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1.Kapitel

Der Wecker klingelte. Fiona streckte sich und schaute aus dem Fenster. Na super, Regenwetter, dachte sie sich und verzog ihr Gesicht.

Sie stand auf und ging in ihre kleine Küche um sich einen Kaffee zu machen. Während sie diesen trank träumte sie vor sich hin. Sie stellte sich ein anderes Leben vor. Nicht reich sein, nein das brauchte sie nicht. Sie wollte nur so viel Geld haben, wie sie braucht und eine schöne Wohnung mit Blick über die Stadt.

Der Kaffee war leer. Fiona schüttelte den Kopf und kehrte wieder ins hier und jetzt zurück. Sie schaute sich in ihrer kleinen heruntergekommenen Wohnung um. Leider reichte für eine Renovierung und neue Möbel nicht ihr Geld. Sie war froh, wenn die Miete bezahlt war und sie am Ende des Monats noch etwas zu essen hatte.

Trotz trübsinniger Gedanken ging sie ins Bad und duschte. Anschließend wurde es langsam Zeit um zur Arbeit zu gehen. Sie verließ ihre Wohnung und machte sich auf den Weg. Den Schirm spannte sie auf und lief los. Da sie sich die Fahrkarte für den Bus sparte, lief sie 20 Minuten bis zu ihrer Arbeit.

Während sie die Straße entlangging begegnete sie kaum Menschen. Alle hielten sich bei dem Wetter in ihren Häusern oder Wohnungen auf. Sie passte nicht auf wo sie hinlief und stieß mit etwas zusammen. Sie strauchelte und sah sich schon auf dem nassen Boden sitzen.

Ihre Gedanken überschlugen sich: Wenn das die Straßenlaterne war und das jemand gesehen hatte, dann war sie die nächsten Tage das Thema der Straße. Die Tratschweiber hatten ja nichts Besseres zu tun, wie den ganzen Tag am Fenster zu sitzen und alles zu beobachten. 

Mitten im Gedankengang hielt sie inne, als sie zwei Arme auffingen. Sie schaute hoch und erschrak. Sie blickte in ein Paar wunderschöne grüne Augen. So eine Farbe hatte sie noch nie vorher gesehen. Das Gesicht war ebenmäßig. Kein Makel war zu sehen. Seine schwarzen Haare waren kurz, seine Lippen nicht zu voll und alles in allem machte er einen sehr gepflegten Eindruck. 

Der Typ, in den sie gelaufen war, musterte sie abfällig und meinte: << Pass auf wo du hinläufst du Schlampe. >>

<< Steh hier nicht so blöd im Weg rum, du Hornochse. >> Was für ein arroganter Schnösel dachte sie sich, drehte sich um und lief weiter zu Ihrem kleinen Coffee-Shop in der Fußgängerzone.

Am Ziel angekommen zog sie sich ihre Jacke aus und fing an, die Gerätschaften einzuschalten, die Lieferung zu kontrollieren und ihr Lager zu überprüfen.  Reich wurde sie mit dem Shop nicht. Warum sie sich vor zwei Jahren hatte überreden lassen den Shop zu übernehmen weiß sie bis heute nicht.

Vielleicht war es die Aussicht auf die Selbständigkeit. Sie nahm einen Lappen und fing an, die Tische abzuwischen und die Blumen, Servietten, Karte und den Zucker wieder richtig hinzustellen. Nach getaner Arbeit schloss sie die Tür wie jeden Morgen um punkt sieben Uhr auf.

Bei dem Wetter war fast keiner unterwegs und Fiona stellte sich auf einen langweiligen Arbeitstag ein.

Es dauerte ein paar Minuten, dann kamen die ersten in den Laden um sich ihre morgendliche Ration Koffein zu holen. Es waren immer dieselben Leute auf ihrem Weg zur Arbeit. Gegen Mittag gönnte sie sich eine kleine Pause und setzte sich ihren kleinen Tisch im Hinterzimmer. Die Tür ließ sie auf und hatte so ihr Laden im Blick.

Sie aß gerade ihr Brötchen, als es klingelte und weitere Kundschaft sich ankündigte. Sie sah, dass vier Personen das Geschäft betraten und die Tische ansteuerten.

Sie ließ den Gästen etwas Zeit um die Karte zu studieren. Als sie wieder in ihr Brötchen biss hörte sie eine unfreundliche Stimme. << Wird man hier auch bedient? >> Grummelnd über die netten Worte legte sie ihr Brötchen weg, stand auf und ging in den Laden.

Am Tisch angekommen begrüßte sie freundlich die Gäste, während sie sie unauffällig musterte. Es waren drei Männer und eine Frau. Alle waren sie gut gekleidet und sahen nett aus. Den dritten Mann konnte sie nicht richtig sehen, da er etwas hinter seinem Bekannten oder Freund saß.

Sie trat einen Schritt zur Seite und konnte sehen wer es war. Als sie ihn erkannte, gefror ihr ihr Blut in den Adern. Vor ihr saß der arrogante Kerl von heute Morgen.

Sie nahm die Bestellung auf und machte sich an die Zubereitung. Sie richtete ebenfalls den bestellten Kuchen. Während sie die Kuchen auf die Teller legte, wurde sie von dem Kerl abfällig gemustert. Das machte sie so nervös, dass sie anfing zu zittern.

Sie nahm die Kaffee und lief zum Tisch. Es kam wie es kommen musste. Sie war so nervös und zitterte. Als sie die Tassen auf den Tisch stellte, passierte es, eine Tasse kippte um und das braune Getränk verteilte sich auf dem Schoß des Mannes.

Verärgert sprang dieser auf und keifte: << Sag mal du dumme Pute, kannst du nicht besser aufpassen? >>

Fiona war ganz geschockt und bekam einen roten Kopf. Sie stammelte eine Entschuldigung.

Ihr kam die Frau zu Hilfe und sagte zu dem unmöglichen Kerl. << Stell dich nicht so an, das kann doch immer mal passieren! >>

Fiona nickte ihr mit einem leichten dankbaren Lächeln zu.

<< Ich hole mal einen Lappen. >> Schon verschwand sie und kam ein paar Sekunden später wieder mit den Café-Latte und einem Lappen.

Diesen hielt sie dem Kerl hin und er musterte sie wieder nur abfällig. << Was soll ich mit dem dreckigen Ding! Meine Hose ist sowieso ruiniert. Das geht eh nicht mehr raus. >>

Vor Verlegenheit stammelte Fiona nur. << Bring die Hose in die Reinigung. Ich bezahle sie. Falls sie nicht mehr sauber wird, dann kaufe ich eine neue. >>

Der Kerl grinste arrogant und meinte abfällig << Das ist ja wohl das Mindeste was du tun kannst. >>

Die nette Frau an dem Tisch trat dem Begleiter ans Schienbein. Der Kerl zuckte kurz. Er schaute die Frau grimmig an und meinte, << Lea, halte dich da raus! >>

Fiona begab sich wieder Richtung Theke um den Kuchen zu holen. Den konnte sie ohne weiteres Missgeschick an dem Tisch abstellen. Während sie weitere Kunden bediente schielte sie unauffällig zu dem besetzten Tisch und dachte sich „hoffentlich verstickt er an seinem Kuchen.“

Der Kerl schaute sie an, brummte abfällig und ließ die Gabel fallen. Fiona brachte ihm eine neue Gabel zum Tisch. Zwischendurch überlegte sie, ob es nicht besser gewesen wäre, die Gabel noch einmal in den Putzeimer zu stecken.

Das Gesicht des Kerls wanderte von abfällig zu wütend. An seine Begleiter gewandt sagte er << Wir bezahlen und verlassen sofort den Laden. Ist ja eine Unverschämtheit hier. >>

Gesagt getan. Fiona rechnete die Beträge zusammen. << Das macht zusammen 15,65 EUR. >>

Der Kerl reichte ihr 16,00 EUR und verlangte das Wechselgeld. Fiona fühlte sich wieder bestätigt und dachte, arrogant, eingebildet und geizig. Als Dank erhielt sie von ihm wieder nur einen abfälligen Blick. Daraufhin verließen er und seine Begleiter den Laden.

Fiona atmete erleichtert auf. Noch zwei Stunden und sie würde abschließen können. Die restliche Zeit verlief ohne weitere Vorkommnisse. Fiona schloss den Laden ab und machte sich auf den Heimweg.

Es hatte aufgehört zu regnen. Wenigstens etwas Positives heute. Zurück in ihrem Heim genehmigte sie sich eine Dusche und legte sich ins Bett. Sie war heute geschafft. Die Begegnung mit dem Kerl ließ sie nicht machte sie nervös.

Wenn sie an den Zusammenstoß dachte bekam sie Herzklopfen. Der arrogante Schnösel entsprach fast dem Abbild ihres Traummannes. Ob er auch die anderen Kriterien erfüllte konnte sie nicht sagen, dazu müsste sie ihn Oberkörper frei sehen.

Quatsch! Fiona schob die Gedanken beiseite. So einen arroganten und eingebildeten Schnösel würde sie sich nie anlachen. Da konnte er noch so gut aussehen. Interesse an ihr würde er nie haben. Sie entsprach bestimmt nicht seinem Beuteschema. Sie stellte sich seine Traumfrau vor. Blond, große Brüste und nicht allzu viel in der Birne. Typisch Mann halt, dachte sie sich und mit diesen Gedanken schlief sie ein.

++++

 Am nächsten Morgen bemerkte sie auf dem Weg zur Arbeit, dass wieder nur wenige Personen unterwegs waren und stellte sich auf einen weiteren langweiligen Tag ein.

Gegen Nachmittag betrat ein Pärchen den Laden und setzte sich. Fiona ging wie immer zu dem Tisch um die Kundschaft zu begrüßen und nach ihren Wünschen zu fragen.

Sie schaute sich das Pärchen genauer an und dachte, „das ist doch die Frau von gestern. Lea hieß sie meine ich.“

Ihre Bestätigung erhielt sie gleich. „Ja genau. Wir waren gestern hier und ja sie heißt so. Aber was geht dich das an?“

„Man was war das??? Hab ich eben laut gesprochen? Ohje ist das peinlich.“  Während sie dies dachte, notierte sie sich die Bestellung.

Der Typ schaut sie wieder so abfällig und arrogant an. Fiona konnte sich nicht vorstellen, was er gegen sie hatte. Warum kam er überhaupt in ihr Café, wenn es ihm hier nicht gefiel?

„Dir wird ich‘s zeigen!“ Bevor sie die Kaffees richtete begab sie sich kurz in ihre Räumlichkeiten hinter dem Café. Sie entnahm ihrer Handtasche ein Fläschchen und lief mit diesem in den Verkaufsraum.

Sie drückte die Knöpfe für den Kaffee und dachte sich, „der wird heute seinen Spaß haben. Ein paar Tropfen Rizinus bewirken Wunder.“

Als die Kaffee soweit fertig waren, nahm sie das kleine Fläschchen und wollte es gerade öffnen, als sie eine Stimme vernahm: „Lass das!“ Sie erschrak und hätte beinahe die Flüssigkeit fallen lassen.

Komplett verwirrt nahm sie die bestellten Sachen und trug sie zum Tisch und stellte sie ab. Wieder vernahm sie eine Stimme: „Du kannst es ja doch! Dachte du wärst immer so schusselig“

Das war zu viel. Fiona starrte den Typ wütend an. Er hatte offensichtlich nichts gesagt und schaute sie nur ausdruckslos an. Sie drehte sich um und ging nach hinten in ihren Raum um etwas zu trinken. Währenddessen verstaute sie das Fläschchen wieder in ihrer Handtasche.

Fiona ging wieder nach vorne um sich ihrem Geschäft zu widmen und dachte „wäre doch gelacht, wenn ich mir von so einem Ekel den Tag versauen lasse. Gott sei Dank sind nicht alle Gäste so unsympathisch.“

Sie schaute zu dem Pärchen am Tisch und stellte fest, dass er lachte. Sie wunderte sich, dass er lachen konnte. Nicht so arrogant wie bisher, sondern richtig herzlich. Was ihn so zum Lachen brachte?

Nachdem die beiden fertig waren wollten sie bezahlen. Wie am Vortag verlangte er das Wechselgeld bis auf den letzten Cent zurück.

„Geizkragen“ dachte sich Fiona „So wie der angezogen ist tun dem doch ein paar Cent nicht weh!“ und der Kerl bekam erneut einen Lachanfall. Sie vernahm wieder seine Stimme in ihrem Kopf „Ich wäre an deiner Stelle etwas netter zu den Gästen und ein altes Sprichwort sagt, wer den Pfennig nicht ehrt, ist den Taler nicht wert.“

Fiona zuckte zusammen.

„Oh Gott, ich glaube ich brauche Urlaub. Jetzt fange ich schon an zu fantasieren.“

„Urlaub ist eine tolle Sache, aber leider für Leute wie dich einfach nur ein Wunschdenken“ Fiona schüttelte verärgert den Kopf und nahm das benutze Geschirr.

Während sie sich umdrehte sagte sie noch: << Schönen Tag noch >>, auch wenn sie es nicht so meinte. Abends schloss sie ab, ging nach Hause und nach einem ausgiebigen Bad ins Bett. Schnell war sie eingeschlafen.

Fiona träumt von einem besseren Leben. Sie war glücklich und lebte mit einem Mann, der sie liebte und ihren Kindern in einer guten Wohngegend. Sie hatten ein schönes Haus, nicht zu groß und nicht zu klein, mit einem wunderschönen Garten.

Dort hielten sie sich am liebsten auf. An einem wunderschönen sonnigen Sonntag saßen sie wie so oft auf einer Bank im Garten und schauten den Kindern beim Spielen zu. Ihr Mann kam zu ihr und setzte sich neben sie. Er nahm sie in den Arm, gab ihr einen Kuss auf die Wange und lächelte sie verbliebt an.

Plötzlich veränderten sich seine Augen. Sie wurden grün. Alles veränderte sich und sie saß auf einmal mit dem unverschämten Kerl zusammen.

Fiona erschrak und wurde wach. Starr lag sie im Bett. Sie schüttelte sich und merkte dass sie anfängt zu zittern. So hat dieser Traum sie mitgenommen.

Sie schaute auf ihren Wecker, 4:30 Uhr. „Na da kann ich ja aufstehen. Auf die paar Minuten kommt es nicht mehr an.“

2. Kapitel

Eine Weile später im Café öffnete sich die Tür. Überrascht schaute Fiona auf, als Lea das Geschäft betrat. Sie war die Tage zuvor elegant gekleidet. Nicht dass es überheblich aussah, nein, es passte zu ihr. Ihre schwarze Hose mit der beigen Bluse und dem Mantel. Alles passte zusammen. Fiona seufzte, solche Kleidung würde sie sich nie leisten können. Sie verfolgte Lea mit den Augen, bis sie sich an einen Tisch setzte.

<< Was darf ich dir bringen? >> fragte Fiona freundlich über die Theke hinweg.

<< Einen Tee. >> antwortete Lea. << Es ist nicht viel los, du kannst dich doch zu mir setzen. >> schlug sie vor. Fiona stellte ihr den Tee hin und setzte sich zu ihr.

Lea schaute sie lange und nachdenklich an, bis sie zu ihr sagte << Mein Bruder war wirklich nicht sehr nett zu dir. Nehm es dir nicht so zu Herzen. Eigentlich ist er ein sehr, sehr netter Artgenosse. Ich mag ihn wirklich, nur die letzte Zeit ist er andauernd schlecht gelaunt. Ich kann es verstehen warum er so ist, nur würde das eh keiner verstehen der uns nicht kennt. >>

<< Warum erzählst du mir das? Wieso meinst du dass mich das mit deinem Bruder interessiert? Er ist mir so egal, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt. Ich bin froh wenn ich ihn nicht sehe! >> empörte sich Fiona.

<< Ich wollte dir damit eigentlich sagen, dass du die Menschen kennen lernen sollst und nicht vorschnell verurteilen. Hinter jeder Fassade steckt oft ein weicher Kern. Ich weiß dass du meinen Bruder als arrogant, eingebildet und geizig hinstellst- >>

<< Woher weißt du das?  >> unterbrach Fiona sie.

<< Ich weiß es einfach. Woher ist doch im ersten Moment egal.  Ich wollte dir nur damit sagen, dass mein Bruder, der übrigens Marc heißt, kein schlechter Kerl ist. >>

<< Bist du dir sicher? So wie er alle behandelt? Zu mir braucht er nicht nett sein, mir ist es egal, aber wie er sich dir gegenüber verhalten hat, fand ich nicht schön. >> Fiona schüttelte innerlich den Kopf.

<< Lerne ihn kennen und gib ihm eine Chance. >> sagte Lea und schaute aus dem Fenster hinaus.

Anschließen schwieg sie eine Weile, bis sie fragte << Würdest du mit mir essen gehen? Ich würde dich gerne einladen. Ich möchte dir einfach ein wenig mehr über mich und meiner Familie erzählen. Ich finde dich nett und ich habe hier keine Freundin mit der ich quatschen kann. Ich weiß wir kennen uns noch nicht sehr lange, aber ich denke wir werden uns verstehen.  >>

Fiona war skeptisch. Ein Essen mit der Schwester des arroganten Kerls. Sie zögerte mit der Antwort, schaute sich lieber erst noch einmal in ihrem Coffee-Shop um. Anscheinend entgleisten ihre Gesichtszüge während sie sich ihre Gedanken machte.

Lea hatte den Eindruck, dass Fiona Angst hatte und versuchte sie zu beruhigen << Dir wird nichts passieren. Ich hole dich ab, wir gehen essen und danach fahre ich dich nach Hause. Ich würde einfach gerne einen Abend mit einer netten Frau verbringen. Vielleicht verstehen wir uns wirklich so gut und können Freundinnen werden? >>

Fiona gab sich geschlagen. Gegen Lea hatte sie keine Chance, sie würde so lange darauf bestehen bis sie einwilligte. << Ok, dann treffen wir uns. Sag mir wann und wo? >>

<< Ich würde sagen, wir treffen uns morgen hier wenn du Feierabend machst und fahren dann in die Pizzeria. Du magst doch hoffentlich italienisches Essen? Wir könnten auch zum Chinesen gehen, wenn du das lieber magst. >>

Fiona nickte zögerlich. << Ja ich mag italienisches Essen chinesisch auch. Such dir einfach etwas raus. >>

Dann sprach erst mal keiner der beiden weiter. Kurz bevor das Schweigen unangenehm wurde stand Fiona auf  << Ich muss weiter arbeiten. Wir sehen uns dann morgen. Dein Tee geht aufs Haus. >>

Beim Gehen bedankte sich Lea für das Getränk und verabschiedete sich mit einem freudigen Lächeln von Fiona. << Bis morgen. Ich freue mich! >>

Den restlichen Tag verbrachte Fiona mit grübeln. „Wieso war Lea so freundlich zu ihr. Sie konnte doch jeden als Freund haben mit ihrer freundlichen Art. Warum gerade ich.“ Als es endlich Zeit wurde, das Geschäft zu schließen machte sie sich fertig und ging heim.

Sie kochte sich einen Tee und setzte sich auf ihr abgenutztes Sofa um etwas TV zu schauen. Durch die Grübelei am Tag war sie müde und schlief rasch auf dem Sofa ein.

Als sie wach wurde war es bereits früher Morgen, kurz bevor ihr Wecker klingelte. Sie fühlte sich ausgeschlafen und richtig gut. Nach einem kurzen Kaffee in der Küche und einem Abstecher ins Badezimmer stand sie nun vor ihrem Kleiderschrank. Was sollte sie denn nur anziehen? Wohin würde Lea mit ihr gehen?

Sie entschied sich für ihre weiße Bluse und eine schwarze Stoffhose. Das sah schick aus und war für fast alle Gelegenheiten gut. Sie packte die Sachen ein um sich am Abend im Geschäft umzuziehen, bei der Arbeit musste sie nicht perfekt gekleidet sein.

An diesem Tag war sehr viel los. Fiona war pausenlos beschäftigt und als sie auf die Uhr sah, war es schon Zeit, den Laden aufzuräumen und zu putzen.

Sie zog sich schnell um und gerade als sie fertig war, kam wie versprochen Lea vorbei um sie abzuholen.

++++

Lea und Fiona verließen den Laden und gingen zu ihrem Auto. Dort bekam Fiona große Augen. Lea fuhr eine Corevette. So ein Auto würde sie sich in 150 Jahre nicht leisten können. Sie stiegen ein und fuhren ein Stück durch die Stadt. Nach ca. 15 Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht.

Lea meinte: << Wir fahren zum Italiener. Heute ist mir nicht nach Chinese. >>

Lea suchte einen Parkplatz und dann stiegen sie aus. Sie hakte sich bei Fiona unter und so gingen sie in die Pizzeria.

<< Das hier ist mein Lieblingsitaliener. Hier bekommst du die beste Pizza der Stadt. >>

Lea ging zum Kellner und teilte mit, dass sie einen Tisch reserviert hätte. Der Kellner brachte sie hin, zündete die Kerze an und kam ein paar Augenblicke später mit der Karte wieder. Diese reichte er Lea und Fiona und ging wieder an den Tresen.

Fiona schaute sich das Restaurant ausführlich an. Hier war alles in harmonischen Farben gestrichen. Gelb, Terrakotta und sogar ein sattes Rot. Die Tische waren alle mit einer weißen Tischdecke bestückt und mit zartgelben Servietten geschmückt. Einige Pflanzen standen um die Tische, so dass man überall eine private Atmosphäre hatte. Insgesamt war es recht gemütlich hier. Es gab nur acht Tische und die Theke. Dort saß noch eine Person und an dem Tisch in der Nähe vom Eingang saß ein Pärchen was sich verliebt anschaute.

Fiona nahm sich ihre Karte und schaute sich die Gerichte an. Sie entschied sich für ihre Lieblingspizza „Hawaii“ und ein Wasser. Der Kellner kam wieder und Fiona bestellte ihre Auswahl. Lea bestellte sich das Gleiche.

Nach einer Weile fing Lea an zu sprechen.

<< Sag mal wie alt bist du eigentlich? >>

<< 23. >>

<< Wie heißt du mit vollem Namen? >>

<< Fiona Walter. >> Fiona grinste << Soll das ein Verhör werden? >>

Lea schaute sie erstaunt an. << Eigentlich nicht. Ich möchte nur mehr über dich erfahren. >>

<< Dann erzähl mir was von dir. Vielleicht erzähle ich dir dann meine absolut nicht interessante Lebensgeschichte. >>

Lea schaute sie an und nickte. Dann fing sie an zu erzählen.

<< Ich bin 22 Jahre alt. Heiße Lea Schmitt. Wir wohnen seit zwei Wochen hier in dieser Stadt. Wir wohnen in einem Haus am Stadtrand. Wir sind meine Brüder, mein Lebensgefährte und ich. >>

<< Und eure Eltern? <<

<< Die leben leider nicht hier. Sie sind sehr oft auf Geschäftsreise und können nicht bei uns bleiben. Seit ich 18 bin, leben wir komplett alleine. Sie besuchen uns so oft es geht. Durch ihre Arbeit hatten wir nie Probleme. >>

<< Vermisst du sie nicht? >>

<< Naja, ich war schon immer viel alleine. Auch wenn ich mir wünschen würde, dass sie da wären. Es geht einfach nicht. >>

<< Schade. >> Fiona schaute traurig auf den Tisch.

Lea bemerkte das und fragte << Warum schaust du so traurig aus? >>

<< Ich habe keine Eltern. >> mehr wollte Fiona in diesem Augenblick nicht sagen. Wenn sie an all die Kinder dachte, die das große Los gezogen hatten als sie adoptiert wurden. Sie freuten sich. Nur Fiona blieb immer zurück. Aufgewachsen bis zum 18. Geburtstag in einem Waisenheim und danach noch einmal drei Jahre in einer betreuten Wohngruppe.

Lea schaute sie nachdenklich an. Vorsichtig fragte sie << Sind sie gestorben? >>

Fiona schüttelte nur den Kopf. << Ich kenne meine Eltern gar nicht. Das Einzige was ich weiß ist, dass meine Mutter mit 16 schwanger wurde und mich direkt nach der Geburt zur Adoption freigegeben hat. Wer der Vater ist …. Ich habe keine Ahnung. >>

Lea schaute sie mitfühlend an. Sie konnte sich glücklich schätzen, dass ihre Eltern noch lebten, auch wenn sie sie fast nie sah.

<< Hast du schon mal probiert herauszufinden, wer deine Mutter ist oder wie sie so ist? >>

<< Ja hatte ich. Aber sie hatte damals anonym entbunden und nur ihr Alter war vermerkt. Ich hatte mir auch Hoffnung gemacht etwas rauszufinden. Ich hätte sie gerne kennen gelernt und auch erfahren warum sie mich nicht wollte. Leider hatte ich nicht das Glück und jetzt lebe ich in meiner kleinen Wohnung und habe mein eigenes Geschäft. >>

<< Hm….. >> machte Lea. << Reich wirst du dadurch bestimmt nicht. >>

Fiona schluckte und seufzte auf. Sie wusste, wie erbärmlich sie lebte. Kleidung wurde nur im Schlussverkauf gekauft, als Essen kaufte sie immer nur billiges und ging nie in eine Feinkostabteilung oder kaufte Bio-Gemüse. Das war ihr zu teuer. Sie schaute Lea an << Mag sein. Aber es ist mein Leben und bis jetzt komm ich ganz gut mit klar. Besser wie auf der Straße leben. >>

<< Warum hast du den Laden übernommen, wenn er eh nicht so gut läuft? >>

<< Ach weißt du. Ich hatte nach meiner Ausbildung keinen Job und fing an mich überall zu bewerben. Auch bin ich in verschiedene Geschäfte gegangen und habe nach Arbeit gefragt. Als ich beim Coffee-Shop war begrüßte mich damals ein älterer Herr.

Er bat mir an in dem Laden zu arbeiten. Nach drei Monaten wurde er krank und wurde immer schwächer, so dass er nicht mehr arbeiten konnte. Er hat mir vorgeschlagen, dass ich den Laden übernehmen könnte.

Vier Mieten würde er für mich noch übernehmen. Danach wäre ich mein eigener Herr. Damals dachte ich super! Endlich eine feste Arbeit! Ich war voll euphorisch. Leider entpuppte sich das Ganze als sehr kostspielig.

Kaum hatte ich den Laden gingen verschiedene Geräte kaputt wie z.B. die Kaffeemaschine oder der Kühlschrank. Sie waren halt nicht mehr neu und dass sie irgendwann kaputt gehen war fast vorauszusehen. >> Fiona nahm ihr Glas und trank etwas.

Anschließend sprach sie weiter << Aber trotz den ganzen Vorfällen. Mir gefällt mein Job. Ich habe ein Dach über dem Kopf und muss nicht verhungern. Auf sämtlichen Luxus muss ich zwar verzichten aber ich kann sagen, dass ich nicht auf die Hilfe von anderen angewiesen bin. >>

Lea schaute sie bewundernd an. Sie dachte sich, dass Fiona gar nicht so war, wie ihr Bruder das immer behauptete. Fiona war zwar eine einfache Frau, was natürlich auch an mangelndem Geld hing, aber sie ist ehrlich und will nicht auf die Hilfe von anderen angewiesen sein. Marc meinte ja immer, dass Fiona den Laden nur hätte um sich einen reichen Mann zu angeln und um den dann zu verkaufen.

Lea sollte sich auch von ihr fernhalten. Fiona würde sich nur mit ihr anfreunden, um an ihr Geld zu kommen. Ein Geschäft bietet viele Möglichkeiten jemand kennen zu lernen. Marc unterstellte ihr auch dass sie nur auf ihren Vorteil bedacht sei. Diese und noch viele andere Unschöne Sachen hatte er über sie gesprochen.

Lea überlegte ob sie das nicht doch Fiona erzählen sollte. Aber wenn sie an die Unterhaltung im Café dachte, dann würde sich das widersprechen was sie dort erzählt hat. Sie entschied sich einfach zu schweigen.

Das Essen kam und die beiden grinsten sich an und wünschten sich gegenseitig einen guten Appetit.

Nachdem sie fertig waren meinte Fiona << Erzähl du mir noch was über dich. Außer Name, Alter und Familie weiß ich gar nichts von dir. >>

<< Was willst du denn noch wissen? >>

Fiona schaute sie an und überlegte. << Was arbeitest du so? Was sind deine Hobbies. Einfach so ganz banale Dinge. >>

Lea antwortete << Ich arbeite in der gleichen Firma wie meine Eltern. Nur muss ich keine Reisen machen, ebenso wie meine Brüder. Auch mein Lebensgefährte ist dort beschäftigt. Es ist halt ein Familienunternehmen und das schon seit der Gründung. >>

<< Was für eine Firma ist das? Kenn ich die? >>

Lea schaute auf und wurde verlegen. << Kennst du die Schmitt Software AG? >> Fiona nickte. << Naja, die Firma gehört meinen Großeltern. Wir arbeiten alle dort. >>

Jetzt war es an Fiona zu schlucken. Dieser Softwareriese? Wer kannte den nicht? Und sie saß hier mit Lea Schmitt an einem Tisch!!!

<< Oh man Lea. Ich spiele doch gar nicht in eurer Liga! Warum gibst du dich mit mir ab? Du dürftest doch gar nicht mit mir reden!! >>

Doch Lea lächelte nur. << Mensch Fiona, es gibt auch noch Personen die nicht auf alle Statussymbole und High Society stehen. Ich habe zwar ein teures Auto. Meine Klamotten kaufe ich aber schon wieder im normalen Laden und lasse mir keine Kollektion bei einem Designer schneidern. Das ist mir viel zu umständlich und zu stressig.

Wir waren immer so weit wie möglich normal und haben uns den Reichtum nicht anmerken lassen. Ich war immer mit meinen Brüdern zusammen und bei denen ist das genauso. Wir hatten genug Geld zum Leben, konnten uns immer unsere Wünsche erfüllen, aber wir sind, wie man so schön sagt: Auf dem Boden geblieben.

Ohne diese Einstellung hätte ich vielleicht nicht meinen Lebensgefährten getroffen. Er war auf der Suche nach Arbeit und hatte sich bei uns vorgestellt. Als ich das Foto sah, war ich hin und weg und wollte unbedingt dass er bei uns anfängt. Wie ich heute sagen muss, war das die Beste Entscheidung bisher. << Leas Lächeln wurde größer und sie wirkte verträumt.

Fiona schüttelte immer noch den Kopf. Mit wem saß sie hier. Das war unmöglich! << Was arbeitet ihr denn in der Firma? >>

<< Wir also, meine Brüder, Jan und Marc, mein Lebensgefährte Jannik und ich sind Entwickler. Wir arbeiten immer im Hintergrund an Projekten. So können wir uns auch aussuchen wo wir wohnen und haben unsere Ruhe.  >>

Fiona konnte den Schock noch immer nicht verdauen. Sie saß hier mit einer der reichsten Leute zusammen und aßen Pizza! Sie konnte sich das kaum vorstellen. Wo war sie nur reingeraten. Sie beschloss, dass es besser wäre zu gehen.

Lea spielte nicht in ihrer Liga und die reichen Leute waren für sie bisher immer unerreichbar und so sollte es bleiben. Sie liebte ihr Leben und wollte mit den „Schönen und Reichen“ nichts zu tun haben.

<< Können wir dann bezahlen? Ich bin müde und möchte in mein Bett gehen. >> sagte Fiona.

Lea schaute sie etwas traurig an. Warum wollte sie so plötzlich gehen? Hatte es etwas mit der Firma zu tun? Hatte Fiona sich so erschreckt? Was hatte Lea an sich, dass Fiona die Flucht ergreifen möchte. Lea konnte es nicht ganz verstehen. Sie würde lieber mit ihr noch über so viel sprechen, aber morgen ist ja auch noch ein Tag.

Lea nickte zustimmend. << Ja klar. Ich bezahle wie versprochen und dann fahre ich dich nach Hause. >>

Lea winkte dem Kellner zu, bezahlte und dann machen sie die Beiden auf den Heimweg. Fiona in Gedanken versunken und sprach die Rückfahrt kein Wort. Erst als Lea fragte << Wo wohnst du denn? >> schaute Fiona wieder auf.

<< Ach lass mich einfach an meinem Laden raus. Den restlichen Weg lauf ich. Es ist ja nicht weit. >>

<< Fiona es ist dunkel und spät! Ich lass dich doch nicht einfach durch die Straße gehen. Wer weiß was da überall für Typen auf einen warten. >>

Doch Fiona winkte ab << Ich bin im Winter auch immer alleine unterwegs, wenn ich abends abschließe und heim laufe ist es auch dunkel. >>

Lea war nicht ganz wohl bei der Sache, aber da Fiona ihr nicht erzählen wollte wo sie wohnt blieb ihr nichts anderes übrig, als sie an ihrem Laden aussteigen zu lassen.

<< Ich fand den Abend schön und würde mich freuen, wenn wir uns mal wieder sehen würden. >> sagte Lea ihr als Abschied. << Komm gut heim. >>

<< Ja, der Abend war schön. Mal sehen ob es irgendwann noch mal klappt. Wünsche dir auch noch viel Spaß heute. Bis dann. >> verabschiedete sich Fiona und dachte sich, dass sie auf keine weitere Einladung sich einlassen würde. Die Welten waren zu verschieden und sie passte einfach nicht in die Gesellschaft.  

Lea legte den Gang ein und fuhr los. Fiona winkte ihr noch hinterher und machte sich auf den Weg zu ihrer Wohnung.

3.Kapitel

Als Fiona in ihre Wohnung gehen wollte holte sie noch die Post aus dem Briefkasten. Sie wunderte sich. Post vom Vermieter.

Sie betrat ihre Wohnung und ließ sich auf dem Sofa nieder. Sie öffnete den Brief und erschrak. Der Vermieter kündigte ihr die Wohnung! Fiona fing an zu weinen. Wo sollte sie denn hin? Hier gab es keine günstigen Wohnungen in der Umgebung. Der Vermieter gab ihr zwei Monate um sich eine neue Bleibe zu suchen.

Sie entschied sich morgen erst einmal mit dem Vermieter zu telefonieren. Er muss doch einen Grund haben warum er ihr kündigte. An ihrer Zahlung konnte es nicht liegen. Sie bezahlte immer pünktlich.

Niedergeschlagen ging sie in die Dusche und anschließend ins Bett und schlief schnell und traumlos ein.

Am nächsten Morgen wurde sie vor dem Wecker wach. Schnell holten sie die Erinnerungen vom Vortag wieder ein. Sie würde in zwei Monaten auf der Straße stehen. Sie frühstückte eine Kleinigkeit und ging zur Arbeit.

Um zehn Uhr rief sie nervös den Vermieter an. Es klingelte unzählige Mal, dann nahm er endlich ab.

<< Kohlmann. >>

<< Guten Morgen Herr Kohlmann. Hier ist Fiona Walter. Ich rufe wegen der Kündigung an. >>

<< Ah guten Morgen Frau Walter. Ja die Kündigung habe ich ihnen geschickt. Ich möchte die Wohnung renovieren und später zu einer wesentlich höheren Miete weitervermieten. Ich denke nicht, dass sie in der Lage sind, die Miete dann weiterhin zu zahlen. Auch wenn es mir schwer fiel, ich denke es ist besser wenn sie sich eine neue Wohnung suchen. >>

Fiona schüttelte den Kopf. Jetzt ist ihr Vermieter auch noch zum Geldhai geworden.

<< Aber Herr Kohlmann, wo soll ich denn in der kurzen Zeit eine neue Wohnung hernehmen? Sie wissen ja selbst wie der Markt im Moment aussieht. Es gibt nur Wohnungen zu total überhöhten Preisen! >>

<< Frau Walter, es tut mir leid, aber ich mache die Kündigung nicht rückgängig. Ich werde bald in Rente gehen und die Mieteinnahmen sollen mir einen ruhigen Ruhestand bescheren. >>

<< Herr Kohlmann, bitte überlegen sie es sich noch einmal. Zwei Monate werden nicht reichen um hier in der Umgebung etwas Passendes zu finden. Ich habe auch noch eine Arbeit und ich kann mir nicht erlauben, den Laden zuzuschließen um auf Wohnungssuche zu gehen. >>

<< Frau Walter, da kann ich ihnen auch nicht helfen. Wenn sie in der Lage sind, das Doppelte der Miete zu zahlen, dann können sie gerne bleiben. Andernfalls bleibt die Kündigung wie gehabt bestehen. >>

<< Wie sie wissen, bin ich nicht in der Lage das Doppelte zu zahlen. Ich werde sehen dass ich etwas finde. Guten Tag noch. >>

<< Melden sie sich dann zur Wohnungsübergabe. Schönen Tag noch Frau Walter. >> mit diesem Satz legte er auf.

Fiona war betrübt. Er lässt sich einfach nicht umstimmen. Sie entschied sich in den kleinen Kiosk auf der anderen Straßenseite zu gehen um eine Zeitung zu kaufen. Heute war Mittwoch und an diesem Tag gab es einen Zusatzteil, in dem Wohnungen angeboten wurden.

Als kein Kunde im Laden war holte sie sich schnell die Zeitung. Sie setzte sich mit einem Glas Wasser einen Tisch in ihrem Café und fing an die Anzeigen zu studieren.

Nach einer Weile schlug sie die Zeitung zu. Deprimiert schmiss sie diese in auf den Boden. Gerade in diesem Moment betrat Lea den Laden. Sie schaute verwundert auf das Bild welches sich ihr bot. Fiona saß niedergeschlagen auf dem Stuhl. Die Schultern ließ sie hängen und versuchte verzweifelt die Tränen zu unterdrücken.

Lea erblickte die Zeitung, die auf dem Boden lag. Als Fiona sie auf dem Boden geworfen hatte ging sie auf und blieb so auf dem Boden liegen, dass Lea sehen konnte dass sie sich die Wohnungsanzeigen angesehen hatte. Sie ging näher und bemerkte, dass alle Anzeigen durchgestrichen waren.

Sie setzte sich zu Fiona an den Tisch und schaute sie eine Weile an.

Dann fragte sie << Was ist denn passiert? >>

Fiona schüttelte nur den Kopf und meinte << Gar nichts. >>

<< Nach gar nichts sieht das hier aber nicht aus. >> bemerkte Lea und hob die Zeitung wieder auf.

<< Das ist mein Problem und braucht dich nicht zu interessieren. >> erwiderte Fiona und stand auf.

<< Was möchtest du haben? >> fragte sie freundlich wie immer.

<< Einen Kaffee bitte und… drei von den Schokokeksen. >> bestellte Lea.

Fiona ging zur Theke und machte den Kaffee. Wie in Trance legte sie die Kekse auf den Teller und brachte beides zu Lea.

<< Danke. >>

<< Lass es dir schmecken. >>

Fiona ging wieder zurück und beschloss kurz in ihr Hinterzimmer zu gehen. Dort setzte sie sich auf einen Stuhl und legte die Arme auf den Tisch. Nach einer Weile konnte sie die Tränen, nicht mehr zurückhalten. Sie legte den Kopf auf die Arme und fing an zu weinen.

Lea hörte dass sie weinte, stand auf und ging in das hintere Zimmer. Obwohl sie nicht wusste, was genau passiert war, stieg Mitleid in ihr auf. Sie legte den Arm um Fiona um sie etwas zu beruhigen.

Einige Zeit verstrich und Fiona beruhigte sich wieder.

<< Es wäre besser wenn du jetzt gehst. >> meinte sie zu Lea.

Lea schaute sie geschockt an. Das kann doch nicht ihr Ernst sein. Doch Fionas abweisendes Gesicht gab ihr dann den Anreiz, dem Wunsch nachzukommen.

Lea legte das Geld auf den Tisch und verließ den Laden. Fiona atmete auf. Endlich wieder alleine.

An diesem Tag kamen noch ein paar Kunden vorbei um sich ihre Ration Koffein abzuholen und abends schloss sie ab und ging nach Hause.

Drei Wochen verstrichen. Fiona wandelte wie in Trance. Bald würde sie auf der Straße leben müssen. Sie merkte sich kaum wer noch von ihren Stammkunden kam und irgendwie stellte sich eine Gleichgültigkeit ein. Es war eh alles egal. Wie soll sie den Laden weiterführen, wenn sie auf der Straße lebt.

Lea beobachtete sie die ganzen drei Wochen jeden Tag. Nur nach dem Rausschmiss traute sie sich erst einmal nicht in ihre Nähe. Sie bemerkte, wie Fiona immer schlechter aussah. Was passiert war wusste sie immer noch nicht. Sie beschloss einfach mit ihren Brüdern in den Laden zu gehen und einen Kaffee zu trinken. So war sie wenigstens nicht alleine. Das würde zwar etwas Überzeugungsarbeit zu Hause sein, gerade bei Marc….

Diesen Abend ging Fiona wieder nach Hause, ganz in Gedanken lief sie ihren bekannten Weg. Die Leute die merkten, dass sie in Gedanken war gingen ihr aus dem Weg um einen Zusammenstoß zu vermeiden.

Plötzlich stieß Fiona an etwas. Das konnte doch nicht sein. Betrübt schaute sie auf den Boden. Jetzt war sie doch schon wieder an Leas Bruder gerannt. Dieser schaute sie an, schüttelte den Kopf und meinte

<< Du lernst es wohl auch nie auf die Straße zu schauen. Naja, was soll man auch von jemand wie dir erwarten. >>

<< Entschuldigung. >> Fiona lief an ihm vorbei und ging weiter.

Zu Hause angekommen überlegte Fiona wie sie die Wohnung in den verbliebenen fünf Wochen leerräumen könnte. Sie hatte noch keine neue Bleibe. Deprimiert entschied sie sich, ihre Kleidung in Taschen so nach und nach ins Café zu bringen. Es wird zwar eng in dem kleinen Zimmer, aber eine andere Chance sah sie im Moment nicht.

Also schnappte sie sich ihre Tasche und fing an ihre Kleidung zu packen. Ob ein Möbelkarussell noch die wenigen Schränke haben will? Auf den Sperrmüll wollte sie ihr Hab und Gut nicht stellen. Sie entschied, dass sie sich mit dieser Entscheidung noch ein paar Tage Zeit lassen konnte.

Am nächsten Morgen nahm sie die gepackte Tasche und lief zu ihrem Laden. Die Kleidung entschied sie, dass sie diese im Lager in ein Regal setzen könnte.

So vergingen noch ein paar Tage und Fiona nahm jeden Tag etwas aus ihrer Wohnung mit in den Laden.

Die letzte Woche brach an….

Fiona hatte fast alles an Kleidung und Gegenständen in den Laden gebracht. Sie hatte sich eine Iso-Matte zum Schlafen gekauft. So richtete sie sich jetzt in dem kleinen Raum ihr Schlaflager.

Jetzt musste sie nur noch etwas finden wo sie duschen gehen könnte. Da die Miete dann wegfällt bleibt das Geld über und sie konnte sich eine Dauerkarte im Schwimmbad holen.

Es war besser wie auf der Straße zu leben und so konnte sie wenigstens ein paar Wochen überbrücken. Nur musste jetzt eine möbilierte Wohnung her… Das würde sich noch schwerer finden lassen, wie eine leere, zumindest zu einer erschwinglichen Miete.

Mit dem Möbelkarussell hatte sich Fiona in der Zwischenzeit auch unterhalten. Sie wollten alle Möbelstücke abholen und was nicht mehr zu gebrauchen war würden sie dann entsorgen. Fiona tat es zwar leid, alles herzugeben, aber so hatte sie sich den Sperrmüll gespart und ein paar hilfsbedürftige Leute würden auch noch etwas davon haben.

Jetzt stand sie erst mal noch in ihrem Geschäft und bediente die Kundschaft.

Lea, ihr Lebensgefährte und ihre Brüder betraten den Laden. Sie setzten sich an einen Tisch und warteten.

Anscheinend ging es ihnen nicht schnell genug. Fiona hörte wieder die Stimme in ihrem Kopf „ kann die sich auch mal beeilen. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“ Lea schaute geschockt zum Tisch. Das hatte sie komplett vergessen.

Jedes Mal wenn er dabei war hörte sie Stimmen. Fiona bediente die Kunden an der Theke und machte sich dann auf um die Bestellung von Lea und Anhang aufzunehmen. „Na endlich bewegt die sich mal. Wird aber auch Zeit“.

Fiona war sowieso mit den Nerven ziemlich am Ende und konnte nur mit Mühe die Tränen zurückhalten. Die Vier bestellten und sie machte sich an die Arbeit das Bestellte an den Tisch zu bringen.

Fiona dachte „ da sitzen sie, alle reich und arrogant, während unsereins ums Überleben kämpft und nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf hat. Hoffentlich versticken die an ihrem Geld“. Marc schaute sie entgeistert an.

Fiona war der Blick unheimlich und ging wieder zurück. „naja, mit solch kleinen Problemen müssen die sich ja nicht befassen. Auch Lea hat es kapiert, dass sie besser mit mir nichts zu tun hat. Sie kam ja die letzten Tage auch nicht mehr.“

Fiona wischte die Theke ab und schaute zum besetzten Tisch. Marc saß da und sah sie an. Seine Miene war ausdruckslos. Sie wüsste gerne was ihm gerade durch den Kopf ging.

Eine Stunde später machten sich die Vier auf den Weg.

Fiona schloss ab und lief das letzte Mal den Weg zu ihrer Wohnung. Die Möbelpacker warteten auf sie und schnell waren die wenigen Gegenstände im Lastwagen verstaut. Fiona atmete durch. Noch 15 Minuten und dann war sie ohne Wohnung. Den Termin mit dem Vermieter hatte sich gleich im Anschluss gemacht um nicht noch einmal in ihre leere Wohnung gehen zu müssen.

Danach lief sie in ihren Laden und legte sich hin. Sie war für heute geschafft. Was sie nicht bemerkt hatte, dass Lea ihr gefolgt war und sie beobachtete, wie die Wochen vorher auch….

++++

4. Kapitel

Jetzt wohnte Fiona schon ein paar Tage in ihrem Laden. Lea entschied sich dass es jetzt reicht und möchte sich mit Fiona unterhalten. Sie wusste durch Marc, dass Fiona keine Wohnung mehr hatte und sie hier lebt. Sie hatte sie die letzten Tage öfter beobachtet, auch wenn Fiona sie nie gesehen hatte. Sie hatte auch bemerkt, dass es Fiona immer schlechter ging. Sie betrat Fionas Geschäft und nahm sich vor mit ihr zu Reden. Es konnte doch nicht sein, dass Fiona nur in dem kleinen Zimmer wohnt und schläft. So ein Leben ist doch unwürdig.

<< Hallo Fiona, na wie geht’s dir? >> mit diesen Worten trat Lea ein.

Fiona die hinter der Theke stand schaute auf und schenkte ihr ein Lächeln. Lea stellte fest, dass das Lächeln nur gespielt war. In Fionas Augen war kein Glanz zu sehen. Außerdem sah sie richtig fertig aus. Sie hatte Ringe unter den Augen und hatte die letzten Tage auch fast nichts gegessen. Sie hatte abgenommen.

<< Hallo Lea, mit geht’s gut. Danke. Was kann ich dir bringen? >> Warum lügt sie? Lea schüttelte innerlich den Kopf. Das sieht doch ein Blinder, dass es ihr nicht gut geht.

<< Einen Tee und zwei Schokokekse. >> bestellte sie bei Fiona.

<< Kommt sofort. >> meinte Fiona gut gelaunt. Lea war sich sicher, dass die gute Laune nur gespielt war. So wie Fiona im Moment leben musste konnte sie doch nicht so gut gelaunt sein. Das würde jedem Mensch zusetzen. Keine Wohnung zu haben und nur einen kleinen Platz zum Schlafen. Es gibt hier bestimmt nicht mal genug Platz um einen Kleiderschrank aufzustellen. Wo hatte sie nur die Kleidung hin? So ein Leben ist doch unmenschlich. Da waren Depressionen vorprogrammiert.

Fiona richtete alles und brachte es zu Lea an den Tisch. Lea schaute sie an und forderte sie auf sich zu ihr zu setzten. Es waren keine Kunden im Laden und so sollte Fiona keine Ausrede haben.

Fiona setzte sich widerwillig und fixierte den Zuckerspender auf dem Tisch.

<< Fiona, du siehst nicht gut aus. Was bedrückt dich? >> versuchte es Lea vorsichtig.

<< Nichts, mir geht es gut. Was soll schon sein? >>

Lea schluckte. Wie kann man nur so stur sein? Sie entschied, dass Fiona endlich mit der Sprache rausrücken sollte.

<< Fiona, dir geht’s nicht gut. Das sehe ich doch. Ich habe dich auch gesehen, dass du jeden Abend ins Schwimmbad gehst. Das hast du vorher auch nicht gemacht. Du bist irgendwie anders geworden seit du mich aus dem Laden geschmissen hast. Vorher hast du so was als Luxus abgetan. Wieso auf einmal? Soll sich alles geändert haben und dein Geschäft blüht auf einmal? Das kann ich mir nicht vorstellen. Du gehst auch abends nicht mehr nach Hause. >>

<< Ja ich gehe jeden Abend ins Schwimmbad, ich muss mal was für mich machen. Ein paar Runden schwimmen ist doch ok. So bleibe ich fit. Warum soll ich nach Hause, es ist doch praktisch so…. >>

<< Fiona, jetzt sei mal nicht so stur. >> unterbrach Lea sie. << Ich glaube dir nicht. Zum Schwimmen bleibt man länger weg. Ich war auch im Schwimmbad und habe dich gesehen als du es betreten hast. Du gehst dort nur Duschen und verschwindest wieder. Jetzt sag schon, was ist passiert? >>

Fiona merkte, dass sie Lea nicht mehr lange die glückliche Frau vorspielen konnte und dass Lea sie gesehen hatte bedrückte sie. Letztendlich entschied sie sich mit der Wahrheit rauszurücken.

<< Ja Lea, du hast Recht. Gut geht es mir wirklich nicht. Aber ich will nicht jammern. Im Moment läuft fast alles schief. Ich habe keine Wohnung mehr und lebe hier in meinem kleinen Hinterzimmer. Dort habe ich mir einen kleinen Schlafplatz gerichtet. Ins Schwimmbad gehe ich nur zum Duschen und meine Kleidung habe ich im Lager in ein unbenutztes Regal gelegt. Die Karte fürs Schwimmbad konnte ich mir jetzt kaufen, da ich ja keine Miete mehr für die Wohnung zu zahlen habe. Für mich ist dort die einzige Möglichkeit abends zu duschen. Die Gebühr für ein Fitnessstudio ist teurer also blieb mir nur das Schwimmbad. >>

Lea erschrak. << Warum hast du keine Wohnung mehr? Man kann doch nicht einfach jemand auf die Straße setzen? Wer macht denn so was? Was für ein Mensch ist das? >> Lea schaute wütend auf.

Fiona nickte und unterdrückte die Tränen. << Mein Vermieter hat mir gekündigt. Er will die Wohnung umbauen und die Miete verdoppeln. Diese soll seine Rente aufbessern. Ich konnte es mir nicht leisten mehr zu zahlen und deshalb lebe ich jetzt hier. Ich hatte zwei Monate Zeit mir eine andere Bleibe zu suchen, aber heutzutage wollen alle ein Vermögen für ihre Wohnungen haben. Das geht einfach nicht. Und auf eine Sozialwohnung hab ich keine Lust. Bisher bin ich auch immer so durchgekommen. Irgendwann finde ich das Passende. >>

Lea stand auf und nahm sie in den Arm. << Ach Fiona, warum hast du denn nichts gesagt? Ich hätte dir doch helfen können? So kannst du doch auf Dauer nicht weiterwohnen. >> Fiona konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und fing an zu weinen. Lea strich ihr immer wieder beruhigend über den Rücken.

Nach einer Weile hatte sie sich beruhigt und meinte zu Lea << Ich wollte kein Mitleid. Von niemandem. Für euch ist das kein Problem. Ihr kauft euch einfach wo ihr wollt ein Haus und lebt da drin. Ihr macht euch keine Gedanken, wie ihr einen Monat mit dem Geld auskommt. Ihr habt genug. Mein Leben ist anders und mit eurem nicht vergleichbar. >>

Fiona und Lea saßen noch eine Weile am Tisch und keiner sagte etwas. Lea musterte Fiona und dachte nach. Es war schön, dass Fiona ihr endlich erzählt hatte was sie bedrückt. Als sie sie aus dem Hinterzimmer geworfen hatte dachte Lea nicht mehr daran, dass sie sich wieder normal unterhalten könnten. Plötzlich hatte sie eine Idee. Sie sprang auf, legte das Geld auf den Tisch und verließ mit den Worten: << Bin bald wieder da. Lauf ja nicht weg. >> den Laden.

Fiona musste lächeln. Was war denn jetzt in die gefahren? Ich erzählte ihr dass ich fast Obdachlos bin und die steht auf und rennt weg und wo sollte ich hin? Die hat ja Ideen. Naja, meine Probleme sollten sie auch nicht beschäftigen.

Sie machte sich weiter an ihre Arbeit und bediente gerade eine Gruppe Jugendlicher, als Lea mit ihrem Bruder Marc wiederkam.

<< Hallo Fiona, bin wieder da. >> rief Lea gut gelaunt über die Gruppe hinweg.

Marc der ihr folgte nickte nur mürrisch.

<< Hallo Lea. >> sagte Fiona und dachte sich „wenn der nicht grüßt mach ich das auch nicht – reicher Schnösel“

Marc schaute sie verärgert an. „Halt mal deine Gedanken im Zaum, ich kann alles von dir hören!“

Fiona erstarrte und wurde rot. Er hat ihre Gedanken gelesen? ALLE?? Wirklich alle??  Peinlich berührt schaute sie auf den Boden.

Lea erkannte die Situation und meinte, wenn du fertig bist, komm doch zu uns an den Tisch. Die Zwei setzten sich an ihren „Stammplatz“ und warteten auf Fiona.

Als die Gruppe Jugendlicher ging, lief Fiona zu den Zwei hin. Sie setzte sich und schaute Lea fragend an.

<< Was ist denn so wichtiges? >>

Lea fing an zu erzählen. << Also Fiona. Ich habe mich mit Marc unterhalten. Marc hat in der Stadt noch einige Wohnungen, die leer stehen. Er könnte dir eine davon anbieten. >>

<< Ach Lea, das ist nett von euch, aber du weißt schon, dass ich mir keine leisten kann. Ich habe im Moment nicht mal Geld für Möbel die ich dann bräuchte. Ich habe alles weggeben. Außer einer Iso-Matte, Decke und Kopfkissen habe ich nichts mehr.  Möbiliert wird die Wohnung bestimmt nicht sein. Da bleibe ich lieber hier und habe noch einen Kühlschrank und Kaffee-Maschine. >>

<< Mensch Fiona, jetzt sei doch nicht so. Marc hat sich angeboten die Wohnung für dich zu einem niedrigeren Preis zu vermieten. >> Lea schielte zu Marc und flüstere Fiona zu << Ich habe ihm gesagt, dass meine Freundin Hilfe braucht. >>

Jetzt schaute Fiona verwundert. Leah bezeichnete sie immer noch als Freundin? Sie freute sich richtig, dass sie trotz der abweisenden Art immer noch zu ihr hielt. Das nächste was sie irritierte war, dass der eiskalte arrogante Schnösel, wegen ihr auf Geld verzichten würde? Das kann doch nicht sein.

<< Wo ist denn der Haken bei der Sache? >> Fiona traute der ganzen Geschichte nicht.

<< Es gibt keinen Haken. >> Marc richtete das Wort an Fiona. << Um ehrlich zu sein hat mich Lea überredet. Ich habe nur eine Straße weiter eine Dachgeschosswohnung. Die Wohnung steht seit ein paar Monaten leer. Kaum einer interessiert sich für sie. Ihr fehlt wohl das gewisse Etwas und sie hat keine besondere Ausstattung. Eine Dachterrasse gehört auch nicht dazu. Zum Renovieren sind wir bisher nicht gekommen das müsstest du auch noch machen. Und ja, du hast Recht, die Wohnung ist nicht mit Möbel ausgestattet. Das war sie einmal. Der Vormieter hatte alles mitgenommen. >>

<< Was soll die Wohnung denn kosten? >> fragte Fiona, schon mit der Ahnung, dass diese zu teuer war.

<< 400 EUR plus Nebenkosten….. sind…. Ca.. 100 EUR. Dafür hast du keine Arbeit. Es gibt dort einen Hausmeister, der für alle anfallenden Tätigkeiten wie Fegen, putzen und Mülltonnen rausstellen verantwortlich ist. >>

Lea nickte aufmunternd. Doch Fiona senkte den Blick und wurde traurig. << Es ist wirklich ein tolles Angebot, aber leider muss ich absagen. Ich kann mir das nicht leisten…. Mehr wie 350 warm darf eine Wohnung nicht kosten…. Wenn ich noch Möbel brauche, dann ….eher nur 300 EUR…. >>

„Man ist das peinlich. Ich kann mir keine normale Wohnung leisten und hier sitzen ein paar der reichsten Menschen vor mir und bieten mir eine Wohnung an, die für die wahrscheinlich nur ein Taschengeld kostet.“ dachte Fiona.

Marc schaute sie an. Fiona meinte für einen kurzen Augenblick so etwas wie Mitgefühl in ihnen zu sehen. „Jetzt sei doch nicht so stur. Lea hat mich so lange bequatscht, dass ich die Wohnung günstiger hergebe. Anschauen kannst es doch mal…. „

„Warum sollte ich? Die ist eh zu teuer“ unterbrach Fiona ihn in Gedanken.

„Vielleicht finden wir ja trotzdem eine Lösung. Ich bin ja kein Unmensch“

Fiona lachte ihn in Gedanken aus. „ein Unmensch vielleicht nicht, aber einer der von Leuten die nicht mindestens sechs Stellen vor dem Komma auf dem Konto haben nichts hält.“

„Das stimmt doch gar nicht. Du kennst mich nicht!“ verteidigte sich Marc.

Fiona und Marc schauten sich die ganze Zeit an. Sie faszinierten die grünen Augen, im Kontrast zu dem dunklen Haar. Das war einfach fantastisch. Sie konnte in dem grün versinken.

Lea räusperte sich und meinte grinsend an Fiona gerichtet << Wenn ihr fertig seid mit starren, dann würden wir gerne gehen.  Du hast gleich Feierabend. >>

Fiona wurde rot und schaute schnell auf den Boden. << Ja… ähm… klar. >> stotterte sie. Mit immer noch einem roten Kopf drehte sie sich um und sagte << Ich schenke euch die Kaffee. >> dann verschwand rasch hinter der Theke. Sie drehte sich so, dass sie die Zwei nicht sehen konnte und atmete ein paar Mal tief durch.

<< Falls du es dir doch überlegst. Lea kommt wird bestimmt wieder mehr vorbei. Kannst ihr Bescheid geben. >> mit diesen Worten verließ Marc das Café und Lea folgte ihm mit einem << Bis morgen vielleicht und schönen Abend. >>

Fiona schaute den beiden nachdenklich hinterher und dachte sich, wieso der Sinneswandel von Marc? Er hatte sie heute nicht so oft arrogant angeschaut. Teilweise fast so als ob sie ihm Leid täte. Ach was, Marc und Mitleid. Das gibt’s doch nicht. Der interessiert sich doch nur fürs Geld. Auch wenn er für eine Wohnung weniger bekommt. Ist bestimmt besser wie wenn er sie überhaupt nicht vermieten kann. Leider kann ich mir die nicht leisten. Aber warum machte er mir das Angebot? Aus ihm wurde sie einfach nicht schlau. Er war kalt, abweisend und auf der anderen Seite konnte er seiner Schwester anscheinend keinen Wunsch abschlagen. Also musste er doch noch eine weiche Seite an sich haben.

Sie machte alles sauber, schloss ab, nahm ihre Schwimmtasche mit Wechselkleidung und ging zum Schwimmbad um sich zu duschen.

Abends als sie auf ihrer Matte lag, kreisten ihre Gedanken. Immer wieder sah sie Marcs grüne Augen vor sich. Diese waren so faszinieren. Solche Augen hatte sie noch nie gesehen. Sie funkelten wie Moos mit Tau in der Sonne.

Nach einer Weile schlief sie ein.

5. Kapitel

Die nächsten Tage verliefen ereignislos. Fiona schloss morgens ihr Geschäft auf. Mittags kam Lea vorbei und trank einen Tee. Ihre Abende waren auch immer gleich. Abschließen, Schwimmbad, zurück und dann schlafen.

Eine Wohnung war noch immer nicht in Aussicht.

Heute kam wieder Lea und diesmal war ihr Bruder dabei.

<< Hallo Fiona, na wie geht’s wie steht’s? >> begrüßte sie Lea. Sogar Marc konnte sich zu einem << Hallo. >> durchringen.

Das Hallo klang wie wenn er dazu gezwungen worden war. Fiona betrachtete amüsiert Marc. „So viel Freundlichkeit von Mr. Arrogant?“

„Tja Schätzchen, du kennst mich halt nicht“ war die Antwort, die nur für Fiona bestimmt war.

Fiona schaute entsetzt. „Was bildet der sich denn ein? Nennt mich einfach Schätzchen!“ Sie betrachtete Marc und blieb wieder an seinen Augen hängen.

Marcs Mundwinkel zuckten, wie wenn er lächeln wollte << Ich kann dich nennen wie ich will, oder wäre dir Fast-Penner lieber? Ach und meine Augen finden viele Frauen toll.“

Jetzt war es an Fiona wütend zu werden. << Sag mal, was bildest du dir eigentlich ein. Kommst hier rein, machst einen auf dicke Hose. Sagst mir Wörter, die du bestimmt nie im Leben einmal zu mir sagen würdest und stehst hier unbeteiligt rum, wie wenn nie was wäre. Und ich bin nicht wie alle Frauen, verstanden? Komm mir nicht noch einmal so, ansonsten stell ich ein Schild draußen auf, auf dem steht: Hausverbot für… und dein Name ist ganz oben auf der Liste! >>

Lea sah sie ganz entgeistert an, solche Wutausbrüche kannte sie von Fiona nicht. << Sag mal Fiona, was ist denn mit dir los? >> Dann blickte sie zu Marc << Hast dich mal wieder von deiner besten Seite gezeigt, oder was?  Fiona ist ganz lieb und nett und so jemand wie sie verdient den vollen Respekt! Nicht jeder würde alles so verkraften wie sie. Sie ist eine Kämpferin! >>

Über das Kompliment wurde Fiona rot und betrachtete schnell ihre Kaffeemaschine, damit keiner der beiden das bemerkte.

Mark schaute zerknirscht auf den Boden. << Hast ja recht. Entschuldige. >>

Dann liefen Marc und Lea zu ihrem „Stammplatz“ im Café. Fiona fragte über die Theke << Was wollt ihr haben? >>

<< Zwei Kaffee antwortete Marc. >>

Fiona brachte das Bestellte an den Tisch und da weiter nichts zu tun war setzte sie sich zu Lea.

Lea erzählte einiges über die Firma, über Aufträge die sie erhalten hatten und was in nächster Zeit so ansteht. Fiona fand das nicht sehr aufregend. Sie konnte mit vielem nichts anfangen. Empfänge und Eilaufträge gehörten nicht in ihr Leben. Ihre einzigen Eilaufträge waren die, wenn die Schüler morgens noch auf dem Schulweg einen Kaffee holten und es eilig hatten.

Marc bemerkte, dass die Themen Fiona langweilten. Er entschied sich für einen Wechsel.

<< Sag mal, Fiona, wie sieht es mit deiner Wohnungssuche aus? Schon etwas in Aussicht? >> fragte er um etwas abzulenken.

Fiona schüttelte den Kopf. << Leider nichts, es ist wie verhext. Es ist einfach nichts für mich dabei. >>

Marc schaute sie an. << Mein Angebot steht noch, falls du es dir anders überlegst. >>

<< Danke. >> sagte Fiona etwas kleinlaut. << Du weißt dass ich mir die Wohnung nicht leisten kann. Lieber bleibe ich hier, wie dass ich wie Millionen andere Leute Schulden mache, die ich nie abbezahlt bekomme. Ein Mieter der seinen Verpflichtungen nicht nachkommt ist bestimmt nicht gerne gesehen. Da bin ich lieber von Anfang an ehrlich. >>

Ein Schweigen setzte ein. Bevor es unerträglich wurde stand Fiona << Ich geh mal um die Ecke. >> und verschwand in Richtung Toilette.

Dort atmete sie erst einmal tief durch. Marc mache sie irgendwie nervös. Warum konnte sie sich nicht erklären. Aber seine Augen faszinierten sie jedes Mal aufs Neue.

Sie erledigte was erledigt werden musste und wusch sich anschließend die Hände. Als sie die Toiletten verließ hörte sich noch wie Lea zu Marc meinte << … es ist deine Aufgabe, du musst es ihr endlich sagen. Jetzt spring mal über deinen Schatten. >>

Fiona nahm es zur Kenntnis und entschied später zu grübeln was damit gemeint sein konnte. Sie drehte noch eine Runde am Tisch von Marc und Fiona, fragte ob sie noch was bräuchten.

Marc und Lea verneinten und Fiona ging zurück hinter ihre Theke. Da es recht spät war entschied sie sich die Kaffeemaschine zu reinigen. Als sie fast fertig war standen Marc und Lea auf. Marc legte das Geld auf den Tisch und sie gingen.

Fiona wollte gerade abschließen als Marc noch einmal zu ihr kam.

Verlegen schaute er sie an, dann wanderte seine Hand durch die Haare. Man merkte ihm an, dass er nicht wusste was er sagen oder machen wollte.

Fiona musste über die Situation grinsen.

Dann fing Marc an zu stammeln << Ich… essen…. Dir… mit? >> Fiona schaute ihn an und bekam einen Lachanfall. Was wollte er von ihr? Marc schaute sie pikiert an.

Fiona rettete die Situation indem sie sagte << Du willst mit mir Essen gehen? >>

Marc nickte verlegen.

Fiona überlegte einen Moment. << Wohin? Ich habe keine Lust auf Schicki-Micki-Restaurants. >>

Marc sagte << Wenn du zusagst, dann darfst du dir das Restaurant aussuchen. Ich würde dich hier abholen und dich auch wieder hier her fahren. >>

Fiona schwieg. Das Schweigen wurde für Marc immer unerträglicher. Er wurde richtig nervös. Sie merkte es, da er anfing mit dem Fuß zu wippen. Dann erbarmte sich Fiona und  entschied sich, ihn zu erlösen.

<< Ja… ok….wann? >> meinte sie gedehnt.

Marcs Mine änderte sich schlagartig. Er hatte sich wahrscheinlich auf eine Abfuhr eingestellt. Fiona wollte auch erst nein sagen, nur dachte sie sich, dass ein anderer Ablauf ihrer Abende auch mal ganz angenehm wäre. Er freute sich richtig. Fiona verfolgte das Minenspiel und stellte fest, dass dieser Gesichtsausdruck wesentlich besser zu Marc passte, wie der Mürrische.

<< Wenn du nichts dagegen hast, dann morgen Abend. >>

<< Ja, aber erst später. Ich möchte vorher noch Duschen gehen…. >> antwortete Fiona ihm leicht beschämt.

<< Ok, dann bin ich um 20 Uhr hier? >>

<< Ja. Dann bis übermorgen. >>

Marc verabschiedete sich mit einem Lächeln und meinte noch: << Pass auf dich auf. Schönen Abend noch. >> dann ging er zu seinem Auto, stieg ein und fuhr fort.

Lea hatte die ganze Situation beobachtet. Jetzt konnte sie sich nicht mehr halten und fing an zu lachen wie eine Irre. Fiona entdeckte sie an ihrem Auto und ging zu ihr hin.

<< Was ist denn so witzig? >> Ungläubig sah sie sich das Bild an das sich ihr bot. Lea krümmte sich vor Lachen und hielt sich an ihrer offenen Autotür fest.

<< Ach… haha…. Fiona… haha >> Sie konnte einfach nicht aufhören zu lachen. << weißt…haha… du…. Haha… mein Bruder… haha … >> Lea fand kein Ende.

Nach einer Weile hatte sich Lea wieder beruhigt. Fiona sah ihr immer noch belustigt zu. Lea musste immer noch kichern, aber sie war wieder in der Lage vernünftige Sätze zu bilden.

<< Ach Fiona, weißt du, mein Bruder hat sich noch nie so dämlich angestellt, wenn er jemand zum Essen ausführen wollte. Liegt vielleicht auch daran, dass die Frauen ihm normalerweise hinterherrennen. So gestammelt und nervös war er noch nie. Ich fand das einfach zu witzig. >>

Jetzt war es an Fiona zu lachen. << Ja, so was ist mir auch noch nicht passiert. Viele Dates hatte ich ja nicht. Leider. Meistens blieb es bei einem. >>

Lea schaute sie traurig an. << Vielleicht hast du bei meinem Bruder mehr Glück. Ich bin zuversichtlich. >>

Fiona schnaubte. << Wenn du meinst? Ich freue mich einfach auf einen anderen Abend. Es ist bestimmt mal eine Abwechslung. Auch wenn ich noch nicht weiß was ich davon halten soll. >>

<< Ach Fiona, mach dir keinen Kopf. Es wird schon alles gut gehen. Ich wünsche dir noch viel Spaß heute >> verabschiedete sich Lea, stieg in ihr Auto und fuhr davon.

Fiona schaute ihr noch hinterher, bis sie nicht mehr zu sehen war.

 

Am nächsten Tag kam Lea nicht vorbei. Das war auch nicht weiter ungewöhnlich. Lea kam nicht jeden Tag vorbei. Der Tag ging schnell vorbei und ehe sich Fiona umsah, war es schon Abend.

Jetzt lag sie wieder auf ihrem Schlaflager und ließ sich die letzten Tage noch einmal durch den Kopf gehen.

Es häuften sich Fragen, auf die sie so schnell keine Antworten finden konnte. Warum wollte Marc mit ihr Essen gehen? Was meinte Lea mit: er sei seine Aufgabe ihr das zu sagen. Warum hatte er plötzlich Interesse an ihr. Ist das Interesse nur gespielt um sich über sie Lustig zu machen? Was meint Lea damit, dass alles gut gehen würde?

Fragen über Fragen, aber Fiona fand keine Antworten. Sie grübelte noch eine Weile und schlief darüber ein.

Am nächsten Nachmittag kam auf einmal Lea ganz aufgeregt in den Laden.

<< Hallo Fiona, heute ist es so weit. Du hast ein Date. Ich habe hier einiges mitgebracht um dich mal so richtig schön herzurichten. >> Fiona sah dann erst die ganzen Taschen und Tüten, die Lea in der Hand hatte. << Wo kann ich das mal hinstellen? >> Fiona war komplett verdutzt und zeigte nur noch mit der Hand auf das hintere Zimmer.

Lea ging in das Zimmer. Es hatte sich ein bisschen was verändert seit dem letzten Mal als sie hier war. Der Tisch stand nicht mehr in der Mitte, sondern ganz an der Seite. Es war auch nur noch ein Stuhl zum Sitzen vorhanden. Drei Schritte neben dem Tisch hatte Fiona ihr Schlafplatz. Lea schaute ganz traurig. Der Raum war sogar zu klein um ein Bett reinzustellen. Fiona hatte einfach eine Iso-Matte auf den Boden gelegt und darauf ihre Decke und ihr Kopfkissen. Lea schüttelte den Kopf. So kann man doch nicht ewig schlafen. Irgendwann tun einem doch die Knochen weh! Leider will sich Fiona nicht helfen lassen. Ihr tat es weh so etwas zu sehen.

Lea ging wieder vor, bestellte sich einen Tee und setzte sich an ihren „Stammtisch“. Fiona brachte ihr das Gewünschte.

Eine Weile sprachen sie über Gott und die Welt, über das Wetter, über alles was ihnen sonst noch einfiel.

Die Zwei verstanden sich sehr gut. Auch Fiona genoss es mit Lea hier zu sitzen. Lea sah hin- und wieder auf ihre Uhr. Als es kurz vor Feierabend war scheuchte sie Fiona nach hinten, um ihre Tasche zu holen.

<< So, ich schließe hier ab und du gehst dich mal schnell duschen und trockne ja nicht deine Haare, die frisiere ich dir dann! >> mit diesen Worten verfrachtete sie Fiona zur Tür hinaus.

Fiona ging schnell duschen und kam kurz darauf wieder zurück. Sie musste schmunzeln. Dies war das erste Mal, dass sie an ihre Ladentür klopfen musste um rein zu kommen.

Lea öffnete ihr freudig.

<< Na endlich, ich habe schon alles hingestellt oder gelegt. >> Sie nahm Fiona an die Hand und zog sie durch den Laden. Hinten angekommen fand Fiona ein Chaos vor. Hatte Lea ihren halben Kleiderschrank mitgenommen? Was sollte sie denn mit ihren Kleidern?

Lea sah sie an, dann nahm sie ein schwarzes Kleid mit Neckholder das gerade mal bis zu den Knien ging und einen freien Rücken hatte und hielt es Fiona hin. << Das könnte gehen…. >> murmelte sie. Lea schaute noch die anderen Kleidern durch und legte jedes mit einem Kommentar wie << zu sexy, zu alt, zu bieder…. >> weg.

<< Zieh das an! >> forderte sie Fiona auf. Fiona schaute skeptisch. << Na mach schon. Viel Zeit haben wir nicht mehr. >> drängelte Lea.

Fiona war zwar noch immer nicht überzeugt, aber sie zog das Kleid an. Einen Spiegel hatte sie nicht um sich anzuschauen. Sie merkte nur, dass ihr Rücken fast komplett frei war. Also musste sie ohne BH gehen. Das war ihr gar nicht recht. Aber sie ließ Lea machen.

<< So, ein BH geht gar nicht. Ich habe aber einen Trick, um deine Brüste trotzdem gut und voll aussehen zu lassen.>> zwinkerte sie Fiona zu und nahm eine Rolle Klebeband.

Fiona starrte sie entsetzt an. Was will sie denn mit dem Klebeband?

<< Zieh das Kleid noch mal runter >> forderte sie Fiona auf. Fiona gehorchte, wenn auch widerwillig.

Lea nahm das Klebeband, riss kleine Streifen ab und fixierte damit Fionas Brust. << Das ist mein Trick, wenn ich solche Kleider anhabe.  Das Klebeband geht auch wieder gut weg, du wirst fast nichts merken und der Kleber bleibt auch nicht auf der Haut.  So, fertig, kannst wieder hochziehen. >>

Fiona schloss das Kleid wieder und schaute an sich runter.

<< Wie hast du denn das gemacht? So ein schönes Dekollté hatte ich noch nie! Wahnsinn! Zumindest von hier oben sieht es gut aus. >> meinte Fiona und grinste.

<< Setz dich hin, ich schminke dich noch etwas. Ich weiß dass du nicht viel davon hälst, aber ein klein wenig würde ich deine Augen betonen und etwas Lipgloss auftragen. Deine Augenringe würde ich auch gerne verstecken. >>

Fiona stellte sich auf eine längere Prozedur ein und rechnete schon damit, dass Marc auf sie warten muss. Doch Lea beherrschte ihr Handwerk und war in nicht mal 5 Minuten mit dem Schminken fertig. Sie nahm Fionas Haare, machte ihr einen hohen Pferdeschwanz und band eine ebenfalls schwarze Schleife rein.

<< So fertig. Jetzt geh mal ein paar Schritte zurück, ich will dich mal anschauen. >>

Lea quitschte entzückt auf. << Wahnsinn, du siehst so toll aus!  Wenn du an einem Spiegel vorbeikommst, dann schau dich bitte mal an. Du bist zauberhaft. >>

Fiona wurde rot. Solche Komplimente war sie nicht gewöhnt.

<< Hast du irgendwelche schwarzen Schuhe? >>

<< Ja, die die ich angezogen hatte, als wir Zwei essen waren. >> antwortete Fiona.

Lea überlegte kurz, sah sich Fiona an und meinte << Geht. Anziehen! >>

Fiona zog sich ihre schwarzen Pumps an. Lea schaute auf die Uhr << 19:59 Uhr, geschafft! >> und freute sich richtig.

<< So, raus jetzt. Hier hast du eine passende Handtasche. >> Fiona nahm sich ihren Geldbeutel und den Schlüsselbund. Dann verließen sie den Laden. Pflichtbewusst wie immer schloss Fiona ab. Gerade als sie den Schlüssel aus dem Schloss ziehen wollte kam ein Auto angefahren.

<< Das ist Marc. Viel Spass heute Abend. Ich komme morgen vorbei und hole meine Sachen ab. >> Lea winkte zum Abschied.

6. Kapitel

Marc hatte in der Zwischenzeit angehalten und ist ausgestiegen. Als er Fiona ansah, merkte man ihm an, dass er positiv überrascht war.

Er ging zu ihr hin. << Hallo Fiona. >> er musterte sie von oben bis unten. Er fand, dass sie außergewöhnlich schön aussah. Lea hatte sie dezent geschminkt und alles wirkte natürlich. Das Kleid stand ihr auch sehr gut. << Du siehst bezaubernd aus, wollen wir? >> mit diesen Worten hielt er ihr den Arm hin, so dass Sich Fiona einhaken konnte.

Fiona musterte ihn ebenfalls. Er trug eine einfache schwarze Jeans und ein weißes Hemd, das er nicht ganz zugeknöpft hatte. Die Ärmel hatte er lässig hochgekrempelt. Schick dachte sie sich. Gar nicht so übel.

Er öffnete ihr galant die Autotür. Sie setzte sich hinein und er stieg auf der anderen Seite ein. << Wo wollen wir denn hinfahren? >>

Fiona überlegte… << Falls es dir nichts ausmacht würde ich gerne in Leas Lieblingspizzeria gehen. Dort war es das letzte Mal sehr lecker. >>

Marc grinste sie an << Klar, kein Problem. >>

Fiona schaute sich während der Fahrt die Umgebung an. Sie fuhren an vielen kleinen Häusern vorbei. Fiona atmete kräftig durch und schaute traurig. So etwas wäre ihr größter Traum. Ein kleines Häuschen mit einem nicht zu großen Grundstück.

Marc bemerkte ihre Reaktion. << Geht es dir gut? >>

<< Ja, ja, alles klar. >> meinte Fiona niedergeschlagen.

Marc stutzte. Was war denn auf einmal? << Sicher?  Wir können auch wieder umdrehen wenn es dir nicht gut geht. >>

<< Nein, nein, alles ok. >> Da Fiona nichts weiter sagte, ließ er das Thema und sie schwiegen bis sie bei der Pizzeria ankamen.

<< Wir sind da. >> meinte Marc, nachdem er einen Parkplatz gefunden hatte.

Er stieg aus, öffnete Fiona die Tür und hielt ihr die Hand hin. „Wow, ganz der Gentleman.“ dachte sie sich.

Die Antwort kam natürlich sofort „sag ich doch, du kennst mich nicht.“

„Mist, das hatte ich vergessen, dass er meine Gedanken lesen kann. Aber anscheinend nicht immer.“

„Nein, immer funktioniert es nicht.“

Fiona schüttelte sich. Daran muss sie sich erst noch gewöhnen. Gespräche zu führen ohne zu sprechen. Warum sich dran gewöhnen? Was sollte das denn jetzt? Fiona war sich gar nicht mehr sicher was sie denken oder nicht denken sollte. Es war zu verwirrend.

Marc und Fiona betraten die Pizzeria. Der Kellner führte sie an den gleichen Tisch, an dem sie schon mit Lea gesessen hatte.

Die beiden setzten sich. Marc studierte die Karte.

<< Sollen wir einen Wein trinken? >>

Fiona zögerte mit der Antwort. Sie war sich nicht sicher. Wein hatte sie bisher noch nicht oft getrunken.

<< Ok, aber nur ein kleines Glas. Alkohol habe ich bisher nur sehr wenig getrunken. >>

<< Warum das? >> Marc musterte sie. << Naja. >> meinte sie scheu << Du weißt ja wo und wie ich lebe….ich hatte einfach kein Geld um mir einen Wein oder andere alkoholischen Getränke zu kaufen. Für mich gab es meistens Tee oder einfach nur Wasser. >>

Marc nahm die Karte und schaute sie weiter an. Fiona betrachtete Marc. Sie wusste ja schon was sie wollte.

„Eigentlich sieht er gar nicht schlecht aus…. Seine Augen …. Ich könnte drin versinken. Er ist bestimmt gut gebaut. Kein Bauch und kein Gramm Fett dran…. Wahnsinn. Wie es wohl wäre… “ dachte sie.

Marc schaute amüsiert auf und fing an zu grinsen.

<< Na, gefalle ich dir? >> Fiona war sich sicher, dass er wieder ihre Gedanken gehört hatte und wurde rot. Verlegen nahm sie die Speisekarte, hielt sie so, dass Marc ihren roten Kopf nicht sehen konnte und blätterte darin.

Immer noch mit einem Grinsen im Gesicht fragte Marc  << Was möchtest du essen? >>

<< Pizza Hawaii. >> sagte Fiona hinter der Karte und versuchte zu überspielen wie verlegen sie war.

Der Kellner kam und Marc bestellte für sie mit.

Fiona fiel kein Gesprächsstoff ein, um mit Marc zu plaudern. Deprimiert schaute sie sich im Lokal um.

Marc bemerkte ihren Stimmungswechsel und meinte << Ich finde es schön, dass du heute mitgekommen bist. >>

Fiona war sich nicht ganz sicher ob er wirklich alles ernst meinte. Schließlich gehörte Marc zu den oberen 10.000 und sie war im Gegensatz fast ganz unten angekommen. Er hat sich auch bisher nicht richtig beachtet. Immer war er abweisend gewesen… bis auf den Tag, an dem er ihr die Wohnung angeboten hatte.

<< Danke. >> mehr brachte Fiona nicht raus.

Das Essen wurde gebracht und beide genossen ihre Pizza und schwiegen.

Nach dem Essen trank Fiona schnell ihren Wein leer und entschuldigte sich kurz bei Marc.

Auf der Toilette ging sie als erstes zum Spiegel. Lea hatte ihr gesagt, sie sollte sich anschauen. Fiona traute ihren Augen nicht. Das war doch nicht sie! Aus dem Spiegel schaute sie eine hübsche Frau an. Leicht geschminkt und mit einem tollen schwarzen Kleid. Sie schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Das Bild verschwand bestimmt, wenn sie sie wieder öffnete. Doch nichts geschah. Fiona war erstaunt, was Lea aus ihr gemacht hatte.

Sie wusch sich die Hände und ging zurück zu Marc.

<< Möchtest du noch einen Nachtisch? >>

<< Nein danke, die Pizza reicht mir vollkommen. Es wäre nett, wenn wir bezahlen könnten. Ich bin müde und möchte ins Bett. >>

<< Ok, kein Problem. >> Marc winkte dem Kellner und beglich die Rechnung.

Zusammen verließen sie das Lokal und stiegen in Marcs Auto ein.

<< Jetzt waren wir einen ganzen Abend zusammen essen und wir kennen uns noch immer nicht besser wie vorher. >> meinte er und schaute zu Fiona.

<< Ja es hat sich nicht ergeben. Schweigen war auch mal ganz nett. >> antwortete Fiona sarkastisch. << erzähl was aus deinem Leben >> Schüchtern setzte Fiona hinterher << du kannst dich ja ganz einfach mal vorstellen. Ich weiß von dir nicht mehr, wie dass du Marc heißt, hier wohnst und der Bruder von Lea bist. >>

Amüsiert schaute Marc sie an. << Das ist doch schon eine ganze Menge >> Grinsend setzte er hinterher << Da weiß ich ja mehr von dir…. >>

<< Wieso? >> unterbrach Fiona ihn.

<< Weil Lea die ganze Zeit zu Hause erzählt wie toll du bist, wie sie dich bewundert. Was du alles machst etc… ich weiß auch, dass du 23 bist. Wo du wohnst ist ja kein Geheimnis mehr… deine Arbeit auch nicht… >>

<< Toll >> schnaubte Fiona dazwischen << Es wäre schön mal mehr von dir zu wissen. >>

Marc überlegte. << Was willst du denn von mir wissen? So aufregend ist mein Leben auch nicht. >> Fiona schaute ihn wütend an. Daraufhin gab Marc sich geschlagen << Ok, ok, ich bin 25 Jahre alt, wohne mit meiner Schwester, ihrem Lebensgefährten und meinem Bruder zusammen in einem Haus hier in der Stadt. >>

<< Ok, bis auf dein Alter ist das nichts Neues. Lea hat auch erzählt dass ihr alle in eurem Familienunternehmen arbeitet. >>

<< Ja, was ist sonst noch so interessant…. Hm… >> Marc überlegte << Ah ja, das könnte dich interessieren. Wir gehen alle auch nicht auf gesellschaftlichen Empfänge, die eigentlich für uns ein Pflichtprogramm sein sollten.  >>

<< Warum nicht? >>

Marc erwiderte << Wir gehen nur wenn wir wollen… >> grinsend fügte er hinzu << also gar nie um ehrlich zu sein. Dieses ganze feine Getue ist nicht so unser Ding. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass wir recht früh unsere Entscheidungen selbst fällen mussten. Wie du weißt sind unsere Eltern immer unterwegs. Wir lieben unser Leben, so wie es ist. So haben wir auch keine Fotografen die uns hinterherjagen. Unsere Gesichter sind nahezu unbekannt. Für die Leute hier sind wie einfach nur reich… >>

<< Stimmt. Ihr werdet nicht verfolgt… jetzt wo du es sagst… Wie habt ihr das denn gemacht? >>

<< Unsere Eltern haben uns immer aus der Öffentlichkeit raus gehalten. Sie waren und sind heute immer noch der Ansicht, dass wenn wir es wollen wir uns selbst vorstellen sollen wer wir sind. >>

<< Diese Einstellung ist selten. Die müssen euch ja ganz schön versteckt haben um das zu schaffen. >>

<< Eigentlich war es kein Problem. Als unsere Mutter das erst Mal schwanger wurde war sie noch unbekannt. Sie waren nicht einmal verheiratet. Unser Vater hat in Kanada ein Haus bauen lassen. Wir wuchsen dort auf. Um auf keine öffentliche Schule gehen zu müssen gab es Privatunterricht. In dem Haus wohnte auch das Personal mit Frauen bzw. Männern und ihren Kindern. So waren wir auch nie alleine. Wir spielten mit den Kindern der Angestellten. Wir fanden uns nie als etwas Besseres. Später als wir studierten wurden wir nur auf den deutsch klingenden Namen angesprochen. Unsere wahre Herkunft konnten wir dort auch geheim halten. Nachdem wir alle fertig waren sind wir wieder nach Deutschland gewandert und leben jetzt hier. Unsere Eltern hatten darauf bestanden, dass wir von zu Hause aus arbeiten können um nicht in den Firmensitz fahren zu müssen. Die Vorstellungen von Neuigkeiten werden alle von Mitarbeitern aus dem Firmensitz gemacht. >>

<< Also das finde ich von euren Eltern echt klasse. Das würden nicht alle Eltern machen. >>

<< Ja wir hatten Glück und sind ihnen auch dankbar, dass sie uns die freie Wahl lassen. >>

Fiona und Marc schwiegen wieder einmal. Unangenehm war es nicht, eher so als ob beide die Ruhe genießen würden.

Plötzlich erinnerte sich Fiona an den Satz, den sie nur zur Hälfte gehört hatte. Sie beschloss, dass sie Marc danach fragen sollte.

<< Ähm… Marc…. >> meinte sie verlegen.

Er sah sie an << ja? >>

<< Ich weiß nicht wie ich anfangen soll….. Eigentlich belausche ich keine Gäste…. Aber… >> es war zum verrückt werden. Fiona fielen einfach nicht die richtigen Worte ein. Sie nahm allen Mut zusammen und fragte << Was sollst du mir erklären? Was ist deine Aufgabe? >>

Marc stutzte und schaute sie fragend an << Was meinst du? >>

Fiona sagte << ich habe gehört wie ihr gesprochen habt. Lea hat irgendwas gesagt, dass es deine Aufgabe wäre, mir etwas zu sagen…. Ich belausche niemand. Nur als ich aus der Toilette kam hörte ich den Rest von dem Satz. >>

Marc schien sich zu erinnern << Ach das meinst du…. Das war nichts. >>

<< Für Lea war das aber wichtig so wie es sich angehört hat. >>

<< Ja für sie schon….und eigentlich ist es wichtig. Wie soll ich dir das nur erklären…. >> Er schwieg eine ganze Zeit lang. Sie waren fast wieder an Fionas Laden angekommen. Marc suchte einen Parkplatz und parkte gekonnt ein.

<< Also Fiona ich weiß wirklich nicht, wie ich es dir sagen soll. >>

<< Dann versuch es einfach. >> meinte Fiona gelassen, war aber trotzdem aufgeregt was er ihr erklären sollte.

<< Glaubst du an Übernatürliches? >> fragte Marc.

<< Nein, warum denn? Es gibt nichts was nicht wissenschaftlich zu erklären wäre. Glaubst du dran? >> sprach Fiona sicher.

<< Hm… Naja, es gibt bestimmt einiges was nicht wissenschaftlich erklärt werden kann. Schau… >>

Fiona unterbrach ihn << Was willst du mir jetzt damit sagen? >>

<< Lass mich mal bitte ausreden. >> bat Marc sie. << Also es ist so. Ich bin zwar ein Mensch, aber ich habe eine übernatürliche Fähigkeit. Ich kann Gedanken lesen. Diese Fähigkeit setzt ein, sobald wir unsere Gefährtin oder Gefährten gefunden haben. >>

Fiona schaute Marc an und runzelte die Stirn. << Du willst mir weiß machen, dass du ein außergewöhnlicher Mensch bist. Da brauchst du dir keine Mühe geben. >> Fiona fing an zu lachen und meinte << Das weiß ich jetzt schon. Übernatürlich arrogant und eingebildet. >>

Marc schnaufte und schaute gekränkt auf << Du willst es wohl nicht verstehen… oder? >>

Fiona lachte weiter << gleich erzählst du noch, dass du unsterblich bist und ein Vampir oder so was. >> Diese Phantasie war zu viel. Fiona hielt sich den Bauch vor Lachen.

Marc versuchte es ein letztes Mal. << Jetzt hör mir doch mal zu. Ich stelle dir 3 Fragen. Wenn du die alle mit ja beantworten kannst, glaubst du mir dann? >>

<< Welche wären das? >> fragte Fiona ohne auf die vorherige Frage einzugehen.

<< 1. Findest du mich attraktiv? >> Fiona schaute ihn verdutzt an. Was bildet der sich ein? Ja, sie fand ihn attraktiv. Sehr sogar. Aber er würde nie etwas von ihr wollen. Dazu waren sie zu verschieden. Er passte auch nicht zu ihr. Anfangen würde sie mit ihm bestimmt nichts. Sie entschied sich trotzdem, ihm eine ehrliche Antwort zu geben << Attraktiv vielleicht…, aber du würdest nie etwas mit mir anfangen. Du suchst dir doch bestimmt eine Frau aus deinen Kreisen aus. Für euch sind wir doch nichts Besonderes. Eher der Abschaum.  >> frustriert schnaubte Fiona.

Marc ging auf die Stichelei nicht ein << 2. Frage wenn du mir in die Augen schaust, was siehst du? Und wie ich bereits mitbekommen habe, versinkst du nur zu gerne da drin. Hab ich Recht? >>

<< Ja, auch wenn ich es ungern zugebe. Deine Augen sind schön. Sie glitzern, wie Moos auf dem Tau ist wenn die Sonne scheint… richtig schön. >>

Marc nickte bestätigend << 3. Frage du kannst mich in deinem Kopf hören oder nicht? >>

<< Ja. Warum ist mir ein Rätsel, aber eigentlich ist mir es egal. Wenn du nicht da bist, dann hab ich ja Ruhe >> meinte sie frech.

Eine Weile saßen sie noch im Auto. Keiner sagte etwas. Fiona hing ihren Gedanken nach. << Wenn du kein richtiger Mensch bist, was bist du dann? >> fragte sie neugierig in die Stille.

<< Ich bin ein Paramanneskjaner. >>

Fiona sah ihn schief von der Seite an. << Aha. Aber nichts für Ungut. Das Essen mit dir war schön. Nur der Rest ist wohl etwas aus dem Ruder gelaufen. Ich denke es ist besser wenn ich jetzt gehe… >> Fiona machte ihre Handtasche auf und holte den Schlüsselbund heraus. Sie öffnete die Autotür und stieg aus.

<< Ich wünsche dir noch einen schönen Abend. Sag Lea, dass sie ihre Sachen holen kann. >> Fiona winkte zum Abschied, drehte sich um und ging zu ihrem Laden.

<< Paramanneskjaner…. Dass ich nicht lache…. Der spinnt doch…Morgen kommt Lea und behauptet das Gleiche…. Wo bin ich da nur gelandet…  >> murmelte sie vor sich hin, als sie die Tür öffnete.

Sie schloss hinter sich ab und ging in ihr Zimmer zum Schlafen.

