmerksam das Ablegemanöver beobachteten.

Als das Schiff einige Minuten später endgültig aus seinem Blickfeld verschwunden war, ließ er langsam das Fernglas sinken. Dann drehte er sich um und stellte es auf den angestammten Platz zurück. Eine tiefe Traurigkeit erfasste ihn. Zu gerne wäre er mit in Richtung Schweden gefahren. Aber das ging derzeit leider nicht. Ihm fehlte schlicht das Kleingeld für eine Reise und außerdem musste er eine Menge wichtiger Sachen erledigen.

So saß er noch einige Stunden fast bewegungslos im alten verschlissenen Campingstuhl und hing seinen Gedanken nach. Nur langsam wich die dunkle Nacht und machte zögernd dem Morgen Platz. Am östlichen Horizont begann sich der Himmel aufzuhellen. Nicht mehr lange und die ersten Sonnenstrahlen würden die Landschaft zaghaft in ein gelbliches Licht tauchen. Die Amselmännchen hatten allerdings schon ihre Nachtruhe beendet und begrüßten mit lautem Gesang den neuen Tag. Mittlerweile war es empfindlich kühl geworden. Das musste auch der Mann auf dem Balkon feststellen. Er hob fröstelnd seine Schultern hoch, bevor er schnell aufstand und leise gähnte. Mit wenigen Handgriffen klappte er den Sessel zusammen und stellte ihn an die weiße Balkonwand. Anschließend schaute er noch einmal neugierig auf die Straße hinunter, von der plötzlich laute Stimmen zu hören waren. Er sah nur einen Zeitungsboten, der sich mit einer älteren Frau unterhielt, die wohl schon auf ihn sehnsüchtig gewartet hatte. Etwas unschlüssig richtete er sich wieder auf und betrat schließlich das Wohnzimmer. Dann schloss er die Balkontür. Erst jetzt merkte er, wie müde er tatsächlich war. Während er nochmals gähnte, beugte er sich vor und griff nach einem Blatt Papier, das auf dem Couchtisch lag. Er überflog aufmerksam den Text. Manchmal hielt er kurz inne und überlegte. Aber letztlich schien er mit dem Geschriebenen zufrieden zu sein. Schnell setzte er sich in einen bequemen Ledersessel, nahm einen Kugelschreiber und unterschrieb den Brief. Anschließend unterstrich mit Hilfe eines Lineals zweimal das Wort ›WIDERSPRUCH‹, das mit fetten Buchstaben über dem eigentlichen Text stand. Zum Abschluss faltete er das Schriftstück sorgfältig zusammen und steckte es in einen Briefumschlag, den er bereits am Abend zuvor beschriftet und mit einer Briefmarke versehen hatte. Nachdem er den Umschlag zugeklebt hatte, erhob er sich, ging in den Flur und legte das Schreiben auf den Türdrücker seiner Wohnungstür. So war 100%ig sichergestellt, dass er den Brief nicht vergessen würde, wenn er am Nachmittag zum Einkaufen in den Supermarkt fuhr. Nochmals streckte und reckte er sich, dann öffnete er die Tür zum Schlafzimmer und zog sich schnell aus. Während er sich in die dünne Bettdecke einkuschelte, war er mit sich und der Welt seit langer Zeit zufrieden. Er hatte einen Entschluss gefasst und wird die Würfel rollen lassen. Danach lag es an der Gegenseite, wie er letztlich reagieren würde. Bei diesem Gedanken schmunzelte er, aber bereits wenige Augenblicke später war er eingeschlafen.

*

Gudrun Graf hatte es eilig. Sie stand vor dem kleinen angeschlagenen Spiegel und zupfte nervös an ihren glatten schwarzen Haaren herum, die ihr in Wellen bis auf die Schultern fielen. Nachdem sie sich dezent geschminkt hatte, war sie mit ihrem Äußeren endlich zufrieden. Sie nahm ihre Tasche vom Garderobenhaken und überflog mit einem prüfenden Blick das geräumige Zimmer. Aber es war alles in bester Ordnung. Sie hatte bereits sicherheitshalber die Fensterläden heruntergelassen, den Strom abgeschaltet und das Geschirr komplett abgewaschen. Jetzt stand es wohlgeordnet im abgenutzten Küchenschrank und wartete auf das Frühjahr. Die Pächterin beschloss, mit dem endgültigen Abstellen des Wassers einige Tage zu warten. Zwar sah der Garten schon sehr herbstlich aus, aber der Altweibersommer, mit seinen warmen und sonnigen Stunden, stand noch bevor.

