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Sorge um den Wintervorrat

 

Wie ihr alle wisst, sammeln die Eichhörnchen Nüsse und Eicheln als Wintervorrat an. Natürlich müssen auch die kleinen Kinder schon mithelfen.

Eines Tages kauerte der kleine Langschwanz und ihm rollten die Tränen über seine mit Nüssen aufgeplusterten Wangen. Geschwind kletterte seine Mutter aus den Baumkronen hinab. Besorgt blickte sie auf ihr Kind. Für sie war es ein sehr ungewohnter Anblick, denn der kleine Langschwanz war normalerweise ein sehr fröhliches Kind. Deshalb fragte die Mutter: „Langschwänzchen, was ist mit dir los?“ Schluchzend antwortete der Kleine: „Ach, Mama. Täglich wird es schwerer für mich, die Nüsse und Eicheln zu vergraben. Ich komme noch nicht einmal zum Essen.“ Das stimmte wirklich zumal sich viele ergatterte Nüsse in seinen Wangentaschen sammelte, Mit besorgtem Blick und viel Verständnis stützte die Eichhorndame ihren Kopf ab und überlegte: „Wie wäre es, wenn wir unseren Techniker fragten, unser Langstreifenhörnchen, Herrn Hornus Technikus. Er hat doch meistens wunderbare Ideen. Erinnerst du dich noch, wie er das Licht durch Glasscherben bündelte und unseren Hobel damit beleuchtete?“ Diese Idee fand das kleine Eichhörnchen recht gut, doch wusste er natürlich auch, wie alle anderen Hörnchen, dass der große Techniker und Erfinder sehr sehr faul war, weshalb sein Erfindergeist erst geweckt werden musste. Also sammelten Frau Mama und Sohn Langschwanz viele leckere Nüsse auf, um sie dem Herrn Hornus zu schenken.

Als sie an der großen Lichtung ankamen und mühsam Eiche hochgeklettert waren, da sahen sie auch den Erfinder in einer Astgabel schlafend. Sanft weckten sie ihn und erläuterten das Problem. Erstaunlicherweise war Hornus sofort Feuer und Flamme. Er jubelte: „Dieses Problem hat mich schon jahrelang nicht schlafen lassen. Doch, wie ihr euch denken könnt, habe ich schon eine Lösung dafür gefunden. Statt jede Nuss einzeln zu vergraben, baue ich morgen mit euch einen Sammeltrichter. Dort können wir alle Nüsse, die wir zuvor im Wald gefunden haben, einfach reinwerfen und in einem Loch deponieren. Ihr werdet sehen, innerhalb von wenigen Tagen haben wir genug Nahrung zusammen gesammelt, um den Winter zu überleben. Darüber hinaus –,“ er begann schon fast vor lauter Freude zu tanzen, „werden wir genug Freizeit haben.“ „Um zu schlafen....,“ fuhr ihm das Hörnchen ins Wort und bekam dafür sofort einen kleinen Rüffel von seiner Mutter. Da musste natürlich auch Hornus lachen und sprach: „Kommt morgen nach dem Frühstück am besten zum großen Platz. Dort werde ich morgen meine Erfindung testen.“

Die Erfindung und das große Glück

 

Als am Morgen sich die Sonne langsam erhob, waren alle Eichhörnchen des Dorfes bereits aus ihren Hobeln herausgeklettert und haben sich zum großen Platz begeben. Dort stand natürlich schon Herr Hornus breitbeinig auf einem erhöhten Stein. Das war ja schließlich für alle klar, denn dieser Mann legte Wert darauf, von allen gesehen und gehört zu werden. Kurz begrüßte er alle Eichhörnchen und erklärte sein Vorhaben. Dann gab er jedem der braunen Tierchen klare Anweisungen:

 

Die einen buddelten ein riesiges Loch, andere sammelten große Blätter auf und die Kinder suchten nach Nüssen und Zapfen. Die Blätter legten sie an die Umrandung des großen Loches, die Kinder ließen die Nahrung einfach in das Loch kullern. Sehr einfach gelang das ganze Unternehmen, weil die Blätter für eine glatte Rutschfläche besorgten. Ganz zum Schluss wurde die am Rande angehäufte Erde in das Loch geschoben. Die Begeisterung der Eichhörnchen kannte keine Grenzen. An diesem Tag feierten alle Tiere ein großes Fest. Sie freuten sich, dass sie viel mehr Freizeit bekommen hatten.

 

Es hatte noch einen Vorteil. Durch kleine Markierungssteinchen konnten die Eichhörnchen die Depots viel sicherer und leichter finden. Und seither hatten sie kaum mehr Mühe, alle Verstecke und Nüsse zu finden.

 

Doch die Bäume beschwerten sich. Warum, das erzähle ich euch in der nächsten Geschichte.

Die Bäume beschweren sich

 

Alle Eichhörnchen waren überschwänglich vor Glück. Anfangs hörten sie nur ein Raunen im Blätterdach. Mehr und mehr merkten alle Eichhörnchen, dass die Bäume die Erfindung des Herrn Hornus gar nicht gut fanden. Deshalb musste der Erfinder in den Baumkreis treten und sich die Beschwerden aller Bäume anhören.

Der Baumoberst sprach: „Alle Bäume sind sehr erbost über deine Erfindung. Denn im Winter werdet ihr dann alle Kastanien, Nüsse und Eicheln total leicht finden und aufessen. Es bleiben keine Aussaaten übrig, damit wir uns anständig vermehren können. Wenn ihr zum Beispiel eine Eichel vergesst, dann kann sie im Frühling gedeihen und zu einer großen Eiche heranwachsen. Sie würde dann für euch viele, viele Eicheln produzieren und euch Bäumen somit für weitere Winter versorgen. Verstehe doch, lieber Hornus, dass es um unser aller Leben geht.“

 

Dem wissenschaftlich begabten Eichhörnchen war klar, dass er nicht alle Trichter behalten konnte. Also schlug er den Bäumen vor, nur einen Trichter für ein rettendes Nahrungslager zu benutzen. Sollte es zu extrem starken Wintern kommen, in denen seine Leute nichts finden konnten, sollte dieses eine Lager zur Rettung aller Eichhörnchen eingesetzt werden dürfen. Ansonsten wollten die Nager auf herkömmliche Art und Weise die Früchte aufsammeln.

 

Mit dieser Lösung waren alle Bäume einverstanden, und nach eingehenden Gesprächen mit den Tieren, haben auch sie zugestimmt.

 

Irgendwann ist die ganze Sammelvorrichtung in Vergessenheit geraten, so dass sich die Bäume in verstärktem Maße ausbreiten konnten. Daher gediehen die Pflanzen prächtig und mit ihnen der Wald.

Impressum

Texte: Roland Jalowietzki
Bildmaterialien: Roland Jalowietzki / Pixabay
Tag der Veröffentlichung: 18.05.2017

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