7. Kapitel

Am nächsten Morgen wurde es hektisch. Fiona hatte vergessen ihren Wecker zu stellen und wurde 10 Minuten bevor sie den Laden aufschließen musste wach. Fahrig sammelte sie sich passende Kleidung zusammen. Die Bluse war recht schnell angezogen, gleich darauf nahm sie ein Haarband um ihre Haare etwas zusammenzuhalten. Die Hose folgte auf dem Weg in Richtung Theke. Leider hatte Lea noch überall ihre Sachen stehen was zur Folge hatte, dass sie mit dem Fuß in einer Tüte hängen blieb und mit dem Kopf an die Wand fiel.

Na was ein toller Morgen dachte sie sich, als sie sich wieder aufrappelte. Sie hielt sich den Kopf. Das wird bestimmt eine Beule geben…Es kann ja nur besser werden.

Als sie an der Theke ankam schaltete sie die Geräte ein und hastete zur Tür. Die ersten Menschen standen schon und warteten. Gott sei Dank waren sie alle heute gut gelaunt. Keiner ließ etwas verlauten, dass sie zu spät dran war.

Fiona bemühte sich, die verlorene Zeit wieder aufzuholen indem sie die Schüler und Arbeiter schnellstmöglich bediente. Durch den Stress am Morgen hatte sie keine Gelegenheit über den vergangenen Tag nachzudenken.

Heute war ausnahmsweise auch sehr viel los. Erst gegen 10 Uhr wurde es ruhiger. Sie nahm sich einen Kaffee und setzte sich.

Jetzt konnte sie über die letzten Tage nachdenken. Es ist viel passiert. Erst die Veränderung von Marc. Das Angebot für die Wohnung. Ihre Freundschaft mit Lea. Ihre Verabredung mit Marc… ja Marc…. Was ist mit ihm? Sollte sie ihm den Schwachsinn glauben?

Fiona glaubte nicht an Sachen die sich nicht belegen ließen.

Aber warum hörte sie Marcs Gedanken? Warum hörte er sie? Was hatte er gestern gesagt, sei er? Para… Mist.

Sie hatte das Wort vergessen. Aber es musste etwas sein, was nicht zu erklären war. Warum? Warum gerade sie? Was hatte das Leben mit ihr vor?

Fragen über Fragen, aber keine Antworten in Aussicht.

Fiona wurde abgelenkt, als ein Herr den Laden betrat. Geschäftig ging sie hinter ihre Theke und bediente den Mann.

<< Macht dann 2,50 EUR. >>

Der Mann nahm seine Geldbörse und überreichte ihr das Geld.

Er nahm sich seinen Kaffee, trank einen Schluck davon und musterte Fiona ungeniert. Fiona erwiderte trotzig den Blick.

Anscheinend gefiel dem Mann was er sah. Er nahm eine Visitenkarte und meinte zu ihr

<< Wenn du Lust auf Abwechslung hast, dann komm doch mal vorbei. >>

Fiona nahm die Karte, ohne einen weiteren Blick darauf zu werfen.

<< Falls ich Abwechslung benötige finden sich noch bestimmt andere Möglichkeiten. >> murmelte sie.

Der Mann verabschiedete sich und bevor er den Laden verließ sagte er zu ihr << Ich heiße Michael. >>

Ohne weiteren Gedanken an Michael steckte Fiona die Karte in ihre Schublade. Sie mochte es nicht so angemacht zu werden. Sie war kein billiges Flittchen. Flirten ja, aber nicht mit jedem in die Kiste gehen. Das war nicht ihr Ding. Obwohl, sollte sie es vielleicht mal ausprobieren? Immerhin war sie 23 und noch Jungfrau. Bisher hatte sie kein Glück bei Männern. Meist wurde sie entweder versetzt oder bevor es zu irgendetwas kam musste ihr „Partner“ plötzlich weg. Bei Marc wird es auch nicht anders sein. Sie machte sich keine Hoffnungen.

Wieder schweiften ihre Gedanken zu Marc. Sie dachte dass er gar nicht schlecht aussah. Er hatte irgendetwas an sich, was sie anzog. Außer den Augen fiel ihr nichts ein. Wenn er nur seine Art ablegen würde. Gestern war er ganz normal, sogar höflich und zuvorkommend. Warum hatte er nur so den Abend beendet?

Fiona schüttelte resigniert den Kopf. Diese Antworten werden noch eine Weile auf sich warten lassen.

Eine ganze Weile später trat auf einmal Lea in den Laden. Mit den Worten << Na, Fiona, alles klar? Wie war es gestern. Wie fand er dich. Was habt ihr gemacht? Wo wart ihr noch? Erzähl mal! >>

Fiona war erstaunt. Konnte sie so viel ohne Luft zu holen sagen? Wahnsinn.

<< Hallo erst einmal Lea. >> begrüßte sie die eben angekommene etwas reservierter.

Lea wurde rot. << Sorry, natürlich erst mal Hallo. >>

<< Willst du etwas zu trinken haben? >>

<< Gerne, mach mir bitte einen Tee und dann erzählst du mir ALLES. >> gegen Ende wurde sie immer lauter und aufgeregter.

Fiona war erfreut, dass sich außer ihnen kein weiterer Kunde im Laden befand. Routiniert richtete sie den Tee und brachte ihn zu Lea, die sich in der Zwischenzeit an den bekannten Tisch gesetzt hatte.

Vorsichtig stellte sie den Tee ab und ließ sich auf den Stuhl neben Fiona sinken.

<< So, jetzt. Was soll ich dir denn von gestern erzählen? >>

<< Alles. >>

<< Ok, wir waren essen und er hat mich wieder Heim gebracht. >>

<< Mensch Fiona, ich will wissen was ihr gemacht habt. Wo ihr wart. Über was ihr euch unterhalten habt und nicht nur eine kurze Zusammenfassung. >>

Fiona beschloss, dass Fiona ruhig noch etwas leiden konnte. So neugierig wie sie war. Innerlich grinste sie.

<< Es gibt eben nicht viel zu erzählen. >> meinte Fiona und versuchte jede Emotion aus ihrer Stimme zu halten.

<< Sag mal, hast du dich mit meinem Bruder abgesprochen? Marc ist wie du! Ich habe gestern Abend und heute Morgen schon alles probiert um von ihm etwas zu erfahren. Er ist genauso verschwiegen. Wollt ihr mich ärgern? >> empörte sich Lea.

Fiona hatte mit so einem Gefühlsausbruch nicht gerechnet.

Sie lächelte. << Marc fand mich bezaubernd. Das hab ich nur dir zu verdanken. >> Lea freute sich richtig. << Dann hat sich der Aufwand ja gelohnt. >>

<< Ja hat er… wobei…. Ich wäre dir dankbar, wenn du deine Sachen wieder mitnehmen würdest…. Die wurden mir heute Morgen zum Verhängnis. >>

<< Warum das denn? >> Lea war erstaunt.

<< Naja, ich hab verschlafen und beim Anziehen bin ich an einer der Tüten hängen geblieben und mit dem Kopf an die Wand gefallen. Ich merke jetzt noch die Beule. >>

An Lea nagte das schlechte Gewissen << Ja ich weiß… ich hätte die Sachen gestern mitnehmen können… ich weiß ja dass du etwas beengt wohnst. >>

Fiona lachte auf << Beengt ist eine tolle Umschreibung. >>

<< Ich mache es wieder gut. Ich nehme später alles mit. Versprochen. Und dafür bist du meine Freundin und darfst dich wegen allem bei mir auslassen. >>

<< Danke. >> Fiona wusste nicht, was sie sonst zu dem Angebot sagen sollte.

Lea trank etwas von ihrem Tee, dann blickte sie wieder zu Fiona. << Und wie war der weitere Abend? Wo wart ihr Essen?  Wie findest du Marc. Ach und was mich noch interessiert. Warum bist du mit ihm ausgegangen? >>

<< Zu deiner letzten Frage… ich weiß nicht …. Vielleicht als Dankeschön? Ich finde ihn attraktiv, nur seine Art… mit der komme ich nicht ganz klar. Gestern war es schön. Er war auch ganz nett, jedenfalls bis wir vor der Tür waren. >> äußerte sich Fiona. << Ach und essen waren wir bei deinem Lieblingsitaliener. >>

<< Was ist passiert? >> Lea wurde neugierig.

<< Naja… ich weiß nicht… wie soll ich das sagen. Ich glaube dein Bruder hat eine Meise. >> sagte Fiona verlegen.

Lea stutzte << Er hat doch keinen Vogel. Was soll er denn damit? >>

<< Was? Wieso … Vogel… ich verstehe dich nicht. >>

<< Wir haben keine Haustiere >> entgegnete Lea.

Fiona schlug sich mit der Hand an die Stirn und biss sich auf die Lippen um nicht laut loslachen zu müssen. << Lea, das hat nichts mit einem Haustier zu tun…. >>

<< Mit was denn? >> unterbrach Lea sie.

<< Mit einer Meise haben ist kein Tier gemeint… es ist eine Redewendung… wenn du es so willst, eine nette Umschreibung für einen Spinner. >> jetzt konnte sich Fiona nicht mehr halten und lachte laut auf.

Lea saß auf ihrem Stuhl wie ein begossener Pudel. << Ach so meinst du das… mit Redewendungen kenn ich mich nicht so aus. In Kanada gibt es andere. Wieso bist du der Ansicht, dass er spinnt? >>

<< Wir standen gestern noch eine Weile an der Straße bevor ich ausgestiegen bin. Marc wollte mir irgendetwas erklären. Er meinte er sei so ein Paradings. >>

Lea schaute sie an. << Ja…. Was soll ich dazu sagen… es stimmt. Es heißt Paramanneskjaner. >>

<< Och neee, Lea! Du glaubst den Mist? >> fragte Fiona perplex.

<< Ja ich glaube daran und es ist kein Mist. Ich bin auch einer. >>

<< Hat er dich damit angesteckt? Oder wieso behauptest du das auch? >>

Lea setzte eine ernste Miene auf  << Nein, wir werden so geboren. Dir alles zu erklären ist eigentlich die Aufgabe von Marc. Ich darf dir da nichts darüber erzählen. >>

<< Warum ist das so geheimnisvoll? Warum darfst du es mir nicht erzählen? >>

<< Hm… ich kann dir nur sagen, dass Marc dir alles erklären muss und auch soll. Er soll dein Gefährte sein und somit ist es seine Pflicht dich einzuweihen. >>

<< Ich glaube das alles nicht. Auch nicht diese Paradings-Sache und das mit den Gefährten. Das ist doch alles nur aus einem Fantasy-Buch. >>

<< Doch Fiona, du kannst es uns glauben >> Lea rührte gedankenverloren in ihrem Tee, dann sprach sie weiter << Du kannst dich mit Marc in Gedanken unterhalten. Hier sagt man doch Telepathie dazu. >>

Fiona runzelte die Stirn, was Lea nicht abhielt weiterzusprechen. << Ich habe es gesehen. Ihr hattet eine Konversation. Eure Gesichtszüge haben euch verraten. Ich fand es ja äußerst interessant. >> Fiona wurde rot.

<< Ja… das waren aber keine netten Gedanken…. >> gab sie zu.

<< Was es war ist egal. Nicht jeder ist immer gut gelaunt >> sagte Lea mit einem Lächeln. << Aber immerhin siehst du es ein, dass es etwas Besonderes ist. >> erleichtert schnaufte Lea durch. << Diese Art der Konversation können nur Gefährten halten… >>

Fiona unterbrach sie  << Moment, das hatte ich vergessen…. Ich soll was? Ich soll eine bzw. SEINE Gefährtin sein? Nie im Leben. Er findet mich doch gar nicht toll. Schau dir mal an wie ich lebe. Wir passen gar nicht zusammen. Das muss ein Irrtum sein.  >> erwiderte Fiona energisch. Gegen Ende wurde sie auch immer lauter.

<< Psst, Fiona, sei leiser. Es muss ja nicht jeder mitbekommen, der hier vorbeiläuft. Lass mich noch ein klein wenig darüber erzählen. Aber für den Rest ist wirklich mein Bruder zuständig. Wie schon gesagt, nur ihr Zwei könnt die Gedanken des jeweils anderen hören. Jeder Außenstehende bekommt nichts mit. >>

Fiona schaute ungläubig. Sie kniff sich in den Arm um zu überprüfen ob sie nicht träumte. Nein, es tat weh. Also musste sie wach sein.

<< Fiona, ich denke du solltest dich mit Marc über die Sache unterhalten. Ach und du darfst keinem ein Wort davon sagen. Bitte halte dich daran. >>

Resigniert schnaufte Fiona. << Das heißt jetzt ich bin gezwungen mit Marc mehr Zeit zu verbringen? >> Lea nickte zustimmend << Na toll! >> grummelte Fiona.

<< Ja du wirst bald sehr viel Zeit…. >> Lea hielt sich den Mund zu. << Vergiss bitte was ich gesagt habe. Das durfte ich nicht. Bitte, bitte versprich es mir. >>

<< Ja ok, ich werde überhaupt nichts sagen. Jedem wo ich erzählen würde, dass ich jemand kenne der behauptet er wäre übernatürlich, der würde mich gleich zum Psychiater schicken oder in die Klapse einweisen lassen. Da brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Ich will noch eine Weile mein Leben leben…. Und für allen anderen Kram hab ich eigentlich im Moment keinen Kopf. Ich muss erst mal zusehen, dass ich wieder eine Wohnung bekomme. >> Fiona setzte feixend hinterher << wobei die Aussicht in der Klapse zu sein, auch seine Vorteile hätte. Ich hätte tägl. 3 Mahlzeiten, einen geeigneten Waschplatz und ein Bett. >>

Lea schaute sie ungläubig an. << Du willst doch nicht ernsthaft in die Klapse? >>

<< Nein, das hatte ich nicht vor. War eben nur so eine Überlegung. Nicht ernst zu nehmen >> antwortete Fiona schmunzelnd.

<< Fiona, ich weiß es ist nicht leicht alles zu verstehen und zu verarbeiten. Gerade in deiner Situation. Wenn du reden willst, ich bin für dich da. Leider kann ich dir nicht mehr sagen, wie ich heute getan habe. Ich bekomme sonst ärger. >>

Fiona stand auf und umarmte Lea. << Wenn ich dich als Freundin habe, schaffe ich es vielleicht. Nur musst du dich damit anfreunden, dass ich dir die Ohren wegen deinem Bruder vollheule wenn er mich mal wieder verärgert hat. >>

Lea lachte. << Ich warte darauf. Und ich hoffe, dass sich mein Bruder endlich so verhält wie es sein sollte. So kann es nicht ewig weitergehen. Er muss sich damit abfinden. >>

<< Was soll ich jetzt deiner Meinung nach tun? >>

<< Wenn du Marc siehst, unterhalte dich mit ihm. Lernt euch kennen. Ihr müsst euch verstehen.  >>

Das waren einige Auskünfte, die sie von Lea erhalten hatte. Nur schlauer war sie jetzt auch nicht. Fiona merkte, dass die ganze Situation ihren Tribut forderte. Sie bekam Kopfschmerzen.

<< So, Lea, ich möchte dich nicht ärgern, aber es ist Zeit zum Abschließen. Ich möchte nur duschen und ins Bett. Das war wohl heute etwas viel. Wann sehen wir uns wieder? >>

<< Ich komme vorbei, wie es passt. >> sagte Lea und verschwand nach hinten um ihre Taschen und Tüten zu holen. Mit diesen verließ sie dann den Laden. Vor ihrem Auto drehte sie sich noch einmal um und rief Fiona zu << Es wird sich alles ergeben wie es soll. Du schaffst das. >>

Fiona schaute ihr noch zu, wie sie alles im Auto verstaute und winkte ihr als sie davonfuhr.

Eine Weile später lag sie auf ihrem Schlafplatz. Einschlafen konnte sie nicht, obwohl sie sehr müde war. Sie hatte kaum Antworten auf ihre Fragen erhalten. Sie war fast noch verwirrter wie vorher.

Irgendwann schlief sie trotzdem ein.

8. Kapitel

Am nächsten Morgen stand Fiona früh auf und schloss den Laden auf. Heute schienen die Leute alle kaffeesüchtig zu sein. So viel Besuch hatte sie die letzten Tage nicht. Arbeiter, Schüler und sogar Männer in Anzügen betraten den Laden. Sie freute sich richtig. Das würde ein toller Tag werden. Die Schlange wurde immer länger. Plötzlich kam eine Person mit einem sehr großen Blumenstrauß zur Tür rein und drängte sich an den Warteten vorbei. Wer den Blumenstrauß trug konnte sie noch nicht sehen. Der Blumenstrauß kam direkt auf sie zu. Die Person, die ihn trug senkte ihn und dahinter kam Marc zum Vorschein. Er lächelte sie an. Langsam schritt er weiter auf sie zu. Er trat hinter die Theke und ging auf die Knie.

Die Warteten hörten auf zu reden und atmeten alle nur noch ganz leise. Jeder war versucht kein Geräusch mehr zu machen. Alle blickten gespannt auf Marc und was jetzt passieren würde.

<< Fiona, ich habe sehr lange gebraucht um zu verstehen, dass du die Richtige für mich bist. Ich möchte dich endlich kennen lernen. Darf ich dich heute Abend ausführen? >>

Fiona schluckte überrascht. Marc wollte wieder mit ihr ausgehen? Sie freute sich und sagte verlegen << Gerne. >>

Die Menge jubelte. Es war wahrscheinlich nicht das was sie sich dachten, aber bestimmt eine nette Abwechslung. Wer kauft denn ca. 50 rote Rosen und fragt nach einem Date? Das würde die nächsten Tage Gesprächsstoff genug sein. Diese Aktion wird sich bestimmt wie ein Lauffeuer verbreiten. Mit Kniefall nach einem Date fragen. Das gab es bestimmt noch nie. Fiona grinste.

Marc freute sich wie ein kleines Kind. Er strahlte über das ganze Gesicht. Fiona dachte „wenn er lacht sieht er richtig süß aus“

Wenn er gekonnt hätte, dann hätte er noch mehr gestrahlt. „ Danke für das Kompliment. Ich finde dich auch süß“

Peinlich berührt schaute sich Fiona ihre Kaffee-Maschine an. Marc sollte nicht merken, wie ihr das wieder zusetzte, dass er ausgerechnet diesen Gedanken gehört hatte, wobei er ihr auch ein tolles Kompliment gemacht hatte, was ihr Gesicht rot werden ließ.

<< Ok, dann hole ich dich heute Abend ab. Zieh einfach was ganz normales an und nimm dir bitte noch eine Jacke mit, es könnte kühler werden. >> während er dies sagte, legte er den Blumenstrauß auf einen der Tische und verließ den Laden. << Ich freue mich. >> rief er noch über die wartende Kundschaft hinweg.

Fiona war noch immer überrascht. Marc mit einem großen Blumenstrauß. Da war völlig verrückt. Mit so einer Geste hatte sie nicht gerechnet. Und dann noch der Kniefall. Für ein Date! Mit einem Grinsen im Gesicht dachte sie sich, der Mann ist verrückt, aber wirklich nett verrückt.

Sie beeilte sich, die wartenden Kunden schnell zu bedienen. Sie lächelte und freute sich auch auf den Abend. Sie würde Marc wieder sehen. ALLEINE. Bei den Gedanken an ihn konnte sie fast merken, wie die Schmetterlinge in ihrem Bauch anfingen zu flattern und ihr Herz schneller anfing zu schlagen.

Der Tag zog sich endlos in die Länge. Als es endlich Abend wurde, richtete Fiona ihre Kleidung und rannte schnell ins Schwimmbad um zu Duschen. Hastig zog sich an. Zurück lief sie etwas gemütlicher. Sie wollte nicht verschwitzt zu ihrem Date mit Marc gehen. Schnell wurde ihre Tasche im Laden abgestellt. Auf dem Weg zur Tür nahm sie ihre Jacke vom Haken und ging aus dem Laden. Sie schloss ab und verstaute ihren Schlüssel in der Jacke.

Fast zeitgleich kam Marc mit seinem Auto um die Ecke. Er hielt an und Fiona stieg ein.

<< Hallo Fiona, ich freue mich so, dich zu sehen. Du siehst wieder bezaubernd aus.  >> Er umarmte sie und gab ihr ein Küsschen auf die Wange.

<< Hallo Marc. Ähm… Danke…. Ich habe doch nichts Besonderes an…. >> um sich ihre Verwirrtheit nicht anmerken zu lassen fragte sie << Wohin willst du mit mir gehen? Meintest du das alles heute Morgen ernst? >>

<< Du verdienst nur das Beste und ich möchte heute nur mit dir allein einen schönen Abend verbringen. Ja ich meinte alles ernst. >>

<< Du weißt schon, dass du die nächsten Tage das Gesprächsthema Nr. 1 bist? Die Leute hier tratschen furchtbar gerne. >>

<< Mich kennt ja keiner und mir ist es egal, was die anderen Leute denken. Sollen sie doch. Ich freue mich richtig auf den Abend mit dir. >>

Fiona wurde ganz aufgeregt. Einen Abend zu Zweit. Sie merkte wie sich eine Hitze in ihr breit machte. Ihre Hände wurden feucht und sie fing an vor Aufregung zu zittern. Da Marc nicht merken sollte was mit ihr los war, setzte sie sich auf ihre Hände. Es sah zwar etwas verkrampft aus, wie sie im Auto saß, aber das störte sie nicht.

<< Wohin fahren wir? >>

<< Wir fahren an den Strand. Unser Vater besitzt dort ein Grundstück mit einem kleinen Strandabschnitt. Dort können wir ungestört sein. Bietet sich doch an um sich kennen zu lernen. Absolute Ruhe, nur das Rauschen des Meers ist zu hören und wenn wir Glück haben, können wir einen schönen Sonnenuntergang sehen.   >>

Fiona schüttelte den Kopf „ist an Marc ein Romantiker verloren gegangen?“

„Ja… Nein… ich möchte nur einen Abend mit der hübschesten Frau auf der Welt verbringen.“

Sie riss die Augen auf. So ein Kompliment und das von Marc? Schade, dass er es nicht ausgesprochen hatte. Eine Weile fuhren sie schweigend weiter.

Die Stille wurde fast unangenehm. Fiona überwand diese und fragte << Ist es weit bis zum Strand? >>

<< Nein, noch ca. 15 Minuten, dann sind wir da. >>

Marc schaute zu Fiona und sie blickte ihn verlegen an. So ein Date hatte sie noch nie in ihrem Leben.

<< Woran denkst du? >> fragte Marc.

Fiona war so von ihm verzaubert, dass sie seine Frage nicht hörte. Fasziniert beobachtete sie ihn. Marc nahm seine Hand und schnippte vor ihren Augen.

<< Erde an Fiona…. Bist du noch da? >> aufgeschreckt durch das schnippen sah ihn Fiona an. << Jaja, ich bin noch da…. >> Marc grinste. << Dann ist ja gut. >> meinte er schmunzelnd.

Fiona sah sich die Gegend an. Es war recht verlassen hier. Kaum Häuser waren zu sehen. Überall nur Wiesen und Felder. Es sieht hier echt toll aus, dachte sie sich.

Am Meer angekommen stiegen beide aus. Marc schloss das  Auto ab und sie liefen den kleinen Weg in Richtung Strand.

Dort angekommen erblickte Fiona einen Tisch mit zwei Stühlen. Auf dem Tisch lag eine Tischdecke und es war bereits für zwei Personen serviert. Auch ein Paar Kerzen standen auf dem Tisch. Irgendjemand hatte sie schon angezündet. Die Flammen tanzten mit dem leichten Wind. Als sie näher traten erkannte Fiona, dass der Tisch mit Rosenblättern dekoriert war. Es war wunderschön.

Fiona schenkte Marc einen fragendenden Blick.

<< Alles für dich meine Schöne. Ich habe dir gesagt, ich möchte einen schönen Abend mit dir verbringen. >>

An dem Tisch angekommen, setzte sich Fiona verlegen auf einen der beiden Stühle.

<< Was möchtest du Trinken? Wir haben Wein, Wasser, Apfelsaft und Orangensaft. >>

<< Erst mal einen Schluck Wasser bitte, ich habe Durst. Zum Essen können wir einen Wein trinken. >> antwortete Fiona.

Marc schenkte ihr Wasser ein und sie trank es zügig aus. << Danke, ich war wirklich sehr durstig. >>

 << Ich würde vorschlagen wir essen erst einmal in aller Ruhe und dann machen wir es uns gemütlich. >>

Marc nahm die Speiseglocken ab und es kamen verschiedene Häppchen zum Vorschein. << Ich wusste nicht was du möchtest, so habe ich von allem etwas bestellt. >> Fiona schaute sich die ganzen Häppchen an. Das war so viel. Wer sollte das denn alles Essen? Verschlang Marc so viel? Nein, konnte nicht sein. Als sie essen waren hatte er genau wie sie eine Pizza gegessen.

Marc sah sie an und schien ihren Gesichtsausdruck richtig zu deuten. << Wir essen was wir können. Den Rest nehmen wir einfach für morgen mit. >>

<< Ahh ok… ich dachte du hättest so einen großen Hunger. >> entgegnete Fiona frech.

Marc schaute sie überrascht an. << Nein, nein. Ich wusste nur nicht was du möchtest. So ist von allem etwas da. >>

Fiona freute sich. << Du bist süß. >>

Gemeinsam aßen sie und tranken dazu Wein. Nachdem sie fertig waren nahm Marc die Gläser und füllte sie erneut.

<< Komm wir gehen rüber und machen das Feuer an. >>

Er reichte ihr ihr Glas und hielt ihr im Gegenzug seine Hand hin. Fiona nahm sie und so schlenderten sie zum bereits aufgesetzten Lagerfeuer. Marc nahm ihr das Glas ab und stellte es auf eine kleine Kiste, die als Tisch diente. Er suchte in seiner Hose nach einem Feuerzeug und als er es gefunden hatte, zündete er das Lagerfeuer an. Fiona schaute sich um. Der Platz war super schön. Es war nicht weit bis ins Wasser und man konnte sie nicht sehen, da hinter Ihnen eine Wand aus Steinen war. Richtig romantisch.

<< Warte mal bitte ganz kurz. >> Marc verschwand hinter der Steinwand. Als Fiona ihn erblickte trug er einige Decken an das Lagerfeuer. Er breitete sie aus und deutete ihr, dass sie sich setzen konnte.

<< Der Zeitpunkt ist perfekt, schau mal den Sonnenuntergang an. >> Marc setzte sich neben Fiona und legte seinen Arm um sie. << ja ist wirklich faszinierend. So einen Sonnenuntergang habe ich bisher nur auf Bildern gesehen. Unglaublich schön. >> schwärmte Fiona und sah beeindruckt dem Naturschauspiel zu.

Marc schaute sie an. Sie freute sich wirklich über alles. Fiona merkte, dass er sie ansah und sie sah ihm in die Augen. Sie konnte einfach nicht genug von diesen Augen haben. Ohne den Blickkontakt zu lösen näherte sich ihr Marc. Kurz bevor sich ihre Lippen treffen konnten hielt er inne. Er wollte ihr die Entscheidung überlassen ob sie ihn küssen wollte oder nicht.

Fionas Herz fing an schneller zu schlagen. Ihr Kribbeln im Bauch verstärkte sich. Sie schloss die kurze Lücke zwischen ihnen und begann ihn ganz vorsichtig zu küssen. Marc erwiderte den Kuss. Vorsichtig nahm er ihre Lippe und fing an zu knabbern. Fiona entwich ein leichtes Keuchen. Marc stupste mit der Zunge, um Einlass zu bekommen. Fiona öffnete ihren Mund und ihre Zungen fochten einen wahren Kampf aus.

Sie lösten sich voneinander, weil beide dringend Luft holen mussten. Völlig außer Atem sahen sie sich an und wieder lagen ihre Lippen aufeinander. Mehr wollten sie nicht.

Eine Weile später lösten sie sich voneinander und kuschelten sich in die Decken. Fiona fühlte sich geborgen. Sie sah den Flammen zu, wie sie in den Nachthimmel schlugen. Marc nahm eine Hand und zog ihren Kopf näher zu sich. Er gab ihr einen kleinen Kuss und meinte << Du bist das Beste was mir je passiert ist. Ich finde du bist eine unglaubliche Frau. Ohne dich ist mein Leben sinnlos. Wenn ich nicht bei dir sein kann, dann fühle ich mich nicht komplett. Jedes Mal wenn ich dich sehe scheint für mich die Sonne. Du bist meine Sonne. Ich weiß es klingt unglaubwürdig und verrück, aber ich muss es sagen. Fiona, ich habe mich in dich verliebt. >>

Perplex starrte ihn Fiona an. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie kannten sich doch fast nicht. Wie konnte Marc ihr so etwas sagen?

<< Du musst nichts sagen. Ich werde auf dich warten, bis du genauso fühlst wie ich. >>

<< Hm… ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ich finde dich attraktiv und ich küsse nicht jeden der mir über den Weg läuft. Aber ob das Liebe ist kann ich dir nicht sagen. Ich fühle mich von dir angezogen. Ich mag dich. Sehr sogar… Mehr kann ich im Moment noch nicht sagen. >>

<< Fiona, es ist ok. Wir warten was auf uns zukommt. Ich habe Zeit. Wenn du genauso fühlst, bin ich da. Ich bin immer da. >>

Wieder kuschelte sich Fiona an Marc und so lagen sie eine ganze Weile zusammen, bis Fiona eingeschlafen war.

Marc betrachtete sie. Sie sah wunderschön aus. Eine Strähne hatte sich über ihre Wange gelegt. Behutsam strich er sie zur Seite. Mein Engel dachte er sich. Er gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange und schmunzelte, dann kuschelte sich noch näher an sie ran und legte den Kopf auf seinen aufgestützten Arm.  

Der leichte Wind hatte sich gedreht. Fiona wurde wach, als sie den Rauch vom Feuer in die Nase bekam und husten musste. Marc bemerkte es und drehte sie herum.

Er stand auf und reichte ihr eine Hand um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein. Fiona hustete noch immer. Es war kühl geworden. Fiona fröstelte. Sie nahm sich eine Decke und legte sie sich um die Schultern. Mit Marc stand sie neben dem Feuer. Sie musste immer noch leicht husten. Marc nahm sie in den Arm. Fiona fühlte sich wieder geborgen. Was beide nicht bemerkten, war, dass ein Zipfel der Decke in die Flammen hing. Die Decke entzündete sich. Marc entdeckte es und schrie auf << Fiona, Decke weg! >> Fiona nahm die Decke und schmiss sie zur Seite. Dort glimmte sie vor sich hin.  Um das Feuer zu ersticken wollte Fiona Sand auf die Decke streuen. Dabei verbrannte sie sich die Hand. Marc rief ihr zu << Fiona! >> Doch Fiona hörte ihn nicht. Ihre Hand tat ihr weh. Tränen traten in ihre Augen. Sie nahm nichts mehr von ihrer Umgebung wahr.

Marc rief noch einmal verzweifelt << Fiona! >>

Plötzlich wurde sie wach. Es war heiß, sehr heiß sogar. Schlagartig bekam sie Panik. Ihr Laden stand in Flammen. Es war alles voller Rauch. Sie musste husten. Fiona bekam fast keine Luft mehr. Ganz  in der Ferne hörte sie wie jemand ihren Namen rief. Doch ihr reichte die Luft nicht zum Antworten. Mehr wie ein Krächzen brachte sie nicht raus. << Hier bin ich. >>

Die Rufe wurden lauter, fast panisch << Fiona, wach auf! Es brennt! >>

Sarkastisch dachte sie sich „das habe ich auch schon mitbekommen“.

Ein erleichterter Aufschrei erreichte sie. << Fiona komm raus! Du stirbst sonst! >>

 „Sehr witzig. Ich habe keine Fluchtmöglichkeit.“

„Fiona bekomm‘ keine Panik, ich bin vor dem Laden. Die Feuerwehr ist alarmiert. Die müsste gleich eintreffen.“

Fiona war erleichtert, dass Marc in der Nähe war. Er konnte ihr sagen was vor sich ging und sie beruhigen ohne dass es ein Außenstehender mitbekommt.

„Marc ich schaff es nicht. Ich sehe nichts“ rief sie ihm verzweifelt zu.

„Halte durch. Wir schaffen das!“

Sie schaute sich um. Der Rauch drang in die Augen. Sie konnte nichts mehr sehen. Sie stolperte und fiel hin. Sie hustete weiterhin. Vor lauter Tränen in den Augen sah sie nichts mehr.

„Nein Marc, ich kann nicht mehr….. keine Luft….“

Irgendjemand rief noch ihren Namen, sieh hörte ihn, antworten konnte sie nicht mehr. Sie hustete, ihr wurde schlecht. Der Rauch drang in ihre Lunge. Sie bekam keine Luft mehr. Plötzlich wurde alles um sie herum schwarz.  

9. Kapitel

Fiona wurde wieder wach. Ihr Hals kratze, das Atmen fiel ihr schwer. Sie öffnete die Augen, kniff sie jedoch gleich wieder zusammen weil das grelle Licht sie blendete.

Sie nahm wahr, wie jemand ihre Hand hielt und murmelte << sie wacht auf. Hol den Arzt! >>

Fiona erschrak, wo war sie? Sie versuchte erneut die Augen zu öffnen. Sie konnte nur die Deckenbeleuchtung wahrnehmen. Es war viel zu hell.

<< Licht… hell…. a…. >> krächzte sie und schloss wieder die Augen. Sie versuchte die Geräusche im Raum zu erkennen. Sie hörte ein zischen. Was das war? Erst jetzt merkte sie, dass sie an ein Sauerstoffgerät angeschlossen war. Dann fiel ihr wieder alles ein. Ihr Laden stand in Flammen. Sie lebte! Wer hatte sie gerettet? Wer hielt ihre Hand? Die Hand ließ sie los und verschwand. Sie hörte ein Klicken. War das der Lichtschalter? Vorsichtig öffnete sie die Augen. Sie drehte den Kopf zur Seite und konnte Lea erblicken, die sie mitleidig ansah.

Fiona stöhnte. Ihr Hals tat weh und dass sie nicht richtig atmen konnte störte sie.

<< Wie geht es dir? >> fragte sie vorsichtig.

<< Bescheiden. >> krächzte Fiona.

<< Willst du was trinken? >> Fiona nickte. Sprechen wollte sie nicht. Leah nahm ein Glas mit Strohhalm und hielt es ihr hin. Zögernd öffnete Fiona ihren Mund und versuchte etwas zu trinken. Sie nahm ganz kleine Schlucke. Selbst das Schlucken fiel ihr schwer.

<< Wo bin ich? >> fragte sie, nachdem sie fertig war.

<< Du bist im Krankenhaus. Marc hat dich aus dem Feuer gerettet. >>

Fiona erschrak << Ich bin im Krankenhaus? Ohje….. Nein, .. das darf ich nicht… muss weg. >> panisch versuchte sie aufzustehen.

<< Fiona bleib liegen! >> Lea versuchte sie zu beruhigen.

<< Nein… ich …. Kann…. Nicht! >> Fiona versuchte die Nadel, die sie in ihrem Arm entdeckt hatte zu entfernen. Lea hielt ihre Hand.

<< Lass das!  Du hast eine Rauchvergiftung. Die Ärzte wollen dich noch zur Beobachtung hier behalten. Du musst hier bleiben. >>

<< Nein …. Nicht…. Geht nicht! >>

Gerade als Fiona wieder versuchen wollte aufzustehen, öffnete sich die Tür und der Arzt trat ein.

<< Guten Tag Frau Walter. Mein Name ist Dr. Heidenreich. Ich bin ihr behandelnder Arzt. Dann wollen wir mal sehen wie es heute aussieht. >>

Fiona setzte sich aufrecht hin. << Mir geht… es gut… ich möchte nach … Hause. >>

<< Frau Walter, jetzt beruhigen sie sich erst einmal. Legen sie sich erst einmal wieder hin. Sobald sie wieder gesund sind lasse ich sie gehen. >>

<< Dr. Heidenreich, es… tut mir leid… ich muss… gehen. >>

<< Frau Walter, wenn sie jetzt gehen, kann ich für nichts garantieren. Hier stehen uns alle Möglichkeiten offen. >>

Vorsichtig drückte Dr. Heidenreich Fiona auf ihr Bett. << Legen sie sich erst einmal wieder hin. Ich muss nachsehen ob sie noch weitere Verletzungen haben. Haben sie irgendwo noch Schmerzen? >>

<< Nein… nur der Hals… Atmen geht noch schwer…Sie verstehen es nicht… keiner versteht es… ich kann nicht bleiben. >> Fiona versuchte einen verärgerten Gesichtsausdruck aufzusetzen, was ihr jedoch misslang. Es sah einfach nur kläglich aus.

Lea trat zu ihr ans Bett. << Fiona beruhige dich. Die Ärzte wollen doch alle nur das Beste für dich. >>

<< Ich kann nicht hierbleiben… >>

Lea wurde leicht wütend. << Fiona es reicht jetzt! Lass dich doch untersuchen. Du hattest verdammtes Glück, dass das Feuer bemerkt wurde und du noch lebst! >>

<< Nein, ich muss gehen. Ich… kann … nicht hierbleiben… Ich …ich… habe keine Versicherung. Wovon soll ich denn die Rechnung bezahlen? >>

Dr. Heidenreich und Lea schauten sie schockiert an.

<< Wieso hast du keine Versicherung? >> Lea schaute immer noch schockiert. << Jeder normale Mensch hat eine. Warum du nicht? >>

Fiona schluckte schwer. << Ich konnte es mir nicht leisten. >> gab sie bedrückt zu.

Lea schüttelte den Kopf. << Das bekommen wir hin. Du lässt dich jetzt untersuchen und ich gehe Marc suchen. >>

Schnell verließ Lea den Raum und Fiona war mit Dr. Heidenreich alleine.

<< Frau Walter, wir bekommen das hin. Sie können Rechnungen auch in Rate bezahlen, wenn sie möchten. >>

Niedergeschlagen antwortete Fiona << Ich weiß nicht ob ich überhaupt eine Rate bezahlen kann. Ich weiß nicht wie es um meinen Laden steht… Ob ich jemals wieder eröffnen kann? >>

<< Frau Walter, es gibt Möglichkeiten…. >> Dr. Heidenreich konnte nicht zu Ende sprechen. Die Tür öffnete sich. Fiona schaute hin und erkannte, dass Lea und Marc den Raum betraten.

<< Wir übernehmen alles. >> teilte Marc mit.

Fiona erstarrte. Das wollte sie nicht. Sie wollte niemand etwas schuldig sein. Bisher kam sie auch gut alleine klar.

Marc sah sie an << Keine Widerworte! Wir erledigen das. >>

Fiona sackte zusammen. Sie fühlte sich hilflos. Alles schien ihr zu entgleiten.

Dr. Heidenreich untersuchte Fiona und verließ mit einem zufriedenen Blick den Raum.

Marc nickte Lea zu und sie ging dem Arzt hinterher. Nachdem sie nur noch zu zweit im Raum waren trat Marc zu Fiona. Sie musterte ihn und erschrak. Wie sah er eigentlich aus? Er war noch ziemlich rußverschmiert. Seine Kleidung war teilweise angekohlt. Seine Schuhe waren auch kaputt. Er schien noch gar nicht zu Hause gewesen zu sein.  

<< Geht es dir gut? >> wollte sie von Marc wissen.

<< Ja, bei mir ist alles ok. >> Marc setzte sich neben Fiona auf das Bett und nahm sie in den Arm. Leise murmelte er << es wird alles wieder gut. Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt. >>

<< Warum? >> fragte Fiona tonlos.

<< Eigentlich wollte ich nach dir sehen... Ich wollte mit dir sprechen. Unser Date ist nicht so glücklich zu Ende gegangen… Dann als ich bei dir ankam… ich sah nur noch Flammen… ich wusste nicht ob du da drin bist… dann als ich endlich ein Lebenszeichen von dir hörte… plötzlich warst du weg… das war schlimm. … Ich habe dich gesucht…. Du lagst auf dem Boden… bewusstlos… ich dachte … ich ….ich… hätte dich…. verloren. Ich bin so …. froh, dass dir … nicht mehr passiert ist. Ich wüsste nicht … was ich … ohne dich …machen würde. >> stammelte Marc.

Fiona schaute zu Marc.

„ Er sieht wirklich mitgenommen aus. Meinte er das ernst? Hatte er mich gerettet? …. kann ich nie wieder gut machen… „

„Fiona, mach dich nicht verrückt. Wir kümmern uns um dich. Wir finden eine Lösung für alle Probleme.“

Niedergeschlagen seufzte Fiona. << jetzt habe ich nichts mehr…. >> und ihr rannte eine Träne die Wange hinab.

Marc schaute sie an, strich behutsam die Träne weg. << Nicht die Hoffnung aufgeben. Du schaffst das. Das was passiert ist, wird seine Richtigkeit haben.  >>

<< Wie meinst du das? >> fragte Fiona verwundert.

<< Lass uns darüber reden wenn du aus dem Krankenhaus bist. Hier ist nicht der richtige Ort. >> Marc strich ihr beruhigend über den Rücken. << Du kannst erst einmal bei uns unterkommen. >>

<< Wie kann ich das nur wieder gut machen? >>

<< Darüber mach dir erst mal keine Gedanken. Deine Gesundheit geht vor. >>

<< Danke. Auch wenn es das Einzige ist, was ich im Moment sagen kann. >>

<< Ich gehe mal nach Hause. Ich muss Duschen und mir was anderes anziehen. Ich komme später noch einmal vorbei. Bis ich da bin lasse ich Lea bei dir… >> mit einem Grinsen setzte er hinterher << zum Aufpassen, damit du nicht wegläufst. >>

Marc kam 2 Stunden später frisch geduscht und angezogen wieder. Fiona freute sich, aber sie war zu müde um sich weiter mit ihm zu unterhalten. Sie schlief ein. Marc saß bis spät abends an ihrem Bett und als die Besuchszeit zu Ende war fuhr er schweren Herzens heim.

Fiona musste noch 3 Tage im Krankenhaus bleiben. Ihr persönlicher Krankenpfleger Marc kümmerte sich liebevoll um sie. Ständig war er an ihrer Seite und versuchte ihr jeden Wunsch von den Lippen abzulesen.

 In dieser Zeit lernten sich Marc und Fiona immer besser kennen. Sie merkten, dass sie ähnliche Interessen hatten und sich so auch gut verstanden. Er tröstete sie, wenn sie traurig war und versuchte sie immer wieder aufzumuntern. Seine Nähe empfand sie angenehm. Wenn er sie im Arm hielt fühlte sie sich geborgen. Sie fand es sogar gar nicht mehr so schlimm erst einmal bei Marc und Lea unterzukommen. So konnte sie sich richtig erholen.

<< Weißt du was mit meinem Laden geschieht? >>

<< Die Brandermittler sind noch am Untersuchen. Wahrscheinlich war es ein Kurzschluss in der Elektrik. Erst wenn die fertig sind bekommen wir mehr Informationen. >>

<< Ist noch irgendetwas zu gebrauchen? Kann ich irgendwann wieder aufmachen? >>

<< Das sehen wir dann. >> meinte Marc und verschwieg ihr, dass ihr Laden abgerissen werden muss. Der Ermittler hatte ihm mitgeteilt dass Einsturzgefahr besteht.

Warum sich Marc so geändert hat konnte Fiona sich nicht erklären. Sie würde Lea mal fragen, woher der Sinneswandel kam.

Lea konnte die letzten Tage leider nicht vorbeikommen. Sie fehlte ihr, aber sie freute sich drauf, sie täglich zu sehen. Auch die Aussicht ohne Umwege sich waschen zu können erfreute sie.

Marc hatte ihr versprochen, dass sie ein Zimmer in ihrem Haus bekommen würde. Sogar mit eigenem Bad! Das war Luxus pur. Fiona fühle sich fast wie eine Prinzessin. Nur brauchte sie noch etwas zum Anziehen. Das würde sich auch noch finden. Vielleicht konnte sie von Lea noch ein paar abgelegte Kleidungsstücke für die ersten Tage haben.

Heute wurde Fiona entlassen. Marc wollte sie abholen. Nervös zog sie die Kleidung an, die Marc ihr gestern mitgebracht hatte. Sie musterte die Unterwäsche. Schwarze Spitzenunterwäsche. Ihre Wangen färbten sich rot. Hoffentlich hat Marc die nicht gekauft, dachte sie sich leicht verlegen. Die Jeans passte wie angegossen. Auch das Shirt war bequem. Lea war bestimmt einkaufen gewesen. Von ihr konnten die Kleider nicht sein. Die waren noch neu! Hoffentlich war Lea einkaufen gewesen.

Fiona holte sich ihre Papiere bei Dr. Heidenreich ab. << Kommen sie in den nächsten Tagen bitte noch einmal zur Kontrolle vorbei. >> Sie verabschiedete sich von Dr. Heidenreich.

Danach schritt sie langsam den langen Krankenhausflur entlang in Richtung Ausgang. Dort angekommen setzte sich in den Besucherbereich. Sie fixierte den Eingang um Marc nicht zu verpassen. Marc musste gleich da sein. Keine 2 Minuten später trat er strahlend durch die Krankenhaustür und umarmte Fiona zur Begrüßung.

<< Du siehst toll aus. Bereit?  >> Was Fiona nicht wusste. Marc würde sie nie wieder gehen lassen. Zu sehr hatten ihn die letzten Tage beschäftigt. Fast hätte er sie verloren. So einen Schreck wollte er nie wieder bekommen. Sie sollte bei ihm sein.

Fiona nickte. Marc nahm ihre Hand und zusammen liefen sie zu seinem Auto. Aufgeregt setzte sie sich in den Sitz und war gespannt. Sie würde das erste Mal das Haus von Marc und seinen Geschwistern sehen. Wie sie wohl lebten? Das Haus musste sehr groß sein, wenn sie sogar ein eigenes Bad bekommen würde.

10. Kapitel

Die Fahrt verlief schweigend. Nach 20 Minuten kamen sie endlich am Haus von Marc und seinen Geschwistern an und staunte Fiona. Sie erblickte ein riesiges weißes Haus. Marc fuhr durch das Tor, das er mit einer Fernbedienung aufgemacht hatte. Nachdem sie auf dem Gelände waren sah Fiona einen großen Garten. Einzelne Bäume und eine große Wiese vervollständigten das Bild. Wie im Märchen dachte sich Fiona.  Marc fuhr in die Garage und sie stiegen aus. Die Garage war so groß, dass 6 Autos hineingepasst hätten.

<< Komm wir gehen rein. Die anderen warten auf uns. >>

Fiona schnaufte durch und nickte.

Sie stieg aus und Marc folgte ihr. Nebeneinander gingen sie durch die Garage ins Haus.  Fiona sah sich um. Sie standen in einem großen Vorraum von wo aus man ebenfalls an die Haustür kam. Der Boden war mit hellem Marmor ausgestattet. Die Wände waren weiß gestrichen und die Decke bestand aus hellen Paneelen. Marc öffnete eine Tür und zeigte ihr, dass sie ihm folgen sollte. Er schloss die Tür hinter Fiona und ging in Richtung Wohnzimmer vor.

Fiona schaute sich weiter um. Eine große Treppe mit Holzgeländer führte ins obere Stockwerk. Auf der Treppe war ein Teppich ausgelegt. Der Rest war wie der Vorraum in hellen Farben gehalten. Sie folgte Marc und dann standen sie schon vor dem Wohnzimmer.

<< Also hier ist das Wohnzimmer, auf der anderen Seite ist die Küche. >> Marc deutete auf eine Tür auf der anderen Seite des Gangs.

Marc schritt durch die Tür und Fiona ging vorsichtig hinterher. Im Wohnzimmer angekommen sprang Lea auf und fiel Fiona um den Hals.

<< Schön dass du endlich da bist. Ich hab dich sooooooooo vermisst. Ich hoffe dir geht es wieder gut. Ich freu mich so. Ich zeig dir gleich alles. >>

<< Lea, jetzt lass sie doch erst mal ankommen. >> rief Jannik ihr zu

Fiona stand verlegen da. Solch stürmische Begrüßungen war sie nicht gewohnt. Den üblichen Handshake ja, den kannte sie. Wahrscheinlich ist das bei Geschwistern so. Im Heim hatte sie  nicht so eine liebevolle Behandlung genossen.

Jannik kam auf sie zu. << Hi, ich bin Jannik und der der da hinten steht ist Jan. >>

Jan winkte ihr lächelnd zu.

<< So, komm mit. Ich zeig dir dein Zimmer. >> Lea schnappte sich Fiona und zog sie hinter sich her.

<< Ich bin wohl überflüssig. >> meinte Marc mit einem Grinsen und Lea blieb abrupt stehen. Fast hätte Fiona sie umgestoßen.

Lea entgegnete entrüstet << Marc, ich hab sie nicht mehr gesehen, seit sie im Krankenhaus aufgewacht ist. Das sind schon ein paar Tage her. Du kannst sie mir ruhig mal ausleihen. >>

Marc fing an zu Lachen. << Ist ja gut. >> und an Fiona gewandt meinte er << lass dir nicht alles gefallen. Lea kann recht anstrengend sein. >>

Lea schnaufte empört und warf Marc einen beleidigten Blick zu.

<< Jetzt komm endlich mit. >> Lea zog sie wieder ein Stück mit. Fiona blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Hilflos stolperte sie hinter Lea her.

Lea zog sie die Treppe hoch und führte sie den Gang entlang bis an die letzte Tür. Das Bild von unten setzte sich hier fort. Alles war hell und freundlich.

<< Diese Zimmer hier sind unsere. Ich teile mir ein Zimmer mit Jannik. Das neben uns gehört Jan. Dein Zimmer ist das hier und neben dir wohnt Marc.  >>

Lea deutete hinter sich << Da drüben sind noch 3 Gästezimmer. Davon haben wir eins für unsere Eltern reserviert. Sie kommen zwar nicht oft vorbei, aber einen Schlafplatz wollten wir ihnen schon geben.  >>

Sie öffnete die Tür und schob Fiona in ihr neues Reich. Fiona schaute sich um. Es war traumhaft. Es gab zwei Sessel, ein großes Bett, ein Schreibtisch und 2 Türen. Sogar einen Fernseher entdeckte sie. Lea ging auf die erste Tür zu << Das hier ist das Bad. >> Fiona schaute rein. Das Bad war zwar nicht sehr groß, aber mit allem ausgestattet, was man sich wünscht. Toilette, Badewanne, Waschbecken und Dusche. Wann hatte sie das letzte mal gebadet? Sie wusste es nicht mehr. Lange muss es her sein. << So, dann zeig ich dir noch deinen Kleiderschrank. Der ist hier hinter dieser Tür. >> Lea öffnete ihn und Fiona konnte sehen, dass schon einige Kleidungsstücke hineingehängt waren.

<< Ich war etwas für dich einkaufen. Ich hoffe dir gefallen die Sachen… >> fragend schaute sie Fiona an.

Fiona sah sich ein paar Teile an und nickte. << Oh man, wie soll ich das nur alles wieder gut machen. Sobald ich Geld habe bekommt ihr es wieder. >>

Lea schnaubte << Untersteh dich! Das ist dein Einzugsgeschenk. >> mit einem Schmunzeln fügte sie noch hinzu << und ich hatte endlich die Gelegenheit mal wieder ordentlich zu shoppen. Meine Brüder sind der Meinung ich hätte genug und sollte erst mal meine Sachen anziehen bevor ich mir neue kaufe. >>

Fiona, die noch ganz überrumpelt war, von den vielen Eindrücken setzte sich auf ihr Bett. Sie drückte die Matratze mit den Händen. Schön weich und sicher sehr bequem, dachte sie sich.

<< Ich lass dich mal alleine. Du kannst dir alles in Ruhe ansehen. Wenn was ist oder du etwas brauchst, ich bin unten. >> Lea verließ gut gelaunt den Raum.

Fiona legte sich auf ihr Bett. Sehr gemütlich. Die Krankenhausbetten waren nicht sehr bequem gewesen. Einen erholsamen Schlaf hatte sie im Krankenhaus nicht gehabt. Sie drehte sich auf die Seite und schlief ein.

Eine Weile später wurde sie von einem Klopfen wach. Verschlafen murmelte sie << Ja? >>

Die Tür ging auf und Marc spazierte rein. << Willst du mit uns was essen? >>

<< Wie spät ist es denn? >> fragte sie immer noch nicht richtig wach.

<< 17 Uhr. >>

<< Ohh, ja…ähm… ich komme. >> bestürzt, dass sie den ganzen Mittag verschlafen hatte stand Fiona auf. << Geh schon mal vor. >>

Sie ging noch schnell ins Bad, um sich den Schlaf aus den Augen zu waschen, dann öffnete sie die Tür und wanderte sie die Treppe hinunter. Unten angekommen sah sie sich noch einmal um und erkannte die Tür wieder, die ins Wohnzimmer führte. Sie öffnete die andere.  

<< Ahh, da ist ja unser Dornröschen. >> wurde sie von Jannik begrüßt.

Fiona wurde rot. Wie sie das hasste. Warum mussten sie sie immer in Verlegenheit bringen?

Sie setzte sich auf den einzig freien Platz am Tisch, natürlich neben Marc, und dann aßen sie zusammen.

<< Das war wirklich sehr gut. Wer hat das gekocht? >>

Verlegen schauten die Vier auf den Tisch. Was war denn jetzt?

Lea fing sich als erstes. << Naja… wir haben das bestellt. >>

Fiona lachte los. << Naja, auch eine Variante des Kochens. Könnt ihr kochen? >>

<< Nein, keiner von uns. Wir haben es nie gelernt… >> sagte Jan verlegen.

Fiona bemerkte amüsiert, dass sie es jetzt einmal geschafft hatte, die Geschwister in Verlegenheit zu bringen.

<< Wenn ihr wollt, kann ich morgen etwas für uns kochen, aber… >>> bot Fiona an.

Fiona wurde von Jan unterbrochen << …aber nur wenn du möchtest…. Wir könnten dann gleich die Einweihungsfeier der Küche machen. Außer Kaffee und Tee wurde da noch die etwas gekocht. >>

Nach dem Essen ging Fiona wieder in ihr Zimmer. Sie entschied sich zu Baden. Sie schaute in ihren Kleiderschrank. Nach einigem Suchen fand sie Unterwäsche und einen Bademantel. Verblüfft dachte sie, Lea hat an wirklich alles gedacht. Das muss ein Vermögen gekostet haben.

Ohne weitere Gedanken an Kleidung oder Anderem ging sie ins Badezimmer und nahm ein ausgiebiges Bad. Nachdem sie fertig war kämmte sie sich ihre Haare und trocknete sie. Danach legte sie sich auf ihr Bett. Sie war müde, aber einschlafen konnte sie dennoch nicht. Ihre Gedanken fanden keine Ruhe. Die letzten Wochen und vor allem die letzten Tage ließ sie noch einmal Revue passieren.

Seit sie Lea kennen gelernt hatte ist so viel passiert. Was sie am Schlimmsten fand war, dass sie alles verloren hatte. Keine Wohnung und kein Job mehr. Wieder schlichen sich einige Tränen über ihre Wangen. Sie musste jetzt als aller erstes daran denken, ihr Café wieder aufzubauen. Ob die Bank ihr dafür einen Kredit gab? Wer konnte ihr helfen? Sie kam zu dem Entschluss, dass sie sich morgen gleich darum kümmern würde.  

Während ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, klopfte es an der Tür.

<< Komm rein, ist auf. >>

Marc betrat nach der Aufforderung den Raum.

<< Schläfst du schon? >>

<< Nein, ich konnte noch nicht einschlafen. >>

Er setzte sich in einen Sessel, der bei ihr im Zimmer stand.

<< Wir müssen reden. >> sagte er.

<< Worüber? >> fragte Fiona, wobei sie doch schon eine Ahnung hatte, was ihr Marc sagen wollte.

<< Über dein Café und die Gefährten-Sache. >> bestätigte Marc ihre Gedanken.

<< Was ist mit dem Café? Wieso willst du darüber reden? Ich habe vor morgen zur Bank zu gehen und einen Kredit zu beantragen. >>

<< Fiona ich habe es dir nicht gesagt…. Ich wollte dich im Krankenhaus nicht damit belästigen. Das Café wird warhscheinlich nie wieder aufmachen können. >>

<< Warum? >> schockiert riss sie die Augen auf.

<< Ich habe mit einem Gutachter gesprochen. Er meinte es bestehe Einsturzgefahr und das Beste wäre es, das Gebäude abzureißen und neu aufzubauen. Der Besitzer des Pavillons ist von dem Gutachten bereits informiert. Er möchte es neu aufbauen…. >> Marc stockte. Er wusste wie Fiona reagierte, wenn sie den Rest erfuhr. << Er möchte es größer bauen und was daraus folgt kannst du dir vorstellen. >> Marc konnte das Kind nicht beim Namen nennen. Er wollte sie nicht noch mehr zum Grübeln bringen.

<< Was hat er vor? >> fragte Fiona flüsternd.

Marc sah sie mitleidig an. << Ok, du musst es irgendwann erfahren… Er möchte es größer bauen. Er hat vor einen Tagungssaal hinten anzubauen und er möchte dann mehr Pacht haben.

Fiona war geschockt. << Nein, das… kann… nicht … sein… Nicht… noch … einmal. >> Sie fing an zu weinen so bestürzt war sie.

Marc stand auf und ging zum Bett. Behutsam nahm er sie in den Arm und strich ihr beruhigend über den Rücken. << Es sollte wohl so sein. >> murmelte er.

<< Wie meinst du das? >> fragte sie barsch.

<< Es ist leider so, dass alles was dir passiert ist in einer gewissen Art und Weise passieren musste. >>

Fiona machte große Augen << Wie… dass ich fast verbrannt bin musste sein? >> Sie blickte Marc fassungslos an.

<< Nein, du bist … wie soll man es nennen… ein Extremfall? >>

Fiona schüttelte den Kopf. << Was meinst du damit? >>

<< Es ist so… Alle Gefährten oder Gefährtinnen müssen ihr altes Leben zurücklassen. Dazu gehört der Verlust beziehungsweise die Aufgabe von fast allem. Das einzige was einem bleibt ist die Familie. >>

<< Na toll. Das was mir geblieben wäre habe ich nicht. >> meinte sie sarkastisch.

<< Eigentlich ist alles mein Fehler… wenn ich dir früher davon erzählt hätte wäre es nicht so weit gekommen…>>

Fiona unterbrach Marc << Ich hätte dir eh nicht geglaubt. Wieso hätte ich meinen Laden schließen sollen. Nur um eine Gefährtin zu spielen? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. >>

<< Fiona es ist so. Hättest du dir erlauben können für ein Jahr deinen Laden zu schließen oder eine Person einzustellen, die ihn für dich führt? >>

<< Dass ich keinen einstellen konnte weißt du. Ich hatte gerade mal genug Geld um irgendwie über die Runden zu kommen. Warum müssen wir für 1 Jahr? >>

<< Sobald sich Gefährten gefunden haben, müssen sie eine Reise zusammen machen. Die Reise dauert ca. 1 Jahr. >> dass noch mehr hinter der Reise steckt wollte Marc ihr nicht sagen. Er war der Ansicht, dass das als erste Information reichen musste.

<< Du bist dir sicher? Was ist nach dem Jahr? >>

<< Nach diesem Jahr können Gefährten entscheiden, ob sie die erweitere Bindung eingehen möchten oder nicht. >>

Fiona hielt sich den Kopf. Das waren ganz schön viele Infos, die Marc ihr gerade mitgeteilt hatte.

<< Es ist zwar alles etwas viel. Wann müssten wir denn los? >> sie sah Marc ausdruckslos an, die Aussicht etwas von der Welt zu sehen brachte sie dann aber trotzdem zum Lächeln.

<< So schnell wie möglich, aber erst wenn du wieder ganz gesund bist. Vorher wäre das ein Risiko. >> ergänzend sagte er << Ach und bevor wir fahren, wirst du erst einmal eine Krankenversicherung abschließen. >>

<< Mit was soll ich die denn bezahlen? >>  Fiona sah Marc verständnislos an. << ich habe nichts mehr? Wovon? >>

<< Fiona das wird schon. Ich schließe eine für dich ab. >>

<< Das kannst du doch nicht machen. Ihr seid alle so großzügig. Erst darf ich hier wohnen, dann habe ich eine Menge an Kleidung bekommen. Ihr habt noch nicht einmal gesagt, was ihr für das Zimmer wollt und jetzt soll ich noch eine Krankenversicherung bezahlen? >>

<< Ich glaube Lea hat dir schon gesagt, dass die Kleidung dein Geschenk zum Einzug ist. Wohnen darfst du hier kostenlos… Ist zum Teil ja auch mein Fehler… Wenn ich mich früher mit der Situation hätte anfreunden können, wäre es nicht so weit gekommen. Die Versicherung schließe ich ab. Ich habe mir überlegt, dich als meine Lebensgefährtin mit eintragen zu lassen. >>

<< Warum tust du das alles? Ich habe das Ganze doch gar nicht verdient. Was meinst du mit… >> Fiona machte Gänsefüßchen in der Luft << mit der Situation anfreunden können. >>

<< Doch hast, du. Du bist wundervoll. >> dann sah er Fiona etwas verlegen an << Ich war immer der Ansicht, dass wenn man seinen Gefährten findet, das eine zwanghafte Verbindung sei. Gezwungene Liebe sozusagen. Als ich gemerkt hatte, dass du meine Gefährtin bist, wollte ich es nicht wahr haben. Ich war geschockt und absolut nicht auf die Situation eingestellt. Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich nie meine Gefährtin finden würde. Bis jetzt hat auch nur Lea ihren Gefährten gefunden. Da sie noch nicht 23 ist, durfte sie noch keine Verbindung eingehen. Also habe ich da auch nicht viel mitbekommen können. Ich weiß, ich habe mich wie ein Trottel verhalten und wenn ich ehrlich bin, hat mir Lea ganz schön den Kopf gewaschen. Bitte verzeih‘ mir, denn das war nicht ich selbst. >>

<< Marc ich glaube ich bin müde. Können wir morgen weiterreden? >>

Marc nickte verständnisvoll. << Können wir, ich wünsche dir eine gute Nacht. >> Er umarmte sie und gab ihr ein Küsschen auf die Wange. Gleich darauf verließ er den Raum. Er hörte gerade noch wie Fiona ihm auch eine gute Nacht wünschte.

11. Kapitel

Am nächsten Morgen stand Fiona auf und ging zuerst ins Bad um sich zu duschen. Gleich fühlte sie sich wacher. Sie ging zurück in ihr Zimmer und zog sich eine Jeans und ein Shirt aus dem Kleiderschrank. Danach machte sie sich auf den Weg in die Küche.

Dort angekommen traf sie Marc an.

„Was für ein Zufall.“ Dachte sie und Marc antwortete ihr „ich wünsche dir auch einen guten Morgen“

Fiona war es peinlich. Tiefrot wand sie den Kopf zur Seite und murmelte << Guten Morgen. >>

Marc kicherte leise.

Fiona sah sich in der Küche um. Wo sind wohl die Kaffeetassen?

<< Falls du Tassen suchst, die sind im Schrank über der Kaffeemaschine. >>

<< Danke. >> sagte sie leise.

Fiona machte sich einen Kaffee und setzte sich an den großen Tisch in der Küche. Sie sah sich um. Gestern hatte sie die Tür nicht gesehen. Sie fragte Marc << Wohin geht diese Tür? >>

<< Welche? >> fragte Marc.

Dies nahm Fiona zum Anlass sich genauer umzusehen. Tatsächlich erblickte sie noch eine weitere Tür, die nicht in ihrem Blickfeld lag.

<< Beide. >> antwortete Sie Marc auf seine, wie sie fand, unverschämte Frage.

<< Die Tür schräg hinter dir ist die Vorratskammer, die ist leer und die hinter mir geht in das Esszimmer. Das benutzen wir jedoch nicht. In der Küche ist es gemütlicher. >>

Fiona trank ihren Kaffee leer und stellte die Tasse in die Spülmaschine.

Sie öffnete den Kühlschrank und schaute hinein. << Ohje… >> entfuhr es ihr. Es war außer Milch und Champagner nichts im Kühlschrank. Sie schloss diesen wieder und drehte sich zu Marc um.  << Bestellt ihr jeden Tag etwas zu essen? >>

<< Fast jeden Tag… entweder gehen wir essen oder wir lassen uns etwas bringen. Warum? >>

<< Ich wollte euch doch etwas kochen… aber so wie es aussieht, müssen wir erst einkaufen gehen. >>

<< Wenn du willst… ich fahr dich dann. Sag Bescheid, wenn du fertig bist. >>

Fiona ging wieder nach oben in ihr Zimmer und setzte sich in einen der Sessel. Sie merkte, dass die letzten Wochen nicht spurlos an ihr vorüber gegangen waren. Sie war müde und erschöpft. Sie schlief schnell wieder ein.

2 Stunden später wurde sie wach und streckte sich. Es war ungemütlich im Sitzen zu schlafen. Sie machte sich auf den Weg ins Bad und wusch sich schnell ihr Gesicht und richtete die Haare. Als sie zu Marc nach unten ging überlegte sie sich, was sie kochen könnte. Sie entschied sich für einfache Hausmannskost. Schnitzel mit Pommes und Salat. Das hatte sie schon lange nicht mehr gegessen und sie freute sich darauf.

Sie fand Marc im Wohnzimmer vor. Er war in seine Arbeit vertieft. Sie beobachtete ihn eine Weile. Wie er da saß und sich die Haare raufte. Das musste ein schwieriges Problem sein, über das er brütete. Sie schmunzelte. Wenn ihr einer vor ein paar Wochen erzählt hätte, dass sie ihn mit verstrubbelten Haaren im Wohnzimmer sitzen sehen würde, den hätte sie wahrscheinlich für verrückt erklärt. Erst seit dem Krankenhaus lernte sie ihn besser kennen und auch schätzen. Er machte so viel für sie. Sie war ihm unheimlich dankbar, für alles was er tat. Ob es auch so bleiben würde?

Marc hatte sie bis jetzt noch nicht bemerkt. Mit einem Räuspern machte sie auf sich aufmerksam. Er schaute sie an und fing an zu Lächeln.

Verlegen sah sie ihn an. << Ich würde gerne einkaufen gehen. >>

<< Klar, hab ich dir doch versprochen. Wir fahren gleich. >> Marc stand auf und ging aus dem Wohnzimmer. Fiona folgte ihm. Im Vorraum zog er seine Schuhe an und richtete sich etwas seine Haare.

<< Wohin sollen wir fahren? >> Fiona überlegte. Zum Cent-Markt. Marc stutzte. Wo war denn der? << Ok… wenn du mir sagst wo der ist? >>

Fiona zeigte ihm den Weg. Dort angekommen stiegen beide aus und betraten den Laden. Schnell suchte Fiona ihre Zutaten zusammen. Sie hatte vorher noch die Küche angeschaut. Gewürze gab es auch keine, also suchte sie noch das Passende.

Zusammen liefen sie an die Kasse und Marc bezahlte.

Am Auto sagte er verdutzt << Das hat ja gerade mal so viel wie 2 Essen gekostet. >>

Fiona schmunzelte. << Was soll ich sagen? Ich lebe schon ewig so…. >>

Marc sah sie an. Er merkte, dass er keinen Vergleich zu seinem Leben ziehen konnte. Sie hatten immer genug Geld und mussten sich keine Gedanken machen, was sie kaufen konnten und was nicht.

Sie stiegen ein und fuhren zurück.

Fiona ging ihr Gespräch von gestern durch den Kopf. << Sag mal, meintest du das gestern ernst? >>

Marc sah sie verwundert an << Was meinst du? >>

<< Dass du keine Gefährtin haben willst oder wolltest. >> half ihm Fiona auf die Sprünge.

<< Ja habe ich. Ich war immer der Ansicht, dass das eine gezwungene Verbindung ist. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass es auch für mich das passende Gegenstück gibt. >>

<< Was ist daran so schlimm? Ich meine ich hatte jetzt einige Tage Zeit mir meine Gedanken zu machen… Eigentlich sind noch viele Fragen offen, aber ich hoffe dass du mir sie bei Gelegenheit beantwortest. >> Fiona wusste immer noch nicht wie sie mit der Geschichte umgehen sollte. Je mehr sie darüber nachdachte, desto merkwürdiger fand sie alles. Sie hatte beschlossen sich von Marc alles erklären zu lassen. Von Lea konnte sie keine Hilfe bekommen. Wie sie gesagt hatte, durfte sie nichts sagen.

<< Werde ich… >> murmelte Marc << weißt du, ich war 25 Jahre alleine. Die meisten finden ihre Gefährten früher. Ich dachte ich wäre verschont. Aber eigentlich bin ich jetzt dankbar. Du bist einfach toll und verständnisvoll. Ich hätte nie gedacht, dass es jemanden gibt, der mich so glücklich macht. >>

<< Danke. >> meinte Fiona leise doch leise Zweifel blieben.

Sie fuhren wieder durch das Tor über das Grundstück in die Garage. Marc parkte wie am Vortag und zusammen trugen sie die Einkäufe in die Küche.

<< Wann kommen die anderen? >> wollte Fiona wissen.

<< Wie gestern. >>

Fiona schaute Marc fragend an. << Ähm… ich weiß nicht wann sie wieder gekommen sind. Ich hatte geschlafen. >>

Marc schlug sich die Hand an die Stirn. << Stimmt. Du hast ja einen Schönheitsschlaf gehalten. >> feixte er << Sie kommen gegen 16:30 Uhr. >>

<< Ok, dann fange ich bald an zu kochen. >>

Fiona verstaute das Eingekaufte im Kühlschrank.

Marc sah sie an. << Soll ich dich etwas im Garten rumführen? >>

Fiona strahlte. << Gerne. >>

Zusammen liefen sie aus dem Haus in den großen Garten. Der Garten hinter dem Haus war noch viel größer, als das was sie bisher gesehen hatte. Marc führte sie einen Weg entlang. Am Ende angekommen erblickte Fiona einen Teich. Marc nahm sie an die Hand und sie gingen zu einer Bank um sich hinzusetzen.

<< Hier ist es wunderschön >> Freute sich Fiona.

<< Ja, das ist mein Lieblingsplatz hier auf dem Grundstück. Meine Geschwister kommen nie hier her. Also, wenn du deine Ruhe brauchst, dann scheu dich nicht. >> grinsend setzte er an << ich weiß ja wo ich dich dann finde, wenn du nicht im Haus bist. >>

Fiona sah auf den Teich. Völlig unzusammenhängend fragte sie Marc << Was ist das für eine Reise, die wir machen sollen? >>

<< Die Reise der Gefährten. >>

<< Was soll das sein? So etwas wie Flitterwochen? >>

Marc schaute sie an. << Ich weiß nicht. >>

<< Wieso weißt du das nicht? Du erzählst mir, wir wären ein Jahr unterwegs und du weißt nichts von der Reise? Wie kann das sein? >>

<< Also, zu Beginn müssen wir nach Irland zu unserem König gehen und…. >>

Fiona unterbrach ihn << Ihr habt einen König? >>

<< Ja, haben wir. Dort müssen wir einen Umschlag aus einem Topf ziehen. Wir bekommen eine Aufgabe gestellt, die wir lösen müssen. >>

<< Also so was wie eine Schnitzeljagd? >> fragte Fiona neugierig.

<< Ich glaube nicht…. >> resigniert schüttelte Marc den Kopf. << Ich weiß es einfach nicht… >>

<< Was weißt du sonst noch von der Reise? >>

<< Leider nicht viel. Einiges werden wir, wenn wir unsere Aufgabe haben erfahren. Mehr wie ich dir dazu gesagt habe weiß ich nicht. >>

<< Seltsam. >> wunderte sich Fiona. << Warum wird so ein Geheimnis aus der Sache gemacht? >>

<< Vielleicht hängt es mit unserer Geschichte zusammen… >> vermutete Marc.

<< Geschichte? >>  Fiona wurde neugierig. Endlich erfuhr sie etwas über Marc << Erzählst du sie mir? >>

Marc sah auf die Uhr. << Später gerne, aber jetzt solltest du in die Küche, wenn du rechtzeitig fertig werden willst. >> meinte er schmunzelnd.

Fiona ärgerte sich. Endlich hatte sie die Gelegenheit etwas von Marc zu erfahren und jetzt musste sie kochen. Warum hatte sie sich auch anbieten müssen? Fiona lief mit einem ärgerlichen Gesichtsausdruck und einem Grummeln im Bauch zurück.

Marc bemerkte es, hielt an und nahm sie in den Arm. << Nicht ärgern. Aufgehoben ist nicht aufgeschoben. >>

Fiona sah ihn an. << Wieso kennst du die hiesigen Sprichwörter? >>

<< Warum nicht? Man muss sich doch anpassen. >>

<< Warum kennt Lea sie nicht? >>

<< Lea macht sich nicht viel aus Gebräuchen und Sprichwörtern. Sie kennt zwar einige von Kanada, aber hier hat sie noch nicht viele gehört. >>

Fiona lachte laut los. Der Ärger war vergessen.

Marc sah sie verwundert an.

<< Kennst du das >> sie machte mit ihren Fingern Gänsefüßchen << einen Vogel haben? >>

<< Ja klar kenn ich das. Kannte Lea es nicht? Wann hast du es zu ihr gesagt? >>

<< Nein…. Ich weiß aber nicht ob ich es dir erzählen soll….  >> verlegen sah sie Marc an << ich habe es über dich gesagt. >> sie kniff die Augen zu und atmete tief durch. Als sie keine Reaktion bekam öffnete sie ganz vorsichtig ein Auge. Marc stand nur da und sah sie verblüfft an.

<< Warum soll ich einen Vogel haben? >>

Beruhigt darüber, dass Marc nicht böse wurde traute sich Fiona zu reden. << Naja… ich hatte mich über dich geärgert… an unserem Date… als du mir das mit den Paramanneskjaner erzählt hast. Ich habe dich für verrückt gehalten. >>

<< Marc lachte. Kein Problem. Dann waren wir wohl beide nicht ganz unschuldig… auch ich habe einiges zu Lea über dich gesagt… was ich jetzt nicht mehr behaupten kann. Sagen wir es so, wir sind quitt. >>

Fiona fiel ein Stein vom Herzen. Marc war ihr nicht böse. Ist das auch so eine Gefährten-Sache?

In der Küche angekommen setzte sich Marc an den Tisch. Fiona holte die Zutaten aus dem Kühlschrank und fing an zu kochen. Marc sah ihr interessiert zu.

Es war fast 16:30 Uhr, als Fiona ihm sagte << Deck mal den Tisch. >>

Marc tat zu was er aufgefordert wurde. Pünktlich mit dem letzten Teller öffnete sich die Tür und Jan, Jannik und Lea traten ein.

<< Pünktlich wie die Maurer. >> meinte Fiona. Lea sah sie skeptisch an, sagte aber nichts.

Fiona servierte das Essen und sie aßen schweigend. Zwischendurch sah Fiona auf und versuchte aus den Gesichtern zu lesen ob es schmeckt. Keiner sagte etwas.

„Hoffentlich schmeckt es allen.“ Dachte sie sich.

„Du hast toll gekocht, wirklich sehr lecker“ bekam sie von Marc ihre Antwort. Erleichtert sah sie zum ihm und er schenkte ihr ein Lächeln.

Die anderen drei äußerten sich immer noch nicht. Als sie fertig waren räumten sie ab und Fiona hatte immer noch nichts gehört, ob es geschmeckt hat.

Jan holte 5 Gläser und einen Sekt aus dem Kühlschrank und öffnete diesen. Er schenkte ein, stellte die Gläser auf ein Tablett und ging voran ins Wohnzimmer.

Unruhig folgte Fiona ihnen. Hat es ihnen nicht geschmeckt? Warum sagen sie nichts? Wenn Marc auch nicht mitgeteilt hätte, wäre sie wahrscheinlich in Tränen ausgebrochen.

Im Wohnzimmer stellte Jan, das Tablett auf den Tisch und überreichte jedem ein Glas. Jannik räusperte sich. Lea stand hibbelig daneben.

<< Also… >> begann Jan und machte eine längere Pause. Alle sahen ihn erwartungsvoll an., dann sprach er weiter << das war das erste Essen, was in unserer Küche zubereitet wurde. Ich fand es sehr gut. Willst du jetzt jeden Abend kochen? >>

Fiona fiel die Kinnlade hinunter. Die anderen bemerkten ihre Verblüffung.

<< Mensch Fiona, wir haben uns mit dir einen Scherz erlaubt. >> endlich sprach auch Lea wieder. << Du kannst sehr gut kochen. Wir hatten im Auto schon beschlossen nichts zu sagen… wir wollten dich einfach etwas veräppeln. >>

<< Vielen Dank auch… >> meinte Fiona << Ich habe wirklich gedacht, dass es euch nicht schmeckt. >>

Marc umarmte sie. << Du kannst wirklich gut kochen. Danke für das Essen heute. Ach und Jans Vorschlag musst du nicht in die Tat umsetzen. Du darfst kochen, wenn du möchtest. An den anderen Tagen bestellen wir einfach wie bisher. >> Er gab ihr noch einen Kuss auf die Wange und ließ sie wieder los.

Sie tranken leer und unterhielten sich noch über allerlei. Es wurde bereits schon dunkel. Fiona gähnte und entschied sich in ihr Bett zu legen.

<< Ich gehe schlafen. Gute Nacht zusammen. >> Fiona stand auf und wollte den Raum verlassen. Marc stand ebenfalls auf und folgte ihr.

<< Ich lasse dich doch nicht alleine nach oben gehen. >> er reichte ihr seinen Arm, so dass sie sich einhaken konnte.

Zusammen liefen sie die Treppe hinauf. Marc umarmte sie wieder und schaute ihr in die Augen. << Ich wünsche dir eine erholsame Nacht. Morgen müssen wir wieder zu Dr. Heidenreich, also nicht so lange schlafen >> sagte er grinsend und drückte ihr wieder einen Kuss auf die Wange, dann marschierte er wieder die Treppe hinunter zu den anderen.

Fiona öffnete ihre Tür. Sie war müde. Duschen würde sie morgen früh. Sie zog einfach ihre Kleider aus und legte sich in Unterwäsche ins Bett. Kurz darauf war sie eingeschlafen.

12. Kapitel

Am anderen Morgen fuhren Marc und Fiona zu Dr. Heidenreich.

Marc hielt vor dem Krankenhaus an und verabschiedete sich von ihr. << Ich muss nur noch schnell etwas erledigen. Ich hole dich später wieder ab. >>

Fiona lief in das Gebäude. Sie fuhr mit dem Fahrstuhl in den 3. Stock zu Dr. Heidenreich. Eine Schwester bat sie noch kurz zu warten. Sie setzte sich auf einen der Plastikstühle, die hier in regelmäßigem Abstand an den Wänden standen. Kurz darauf rief Dr. Heidenreich Fiona zu sich in seinen Behandlungsraum. Er untersuchte sie und erklärte sie für gesund. Sie sollte sich nur die nächsten Tage noch nicht überanstrengen.

Glücklich, dass sie alles ohne einen bleibenden Schaden überstanden hatte fuhr Fiona wieder nach unten und setzte sich vor dem Krankenhaus auf einen Stein, der am Weg in Richtung Parkplatz lag.

Fiona wartete. Marc ließ sich viel Zeit. Sie wunderte sich. Sonst war er doch immer gleich zur Stelle.

Nach ca. 20 Minuten stand Fiona auf und vertrat sich die Beine. Nach weiteren 10 Minuten hatte sie ihn immer noch nicht entdeckt. Frustriert setzte sie sich wieder auf den Stein und beobachtete die Autos, die auf den Parkplatz fuhren.

Endlich war auch Marcs Auto dabei. Sie sah ihm zu, wie er einen Parkplatz suchte und ausstieg. Danach eilte er zu ihr.

<< Sorry, dass ich so spät bin. Hast du lange warten müssen? Ich hatte einiges zu erledigen und es hat viel länger gedauert als geplant. >> sagte er beschämt.

<< Ist nicht schlimm. Kommt vor.  >> meinte Fiona.

Zusammen liefen sie zu seinem Auto.

<< Was hat der Arzt gesagt? >>

<< Es ist wieder alles in Ordnung. Ich habe keine bleibenden Schäden. >>

Erleichtert, dass bei der Untersuchung nichts Schlimmes entdeckt wurde umarmte Marc Fiona.

<< Ich bin so froh, dass das endlich vorbei ist. Ich habe mir solche Vorwürfe gemacht. >>

<< Marc es ist passiert. Ändern können wir es nicht mehr. Vergiss es einfach. >>

<< Nein, das kann ich nicht. >> Sagte er als sie sich ins Auto setzten. << Ich habe hier etwas für dich. Du musst nur noch unterschreiben. >> Er übergab ihr eine Mappe.

<< Was ist das? >> fragte Fiona überrascht.

<< Deine Unterlagen. >>

<< Für was? >>

<< Schlag auf und sieh nach. >> Fiona tat wie ihr aufgetragen wurde. Sie öffnete die Mappe und erblickte Unterlagen für eine Krankenversicherung.

<< Marc, das kann ich doch nicht annehmen. >>

<< Doch wirst du. Ich werde es nicht zulassen, dass du noch einmal ohne eine Versicherung unterwegs bist. >>

<< Danke >> murmelte Fiona beschämt.

<< Unterschreib bitte, dann kann ich sie auf dem Heimweg noch abgeben. >>

Fiona suchte einen Kugelschreiber. Marc reichte ihr einen und sie unterschrieb die Unterlagen. Sie bemerkte, dass es Marc sehr wichtig war und er ihr keine Wahl lassen würde. Zusammen fuhren sie zu Marc Versicherungsvertreter und gaben die Unterlagen ab. Danach bogen sie auf die Straße, die in Richtung Heimat führte.

<< Marc, würdest du mir bitte einen Gefallen tun? >> bittend sah sie ihn an.

<< Welchen? >> fragte Marc neugierig.

<< Ich würde gerne noch einmal zum Café gehen… >>

<< Nein, Fiona. Alles nur das nicht. >> unterbrach er sie barsch.

<< Warum? Ich möchte es noch einmal sehen… auch wenn es nie wieder meins sein wird… Du hast gesagt, ich muss abschließen….>>

<< Ja, habe ich, aber warum willst du es nicht so in Erinnerung behalten wie es war? >>

<< Das geht nicht. Bitte fahr mich hin. >>

Widerstrebend drehte Marc und sie fuhren in die Stadt. Am Café angekommen erblickte Fiona erst einmal einen großen Bauzaun, der die Sicht versperrte. Sie ging darauf zu und schob ihn beiseite. Sie erschrak. Es stand fast nichts mehr. Nur noch die Mauern. Die ganzen Fester waren zerstört. Alles war verbrannt. Sie lief näher und sah noch Reste von den Stühlen. Auch ihre Theke konnte man noch erahnen. Traurig lief sie weiter.

Marc rief ihr zu << Nicht reingehen! >> aber Fiona hörte ihn nicht. Sie schlupfte durch ein Loch, was ehemals die Türe war und ging hinein. Sie sah sich um. Nichts war mehr zu gebrauchen. Marc hatte recht gehabt. Ihr Café war zerstört. Ein Opfer der Flammen. Der Geruch von verkohltem drang ihr in die Nase. Sie rümpfte diese. Es war unangenehm. Ihr wurde übel, doch sie ließ sich von diesem Gefühl nicht aus der Ruhe bringen. Vorsichtig schritt sie weiter. Sie erreichte das hintere Zimmer, in dem sie schon eine Weile gelebt hatte. Auch hier war alles von dem Feuer zerstört worden. Sie dachte sich, dass sie unheimliches Glück gehabt hatte. Sie hatte das Inferno überlebt. Traurig wand sie sich ab. Ihre Vergangenheit nur noch ein Häufchen Asche.  Sie lief wieder nach vorne. Plötzlich sah sie etwas auf dem Boden liegen, was nicht verbrannt war. Sie hob es auf und erkannte die Karte, die ihr Michael einmal gegeben hatte. Da sie sonst nichts fand nahm sie diese und verließ die Ruine. Sie lief zu Marc, der erleichtert aufatmete, als er sie endlich wieder aus dem zerstörten Gebäude laufen sah. Bei Marc konnte Fiona ihre Emotionen nicht mehr unterdrücken. Sie fing hemmungslos an zu weinen. Alles war weg. Es gab nichts mehr, was sie noch hätte mitnehmen können. Wie Marc ihr gesagt hatte, ihr altes Leben war vorbei. Jetzt hatte sie es mit eigenen Augen sehen können. Marc legte ihr einen Arm um die Schultern und ließ sie weinen. Er suchte in seinen Taschen nach einem Tuch und überreichte es ihr. Dankend nahm sie es an und schnäuzte sich. Fiona hatte sich wieder so weit beruhigt. Traurig sah sie sich noch einmal um und lief wieder durch den Zaun zurück.

<< Wollen wir wieder zurückfahren? >>

<< Ja… hier ist nichts mehr… >> bemerkte Fiona und sie lief neben Marc in Auto. Nur die Karte hielt sie noch in der Hand.

Zu Hause angekommen wurden sie schon von Lea erwartet.

<< Marc hier ist ein Brief, er wurde für dich abgegeben. Der Typ meinte es sei wichtig. >>

Marc nahm den Brief an sich und öffnete ihn. Stirnrunzelnd las er ihn. Als er fertig war, blickte er Lea an. << Wer hat ihn abgegeben? >>

<< Ein Bote. >>

<< Mist. >> Marc war verärgert und trat vor Zorn an die Wand. << Jemand hat uns verraten. >>

<< Wie verraten? >> Lea sah verwundert zu Marc.

<< Der Brief ist von unserem König. Fiona und ich müssen in den nächsten 2 Tagen bei ihm sein. Bis dahin möchte er über unsere Strafe nachdenken. >>

<< Welche Strafe? >> fragte Fiona verwundert dazwischen.

<< Ich habe zu lange gezögert… eigentlich hätte ich schon vor 4 Wochen mit dir bei unserem König sein müssen. Ich hatte gehofft, dass es keiner bemerkt… Wer hat uns verraten? >>

<< Warum? >> Fiona verstand nichts mehr. Warum sollten sie schon so lange dort gewesen sein.

<< Jeder der seinen Gefährten findet, muss ihn nach spätestens 3 Monaten dem König vorgestellt haben. Du kannst es dir wie die Aufnahme in die Gesellschaft vorstellen. Dort wird der Grundstein gelegt und wir bekommen unsere Reise mitgeteilt. >>

<< Hm… dann müssten wir eigentlich los… >>

<< Ja.. >> meinte Marc zerknirscht. << Ich hoffe nur, dass wir keine harte Strafen bekommen. >> niedergeschlagen sah er Fiona an.

<< Können wir nicht einfach sagen, wir konnten es nicht vorher einrichten? >>

<< Das geht nicht. Hier steht es. Warte… ein anonymer Hinweis… Marc hat seine Gefährtin schon über 3 Monate gefunden… wohnen sogar zusammen… werden ständig zusammen gesehen…. .>> las Marc die wichtigsten Teile des Briefes vor.

<< Was meinst du, wer hat uns verraten? Wer beobachtet uns? Und vor allem wer weiß von eurem Geheimnis? >> fragte Fiona erstaunt.

<< Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung. >>

<< Dann warten wir bis die anderen kommen und machen uns auf den Weg. Vielleicht hat er ein Einsehen? Schließlich war ich auch im Krankenhaus… >>

<< Fiona, das war danach!  Die Frist war bereits abgelaufen…. Und ich habe dich noch nicht mal richtig informiert… >> aufgebracht lief Marc im Wohnzimmer auf und ab.

<< Wieso? Du hast mir doch einiges erklärt? >>

<< Ja schon… nur unsere Geschichte fehlt noch. Dann weiß ich dass du noch einige Fragen hast… der König wird ganz schön sauer sein, wenn er das erfährt. Uns bleibt nichts anderes übrig. Wir müssen hin. Geh bitte hoch zum Packen. Ich bringe dir eine Tasche. >> geknickt lief Marc die Treppen hoch und ließ Fiona bei Lea zurück.

Fiona sagte zu Lea << ich geh auch mal hoch… packen… >> mit einem unwohlen Gefühl stieg sie die Treppen hinauf.

Sie öffnete im Zimmer angekommen, ihren Kleiderschrank. Ok, sie sollten nach Irland… war es da nicht etwas kühler? Sie entschied sich ihre Jeans, Shirts und Pullover einzupacken. Wie lange würden sie unterwegs sein? Sie setzte einiges auf ihr Bett und hoffte dass Marc ihr eine Tasche brachte, in die alles hineinpasste.

Sie sammelte im Badezimmer die letzten Utensilien zusammen, als sich die Tür öffnete und Marc ihr Zimmer betrat.

<< Hier deine versprochene Tasche. >> dann drehte er sich wieder um und verließ das Zimmer.

Fiona nahm sie und füllte kommentarlos die Tasche mit dem vorgesehenen Inhalt. Schnell war sie fertig damit. Etwas Platz war noch… sie entschied, dass sie noch ein Kleid einpacken konnte. Vielleicht konnte sie mit Marc abends noch etwas ausgehen?

Gesagt, getan, das Kleid verschwand bei dem Rest in der Tasche. Sie schloss diese und hievte sie vom Bett.

Sie ließ ihre Tasche stehen und ging die Treppe zu Lea hinunter. Lea saß im Wohnzimmer und rührte gedankenverloren in einem Tee. Fiona setzte sich auf das Sofa und wartete. Lea schaute auf und schenkte ihr ein mitleidiges Lächeln.

<< Weißt du was uns erwartet? >> Fiona wollte alle Infos haben, die sie vor dem Besuch sammeln konnte.

<< Ich weiß es nicht. Ich kann auch unseren König schlecht einschätzen. Er ist sehr launig. Hoffe dass ihr an einem Tag bei ihm eintrefft, an dem er gut gelaunt ist. >>

<< Super… auch das noch. >> Fiona sank kraftlos auf dem Sofa zusammen. << Das wird was geben. >>

<< Ruf mich bitte an, wie es euch geht. >> Lea griff neben sich und überreichte Fiona ein Handy. << Ich habe alle Nummern abgespeichert. Egal wen du erreichst, Hauptsache wir hören etwas von euch.  >>

<< Danke. >> Fiona steckte das Handy in die Hosentasche.

„Wo bleibt Marc?“

„Gleich da.“ Bekam sie als knappe Antwort. Kurz darauf hörte sie wie sich oben eine Tür öffnete und er die Treppe hinunter lief.

<< Wo ist deine Tasche? Ich habe noch einen Flug bekommen, wir müssen in einer halben Stunde los. >>

<< Oben >> antwortete Fiona. Marc sah gar nicht gut aus. Richtig mitgenommen. Er schien sich richtige Sorgen zu machen.

Marc ging wieder nach oben. Lea trat zu ihr. << Das wird schon. Er macht sich zu viele Gedanken. Lass ihm einfach etwas Zeit. >>

<< Wie viel Zeit? Vielleicht ist alles in 2 Tagen vorbei? >>

<< Nein, das ist es bestimmt nicht. Gefährten werden nicht getrennt. Das wäre ein Verstoß gegen das Gesetz. Auch unser König muss sich daran halten. >>

Erleichtert schnaufte Fiona durch. Wenigstens Marc blieb bei ihr. Dann konnte die Strafe nicht so schlimm werden. Optimistisch sah sie den nächsten Tagen entgegen.

Marc kam mit ihrer Tasche und nahm ebenfalls seine und trug sie in die Garage. Er kam zurück und sah Fiona an. << Wir müssen los, uns bleibt keine Zeit mehr um auf die anderen zu warten. >>

Fiona nahm Lea in den Arm. << Ich werde dich vermissen. Danke für alles. >>

<< Melde dich bitte wenn ihr angekommen seid, ok? >> aufmunternd klopfte ihr Lea noch auf den Rücken und wandte sich an Marc. Auch ihn umarmte sie zum Abschied.

Kurz darauf fuhren Marc und Fiona vom Grundstück zum nahegelegenen Flughafen. Keiner der beiden bemerkte, dass sie beobachtet wurden.

13. Kapitel

Am Flughafen erschrak Lea. << Ich habe keinen Ausweis! Der ist verbrannt! >>

Marc schmunzelte. << Das weiß ich. Ich habe den Firmenjet buchen können. Dort brauchst du ihn nicht. >>

Erleichtert atmete Fiona auf. Das hätte ihre Reise ganz schön verschoben. Sie hätten bestimmt viel Ärger bekommen.

Marc schob das Gepäck auf einem Wagen zum Schalten. Er wurde freundlich begrüßt. << Guten Tag Herr Schmitt, die Maschine ist startklar. Wenn sie mir bitte folgen würden? >> Die Stewardess lief vor.

Fiona folgte und sog die ganzen Eindrücke auf. Sie war vorher noch nie am Flughafen und geflogen ist sie erst recht noch nie.

Sie bekam leichte Panik, als sie sich im Flugzeug in den Sitz sinken ließ. Marc setzte sich neben sie.