Die junge Frau nahm sich vor, spätestens am Wochenende wieder nach dem Rechten zu schauen. Schnell griff sie sich ihr Schlüsselbund, das auf dem Wohnzimmertisch lag und öffnete die Tür des kleinen Bungalows. Draußen erwartete sie ein kühler Wind, der ganz der Jahreszeit entsprach. Sie drehte den Schlüssen zweimal im Schloss um. Dann steckte sie ihn weg und ging mit raschen Schritten in Richtung der Gartenpforte.

Sie erfreute sich am prachtvollen Anblick der Astern und Dahlien, die in Stauden auf beiden Seiten den schmalen Weg säumten. Aber schon hatte sie den Rosenbogen erreicht und öffnete die verwitterte Holztür. Nachdem sie abgeschlossen hatte, stand sie etwas unschlüssig auf dem Hauptweg der Gartenanlage. Sie überlegte, ob sie zur Bushaltestelle laufen oder lieber zu Fuß eine Abkürzung zum Hauptbahnhof nehmen sollte. Schließlich entschied sie sich für die letztere Variante. Rasch ging sie den, mit grobem Kies, aufgeschütteten, Weg an weiteren Gärten vorbei und verschwand wenige Augenblicke später hinter einer Wegbiegung.

Kurz darauf erreichte sie den Nebenausgang der Anlage, eine versteckt liegende kleine Pforte. Die dünnen Stäbe der Tür waren verrostet. Aber trotzdem ließ sie sich leicht öffnen, weil vermutlich ein aufmerksamer Gartenfreund die Scharniere geölt hatte.

Nach dem Verlassen der Anlage befand sie sich auf einem schmalen Trampelpfad, den links und rechts hohen Brombeersträuchern säumten. Er führte auf direktem Weg zum Hauptbahnhof und wurde sehr häufig von den Pächtern genutzt. Schließlich gelangte man so am schnellsten in die Stadt.

Schon bald kamen die alten Baracken in Sicht, die eine sichtbare Grenze zum Bahnhof darstellten. Früher beherbergten die, aus rotem Klinker errichteten, Gebäude Umkleideräume und eine kleine Kantine für die Bahnarbeiter.

Aber seitdem die Reichsbahn vor Jahren mit der Deutschen Bahn fusionierte, standen die Flachbauten leer und waren so dem Verfall preisgegeben.

Gudrun Graf ignorierte das Hinweisschild, das dieses Gelände als Betriebsgelände der DB auswies und Unbefugten den Zugang verbot. Sie ging einfach weiter. Kurz darauf hatte sie schließlich die erste Baracke erreicht.

Plötzlich trat ein älterer Mann hinter dem vorderen Gebäude hervor. Sie erschrak förmlich und blieb stehen. Aber auch der Unbekannte machte keine Anstalten näher zu kommen.

Er lächelte sie an und meinte freundlich. »Guten Tag, Frau Graf. Das ist gut, dass ich Sie hier treffe.«

Die Angesprochene blickte den Unbekannten irritiert an, während sie gleichzeitig überlegte, ob sie dem großgewachsenen Mann schon einmal begegnet war. Doch ihr Gedächtnis ließ sie vorerst in Stich. Schließlich fragte sie verwundert: »Kennen wir uns überhaupt oder verwechseln Sie mich jetzt mit jemanden?«

Aber anstatt sofort zu antworten, trat er bis auf einen Meter an die zierliche Frau heran. Sein Gesicht war ernst geworden, als er meinte: »Ich habe auf Sie hier gewartet.«

»Warum?« Sie war völlig durcheinander.

»Ich muss etwas erledigen, was keinen Aufschub mehr duldet.«

»Mit mir?«

»Ja.« Dann holte er plötzlich mit einem Handbeil, das hinter seinem Rücken verborgen war, aus und spaltete ihre Stirn mit einem kraftvollen Hieb in zwei Hälften. Dabei klatschten zahlreiche unterschiedlich große Blutspritzer an die Klinkerwand der Baracke.

Noch im Fallen bedauerte sie, dass sie heute diesen Weg nach Hause genommen hatte. Doch das war endgültig ihr letzter Gedanke, denn als ihr Körper auf dem Boden prallte, war sie bereits tot.