<< Du musst dich anschnallen. >> Fiona sah sich um und nahm den Gurt. Mit dem Schloss hatte sie Probleme. Marc beugte sich über sie und wollte ihr behilflich sein. Fiona sah ihm fasziniert zu. Er war so nah. Sie merkte, wie die Schmetterlinge in ihrem Bauch anfingen zu flattern. Sie sog seinen Duft ein. Herrlich. So richtig männlich.

Verlegen senkte sie den Kopf. Marc bemerkte ihre Unruhe nicht und setzte sich wieder auf seinen Sitz. Er schnallte sich ebenfalls an.

Das Flugzeug setzte sich in Bewegung. Fiona wurde weiß im Gesicht und krallte sich am Sitz fest. Ihr Atem ging stoßweise.

<< Fiona, was ist? Geht’s dir gut? >> wollte Marc besorgt wissen.

<< Es geht. >> presste Fiona mühsam hervor.

<< Hast du Flugangst? >>

<< Ich weiß es nicht, ich bin noch nie geflogen. >> Fiona wurde immer schlechter. Marc nahm eine Tüte und reichte sie ihr. Dankend nahm sie sie an.

Um sie abzulenken nahm er ihre Hand und nach einer Weile fing er an kleine Kreise mit seinem Daumen zu fahren.

Fiona beruhigte die Geste. Sie fühlte sich etwas wohler und sah Marc an. Wieder war sie von seinen grünen Augen fasziniert. Sie fand diese unwiderstehlich. Fiona schaffte es nicht ihren Blick abzuwenden. Marc sah ihr ebenfalls in die Augen. Langsam näherten sich ihre Gesichter. Jeder konnte den Atem des anderen spüren.

Plötzlich zog sich Marc zurück. << Wir dürfen das nicht. >> murmelte er.

<< Was, wieso? >>

<< Weil sich Bindungen durch eine Kuss festigen. Wir müssen ungebunden beim König erscheinen. Erst wenn wir auf die Reise gehen dürfen wir uns küssen. >>

Fiona sah ihn fragend an, unterbrach ihn aber nicht.

<< Es wird Zeit, dass ich dir einiges erkläre…. >> meinte Marc.

Er setzte sich bequem in seinen Sitz und holte tief Luft, dann fing er an zu erzählen.

 << Also alles fing vor knapp 5.000 Jahren an. Der damalige König und Herrscher Diarmait war unter anderem ein Zauberer. Sein Volk wusste nicht, dass er spezielle Fähigkeiten hatte. Woher er sie erlangte erfuhr bis heute niemand. Diarmait war mit Aibhilin verheiratet und sie hatten eine Tochter. Sie hieß Nasuada.

Nasuada war eine wunderbare Frau. Wunderschön, liebevoll und äußerst gutmütig. Sie kritisierte die Herrschaft ihres Vaters. Nur sie traute sich gegen ihren Vater zu gehen. Er verbreitete nur Angst und Schrecken. Jeder in seinem Königreich fügte sich. Diejenigen die es nicht taten wurden auf eine brutale Art und Weise gefoltert und vor dem Volk hingerichtet. Diarmait verbot seiner Tochter sämtliche Beziehungen.

Alle männlichen Bewohner hielt er von ihr fern. Mit einem befreundeten König hatte er bereits ihre Hochzeit geplant. Liebe spielte in der damaligen Zeit keine Rolle. Es wurde nur standesgemäß verheiratet. Nasuada verliebte sich nicht in ihren Mann. Sie lebten zusammen wie Freunde.

Der König erwartete, dass ihm seine Tochter einen Thronfolger schenkte. Seine Frau war nach der Geburt von Nasuada nicht mehr in der Lage weitere Kinder zu bekommen, doch Nasuada  konnte ihm diesen Wunsch nicht erfüllen.

Nach 3 Jahren traf sie bei einem Ausritt durch das Land einen armen Bauerssohn. Nasuada sah ihn und verliebte sich augenblicklich. Heimlich trafen sich die beiden eine Weile. Irgendwann merkte Diarmait, dass sich seine Tochter nachts aus dem Schloss schlich und folgte ihr.

Als er sah was sie tat ließ er ihren Geliebten gefangen nehmen und am Ende vor ihren Augen hinrichten.

Nasuada zog sich in ihrem Weltschmerz zurück und keiner konnte sie zurückholen. Nasuada stellte nach ein 5 Wochen fest, dass sie von ihrem Geliebten schwanger war, doch freuen konnte sie sich nicht ihr Kind.

Ihr Vater merkte, dass er das Leben seiner Tochter zerstört hatte. Er wusste keinen Ausweg. Er gab sich die größte Mühe um seine Tochter wieder zurückzuholen. Er veränderte sich und versuchte ihr die Welt zu Füßen zu legen. Er war nicht mehr der Schreckensherrscher. Er bot ihr an, sich einen neuen Mann zu suchen. Doch Nasuada reagiert nicht auf ihn.

Einige Wochen saß Nasuada in ihrem Zimmer und trauerte um ihre Liebe. Eines Nachts war der Schmerz so groß, dass sie auf einen der Schlosstürme kletterte und sich das Leben nahm. Ihr Vater fand sie am nächsten Tag.

Vor Verzweiflung, dass er sie nicht hatte retten können verhängte er einen Zauber über sein Volk. Jeder sollte nur einmal lieben. Wenn er oder sie seine passende Hälfte gefunden hatte, dann sollten sie für den Rest ihres Lebens zusammen bleiben. Egal ob sich eine Prinzessin mit einem Bauer oder ein Geschäftsmann mit einer Bettlerin fanden.

Als Erkennungszeichen, dass eine Person seines Volkes und ein Mensch füreinander bestimmt waren, fügte er jedem die Fähigkeit der Kommunikation per Telepathie hinzu. Diese Art der Kommunikation können nur die für einander bestimmten Wesen. Das war die Geburtsstunde der Paramanneskjaner.

Auch sollte sich immer ein Paramanneskjaner mit einem „Menschen“ zusammenfinden. Dieser Mensch musste sein Leben zurücklassen und sich ganz auf seinen Gefährten einlassen Ganz selten finden sich auch zwei Paramanneskjaner.

Damit die Gefährten unberührt in die Vereinigung gingen legte er einen weiteren Zauber oder wie man es auch nennen könnte, Schutz auf die Menschen. Keiner der Menschen, die als Gefährten geboren wurden, konnten mit einem anderen intim werden. Die Zahl der Vergewaltigungen, die zu der damaligen Zeit an der Tagesordnung waren, haben nach diesem Zauber abgenommen. Sollte es trotzdem einer schaffen, dann bescherte ihm das ein langes, ewiges und qualvolles Leben.

Zwangsheiraten hatte er ab diesem Zeitpunkt verboten. Küssen konnten die Menschen sich untereinander, solange sie noch nichts von Gefährten wussten. Ab dem Zeitpunkt, als der Gefährte informiert wurde, wurde es dem Mensch unmöglich andere Menschen zu küssen. Die Paramanneskjaner durften niemand, auch nicht ihre Gefährten, küssen bis sie die Reise mit ihnen antraten.

Der König verhängte, dass wenn sich zwei gefunden haben, sie sich innerhalb von 3 Monaten bei ihm melden müssen. Der Paramanneskjaner stellte dort seinen Gefährten vor. Der König übergibt dem Gefährten ein Schmuckstück. Wenn man dieses besitzt, dann wurde man in die Gesellschaft aufgenommen und gleichzeitig gab der König dem Paar seinen Segen. Bei der Reise müssen sich die Paare nur beweisen, dass es ihnen ernst miteinander ist und sie sich wirklich lieben. Du kannst es dir wie eine Prüfung vorstellen. Die Paare bekommen eine Aufgabe, die sie in dieser Zeit erfüllen müssen.

Der Zauber des ewigen Lebens wurde vor ca. 100 Jahre gebrochen. Eine Frau, ich glaube sie hieß bzw. heißt Maria, hatte es geschafft, mit ihrem Gefährten den Bann zu brechen. Maria war zu dem damaligen Zeitpunkt gerade 16 Jahre alt. Die Zwei machten eine Reise, die bisher keine der Paare tun musste. Sie überlebten und der Zauber war gebrochen. Jetzt wurden Verstöße gegen die Regeln nicht mehr mit einem ewigen Leben bestraft. Menschen, die vorher mit anderen intim waren, wurde die Fähigkeit entzogen ein Gefährte zu sein. Dieser Teil der Seele verließ den Körper und wanderte umher, bis ein neues Baby auf die Welt kam, welches ein Gefährte werden konnte.  Dann setzte sich dieser Teil in den Körper des Babys und ergänzte die Seele.

Der Preis, den die Zwei dafür in Kauf nahmen, war die ewige Jugend.

Jedes andere Paar hatte einfachere Aufgaben zu lösen und erhielten vom König eine Ausstattung für ihre Hochzeit.

Die Paramanneskjaner, können nach der Vereinigung entscheiden, ob sie ewig leben möchten oder nicht. Das ist eine Entscheidung, die man nicht sofort fällen muss. Manche Paare entscheiden sich dagegen und andere erst viel später. >>

Fiona sah in fassungslos an. << Das ist alles ein bisschen viel… wie soll ich mir das alles merken?  >>

Marc sah sie an. << Versuch dir einfach so viel wie möglich zu merken. Dann können wir dem König sagen, dass ich dir die Geschichte erzählt habe. Vielleicht stellt er dir dazu Fragen, aber das schaffst du schon. >> meinte er aufmunternd. << Ich kann sie dir heute noch einmal als Gute-Nacht-Geschichte erzählen. >>

<< Das würdest du tun? >>

<< Natürlich. Ich habe gegen eine Regel verstoßen. Eine weitere Strafe möchte ich nicht in Kauf nehmen. >>

<< Der König zu dem wir müssen, ist das noch der der vor knapp 5.000 Jahren regiert hat? >>

<< Ja, er war keine reine Seele und hat sich durch den Zauber, den er über sein Volk gelegt hat selbst in die Unsterblichkeit geschickt. Heute sagt man ihm nach, dass er sehr launisch sei. Er hat den Tod seiner Tochter noch nicht überwunden. Ich weiß nur noch, dass er nach 5.000 Jahren abdanken muss. Einen Nachfolger gibt es noch nicht. >> Marc sah auf die Uhr und sagte zu Fiona << Schnall dich bitte an, wir landen gleich. >>

Fiona hatte nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war. Sie schaffte es dieses Mal sich anzuschnallen und Marc hielt ihre Hand, während das Flugzeug landete.

Zusammen stiegen sie aus, nahmen ihre Koffer und ließen sich mit dem Taxi ins Hotel fahren. Marc hatte 2 Zimmer nebeneinander gebucht.

Fiona sah sich um. Das Hotel war nicht sehr groß, aber modern und gemütlich eingerichtet. Ihr gefiel es.

Sie nahmen ihre Karten in Empfang und stiegen in den Fahrstuhl.

Vor den Zimmern verabschiedeten sie sich um später gemeinsam zum Essen zu gehen.

Fiona trat in ihr Zimmer. Der Stil vom Eingang setzte sich in den Zimmern fort. Sie legte ihre Tasche aufs Bett und sah sich um. Sie ging an das Fenster und erblickte einen großen See, der von einigen Pflanzen umringt war. Diesen wollte sie sich später genauer ansehen.

Die Zeit verstrich recht schnell. Fiona holte ihr Kleid aus der Tasche und zog frische Unterwäsche hervor. So bepackt lief sie ins Bad und nahm eine ausgiebige Dusche.

Gerade als sie fertig angezogen war und ihre Haare trocknen wollte, klopfte es an der Tür. Sie öffnete und freute sich Marc zu sehen.

<< Ich muss noch schnell die Haare trocken. >>

Marc blieb in der Tür stehen und sah ihr nach. Sie war so schnell verschwunden, dass er gar nichts weiter sagen konnte.

Er setzte sich auf ihr Bett und wartete auf sie. 10 Minuten später kam sie aus dem Badezimmer.

Marc stand auf und ging auf sie zu.

<< Du siehst wunderschön aus. >> er reichte ihr seinen Arm und Fiona hakte sich ein. Zusammen liefen sie zum Fahrstuhl und fuhren nach unten.

<< Wollen wir hier etwas essen oder wo anders? >> wollte er von Fiona wissen.

<< Ich würde gerne hier etwas essen und danach noch spazieren gehen. Ich habe vom Fenster aus einen schönen See gesehen. >>

<< Ok, dann essen wir hier. >>

Sie betraten das Restaurant und aßen gemütlich.

Nach dem Essen machten sie einen Spaziergang. Sie liefen zum See und fanden eine Bank. Dort setzten sie sich hin.

<< Ich finde es schön hier. >> meinte Fiona verträumt. << Hmmm. >> kam von Marc. Fiona schaute zu ihm und war fasziniert. Marc schaute sie so intensiv mit seinen grünen Augen an. Sie merkte wieder ein Kribbeln in ihrem Bauch. War sie wirklich dabei sich in Marc zu verlieben?

Marc rückte näher an sie heran und legte ihr einen Arm um die Schultern. Fiona kuschelte sich an ihn und so blieben sie sitzen bis die Sonne untergegangen war.

<< Wir sollten zurück zum Hotel gehen. Morgen müssen wir sehr früh aufstehen um weiterzureisen. >> Fiona nickte und sie gingen zum Hotel zurück.

Fiona hörte ein Knacken. Sie sah sich um und konnte nichts sehen. Sie vermutete, dass es ein Tier auf Nahrungssuche war, das die Geräusche verursacht hatte.  

14. Kapitel

Fiona wurde am nächsten Morgen durch ein Klopfen an ihrer Zimmertüre wach. Sie öffnete die Augen und gähnte herzhaft. Sie war noch so müde. Gerne würde sie weiterschlafen, doch sie musste aufstehen. Sie streckte sich. Heute war der Tag an dem sie zum König reisten.  Sie wurde nervös.

Mit einem unwohlen Gefühl im Bauch ging sie ins Badezimmer und duschte sich. Sie zog sich an, packte ihre Sachen ein, nahm ihre Tasche und ging damit zum Aufzug. Nervös betätigte sie den Knopf für den Fahrstuhl. Als sie unten angekommen war sah sie Marc, der schon auf sie wartete. Als er sie entdeckte lächelte er.

<< Guten Morgen meine Schöne. Ausgeschlafen? >>

<< Nein, aufgehört. Auch einen guten Morgen. >> murmelte Fiona. Marc warf  Fiona einen skeptischen Blick zu.

„Dornröschen hat noch nicht ausgeschlafen“ und grinste sie an.

Fiona sah ihn verärgert an „Halt die Klappe“ warf sie ihm gedanklich zu.

Marc lachte und Fiona wurde noch wütender.

<< Mach dich nur lustig über mich, Idiot! >> zischte sie ihm zu.

<< Na da hat aber jemand schlechte Laune >> scherzte er.

Fiona beachtete ihn nicht weiter. Sie hoffte nur, dass der Kaffee ihr helfen würde wacher zu werden. Sie steuerte einen Tisch am Fenster mit Blick auf den See an. Marc ließ sich ihr gegenüber nieder.

Nach 2 Tassen Kaffee wurde Fiona etwas munterer. Sie sah sich um. Bis jetzt waren sie die einzigen Gäste die frühstückten. Um die Uhrzeit auch kein Wunder, dachte sie sich und aß ihr restliches Brötchen auf. Auch der Kaffee folgte gleich.

Marc tat es ihr gleich. Er leerte seinen Teller und trank ebenfalls seine Tasse aus.

<< Fertig? >>

Fiona nickte. Zusammen schritten sie an die Information und Marc beglich die Rechnung. Er nahm die Autoschlüssel entgegen, die ihm die nette Empfangsdame reichte. Fiona warf ihm einen fragenden Blick zu.

<< Ich habe gestern noch ein Auto reserviert. So sind wir ungestört. >> sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.

Marc nahm neben seiner, noch ihre Tasche und lief damit zum Mietwagen. Fiona folgte ihm. Sie stiegen ein und Marc fuhr los.

<< Sag mal, gibt’s noch irgendetwas was ich wissen muss? >>

<< Warum fragst du? >>

Zaghaft meinte Fiona << Naja… ähm… was muss ich anziehen. Wie verhalte ich mich gegenüber dem König? So Sachen halt… >>

Marc schmunzelte. << Ich denke du machst bestimmt alles richtig. Wenn wir den König besuchen müssen wir nicht auf die Knie gehen. Den Kopf senken reicht. Den Kniefall hat er irgendwann abgeschafft, den gibt’s nur noch in Filmen. Und wegen der Kleidung… was wolltest du denn anziehen? >>

<< Ich habe nur ein Kleid dabei… ich glaube nur nicht, dass es angemessen ist. >>

<< Was meinst du mit angemessen? Fiona… vergiss bitte die Filme. Du musst kein prunkvolles Kleid anziehen. >> Er sah an ihr hinab. << Du kannst so gehen wie du bist. >>

<< Aber… >> setzte Fiona an.

<< Nichts aber. >> unterbrach sie Marc. << Du hast bevor du mich kennen gelernt hast, hast du nicht gerade im reichen Verhältnissen gelebt. Also kannst du es auch zeigen. Auch wenn du ein Bettler mit verrissener Kleidung wärst. Dich würde keiner schief ansehen.  Hast du vergessen, dass es egal ist, woher der Partner kommt? >>

<< Nein, daran erinnere ich mich noch und an das andere auch, oder meinst du ich bin doof? Wegen der Kleidung bist du dir wirklich sicher? >> fragte Fiona vorlaut.

<< Ganz sicher. >> meinte Marc überzeugt. << Der König ist schon alt, aber ein Unmensch ist er nicht. Seit dem Zauber hat sich einiges geändert. Die königliche Kleiderordnung hat er im Laufe der Zeit auch etwas… wie soll ich sagen… legerer gestaltet. >>

<< Hm… ich verlass mich auf dich. Wenn ich mich wegen dir blamiere, dann aber Gnade dir Gott. >>

Marc schaute die nächsten Meter immer wieder zu Fiona. Nervös saß sie neben ihm in ihrem Sitz. Sie knetete ihre Finger und blickte immer wieder unruhig aus dem Fenster. Was geht nur in ihr vor? Warum ist sie heute so schlecht gelaunt? Sie war doch sonst nicht der Mensch, der die Launen an anderen ausgelassen hat.

<< Fiona, was ist mit dir los? >> ein paar Minuten verstrichen, doch Marc erhielt keine Antwort.

Betroffen schüttelte er den Kopf. Er fragte sich, was er getan hatte, dass sie so eine schlechte Laune hatte. Ihm fiel nichts ein. Gestern Abend war sie noch ganz normal gewesen. Auch ihre Unruhe ist nicht normal.

Während ihn Fionas Verhalten nicht mehr in Ruhe lässt, hörte er auf einmal ihre Stimme

 << Marc, kannst du mal anhalten? Ich müsste mal wohin. >>

Verwundert, dass sie wieder spricht sagte er << Ja mach ich, in ein paar Kilometern müsste ein Rasthof kommen. Dort können wir auch etwas essen, wenn du willst. >>

<< Klingt verlockend, aber was sind noch ein paar Kilometer? >>

<< Ich schätze mal so 30-40? >>

<< Das nennst du demnächst? Fahr den nächsten Parkplatz raus. Ich muss dringend! >> aufgebracht schaute sie ihn an.

Marc sah sie fassungslos an, ließ sich aber nichts anmerken, wie ihn ihre Art verwirrt. Er steuerte sicher den nächsten Parkplatz an. Kaum hatte er angehalten, stieg Fiona aus und machte sich eilig davon.

„Man, man, man, die spinnt doch!“ Fiona kommentierte dies, indem sie ihm ihren Mittelfinger zeigte.

Ratlos ließ er den Kopf auf das Lenkrad fallen. Seit wann ist sie so launisch?

Als sie von der Toilette zurück kam setzte sie sich kommentarlos in den Wagen und schnallte sich an. Keine 3 Sekunden später wetterte sie los << Wie wär’s wenn du endlich mal weiterfährst? Wir kommen sonst nie an! Meinst du ich habe Lust, den ganzen Tag hier im Auto zu sitzen? >>

Marc schluckte heftig und antwortete leicht säuerlich << Wenn du dich nicht endlich wieder normal verhälst, dann kommen wir wirklich nie an. Vorher hab ich dich nämlich rausgeschmissen! >>

<< Ach hat der feine Herr heute schlechte Laune? >>

Marc verkniff sich sämtliche Kommentare. Allmählich wurde er richtig wütend über Fionas Art. Fest biss er die Zähne zusammen und schaute stur aus der Windschutzscheibe. Hoffentlich sind wir bald da, ich werde noch verrückt wenn ich viel länger hier sitzen muss, dachte er sich.

Fiona saß neben ihm und grinste ihn frech an. Sie überlegte sich in der Zwischenzeit, wie sie Marc weiter reizen konnte. << Hast du deine Sprache verloren? >>

<< Warum? >>

<< Ganz einfach. Du hast schon zu lange die Klappe gehalten. Darum. >>

Marc fuhr auf den nächsten Parkplatz. Er brauchte eine Pause. Das war zu viel für seine Nerven. Er wusste, warum er nie eine Gefährtin finden wollte. Jetzt bestimmt! Wieso sollte er ein so launisches Wesen ertragen? Völlig fertig setzte er sich auf eine Bank, zog die Beine an und legte den Kopf auf diese. Tief durchatmen wir sind bald da, sprach er sich selbst Mut zu.

Fiona wurde zwischenzeitlich langweilig. Neugierig beäugte sie die Männer, die hier umherliefen. Einigen pfiff sie sogar hinterher. Marc registrierte es, unternahm jedoch nichts dagegen. Sollte sie doch selbst sehen wie sie klar kommt.

Einer der Männer näherte sich Fiona. Fiona strahlte ihn an.

<< Kennen wir uns nicht irgendwoher? >> fragte der Fremde?

<< Ich weiß nicht. Woher sollte ich dich denn kennen? >> Fiona fing an mit dem fremden zu Flirten.

<< Ach weißt du ich habe den Eindruck, dass ich dich schon einmal gesehen habe. Eine so schöne Frau wie dich, vergisst man nicht. Was macht denn eine Nixe, so wie du alleine auf einem Parkplatz? >>

<< Mir war gerade langweilig. Da dachte ich, ich schaue mal was hier so los ist und da bist ausgerechnet du mir über den Weg gelaufen. Wir können ja was gegen die Langeweile tun? >>

Erfreut nahm der Fremde Fionas Hand und hauchte ihr einen Kuss auf diese. << Gerne. >>

Marc fand, dass es jetzt genug sei. Da lief so ein Kerl daher und machte sich an seine Gefährtin. Sie gehörte zu ihm und sonst nirgends hin! Er stand auf und lief langsam auf die 2 zu.

<< Sag mal Schöne, wie heißt du denn? >>

<< Fiona und du? >>

<< Ich bin Michael, wenn du mir deine Nummer gibst, dann ruf ich dich an. >> säuselte er.

Marc stand daneben und musste das Würgen und den Zorn unterdrücken. Hatte er sich so in Fiona getäuscht?

<< Ja klar, Michael. Warte mal…. Ich suche gerade meine Nummer … aaaaahhh ja, hier ist sie. >> Michael zückte sein Handy und schaltete es ein. Auffordernd sah er zu Fiona << Also? Wie lautet deine Nummer? >> << 0123-987… >> weiter kam Fiona nicht.

Marc wurde das Spiel zu bunt. Was denkt sich dieser Typ? Sie gehörte ihm und das würde er ihm jetzt auch zeigen. Er schnappte sich Fiona am Arm und drehte diese zu sich herum. << ich glaube das mit der Nummer kannst du dir sparen. Wir fahren weiter und IHN wirst du eh nie wieder sehen. >> wütend sah er Michael an.

Michael warf Fiona noch eine Kusshand zu und lief langsam zu seinem Auto.

Marc führte Fiona auf ihre Seite und forderte sie auf einzusteigen. Widerwillig setzte Fiona sich in den Sitz.

<< Nicht mal Spass kann man haben. Du bist echt so was von langweilig. >> kommentierte Fiona die Situation trocken.

Marc war sehr verärgert. << Ach du nennst das Spass, wenn ich zusehen darf, wie du dich an fremde Typen machst? Hast du vergessen, warum wir unterwegs sind? Du bist meine Hälfte, ich will dich nicht verlieren! >>

<< Ach und das fällt dir jetzt ein? >>

<< Du kapierst auch gar nichts Fiona! Ich bin auch nur ein Mann. Weißt du was es für mich an Anstrengungen kostet, dir fern zu bleiben? Weißt du was ich am liebsten mit dir machen würde? >>

<< Was denn? >> fragte Fiona gestellt naiv.

<< Vergess es einfach. Wir sehen zu dass wir zum König kommen. Ich habe für heute genug. >>

Marc drehte aufgebracht den Schlüssel um und fuhr los. Fiona neben ihm schmollte.

Sie fuhren ca. 1 Stunde schweigend weiter. Marc fuhr auf einen Rasthof und stieg aus.  Fiona blieb trotzig sitzen.

<< Ich geh was essen, wenn du Hunger hast, kannst du mitkommen. >> 

<< Nee ich bleibe lieber hier und schaue mir die Gegend an. Ist ja soo romantisch hier zwischen den vielen LKW. >> Fiona stieg aus dem Wagen.

<< Ich glaube mir ist der Appetit vergangen. >> Marc stieg wieder ein und startete den Motor. << Willst du mitfahren oder laufen? >>

<< Laufen. Dann brauch ich dein Gesicht nicht zu sehen. >>

Marc fiel die Kinnlade hinunter. Er konnte nicht glauben was sie von sich gab. Schnell stieg er aus und beförderte sie unsanft in den PKW.  << Schnall dich an. >>

Er stieg wieder ein und fuhr so schnell wie es nur ging weiter. Dieser Tag war einer der Schlimmsten in seinem Leben. Er wollte so schnell wie möglich ankommen um sich eine Auszeit zu gönnen.

2 Stunden später verließen sie die Autobahn und fuhren über Landstraßen einen Berg hinauf. In der Ferne konnte man schon das Schloss sehen. Marc schnaufte erleichtert durch. Noch 5 Minuten, dann waren sie endlich angekommen.

15. Kapitel

Am Schloss angekommen wurden Fiona und Marc freundlich von einem jungen Diener empfangen.

<< Herzlich willkommen auf dem Schloss. Ich zeige euch gleich eure Zimmer. >> Der Diener rief einen Jungen. << Trag das Gepäck von Marc und Fiona auf die Zimmer. >> Der Junge schnappte sich eifrig die Taschen und lief schnell um eine Ecke.

<< Eure Zimmer befinden sich im Erdgeschoss. Wir nehmen an, dass ihr  nicht sehr lange unsere Gäste bleiben wollt. Wie jedes Paar wollt ihr bestimmt sehr zügig eure Reise antreten. Bitte folgt mir. Ich zeige euch alles. Also hier sind 5 Gästezimmer. Morgen könnt ihr zusammen in ein Zimmer einziehen, wenn ihr den Segen vom König habt.  >> Der Diener lief voran. Marc und Fiona folgten ihm mit etwas Abstand.

<< Komischer Kautz. >> bemerkte Fiona spitz.

<< Jetzt reiß dich mal zusammen! Wir sind hier auf dem Schloss und nicht zu Hause. >> Marc war immer noch wütend.

Der Diener blieb stehen und zeigte auf zwei Türen. << Hier sind ihre Zimmer. Ich wünsche ihnen einen schönen Aufenthalt. >>

Marc und Fiona betraten ihre Zimmer. Fiona legte sich aufs Bett und genoss die Ruhe. Sie schloss die Augen und döste.

Marc hingegen saß auf seinem Bett. Die Wut verschwand langsam, stattdessen ließ ihm die Situation keine Ruhe. So hatte er Fiona nicht kennen gelernt. Er dachte an die Zeit zurück. Nett waren beide auf keinen Fall gewesen. Doch er fand es gar nicht so übel, nachdem er sich mit seiner Gefährtin abgefunden hatte. Er hatte sich ihr gegenüber nett verhalten, um alles wieder gut zu machen. Er dachte, dass sie sich gut verstanden. Sie sah nicht schlecht aus, wusste was sie wollte und war eine nette Person. Er genoss die Zeit mit ihr. Wenn sie nicht bei ihm war fehlte ihm etwas. Sie nutzte die Leute nicht aus und wollte nicht geholfen bekommen. Wenn Fiona Hilfe annehmen sollte, wurde sie zickig. Aber damit kann ich leben, dachte er sich.

Doch jetzt, er fühlte sich hilflos. Er wollte die Fiona zurück, die er kennen gelernt hatte. Nicht das zickige Wesen, das sich in dem Zimmer neben ihm befand. Je länger er überlegte, merkte er, dass er sie in sein Herz geschlossen hat. Herzklopfen und Schmetterlinge im Bauch. Mist, dachte er, er hatte sich wirklich verliebt. Ob es ihr auch so ging?

Er stand auf und lief unruhig im Zimmer umher. Es ging ihm nicht in den Kopf, weshalb Fiona sich so veränderte. Hatte er sie so falsch eingeschätzt?

Marc beschloss, dass das Grübeln keinen Sinn machte. Er packte das Nötigste aus seiner Tasche aus und ging unter die Dusche. Anschließend zog er sich an und wartete.

An seiner Zimmertür klopfte es. Marc öffnete und sah den Diener von vorhin.

<< Der König erwartet euch. >>

Marc ging zu Fionas Tür und klopfte an.

<< Fiona, wir müssen zum König. >> rief er ihr zu.

Er erhielt keine Reaktion. Vielleicht war sie eingeschlafen? Vorsichtig öffnete er die Tür und betrat den Raum. Fiona lag auf dem Bett und sah blass aus. Marc erschrak.

<< He, Fiona, was ist denn mit dir? >>

<< Mir geht’s nicht gut. Ich glaube ich werde krank. >>

Marc sah sie stirnrunzelnd an. Er setzte sich neben sie und legte ihr eine Hand auf den Arm.

<< Wir müssen zum König. Schaffst du das? >>

<< Muss ich ja, deswegen sind wir doch hier.  >> schlecht gelaunt stand sie auf und wankte ins Bad.

Als sie wieder ins Zimmer kam, war sie immer noch so blass im Gesicht. Marc hielt ihr seine Hand  hin. << Komm, wenn wir zurück sind legst du dich wieder hin.  >> freundlich sah er sie dabei an.

Fiona kommentierte das Ganze mit einem spöttischen Lächeln.

Gemeinsam liefen sie in den Eingangsbereich. Der Diener erschien. << Wenn sie mir bitte folgen würden? >>

Fiona lief langsam neben Marc her. Ihr ging es nicht gut. Sie fühlte sich wie wenn sie zerrissen würde. Sie wankte und blieb kurz stehen. Sie musste die Übelkeit irgendwie überlisten. Sie atmete ein paar Mal tief durch. Es wurde etwas besser.

Marc ließ ihre Hand los und legte seinen Arm um sie, damit er Fiona etwas stützen konnte. Fiona wurde kurz steif, ließ sich sonst nichts anmerken.

Sie folgten dem Diener durch eine große hölzerne Tür und erreichten einen großen Saal. Als Fiona sich umschaute sah sie vorne den König sitzen. Sie staunte. Warum hatte sie sich nur Gedanken wegen Kleidung gemacht? Der König saß in einem ganz normalen Anzug auf seinem Thron! Auch die anderen Personen, die sich im Raum aufhielten, hatten entweder Jeans und Hemd oder auch einen Anzug an.

Marc führte Fiona vor an den Thron.

Der König stand auf und die beiden senkten ihre Köpfe.

<< Willkommen Marc. Endlich hast auch du deine Gefährtin gefunden. >> Er umarmte Marc zur Begrüßung und Fiona folgte gleich nach ihm.

Marc lächelte verlegen. << Ja ähm.. vielen Dank! >>

Fiona stand schweigend neben Marc und beobachtete die Situation. Der König kam zu ihr.

<< Hallo Fiona, ich bin König Diarmait. Schön dass ich dich auf meinem Schloss begrüßen kann. >>

Fiona schnaubte spöttisch und Marc versteifte sich augenblicklich. Hoffentlich bekam sie jetzt nicht noch weitere Ausraster.

<< Tag. >> meinte Fiona desinteressiert.

<< Ich weiß ihr seid hier, damit ich Fiona kennen lerne, so wie es die Regeln besagen. Marc du hast dich dagegen gestellt. Kannst du mir einen Grund nennen? >>

Marc räusperte sich << Naja, es war … kompliziert. Es gab so vieles was auf einmal passiert ist und ich habe die Zeit vergessen. >>

<< Bist du dir sicher, dass das keine Ausrede ist? >>

<< Ja… >> antwortete er gedehnt.

Fiona fing an zu Lachen. << Marc bring es auf den Punkt. Du wolltest mich nicht! >>

Der König sah sie überrascht an. << Was meinst du damit? >>

<< Ach nur so… >> sie grinste Marc an << Marc wollte keine Gefährtin haben. >>

Verblüfft betrachtete Diarmait Marc. Marc stand vor ihm und ließ die Schultern hängen. << Kannst du mir das erklären? >>

<< Ja.. ähm.. irgendwie… >> er brach ab.

<< Kannst du nicht, oder willst du nicht? >> fragte ihn Diarmait ungeduldig.

<< Es ist kompliziert. >> wich Marc geschickt aus. Doch der König ließ sich davon nicht beirren.

<< Marc, egal wie es ist. Sag es mir! >> forderte der König.

Marc sah ihn verlegen an. << naja, ich dachte immer die Sache mit den Gefährten ist die… >> er stockte und schien nach den passenden Wörtern zu suchen. Er holte Luft und sprach weiter << die Sache ist die, dass ich wirklich nie eine Gefährtin haben wollte. Ich halte nichts von der gezwungenen Liebe. Glücklich sein für den Rest seines Lebens und so weiter... aber… >> er hörte auf zu reden und sah Fiona an.

<< aber eigentlich finde ich es jetzt nicht mehr so schlimm. >> beendete er seinen Satz.

<< Wenigstens bist du ehrlich. Dafür danke ich dir. >> äußerte sich der König auf Marcs kleines Geständnis. << Dadurch, dass du deine Meinung geändert hast, hast du dich an sie gebunden. Ich habe die Fähigkeit, die Verbundenheit zwischen Gefährten zu sehen. Euer Band ist im Moment noch nicht sehr stark. Glaubt daran und festigt es auf eurer Reise. Meinen Segen habt ihr. Morgen gehen wir in den Raum der Reisen. >> sagte der König und Fiona  ihn überrascht an.

<< Was ist das für ein Raum? >> Fiona wurde neugierig.

<< Mit jedem Wesen, das als Gefährte geboren wird, entsteht in diesem Raum ein Salzkristall. Ihr dürft euch gemeinsam einen aussuchen. Dieser Kristall wird in eine Schale gelegt und erhitzt. Durch einen Zauber kann ich den aufsteigenden Nebel in einem Gefäß fangen. Dieser Nebel wird noch einmal mit einem Zauber belegt. Dann nehme ich ein Blatt Papier und stecke es in einen Umschlag. Den Nebel schütte ich hinein. Der Umschlag wird verschlossen und muss über Nacht liegen bleiben. Am nächsten Tag sehen wir dann eure Reise. Ich habe darauf keinen Einfluss. >> grinsend setzte er hinterher << Bis jetzt fand fast jeder seine Reise als angenehm. Größere Überraschungen gab es bisher nur einmal. >>

<< Was war das für eine Überraschung? >> Marcs Neugier wurde auch geweckt.

Der König räusperte sich << Die Reise solltest du kennen mein lieber Marc. >>

<< Meinst du die Reise von Maria? >>

<< Ja genau, die meine ich. >> antwortete Diarmait.

Der König sah sich im Raum um teilte den beiden mit << Marc, da du gegen die Regeln verstoßen hast, musst du bevor ihr auf die Reise geht noch eine Strafe abbüßen. Darüber sprechen wir nach dem Essen. Dein Vergehen, auch wenn es noch so gut begründet ist, kann ich nicht dulden. Jeder hat sich dran zu halten. >> Marc schaute geknickt auf den Boden.

Der König fuhr fort << Jetzt will ich euch erst einmal richtig begrüßen und vor allem Fiona kennen lernen. Nach der langen Reise hier her müsstet ihr doch hungrig sein? Ich habe schon eine Kleinigkeit richten lassen. >> mit diesen  Worten zeigte der König in eine Ecke des Raums, wo ein kleines Buffet aufgebaut war.

Fiona drehte sich bei dem Gedanken an Essen schon fast der Magen um. Sie ließ sich nicht anmerken, dass sie am liebsten wieder zurück in ihr Zimmer gehen würde. So übel war ihr. Sie lief vorsichtig zu dem gedeckten Tisch. Bemüht, dass niemand merkte, wie schlecht es ihr ging setzte sie sich hin. Diarmait wählte den Platz neben ihr aus.

<< Ich würde gerne mit dir etwas plaudern. Mehr von dir erfahren. Ich freue mich jedes Mal, wenn einer seine Gefährtin gefunden hat. >>

Fiona war gar nicht begeistert, jetzt Smalltalk halten zu müssen. Sie schaute verärgert auf ihr Glas.

<< Was willst du denn wissen? >> fragte sie nicht gerade sehr freundlich.

Der König beachtete die unfreundliche Art nicht. Fröhlich fragte er << Erzähl mir einfach von dir. Wo du herkommst, Familie, Arbeit, etc. >>

Fiona schnaubte. << Da kann ich nicht viel erzählen. Bin im Waisenhaus aufgewachsen, hab mich alleine durch die Gegend geschlagen, bis er mir über den Weg gelaufen ist. >> mit einem nicht zu deutenden Blick zeigte sie auf Marc. << und Arbeit hab ich keine mehr. Denke das reicht. >>

Der König musterte sie verwundert. << Sag, mal, geht es dir nicht gut? Du siehst blass aus. >>

<< Ja, mir ist heute nicht so gut. >> gab Fiona zu.

<< Nach dem Essen kannst du dich zurückziehen. Ich habe mit Marc noch einiges zu besprechen. >> neugierig fragte er Fiona << Hast du versucht, deine Eltern zu finden? >>

<< Ja habe ich. Ich war bei allen Stellen und im Krankenhaus. Die einzige Auskunft, die ich habe ist, dass meine Mutter 16 Jahre alt war bei der Geburt und mich deshalb nicht wollte, sonst hätte sie mich nicht abgegeben.  >>

<< Merkwürdig. >> murmelte der König und trank gedankenverloren an seinem Glas << das passt überhaupt nicht… >> er schaute Fiona wieder an. << Wenn du möchtest, können wir auch die Kugel befragen. Vielleicht sehen wir so, wer deine Eltern sind und wo sie wohnen. >>

Fiona sah ihn erstaunt an. << Das geht wirklich? >>

<< Ja, ich habe in den letzten Jahren meine Fähigkeiten trainiert. Auch das kann ich. Ich zeige es dir morgen, wenn du möchtest. >>

<< Gerne. >> brachte Fiona schwer raus. Ihr war immer noch so schlecht.

Das Essen war beendet. Fiona saß auf ihrem Platz und konnte sich fast nicht mehr bewegen. Sie bekam Schmerzen und Schweißausbrüche, die mit jeder Sekunde schlimmer wurden. Diarmait sprach mit ihr, aber sie hörte ihn nicht. Sie sah nur noch, dass sich seine Lippen bewegten. Schweiß rann ihr von der Stirn hinunter. Krampfhaft versuchte sie ihr Glas zu erreichen. Es stand zu weit entfernt. Sie verdrehte die Augen.

Marc sah, dass sie kurz vor einem Ohnmachtsanfall war und sprang auf. Gerade als er bei ihr war, wurde ihr schwarz vor Augen. Bevor sie von ihrem Stuhl kippen konnte, fing er sie auf.

Der König reagiert und rief << Holt den Mediziner! >>

Marc nahm Fiona auf die Arme und trug sie in ihr Zimmer. Er legte sie behutsam auf ihr Bett und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Verzweifelt sah er zur Tür und Erleichterung machte sich in ihm breit, als er den Arzt kommen sah. Bald würde es ihr wieder gut gehen. Der Arzt trat ans Bett. Der Mediziner entfernte alle Anwesenden aus dem Raum. Er wollte keine Zuschauer haben.

Marc lief im Gang auf und ab. Er machte sich Sorgen. Hoffentlich kam der Arzt bald und sagte ihm was mit ihr sei. Um sich abzulenken zählte er die Schritte, die er benötigte, um von einer auf die andere Seite des Gangs zu kommen. Auch der Länge nach zählte er die Schritte. Zwischendurch hielt er inne und schaute zur Tür. Nachdem er 5 Man in verschieden großen Schritten den Gang vermessen hatte schaute er wieder zur Tür. Immer noch verschlossen. Kraftlos ließ er sich an der Wand sinken und starrte auf Fionas Zimmertür.

Als sie sich endlich öffnete und der Arzt mit einer versteinerten Miene aus dem Raum kam, sank ihm das Herz in die Hose. Was war passiert? Er versuchte hinter dem Arzt in Fionas Zimmer zu schauen, doch der Arzt zog sofort hinter sich die Tür zu.

Er schaute Marc mitleidig an, dann fragte er << Sie sind der Gefährte? >>

Marc nickte, sagen konnte er im Moment nichts. Er war viel zu nervös.

<< ich habe ihre Gefährtin untersucht und muss ihnen leider sagen, das…. >> er brach ab und schüttelte den Kopf.

Marc starrte ihn an und ihm fuhren die Tränen in die Augen.  

16. Kapitel

Der Arzt schaute ihn entsetzt an. << Nein, sie lebt! Nur was ich sagen wollte ist, dass ich nicht weiß was sie hat. Sie liegt in einer Art Ohnmacht und ich bekomme sie nicht wach. >>

Marc war erleichtert. Sie lebte noch! Rasch stand er auf und fiel dem Arzt glücklich um den Hals. << Danke! >>

Der Arzt schob ihn etwas von sich und meinte ernst << Ich weiß nicht wann sie wieder aufwacht. Wir müssen damit rechnen, dass sie eine Weile weg ist. Wissen sie was die letzten Tage war? Hat sie Drogen genommen oder sich sonst verändert? >>

Marc überlegte. << Naja, sie war seit gestern Morgen so komisch. >>

<< Was meinen Sie damit? >>

<< Sie war zickig. Also so richtig zickig. Das kenne ich von ihr nicht. >>

Der Arzt machte sich Notizen in sein Buch. << Ist sonst noch etwas Auffälliges gewesen? >>

<< Heute Mittag war ihr übel und sie konnte sich fast nicht auf den Beinen halten. Kurz bevor sie umgekippte, bekam sie Schweißausbrüche. >>

<< Hm.. >> machte der Arzt.

Marc sah ihn fragend an.

<< Ich weiß nicht was sie hat. Ich werde meine Bücher studieren, ob ich was finde. Bleiben sie heute bei ihr? Sie sollte nie alleine sein. Ich muss auch mit Diarmait sprechen.  >>

<< Ja ich bleibe bei ihr. >> Der Arzt winkte zum Abschied und Marc öffnete Fionas Tür. Mit einem mulmigen Gefühl trat er ein. Er sah zu Fiona. Sie lag auf dem Bett, wie wenn sie schlafen würde. Er wusste dass es so nicht war. An einem Arm hatte ihr der Arzt eine Infusion angeschlossen. Er lief zu Fiona und setzte sich zu ihr. Er nahm ihre Hand in seine und hielt sie fest. Seinen Blick hatte er starr auf Gesicht gerichtet. Er wollte, falls es eine geben würde,  keine Regung verpassen.

In der Zwischenzeit ist der Arzt zu Diarmait gegangen. Sie waren gut befreundet und verbrachten so manche Stunde abends zusammen.

<< Ich mache mir Sorgen um die Gefährtin. >> fing der Arzt an.

<< Was hat sie? >> fragte der König besorgt.

<< Wenn ich das wüsste. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Seit sie in der Ohnmacht liegt hat sich ihr Kreislauf stabilisiert. Ich wüsste keinen Grund warum sie nicht aufwachen sollte. >>

Diarmait sah ihn verwundert an. << Was meinst du mein Freund. >>

<< Ich meine, ich weiß nicht was sie hat und dass sie nicht wach ist, ist sehr merkwürdig. Ich habe das Gefühl sie will nicht mehr leben. Aber warum? >>

<< Hm… wenn ich es mir so überlege. Sie war heute schon merkwürdig gewesen. Ich habe es auf die Aufregung geschoben. >>

<< Wir sollten ihren Gefährten befragen. Vielleicht kann er uns noch einen Anhaltspunkt geben, was mit ihr passiert ist. >>

<< Ok, ich hole Marc. >> sprach der König und stand auf.

Bei Marc angekommen sah er sich Fiona an. Sie tat ihm leid. Was war nur passiert?

<< Marc, ich möchte etwas ausprobieren. Geh bitte auf die Seite. >>

Marc stellte sich auf die andere Seite des Betts. Diarmait streckte seine Hände aus und fuhr mit einem Abstand von ca. 30 cm über Fiona. Er murmelte einige Sprüche vor sich hin. Marc konnte nichts verstehen. So leise war er.

Nachdem Diarmait seine Prozedur beendet hatte sah er Marc an.

<< Bist du sicher, dass sie deine Gefährtin ist? >>

Marc stutzte. << Ähm… ja… warum nicht? Ich denke… >> Marc brach ab. Es war zu kompliziert. Wie sollte er sich ausdrücken? Er war sich sicher, dass sie seine Gefährtin sei. Er konnte doch mit ihr auf diese eine spezielle Art und Weise kommunizieren. Die vollständige Kommunikation ist erst mit der Vereinigung möglich. Oder hatte er in der Schule nicht aufgepasst. Fragen schwirrten in seinem Kopf umher. Er wurde immer verwirrter.

<< Marc, hast du mit ihr kommuniziert? >> Marc nickte. Er war zu erstaunt über die Fragen des Königs.

Der König sah ihn nachdenklich an. << Irgendetwas stimmt hier nicht. >>

Marc wurde angst und bange. Sollte er seine Fiona verlieren? Jetzt wo er endlich eingesehen hatte, dass er sich in sie verliebt hatte? Wenn sie weg wäre, würde er  nie mehr glücklich werden.

<< Marc warte hier noch einen Moment bei Fiona. Ich hole Max und er soll bei ihr bleiben. Wir brauchen dich. >>

Widerstrebend nickte Marc. Er wollte von Fiona nicht weg. Was ist wenn sie stirbt?

Der König bemerkte, dass Marc mit sich haderte. << Es passiert ihr nichts. Ich lasse Max hier und falls was sein sollte, wir sind im Thronsaal, dann kann er uns sofort rufen. >>

Diarmait verließ Fionas Zimmer und kurz darauf erschien Max. Max war der Diener, der ihnen die Zimmer gezeigt hatte. Marc war nicht sehr erfreut, er musste seine Fiona alleine lassen.

Langsam begab er sich in den Thronsaal. Diarmait und der Arzt erwarteten ihn bereits.

<< Marc schön dass du endlich da bist, auch wenn der Anlass nicht so erfreulich ist.  Darf ich dir meinen Freund Dubhan vorstellen? Also Dubhan, das ist Marc. Seine Gefährtin heißt Fiona. >>

Nachdem die Vorstellungsrunde abgeschlossen war, setzten die Drei sich in eine bequeme Wohnlandschaft.

Diarmait fing an sein Ergebnis der Untersuchung mitzuteilen.

<< Dubhan, ich habe Fiona vorhin auf magische Ursachen untersucht. Dort war auch nichts zu finden. >>

Dubhan nickte und notierte sich das Ergebnis in sein Buch.

<< Was hast du noch gemacht? Hattest du noch eine Idee was mit ihr sein könnte? >> wollte der Arzt neugierig wissen.

Der König nickte und wurde ernst. << Wenn ich nicht genau wüsste, dass Fiona Marcs Gefährtin ist…. Ich würde fast behaupten, sie sei ihrem Gefährten begegnet. >>

Der Arzt sah ihn verdutzt an. << Wie meinst du das? >>

<< Ich habe noch eine weitere ganz schwache Verbindung verspürt. >> offenbarte der König.

<< Was?!?! >> Marc sprang entsetzt auf. << Was soll das heißen? Ich habe mit ihr doch kommuniziert. Hab ich was falsch gemacht? >> Marc schaute zweifelnd auf die 2 Männer vor ihm.

<< Marc setz dich hin. Wir müssen vernünftig nach Lösungen suchen. >> versuchte ihn Dubhan zu beruhigen.

<< Nein du hast nichts falsch gemacht. Ich denke das Problem liegt bei Fiona. Marc, ich muss es wissen, habt ihr gegen eine Regel verstoßen? >>

<< Nein. >>

<< Ihr habt euch nicht geküsst oder mehr? >>

<< Nein, gar nichts. Ich habe sie auf die Wange geküsst. Mehr nicht. >> Marc raufte sich verzweifelt die Haare.

<< Ist schon gut, ich glaube dir. >> meinte Diarmait. << Wenn ihr gegen keine Regel verstoßen habt, dann mache ich mir darüber keine Gedanken. Ich habe vorhin Fionas Seele analysiert. >>

Dubhan machte große Augen. << Seit wann kannst du das? >>

<< Seit ca. 30 Jahren. Ich habe es nur noch nie vorher anwenden müssen. Trainiert habe ich mehrmals im Monat. >>

Dubhan war fasziniert. Diarmait überraschte ihn immer wieder. << Was hast du rausgefunden? >>

Der König blickte ernst. << Ich würde sagen, ihre Seele spaltet sich, sie zerreißt. Anders kann ich es nicht erklären. Um genauer zu sein, ist es der Teil der Seele, den nur Gefährten haben.  >>

<< Was soll das heißen? Was passiert mit ihr? >> fragte Dubhan ernst.

<< Ich kann es nicht sagen. Ich weiß zu wenig über die Seelen. Doch wenn ich vermute kann hat sie Zwei Gefährten. So etwas dürfte es nicht geben. Ein Teil ihrer Seele ist bei Marc. Dieses Band habe ich heute Mittag gesehen. Ein anderer Teil der Seele hat sich für jemand anderen entschieden. Das Band ist fast nicht zu sehen. Ich hätte es auch beinahe übersehen. >>

<< Ich verstehe das nicht. >> Marc sah die beiden fragend an.

Diarmait erhob sich. << Ich hole mein Zauberbuch der Medizin. Sollte es jemals vorgekommen sein, dass sich eine Seele gespalten hat, dann steht es in diesem Buch. >>

<< Gute Idee. >> bestätigte Dubhan.

Diarmait verließ den Saal. Marc wandte sich an den Arzt.

<< Was ist das für ein Buch? >>

<< Das Zauberbuch der Medizin. Das kann nur vom König geöffnet werden. Es ist das einzige Buch, das selbständig wächst. Alles was sich an Krankheiten und medizinischen Vorfällen in den letzten Jahrtausenden ereignet hat, wird wie von Zauberhand in dem Buch ergänzt. >>

Marc nickte und hoffte, dass sich in dem Buch etwas finden ließe.

Der König kam mit dem Buch zurück in den Saal. Marc musste über den Anblick schmunzeln. Das Buch flog vor ihm her und war riesig.

Diarmait öffnete das Buch und blätterte.

<< Marc? >> Marc schaute fragend zu ihm.

<< Kann man für teilen oder spalten auch splitten sagen? Ich kenne nicht alle Wörter, die in der heutigen Sprache verwendet werden. Ich versuche mich anzupassen, aber alles kann ich nicht. >>

<< Ja, könnte man. Warum? Steht das was drin? >>

<< Ich schaue gerade…. >> der König blätterte, dann begann er zu lesen. << Nicht gut… >> murmelte er vor sich hin.

Marc und Dubhan schauten Diarmait fragend an.

<< Lest selbst… >> meinte er und legte das Buch offen auf den Tisch.

Marc und Dubhan begannen zu lesen….

Unzufriedene Seelen können sich splitten. Folgen davon sind Änderungen von Persönlichkeit oder die Trennung von Lebensgefährten. Sollte sich eine Seele splitten, dann besteht wenig Hoffnung, diese wieder vollständig zusammenzufügen. In seltenen Fällen konnte eine Vereinigung diesen Prozess aufhalten. Die Paare mussten daraufhin auf längerer Zeit isoliert leben. Sollte sich die Seele geteilt haben, dann bleibt nur zu hoffen, dass diese Personen nicht gewalttätig werden.  

Bei Personen, die sich in der Seelenohnmacht befinden, wurden bisher keine weitreichenden Erkenntnisse gewonnen.

Ein bekannter Fall, bei dem sich eine Gefährtin weigerte, die Verbindung einzugehen endete 1483 mit dem Tod der Gefährtin, nachdem sie bewusstlos zusammenbrach.

Bei den Menschen die als Gefährten geboren wurden, spaltet sich dieser Teil ab, wenn sie mit einem anderen Wesen / Mensch eine Vereinigung vollführen. Dieser Seelenteil verlässt den Körper des Menschen und wandert in das Tal der Seelen. Dort bleibt er so lange, bis ein neues Lebewesen geboren wird, das die Fähigkeit hat ein Gefährte zu werden.

Persönlichkeitsänderungen treten auf, wenn die Person mit ihrem Leben nicht mehr zufrieden ist. Auslöser können Arbeitslosigkeit, Stress, mangelnde Aufmerksamkeit oder auch eine nicht erfolgte Verbindung sein. Die Liste der Auslöser ist viel länger, als das hier aufgelistete. Weitere Auslöser s. S. 38 in diesem Zauberbuch.

Nachdem sie das Lesen beendet hatten, schauten sich die Drei fassungslos an.

<< Und jetzt? >> fragte Marc?

<< Es scheint, dass sich das Buch neu schreibt. >> schlussfolgerte Diarmait.

<< Was soll das alles heißen? >> Marc nahm das Buch und zeigte auf eine Stelle << hier…. In seltenen Fällen konnte eine Vereinigung diesen Prozess aufhalten… >>

<< Ich würde es so interpretieren, dass wenn sie wach wäre und einer Vereinigung zustimmt, dann wäre das überstanden. Dann würde ihre Seele wieder im Gleichgewicht sein. Was mich nur wundert, ist das äußerst schmale Band zu dem fremden Wesen. Wieso könnte sie Zwei Gefährten haben… das verstehe ich nicht. >> leise murmelte er vor sich hin << 2 Seelenteile… wo hab ich das schon mal gehört… Paramanneskjaner haben 2 Seelenteile. Sie ist doch ein Mensch. >> Plötzlich fuhr er hoch. << Marc! >>

Marc zuckte vor Schreck zusammen.

<< Marc, meinte sie das ernst, dass sie im Waisenhaus gelebt hat? >>

<< Ja, mir hat sie es auch erzählt. Sie würde nicht wissen, wer ihre Eltern sind, da ihre Mutter erst 16 war und anonym entbunden haben soll. >>

<< Wir müssen ihre Herkunft finden. Wir müssen herausfinden, wer ihre Eltern sind. Ich finde das sehr merkwürdig. Marc, ich vermute, sie hat 2 Seelenteile. >>

<< Was heißt das? >>

<< Nur die Paramanneskjaner haben 2. Ich vermute, ihre Eltern sind Paramanneskjaner. >>

<< Was heißt das für uns? Meist finden sich doch ein Mensch und ein Paramanneskjaner zusammen. >>

<< Marc bitte, ich muss überlegen. >> Diarmait stand auf und lief langsam im Thronsaal auf und ab. Die Stille war erdrückend.

<< Also… >> begann der König nach einer Weile << ich denke wirklich, dass sie ein Paramanneskjaner ist. Nur wie bekommen wir das mit der Seele hin? Sie ist als Mensch aufgewachsen. Paramanneskjaner bekommen durch die Muttermilch die Stoffe mit, dass sich die 2 Seelenteile vereinen. Die Eltern wussten bestimmt nicht, was sie ihrem Kind antun. >>

<< Was können wir jetzt machen? >> Marc sah abwechseln zu Diarmait und Dubhan.

Dubhan zuckte entschuldigend mit den Schultern.

Diarmait erhob wieder das Wort. << Wir müssen abwarten und hoffen, dass es nicht zu spät ist, wenn sie erwacht. >>

Marc sank kraftlos zusammen. << Gibt es keine Hoffnung? >>

<< Mir fällt momentan nichts anderes ein, als abzuwarten. >> antwortete ihm der König.

Nach einer Weile des Schweigens stand Marc auf. Das Nichtstun machte ihn verrückt.

<< Was ist wenn sie den anderen Gefährten findet? >> fragte Marc ängstlich.

<< Dazu müsste sie wach sein. >> beantwortete Dubhan seine Frage.

<< Wer soll der andere sein? Ich will sie nicht hergeben. Mir reicht schon, dass man während dieser Seelenohnmacht sterben kann…. >> Marc raufte sich die Haare. Hatte er alle Hoffnung auf das Buch gesetzt, so war er nun eines Besseren belehrt worden. So wie es schien, gab es für Fiona keine Hilfe.

17. Kapitel

Dubhan, Marc und Diarmait blieben noch eine ganze Weile sitzen. Sie blätterten abwechselnd in dem Zauberbuch, murmelten diverse Sachen vor sich hin und überlegten.

<< So wie ich das sehe, scheint meine Vermutung zu stimmen. Da Fiona von ihren Eltern direkt nach der Geburt abgegeben wurde konnte sie sich  nicht normal entwickeln. >> durchbrach der König die Stille.

<< Diarmait, wie funktioniert das. Wenn Fiona eine menschliche Mutter hatte. Wie soll sie die Stoffe produzieren, damit sich die Seelenteile vereinen? >> Marc Neugier konnte nicht durch das Buch befriedigt werden. Er war zu ungeduldig, alles nachzulesen und wollte die Informationen sofort.

Der König suchte nach den passenden Worten. << Vielleicht zur Erklärung. Kinder können nur verbundene Paare bekommen. Wenn die Gefährten die Verbindung eingehen, dann stellt sich der Körper der Frau, sofern sie ein Mensch ist, um. Während der Schwangerschaft sondert der Fötus im Mutterleib einen Stoff aus, der den Prozess weiter vorantreibt. Nach der Geburt entwickeln sich die Menschen zu Paramanneskjanern. Die Verwandlung ist nicht schmerzhaft und die Menschen merken nichts davon. >>

Marc wurde nachdenklich. Es musste einen Weg geben Fiona zu retten.

<< Ich gehe zu Fiona. Wenn ihr noch Vorschläge habt, was wir tun können und ich helfen soll, sagt mir bitte Bescheid. >>

Marc drehte sich zur Tür und verschwand durch diese. Er lief den Weg zu Fiona zurück. Als er die Tür öffnete sah er Max bei ihr sitzen. Erleichtert, dass sie nicht alleine gelassen wurde trat er in den Raum. Max sah zu ihm auf.

<< Max, ich bleibe hier, du kannst jetzt gehen. >> Max nickte und verließ den Raum.

Marc trat an Fionas Bett uns setzte sich auf den Stuhl, den Max neben das Bett gestellt hatte. Er nahm ihre Hand in seine. Einige Zeit verstrich. Marc saß regungslos neben Fiona. Ratlos sah er sie stundenlang an. Es wurde bereits dunkel und er wurde müde. Ohne ihre Hand loszulassen, legte er seinen Kopf aufs Bett und schlief ein. In seinen Träumen hatte er auch keine Ruhe. Plötzlich schreckte er hoch. Er hatte im Traum eine Idee. Als er seinen Kopf hob, war sie vergessen. Marc grübelte und nach fast einer Stunde fiel es ihm wieder ein. Wenn das funktionierte…

Schnell stand er auf und begab sich auf die Suche nach Diarmait.  Es war spät und er erwartete es nicht, dass noch einer der Beiden auf sei. Als er den Thronsaal betrat entdeckte er die zwei Freunde, wie sie weitere Bücher studierten. Langsam begab er sich zu ihnen.

Dubhan sah auf << Ist mit Fiona etwas passiert? >>

Marc schüttelte den Kopf.

<< Ich gehe trotzdem nach ihr schauen. Ich muss noch eine neue Infusion anhängen. >> Der Arzt verließ den Saal.

<< Marc, warum bist du hier? Es ist schon recht spät. >>

<< Ich habe eine Idee… nur weiß ich nicht ob ich es versuchen soll…. >>

Erstaunt blickte der König auf. << Welche? >>

<< Vielleicht schaffen wir es, sie zurückzuholen… ich dachte… wenn sie mich hört, vielleicht kann sie antworten? >>

Diarmait sah ihn nachdenklich an. << Versuchen können wir es. Mir fällt nichts ein, was dagegen sprechen würde. Wir warten noch auf Dubhan und fragen ihn, was er für eine Meinung hat. >>

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Dubhan wieder zurück. Diarmait wartete bis er sich niedergelassen hatte.

<< Dubhan, Marc hatte eine Idee. >> er erklärte ihm, welche Idee Marc hatte.

Dubhan schaute nachdenklich. << Wenn ihre Seele noch keine Schäden hat, dann können wir es probieren. Diarmait, schau dir bitte die Seele vorher noch einmal an. Nicht, dass das was wir probieren ihr Schaden zufügt. >>

Marc wurde blass. Der Versuch konnte ihr Schaden? Was war, wenn ihre Seele nicht mehr vollständig war? Hilflos blickte er die beiden Männer an.

Dubhan stand auf << Gehen wir. >>

Zusammen schlugen sie den Weg zu Fionas Zimmer ein.

Diarmait trat neben Fiona und begann sie wie bereits am Mittag zu untersuchen. Kurz bevor er endete änderte sich sein Gesichtsausdruck. Er wirkte sehr besorgt.

<< Wir haben nicht mehr lange Zeit. Die Seele hat sich bald geteilt. >> schloss er seine Untersuchung ab.

<< Was machen wir jetzt? Sollen wir es versuchen? >> fragte Dubhan.

<< Ich würde die Situation unkritisch einstufen. Noch sind alle Teile in ihrem Körper. >>

Marc schaute ernst. << Wenn wir es nicht versuchen, dann machen wir uns vielleicht Vorwürfe, wenn sie stirbt. >>

Diarmait und Dubhan schauten ihn lange an. Beide nickten synchron. << Versuchen wir es, aber mach dir bitte nicht zu viele Hoffnungen. >>

Marc ließ sich bei Fiona auf dem Bett nieder. Erwartungsvoll schaute er Fiona an. Er würde alles tun, damit sie wieder aufwachte. Er nahm vorsichtig ihren Kopf zwischen seine Hände und beugte sich über sie. Er gab ihr einen langen Kuss auf die Stirn und versuchte dabei mit ihr zu kommunizieren.

„Wach doch bitte auf. Sag mir wie ich dir helfen kann. Ich will dich nicht verlieren. Fiona, ich liebe dich.“

Er setzte sich auf und blickte zu Fiona. Er bekam keine Reaktion.

Diarmait erhob schließlich das Wort << Hast du sie erreicht? >>

<< Ich weiß es nicht. Ich denke nicht…. Ich habe von ihr nichts gehört. >> traurig wand er sich ab.

Der Arzt ging zu Diarmait und nahm ihn am Arm. << Komm wir gehen und lassen Marc mit ihr alleine. Er passt gut auf sie auf. >>

Marc, entmutigt von der Situation, legte sich neben sie auf das Bett. Er nahm wieder ihre Hand und legte sie sich an seine Wange. Er war fassungslos. Es musste eine Möglichkeit haben ihr zu helfen. Es gab bestimmt Mittel und Wege, doch einen Gegner hatte er… die Zeit.

Er kuschelte sich an sie und dachte über den Tag nach. Irgendwann übermannte ihn die Müdigkeit und er schlief ein.

Am nächsten Morgen wurde er früh wach. Sein Blick wanderte sofort zu Fiona. Sie lag noch wie am Abend im Bett. Also hatte sie sich nicht bewegt oder war zwischendurch wach geworden. Liebevoll strich er ihr über die Wange. Bevor er aufstand, gab er ihr einen flüchtigen Kuss.

Er duschte und begab sich zum Frühstück. Sein Abendessen war ausgefallen und jetzt verlangte sein Magen nach Aufmerksamkeit.

Er setzte sich an den reichlich gedeckten Tisch und schnitt sich ein Brötchen auf. Diarmait und Dubhan betraten ebenfalls den Raum.

<< Morgen. >> nuschelten sich die 3 jeweils entgegen.

Marc lächelte. Die Zwei waren auch keine Frühaufsteher.

Er belegte sich sein Brötchen mit Wurst und Käse und biss herzhaft hinein. Er brauchte einen Kaffee. Die Kaffeemaschine stand etwas abseits neben dem Tisch. Marc stand auf und bediente sich selbst.

<< Marc, das musst du doch nicht machen. Du bist unser Gast. >> empörte sich der König.

Marc schüttelte den Kopf und winkte ab. Er war über jede Tätigkeit froh, was ihn ablenkte. Er setzte sich an den Tisch und frühstückte weiter. Er goss sich Milch in den Kaffee. Fasziniert beobachtete er wie sich die Milch mit dem Kaffee mischte und aus den unterschiedlichen Farben ein helleres braun entstand. Zwei Teile, die sich zusammenfügten.

Er erinnerte sich an das Gespräch vom  Vortag und ließ vor Schreck das Milchkännchen fallen.

Diarmait und der Arzt sahen erschreckt auf. Ein Diener eilte herbei, um die Scherben wegzuräumen.

<< Entschuldigung… >> murmelte Marc << mir ist nur etwas eingefallen. >>

<< Was meinst du Marc? >> Dubhan war überrascht.

<< Gestern habt ihr doch gesagt, dass ihr vermutet, dass Fiona selbst ein Paramanneskjaner ist und da sie wie ein Mensch aufgewachsen ist, ihr die Milch gefehlt hat. >>

Bestätigend nickten Dubhan und Diarmait.

Marc sprach weiter << jetzt frag ich mich nur, was wäre, wenn sie Muttermilch bekommt? Was passiert mit ihr? Kann man so die Seelenteile verbinden? Was meint ihr? >>

<< Tolle Idee…. Wenn es die Lösung wäre, dann wäre es fantastisch. >> freute sich der König. << Nach dem Frühstück treffen wir uns im Saal. Dort beraten wir uns. >>

Marc verschlang sein Frühstück und stürmte zu Fiona ins Zimmer. Überschwänglich setzte er sich auf ihr Bett und beugte sich über sie.

<< Ich hoffe so sehr, dass meine Idee hilft, dich wieder zurückzuholen. >> er gab ihr einen Kuss und verließ das Zimmer.

Marc lief gerade den Gang entlang, als er ganz leise ein „Bitte hilf mir“ hörte. Er blieb stehen. Hatte er sich das eingebildet? Er hörte wieder, aber nichts rührte sich.

Geistesabwesend lief er zu Dubhan und Diarmait. Die Zwei hatten sich schon im Thronsaal niedergelassen. Verwirrt setzte er sich zu den Beiden.

Diarmait sah Marc eine Weile an, doch er bemerkte es nicht. Zu sehr dachte er an die drei Worte. Hatte er sie sich eingebildet?

<< Marc? >> Diarmait versuchte Marc wieder in die Gegenwart zu holen. Marc reagierte nicht. Der König versuchte es ein weiteres Mal  << Marc! >>

Marc zuckte unter dem lauten Ruf zusammen. Er war sich nicht sicher, ob er sich vorhin alles eingebildet hatte. Er überlegte und entschied es den 2 Männern zu erzählen.

<< Ja? … >> fragend sah er auf. Er wurde von den Beiden gemustert.

<< Ist alles in Ordnung bei dir? Du bist so abwesend? >> erkundigte sich der Arzt besorgt.

<< Ja.. Nein… Ach ich weiß nicht… >> Marc stockte und raufte sich die Haare, er schnaufte durch und sah die beiden richtig an. << Mir war, wie wenn ich vorhin Fiona gehört hätte. >>

Erstaunt blickten Diarmait und Dubhan ihn an.

<< Was meinst du damit? >> fragten beide gleichzeitig.

<< Ich war noch bei Fiona, bevor ich hier her gekommen bin. Als ich im Gang war meinte ich zu hören, dass sie mich um Hilfe bat. >> Leicht irritiert und mit einem traurigen Blick setzte er hinterher << Wahrscheinlich habe ich mir das nur eingebildet. >>

Ungläubig schauten ihn die Freunde an. Diarmait murmelte << Vorstellen kann ich mir das nicht, aber unmöglich scheint es mir auch nicht. >>

<< Hast du noch etwas von ihr gehört? >> fragte Dubhan interessiert.

<< Nein, das war alles... leider… >> seufzte Marc niedergeschlagen.

<< Bevor wir uns die Köpfe zerbrechen, würde ich vorschlagen, wir kümmern uns um Marcs Vorschlag. >>

Sofort hatte der Arzt die Aufmerksamkeit der anderen Zwei.

Der Arzt sprach weiter << Ich finde wir sollten versuchen Marcs Vorschlag umzusetzen. Nur sehe ich ein paar Probleme… wir müssen Mütter finden, die stillen. Dann brauchen wir genug Milch und wir müssen die Milch bei Fiona in den Magen bekommen. >>

Der König sah ihn skeptisch an << Das heißt wir brauchen mehr wie eine Mutter, die bereit ist Milch abzugeben? >>

Der Arzt nickte.

<< Wo sollen wir die finden? Wie viele Mütter brauchen wir? >> fragte Marc vorsichtig.

Dubhan wurde nachdenklich. << Ich weiß es nicht. Ich weiß auch gar nicht wie viele Babys es im Moment gibt. Wir müssen mit einer Mutter anfangen und suchen…. Ich denke wenn 3-4 etwas Milch abgeben würden, dann wäre das eine gute Grundlage. >>

<< Die letzten Geburten können wir nachschauen. Jedes Kind eines Paramanneskjaners sollte gemeldet werden. >> der König erhob sich und schritt davon.

Einige Zeit verstrich, dann kam der König zurück.

<< Wir hatten in den letzten 3 Monaten 2 Geburten gehabt…. Eine in China, eine weitere in Afrika. Ich habe Max aufgetragen, die Beiden so schnell es möglich ist hier her zu bringen. Er telefoniert gerade mit sämtlichen Fluggesellschaften und versucht die Mütter zu erreichen. >>

<< Max soll Bescheid sagen, wenn er die Mütter erreicht hat. Ich kann wenn sie frei sind einen der Firmenjets nehmen. >> versuchte Marc sich einzubringen.

Diarmait nickte zustimmend. << Sobald wir eine erreicht haben sagen wir es dir. >>

Murmelnd stand der Arzt auf << Ich gehe nach der Patientin schauen. >> Dann verschwand er aus dem Raum.

Marc saß bei Diarmait.

<< Meinst du wir schaffen es, dass sie zurück kommt? >> hoffnungsvoll sah Marc den König an.

<< Ich hoffe es. Wir hatten uns heute Nacht noch länger unterhalten. Uns sind keine weiteren Möglichkeiten eingefallen. Wir müssen an allem was wir finden festhalten und hoffen, dass es funktioniert. >> antwortete Diarmait ruhig.

Marc stand auf und lief auf und ab. Max hat sich auch noch nicht gemeldet. Erreichte er die Mütter nicht? Marcs Gedanken waren wieder am Kreisen. Plötzlich öffnete sich eine Tür und Max trat in den Raum. << Die Mutter in China hab ich erreicht….sie würde auch herkommen… >> er machte eine Pause und fügte hinzu << die in Afrika nicht…. Sie ist nicht auffindbar. Ihr Mann erreicht sie nicht. Ich versuche es weiter, bei Verwandten und Nachbarn, ob vielleicht einer sie gesehen hat… >>

<< Wäre auch zu einfach gewesen… >> murmelte Marc und wand sich an Max << Gut, dann holen wir wenigstens die eine Mutter her. Ich lasse den Jet an den Flughafen bringen und bereitstellen. Ruf der Mutter an, sie soll sich an der Info melden, dort wird alles geregelt. >>

Marc, ganz der Geschäftsmann nahm sein Handy und schaltete es ein. Es dauerte eine Weile bis es hochgefahren war und er eine SMS nach der anderen empfangen hatte. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass sie vergessen hatten Lea Bescheid zu geben. Er wollte das später nachholen. Erst organisierte er den Flug.

Der Arzt war auch wieder  zurückgekommen und sah zufrieden aus.

<< Von meiner Seite aus ist sie stabil. Keine Veränderung zu gestern. Ich habe wieder eine neue Infusion angehängt. Sobald diese leer ist tauschen wir sie. >>

Marc und Diarmait nickten und erfreuten sich an der Nachricht.

<< Ich werde später trotzdem ihre Seele noch einmal anschauen. >> sagte Diarmait ruhig. << Ich hoffe, dass ich das auch sagen kann. >>

Marc wurde die Warterei zu viel. Er stand auf und ging zu Fiona. Wieder setzte er sich zu ihr ans Bett und nahm ihre Hand. Lange saß er in unveränderter Position neben ihr. Gegen Nachmittag übermannte ihn die Müdigkeit und er legte seinen Kopf neben ihre Hand. Schnell schlief er ein.

Durch ein Klopfen wurde er wach. Er öffnete die Augen und sah Max ins Zimmer treten. Er kam zu Marc und flüsterte ihm zu  << Die Mutter ist unterwegs. >>

Marc sah ihn dankbar an. Jetzt hieß es warten….hoffentlich nicht zu lange.

18. Kapitel

Während Marc wartete, entschied er sich, dass er sich bei Lea melden könnte. Keiner hatte sich nach der Ankunft gemeldet. Sie würde ihm bestimmt verzeihen, wenn er ihr es erklärte.

Er nahm sein Handy und fing an eine SMS an Lea zu tippen.

Hallo Lea, wir sind angekommen. Leider ging alles drunter und drüber. Fiona liegt im Koma. Hoffe sie überlebt. Sorry, dass ich mich nicht früher gemeldet habe.

Marc schickte die SMS ab und keine 2 Minuten später machte sich sein Handy bemerkbar.

Marc, was ist passiert? Was ist bei euch los? Warum liegt Fiona im Koma. Hast du sie schon wieder geärgert? Warum sollte sie sterben, hattet ihr einen Unfall? Ich dachte ihr seid schon auf der Reise ..

Als Marc die SMS las, musste er schmunzeln. Keine Begrüßung und keine Verabschiedung. Typisch Lea.

Sorry Lea, das Ganze als SMS zu tippen dauert zu lange. Ich kann dir nur sagen, dass der König vermutet, dass Fiona auch ein Paramanneskjaner ist und jetzt Probleme hat. Wir versuchen alles, damit es ihr wieder gut geht…..

Marc drückte auf senden.

Was? Fiona ist eine von uns? Marc, mach dich nicht lustig über mich. Das hätte ich doch merken müssen.

Marc schrieb zurück

Sie ist eine von uns. Der König hat es bemerkt. Ich melde mich morgen mal…. Bis dann VG Marc

Er klickte zum letzten Mal auf senden und schaltete sein Handy wieder aus. Sein Blick wanderte wieder zu Fiona. Er fühlte sich hilflos. Die Warterei machte ihn verrückt.

Die Stunden zogen sich in die Länge und mit jeder Minute die verstrich wurde Marc nervöser. Hoffentlich kam sie bald an.

Er saß die meiste Zeit bei Fiona am Bett. Die einzige Abwechslung, die er sich gönnte war etwas zu essen oder auf die Toilette zu gehen.

Diarmait und Dubhan saßen zusammen und spielten Karten.

<< Ich hoffe dass Marcs Vorschlag funktioniert. >> hoffte Dubhan und sah seinen Freund an.

<< Ja… >> murmelte er << Ich sollte nach ihr schauen… >>

<< Ich gehe mit. Ich muss wahrscheinlich eine neue Infusion anschließen. >> teilte Dubhan Diarmait mit.

Die Beiden betraten kurz darauf Fionas Zimmer << Wir wollten noch einmal nach ihr schauen… >> murmelte Diarmait leise.

Marc stand auf und lief auf die andere Seite des Betts. Dubhan trat neben ihn und hängte eine neue Infusion auf. Währenddessen fing Diarmait mit seiner Prozedur an. Während er seine Hände über Fiona hielt, schaute er immer ernster. << Es sieht nicht gut aus. Die Zeit läuft uns davon… Ich hoffe dass es noch eine Weile dauert. >> er blickte auf den besorgten Marc << wir können nur hoffen, dass wir rechtzeitig Milch für sie bekommen…. Marc, ich beschönige nichts…, es kann jeden Augenblick vorbei sein. >>

Marc, geschockt von Diarmatis Ausdruck, wurde blass. Erschöpft ließ er sich auf Fionas Bett nieder.

<< Das kann doch nicht sein… >> fast weinend drehte sich Marc zu Fiona um.

Er legte seinen Kopf auf ihren Bauch. „Verlass mich nicht. Ich würde alles tun, damit es dir wieder gut geht. Fiona, ich liebe dich doch. Du musst bei mir bleiben.“ Er hörte nicht, wie sich die beiden unterhielten.

Dubhan wandte sich an seinen Freund << Wie sieht es aus? Ist es wirklich so schlimm? >>

Diarmait nickte ernst. << Fast noch schlimmer würde ich sagen. Wenn wir nicht bald unseren Versuch starten können, dann ist es vorbei. Ich denke, dass sie die Nacht nicht überlebt. Hoffnung habe ich keine mehr. >>

Dubhan sah ihn ebenfalls sehr ernst an. << Fällt dir noch eine andere Möglichkeit ein? >>

Der König verneinte und betrachtete sich das Bild, das sich ihm bot. Marc tat ihm Leid. << Was der Arme mitmachen muss, ist verrückt. Das hab ich in meinen 5.038 Jahren noch nicht erlebt. >>

Zustimmend schaute Dubhan ihn an. << Ja du hast Recht… aber so einen Fall gab es noch nie. Ich wüsste nur zu gerne, was sich die Mutter dabei gedacht hat, als sie Fiona abgegeben hat. >>

<< Das werden wir nie erfahren… >> Der König schaute Dubhan an. << Weißt du was? >> einen fragenden blick später sprach der König weiter. << Ich habe mir die Mühe gemacht, alle eingetragenen Geburten und die Kristalle anzusehen…. Es gibt Abweichungen… um genau zu sein eine. Wir haben mehr Salzkristalle, als Eintragungen.  >>

<< War das nicht vorherzusehen? >> Dubhan verstand nicht, was sein Freund ihm sagen wollte. Es war klar, dass wenn Fiona nicht gemeldet wurde, dass es Abweichungen geben muss.

<< War es… was ich noch bemerkt habe… wir haben einige Verluste. Es sind einige Kristalle schwarz geworden. >>

<< Was meinst du damit? >> Dubhan wurde neugierig.

<< Wenn ich es richtig deute, dann sind in den letzten Wochen mindestens 8 Paramanneskjaner von uns gegangen, die keine Gefährten hatten. >>

Marc hörte die letzten Worte und blickte auf. << Was meint ihr damit? >>

Dubhan zuckte entschuldigend mit den Schultern. << Ich weiß es nicht, was er meint. >>

Der König lief in dem Raum umher. << Alle Geburten und Todesfälle werden bei uns im Buch verzeichnet. Sobald ich eine Mitteilung über einen Todesfall erhalte, wird er eingetragen. Die letzte Eintragung ist 5 Monate her…. Es fehlen aber 8 Kristalle. Ein Kristall von nichtgebundenen erlischt, wenn sein Licht, also der Paramanneskjaner, stirbt. >>

Dubhan sah die Sache nicht so ernst. << Vielleicht sind sie noch nicht gemeldet. Die Angehörigen holen das nach, da bin ich mir sicher. >>

Diarmait sah ihn an << Du könntest Recht haben. Warten wir ab. >> dann wechselte er das Thema. << Gehen wir was essen. Es ist schon spät. Unser Gast müsste auch bald ankommen. >>

Marc fiel es schwer, sich von Fiona zu trennen, aber er hatte auch Hunger und schloss sich den beiden Männern an.

 Gemeinsam liefen sie zu dem gedeckten Tisch. Marc Magen knurrte. Er hatte sich heute auch nur das Allernötigste an Essen gegönnt. Er lud sich einige der bereitgestellten Häppchen auf seinen Teller und fing an zu essen.

Diarmait und Dubhan erzählten sich Anekdoten während sie aßen. Die Beiden lachten immer wieder.

Marc dachte traurig, dass er auch gerne jemand hätte, mit dem er beim Essen plaudern könnte. Doch die einzige Person, die für ihn da war, lag oben und würde wahrscheinlich die Nacht nicht mehr überleben. Schnell trank er sein Glas aus und wollte weiteressen, als er „Marc“ hörte. Versteinert blieb er sitzen. Das konnte doch nicht wahr sein? Fiona hat ihn gerufen. Er musste Husten, da ihm vor Schreck sein letzter Bissen im Hals stecken geblieben war. Diarmait und Dubhan verstummten und sahen erschreck auf den hustenden Marc. Dieser keuchte und schnaufte kräftig nach Luft. Den Hustenreiz versuchte er zu ignorieren. Er goss sich Wasser in sein Glas und trank es zügig aus.  

Als er sich beruhigt hatte, sprang er auf und schmiss dabei den Stuhl um. Dass dieser polternd auf den Boden krachte ignorierte er. Er lief schnellen Schrittes zur Tür und durchquerte sie.

Diarmait und Dubhan schüttelten über Marc den Kopf. Sie waren sich sicher, dass sie ihn bei Fiona finden würden. Warum war er nur so überstürzt weggelaufen?

Auf dem Gang hielt ihn nichts mehr. Er rannte zu Fiona. Er hoffte, dass nichts passiert sei.

Schnell öffnete er die Tür und stürzte ins Zimmer. Die Tür krachte an die Wand, doch ihn störte der Lärm nicht. Er fing sich mit einem großen Schritt und ging weiter zu Fiona. Er sah sie von oben bis unten an. Bewegt hatte sie sich nicht. Warum hatte sie ihn gerufen?

Sie lag nach wie vor in unveränderter Haltung in ihrem Bett. Bewegt hatte sie sich nicht. Marc lief zu ihr. Er nahm ihren Kopf in seine Hände und gab ihr einen leichten Kuss auf die Lippen.

„Was machst du nur mit mir? Warum hast du mich gerufen? Sag mir wie ich dir helfen kann.“

Als Antwort bekam er nichts zu hören.

Diarmait und Dubhan waren in Fionas Zimmer angekommen und sahen verstört zu Marc.

<< Warum bist du so schnell verschwunden? >> wollte Dubhan neugierig wissen.

<< Ich habe Fiona gehört. Sie hat mich gerufen. >> flüsterte Marc.

Diarmait sah in erstaunt an. << Du hast sie wieder gehört?

Marc nickte, ohne den Blick von ihr zu nehmen.

<< Was hat sie dir gesagt? >> Dubhans Neugier wurde immer größer.

<< Sie hat nur meinen Namen gerufen. Mehr nicht. Ich hab es noch mal probiert, sie zu erreichen…. Ohne Erfolg. >> sagte Marc niedergeschlagen.

<< Ming müsste auch bald eintreffen. Ich habe vorhin einen Anruf erhalten, als sie am Flughafen ankamen. >>

Dubhan sah Diarmait erleichtert an und Marc schien auch einige Last von den Schultern gefallen zu sein.

<< Wollen wir in den Saal gehen und auf sie warten? >> fragte der König.

Dubhan nickte, während Marc verneinte. Die Freunde wechselten die Räumlichkeiten und Marc blieb sitzen.

Die Zeit verstrich. Marc wurde mit jeder Minute nervöser. Sie musste bald da sein. Wie Ming wohl war? Er war sich sicher, dass sie eine hilfsbereite Frau sein musste. Wer sonst würde um die halbe Welt reisen  um einer unbekannten Person zu helfen.

Vorsichtig legte er seinen Kopf auf Fionas Brust und lauschte ihrem Herzschlag. Es war beruhigend. Marc döste ein.

Wach wurde er, als sich die Zimmertür öffnete und Max ins Zimmer trat.

<< Sie ist eben angekommen. >> beeilte er sich zu sagen.

Marc richtete sich auf und begab sich so schnell es ging zum König und dem Arzt.

Er bekam gerade noch mit, dass die beiden der jungen Frau alles in kürzester Zeit erzählten und sie keine weitere Zeit verlieren durften.

Marc trat zu ihnen und räusperte sich.

Der König lächelte ihn freundlich an. << Ming, das ist Marc. Er ist Fionas Gefährte. >>

Ming und Marc begrüßten sich freundlich. Schüchtern lächelte sie ihn an. Marc umarmte sie und meinte << Ich bin dir unheimlich dankbar, dass du versuchst uns zu helfen. >>

Ming wurde verlegen. << Ja… gerne… kein Problem. >>

Dubhan unterbrach die Beiden. << Wir brauchen dringend die Milch. Ming, schaffst du das oder hast du gerade deine Tochter gestillt? >>

<< Es ist fast zwei Stunden her… es sollte genug da sein. >>

<< Dann komm bitte mit. Ich habe alles hier, was du nehmen kannst… >> Ming und Dubhan verließen den Saal.

Die Zurückgebliebenen setzten sich auf das Sofa.

Marc murmelte << hoffentlich geht das gut. >>

Der König betrachtete ihn besorgt. << Wir können nur hoffen, dass es gut geht, aber wir sollten auch beachten, dass es schief gehen kann. >>

Die Beiden warteten bis Ming und der Arzt zurückkamen. Es dauerte noch fast eine halbe Stunde, plötzlich öffnete sich die Tür und die Erwarteten betraten den Saal.

<< Ich muss noch ein paar Sachen holen. Da Fiona nicht wach ist, müssen wir Ihr mit einer Sonde die Milch einflößen. >> Dubhan zog sich zurück.

Diarmait meinte << Wir können bestimmt vorgehen. Dubhan kommt gleich. >>

Die Drei verließen den Saal. Auf dem Weg zu Fionas Zimmer trafen sie auf Dubhan.

<< Ich gehe zu Fiona. Marc kann mitkommen. Der Rest bleibt vor der Tür. >> erschrocken über den Kommandoton blieben Diarmait und Ming stehen.

Marc und Dubhan gingen zu Fiona. Dubhan nahm seine Sonde in die Hand. << Marc ich brauche deine Hilfe. Versuch ihren Mund zu öffnen, damit ich die Sonde hineinschieben kann. >>

Marc sah ihn zweifelnd an. << Ich versuche es. >> Er setzte sich aufs Bett und öffnete vorsichtig Fionas Mund. Dubhan nahm die Sonde und schob sie langsam in ihren Rachen.  

<< Das müsste reichen. Halte die Sonde. >> Marc tat wie ihm aufgetragen wurde und wartete gespannt ab. Dubhan nahm die Milch, die sich in einer kleinen Flasche befand. Er füllte diese behutsam in die Sonde ein.

Marc betrachtete die Flüssigkeit, die langsam durch den Schlauch nach unten floss. Nachdem das Fläschchen leer war, zog der Arzt die Sonde wieder aus Fiona heraus. Er untersuchte sie noch einmal und sagte << Wir müssen abwarten. >>

Er packte seinen Sachen ein und verließ das Zimmer. Diarmait und Ming traten ein. Der König sagte zu ihr << Ming, das hier ist Fiona. Ich hoffe, dass unsere Behandlung Erfolg hat. Nachher werde ich dir alles ausführlich erklären. >>

Ming nickte andächtig und sah sich die Frau an, die leblos im Bett lag. Ming fand sie hübsch.

Max kam und rief Ming. << Ming, deine Tochter schreit. Ich glaube sie ist hungrig. >> Ming drehte sich um und beeilte sich zu ihr zu kommen.

Nun waren nur noch Marc und Diarmait im Raum. Marc hatte wieder seine übliche Position eingenommen.

Plötzlich zuckte er. Hatte er es sich eingebildet? Er hatte gemerkt, wie sich ein Finger von Fiona bewegt hatte.

Diarmait sah ihn fragend an, doch Marc hatte kein Interesse etwas zu erklären. Er blickte auf Fiona und hoffte, dass er noch eine Reaktion bekam.

Er wartete geduldig und versuchte sich nicht zu bewegen. Er war schon am Glauben, dass seine Sinne ihm einen Streich gespielt hatten, als er wieder merkte wie sich ihre Finger bewegten.

Jetzt war er sich sicher. Fiona wurde wach!

<< Diarmait! Fiona wird wach! Sie hat sich bewegt! >> aufgeregt sprang Marc wie ein Grashüpfer durchs Zimmer.

<< Bist du dir sicher? >> Diarmait wollte sicher sein, nicht dass sich Marc vor Sorge Sachen einbildete.

<< Ja ganz sicher, ich habe beim ersten Mal gedacht ich hätte mir das eingebildet. Doch beim zweiten Mal war ich mir ganz sicher. >> antwortete Marc zuversichtlich.

Diarmait nickte. Er verließ ohne einen Kommentar den Raum. Marc setzte sich auf den Stuhl. Er wartete ungeduldig. Sie müsste doch endlich die Augen aufmachen, doch nichts tat sich. Nach 2 Stunden kam Diarmait wieder. Leise setzte er sich zu Marc. << Hat sie sich noch einmal bewegt? >> Marc verneinte.

Diarmait wollte grade den Raum verlassen. Plötzlich schlug Fiona die Augen auf. Sie sah verwundert zu Marc und dem König. Sie sah wieder Marc. Ihre Augen strahlten. Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. Marc sah sie überglücklich an. Er hatte seine Fiona wieder. Vor Freude umarmte er sie stürmisch. Fiona erwiderte die Umarmung sanft. Völlig vom Glück eingenommen gab Marc ihr einen Kuss auf die Lippen. Fiona schaute ihn verdutzt an, doch die gab auch ihm einen Kuss auf die Lippen. Sie hielten sich einige Minuten in den Armen und klammerten sich wie zwei Ertrinkende aneinander.

Diarmait wollte ihnen ein paar Minuten Zweisamkeit gönnen. Er öffnet die Tür um seinen Freund zu holen.

Marc schaute Fiona immer noch überglücklich an. Doch auf einmal veränderte sich ihre Gesichtsfarbe. Sie wurde richtig blass und anschließend fast grün. Sie begann zu würgen. Die nicht verdaute Milch trat den Rückweg an. Marc konnte gerade noch seinen Fuß zur Seite ziehen, um nicht vom ganzen Strahl getroffen zu werden.

Fiona hörte auf zu würgen und sah Marc entschuldigend an. Marc nahm sie in den Arm. Es musste ihr nicht peinlich sein. Er würde die Sauerei gleich wegputzen. Nichts konnte seine gute Laune trüben.

Doch dann passierte, womit niemand gerechnet hatte. Fiona schrie vor Schmerzen auf. Marc ließ sie sofort los. Sie schrie weiter und blickte hilfesuchend zu Marc. Sie legte sich hin und rollte sich wegen den Schmerzen zusammen. Marc bemerkte, dass sie sich nicht gehen lassen wollte. Sie versuchte den Schmerz zu unterdrücken. Tränen traten in ihre Augen. Sie drehte sich langsam zu Marc um, kurz hielt sie inne und nahm Marc Hand in die ihre. Man sah ihr an, dass sie enorme Schmerzen haben musste. Sie zog seine Hand an ihre Wange, doch die Schmerzen wurden schlimmer. Ihre Kraft verschwand. Sie legte sich auf Marcs Hand und drehte ihren Kopf so, dass sie ihm noch einen Kuss auf den Unterarm geben konnte. Sie wimmerte und weinte. Mit einem schmerzverzogenen Gesicht sah sie Marc an.

<< Marc, ich …. Es… tut … mir … leid. >> dann schrie sie noch einmal und verstummte.

19. Kapitel

Marc legte reflexartig seine Arme um Fiona und sank kraftlos neben ihr zusammen. Diarmait hatte bestürzt das Schauspiel verfolgt. Er verließ hastig den Raum und rannte zu seinem Freund. Ganz untypisch für einen König rief er schon lautstark im Gang << Dubhan! Schnell! Komm! >>

Dubhan eilte seinem Freund entgegen. << Fiona war wach. Sie hatte starke Schmerzen und jetzt bewegt sie sich nicht mehr! >>

Zusammen liefen sie rasch wieder in Fionas Zimmer. Marc hielt Fiona immer noch fest. << Ich brauche Platz, er muss weg! >>

Diarmait reagierte und zog Marc zur Seite. Dieser ließ sich nur widerstrebend von Fiona entfernen und wollte wieder zu ihr, doch Diarmait hielt ihn fest.

Marc sah zu, wie Dubhan Fiona untersuchte. Es dauerte eine Ewigkeit. Marc wurde nervös. Er konnte nicht zu ihr und erfahren hat er nichts. Was war los? Als er endete drehte er sich wieder Marc und dem König zu um ihnen seine Diagnose mitzuteilen.