Der Mörder trat inzwischen zwei Schritte zurück und ließ die Axt sinken. Anschließend betrachtete er ungerührt sein grausames Werk. Er schien mit zufrieden zu sein. Nur einen Augenblick später riss er sich vom Anblick los und verschwand eilig hinter die Baracke. Kurz darauf kam er mit einem größeren Handwagen zurück. Den hatte er vor einigen Tagen aus einem Schuppen gestohlen und ihn mit undurchlässiger Folie ausgelegt. Dann legte er behutsam die Leiche hinein und deckte sie mit einer dunkelgrünen Plane zu. Anschließend öffnete er ihre Handtasche und durchsuchte sie akribisch. Wenig später schleuderte er sie mit Schwung ins Gebüsch. Als das erledigt war, nahm er den Handgriff des Wagens und zog ihn holpernd in Richtung Hauptbahnhof. Dabei pfiff er leise die Titelmelodie ›Spiel mir das Lied vom Tod‹.

Kurz darauf lag die Baracke auf dem Bahnhofsgelände wieder völlig verlassen da, als hätte es niemals diese grausame Tat gegeben.

 

Alptraum

 

8 Monate später verabschiedete sich der Winter und machte nur zögerlich einem regnerischen Frühling Platz. Um diese Zeit begann traditionell die Heringssaison. Gewaltige Schwärme der kleinen Fische schwammen die Ostseeküste entlang und drängten sich auch in die breite Flussmündung der Warnow. Sie folgten den Weg des Wassers in Richtung der Oberwarnow und wurden erst durch die geschlossenen Schleusentore des Mühlendammes gestoppt, die sich knapp oberhalb des Stadthafens befanden.

Große Teile des Uferbereiches bevölkerten zahlreiche Angler, die aus dem trüben Wasser unzählige Heringe herauszogen. Natürlich gab es entlang der Warnow auch einige Abschnitte, die nicht so frequentiert waren. Genau zu so einer, etwas abgelegenen Stelle hatten sich vor wenigen Minuten ein Vater und sein halbwüchsiger Sohn aufgemacht. Sie wohnten mit ihrer Familie im Stadtteil Schmarl, einer großen Plattenbausiedlung, die sich unweit des Flusses erstreckte. Selbstverständlich kannten sich die Beiden in der näheren Umgebung des Wohngebietes ausgezeichnet aus. Am frühen Morgen hatten sie bereits ihre Angelutensilien zusammengepackt und geräuschlos die kleine Wohnung im Stephan-Jantzen-Ring verlassen, damit sie die Mutter und Ehefrau nicht unnötig weckten. Nachdem der Vater die Haustür aufgeschlossen hatte, empfing sie ein kühler und trüber Frühlingstag. Der 40-jährige Mann blickte skeptisch zum Himmel. Dann meinte er leise zu seinem Sohn: »Es sieht ganz danach aus, dass das Wetter den Tag über so bleibt.«

Der Junge, er war vor kurzem 12 Jahre alt geworden, zog fröstelnd die Schulter hoch. »Wollen wir wirklich bei dieser Kälte angeln gehen?«

Der Vater blickte etwas verwundert seinen schlanken Sohn an. »Natürlich machen wir das. Das ist jetzt der beste Zeitpunkt, um ein paar Heringe zu fangen. In wenigen Tagen ist es dafür zu spät, dann ist der Schwarm wieder weg. Also, los geht’s.« Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er, gefolgt von dem Jungen, kopfschüttelnd auf die Straße hinunter.

Nachdem sie schweigend den Stadtteil durchquert hatten, überquerten sie wenig später eine breite Verbindungsstraße. Sie führte zum ehemaligen IGA-Gelände, zum mautpflichtigen Warnowtunnel und von dort weiter zur Autobahn.

Auf der anderen Straßenseite folgten sie einem schmalen Kiesweg, der dicht am hohen Zaun einer Gartenanlage entlangführte. Bereits kurze Zeit später machte der Begrenzungszaun einen Knick in östliche Richtung. Vor dem Vater/Sohn Gespann lag ein weitläufiges Ödland, das mit Gras, einer Vielzahl von Unkräutern, sowie zahlreichen Sträuchern bedeckt war. Zielsicher wählten sie einen Trampelpfad, der quer über das Areal direkt zur Warnow führte. Während ihres minutenlangen Fußmarsches kamen sie an einigen Stellen vorbei, die von den Einwohnern und Gartenfreunde als wilde Mülldeponien genutzt wurden. Manchmal türmte sich der Müll, der hauptsächlich aus alten Fernsehern, Kühlschränken, Bierdosen, Schnapsflaschen und Gartenabfällen bestand, mannshoch auf. Aber weder der Vater, noch der Sohn beachteten die Schandflecke, sondern umgingen sie in einem weiten Bogen. Es hatte den Anschein, als ob sie schon häufig hier vorbeigekommen waren und in der Tat entsprach das auch der Realität. Kurz darauf erreichten sie eine kleine Halbinsel, die ein Stück in die Warnow hineinragte. Sie trug die Bezeichnung »Hundsburg«, weil dort, der Legende nach, der Hund einer dänischen Prinzessin über Bord fiel und sich schwimmend an das Ufer rettete. Ihm zu Ehren erhielt, die an gleicher Stelle errichtete Burg diesen Namen und ging so in die jahrhundertealte Geschichte der Hansestadt ein.

Allerdings waren auf dem hügligen Gelände keinerlei Reste von mittelalterlichen Gebäuden mehr zu sehen. Stattdessen zog sich ein schmaler Streifen schnell wachsender Weiden quer über die gesamte Halbinsel. Als die beiden Angler das urwüchsige Terrain durchquert hatten, erblickten sie hinter einem flachen Abhang, endlich das schilfbedeckte Ufer des Flusses.

In diesem Moment atmete der Junge hörbar auf. Der Vater merkte sofort, dass sein Sohn erschöpft vom langen Fußmarsch war. Deshalb klopfte er ihm freundschaftlich auf die Schulter und meinte tröstend: »Wir haben es ja gleich geschafft. Da vorne ist schon die Stelle, an der ein schmaler Holzsteg in die Warnow hinausgeht.« Er zeigte auf einen kaum erkennbaren Durchgang, der direkt in das Schilfdickicht hineinführte.

Der Junge nickte. »Dann lass uns mal weitergehen, bevor wir hier noch Wurzeln schlagen.« Lächelnd ging er einen Schritt zur Seite und ließ dem Älteren den Vortritt.

Wenige Augenblicke später erreichten sie endlich die Stelle, an der ein, mit zwei Bohlen ausgelegter, Weg zum freien Wasser des Flusses führte. Ohne eine Pause einzulegen, balancierten sie sofort über das rutschige Holz. Nachdem sie sich bereits einige Meter in den Schilfgürtel vorgekämpft hatten, passierte das Malheur. Der Junge rutschte aus und mit einem leisen Aufschrei landete sein linker Fuß im Morast. Aber bevor er tiefer einsinken konnte, war der Vater schon zur Stelle und ergriff mit beiden Händen den Oberarm des Sohnes. Gerade als er ihn hochziehen wollte, meinte sein Sprössling zu ihm: »Warte mal kurz. Ich glaube, ich habe da hinten etwas gesehen!«

»Was hast du denn entdeckt, Georg?« Der Mann blickt ihn irritiert an.

Er zeigte mit der rechten Hand ins Schilfdickicht. »Dahinten liegt ein Sack im Wasser!«

»Eine Mülltüte? Bist du dir sicher?« Er sah skeptisch zum Sohn hinunter und zog ihn auf den Holzsteg hinauf.

Während der Junge seine Kleidung in Ordnung brachte, meinte er überzeugt: »Wenn du mir nicht glaubst, dann musst du eben selbst nachschauen!«

Der Vater war sich unschlüssig. Aber schließlich siegte die Neugier. Mit schnellen Schritten ging er zum Ufer zurück. Dort angekommen, nahm er rasch den Rucksack von der Schulter und holte ein paar Gummistiefel heraus. Während er diese anzog, war der Sohn ebenfalls aus dem Schilfdickicht zurückgekehrt. Nachdem er den Vater einen Moment schweigend beobachtet hatte, sagte er leise: »Übrigens, ich habe eben noch einmal nachgeschaut!«

»Und weiter?«

»Ich muss mich wohl korrigieren.«

»Okay. Nun lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. Es ist keine Mülltüte oder was?«

»Nein, es sieht eher wie ein Stück Stoff aus, dass angeschwemmt wurde!«

»Aha.«

Frustriert schüttelte der Halbwüchsige den Kopf. »Ich finde es voll daneben, dass die Leute ihren Dreck einfach in die Warnow werfen.«

Der Ältere nickte. »Leider ist es so und nur die wenigsten Umweltsünder werden auf frischer Tat ertappt.« Er gähnte kurz, ehe er laut meinte: »So, ich bin fertig. Dann wollen wir mal sehen, was du dort entdeckt hast« Er drehte sich um und betrat erneut den glitschigen Steg.