<< Sie ist wieder Ohnmächtig. Ich würde sagen, ihre Schmerzen waren zu stark. Das wollte ihr Körper nicht mitmachen. Ihr Puls geht unregelmäßig und sie atmet schwach, aber sie lebt. Diarmait, kannst du auch noch einmal nach ihr sehen? Ich würde gerne wissen, ob es mit der Milch etwas gebracht hat. Ich glaube zwar nicht daran, da sie alles wieder erbrochen hat, doch wir sollten Gewissheit haben. >>

Diarmait schob Marc auf den Stuhl neben dem Bett, dann tat er was der Arzt von ihm verlangt hatte. Er beugte sich über Fiona und fing an.

Marc konnte sich fast nicht mehr auf den Beinen halten. Er war erschöpft und mitgenommen. Was hatte sie verbrochen, dass sie so bestraft wurde? Was hatte er verbrochen? Warum musste alles so kompliziert sein?

Marc sah sich die bekannte Prozedur des Königs an. Die Sekunden wurden zu Minuten, die Minuten zu Stunden. Diarmait ließ sich viel Zeit. Das Warten riss an seinen Nerven.

Nach 10 Minuten, die Marc wie eine Ewigkeit vorkamen, erhob sich der König wieder. Er setzte sich auf die Bettkante und überdachte sein Ergebnis. Diarmait schaute jeden Einzelnen an, dann sagte er << Ich weiß nicht ob ich recht habe, aber so wie ich die Sache sehe, funktioniert es. Ihre Seele verbindet sich wieder. Wir müssen ihr mehr Milch geben um den Prozess nicht zu stoppen…>>

Marc unterbrach ihn aufgebracht << Du willst, dass sie noch weitere Schmerzen hat? Du hast selbst gesehen, wie es ihr vorhin ergangen ist. >>

<< Marc beruhige dich. Im Moment ist sie bewusstlos und es wäre von Vorteil wenn sie das auch bleibt. So können wir ihr die Milch einflößen und sie hat keine Schmerzen.  Dubhan, bist du der gleichen Meinung? >>

<< Ich bin deiner Meinung. Wir sollten weitermachen. >> schmunzelnd blickte er auf den Boden << und zur Sicherheit einen Eimer aufstellen. >>

Empört sah Diarmait seinen Freund an. << Wie kannst du nur. Hier geht es ums Überleben einer jungen Gefährtin und du denkst nur ans Putzen. Ich lasse hier gleich Reinigen. Dubhan, sprich mit Ming, sie muss noch weiter Milch bereitstellen. So und jetzt nach dem Schock sollten wir was trinken gehen. Kommt ihr mit? >>

Zustimmend nickten Marc und Dubhan und sie gingen zusammen aus dem Zimmer. Sie genehmigten sich einen Whisky. Ming trat nach ein paar Minuten mit einer weiteren Flasche  zu den Männern. Sie hielt die Flasche dem Arzt hin. Dieser nahm sie dankend an.

<< Ich sollte sie ihr gleich geben. >> murmelte er << Marc kommst du mit? Du weißt bereits was du zu tun hast, dann brauch ich das nicht noch einmal erklären. >>

Marc schaute skeptisch, aber da es hier um ihr Leben ging, wollte er alles tun, was er konnte. Er hatte es ihr versprochen.

Als Dubhan ihr die Milch eingeflößt hatte, schaute er Marc nachdenklich an. << Ich denke, es ist besser wenn du bei ihr bleibst. Falls sie aufwacht, ruf uns sofort. Ich komme später noch mal vorbei um ihr noch eine Portion zu verabreichen. >>

Marc legte sich zu ihr aufs Bett. Zärtlich gab er ihr einen Kuss auf die Wange, dann nahm er seine Hand und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Er hob ihren Kopf an und schob seinen Arm unter ihn. Vorsichtig rutsche er näher und legte seinen anderen Arm um sie. Er spürte ihre Wärme. Er schloss die Augen und lauschte ihrem Atem. Die Atmung hatte sich in den letzten Minuten reguliert. Nicht mehr so unregelmäßig wie vorher. Mit jedem Atemzug, den Fiona machte hoffte er mehr.  Er zählte ihre Atemzüge und schlief dabei ein.

Er träumte von einer glücklichen Zukunft, von der Reise, die die Beiden noch vor sich hatten und von einem langen erfüllten Leben.

Diarmait und Dubhan saßen währenddessen zusammen und erzählten sich einige Geschichten. Es kam nicht oft vor, dass sich die beiden sahen. So lange wie jetzt hatten sie selten die Gelegenheit die Gegenwart des anderen zu genießen.

Dubhan erzählte von einigen Reisen, die er gemacht hatte. Er war schon fast auf der ganzen Welt unterwegs. Auch einige Projekte hatte er in ärmeren Ländern betreut. Diarmait lauschte seinen Erzählungen.

Beide dachten über ihre Vergangenheit nach. Diarmait bereute seine Tat von damals. Den Tod seiner Tochter hatte er bis heute nicht verwunden. Wie gerne hätte er die Zeit zurückgedreht, doch das konnte er nicht, trotz seinen vielen Talenten.

Ming kam zu ihnen.

Schüchtern hielt sie ihnen eine weitere Flasche hin. << Leider habe ich nicht mehr. >>

Dubhan stand auf und umarmte sie. << Ming, dass du gekommen bist und versuchst uns zu helfen ist schon mehr, wie wir erwartet hatten. Es gibt leider so wenig Nachwuchs, dass wir über jeden Tropfen froh sind. Dein Kind soll nicht hungern. >>

Dubhan nahm die Flasche an sich. << Ich gehe noch mal zu Fiona. >>

Diarmait und Ming blieben alleine zurück. << Ming, sag uns, was wir für dich tun können. Deine Hilfsbereitschaft muss belohnt werden. >>

Ming schüttelte den Kopf. << Ich möchte nichts. Mir reicht es schon, wenn ich genug zu essen bekomme. >>

<< Was meinst du damit? Hast du nicht genug zu Essen? >>

Ming schütttelte den Kopf, sie errötete leicht und meinte beschämt << wir haben nie genug. Wir haben keine Arbeit … >> sie brach ab und Tränen sammelten sich in ihren Augen.

Der König nahm sie in den Arm. << Es wird alles gut. Für deine Hilfe versuchen wir für dich und deine kleine Familie eine Lösung zu finden. >>

Ming sah ihn dankbar an.

Dubhan hatte das Zimmer von Fiona erreicht. Als er die Tür öffnete und das Pärchen auf dem Bett schlafen sah, überlegte er es sich anders. Er wollte Marc nicht wecken, denn er brauchte seinen Schlaf. Dubhan schaute noch einmal nach ihrem Puls und ihrem Atem. Alles war ok und so verließ er erleichtert und mit guter Hoffnung das Zimmer.  Sie hatte kein weiteres Mal gebrochen. Er war zufrieden.

Leise lief er zu seinem Freund zurück. Als er eintrat, bemerkte Diarmait die Flasche, die sein Freund noch in der Hand hielt. Fragend sah er Dubhan an.

<< Ich habe beide in Ruhe gelassen. Marc schläft auch. >>

<< Ok, dann hoffen wir dass die Nacht keine weiteren Überraschungen für uns hat. >> hoffte Diarmait.

Ming verabschiedete sich. Sie musste ihre Tochter stillen.

Auch Diarmait und Dubhan beschlossen etwas zu schlafen. Alle mussten den fehlenden Schlaf nachholen.

So kam dass an diesem Abend das Schloss recht früh im Dunklen lag.

Marc war in seiner Traumwelt versunken. Er träumte von einem romantischen Heiratsantrag. Sein Plan war, den Antrag an dem Strand zu machen, der zu ihrem Familienanwesen gehörte. Er streute einen Weg mir Rosenblättern bis zum Strand. Dort nahm er weiße und rote Rosenblätter und legte sie zu einem überdimensionalen Herz. Einzelne Kerzen zwischendrin vervollständigten das Bild. Fiona sollte den Weg direkt in sein Herz schreiten. Im Traum musste er lachen über die Zweideutigkeit. Sein Herz hatte sie bereits. Er hatte ihr einen Brief geschrieben und sie gebeten, den Hinweisen zu folgen. Aufgeregt wartete er in dem Herz auf Fionas Ankunft. Sie musste doch bald kommen. So lange brauchte sie nicht vom Haus bis zum Strand. Aufgeregt verlagerte er sein Gewicht vom linken auf den rechten Fuß und gleich wieder zurück. Er schaute an sich herunter, ob er auch noch sauber war. Erleichtert schnaufte er durch. Alles ist perfekt. Seine Dekokünste hatten seinen Anzug nicht verschmutzt. Er sah eine Gestalt, die langsam den Weg zum Strand schlenderte. Nach genauerem Hinsehen erkannte er Fiona. Sie lief auf ihn zu und lächelte ihn an. Bei ihm blieb sie stehen. Er nahm aus seiner Jackentasche die kleine Schachtel, die er heute Mittag besorgt hatte. Er schwitzte und brachte vor Aufregung keinen Ton über die Lippen. Er öffnete die kleine Schachtel und Fiona sah den Ring. Erstaunt riss sie die Augen auf. << Ist es das was ich denke? >> Marc brachte nur ein Nicken zustande. Tränen sammelten sich und rannen in kleinen Bächen die Wangen hinunter. Sie nahm ihn in den Arm und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

Das war der Moment, an dem Marc wach wurde. Noch etwas in seinem Traum gefangen ließ er die Augen geschlossen. Der Traum war wirklich realistisch. Er konnte jetzt noch Fionas Umarmung und den Kuss spüren.

Er öffnete die Augen und wäre beinahe vor Schreck aus dem Bett gefallen. Er rieb sich die Augen. Das konnte nicht wahr sein. Er kniff sich in die Arme. Es tat weh. Eindeutig ein Zeichen, dass er wach war. Er setzte sich auf und traute seinen Augen nicht.

Fiona war wach und lag jetzt neben ihm. Amüsiert betrachtete sie ihn. << Na Dornröschen, endlich ausgeschlafen? >>

Marc war zu perplex um etwas zu sagen. Langsam schaltete sich sein Verstand wieder ein. << Wie… Warum… >> er stand auf und taumelte << ich muss zu Diarmait. >>

Fiona hielt ihn an der Hand fest. << Nein, bleib hier…>> Marc unterbrach sie << Doch ich muss sie holen. >>

Fiona schüttelte den Kopf. << Warum nicht? >> fragte Marc überrascht.

<< Du hast geschlafen… sie waren heute Morgen hier. >>

Marc sah erstaunt auf die Uhr. Es war bereits später Nachmittag. Er musste sehr müde gewesen sein, wenn er nichts mitbekommen hatte.

Langsam ließ er sich wieder auf dem Bett nieder. Fiona kuschelte sich an ihn. << Seit wann bist du wieder wach? Warum hast du mich nicht geweckt? >>

Fiona schaute ihn liebevoll an. << Diarmait und Dubhan haben heute Morgen hier reingeschaut, dabei bin ich aufgewacht. Sie haben mich untersucht. Das Ergebnis wollen sie uns zusammen sagen. Du hast geschlafen wie ein Stein. Sie meinten, ich soll noch liegen bleiben und dich ausschlafen lassen. Alles Weitere würden wir besprechen, wenn du auch wach bist. Weißt du was mit mir los war? Ich kann mich nicht mehr erinnern. >>

Marc nickte. << Ja... wir vermuten es. Jetzt bin ich so froh, dass ich dich wieder habe. Er legte seinen Arm um sie.

Plötzlich schreckte Fiona auf. << Marc! >> Dieser schaute sie fragend an. << Ich habe Mist gebaut… ich hab dich geküsst, vorhin, als du geschlafen hast. Du hast so süß ausgesehen. Ich konnte nicht anders.  >> Marc schmunzelte. Sie konnte sich nicht mehr an alles erinnern. Lächelnd beugte er sich über sie und gab ihr einen Kuss.  Fiona sah ihn fragend an. << Ist ok, wir haben den Segen. Weißt du das nicht mehr? Wir wären eigentlich schon 2 Tage auf der Reise… >>

Fiona wurde rot. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, ihr war es peinlich. << Du meinst, ich darf? >> Marc nickte bestätigend. Fiona näherte sich ihm und gab ihm einen langen Kuss.

<< Ich glaube ich gehe Duschen und mich umziehen. Dann können wir zu Diarmait und Dubhan gehen. >> grinsend fügte er hinzu << und Hunger hab ich auch. >> Sein Magen unterstich die Aussage mit einem Grummeln. Fiona lächelte. << Darf ich auch duschen? >>

Marc sah sie lange nachdenklich an. << Wir können es versuchen, wenn  dir nicht schwindlig wird beim Aufstehen. >>

Marc stand auf und reichte Fiona die Hand. Langsam rutsche sie an die Bettkante und nahm die dargebotene Hand. Vorsichtig streckte sie die Füße aus dem Bett und stellte sie auf den Boden. Marc half ihr beim Aufstehen und sie schaffte es ohne zu schwanken in ihr Badezimmer. Fiona schickte ihn aus dem Badzimmer. Sie wollte nicht dass er bei ihr bliebe, wenn sie duschte.

Marc ging in sein eigenes Zimmer und holte sich frische Kleidung aus seiner Tasche. Danach trat er zügig unter die Dusche. Er wollte schnell wieder zu Fiona zurück. Doch während er unter dem Strahl stand kreisten seine Gedanken. Die letzten 2 Tage hatte sich so viel verändert. Die Sorge um Fiona, dann sein Eingeständnis, dass er sie liebte. Sorgen bereiteten ihm immer noch, dass Fiona ein Paramanneskjaner sei. Soweit er sich erinnerte war es angedacht, dass sich ein Paramanneskjaner mit einem Mensch verbindet. Dass sich 2 Paramanneskjaner finden gab es äußerst selten. Warum hatte sie noch ihr Seelenteil? Sie hatte schon Beziehungen zu anderen Männern gehabt. Liebte sie ihn auch? Fragen über Fragen sammelten sich in Marcs Kopf an. Er wollte Diarmait fragen. Vielleicht konnte er ihm Antworten geben. Ihn verwirrte alles. Schnell sammelte er sich, machte sich fertig, damit er wieder bei Fiona sein konnte.

Bei Fiona angekommen setzte er sich auf den Stuhl und wollte warten bis sie aus dem Badezimmer kam.

Auf einmal rief sie << Marc, bist du da? >>

<< Ja bin ich. >>

<< Ich habe vergessen, mir Kleidung mitzunehmen. Würdest du mir bitte was bringen? >>

<< Ähm… ja... klar. >>

Er suchte aus Fionas Tasche ein Shirt und Jeans heraus. Er wollte es ihr bringen, da rief sie ihm zu << Denk an die Unterwäsche. >> und anschließend hörte er sie kichern. Mit rotem Kopf beugte er sich noch einmal über die Tasche und suchte in den Ecken, die er vorhin bewusst vermieden hat nach dem Gesuchten.

Er nahm alles auf und klopfte an die Badetür. Fiona öffnete einen Spalt und nahm die Sachen dankbar entgegen.

Kurz darauf kam sie heraus und ging zu Marc und nahm ihn in den Arm.

<< Marc ich habe nachgedacht. >> Marc erstarrte. So fingen doch immer Sätze an, wenn nichts Gutes folgte.

<< Ich habe mich zum Teil erinnert… und ich muss mich entschuldigen… ich war nicht nett zu dir. Ich war nicht ich… so bin ich nicht. >> traurig sah sie auf den Boden.

Marc hob ihr Kinn an und sah sie an. << Ich verstehe dich, auch wenn es nicht einfach oder schön war. Ich hoffe nur, dass du wieder du selbst bist. >>

<< Hoffe ich auch… >>

<< Komm wir schauen wo wir was zu essen auftreiben. >> Marc streckte ihr seine Hand hin und sie liefen aus dem Zimmer.

20. Kapitel

Diarmait erblickte die beiden als erstes. Sie saßen am Tisch und plauderten angeregt. Marc sah glücklich aus, auch Fiona machte wieder einen normalen Eindruck. Von ihrer Zickigkeit war nichts mehr zu merken. Ein gutes Zeichen, dachte sich der König. Hoffentlich bliebe es so.

Er ging zu ihnen hin und begrüßte sie herzlich. << Fiona, es ist schön, dass es dir wieder gut geht… nur deine Behandlung müssen wir noch weiter machen. >>

Fiona sah ihn fragend an. << Ich erkläre es dir gleich. Dubhan bringt dir gleich eine Flasche, die trinkst du bitte aus. Wenn ihr dann fertig seid, kommt in den Saal. >>

Kurz darauf kam Dubhan und brachte Fiona eine Flasche. Sie sah sich den milchigen Inhalt an. << Was ist das? >> skeptisch öffnete sie die Flasche und roch daran.

<< Trink, es wird dir gut tun. >> mehr ließ Dubhan nicht verlauten.

Immer noch mit Skepsis im Blick trank Fiona ihre Flasche.

„schmeckt ja widerlich“

Marc begann loszulachen. Fiona sah ihn erschrocken an. << Das hast du jetzt nicht gehört, oder? >>

Marc nickte bestätigend. Fiona schüttelte sich und stellte die leere Flasche ab.

Angewidert verzog sie das Gesicht. << Hoffentlich muss ich das nicht allzuoft trinken. >>

Marc nahm sie in den Arm. << Egal wie oft, hauptsache es geht dir besser. Ich will mir nicht noch einmal so viele Sorgen um dich machen müssen. Du schaffst das. >>

Nachdem beide fertig waren, die Teller und Tassen geleert, schlugen sie den Weg in den Saal ein.

<< Ahh da sind sie endlich. >> wurden sie von Diarmait begrüßt << setzt euch. >>

Diarmait und Dubhan sahen sich an und auf einmal nickte Diarmait.

<< So, Fiona, dann will ich dich nicht länger auf die Folter spannen. Was weißt du noch alles, bevor du weggetreten bist? >>

Fiona errötete << Nicht viel… ich weiß dass ich Marc oft angemotzt habe. Seit der Ankunft im Schloss weiß ich nichts mehr. >>

Diarmait sah sie erstaunt an. << Gar nichts mehr? >> Fiona verneinte.

Dubhan holte tief Luft. << Dann wollen wir dir mal sagen, was passiert ist. Ich war nicht von Anfang an dabei. Daher denke ich, dass Diarmait besser beginnt. >>

Diarmait sah beide lange an. << Also als ihr hier angekommen seid, warst du wirklich… wie ihr so schön sagt, zickig. Das ging die ganze Zeit so. Auch als ich dich gefragt hatte, was mit dir sei, da hast du nur abgewunken. Ich machte mir Gedanken um dich, weil ich es mir nicht erklären konnte.

Beim Essen bist du auf einmal in ohnmächtig geworden. Marc hatte es bemerkt und ist aufgesprungen, anschließend hat er dich ins Zimmer getragen. Dubhan hat dich untersucht und nichts gefunden, was sehr merkwürdig war. >>

Fiona lauschte interessiert, doch machte sich eine leichte Röte in ihrem Gesicht breit. Sie war zickig zum König gewesen… peinlich, dachte sie sich.

Diarmait erzählte weiter << Wir haben herausgefunden, dass du ein Paramanneskjaner bist. >>

<< W..w..was? >> Fiona konnte nicht glauben was sie hörte. << Wieso? >>

<< Es ist so, dass ich mir deine Seele angeschaut habe. Du hast wie jeder Paramanneskjaner, wenn er auf die Welt kommt, 2 Seelenteile. Diese verschmelzen wenn die Babys von der Muttermilch trinken. Da du im Waisenhaus aufgewachsen bist, fehlten dir für deine Entwicklung die besonderen Stoffe. Die Auswirkungen waren, dass du Marc auf der einen Seite als Gefährten anerkannt hast, doch andererseits bist du noch einem weiteren Wesen begegnet, was auch dein Gefährte sein kann. >>

Fiona schaute ungläubig. << Wieso Zwei? Heißt dass, dass ich Marc irgendwann verlasse?  >>

<< Daran sollte sich nichts ändern. Marc und du ihr habt die letzten Tage viel mitgemacht. Seine Sorge um dich hat euer Band gestärkt. >> Fiona atmete erleichtert aus.

<< Wir müssen abwarten, was mit deiner Seele passiert. Heute Morgen habe ich dich untersucht. Die Teile verschmelzen, wenn auch nur sehr langsam. Deine Medizin musst du weiterhin nehmen, bis der Prozess abgeschlossen ist. >>

<< Was ist in der Flasche gewesen? >> Fiona hatte eine Ahnung, doch diese wollte sie bestätigt haben.

<< Muttermilch. >> antwortete Diarmait. Fiona hatte einen leichten Würgreiz und wurde blass.

<< Fiona, wir hatten keine andere Wahl. Auf die Idee ist Marc gekommen. Deine Seelenteile wollten deinen Körper verlassen und wenn das passiert wäre, dann hätte Marc dich verloren. >>

<< Und jetzt ist wieder alles normal? Warum ist das bei mir so? >>

Diarmait erzählte Fiona alles was er wusste, damit sie auch verstand was mit ihr passiert war. Sie konnte nicht verstehen, warum das alles ihr passieren musste. Nachdem Diarmait geendet hatte, war Fiona um einige Infos reicher. Sie schüttelte den Kopf. Es war unglaublich. Hatte sie vor ein paar Monaten noch nichts mit Übernatürlichem zu tun gehabt oder daran geglaubt, so war sie jetzt selbst ein Teil davon. Auch Ming gegenüber empfand sie Dankbarkeit. So hatte sich diese Frau ohne zu zögern in ein Flugzeug gesetzt und war hier her geflogen um ihr zu helfen.

<< Wie geht es weiter? Als was zähle ich… bin ich Gefährtin oder Paramanneskjaner? Welche Regeln gelten für mich?... >> Fiona musste Luft holen. Ihr lagen noch eine Menge Fragen auf der Zunge, doch der König unterbrach ihren Redeschwall.

<< Ich weiß, dass du viele Fragen hast. Doch können wir eine nach der anderen beantworten? Also… Da du als Mensch aufgewachsen bist, zählst du als Gefährtin. Nur die Regeln… hm… wenn deine Seelenteile verbunden sind, bist du ein vollwertiger Paramanneskjaner. Daher solltest du dich an unsere Regeln halten. Ich erkläre dir später noch ein bisschen darüber. Du hattest keine Möglichkeit, dir Wissen über uns anzueignen. Marc hatte dir schon einiges erzählt. Ich möchte wissen, was du davon noch weißt, schließlich war alles kurz vor deinem Blackout. Doch jetzt lass uns mal von was anderem sprechen. Du wirst überfordert, wenn wir dich weiter mit Infos versorgen. >>

Fiona sah resigniert auf den Boden. Es waren wirklich viele Informationen, die ihr Diarmait in den letzten Minuten gab. Erleichtert, dass sie eine Pause hatte sah sie zu ihm.

<< Jetzt zu eurer Reise. Wollt ihr euch heute noch euren Kristall aussuchen? Dann wisst ihr wo ihr euer nächstes Jahr verbringt. >> der König setzte eine strenge Mine auf << Nur lass ich euch erst gehen, wenn Fiona komplett genesen ist, oder wir es verantworten können. >>

Fiona schluckte und fragte angewidert << Wie lange muss ich die Milch noch trinken? >>

<< Ein paar Tage bestimmt. >>

Fiona schluckte hart. Sie empfand es als Zumutung, doch wusste sie auch, dass sie anders keine Chance gehabt hätte. Sie sah zu Marc und nahm seine Hand und warf ihm einen dankbaren Blick zu.

<< Ich hab noch Neuigkeiten für dich. Dubhan versucht die Milch künstlich herzustellen und evtl. so zu verändern, dass du jeden Tag nur ein paar Tropfen nehmen musst. Sobald er damit fertig ist, probieren wir es aus.  Wir wollen nicht noch einmal so einen Fall haben. Falls einer Mutter ein Unglück geschieht, soll das Kind richtig aufwachsen. Dein Fall war bisher einzigartig und wir sind froh, dass du wieder auf den Beinen bist. >>

Gemeinsam tranken sie eine Tasse Tee und widmeten sich angenehmeren Gesprächsthemen. Diarmait wollte Fiona eine Ruhepause gönnen. Zu viele Informationen würden sie nur verwirren. So erzählten sie verschiedene Geschichten, die sie im Laufe der Zeit erlebt hatten. Fiona lauschte angeregt. Marc legte ihr einen Arm um die Schultern und Fiona kuschelte sich an ihn. Der Mittag verging zügig. Am Nachmittag bat Diarmait die Beiden mitzukommen.

Sie folgten Diarmait. Er führte sie in den Keller des Schlosses. Fiona sah sich interessiert um. In dem langen Gang hingen an den Steinmauern einzelne Gemälde, die schon sehr alt waren. Alle Gemälde waren in wertvollen Rahmen eingesetzt. Sie erkannte auch ein Bild, das die Königsfamilie zeigte. Diarmaits Tochter war eine unglaublich schöne Frau gewesen.

Nach einigen Metern blieb der König an einer Tür stehen. Die Tür hatte kein Schloss und keinen Griff. Fragend sah sie den König an. Dieser schmunzelte.

<< Die Tür lässt sich nur mit einem Zauber öffnen. So wird vermieden, dass ein unbefugter den Raum betritt. >>

Diarmait stellte sich vor die Tür, murmelte einige Worte und zeichnete mit den Armen eine Reihenfolge von Kreisen. Wie von Zauberhand schwang die Tür auf. Fiona war beeindruckt. Vor Aufregung ließ sie Marcs Hand los, die sie die ganze Zeit festgehalten hatte. Diarmait betrat den Raum und sie folgten ihm.  

Fiona war beeindruckt. In dem Raum herrschte überwiegend ein hellblaues Licht, welches die Kristalle in verschiedenen Farben leuchten ließ. Die Kristalle an den Wänden sahen aus, wie die Farben eines Regenbogens. Die Kristalle warfen das Licht wieder in den Raum, was ein unglaubliches Lichtspiel ergab.

Der König lief in die Mitte des Raums. << So, ihr könnt euch hier einen Kristall aussuchen. Ihr habt freie Auswahl. Fiona nahm Marc wieder an die Hand. Zusammen schritten sie die große Wand ab und betrachteten beeindruckt die Salzkristalle. Leise unterhielten sie sich, welchen Stein sie nehmen sollten, doch der richtige war noch nicht gefunden. Plötzlich blieb Fiona an einem Stein hängen. Er war nicht wie die anderen, er funkelte in allen Farben des Regenbogens. Die restlichen Steine hatten alle nur eine bis zwei Farben. Andächtig berührte Fiona den Stein.

<< Marc, den hier finde ich schön. Wollen wir den hier nehmen? >>

Marc nickte. << Ich auch. >> Marc wand sich an den König, der sie beobachtet hatte. << wir würden den hier nehmen. >>

Der König nickte und entnahm den Stein aus der Wand. Auch hierzu benötige er einen Zauberspruch. Mit diesem Stein trat er wieder in die Mitte des Raums. Dort entstand wie durch Geisterhand ein Tisch. Auf dem Tisch befand sich wie Diarmait erklärt hatte die Schale. Vorsichtig legte Diarmait den Kristall in die Schale. Er holte aus einer Schublade ein Gefäß, ein Blatt Papier und einen Umschlag heraus. Seine Utensilien legte er neben die Schale. Er murmelte einen Zauberspruch und der Kristall in der Schale begann sich in Nebel aufzulösen.

Fiona beobachtete, wie der Nebel aufstieg. Diarmait zauberte wieder und der Nebel wanderte komplett in das Gefäß. Vorsichtig verschloss er das Gefäß mit einem Korken. Er stellte die Schale zur Seite, dann nahm er das Blatt und steckte es in den Umschlag.

Er sah zu Marc und Fiona. << Noch ein Zauber, dann sind wir fertig. >>

Die Beiden nickten nur. Marc und Fiona beobachteten, wie sich der Nebel beim nächsten Zauber veränderte. Es sah aus, wie wenn er flüssig werden würde. Diarmait schüttelte das Gefäß und öffnete es. Anschließend nahm er den Umschlag und schüttete den Inhalt des Gefäß in diesen.

Er stellte das Gefäß zur Seite und verschloss den Umschlag. Er nahm eine Kerze, zündete diese an. Nach ein paar Sekunden tropfte er das Wachs auf den Umschlag und machte ein Siegel auf die Verschlusskante.  

<< So, der Umschlag ist verschlossen. Morgen werden wir wissen, wohin eure Reise geht. >> fröhlich summte er vor sich hin << Ich bin ja so neugierig. >>

Fiona schmunzelte über den König. Sonst war er wirklich wie ein Herrscher. Immer bemüht nicht zu viele Emotionen zu zeigen, doch hier verhielt er sich fast wie ein pubertierender Teenager.

<< Morgen nach dem Frühstück gehen wir wieder hier her. So lange habt ihr frei und könnt euch ausruhen oder spazieren gehen. Ganz wie ihr wollt. >>

Diarmait öffnete die Tür und sie gingen wieder nach oben, wo sich Dubhan und Ming befanden.

Fiona erblickte Ming und trat langsam auf sie zu. Schüchtern fragte sie << Du bist Ming? >>

Ming nickte.

Fiona nahm sie in den Arm und bedankte sich bei ihr für ihre Hilfe. << Wenn ich nur wüsste, wie ich das wieder gut machen kann. Was kann ich für dich tun? >>

Ming winkte ab. << Ich habe das gerne gemacht. Ich bin froh hier zu sein. Der König hat so viel für mich gemacht. Ich kann hier wohnen und habe jeden Tag drei Mahlzeiten. Das reicht. >>

Fiona schluckte, ihr kam die Aussage bekannt vor. Sie wusste wie es war, wenn man nichts hatte.

Traurig sah sie Ming an. Marc schaltete sich dazwischen. << Ming, Diarmait hat mir erzählt, dass du und dein Mann keine Arbeit habt und fast nichts zu essen. >> Ming nickte beschämt.

<< Ming, du musst kein schlechtes Gewissen haben. Ich glaube Fiona weiß am besten, wie es dir geht. Ich habe eine Idee, wie wir euch helfen können. >>

Ming blickte ihn fragend an. << Ich frage mal in unserer Firma nach. Vielleicht haben die noch Stellen frei. In China haben wir Zweigstellen und Tochterfirmen. Irgendwo wird bestimmt ein Platz für euch oder zumindest für deinen Mann sein. Unter den Umständen, ist das wohl das Mindeste, was ich für dich tun kann. >>

Ming bekam Tränen in die Augen. Marc wollte ihr helfen. Keiner ihrer Bekannten wollte ihnen helfen. Alle machten sich über sie lustig. Wie dumm sie doch gewesen seien, ein Kind in die Welt zu setzten, wenn sie selbst nicht genug zum Leben hatten.

Marc nahm Ming tröstend in den Arm. << Ich geh mal telefonieren und sag dir Bescheid. >>

Ming und Fiona blieben zurück. Ming erzählte Fiona, wie sie lebte und sämtliche Bemühungen die sie anstellten, um Arbeit zu bekommen. Wie sie verspottet wurden und dass sie am liebsten wegziehen würden, aber sie dafür kein Geld hatten. Auch Fiona erzählte ihre Geschichte, bis sie bei Marc eingezogen war. Ming sah sie entsetzt an.

<< Marc hat dich gerettet? >>

<< Ja… so wie es aussieht schon zwei Mal. Ich bin ihm dankbar, aber was kann ich zurückgeben? Ich habe nichts… >> zweifelnd sah sie Ming an.

<< Wenn er dich liebt und du ihn, dann hat er seinen Lohn für seine Mühen. >>

Weiter kamen die beiden Frauen nicht, denn Marc kam wieder zu ihnen. Nachdenklich sah er Ming an. Schließlich wand er sich an sie << Ming, wir hätten Arbeit für euch… nur es ist nichts Besonderes…und nicht in China. >>

Ming wurde traurig. << Arbeit wäre schön, egal was. Nur wir können nicht umziehen, unser Geld reicht dafür nicht. >>

Marc betrachtete sie, dann grinste er << hätte ich sagen sollen, wenn ihr den Job wollt, dass ihr den Umzug bezahlt bekommt? >>

Ming sah ihn fassungslos an. << Was soll das sein? Wo müssten wir hin? >>

<< Also, ich hatte schon seit einigen Tagen den Gedanken, dass ich für meine Mietwohnungen einen Hausmeister einstellen wollte, der alte hat gekündigt. Die Person soll sich um kleinere Reparaturen kümmern und den Müll rausstellen, ebenso die Pflege des Treppenhauses und Außenanlage übernehmen. >>

Ming weinte. Sie konnte sich fast nicht beruhigen. Fiona nahm sie in den Arm und strich ihr beruhigend über den Rücken. Ming zweifelte, so viel Glück konnte sie doch nicht haben. Sie schaute Marc zweifelnd an << Meinst du das ernst? >>> << Natürlich, sonst hätte ich dir nicht das Angebot gemacht. >>

<< Das kann ich doch nicht annehmen. Was der Umzug kostet… >>

Marc sah sie an. Wie ähnlich sie Fiona war. Sie wollte sich auch nie helfen lassen. Er schüttelte den Kopf.

<< Ming, wenn du wirklich möchtest, dann nimm das Angebot an. Frag deinen Mann. Ihr wärt auch nicht alleine. Meine Geschwister sind noch da und wir werden auch in einem Jahr wieder bei euch sein. >>

<< Ok, ich spreche mit ihm. Wenn ich ihn erreicht habe, sage ich dir Bescheid. >>

Ming verließ die Beiden. Marc nahm Fiona in den Arm. Fiona sah ihn an.

<< Du bist ein Weltverbesserer. >> meinte sie kopfschüttelnd. << Jedem versuchst du zu helfen. >>

Marc grinste << Wer mir hilft, kann ebenfalls Hilfe erwarten. Und ganz ehrlich. Ming hat großartiges geleistet. >>

Fiona nickte und nahm Marcs Hand. << Ich würde gerne etwas raus gehen. Lea sollten wir auch anrufen. >>

Marc folgte ihr widerstandslos und sie liefen in dem großen Schlossgarten umher, bis sie an einen kleinen Teich kamen. Dort fanden sie sogar eine Bank, auf derer sie sich niederließen. Marc nahm sein Handy aus der Tasche und wählte Leas Nummer. So musste er ihr die ganze Geschichte erzählen, auch dass es Fiona wieder besser ginge. Fiona telefonierte ebenfalls eine ganze Weile mit Lea. Sie hatte sie vermisst. Sie beendeten das Telefonat und Fiona musste Marc von Lea etwas ausrichten.

Fiona grinste << Ich soll dir von Lea sagen, dass wenn du  mich nicht ganz zurückbringst, sie dich köpft. >>

Marc lachte. Er kannte seine Schwester gut genug um zu wissen, dass er die Warnung besser ernst nahm. Er legte Fiona den Arm um die Schultern, sie sahen sich an und verloren sich in einem langen Kuss.

21. Kapitel

Einige Zeit verstrich. Die Sonne ging langsam unter und es wurde kälter.

<< Ich glaube wir sollten zurückgehen. >>

Sie schmiegte sich an Marc. << Ich würde lieber hier noch eine Weile sitzen bleiben. Ich finde es so schön gemütlich hier. >>

Marc gab ihrem Wunsch nach. Sie betrachteten die Wasseroberfläche, über der einige Fliegen schwebten.

Fiona hing ihren Gedanken nach, während Marc sie betrachtete. Was sie für Gedanken hat? Er wurde aus ihr nicht schlau. Hoffentlich fühlte sie sich genauso zu ihm hingezogen. Er wünschte es sich so sehr. Was hatte sie ihm sagen wollen bevor sie zum zweiten Mal in Ohnmacht gefallen war. Unsicher was die nächsten Tage bringen würde zog er sie näher an sich heran.

Fiona dachte über die letzten Tage nach. Viel hatte sie nicht mitbekommen. Doch einige Erinnerungen hatte sie von der Zeit als sie bewusstlos im Bett lag. Sie erinnerte sich daran, wie Marc verzweifelt nach ihr gerufen hatte. Auch dass er sie liebte hatte sie gehört. Sie konnte ihm nicht antworten. Zu tief war sie in der Schwärze gefangen. Sie war sich nicht sicher, ob er alles wirklich so meinte und doch fühlte sich zu ihm hingezogen. Aber war das die wahre Liebe? Sie mochte es sich in seine Arme zu kuscheln, die Geborgenheit die sie bei ihm empfand, wie bei keinem anderen vorher. Alles verwirrte sie.

Fiona bemerkte, dass Marc sie betrachtete. Sie errötete und sah wieder auf den See. Hoffentlich hatte er ihre Gedanken nicht gehört. Wie das funktionierte war ihr ein Rätsel. Wie würde das in Zukunft werden? Sie entschloss sich heute nicht mit noch mehr Fragen zu quälen, waren die Infos vom König doch schon genug zum Verarbeiten.

<< Wollen wir zurückgehen? >> fragte sie, damit Marc ihre Verwirrung nicht mitbekam.

<< Gerne. >> Marc reichte ihr seine Hand und so schlenderten sie zurück zum Schloss.

Sie aßen mit Dubhan und Diarmait gemeinsam zu Abend. Jeder hatte gute Laune und es wurde viel gelacht. Anschließend wollten sie auf die Zimmer. Marc hielt vor Fionas Zimmer. Eine peinliche Stille herrschte zwischen den Beiden. Marc räusperte sich << Ich geh dann mal. Schlaf gut. >> er umarmte sie und küsste sie, dann wand er sich zum gehen ab.

Fiona überrascht von der Situation hielt ihn an seinem Arm zurück. Leicht verlegen meinte sie << du kannst auch mitkommen. Du hast die letzten 2 Nächte auch an meinem Bett verbracht. >> grinsend bemerkte sie  << oder in meinem Bett. >>

Man konnte Marc die Erleichterung ansehen. Er freute sich richtig darauf, bei ihr schlafen zu dürfen. Vor Freude umarmte er sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

Sie begaben sich in ihr Zimmer, machten sich fertig und schliefen rasch aneinander gekuschelt ein.

Marc wurde am nächsten Morgen durch das Rauschen der Dusche geweckt. Er fand die Nacht viel zu kurz. Wieso war Fiona so ein Frühaufsteher? Die Dusche ging aus und es dauerte nicht lange, da trat Fiona aus dem Badezimmer.

<< Guten Morgen Schlafmütze, du hast wohl Nachholbedarf. Wir haben bereits 10 Uhr. >> meinte sie amüsiert.

Marc streckte sich und gähnte herzhaft.

<< Ich habe auch die letzten Tage nicht viel geschlafen. >> rechtfertigte er sich.

Fiona schenkte ihm ein Lächeln.

Marc stand auf und lief in sein Zimmer um sich ebenfalls zu duschen. Fiona wartete auf ihn. So gut hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen. Sie freute sich auf die nächsten Monate, wo sie jeden Morgen neben Marc aufwachen durfte. Heute war der Tag, an dem sie ihr Reiseziel erhielten. Besonders aufgeregt war sie über das Reiseziel. Sie wünschte sich, dass sie das Jahr irgendwo unter Palmen verbringen könnten. Wo war ihr egal.

Sie frühstückten gemeinsam und begaben sich anschließend in den Thronsaal, wo sie Diarmait vermuteten, doch sie trafen nur Dubhan an.

<< Guten Morgen ihr Zwei. >> empfing er sie fröhlich.

<< Morgen >> murmelten Marc und Fiona gleichzeitig.

<< Fiona, ich habe hier noch eine Flasche… die musst du leider noch trinken. Vielleicht habe ich bis heute Abend die Tropfen fertig, dann können wir ausprobieren, ob sie auch helfen. >>

Fiona verzog das Gesicht. Marc sah sie mitleidig an. Angewidert öffnete sie das Fläschchen, setzte es an und trank den Inhalt auf einmal aus.

<< Ist leer. >> bemerkte sie und musste einen Würgereiz unterdrücken.

Marc nahm sie in den Arm und gab ihr einen Kuss. << Jetzt musst du nicht alleine den Geschmack ertragen >> doch auch er verzog für einen kurzen Moment das Gesicht.

Dubhan kicherte verhalten, als er die Zwei betrachtete. Sie waren ein tolles Paar. Er wünschte sich für sie, dass sie auch in Zukunft glücklich sind.

<< Fiona, Diarmait ist im Moment außer Haus. Sobald er zurück ist, hätte ich gerne, dass er dich noch einmal untersucht. Mir sind die Hände gebunden. Ich kann nichts für dich tun. Er alleine hat die Fähigkeit, sich um dich zu kümmern. >> Fiona nickte und versprach sich später vom König untersuchen zu lassen.

Marc begab sich in die Küche und kam mit einem Tablett und drei gefüllten Gläsern zurück. Er stellte das Tablett ab und reichte Fiona ein Glas. Dankend nahm sie es an und trank es zügig aus. Sie war froh, den ungewohnten Geschmack im Mund loszuwerden. Marc trank sein Glas auch leer und stellte es auf das Tablett.

<< Wann kommt Diarmait wieder? >> wollte Marc wissen.

<< Ich denke gegen Mittag. >> antwortete ihm Dubhan.

<< Wollen wir noch etwas rausgehen, Fiona? >>

<< Ja, gerne. >> freute sie sich.

Bis zum Mittag blieben die Beiden wieder an dem kleinen See und genossen die Zweisamkeit. Sie vertrieben sich die Zeit mit Gesprächen und machten Witze. Sie riefen Lea an, die sich sehr freute die Stimmen zu hören. Sie versprachen ihr sich zu melden, wenn sie wissen, wohin ihre Reise geht.

Als Diarmait zurückkehrte fand er nur Dubhan im Saal vor.

<< Wo sind die beiden hin? >>

<< Sie wollten sich draußen die Zeit vertreiben. >>

<< Ahh… dann muss ich wohl warten. >> grummelte der König.

Dubhan lachte << Du kannst es wohl nicht erwarten? >>

<< Nein, nicht wirklich. Es finden sich so wenige Pärchen zusammen, da ist es jedes Mal schön zu sehen, was sie erreichen sollen, zumal ich bestimmt nicht mehr oft die Gelegenheit haben werde die Prozedur auszuführen. >> Diarmait wurde leicht traurig bei dem Gedanken, dass er das Amt des Königs bald abgeben musste. Fast 5.000 Jahre war er schon an der Spitze der Paramanneskjaner. Er fand, dass die Zeit sehr schnell verstrichen war.

<< Diarmait, wir finden eine neue Beschäftigung für dich. Wir haben dann mehr Zeit und können uns die Welt ansehen. >> versuchte ihn der Arzt aufzumuntern.

<< Du hast ja recht, aber wird eine große Umstellung. >>

<< Die du auch schaffst. Du hast so vieles erreicht. >>

<< Ja, aber jetzt reden wir von anderen Dingen. Ich habe keine Lust mir wegen meiner Sentimentalität den Tag vermiesen zu lassen. >>

Dubhan musste kichern. Der König hatte sich in den letzten Jahren geändert. War er doch vorher oft launisch, so konnte er nun von allem Negativen ablenken und nichts seine Laune verderben. Auch seine Aufregung vor der Öffnung der Umschläge fand Dubhan bemerkenswert. Diarmait führte sich fast wie ein Kind auf, das auf den Weihnachtsmann wartet dachte er insgeheim und musste grinsen.

Diarmait sah aus dem Fenster. Er erkannte auf einem Weg, der zum See führte Marc und Fiona, die zurückkehrten.

Kaum hatten die beiden den Saal betreten, stürmte er auf sie zu und bat sie mitzukommen. Fiona und Marc waren überrumpelt. Kommentarlos liefen sie dem König hinterher. Er schlug wie gestern den Weg zum Raum mit den Salzkristallen ein. Vor der Tür blieb er stehen und öffnete sie wie am Vortag mit seinem Zauberspruch. Sie traten ein und Diarmait lief sofort zu dem Tisch und nahm den Umschlag auf. Er öffnete ihn und las ihn sich durch. Marc und Fiona sahen sich an. Jeder erkannte in den Augen des Anderen die Aufregung. Sie verschränkten ihre Hände, um sich gegenseitig zu beruhigen.

Diarmait legte den Brief auf den Tisch und sah die beiden ernst an. << Das ist nicht das was ich erwartet habe… Ich weiß nicht was ich davon halten soll…lest bitte selbst. >>

Er überreichte den Beiden den Brief. Marc und Fiona begannen zu lesen…

Liebe Fiona, lieber Marc,

Eure Reise hat bereits begonnen. Was andere vollendet hatten, ist euer Anfang. Die erste Hürde habt ihr erfolgreich hinter euch gebracht, sonst hättet ihr nicht euren Kristall wählen können.

Was euch weiterhin erwartet, lasst euch überraschen. Auf alle Fälle sei euch gesagt, ihr müsst zusammenhalten, denn nur so könnt ihr jedes Hindernis überwinden. Zweifelt nie an euch. Zweifel können  euer Ende sein. Handelt stets bewusst und nicht nur mit dem Herz. Alles was ihr macht, jede Abzweigung, die ihr nehmt, stellt euch vor neue Herausforderungen. Es gibt kein richtig oder falsch.

Ihr habt fast nichts, das ihr auf die Reise mitnehmen könnt. Alle Wertgegenstände lasst ihr zurück. Der König wird diese für euch aufbewahren, bis ihr wieder kehrt. Ihr werdet mit den Flugtickets, die sich in dem Umschlag befinden nach Deutschland zurückfliegen. Mitnehmen könnt ihr alles, was ihr in euren Taschen tragen könnt. Ihr bekommt für den Start ein „Taschengeld“ von 150,00 EUR pro Person. Teilt es euch gut ein. Was ihr sonst braucht, müsst ihr euch selbst besorgen.

Sofern ihr alles besteht und als glückliches Paar wieder heimkehrt, so erwartet euch eine hoffentlich große Belohnung.

Eure Reise soll wie bei allen Paaren auch ein Motto haben. Euer Motto lautet

Liebe in guten wie in schlechten Tagen.

Ich wünsche euch viel Glück, die Reise erfolgreich abzuschließen.

Euer Orakel der Kristalle

Marc, der den Brief zum Ende gehalten hatte, lies ihn sinken. Fiona sah Diarmait an.

<< Was ist damit gemeint? >>

<< Ich weiß es nicht. Kommt, wir gehen hoch und schauen uns das in Ruhe noch einmal an. Vielleicht hat Dubhan noch eine Idee, was der Brief uns sagen möchte. >>

Diarmait nahm den Umschlag mit den Flugtickets und dem Geld an sich. Geschockt und ohne weitere Wörter zu wechseln liefen die Drei nach oben. Dubhan stand im Saal und erstarrte als er sie sah.

<< Diarmait, was ist los? Ist was mit Fiona? >> fragte Dubhan besorgt.

Diarmait verneinte, nahm Marc den Brief ab und gab ihn Dubhan. Dieser las den Brief und auch er war sehr überrascht über dessen Inhalt.

<< Ich hätte einiges erwartet… nur das hier? Ich hätte wetten können, dass die beiden ein Hilfsprojekt leiten sollen, passen würde es für sie. >>

<< Was meinst du damit? >> fragte Fiona verunsichert.

<< Da ihr eure Reise habt, können wir euch mehr sagen. Die Paare bekommen Aufträge, wie zum Beispiel Hilfsprojekte in verschiedenen Ländern oder auch bedürftigen Kindern allgemein zu helfen. Daher hat Diarmait auch ein Jahr für die Reise angesetzt. Eine kürzere Zeit reicht oft nicht, um richtig zu helfen oder Veränderungen zu bewirken. In den Aufgaben befindet sich die ganze Bandbreite von Nachhilfe, Betreuung, Küchendienste, Aufbau von Auffanglagern etc... also alles unterstützende Aufgaben für diverse Hilfsorganisationen. Nur euer Brief ist anders. Ihr habt keine spezielle Aufgabe drin stehen. Was ebenfalls abweicht, dass ihr keine Wertgegenstände mitnehmen dürft. Die Paar durften alles was sie hatten mitnehmen. Wenn sie Geld investieren wollten, dann haben sie das genauso getan. >> Dubhan sah beide mit ernstem Blick an  <<… und euer Motto macht mir fast Angst, wenn ich ehrlich bin. >>

Sie saßen bis Nachmittag und beratschlagten, was mit dem Brief gemeint sein sollte. Keiner konnte sich ein Bild machen. Sollten sie die Reise antreten? Was würde passieren, wenn sie es nicht machten? Diarmait klärte beide auf, dass wenn sie die Reise nicht antraten, sie nie heiraten durften. Weitere Fragen entstanden, die im Laufe des Gesprächs erörtert wurden. Am Ende der Diskussion waren sich Marc und Fiona einig, dass sie die Herausforderung annehmen wollten, egal wie schwer es werden würde. Sie waren sich sicher, dass sie die Prüfung bestehen würden.

Um etwas Ablenkung zu haben, bat Diarmait Fiona mit ihm zu kommen. Er wollte sie in Ruhe untersuchen. Der König führte sie in ein angrenzendes Zimmer, wo sich ein weiteres Sofa befand. Diarmait wies Fiona an, sich auf das Sofa zu legen. Er untersuchte sie wie die Tage vorher auch. Für Fiona war das Spektakel auch nicht mehr neu. Sie hatte es bereits am Vortag schon einmal gesehen. Als der König fertig war, half er Fiona aufzustehen.

<< Komm wir gehen zurück. >>

Fiona wunderte sich, warum sagt er nichts?

Mit einem unguten Gefühl im Bauch lief sie Diarmait hinterher. Im Saal angekommen setzte sie sich zu Marc, der sie erwartet hatte.

Dubhan sah seinen Freund fragend an. << Was ist mir Fiona? >>

Diarmait setzte sich. << Ich denke, dass sie bis in zwei Tagen so weit ist, dass sie die Reise antreten können. Aber… nur wenn du bis dahin Tropfen für sie hast, die sie weiter nehmen kann. Andernfalls müssen wir die Reise verschieben, bis sie komplett genesen ist. >>

<< Ich mache später eine letzte Analyse. Wenn es so ausgeht, wie ich es mir vorstelle, dann können wir morgen früh gleich testen. Falls es nicht hilft, haben wir noch Ming hier, die uns weitere Milch geben kann. >>

Diarmait sah Marc an. Ihm fiel ein, dass er noch seine Strafe abarbeiten musste.

<< Marc, wir haben auch noch einen offenen Punkt. Kommst du mit? >> Diarmait stand auf und ging auf die Tür zu, durch die er vorher mit Fiona verschwunden war.

Marc versteifte sich. Er ahnte was der König von ihm wollte. Fiona sah ihn fragend an. Marc beugte sich zu ihr << Ich habe gegen die Regel verstoßen. Ich muss noch eine Strafe abarbeiten. >> Fiona sah ihn geschockt an. Sie umarmte ihn und flüsterte ihm ins Ohr << Ich denk an dich. Mach dich nicht verrückt. Es wird alles gut. >>

Marc stand auf und folgte dem König. Er hoffte, dass seine Strafe nicht so schlimm ausfallen würde.

Diarmait schloss hinter Marc die Tür.

<< Marc du hast gegen eine Regel verstoßen. Du hast noch deine Strafe zu bekommen. >>

Marc schluckte und meinte kleinlaut << Ja ich weiß. Was muss ich tun? >>

<< Nun Marc, ein Verstoß gegen die Regeln besagt, dass ich dich in den Kerker stecken kann oder dich zur Arbeit einteilen. Arbeit auf dem Feld ohne Hilfsmittel. >>

Marc wurde blass. Er wollte nicht in den Kerker und er hatte gehört, dass die Arbeit auf dem Feld sehr anstrengend war und von einem Sklaventreiber überwacht wurden. Schwäche durfte man keine zeigen.

<< Ich bin der Ansicht, dass du die letzten Tage genug gestraft warst. Deine Fürsorge um Fiona hat mir gezeigt, dass dir viel an ihr liegt. Ich habe auch sie in mein Herz geschlossen und euch jetzt zu trennen finde ich nicht den richtigen Weg. In eurem Brief steht, dass die Reise bereits begonnen hat, daher möchte ich in deinem Fall von einer Bestrafung absehen. >>

Marc sah den König erstaunt an. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit dass er verschont werden würde. Dankbar fiel er ihm um den Hals. Diarmait war solche Gefühlsausbrüche nicht gewohnt. Leicht verlegen schob er Marc von sich und sah ihn an.

<< Sorg gut für sie. Sie ist ein verstoßenes Kind. Was sie durchgemacht hat, will ich gar nicht wissen. Ich wünsche mir für euch, dass ihr eine glückliche Zukunft habt. >>

Marc fiel ein ganzer Steinbruch vom Herzen. Er bekam keine Strafe, wenn auch nur durch die besondere Situation. Gut gelaunt betrat er nach Diarmait den Thronsaal und begrüßte Fiona überschwänglich mit einem Kuss, danach flüsterte er ihr ins Ohr << Meine Strafe ist aufgehoben, wenn ich mich gut um dich kümmere. >> Fiona umarmte ihn ein weiteres Mal und freute sich mit ihm.

 Diarmait lächelte. Dieses Paar ist wahrlich ungewöhnlich.

22. Kapitel

Dubhan kam am nächsten Morgen, als Diarmait, Marc und Fiona frühstückten zu ihnen. Fiona wirkte in sich gekehrt. Sie bewegte sich mehrere Sekunden nicht, auch ihre Tasse hatte sie nicht angerührt. Marc machte sich Gedanken um sie. Was bedrückte sie? Gestern war sie gut gelaunt und freudestrahlend mit ihm ins Zimmer gegangen. Beim Aufwachen erschien sie ihm ruhiger, fast nachdenklich. Hatte er in der Nacht was getan, was sie nicht wollte? Nein, das konnte er gleich ausschließen. Fiona war kaum, dass sie in seinen Armen gelegen hatte eingeschlafen.

Dubhan räusperte sich, um Fionas Aufmerksamkeit zu erregen. Sie lächelte ihm entgegen, dann schweifte ihr Blick zu seiner Hand, in der er wieder eine Flasche trug. Fiona musste den plötzlich auftretenden Würgereiz unterdrücken. Ihr graute es vor dem Inhalt.  

„Schon wieder“

Marc kicherte neben ihr und legte ihr einen Arm um die Schulter. Um keine weiteren Lachanfälle zu bekommen, steckte er seinen Kopf in ihre Haare.

„Wird schon meine Liebe, das geht vorbei“

Marc zog sich wieder zurück und Fiona schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln. Ihr war es immer noch unangenehm, wenn er ihre Gedanken mitbekam.

Dubhan trat zu ihr und überreichte ihr die Flasche.

<< Hier, versuch die Tropfen. Drei Tropfen pro Tag sollten reichen. >>

Fiona war erleichtert. Keine ganze Flasche, die sie trinken musste. Sie nahm sich einen Löffel und träufelte drei Tropfen auf ihn. Langsam führte sie den Löffel zu ihrem Mund und nahm die Tropfen auf. Überrascht schaute sie Dubhan an.

<< Das schmeckt ja nach Minze! Danke! >>

Der Arzt lächelte. << Ich dachte mir, dass dir ein bekannter Geschmack lieber wäre. Daher habe ich auch einen Tag länger benötigt. >>

Fiona strahlte ihn an.

<< So kann ich es aushalten. >>

Dubhan musste lachen. Ehrlich war sie, das fand er sympathisch.

Nach dem Frühstück trafen sie Ming. Ming begrüßte das Paar freundlich. Schüchtern wand sie sich an Marc

<< Ich habe mit meinem Mann gesprochen. Wir würden dein Angebot annehmen. Aber den Umzug sollt ihr nicht bezahlen. Wenn wir eine Schlafgelegenheit hätten, wäre das ausreichend. Den Rest können wir uns nach und nach kaufen, wenn wir Geld haben. >>

Marc war überrascht.

<< Was macht ihr mit euren Möbeln? >>

<< Wir haben nicht viel. Das sind alles Dinge, die wir auf dem Sperrmüll gesammelt haben. Die sind nichts mehr wert. >>

Marc schaute von Ming zu Fiona. Fiona zuckte mit den Schultern. Sie wollte auch nicht mehr Hilfe haben wie nötig. Sie konnte Mings Einstellung verstehen.

Marc wurde nachdenklich. << Hm… eigentlich wollte ich euch die Hausmeisterwohnung geben, denn die ist frei… Wenn ihr noch ein paar Euro bezahlen könnt, habe ich noch eine Wohnung, die ist sogar teilmöbiliert. >>

Ming schaute Marc ungläubig an. << Das ist nicht dein Ernst, oder? >>

Marc nickte. << Doch, ich habe mehrere Wohnungen, in der Stadt. Nur die mit den Möbeln… liegt etwas weiter weg vom Zentrum… dafür hättet ihr einen kleinen Garten dabei. >>

Ming schaute Marc verlegen an. << Solange uns genug Geld bleibt, damit wir nicht verhungern ist uns alles recht. Wir können auch einen Teil der Miete übernehmen. Dein Angebot war nicht schlecht. Mein Mann ist begeistert. >>

Ming und Marc bestätigten ihren Handel mit einem Handschlag.

<< Dann haben wir es ja geklärt. Ich rufe Lea an, sie soll sich um die Wohnung kümmern. Wenn ihr anreist, sind wir unterwegs. Wir werden uns erst in einem Jahr sehen können. Ich freue mich darauf, einen neuen Hausmeister zu bekommen. Lea wird euch alles zeigen und für die erste Zeit als Ansprechpartner dienen. >>

Ming fiel Marc um den Hals << Ich kann mich gar nicht genug bedanken. So eine Hilfe hätte ich nie erwartet. >>

<< Ming, das ist selbstverständlich. Du hast uns geholfen und wir können uns revanchieren. Wenn ihr gute Arbeit leistet, dann ist jeder Seite geholfen. >>

Ming verabschiedete sich. Fiona und Marc blieben zurück.

<< Wollen wir noch etwas raus gehen? >> Zur Unterstreichung seiner Frage reichte ihr Marc seine Hand und zusammen verließen sie das Schloss. Sie verließen das Grundstück und wanderten einen Weg in Richtung Wald entlang.

Marc blieb stehen. Er hielt Fiona am Arm fest und drehte sie zu sich um.

<< Ich weiß es war sehr viel die letzten Tage. Wie geht’s dir? Ich sehe doch, dass dich was beschäftigt. >> besorgt sah er sie an. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Fiona alles ohne Wenn und Aber aufnimmt. Auch dass sie keine Fragen hatte beziehungsweise stellte, war ihm ein Rätsel.

Fiona schaute Marc lange nachdenklich an. Sie löste sich von ihm, drehte sich um und lief einige Schritte auf eine große Wiese. Dort ließ sie sich ins Gras sinken. Marc kam ihr hinterher, blieb jedoch stehen.

Fiona pflückte eine Blume aus dem Gras und begann die einzelnen Blütenblätter abzuzupfen. Ein Blatt folgte dem anderen. Marc wurde unwohl. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie schweigen würde.

<< Was ist wenn ich nie normal bin? >> fragte sie.

Marc stutzte << Was meinst du damit? >>

<< Naja, Diarmait und Dubhan haben doch erzählt, dass ich 2 Seelenteile habe, die verschmelzen müssen. Was ist wenn es nie dazu kommt? Was ist, wenn ich plötzlich den anderen Gefährten treffe? Marc, ich habe Angst. >> Fiona warf den Stängel, der übrig geblieben war weg und sah Marc an. Er konnte in ihren Augen ihre Unsicherheit, die Angst und Verwirrtheit sehen.

Er setzte sich zu ihr ins Gras und nahm sie in den Arm. Fiona lehnte sich an ihn und fing an zu weinen.

<< Diarmait hat dich untersucht und er konnte sehen, dass sich deine Teile verbinden. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, dann  hast du das bald überstanden. >> ganz leise fügte er hinzu << ich hoffe nicht, dass etwas passiert und du den anderen findest…. Ich will dich nicht verlieren. >>

Fiona kuschelte sich näher an Marc und legte ihre Arme um ihn. Ihr kamen Zweifel. Leise flüsterte sie << ich hab dich gar nicht verdient. >>

Marc zog überrascht eine Augenbraue nach oben. Wie kam sie auf die Idee? Um sie zu beruhigen drückte er sie etwas fester an sich.

<< Doch hast du! Fiona, ich hab dich sehr gern und ich will nicht dass du so etwas denkst. Ich würde alles für dich tun. >>

<< Ach Marc, du verstehst es nicht. Was bin ich denn? Ich bin ein Niemand. Was will denn einer wie du mit mir? >> Fiona sank zusammen und fing an zu weinen. Die letzte Nacht brach wieder über sie herein. Sie wurde nach Mitternacht wach und konnte nicht mehr schlafen, weil ihr so viel im Kopf herumgeisterte. Sie dachte lange nach und wurde sich bewusst, wie wenig sie von Marc wusste. Wie wenig er von ihr wusste. Wie konnte er nur sagen, dass er sie liebte. Das war wahrscheinlich alles nur wegen der Sorge um sie. Sie wusste doch selbst nicht was sie für ihn fühlte. Ihre neue Situation. Alles was bisher passierte. Ihr wurde alles zu viel und sie war am Ende ihrer Kräfte. Sie konnte nicht mehr. Sie brauchte jemand, der ihr helfen konnte, jemand der ihr die Kraft und den Halt gab, alles zu verarbeiten. Seit sie ihn kannte, nahm ihr Leben keinen normalen Verlauf mehr. Sie stand vor dem Nichts. Die Reise stand noch bevor. Dubhan und Diarmait, wo sich wegen der Reise ihre Gedanken machten verwirrten Fiona. Was sollte noch alles passieren?

Sie riss sich von Marc los, stand auf und lief einige Meter weiter in die Wiese. Tränen verschleierten ihre Sicht. Das Gras wurde höher und Fiona verfing sich darin. Sie stolperte und fiel auf den Boden. Sie rollte sich zusammen und weinte hemmungslos weiter.

Marc, der noch immer saß sah sie zwischen dem hohen Gras verschwinden. Ihm war nicht wohl bei dem Gefühlsausbruch, den Fiona gerade hatte. Wie konnte er ihr helfen? Er wartete einige Zeit, bis das Schluchzen leiser wurde. Dann stand er auf und begab sich zu der Stelle, an der Fiona ins Gras gefallen war. Er setzte sich neben sie, nahm ihren Kopf und legte ihn sich auf den Schoß. Mit seiner Hand strich er über ihren Rücken.

Allmählich wurde Fiona ruhiger. Sie hörte auf zu weinen und sah ihn an.

<< Wenn du willst, erzähl mir was dich bedrückt. Ich höre dir gerne zu. >> versuchte Marc einen sanften Vorstoß um zu erfahren, was sie alles beschäftigte.

Fiona war sich nicht sicher, was sie ihm alles erzählen sollte.

<< Was willst du denn hören? >> fragte sie unsicher und sah von ihm weg auf die Wiese, auf der ein paar Bienen Honig sammelten.

<< Alles was dich bedrückt. Ich möchte, dass es dir besser geht. >> Marc setzte sich bequemer hin und zog Fiona ein Stück höher, so dass sie es gemütlicher hatte. Sie ließ ihn gewähren.

<< Wo soll ich anfangen? Mit was? >>

<< Entweder am Anfang, oder mit dem Thema, was dich am meisten beschäftigt. >>

Verlegen schaute sie Marc an. << Das könnte länger dauern… >>

Marc schmunzelte, auch wenn es in dieser Situation nicht angebracht war. << Egal Fiona, wir haben viel Zeit. Zur Not lassen wir das Mittagessen ausfallen. Wir gehen hier erst weg, wenn du dich wieder wohl fühlst und ich alles weiß was dich bedrückt. Ich kann mir vorstellen, dass du nicht weißt wie du mit allem umgehen sollst. Ich höre dir zu und versuche dir zu helfen, dir Dinge zu erklären was ich kann und was wir beide nicht wissen, fragen wir einfach Diarmait oder Dubhan. >>

Fiona war gerührt von Marc. Er bemühte sich wirklich um sie, doch Zweifel blieben. Machte er es nur, weil es die Auflage vom König war?

Sie entschied sich, dass sie ihm alles erzählen sollte, was sie bedrückt. Sie mussten schließlich die nächsten Monate miteinander verbringen und das sollten im Reinen anfangen.

Sie erzählte Marc, wie sie im Waisenhaus aufgewachsen war, dass sie nie zu den beliebtesten Kindern gehört hatte. Kein Paar, das ein Kind aufnehmen wollte, hatte sich je für sie interessiert. Sie wurde mehr als die anderen Kindern in die Küche bestellt zum Helfen und musste mehr Strafen einstecken, wenn sie Dinge nicht zur Zufriedenheit der Heimleiter ausgeführt hatte. Als sie 18 wurde, durfte sie das Waisenhaus verlassen. Sie machte keine Ausbildung und fing gleich an in dem Coffee-Shop zu arbeiten. Sie hatte den Laden übernommen, als der alte Besitzer ihn aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr führen konnte. Sie erwähnte ebenso die bezahlten Pachten, die Reparaturen die folgten und dass das Geschäft nie besonders lief. Sie berichtete Marc, wie sich alles seit ihrem ersten Zusammenstoß verändert hatte. Ab diesem Tag ging ihr Leben rapide den Bach runter, bis zum Verlust des Shops. Sie dankte ihm für die Rettung und dass er sich so rührend um sie kümmerte. Sie hatte sich auf die Reise gefreut, doch die Wende die sie erlebt hatte, hätte sie nie für möglich gehalten. Fiona hielt inne und dachte nach. Sie überlegte sich wie sie weiter erzählen sollte.

Marc hörte ihr zu ohne sie zu unterbrechen, auch die Pause fand er nicht erdrückend. Er wusste sie brauchte Zeit um alles zu begreifen oder in Worte zu fassen, umso mehr freute er sich, dass er mehr über sie erfahren hatte.

Die einzige Regung, die er zuließ war ab und zu über ihren Rücken zu streichen. Fiona saß immer noch an ihn gekuschelt auf der Wiese.

Fiona holte wieder Luft und blickte Marc an.

<< Über unsere Reise hier her und meinen Aufenthalt habt ihr mir genug erzählt…. >> sie stockte, wurde leicht rot und schaute weg. Doch die Neugier ließ sie nicht in Ruhe. << Meintest du das ernst, was du gesagt hattest, als ich in Ohnmacht gelegen hatte? >>

Marcs Atem stockte. Perplex sah er sie an. << Was meinst du? >> Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihn gehört hatte. Sie hätte ihm doch antworten können.

Fiona druckste etwas rum << Naja… du hast mit mir gesprochen… ich hab alles gehört… Meintest du das ernst? >>

Marc immer noch überrascht von dem Geständnis nickte. << Ja, alles was ich gesagt habe meinte ich so. Wenn du mich gehört hast, warum hast du mir nicht geantwortet? >>

<< Ich konnte nicht… es ging einfach nicht… jedes Mal wenn ich es probiert hatte… es war wie eine Blockade. >>

Marc drehte ihren Kopf zu sich herum und beugte sich über sie. << Auch wenn das hier nicht die passende Situation ist. Ich sag es dir auch gerne noch einmal. Ich liebe dich. >> dann gab er ihr einen zärtlichen Kuss. Fiona erwiderte ihn, doch dann packte sie das schlechte Gewissen und sie drehte den Kopf weg. Leise flüsterte sie << wenn ich das auch sagen könnte… >>

Es war nicht leise genug. Marc hatte alles gehört. Er beugte sich vor und legte Fionas Kopf sanft auf die Wiese. << Ich erwarte nichts von dir. Ich habe Zeit. Viel Zeit. Ich warte, bis du auch so weit bist. >>

<< Marc… das ist es nicht… Ich habe dich unheimlich gern. Ich will dich auch nicht verlieren, aber ich weiß nicht ob ich schon so weit bin, dass ich sagen kann, dass ich dich liebe. >> Fiona wurde gegen Ende des Satzes immer leiser. Sie bewunderte Marc, wie er sich seine Gefühle eingestehen konnte. Sie war noch lange nicht so weit.

<< Mach dir darüber keinen Kopf. Versuch erst einmal die anderen Dinge zu klären, die dich quälen. Sonst lebst du in einem ewigen Gefühlschaos. Das bringt dich später nur noch zu mehr Verwirrungen. >>

<< Was ist wenn ich so bleibe? Wenn ich mich nicht verändere? Marc, du tust so viel für mich, ich kann dir nie so viel zurückgeben. >>

<< Du wirst in absehbarer Zeit ein vollwertiger Paramanneskjaner, daran geht kein Weg vorbei. Du wirst dich verändern, wenn auch nur im Inneren. Äußerlich bleibst du gleich, wäre auch schade, wenn du nicht mehr du wärst. Und ja, ich versuche alles für dich zu tun. Ich möchte nichts zurückhaben. Du bist meine Gefährtin. Ich habe lange genug gebraucht mir das einzugestehen, doch seit ich es habe bin ich viel glücklicher. Ich würde alles für dich tun. Ich bin glücklich, wenn du es bist, wenn du bei mir bist bin fühle ich mich vollständig. Du gibst mir genug zurück, das kannst du mir glauben. Ich sage dir das so lange, bis du es einsiehst. Meine Einstellung von vorher war falsch, das gebe ich auch zu. >>

Fiona dachte über seine Worte nach. Eigentlich geht es ihr auch so. Wenn er bei ihr ist fühlt sie sich geborgen, als Ganzes einer Einheit. Wenn er fröhlich ist, ist sie es auch. Sollten das wirklich Anzeichen sein, dass sie sich in ihn verliebte?

<< Marc, was hat es mit den Regeln der Paramanneskjaner auf sich. Da ich bald einer sein soll, dann muss ich wissen, auf was ich achte. >>

Marc schmunzelte. Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. Was ihr alles durch den Kopf geht. Ihn faszinierten die Themenwechsel.

<< Eigentlich kennst du sie alle… bis auf eine… >> Fiona sah ihn fragen an.

<< Wenn sich Gefährten gebunden haben, bleiben sie ihr Leben lang zusammen. Nichts sollte sie trennen. Nur eine Sache gibt es… wenn sich ein Teil freiwillig einem anderen Lebewesen, sei es ein Mensch oder ein Paramanneskjaner hingibt, verliert er oder sie seinen Seelenteil. Dieser wandert in das Tal der Seelen. >>

<< Kann man da hingehen und sich seinen Teil wieder holen, wenn man ihn möchte? >>

Marc lachte die Vorstellung wie man in dieses Tal wandert, sich seinen Seelenteil sucht, einfängt und einsetzt amüsierte ihn. << Ich glaube nicht. In dem Tal leben die Seelenteile, die auf die nächsten Geburten warten. Diarmait weiß zwar wo sich das Tal befindet, aber ob es möglich ist ein Seelenteil wieder zurückzuholen… das kann nur er beantworten. >>

<< Was passiert mit den Paramanneskjaner, die ihren Seelenteil verloren haben? >>

<< Ich weiß es nicht genau, hier wird nur spekuliert, da es noch nie vorgekommen ist, dass sich ein gebundenes Paar getrennt hat… Es heißt, dass wenn das Seelenteil entweicht, wird der Paramanneskjaner zum normalen Menschen und stirbt nach zwei Jahren an einer Krankheit. >>

Fiona war geschockt. Sollte es so sein, dass Fremdgehen mit dem Tod bestraft wird? Sie merkte, dass der König sich strenge Regeln hatte einfallen lassen, um liebende zu schützen.

<< Wie funktioniert es mit der Telepathie? Warum kannst du manchmal meine Gedanken hören und dann wieder nicht? >> Fiona hoffte, so endlich ihre Antworten zu bekommen. Es störte sie, dass Marc oft in unpassenden Situationen ihre Gedanken lesen konnte.

<< Hm.. wie soll ich das erklären… soll ich dich erst schocken? >>

Fiona erstarrte << Wie meinst du das? >>

Marc schmunzelte << Nach der Verbindung verbessert sich in den folgenden Wochen die Fähigkeit. Gefährten könnten theoretisch nur noch über Telepathie kommunizieren, doch das macht kein Paar. Es wäre zu auffällig. Stell dir vor, du sitzt im Restaurant, neben dir ein Paar, das ab und zu anfängt zu lachen oder böse zu schauen und sich nicht unterhält. Da denkt sich jeder gleich, dass da etwas nicht stimmt. Außerhalb der Häuser verhält sich jeder wie ein normaler Mensch. Die Fähigkeit verbessert sich so weit, dass die Paare auch wenn ein Teil davon auf der anderen Weltseite ist, sich verständigen kann. Warum es so ist weiß ich nicht. Einen Grund habe ich noch keinen gefunden. Um den oder die Gefährtin zu finden ist es nicht schlecht. >> Marc kicherte, wenn er an ihre ersten Begegnungen dachte.

<< Kann man das auch abstellen? >> Fiona wollte sich nicht vorstellen, dass alles was sie dachte Marc mitbekam. Sie könnte nie ein Geheimnis anvertraut bekommen, auch könnte sie ihn nie überraschen. So ein Leben stellte sie sich langweilig vor. Zu sein wie ein offenes Buch, nein, das wollte sie nicht.

<< Hast du Angst, dass ich Sachen höre, die ich nicht soll? >> Marc unterdrückte seinen Lachreiz und wurde dabei rot << wenn du das meinst, dann weißt du dass ich schon einiges mitbekommen habe. >> er beruhigte sich etwas. << Geborene Paramanneskjaner können die Art der Kommunikation schon seit Geburt. Sie wird nur erst aktiv, wenn er seine Gefährtin trifft. Durch den ersten Kontakt, wird bei der Gefährtin die Fähigkeit ebenfalls aktiviert, doch sie funktioniert bei ihr nur sporadisch. So konnte ich nie alle Gedanken hören, die du versendet hast. >>

Fiona war erleichtert. << Ja und wie geht es abzustellen? >>

<< Genauso wie sich die Fähigkeit nach der Verbindung verbessert, lernst du unbewusst auch eine Mauer um deine Gedanken zu machen. Du sendest dann nur noch das was du möchtest. Alles andere bleibt verborgen. >>

Marc sah sie an und wartete noch auf weitere Fragen. Er merkte, dass sie sich mit den Themen stark beschäftigt hatte. Auch ihr Interesse alles zu erfahren fand er toll. Er freute sich auf die Zukunft mit ihr. Sie nahm sogar ihr Schicksal als verstoßenes Kind hin.

<< Wie ist es mit Kindern? Gibt es da etwas zu beachten? >>

Marc wurde blass. Dachte sie jetzt schon über Kinder nach, oder hatte sie seine Gedanken gelesen.

<< Was möchtest du denn wissen? >>

Fiona sah verlegen zur Seite. << Naja… mir ist... das… etwas… peinlich. Muss man verhüten? Ich meine… wenn wir wirklich… >> sie konnte nicht weitersprechen. Das Thema hatte sie bisher immer vermieden. Auch im Waisenhaus hatte sie kaum Auskunft bekommen. Sie wusste theoretisch Bescheid, aber ist das bei den Paramanneskjanern genauso?

<< Du meinst, ob Paramanneskjaner auch die Pille, Kondom oder andere Dinge nehmen müssen? >>

Fionas Kopf hatte den Farbton einer Tomate, doch das wollte sie jetzt wissen. Wer wusste schon was sie auf ihrer Reise taten oder nicht? Sie schaute zu Marc und nickte.

<< Naja… kommt drauf an… die ersten drei Jahre nach einer Verbindung kann man nicht schwanger werden. Es ist vorgesehen, dass die Paare ihre Reise machen und sich dann ein gemeinsames Leben aufbauen. Die Kinder sollten in geregelten Verhältnissen aufwachsen. Dann gibt es bei uns keine Zwillinge. Jedes Paar soll sich selbst entscheiden, wie viele Kinder es möchte. Ach und wenn du mehr wie drei möchtest, muss ich dich enttäuschen. Bei drei ist Ende. Danach hat die Frau sozusagen ihre Wechseljahre und kann keine weiteren Kinder bekommen. Ansonsten gibt es alle möglichen Verhütungsmittel, wie für die Menschen auch. >>

Fiona starrte ihn an. Drei Kinder? Was sollte sie denn mit so vielen? Den Gedanken an Kinder schob sie gedanklich in eine der unteren Schubladen. So weit war sie noch nicht.

Marc amüsierte sich über Fiona. Sie war drollig, wenn sie so verlegen war. Sie war eine erwachsene Frau und konnte über solche Themen einfach nicht richtig sprechen. Bestimmt war auch die Erziehung im Waisenhaus so gewesen. Es werden viele Kinder vermittelt. Die wenigsten bleiben bis sie 18 Jahre alt sind dort. Wenn Fiona eh etwas schikaniert wurde, dann wurden ihr bestimmt auch nicht alle Fragen beantwortet. Ob die Mädchen und Jungs dort auch die Jungendzeitschriften lesen durften?

Während Marc nachdachte bewegte sich Fiona etwas. Marc bemerkte es nicht. Er war noch in seinen Gedanken gefangen, auch ihr Bild hatte er vor Augen. Er zuckte auf, als Fiona ihn ansprach. << Ähm…. Marc? >> verlegen schaute sie ihn an. << Du hast doch erzählt, dass der König ein Schmuckstück übergibt… haben wir das schon? Nicht dass ich es unbedingt will. Du weißt ich brauche keine materiellen Wertgegenstände, aber du hattest davon erzählt. >>

<< Nein, noch nicht… Diarmait wollte es uns bestimmt abends geben… nur da kam uns dein Zustand dazwischen. Er wird das bestimmt nachholen. >> verschmitzt grinste er << wir sind halt nicht das typische Pärchen. >> Anschließend gab er ihr auch einen Kuss und setzte hinterher << das können wir auch schon, obwohl wir nicht unterwegs sind. >>

Fiona lächelte. Marc hatte Recht, sie waren wirklich kein normales Paar. Leise Zweifel machten sich in ihrem Kopf breit. Ob sie wirklich glücklich werden würden?

<< Naja, du hast doch selbst gesagt, dass wir eigentlich schon auf der Reise sein müssten, als ich dir im Bett einen Kuss gegeben hatte. Ach und der Brief hat gesagt, dass unsere Reise schon begonnen hat… ob das hier auch dazu gehört hat? >>

<< Wenn es dazu gehört hat, dann bin ich froh, dass wir es geklärt haben, wenn nicht, dann war das für uns eine Probe, wie wir in Zukunft mit Problemen umgehen sollen. >> philosophierte Marc.

Fiona versuchte sich die letzten getrockneten Tränenspuren aus dem Gesicht zu wischen, dann stand sie auf. << Ich bin wirklich froh dich zu haben. >> Sie hielt Marc eine Hand hin, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Als er stand schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und streckte sich ihm entgegen. Der Kuss der anschließend folgte war für beide ein Versprechen in Zukunft Probleme oder Fragen gleich anzusprechen und nicht vor sich herzuschieben, bis es einem zu viel wurde.

23. Kapitel

Der König ließ die Beiden noch eine Woche lang nicht auf die Reise gehen. Diarmait ließ sie nicht ziehen, damit sich ihre Seelenteile noch weiter festigten. Die Verschmelzung schien schon recht stark zu sein, doch er wollte sicher sein, dass die Beiden keine Probleme auf ihrer Reise bekämen. Fiona schluckte täglich wie von Dubhan verordnet ihre Tropfen. Seit sie diese hatte, hatte sie auch kein Problem mehr. Muttermilch auf Dauer hätte sie nicht verkraftet.

Die Zeit vertrieben sich Marc und Fiona mit ausgedehnten Spaziergängen, langen Gesprächen und gemeinsamen Abende mit Dubhan und Diarmait. Manchmal lachten sie den ganzen Abend, an anderen wurde über ernste Probleme diskutiert, die anstanden.

Nachdem sie ein kleines Gestüt entdeckt hatten, das dem König gehörte machten sie noch Ausflüge mit den Pferden. Diarmait versicherte ihnen, dass sie die Pferde nehmen durften, wann sie wollten.

Marc und Fiona begaben sich in dieser Woche jeden Abend recht spät in ihr Bett. Marc hatte in der Zwischenzeit seine Sachen aus seinem Zimmer geholt und lebte nun bei Fiona. Fiona genoss es, jeden Morgen neben ihm aufzuwachen. Es war wunderschön, wenn sie ihre Augen aufschlug und ihn erblickte. Meistens schlief er noch tief und fest und sie konnte ihn in Ruhe betrachten. Manchmal strich sie ihm vorsichtig über die Nase, über die Wange, seine geschlossenen Augen oder über seine Lippen. Diese Zeit nutzte sie effektiv um sich ihrer Gefühle für Marc klar zu werden. Einen Tag zweifelte sie, dass sie alles schaffen würden, am nächsten Tag war sie voller Zuversicht. Auch ihr Herzschlag änderte sich, wenn sie ihn berührte und ihre Liebe wuchs mit jedem Tag, dessen war sie sich sicher. So wie für ihn empfand sie vorher für keinen. Auf der anderen Seite dachte sie sich, dass es vorher sowieso nur Knutsch-Beziehungen waren. Mehr lief nie, würde mit Marc mehr laufen? Frustriert ließ sie die Luft entweichen. 23 Jahre alt und noch Jungfrau. Was für ein Leben!

Am ersten Tag der zweiten Woche wurde Fiona sehr früh wach. Sie stand auf und ging ins Badezimmer, duschte sich, putzte sich ihre Zähne und zog sich langsam an. Marc schlief noch immer als sie aus dem Badezimmer kam. Sie seufzte auf. Er war so ein Langschläfer. Alleine frühstücken wollte sie nicht. Sie entschied sich, eins der Bücher zu lesen, die sie bei Diarmait in der Bibliothek ausgeliehen hatte. Sie ging zu dem kleinen runden Tisch, der bei den Sesseln stand und nahm eins der Bücher in die Hand und sah auf den Einband „Verloren im Dschungel“. Na toll, ich hätte doch zuerst auf die Titel schauen sollen, dachte sie sich. Sie öffnete das Buch und begann zu lesen.

Sie war so vertieft in ihr Buch, dass sie gar nicht merkte, wie Marc wach wurde. Er lag im Bett und betrachtete sie verträumt. So wie sie in dem Sessel gekauert war. Er wünschte, sie würde neben ihm liegen, so dass er sie verwöhnen konnte. Sein Kopfkino stellte ihm einen nicht jugendfreien Film zur Verfügung. Er merkte wie sich sein bestes Stück in der Hose aufrichtete. Er verfluchte sich, dass er sich nicht besser im Griff hatte. Was sollte sie denn denken, wenn er morgens mit einer Latte neben ihr aufwachte? Er drehte sich auf den Rücken und schnaufte tief ein und aus, doch sein Problem konnte er so nicht in den Griff bekommen. Seine Augen wanderten immer wieder zu Fiona. Frustriert dachte er an Eiswürfel. Es half nichts.

Resigniert warf er sich auf die andere Seite um aufzustehen. Fiona sollte nichts mitbekommen. Er sammelte sich in Windeseile seine Kleider zusammen und schlich sich ins Bad. Fiona was machst du mit mir? Ich bin auch nur ein Mann. Er stieg in die Dusche und ließ kaltes Wasser laufen. Als er einsehen musste, dass das auch nicht half legte er selbst Hand an. Während des Orgasmus biss er fest die Zähne zusammen und drückte seine Lippen aufeinander. Als er fertig war, schämte er sich fast für seine Tat. Sex war ihm verboten, doch von Selbstbefriedigung war nie die Rede. Er schüttelte über seine Gedanken den Kopf, duschte sich fertig, stieg aus der Wanne und trocknete sich ab.

Danach machte er sich fertig und kam aus dem Badezimmer. Fiona war noch immer in ihr Buch versunken. Sie schien seine Abwesenheit nicht bemerkt zu haben. Marc grinste und schlich sich an sie heran. Als er hinter ihr stand, hob er vorsichtig die Hände hoch und deckte damit Fionas Augen ab. Fiona erschrak und ihr entwich ein kleiner überraschter Schrei. Sie nahm Marcs Hände von ihren Augen, drehte sich um und funkelte ihn böse an.

<< Mach das nie wieder! Hörst du! >>

Marc kicherte und versprach ihr, sich in Zukunft zu benehmen. Wie ein Schulkind überkreuzte er seine Finger der anderen Hand hinter dem Rücken.

Fiona stand auf und ging auf ihn zu. Vor ihm blieb sie stehen, gab ihm einen Kuss auf die Wange, drehte sich anschließend um und lief in Richtung Tür. Enttäuscht schaute er ihr hinterher. Fiona bemerkte seinen sehnsüchtigen Blick im Rücken „Selbst Schuld“ dachte sie sich kichernd. Marc Aktion konnte sie ihm nicht böse nehmen. Sicherlich hatte er schon eine Weile an der Tür gestanden und sie hatte es nicht mitbekommen.

Marc folgte ihr, als sie das Zimmer verließ. Im Gang nahm er ihre Hand und führte sie zum Frühstück.

Während des Frühstücks schwiegen beide. Sie wussten, heute war der Tag der Abreise gekommen.

Nach dem Frühstück trafen sie Ming, die schon heute Morgen abreisen würde. Sie verabschiedeten sich von ihr und wünschten ihr für den Umzug und die nächsten Monate alles Gute. Sie verabredeten sich ohne Datum, nach der Reise Ming, ihr Kind und ihren Mann zu besuchen.

<< Ich geh in mein altes Zimmer und schaue, was noch drinnen ist. Wir müssen noch packen. Ich trage den Rest zu dir, dann haben wir nur ein Zimmer zum Ausräumen. >> vergnügt wand er sich ab, jedoch nicht ohne Fiona noch einen Kuss zu geben.

Fiona sah ihm lächelnd nach. Sie begab sich zu Diarmait um sich von ihm abschließend untersuchen zu lassen. Dieser erwartete sie schon strahlend.

<< Hallo Fiona, schön dich zu sehen. Leg dich bitte hin, ich schau gleich wie es aussieht. >>

Fiona legte sich auf das Sofa. Diarmait untersuchte sie und war sehr zufrieden.

<< Die Tropfen helfen sehr gut. Ich würde sagen, dass du ein Drittel überstanden hast. Du solltest die Tropfen, die dir Diarmait mitgibt aufbrauchen. Nach Ende der Einnahme sollte der Prozess abgeschlossen sein. >> klärte sie Diarmait auf.

Fiona strahlte. Es war soweit, sie durften heute wirklich losziehen! Sie überwand den Abstand zwischen Diarmait und ihr und umarmte ihn.

<< Danke. >> flüsterte sie ihm ins Ohr.

Diarmait klopfte ihr kumpelhaft auf den Rücken. << Ist ok Fiona, es war eine Herausforderung und wir sind eine Erfahrung reicher. >> Diarmait ließ sie los. << Ich muss noch zu ein paar Terminen, komme gegen Nachmittag zurück. Dann haben wir noch genug Zeit uns zu verabschieden. >>

Diarmait verließ den Raum und Fiona beeilte sich zu Marc zu kommen. Sie musste ihm sagen, dass sie zu einem Drittel schon geheilt war. An ihrem Zimmer angekommen, riss sie die Tür auf und rannte hinein.

<< Marc, ich bin zu einem Drittel gesund! >> sie schrie es fast.

Marc der beim Packen war drehte sich zu ihr um und fiel ihr um den Hals. << Ich freu mich so. >>

Den restlichen Tag verbrachten die Beiden damit, sich von den Angestellten zu verabschieden. Sie bekamen viele Glückwünsche und jeder drückte ihnen die Daumen. Jeder hatte das Paar in sein Herz geschlossen.

Als es Nachmittag war, befanden sich Marc und Fiona gerade eng umschlungen auf ihrem Bett. Plötzlich klopfte es an der Tür.

Marc rief << Ja bitte? >>

Diarmait trat ein und wurde verlegen. Er hatte anscheinend gestört.

<< Jaaa… ähm… ich wollte euch noch das versprochene Schmuckstück geben. >> Er griff in seinen Umhang und holte eine sehr kleine Holzkiste heraus. Er öffnete sie und entnahm ein Paar Ringe. Diese zeigte er Marc und Fiona. Fiona schaute überrascht auf. Es waren zwei wunderschöne Ringe. Der Frauenring hatte mehrere eingelassene Diamanten und den Herrenring zierte ein einzelner Diamant. Die Ringe waren aus drei verschiedenen Goldtönen geschmiedet. Sie sahen sehr wertvoll aus.

Beide sahen überfordert zu Diarmait. Das war zu viel. Das konnten sie nicht annehmen.

Diarmait sah beide an. << Ich habe mich bei euch bewusst für die Ring entschieden. Das waren die Ringe meiner Frau und mir. Ihr seid so ein besonderes Paar. Ich wünsche euch das gleiche Glück, das ich mit meiner Frau hatte. >>

Fiona und Marc schüttelten ungläubig mit dem Kopf. Die Eheringe vom König sollten ihre sein. Diarmait ließ sich nicht abbringen, ihnen die Ringe nicht zu geben. Marc besprach mit Diarmait, dass er die Ringe aufbewahren soll, bis die Reise vorbei ist. Diarmait stimmte zu und nahm die Ringe wieder an sich.

Dubhan, der auf der Suche nach seinem Freund war hörte die drei in Fionas Zimmer. Er trat ebenfalls in den Raum ein und überreichte Fiona weitere Fläschchen mit den Tropfen.

<< Nehm sie bitte, bis sie leer sind. Diarmait hat mir vorhin schon erzählt, dass sich dein Zustand täglich bessert. >>

Fiona nickte und versprach die Tropfen regelmäßig zu nehmen. Dubhan verabschiedete sich von den beiden und wünschte ihnen ebenfalls viel Glück für die Reise.

Anschließend verließen die Freunde das Zimmer. Marc packte die Taschen fertig. Fiona sah sich im Badezimmer um, ob sie nichts vergessen hatten. Als beide nichts mehr fanden, verschlossen sie ihr Gepäck und begaben sich in die große Eingangshalle.

Diarmait trat zu ihnen und übergab Marc den Umschlag.

<< Hier drinnen ist alles, was ihr für die Reise braucht. Eure Flugtickets und euer Startgeld. Ich habe noch einmal reingeschaut und es sind auch Ausweise dabei. Eure Vornamen sind gleich… nur zählt ihr als verheiratet… ihr habt beide den gleichen Nachnamen. Habt ihr alles abgegeben? >>

<< Nein… warum verheiratet? Geht das ohne Hochzeit? Wenn noch Ausweise in dem Umschlag sind, dann habe ich nicht alles abgegeben.>> hastig holte sie ihre Geldbörse hervor und suchte ihren Personalausweis.

Marc tat das Gleiche. Nun war jeder mit seinem Personalausweis, 150,00 EUR und einem Flugticket bewaffnet.

<< Ich bin wirklich gespannt, was euch erwartet. Ihr seid frei und könnt tun und lassen was ihr wollt, doch haltet bitte die Regel der Reise ein. >>

Diarmait ließ einen Fahrer vorfahren.

An der Tür des Schlosses umarmte er das Paar noch einmal.

<< Ich wünsche euch alles Gute. Seht zu, dass ihr wohlbehalten wieder hier ankommt. Wenn ihr euer Ziel erreicht habt, werde ich es wissen. Dann stehe ich hier und warte auf euch. >>

<< Wie willst du wissen, wenn wir erfolgreich sind? >> fragte Fiona verdutzt.

<< Ich werde jeden Tag ab dem 11. Monat in den Raum der Kristalle gehen. Sobald ein Umschlag mit euren Namen auf dem Tisch liegt, weiß ich dass ihr gesund auf dem Rückweg seid. >>

Fiona war erstaunt. Was alles in dem Raum geschehen konnte. Sie wünschte sich die ganzen Geheimnisse des Schlosses kennen zu lernen.

Marc nahm ihre Taschen und trug sie zum Auto. Fiona folgte ihm und blickte noch einmal zu Diarmait zurück. Sie würde ihn vermissen. Er wuchs ihr in den letzten Tagen ans Herz.

Sie stiegen ein, schnallten sich an und verschränkten die Hände. Tief sahen sie sich in die Augen. Jeder schien in den Augen des Anderen die seine eigenen Gedanken zu lesen.

<< Bereit? >> fragte Marc und Fiona lächelte ihn an  << Ja, bereit. >>

Der Fahrer fuhr an und die beiden warfen einen letzten sehnsüchtigen Blick auf das Schloss zurück. Im Schloss waren sie in Sicherheit. Was bringt ihre Zukunft?

Am Flughafen trug Marc die Taschen zum Einchecken. Sie hatten noch eine Stunde Zeit, bis sie in den Flieger steigen konnten. Sie schlenderten durch die verschiedenen Geschäfte, ohne sich eine Kleinigkeit zu kaufen. Für Marc war die Situation fremd, doch Fiona hatte keine Probleme damit. Sie war es nicht anders gewohnt.

Als es endlich Zeit wurde für den Start, begaben sich die Beiden in das Flugzeug. Fiona merkte ein unwohles Gefühl in ihrem Magen. Marc erinnerte sich, dass sie beim Hinflug auch Flugangst hatte. Amüsiert registrierte er, dass sich das nicht geändert hatte.

Er nahm Fionas Hand und legte seinen anderen Arm um sie. Als das Flugzeug anfing sich zu bewegen, verwickelte er sie in einen zarten, leidenschaftlichen Kuss. Fiona bemerkte es erst, dass sie flogen, als das Signal ertönte, dass sie sich abschnallen konnten. Zufrieden sah sie Marc an, der immer noch ihre Hand hielt.

Ihre Zuversicht wurde größer. Sie würden die nächsten Monate gemeinsam überstehen. Sie legte ihren Kopf an Marcs Schuler und es dauerte nicht lange, bis sie einschlief. Marc weckte sie als das Zeichen zum Anschnallen ertönte. Fiona fixierte Marc während der Landung und als das Flugzeug hielt schnallte sie sich glücklich ab.

Beim Aussteigen sah Fiona einen sternenklaren Nachthimmel. Sie nahm es als gutes Omen und holte mit Marc ihre Taschen ab.

Vor dem Flughafengebäude atmeten beide durch. Jetzt hieß es durchhalten und jede Hürde zu nehmen, die ihnen in den Weg gestellt wurde.

Die erste wurde ihnen schlagartig bewusst. Wo sollten sie schlafen?

24. Kapitel

Marc und Fiona wanderten ziellos durch die Stadt. Mit dem geringen Taschengeld das sie hatten, wollten sie sich kein Hotelzimmer leisten. Während sie liefen, kamen sie an einer Jugendherberge vorbei. Sie schauten auf die Uhr 23:10. Viel zu spät um hier noch anzukommen. Ihr Weg führte sie weiter aus der Stadt heraus. Sie fanden sich eine Weile später in einem Wald wieder. Der Mond erhellte den Wald gerade genug, so dass sie nicht in völliger Dunkelheit umherirrten. Nach ein paar Minuten fand Fiona einen Hochsitz.

<< Schau mal, da oben könnten wir uns etwas hinlegen. >>

<< Ja, da hast du Recht. Ist bestimmt gemütlicher als auf dem Waldboden. Kletter hoch und lass deine Tasche stehen, ich hole sie gleich. >>

Gemeinsam kletterten sie die Leiter hoch. Oben angekommen schaute Fiona sich um. Für einen Hochsitz war dieser recht groß. Sie kannte nur kleinere, wo der Jäger zusammengekauert drin saß. Marc kletterte wieder nach unten, um Fionas Tasche zu holen. Auf seinem Weg nach oben betrachtete Fiona ihn. Sie setzte sich hin und überlegten, wie sie die nächsten Tage weitermachen sollten.

Fiona wollte sich in Kaffees und Bars umhören, ob Aushilfen benötigt wurden. Marc beschloss, dass er durch die Stadt wanderte und überall wo sich was ergibt nach einer Arbeit suchen wollte.

Beide waren sich einig, dass das zur Verfügung gestellte Geld nicht lange reichen würde. Noch war Sommer und sie konnten die Nächte im Freien verbringen. Doch was würde im Herbst und Winter werden? Bis dahin mussten sie ihr Leben in geregelten Bahnen aufgebaut haben.

Nach einer langen schlaflosen Nacht versteckten sie ihre Taschen in einem kleinen leerstehenden Fuchsbau. Marc hatte diesen am Morgen entdeckt. Sie sammelten Zweige um ihr Hab und Gut vor Blicken zu schützen. Nach getaner Arbeit liefen sie voller Hoffnung in die Stadt.

An einem Denkmal trennten sie sich. Sie wollten sich in drei Stunden wieder treffen, um gemeinsam einkaufen zu gehen. Fiona überlegte was sie kaufen könnten. Es durften nur Sachen sein, die nicht leicht verderben würden.

Gemütlich schlenderte sie durch die Fußgängerzone auf der Suche nach Cafés. In jedem Laden, den sie fand fragte sie nach Arbeit. Doch keiner hatte Arbeit für sie. Sie fragte in Restaurants nach Arbeit, aber dort erhielt sie die gleichen Antworten.

Resigniert lief sie nach der vereinbarten Zeit zum Treffpunkt. Kurz bevor sie dort ankam sah sie ein Schild an einem kleinen Nachtclub „Aushilfe gesucht“. Sie bekam ein unwohles Gefühl im Magen. Sollte sie in einem Nachtclub nachfragen? Vielleicht war es sogar ein Bordell? Wie würde Marc reagieren? Fragen über Fragen sammelten sich in ihrem Kopf auf den letzten Metern.

Sie sah zum Denkmal und konnte schon Marc sehen, der auf sie wartete. An seiner Haltung konnte sie erkennen, dass auch er keinen Erfolg gehabt hatte. Fiona trat auf ihn zu. Niedergeschlagen schauten sich beide an. Sie brauchten keine Worte um zu sehen, dass keiner von ihnen Erfolg gehabt hatte.

Sie holten sich bei einem einem Discounter etwas zu essen und zu trinken, danach liefen sie weiter durch die Stadt und kamen an einem anderen Ende wieder in eine grünere Gegend. Sie schauten sich weiter um und fanden hinter einigen Neubauten eine verlassene Schrebergartensiedlung. Es sah so aus, als ob schon ewig keiner mehr in dieser war. Sie schupften durch ein Loch im Zaun und sahen sich genauer um. Doch leider war nichts zu finden, in dem man eine Weile leben könnte. Die Gartenlauben waren alle zusammengebrochen oder hatten rießige Löcher in den Dächern. Resigniert wanderten sie zurück.

<< Wir schauen uns morgen noch andere Teile an. Vielleicht finden wir eine Bleibe. >>

<< Ich hoffe es. >> antwortete Fiona niedergeschlagen.

Auf dem Rückweg fanden sie einen anderen Discounter und kauften sich geschnittenes Brot, ein Messer, Nutella und zwei Flaschen Wasser, um am Abend und nächsten Morgen zumindest etwas essen zu können. Bei einem Second-Hand-Laden fanden sie noch eine übergroße Decke, die sie zum Schlafen nehmen wollten.

Beim Abendessen erzählten sich beide über ihren Tag. Am Ende wurde Fiona ruhiger. Sie hatte sich den ganzen Nachmittag überlegt, ob sie nicht in dem Nachtclub nach Arbeit fragen sollte.

<< Marc, ich habe heute noch ein Schild an einem Nachtclub gefunden. Meinst du ich soll mich dort auch bewerben? >>

<< Nachtclub? Bordell? Also ich weiß nicht recht…. >> Marc zweifelte. Er vertraute Fiona, dass sie keinen Unsinn machen würde, zumal es verheerende Auswirkungen für beide haben würde, wenn sie etwas täte, was nicht den Regeln entsprach. << Bist du dir sicher, dass du dich an die Regeln halten kannst? Wenn du meinst, dass du es schaffst, dann bewerbe dich. Wir brauchen Geld und müssen jede Möglichkeit in Kauf nehmen es zu verdienen. >>

<< Ich denke schon. Marc, ich würde nur Arbeit als Bardame suchen. Mich zu verkaufen käme nie in Frage… zumal es doch gar nicht geht, ohne dich zu verlieren. >> schüchtern sah sie ihn an und kuschelte sich an ihn. Sie merkte, wie wichtig er für sie war. Auch dass sie sich wirklich jeden Tag mehr in ihn verliebte. Dieses neue Gefühl war eigenartig. So hatte sie noch nie empfunden. Dieses Vertrauen, das er ihr entgegenbrachte und die Geborgenheit, die sie bei ihm fühlte. Fiona konnte ihr Glück fast nicht fassen.

Marc freute sich, dass sie so auf ihn zukam. Er wollte sie nicht bedrängen, doch ihn quälte es jeden Tag mehr. Seine Wurzeln hatten es so verlangt, dass sie auf ihrer Reise ihre Verbindung eingehen sollten. Doch bei ihnen lief nichts nach Plan. Er hatte zu lange gezögert sie zu Diarmait zu bringen, dann ihre Krankheit. Alles hatte dazu beigetragen den Zeitplan zu verschieben. Innerlich musste er lächeln. Wenn sie ein normales Paar wären, dann würden sie in einem Hilfsprojekt stecken und schon längst verbunden sein. Diese Situation ist für beide eine Herausforderung. Wie lange es noch dauern würde, bis Fiona so weit war?

Sie saßen eng umschlungen auf dem Hochsitz, diese Nacht war kälter wie die Nacht zuvor. Fiona fröstelte und Marc nahm die Decke und schlang sie enger um Fiona.

Sie streckte sich zu ihm auf und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Marc sah sie an und Fiona nutzte ihre Chance und fing an, an seiner Lippe zu knabbern. Vorsichtig strich sie mit ihrer Zunge die Konturen nach und drückte ihre Lippen fester auf seine. Marc öffnete seinen Mund und ließ sie gewähren. Es dauerte nicht lange, da fochten ihre Zungen einen heißen Kampf aus, bei dem es keinen Sieger oder Verlierer gab.

Schwer atmend trennten sich beide um nach Luft zu schnappen. Fiona kuschelte sich enger an Marc und strich an seiner Hose vorbei. Sie bemerkte die Beule in seiner Hose und musste schmunzeln. Vorfreude machte sich bei ihr breit. Mit ihm konnte sie tun, was ihr bisher verwehrt war. Mit ihm konnte sie ihre Träume erfüllen. Er war der Richtige. Er würde sie nicht verlassen.

Fiona setzte sich auf seinen Schoß und fing erneut an ihn zu küssen. Sie merkte, wie die Beule in seiner Hose immer größer wurde. Unbewusst rieb sie leicht ihr Becken an ihm und strich mit ihren Händen durch seine Haare. Langsam wanderten diese in sein Genick und über die Schlüsselbeine nach vorne. Marc stoppte sie.

<< Nicht hier und heute. Wir suchen uns einen besseren Platz. Wir sollten unser erstes Mal genießen. >>

Enttäuscht schnaufte Fiona. Sie fühlte es wirklich. Sie war soweit, jetzt konnte sie sich eine Zukunft mit Marc vorstellen. Vielleicht lag es auch an den Tropfen, die ihre Seelenteile zusammenfügten und sie so intensiver fühlen ließen?

Sie umarmte Marc noch einmal, gab ihm einen Kuss und kuschelte sich wieder neben ihm in die Decke. Es dauerte nicht lange, da schlief sie ein. Marc hingegen betrachtete sie noch lange und sehr nachdenklich.

Am nächsten Morgen frühstückten sie schnell, putzen sich die Zähne mit dem Wasser was sie noch hatten und gingen wieder in die Stadt. Fiona schlug den Weg zu dem Nachtclub ein, während Marc sich die Stadt weiter anschaute um nach einer neuen Bleibe zu suchen.

Fiona fand den Nachtclub wieder. Vorsichtig ging sie zur Tür und zog daran. Sie ließ sich öffnen. Zögernd trat sie in den Club. Es war recht dunkel. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten erkannte sie einige Nischen, in denen Bänke waren. In jeder Nische stand ein kleiner Tisch. Ihre Augen wanderten weiter durch den Raum. An einem Ende konnte sie die Bar erkennen und neben der Bar waren ein paar Tanzstangen auf einem Podium angebracht. Super, dachte sie sarkastisch. Doch in einem halben Bordell gelandet. Da sie keine Menschenseele hörte rief sie in die Dunkelheit << Hallo? Ist hier jemand? >>

Sie hörte es rumoren und plötzlich öffnete sich eine Tür im hinteren Bereich.

<< Wir haben geschlossen. Komm heute Abend wieder. >> wurde sie barsch begrüßt.

Fiona war etwas eingeschüchtert von der barschen Art der Person, doch sie wollte einen Job. << Ich bin nicht als Gast hier. Ich suche Arbeit. >>

<< Ach… >> der unbekannte Mann trat auf sie zu, musterte sie von oben bis unten und fing an zu lächeln. << Du suchst Arbeit? Was schwebt dir denn so vor? Kannst du tanzen? >>

Fiona schluckte << Naja… ich dachte … ich … >>

<< Man Mädchen, bist du nicht in der Lage normale Sätze zu bilden? Jetzt stell dich nicht so an und sag warum du hier bist. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, bis du ausgestammelt hast. >>

Fionas Kampfgeist wurde durch die arrogante Aussage geweckt. << Ich kann sehr wohl ganze Sätze bilden. Ich suche einen Job an der Bar. Tanzen hab ich noch nie probiert. >>

<< Na bitte Mädchen, geht doch!  Nur wenn du nicht tanzen kannst, dann kann ich nichts für dich tun. Ich suche Mädchen, die tanzen können. >>

<< Und wenn ich es lerne? >> fragte Fiona vorsichtig.

<< Ich bezahle niemand für eine schlechte Leistung. Bei mir wird jeder gut bezahlt, der mir Geld in die Kasse bringt, der der nichts bringt fliegt. Warum sollte ich dir beibringen wie man tanzt? Meine Zeit ist Geld. >>

Fiona erstarrte. Der Typ war ja noch schlimmer als Marc am Anfang. Sie ließ sich nicht entmutigen.

<< Ich probiere es. Wenn es gut ist, dann darf ich bleiben? >>

Zufrieden lächelte der Mann und setzte sich in einen der Sessel vor einer Tanzstange.

<< Du hast ja genug an. Dann mach mich mal heiß. >>

Fiona schüttelte den Kopf. Der hatte wohl extremen Nachholbedarf, so unbefriedigt wie er scheint. Wie sollte sie einen Striptease hinbekommen? Zögernd trat sie an die Stange und begann sich zu bewegen. Sie versuchte elegante und erotische Bewegungen zu vollführen. Der Mann, der sich ihr immer noch nicht vorgestellt hatte, saß im Sessel und sah sehr gelangweilt aus. Vorsichtig zog sie ihren Pullover aus und überwand ihre Schamgrenze. Wenn sie den Job wollte, dann musste sie abends vor vielen Männern einen Strip hinlegen. Sie tanzte weiter, beugte sich zu dem Besitzer vor, so dass er ihre gut geformten Brüste ansehen konnte. Sie wechselte sie Stellungen, trennte sich von weiteren Kleidungsstücken, bis sie nur noch ihre Unterwäsche anhatte. Sie beobachtete den Besitzer immer aus den Augenwinkeln. Anscheinend machte sie ihre Sache gut, denn er rutsche unauffällig im Sessel hin und her und Fiona konnte meinen, dass sie bei ihm sogar eine Beule entdeckte. Die bestärkte sie, auch den letzten Schritt zu tun und sich von ihrem BH zu lösen. Mit sicherem Blick fixierte sie den Besitzer, strich von ihren Brüsten über ihre Seite hinab zu ihrem Intimbereich. Diese Berührungen täuscht sie nur an. Der Besitzer bekam einen gequälten Gesichtsausdruck, sprang plötzlich auf und rief ihr zu << Es reicht. Zieh dich an. >>

Fiona erstarrte. Was sollte das denn jetzt? Hatte sie ihre Chance vertan. Niedergeschlagen suchte sie ihre Kleider zusammen und zog sich an. Als sie fertig war, wollte sie den Laden verlassen, doch der Besitzer trat auf sie zu und hielt sie fest.

<< Hab ich gesagt, dass du gehen sollst? >>

<< Ähm… nein. >> zögerte Fiona mit ihrer Antwort.

<< So, also, das war dein Bestes? >> fragte der Besitzer sie.

<< Ich habe vorher noch nie so getanzt. Ich kann bestimmt noch mehr lernen. >>

<< Du bist dir sicher, dass du noch nie getanzt hast? Das kann ich mir nicht vorstellen. So wie du dich bewegt hast, ich hab sogar einen Orgasmus bekommen, was ich bei keiner vorher bekommen habe. Ich will, dass du heute Abend um 18 Uhr pünktlich hier bist. Ich habe heute besondere Gesellschaft hier. Wenn du die genauso überzeugen kannst, dann hast du den Job. Falls du Trinkgeld bekommst, dann darfst du es behalten. Ansonsten würde ich dir zwanzig Euro pro Stunden bezahlen. Ist das ok? >>

Fiona war überrumpelt. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte doch keine Ahnung, was eine Tänzerin in solchen Etablissements machen musste. Doch einige Fragen hatte sie noch.

<< Zwanzig Euro also, wenn ich gut bin. Wie lange muss ich arbeiten? Wie oft? >> schüchtern sah sie den Besitzer an und fragte leise hinterher << Und mit Männern schlafen muss ich nicht, oder? >>

<< Ja, zwanzig Euro, wenn du heute Abend bestehst. Fünf Abende in der Woche, wobei das wechselt und du auch am Wochenende arbeiten musst. Rechne jeden Abend mit sechs Stunden. Es können, gerade am Wochenende, auch gerne mal acht werden. Ich habe eine Tänzerin gesucht und keine Prostituierte. Falls du Lust bekommst, darfst du gerne, ich denke die Männer reißen sich um dich, aber das musst du nicht. >>

Fiona rechnete sich das im Kopf durch. Mindestens Einhundertzwanzig Euro pro Abend das war eine Menge Geld. Sie freute sich, etwas für ihre Kasse tun zu können.

<< So damit wir auch einen Namen haben… ich heiße Michael, wie heißt du? >>

<< Fiona. >>

<< Ok, Fiona, dann sehe ich dich heute pünktlich. Arbeitsklamotten bekommst du von mir. Bis dann. >> Michael verabschiedete sich und verließ das Lokal wieder über die Hintertür.

Fiona war überglücklich. Jetzt hatte sie eine Arbeit. Endlich konnte sie mit Marc in eine bessere Zukunft schauen. Fröhlich lief sie zu ihrem Treffpunkt und wartete auf Marc.

 

Marc war in der Zwischenzeit auch erfolgreich. Er fand eine Reihe von leerstehenden Häusern. Es waren Abrisshäuser, aber zum Teil noch recht gut erhalten und sogar mit Fenstern, so dass sie auch bei Wind nicht frieren müssten. Die Häuser lagen abseits und es würde bestimmt keiner bemerken, wenn sich dort jemand niederlassen würde.

Das Haus, welches er sich angeschaut hatte, schien auch von keinen Obdachlosen bisher in Beschlag genommen worden zu sein. Es war bis auf eine Menge Staub und Dreck noch in Ordnung. Selbst Wasser lief noch.

Gut gelaunt machte er sich auf den Rückweg zu Fiona. Zwischendurch kam er noch an einer Baustelle vorbei. Spontan ging er zum Vorarbeiter und fragte ob sie Arbeit für ihn hätten. Der Vorarbeiter sah ihn sich an.

Da er keine Qualifikation im Baubereich hatte konnte er ihn nur für Handlangerarbeiten gebrauchen. Er bot Marc an, dass er helfen konnte die Gräben und Löcher fertig auszuheben, ebenso Beton anzurühren. Wenn er damit einverstanden sei, dann könnte er den Job haben.

Viel verdienen würde er nicht. Vierhundert Euro pro Monat, dafür nur vier Stunden am Tag. Marc dachte nicht lange über das Angebot nach. Er sagte zu. Solange bis die Baustelle abgeschlossen sei, sollte er jeden Tag von acht bis zwölf Uhr dort arbeiten. Marc trat überglücklich den restlichen Weg zum Denkmal an. Er war sich sicher, dass sich Fiona für ihn freuen würde.

 

Am Denkmal trafen die Beiden aufeinander. Sie umarmten sich freudig und jeder konnte sehen, dass der andere Erfolg gehabt hatte. Sie strahlten um die Wette und küssten sich ausgiebig, bevor sie die Details erzählten. Sie lösten sich voneinander und Marc fing an seine Erfolge zu erzählen.

Auch Fiona erzählte Marc von ihrem Job. Begeistert war er nicht, dass Fiona in einem Strip-Lokal arbeiten würde. Sie sollte nur für ihn da sein. Doch er konnte an der Situation nichts ändern. Es war besser, wenn beide etwas verdienen. Wie war vorerst zweitrangig. Hauptsache sie konnten sich bald eine Wohnung leisten.

Da sie noch etwas Zeit hatten, zeigte Marc ihr das Haus, welches er ausgesucht hatte. Fiona war einverstanden und sie machten sich auf den Weg in den Wald, um ihre versteckten Habseligkeiten zu holen. Schnell waren die Taschen und die Decke in das Haus gebracht. Fiona sah sich die Küche an und stellte fest, dass sogar noch Strom vorhanden war, als sie den Stecker vom Kühlschrank in die Steckdose steckte ging das Licht in diesem an. Heute musste ihr Glückstag sein.

<< Marc, wir haben sogar Strom. >> überschwänglich fiel sie ihm in die Arme.

<< Ja… nur sollten wir nachts kein Licht anmachen. Wir wollen nicht auf uns aufmerksam machen. >>

Fiona nickte. << Wir holen uns ein paar Teelichte. Die sind nicht zu hell und wenn wir nur eins anmachen, dann sehen wir gerade genug.

<< Ok, ich gehe einkaufen, wenn du zur Arbeit gehst. Ich warte nach der Arbeit auf dich, nicht dass du im Dunklen alleine heim laufen musst. >>

<< Danke. >> Fiona schmiegte sich an Marc und sie fingen wieder an, sich leidenschaftlich zu küssen.

Marc stoppte den Kuss. << Wenn du pünktlich sein willst, dann müssen wir jetzt los. >>

Sie machten sich auf den Weg in die Stadt. Fiona wurde immer aufgeregter. Ob sie den Job wohl bekommt?

Vor dem Strip-Lokal verabschiedeten sich die beiden voneinander.

Aufgeregt lief Fiona rein und wurde gleich von Michael begrüßt.

<< Hallo Fiona, schön dass du da bist und so pünktlich. Komm gleich mit, dann zeig ich dir wo du dir Kleider aussuchen kannst und wo sonst alles ist. >> Er schnappte Fiona am Arm und zog sie mit, ohne dass sie sich wehren konnte.

Michael zeigte ihr den hinteren Bereich, WC, Umkleide mit Spinde, Schminkraum und die Treppe, die in den oberen Stock führte, in dem sich weitere Zimmer befinden, die für die Prostituierten vorgesehen waren. Es gab dort auch Räume mit verschiedenen Geräten. Fiona hatte damit noch nichts zu tun gehabt und fragte sich, was man wohl alles damit anstellen konnte. Sie beschloss, sich dafür erst einmal nicht zu interessieren. Sie wollte sich nicht verkaufen, sondern tanzen.

Michael ließ Fiona vor der Umkleide stehen und begab sich wieder ins Lokal. Fiona betrachtete sich die Auswahl an diversen Outfits. Sie entschied sich für ein rotes Lack-Outfit. Hoffentlich gefiel sie den Herren heute. Vor Aufregung wurden ihre Hände feucht und sie begann zu zittern. Es hing alles von ihr ab. Wie sie heute tanzte.

Vorsichtig verließ sie die Umkleide und richtete sich im Schminkzimmer ihre Haare. Sie schminkte sich leicht. Gerade als sie fertig war, betraten noch drei Mädchen das Zimmer. Sie stellten sich als Anna, Lisa und Clara vor. Clara war die Bardame, während Anna und Lisa ebenfalls Tänzerinnen waren. Die Frauen fanden sich sofort sympathisch und begannen angeregt sich zu unterhalten. Irgendwann wurden sie von Michael unterbrochen. Dieser meinte, dass seine Gesellschaft eingetroffen sei und auf Unterhaltung warten würde. Anna und Lisa gaben ihr noch eine aufmunternde Umarmung und sie waren sich sicher, dass sie es schaffen würde.

Fiona betrat vorsichtig das Lokal. Sie schlich sich zu ihrer Stange und wartete bis der Scheinwerfer auf sie gerichtet wurde. Sie hatte sich rockige Musik ausgewählt. Diese startete bereits. Plötzlich stand sie im Scheinwerferlicht. Verlegen fing sie an sich zu bewegen und versuchte die Menge auszublenden. In ihrem Kopf hört sie auf einmal „du schaffst das! Ich denk an dich“. Das war für sie die Bestätigung weiterzumachen. Sie konnte endlich die Menge ausblenden und stellte sich vor, wie Marc in einem der Sessel vor ihr saß und sie ihn heiß machen wollte.

Als sie wie am Morgen nur noch in Unterhose bekleidet und ziemlich außer Atem aufhörte, waren die Männer im Laden ruhig. Es kam keine Reaktion. Nach unendlichen Sekunden fing einer in der hinteren Ecke an zu klatschen. Daraufhin folgten mehrere, es wurde geklatscht und gepfiffen. Alle waren begeistert. Fiona lief noch eine Ehrenrunde, wo ihr einige noch etwas Geld in die Hand drückten. Fiona steckte es, wie sie es in einem Film gesehen hatte, in ihre Unterhose und bekam von den Männern wieder Pfiffe zu hören. Sie lief die Empore hinab und nach hinten zu Lisa und Anna. Diese fielen ihr wie verrückte um den Hals.

<< Das war fantastisch. Du bist unglaublich. >> lobten die Beiden Fiona überschwänglich.

Lisa verabschiedete sich << Ich bin dran. Bis dann. Ich hoffe wir sehen uns morgen wieder. >> Fiona noch immer überwältigt von den vielen Eindrücken winkte ihr hinterher.

Fiona zog sich wieder um und wartete in der Umkleide bis Michael zu ihr kam. Dieser war gut gelaunt und lobte sie. Sie sollte morgen wieder um 18 Uhr kommen. Er gab ihr noch etwas Geld, was für sie abgegeben wurde. Fiona bedankte sich und machte sich nach einer kurzen Verabschiedung von Anna auf den Heimweg.

Vor dem Lokal wartete Marc auf sie. Sie lief auf ihn zu und sprang ihm in die Arme. << Ich hab den Job. Du hast mich gerettet. >>

Marc hielt sie fest und drehte sich mit ihr im Kreis. Er freute sich für sie, auch wenn es nicht der Traumjob eines Mannes ist, mit dem sie ihr Geld verdient.

Zusammen machten sie sich auf den Weg in ihre neue Bleibe. Marc hatte während sie unterwegs war schon etwas aufgeräumt und gefegt. Es sah schon viel wohnlicher aus als am Mittag. Ein Nachtlager hat er auch schon gebaut. Er fand auf dem Dachboden Matratzen, die noch unbenutzt ausgesehen hatten. Zum Essen hatte er eine Kiste gefunden, die als Tisch diente.

Mitten auf dem Tisch stand ein Teelicht, welches er anzündete. Er holte Brot und gab es Fiona. Diese verschlang es hungrig. Kurz darauf fanden die Zwei sich auf ihrem Nachtlager wieder. Fiona schlief rasch ein. Dieser Abend war aufregend gewesen und Marc musste am nächsten Morgen auch früh raus, wenn er arbeiten gehen wollte. Marc betrachtete sie noch eine Weile, dann löschte er die Kerze und schlief ein.

25. Kapitel

Am nächsten Morgen wurde Fiona früh wach. Sie streckte sich nach ihrer Hose und fischte in ihren Taschen nach dem Geld, welches sie am Abend vorher verdient hatte. Sie fing an zu zählen und erschrak. Sie hatte gestern zweihundertfünfundsechzig Euro bekommen. Verblüfft steckte sie eine Hand aus und weckte Marc, in dem sie ihn schüttelte.

<< Marc wach auf! Marc! >> rief Fiona aufgeregt.

Marc, der noch im Tiefschlaf war drehte sich langsam auf den Rücken und öffnete noch verschlafen die Augen.

<< Was ist denn? >> murmelte er fast unverständlich.

<< Schau mal! >> meinte Fiona freudig.

Marc streckte sich und setzte sich auf. Fiona legte ihm das Geld auf den Schoss. Marc zählte nach und schaute sie bewundernd an.

<< So viel? >> hauchte er.

<< Ja, ich habe es eben auch erst gezählt. Wahnsinn, oder? >>

<< Ja, das ist verdammt viel. Wir sollten es aber sparen, damit wir uns bald eine Wohnung leisten können. >>

Fiona nickte zustimmend und stand auf << Ich mach mal Frühstück. >>

Sie legte das Brot auf den Tisch und stellte das Wasser dazu.

<< Wir sollten heute etwas Wurst oder Käse kaufen. Immer Nutella wird langweilig. >> bemerkte sie.

<< Ja, aber immer nur eine Packung. Falls wir hier schnell weg müssen, sollten wir alles tragen können. >>

Gemeinsam frühstückten sie zu Ende und Marc machte sich auf den Weg zur Baustelle. Fiona genoss die Ruhe und legte sich noch einmal hin. Sie war noch müde, da sie erst spät ins Bett gekommen war. Ehe sie sich versah, war es Mittag und Marc kam zurück. Er trat ein und sah seine schlafende Fiona. Vorsichtig weckte er sie.

Als sie endlich wach war erzählte er ihr von seiner Arbeit auf der Baustelle und dass es ihm Spaß macht. Auch konnte er sich vorstellen weiterhin auf diese Art Geld zu verdienen.

Marc und Fiona steckten ihr Geld ein und verließen das Haus. Sie liefen durch die Stadt und fanden einen Camping-Laden. Dort besorgten sie sich einen kleinen Gaskocher, eine Ersatzpatrone und einen Topf. So konnten sie sich wenigstens einen Tee oder Kaffee machen. Auch im Supermarkt kauften sie sich drei verschiedene Dosen Eintopf und ein Glas löslichen Kaffee. Ein Beutel Milch, je einmal Plastikgeschirr, sowie eine Packung Käse landeten ebenfalls im Einkaufswagen. Mit ihren neuen Errungenschaften machten sie sich auf den Rückweg. Sie steckten alles in ihre Taschen, nur die Milch und der Käse wanderten in den Kühlschrank.

Sie genossen den Mittag hinter dem Haus in der Sonne. Dort konnte keiner sie sehen, da das Grundstück von einer hohen Hecke umrandet war. Beide waren glücklich. Marc hatte zwischenzeitlich einen Kaffee gekocht und Fiona genoss ihn.

Am Nachmittag schlüpfte Fiona in die Dusche. Wie vorausgesehen, gab es nur kaltes Wasser. Sie beeilte sich, sich fertig zu machen, anschließend zog sie sich um und machte sich auf den Weg zur Arbeit. Marc begleitete sie bis vor das Lokal. Mit einem Kuss verabschiedeten sich die beiden voneinander.

Marc holte sie danach wieder ab. Fiona war wieder um zweihundertsiebzig Euro reicher. Sie fand das recht beachtlich, dafür dass es nur zwei Tage waren und sie schon über fünfhundert Euro verdient hatte.

Einige Wochen vergingen. Das Leben zwischen ihnen spielte sich ein und jeder trug seinen Teil dazu bei.

Sie hatten ein Erspartes von knapp zweitausend Euro in den Händen. Darauf waren sie stolz. Sie fingen an, sich in der Stadt nach Wohnungen umzuschauen. Ihre Glückssträhne hielt an und sie fanden fünf Tage später auch die passende Wohnung. Es war eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung, in die sie sogar sofort einziehen konnten.  Auch die Miete sollten sie immer bezahlen können. Sie war unter zweihundertfünfzig Euro. Marc und Fiona fanden dies ausreichend und unterschrieben den Mietvertrag. Der Vermieter händigte ihnen die Schlüssel aus und versicherte ihnen noch einmal, dass sie sofort, wenn sie wollten heute noch einziehen konnten.

Marc und Fiona sahen sich glücklich an. Endlich wieder eigene vier Wände. Sie schlenderten Hand in Hand weiter. Als Fiona einen Blick auf Marcs Uhr warf wurde sie blass. Sie musste in einer halben Stunde auf der Arbeit sein. Zusammen mit Marc machte sie sich fast im Dauerlauf auf den Weg. Gerade noch pünktlich erreichten sie den Laden und Fiona verabschiedete sich mit einem kurzen Kuss. Für mehr reichte die Zeit nicht. Danach hastete sie in den Laden, nach hinten zu dem Umkleideraum und schnappte sich ein schwarzes Outfit. Schnell machte sie sich fertig und trat an die Stange zum Tanzen. Der Abend war nicht gut besucht, doch sie bekam bei jedem ihrer Auftritte ein paar Scheine zugesteckt. Froh, dass die Zeit endlich vorbei war, zog sie sich um.

Sie wollte gerade gehen, als Michael kam auf sie zukam. << Fiona, ich wollte mit dir reden. >> überrascht, was sie angestellt haben sollte, folgte sie Michael in sein Büro. Dort setzte er sich in seinen Sessel und Fiona nahm ihm gegenüber Platz. << Ich wollte wissen, ob du es dir zutraust auch Gäste zu bedienen. >> Fiona sah ihn an. << Warum nicht? Du weißt, dass ich nur mit keinem Sex haben werde. Dazu werde ich mich nicht überreden lassen. >> Michael nickte einverstanden. << Ok, dann wirst du morgen Abend erst tanzen und danach die Gäste bewirten. Wir haben wieder besonderen Besuch. >>

Fiona wusste was es hieß wenn er besonderen Besuch meinte. Meist waren das Kunden, die eifrig im Laden Cocktails bestellten und anschließen ihr Geld bei den Prostituierten ließen. Für Michael ein gutes Geschäft.

Fiona verabschiedete sich und verließ das Lokal. Marc erwartete sie wie jeden Abend. Fiona freute sich über die stürmische Begrüßung von ihm. Sie nahm ihn an der Hand und wollte den Weg zu ihrem Haus einschlagen. Marc hielt sie zurück.

<< Ich habe eine Überraschung für dich. Schließ die Augen, ich führe dich. >>

Fiona schloss die Augen und folgte mit unsicheren Schritten Marc. Eine gefühlte Ewigkeit später blieb er stehen und trat vor sie. Er umarmte sie, gab ihr einen Kuss.

<< Du kannst die Augen aufmachen. >> teilte er ihr zärtlich mit.

Fiona öffnete ihre Augen. Sie standen vor ihrer neuen Wohnung.

<< Was willst du hier? >> fragte sie irritiert.

Marc schmunzelte << Komm mit, ich will dir was zeigen. >>

Sie folgte Marc in die Wohnung. Verblüfft schaute sie sich um. Marc hatte alles in die Wohnung gebracht und schon geputzt. Zur Feier des Tages hatte er eine Flasche Sekt besorgt. Fiona konnte erkennen, dass er keine teure Sorte genommen hatte. Sie wunderte sich, wie Marc sich mit dem Leben anfreunden konnte. Er hatte in Luxus gewohnt und jeden Tag sich kaufen können was er gewollt hatte.

Marc bemerkte, dass sie mit ihren Gedanken beschäftigt war. Er drehte sie zu sich um und zwang sie sanft ihn anzusehen.

<< Was ist los? >> wollte er von ihr wissen.

<< Ach… ich habe mir überlegt, wie du mit der Situation klar kommst. Ich bin so ein Leben gewöhnt, aber du? >>

<< Fiona, mir ist es egal wie wir leben, wenn ich nur dich haben kann. Ich freue mich auf jeden Tag, den wir zwei haben. Da brauch ich kein Geld. Du machst mich glücklich. >>

Mit diesen Worten ließ sich Marc auf dem Bettlager nieder und öffnete die Flasche Sekt. << ich hoffe sie schmeckt… ich weiß nicht was man kaufen kann… >> entschuldigend blickte er Fiona an.

<< Marc, es ist egal. Wir trinken den Sekt, egal wie er schmeckt. >>

Marc schenkte ein und sie tranken feierlich auf ihre neue Wohnung. Fiona erzählte von ihrem Arbeitstag und dass morgen wieder eine besondere Gesellschaft kommen sollte.

Fiona kuschelte sich eng an Marc. Sie genoss die Nähe und seine Wärme. Die Zwei hatten einige Gespräche geführt und da die Flasche fast leer war, waren beide entsprechend gelöst.

Fiona stellte ihren Becher auf die Kiste und wand sich an Marc. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und fing an ihn zu küssen. Zuerst ganz vorsichtig auf die Nase, dann auf die Lippen. Sanft fuhr sie mit ihrer Zunge die Konturen seiner Lippen nach. Sie legte ihre Lippen auf seine und fing an ihn an der Lippe zu knappern. Sie veränderte ihre Position etwas und stupste mit ihrer Zunge an seinen Lippen. Willig gewährte er ihr Einlass. Sie nahm eine Hand und fuhr mit ihr durch seine Haare.

Auch Marc konnte nicht untätig bleiben. Seine Hände fuhren an ihren Seiten hinab zu ihrem Hosenbund. Vorsichtig zog er ihr Shirt hoch begann mit seiner Hand ihren Rücken zu erkunden. Leicht fuhr er hoch, bis er an ihren BH kam. Dort verharrte er eine Weile und streichelte sie weiter, bis ins Genick, dann fuhr er wieder nach unten und nahm den Saum ihres Shirts und zog es ihr über den Kopf.

Fiona setzte sich auf Marc und küsste ihn vom Ohr zum Hals und begann die Knöpfe an seinem Hemd zu öffnen. Jeden Zentimeter, den sie freilegte küsste sie ausgiebig. Bald war Marc von dem Hemd befreit.

Er drückte Fiona sanft auf die Matratze und begann auch ihren Oberkörper mit seinen Lippen und seiner Zunge zu erkunden. Er küsste sich eine Spur von ihrem Schultern zu ihren Brustwarzen. Als er diese erreichte küsste er sie ausgiebig und zog kurz an ihnen. Er nahm sie zwischen die Zähne und erkundete sie mit seiner Zunge. Fiona stöhnte leicht auf.

Marc machte weiter und arbeitete sich langsam zu ihrem Hosenbund vor. Er öffnete geschickt den Knopf ihrer Hose und schob sie langsam ein Stück nach unten. Fiona wand sich unter ihm. Solche Gefühle hatte ihr bisher kein Mann bereitet. Marc zog ihr die Hose aus und fing an ihren Füßen an sich nach oben zu küssen, streicheln oder sie mit der Zunge zu erkunden. Fiona wand sich unter ihm wie ein Fisch. Marc war jetzt wieder an ihren Unterschenkeln angekommen.

Fiona zog ihn zu sich hinauf und verwickelte ihn in einen heißen Kuss. Sie fuhr in Marcs Hose und erkundete seine Po-Backen. Marc seufzte zufrieden in ihren Kuss. Fiona wagte sich vor und öffnete seine Hose. Jetzt hatte sie mehr Platz und konnte sich um Marcs bestes Stück kümmern. Sie nahm ihn in die Hand und fuhr langsam auf und ab.

Sie dirigierte Marc, auf den Rücken, so dass sie sich um ihn kümmern konnte. Langsam zog sie ihm die Hosen hinunter und schmiss sie achtlos aus dem Bett. Fiona war beeindruckt von seiner Männlichkeit. Sie fuhr mit ihrer Zunge eine Linie von den Füßen hinauf zu seiner Mitte. Sie nahm ihn mit dem Mund auf und strich vorsichtig über die Eichel. Marc stöhnte auf. Fiona freute sich, dass es ihm gefällt, was sie tat. Vorsichtig leckte sie weiter bis zu den Hoden und wieder zurück. Marc stöhnt wieder << Wenn du nicht willst, dass es gleich vorbei ist, hör auf. >> presste er hervor. Fiona setzte sich auf ihn und küsste ihn hingebungsvoll.

Marc strich über ihren Rücken, ihre Brüste und löste sich von ihr um sie wieder mit Küsse zu verwöhnen. Fiona legte sich auf den Rücken. Marc zog ihr sanft die Unterhose aus und massierte ihre Spalte. Fiona war selbst schon fast so weit, dass sie kam. Marc bemerkte es und ließ von ihr ab. Er kam wieder zu ihr nach oben und küsste sie ausgiebig.

Völlig außer Atem fragte er sie << Bereit? >> Fiona nickte.

Sie wollte endlich das, was ihr jahrelang verwehrt blieb, sie wollte es jetzt und mit Marc. Er positionierte sich über ihr und strich mit seinem Penis auf und ab. Fiona begann erneut zu stöhnen. Er suchte den Eingang zu ihrer Höhle und stupste vorsichtig hinein, bis er auf den Widerstand traf. Er beugte sich zu Fiona hinunter und verwickelte sie in einen Kuss. Sie sollte nicht merken, wenn er ihr die Jungfräulichkeit nahm. Er hatte gehört, dass es mit Schmerzen verbunden sei und diese wollte er ihr nehmen.  Er küsste sie ausgiebig und dabei stieß er ein Stück weiter in sie hinein. Fiona keuchte kurz auf. Marc ließ ihr Zeit, sich an ihn zu gewöhnen. Er zog sich zurück um beim nächsten Mal nur noch weiter in sie hineinzustoßen. Der Schmerz war vorbei. Fiona fühlte sich von ihm ausgefüllt, so wie wenn nur er für sie geschaffen war. Sie waren eins. Marc nahm eine ihrer Hände und verschränkte sie mit seiner. Fiona fing an sich unter ihm zu bewegen. Marc nahm diese Aufforderung an und bewegte sich ebenfalls. Es dauerte nicht lange, bis beide stöhnend ihre Erlösung fanden. Noch während ihre Körper von den Wellen des Orgasmus geschüttelt wurden bemerkten sie, dass sich das Band verstärkte.

Es leuchtete hell an den verschränkten Händen auf und wurde von einem zarten Rosa zu einem kräftigen Dunkelrot. Die Bindung war abgeschlossen. Jetzt sollte nichts mehr die Beiden trennen können. Das Band hörte auf zu Leuchten und wurde wieder unsichtbar, doch Marc und Fiona merkten, dass sich etwas verändert hat. Sie waren für immer miteinander verbunden.  

Verschwitzt und zufrieden lagen die beiden noch eine Weile vereint auf dem Bett. Marc streichelte Fiona über die Wange, küsste sie hingebungsvoll und kuschelte mit ihr. Fiona hatte als erste ihre Sprache wieder << Das war einfach wow… >> Marc nickte << hast recht… einfach wow. >> Fiona sah ihn an, legte eine Hand an seine Wange und beugte sich zu ihm und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen << Marc, ich liebe dich. >>

Marc war überwältigt von dem Geständnis. Sein Herz machte Freudensprünge. Er legte sich neben Fiona, nahm sie in den Arm und drückte sie leicht an sich. << Ich liebe dich auch. >>

Er zog die Decke hoch und legte sie über ihre verschlungenen Körper. Glücklich und zufrieden fielen beide nach einer Weile in den Schlaf.

Am Morgen wachten beide gemeinsam auf. Es war Samstag und sie hatten noch viel Zeit, bis Fiona sich auf den Weg zur Arbeit machen musste. Sie genossen die Ruhe, küssten sich zärtlich, streichelten sich gegenseitig und blickten sich verliebt an. Marc sah aus wie der glücklichste Mensch auf Erden. Fiona freute sich, dass er so glücklich war, auch ihr sah man an, dass sie glücklich war.

Die Decke lag schon längst nicht mehr über ihnen und Fiona betrachtete Marc. Sie schaute ihn mit großen Augen an, dass er ein Tattoo hatte, hatte sie nicht bemerkt. Fasziniert rutschte sie ein Stück nach oben und betrachtete es ausgiebig. Es sah aus wie eine Ranke, die an einem Stab hochgewachsen war. Die Ranke hatte drei Blätter und um die Ranke lag ein verschlungenes Band. Das Band war vollkommen rot, der Stab war in verschiedenen Brauntönen, doch die Ranke hatte nur die schwarze Umrandung.

Marc stupste Fiona auf die Schultern. Sie sah fragend zu ihm auf.

<< Warum hast du dein Tattoo nicht fertigstechen lassen? >>

Marc sah sie skeptisch an. << Wieso fertig? >>

<< Na, dein Tattoo hinter deinem Ohr. >>

Marc sah sie verwirrt an. << Wieso Tattoo fertigstechen? Wo hab ich eins? >>

Fiona strich ehrfurchtsvoll über das schöne Bild, das sich hinter seinem Ohr anfing und bis zu seinem Hals weiterging. << Das hier meinte ich. Die Ranke mit dem roten Band. >>

<< Das machen wir zusammen fertig. Das ist unser Zeichen unserer Vereinigung. Auch du hast eins auf deiner rechten Seite. Wusstest du das nicht? >>

<< Nein, von einem Tattoo hat keiner was gesagt. >>

<< Hm… hat wohl einer vergessen >> meinte Marc leicht zerknirscht. << Es ist so, dass wenn sich Gefährten binden, sich ein Tattoo auf einem Körperteil bildet. Wo es entsteht können wir nicht beeinflussen. Meist ist es so, dass man es unter der Kleidung verstecken kann. Warum unseres so offensichtlich ist, weiß ich nicht. Zeig mal, da du das gleiche hast, will ich es sehen. >>

Marc drückte Fiona zurück auf die Matratze. Fiona legte ihren Kopf auf die Seite und Marc betrachtete das Kunstwerk genauso ehrfurchtsvoll wie Fiona vorher seins.

<< Unseres ist anders. >> bemerkte er.

Fiona sah ihn fragend an.

<< Die Tattoos sind im Normalfall ein geschlossenes Symbol, wie zum Beispiel ein Ring oder ein Herz um welches sich Gegenstände schlingen, eine Kette mit drei Anhänger, oder eine Ranke mit drei Blättern. Die Gegenstände oder Blätter stehen für die Kinder. Die Blätter färben sich, wenn die Frau schwanger wird. Bei jeder Schwangerschaft wird ein weiteres Blatt gefärbt, bis die drei voll sind. Warum wir ein offenes Bild haben ist mir ein Rätsel. Das werden wir erst lösen können, wenn wir zurück auf dem Schloss sind. Aber eins muss ich sagen. Unser Tattoo ist das schönste, welches ich bisher gesehen habe. >>

Glücklich küssten sich die Zwei und erlebten kurze Zeit später wieder einen berauschenden Höhepunkt. Schwer atmend löste sich Fiona von Marc.

<< Wir sollten was essen, ich muss bald zur Arbeit. >>

<< Ja… sollten wir… >> nuschelte er lustlos. Er würde am liebsten mit Fiona im Bett bleiben.

Nacheinander gingen sie duschen. Während Marc in der Dusche war, deckte Fiona ihre Kiste für das Frühstück. Marc musste heute noch einkaufen gehen, das konnte er machen, wenn sie auf der Arbeit ist.

Am Abend brachte Marc Fiona widerstrebend zur Arbeit. Sie küssten sich innig und konnten sich fast nicht voneinander lösen. Fiona beendete den Kuss. Sie wollte nicht zu spät kommen. Heute musste sie sich extra herrichten, denn sie würde nicht nur tanzen. Mit einem unguten Gefühl betrat sie die Bar.

26. Kapitel

In der Bar angekommen wurde sie gleich von Michael begrüßt. << Schön, dass du da bist. Mach dich fertig und komm sofort her. >>

Fiona beeilte sich in die Umkleide zu kommen und suchte sich ihr Outfit für den heutigen Tag aus. Sie entschied sich für ein schwarzes Leder-Outfit mit vielen Nieten. Im Schminkraum machte sie sich dem Aufzug entsprechend Smokey Eyes und trug dunkelroten Lippenstift auf. Sie fand es für den Abend eine gelungene Kombination. Sie betrachtete sich noch einmal im Spiegel. Der Lippenstift war so dunkel, dass er fast schwarz erschien. Fiona war begeistert. Sie trat aus dem Zimmer und stand vor der Tür, die in das Lokal führte. Sie atmete durch und öffnete sie. Als sie eintrat konnte sie sehen, dass noch keine Gäste erschienen waren. Sie begab sich zu Michael.

<< Ahh Fiona, schön dass du endlich fertig bist. Wir haben heute einige spezielle Gäste hier. Ich erwarte von dir, dass du ihnen gibst was sie wollen. Du bist für den Service bei ihnen zuständig und auch für die Tänze. Die Personen haben dich gebucht und sie sollen auch etwas für ihr Geld geboten bekommen. >>

<< Aber… >>

<< Ich höre kein aber. Du tust, was die von dir wollen. >>

<< Michael, ich hab dir gesagt, dass ich Grenzen habe, die ich nicht überschreite. >>

<< Ja ja, dafür haben wir noch die anderen Damen. Du sollst nur die Gäste hier nicht abwimmeln, sondern sie erhalten, dass sie noch weitere Stunden hier verbringen. >>

<< Ja ist gut. Ich mach es. >>

<< Ach und noch was. Wenn sie wegen dir den Laden verlassen, dann kannst du dir morgen einen neuen Job suchen. >>

Fiona war geschockt von den Ansagen ihres Chefs. Sie war doch keine Nutte! Zögernd lief sie nach hinten und setzte sich geschockt auf einen der bequemen Stühle. Anna und Lisa kamen zu ihr und begrüßten sie überschwänglich. Fiona erwiderte die Begrüßung zaghaft.

<< Fiona was ist mit dir? >> fragte Anna.

Fiona biss sich auf die Lippen. Wenn sie jetzt erzählte was der Chef von ihr gefordert hatte, dann würde sie anfangen zu weinen.

Lisa kniete neben ihr auf den Boden.

<< Fiona, du kannst es uns erzählen. Was bedrückt dich. >>

Fiona merkte, dass die Zwei keine Ruhe geben würden, bis sie es ihnen erzählt hatte. Zögernd fing sie an die Forderungen von Michael wiederzugeben. Zwischendurch biss sie sich immer wieder auf die Lippe, so fassungslos war sie. Lisa und Anna sahen sie geschockt an. Fiona hatte eindeutig von Anfang an gesagt, dass sie nicht mehr wie tanzen würde. Warum musste sie jetzt die persönliche Tischdame sein?

Anna wurde wütend und verschwand. Lisa und Anna hörten sie mit Michael diskutieren. Doch was genau gesagt wurde, konnten sie nicht verstehen. Dazu waren die Wände zu dick und die Türen zu schalldicht.

Anna kam aufgebracht zurück und riss die Tür auf.

<< Der hat doch eindeutig einen an der Waffel. Wie kommt er nur auf die Idee Fiona als Tischdame anzubieten! >>

Lisa sah sie an. << Was machen wir jetzt? >>

Die beiden sahen sich lange an und Anna meinte << Wir sollten verhindern, dass sich einer der Kerle an ihr vergreift. Wir passen auf dich auf. >>

<< Danke.. was würde ich nur ohne euch machen. >> Fiona fiel ein Stein vom Herz. Die Beiden würden auf sie aufpassen. Erleichtert richtete sie sich noch einmal die Haare. Beim Kämmen rief Lisa auf einmal << Hee, was hast du denn da für ein geiles Tattoo? >> und kam auf sie zu. Sie legte ihre Haare weg und sah es sich genauer an.

Fiona erstarrte. Wie sollte sie sagen, was das Tattoo war? Sie suchte schnellstmöglich eine Antwort. << Ja ähm… das hatte mir gefallen… da hab ich mir das stechen lassen. >>

Lisa sah sie bewundernd an. << Hat es arg weh getan? >>

Fiona schmunzelte und dachte sich insgeheim, wenn die wüssten, doch sie musste den Schein wahren. << Naja, es war auszuhalten. Ich war froh, als es endlich vorbei war. >>

Anna schaut sie sehr lange und nachdenklich an << ich hätte mich das nicht getraut. Und dann noch an so einer Stelle. Du bist wirklich mutig. >>

Fiona grinste und dachte sich, dass sie bis gestern selbst nicht wusste, dass sie in Zukunft mit einem Tattoo am Hals leben müsste und legte sich wieder ihre Haare zurecht. Sie schminkte sich nach und wartete, dass es Zeit für ihren Auftritt wurde.

Aufgeregt wartete sie vor der Tür auf ihr Zeichen. Michael hatte eine Tafel installieren lassen, wo jeder sehen konnte, wann er auf welches Podest zum Tanzen musste. Als ihr Licht grün aufblinkte schlich sie sich durch die Tür auf das ihr zugewiesene Podest.

Sobald sie merkte, dass der Scheinwerfer auf sie gerichtet war, stellte sie sich in Position und blendete die Gesellschaft aus. Sie stellte sich vor, dass Marc wieder vor ihr sitzt und sie nur für ihn tanzen würde.

Die Menge johlte und rief nach mehr, doch Fiona lächelte nur und zog ihr Programm durch. Sobald die Musik aufhörte kehrte sie in die Gegenwart zurück. Sie hörte die begeisterten Rufe und sammelte ihre Kleidung wieder auf. Überall bekam sie ein Trinkgeld zugesteckt. Schnell begab sie sich nach hinten, um sich anzukleiden.

Sie zog sich an und lief zu Michael. Dieser teilte ihr mit, welchen Tisch sie heute bedienen sollte. Sie schaute hin und stellte fest, dass dort noch niemand saß. Verwundert sah sie zu Michael.

<< Die Gruppe kommt erst gegen zehn. Du hast noch Zeit für einen weiteren Auftritt. Bis dahin kannst du ja Clara an der Bar helfen, damit es später schneller geht. >>

Michael wand sich ab und lief zum Eingang. Dort begrüßte er gerade angekommene Gäste und stellte sich anschließend vor den Club um eine zu Rauchen.

Fiona war bei Clara. Diese zählte ihr die verschiedenen Cocktails auf und was alles hineingehörte. Fiona sah sie nach dem Fünften verzweifelt an. << Das kann ich mir doch nie merken. >>

Clara sah sie mitleidig an. << Ich weiß, es ist viel. Ich zeige dir die gängigsten und dann empfiehlst du diese deinen Gästen. >>

<< Ok, dann zeig mir mal die Highlights >> versuchte Fiona zu scherzen.

Clara gab sich die größte Mühe Fiona die Drinks zu zeigen. Fiona probierte diese und machte sich Notizen, die sie in der Bar versteckt hinlegte. So fiel es nicht auf, wenn sie spickte.

Fiona sah auf die Uhr und machte sich für ihren nächsten Auftritt fertig. Diesen überstand sie wie den zuvor auch, mit Gedanken an Marc. Nachdem sie fertig war, war es kurz vor zehn. Schnell zog sie sich an und stellte sich an die Bar, um auf ihre Gäste zu warten.

Drei Minuten vor zehn öffnete sich die Tür und einige gut gekleidete Herren betraten das Lokal. Michael begrüßte sie eifrig und folgte ihnen an den Tisch. Er setzte sich zu ihnen und beteiligte sich an den Gesprächen.

Fiona trat an den Tisch um die Bestellung aufzunehmen. Unschlüssig schauten die Herren in die Karte.

<< Kannst du uns was empfehlen? >>

<< Klar. Was süßes oder eher was für Männer? >>

Fiona wurde mit sechs neugierigen Augenpaaren gemustert.

<< Was für Männer >> betonte der Eine. Die anderen nickten zustimmend.

<< Also sechs doppelte Whisky? >>

Sie erntete wieder einheitliches Nicken und wand sich ab und lief zur Theke. Dort stellte sie die Gläser auf ein Tablett, füllte Eiswürfel hinzu und gab jedem die entsprechende Menge an Hochprozentigem dazu.

Sicher trug sie das Tablett zu ihrem Tisch und stellte jedem ein Glas hin. Unsicher streckte sie sich über den Tisch, um auch dem Gast ganz hinten sein Getränk zu reichen. Der Mann der gleich neben Fiona saß streckte seine Hand aus und legte sie auf ihr Gesäß. Fiona erstarrte. Sie wollte nicht von fremden Männern angefasst werden. Zügig zog sie sich zurück und schaute zu Michael. Dieser sah sie zufrieden an. Fiona schüttelte innerlich den Kopf und lief schnell zur Theke um ihr Tablett loszuwerden.

Sie kam mehrmals zu ihrem Tisch und fragte, was sie noch bringen solle. Die Männer tranken den Whisky wie Wasser. Kurz vor ihrem Auftritt teilte sie ihnen mit, dass sie erst einmal für ein paar Minuten nicht verfügbar wäre. Die Männer bestellten daraufhin eine ganze Flasche Whisky und einen Pot mit Eiswürfel. Fiona brachte auch dies an den Tisch und lächelte ihnen freundlich zu.

<< Bis gleich. >> verabschiedete sie sich von der Gruppe.

Fiona begab sich nach hinten und kontrollierte noch einmal ihr Aussehen. Nachdem sie zufrieden war ging sie vor und wartete auf ihr Startzeichen.

Als der Zeitpunkt kam, wo sie auf das Podest musste wurde sie wirklich nervös. Sie musste für das Publikum und ihren Chef tanzen. Zögerlich betrat sie das Podium und stellte sich an die Stange. Sie war froh etwas zu haben, an dem sie sich festhalten konnte.

Ihre Gedanken schweiften zu Marc. „Es wäre so schön, wenn du da wärst.“

Der Spot ging an und die Musik setzte ein. Fiona bewegte sich wie sie es wirklich nur für Marc getan hätte. An ihrem Tanz und ihrem restlichen Auftritt hing ihre Arbeitsstelle ab. Sie bewegte sich sicher auf dem Podest und beugte sich in aufreizenden Posen zu den Männern.

Diese waren außer sich und fingen an Fiona anzufassen, wo sie sie nur erreichen konnten. Fiona biss die Zähne aufeinander und führte ihren Tanz zu ende.

Als die Musik leiser wurde musste sie ihre Kleider aufsammeln. Diese lagen über das ganze Podest verteilt. Sie nahm allen Mut zusammen, den sie aufbringen konnte und sammelte sie ein. Die Männer konnten wieder ihre Hände nicht von ihr lassen. Mit jeder Hand, die sie spürte wurde ihr schlechter. Einer war so dreist, ihr einige Geldscheine in ihren String zu stecken.

Ein anderer fasste ihre Brust an und bat sie auf die Knie zu gehen. Ihr Chef stand daneben, so dass Fiona keine Möglichkeit hatte abzuhauen. Der Mann nahm auch einige Geldscheine in den Mund und kam noch einen Schritt näher. Fiona, die auf allen Vieren vor ihm kniete wurde noch schlechter. Er hatte eine Fahne, die sie schon von weitem riechen konnte. Er nahm seine Hände und knetete ihre Brüste, dass es schmerzte. Fiona gab keinen Laut von sich.

Zufrieden nahm er die Scheine und steckte sie ebenfalls in ihren String. Fiona hatte endlich alle Kleidungsstücke und wollte aufstehen. Dazu drehte sie sich um und der Mann nahm es als Aufforderung ihr noch einen heftigen Klatsch auf ihr Hinterteil zu geben.

Beschämt über die Behandlung schaute sie zu Michael. Dieser nickte ihr sehr zufrieden zu. Fiona nutzte die Chance und lief zur Tür, die sie vom Lokal trennte. Dahinter ließ sie die Kleidung fallen und stürmte auf die Toilette. Dort übergab sie sich.

Einige Minuten später hatte sie sich soweit beruhigt, dass sie aufstand und zurückgehen wollte. Sie spülte sich ihren Mund aus und wusch sich die Hände. Danach trat sie aus den Toiletten, doch weit kam sie nicht. Im Gang wurde sie von dem Mann, der sie diesen Abend schon zweimal geschlagen hatte erwartet.

Fionas Blut gefror ihr in den Adern. Dieser Mensch betrachtete sie gierig und freute sich, sie zu sehen. Mit einem breiten Grinsen trat er auf sie zu. Er nahm ihre Hände und drückte sie gegen die Wand. Er nahm seine andere Hand und fuhr ihre Schenkel nach oben. Kräftig packte er zwischen ihre Beine. Fiona stöhne auf vor Schmerzen. Den Mann schien das nur anzuheizen.

Er beugte sich hinab um eine ihrer Brustwarzen aufzunehmen. Nachdem er dies geschafft hatte, biss er hinein. Fiona schrie vor Schmerzen auf. Der Fremde war bereits richtig hart. Fiona spürte seine Erektion an ihrem Bauch.

Der Gast riss ihr die Hose vom Körper und fing an seinen Gürtel aufzumachen. Fiona konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, doch ihn interessierte es nicht. Er ließ seine Hose abwärts sinken und versuchte Fiona zu nehmen. Er probierte es, aber er schaffte es nicht, in sie einzudringen.

Gerade als er heftiger zustoßen wollte wurde er von ihr weggerissen. Fiona sank in sich zusammen und schluchzte hemmungslos. Vor Tränen konnte sie ihren Retter nicht erkennen.

Sie hörte auf einmal mehrere Stimmen im Gang. Anna kam zu ihr und warf ihr einen Bademantel über, damit sie nicht mehr ganz nackt war. Sie half Fiona aufzustehen und in die Umkleide zu laufen. Dort weinte sie hemmungslos weiter. Mit diesem Ausgang des Abends hatte sie nicht gerechnet.

„Fiona bitte hör auf zu weinen, ich bin bei dir.“

Fiona schaute auf und erkannte Marc. Wo kam er so plötzlich her? Sie warf sich in seine Arme und schluchzte weiter. Marc strich ihr beruhigend über den Rücken. Nach einiger Zeit wurde es auf dem Gang wieder still. Sie hatte sich soweit beruhigt, dass sie ihre normale Kleidung anziehen konnte. Marc nahm sie an der Hand und zog sie aus dem Laden.

Zu Hause konnte sie es nicht fassen Marc hatte sie gerettet. Doch konnten Paramanneskjaner vergewaltigt werden? Sie wusste nur dass es Gefährten nicht möglich war. War sie jetzt ein vollwertiger Paramanneskjaner?

<< Danke… Wieso warst du da? >>

<< Fiona, du hattest nach mir gerufen. Ich bin deinem Ruf gefolgt. >> Fiona sah ihn verdutzt an.

<< Wie? >> Fiona verstand nur Bahnhof.

<< Ich habe nur gehört, dass du gedacht hast: Es wäre so schön, wenn du da wärst. Daraufhin bin ich losgelaufen um bei dir zu sein. >> Marc nahm sie in den Arm und gab ihr die Geborgenheit, die sie benötigte. Er konnte nicht verstehen, wie sich ein Mann über eine unschuldige Frau hermachen kann.

<< Willst du duschen? >> Fiona nickte.

Marc brachte sie vorsichtig ins Badezimmer. Dort half er ihr sich ihrer Kleidung zu entledigen.

Fiona duschte sich lange und schrubbte sich die Haut. Sie wollte die klebrigen Finger nicht mehr an ihrem Köper fühlen.

Marc wurde es nach einiger Zeit zu bunt. Fionas Haut war schon rot. Er trat zu ihr in die Dusche und stellte den Wasserhahn ab.

Fiona klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende. Marc trocknete sie ab und half ihr die Wäsche anzuziehen, die er ihr geholt hatte.

Zusammen legten sie sich ins Bett. Fiona kuschelte sich eng an Marc. Dieser legte seine Arme um sie und sie schaffte es sogar recht schnell einzuschlafen.

Lange dauerte diese Ruhe nicht an. Fiona wachte schweißgebadet mit einem Schrei auf. Marc beruhigte sie und strich ihr über den Rücken. Diese Geste half ihr sich zu beruhigen und weiterzuschlafen. Die restliche Nacht verbrachte Marc immer wieder damit, Fiona aus ihren Träumen zu reißen. Sie sollte nicht den vergangenen Abend in Dauerschleife erleben.

Gegen Morgen fielen beide in einen tiefen Schlaf.

27. Kapitel

Am nächsten Tag hatte Fiona frei. Marc wurde früher wach als sie. Traurig schaute er sie an und hielt sie in seinen Armen fest. Zärtlich strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Was musst du nur mitmachen? Hattest du nicht schon genug leiden müssen? Marc war fassungslos, was sie zu ertragen hatte. War das Geschehene auch ein Teil ihrer Prüfung? Er grübelte und kam auf kein Ergebnis.

Er gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze und blieb bei ihr liegen, bis auch sie ausgeschlafen hatte.

Als Fiona wach wurde kuschelte sie sich enger an Marc. Sie fühlte sich unwohl. Man merkte ihr den vergangenen Abend an. Sie verweilten noch einige Minuten im Bett, bis sich Fionas Magen mit einem knurren bemerkbar machte.

<< Frühstück? >> fragte Marc.

<< Ja… gerne… >> antwortete Fiona und stand auf. Sie suchte sich frische Kleidung zusammen.

Während Fiona in der Dusche war, deckte Marc ihre Kiste. Er kochte Wasser für den Kaffee und legte alles was sie hatten auf den provisorischen Tisch.

Er war unruhig und sah immer wieder auf die Uhr. Erleichtert atmete er aus, als er hörte, wie die Dusche ausging und Fiona ein paar Minuten später zu ihm kam.

Das Frühstück verlief schweigend. Marc und Fiona räumten die Kiste ab und sie spülten gemeinsam ab. Sie verstauten die Lebensmittel und das Geschirr. Anschließend setzten sie sich auf ihr Nachtlager.

Marc setzte sich an die Wand und Fiona rutschte zu ihm zwischen seine Beine. So konnte sie sich mit dem Rücken an ihn kuscheln. Sie saßen lange beieinander ohne zu sprechen. Marc versuchte es immer wieder, sie abzulenken, allerdings schweiften Fionas Gedanken kontinuierlich zu dem vergangenen Abend ab.

Gegen Mittag klingelte es plötzlich an der Haustür. Fiona zuckte zusammen. Marc stand auf und lief zur Tür. Er schaute durch den Spion.

<< Fiona, das sind deine Arbeitskolleginnen. >> rief er ihr zu.

Fiona war erleichtert. Sie hatte befürchtet, dass der Fremde sie gefunden hatte. Marc öffnete und die drei Kolleginnen traten ein.

Sie stürmten auf Fiona zu und umarmten sie.

<< Es tut uns ja so leid. Wie geht es dir? Kommst du wieder? Dieser Mistkerl. Hoffentlich bekommt er seine gerechte Strafe. >> redeten alle auf sie ein.

Fiona fand die Art und Weise, mit der ihre Kolleginnen auf sie zukamen bezaubernd.

Lisa holte einen Beutel hinter ihrem Rücken hervor und übergab ihn Fiona. << Ich habe gestern deine restlichen Sachen eingesammelt. >>

Fiona nahm den Beutel und legte ihn neben sich. Fragend sah sie die Kolleginnen an. << Was ist gestern alles passiert? Ich weiß nichts mehr, ab dem Punkt, als der Typ von mir weggerissen wurde. Wer das war weiß ich auch nicht. >>

Anna drückte sie noch einmal. << Also, im Lokal habe ich Marc getroffen, der dich gesucht hatte. Ich wollte ihn zu dir bringen. Als wir durch die Tür kamen und gesehen hatten, was der widerliche Gast mit dir tun wollte, ist Marc ohne zu zögern auf ihn losgegangen. Er hat ihn von dir weggezogen und auf dem Boden gehalten bis noch die Sicherheitsleute und Michael da waren. Anschließend hab ich dich in die Umkleide gebracht. Da war ich so lange bei dir, bis Marc kam. >> beendete Anna ihre Erzählung.

Clara fügte hinzu << genau. In der Zeit wo ihr verschwunden wart, hatte einer die Polizei gerufen. Sie hatten ihn mitgenommen. Da es aber keine Beweise gab, machten uns die Beamten keine große Hoffnung, dass sie den Kerl länger festhalten können. Du musst auch noch eine Aussage machen. >>

Fiona schüttelte energisch den Kopf << Nein, das kann ich nicht. >>

<< Fiona, du musst. Ansonsten bekommt der Kerl gar nichts und läuft weiter frei rum. >> argumentierte Clara aufgebracht.

<< Wir werden sehen. >> murmelte Fiona.

<< Aber wenigstens hat Michael geschalten. Er hat ihm vor allen Leuten Hausverbot erteilt. >> Fiona sah Anna überrascht an. << Wieso das? >>

<< Michael hat sich zwar wie ein Idiot dir gegenüber verhalten, aber das wollte er bestimmt nicht. Er respektiert deine Entscheidung, nur Tänzerin zu sein. Es war ihm gestern nur sehr wichtig, da es um die Übernahme von weiteren Clubs ging und die Herren dich schon öfter gesehen hatten und begeistert waren. Michael hat versprochen, dass es nicht mehr vorkommt. Ich glaube ihm. Er hat uns noch nie belogen. Wir kennen ihn länger wie du und er war immer ein fairer Chef. >>

Fiona konnte der Aussage keinen Glauben schenken. Sie spürte noch die Blicke von Michael auf sich, wie zufrieden er ausgesehen hatte, als sie die Misshandlungen über sich ergehen ließ. Auch als sie die Getränke abstellte und der Fremde ihr an ihr Gesäß langte. Sein Blick sagte alles. Für sie sah es so aus, als ob er sie nicht nur zum Tanzen haben wollte. Sie schob den Gedanken zur Seite. Ihr würde keiner glauben.

Die Frauen unterhielten sich noch ein paar Minuten und dann verabschiedeten sie sich von Fiona und Marc.

<< Bis morgen Fiona. >> sie winkten ihr noch zum Abschied und verließen die Wohnung.

Marc kam wieder zu Fiona. << Wenn du willst musst du nicht mehr dort arbeiten. >>

Fiona betrachtete ihn lange. Er merkte, dass sie hin und hergerissen war. Er ließ ihr die Ruhe, die sie benötigte um sich über alles im Klaren zu werden. Plötzlich durchbrach sie die Stille. << Nein, ich habe nichts anderes. Du verdienst nicht viel und das ist im Moment das Einzige wo ich Geld verdienen kann. Du hast die Mädels gehört. Ich soll in Zukunft nur noch tanzen. Ich werde meine Kleidung nicht mehr auf dem ganzen Podest verteilen. Ich werfe sie nach hinten. Dann bin ich sicher. >> versuchte Fiona Marc ihren Standpunkt zu erklären.

Marc sah sie zweifelnd an. << Fiona, wenn du nicht willst, wir finden eine andere Lösung. Du musst das nicht machen. >>

Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu. << Ich werde vorerst weitermachen, doch ich suche tagsüber nach einem neuen Job. Wenn ich was gefunden habe, höre ich sofort auf. >>

Marc war erleichtert. Sie würde in absehbarer Zeit nicht mehr in dem Lokal arbeiten. << Ok, aber ich werde dich jeden Abend begleiten. Ich bleibe immer in deiner Nähe und… >>

<< Das wird Michael nicht erlauben. >> unterbrach sie ihn. << Was sollen denn die Leute denken, wenn ich mit einem Wachhund auftrete? >>

<< Ich spreche mit ihm. Wenn er das nicht zulässt, dann bleibst du zu Hause. >> Marcs entschlossener Blick sagte Fiona alles. Zögernd stimmte sie zu.

Gegen Abend machte Marc sich auf den Weg zu Fionas Arbeitsstelle. Er wollte mit Michael sprechen und seinen Standpunkt vertreten. Als er das Lokal betrat wurde er freundlich von ihm begrüßt. Michael erkundigte sich fürsorglich über Fionas Befinden und entschuldigte sich mehrmals für den Vorfall. Er stimmte Marc zu, dass für die Sicherheit seiner Tänzerinnen besser gesorgt werden muss. Michael bot ihm sogar an, für die Sicherheit seiner Mädels als Security zu arbeiten. Er wollte nicht, dass sich noch einmal ein Gast ungefragt an seinen Tänzerinnen vergriff. Marc regelte mit Michael das Geschäftliche und verließ sehr zufrieden das Lokal. Fröhlich trat er den Heimweg zu Fiona an.

Fiona erwartete ihn bereits. Marc begrüßte sie und gab ihr einen Kuss. Fiona erwiderte ihn. Marc war glücklich. Insgeheim hatte er befürchtet, dass Fiona sich auch von ihm zurückziehen würde.

<< Jetzt sag, wie war es. >> wollte Fiona neugierig wissen.

Marc schmunzelte. << Ich bin seit heute für eure Sicherheit zuständig. Ich kann dich somit den ganzen Abend beschützen. >>

<< Wie hast du das geschafft? >>

<< Ich habe mit ihm gesprochen. Er war wirklich sehr kooperativ und ist auch der Meinung, dass ihr Tänzerinnen besser bewacht werden sollt. Er möchte so einen Vorfall nicht noch einmal in seinem Lokal haben. >>

Fiona sah ihn entgeistert an. Sie zweifelte an Michael. Alles was er tat widersprach sich. Doch die Aussicht abends für Marc tanzen zu können zauberte ihr ein Lächeln auf die Lippen.

 

Die nächsten Wochen vergingen, ohne Zwischenfälle. Marc ging Vormittags auf die Baustelle zum Arbeiten und Abends begleitete er Fiona. Er bedauerte sehr, dass Fiona seit dem Zwischenfall nicht mehr wie zum Küssen bereit war.

Tagsüber machte Fiona sämtliche Läden und Restaurants und Kneipen unsicher. Sie suchte einen neuen Job, doch keiner konnte ihr helfen. Einige versprachen sich bei ihr zu melden, wenn sie Hilfe benötigten, doch Fiona suchte etwas Langfristiges. Sie ließ sich nicht entmutigen und nahm sich jeden Tag eine andere Straße der Stadt vor.

Nach weiteren Tagen bemerkte Marc leichte Verbesserungen, doch es war nicht mehr wie vorher. Sie wich ihm zwar nicht mehr aus, wenn er sie zärtlich streichelte, doch zum äußersten kam es nicht. Er sehnte sich nach ihr.

Auch Fiona ging es nicht besser. Sie genoss die Berührungen von Marc, aber sobald er einen Schritt zu weit ging, blockte sie ab. Sie ärgerte sich über ihr Verhalten. Ihr war bewusst, dass Marc sie nie zu etwas zwingen würde, was sie nicht wollte. Sie überlegte, was sie tun könnte, damit es wieder wie früher wird. Eines Morgens als Marc auf der Baustelle war, beschloss sie, dass es endlich an der Zeit wäre, die Blockade zu überwinden. Sie nahm sich etwas Geld und ging einkaufen.

Im Hause Schmitt-Walter war Geschirr noch immer Mangelware. Fiona entschied sich für Pizza. Diese konnte sie im Backofen machen und sie kaufte noch einen fertigen Salat. Dann lief sie in die Getränkeabteilung und suchte sich den billigen Sekt. Mit ihren Errungenschaften lief sie anschließend nach Hause und verstaute die Einkäufe.

Marc kam pünktlich wie jeden Tag nach Hause. Fiona begrüßte ihn mit einem Kuss. Marc löste sich von ihr. << Ich muss erst duschen. >> Er verschwand in dem eigentlichen Schlafzimmer und suchte sich frische Kleidung. Anschließend ging er ins Badezimmer. Fiona hatte darauf gewartet. Sie schaltete den Backofen ein und als die Temperatur erreicht war, schob sie die Pizza hinein. Sie deckte die Kiste und stellte einige Teelichter auf. Sie verdunkelte den Raum und öffnete die Sektflasche. Vorsichtig schenkte sie ihnen ein.

Marc war im Badezimmer fertig und kam zu ihr. Erstaunt über den gedeckten Tisch sah er Fiona an.

<< Ich wollte mich bei dir für alles bedanken. Du hast so viel für mich getan. >>

Marc schmunzelte. Sie war immer für Überraschungen gut. Fiona mischte den Salat und holte die Pizzen aus dem Ofen.

Marc ließ sich vor der Kiste nieder und Fiona setzte sich zu ihm, nachdem sie das Essen aufgetischt hatte.

Marc ließ es sich schmecken. Oft gab es bei ihnen so ein Essen nicht. Sie mussten sich unbedingt Töpfe und Pfannen zulegen. Er schob die Erweiterung des Inventars zur Seite. Fiona lächelte ihn an und Marc genoss die Zweisamkeit.

Als sie mit Essen fertig waren, stellte Fiona die Teller in die Spüle und dann setzte sie sich zu Marc. Sie nahm ihren Becher mit dem Sekt und hielt ihn Marc hin. Auch er nahm seinen. Sie prosteten sich zu und fingen eine angeregte Konversation an. Die Flasche war fast leer. Fiona merkte, dass der Sekt ihr in den Kopf stieg. Sie drehte sich um und setzte sich auf Marc Oberschenkel. Marc küsste sie und fing an sie zärtlich zu streicheln. Er zögerte, als er an ihrem Hosenbund ankam. Fiona sah ihn mit einem bittenden Blick an. << Hilf mir, alles zu vergessen. >>

Marc war überrumpelt, doch er kam Fionas Bitte nach. Zärtlich zog er sie aus und verwöhnte sie von Kopf bis Fuß. Fiona war sehr erregt. Marc zog sich nach und nach auch aus. Als beide nackt waren, legte er sich über sie. Fragend sah er ihr noch einmal in die Augen. Fiona nickte und schloss ihre Augen.

Vorsichtig drang er in sie ein und brachte sie mit all seiner Liebe sanft und zärtlich zum Höhepunkt.

Als beide schwer atmend nebeneinander auf ihrem Schlaflager lagen, küsste Fiona ihn lange. << Danke. >>

Marc war überglücklich. Endlich hatte sie den Punkt überwunden. Er freute sich für sie und sie kuschelten noch lange. Liebten sich in der Nacht immer wieder und schliefen gegen Morgen erschöpft ein.

Als Fiona am Mittag wach wurde, küsste sie Marc hingebungsvoll. << Ich liebe dich. >> Marc drehte sie auf den Rücken und küsste sie genauso. << Und ich liebe dich auch. >>

Wieder konnten beide nicht genug voneinander bekommen.

Marc und Fiona genossen die nächsten Tage. Sie gingen gemeinsam zur Arbeit und auch dort konnten sie nicht die Finger voneinander lassen. Marc begleitete Fiona mehrmals mit einer Beule in der Hose nach hinten. In der Umkleide verschafften sich beide Erleichterung. An einem Abend erwischte sie sogar Michael. Dieser drehte sich lächelnd um und wünschte ihnen noch viel Spaß. Fiona schüttelte den Kopf und konnte sich sein Verhalten nicht erklären.

Fiona war glücklich. Ihr Leben funktionierte wieder, auch wenn sie noch immer keine neue Arbeitsstelle gefunden hatte.

Marc hatte sich eine Magen-Darm-Grippe eingefangen und konnte Fiona an diesem Abend nicht begleiten. Er wollte sie nicht zur Arbeit lassen, doch konnte er auch sie verstehen, dass sie das Geld für sie benötigten. Durch ihren guten Verdienst konnten sie sich Handys leisten. Möbel für die Wohnung hatten sie sich zugelegt und auch die Küche war besser bestückt.

Fiona machte sich fertig und gab Marc eine Umarmung, bevor sie die Wohnung verließ. An ihrer Arbeitsstelle machte sie sich fertig. Michael trat zu ihr. << Heute ohne Wachhund? >>

<< Ja, Marc liegt mit einer Magen-Darm-Grippe im Bett. >>

<< Na dann, kannst du heute auch mal wieder Service machen. So prüde wie du dich hinstellst, bist du nicht. Also will ich auch keine Widerworte hören. >>

In Fionas Magen zog sich alles zusammen. Ihre Intuition hatte sie nicht belogen. Michael spielte ein falsches Spiel und hatte nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet.

Fiona suchte sich an diesem Tag das längste Outfit raus. Wenn sie Service machen musste, dann wollte sie nicht zu viel Haut zeigen. Sie schminkte sich und trat nach vorne zu Michael.

<< Gegen zehn kommen wieder einige Leute. Ich will dass du dich gut um sie kümmerst. Falls nicht, brauchst du morgen gar nicht zu kommen! >>

<< Ja… >> meinte Fiona niedergeschlagen. Sie hoffte, dass es nicht die Truppe vom letzten Mal war.

Nach einer Aufführung machte sie sich wieder zurecht und betrat das Lokal. Ihre Hoffnung wurde in dem Moment zerstört, als sie die Gruppe sah, die den Laden betrat. Es waren die gleichen Leute, auch der Vergewaltiger war dabei. Fiona wurde fast schlecht. Sie bediente die Truppe, atmete jedoch erleichtert auf, als sie sah, dass der Typ hinten am Tisch saß und nicht so leicht zu ihr kommen konnte. Die Männer tranken wie letztes Mal eifrig ihren Whisky. Freundlich brachte sie ihnen Glas um Glas. Vor ihrem Auftritt bestellten sie eine Flasche und Eis. Fiona brachte auch dies zu ihnen und versuchte den Abstand, den sie den ganzen Abend zu ihnen hielt weiterhin einzuhalten.

Beim Tanzen änderte sie ihre Choreographie und nutzte nur den Bereich um die Stange, der für die Besucher unerreichbar war. Ihre Kleider warf sie nach hinten und achtete darauf, dass sie nicht zu zerstreut lagen, damit sie schnell verschwinden konnte. Nach ihrem Auftritt zog sie sich im hinteren Bereich wieder an.

Sie trat aus der Umkleide und wollte in das Lokal gehen, als auf einmal das Licht ausging. Sie hörte zwei Stimmen.

<< Ich bezahle genug für sie, dann kann ich sie auch mitnehmen. Ich liebe es Nutten einzureiten. Für meinen Spaß wirst du gut belohnt. Mit dem Geld kannst du dir eine andere besorgen, die ihren Hintern dem Publikum zu streckt. Ich garantiere dir, du bekommst eine eifrige Nutte wieder. Sie wird alles für dich machen. >> Fiona erkannte die Stimme. Sie gehörte dem Ekelpaket. Panisch suchte sich nach dem Türgriff, als sie ihn endlich in der Hand hatte, merkte sie dass die Tür verschlossen war.

<< Horst, ich vertraue auf dich. Bring sie erst wieder, wenn sie mir von Nutzen ist. Das ständige Rumgehopse kann sie sich abschminken. Sie meint wohl, sie sei was Besseres. >> Das war Michaels Stimme. Fiona wurde schlecht. Michael hatte wirklich die ganze Zeit ein Spiel gespielt. Auch hatte sie endlich den Namen ihres Peinigers erfahren. Horst.  

„Marc Hilfe. Hilfe. „

Die Männer kamen immer näher. Sie hatte keine Fluchtmöglichkeit. Einer packte sie an den Armen, der andere drückte ihr einen Lappen ins Gesicht. Sie versuchte die Luft anzuhalten.

„Marc ich werde entführt!“

Michael bemerkte als erster, dass sie nicht atmete. Horst zog ihren Kopf an den Haaren nach hinten. Sie musste ihr Kreuz durchdrücken, um die Schmerzen vom Ziehen zu lindern. Eisern hielt er sie fest. Es gab keine Chance zu entkommen. Sie schlug um sich, versuchte die Hand von ihrem Gesicht zu bekommen, doch es war alles zwecklos. Michael schlug ihr in den Bauch, damit sie endlich atmen musste. Fiona konnte vor Schmerzen nicht mehr und schnappte nach Luft. Sie hörte noch ein spöttisches << Warum nicht gleich so Püppchen! >> dann wurde alles um sie herum dunkel.

 

Während Fionas Arbeit / Entführung

Marc ärgerte sich, dass er sie nicht begleiten konnte. Er hatte heute ein ungutes Gefühl. Nicht nur wegen seiner Magen-Darm-Grippe, sondern weil er Fiona alleine zur Arbeit lassen musste. Er sah alle paar Minuten auf die Uhr. Die Zeit bis zu ihrem Feierabend wollte nicht verstreichen. Gelangweilt lag er in seinem Bett und schlief kurz ein. Er träumte davon, dass er sie ausführen wollte, wenn er wieder gesund ist. Er liebte sie so sehr, dass er es fast nicht glauben konnte. Nie hatte er gedacht, dass er seine Gefährtin so lieben könnte. Es ist passiert und Marc hatte nichts mehr dagegen zu sagen. Seine Meinung über Gefährten und Liebe hatte er längst in die Mottenkiste gepackt. Es passte so gar nicht zusammen.

Er wachte wieder auf und sah auf die Uhr. Wieder nur knapp dreißig Minuten sind vergangen. Gelangweilt drehte er sich auf die Seite. Er schloss die Augen und versuchte einzuschlafen. Dieses Mal gelang es ihm sogar. Er schlief über zwei Stunden. Er wurde wach und blieb im Bett liegen.

Die Natur rief, er stand auf und ging ins Badezimmer um seiner Notdurft nachzukommen. Er merkte, dass es ihm nicht gut ging. Schwankend wanderte er wieder auf seine Matratze. Kaum lag er überkam ihn die nächste Welle der Übelkeit. Er schnappte sich seinen Eimer um sein Erbrochenes aufzufangen, da hörte er mit Entsetzen ihre Schreie.

 „Marc Hilfe. Hilfe. „

In ihm zog sich alles zusammen. Was passierte mit ihr? Gleich darauf folgten die nächsten Rufe.

„Marc ich werde entführt!“

28. Kapitel

Marc konnte sich nicht vorstellen, wer ihr was antun wollte. Er war sich sicher, dass sie bei der Arbeit gut aufgehoben war. Michael war immer freundlich und zuvorkommend gewesen, auch wenn Marc mit anderen Aufgaben beschäftigt war, hatte er sich gut um seine Tänzerinnen gekümmert.

Marc war es egal ob er auf der Straße brechen würde oder nicht. Er zog sich an. Die Schweißausbrüche ignorierte er gekonnt. Fiona war etwas passiert. Er fühlte es. Leicht schwankend nahm er seinen Haustürschlüssel und verließ die Wohnung. Er kämpfte sich bis zum Lokal. Schnell schritt er durch die Tür und suchte Michael. Er war innerlich total aufgewühlt. Er suchte ihn in jeder Ecke und fand ihn schließlich in seinem Büro.

Michael schaute ihn überrascht an. << Hallo Marc, geht es dir besser? >>

Marc ignorierte seine Begrüßung. << Wo ist sie? >>

<< Wen meinst du? >> fragte Michael überrascht.

<< Fiona. >> antwortete Marc, in einem Tonfall, dass Michael wissen müsste wen er suchte.

<< Ach Fiona… ich habe ihr doch freigegeben. Sie hat gesagt, dass es dir nicht gut geht. Ich habe sie heim geschickt, damit sie sich um dich kümmern kann. >>

Marc schaute ihn verwundert an. Vorstellen konnte er es sich nicht. Michael sie gleich heim geschickt hätte, dann wäre sie schon längst zu Hause.

<< Sie ist aber nicht zu Hause, sonst wäre ich kaum hier. >> bemerkte Marc.

<< Tja Marc, so leid es mir tut, ich kann nichts für dich tun. Wie gesagt, ich habe sie heimgeschickt. Vielleicht hatte sie von dir genug und wollte nicht heim? >>

Marc schüttelte den Kopf. << Alles nur das nicht. Das weiß ich. >>

Michael stand auf << Ich bringe dich noch zur Tür. >>

<< Nein, mach dir keine Mühe. Ich finde den Weg. >> Marc verließ Michaels Büro und lief zur Umkleide. Er suchte Fionas Spind, doch dieser war leer. Sie war wirklich nicht mehr hier. Was war geschehen? Sie versetzte ihn nicht umsonst in Angst und Schrecken.

Niedergeschlagen verließ Marc die Umkleide und anschließend das Lokal über den Hintereingang. Er fühlte sich beobachtet, als er zurückschaute konnte er keinen sehen.

Michael hatte ihn mit einem breiten und zufriedenen Grinsen beobachtet. Er dachte sich, dass Marc ein Idiot sei. Was er ihm alles erzählt hatte. Er musste es ihm glauben. Wie schön, dass er alle Hinweise auf Fiona vernichtet hatte. Er würde sie nie wieder zurückbekommen, dessen war er sich sicher.

Marc wanderte schwankend zu seiner Wohnung zurück. Dort musste er sich erst ein weiteres Mal übergeben. Abgespannt ließ er sich in sein Bett sinken. Er versuchte sie zu erreichen. Doch auf seine stummen Rufe erhielt er keine Antwort. Er war sich sicher, dass ihre Fähigkeiten so weit ausgereift waren, um über mehrere Kilometer kommunizieren zu können. Er zwang sich zur Ruhe und sammelte alle Fakten, die er hatte.

-          Er war sich sicher, dass Fiona entführt wurde

-          Sie war nicht mehr im Lokal

-          Er konnte sie nicht erreichen.

-          Michael war ihm nicht geheuer.

Das war nicht viel. Wie sollte er sie finden? Ihm fiel keine Lösung ein. Demotiviert legte er sich ins Bett.

Nachts wurde er wach. Sein Gedanke war die Lösung! Er nahm sein Handy und versuchte sie anzurufen. Voller Hoffnung wählte er ihre Nummer, doch das Handy war ausgeschalten. Wieder keinen Erfolg. Die Polizei konnte er nicht einschalten, diese suchten erst nach einer gewissen Zeit nach Personen. Es gab auch keine Beweise für Fionas verschwinden. Er konnte nicht sagen, dass er ein übernatürliches Wesen war.  

Nach einer langen schlaflosen Nacht entschied er sich, Diarmait anzurufen. Mit seiner Erfahrung sollte er es schaffen Fiona aufzuspüren. Er nahm wieder sein Handy in die Hand und wählte zittrig Diarmaits Nummer.

Nach einigen Sekunden wurde der Hörer auf der anderen Seite abgenommen.

Marc erkannte Diarmaits Stimme. Erleichtert schnaufte er durch.

<< Hallo Diarmait… Hier ist Marc… >> begrüßte er ihn zaghaft.

<< Hallo Marc, schön dich zu hören. Wie geht es euch? >>

<< Nicht gut… Fiona ist weg… >> Marc stockte und hielt die Luft an, ansonsten wären ihm Tränen aus den Augen gekommen.

<< Wie meinst du das? Sie ist weg. Hat sie dich verlassen? >> Diarmait war überrascht. Kein Gefährte ließ den anderen alleine.

<< Nein…. Ich glaube nicht… ich denke eher sie ist entführt worden. >>

Diarmait zischte. Damit hatte er nicht gerechnet. Fiona sollte entführt worden sein!

<< Diarmait, sag mir, gibt es eine Möglichkeit für mich sie zu finden? >>

Der König überlegte lange. << Nun Marc… da ihr auf eurer Reise seid, darf ich euch nicht helfen. Ich könnte sie aufspüren… >>

<< Dann sag mir was ich machen muss! >> unterbrach Marc ihn aufgebracht. Er wusste, dass er keine Hilfe bekommen durfte, aber eine Möglichkeit musste es geben.

<< Marc, ich muss ein paar Dinge nachlesen. Ich sehe hier deine Nummer. Wenn ich alles habe rufe ich dich zurück. Bis dahin unternimm bitte nichts Riskantes. Bitte bleib zu Hause. >>

Marc schnaufte empört durch << Viel bleibt mir nicht übrig. Ich hab ne Magen-Darm-Grippe. >>

<< Dann ist ja gut. Ich bin beruhigt. Marc, ich beeile mich. Bis bald. >> Der König legte auf. Marc warf verzweifelt sein Handy aufs Bett.

Marc legte sich wieder hin und starrte die Decke an. Er schaute nicht auf die Uhr. Ihn interessierte es nicht, wie viel Zeit vergangen war. Er war zum Nichts-Tun verdammt. Wie die Zeit verging bekam Marc nicht mit. Es wurde dunkel. Am nächsten Morgen lag er nach wie vor in seinem tranceähnlichen Zustand auf dem Bett. Als das Handy klingelte erschrak er. Schnell suchte er es und nahm ab.

<< Ja? >>

<< Hallo Marc, hier ist Diarmait. >> begrüßte ihn der König fröhlich.

<< Hallo. >> erwiderte Marc recht wortkarg.

<< Marc ich habe hier etwas gefunden… nur ob es funktioniert hängt von dir ab. Es gibt eine Möglichkeit, dass du deine Gefährtin findest… nur ähm… es funktioniert nur, wenn ihr verbunden seid. >>

<< Wie soll das funktionieren? >> fragte er neugierig.

<< Naja, zuerst muss ich wissen, ob ihr verbunden seid. Vorher ist es nicht möglich. >>

<< Ja Diarmait, wir sind verbunden. >> antwortete ihm Marc leicht genervt. << Jetzt sag mir was ich tun kann. >>

<< Oh schön. >> freute sich Diarmait << Was für ein Symbol habt ihr?

Die Neugier des Königs überraschte Marc. Für ihn gab es wichtigere Dinge wie ihr Symbol Er wollte Fiona zurück. Trotzdem er war der König und so erzählte Marc ihm wie ihr Symbol aussah und wo es sich befand.

<< Merkwürdig. >> äußerte sich der König zu der Erzählung.

<< Weißt du warum wir so eins haben? Wieso haben wir keins wie die anderen? Warum an so einer offensichtlichen Stelle? >>

<< Marc, ich weiß es nicht. Ich hatte bisher noch niemand, der ein offenes Symbol getragen hat. Darüber würde ich mir keine Gedanken machen. Jetzt müssen wir erst einmal sehen, dass wir dir Fiona wieder bringen. Also… hast du was zum Schreiben? >>

<< Ja, Moment… jetzt. >> antwortete ihm Marc.

Diarmait gab ihm eine lange Liste mit Gegenständen und Kräutern, die er besorgen musste.

Marc notierte sich eifrig jeden Punkt. Diarmait erklärte ihm was er alles mit den Kräutern und Gegenständen machen musste. Auch einen Zauberspruch gab er ihm.

<< So wenn du alles aufgeschrieben hast, dann hängt alles von dir ab. Ich hoffe für dich, dass du über eine kleine Menge Magie verfügst, um den Zauber auszuführen. >>

<< Und was wenn nicht? >> fragte Marc misstrauisch.

<< Dann rufst du wieder an und wir suchen andere Wege. Dieser schien mir am einfachsten für den ersten Versuch. Lass dich nicht entmutigen. Es kann auch sein, dass du erst ein paar Tage üben musst. >>

<< Ok, ich gehe einkaufen und besorge die Sachen. Später werde ich es probieren. >>

Marc legte auf sah sich seine Einkaufsliste an. 