Sekunden später waren die Beiden wieder an der Stelle angelangt, wo der Junge den Sack gesehen hatte. Hier stieg Vater vom Holzsteg herunter und drang langsam in das Schilfdickicht ein. Laut knackten die Stängel, die er mit den Händen abknickte, bevor er sich mit seinem massigen Körper immer weiter vorwagte. Schon nach wenigen Metern wurde die stinkende Morast Schicht, durch die er bisher gewatet war, von einer seichten Wasserschicht abgelöst. Kurze Zeit später endete der Schilfsaum und gab den Blick auf die dahinströmende Warnow frei. Genau hier stieß er endlich auf die Entdeckung seines Sohnes. Der Junge hatte tatsächlich Recht. Nicht ein Müllsack schaukelte direkt vor ihm am Ende des Schilfgürtels, sondern ein mit Wasser vollgezogener dunkler Stoffmantel. »Respekt. Georg muss gute Augen haben«, flüsterte er anerkennend. »Die hat er wohl vom Großvater geerbt.« Er lächelte verschmitzt und versuchte, das schwere Kleidungsstück aus der Warnow zu heben. Aber trotz aller Anstrengungen, er war gewiss kein Schwächling, gelang ihm das nicht. Erschöpft ließ er das Stoffbündel wieder los. In diesem Moment geschah etwas Unerwartetes. Der mit Wasser vollgesogene Mantel machte sich selbstständig und drehte sich langsam in Zeitlupe um seine eigene Achse. Wenige Sekunden später, kam endlich das Innenfutter zum Vorschein, das bisher verborgen unter der Wasseroberfläche gelegen hatte.

Aber was er dann erblickte, ließ ihn erschauern und instinktiv einige Schritte zurückweichen.

In diesem Augenblick hörte er die helle Stimme seines Sohnes. Georg hatte die heftige Reaktion vom Steg aus beobachtet und rief ihm spöttisch zu: »Was ist los? Hast du etwa den Teufel persönlich gesehen oder warum bist du so schnell zurückgewichen?« Nachdem er das gesagt hatte, lachte er laut auf.

Aber genau danach war seinem Vater jetzt nicht zumute. Er hatte eine grauenvolle Entdeckung gemacht.

Leichen sind immer ein unerfreulicher Anblick. Wenn sie darüber hinaus längere Zeit im Wasser gelegen haben, sahen sie einfach nur noch gruselig aus. Es war voraussehbar, dass dieses grausame Erlebnis dem geschockten Vater einige Alpträume und schlaflose Nächte bereiten würde. Was der Angler erblickte, war kein Innenfutter eines achtlos weggeworfenen Stoffmantels, sondern er sah direkt in die leeren Augenhöhlen einer grässlich zugerichteten Leiche. Angewidert wollte er sich wegdrehen, aber er zwang sich das Gesicht oder was davon noch übrig geblieben war näher anzuschauen. Nur oberhalb der Stirnpartie bedeckten wenige schwärzliche Hautfetzen, an denen einige längere Haarbüschel, völlig verfilzt, herunterhingen, den ansonsten komplett freigelegten Schädel. Die Kinnlade, die scheinbar sämtliche Zähne enthielt, war um etliche Zentimeter heruntergeklappt. Es sah so aus, als wollte die Leiche ihren Schmerz noch immer in die Welt herausschreien. Dass ihr etwas Grausames zugefügt worden war, sah sogar ein Laie. Genau in der Mitte der Schädeldecke klaffte ein zentimeterlanger offener Spalt, von dem sich haarfeine Risse über den gesamten Schädel zogen. Langsam wandte der Mann den Blick ab und watete, so schnell er konnte, zum Holzsteg zurück. Dort wurde er bereits von seinem Sohn neugierig erwartet. Als der Junge die ernste Miene des Vaters sah, fragte er ihn sofort: »Du siehst blass aus, Vati. Was hast du denn gefunden?«

Der Ältere zögerte einen kurzen Augenblick und überlegte, ob er dem Halbwüchsigen überhaupt von dem grauenvollen Fund erzählen sollte. Aber dann gab er sich einen Ruck. »Da hinten schwimmt eine Leiche im Wasser!«

Der Junge hielt sich vor Schreck die Hand vor den Mund und es dauerte einen Moment, bis er sich wieder gefangen hatte. »Ist der Tote ertrunken?«

Der Vater zuckte unschlüssig mit den Schultern, eher er zurückhaltend erwiderte: »Ich bin mir es nicht sicher. Für mich sieht es nach etwas anderem aus!«

Georg schaute ihn mit großen Augen an. »Etwa Mord?«

»Vermutlich.«

»Wir sollten die Polizei verständigen, Dad!«

Der Vater nickte wortlos. Dann öffnete er den eigenen Rucksack und zog sein Handy heraus. Ohne weiter Zeit zu verlieren, wählte er den Notruf. Er brauchte nicht lange zu warten, denn sofort meldete sich eine ruhige Stimme. Er holte tief Luft und begann ausführlich über den schrecklichen Fund zu berichten.