Weltkarte Mörser-Set Feuerzeug Feuerfeste Porzellanschüssel Kreide Pfefferminz getrocknet Rote Kerze Rosenblätter Thymian Salbei Johanniskraut Pimpernelle Alkohol hochprozentig

Marc war unsicher. Wie sollte er das alles besorgen? Gab es die Dinge hier in der Stadt? Er ging an ihre Spardose und schraubte sie auf. Leider war durch die Möbelkäufe nicht mehr viel Geld übrig. Marc ließ sich in der Küche auf ihr ehemaliges Schlaflager sinken. Es war etwas unsanft, so dass die Matratzen verrutschen. Neugierig sah er nach, was sich hinter die Matratzen geschoben hatte. Er zog den Beutel hervor und schaute neugierig hinein. Ungläubig holte er die Geldscheine hervor. Er zählte sie und kam auf eine Summe von fast achthundert Euro. Wieso versteckte Fiona das Geld?

Er machte sich keine weiteren Gedanken über den Fund. Er nahm das Geld an sich und verließ mit seiner Liste die Wohnung.

Einige Stunden später kam er erschöpft nach Hause. Sein Zustand war nicht geeignet ausgiebige Shoppingtouren zu machen. Er schenkte sich ein Glas Wasser ein und nahm die Tabletten, die er sich in der Apotheke besorgt hatte. Seine Gedanken schweiften zu Fiona. Würde sie sich mit ihm auf ein ewiges Leben einlassen? Einen Vorteil hätte es, keiner der Beiden würde je wieder krank werden. Kopfschüttelnd schob er den Gedanken zur Seite. Er hatte andere Probleme, die zu bewältigen waren.

Er packte seine Sachen aus und stellte sie auf die Kiste.

Er nahm Diarmaits Anweisung und begann zu lesen.

-          Mit weißer Kreide das Verbindungszeichen auf den Boden malen.

-          Die Karte darüberlegen.

-          Die Kerze auf der Stelle platzieren, an der sie wohnten und anzünden.

anschließend

-          Von jedem Kraut/Blume 3 Blätter mit dem Mörser zerkleinern

-          Die Mischung in die feuerfeste Schale geben

-          Einige Tropfen des Alkohols darübergeben und fünf Minuten stehen lassen

-          Nach der Zeit die Mischung mit dem Feuerzeug anzünden und den Zauberspruch sprechen. Sobald der Zauberspruch fertig ist, die Mischung über die Weltkarte streuen.

Marc hatte alles vorbereitet. Jetzt fehlte nur noch der Zauberspruch. Marc bemühte sich ihn ein paar Mal durchzulesen. Er wollte sich keinen Fehler erlauben. Doch wie sollte er das ohne Fehler hinbekommen?

nehciez nie rim ednes enednubrev eniem ettib

Marcs Knoten in der Zunge wurden immer größer. Frustriert ging er in die Küche und genehmigte sich einen großen Schluck Sekt.

Er merkte wie der Alkohol seine Zunge leichter machte. Er versuchte es wieder und war überrascht. Es gelang ihm!

Voller Hoffnung setzte er sich wieder vor die Karte, zündete die Mischung an und begann den Spruch zu sprechen. Als er fertig war, schüttete er die Mischung auf die Weltkarte. Die verkohlten Kräuter begannen sich in einem Strudel zu sammeln. Fasziniert beobachtete Marc, wie jeder noch so kleine Krümel in den Strudel gezogen wurde. Der Strudel wanderte über die Karte und blieb drei Städte weiter von ihrem Wohnort stehen. Dort begann er zu glühen und brannte ein kleines Loch in die Karte. Der Strudel leuchtete noch mehr, er wurde richtig hell und auf einmal verschwand er wie von Geisterhand.

Marc hatte sich den Vorgang fasziniert angeschaut. Er hatte es geschafft. Er wusste, in welcher Stadt sich Fiona befand. Sie war wirklich entführt worden. Er machte einen Freudentanz, der ganz plötzlich von einer Stimme in seinem Kopf unterbrochen wurde

„Marc hilf mir. Ich halte es nicht mehr lange aus“

„Fiona, wie geht’s dir? Halte durch. Ich weiß wo du bist.“

„Nein… gefährlich… Lea…“

Dann hörte er nichts mehr. Was machten die mit ihr? Ihm zog sich das Herz zusammen. Sie klang so hilflos. Warum sagte sie Lea?

Er konnte es sich nicht erklären. Ihre Worte schwirrten in seinem Kopf. Oft blieb er bei dem Namen Lea hängen. Was war mit ihr?

Unruhig nahm er sein Handy und wählte ihre Nummer. Ihr Handy war ausgeschaltet. Marc wurde misstrauisch. Lea hatte ihr Handy Tag und Nacht an, selbst ihr Akku war immer geladen. Er wählte die Nummer von ihrem Gefährten. << Hallo Jannik, hier ist Mark. >>

<< Marc warum rufst du an? Ich denke ihr seid auf eurer Reise. >>

<< Reise ist gut… eine Katastrophe nach der anderen…. Sag mal wie geht es Lea? >>

Jannik schwieg und fragte zögerlich << Warum fragst du? >>

<< Jannik, ich hatte vorhin kurz mit Fiona Kontakt. Sie hat irgendwas von gefährlich und Lea gesagt. >>

Jannik war überrascht << Wie du hattest mit ihr Kontakt. Seid ihr etwa verbunden? >>

Marc wurde ungeduldig. << Ja, Mann, sind wir. Also wo ist Lea. >>

<< Ich weiß es nicht… >> antwortete Jannik leise. << Die Polizei sucht sie schon seit einer Woche. Sie finden keine Hinweise. Sie kam einfach nicht zurück. >>

Angespannt lauschte Marc Janniks Worten. Lea war also auch verschwunden. Konnte es sein, dass die Beiden zusammen waren?

<< Ok Jannik. Ich weiß wir sind auf der Reise und dürfen eigentlich keine Hilfe haben. Ich weiß wo sich Fiona befindet. Da sie Lea erwähnt hat gehe ich davon aus, dass sie zusammen festgehalten werden. >>

<< Marc, sag mir wo du bist. Ich komme so schnell ich kann zu dir. Ich nehme Jan mit und frage noch weitere Personen, ob sie uns helfen können. Es gehen in letzter Zeit Gerüchte um, dass Paramanneskjaner verschwinden. Wenn das so ist, dann ist die Polizei machtlos. >>

<< Mann, warum sagst du mir das nicht? Diarmait hatte auch erwähnt dass einige Kristalle ihr Licht verloren haben. >>

<< Marc bleib wo du bist, wir werden versuchen sie zu befreien. >>

Marc nannte Jannik seine Adresse und legte auf. Bald würde er nicht mehr alleine sein. Angespannt wartete er auf weitere Rufe von Fiona. Er versuchte es auch immer wieder, leider ohne Erfolg. Was war mit ihr? Er wurde unruhig und seine Gedanken malten ihm die schlimmsten Szenarien aus, die er sich vorstellen konnte. Marc hielt es nicht mehr aus. Er musste etwas dagegen tun. Wenn er sich weiter quälte, dann war er bald nicht in der Lage klar zu denken.

Er verließ fluchtartig die Wohnung und stürmte den Supermarkt auf der anderen Straßenseite. Dort legte er sich einen Vorrat an diversen alkoholischen Getränken zu. Diese verstaute er in ihrem Küchenschrank, nahm die angebrochene Flasche Sekt und leerte sie. Sein angeschlagener Gesundheitszustand tat sein Übriges. Der Sekt wirkte und Marc konnte endlich einschlafen.

29. Kapitel

Fiona wurde wach, als ihr ein Eimer Wasser übergeschüttet wurde. Ihr Kopf dröhnte und sie konnte sich im ersten Moment nicht erinnern wo sie war. Sie sah sich um und konnte nur einen nassen Lehmboden und ein altes Kellergemäuer entdecken. Der Raum war sehr dunkel und die einzige Lichtquelle war ein kleines verschmutztes Kellerfenster, durch welches nur noch spärliches Licht fiel.

Ihr Gegenüber hatte eine kleine Laterne in der Hand. Sie sah aus wie eine Laterne aus dem Mittelalter.  

Eine Stimme riss sie aus ihren Beobachtungen. << Na Püppchen, endlich wach geworden? >>

Fionas Blut gefror ihr in den Adern. Das war Horst. Der Typ aus dem Lokal. Er hatte sie entführt. Entsetzt sah sie zu ihm auf. Horst kam auf sie zu und blieb genau vor ihr stehen. Sein Lächeln war abschreckend. Er nahm eine Hand und zog Fiona erbarmungslos an den Haaren  hoch. Als sie endlich Stand betrachtete er sie lüstern. Er näherte sich ihr mit seinem Gesicht und biss ihr ins Ohrläppchen. Dann wanderte er mit seiner Zunge an ihrem Hals weiter. Fiona wurde übel. Der Kerl stank wie bei jedem Aufeinandertreffen nach Alkohol. Sie spuckte ihm ins Gesicht.

Horst wurde wütend und trat ihr an die Schienbeine. Fiona sank unter den Schmerzen zusammen, doch Horst hatte kein Mitleid. Er zog sie wie zuvor an den Haaren wieder hoch.

<< Du wirst dich jetzt benehmen. Keinen Mucks will ich hören und damit du mich nicht noch einmal anspuckst schenke ich dir das hier. >> Er zog einen alten verschmierten Lappen aus seiner Hose und hielt ihn vor Fionas Mund.  << Aufmachen! >> forderte er sie auf. Fiona ließ den Mund geschlossen. Er drückte sie an die Wand und nahm die Hand aus ihren Haaren. Mit seinem Körper drückte er sie so fest an die Wand, dass sie keine Möglichkeit hatte abzuhauen, die Steine drückten sich unangenehm in ihren Rücken. Eine Hand benutzte er um ihre Nase zuzuhalten, die andere hielt nach wie vor den Lappen. Fiona musste nach einigen Sekunden Luft holen. Darauf hatte Horst gewartet. Er drückte ihr den Lappen mit Gewalt in den Mund. Zufrieden betrachtete er sein Werk.

<< Du hast dich wieder gewehrt. Du musst lernen zu gehorchen. >> belehrte er sie und gab ihr eine Ohrfeige. Fiona versuchte den Schmerz zu ignorieren. Ihre Wange brannte wie Feuer, den Gefallen zu Jammern würde sie ihm nicht machen.

Horst näherte sich ihr wieder. Er wiederholte die Prozedur von vorher. Wieder biss er ihr ins Ohr und fuhr mit seiner Zunge an ihrem Hals entlang. Fiona hielt still. Der Lappen in ihrem Mund war widerlich. Der Würgereiz wurde mit jedem Atemzug mehr.

<< Komm mit! >> Horst zog sie an die gegenüberliegende Wand. Dort nahm er Handschellen und fesselte ihre Hände über ihrem Kopf. Nachdem er damit fertig war, nahm er einen Fuß und band auch diesen fest. Fiona ahnte, dass er mit dem Zweiten das Gleiche vorhatte. Sie versuchte sich zu wehren und strampelte mit dem Fuß so gut es ging. Horst gab ihr eine Ohrfeige. << Wenn du nicht aufhörst, kannst du was erleben! >> Fiona ließ nun auch ihren andern Fuß anketten. Mit Ekel bemerkte sie, dass sie Horst nun komplett ausgeliefert war. Er konnte tun was er wollte. Sie versuchte keine Gefühlsregung zu zeigen. Horst war beeindruckt und lief vor ihr auf und ab.

<< Du kannst ja doch hören, wenn man was von dir will. Ich garantiere dir, wir zwei werden noch viel Spaß miteinander haben. Du wirst mich anflehen, dass ich dich nehme. Du wirst um jedes Stück Brot winseln wie ein Köter! Wenn ich mit dir fertig bin, dann hat Michael eine wunderbare neue Nutte. >> abfällig sah er sie an. << Du bist nicht mehr wert wie ein Haufen Dreck! Ihr meint ihr seid was Besseres. Wie schön, dass wir von euch erfahren haben. Wie viele gibt es von euch? Eure verlogene Lebensweise ist doch nur Dreck. Ewige Liebe, dass ich nicht lache. >>

Fiona biss die Zähne zusammen. Wieso wusste er von ihnen und ihrer Lebensweise? Es galt Stillschweigen zu bewahren über ihre Rasse. Fiona beschloss, dass sie von nichts wüsste und sah ihn fragend an.

<< Was schaust du so doof? Meinst du, dass ich nicht weiß was du bist? >>

Fiona schüttelte den Kopf. Horst befreite sie von dem Tuch. << Du hast eine Möglichkeit mir zu sagen, dass es stimmt. >> Fionas Gedanken überschlugen sich.

Sie war ein Paramanneskjaner, ja. Aber wie wollte er es herausfinden? Sie hatte ihr Zeichen an anderen Stellen. << Wie kommst du darauf? Was soll ich sein? >>

Horst schaute sie einem Moment verwundert an. Fiona meinte sogar eine Unsicherheit in seinen Augen zu sehen.

<< Du lügst! Wenn ich erfahre, dass du dich ahnungslos gestellt hast, dann kannst du was erleben! Du wirst mich anflehen, du wirst jammern. Am Ende gewinne ich und du machst nur noch was ich sage. >>

Sie würde ihm nicht den Wunsch erfüllen zu jammern oder zu Flehen. Durch seine Ansage wurde ihr Kampfgeist geweckt. Aufmüpfig hob sie das Kinn an. Sie wollte ihm zeigen, dass er sie nicht bekam.

Horst drehte sich wieder zu ihr um. << Ach du hast noch immer nicht genug? Sollen wir gleich mit der zweiten Lektion weitermachen? Kannst du gerne haben. Ich bin gleich zurück und dann haben wir noch viel Spaß zusammen. >> Horst ging aus dem Raum und Fiona sank erst einmal zusammen. Die Handschellen schnitten ihr in die Gelenke. Vorsichtig versuchte sie eine bessere Position zu erlangen, doch Horst hatte sie so geschickt festgemacht, dass es immer weh tat. Die Kraft in den Armen ließ auch nach.

Wie lange würde er sie hier hängen lassen? Wo war sie nur reingeraten? Warum hatte sie die Behandlung verdient? Sollte das ihr Ende sein? Wenn er sie brechen würde, dann hätte sich nur noch kurze Zeit zum Leben. Marc würde einsam sein. Bei den Gedanken an Marc musste Fiona schluchzten. Sie wollte ihn nicht verlieren, aber ob es hier einen Ausweg gab? Sie wusste nicht einmal wie lange sie schon hier gefangen war.

Horst kam wie versprochen einige Zeit später zurück. In der Hand hielt er einige Gegenstände, die Fiona nicht erkennen konnte.

Er trat auf sie zu und band ihr als erstes ein Halsband um. Er lächelte sie gemein an << So, jetzt gehörst du mir. Du bist mein und ich kann mit dir machen was ich will. Ich habe noch viele Spielzeuge für dich, aber erst lernst du mir zu hören. >>

Er nahm einen weiteren Gegenstand in die Hand. Er löste ihre Handschellen. Fiona rieb sich die Armgelenke. Er hatte die Handschellen sehr fest gezogen und durch die ungünstige Haltung wurden ihre Hände nicht richtig durchblutet. Sie merkte wie die Arme kribbelten, als das Blut wieder durch ihre Adern gepumpt wurde. Horst schaute sie an << Na, na. Hörst du auf! Die Schmerzen sind deine Strafe. Gewöhn dich dran! >> Innerlich musste Fiona schlucken. An was für einen Perversling war sie geraten?

Horst nahm einen weiteren Gegenstand und kam damit zu ihr. Fiona riss die Augen auf. << Das kannst du vergessen. Ich werde doch nicht deine Sklavin. Weißt du ich habe keine heimliche Vorliebe für solche Spielchen. Such dir ne andere dafür. >>

<< Ach Fiona, was du auch immer von mir denkst. Glaub mir, in den Genuss einmal richtig genommen zu werden kommst du erst, wenn du mich anflehst. Bis dahin habe ich meinen Spass. Ich liebe es gefesselte hilflose Frauen zu sehen, also tu mir den Gefallen und wehr dich nicht. >>

<< Nein, das kannst du vergessen. >> versuchte Fiona ihren Standpunkt darzustellen.

Horst lief um sie herum und strich mit seiner Hand über ihren Bauch, über ihren Rücken und flüsterte ihr ins Ohr << Ich liebe es wenn meine Gespielinnen so aufmüpfig sind. Doch ich rate dir widersprich mir nicht. Es könnte nicht gut für dich sein, oder aus meiner Sicht, sehr gut für mich, dann mach weiter. >> Daraufhin nahm er seine Hand weg und schlug ihr auf den Hintern. Fiona konnte mit viel Kraft einen Aufschrei unterdrücken. Sie biss die Zähne zusammen und kein Laut kam ich über die Lippen.

<< Wenn du jetzt das hier anziehst, dann hol ich dich hier raus. Stell es dir als Belohnung vor. >> er hob ihr wieder die Ketten hin. Fiona überlegte, sie hatte die Chance hier raus zu kommen, wenn sie die Fesseln anzog. Vielleicht kam sie in einen Raum, der sauber war? Andererseits hatte sie keine Lust, auf seine Spielchen. Lieber im Dreck verweilen. Nach einigem Abwägen entschied sie sich zu bleiben.

<< Nein, ich bleibe hier. >> verkündete sie ihre Entscheidung.

Horst sah sie verblüfft an. << Wie du wünschst. Aber die Konsequenzen trägst du. Stell dich mit dem Gesicht an die Wand! >> Horst kettete sie wieder mit den Handschellen fest. << Du möchtest hierbleiben. Dein Wunsch. Zur Strafe, weil du mir nicht gehört hast, bleibst du jetzt drei Stunden so stehen. Und dein Essen wurde auch gestrichen. >> Zum Abschied klopfte er ihr noch einige Male aufs Gesäß und verließ den Raum.

Fiona atmete erleichtert durch. Er war weg und das hoffentlich für die nächsten drei Stunden.

Fiona sah, dass kein Licht mehr durchs Fenster fiel. Abend… hoffentlich konnte sie in der Nacht schlafen. Diese Position war unbequem, bei jeder Bewegung rieselte Staub auf sie hinab. Bei jedem Atemzug zog sie Staub ein. Sie bekam Durst. Ihr Mund war trocken und sie hatte noch immer den Geschmack von dem Tuch im Mund. Sie vermisste Marc. Jeder Gedanke an ihn tat weh. Fiona musste weinen. Was er gerade machte? Ihr Verschwinden musste er bemerkt haben, dessen war sich Fiona sicher.

Fiona hatte kein Zeitgefühl und ihr wurde kalt. Das Gemäuer tat sein Übriges. Ihre Finger wurden kalt und sie zitterte. Sie erschrak, als sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Horst betrat den Raum.

<< Na, Süße. Hast du es dir überlegt? Wenn du willst, kannst du sogar Duschen gehen. Du siehst nicht sehr appetitlich aus. >>

Fiona wollte von der Wand weg. Sie fühlte sich taub und hoffte, dass die Dusche kein leeres Versprechen war. Zögerlich nickte sie.

Horst war erfreut und schloss ihr die Handschellen auf. << So, dann wollen wir dich mal verschönern. >> Horst hob die Fesseln vom Boden auf und legte sie Fiona um. Sie wehrte sich nicht. Was hätte es ihr gebracht? Er kettete ihre Hände am Rücken zusammen. Vorsichtig trat sie einen Schritt vor. Die Fesseln würden jede Flucht verhindern. Sie gab die Hoffnung nicht auf. Sobald er einen Fehler machen würde, würde sie ihre Chance nutzen. Innerlich verbuchte sie den Punkt auf ihr Konto. Hauptsache sie konnte aus dem kalten Raum.

Zum Schluss nahm er ein Band und klickte es an ihrem Halsband fest. Sehr zufrieden begutachtete er sein Werk. << Du siehst bezaubernd aus. Komm ich zeig dir das Bad. >> Er zog sie wie einen Hund hinter sich her. Fiona musste sich anstrengen seinen Schritten nachzukommen. Die Ketten hatten ihre Bewegungen zu sehr eingeschränkt. Horst führte sie ein Stockwerk höher. Fiona vermutete, dass sie in einer alten Burg gefangen war. Der Aufgang sah aus wie in Ritterfilmen.

Oben angekommen staunte sie. Nichts von dem alten Gemäuer war zu sehen. Alles sah neu und sehr teuer aus. Horst ließ ihr nicht viel Zeit sich umzusehen. Er zog sie weiter ins Badezimmer. Dort nahm er eine weitere Kette und schloss sie an Fionas Halsband, die Fesseln löste er ihr dafür. << Du wirst keine Kette aufbekommen. Ich habe überall Spezialschlösser angebracht und die Schlüssel sind generell bei mir. Ich mache dich los, damit du duschen kannst. Du bleibst so stehen, dass ich dich betrachten kann. >>

<< Wie lange wollt ihr mich hier festhalten? >> fragte sie.

<< So lange es nötig ist. Wenn ich dich freigebe wirst du willig genug sein, als Nutte für Michael zu arbeiten. >> erwiderte er trocken.

Fiona schluckte, es musste einen Weg hier raus geben. Sie wollte nicht hier bleiben, bis sie sich freiwillig Horst hingab. Die Vorstellung erzeugte einen Würgereiz und sie rannte auf das Klo zu. Die Kette war lang genug, so dass sie ohne Probleme an die Kloschüssel kommen konnte. Sie hatte schon lange nichts mehr gegessen und so kam nicht viel aus ihrem Magen.

Als sie aufstand zog Horst sie vor die Dusche. Fiona zog sich unter den Blicken Horsts aus. << Geh rein und dusch dich wie ich es dir gesagt habe. Die Tür bleibt auf! >>

Fiona trat unwohl in die Dusche und drehte sich so, dass er sie beobachten konnte. Sie fühlte sich unwohl. Selbst vor oder mit Marc hatte sie noch nie geduscht. Fiona konnte die gierigen Blicke auf ihrem Körper nicht mehr ertragen. Während sie sich einseifte, drehte sie sich um. Horst kommentierte es nicht. Sie ließ das Wasser über ihren Körper laufen und als sie sauber war, trat sie aus der Dusche. Horst stand vor ihr. << Ich habe dich gewarnt. Zieh das hier an und dann gehen wir zusammen spielen. >> Fiona nahm die gereichten Kleider und sah sich diese an. Sie hatte einen schwarzen String erhalten, eine Hotpants und einen BH. Bis auf den String war alles in schwarzem Leder. Sie zog sich an und betrachtete sich im Spiegel. Viel verdeckte das bisschen Leder nicht.

Horst nahm die Fesseln wieder auf und bestückte damit Fiona. Kopfschütteln sah sie sich im Spiegel an. Diese Frau, die sie daraus ansah, war nicht sie. Horst wechselte die Kette an ihrem Halsband und zog sie unsanft hinter sich her.

Er betrat einen Raum und Fiona erschrak. Dort war eine weitere Person gefesselt. Die Haare waren verknotet und sie hing völlig fertig in ihren Ketten an der Wand. Einige Striemen zierten ihren schmalen Körper. Horst räusperte sich, darauf hob die unbekannte Frau ihren Kopf. Fiona erstarrte. Die Frau war Lea. Was machte sie hier? << Lea. >> flüsterte sie erstaunt.

Horst bemerkte, dass Fiona die Frau erkannt hatte. << Ach ihr kennt euch? Schön zu wissen, dann hast du mich vorhin doch angelogen, du Schlampe. Dir zeig ich was es heißt mich anzulügen. Auch für die Dusche bekommst du noch deine gerechte Strafe. Du wirst lernen zu gehorchen! >>

Lea sah sie mitleidig an. Horst brachte Fiona in die Mitte des Raums. Er band sie fest, so dass sie keine Möglichkeit mehr hatte sich zu bewegen. Fiona schloss die Augen und wartete was passieren würde. Horst schien etwas zu suchen und sie öffnete doch wieder die Augen. Innerlich verfluchte sie sich für ihre Neugier. Horst verschwand aus ihrem Blickfeld. Sie hörte ihn zufrieden knurren. Sie sah zu Lea, die die Augen aufriss. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Lea nickte ihr vorsichtig zu und schloss die Augen.

Fiona merkte plötzlich einen stechenden Schmerz an ihrem Rücken sie biss sich auf die Lippen. << Davon zehn Stück, dafür dass du mich angelogen hast. Du zählst mit. >> Horst holte aus und Fiona begann zu zählen. Bald war sie mit ihren Kräften am Ende und konnte sich ein Wimmern nur noch mit ihrem Willen verkneifen.

Ihre Kehrseite brannte wie Feuer. Ihr tat alles weh. Horst hatte wie ein Wahnsinniger auf sie eingeschlagen. Fiona bekam Panik, was ihre zweite Strafe war. Sie schaute zu Lea, doch diese hielt noch immer die Augen geschlossen.

Hilflos hing sie in den Ketten. Horst trat wieder hinter sie. Zur Einstimmung schlug er sie wieder mit einem anderen Gegenstand. Fiona zuckte zusammen und merkte den Unterschied. Der zweite Gegenstand war wesentlich härter als der Erste. << Wieder zehn und ich warne dich, du zählst mit. >> Horst begann seine Reihenfolge an Schläge abzuarbeiten. Auch ihre Beine verschonte er nicht. Fiona zählte die Schläge mit.

Bei dem neunten Schlag dachte sie sich „Marc hilf mir. Ich halte es nicht mehr lange aus“ Warum kam ihr die Idee nicht früher! Sie erhielt sofort von Marc eine Antwort. „Fiona, wie geht’s dir? Halte durch. Ich weiß wo du bist.“

Tapfer sagte sie die Neun und Horst holte wieder aus. Der zehnte Schlag war richtig heftig und Fiona würgte noch die zehn heraus und zu Marc sagte sie „Nein… gefährlich… Lea…“. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.

Als sie wieder das Bewusstsein erlangte schien einige Zeit vergangen zu sein. Lea saß bei ihr und kümmerte sich um ihren Rücken.

<< Wie lange war ich weg? >> wollte Fiona wissen.

 << Ich weiß es nicht genau, schätze mal einen Tag. >> antwortete Lea leise.

<< So lange? Oh Mann. >> fassungslos sah sie Lea an. << Wie lange bist du schon hier? >>

Wieder flüsterte sie << Ich glaube eine Woche. >>

<< Warum flüsterst du? >> Fiona konnte nicht verstehen warum sie leise sein sollte.

<< Horst hat mir verboten mit dir zu sprechen. Ich habe nur die Aufgabe, dich gesund zu pflegen. Ich möchte keine weiteren Strafen haben. >> Lea schaute Fiona geknickt an.

Fiona senkte auch ihre Stimme und flüsterte ihr zu << Marc weiß wo wir sind. Er wird bestimmt alles in Bewegung setzten, damit wir hier raus kommen. >>

<< Woher weißt du das? >> Lea wurde neugierig.

<< Ich habe mich mit ihm unterhalten, als ich gefoltert wurde. >>

<< Wie das? Seid ihr etwa…. >> Lea schaute verlegen zu Seite.

<< Ja, Lea wir sind verbunden. >>

Lea schaute sie traurig an << Ich freue mich für euch. Du musst mir nachher noch  mehr erzählen. Ich durfte ja noch nicht. >>

Fiona setzte sich trotz ihren Schmerzen auf und nahm Lea in den Arm. << Wir schaffen das. Wir halten zusammen. >>

Fiona konzentrierte sich und sendete Marc neue Infos.

„Marc, Lea ist hier. Ihr geht es soweit gut… sofern man hier von gut sprechen kann. Wir sind zusammen eingesperrt.“

„Fiona, was war mit dir?“

„Ich war bewusstlos und Lea hat sich um mich gekümmert.“

„Pass bitte auf dich auf. Wir holen euch raus. Haltet durch!“

Lea sah sie verwundert an. << Was machst du da? >>

Fiona lächelte sie an. << Ich habe Marc gesagt, dass es uns soweit gut geht. >> Sie entschied, dass sie Lea nicht mehr Infos gab, falls Horst wieder kommen sollte.

Auf dem Gang hörten sie Schritte. Lea begab sich wieder in ihre Ecke und Fiona blieb auf der Liege sitzen. Horst trat zu ihnen und reichte jedem einen Scheibe Brot und ein halbes Glas Wasser.

Ist ja viel, dachte sich Fiona sarkastisch.

Hungrig aßen die beiden Frauen das kärgliche Mahl. Horst nahm die geleerten Gläser mit und schloss wieder ab.

Fiona und Lea setzten sich wieder zusammen und flüsterten sich zu, was sie in den letzten Tagen erlebt hatten. Lea konnte noch von einer weiteren Paramanneskjaner-Frau berichten, die hier war. Über ihren Verbleib wusste sie nichts. Auch hatten die Männer mit Lea das Ziel, dass sie als Prostituierte arbeiten sollte. Anscheinend wurden nur die weiblichen Paramanneskjaner gefangen genommen. Über den Grund oder das Ziel der Aktion konnten die Beiden nur spekulieren.

Sie widmeten sich interessanteren Themen. Lea war neugierig über Fionas Zeichen. Lea betrachtete es und war fasziniert.

<< Das ist soooo toll. Man und der Stern der ist echt ne Wucht! >>

Fiona sah sie verwundert an. << Welchen Stern? >>

<< Na der oben auf dem Stab. Den hast du doch bei Marc gesehen. >> Fiona versuchte sich das Bild ins Gedächtnis zu rufen. Sie fand keinen Stern auf dem Stab. Was machte ihr Zeichen? Warum veränderte es sich? << Ja kann sein. >> sagte sie um das verrückte Thema abschließen zu können.

Die nächsten Stunden hatten die Beiden Ruhe und sie freuten sich wirklich, dass Horst sie nicht belästigte.

30. Kapitel

Marc saß ungeduldig in seiner Wohnung. Er konnte die Ankunft von Jannik fast nicht erwarten. Es dämmerte bereits wieder und er wurde von Minute zu Minute nervöser. Als es klingelte sprang er auf und hastete zur Tür. Jannik stand davor uns sah ihn skeptisch an.

<< Ich dachte erst ich wär falsch. >>

Irritiert sah Marc ihn an << Warum? >>

<< Ja ähm… du … und ein Mehrfamilienhaus… >> stammelte Jannik vor sich hin.

<< Ich erzähl es dir gleich. Komm erst mal rein. >> Er zog Jannik in die Wohnung und hinter ihm erblickte er Jan. Zur Begrüßung umarmter er ihn stürmisch.

<< Sucht euch einen Sitzplatz. >> wies Marc seine Gäste an.

Jannik und Jan sahen ihn fragend an. << Was ist denn bei euch los? Ihr habt fast nichts? Mensch Marc, hast du dich so von Fiona einlullen lassen? >>

Marc sah die beiden verblüfft an. << Nein, ich glaube ihr versteht hier etwas falsch… Es ist unsere Aufgabe. Wir hatten nichts als wir hier her kamen. Alles was ihr hier seht haben wir gefunden oder uns gekauft. >>

Jan und Jannik sahen sich an und zuckten mit den Schultern. << Wenn du meinst… >> kam eintönig von den Beiden.

Marc war über das Verhalten der beiden verärgert. << Können wir uns mal den wichtigen Dingen widmen? >>

Jannik nickte. << Ja wäre besser. Wenn ich dich richtig verstanden habe, müssen Lea und Fiona zusammen sein? >>

Marc nickte. << Ja das ist mein letzter Stand. Seit dem Gestammel habe ich nichts mehr von ihr gehört. >>

Jannik sah ihn mitleidig an, während Jan ihn verblüfft anstarrte. << Du kannst dich mit ihr unterhalten? Seid ihr etwa… habt ihr etwa… >>

Marc schnaufte verärgert ein. << Ja wir sind verbunden, Ja unsere Fähigkeit bildet sich immer weiter aus und ich will keine weitere Frage mehr hören! Jedem dem ich was sage fragt das Gleiche. >>

Jan sah seinen Bruder kleinlaut an << Sorry, ich dachte nur, dass ihr das nie machen werdet… So wie ihr euch verhalten habt… also versteh mich nicht falsch. Ich freu mich für euch. Wirklich. >> beteuerte er.

<< Ich hoffe, dass die Fragerei endlich vorbei ist. Es ist nämlich nicht interessant jedem auf die Nase zu binden was wir treiben oder auch nicht. >> klärte Marc die beiden auf.

Jan sah ihn neugierig an << Sag mal, was habt ihr denn für ein Zeichen? >>

<< Schau es dir doch an. >> meinte Marc gelangweilt.

<< Marc, ich zieh dir bestimmt keine Hose runter, nur um das Symbol zu sehen. >> empörte sich Jan << du bist zwar mein Bruder, aber da hört es auf. >>

Marc lachte lauthals los. << Ihr zwei seid echt bekloppt. >> er kringelte sich vor Lachen.

<< Ich muss keinen Striptease machen um es euch zu zeigen. Schaut. >> demonstrativ drehte er den Hals zur Seite und präsentierte sein Symbol.

<< Wow >> beeindruckt setzte Jannik sich hin. << Das ist der Wahnsinn. >>

Jan sah es sich auch genauer an. << Ja, das Symbol ist der Hammer. Vor allem der Stern. >>

Marc sah ihn irritiert an. Was für einen Stern meinte er? << Ja hast recht. >> sagte Marc und beschloss sich sein Symbol im Bad noch einmal genauer anzusehen.

<< Wie wollen wir jetzt weitermachen? Woher weißt du wo sich die beiden befinden? >> Jannik wollte endlich die Infos haben.

Marc fing noch einmal an zu erzählen, was er bis jetzt an Infos hatte, wie er den Standort von Fiona erfahren hatte. Seine Vermutung, dass Michael in die Sache verwickelt ist teilte er den Beiden ebenso mit.

Jan sah seinen Bruder an << Ich würde sagen, ich gehe heute mal in einen Puff. >> Jannik schlug ihm auf die Schulter. << Sag mal, hast du es so nötig? >> Jan schüttelte entschieden den Kopf. << Nein, aber wenn wir noch Infos brauchen, wo sollen wir sie sonst herbekommen? Wenn wir in den Laden gehen wo die beiden gearbeitet haben, dann können wir vielleicht etwas erfahren. >>

Jannik stimmte ihm zu. << Marc muss aber zu Hause bleiben. >>

Marc nickte bedrückt. Er wurde gerade wieder zum Nichts-tun verurteilt.

Jannik und Jan verließen Marcs Wohnung und versprachen nicht so spät wieder zukommen.

Marc legte sich auf die Matratzen und döste. Ihm war langweilig. Plötzlich vernahm er Fionas Stimme

„Marc, Lea ist hier. Ihr geht es soweit gut… sofern man hier von gut sprechen kann. Wir sind zusammen eingesperrt.“

Er setzte sich auf und fragte sie. „Fiona, was war mit dir?“

Fionas Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Ich war bewusstlos und Lea hat sich um mich gekümmert.“

Marc war geschockt. Was machten die Entführer mit ihr? „Pass bitte auf dich auf. Wir holen euch raus. Haltet durch!“

Marc war richtig aufgeregt. Er lief durch die Wohnung wie ein Wahninniger. Er blickte unruhig alle paar Sekunden auf die Uhr.

Als es endlich an der Tür klingelte riss er sie förmlich auf. Jan und Jannik sahen ihn überrumpelt an.

<< Fiona hat sich gemeldet! >>

Das Interesse der Beiden war geweckt. << Was hat sie gesagt? >>

<< Nicht viel, nur dass es ihnen gut geht und sie bewusstlos war. Ich würde nur gerne wissen, was sie mit den Mädels treiben. >> erzählte Marc.

<< Dass sie es mit ihnen nicht treiben solltest du gemerkt haben. >> bemerkte Jan trocken. Kopfschüttelnd lief Marc ihm in sein Wohnzimmer hinterher.

Die Männer unterhielten sich den restlichen Abend über ihre weitere Vorgehensweise. Im Lokal selbst hatten sie keinen Erfolg, jedoch ließen sie sich davon nicht entmutigen. Sie planten die Reise in die andere Stadt, suchten sich eine Unterkunft, die groß genug war um weitere Personen zu beherbergen.

 

Während die Männer ihren Kriegsrat abhielten verweilten Lea und Fiona in dem Folterzimmer. Fiona hatte sich die Gegenstände angeschaut, die Horst besaß. Teilweise war sie geschockt von den Folterinstrumenten, er hatte. Sie hoffte, dass einige nicht zum Einsatz kamen.

Die Zwei saßen sich gerade gegenüber und flüsterten miteinander als die Tür aufgesperrt wurde und Horst das Zimmer betrat. Er hatte ihre Fesseln in der Hand.

<< Ihr macht, was ich will. Eure Strafen kennt ihr. >> Er schloss die Tür ab und kam zu Fiona. Sie war noch geschafft von den Schlägen und ließ sich die Fesseln widerstandslos anziehen. Lea tat es ihr gleich. Er nahm eine Kette und band die beiden Frauen an dieser fest.

<< Mitkommen und Klappe halten. >> befahl er barsch.

Lea und Fiona schauten sich an und schluckten. Was würde sie erwarten? Was hatte er wieder mit ihnen vor?

Sie mussten sich anstrengen um Horst zu folgen. Horst lief schnell und zog die Beiden unbarmherzig hinter sich her. Er hielt vor einer Tür und zerrte sie in einen Raum. Der Raum sah aus wie eine Bar. Er zog sie weiter und kam am Ende des Raums an. Dort befand sich eine weitere Tür, die in ein Zimmer führte.

<< Ihr macht keinen Quatsch. Ich ziehe euch die Ketten aus. Auf den Stühlen liegt für jede von euch ein Outfit. Anziehen und dann wartet ihr hier bis ich euch hole. >>

Horst löste wie versprochen die Ketten und schloss hinter sich die Tür ab. Fiona sah sich die Kleider an. << Da könnten wir auch nackt gehen. >> äußerte sie ihre Meinung.

Lea sah sie geschockt an. << Was will er von uns? >>

<< Einen heißen Strip. >> sagte Fiona eiskalt. Sie erinnerte sich an die letzten Male, die sie vor Horst getanzt hatte.

<< Ich kann das nicht. >> jammerte Lea.

<< Lea, egal wie, versuch es. Ich hab es auch gelernt. Wenn du nicht machst was er will haben wir morgen noch mehr blaue Flecken. >> bat Fiona sie.

Fiona zog sich um und nutzte die Gelegenheit ihre Haare zu kämmen und sich zu schminken. Lea kleidete sich zögernd an. Sie fühlte sich unwohl. Fiona nahm sie in den Arm. << Wir schaffen das. Aber vorher mache ich dich auch etwas zurecht. >>

Fiona schminkte Lea und kämmte auch ihr die Haare.

Als die Zwei fertig waren setzten sie sich auf die Stühle. Fiona versuchte ihre Aufregung zu unterdrücken. Lea hingegen wurde immer nervöser. Sie zitterte wie Espenlaub. Fiona strich ihr über den Arm. << Mach mir einfach alles nach. Ich lasse mir was einfallen, wie wir ungeschoren aus der Sache kommen. Du musst mir nur vertrauen, egal was passiert. >>

„Marc, bitte! Ich brauche dringend eine Info.“

„Fiona, was ist denn?“ hörte sie die überraschte Stimme von Marc.

„Was passiert, wenn ich eine Frau zärtlich berühre?“

„Wie meinst du das?“

„Was wäre, wenn ich mit Fiona tanze und wir so tun, als ob wir uns gegenseitig befriedigen. Man bist du begriffsstutzig. Mach schnell, die Zeit drängt!“

„Hm… ich weiß es nicht. Halte durch. Ich kläre das.“

Lea merkte, dass Fiona etwas im Schilde führte. Fragend sah sie sie an. Fiona winkte ab. << Vertrau mir einfach und sei nicht geschockt. Spiel mit. Wir werden den Männern zeigen was wir können. >>

Fiona wurde immer hibbeliger, je mehr Zeit verstrich. Horst ließ sich Gott sei Dank viel Zeit bis er die Zwei abholte. Fiona sah den Sekundenzeiger der Uhr an. Er bewegte sich wie in Zeitlupe. Hoffentlich meldet sich Marc bald.

„Fiona? Kannst du mich hören?“

„Ja, was kannst du mir sagen?“

„Ich habe mit Diarmait telefoniert und ihm eure Situation erklärt. Er braucht noch fünfzehn Minuten, dann hat er einen Schutzzauber auf euch gelegt. Ihr seid somit frei und könnt machen was ihr wollt. Das betrifft aber nicht die Männer! Da gelten die Regeln.“

„Danke, Marc! Ich weiß nicht was ich ohne dich tun würde. Lea wäre schlimm dran, wenn das nicht gehen würde. Wir müssen tanzen und sie kann es nicht. Jetzt habe ich mir überlegt mir ihr eine Show aufzuführen.“

„Ich hoffe, dass es ausreicht. Ich will dich zurück Fiona, ich vermisse dich so sehr.“

„Ich dich auch Marc und… ich liebe dich. Egal was ich tue, ich bin in Gedanken immer bei dir.“

„Fiona, ich nehme dir nichts übel, egal was du tust. Ich denke du entscheidest dich richtig. Ich kenne dich. Pass bitte auf Lea auf. Ich liebe dich auch. Viel Glück!“

Fiona sank erleichtert auf ihrem Stuhl zusammen. Sie sah auf die Uhr. Sie mussten noch zehn Minuten hoffen, dass Horst nicht kam.

Lea sah zu ihr. << Marc? >>

<< Ja. >> antwortete Fiona.

<< Wo hast du tanzen gelernt? >> wollte Lea neugierig wissen.

<< Ach weißt du… ich fand in der Stadt keine Arbeit… das einzige was ich fand war die Arbeit in einem Nachtlokal als Tänzerin. >>

<< Sag nicht, du hast dich vor Leuten ausgezogen. Spinnst du? >> Lea war außer sich.

<< Lea, es gab keine andere Möglichkeit. Wir hatten nichts. Alles was wir haben, haben wir uns aufgebaut. Selbst Marc hat als Hilfsarbeiter auf dem Bau gearbeitet, damit wir etwas Geld hatten. >>

<< Ich glaube, wenn wir hier rauskommen sollten und ihr mit eurer Reise fertig seid, dann habt ihr einiges zu erzählen. Solange werde ich nicht weiterfragen. >>

Fiona nickte zustimmend.

 

<< Also, morgen fahren wir los und nehmen die neue Behausung in Beschlag. >> stellte Marc fest.

<< Ja und dann telefonieren Jan und ich, um so viel Hilfe wie möglich zu bekommen. >> vollendete Jannik den Plan.

Jan und Jannik sprachen noch eine Weile über die Personen, die sie anrufen wollten, wägten ab, wer in Frage kam oder schlossen manche schon von vornherein aus. Sie waren in ihren Planungen so vertieft, dass sie nicht mitbekamen wie Marc mit Diarmait telefonierte. Als Marc auflegte und sich wieder hinsetzte sahen sie zu ihm.

<< Ich hoffe, dass die Frauen keinen Ärger bekommen. >> ernst sah er auf den Boden.

<< Wie meinst du das? >> fragte Jannik.

<< Ich glaube, das was ich weiß willst du gar nicht wissen. >> entgegnete Marc.

<< Lass das mal mein Problem sein, wenn es um Lea geht, dann will ich es wissen, egal was es ist. >> schnaubte Jannik empört.

<< Ok, du hast es so gewollt. Fiona hat mit mir darüber gesprochen ob es möglich wäre, wenn sie sich gegenseitig berühren… >> Jannik unterbrach ihn. << Was? Spinnt die? Die sollen die Finger voneinander lassen. >>

<< Jannik beruhige dich. Fiona macht keine unüberlegten Sachen. Ich habe auch mit Diarmait telefoniert. Er legt einen Schutzzauber über die beiden. Ich glaube die Zwei tun alles um irgendwie ungeschoren aus der Sache zu kommen.  >>

<< Vielleicht hast du Recht. Versetz dich mal in meine Lage. Ich weiß nur durch dich wo Lea ist. Ich habe keine Möglichkeit mit ihr zu sprechen und dann erzählst du mir was von wegen gegenseitig… man das ist echt heftig… hoffentlich bekommen wir sie bald raus. >> kraftlos lies Jannik sich auf den Boden sinken.

<< Wir schaffen das. Aber wir sollten jetzt auch schlafen, damit wir morgen alles schaffen. Jan, wenn du willst, kannst du auf meiner Betthälfte schlafen und Jannik du kannst hier schlafen. Ich nehme Fionas Bett. >>

Da keiner widersprach machten sich alle fertig um wenigsten ein paar Stunden zu schlafen.

 

Lea und Fiona saßen noch immer in dem kleinen Zimmer und warteten Fiona atmete erleichtert auf, als die Zeit verstrichen war. Diarmaits Schutzzauber sollte aktiv sein. Sie schaute schon zuversichtlicher auf die nächsten Minuten. Plötzlich hörten sie, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde und Horst den Raum betrat. Er schritt auf sie zu und sah sie sich genau an. Lüstern wanderten seine Blicke über die beiden Körper. Fiona schloss die Augen  und ließ die Prozedur über sich ergehen. Lea zögerte und nahm die Hände hoch um ihre Brüste zu verdecken. Horst sah nicht zufrieden aus. Lea zuckte unter seinem Blick und nahm die Hände wieder runter.

<< Wie ihr hört ist da draußen jede Menge Publikum. Ich will dass ihr denen eine Show bietet, die sie sonst nirgends erhalten. Ob ihr gut oder schlecht wart, beurteilt das Publikum. Strengt euch an! >>

Verängstigt lief Lea hinter Fiona aus dem Zimmer. Fiona drückte ihre Hand und flüsterte ihr << vertrau mir >> zu. Dann ließ sie die Hand los und schritt sicher in die Mitte der Bar an die Tanzfläche. Die Musik setzte ein. Fiona stieg langsam auf die Plattform. Dort verschaffte sie sich einen Überblick über die Gäste. Es waren meist unbekannte Gesichter, doch eine Gruppe kam ihr bekannt vor. Sie schaute genauer hin und sah sogar Michael unter ihnen. Verärgert dachte sie sich, na euch zeig ich es, heute könnt ihr was erleben!

Sie wandelte ihre Choreographie etwas ab. Lea sollte mit einbezogen werden, bevor es nachher wieder Strafen gibt. Sie kniete sich an den Rand, reichte Lea eine Hand und zog sie behutsam auf die Tanzfläche. Fiona positionierte Lea so, dass sie gut um sie herumtanzen konnte. Aufreizend bewegte sie sich über die Plattform und um Lea. Langsam zog sie sich und dann Lea ein Stück der Kleidung aus. Sie täuschte Küsse an Leas Hals vor und flüsterte ihr Anweisungen ins Ohr. Lea bewegte sich genauso, wie Fiona es ihr sagte. Abwechselnd entledigten sie sich ihrer Kleidung, bis beide nur noch ihre Strings anhatten. Fiona lächelte ihr aufmunternd zu und zog sie nach unten auf die Bretter. Dort setzte sie sich auf sie und täuschte einige Liebkosungen mit ihrem Mund vor, ihre Hand bewegte sich sanft über ihren Körper. Fiona blickte zu Horst. Ihm war anzusehen, dass sie jetzt nicht aufhören durfte. Mutig schritt sie zu Teil zwei ihres Plans.  

Lea wand sich unter ihr. Fiona hielt ihre Arme fest, sie machte weiter Lea zu streicheln und mit der Zunge zu erkunden. Vorsichtig arbeitete sie sich zu ihrem String vor. Lea folgte Anweisung um Anweisung. Fiona zog Leas String aus und schwenkte ihn wie eine Fahne. Sie beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr weitere Instruktionen. Lea reagierte, stand auf und spielte mit Fiona. Sie warf Fiona um und stellte sich über sie. Sie ließ sich genau über ihr nieder. Fiona war mit Leas Leistung zufrieden. Sie hatte ihre Scham überwunden und zeigte von sich aus ein heißes Schauspiel. Lea zog Fiona die Hose aus und erkundete genauso ihren Körper. Fiona merkte, dass sie soweit war, ohne Aufforderung weiterzumachen. Die Mädchen gaben alles und boten den Männern ein Schauspiel, das keine Wünsche offen ließ.

Als beide noch außer Atem auf der Fläche saßen, kam Horst zu ihnen auf die Plattform. Fiona setzte sich auf und erstarrte. Die ganzen Männer saßen nicht mehr an ihren Tischen. Alle waren um die Erhöhung verteilt. Sie sah einige Männer mit Beulen in den Hosen und musste schmunzeln. Teilweise hatten sie Erfolg. Lea blickte zur Seite und schämte sich. Sie kuschelte sich an Fiona um möglichst wenig von der Horde zu sehen.

Horst lief ein paar Mal vor ihnen auf und ab und sah sich sein Publikum an. Dann erhob er das Wort. << So, ihr habt die Vorstellung der beiden gesehen. Was meint ihr? Haben sie sich bewährt? >>

Fiona und Lea hielten den Atem an. Was jetzt folgte war entweder ihr Glück für heute oder eine Menge Schmerzen.

<< Ach, machen wir das ganze etwas interessanter. Erst wenn die Weiber sich umgedreht haben, dann entscheidet ihr! Ich teile hier den Raum. Wer auf der linken Seite steht, ist der Meinung, dass sie gut waren, wer auf der rechten Seite steht meint, dass sie nichts bringen. Umdrehen Mädels und haltet euch gegenseitig die Augen zu. >> Die Beiden rutschten ans Ende und nahmen sich in den Arm. Jede legte der Anderen eine Hand über die Augen. Fiona machte Lea Mut << Das hat bestimmt geklappt. Ich habe einige Beulen in den Hosen gesehen. >>

<< So, wenn ihr dann fertig seid, bitte ich euch erst zu jubeln oder zu buhen, wenn sich die Mädels wieder aufgestellt haben. Danke für eure Mithilfe. >>  Die Männer stellten sich auf und Horst ging auf die beiden zu und zauberte wieder seine Kette aus der Jackentasche. Er band sie an ihren Halsbändern fest und zog sie vor zu den Männern.

Horst gab den Männern das Zeichen, dass sie anfangen konnten. Von den Lauten war kein Unterschied auszumachen.

Vorsichtig öffneten Beide die Augen. Fiona überflog die Leute und wäre beinahe aufgesprungen vor Freude. Eine Person war bei gut mehr. Sie hatten bestanden. Sie nahm Leas Hand und drückte sie leicht.

Horst hatte das Ergebnis auch zur Kenntnis genommen und sah nicht zufrieden aus. Er hatte sich gewünscht, dass die Beiden versagten.

Trotzig zog er sie von der Plattform und brachte sie nackt wie sie waren ins Badezimmer.

<< Hier duscht euch und anschließend bekommt ihr was zu essen. Die Meute habt ihr heute überzeugt. Morgen wartet eine neue Aufgabe auf euch. >>

Nachdem beide frisch geduscht und angezogen im Badezimmer standen, holte Horst sie ab und brachte sie in das Folterzimmer. Sie nahmen das karge Mahl ein und legte sich zusammen auf eine Liege, die in dem Raum stand. Schnell schliefen sie ein.

31. Kapitel

Marc wachte am nächsten Morgen früh auf, er weckte seinen Bruder und begab sich ins Bad. Anschließend kochte er Kaffee und holte die letzten Lebensmittel hervor, die er noch fand. Hungrig machten die Drei sich über die Reste her.

Nach dem Frühstück packten sie ihre Sachen zusammen, auch für Fiona richteten sie eine Tasche mit Kleidung.

Sie luden alles in Janniks Auto und machten sich auf den Weg. Die Autofahrt dauerte über drei Stunden. Marc sah immer wieder auf die Uhr. Für ihn verging die Zeit viel zu langsam. Er wollte schnellstmöglich zu Fiona.

Sobald sie an ihrer neuen Behausung ankamen, packten sie das Auto aus und brachten die Dinge ins Haus. Jeder suchte sich ein Zimmer aus und anschließend trafen sie sich im Wohnzimmer um sich über die weitere Aktion zu beraten.

Jan und Jannik machten sich an die Liste, die sie am Vorabend erstellt hatten und fingen an alle anzurufen.

Zufrieden legten die Beiden nach einer Stunde ihre Handys auf den Tisch. Sie hatte alle erreicht und ihnen ihre Adresse gegeben. Bis sie ankamen, mussten sie sich noch gedulden. Leon, der Chef einer Spezialeinheit, hatte ihnen zugesichert bis zum Nachmittag mit seiner Truppe bei ihnen zu sein. Nervös warteten alle auf das Eintreffen.

Die Drei beschlossen, dass sie das Haus nicht verlassen würden, um nicht gesehen zu werden. Sie bestellten sich Essen und Trinken beim Lieferservice und saßen stundenlang im Wohnzimmer und warteten. Die Zeit verstrich langsam. Je später es wurde, desto unruhiger wurden die Drei. Als es endlich das erste Mal an der Tür klingelte sprangen sie auf um die Angekommenen zu begrüßen.

Marc sah zur Haustür raus. Er konnte nirgends Autos entdecken.

<< Seid ihr ohne Autos da? >> fragte er erstaunt?

<< Nein, die stehen verteilt. Es kommen noch vier Gruppen. Wir haben es extra so aufgeteilt, um kein Aufsehen zu erregen. Mach die Hintertür auf, einige kommen auch durch den Wald. >>

Marc nickte und lief durch das Wohnzimmer um die Terrassentür zu öffnen.

Eine halbe Stunde später waren alle angekommen. Sie saßen zusammen und fingen an, erste Pläne zu schmieden.

 

Lea und Fiona wurde unsanft geweckt. Horst war zu ihnen gekommen und schubste sie von der Liege.

<< Aufstehen! Ausruhen könnt ihr euch wenn ihr tot seid! >>

Sie setzten sich nach dem ersten Schreck auf und Horst sah sie sich an. << Eure Show gestern habt ihr gut hinbekommen. Besser wäre es gewesen, wenn ihr es wirklich ernst genommen hättet. Meint ihr ich hab nicht bemerkt, dass ihr nur gespielt habt? Für wie blöd haltet ihr mich! Wenn ich mit euch fertig bin, dann macht ihr alles was und wo ich will. >>

Er kettete die Beiden an die Wand. << Bis ich euch brauche bleibt ihr hier. Zu essen bekommt ihr vielleicht später was, wenn ihr euch benehmt. >>

Horst verließ den Raum. Fiona atmete erleichtert auf.

Fiona und Lea standen an den Wänden und flüsterten sich gegenseitig aufmunternde Worte ins Ohr. Beide waren froh, dass Horst sie in Ruhe ließ. Was er wohl heute mit ihnen vor hatte?

Horst kam an diesem Tag nicht mehr. Beide hatten Hunger und Durst und ihnen taten die Hände weh. Lea jammerte etwas und Fiona biss die Zähne zusammen. Sie hatte es sich geschworen. Sie würde nicht jammern. Hoffentlich hielt Lea so lange durch.

„Marc? Wie weit seid ihr?“

„Wir sind in der Nähe. Haltet durch. Wir warten noch auf ein paar Leute.“

Fiona war beruhigt über die Aussage. Es konnte nicht mehr lange dauern, dann waren sie wieder frei.

 

Langsam füllte sich das Wohnzimmer von Jannik, Jan und Marc. Sie hatten einige erreicht. Wenn es klappte, dann wären sie eine große Gruppe. Besonders stolz waren sie auf Leon. Dieser hatte sich darauf spezialisiert Gefangene zu befreien. Sie beratschlagten eine Weile, wie sie Fiona ausfindig machen sollten. Marc hatte eine Idee.

<< Hat einer einen Stadtplan? >>

Ein kleinerer Mann nickte und zog ihn aus der Hosentasche.

<< Ich bin gleich zurück. >>

Marc war froh, seine Zauberutensilien eingepackt zu haben. Er richtete alles hin und versuchte sich wieder an dem Zauber.

Er hätte vor Glück aufschreien können, als sich wieder der Strudel bildete. Marc sah zu, wie sich der Strudel an einer Stelle sammelte und anfing zu Glühen. Als er weg war, nahm er die Karte und ging zu den anderen.

<< Fiona ist hier. >> teilte er den anderen mit und zeigte auf einen Punkt auf der Karte.

<< Bist du dir sicher? >> wollte Leon, der Chef der Einheit wissen.

<< Ja, ganz sicher. >> bestätigte Marc.

Leon sah sich die Karte an. << Ok, wir haben es nicht weit. Ich würde sagen, wir laufen im Dunkeln zu der Villa. Wir schicken einen Erkundungstrupp zum Haus, der nachschauen soll, wie viele Personen sich darin befinden. Dann sichert ein Teil von uns die Eingänge… das könnten die machen, die ihr noch angerufen habt. So habe ich mehr Leute um die Villa zu durchsuchen. Jannik und Marc, ihr bleibt in einem kleinen Versteck im Wald. Sobald wir Lea und Fiona befreit haben, bringen wir sie zu euch und ihr flieht mit ihnen in den Wald. Packt euch dazu einen Rucksack um das Nötigste dabei zu haben. Sucht euch ein geeignetes Versteck und bleibt dort, bis wir euch rausholen. Wir können eure Handys orten und euch so versorgen. Die Handys schaltet ihr auf Vibrationsalarm. Wir rufen euch an, wenn ihr Nahrung bekommt und wo ihr sie findet. >>

Marc und Jannik nickten. << Jetzt brauchen wir nur noch Rucksäcke. >>

<< Kein Problem, ich habe noch im Auto einen. >> bot ein anderer an.

<< Ich habe auch noch einen. >>

Marc und Jannik bekamen die Rucksäcke und verschwanden in den Zimmern. Marc suchte einige Kleidungsstücke heraus und brachte sie zu Jannik. << Für Lea, ich weiß ja nicht was die beiden anhaben… Im Wald wird’s bestimmt kalt. >>

<< Danke. >> murmelte Jannik und packte eifrig weiter.

Marc ging auch wieder in sein Zimmer und steckte die letzten Sachen ein. Bepackt liefen die Beiden zu den anderen.

Marc hörte noch die letzten Worte << … dann wisst ihr wie wir vorgehen. Marc und Jannik bleiben in Sicherheit. >>

An Marc und Jannik gewandt sagte er << Noch eine Stunde und wir gehen los. Zieht bitte dunkle Kleidung an. >>

Nach einer Stunde standen alle hinter dem Haus im Dunklen. Leon gab Jannik und Marc einige kleine Päckchen. Fragend sahen sie ihn an. << Trockennahrung, die geht nicht kaputt und macht satt. >> Sie packten die Beutel zu ihren Sachen. Die Rucksäcke waren schwer und voll gefüllt.

Leise bewegte sich die Truppe zu der Unterkunft, wo die Frauen gefangen waren.

Marc wurde mit jedem Schritt nervöser. Er hielt sich wie verabredet mit Jannik im Hintergrund. Als sie ankamen, mussten sie sich verstecken. Leon half ihnen mit Ästen ein kleines Versteck zu bauen. Auf die Äste wurde viel Laub gehäuft.  Eine kleine Öffnung neben einem Baumstamm war ihr Eingang. << Ihr bleibt hier drinnen, bis die Frauen bei euch sind. Dann lauft ihr mit ihnen so schnell ihr könnt weiter in den Wald. >> Er zeigte ihnen die Richtung.

Marc und Jannik kletterten unter den provisorischen Laubberg. Leon unterhielt sich mit seinen Leuten. Einige hatten sich die Umgebung angesehen und konnten keine Menschen ausmachen. << Scheint recht verlassen zu sein. Der Parkplatz ist leer. Eine Person haben wir im Haus gesehen. Besser könnte es nicht sein. >>

<< Ok, dann wisst ihr was zu tun ist. Sichert die Eingänge wie besprochen und die Anderen gehen rein. >>

Sie setzten sich in Bewegung. Marc und Jannik hörten keinen Ton von ihnen. Plötzlich gab es einen Knall. Jannik zuckte zusammen. Marc versuchte ihn zu beruhigen << Das war bestimmt die Tür. >>

Leon war mit der Arbeit seiner Leute zufrieden. Sie stürmten die Villa. << Verteilt euch und wenn ihr sie habt, bringt sie sofort raus. Alle anderen, die ihr findet nehmt ihr fest. >>

 

Lea hing in den Ketten und war am Einschlafen. Den ganzen Tag in dieser Position zu verharren kostete Kraft. Fiona hatte ebenfalls ihre Augen geschlossen, doch sie schlief nicht.

Als sie einen Knall hörte straffte sie sich. << Lea! >> rief sie ihr leise zu.

„Marc seid ihr das?“

„Ja, es kommen gleich einige Männer rein. Die suchen euch und bringen euch raus.“

„Na endlich.“ Seufzte Fiona erleichtert.

<< Lea, steh auf! Hast du das gehört? >> Lea hob ihren Kopf. Sie war kraftlos.

Als sich die Tür zu ihnen öffnete versteiften sich die Beiden. Horst kam zu ihnen. << Keinen Mucks, sonst … >> er zeigte auf sein Messer, das er in der Hand hielt.

Er löste Fiona von der Wand und hielt ihr das Messer an die Kehle. << Ich weiß nicht wie ihr es geschafft habt, dass sie uns gefunden haben, aber ihr werdet es nicht mehr verlassen. >>

Horst hörte Schritte im Gang. Er stellte sich mit Fiona so hin, dass sie sofort gesehen werden konnten, wenn sich die Tür öffnete.

Fiona zitterte am ganzen Körper. Hoffentlich ging alles gut. Sie wollte wieder zu Marc. Er wartete auf sie. Sie bekam vor Aufregung feuchte Hände und Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Sie traute sich nicht, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.

Die Tür öffnete sich und Horst packte sie fester. << Wenn ihr einen Schritt näher kommt, dann ist sie tot. >>

Leon erkannte die Situation. Er war mit seinen Männern ein eingespieltes Team und gab ihnen Zeichen was er vor hatte und wie sie sich zu verhalten hatten. Horst bemerkte nichts davon. Leon war dankbar, dass sie sich die Sache mit den Bewegungen hatten einfallen lassen. Er trat einen Schritt in den Raum.

<< Nicht näher! Bleib wo du bist. >> demonstrativ drückte er das Messer an Fionas Kehle. Leon sah, dass er sie leicht verletzt hatte. Neben der Klinge bildeten sich Bluttropfen. Er musste schnell und sicher handeln.

<< Ok, ich bleibe stehen. >> Leon bewegte seinen Fuß. Seine Leute reagierten und dann ging alles ganz schnell. Es knallte und Horst zuckte und ließ Fiona los. Leon sprang zu ihr und gab ihr einen Schubs auf die Seite. Fiona strauchelte und kam an der Wand an. Dort setzte sie sich hin und sah verängstigt auf die Männer. Horst fiel auf den Boden. Die Männer hatten ihm in die Beine geschossen. Als er lag nahm Leon seine Hände und fesselte sie.

Die Truppe betrat den Raum und sah die beiden Frauen. Sie hatten einiges erwartet, aber die Situation schockte sie doch. Sie sahen die Folterinstrumente und die kraftlose Lea an der Wand.

Schnell bemerkten die Männer, dass sie die Frauen nicht von ihren Fesseln befreien konnten. Die Ketten waren zu stabil um sie mit ihrem herkömmlichen Werkzeug zu öffnen. Einer von Leons Männer kümmerte sich um Fiona. Er verband ihren Hals. Horst hatte vor Schreck mit seiner Hand gezuckt und ihr mit der Klinge in den Hals geschnitten. Der Schnitt blutete, doch es war nicht lebensgefährlich.

Fiona brachte zitternd hervor << Er … hat… die … Schlüssel. >>

Ohne Mitleid zogen sie Horst auf die Beine und suchten nach den Schlüsseln. Horst wimmerte vor Schmerzen und bewarf die Männer mit üblen Schimpfwörtern. << Ihr werdet schon noch sehen, was ihr davon habt. Ich bin sicher, dass gleich jemand kommt und mich befreit. >>

Sie wurden fündig und befreiten zuerst Lea aus den Ketten. Lea sank kraftlos auf den Boden. Einer von Leons Männer nahm sie in die Arme. Dann kam Fiona an die Reihe und auch sie wurde von den Fesseln befreit.

<< Er weiß was wir sind… >> murmelte Lea den Männern zu. Diese sahen sie überrascht an.

<< Woher? >>

<< Wissen wir nicht. Er hat es die ganze Zeit gewusst und Fiona hart bestraft, weil sie ihn angelogen hatte. >>

Fiona stand auf und ging zu Lea. Beide fielen sich in die Arme und fingen an zu weinen. Die Last der letzten Stunden fiel von ihnen ab. Horst konnte ihnen nichts mehr antun.

Leon rief << Männer, schafft die Beiden hier raus. Und den hier nehmen wir mit und bringen ihn zum König. Wenn er wirklich weiß was wir sind, dann muss er einen Grund haben, warum er das hier gemacht hat. >>

Lea und Fiona wurden von Leons Männer in die Freiheit geführt. << Wir bringen euch jetzt zu euren Männern. Sie haben Anweisungen mit euch zu verschwinden, bevor noch weitere hier aufkreuzen. Wir halten die Stellung und nehmen jeden fest, der hier her kommt. Also beeilt euch. >>

Die Frauen nahmen alle Kraft zusammen und liefen mit in den Wald, wo sie von Marc und Jannik erwartet wurden.

34. Kapitel

Der Weg in den Wald gestaltete sich schwieriger als erwartet. Bei der Flucht aus der Villa hatte keine der Beiden Schuhe an. Die Steine, Äste und Nadeln zwickten sie in die Fußsohlen und sie mussten immer wieder anhalten, um über die schmerzende Unterseite zu streichen. Die Männer hatten Mitleid und trugen sie so schnell sie konnten zum vereinbarten Treffpunkt.

Jannik hörte als erster Schritte. Vorsichtig spähte er aus dem Versteck. Als sich die Gruppe näherte konnte er erkennen, dass die Frauen dabei waren. Er krabbelte unter dem Laubhaufen hervor und Marc folgte ihm.

Die Männer lieferten die Frauen ab. << Seht zu, dass sie Schuhe anziehen und macht, dass ihr weiterkommt. Anziehen könnt ihr auf später verschieben. Wir gehen zurück und schauen was wir noch erledigen müssen. >>

Mit diesen Worten verabschiedeten sich Leons Leute. Jannik und Marc öffneten rasch die Rucksäcke und suchten im Dunklen nach Schuhen. Marc war froh für beide Sportschuhe eingepackt zu haben. Schnell zogen die Frauen die Schuhe über. Die Männer schulterten die Rucksäcke und sie verschwanden im dunklen Wald.

Marc nahm Fiona an die Hand und zog sie durchs Dickicht. Jannik folgte mit Lea. Äste und Brombeerpflanzen kratzen unbarmherzig an ihren Armen und Beinen. Sie ließen sich davon nicht beeindrucken, sondern bissen die Zähne zusammen. Nach knapp einer Stunde wurden sie langsamer. Die Kondition war von allen nicht die Beste. Das Adrenalin war verbraucht.

Fiona und Lea klebte die Zunge am Gaumen. Beide hatten unendlichen Durst. Als sie an einem kleinen Bach vorbeikamen, stürzten sich die Frauen auf das Wasser. Sie tranken hastig einige Schlucke.

Marc und Jannik beobachteten die Umgebung, um eventuelle Verfolger früh zu sehen. Als der größte Durst gestillt war, liefen sie weiter. Sie kamen wieder in einen dichteren Abschnitt des Waldes.

Sie blieben stehen, als Marc eine kleine Höhle fand. Er zeigte Jannik, Lea und Fiona, dass sie sich neben dem Eingang im Gestrüpp verstecken sollten. Er stellte seinen Rucksack ab und betrat vorsichtig die Höhle. Drinnen nahm er sein Feuerzeug in die Hand, machte es an, um die Höhle etwas auszuleuchten. Die Höhle war groß genug für alle Vier. Er ging wieder hinaus und holte die Anderen.

<< Der Eingang ist recht niedrig, aber innendrin ist genug Platz für uns. Weiter hinten kann man sogar stehen. >>

Schnell bezogen die Vier ihr Versteck und atmeten erleichtert auf. Hoffentlich würden sie hier nicht gesucht werden.

Marc und Jannik öffneten die Rucksäcke um die Kleider für die Beiden herauszuholen. Dankbar griffen sie zu. Die spärliche Bekleidung die sie von Horst bekommen hatten war schnell ausgezogen und auf einen Haufen geworfen.

Sichtbar erleichtert ließen sich die Frauen bei ihren Männern nieder. Fiona kuschelte sich an Marc und sie küssten sich lange. Von der Seite hörten sie nur ein belustigtes Kichern. << Ihr habt wohl Nachholbedarf. >> kicherte Jannik.

<< Klappe. >> meinte Marc gespielt verärgert.

Marc strich Fiona über den Rücken, dabei streifte er ihre Striemen und sie stöhnte vor Schmerzen auf. Marc erschrak. << Was haben die mit dir gemacht? >>

<< Das willst du gar nicht wissen. >> murmelte Fiona.

<< Doch ich will alles wissen. Auch von Lea. >> erwiderte Marc.

Lea seufzte und begann von ihrer Entführung zu erzählen. Sie war im Einkaufszentrum und wollte in die Tiefgarage gehen, als sie im Treppenhaus von einem Mann überfallen wurde. Dieser hatte sie betäubt und anschließend zur Villa gebracht. Sie erzählte, wie sie in dem Keller aufwachen musste und die Strafen, die Horst ihr gab. Er hatte ihr erzählt, dass sie ein Paramanneskjaner war. Woher er die Info hatte, hatte er nicht gesagt. Sein Ziel war es, dass sich die Frauen ihm hingeben, um keine weiteren Nachkommen der Rasse in die Welt zu setzen.  Lea vermutete, dass ihm diese Infos einer von ihrer Rasse zugetragen hatte.

Auch Fiona erzählte was an dem Abend ihrer Entführung geschah. Es hatte den Anschein, dass Michael nur darauf gewartet hatte, dass sie alleine kam. Er hatte Horst auch geholfen sie zu entführen. Sie erzählte wie sie im Keller aufgewacht war und die Strafen, die sie von Horst erhalten hatte. Vor allem die zehn Schläge mit der Stange, weil sie nicht zugeben wollte ein Paramanneskjaner zu sein. Lea hatte alles mitansehen müssen. Fiona erzählte von ihrer Show, die sie abgeliefert hatten und dass sie knapp weiteren Schlägen entgangen waren. Horst hatte es nicht gefallen und sie zur Strafe im Folterzimmer einen Tag an die Wand gekettet. Sie erzählte dass Horst in die Beine geschossen wurde und dass er zum König gebracht werden sollte. Auch ihre Vermutung, dass Horst nicht alleine für die Entführungen verantwortlich war gab sie weiter. Michael spielte auch eine Rolle, nur welche?

Marc und Jannik die die ganze Zeit geschwiegen hatten um die Frauen nicht zu unterbrechen waren geschockt. Was sie erlebt hatten, konnten sie sich fast nicht vorstellen. Marc nahm Fiona vorsichtig in den Arm. Sie lehnte sich an ihn und ihr Magen fing an zu knurren.

<< Habt ihr Hunger? >> fragte Marc.

<< Bei der Menge, die wir die letzten Tage hatten ist das kein Wunder. >> bemerkte Fiona sarkastisch.

<< Habt ihr nichts bekommen? >> wollte Jannik neugierig wissen.

<< Wenn er großzügig war haben wir ein Glas Wasser und eine Scheibe Brot am Tag bekommen. >> antwortete Lea leise.

Schnell holten die Männer die Beutel hervor, die sie von Leon erhalten hatten.

<< Was es ist, wissen wir nicht. Leon meinte es macht satt. >>

Dankbar griffen die Frauen nach der unbekannten Mahlzeit und verschlangen sie rasch. Draußen wurde es langsam hell. Auch in der Höhle merkte man, den Morgen. Nachdem es richtig hell war schlichen Jannik und Lea aus der Höhle um sich zu erleichtern.

Marc sah Fiona liebevoll an und gab ihr einen Kuss. Sie umarmten sich und Marc fuhr ihr wieder über den Rücken. Fiona stöhnte wieder wegen den Schmerzen. Marc schob sie sanft zum Eingang und zog ihr Oberteil hoch. Als er die Striemen erblickte zog er scharf die Luft ein. << Ach du meine Güte. Das sieht ja schlimm aus! >> rief er entsetzt aus. << Sieht Lea auch so schlimm aus? >>

<< Nein, nicht ganz. Aber auch grün und blau. >> sagte Fiona leise.

<< Und was hast du am Hals? >> fuhr er mit seinen Erkundungen fort.

<< Bei der Befreiung hat mir Horst in den Hals geschnitten… er hatte mich als Geisel. >>

Marc schüttelte verständnislos den Kopf. Was der Mensch ihr angetan hatte war zu viel. Er merkte wie er zornig wurde. << Hoffentlich bekommt er seine gerechte Strafe. >>

<< Ich hoffe auch, dass Diarmait ihn entsprechend bestraft. >>

Jannik und Lea kamen zurück und blickten den verärgerten Marc an. << Was ist bei euch los? >>

<< Schau dir deine Frau an, dann weißt du was los ist. >> erwiderte Marc zornig.

Jannik zog Lea ins Licht und hob ihr Shirt hoch. Als er ihre blauen Flecke erblickte entwickelte er auch einen Zorn auf Horst.

<< Fiona sieht schlimmer aus. >> bemerkte Marc, der sich auch Leas Verletzungen angesehen hatte.

Jannik wollte wissen, wie schlimm Fionas Verletzungen waren. Fiona zog ihr Shirt hoch und ließ Jannik die Striemen begutachten. Kopfschüttelnd wand dieser sich ab.

Plötzlich hörten sie einen Hubschrauber. Schnell zogen sich die Vier in den hinteren Teil der Höhle zurück. Sie hofften, dass es keine von Horsts Leuten waren, die sie suchten.

Die Erlösung kam kurz darauf, als Marcs Handy vibrierte. Leon war mit dem Hubschrauber unterwegs und hat die Gegend mit der Wärmebildkamera auf Personen abgesucht. Der Wald war leer und sie hatten ein kleines Lunchpaket ca. 300m entfernt abgeworfen. Leon erklärte Marc den Weg zu ihrem Frühstück.

<< Jannik, wir holen das Essen. Ihr beide bleibt hier und verhaltet euch ruhig. >>

Die Männer verschwanden. Lea und Fiona setzten sich in der Höhle in eine Nische, so dass sie nicht entdeckt werden konnten.

Nach einer viertel Stunde kamen sie mit dem Essen zurück. Die Frauen sahen die Wasserflaschen und fielen gierig darüber her. Anschließend aßen sie die belegten Brötchen.

Am Mittag erhielten sie einen weiteren Anruf, dass auf dem Gelände von Horst weitere Personen festgenommen wurden, die vor der Tür warteten.

Leon meinte auch, dass wenn er sich nicht täuschte es achtzehn Personen gewesen wären, die auf Einlass warteten.

Fiona überlegte eine Weile und rief auf einmal aus << Dann fehlen noch fünf! >>

Irritiert blickten die Anderen sie an. << Wie kommst du denn darauf? >>

Verlegen schaute sie zu Boden << Naja… als Lea und ich unsere Show aufgeführt hatten und die Abstimmung war, hab ich die Leute gezählt… es waren dreiundzwanzig Personen ohne Horst, der war bei uns auf dem Podest. >>

Marc war fassungslos. << Du bist echt verrückt. Wie kann man, wenn man gefangen ist, sich noch auf so was konzentrieren? >>

<< Ich wollte wissen, ob wir die Meute überzeugen konnten und das bevor Horst das Ergebnis verkündet hatte.  >> verteidigte sich Fiona.

<< Fiona, du bist echt ne Granate. Jeder hätte sich vor Angst in die Hose gemacht und du merkst dir noch wie viele Personen anwesend sind. Ich würde sagen, dass wir das an Leon weitergeben. Ich rufe ihn mal an. >> Marc zückte sein Handy und wählte Leons Nummer.

Als Leon abnahm erzählte Marc ihm was Fiona gesagt hatte. Er versicherte, dass er noch Personal bei der Villa abstellte um die Anderen auch noch zu fangen.

Leon versprach, sie am nächsten Tag abzuholen und sie in sein Quartier zu bringen. Bis dahin sollten sie noch in der Höhle bleiben. Er wollte nur sicher sein, dass sie nicht verfolgt wurden.

Am Nachmittag hörten sie wieder einen Hubschrauber und kurz darauf vibrierte wieder Marcs Handy. Wie am Morgen holten sie das Paket ab und machten sich hungrig darüber her. Leon hatte sogar ein Ersatzhandy mitgeschickt, falls die Akkus leer wurden.

Der Abend kam und sie zogen sich weit in die Höhle zurück. Sie wärmten sich gegenseitig und warteten auf den Morgen. Die Frauen schliefen zwischendurch ein. Marc und Jannik blieben wach und lauschten auf die Geräusche außerhalb der Höhle.

Am nächsten Morgen vibrierte Marcs Handy. Es war Leon, der sie abholen wollte, dazu sollten sie sich auf eine Lichtung begeben, auf der der Hubschrauber landen konnte. Sie packten ihre Sachen ein und wanderten los. Leon hatte den Weg gut beschrieben und sie fanden die Lichtung ohne Probleme.

Sie hielten sich im Gebüsch auf, bis der Hubschrauber gelandet und Leon ausgestiegen war.

Er half ihnen beim Einsteigen und flog sie zu seinem Quartier.

Als sie angekommen waren, brachte Leon sie zu dem Wohnbereich. Er hatte für sie Zimmer herrichten lassen. Sie sollten sich umziehen und anschließend würde es Frühstück geben.

Die Pärchen bezogen die Zimmer und genossen es, erst einmal zu duschen. Leon hatte für alle Kleidung besorgt. Frisch angezogen warteten sie gemeinsam, bis Leon sie holte.

Nach dem Frühstück bat Leon Fiona mitzukommen. Er wollte von ihr einen Bericht über die letzten Tage haben. Auch sollte sie die Gefangenen anschauen, ob sie sie erkennen würde oder ob ihr jemand auffiel, der noch fehlte.

Marc begleitete sie bei allem. Als Fiona sich die Gefangenen ansehen sollte wurde sie unruhig. Leon beruhigte sie. Du musst ihnen nicht gegenübertreten. Unsere Zellen sind alle videoüberwacht. Du kannst dir jeden einzelnen auf dem Monitor ansehen. Erleichtert ging Fiona mit. Sie setzte sich neben Leon an den Monitor und er zeigte ihr die einzelnen Gesichter.

Als Leon seine Videoshow beendet hatte sah er Fiona erwartungsvoll an. << Hast du jemand erkannt? >>

<< Einige Gesichter habe ich erkannt… nur… ich weiß wer fehlt… Es ist Michael mit seinen Kumpanen. >>

<< Kannst du sie beschreiben? Wir könnten Bilder anfertigen und sie suchen lassen. >>

<< Ich kann es versuchen… >>

Leon war positiv überrascht. Mit so vielen Informationen hatte er nicht gerechnet. Er meinte, dass jetzt erst mal Mittag wäre und sie sich in zwei Stunden in seinem Büro treffen würden um die Phantombilder zu erstellen.

Am Nachmittag war Fiona hundemüde. Sie hatten die Bilder erstellt und der Schlafmangel machte sich bemerkbar. Leon entließ sie und wünschte ihnen eine gute Nacht.

Fiona und Marc legten sich ins Bett und kuschelten sich aneinander. Rasch waren sie eingeschlafen und wachten erst am nächsten Morgen durch ein Klopfen an der Tür wieder auf.

Leon wollte sie zum Frühstück abholen.

<< Morgen Leon… wir sind noch nicht fertig… wir kommen nach. >> murmelte Marc verschlafen.

<< Ok, ich wollte euch nur Bescheid geben. Heute brauche ich euch nicht. Ihr habt frei. >>

<< Danke. >> nuschelte Marc und kuschelte sich an Fiona.

Marc und Fiona ließen das Frühstück ausfallen und genossen die Ruhe. Lea machte ihre Aussage und mittags aßen sie gemeinsam. Den restlichen Tag verbrachten die Vier in der Schwimmhalle, die für die Männer zum Trainieren vorhanden war. Sie hatten Spaß und waren glücklich.

Am nächsten Tag erklärte Leon ihnen wie er sich die nächsten Wochen vorstellte. Er hatte für beide Paare in unterschiedlichen Städten eine Wohnung besorgt. Auch um Arbeit für Marc und Fiona hatte er sich gekümmert. Marc konnte wieder auf einer Baustelle arbeiten und Fiona durfte in einem Restaurant in der Küche arbeiten.  Er hatte ihre alte Wohnung ausräumen lassen. Er erzählte auch, dass er alles getan hatte, um Spuren zu verwischen. Die Wohnung hat die Caritas ausgeräumt und ihre Möbelstücke wurden bereits in verschiedenen Transportern zu ihrer neuen Wohnung gebracht worden. Die Gegenstände aus dem gemieteten Haus hatte er auch abgeholt. Lea und Fiona mussten zum Friseur um sich eine neue Frisur plus Farbe zuzulegen. Anschließend fertigte Leon ihnen neue Ausweise an.

<< Wir müssen jetzt sehen, dass wir die fünf fehlenden Personen noch ausfindig machen. Solltet ihr irgendetwas Merkwürdiges in eurem Umfeld bemerken, dann ruft mich sofort an. Ansonsten melde ich mich, wenn wir sie haben. >>

Fiona starrte Leon an << Du hast echt an alles gedacht. Hoffentlich passiert nichts mehr. Ich hoffe, dass wir unsere Reise trotzdem erfolgreich abschließen werden. Hilfe war verboten… doch das sollte eine Ausnahmesituation gewesen sein. >>

Leon nickte ihr aufmunternd zu << Ich denke schon. Ihr schafft das. Habt ihr noch Fragen? >>

Jeder verneinte. << Ok, dann fliegen wir euch jetzt in die Nähe von eurem neuen Zuhause. Jannik und Lea, bitte teilt niemand eure Adresse mit. Jan weiß sie, aber er soll euch nicht besuchen. Fiona und Marc müssen eh alleine weitermachen, also brauch ich das nicht extra zu erwähnen. >>

Nach einer großen Verabschiedung von Leons Truppe setzten die Vier sich in die Helikopter. Als er abhob sahen die Vier in eine neue ungewisse Zukunft, mit der Hoffnung das Erlebte nicht noch einmal mitmachen zu müssen.

35. Kapitel

Fiona sah neugierig aus dem Fenster. Die Welt von oben zu sehen beeindruckte sie. Sie spürte auch nicht die Angst, die sie in großen Maschinen überkam. Der Pilot flog sicher und landete seinen Hubschrauber auf einer Wiese. Als sie unten waren, stiegen Marc und Fiona aus. Der Copilot reichte ihnen ihr Gepäck. Marc nahm alles an sich und anschließend liefen sie zu dem wartenden Taxi. Der Fahrer machte sich vom Landeplatz auf den Weg zu ihrer neuen Wohnung.

Das Taxi hielt an einer Straße in einem kleinen Stadtteil. Marc und Fiona stiegen aus und sahen sich die Gegend an. Es war keine typische Stadtgegend. Die Häuser waren kleiner und es gab viel Grünfläche. Nahe den Häusern fing der Wald an. Fiona freute sich auf Spaziergänge mit Marc. Sie liebte die Natur. Marc wollte den Fahrer bezahlen, doch dieser winkte ab. Er hatte sein Geld schon vor Fahrantritt bekommen. Er stieg in sein Taxi, winkte ihnen zum Abschied und fuhr davon.

Fiona nahm den Haustürschlüssel und steckte ihn ins Schloss. Sie öffnete die Tür und stand in einem Treppenhaus. Ihre Wohnung war im Dachgeschoss. Sie stiegen die Treppe hinauf. Außer ihnen wohnten noch 3 weitere Parteien im Haus, dies hatten sie an den Briefkästen gesehen, die im Eingangsbereich hingen. Oben angekommen schloss Fiona die Abschlusstür auf und sie betraten ihre neue Wohnung.

Marc stellte den Rucksack und die Tasche ab. Sie nahmen sich an der Hand und schauten sich die Wohnung an. Sie fanden ihre Möbelstücke aus der vorherigen Wohnung vor. Die Wohnung hatte eine komplette Küche und sie waren sogar um einen Esstisch mit zwei Stühlen reicher.

Fiona nahm ein  Glas und schenkte sich Wasser aus dem Wasserhahn ein. Während sie es leerte, schaute sie sich in der Küche um. Leon hatte Lebensmittel für sie besorgen lassen. Der Kühlschrank war gut bestückt und ihnen wurden sogar zwei Kisten Wasser hingestellt. Sie stellte das Glas in die Spüle und trat aus der Küche zu Marc. Er nahm ihre Hand und sie machten mit ihrer Wohnungsbesichtigung weiter.

Sie öffneten die nächste Tür und sahen das Bad. Es war einfach eingerichtet. WC, Dusche und Waschbecken. Das Bad war weiß gefliest und die Decke tapeziert. Eine grauschwarze Borde unterbrach die einheitliche Farbe.

Die nächste Tür musste das Schlafzimmer sein. Sie traten ein und entdeckten ihr Bett und ihre Kommode. Glücklich ließ sich Fiona auf ihr Bett fallen. Marc kam zu ihr und legte sich neben sie.

Marc nahm eine Hand und strich ihr über ihre Wange. Fiona legte den Kopf leicht schief und genoss die Zärtlichkeiten. Marc fuhr mit seiner Hand weiter, zum Zeichen ihrer Verbindung. Er staunte. So genau hatte er es im Spiegel nicht sehen können. Über dem Stab prangte ein richtig schöner Stern. Er machte den Eindruck, wie wenn er leuchten und funkeln würde. Auch schien ihr Zeichen gewachsen zu  sein. Der Stab war größer und länger. Die Ranke mächtiger und das Band länger. Auch das Rot des Bands war intensiver. Fasziniert fuhr Marc die Konturen nach.

<< Es ist wunderschön, auch wenn es sich verändert hat. >>  Marc gab ihr einen Kuss auf ihr Zeichen.

Fiona drehte sich zu Marc. Sie setzte sich auf und beugte sich über Marc, dann sah sie sich sein Zeichen genauer an. Auch sie bemerkte die Veränderungen und war genauso fasziniert. Beeindruckt fing sie an Marc zu küssen. Schwer atmend lösten sie sich voneinander, standen auf und begaben sich ins Wohnzimmer.

Sie waren in ihrem neuen Zuhause angekommen. Sie hatten wieder ihre eigenen vier Wände und konnten einem geregelten Leben nachgehen. Auf ihrer Kiste lag ein Umschlag. Sie öffneten ihn und lasen sich die Zettel durch.

Auf einem waren die Adressen ihrer Arbeitsstätten auf einem anderen standen diverse Nummern. Sie mussten beide am ersten des nächsten Monats anfangen. Fiona rechnete nach und freute sich. Sie hatten noch eine Woche, die sie gemeinsam verbringen konnten.

In dieser Woche erkundeten sie die Umgebung, schlossen Bekanntschaften mit Nachbarn und fanden einige Einkaufsmöglichkeiten. Sie verbrachten einige Stunden im angrenzenden Wald. Auf einer Lichtung fanden sie einen kleinen See. Sie verbrachten viele Stunden dort und deklarierten diesen Platz zu ihrem Lieblingsort. Sie suchten anhand den Adressen ihre Arbeitsstellen und waren froh, dass sie kurze Wege hatten. Die Strecken konnten sich beide einfach merken.  

Fiona fühlte sich jeden Tag wohler. Ihre Striemen und blaue Flecken färbten sich erst grün, dann gelb und verblassten. Marc gefiel auch, wie sich Fiona entwickelte. Die Entführung hatte sie besser verarbeitet, wie die versuchte Vergewaltigung.

An ihrem letzten freien Abend saßen sie gemeinsam auf ihrem Sofa, das aus ihren alten Matratzen bestand, und kuschelten. Sie unterhielten sich viel über die Vergangenheit. Fiona konnte sich bis heute nicht die Gründe erklären, warum Horst sie gefangen hielt. Auch konnten sie bisher das Rätsel nicht lösen, warum Horst über sie Bescheid wusste. Sie hofften auf den Anruf von Leon, dass sie die Fehlenden geschnappt haben. Leider blieb ihr Handy still.

Fiona schmiegte sich an Marc, fing an ihn zu küssen und zärtlich zu streicheln. Ihr letztes Mal war lange her und beide fühlten das aufsteigende Verlangen. Ihre Küsse wurden intensiver.

Marcs Hände blieben nicht untätig. Er zog Fionas Shirt höher und drückte sie sanft auf die Matratzen. Er küsste und streichelte jede Stelle, die er freilegte. Bald war das Shirt oben und er zog es ihr über den Kopf. Er streichelte von ihrem Hals zu den Schultern und anschließend fuhr er die Konturen des BHs nach.

Fiona drehte sich leicht zur Seite und Marc konnte ihn öffnen. Vorsichtig strich er ihr die Träger über die Arme und als er ihn ihr ausgezogen hatte warf er den BH achtlos auf den Boden. Er küsste ihre Brustwarzen, liebkoste sie mit der Zunge.

Fiona wurde immer erregter und begann nun ihrerseits Marc zu verwöhnen. Sie setzte sich auf und küsste jeden Zentimeter, den sie bei Marc freilegte. Sie führten ihr zärtliches Spiel fort, bis sie nackt waren.  

Marc strich ihr über ihre Spalte, mit seinen Fingern massierte er sie, nahm ihren Kitzler zwischen die Fingerspitzen und trieb Fiona mit seinen Bewegungen immer näher an den Rand des Wahnsinns. Sie wand sich unter ihm, keuchte und stöhnte. Kurz bevor sie kam, ließ er sie los und Fiona konnte ihrerseits wieder aktiver werden.

Sie beugte sich über Marc, nahm seine pralle Männlichkeit und fing an ihn mit ihrer Hand rhythmisch zu bearbeiten. Sie verteilte den ersten Tropfen und anschließend verwöhnte sie ihn mit der Zunge. Marc wurde immer unruhiger, sie merkte wie er sich bemühte um nicht zu kommen. Fiona ließ von ihm ab, wanderte nach oben und verwickelte ihn wieder in einen Kuss.

Marc drehte sie auf den Rücken und legte sich über sie. Sanft stieß er in sie hinein.  Fiona stöhnte vor Entzücken auf und bog sich ihm entgegen. Er bewegte sich einige Male in ihr, merkte, wie sich ihre Muskeln zusammenzogen und konnte sich selbst auch nicht mehr zurückhalten. Er stieß heftiger zu und beide kamen gleichzeitig mit einem gewaltigen Stöhnen. Zitternd blieben sie liegen. So intensiv hatten sie es bisher nicht erlebt.

Keiner der Beiden bemerkte, wie das Band auf ihren Zeichen während der Welle der Ekstase anfing zu glühen, immer heller wurde und mit dem Abklingen ihrer Orgasmen erlosch.

Überwältigt streichelten und küssten sie sich noch einige Minuten.

<< Ich liebe dich. >> murmelte Fiona. Marc gab ihr einige Küsse auf Nase, Wange, Kinn und Augenbrauen. << Ich dich auch mein Engel. >>

Die nächsten Tage verbrachten Marc und Fiona mit arbeiten. Sie lernten ihre Kollegen kennen und lebten sich gut in die Betriebe ein.

Marc verdiente mehr Geld auf der Baustelle, als bei seinem vorherigen Job. Sein Chef war zufrieden mit ihm und er bekam auch bessere Aufgaben. Marc freundete sich mit seinem Chef an und bald waren sie beim Du angekommen.  

Fiona gefiel die Arbeit in der Küche. Sie wurde als Springer eingeteilt und packte überall mit an, wo Hilfe benötigt wurde. Sie freute sich, dass sie sich nicht mehr vor fremden Menschen ausziehen musste. Der Besitzer des Restaurants lobte ihre Arbeit und stellte ihr eine bessere Position nach der Probezeit in Aussicht.

Sie schloss Freundschaft mit ihrer Kollegin Alex. Diese war genauso alt wie sie und sie hatten beide eine ähnliche Einstellung über ihr Leben. Sie führten in den Pausen ausgiebige Gespräche und planten eine kleine Grillparty zum Wochenende. Sie luden noch weitere Arbeitskollegen ein. Jeder bot sich an seinen Anteil beizutragen.

Alex versprach Salate zu machen. Fiona wollte das Fleisch besorgen und Julia wollte die Getränke besorgen.

Abends erzählte Fiona Marc von der Grillparty. Er war begeistert und versprach am nächsten Tag noch einige Kollegen zu fragen ob sie kommen wollten.

Auf der Baustelle fragte er seinen Chef und Marvin ob sie kommen wollten. Beide waren begeistert und sagten sofort zu. Marvin war der Meinung, dass sie unbedingt Bier bräuchten und bot an eine Kiste mitzubringen.

<< Was soll ich mitbringen? >> fragte er.