*

Eine Stunde später, war es mit der Ruhe am westlichen Flussufer endgültig vorbei. Neben einigen Einsatzfahrzeugen der Polizei parkten ebenfalls ein Rettungswagen des Notarztes sowie der graue Transporter der örtlichen Rechtsmedizin in der Nähe des Fundortes der Wasserleiche. Direkt auf der Warnow, nur wenige Meter vom schmalen Schilfgürtel entfernt, schaukelte träge ein Boot der Wasserschutzpolizei. Die Spurensicherung hatte bereits die ersten Untersuchungen vor Ort durchgeführt. Nachdem zahlreiche Aufnahmen, aus unterschiedlichen Perspektiven, von der im Schilf angeschwemmten Leiche gemacht worden waren, wurden die sterblichen Überreste vorsichtig an Land gebracht. Danach wurde eine großflächige grüne Plastikplane unter den Körper geschoben und von vier Männern, die bereitstanden, gleichzeitig angehoben. Nur wenige Meter vom Ufer entfernt wurde der schreckliche Fund behutsam auf dem feuchten Lehmboden abgelegt. Auf diesen Moment hatte der anwesende Gerichtsmediziner nur gewartet. Er hockte sich sofort neben die Leiche, öffnete einen großen schwarzen Koffer, den er auf den Boden gelegt hatte und begann mit einer oberflächigen Untersuchung des Leichnams. Einige Minuten später stand er nachdenklich auf und zog die Gummihandschuhe aus, die er, während der Begutachtung, getragen hatte. Anschließend ließ er den Körper mit einer weiteren Plastikplane abdecken. Als der Rechtsmediziner noch dabei war seine benötigten Utensilien wieder in die Tasche einzupacken, traf endlich der verantwortliche Beamte der Kriminalpolizei Rostock am Fundort ein. Hauptkommissar Torsten Lehmann kam direkt von einem anderen Tatort, der nicht weit entfernt auf einem der Hinterhöfe von Schmarl, lag. Dort war in der Nacht ein Obdachloser, der sich auf einer Parkbank zum Schlafen hingelegt hatte, überfallen, ausgeraubt und abschließend brutal zusammengeschlagen worden. Die dabei erlittenen Verletzungen waren so schwer, dass er an den Folgen in der Universitätsklinik der Hansestadt gestorben war. Der Anblick des übel zugerichteten Opfers war schrecklich gewesen, doch was jetzt folgte, war für den hartgesottenen Kriminalisten einer der traurigen Höhepunkte seiner bisherigen beruflichen Laufbahn. Nachdem er die Kollegen der Spurensicherung freundlich begrüßt hatte, schüttelte er dem Rechtsmediziner, der sich mittlerweile erhoben hatte, die Hand. Dann deutete er auf die, direkt vor ihm liegend Plane und fragte leise. »Liegt der Tote unter der Folie?«

Der Mann nickte kaum wahrnehmbar mit dem Kopf und verbesserte ihn. »Es handelt sich höchstwahrscheinlich um eine Frau!«

»Ach so.« Lehmann sah ihn kurz an, ehe er langsam die dunkelgrüne Plastikplane zur Seite schlug. Was er dann sah und er hatte schon eine Menge Leichen gesehen, ließ ihn flüchtig zusammenzucken. Es dauert einen Moment, bis er seine Fassung wiedergefunden hatte und leise murmelte: »Puh, die sieht nicht gerade appetitlich aus.«

Der Mediziner, der die Äußerung gehört hatte, meinte nur: »Das kann man wohl sagen, Herr Kommissar.«

Lehmann zuckte bedauernd mit den Schultern. »Aber was soll’s. Es ist ja unser Job.« Dann hockte er sich hin und betrachtete ausgiebig die Tote beziehungsweise was von ihr übrig geblieben war. »Die Leiche scheint fast vollständig skelettiert zu sein«, erklärte er nach einer Weile.

»Ja, das ist ja nicht zu übersehen. Außer einigen Resten der Kopfhaut ist nur noch das komplette Skelett der Frau erhalten.«

Der Kriminalist blickte nachdenklich zu ihm hoch. Dann deckte er die sterblichen Überreste wieder mit der Plane zu und erhob sich schnell. »Wie lange hat sie schon im Wasser gelegen?«, fragte er leise mit ernster Miene.