<< Hm… ich würde sagen Brot oder Brötchen… irgendsowas. Das haben wir noch nicht. >>

Die Grillparty am Samstagabend war ein voller Erfolg. Alle verstanden sich gut und sie feierten ausgelassen.

Spät in der Nacht halfen die Gäste den Gastgebern, die Spuren der Party zu beseitigen. Anschließend machten sich die Kollegen entspannt auf den Heimweg.

Marc und Fiona sahen ihnen nach bis sie um die Ecke waren.

<< Es war schön heute. >> murmelte Fiona.

<< Ja, wirklich. >> bestätigte ihr Marc.

<< Wollen wir noch eine Kleinigkeit trinken oder ins Bett? >>

Fiona grinste << wenn du mich so fragst… beides. >>

<< Wie soll ich das verstehen? >> fragte Marc verdutzt.

<< Wir nehmen uns etwas zu trinken mit ins Bett… wer weiß wozu wir es brauchen. >> sagte Fiona mit einem Schmunzeln.

Sie nahmen sich eine angebrochene Flasche Sekt mit ins Schlafzimmer und leerten diese im Laufe der Nacht in jeder möglichen Variante.

Am Sonntag blieben sie lange in ihrem Bett liegen. Es war gemütlich und keiner hatte das Bedürfnis aufzustehen. Am Montag fing die Woche an und beide mussten wieder früh aufstehen.

Die Aufgabenverteilung der Beiden spielte sich mit den nächsten Tagen ein. Wenn Fiona arbeiten musste, war Marc für die Einkäufe zuständig oder musste Putzdienst machen. Wenn Fiona frei hatte übernahm sie die Aufgaben. Beide waren zufrieden mit ihrem Leben.

Abend lagen sie lange auf ihrem provisorischen Sofa oder liebten sich stundenlang in ihrem Bett. Ihr Leben hatte einen Rhythmus und nichts und niemand konnte ihn stören.

Leon hatte sich zwischenzeitlich gemeldet, aber sie hatten keine Spur von Michael oder seinen Anhängern. Er sagte auch, dass er Wachen in der Stadt stationiert hatte um sofort handeln zu können, falls sie in der Nähe erscheinen sollten.

Fiona und Marc hofften darauf, dass sie keiner finden würde oder die Wachen rechtzeitig handeln würden.

Die nächsten Wochen verliefen ohne Zwischenfälle. Ihnen kamen leise Zweifel, was für eine Aufgabe sie hatten. Bis jetzt hatten sie nichts Außergewöhnliches getan. Mittlerweile waren sie fünf Monate unterwegs. Sie wurden unruhiger, je mehr Tage vergingen. Beide spürten, dass sie noch eine große Aufgabe zu bewältigen hatten, nur welche? Sie waren sich sicher, dass die Ruhe, die im Moment über ihnen schwebte nicht von langer Dauer sein würde.

36. Kapitel

Während sich das Leben von Marc und Fiona einspielte änderte sich für Horst einiges.

Nach seiner Gefangennahme wurde er auf der Krankenstation mit Medikamenten ruhiggestellt. Ihm wurden in einer Operation die Kugeln entfernt und er musste so lange liegen bleiben, bis sich seine Wunden schlossen.

Als es so weit war, dass er ohne Risiko transportiert werden konnte wurde er gefesselt und mit einem Flugzeug zum König gebracht. Dort brachte man ihn in einen dunklen Kellerraum. Er wurde an ein Bett gefesselt um ihm keine Möglichkeiten zur Flucht zu geben.

Leon hatte einige Männer für die Bewachung von Horst abgestellt. Diarmait befand sich gerade auf einer Reise durch sein Land als er den Anruf bekam, dass der Gefangene eingetroffen sei.

Er brach seine Reise ab und kehrte zum Schloss zurück. Seine Rückreise nahm drei Tage in Anspruch.

Im Schloss angekommen begab er sich zu Leons Männer. Diese erzählten ihm was sie wussten. Diarmait konnte nicht verstehen, wie er von ihrer Rasse erfahren haben sollte. Er beschloss der Sache auf den Grund zu gehen.

Er betrat mit Leons Wachen den Raum, in dem Horst gefangen war.

<< Guten Tag, ich bin König Diarmait. Ich habe gehört, dass du einige von uns gefoltert hast. Kannst du mir die Gründe nennen? >>

<< Weißt du was? Wer du bist interessiert mich nicht! Ihr gehört alle ausgerottet! Ihr seid nur ein verlogenes Volk. Wahre Liebe… so ein Mist. >> spie er ihm entgegen.

Diarmait ließ sich von seiner Art nicht abschrecken. << Wenn du meinst. Ich werde jeden Tag kommen und wenn du hier raus willst, dann solltest du reden. >> Der König wand sich ab und verließ die Zelle.

Er besuchte Horst jeden Tag, doch Horst wollte nicht reden.

Diarmait saß eines Abends mit Dubhan zusammen in seinem Saal.

<< Ich weiß echt nicht was ich mit dem machen soll. Er schweigt wie ein Grab. >>

<< Hm… wie wäre es, ihn zu foltern? >>

<< Ach Dubhan, du weißt genau, dass ich davon nichts mehr halte seit…. >>

<< Ja ich weiß. Ich hätte noch eine Möglichkeit ihn zum Reden zu bringen, aber das braucht Zeit. >>

Interessiert sah Diarmait seinen Freund an << Welche Möglichkeit? >>

<< Ich hatte vor einigen Jahren einen Versuch gestartet ein Wahrheitsserum zu kreieren. Ich bin nicht fertig geworden, aber wenn du meinst, dass ich es versuchen soll gehe ich in mein Labor und versuche es fertigzustellen. >>

<< Das wäre eine Möglichkeit. Wie schnell würde es wirken? >>

<< Ich habe bisher keine Erfahrung. Wir müssen es erst haben, dann kann ich es ihm verabreichen. >> meinte Dubhan.

<< Ja ich würde sagen, wir probieren es. Sagst du mir Bescheid, wenn du es fertig hast? >>

<< Ja gerne, ich gehe auch gleich an die Arbeit. >> Dubhan stand auf und verließ den Saal.

Diarmait blieb zurück. Wenn er das mit dem Serum hinbekam, dann war das ein großer Fortschritt. Es würde bei künftigen Verstößen gegen die Gesetzte viel leichter werden den Schuldigen zu finden. Zufrieden stand er auf um seinen täglichen Gang in den Keller zu machen.

Er öffnete wie jeden Tag die Tür zur Zelle. Horst lag nach wie vor auf dem Bett und wollte nicht reden. Diarmait ließ ihn wieder alleine und verschloss die Tür.

Diarmait erkundigte sich, ob der Gefangene auch genug zu essen bekam. Die Wachen bejahten. Er würde alles was man ihm bot verschlingen.

Einige Tage später kam Dubhan wieder zu seinem Freund. Diarmait begrüßte ihn freundlich.

<< Ich habe das Serum fertig. Ich denke wenn wir ihm täglich zehn Tropfen geben, dann spricht er bald. >>

Diarmait nickte, nahm die Tropfen an sich und verschwand in der Küche. Er wies sein Personal an, dem Gefangenen die Tropfen in sein Essen zu mischen. Auf Rückfragen was es sei antwortete er nur << Vitamine. >>

Das Personal war beruhigt und verabreichte ihm die Tropfen.

Diarmait lief jeden Tag in die Zelle << Hast du heute Lust zu reden? >>

Horst sagte nichts. Nach weiteren zwei Tagen bekam Diarmait endlich eine Antwort.

<< Was willst du wissen? >> murrte Horst.

<< Ich will wissen, wie du von uns erfahren hast und warum du meine Leute gequält hast. >>

Horst lächelte << Ach Opa, das könnte länger dauern. Kannst du so lange stehen? >>

Diarmait zog sich einen Stuhl ans Bett und wartete darauf, dass Horst anfing zu erzählen.

<< Also es ist so… Ich bin schon einige Jahre dabei neue Sklaven für die Bordelle zu besorgen. Willige Sklaven, die sich von nichts beeindrucken lassen und alles hinnehmen. Sie sind die Goldstücke für einen Club. Nicht jeder kann so etwas bieten. Ich bin der Beste und jeder Besitzer reißt sich um meine Nutten. Die Ausbildung ist nicht billig, aber ich bekomme jeden Preis. >> rühmte er sich für seine Arbeit. << Die Weiber genießen es doch, wenn man sie mal so richtig rannimmt und mein Spaß bleibt auch nicht auf der Strecke. Die Schreie, die von ihnen kommen, man… ich genieße es. Wenn sie nicht hören kann ich sie bestrafen. Dabei geht mir fast immer einer ab, wenn das Leder auf die Haut prallt und sich die Striemen abzeichnen. >>

Diarmait war geschockt von Horsts Erzählungen, ließ es sich nicht anmerken. Eigentlich interessierte ihn nicht ob die Frauen es genossen oder schrien. Leider hatte er keine Ahnung ob er ihn unterbrechen konnte ohne die Wirkung zu zerstören. Diarmait biss die Zähne zusammen und hörte sich seine Schilderungen an.

<< Aber bevor ich abschweife… ich erzähle dir mal von meiner Arbeit… Heiße Frauen habe ich immer gesucht. Ich war immer mit ein paar Zuhältern unterwegs. Wenn sie eine gefunden hatten, die ihnen gefiel, dann nahm ich sie unter meine Fittiche. Ich bekomme für die Ausbildung einer Sklavin viel Geld. Zuerst nehme ich sie mir richtig vor und wenn sie sich wehrt wird sie bestraft. Dieses Spiel läuft so lange, bis sie freiwillig das tut was ich verlange. Je williger die Sklavin ist umso mehr Geld bekomme ich.

Weißt du, die Frauen sind doch zu nichts zu gebrauchen. Sie taugen doch nur zum Frustabbau. Einige sind noch der Meinung, dass sie keinen Sex wollen. Sie wollen auf den Richtigen warten… >> Horst brach ab und grinste breit << also auf mich. >> setzte er überzeugt hinter.

<< Eine Jungfrau ist das Beste was einem passieren kann. Es ist so geil, wenn sie schreien. Die Männer stehen drauf und wenn sie wissen, dass ich der Erste war, dann sind sie alle zufrieden. Keine verdorbene Ware.

Irgendwann hatte sich ein Zuhälter wieder ein heißes Weib rausgesucht. Ich nahm sie mit und wollte sie so richtig nehmen. Es ging nicht. Sobald ich mich in ihr versenken wollte war es wie eine Barriere, ich kam nicht rein. Ich bestrafte sie. Versuchte es immer wieder, doch es klappte nicht. Ich habe einen Kollegen um Hilfe gerufen. Er hatte es auch versucht und nicht geschafft. Von da an wusste ich, dass mit dem Weib was nicht stimmte.

Ich verabreichte ihr täglich Streicheleinheiten. Sie war mehr tot als lebendig. Irgendwann kam der Tag, an dem sie es nicht mehr aushielt und mich bat sie zu nehmen. Ab da war sie eine tolle Sklavin. Ich hatte sie endlich so weit. Alles was ich forderte machte sie. Für sie bekam ich den höchsten Preis aller Zeiten.

Zur gleichen Zeit veränderte sich meine Schwester. Sie lernte einen jungen Mann kennen und verliebte sich in ihn. Da wir uns immer gut verstanden erzählte sie mir, dass ihr Mann kein normaler Mensch sei und sie auch bald keiner mehr sein würde. Ich hörte mir ihre Erzählung an und wurde … wie soll man es nennen… neidisch? Sie hatte die Chance auf ein ewiges Leben. Ich hätte es auch gerne.

Ich bildete weiterhin die Nutten aus. Wurde mit jeder besser. Aus Neid auf meine Schwester begann ich nach Euresgleichen zu suchen. Ich wollte auch eine Gefährtin haben, aber nur wegen der Unsterblichkeit. Sie sollte meine eigene Sklavin sein. Ein wertloses Stück, das tut was ich will. Mich kennt jeder Zuhälter auf der Welt. Wenn einer von ihnen Probleme hatte, lieferten sie mir die Weiber. Auch die, die sich nicht von ihnen nehmen ließen. Ich wusste gleich, dass es eine von euch war. Mit jeder hoffte ich auf die Gefährtin, doch leider waren es bis jetzt nur Nieten. Alle brachte ich dazu, dass sie sich mir hingaben.

Langsam schenkte ich dem Gefährten-Scheiß keinen Glauben mehr. Ich wollte nichts mehr wie die Unsterblichkeit. Also hatte ich einen Plan. Ich suchte alle Weiber von euch. Wenn sie nicht meine Gefährtin war, dann brach ich sie. Ich weiß, dass die Seele verschwindet, wenn sie sich freiwillig einem Mann hingeben. Das war mein Ziel, euch auszurotten, wenn ich es schon nicht schaffte unsterblich zu werden. Liebe und den ganzen Kram. >> Horst spuckte verächtlich neben sich << das gibt’s doch gar nicht. Alles nur ein verlogener Scheiß. Mein Freund und ich suchen nach der Passenden, aber auch er hat keinen Erfolg. Wie soll man denn da noch dran glauben? >>

Diarmait konnte sich nicht mehr halten. << Du hast das alles gemacht, weil deine Schwester eine geborene Gefährtin war und du nicht? >>

<< Ja… stell dir mal vor, wenn ich unsterblich bin mache ich eine Schule auf. Ich bilde neue Ausbilder aus. Das Geld was ich da verdienen kann… >> Horst schaute verträumt in die Luft << ich hätte ein sorgloses Leben und meine Macht wäre grenzenlos. >>

Diarmait konnte nicht glauben was er hörte. Horst hatte alles getan, weil er unsterblich werden will. Sein Verhalten konnte er nicht nachvollziehen. Auch dass Fiona und Lea als willige Sklavinnen enden sollten. Er war froh, dass es so weit nicht kam, denn er hatte Fiona während ihres Aufenthalts ins Herz geschlossen.

<< Wie viele wissen von uns. >> wollt Diarmait Gewissheit.

<< Nur Michael und ich. Die anderen sind unwissend. Stell dir mal vor es würden noch mehr ihre Gefährtin suchen >> Horst lachte laut auf << die Welt würde nur noch aus Sklavinnen bestehen, was auch seinen Reiz hätte. Jederzeit und überall Druck abbauen. Die Vorstellung ist verlockend. Und ich wäre der Chef von allem. >>

<< Wo ist Michael jetzt? >>

<< Keine Ahnung wo sich der Mistkerl rumtreibt. Der macht sich doch vom Acker wenn es ihm zu heiß wird. >> verachtend spuckte Horst. << Der ist so ein Jammerlappen. >>

Diarmait hatte erfahren was er wollte. Er konnte die Gründe fast nicht glauben. Fassungslos stand er auf

<< Ich glaube wir beenden das hier. Dass du nicht rauskommst wird dir hoffentlich klar sein. Wenn du laufen kannst bekommst du eine andere Zelle. >> Diarmait drehte sich um und verließ den Raum. Er brauchte Zeit um das Gehörte zu verarbeiten.

Er wanderte in seinen Saal und wartete auf Dubhan. Er gab ihm eine Zusammenfassung von dem Gespräch. Der Arzt war genauso fassungslos. Sie entschieden Leon anzurufen und ihm zu sagen, was sie in Erfahrung bringen konnten. Sie informierten Leon, dass sie ihm von den Tropfen schicken würden. Er sollte die ganzen Gefangenen testen. Wenn einer über sie Bescheid wusste, sollte er ins Schloss gebracht werden. Diarmait wollte sichergehen, dass Horst die Wahrheit gesprochen hatte. Er erzählte Leon auch von Michael. Dieser sei genauso auf der Suche wie Horst. Leon sollte alles in seiner Macht stehende versuchen, ihn zu fangen.

Der Arzt und der König saßen noch einige Zeit zusammen und unterhielten sich. Dubhan wurde immer wütender.

<< Ich wäre dafür ihn in den Kerker zu stecken und täglich zu Foltern. Das was er den unschuldigen Frauen angetan hat. Die haben doch kein Leben mehr. Ich wäre dafür, dass er die gleichen Leiden wie die Frauen ertragen muss. >> erklärte er aufgebracht.

<< Dubhan, beruhige dich. Es bringt nichts. Du weißt, dass du durch Gewalt nicht alles ungeschehen machen kannst… >> Diarmait blickte verstört zu Boden << auch ich habe Fehler gemacht, die ich nicht mehr rückgängig machen kann. >>

Dubhan wusste, wie sehr es seinen Freund belastete was er getan hatte. Er entschied sich bewusst, das Thema nicht mehr anzusprechen. Der Tot seiner Tochter war für ihn das schlimmste Erlebnis in seinem Leben.

Diarmait stand auf und sah aus dem Fenster. Er war in seinen Gedanken versunken. Es ließ ihm keine Ruhe. Er brauchte Gewissheit, wie viele Horst auf seinem Gewissen hat. Der König begab sich in den Raum der Paramanneskjaner. In diesem Raum entstand genauso wie in dem Raum der Gefährten mit jeder Geburt eines Paramanneskjaners ein Stein. Der Stein leuchtete so lange, bis der Seelenträger starb, anschließend zerfiel er zu Staub. Sollte ein Paramanneskjaner seine Seele verlieren, wurde der Stein schwarz. Er entfernte die schwarzen Kristalle aus der Wand. Die Seelen waren hoffnungslos verloren und mussten warten, bis neue Wesen geboren wurden. Am Ende kam er auf sechs Stück. Traurig legte er die Kristalle in ein Regal. Er hoffte, dass seiner Rasse kein weiteres Leid mehr zugefügt werden würde.

Er ging nach oben in seine Bibliothek. Er suchte in seinen Büchern nach Zaubersprüchen. Er beschloss in seiner Amtszeit noch einen Zauber über die Welt zu legen. Die Paramanneskjaner sollten geschützt werden. Diarmait war eine ganze Nacht mit seinen Büchern beschäftigt. Er studierte Zauberspruch um Zauberspruch.  Nach einigen Büchern war er sich sicher, dass er einen gelungen Zauberspruch erstellt hatte.

Er verließ die Bibliothek und lief über den Schlosshof zu einem der Türme. Diarmait öffnete die Tür und stieg die Treppen hinauf. Er setzte sich in der Mitte auf den Boden, um sich einige Minuten zu sammeln. Für seinen Zauberspruch benötigte er die volle Konzentration. Sein Zauber sollte einen Schutz über die ganze Weltbevölkerung legen.  Er stand auf und fing an seinen Zauberspruch aufzusagen. Nachdem er fertig war hoffte er, dass er Erfolg hatte. Mit seinem Zauber sollten in den Familien Neid und Missgunst nicht vorkommen. Die Familie sollte sich für ihr Mitglied freuen, wenn es als Gefährte geboren war und keinem Außenstehenden erzählen können, dass es sie gab.

Diarmait schritt langsam die Treppen hinunter zurück in den Saal. Der Zauber hatte ihn viel Kraft und Magie gekostet. Er lief langsam zu seinem Sessel und setzte sich hinein. Vor Erschöpfung schlief er ein.

37. Kapitel

Die Suche nach Michael gestaltete sich schwieriger als gedacht. Leon erstellte Pläne und sandte seine Männer aus um jede Spur aufzunehmen, die sie finden konnten. Er wusste, er konnte sich auf seine Truppe verlassen. Für diese Mission hatte er nur die Besten ausgewählt. Er wurde unruhig, nachdem er nach mehreren Tagen immer noch nichts hörte.

Michael schien wie vom Erdboden verschluckt. An einem Tag wurde er im Norden gesehen. Leon schickte seine Männer an den angegebenen Ort. Als sie ankamen war Michael verschwunden. Keine Spur deutete darauf hin, wo er sich versteckt haben könnte. Einige Wochen später berichtete ein Informant, dass er ihn im Süden gesehen hatte. Nachdem die Männer ankamen, war er wieder verschwunden. Die Verfolgung ging durchs ganze Land, doch sie hatten keinen Erfolg. Es war ein auswegloses Katz- und Mausspiel.

Während Leons Männer quer durchs Land reisten, beschäftigte sich Leon mit den Gefangenen. Leon war frustriert. Er hielt die Männer schon vier Monate gefangen und Erfolg hatte er bisher nicht.  

Er hoffte, bald von den Männern etwas zu erfahren. Ihnen wurden schon seit drei Tagen die Tropfen verabreicht. Bisher hatten sie nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Er gab die Hoffnung auf ein baldiges Einsetzen der Wirkung nicht auf. Wenn er ein paar von ihnen freilassen könnte, hätte er Chancen, dass sie ihn zu Michael führten.

Leon war gerade mit seinem Training beschäftigt. Er war vorher eine Stunde schwimmen und absolvierte gerade sein Gerätetraining. Er nutzte jede freie Minute um fit zu bleiben. Plötzlich konnte er sein Handy klingeln hören.

Als er abnahm sprach sein Kollege auf der anderen Seite mit aufgeregter Stimme in den Hörer.

<< Komm sofort her, ich glaube die sind so weit. >> sprach er aufgewühlt in den Hörer.

Leon nahm sein Handtuch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Erschöpft durch das harte Training ließ er sich auf eine Bank sinken. Sein Atem hatte sich noch nicht beruhigt, dementsprechend keuchte er ins Telefon << Ich komme, aber gib mir noch ein paar Minuten. Ich muss erst noch duschen. >>

Leon dehnte noch seine beanspruchten Muskeln, sammelte anschließend seine Sachen zusammen und verließ die Trainingshalle. Er ging in die Umkleide, holte sich sein Handtuch und verschwand in der Dusche.

Das warme Wasser tat seinen durch das Training beanspruchten Muskeln gut. Er genoss die Wärme und gönnte sich einige Minuten zum Nachdenken. Seine Gedanken schweiften zu den Gefangenen, er hoffte von ihnen eine Auskunft über den Verbleib von Michael zu erhalten. Genauso wollte er Diarmaits Wunsch entsprechend in Erfahrung bringen, wer von ihnen über sie Bescheid wusste.

Langsam verließ er die Dusche und trocknete sich ab. Danach zog er sich frische Kleidung an und schmiss seine verschmutzten Sachen in die Wäsche. Er nahm seine Flasche mit, trank sie auf dem Weg zu seinem Büro aus und stellte sie in die Küche zum Spülen.

In seinem Büro wurde er schon ungeduldig erwartet. Sein Kollege saß auf einem Stuhl und wippte nervös mit dem Fuß. Erleichtert sah er auf als Leon den Raum betrat.

<< Endlich… >> wurde er von seinem Kollegen begrüßt.

Leon lächelte << Du kannst es wohl nicht erwarten? >>

Sein Kollege verneinte und die Männer liefen gemeinsam in den Gefangenentrakt um die Befragungen zu starten.

Leon ließ einen nach dem anderen zu sich bringen. Sein Kollege stand an der Wand und beobachtete die Befragungen. Bisher hatte keiner der Gefangenen eine Auskunft über Michael oder über ihre Rasse geben können. Leon war sich sicher, dass sie nichts wussten.

Als er mit seiner Befragung durch war, berief er eine Sitzung ein, um über die Freilassung der Gefangenen zu sprechen.

Leon war der Meinung, um eine bessere Kontrolle zu haben, sollten alle Männer mit einem Microchip versehen werden. Die Idee fand volle Zustimmung, so konnten sie sehen wer sich wo aufhielt und vielleicht bessere Möglichkeiten finden um an Michael zu kommen. Irgendwann mussten sie sich treffen, dessen waren sich die Männer sicher.

Im nächsten Schritt wurden die Möglichkeiten besprochen, wie sie die Gefangenen unbemerkt mit den Sendern ausrüsten konnten.

Am Ende entschieden sie sich dafür, dass sie ihnen ein Schlafpulver in ihr Abendessen mischten. Die Gefangenen waren alle einzeln untergebracht und hatten keine Möglichkeit sich mit den anderen zu unterhalten oder sie durch die Türen zu sehen. So würde es nicht auffallen, wenn sie alle abends schlafen würden.

Leon ließ den Bestand prüfen. Sie hatten gerade noch genug um die Männer mit ihnen auszurüsten.

In der Küche wurde das Abendessen für die Gefangenen bereitgestellt. Leon holte es ab, seine Männer mischten überall eine Portion des Schlafmittels unter und servierten es ihnen.

Die Gefangenen aßen wie jeden Abend ihre Mahlzeit. Währenddessen wurden in den Räumen des Quartiers wurde alles vorbereitet. Nachdem die Männer eingeschlafen waren, wurden ihnen die Sender mit einer Spritze eingesetzt. Sie achteten darauf, die Männer an unterschiedlichen Stellen zu stechen, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen.

Als sie ihre Arbeit erledigt hatten, setzte sich Leon in sein Büro und rief Diarmait an. Er teilte ihm das Ergebnis der Befragung mit und erklärte ihm, dass sie Gefangenen alle mit einem Chip ausgestattet werden um sie zu finden. Die Chips könnten nach Ende der Aktion mit einem Computerprogramm über Satelit zerstört werden.

Diarmait war beruhigt und gab Leon freie Hand. Er machte ihm die Auflage Michael lebend zu ihm zu bringen, sofern er ihn mit seinen Männern ergreifen konnte.

Leon kontrollierte, ob auch alle Gefangenen richtig schliefen und anschließend bekam jeder von ihnen einen Chip eingesetzt.

Jetzt hieß es warten, bis sie alle am nächsten Morgen nacheinander in die Freiheit entlassen werden konnten.

Leon und seine Truppe überwachten die Männer auf Schritt und Tritt, doch keiner von ihnen traf sich mit Michael.

Leon war am verzweifeln… vier Monate und keinen Erfolg. Er hatte bisher alle Missionen schnell und erfolgreich abschließen können. Warum es ihm hier nicht gelang?

38. Kapitel

Fiona stand wie jeden Tag in der Küche und arbeitete. Heute war wieder eine Gesellschaft und sie freute sich darauf, später mit den anderen die Reste essen zu können. Der Koch bereitete so viel Essen zu, dass für die Angestellten genug übrig blieb.

Leider hatte das gute Essen nicht nur positive Seiten. Fiona merkte, wie ihre Kleidung enger wurde. Frustriert kuschelte sie sich eines Abends an Marc. Er merkte, dass sie etwas bedrückte.

Er legte einen Arm um sie und versuchte sie zu trösten. Vorsichtig begann er mit ihr ein Gespräch.

<< Sag mal, was ist mit dir los? Seit einigen Tagen bist du nicht gut gelaunt. Was bedrückt dich? >>

Fiona schüttelte abwehrend den Kopf. << Frauenprobleme >> nuschelte sie in den nicht vorhandenen Bart.

<< Warum, sind deine Schuhe kaputt? >> wollte Marc amüsiert wissen.

<< Nein… ach Mensch… ich glaube ich sollte wieder tanzen… >> murmelte sie.

Marc sah sie verwundert an. Was war mit ihr los? Er wollte wissen, was sie bedrückte, doch er hatte keine Ahnung wie er es anstellen sollte, sie zum Reden zu bringen. Leichte Frustration machte sich bei ihm breit. Er kommentierte seine Gedanken mit einem Schnauben.

Fiona sah ihn erstaunt an. << Was hast du denn? Solche Geräusche kenne ich von dir nicht. >> bemerkte sie verwundert.

<< Ach… ich weiß auch nicht… ich mache mir Gedanken um dich. >>

<< Warum das? >>

<< Du bist seit ein paar Tagen irgendwie komisch. Hab ich was angestellt, was dich verärgert hat? >>

<< Mann, Marc, nein. Ich bin nur ein bisschen genervt. Ich esse immer im Restaurant. So langsam schlägt es auf die Hüfte… bist du jetzt zufrieden? >> entfuhr es ihr leicht verärgert.

Marc musste kichern << du hast schlechte Laune, weil du zugenommen hast? Wo denn, am linken Ohrläppchen? >> versuchte er zu scherzen.

Fiona wurde wütend und stand auf. << Sag mal, bist du blind? Meine Hosen kneifen und die Shirts werden auch enger. Ich muss dringend eine Diät machen, sonst kannst du mich rollen, bis wir nach Hause gehen. >>

Sie wollte sich abwenden um aus dem Wohnzimmer zu verschwinden, doch Marc war schneller und hielt sie fest. << Fiona, egal wie du aussiehst, ich werde dich immer lieben. Wenn du neue Kleidung brauchst, dann kaufen wir welche. Dadurch, dass du im Restaurant isst und ich nicht viel Geld brauche, haben wir noch einiges auf dem Konto. Dann nehmen wir das und kaufen dir neue Anziehsachen. >>

Sie riss sich von Marc los << Du willst es nicht verstehen, oder? Mir gefällt es nicht. Ich habe seit Jahren die gleiche Größe und jetzt… schau mich doch mal an. >> demonstrativ zog sie ihr Shirt hoch und zeigte ihm den kneifenden Hosenbund. << Das ist jetzt nach etwas über vier Monaten passiert. Wer weiß wie lange wir noch hier wohnen bleiben? Stell dir mal vor, wir müssen noch zwei Jahre hier bleiben? Ich sehe dann aus wie eine Tonne. >>

<< Ok… ok… >> lenkte Marc ein << ich kann ja verstehen, wenn es dich stört. Wenn du willst, dann fangen wir an zu Joggen. >>

<< Hm… ob das hilft? Ich habe keine Kondition… ich glaube ich mache ne Diät, dann geht’s auch. >>

Marc fielen keine Argumente mehr ein. Er wollte die Diskussion beenden. << Ok, dann mach du eine Diät und bis du die Kilos unten hast, bekommst du trotzdem ein paar neue Teile. Ich will nicht, dass du nackig durch die Gegend läufst… zu Hause hätte ich nichts dagegen. >> lüstern grinste er sie an.

Fiona musste über seinen Kommentar lächeln. Sie fand es bewegend, wie sich Marc um sie bemühte. Überwältigt von der Liebe mit der er sie betrachtete setzte sie sich auf seinen Schoß und küsste ihn liebevoll. Marc genoss es und eine Weile später lagen sie nackt und eng umschlungen auf dem Sofa.

Am nächsten Tag hatten beide frei. Sie frühstückten ausgiebig, machten sie sich anschließend fertig und liefen in das nahegelegene Einkaufszentrum. Gemütlich schlenderten sie durch die Geschäfte. Fiona nahm einige Teile, probierte sie an und hängte sie wieder weg. Alles was sie anprobierte gefiel ihr nicht.

<< Hier gibt’s nichts Gescheites… alles sieht aus wie ein Sack! Ich geh gleich in die Umstandsabteilung, vielleicht find ich da was. >> ließ sie ihrem Unmut freien Lauf.

Marc sah sie geschockt an und näherte sich ihr. << Wie… was… wieso…? >>

<< Schau doch mal die Frauen mit den Bäuchen, die sehen immer gut gekleidet aus, nichts wirkt wie ein Sack. Ich sollte da mal nachsehen ob ich was finde. Wenn ich noch länger arbeite habe ich einen Bauch, dann passt es. >>

<< Mach dich nicht verrückt, wenn du heute nichts findest. Ich würde vorschlagen, wir kaufen für zu Hause eine Jogginghose und für die Arbeit suchst du dir auch noch eine aus wo passt. Wir könnten nächste Woche in die Nachbarstadt fahren und dort mal schauen. Vielleicht hast du da mehr Erfolg. >>

Fiona gab sich mit Marcs Argument geschlagen und suchte sich die besagten Stücke. Frustriert stand sie an der Kasse und bezahlte.

Abends machten sie einen langen Spaziergang zu ihrer Lieblingslichtung. Sie saßen einige Zeit schweigend zusammen. Marc saß auf der Wiese,  Fiona legte ihren Kopf auf seinen Schoß und er fuhr mit seinen Fingern über ihren Körper. Jede Stelle, die er erreichen konnte neckte er.

Er wechselte zwischen kitzeln und streicheln. Fiona schloss die Augen und genoss die Attacken oder Zärtlichkeiten.

Marc fand es lustig, wie sie erschreckte, wenn er sie kitzelte und ihren zufriedenen, entspannten Gesichtsausdruck bei den Streicheleien. Dieses abwechslungsreiche Spiel machte ihm Spaß. Er wanderte mit seinen Händen zu ihrem Gesicht, dort strich er ihr auch über die Stirn, die Wangen, die Nase und den Mund. Marc beugte sich vor, drückte ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen und setzte sich wieder gerade hin.

Von dort änderte er seine Richtung und strich ihr über die Ohren zum Hals. Fiona setzte sich vor ihm hin. Marc gönnte ihr eine sanfte Massage. Genüsslich beugte Fiona ihren Kopf vor. Marc ersetzte seine Hände durch seine Lippen. Er küsste ihren Hals und den Anfang der Schultern. Ihre Haare störten ihn und so versuchte er sie sie auf die andere Seite zu schieben.

Fiona legte ihren Kopf schief, damit die Haare nicht immer zurückfielen Sie bot Marc einen freien Blick auf ihr Symbol. Er fuhr es mit den Fingern nach. Plötzlich erstarrte er, wurde weiß und sprang hastig auf. Fiona sah ihn schockiert an.

<< Marc, was ist los? >>

Marc stand der Schweiß auf der Stirn. Er konnte es nicht fassen. Es war unmöglich.

Fiona trat zu ihm und nahm ihn in den Arm.

<< Marc, geht’s dir nicht gut? Was hast du? >> doch Marc antwortete nicht und starrte sie immer noch an.

Fiona wurde unruhig. Was war mit ihm? Hoffentlich würde er nicht umkippen, so weiß wie er war.

Kommentarlos setzte sich Marc auf die Wiese. Der Schweiß stand ihm immer noch auf der Stirn, er fing an zu zittern. Fiona bekam es mit der Angst zu tun.

<< Marc, komm wir gehen zurück, falls du zum Arzt musst. Du siehst aus wie ein Bettlaken. >> behutsam versuchte sie ihm auf die Beine zu helfen.

<< Nein… nicht… >> stammelte er.

<< Mensch Marc, komm. Zu Hause findet uns leichter ein Arzt als hier. >> Fiona ließ nicht locker und war der festen Überzeugung nach Hause zu gehen. Sie machte sich um ihn Sorgen.

Marc schüttelte den Kopf. << Ich glaub es nicht… es kann nicht sein… geht doch nicht… wieso… >>

Fiona war ratlos. Was wollte er mit seinem Gestammel? Nachdem sie es nicht schaffte Marc zum Gehen zu bewegen setzte sie sich zu ihm auf die Wiese. Sie sah ihn schweigend an. Marc bekam langsam wieder Farbe ins Gesicht. Er hob den Kopf und starrte sie an. Fiona konnte in seinen Augen Angst, Unsicherheit, Freude, Liebe und Verständnislosigkeit sehen.

Marc saß noch eine Weile unbewegt auf der Wiese. Fiona wurde es zu langweilig und sie legte sich in die Sonne. Sie schloss die Augen und entschied zu warten, bis Marc wieder er selbst sein würde.

Einige Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen räusperte er sich. << Fiona… ich weiß nicht… wie ich es dir sagen soll…. >> Fiona öffnete die Augen und sah ihn unsicher an.

<< Was meinst du? >>

Marc krabbelte zu ihr und legte sich genau neben sie. Fiona überwand die kurze Distanz zu ihm und legte sich in seinen Arm.

<< Jetzt sag schon, was hast du. >> Fionas Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Marcs Verhalten passte überhaupt nicht zu ihm.

Marc atmete tief ein. << Schau dir mein Symbol an… vielleicht kannst du es dann verstehen… >>

Fiona drehte sich auf die Seite und sah sich Marc Symbol an. Es sah so aus wie immer. Sie konnte sich nicht erklären, was er von ihr wollte.

<< Marc… ich kann nichts anderes sehen… >> irritiert blickte sie ihm in die Augen.

Marc setzte sich hin und nahm Fiona in den Arm.

<< Sorry, dass ich so überreagiert habe… aber hast du wirklich nichts an dem Symbol entdecken können? >>

<< Nein, was denn? >> Marc neigte seinen Kopf und Fiona betrachtete sich das Symbol noch einmal. Auf einmal bekam sie ganz große Augen.

<< Ist… Bin… Stimmt das etwa? >> perplex und zu keinem richtigen Satz mehr in der Lage blickte sie Marc mit starrem Blick an.

<< Ja ich denke es ist so… wir werden Eltern… >> murmelte er.

Fiona brauchte einige Zeit um sich über die widersprüchlichen Gefühle im Klaren zu sein. Als sie sich endlich mit dem Gedanken abgefunden hatte Mutter zu werden begann sie zu strahlen. Sie schmiss sich in Marcs Arme und murmelte << ich dachte wir hätten noch etwas Zeit… bei uns läuft einiges nicht so wie es sollte, aber wundern tut mich nichts mehr. >>

Marc schmunzelte, auch er hatte sich von seinem Schreck erholt und blickte freudiger in die Zukunft. << Ja… eigentlich schon… nur was ist bei uns normal? >>

Fiona kicherte << Ich glaube wir sind das ungewöhnlichste Paar, das es je gab. >>

Marc sah sie amüsiert an << Wenn wir mit unserer Reise fertig sind, dann schreiben wir alles auf. Wir halten unsere Erlebnisse für die Nachwelt fest. >>

Fiona nickte zustimmend. Sie standen auf und liefen Hand in Hand zurück in ihre Wohnung. << Marc, sag mal… muss ich zum Arzt? Wie läuft das mit der Schwangerschaft? >>

<< Hm… wenn ich ehrlich sein soll, dann habe ich damals bei diesem Thema nicht aufgepasst… es hatte mich nicht interessiert. Ich versuche später Diarmait oder Dubhan zu erreichen. Die müssen mir dann Nachhilfe geben. >> gab leicht errötend zu. << Beim Mensch hab ich besser aufgepasst… nur die Stufe hast du hinter dir. >> bemerkte er amüsiert.

<< Ja, aber auch nur dank dir… wenn du dir nicht solche Gedanken gemacht hättest. >>

<< Ich hab das alles für dich getan. Jetzt machst du mir so ein schönes Geschenk. Du machst mich wirklich glücklich. >> er ließ ihre Hand los und legte seinen Arm um ihre Schultern. Sie konnten schon das Haus sehen in dem sie wohnten. Gemächlich liefen sie bis zum Haus. Fiona schloss die Haustür auf und drehte sich zu ihm um. Sie grinste breit. << Jetzt kann ich doch in die Umstandsabteilung einkaufen gehen. >>

Marc lachte auch << Ja, jetzt hab ich nichts mehr dagegen… und ich will nichts mehr hören dass du zu dick bist. >>

Verunsichert schaute Fiona auf den Boden << ok… ich sag nichts mehr. Ich weiß woher es kommt und bin froh, dass es nicht nur am Essen liegt. Ich hoffe nur, dass alles in Ordnung ist. >>

Sie stiegen die Treppen hinauf und als sie in der Wohnung waren überrumpelte Marc sie. << ich glaube schon. Bei so vielen Glückshormonen wie das Ungeborene schon mitbekommen hat… >>

Fiona lächelte, Marc hob sie hoch und sie befanden sich gleich darauf in ihrem Bett. Marc grinste schelmisch << das müssen wir ausnutzen, solange es noch geht. Irgendwann stört bestimmt der Bauch. >>

Empört setzte sich Fiona auf, doch Marc grinste und drückte seine Lippen auf ihre um ihren Kommentar zu verhindern und fing an sie leidenschaftlich zu küssen.

Als es dunkel wurde krabbelten die Beiden aus dem Bett. Fiona hatte Hunger und wanderte zum Kühlschrank. Ohne schlechtes Gewissen entnahm sie einen Pudding und setzte sich an den Tisch und löffelte ihn genüsslich aus.

Marc suchte sein Handy, wählte Diarmaits Nummer und kurz darauf klingelte es bei ihm. Diarmait nahm ab und meldete sich höflich beim Namen.

<< Hallo Diarmait… hier ist Marc… ich glaube wir haben ein Problem… >> begann er stockend dem König zu erzählen.

<< Marc, ist euch was passiert? Was ist los? >>

<< Ja… also… es ist so… so wie es scheint, werden wir Eltern. >>

<< Marc, du solltest wissen, dass das nicht möglich ist. Hast du in der Schule nicht aufgepasst? >>

<< Doch hab ich… zumindest in dem Punkt… aber es ist wirklich so… Fiona wird dicker… unser Symbol … ein Blatt hat sich gefärbt. >>

Marc hörte ein empörtes Schnauben und grinste. Er hatte die Tür ins Wohnzimmer offen stehen lassen und Fiona konnte jedes Wort, das gesprochen wurde hören. Auch sein Handy hat er auf freisprechen gestellt, so dass sie alles hören konnte was Diarmait ihnen sagte.

Diarmait lachte << Du bist ja noch ganz durcheinander. Also jetzt mal der Reihe nach. Wenn ich dein Gestammel richtig interpretiere, dann hat Fiona zugenommen und an eurem Zeichen hat sich ein Blatt gefüllt. >>

<< Ja >> bestätigten ihm Marc.

<< Ohh >> kam es erstaunt von dem König. << Das ist sehr ungewöhnlich… >>

<< Wir sind kein normales Paar. >> bemerkte Marc trocken. << Alles läuft bei uns anders, das solltest du auch gemerkt haben. >> Fiona musste kichern.

<< Ja, das ist mir auch schon aufgefallen, aber dass ihr so schnell Eltern werdet, das habe ich nicht erwartet. >>

<< Was müssen wir jetzt machen? Muss Fiona zum Arzt? Wie lange dauert die Schwangerschaft und vor allem, wie finden wir heraus, wie weit sie ist? >> fragte Marc aufgeregt.

<< Marc, langsam. Das sind viele Fragen, aber ich habe den Eindruck, dass du damals im Unterricht nicht wirklich aufgepasst hast. Das solltest du alles wissen. >>

<< Hab ich auch nicht… >> gab Marc beschämt zu.

Diarmait kicherte << Du bist nicht der Erste… das scheint das Thema bei den Männern zu sein, wo sie fast alle abschalten. Also, solange Fiona keine Schmerzen hat, ist alles in Ordnung.  Komplikationen in der Schwangerschaft oder bei der Geburt hat es noch nie gegeben. Du weißt hoffentlich, dass die Schwangerschaft nur sechs Monate dauert? >>

<< Nein… wusste ich nicht… wie finden wir heraus, wenn es so weit ist? >>

<< Hm… ich würde sagen, das Einfachste wäre wenn du weißt wann ihr euch geliebt habt. >>

Marc und Fiona schauten sich belustigt an. Marc hustete und murmelte << Ich glaube… das bringt nichts. >>

Erstaunt zischte Diarmait am anderen Ende der Leitung << Ohh, ähm… ok, dann fällt das weg… aber überlegt mal, ob ihr es einmal besonders intensiv empfunden habt, oder habt ihr gemerkt wie eure Zeichen angefangen haben zu leuchten? >>

Marc und Fiona sahen sich an. Sie erinnerten sich beide an die eine besondere Nacht kurz nach ihrem Einzug. So überwältigend war es bisher nie gewesen.

<< Ein Leuchten hab ich nicht gesehen… es war kurz nach unserem Einzug hier. >>

<< Ok, euer Einzug ist jetzt etwas über vier Monate her… >> bemerkte Diarmait.

<< Hm… dann dauert es ja nicht mehr lange. >>

<< Marc, ihr wisst, dass die Kinder auch zwei Wochen früher kommen können. Rechnet damit dass ihr in fünf Wochen schon Eltern sein könnt. Du solltest für Fiona eine spezielle Creme herstellen. Unsere Kinder entwickeln in den ersten Wochen alles was sie zum Leben brauchen. Das Körperwachstum findet erst gegen Ende statt, so ab dem vierten Monat. Sieht man ihren Bauch schon? >>

Marc sah zu Fiona, die gemütlich neben ihm auf dem Sofa saß. Er stand auf und zog sie an der Hand auf. Er nahm ihr Shirt, zog es hoch und drehte sie etwas. << Halt mal das Shirt hoch. >> befahl er ihr und ging einige Schritte zurück.

Genüsslich begutachtete er ihren Bauch. Er war entzückt. Man konnte wirklich einen Bauch entdecken, der aber nicht auffiel, wenn man es nicht wusste.

<< Ja, man sieht schon was. >> plapperte er entzückt ins Telefon.

<< Ok, ich gebe dir die Dinge durch, die du für die Creme benötigst. Ihrer Haut passiert zwar nichts… aber der starke Wuchs des Kinds kann unangenehm werden. >>

Diarmait gab Marc die Liste durch. Gewissenhaft notierte er sich die Zutaten und auch wie er die Creme herstellen musste.

<< Also Marc, du reibst ihr dann jeden Abend den Bauch ein. So wird es angenehmer. Hast du sonst noch Fragen? >>

<< Ähm… ja… eine… >> stotterte er << Müssen wir ins Krankenhaus, wenn das Baby kommt? >>

<< Marc, du hast wirklich nicht aufgepasst. >> tadelte ihn der König. << Was du tust, bleibt dir überlassen. Dafür dass du nicht aufgepasst hast, werde ich dir nichts sagen. Du wirst schon wissen, was zu tun ist wenn die Geburt losgeht. Wenn das Baby da ist, dann nimm einen Faden und binde die Nabelschnur ab. Sobald die Geburt fertig ist, trennt sie sich an dieser Stelle. Von dem Mutterkuchen soll sie danach zwei kleine Stückchen essen. >> Fiona blickte angewidert zu Marc. Dieser sah sie tröstend an. Diarmait fuhr mit seinen Erklärungen fort << Fiona nimmt schon die richtige Menge, das machen die Mütter automatisch. Der Mutterkuchen hilft, alles wieder zurückzubilden und Wunden zu heilen. >>

<< Ok, ich bin jetzt glaube ich mit Infos genug versorgt… falls uns was nicht klar ist rufen wir an. Danke für alles. >> sagte Marc.

<< Marc, ich helfe euch gerne, wenn ich kann. Ich wünsche euch viel Glück für die restliche Schwangerschaft und auch für die Geburt. Meldet euch, wenn euer Nachwuchs auf der Welt ist. >> mit diesen Worten verabschiedete sich Diarmait.

Marc legte auf sah Fiona an. << Du hast alles mitgehört. Hast du noch was wissen wollen? >>

Fiona schüttelte den Kopf. << Nein, ich bin noch beim Mutterkuchen… die Vorstellung… irgendwie eklig. >> sie wurde bleich und rannte ins Badezimmer und übergab sich. Anschließend spülte sie sich den Mund aus, wusch sich die Hände und ging zurück zu Marc. Dort legte sie sich zu ihm auf das Sofa.

Sie nahm eine Hand und legte sie sich auf den Bauch. Sie drückte leicht auf ihn und bekam zur Antwort einen Tritt. Sie nahm Marcs Hand und wiederholte es. Auch Marc bekam den Tritt zu spüren.

Glücklich kuschelten sie sich aneinander. Sie hatten bald eine neue Aufgabe mit neuen Herausforderungen.

39. Kapitel

Marc und Fiona saßen diesen Abend noch lange in ihrem Wohnzimmer und sprachen über die Gestaltung der nächsten Wochen. Da sie nicht mehr lange hatte, bis das Baby auf die Welt kam, schlug Marc vor, dass sie erst einmal Urlaub machen sollte. Fiona war nach einigem Nachdenken einverstanden und so beschloss sie am nächsten Tag mit ihrem Arbeitgeber zu reden.

Auch Marc entschied sich mit seinem Chef zu sprechen. Er plante seinen Urlaub um Fiona bei der Geburt und in den ersten Tagen zu unterstützen. Ihnen war auch bewusst, dass sie noch einiges für den Nachwuchs benötigten. Marc machte einen Kassensturz. Bedrückt sah er Fiona an.

<< Ich glaube es wird eng… wir brauchen noch so viel für unser Baby. >>

<< Marc wir schaffen das. Wir kaufen einfach nur einige Strampler und bauen unser Sofa auseinander. Eine Matratze nehmen wir für das Baby, so brauchen wir erst einmal kein Bett. >>

Einige Überlegungen später hatten Marc und Fiona eine Liste erstellt, mit Dingen die sie sich noch besorgen wollten. Viel stand nicht auf ihrem Zettel. Sie wollten und konnten keine unnötigen Sachen kaufen.

Erschöpft lagen beide später im Bett, doch Fiona konnte nicht einschlafen. Marc massierte sie und es dauerte nicht lange, bis Fiona ihn um ihren Finger gewickelt hatte und sie sich ihrer Lust hingaben.

Am nächsten Morgen standen beide zeitig auf. Fiona stand nackt vor dem Bett. Marc schenkte ihr liebevolle Blicke und wand sich dem Bauch zu << Ich glaube es wächst. Dein Bauch ist heute schon größer wie gestern. >> Fiona sah an sich hinunter. << Ich merke nichts… >> doch als sie die Hose anziehen wollte, merkte sie dass sie ihr fast zu eng war.

<< Man Marc, schau mal! Die war zu groß gewesen! >> geschockt zeigte sie es ihm. << Wenn das noch ein paar Wochen so weitergeht, dann platze ich. >> stellte sie fest.

Marc umarmte sie und gab ihr einen Kuss << Du platzt nicht. Unser Kind braucht Platz und den bekommt es nur so. >> belehrte er sie.

Fiona schnaubte. << Klugscheißer, als ob ich das nicht wüsste. Aber mal ehrlich, wenn mein Bauch über Nacht schon so wächst, wie sehe ich dann am Ende aus? >>

<< Wie eine ganz normale Schwangere. >> vermutete Marc. << Komm wir gehen frühstücken. >> Kopfschüttelnd folgte sie ihm in die Küche.

Aufgeregt saß Fiona im Büro ihres Chefs und wartete auf ihn. Eine Kollegin hatte ihn gerufen, weil der Herd nicht funktionierte. Ihr Arbeitgeber organisierte eine Reparatur und wandte sich an Fiona. Fragen sah er sie an. Fiona atmete tief durch und teilte Ihrem Chef mit, dass sie schwanger sei. Seine Reaktion schockte sie. Er war nicht sehr erfreut. Er sah in ihr eine gute Mitarbeiterin und wollte sie nicht verlieren, doch kam er ihrem Wunsch nach, sie für die nächsten Monate zu beurlauben.

Fiona kam in Erklärungsnot, als ihr Chef sie fragte, wann das Kind auf die Welt kommen sollte. Sie erklärte ihm, dass sie schon in ein paar Wochen entbinden würde. Ihr Chef sah sie kritisch an. Er konnte es nicht glauben. Schwangere Frauen kurz vor der Geburt sahen nicht aus wie sie. Fiona war fast noch schlank und man konnte den Bauch nur bei genauem Hinsehen unter ihren Pullovern erkennen. Ungläubig verlangte er von ihr eine Erklärung.

Fiona erzählte ihm, dass sie bis gestern selbst nicht wusste, dass sie schwanger sei. Das Kind lag so in ihrem Bauch, dass noch fast nichts zu sehen war. Es würde sich in den nächsten Tagen drehen und ihr Bauch dann zu sehen sein. Ihr Chef beäugte sie misstrauisch. Fiona stand auf und zog ihr Shirt eng an ihren Bauch, damit ihr Chef sich selbst überzeugen konnte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie bis gestern nichts von ihrer Schwangerschaft wusste, doch er glaubte ihre Geschichte. Er war von ihrer offenen Art schon immer beeindruckt und glaubte nicht, dass sie ihn anlog. Fiona war erleichtert, dass ihr Chef ihr die Geschichte abnahm.

Nach Feierabend verabschiedete sie sich von Kollegen Kolleginnen. Jeder gab ihr eine Umarmung und drückte sie. Sie bekam von allen Arbeitskollegen Glückwünsche. Ihre Kollegen freuten sich für sie und wünschten ihr alles Gute für die nächsten Wochen, vor allem für die Geburt.

Sie versprachen, sie zu besuchen, wenn das Baby auf der Welt sei. Leicht traurig verließ Fiona das Restaurant und lief den kurzen Weg nach Hause. Sie freute sich auf die neuen Aufgaben, doch die Arbeit in der Küche hatte ihr immer viel Spaß gemacht. So ging sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf.

Marc war bereits zu Hause. Er hatte heute in seiner Pause, die Zutaten für die Creme besorgt. Nun saß er an ihrem Küchentisch und bereitete die Creme zu. Eifrig maß er die Zutaten ab und zerkleinerte sie anschließend gewissenhaft.

Er nahm seinen Zettel zur Hand und las sich die Zubereitung noch einmal genau durch. Anschließend mischte er die Zutaten, wie es ihm Diarmait erklärt hatte. Er sah nach, dass er nichts vergessen hatte. Zufrieden mit seinem Ergebnis füllte er die Creme in eine Dose mit Schraubdeckel.

Er schraubte gerade den Deckel zu, als Fiona die Haustür öffnete. Er stellte die Dose auf den Tisch und kam ihr entgegen. Er nahm sie in den Arm und küsste sie ausgiebig.  Fiona löste sich von ihm und seufzte. Sie hatte Durst und ging in die Küche um sich ein Glas Wasser zu holen.

Anschließend setzte sie sich mit Marc auf ihr Sofa. Fiona hielt ihr Glas in der Hand und strich mit einem Finger gedankenverloren über den Rand. Sie dachte an die Geburt und es überkam sie leichte Panik. Was sollte sie tun? Würde sie alles richtig machen? Was, wenn es doch Komplikationen gab? Wie verhält sich Marc? War es nicht so, dass nicht alle Männer die Geburt verkrafteten? Was kam danach? Wie sollte es weitergehen? Fragen über Fragen schwirrten in ihrem Kopf und die Unsicherheit wurde größer.

Marc betrachtete sie, wie sie gedankenverloren über ihr Glas strich. Er nahm ihr das leere Glas ab und stellte es auf die Kiste, anschließend setzte er sich bequem hin und zog sie zu sich. Sie legte ihren Kopf auf seinen Schoß und sah ihn an. Er konnte die Verwirrung, die Unsicherheit und aber auch die Freude in ihren Augen sehen.

Zärtlich strich er ihr über die Wange und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen.

Fiona streckte sich und blickte an die Wand, sie seufzte. << Ich glaub ich schaff das nicht. Was ist wenn ich was falsch mache? Was ist bei der Geburt? … Ich freue mich auf das Baby, aber Marc, ich habe Angst. >> gestand sie ihm.

Marc legte seine Hand auf ihren Bauch und strich über ihn. Dem Nachwuchs schien das nicht zu gefallen. Er bekam einige Tritte und Schläge ab. Marc nahm seine Hand wieder weg und sah fasziniert auf ihren Bauch an. In ihr wuchs ein neues Leben. Sein Kind. Stolz erfüllte seine Brust.

Fiona drehte ihren Kopf und sah nun Marc an. Er lächelte ihr aufmunternd zu << Du schaffst das, da bin ich mir sicher. Ich helfe dir wo ich kann. Nur wie die Geburt wird… ich habe keine Ahnung. Diarmait hat mir nichts gesagt… hast du ja mitbekommen. Ich glaube du solltest nicht so viel grübeln. Es wird bestimmt alles so laufen wie es soll. Ich glaube daran. >>

Fiona musste lächeln << Ich hoffe es… ich wünsche mir auch, dass alles seinen richtigen Weg nimmt, … aber du weißt dass bei uns alles anders läuft >> gab sie ihm zu bedenken.

Marc hielt sich spielerisch die Ohren zu << Das hab ich jetzt nicht gehört. Ich will ein Mal, dass bei uns etwas normal läuft. Wir gehen eh schon in die Geschichtsbücher ein. >>

Fiona kicherte über seine kindische Art, doch es half ihr sich wieder besser zu fühlen. Sie setzte sich auf. << Ich würde gerne noch spazieren gehen. Kommst du mit? >>

Erfreut sah Marc auf << Gerne. >>

Zusammen zogen sie die Schuhe an und liefen durch die Stadt. Sie erzählten sich beide von ihrem Arbeitstag. Marc hatte ein längeres Gespräch mit seinem Arbeitgeber geführt. Er hatte ihm seine Situation erklärt und er bekam seinen Urlaub genehmigt. Fiona freute sich darauf, die Zeit mit ihm zu verbringen. Sie erzählte Marc wie es bei ihrem Chef war, wie er eine Erklärung von ihr gefordert hatte. Ihre Ausrede fand Marc nicht schlecht. Er grinste, ihm war bewusst, dass Fiona nicht gerne log, doch daran würde sie sich gewöhnen müssen… irgendwann vielleicht. Marc kamen die Gedanken was wäre, wenn er mit Fiona die ewige Verbindung eingehen würde? Würden sie für immer glücklich sein?

Als sie zurückkamen zog sich Fiona ins Bad zurück. Sie stellte sich unter die Dusche, als sie sich einseifte sah sie an ihrem Bauch hinunter. Diarmait hatte Recht. Sie merkte jetzt schon wieder einen Unterschied im Vergleich zum Morgen. Sie machte sich im Bad fertig anschließend ging sie zu Marc ins Bett. Er öffnete die Dose und rieb ihr langsam den Bauch ein. Fiona genoss die warmen Hände auf ihrem Bauch, selbst der Nachwuchs wehrte sich nicht gegen die Behandlung. Marc legte sich hin und deckte sich zu. Fiona lag neben ihm und starrte an die Decke. Sie war müde, doch sie hatte das gleiche Problem wie am Vortag. Ihr Verlangen nach ihm wuchs während sie neben ihm versuchte einzuschlafen.

Sie wälzte sich einige Zeit hin und her, doch sie schaffte es nicht ins Reich der Träume. Marc wurde durch ihre Unruhe wach. Schläfrig legte er seinen Arm um sie und hielt sie fest. Fiona begann ihn zu küssen. Marc erwiderte es zaghaft, er war nicht richtig wach, doch er genoss die zärtlichen Berührungen von ihr. Fiona ließ nicht von ihm ab und einige Zeit später lagen beide nackt nebeneinander. Fiona fühlte sich erleichtert. Ihr Verlangen war gestillt.

Marc kuschelte sich an sie, legte einen Arm um sie und murmelte << Schlaf gut, mein kleiner Nimmersatt. Ich bin hundemüde. >>

Fiona drehte sich auf die Seite und schlief ein. Ihre Träume handelten von einer glücklichen Zukunft mit Marc und ihren Kindern. Sie sah in ihren Träumen ihr gemeinsames Haus mit Garten, ihre Nachbarn und auch wie die Kinder glücklich spielten. Sie träumte von drei Kindern im Abstand von zwei Jahren. Wie sie sich gegenseitig halfen, oder die größeren dem Kleinen halfen Sandkuchen zu backen. Dann änderte sich der Traum. Sie sah sich im Badezimmer, wie sie die Kinder tröstete und versorgte. Sie waren spielen und jeder zog sich eine andere Wunde zu. Plötzlich wurde sie wach. Sie konnte sich an ihren Traum erinnern.

Drei Kinder! Schoss es ihr durch den Kopf. Fiona wurde blass, sie wusste nicht ob sie mit einem Kind klarkam, wie sollte sie es denn mit drei schaffen? Sie legte sich wieder auf ihr Kissen. Sie schob den Gedanken zur Seite. Erst einmal musste ihr erstes Kind auf die Welt kommen. Was für ein verrückter Traum!

Die restliche Nacht schlief sie traumlos weiter.

Morgens erzählte sie Marc lachend von ihrem verrückten Traum. Kopfschüttelnd sah er sie an << Hast du nichts Besseres zu tun, wie nachts über so was zu grübeln? >> fragte er sie amüsiert?

<< Doch… schon… aber die Träume kann ich nicht abstellen. >> grinste sie.

Die nächsten Tage verbrachten Marc und Fiona jeden Nachmittag im Freien. Ihr Bauch hatte bereits einen beachtlichen Umfang erreicht und sie trug ihn mit Stolz. Jeder konnte sehen, dass sie sich auf ihren Familienzuwachs freute. Doch die Schwangerschaft machte auch ihr zu schaffen. Sie bemerkte, dass ihr einige Tätigkeiten schwerer fielen als vorher, auch wurde sie schnell müde. Mittags legte sie sich aufs Sofa und schlief einige Stunden. Marc musste sie oft wecken, wenn er von der Arbeit kam.

Abends konnten sie die Finger nicht voneinander lassen. Einmal meinte Marc zu ihr << Du bekommst wohl nie genug. >> Fiona sah ihn grinsend an << Ich muss es doch ausnutzen, solange wir noch ungestört sind…. Und außerdem… wenn ich so einen heißen Mann habe… >> sie sah ihn mit einem verführerischen Augenaufschlag an.

Marc nahm sie in den Arm und flüsterte ihr ins Ohr, wie sehr er sie liebte. Fiona küsste ihn und sagte ihm in ähnlicher Weise wie sie für ihn empfand.

So vergingen die letzten ruhigen Tage mit viel Liebe und Zweisamkeit. Je näher der Termin rückte um so nervöser wurde Marc. Vor Fiona ließ er sich nichts anmerken, er wollte sie nicht zusätzlich verunsichern.

Marc stand morgens gut gelaunt auf. Heute war sein letzter Arbeitstag und anschließend hatte er Urlaub. Er verabschiedete sich von seinen Kollegen. Diese wünschten ihm alles Gute. Sie hatten die Nachricht, dass Marc Vater wurde überraschend gut aufgenommen. Sie freuten sich für ihn. Marc lief freudestrahlend nach Hause. Noch zwei Wochen bis er Vater wurde. Er freute sich richtig.

Fiona erwartete ihn bereits. Zur Feier des Tages hatte sie ihm sein Lieblingsessen gekocht. Lasagne. Marc schloss die Tür auf und konnte den verlockenden Duft vernehmen.

Fiona umarmte ihn zur Begrüßung und er durfte sich gleich an den Tisch setzen. Sie stellte die Lasagne auf den Tisch und beide aßen sie genüsslich.

Abend machten sie wieder einen kleinen Spaziergang und legten sich danach in ihr Bett. Marc strich ihr wieder die Creme auf den Bauch. Er machte sich einen Spaß daraus, ihr jeden Abend ein anderes Gesicht auf den Bauch zu malen, bevor er liebevoll die Creme verstrich.

Nachts wurde Fiona von einem leichten ziehen in ihrem Bauch wach. Sie drehte sich auf die andere Seite, doch es half nichts. Sie setzte sich auf und merkte, wie ihr Baby im Bauch nach unten sackte. Überrascht über den kurzen aber heftigen Schmerz schrie sie leise auf. Marc wurde von ihrem Schrei wach, auch wenn es nicht laut war, so hatte er die ganze Woche schon keinen tiefen Schlaf mehr gehabt. Die Angst, dass er es verpassen könnte, wenn bei ihr die Wehen einsetzten ließ ihn nicht mehr richtig schlafen.

Er setzte sich ebenfalls auf und sah Fiona an. Diese blickte auf ihren Bauch, in dem sich das Baby gerade heftig bewegte. Sie zog ihr Shirt hoch und zeigte Marc die Beulen, die das Baby mit Händen und Füßen verursachte, während es strampelte. Marc legte seine Hände auf ihren Bauch. Das Baby beruhigte sich wieder. Fiona hatte keine Schmerzen mehr und legte sich hin. Unruhig, brachte sie die restliche Nacht hinter sich. Sie ahnte, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis ihr Kind kam. Marc lag neben ihr und schlief friedlich.

Fiona schlief gegen Morgen fest ein. Marc war wach, stand auf und bereitete das Frühstück vor. Als er fertig war, versuchte er Fiona zu wecken, doch diese schlief wie ein Stein. Schmunzelnd drehte er sich um, ging in die Küche und trank einen Kaffee.

Als er leer war, suchte er wieder ihre Nähe. Fiona schlief noch immer. Verwundert über ihren festen Schlaf entschied Marc erst einmal einkaufen zu gehen. Sie hatten nichts mehr im Kühlschrank und sie bräuchten noch etwas um sich Brote zu machen. Auch ein Abendessen musste er noch organisieren.

Marc verließ die Wohnung. Als die Tür ins Schloss fiel, wurde Fiona wach. Sie stand auf und begab sich ins Bad. Sie duschte sich ausgiebig und setzte sich anschließend an den noch gedeckten Tisch. Sie sah, dass Marc nur Kaffee getrunken hatte und beschloss auf ihn zu warten.

Sie goss sich selbst einen Kaffee ein und setzte sich mit dem Stuhl ans Fenster. Lange sah sie auf die Straße, bis sie endlich Marc entdeckte. Er kam gerade mit den Einkäufen über die Straße und schaute zu ihrer Wohnung hinauf. Er entdeckte Fiona am Fenster und winkte ihr zu. Fiona lief freudig zur Tür und öffnete sie um Marc einzulassen.

Zusammen verstauten sie die Einkäufe und frühstückten ausgiebig. Marc räumt den Tisch ab Fiona legte sich auf das Sofa. Kaum lag sie, schlief sie ein. Als Marc fertig war setzte er sich zu ihr. Fiona wurde kurz darauf wach, weil sie ein starkes Ziehen in ihrem Bauch merkte. Überrascht keuchte sie auf. Die Schmerzen ließen nach und sie setzte sich mit dem Rücken an die Wand hin. Kaum saß sie, fing es wieder an zu ziehen. Marc sah sie sorgenvoll an.

Fiona atmete ruhig durch. << Marc, ich glaube es geht los. >>

Marc wurde blass. Hektisch suchte er seine Liste. Fiona und er hatten im Vorfeld schon aufgeschrieben, was er bereit legen sollte. Ahnte sie bereits, dass er mit der Situation überfordert sein konnte? Schnell sprang er auf und suchte eilig die Dinge auf der Liste zusammen. Er legte alles neben das Sofa und lief nervös auf und ab.

<< Setz dich hin. Du machst mich verrückt. >> meinte sie zu ihm und  zog eine Grimasse, weil die Schmerzen sie überrollten.

Marc setzte sich, er war im Moment zu keinem klaren Gedanken in der Lage. Fiona merkte, wie die Wehen stärker wurden. Sie legte sich zu Marc und fuhr mit ihrer Hand seinen Arm auf und ab. Sie konzentrierte sich auf die Berührungen und merkte, dass sie dadurch die Schmerzen besser ertragen konnte. Marcs Hand lag auf ihrem Bauch und strich darüber. Bei jeder Wehe konnte er fühlen, wie ihr Bauch hart wurde. Fragend sah er sie an.

Fiona lächelte ihn an. << Küss mich. >> sie setzte sich etwas auf und begann Marc zu küssen. Vorsichtig kam er ihr entgegen. << Ich zerbreche nicht… du kannst mich ruhig anfassen. >> Marc legte seine Arme um sie und küsste sie ausgiebig zurück. Fiona keuchte zwischendurch auf, doch die Ablenkung tat ihr gut. Sie fuhr mit ihren Händen an seinen Seiten auf und ab, wanderte anschließend unter sein Hemd und streichelte ihn dort auch. Sie zog ihr Hände zurück und fing an sein Hemd aufzuknöpfen.

Marc wurde durch die Berührungen und Liebkosungen ruhig und genoss diese. Auch seine Hände gingen auf Wanderschaft. Insgeheim schüttelte er den Kopf. Sie hatte Wehen, musste bestimmt starke Schmerzen haben und hatte trotzdem nur ihn im Kopf. Er schob seine Gedanken beiseite und legte sie vorsichtig vor sich auf das Sofa.

Er stand auf um ihnen Wasser und Gläser zu holen. Falls es wirklich gleich so weit wäre, wollte er nicht aufspringen müssen um noch Getränke zu holen. Als er zurückkam blickte er seine schwangere Freundin an.

Was sie tat, irritierte ihn. Fiona fing sich selbst an zu streicheln. Sein Blut wanderte tiefer, so erotisch fand er sie in diesem Moment, wie sie auf dem Sofa lag, mit ihrem großen Bauch. Er setzte sich zwischen ihre Beine und schon ihr Shirt hoch. Er küsste ihren Bauch, ihren Busen und wanderte bis zu ihrem Hosenbund. Der Bauch störte ihn etwas, doch er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Vorsichtig schob er ihr die Hose ein Stück nach unten.

Fiona hatte gerade wieder eine Wehe und keuchte stark auf. Marc rutschte zu ihr hoch, gab ihr einen Kuss und streichelte sie weiter. Die Wehe ging vorüber und er zog sie weiter aus. Vorsichtig schob er ihre Hose Stück für Stück nach unten. Nachdem er sie bis an die Füße gezogen hatte, zog er ihr sie aus und schmiss die Hose unachtsam neben sich auf den Boden. Er nahm abwechselnd ihre Füße in seine Hände, massierte und küsste sie. Behutsam wanderte er immer höher. Fiona stöhnte immer wieder, ob durch Erregung oder Schmerzen konnte er nicht sagen.

Die Laute die er hörte waren tief und unheimlich anregend. Er nahm seine Hände und strich mit ihnen über ihre Mitte. Fionas Hände fassten seinen Kopf und zogen ihn hoch. Marc begann vorsichtig mit seinen Fingern an ihrer Spalte zu reiben, drückte sie leicht auseinander und kam am Kitzler an. Er wusste, dass Fiona es liebte, wenn er ihn mit den Fingern massierte.

Als Antwort stöhnte sie auf. Die Erregung nahm zu und sie begann zu zittern. Sie nahm ihre Hände und öffnete seine Hose, schob sie leicht nach unten und umschloss mit ihren Fingern seine Männlichkeit. Marc musste ebenfalls stöhnen. Eine weitere Wehe kam, Fionas Hand schloss sich fest um seinen Schaft. Marc musste nun auch aufstöhnen. Der Feste Griff um seine Männlichkeit brachte ihn beinahe um den Verstand. Sie verwöhnten sich gegenseitig weiter, bis sie beide kurz vor ihrem Höhepunkt waren. Die wechselnden Laute zwischen stöhnen und keuchen und leichtem Wimmern vermischten sich zu einem besonderen Klang.

Die Wehen wurden heftiger, er merkte, wie sich Fiona verkrampfte und bearbeitete sie ausführlich, schnell wurde sie lockerer, stellte ihre Beine auf und er hatte besseren Zugang zu ihrem Intimbereich. Er küsste ihre Schamlippen, umspielte ihren Kitzler mit der Zunge. Er hielt sich nicht zurück, wohlwissend, dass sie jeden Moment kommen würde. Er genoss es, wie sich ihre Muskeln vor dem Orgasmus zusammenzogen.

<< Marc, nimm mich! >> forderte Fiona ihn auf. Sie wollte unbedingt eine Vereinigung haben. Marc machte ein sorgenvolles Gesicht, doch Fiona wischte seine Bedenken mit einer Handbewegung zur Seite.

Marc legte sich hin und Fiona setze sich auf ihn. Geübt schob sie sich zurecht, gab seiner prallen Männlichkeit eine kleine Hilfestellung und ließ sich vorsichtig sinken. Das Gefühl, wie er sie aufspießte war mehr wie berauschend. Marc merkte, wie wenig Platz es gab. Die Enge war nicht unangenehm und sehr erregend.

Fiona stöhnte genauso auf, auch sie konnte die neuen Empfindungen nicht leugnen. Sanft bewegten sie sich ein paar Mal, doch bald darauf wurden sie wilder, merkten wie die Welle der Erregung über ihnen zusammenbrach und stöhnten ihre Lust hinaus. Gerade als sie ihren Höhepunkt erreicht hatten, platze die Fruchtblase. Marc konnte das warme Wasser spüren, als es langsam aus ihr tropfte. Verlegen sahen sie sich an. Marc winkte ab. << später. >> keuchte er. Seine Erregung ging zurück und das restliche Wasser floss aus ihr hinaus.

Fiona zog sich zurück und lehnte sich wieder an die Wand. Marc nahm einige Handtücher und legte sie aufs Sofa, dann rutschte er ihr nach. Sie küssten sich langsam und zärtlich. Jede Sekunde wurde genossen, als die Lippen aufeinander lagen. Marcs Hände strichen ihr wieder über den Körper.

<< Marc, egal wie, mach weiter, das tut so gut. >> murmelte Fiona. Sie nahm seine Hand und legte sie sich zwischen die Beine. Marc tat, was sie wollte und bald war sie wieder sehr erregt. Er umspielte ihre Lippen, ihren Kitzler, alles was sie gern hatte tat er. Die Wehen wurden schlimmer, mit jeder Wehe beugte sich Fiona vor. Er wollte ihr den Freiraum lassen und sich zurückziehen, doch sie beharrte darauf, dass er weitermachen sollte.  

Bald merkte er wie sich ihre Muskeln wieder zusammenzogen. Vorsichtig drückte er einen Finger in sie hinein. Er merkte das Köpfchen! Freudig zog er seinen  Finger zurück. Lange konnte es nicht mehr dauern. Er küsste Fiona noch einmal voller Hingabe. Sie war sehr erregt und keuchte stark.

Die nächste Wehe kam gleichzeitig mit ihrer Erlösung. Fiona hatte einen heftigen Orgasmus, dabei drückte sie automatisch das Kind immer weiter, bis es mit einem Schrei auf dem Sofa lag. Erschöpft und glücklich genoss sie die abklingenden Wellen.

Marc nahm einen Faden, band die Nabelschnur ab und hob das kleine Bündel auf. Als sich die Nabelschnur getrennt hatte, wickelte er es vorsichtig in ein weiches Handtuch ein. Fiona nahm es an sich und schaute es liebevoll an. Sie hatte sich von den Anstrengungen der Geburt noch nicht ganz erholt. Zittrig fragte sie Marc << Was ist es denn? >>

Stolz sah Marc sie an << ein kleiner Junge >> Fiona liefen vor Freude die Tränen.

<< Wie wollen wir ihn nennen? >> fragte Marc << jetzt sollten wir uns Gedanken machen, nachdem er auf der Welt ist. >> grinste sie an << jetzt wissen wir ja was es ist. >>

Fiona sah ihren Sohn lange an. Ihr gingen viele Namen durch den Kopf, doch den richtigen konnte sie noch nicht finden. << Wir finden einen schönen Namen für ihn. >>

Sie saßen einige Zeit zusammen, genossen den Familienzuwachs. Doch plötzlich gab sie ihn Marc. << Nimm! >> und dann konnte sie sich nicht halten. Sie krümmte sich und ihr wurde übel. Sie erbrach ihr Frühstück auf den Boden.

Marc sah ihr blass und mit Entsetzen zu. Was war mit ihr?

Der eingewickelte namenlose Junge war in dem Handtuch eingeschlafen. Marc legte ihn langsam und bedacht neben sich auf den Boden. Vorher besorgte er noch eine Decke, die er unter ihn legte.

Anschließend wand er sich Fiona zu. Ihr stand der Schweiß auf der Stirn, sie wurde immer blasser und schrie immer wieder auf. Sie hielt sich den Bauch. Marc fiel auf, dass die Nachgeburt noch nicht abgegangen war. Er nahm Fiona in den Arm. Sollte das Ende der Geburt so schmerzhaft sein? Marc dachte immer, dass wenn das Baby auf der Welt ist, alles vorbei wäre. Sie klammerte sich an ihn. In unregelmäßigen Abständen überrollten sie die Schmerzen.

Fiona bemerkte plötzlich, wie sich etwas in ihrem Becken tat. << Marc, mir egal was du davon hälst… >> sie nahm seine Hand und führte sie an ihre Mitte. << Mach weiter, wo du vorhin warst. Ich glaube das Unmögliche wird gerade wahr. >>

Marc sah sie verdutzt an. Was sollte jetzt passiert sein? Er rührte sich nicht und Fiona keuchte wieder lautstark.

<< Fiona, was ist? >> Fiona, war erledigt von der Geburt ihres Sohnes. Sie hatte nicht mehr viel Kraft. Sie wollte nur die Schmerzen endlich besiegen.

<< Ich glaube ich habe noch eins drin… >> murmelte sie zwischen zwei Schmerzwellen. Fiona konnte sich nicht mehr aufrecht halten und legte sich hin. Zusammengekauert wie ein Embryo wartete sie auf das Nachlassen der Schmerzen.

<< Kann ich dir helfen? >> fragte Marc vorsichtig. Fiona schüttelte verneinend den Kopf. Er strich ihr über den Rücken um ihr seine Anwesenheit zu zeigen. Die Streicheleinheiten halfen ihr sich zu beruhigen und die Schmerzen etwas zu lindern.

<< Marc, kannst du das von vorhin noch einmal wiederholen? >> Marc sah sie fragend an. << Was genau meinst du? >>

Verlegen sah sie ihn an. << Ich glaube es würde gut tun, wenn du mit mir schläfst. >>

Verstört blickte er auf sie. << Meinst du wirklich ich kann jetzt? >>

Sicher sah sie ihn an. << Ja! >> Sie richtete sich schwerfällig auf warf ihm einen verführerischen Blick zu. Da Marc sich weigerte ihrem Wunsch nachzukommen veränderte Fiona ihren Plan. Sie strich ihm über die nackte Haut. Die Schmerzen verwandelten sich in Lust. Sie gab Marc einen Schubser, so dass er auf dem Rücken lag. Auf allen vieren kroch sie über ihn und fing an ihn zu küssen. Bald hatte sie ihren gewünschten Erfolg. Marcs Männlichkeit richtete sich auf. Sie nahm ihn in den Mund und begann ihn auf allen möglichen Varianten die ihr einfielen zu bearbeiten. Marc streichelte sie nur an den Stellen, an die er kam. Doch ihr reichten diese Berührungen, sie wurde immer erregter und konnte es fast nicht mehr aushalten. Die Schmerzen waren nur noch leicht zu spüren. Sie saugte sich bei den Wehen an seinem Schaft fest. Marc stöhnte auf, die unsanfte Behandlung seines besten Stücks war er nicht gewohnt, doch in dieser Situation äußerst reizvoll.

Die Wehen wurden wieder heftiger sie nahm ihn so weit in ihrem Mund auf wie sie konnte und bearbeitete ihn stürmisch. Sie merkte die nächste Wehe ankommen, doch beide waren so erregt, dass sie wieder zu einem Höhepunkt kamen. Während dieser Welle veränderte Fiona unbewusst ihre Position, so dass das zweite Baby ungehindert aus ihr gleiten konnte. Kaum lag es auf dem Sofa, fing es auch an zu schreien.

Marc war fasziniert. So hatte er sich die Geburten nicht vorgestellt. Doch irgendetwas dämmerte ihm in Hinterkopf. Wenn er sich richtig erinnerte, dann kamen die Kinder auf dem gleichen Weg auf die Welt, wie sie entstanden… durch Liebe und Sex.

Er kroch unter ihr hervor, nahm sich einen zweiten Faden, band die Nabelschnur ab und als auch sie abfiel hob er das zweite Kind hoch. Erstaunt sah er, dass es ein Mädchen war.

Fiona lag erschöpft auf dem Bauch. Marc setzte sich neben sie auf den Boden und zeigte ihr das Mädchen. Gerührt betrachtete Fiona auch ihre Tochter. Zärtlich strich sie ihr mit den Fingern über die Wange. Das Mädchen gab glucksende Geräusche von sich. Fiona war entzückt.

Endlich kam die Nachgeburt. Fiona drehte sich um und nahm sie auf. Wie in Trance biss sie davon ab und legte den Rest auf ein Handtuch. Sie war gerade Mutter geworden. Mutter von zwei Kindern! Glücklich drehte sie sich um und schloss die Augen. Keine Minute später war sie eingeschlafen.

Marc gönnte ihr die Ruhe und versorgte seine Kinder. Er wusch sie und zog sie an. Er konnte sein Glück fast nicht fassen. Er war Vater. Stolz nahm er sie und legte sie im Wohnzimmer auf die Decke.

Ergriffen beobachtete er seine schlafenden Kinder. Schmunzelnd stellte er fest, dass sie schon wieder etwas erreicht hatten, was nicht möglich war. Sie waren frischgebackene Eltern von Zwillingen!

Er wartete bis Fiona wach wurde. Fiona streckte sich und setzte sich vorsichtig auf. Die Geburt steckte ihr noch in den Knochen, doch sie fühlte sich gut. Ihr Bauch war fast wieder weg. Sie schaute sich die schlafenden Kinder an. Glücklich umarmte sie Marc. Er gab ihr einen Kuss und sagte andächtig << Du hast mir das schönste Geschenk auf der Welt gemacht. Ein Besseres kann es nicht geben und dann gleich in zweifacher Ausführung. Ich liebe dich. >>

40. Kapitel

Die Namenssuche gestaltete sich schwieriger wie gedacht. Marc und Fiona bereuten ihre Entscheidung, die Namenssuche so lange zu verschieben bis ihr Kind auf der Welt war. Jetzt standen sie vor dem Problem, dass sie zwei Namen brauchten.

Sie machten jede Menge Vorschläge wie die Babys heißen könnten, aber so richtig zufrieden waren sie nicht.

Die Kinder unterbrachen ihre Namenssuche, als sie sich lautstark bemerkbar machten. Fiona nahm ihre Tochter auf und stillte sie. Marc kümmerte sich währenddessen um seinen Sohn. Als das Mädchen satt war, wechselten sie.

Plötzlich hellte sich Fionas Gesicht auf.

<< Ich hab‘s! Wie findest du Fenja und Rasmus? >> fragte sie ihn.

Marc sah sich seine Kinder eine ganze Zeit an. Er fand die Namen passten zu ihnen. Er nickte zustimmend.

Fiona lächelte ihn glücklich an. Viel länger wollte sie die beiden auch nicht ohne Namen lassen. Sie strich Rasmus über sein Köpfchen. Zufrieden schmatzte der Kleine.

Als Rasmus auch satt war, wickelte Marc ihn und anschließend schliefen die beiden friedlich nebeneinander ein.

Marc nahm sein Handy in die Hand.

<< Wir sollten Diarmait und Lea Bescheid geben. >>

Fiona erschrak und bekam große Augen << Oh Gott, Lea… die hab ich total vergessen. Die holt uns den Kopf runter. >> murmelte sie verstört.

Marc sah sie zerknirscht an. << Ich hab auch nicht dran gedacht sie anzurufen. Wir machen es dann zusammen. Aber erst rufen wir Diarmait an. >>

Marc wählte die Nummer, stellte auf freisprechen und legte das Handy auf die Kiste. Es dauerte nicht lange, da nahm Diarmait ab.

<< Hallo Diarmait, hier sind Marc und Fiona. >>

<< Hallo ihr zwei, wie geht es euch, der Nachwuchs schon da? Was ist es denn? >>

Marc und Fiona grinsten sich verschwörerisch an. Marc deutete ihr mit den Fingern, dass sie leise sein soll.

<< Was glaubst du? >> fragte Marc neugierig.

<< Hm… wenn ihr mich so fragt…. Ach man, raten ist nicht so meine Stärke… jetzt sagt schon was ist es Mädchen oder Junge? >>

Fiona grinste und meinte mit einem Lächeln << Beides. >>

 

Diarmait schwieg. Vorsichtig fragte Marc << Bist du noch da? >>

Der König räusperte sich << Ja, ich bin noch da… aber ich habe mich erst mal setzen müssen… ihr seid unglaublich. >>

<< Wie meinst du das? >> fragte Marc

<< Naja, ihr setzt alle Gesetze außer Kraft. Wie soll man das mal anderen beibringen… also versteht mich nicht falsch… ich freue mich für euch, doch ihr seid verrückt. >>

Marc gluckste << verrückt also… hm… >>

Diarmait hatte sich von dem Schock erholt. << Jetzt sagt mal, wie heißen denn eure Kinder. >>

<< Fenja und Rasmus. >> antwortete ihm Fiona stolz.

<< Schöne Namen. >> erwiderte der König. << Herzlichen Glückwunsch zu euren Kindern. Ich bin wirklich stolz auf euch… und Marc hat es anscheinend geschafft, oder? Ich glaube er wird seine Kinder in der Schule zum Aufpassen zwingen. >> Diarmait lachte laut auf.

Marc sah missmutig auf den Boden. << Ja… ist ja schon gut… ich hab’s kapiert. >> murmelte er.

Die Drei sprachen noch eine ganze Weile über verschiedene Dinge und verabschiedeten sich anschließend voneinander. Marc versprach sich bald wieder zu melden.

Fiona sah Marc an und verzog das Gesicht. << ich glaube wir sollten Lea anrufen. >>

Marc gab ein Grunzen von sich und murmelte << die wird uns übers Telefon umbringen… so wie ich sie kenne. Vorwürfe bekommen wir bestimmt. >>

<< Hm… >> machte Fiona nachdenklich. << Wir könnten sie auch einfach so anrufen… vielleicht werden die beiden ja wach… dann kann sie sich ausrechnen was Sache ist, aber vorher sollten wir noch Jan anrufen, damit er weiß, dass er Onkel ist. >> grinste Fiona.

<< Ok, aber nur wenn Lea nicht in der Nähe ist sagen wir es ihm. >> beschloss Marc.

Marc nahm wieder sein Handy in die Hand und wählte Jans Nummer, stelle auf frei sprechen und legte es anschließend zwischen sie. Gespannt lauschten beide bis er abnahm.

Jan begrüßte Marc freudig. << Hallo Bruderherz, lebst du noch? Ich kann’s ja fast nicht glauben. >>

Marc kicherte. << Hallo Jan. Ja ich lebe noch… sag mal, bist du alleine? >>

<< Ja, bin ich… wer sollte denn bei mir sein? >>

<< Lea vielleicht. >> meinte Marc ruhig.

<< Ne, ne, die ist mit Jannik noch unterwegs… sie soll nicht nach Hause, bis Michael gefasst ist. >>

<< Ahh ok… gibt’s da was neues? >>

<< Nein, leider nicht. Mich stört es auch, dass es einfach keine Fortschritte gibt. >> äußerte sich Jan leicht frustriert. << Ich hätte euch auch gerne wieder hier… ich vermisse dich. >> setzte er leise hinterher.

Fiona musste sich ein Lachen verkneifen. << Bist du dir sicher, dass du uns haben willst? >>

<< Ja… es ist langweilig… unsere Eltern waren auch nicht mehr hier… außer Arbeit keine Abwechslung. >> erklärte er bedrückt.

<< Ach Jan… wir kommen bestimmt bald wieder… irgendwann müssen wir ja mal fertig sein… aber… ob du das wirklich willst, bezweifle ich. >>

<< Sag mal, was soll denn der Mist? Warum sollte ich nicht wollen, dass du beziehungsweise ihr heimkommt? >>

Marc lachte leise auf << Na Abwechslung wirst du haben, wenn wir heim kommen. >>

Fiona verbiss sich das Lachen und ihr Kopf wurde immer roter. Marc sah es und verkniff sich ein herzhaftes Auflachen.

<< Wie meinst du das? >> fragte Jan irritiert.

<< Naja… wenn wir heimkommen kommen wir nicht mehr alleine heim. >>

<< WAS? >> schrie Jan in den Hörer.

<< Du hast richtig gehört. Wir sind nicht mehr zu Zweit. >> klärte Fiona ihn auf.

<< Wie… habt ihr ein Kind adoptiert? >> fragte Jan perplex.

<< Nein… haben wir nicht. >> antwortete Marc.

<< Ja, was dann? Habt ihr einen Hund? >> Jan wurde neugierig.

Fiona konnte nicht mehr und lachte los. << Nein, für einen Hund haben wir keine Zeit. >> prustete sie los.

Jan schnaubte leicht verärgert. << Wollt ihr mich verar… >>

Marc unterbrach ihn << Nein wollen wir nicht. Wir haben kein Kind adoptiert… wir haben eigene. >>

Jan holte zischend Luft und schwieg. Nach einer gefühlten Ewigkeit schnaufte er langsam aus. << Wieso habt ihr Kinder? Und die Betonung liegt auf Mehrzahl. >>

<< Naja… wir haben zwei und das sind unsere…. >> erklärte er ruhig seinem Bruder.

<< Wollt ihr mir weißmachen, dass ihr Zwillinge habt? >>

<< Ja, haben wir… ein Pärchen… >> erzählte ihm Fiona.

<< Man ihr seid verrückt. Wie habt ihr das denn geschafft? >>

Marc lachte << Naja… ganz geplant war es nicht… war sogar überraschend… vor allem weil es ja eigentlich nicht sein kann. >>

<< Wie heißen die Beiden? >> Jan hatte seinen ersten Schock verdaut und wurde nun neugieriger.

<< Fenja und Rasmus. >> sagte Marc mit stolzer Stimme.

<< Schön… obwohl ich es immer noch nicht glauben kann… ich bin Onkel! >> Jan schrie fast in den Hörer.

<< Genau. Zweifacher Onkel. >> bestätigte ihm Marc.

<< Ich fass es nicht… na dann… ich muss leider aufhören… ich habe noch Arbeit, obwohl ich gerne noch mit euch weitergesprochen hätte. Kümmert euch gut um die Beiden, ich hoffe, dass ich sie bald mal sehen kann. >>

<< Wir können demnächst mal wieder telefonieren. >> sagte Marc, wünschte ihm noch einen schönen Tag und legte auf.

<< So, dann auf in Runde zwei! >> forderte Fiona << mal sehen wie sie sich meldet… vielleicht ändern wir auch spontan unseren Plan. >>

Marc nickte, nahm wie zuvor sein Handy und wählte << Ok, aber das übernimmst du? >>

Kaum begann es zu klingeln nahm Lea ab.

<< Hi ihr zwei, na wie geht’s? >>

<< Hallo Lea…. Uns geht’s gut… aber … >> sie stockte, holte Luft << wir sind nicht zu zweit. >>

<< Wieso, habt ihr ein Haustier? >>

Fiona kicherte << Nö… wir haben Zuwachs bekommen. >>

<< WAAAAAAASSSSSS? >> Lea zog das Wort in die Länge.

<< Ja… wir haben Nachwuchs bekommen. >> wiederholte Fiona ruhig.

<< Nee, oder? Wieso das? Warum jetzt schon? Wie habt ihr das hinbekommen und warum sagt mir keiner was? >> fragte Lea aufgeregt.

<< Nun… ja… ähm… warum jetzt schon, kann ich dir nicht sagen… wie sollte wohl klar sein… und gesagt haben wir nichts, weil wir es selbst sehr spät erfahren haben… >> stotterte Fiona.

<< Trotzdem hättet ihr was sagen können. Man, dass ich so überfallen werde ist nicht fair. Ich hätte es gern früher gewusst!  >> beschwerte sich Lea.

<< Sorry,… irgendwie haben wir das vergessen… >> entschuldigte sich Fiona.

<< Ok, ich bin Tante… daran muss ich mich noch gewöhnen… aber was habt ihr denn eigentlich? Mädchen oder Junge? Hoffentlich ein Mädchen, dann kann ich mit ihr shoppen gehen… wenn’s ein Junge ist, dann müssen die Männer ran und ich habe nichts.  >>

Marc lachte los << Lea, du bist verrückt. Aber es kommt keiner von euch zu kurz. >>

<< Hä? >>

<< Wir können mit beidem dienen. >> erklärte ihr Fiona.

<< WAS? Zwillinge? Wahnsinn! Ich freu mich für euch! Ihr macht Sachen… echt verrückt! Wann kann ich die zwei sehen? >>

<< Ähm… Lea… du weißt, dass wir uns nicht sehen dürfen. >> sagte Fiona traurig << Ich würde dich auch gerne wieder sehen… aber es geht nicht. >>

<< Stimmt. Hab ich vor Aufregung vergessen. Ich hoffe nur, dass ich sie bald sehen kann. Wie heißen die Beiden denn? >>

Fiona teilte ihr die Namen mit und telefonierte noch sehr lange mit Lea. Ihre Kinder hatten zwischendurch Hunger und sie stillte sie. Lea beteuerte mehrmals wie sie es bedauerte die zwei nicht sehen zu können, doch sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass die Reise der beiden bald zu Ende war und sie wieder nach Hause konnten. Sie hoffte auch, dass Michael bald gefangen wird. Ihr ging das Versteckspiel auf die Nerven. Sie machten sich gegenseitig Mut und hofften auf ein baldiges Wiedersehen.

Marc saß gelangweilt auf dem Sofa. Die Frauengespräche waren nicht interessant. Nachdem Rasmus satt war, nahm er ihn und kümmerte sich um ihn. Später wechselten sie die Kinder und Fenja bekam auch die väterliche Fürsorge.

Später riefen sie noch die Bekannten an und erzählten von ihrem Nachwuchs. Sie wurden am Telefon mit Glückwünschen überhäuft. Fionas Arbeitskolleginnen versprachen sie die nächsten Tage zu besuchen.

Marc telefonierte auch mit seinen Eltern. Diese freuten sich sehr über ihren Nachwuchs, wenn auch alles sehr plötzlich kam. Fiona fand die Situation merkwürdig. Sie hatte Marcs Eltern noch nicht kennen gelernt und nun waren sie schon Großeltern. Sie versprachen, dass sie sie besuchen würden, wenn Marc und Fiona zurück sind.

Erleichtert, die Anrufe hinter sich gebracht zu haben schnauften beide auf. Sie waren sich sicher, dass sie niemand vergessen hatten, hielten sich im Arm und schauten auf die friedlich schlafenden Kinder.

Fiona und Marc waren glücklich. Ihre Babys waren wahre Musterkinder. Schon bald schliefen sie nachts durch und auch tagsüber waren sie sehr brav.