Der Mediziner zuckte unschlüssig mit den Schultern und meinte vorsichtig, jedes Wort abwägend: »Das ist nach der eben vorgenommenen ersten groben Untersuchung schwer zu sagen, Herr Kommissar. Wenn ich den derzeitigen Verwesungszustand der Leiche zugrunde lege, vermute ich, dass die Frau mindestens 4, eher 6 Monate tot ist.«

Lehmann schüttelte den Kopf und erklärte: »Diese Zeitangabe ist mir, ehrlich gesagt, ein wenig zu weit gefasst. Können Sie den Zeitpunkt nicht näher eingrenzen, Doktor?«

»Das ist höchstwahrscheinlich möglich, aber erst nach der Obduktion«, erwiderte der Rechtsmediziner mit ruhiger Stimme.

Dann schwiegen die beiden Männer einen Moment, bevor der Arzt leise zum Kriminalisten sagte: »Uns kommt natürlich zugute, dass wir in diesem Jahr einen relativ milden Winter, mit nur wenigen Frosttagen, hatten. Somit konnte sich die Verwesung der Leiche, bedingt durch sehr niedrige Temperaturen, nicht erheblich verzögern. Gehen Sie mal davon aus, dass das Opfer im Herbst getötet wurde.«

»Sie nehmen also an, dass die Frau ermordet wurde?«

Sein Gesprächspartner blickte ihn überrascht an, bevor er verwundert fragte: »Sie haben doch sicherlich auch den breiten Spalt in der Schädeldecke gesehen oder?«

Lehmann nickte schweigend.

»Diese Verletzung wurde mit einem spitzen scharfen Gegenstand verursacht, mit dem auf den Kopf der bedauernswerten Frau eingeschlagen wurde.« Dann lächelte er spöttisch und meinte: »Ein normaler Unfall war das auf gar keinen Fall.«

»Da haben Sie natürlich Recht., Doktor. Um was für ein Tatwerkzeug könnte es sich denn, nach Ihrer Meinung, gehandelt haben?«

Der Rechtsmediziner ließ sich Zeit mit einer Antwort. »Ohne den weiteren Untersuchungen vorzugreifen«, meinte er vorsichtig, »kann das beispielsweise eine kleine Axt gewesen sein.«

»Hm. Sind Sie sicher?«

»Nö. Näheres möchte ich wirklich erst nach der Obduktion dazu sagen.«

Lehmann nickte verständnisvoll. »Kann ich nachvollziehen. Gibt es sonst noch weitere Erkenntnisse, die auf ein Tötungsdelikt hindeuten?«

»Ja, wir haben tatsächlich etwas Interessantes gefunden«, sagte er geheimnisvoll.

Der Kommissar sah ihn überrascht an und murmelte: »Na, dann lassen Sie mal hören Doc!«

Der Angesprochene räusperte sich kurz. »Zum einen ist die Tote völlig unbekleidet in den Stoffmantel eingewickelt gewesen, der anschließend wie ein Paket verschnürt wurde. Allerdings haben sich mittlerweile große Teile dieser Schnur durch die lange Liegezeit im Wasser aufgelöst!«

Lehmann nickte verstehend. »Aha!«

»Außerdem wurde etwas gefunden, was Sie garantiert interessieren wird!«

»So? Da bin ich aber gespannt.«

Der Rechtsmediziner bückte sich schnell und hob erneut die Plane hoch. Dann zeigte er schweigend auf das skelettierte Handgelenk der Leiche.

Sofort hockte sich der Kripobeamte neben die Tote und schließlich sah er auch, was der Mediziner meinte. Am Handknochen baumelte ein circa 5 mal 10 Zentimeter großes Stück weißes Papier, das in eine Folie wassergeschützt verpackt war. Auf dem Zettel stand ein einziger Satz, der mit einem Textprogramm geschrieben worden war:

 

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Nachdenklich drehte er das Blatt um, aber die Rückseite war leer.

»Will da etwa einer mit uns Lotto spielen oder was meinen Sie?« Aus der Stimme des Mediziners klang Erstaunen heraus.

Der Kripobeamte erhob sich langsam und schüttelte den Kopf. Als er den fragenden Blick des Arztes bemerkte, sagte er nur: »Sie können die Leiche wieder zudecken und in die Gerichtsmedizin abtransportieren lassen, Doktor.«

»Das werde ich sofort veranlassen.« Dann sah er den Hauptkommissar erneut direkt an und meinte ehrlich: »Sie sehen ziemlich geschockt aus, Herr Lehmann. Was ist denn los?«

Es dauerte einen Moment, ehe dieser zugab. »Mit Ihrem Verdacht, dass hier einer mit uns Lotto spielt, liegen Sie gar nicht mal so verkehrt!«

»So?« Er sah den Kriminalisten überrascht an. »Das war scherzhaft gemeint!«

»Das glaube ich Ihnen gerne. Es ist zurzeit leider bittere Realität!«

»Warum?«, fragte der Rechtsmediziner mit nachdenklicher Miene.

Einen Augenblick war es still, dann erklärte der Polizist seinen Verdacht. »Wir haben in den letzten Tagen bereits zwei Leichen gefunden, die genau das gleiche Merkmal aufweisen!«

Der Arzt nickte verstehend. »Ach so, nun macht es auch bei mir klick. Sie meinen sicherlich die beiden Männer, die auf der ehemaligen Müllhalde in Gehlsdorf entdeckt wurden!«

»Ja, genau!«

»Aber warum gibt es keine Informationen hinsichtlich dieses Papierstückes?«

»Ich bin überrascht, können Sie sich das nicht denken, Doktor?«

Sein Gesprächspartner überlegte kurz, ehe er sich lachend an die Stirn schlug. »Na klar, Sie haben es natürlich aus ermittlungstaktischen Gründen vorerst für sich behalten«.

»So ist es. Die Schriftart, die genutzt wurde, ist etwas ungewöhnlich. Der Täter hat sie vermutlich verwendet, um ein Alleinstellungsmerkmal zu besitzen, damit die einzelnen Tötungsdelikte ihm eindeutig zugeordnet werden können.«

»Vielleicht auch, um potentielle Trittbrettfahrer abzuhalten.«, meinte sein Gesprächspartner leise.

Dann schwiegen die Männer für einen kurzen Augenblick, ehe der Rechtsmediziner schließlich sagte: »Ich lasse die Leiche jetzt abtransportieren und ich vermute, dass mein Chef höchstpersönlich die Obduktion durchführen wird.«

»Das kann ich mir gut vorstellen. Die zwei anderen Opfer von der Mülldeponie wurden ja auch von ihm obduziert.«

»Sie sind ja gut informiert, Herr Lehmann!«

»Nein, ich nahm bei den letzten beiden Sektionen als Vertreter der Soko persönlich teil.«

»Na, dann wird ihnen vermutlich auch diesmal diese Ehre zuteil.«

»Davon gehe ich ebenfalls aus!«

»Kann ich sonst noch helfen, Herr Lehmann?«

Der Kripobeamte überlegte kurz, ehe er den Kopf schüttelte. »Nein, Sie werden hier nicht mehr gebraucht, Doktor. Ich muss jetzt gleich einige wichtige Telefonate führen!«

Der Mediziner nahm darauf sofort seine Tasche in die Hand und winkte ihm wortlos zum Abschied zu, dass vom Hauptkommissar mit einem kurzen Nicken erwidert wurde.

Kaum war er alleine, holte er schnell ein Handy aus der Jackentasche und wählte eine Nummer. Während er konzentriert dem Freizeichen lauschte, drehte er sich um und entfernte sich mit langsamen Schritten von dem grausamen Fund.

 

Geheimzeichen

 

Vor einigen Jahren war innerhalb des Polizeiapparates eine spezielle Sonderkommission mit dem Namen Kommission für bundesweite Verbrechen, kurz KSBV genannt, gegründet worden. Hauptziel der ungewöhnlichen Abteilung war es, die Aufklärungsarbeit effektiver und vor allem erfolgreicher zu gestalten. Tatsächlich hatte diese SOKO, die dem Innenminister der Bundesrepublik direkt unterstellt war, mehrere aufsehenerregende Erfolge zu feiern. So war es ihnen beispielsweise vor einigen Jahren gelungen, einen Sprengstoffanschlag auf den damaligen Bundeskanzler zu vereiteln, während sich der Politiker auf einem Segeltörn auf der Ostsee befand. Geleitet wurde diese spezielle Abteilung durch den erfahrenen Hauptkommissar Peter Geier.

Aber wie das immer so ist, die Zeiten änderten sich. Die regierende Parteienkoalition wurde bei der letzten Bundestagswahl eindeutig abgewählt und so erhielt die KSBV Team einen anderen Dienstherrn. Der neue Innenminister legte großen Wert auf eine Dezentralisierung der

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 22.07.2018
ISBN: 978-3-7438-7575-3

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine kleine Prinzessin Julia.

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