Die Kollegen kamen zu Besuch und nach und nach wurde es etwas ruhiger. So vergingen ein paar Wochen. Marcs Urlaub neigte sich dem Ende zu. Fiona war traurig, dass er bald wieder nur abends zu Hause sein würde.

Doch bald spielte sich ihr Leben ein. Fiona genoss den Tag mit ihren Kindern und abends gönnte Marc ihr ein paar ruhige Minuten und kümmerte sich liebevoll um die Zwillinge. Mittlerweile waren diese ein halbes Jahr alt. Fiona war stolz auf sie und auch die Nachbarn waren immer entzückt, die Kleinen zu sehen.

Doch eine Unsicherheit schwebte über ihnen. Was würde die Zukunft bringen? Was sollte das Ziel ihrer Reise sein?

Dass sie den Gürtel enger schnallen mussten, war ihnen sofort bewusst, als Fiona ihren Job aufgab. Viel konnten sie sich mit Marcs Gehalt nicht leisten. Sie sparten lieber an sich und taten alles, dass es Rasmus und Fenja gut geht.

Einige Wochen später, standen Marc und Fiona jeden Morgen auf. Fiona spürte eine Unruhe und konnte sich nicht erklären warum. Sie hatte das Gefühl, dass heute irgendetwas geschehen würde. Sie verdrängte das ungute Gefühl, frühstückte mit Marc und verabschiedete ihn mit einem Kuss. Sie umarmte ihn länger als nötig, doch das war ihr nicht bewusst.

Als die Zwillinge wach wurden, stillte sie sie, wickelte sie und verbrachte den Tag mit ihnen im Freien. Nachmittags kehrte sie zurück und wollte anfangen zu kochen. Die Zwillinge schliefen friedlich auf dem Sofa, als plötzlich ihr Handy klingelte.

Sie nahm ihr Handy und blickte es irritiert an. Sie sah Marcs Nummer auf dem Display, doch normalerweise rief er sie nicht an. Vielleicht will er ja sagen, dass er später kommt, dachte sie sich und nahm ab.

<< Hallo Marc! >> begrüßte sie ihn.

<< Hallo Fiona, hier ist Marvin, der Arbeitskollege von Marc. >>

<< Ähhh… Hallo Marvin. >>

<< Fiona… ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll…. Aber… >> er holte Luft und sagte anschließend << Marc hatte einen Unfall. >>

<< NEIN! >> schrie Fiona ins Telefon und setzte sich auf einen Stuhl. Der Anruf hat ihr fast den Boden unter den Füßen weggerissen. Ihr traten Tränen in die Augen und sie fing an zu schluchzen. << Was ist passiert? >>

<< Marc war heute auf einem Gerüst, als plötzlich sich eine Sicherung gelöst hat und er abgestürzt ist… er wurde ins Krankenhaus gebracht. Es sieht leider nicht gut aus…. Es war grauenhaft… oh man… ich weiß nicht wie ich es erzählen soll… ich bin noch immer geschockt… wie er da lag… >> erklärte er ihr bestürzt.

<< Oh nein… was mach ich nur?... ich muss zu ihm… die Kinder… wie…  >> Fiona konnte keine klaren Sätze mehr bilden, zu geschockt war sie von der Nachricht. Marvin legte auf, versprach ihr aber mit seiner Frau vorbeizukommen um sie zu unterstützen.

Fiona legte auch auf und begann hemmungslos zu weinen. Sie fand erst wieder etwas zu sich, als es an der Haustür klingelte. Sie öffnete und ließ Marvin mit seiner Frau ein. Marvin stellte seine Frau vor. Sie hieß Manuela. Fiona schloss hinter ihnen die Tür und nahm sie ins Wohnzimmer mit. Die Beiden setzten sich, während Fiona Kleidung für die Kinder holte.

Marvin versuchte Fiona noch einmal zu erzählen, wie es zu dem Unfall gekommen war, doch Fiona war nicht aufnahmefähig. Sie war mit ihren Tränen und ihrer Sorge um Marc beschäftigt.

Manuela half ihr, die Babys anzuziehen und anschließend begleiteten sie sie ins Krankenhaus.

41. Kapitel

Fiona betrat das Krankenhaus. Marvin und seine Frau nahmen die Kinder und gingen in den Wartebereich. Am Eingang erkundigte sie sich auf welcher Station sich Marc befindet. Die Schwester erklärte ihr den Weg, meinte sie solle sich auf Station nach der Zimmernummer erkundigen. Fiona bedankte sich und lief in die angegebene Richtung.

Sie kam an einen Fahrstuhl und sah sich unsicher um. Auf einmal erblickte sie eine Tür mit der Beschriftung für das Treppenhaus. Erleichtert begab sie sich dorthin. Sie lief lieber Treppen, als die Fahrstühle zu benutzen.

Im Treppenhaus stieg sie die Stufen hinauf, bis sie an die angegebene Station kam. Fiona öffnete die Tür und trat ein. Suchend sah sie sich nach den Schwestern um. Sie irrte einige Zeit durch die verlassenen Gänge des Krankenhauses.

Sie lief jeden Gang bis ans Ende durch und als es nicht mehr weiterging, kehrt sie um. Sie wurde mit jeder Minute nervöser und hoffte, dass sie bald jemand finden würde. Gerade als sie die Hoffnung aufgeben wollte, öffnete sich eine der Zimmertüren und eine Schwester kam heraus.

Freundlich blickte sie Fiona an.

<< Guten Abend, zu wem möchten sie denn? >>

<< Abend, ich möchte zu Marc Walter. Können Sie mir sagen, auf welchem Zimmer er liegt? >>

Die Schwester musterte sie von oben bis unten.

<< Sind sie eine Angehörige, wie heißen sie? >>

<< Ich heiße Fiona Schmitt… >>

<< Also, wenn sie keine Angehörige sind, dann kann ich sie nicht zu ihm lassen. >> wurde sie unfreundlich unterbrochen.

Fiona erschrak, sie hatte einen Fehler gemacht. Laut ihren Unterlagen galten ja offiziell als verheiratet. Sie bereute ihren wahren Namen gesagt zu haben, doch in der Situation hatte sie alles vergessen. Sie versuchte die Situation zu retten. Mit sicherem Blick sah sie die Schwester an. << Marc ist mein Verlobter. >>

Die Schwester blickte sie freundlicher an. << Ach so, na dann kommen sie mal mit. >> Sie drehte sich um und lief einen anderen Gang entlang. Fiona folgte ihr. Sie wurde nervöser, je länger sie der Schwester hinterherlief. Die Schwester hatte es nicht eilig. Gemächlich schritt sie den Gang entlang. Fiona kam es wie eine Ewigkeit vor, bis die Schwester vor einer Tür hielt.  << Hier liegt er, aber… er ist nicht ansprechbar. >> bemerkte sie. << Sie können zu ihm reingehen. >> sagte sie und ließ Fiona vor der geschlossenen Tür stehen.

Fiona öffnete vorsichtig die Tür und trat unsicher ein. Das Zimmer war halb verdunkelt und sie konnte nicht viel sehen. Als sich ihre Augen an das wenige Licht gewöhnt hatten, erblickte sie das Bett in dem Marc lag.

Sie atmete tief ein und ging langsam auf das Bett zu. Sie sah einige Geräte, die neben ihm standen. Das Auffälligste war das monotone Piepen, das den Raum füllte. Nach genauerem Hinsehen, war sie sich sicher, dass es seine Herztöne sein müssen.

Ihr Blick wanderte auf ihren Geliebten. Sie sah den Schlauch, der ihm beim Atmen helfen sollte. Sein Gesicht war fast unversehrt, doch an seinem Hinterkopf musste er eine Verletzung haben. Sie sah den Rand von einem kleinen Verband. Ebenso vernahm sie einen kleinen Bluterguss an seinem Kinn, der Rest vom Kopf schien unversehrt zu sein. Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

Sein rechter Arm war anscheinend gebrochen, denn die Ärzte hatten ihm einen dicken Gips angelegt. Sie nahm allen Mut zusammen, den sie aufbringen konnte und hob seine Decke an. Ihre Augen vergrößerten sich, als sie den dicken Verband um seinen Bauch und Brustkorb erblickte. Zärtlich legte sie ihm eine Hand auf den Brustkorb und strich über den Verband.

Anschließend schlug sie die Decke komplett zurück, so dass sie auch den Rest von seinem Körper sehen konnte. Sein rechtes Bein war ebenfalls eingegipst und das andere zierten eine Menge Blutergüsse.

Bestürzt nahm sie seine Decke und deckte ihn wieder zu. Sie setzte sich auf die linke Bettseite und nahm seine Hand. Sie gab ihm einen Kuss auf den Handrücken und fing an zu schluchzen.

Sie saß einige Zeit bei ihm am Bett. Eine Schwester kam zwischendurch zur ihr ins Zimmer, ging wortlos auf die Geräte zu, kontrollierte diese und ließ sie zurück.

Fiona sammelte sich, stand auf und wollte nach einem Arzt suchen. Sie verließ das Krankenzimmer und im Flur traf sie auf eine Schwester.

<< Ist es möglich mit dem behandelnden Arzt zu sprechen? >>

Die Schwester nickte << Ja… Schon… Nur im Moment ist er im OP… es dauert wohl noch einige Zeit, bis er zurück ist. Warten sie solange oder wollen sie morgen wieder kommen? >>

<< Ich warte. >> entschied Fiona.

Sie ging von der Station um nach ihren Kindern zu schauen. Marvin und Manuela saßen immer noch im Wartebereich. Als Marvin sie sah kam er zu ihr. Er sah ihre verweinten Augen und warf ihr einen mitleidigen Blick zu. Tröstend nahm er sie in den Arm. << Wie geht’s ihm? >>

<< Ich weiß es nicht… seine rechter Arm und sein rechtes Bein sind eingegipst… Sein Bauch hat einen Verband und auch die Rippen sind verbunden… mehr weiß ich nicht. >>

<< Hast du mit dem Arzt gesprochen? >> wollte er wissen, während sie zu Manuela gingen.

<< Noch nicht… er ist im OP… ich bin auch nur wegen Fenja und Rasmus hergekommen… ich weiß nicht wie ich es schaffen soll… ich kann mit ihnen nicht hierbleiben… aber den Arzt kann ich noch nicht sprechen… die Zwei müssen doch ins Bett und haben Hunger… >> niedergeschlagen ließ sie sich neben Manuela auf einen der Stühle sinken. Sie nahm Rasmus auf den Arm. Sie brauchte etwas an dem sie sich festhalten konnte. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und strich Fenja, die bei Manuela war leicht über den Kopf.

Marvin und Manuela sahen sich an. Sie dachten anscheinend beide das Gleiche, denn sie nickten sich zu.

Leise wand sich Manuela an Fiona << Also… wenn du nichts dagegen hast… dann kümmere ich mich um Fenja und Rasmus. >>

Fiona sah sie erstaunt und überrascht an. << Das würdest du tun? >>

Manuela nickte ihr bestätigend zu. << Ja… ich freu mich, wenn ich mal so zwei Kleine beaufsichtigen darf… >> sie brach ab und schaute traurig zu Marvin. Marvin blickte ihr aufmunternd zu. Fiona bekam es nicht mit, zu sehr dachte sie an Marc.

<< Also wenn du willst… ich gebe dir meinen Schlüssel. >>

<< Ok, ich kümmere mich gut um deine Zwillinge. Soll ich sie gleich ins Bett legen? >>

Fiona sah sich suchend um und fand eine Uhr. Sie nickte Manuela zu.

<< Ok, dann nehmen wir die Zwei mit. Brauchen sie noch was? >>

<< Macht ihnen bitte noch eine Flasche… diese trinken sie im Bett. >> erklärte sie ihnen.

Marvin stand auf und nahm Rasmus an sich. Manuela folgte ihm mit Fenja. Fiona gab beiden noch einen Abschiedskuss und anschließend machten sich ihre Freunde auf den Weg.

Fiona sah ihnen nach, bis sie sie nicht mehr sehen konnte, danach machte sie sich wieder auf den Weg zu Marc. Oben angekommen setzte sie sich wieder neben Marc, nahm seine Hand und wartete, bis der Arzt kam.

Sie bemerkte, dass es immer später wurde und im Zimmer wurde es dunkler. Noch fand sie es nicht nötig Licht anzumachen. Sie beobachtete eine Weile das Gerät, wo Marcs Herzschlag anzeigte.

Fiona zuckte zusammen, als sich die Tür öffnete. Sie konnte die Umrisse von einem Mann erkennen. Dieser Betrat den Raum, sah kurz auf die Geräte und wand sich ihr zu.

<< Die Schwester hat mir gesagt, dass sie seine Verlobte sind und mich sprechen wollten. Ich bin Dr. Geis. >> fing er das Gespräch an.

Fiona nickte, ihr wahr in der Gegenwart dieses Mannes etwas unwohl. Warum konnte sie sich nicht erklären. Sie kannten in der Stadt nicht viele Leute, doch irgendetwas Unheimliches hatte er an sich. Sie schob es auf eine Antipathie, die es bei Menschen geben sollte.

<< Ich würde gerne wissen, wie es um ihn steht. Wird er wieder gesund? >>

<< Also… im Moment können wir noch keine Aussage treffen, ob er je wieder richtig gesund wird. Er hat einige Brüche auf der rechten Seite. Es wurden Organe durch die gebrochenen Rippen verletzt. Diese Blutungen konnten wir in einer Operation stoppen. Bisher sieht es mit diesen Verletzungen gut aus, doch er hat noch eine Kopfverletzung… sein Schädel ist angebrochen und er hat eine starke Gehirnerschütterung. Wie sich diese Verletzungen äußern können wir erst sagen, wenn er wach wird… nur bis dahin brauchen wir jede Menge Geduld. Wir können nur hoffen, dass er bald wieder aufwacht. Im Moment liegt alles bei ihm… wie stark sein Wille ist. >>

<< Das heißt also, ich muss warten, ob er wieder aufwacht? >>

<< Ja… mehr kann ich ihnen im Moment nicht sagen. Wir haben alles in unserer Macht stehende getan. Jetzt heißt es abwarten. Haben sie noch Fragen? >>

<< Nein… Danke… >> murmelte Fiona. Dr. Geis verließ das Zimmer. Fiona saß auf dem Stuhl ohne sich zu bewegen. Die Worte von dem Arzt fand sie nicht beruhigend. Eher das Gegenteil war der Fall. Ihre Sorge um Marc wurde immer größer.

Was wäre, wenn er nie wieder aufwachen würde? Wenn er aufwacht, würde er der Alte sein oder sich verändern? Ist es nicht möglich, dass man auch sein Gedächtnis verliert, wenn man einen starken Schlag auf den Kopf bekam?

Je mehr sie über die Situation nachdachte, desto unruhiger wurde sie. Sie beugte sich über ihn und küsste ihn auf die Stirn.

Plötzlich fiel ihr ein, dass sie mit ihm kommunizieren konnte. Sie sammelte sich, damit ihre Gedanken nicht zu wirr waren und versuchte ihn zu erreichen.

„Marc, bitte wach auf. Ich vermisse dich. Mir tut es so leid, was dir passiert ist. Ich brauche dich. Unsere Kinder brauchen dich!“

Sie wartete einige Zeit, doch so viel sie auch hoffte, sie bekam kein Zeichen von ihm.

Sie versuchte noch einige Male mit ihm Kontakt aufzunehmen, doch es war wie zuvor. Sie  bekam keine Antwort.

Es wurde immer später und sie schlief auf dem Stuhl neben ihm ein.

Am nächsten Morgen wurde sie wach, als die Schwester die Geräte kontrollierte. Sie setzte sich auf und merkte, wie unbequem die Position war, in der sie geschlafen hatte. Sie streckte sich und begrüßte die Schwester. Diese hatte schlechte Laune und warf ihr nur ein gemurmeltes Guten Morgen entgegen.

Fiona stand auf, gab Marc wieder einen Kuss und versuchte ihn zu erreichen. Wie in der Nacht, erhielt sie keine Antwort. Sie verabschiedete sich von ihm und verließ den Raum

Bedrückt lief sie die Treppen hinunter und verließ das Krankenhaus. Auf dem Weg nach Hause holte sie noch einige Sachen zum Frühstück.

Als sie an der Tür klingelte machte Manuela ihr mit einem Strahlen auf.

<< Deine Kinder sind ja so toll. >> schwärmte sie << Ich habe sie gestern hingelegt und sie haben die ganze Nacht geschlafen. Du hast ein Glück! >>

Fiona lächelte. Ja, ihre Kinder waren wirklich toll. Andere Eltern hatten nicht so viel Glück, diese wurden von ihren Kindern nachts geweckt.

Verlegen hob sie die Einkaufstüte hoch. << Ich habe Frühstück mitgebracht. >>

Manuela kicherte. << Ja, komm wir decken den Tisch. Marvin hat sich extra freigenommen. Er ist auch hier. >>

Zusammen machten sich die Frauen an die Arbeit den Tisch zu decken. Anschließend frühstückten sie

Marvin erkundigte sich nach Marc. Fiona erzählte ihnen was der Arzt gesagt hatte. Sie fragte sie auch, ob sie sich heute um die Kinder kümmern könnten. Sie wollte wieder zu ihm. Was sie vorhatte, konnte sie ihnen nicht sagen. Sie entschied sich es immer wieder zu versuchen, mit Marc auf ihre spezielle Art und Weise zu reden.

Manuela und Marvin sagten ihr, dass es kein Problem sei. Die Zwillinge seien so brav und es wäre leicht auf sie aufzupassen. Fiona lächelte beide dankbar an.

Nach einigen weiteren Gesprächen ging Fiona ins Bad um sich zu duschen und machte sich anschließend wieder auf den Weg ins Krankenhaus zu Marc.

Dort angekommen suchte sie sich den Weg zu seinem Zimmer. Sie öffnete die Tür und erschrak. Marc war nicht in dem Raum. Das Bett fehlte auch. Die Geräte waren aus und der Raum sah aus, wie wenn er auf den nächsten Patienten wartete.

Was war mit ihm passiert? Wo war er? Schnell verließ sie das Zimmer und suchte eine der Stationsschwestern. Sie brauchte Gewissheit. Sie bog um die Ecke und fand gleich darauf eine Schwester im Schwesternzimmer.

Erleichtert jemand gefunden zu haben fragte sie << Wo ist Marc, was ist mit ihm passiert? >>

Die Schwester sah sie bedauernd an. << Es tut mir leid, es hat Komplikationen gegeben. >>

Fiona wurde blass und ihre Beine trugen sie nicht mehr. Sie sank auf den Boden. Die Schwester eilte zu ihr und half ihr sich auf einen Stuhl zu setzen. Fiona fing an zu weinen und sank in sich zusammen. Sie wollte es nicht wahrhaben, dass Marc nicht mehr bei ihr sein sollte. Es durfte doch nicht sein! Er war doch nur von einem Gerüst gefallen, obwohl sie nicht wusste wie hoch Marc es war, wo er abstürzte.

Ihre Gedanken prasselten auf sie ein. Nein! Es durfte nicht sein. Marc musste leben. Er konnte sie nicht so einfach verlassen. Sie hätte ihn gerne nach der Reise geheiratet. Viele Sachen wollte sie noch mit ihm erleben. Sollte alles vorbei sein?

Sie sah vor ihrem inneren Auge viele Szenen, die sie mit ihm erlebt hatte. Das Kennenlernen, ihr Abendessen, ihr bisheriges Leben und am Ende das Telefonat mit Marvin.

Fiona machte sich Vorwürfe nicht bei ihm gewesen zu sein, als er starb. Warum musste sie auch nach Hause. Hätte sie sich doch nur umgezogen und nichts gefrühstückt. Diese Vorwürfe ließen sie noch heftiger weinen.

Die Schwester legte ihr einen Arm um die Schultern und versuchte sie zu beruhigen. Sie verstand auf einmal warum Fiona so zusammenbrach. Ihre Wortwahl war nicht die Beste gewesen. Sie wollte unbedingt das Missverständnis aufklären, denn dass Fiona falsche Schlüsse aus ihrem Satz zog, hatte sie nicht bedacht.

<< Ähm.. ich glaube ich habe die falschen Worte gewählt… Er ist nicht verstorben…ich wollte ihnen sagen, dass es Komplikationen gegeben hat und ihr Verlobter ist im Moment im OP. Die Ärzte versuchen alles was sie können, deswegen ist er nicht mehr auf seinem Zimmer. Nach der OP wird er in die Intensiv-Station gebracht, bis sich sein Zustand wieder normalisiert hat.  >>

Fiona sah sie überrascht an und wischte die Tränen aus dem Gesicht. Marc war nicht gestorben? Erleichtert blickte sie zu der Schwester auf. << I…i… ist… das wahr? >> fragte sie stotternd.

Die Schwester nickte und schenkte ihr ein Lächeln. << Ja es ist wahr… ich muss mich entschuldigen. Ich wollte das nicht… >> verlegen sah sie auf den Boden.

<< Sie haben mir einen Schreck eingejagt… aber wie geht’s ihm jetzt? Was war los? >>

Die Schwester antwortete << Ich war auf meinem Kontrollgang bei ihm… auf einmal hat sein Herz nicht mehr richtig geschlagen. Ich habe gleich den Arzt gerufen und sie haben ihn mitgenommen… das dürfte jetzt etwa eine Stunde her sein. >>

<< Wie lange dauert es noch, bis er wieder kommt? >>

<< Ich weiß nicht… das kann ich in Erfahrung bringen. Wollen sie warten? Sie können sich gerne auch ein Wasser nehmen. Sozusagen als Entschädigung für den Schock, wo ich ihnen verpasst habe. >>

Fiona nahm sich ein Wasser und trank es in kleinen Schlücken. Der Schreck saß ihr noch in den Knochen. Hoffentlich würde sie so eine Situation nie wieder erleben. Die Schwester kam wieder zurück und sah sie zuversichtlich an.

<< Sie sind in einer halben Stunde ungefähr fertig. Dann können Sie zu ihm. Ich bringe sie gleich auf die Station, wo er anschließend untergebracht wird. >>

Dankend sah Fiona sie an. Sie leerte ihr Glas, stellte es auf die Spüle und lief der Schwester hinterher, die sie auf die andere Station brachte. Fiona versuchte sich den Weg zu merken. Das Krankenhaus war einfach zu groß um sich schnell zurecht zu finden.

Als sie ankamen verabschiedete sich die Schwester und Fiona setzte sich im Gang auf eine Bank und wartete bis Marc gebracht wurde. Die Minuten verstrichen furchtbar langsam. Sie sah auf die Uhr und verfolgte den Sekundenzeiger. Es war wie in Zeitlupe.

Sie sah auf, als sich eine große Tür öffnete. Marc wurde gefolgt von einem Arzt durch den Gang in sein neues Zimmer geschoben. Fiona stand auf und ging hinterher. Der Arzt kontrollierte, ob die Geräte richtig angeschlossen waren.

Er war noch in seiner OP-Montur. Seine Haube war tief ins Gesicht gezogen und seinen Mundschutz hatte er auch noch auf.

Sie schritt auf ihn zu. << Können sie mir sagen wie es ihm geht? >>

Der Arzt sah sie an. << Ahh sie sind seine Verlobte, ich bin Dr. Geis, wir hatten uns letzte Nacht unterhalten. >>

Fiona nickte zum Verständnis, während der Arzt fortfuhr.

<< Wir hatten ihn noch einmal operieren müssen. Er hatte eine Verletzung am Herz. Auch wenn die rechte Seite von ihm stark in Mitleidenschaft gezogen ist, wir hatten heute noch einen weiteren Bruch an seinen Rippen auf der linken Seite gesehen. Dort hat sich auch ein Knochen gelöst, wo ihm ins Herz gestochen hat und somit eine Blutung ausgelöst hat. Wir konnten es stoppen… nur… wir wissen nicht, ob unsere Möglichkeiten reichen. Wir warten ab, wenn es nicht anders geht, muss noch eine Operation gemacht werden um ihn wieder richtig gesund zu bekommen. Die Narkose wird bald nachlassen, dann hoffen wir, dass er wach wird. >>

<< Was heißt das? >> wollte Fiona irritiert wissen. << Er wird doch wieder gesund, oder nicht? >>

<< Das können wir jetzt noch nicht sagen. Stellen sie sich aber darauf ein, dass wenn er wach wird, er viel Hilfe benötigt. >>

<< Ich verstehe das nicht… wieso er? Was ist mit der anderen Operation? Wird er dadurch wieder ganz gesund? >>

Der Arzt schaute sie lange an. Er schien die Möglichkeiten abzuwägen. Endlich begann er wieder zu sprechen << Ich kann für nichts garantieren. Wir würden lieber noch etwas warten, dann können wir genauere Diagnosen stellen. Falls wir die Operation machen müssen, müssten sie entscheiden, ob wir es tun sollen. Die Krankenkassen tragen diese Kosten nicht. Das wäre eine rein private Leistung. >>

<< Was? Ohje… was kostet denn so was? >>

<< Naja… ich müsste das genau ausrechnen lassen, aber ich denke so 15.000 Euro wird das werden. Darin sind dann auch die Krankenhauskosten enthalten. >>

Fiona sah ihn überrascht an << So teuer? >>

<< Ja… leider ist das eine neue Technik und die bezahlen die Kassen noch nicht. Aber machen sie sich bitte vorerst keine Gedanken. Wir sehen erst einmal, was diese Operation gebracht hat. >> versuchte Dr. Geis sie zu beruhigen. Anschließend verabschiedete er sich und ließ Fiona bei Marc zurück.

Sie zog sich einen Stuhl, der in dem Zimmer stand neben sein Bett und setzte sich zu ihm. Was wäre wenn er nicht mehr gesund werden würde? Wie sollten sie weiterhin zusammen leben? Die Worte des Arztes hatten ihr Angst gemacht. Hoffentlich würde der Fall nicht eintreffen. Die Auflagen der Reise wurden ihr bewusst. Sie durfte sich nicht einmal das Geld leihen, falls er wirklich operiert werden müsste.

Traurig nahm sie seine Hand und versuchte ihn zu erreichen.

„Marc, bitte! Kannst du mich hören? Komm wieder zurück! Ich… nein wir brauchen dich.“

Doch leider erhielt sie keine Antwort auf ihr Flehen.

42. Kapitel

Die nächsten Tage pendelte Fiona zwischen Krankenhaus und ihrer Wohnung. Sie kümmerte sich um Rasmus und Fenja, damit Marvin und Manuela auch ein paar freie Stunden hatten. Wenn sie zurück waren begab sie sich sofort ins Krankenhaus und verbrachte die Nacht bei Marc.

Den wenigen Schlaf merkte man ihr bald an. Sie bekam Ränder unter den Augen. Sie aß recht wenig und wurde immer dünner.

Dr. Geis besuchte sie fast jeden Abend in Marcs Zimmer. Er erzählte ihr, dass sie nur darauf warten würden, bis er wieder aufwacht. Sie sollte die Hoffnung nicht aufgeben.

Fiona probierte jeden Tag mit Marc zu kommunizieren, doch es tat sich immer noch nichts. Die erhofften Antworten blieben aus. Sie merkte, wie sie jeden Tag weniger Hoffnung hatte, ihn wieder wach zu erleben.

Marvin und Manuela machten sich auch Sorgen um sie. Fiona konnte unmöglich so weitermachen. Sie brauchte dringend Schlaf, doch wenn sie Fiona darauf ansprachen winkte sie ab. Sie brauchte keinen Schlaf. Sie wollte nur Marc wieder haben, bis dahin wäre alles andere egal. Manuela schüttelte nur den Kopf. Wenn Fiona noch ein paar Tage so weitermacht, dann bricht sie zusammen. Um das zu vermeiden schmiedeten Marvin und seine Frau einen Plan, wie Fiona zumindest eine Nacht Ruhe haben soll um sich endlich auszuschlafen.

Manuela kaufte in der Apotheke ein Beruhigungsmittel. Sie wussten, wann Fiona zurückkam und kochten ihr bis dahin einen starken Kaffee. Sie tat einige der Tropfen hinein. Fiona nahm bei ihrer Rückkehr den Kaffee freudig in Empfang und trank ihn aus.

Marvin setzte sich mir ihr ins Wohnzimmer und sie unterhielten sich. Fiona wurde immer müder und legte sich auf ihr provisorisches Sofa. Sie schlief ein. Marvin stand auf, nahm eine Decke und legte sie über Fiona. Manuela sah ihren Mann zufrieden an.

<< Jetzt soll sie sich erst einmal ausschlafen. Marc wird bestimmt nicht heute Nacht aufwachen, obwohl ich es mir wünschen würde. Fiona zerreißt sich. Sie ist bald am Ende ihrer Kräfte. Hoffentlich hält sie das aus… >>

Marvin nahm seine Frau in den Arm. << Sie ist stark und lässt sich nicht unterkriegen. Wenn sie heute Nacht durchschläft, sollte es ihr etwas besser gehen. >>

Manuela nickte. << Ja, denke ich auch. Es ist noch früh und bis morgen ist es noch lange. Sie wird schon ausgeschlafener sein, wenn sie wach wird. >>

Die Beiden kümmerten sich um die Zwillinge, die nicht verstehen konnten, warum ihre Mutter auf dem Sofa lag und schlief. Beide hatten das Bedürfnis bei ihr zu sein. Marvin und seine Frau hatten es schwer die Kinder ins Bett zu bekommen.

Nach einigen Versuchen schliefen die Zwillinge endlich ein.

Am nächsten Morgen wurde Fiona wach und war erstaunt, dass es hell war. War sie doch so müde gewesen, dass sie einfach eingeschlafen war? Sie bekam Panik. Was war, wenn mit Marc etwas war, während sie geschlafen hatte?

Sie sprang auf, rannte ins Bad, duschte sich in Rekordzeit und zog sich an. Gerade wollte sie an die Haustür stürmen, als Manuela ihr in den Weg trat.

<< Wo willst du denn so schnell hin? >>

<< Ich muss zu Marc…ich bin gestern einfach eingeschlafen… das darf nicht sein. >> murmelte sie und  zog ihre Schuhe an.

Manuela hielt sie auf, als sie die Haustür öffnen wollte.

<< Jetzt komm und iss erst mal was. Wenn was mit Marc wäre, hätten die bestimmt angerufen. >>

Widerwillig ließ sich Fiona in die Küche ziehen. Manuela hatte den Tisch gedeckt und Fiona musste sich setzen. Sie zwang ein Brot hinunter und trank eine Tasse Kaffee. Sofort nachdem er leer war, stand sie auf und wollte zu Marc, doch die Zwillinge wurden wach und verlangten nach Aufmerksamkeit.

Fiona kümmerte sich um sie, wickelte und fütterte sie. Anschließend übernahm Manuela sie. Fiona war erleichtert, verabschiedete sich von ihnen und verließ die Wohnung. Den Weg zum Krankenhaus rannte sie.

Völlig außer Atem kam sie dort an, riss die Tür auf und nahm die Treppen in einem schnellen Tempo. Vor der Stationstür rang sie nach Atem. Sie brauchte einige Atemzüge um wieder ruhiger zu sein. Als sie nicht mehr keuchen musste, betrat sie die Station. Schnell war sie wieder in Marcs Zimmer.

Sie verbrachte den Tag neben seinem Bett. Gegen Abend, es wurde schon dunkel, betrat Dr. Geis den Raum, ohne jedoch das Licht einzuschalten.

<< Guten Abend, ich hatte gehofft, sie hier anzutreffen. Ich muss unbedingt mit ihnen sprechen. >>

Fiona stand auf und ging zu ihm.

<< Wir haben heute einige Tests gemacht. So wie es aussieht, müssen wir die OP leider doch vornehmen. Er zeigt leichte Reaktionen, also wird er bald aufwachen. Sein Herz ist zu schwach. Er wird ein Pflegefall bleiben, wenn die Operation nicht durchgeführt wird. >>

Fiona kamen die Tränen. Hatten sie nicht schon genug leiden müssen? Jetzt noch der Unfall und das kaputte Herz? Warum konnte ihr Leben nicht normal verlaufen?

Unsicher blickte sie Dr. Geis an. << Wie lange habe ich Zeit das Geld zu besorgen? Wie viel wird es sein, haben sie das schon kalkuliert? >>

Dr. Geis nickte. << Wir kommen auf geschätzte 14.000 Euro. Sofern es keine Komplikationen gibt und die Genesung planmäßig verläuft. >>

<< So viel habe ich nicht… >> seufzte sie und ging zu Marc. Sie nahm seine Hand und küsste sie.

„Mensch Marc, wach auf. Ich weiß nicht was ich tun soll. Bitte hilf mir!“

Doch wieder erhielt sie keine Antwort. Dr. Geis verließ den Raum mit den Worten << Ich schaue später noch einmal rein. >>

Fiona saß lange an Marcs Bett. Sie überlegte wie sie so viel Geld zusammenbekommen würde, doch ihr fiel nichts ein. Bedrückt wollte sie sich auf den Weg nach Hause machen. Manuela und Marvin sollten die schlechten Neuigkeiten auch erfahren.

Sie betrat die Wohnung wo sie bereits erwartet wurde. Marvin begrüßte sie freundlich, während Manuela ein Hallo nuschelte.

Fiona setzte sich zu den Beiden und berichtete von ihrem Gespräch mit Dr. Geis und dass die einzige Möglichkeit für Marc eine Operation war.

<< Ich werde mir eine Arbeit suchen müssen. Ich muss das Geld zusammenbekommen. >> sagte sie.

Marvin und Manuela sahen sie nachdenklich an.

<< Uns fällt nichts ein, wo du schnell Arbeit bekommen kannst. Was würdest du mit den Zwillingen machen? Die müssen auch untergebracht werden. Ich kann nicht ewig auf sie aufpassen. Mein Urlaub ist bald vorbei. >> sagte Manuela.

Marvin betrachtete seine Frau lange. Ihr Verhalten war merkwürdig. War sie mit den Kindern überfordert? Sie hatte sich doch immer Kinder gewünscht… leider konnten sie keine bekommen.

Bedrückt sah Fiona Manuela an. << Ok, ich werde schauen wie ich es hinbekomme, wenn du arbeiten musst. >>

Marvin wollte etwas sagen, wurde jedoch von seiner Frau mit einem Blick zum Schweigen gebracht. Die Stimmung konnte Fiona nicht verstehen, doch sie beschloss, dass wenn die Beiden Probleme hätten, es sie nicht zu interessieren hätte.

Marvin und Manuela verabschiedeten sich. Marvin versprach, am Morgen zu kommen, damit Fiona wieder zu Marc konnte. Sie umarmte Marvin dankbar.

Fiona kümmerte sich an diesem Abend um ihre Kinder und brachte sie nach einer ausgiebigen Spielstunde ins Bett.

Sie saß im Wohnzimmer, als ihr Handy klingelte. Sie nahm ab und es meldete sich Dr. Geis.

<< Guten Abend, ich wollte nur nachfragen, ob sie sich entschieden haben. Wir hätten am Freitag Zeit, die Operation durchzuführen. >>

<< Guten Abend Dr. Geis. Ich muss erst sehen, wo ich das Geld herbekomme… leider habe ich nicht so viel… >>

<< Ok, kommen sie zu mir, wenn sie sich entschieden haben. Nur… der Kollege, der bei der Operation mitarbeitet kommt einmal im Monat zu uns ins Krankenhaus… der nächste Termin wäre dann erst in fast fünf Wochen. >>

<< Ja… ok… ich werde schauen was ich machen kann… ich melde mich bei ihnen. >>

Dr. Geis verabschiedete sich und Fiona saß bedrückt im Wohnzimmer. Wo sollte sie das Geld herbekommen? Sie wollte, dass Marc wieder richtig gesund werden würde. Wo sollte sie die Zwillinge hinbringen? Warum drängte Dr. Geis auf den Termin? Viele Fragen und Gedanken wanderten ihr an diesem Abend durch den Kopf. Sie war müde und legte sich ins Bett. Mehr konnte sie an diesem Abend nicht machen. Sie würde zu keiner Lösung ihrer Probleme kommen.

Am nächsten Morgen kam Marvin wie versprochen zu ihr. Er nahm ihre Kinder und Fiona konnte sich auf den Weg ins Krankenhaus machen, wo sie bis zum Abend blieb.

Als es wieder dämmerte kam Dr. Geis zu ihr. Er betrat das Zimmer, wie üblich, ohne das Licht einzuschalten. Er begrüßte sie und wollte von ihr wissen, ob sie sich entschieden hatte. Fiona blickte ihn traurig an. << ich weiß nicht wo ich das Geld herbekomme…. Vielleicht werden wir uns das nie leisten können. >> Als sie sich bewusst wurde, dass Marc nie wieder der Alte sein würde begann sie zu schluchzen.

Dr. Geis kam zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schultern.

<< Vielleicht kann ich ihnen helfen? >>

Hoffnungsvoll sah sie ihn an, leider konnte sie seine Augen nicht sehen, weil es zu dunkel war.

<< Naja… wenn sie mit mir ausgehen würden, dann könnte ich ihnen ein interessantes Angebot machen. Ich möchte mit ihnen Essen gehen. >>

Fiona schüttelte entschieden den Kopf. << Nein! Mein Verlobter liegt hier und sie wollen mit mir ausgehen? Nie… Was soll das für ein Angebot sein? Das kann nichts Normales werden. Ich werde mich mit ihnen nicht treffen. Ich bin keine, die sich für Geld verkauft. Egal wie, ich versuche das Geld zusammenzubekommen. >>

<< Ganz wie sie meinen. >> Dr. Geis wand sich ab um den Raum zu verlassen.

Fiona blieb irritiert zurück. Diese Masche war nicht sympathisch. Sie empfand nach wie vor eine Antipathie gegen Dr. Geis. Sein Vorschlag war grotesk.

Sie verabschiedete sich von Marc und versprach gleich am nächsten Morgen wieder zu ihm zu kommen.

Zu Hause übernahm sie die Zwillinge, spielte mit ihnen und brachte sie ins Bett. Als sie alleine auf dem Sofa saß wanderten ihre Gedanken wieder zu Dr. Geis. Warum machte er ihr das Angebot? Was wollte er damit bezwecken? Sie fand keine Lösung für sein Verhalten, doch mit ihm auszugehen war für sie keine Option.

Plötzlich klingelte ihr Telefon. Dr. Geis war am Telefon. << Wir müssen uns entscheiden. Entweder am Freitag oder erst in einem dreiviertel Jahr. Mein Kollege fliegt nach Amerika und wird die nächsten Monate dort verbringen um dort die neuesten Methoden zu erklären und auch einige Operationen zu überwachen. >>

<< Oh mein Gott. Was mache ich jetzt? >> Fiona verzweifelte.

<< Ach ich habe noch eine gute Nachricht für sie. Er reagiert wieder mehr auf Reize. Das heißt, er wacht wirklich bald auf. Sein Zustand bessert sich täglich… >>

<< Wenigstens etwas Positives. >> meinte Fiona sarkastisch.

 << Wenn sie möchten, mein Angebot steht noch. Morgen wird ihnen per Bote ein Paket gebracht. Wenn sie mein Angebot annehmen, dann folgen sie den Anweisungen. Ich werde warten. >>

Fiona lief unruhig durch die Wohnung. Es wurde bald heller und sie hoffte, dass Marvin wieder kommen würde.

Endlich am Mittag kam er. Er musste noch bei seiner Arbeit vorbei. Manuela konnte auch nicht freimachen. Fiona war erleichtert, dass er gekommen war und bat ihn auf die Kinder aufzupassen.

Sie zog sich um und lief zu Marc ins Krankenhaus.

Dort versuchte sie wieder die ganze Zeit mit ihm in Kontakt zu treten. Kurz bevor sie gehen wollte hörte sie auf einmal seine Stimme.

„Fiona… liebe… kann… nicht… Nebel…“

Sie erschrak. Was wollte er ihr mit dieser Nachricht sagen? Sie freute sich, wenigstens ein Lebenszeichen von ihm bekommen zu haben.

„Marc ich liebe dich!“

„Ich… aufpa… wichtig.“

Sie heulte vor Freude. Plötzlich kam eine Schwester ins Zimmer und gab ihm eine Spritze. Nachdem sie es wieder verlassen hatte, versuchte Fiona ihn wieder zu erreichen, doch es blieb ruhig.

Dr. Geis kam wieder zu ihr und fragte sie, ob sie sich entschieden hatte. Morgen wäre der Tag, an dem die Operation stattfinden konnte. Doch sie teilte ihm mit, dass sie das Geld noch nicht zusammen hatte. Er erinnerte sie an sein Angebot.

Unruhig machte sie sich auf den Heimweg. Marc hatte mit ihr gesprochen, doch sie konnte nichts verstehen. Es waren Wörter ohne Zusammenhang. Je mehr sie darüber nachdachte, desto weniger gaben die gestammelten Wörter eine Sinn.

Die Operation ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Marc hätte die Chance auf ein normales Leben, wenn sie das Geld zusammenbekommen würde. Sie schloss an ihrer Wohnung angekommen die Tür auf. Marvin erwartete sie bereits und zeigte auf ein Paket, das für sie abgegeben wurde.

Unwohl sah sie es an. Die Neugier packte sie und sie öffnete den Karton. Überrascht stieß sie pfeifend die Luft aus. Sie holte ein Kleid hervor und hielt es vor sich. Es war recht kurz. Typisch klassisch schwarz, dachte sie sich. Es befanden sich in dem Karton noch ein Paar schwarze High Heels und eine Kette.

In dem Paket befand sich eine Karte, auf der stand: Wenn du dich mit mir triffst, dann trage bitte die Dinge, die ich dir eingepackt habe.

Sie war hin- und hergerissen. Sollte sie sich mit Dr. Geis treffen? Wie er wohl aussah? Bisher hatte sie ihn nur im Halbdunkeln oder in OP-Montur gesehen. Warum bestand er auf diese Kleidung?

Nach langem Hin und Her entschied sie sich zu dem Treffen zu gehen. Mit Marvin sprach sie sich ab. Als Erklärung wohin sie ginge, meinte sie nur, sie würde sich mit einem potentiellen Sponsor treffen. Marvin sicherte ihr zu, dass er an diesem Abend auf ihre Kinder aufpassen würde. Sie ging in ihr Schlafzimmer und zog sich um.

Als sie sich im Spiegel sah, verschlug es ihr den Atem. Das Kleid war wirklich recht kurz und mit den Schuhen sah sie viel größer aus. Sie schüttelte den Kopf. Wieso ließ sie sich darauf ein? Warum musste sie dieses Kleid anziehen? Sie tröstete sich mit dem Gedanken, vielleicht das Geld für die Operation zusammenzubekommen. Sie wollte mit Marc weiterhin glücklich leben… vielleicht für immer? Der Gedanke kam ihr immer wieder. Warum nur? Was war der Unterschied zu ihrem momentanen Leben? Würden sie dann nie wieder krank werden? Sie entschied, dass sie das Diarmait fragen würde, sobald sie mit ihm telefonieren würde.

Als sie das Schlafzimmer verließ sah Marvin sie mit großen Augen an.

<< Du siehst total verändert aus. >> stieß er hervor.

<< Ja ungewohnt, nicht? >> fragte sie.

<< Ja… aber total… wenn ich nicht verheiratet wäre, dann würde ich dich heute nicht mehr gehen lassen. >> sagte er ehrlich zu ihr.

<< Naja… eigentlich finde ich das fast zu aufreizend… schau mal wie kurz das Kleid ist. >>

<< Fiona, du bist so schlank, das sieht super aus. Jetzt mach aber dass du wieder heim kommst… ich will heute auch noch schlafen. >> er grinste sie an und schob sie zur Wohnungstür hinaus.

Fiona begab sich zu der angegebenen Adresse. Der Weg war nicht lag und sie war sogar  zehn Minuten zu früher als gedacht an der Adresse. Sie sah sich um. Es war keine noble Gegend. Eigentlich eher heruntergekommen. Was wollte Dr. Geis hier von ihr?

Sie beschloss, während sie auf ihn wartete sich die Auslagen in dem Schaufenster auf der anderen Straßenseite anzusehen. Sie überquerte die Straße und war in die vielen Schmuckstücke vertieft. Ihr fielen auch schöne Eheringe ins Auge, als sie den Preis sah, musste sie schlucken. Selbst die Ringe kosteten wahnsinnig viel, dachte sie sich.

Sie schaute sich weitere Ketten und Uhren an. Auf einmal klopfte ihr jemand auf die Schulter.

<< Hallo Fiona, schön dich zu sehen. >>

Fiona drehte sich um und ihr gefror das Blut in den Adern. Der Schock saß tief, bis sie begriff wer vor ihr stand. Es war Michael!

43. Kapitel

Michael sah sie freudig an. << Endlich… >> murmelte er.

Fiona sah sich suchend um. Sie wartete auf Dr. Geis. Hoffentlich kommt er gleich. Sie wollte weg von Michael. Sie wusste, dass er gesucht wurde, aber warum hatten sie ihn noch nicht gefunden? Er stand gerade vor ihr! Leons Männer waren doch in der Stadt!

Michael bemerkte, dass sie sich umsah. << Wartest du auf jemand bestimmtes? >> wollte er neugierig wissen.

Verlegen sah Fiona zur Seite. << Ähm… ja… eigentlich schon… >> wieder suchte sie die Straße nach dem Arzt ab, doch er kam nicht.

<< Wenn du versetzt worden bist, kannst du doch bestimmt mit mir was trinken gehen. So wie du aussiehst, bist du eh auf Abwechslung aus. >>

Beschämt sah sie zu Boden. Sie erinnerte sich an die Zeit als Tänzerin, doch daran wollte sie jetzt nicht denken. Michael nahm unsanft ihren Arm. << Wenn du schreist, dann war es das Letzte was du getan hast. Marc wird nicht mehr aufwachen, dafür sorge ich! >>

Ängstlich ließ sich Fiona von ihm über die Straße führen. << Woher weißt du von Marc? >>

<< Ach Schätzchen, auch wenn du meinst, dass ich nicht besonders schlau bin. Ich habe mehr Talente, als du dir denken kannst. Ich weiß alles über dich, deshalb rate ich dir, das zu tun was ich will. >>

Fiona wurde übel. Michael war eine der Personen, die sie nie mehr in ihrem Leben sehen wollte und nun musste sie mit ihm durch die Straßen laufen und so tun als ob sie ihn mag. Sie ärgerte sich, die Verabredung mit Dr. Geis angenommen zu haben. Wenn sie nicht weggegangen wäre, hätte er sie nicht gefunden. Zornig auf sich selbst lief sie neben ihm her. Michael dirigierte sie einige Straßen weiter zu seinem Auto.

<< Einsteigen! Und mach keine Dummheiten, das wirst du bereuen! >>

Marc stieg auf der anderen Seite ein und startete den Motor. Unsicher sah Fiona ihn an. Michael fuhr zu einem Haus am Stadtrand. Sie erkannte die Gegend. Hier war sie oft mit Marc spazieren gewesen. Sollte Michael schon die ganze Zeit in ihrer Nähe gewesen sein?

Michael stellte den Motor ab und zeigte ihr, dass sie aussteigen sollte. Er nahm wieder ihren Arm und zwang sie ins Haus. Dort führte er sie ins Wohnzimmer.

<< So, dann will ich dich nicht länger auf die Folter spannen. Du kommst hier nicht weg, bis du eine Entscheidung getroffen hast. >> Er zwang sie, sich auf einen Stuhl zu setzen und nahm ein Seil, das er sich vorher bereits hingelegt hatte und band sie fest.

<< Ich gehe telefonieren und du verhälst dich ruhig, ansonsten kannst du deinem geliebten Marc sofort Lebe Wohl sagen! >>

Fiona schluckte, als Michael das Zimmer verließ. Er stand vor der Tür, nahm sein Handy aus der Hose und rief jemand an.

<< Ja genau, ihr könnt aufhören. >>

<< Ja… ich melde mich, bei Neuigkeiten. >>

<< Lasst ihn wach werden…mitbekommen! >> hier konnte Fiona nicht alles hören, was Michael sagte, denn er sprach auf einmal viel zu leise.

<< Bis dann. >> verabschiedete er sich von seinem Gesprächspartner.

Das Gespräch war verwirrend. Ging es um Marc? Wenn ja, was wollte Michael machen?

Michael betrat wieder das Wohnzimmer. << Du hast echt dazugelernt. Scheinst echt gelernt zu haben. Horst hat dir wohl Gehorsam eingetrichtert? >>

Bei den Gedanken an Horst brach ihr der Schweiß aus. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Sie war nicht lange bei Horst in Gefangenschaft, doch diese Zeit war sehr schwer für sie. Die Schmerzen, die sie ertragen musste waren extrem.

<< So, dann werde ich dir mal sagen, was ich von dir will. Ich weiß, dass du 14.000 Euro brauchst, damit Marc eine Operation bekommt. Ich biete dir einen einmaligen Deal an. Wenn du ablehnst, dann kannst du morgen seine Beerdigung planen. Die endgültige Entscheidung liegt bei dir. >>

Fiona machte große Augen, konnte nichts sagen. Die Drohung war eindeutig genug. Sie musste tun was Michael von ihr verlangte, nur was war das?

<< Also, du kannst sein Leben retten. Du bekommst das Geld von mir bis morgen früh auf dein Konto, wo es gleich ans Krankenhaus überwiesen wird. Aber… ich verlange etwas dafür. Ich will, dass du mit mir ins Bett gehst und du dich freiwillig von mir nehmen lässt. Egal was ich mache, du musst es tun. Dann bleibt Marc am Leben. Willst du es tun? Ich gebe dir fünf Minuten Bedenkzeit, dann will ich eine Antwort. >>

Während er dies sagte, nahm er einen Wecker und stellte ihn auf fünf Minuten ein. << Ich gehe kurz raus. Wenn der Wecker klingelt, will ich eine Antwort. >> er drehte sich um und ging aus dem Raum.

Fiona saß auf dem Stuhl und sah den Wecker an. Sie starrte auf ihn, die Zeit schien zu rennen. So schnell konnten doch die fünf Minuten nicht vergehen. Sie dachte an Marc, an ihre Kinder und an sich. Sie hatte nur eine Chance. Wie sollte sie sich entscheiden?

Sie liebte Marc und er sie, doch könnte er auch ohne sie leben? Würde er es schaffen, die Kinder ohne sie groß zu ziehen? Sie konnte die Drei retten, wenn sie sich aufgab. Sie wusste, dass sie keine Zukunft haben würde, wenn sie mit Michael ins Bett stieg.

Würde er ihr die Chance geben, sich von ihm zu verabschieden? Welche Möglichkeiten hätte sie noch? Michael hat mit dem Tod von Marc gedroht! Die Gedanken kreisten und der Wecker tickte und tickte. Gleich war die Zeit um.

Wie sollte sie sich entscheiden? Sie wusste nicht weiter. Tränen traten aus ihren Augen. Als es klingelte und Michael den Raum betrat, war sie sich immer noch nicht schlüssig, wie sie sich entscheiden sollte.  

Michael lief einige Male um sie herum. Er betrachtete sie ausführlich. << Immer noch so schön, wie damals, als du bei mir gearbeitet hast. Du bist wunderschön. So eine tolle Frau, oder soll ich besser Mutter sagen? >>

Fiona erstarrte. Hatte er sie mit den Kindern gesehen? Wollte er ihnen auch noch etwas antun? Bleich sah sie ihn an.

<< Beruhige dich, dein Kind ist sicher. Es interessiert mich nicht. Du bist das Einzige was ich will. >>

Wieso sprach er nur von einem Kind? Hatte er sie nur mit einem Kind gesehen? Dachte er vielleicht das Zweite sei von Manuela? Hoffentlich! Sie entschied sich nichts weiter zu den Kindern zu sagen. Wenn er im Glauben war, dass sie nur eins hat, dann soll er den auch beibehalten. Warum hatte er kein Interesse an ihren Kindern? Ihr fiel keine Lösung ein, doch in diesem Augenblick ist ihre Entscheidung gefallen. Sie wollte ihre Familie schützen, auch wenn es heißt, dass sie in nächster Zeit sterben würde.

<< Hast du dich entschieden? >> wollte er forsch wissen.

Fiona sah ihn mit Tränen im Gesicht an.

<< Ja… habe ich… >> sie fing an zu weinen, konnte jedoch keine Tränen aus ihrem Gesicht wischen, da er sie noch immer nicht losgebunden hatte. << Aber ich hätte eine Bitte. >> fragend sah sie ihn an. Michael nickte << Sag schon! >> forderte er sie ungeduldig auf.

<< Ich möchte sehen, wie du das Geld im Krankenhaus abgibst. Ich will wissen, dass es ankommt und Marc wieder gesund wird… und… ich würde mich gerne von ihm verabschieden. >>

Erfreut sah Michael sie an. << Also hast du dich für mich entschieden? Sehr toll, ich freue mich! Den Wunsch werde ich dir erfüllen. Du sollst ja nicht behaupten, ich sei ein gefühlloser Mensch. Ich fahre mit dir sofort zum Krankenhaus, dort gibst du das Geld ab. Du bekommst einen Vertrag, den du unterschreiben musst. Die Zahlung wird darauf bestätigt.

Anschließend lass ich dir zehn Minuten, um dich von ihm zu verabschieden. Danach kommst du mit mir mit! Aber… denke dran… du machst alles freiwillig, wenn ich mitbekomme, dass du versuchst abzuhauen, dann… >> Er schob seine Jacke zur Seite und Fiona konnte eine Pistole erkennen. Sie schluckte schwer. Er hatte sich wirklich vorbereitet.

Michael band sie los, nahm sie grob am Arm und zog sie zum Auto. Er öffnete es, schubste sie hinein und schloss die Tür, sobald sie saß. Er selbst setzte sich auf den Fahrersitz. << Öffne das Handschuhfach, da ist Geld drin. Such die Summe für die OP raus! >>

Mit zitternden Fingern öffnete Fiona das Handschuhfach. Sie sah mehrere Geldbündel. Vorsichtig nahm sie eins heraus und zählte nach, dann folgte das Nächste, bis sie auf die Summe von 14.000 Euro kam, die sie für die OP benötigte. Sie schloss das Handschuhfach und hielt das Geld in der Hand.

Michael hatte in der Zwischenzeit den Motor gestartet und fuhr Richtung Krankenhaus. Dort stiegen sie aus. Michael dirigierte sie zu einem Eingang, den sie nicht kannte. Fiona erkannte den Eingang als Eingang für Angestellte. Warum konnte Michael hier rein? Die Türen sind gesichert und man kommt nur mit einer Karte hinein. Sie sah Michael fragend an, doch er gab ihr keine Antwort. Er ging mit ihr zu der Verwaltung. Dort zahlte Fiona das Geld ein, unterschrieb den vorbereiteten Vertrag und anschließend gingen sie zusammen auf die Station, auf der Marc lag.

Sie begegneten keiner Schwester und kamen ungesehen zu Marcs Zimmer. Fiona sank auf seinem Bett zusammen. Sie nahm ihn so gut es ging in den Arm und küsste ihn ins Gesicht. Es war das letzte Mal, dass sie ihn sehen würde. Morgen würde er operiert und sie nicht mehr seine Gefährtin sein. Sie weinte und weinte. Michael stand daneben und betrachtete sie amüsiert. Er zählte die Minuten rückwärts.

Fiona versuchte noch einmal mit Marc in Kontakt zu treten, doch er antwortete wie viele Male zuvor nicht.

<< Dreißig Sekunden… >>  unterbrach Michael sie.

Fiona gab ihm einen letzten Kuss auf den Mund und ging zu Michael. << Denk an dein Versprechen! Egal was ist, du gehörst jetzt mir! >>

Fiona nickte betrübt. Sie hatte vorhin ihr Todesurteil unterschrieben. Würde es schmerzen, wenn das Seelenteil der Paramanneskjaner den Körper verlässt?

Viele Gedanken kreisten in ihrem Kopf. Sie liefen den Gang in Richtung Treppe, als eine Schwester sie aufhielt.

<< Dr. Geis, wir benötigen noch einige Unterschriften. Die Medikamente für Marc Schmitt werden auch reduziert? Ist das richtig weiteregegeben worden? >>

Fiona starrte die Schwester an. Hatte sie gerade Dr. Geis gesagt? Sie wusste nicht mehr weiter. Michael war die ganze Zeit in der Nähe. Sie konnte nicht mehr und setzte sich auf einen der Besucherstühle. Die Situation überforderte sie. Damit hatte sie nicht gerechnet. Hatte sie Michael wirklich so unterschätzt?

Michael bemerkte ihren Zwiespalt. Amüsiert und zufrieden blickte er sie an. Er unterschrieb noch einige Protokolle und sagte zu der Schwester << Marc Schmitt braucht die Medikamente nicht mehr, er wird morgen früh operiert. Sie wissen Bescheid? >>

Die Schwester nickte, Michael drehte sich um und ging voraus. Fiona stand wackelig auf und folgte ihm.

Im Auto sah er sie grinsend an. << Dass ich eigentlich Arzt bin, wusstest du nicht? >> Fiona schüttelte entsetzt den Kopf. Michael hatte sie die ganze Zeit beobachtet.

So ein Ende hatte sie nicht erwartet. Michael ging zum Auto, Fiona folgte langsam. Ihn verließ die Geduld er drehte sich um und zog Fiona zum Auto. Er schubste sie wieder ins Auto und setzte sich ebenfalls.

Er startete den Motor und fuhr los. An seinem Haus angekommen stiegen beide aus. Fiona fühlte sich wie eine Leibeigene. Michael schubste und zog sie einfach mit. Ihm war es egal ob sie stolperte oder nicht. Sie verfluchte die hohen Schuhe. Sie verfluchte sich. Fiona wurde richtig wütend. Sie riss sich von Michael los und blickte ihn zornig an.

Michael sah unzufrieden aus. << Horst hat wohl doch nicht ganze Arbeit geleistet, dann muss ich nachhelfen. >> er holte aus und gab ihr eine Ohrfeige. Vor Schreck hielt Fiona sich die Wange. Michael nahm sie wieder am Arm und zog sie in den oberen Stock. Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Fiona konnte ein massives Bettgestell aus Metall erkennen. Michael führte sie ans Bett, warf sie auf die Matratze und fesselte sie ans Bett. << Damit du mir nicht abhaust. >> meinte er süffisant grinsend.

Fiona lag auf dem Bett und konnte sich nicht bewegen. Er hatte ihre Arme und ihre Beine festgebunden. Ihr Kleid war verrutscht. Der wenige Stoff bedeckte nur noch ihren Bauch.  Michael konnte alles sehen was er wollte. Er schaute sie an und seufzte zufrieden.

<< Ich gehe schnell duschen. Extra für dich meine Süße. >> sagte er und verschwand im Badezimmer.

Fiona konnte nichts mehr sagen. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Die Aufregungen der letzten Tage, jetzt der Stress mit Michael und ihr nahendes Ende waren zu viel. Sie schluckte mühsam die aufsteigenden Tränen hinunter.

Michael kam aus dem Badezimmer. Er ging zu ihr hin und strich ihr über das Bein.

<< Du weißt, dass du dich nicht wehren sollst. Ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten. Jetzt bist du dran. Dein Marc ist erst gerettet, wenn wir zwei fertig sind. >>

Fiona nickte. Sie konnte sich nicht mehr befreien und das Leben von Marc war ihr zu wichtig.

Michael holte einen Knebel und ein Messer. Den Knebel drückte er ihr gewaltsam in den Mund. Mit dem Messer strich er an ihrem Körper entlang. Als er an der Unterhose ankam schnitt er den dünnen Stoff durch. Und zog ihn zur Seite.

<< Mmmmm… toll… >> seufzte er. Fiona schloss die Augen. Sagen konnte sie nichts mehr und was Michael vorhatte wollte sie nicht wissen. Sie hoffte nur, dass er bald fertig sei.

Michael strich weiter mit dem Messer über ihre Haut, jedoch ohne sie zu verletzen. Das Kleid folgte kurz darauf der Unterhose und auch der BH wurde zerschnitten. Fiona lag nun nackt vor ihm. Sie öffnete die Augen und sah ihn an. Genüsslich blickte er an ihrem nackten Körper auf und ab. Sie konnte sehen, dass er erregt war. Seine Hose hatte eine beachtliche Beule.

Er legte das Messer zur Seite und zog sich aus. Als er seine Unterhose auszog schloss Fiona die Augen. Sie wollte nicht sehen, was er bald in sie stecken würde. Sie dachte an Marc.

Michael begann ihren Körper zu liebkosen. Er fuhr mit den Händen, den Lippen und der Zunge alle Konturen ab. Die Zärtlichkeiten ließen auch Fiona nicht kalt. Sie ärgerte sich über ihren Körper, doch sie hatte es Michael gestattet.

Michael bemerkte, dass sie feucht wurde und freute sich. Ein sicheres Zeichen, dachte er zufrieden.

Er legte sich über sie und machte weiter.

Fiona war in ihren Gedanken bei Marc. Sie versuchte ihn zu erreichen, doch bis jetzt erhielt sie keine Antwort. Michael widmete sich mittlerweile ihrer Perle und sie merkte die steigende Erregung.

Michael beschloss, dass sie weit genug war. Innerlich grinste er. Gleich würde es eine von ihnen weniger geben. Mehr hatte er nicht bezwecken wollen. Wie gut, dass er eine medizinische Ausbildung hatte und Marc als sein Privatpatient aufgenommen hatte. Seine Idee, das Gerüst zu manipulieren fand er eine der Besten die er hatte. So konnte er ihr weißmachen, dass sein Leben in ihren Händen liegt.

Vielleicht konnte er sie anschließend für sein Bordell begeistern? Sie hatte ja dann keine Verpflichtung mehr. Oh ja, dachte er sich. Sie wäre bestimmt sein bestes Pferd im Stall. Beim Tanzen kam keiner an sie heran. Sie hatte ihm gut Geld eingebracht.

Während er seinen Gedanken nachging, was seiner Erektion keinen Abbruch tat, hörte Fiona auf einmal eine Stimme in ihrem Kopf.

„Fiona! Hörst du mich?“

Sie hielt die Luft an. Michael deutete das als Zeichen ihrer Erregung. Er machte sich bereit und legte sich gezielt zwischen ihre Beine. Noch spielte er an ihrem Eingang. Er genoss den Triumpf.

„Ja Marc, ich liebe dich!“

„Fiona, es ist eine Falle, verschwinde, die haben mich mit Schlafmitteln ruhig gestellt. Mir geht es soweit gut!“

„Marc, es tut mir leid, ich liebe dich!“ gerade als sie diese Worte dachte drang er in sie ein. Fiona schrie vor Schmerzen auf. Sie merkte wie es sie innerlich zerriss. Sie holte tief Luft und atmete genauso heftig aus. Sie konnte ihr Licht sehen, wie es den Köper verließ und davon schwebte.

Sie hatte alles verloren, was ihr etwas bedeutet hatte. Ihre Liebe zu Marc ist in diesem Moment genauso erloschen. Sie fühlte nichts mehr für ihn. Die Bindung zu ihren Kindern wurde schwächer. Alles ließ nach. Das Zeichen an ihrem Hals verschwand und mit ihm die Erinnerungen an Marc, ihren Kindern und ihr vorheriges Leben.

Michael war fertig. Er grinste zufrieden. Jetzt war sie ein sterblicher Mensch. Sein Plan hatte funktioniert.

 

Zur gleichen Zeit, nur an einem anderen Ort….

Marc lag in seinem Bett und merkte, wie er langsam die Kontrolle über seinen Körper zurückbekam. Er war verärgert über die Behandlung, die er bekommen hatte. Wochenlang war er ruhiggestellt, doch er bekam alles mit, was um ihn herum gesprochen wurde. Seine Brüche waren verheilt. Leichte Schmerzen ignorierte er gekonnt. Hoffentlich würde er bald wieder richtig laufen können.

Seine Wut auf Michael war sehr groß. Warum hatte er ihr nur so einen Mist erzählt! Ihm ging es doch gut! Und das Schauspiel mit seinem Herz. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Wenn er gekonnt hätte, hätte er auf Michael eingeschlagen, so zornig war er.

Er hatte Fionas Verzweiflung jeden Tag gespürt, auch wie sie mit ihm gesprochen hatte. Den Druck den er ausübte, nur damit sie zu ihm kam. Ihre Tränen an seinem Bett taten ihm weh. Er wollte nicht, dass sie leiden musste. Er verfluchte den Arzt.

Ihn ärgerte auch, dass er nicht mit ihr reden konnte. So sehr er sich auch bemüht hat, es hat einfach nicht funktioniert, wie wenn eine Blockade in seinem Kopf gewesen wäre. Was hatte er ihm alles verabreicht? Waren es wirklich nur Schlafmittel gewesen?

Er schlug die Augen auf und seine Gedanken gingen zu Fiona. Er musste sie warnen, damit Michael sein Ziel nicht erreichte.

Marc wusste, dass sie bei ihm war. Er hatte ihr Gespräch gehört. Doch wie sollte er sie von ihm wegbekommen?

Er konzentrierte sich, „Fiona! Hörst du mich?“

Die Antwort bekam er sofort. „Ja Marc, ich liebe dich!“

Er wunderte sich über die Begrüßung. So wie er Fionas Charakter kennen gelernt hatte, hätte sie doch erst fragen müssen, ob es ihm gut geht. Die Unruhe wuchs in ihm. Er fühlte, dass etwas nicht stimmte. Er musste sie warnen.

„Fiona, es ist eine Falle, verschwinde, die haben mich mit Schlafmitteln ruhig gestellt. Mir geht es soweit gut!“

„Marc, es tut mir leid, ich liebe dich!“ Das waren die letzten Worte, die er hörte. Er fühlte ein starkes Ziehen in seinem Genick. Das Zeichen juckte. Was geschah hier?

Er versuchte verzweifelt Fiona zu erreichen, doch es gelang ihm nicht.

Sein Symbol begann kurz und heftig zu brennen, bis es schließlich verschwand. Marc fühlte die fehlende Verbindung zu seiner Geliebten. Sie war weg. Er spürte es ganz deutlich. Die Gewissheit traf ihn wie ein Schlag. Michael hatte es geschafft sie ins Bett zu bekommen.

Marc drehte seinen Kopf zur Seite. Die Trauer um den Verlust konnte er nicht verbergen. Er wusste es war vorbei. Seine Fiona war weg und er würde sie nie wieder sein nennen können. Was machten die Kinder ohne ihre Mutter? Hoffentlich ging es den Kindern gut. Wo waren sie überhaupt?

Fragen, Sorgen und Zweifel begleiteten ihn bis zum Morgen.

44. Kapitel

Am nächsten Morgen stand Michael auf. Er löste Fionas Fußfesseln. Er nahm seine Decke, deckte sie zu und machte sich fertig für den Gang ins Krankenhaus.

Fröhlich pfeifend betrat er Marcs Zimmer.

Marc sah sehr verärgert an. << Was hast du mit ihr gemacht? >>

Vergnügt begrüßte Michael ihn erst einmal. << Guten Morgen Marc. Nicht so unfreundlich bitte. Wir sind doch erwachsene Menschen und können über alles reden. >>

<< Ich will wissen, was du mit ihr gemacht hast! Wo ist sie! >> schnaubte er verärgert.

Michael schmunzelte. << Alles werde ich dir nicht erzählen. Aber für dein Startkapital von 14.000 Euro, das du heute noch erhälst, hatte ich eine tolle Nacht. Sie liegt jetzt noch in meinem Bett und schläft friedlich. Dich braucht sie ja jetzt nicht mehr, sie hat ja jetzt mich. >> Er grinste Marc gehässig an. Marc sog tief die Luft ein. Die Gewissheit traf ihn ein weiteres Mal. Die Wut auf Michael wurde immer größer. Vorsichtig versuchte er aufzustehen. Er nahm alle Kraft zusammen und schob die Beine aus dem Bett. Überrascht, dass seine Beine ihn trugen sah er Michael an.

<< Du hast spezielle Spritzen bekommen. Deine Muskeln sind nur etwas steif. In zwei Tagen kannst du dich wieder normal bewegen. Ansonsten bist du wieder gesund. Der Schlaf war doch erholsam, oder nicht? >>

<< Ja sehr. >> knurrte Marc. << Wann kann ich zu Fiona? Kann ich sie sehen? >>

Michael lachte. << Meinst du wirklich, sie lässt einen Fremden zu sich? Man, für so blöd hätte ich dich nicht gehalten! >>

<< Wie meinst du das? Was hast du mit ihr gemacht? >>

<< Ach Marc… Fiona hat dich vergessen. In ihrem Leben existiere nur noch ich. Alles was ihr etwas bedeutet hat, hat sie vergessen. >>

<< Das ist nicht wahr, du lügst doch! >>

<< Wenn du meinst, dann bringe ich sie her. Sie macht alles was ich will. Vielleicht glaubst du mir dann? >>

Vor Zorn ließ Marc sich auf sein Bett fallen. Wenigstens bin ich soweit fit und kein Pflegefall oder muss eine wochenlange Reha machen, dachte er sich sarkastisch.

<< Wann kann ich hier raus? >>

<< Wenn du meinst, dass du es schaffst sofort. Aber willst du nicht vorher noch Fiona sehen? >>

Marc nickte. << Ja. Ich warte auf sie hier. >>

Michael verschwand. Eine knappe Stunde später kam er wieder und hatte Fiona im Schlepptau, die sich an ihn klammerte. Marc zerriss es das Herz sie so zu sehen. Sie war seine Gefährtin… nein seine Gefährtin war sie nicht mehr… leider.

Marc ging zu ihr und sie wich einen Schritt zurück. Er sah sie lange an und schaute ihr in die Augen. Er meinte, dass er ein kurzes Erkennen in ihnen gesehen hätte, doch sie zeigte keine weitere Regung. Vorsichtig strich er ihr mit einem Finger über die Wange. Fiona errötete und schaute zur Seite.

Marc zog sich zurück. Fiona betrachtete ihn genauer. Sie fand den Mann nett, der vor ihr Stand, sie fühlte sich zu ihm hingezogen, auch eine Vertrautheit konnte sie spüren. Wie wenn ich ihn aus einem früheren Leben kennen würde, dachte sie sich. Nur jetzt war sie mit Michael hier. Er war der Mann an ihrer Seite.

Michael verabschiedete sich von Marc und zusammen ließen sie Marc zurück. Marc sank auf dem Bett zusammen. Fiona kannte ihn wirklich nicht mehr. Was sollte er jetzt tun? Seine Papiere hatte Michael ihm aufs Bett gelegt. Wenn er noch etwas zum Anziehen finden würde, könnte er heimgehen.

Er durchsuchte den Raum und fand in einem Schrank seine verschmutzten Kleider. Besser wie gar nichts, dachte er sich und zog sich an.

Keine halbe Stunde später stand er erschöpft vor seiner Haustür. Er klingelte und Marvin machte ihm auf. Verdutzt sah er seinen Arbeitskollegen vor der Tür stehen.

<< Was machst du hier? Wieso bist du überhaupt da? Ist was passiert? >>

Marc hatte sich auf dem Heimweg schon eine Ausrede für sein Erscheinen parat gelegt.

Er erzählte Marvin, dass er gestern Abend aufgewacht sei und da seine Brüche verheilt sind hatte er sich auf eigene Verantwortung entlassen.

Marvin sah seinen Kollegen skeptisch an. Ganz glauben konnte und wollte er ihm nicht, aber im Moment sah er keine andere Lösung.

Marc und Marvin gingen in die Küche. Marvin wollte gerade den Zwillingen etwas zu Essen machen. Marc setzte sich dazu und nahm seinen Sohn in den Arm. Liebevoll drückte er ihn. Marc dachte an Fiona, ihm stiegen die Tränen auf, die er unterdrückte. Marvin durfte von seiner Trauer nichts erfahren.

Sie fütterten die Zwillinge und Marvin legte sie anschließend ins Bett. Marc ging ins Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa.

 Marvin fragte ihn ob es in Ordnung sei, wenn er für eine Weile nach Hause ginge. Marc sagte ihm, dass er sich heute um die Kinder kümmern würde und er nicht mehr herkommen musste. Marvin verließ die Wohnung.

Marc seufzte auf. Was sollte er jetzt tun? Er merkte, dass er sich länger nicht bewegt  hatte. Seine Bewegungen waren eingeschränkt. Er verließ sich auf Michaels Aussage, dass es ihm in zwei Tagen wieder gut gehen würde.

Er überlegte was er nun machen konnte. Er entschied sich Diarmait anzurufen.

Das Telefongespräch war sehr lange. Marc erzählte dem König ausführlich, was sie die letzten Tage erleben mussten. Was Fiona mitgemacht hat und dass sie nicht mehr seine Gefährtin war. Diarmait war geschockt über das was er erfahren musste. Marc erklärte ihm auch, dass er nicht wusste wo er jetzt hingehen sollte. Seit er weiß, dass Michael in der Stadt ist fühlte er sich nicht mehr wohl. Er machte sich Gedanken um die Kinder. Vor allem um Fenja.

Diarmait meinte, er soll sich in ein Flugzeug setzen und zu ihm fahren. Sie würden eine Lösung für die Probleme finden. Da seine Reise mit der Gefährtin als gescheitert gilt, brauchte er sich keine Sorgen zu machen.

Lea soll auch ins Schloss kommen. Diarmait würde dafür sorgen, dass sie unbeobachtet zu ihm fahren konnte. Er wollte Leon auch einen Bericht abgeben, in der Hoffnung, dass er geschnappt werden würde. Mehr konnte er nicht für Marc tun.

Als die Zwillinge wach wurden, spielte Marc mit ihnen. Abend brachte er sie ins Bett und packte einige Dinge ein, die sie benötigen würden.

Am Morgen ging er mit den Kindern auf die Bank um Geld zu holen. Überrascht sah er auf seine Kontoauszüge. Michael hatte ihm wirklich das Geld einbezahlt.

Er entschied, sich nur so viel Geld mitzunehmen, wie er für den Flug und die Fahrt zum Schloss benötigte. Michaels Geld wollte er nicht haben.

Am Flughafen kaufte er sich die Tickets und reservierte sich ein Fahrzeug um zu Diarmait zu fahren. Seine Zwillinge waren wie immer brav und schliefen während dem Flug. Er holte das reservierte Auto ab und fuhr mit seinen Kindern zum König.

Als er das Schloss sah, wurde er wieder traurig. Er hatte einige schöne Erlebnisse mit Fiona gehabt… jetzt war sie nicht mehr bei ihm und würde auch nie wieder bei ihm sein.

Marc fuhr die letzten Kurven und fuhr durch den großen Bogen auf den Hof des Schlosses. Er hielt an und holte die Zwillinge aus dem Auto. Gerade als er die Tür schließen wollte, hörte er ein erstauntes Quieken. Er sah sich um und konnte seine Schwester sehen, die stürmisch auf ihn zugelaufen kam.

<< Endlich bist du da! Och man sind die süß! >> begrüßte Lea ihren Bruder. Marc gab ihr Fenja auf den Arm. << Wenn du sie so süß findest, dann kannst du dich mal um deine Nichte kümmern. >> neckte er sie.

Lea nickte nahm Fenja auf den Arm und schaute sie sich genau an. Entzückt quiekte sie ein weiteres Mal. Anschließend sah sie sich suchend um.

<< Wo ist Fiona? >> fragte sie verwundert.

Marcs Blick wurde traurig. Krampfhaft versuchte er sich seine Emotionen nicht anmerken zu lassen. << Weg. >> sagte er nur, zu mehr war er nicht in der Lage.

Lea sah ihn skeptisch an, da er aber so verschlossen schaute, wollte sie nicht weiter nachfragen. Sie hätten bestimmt noch Zeit genug, sich zu unterhalten.

Zusammen gingen sie ins Schloss, wo gleich die Begrüßung von Diarmait und Dubhan folgte. Beide waren entzückt von den Zwillingen.

Diarmait sagte Marc, dass er ein Zimmer für die Beiden hat herrichten lassen und er sie hinlegen konnte, wenn sie müde waren. Marc entschied sich, die Zwillinge ins Bett zu bringen. Sie hatten zwar im Flugzeug geschlafen, doch er wollte es probieren. Lea ging mit Fenja hinter ihm her. Sie zogen die Kinder um, wickelten sie und gaben ihnen eine Flasche.

Als die Geschwister endlich schliefen, gingen sie leise hinaus. Sie hatten die ganze Zeit keine Worte gewechselt. Lea merkte, dass es ihrem Bruder nicht gut ging. Sie zog ihn mit ins Freie und lief mit ihm spazieren.

Marc lief neben ihr her und war in Gedanken versunken. Er merkte nicht einmal, dass Lea stehen geblieben war. Lea wollte Marcs Trauer auf den Grund gehen. So kannte sie ihren Bruder nicht.

<< Marc, ich kenne dich. Was ist los? Was ist passiert? >>

Marc blickte in eine andere Richtung. Leise sagte er Lea << Fiona ist nicht mehr meine Gefährtin. Sie wurde von Michael erpresst. >>

<< Was? Was hat er getan! >>

Marc erklärte ihr die ganze Geschichte. Lea stand fassungslos neben Marc. Auch ihr liefen ein paar Tränen. Sie hatte ihre beste Freundin verloren. Was musste das nur für Marc bedeuten?

<< Hast du eine Ahnung wo sie ist? >>

Marc verneinte. << Ich habe sie das letzte Mal im Krankenhaus gesehen. Dort hat sie mich nicht erkannt… ich war wie ein Fremder für sie. >>

Lea nahm ihren Bruder in den Arm und versuchte ihn zu trösten. Sie konnte die Geschichte immer noch nicht glauben. Vor allem bewunderte sie ihren Mut. Nur um Marc zu retten hat sie sich aufgegeben. Wusste sie von den Folgen? Lea fragte ihren Bruder. << Ja, sie weiß davon. Sie hat es sich bestimmt nicht leicht gemacht… hoffe ich… >>

<< Marc, Fiona musste dich abgöttisch lieben, wenn sie so eine Entscheidung getroffen hatte. Sie wollte dich retten! Hättest du es nicht auch für sie getan? >>

<< Ich weiß es nicht. Es überfordert mich im Moment alles. Ich habe zwei Kinder, für die ich sorgen muss. Ich würde gerne Fiona zurückholen, doch wie weiß ich nicht. Sie erkennt mich nicht einmal mehr. >>

<< Hast du Diarmait gefragt, ob es eine Möglichkeit gibt, sie wieder zurückzuholen? >>

<< Nein, wie soll das denn funktionieren? Ich habe sie verloren. >> Marc ließ Lea stehen und lief schnellen Schrittes wieder ins Schloss. Er ging in das Zimmer, in dem die Zwillinge schliefen und legte sich aufs Bett.

Er dachte über das Gespräch mit Lea nach. Sollte er Diarmait fragen, ob es eine Möglichkeit gibt sie zurückzuholen? Würde sie das überhaupt wollen? Wäre er dann noch ihr Gefährte? Viele Fragen entstanden und er fand keine Antwort.

Bis die Zwillinge ausgeschlafen hatten lag er auf dem Bett und starrte die Decke an. Als sie sich bemerkbar machten, und aus ihren Betten wollten stand Marc auf. Er nahm sie auf die Arme und ging mit ihnen zu Diarmait.

Lea war auch dort und übernahm gleich wieder Fenja. Sie freute sich endlich ihre Nichte zu sehen. Jannik saß neben Dubhan. Er stand auf und begrüßte Marc zaghaft. Er sah sich Rasmus an und lächelte. << Ich bin zwar ein Mann, aber ich muss trotzdem sagen, dass er süß ist. >> grinste er.

Marc musste lächeln. Jannik versuchte alles um ihn aufzumuntern. Es war nicht seine Art, solche Komplimente zu sagen.

<< Willst du ihn mal halten? >>

<< Ja… gerne. Wenn ich darf? >>

Marc übergab Rasmus Janniks Obhut. Lea fragte ob sie mit den Beiden raus könnten. Marc nickte. Lea und Jannik gingen, während Marc sich in den Sessel setzte.

Der König und der Arzt schwiegen genauso wie Marc. Nach einer Weile stand Marc auf und lief unruhig auf und ab.

Diarmait unterbrach ihn << Marc, jetzt setz dich mal. Du trägst die ganze Ruhe raus. >>

Widerwillig ließ er sich auf dem Sofa nieder. Sein Entschluss ist in den letzten Minuten gefallen. Wenn es eine Möglichkeit gäbe Fiona zurückzuholen, dann würde er es tun. Auch wenn es gefährlich sei oder er es nicht überleben würde.

Sicher blickte er Diarmait an << Gibt es eine Möglichkeit sie zurückzuholen? >>

Der König überlegte. << Ich weiß es nicht sicher… vielleicht… aber das hängt von dir ab, ob du es auch wirklich willst. >>

Marc nickte. << Ja, ich bin mir sicher. Ich will alles versuchen, dass ich sie zurück bekomme. >>

<< Du bist dir hoffentlich im Klaren darüber, dass du nicht weißt was auf dich zukommt. Du kannst es nur alleine probieren. Es kann dich keiner auf diesem Weg begleiten. Nur wenn du es wirklich ernst meinst, schaffst du es in das Tal der Seelen. Die Reise dorthin ist nicht leicht. Du hast zwei große Aufgaben vor dir. Du musst Fionas Seelenteil finden und wenn du zurück bist, musst du dich auf die Suche nach ihr machen. Dein Gegner ist die Zeit. Wenn sie zu schwach ist, dann haben wir keine Chancen mehr. >>

<< Ich mache alles. Sag mir nur wie. >>

<< Marc, ich suche alles zusammen was ich finden kann. Gib mir bitte etwas Zeit. Bis heute Abend habe ich es und dann können wir uns alles anschauen. >>

<< Ok, dann warte ich so lange. >> Diarmait begab sich in seine Bibliothek um die entsprechenden Bücher zu holen.

Marc und Dubhan unterhielten sich noch einige Zeit über die letzten Wochen. Dubhan war fasziniert wie alles gelaufen war und wie Marc und Fiona bis jetzt alles geschafft hatten. Er wünschte sich, dass es eine Möglichkeit gab, dass die Beiden wieder glücklich werden.

Den ganzen Tag über kümmerte sich Lea mit Jannik um Marcs Kinder. Sie brachten sie am Abend sogar ins Bett und die Zwillinge schliefen schnell ein.

Nun warteten alle fünf auf die Rückkehr vom König. Lange mussten sie sich nicht mehr gedulden. Diarmait kam mit einem Berg Bücher und legte sie auf den Tisch.

Interessiert betrachteten alle die einzelnen Bücher. Sie waren sehr alt. Marc nahm ein Buch, schlug es auf und starrte die Zeilen an. Das Buch war in einer alten Schrift geschrieben, so viel konnte er erkennen.

Diarmait schaute ihn an. << Das sind die wichtigsten Bücher. Du musst sie selbst lesen und verstehen. Als aller erstes musst du jetzt die alte Schrift lernen. Vorher kannst du gar nichts machen. >>

Geschockt sah Marc ihn an. Er musste erst eine alte Schrift lernen bevor er sich Gedanken über Fiona machen konnte. Frustriert sah er ihn an.

<< Marc, das ist nicht so schwer. Wenn du es wirklich willst, schaffst du es in drei Wochen die Schrift richtig zu lesen. >>

<< Dann bleibt mir nichts anderes übrig… wie fange ich an? >>

<< Ich habe hier etwas für dich vorbereitet. Lerne es, wie in der Schule. Fange mit einzelnen Buchstaben an. Du wirst sehen, bald merkst du Fortschritte. >>

<< Ok, dann mache ich das… >> er sah zu Jannik und Lea << Könnt ihr euch um die Kinder kümmern? >>

Lea strahle Marc an << Gerne, die Zwei sind ja soooo lieb. Ich hab eh Nachholbedarf. >>

Zufrieden sah Marc seine Schwester an. Ein Problem wäre gelöst. Jetzt kam der ganze Berg an die Reihe. Er nahm die Bücher mit und lief in sein Zimmer. Dort legte er sie auf den Tisch und sah sich die Bücher genauer an. Wie sollte er das alles schaffen? Leise Zweifel kamen auf, ob er sich nicht übernommen hatte. Aber eins war er sich sicher. Er durfte keine Zeit verschenken. Fiona würde bald krank werden. Sein Ziel war es sie zum Schloss zurückzuholen, bevor es so weit war.

45. Kapitel

Marc bereitete sich vor. Er besorgte sich Blätter und Stifte und legte alles auf den Tisch in seinem Zimmer. Er holte sich noch eine Flasche Wasser und begann mit den Aufgaben, die er von Diarmait erhalten hatte.

Er lernte Tag und Nacht, um die alte Schrift lesen zu können. Er erweiterte die Aufgabe noch damit, dass er die alte Schrift nicht nur lesen, sondern auch schreiben konnte. Die Sprache von damals war auch anders. Er hoffte, dass er die Botschaften und Geschichten lesen und verstehen konnte. Im Moment war alles für ihn noch Kauderwelsch.

Diarmait kam nach ein paar Tagen zu ihm. Er sah sich das Bild an, das sich ihm bot. Marc war blass, hatte abgenommen und wirkte abwesend. Er war so vertieft in die Schrift, dass er sein Umfeld gar nicht mehr wahrnahm.

Diarmait setzte sich zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm.

<< Marc, du musst eine Pause machen. So kann es nicht klappen. Falls du wirklich aufbrechen willst, dann brauchst du alle Kraft, die du hast. >>

Marc schaute ihn an und schüttelte entschieden den Kopf. << Ich werde keine Pause machen. Erst wenn ich die Schrift lesen und schreiben kann und die Bücher gelesen habe, dann mache ich eine Pause. Ich will Fiona zurückholen und schlafen kann ich wenn sie wieder bei mir ist. >>

Der König versuchte noch einige Minuten Marc zu einer Pause zu überreden, doch er ließ sich nicht darauf ein. Er arbeitete wie ein wahnsinniger weiter.

Diarmait verließ sein Zimmer. Er musste sich eine Möglichkeit einfallen lassen, um ihn zu einer Pause zu bewegen. Wenn Marc so weitermachte wie bisher, dann würde er in einer Woche nur noch ein Schatten seiner selbst sein.

Er kümmerte sich nicht mehr um seine Kinder, stattdessen arbeitete er stur und konzentriert. Keiner schaffte es ihn aus seinem Zimmer zu locken. Er verließ das Zimmer nur um sich eine Kleinigkeit zu Essen oder zu trinken zu holen.

Jannik, Lea, Diarmait und Dubhan saßen abends lange zusammen und überlegten, was sie machen konnten, doch die Lösung kam ihnen nicht.

Dubhan sah besorgt in die Runde << Ich habe ihn heute gesehen, als er in der Küche sich etwas zu trinken geholt hatte… ich gebe ihm noch drei Tage, dann bricht er erschöpft zusammen. Er kann nicht mal mehr geradeaus gehen. >>

<< Hast du eine Idee? >> wolle Lea besorgt wissen.

<< Leider nein… ihn zum Schlafen zu bewegen schaffen wir nicht. Wenn ich ihm eine Spritze geben würde, könnte er schlafen, doch das wird er nicht zulassen. >>

Wieder trat ein Schweigen in die Runde. Lea wurde auf einmal wütend. << Der kapiert es doch nie! Wie will er versuchen Fiona zu retten, wenn er sich zugrunde richtet. >> wütend verließ sie den Saal.

Sie wanderte eine Weile durch das Schloss. Die Wut wollte nicht verschwinden. Zornig öffnete sie die Tür zu Marcs Zimmer.

Erstaunt sah Marc seine Schwester an. Lea rannte zu ihm und gab ihm eine Ohrfeige.

Marc hielt sich die Backe. So einen Schlag hätte er seiner Schwester nicht zugetraut.

<< Du legst jetzt sofort die Bücher zur Seite. Wenn ich dich heute noch einmal mit einem Buch in der Hand erwische, dann kannst du was erleben! >> schrie sie ihn an.

Marc war verärgert wegen der Ohrfeige. << Lea, verschwinde hier. Was ich mache ist alleine meine Angelegenheit. Ich muss hier fertig werden, du hälst mich nur unnötig auf. >>

<< Marc, ich meine es ernst. Bekommst du überhaupt noch was mit? Meinst du ich spiele Tag und Nacht die Ersatzmutter? Du solltest dich auch mal wieder bei deinen Kleinen blicken lassen. Erst ist Fiona weg und du kümmerst dich auch nicht mehr um sie. Was sollen sie denn von ihren Eltern denken? >>

Bedrückt sah Marc auf den Boden. << Du hast ja irgendwie Recht… nur… >>

<< Ich habe nicht irgendwie Recht, sondern ich habe richtig Recht. Was du machst, endet in einem Fiasko. Was weißt du überhaupt noch von dem was du gelesen hast? Du bist doch gar nicht mehr aufnahmefähig. Warum hat Diarmait was von drei Wochen gesagt? Du sollst das Pensum nicht in anderthalb Wochen abarbeiten! >> unterbrach in Lea wütend.

<< Ist ja gut… aber je schneller ich fertig bin, umso schneller wissen wir ob wir Fiona retten können. >> erwiderte er zaghaft. << Lass mich weitermachen. Bitte. >>

Lea schnaufte und ließ ihren Bruder stehen. Zornig murmelte sie << der spinnt doch! >> und ging zurück zu ihrem Gefährten. Marc schloss hinter ihr die Tür ab. Er wollte keine weitere Unterbrechung.

Jannik bemerkte ihren Zorn und versuchte sie zu beruhigen, doch keiner der Anwesenden schaffte es.

Sie redeten noch einige Zeit. Lea wurde ruhiger, aber ihre Sorge war zu groß um ihren Bruder. Sie wollte nicht untätig darauf warten, dass er fertig werden würde. Im Moment sahen sie keine andere Möglichkeit. Sie mussten abwarten und ihn im Auge behalten.

Sie entschieden, sobald einer etwas bemerkte die anderen zu informieren. So kam es dass vor Marcs Tür immer einer stand und auf das Rascheln des Papiers wartete.

Marc hielt durch. Jeder machte sich weiterhin Sorgen, doch sein Ehrgeiz wuchs mit jedem Tag. Er hatte sich jetzt schon zwei Wochen in dem Zimmer eingesperrt und kam gut voran.

Er nahm sich seinen Notizblock zu Hand und las sich noch einmal alles durch. Er hatte viele Aufgaben zu bewältigen, doch würde er es auch schaffen?

Die Liste war sehr lang und noch unsortiert. Er nahm sich ein neues Blatt und fing an seine Notizen zu sortieren. Als er fertig war sah er sie zufrieden an. Wie lange er wohl bräuchte, bis er sie abgearbeitet hatte? Würde die Zeit reichen?

Er nahm das letzte Buch in die Hand und las es aufmerksam durch. Er notierte sich einige Bemerkungen zu seiner Liste.

Er lernte weitere Dinge über die Paramanneskjaner. Er erschrak, als er die Seite las, in der beschrieben wurde, wie das Seelenteil den Körper verließ. Fiona musste wahnsinnige Schmerzen gehabt haben. War sein Symbol auch verschwunden? Schnell rannte er ins Bad und sah in den Spiegel, doch er konnte es nicht mehr sehen. Es war wirklich wie im Buch. Auch sein Zeichen ist weg. Bestürzt schüttelte er den Kopf. Was hatte sie alles auf sich genommen um ihn zu schützen.

Er las weiter und konnte jetzt auch Fionas Verhalten verstehen. Ihr altes gemeinsames Leben wurde durch Michael ersetzt. In dem Moment, als sie freiwillig mit ihm ins Bett ging passierte es, dass sie die Liebe, die sie Marc entgegenbrachte auf Michael übertrug. Alles was mit den Paramanneskjaner zu tun hat, hatte sie vergessen. Michael war jetzt ihr Geliebter.

Aus Frust schmiss er das Buch aufs Bett. Die Wut gegenüber Michael wallte wieder auf. Marc musste seinem Ärger Luft machen und rannte aus dem Schloss. Er drehte einige Runden durch den Schlossgarten, bis er nicht mehr konnte.

Völlig erledigt und außer Atem betrat er das Schloss und ging wieder auf das Zimmer. Er nahm sich eine Flasche Wasser und trank diese aus.

Nun lernte er weitere zwei Tage alles auswendig, was er sich notiert hatte. Schlaf gönnte er sich nur so viel, um die Augen wieder aufhalten zu können. Essen war eine Nebensache.

Als er wieder einmal durch ein natürliches Bedürfnis gestört wurde begab er sich ins Bad. Er verrichtete seine Notdurft und wusch sich die Hände. Als er in den Spiegel blickte erschrak er. War er es wirklich? Seine Wangen waren eingefallen und er hatte dicke Ränder unter den Augen. Seine Haut wirkte bleich und er müsste sich dringend rasieren.

Er entschied, dass es sinnlos sei, sich jetzt um sein Aussehen Gedanken zu machen. Er würde wieder auf die Beine kommen, wenn Fiona zurück sei.

Erleichtert, dass er alles in fast vier Wochen geschafft hatte ging er in die Küche. Er merkte, dass er einen großen Hunger hatte. Er öffnete den Kühlschrank und aß erst einmal alles was er fand, bis sich sein Magen bemerkbar machte.

Lea kam in die Küche als er den Kühlschrank wieder schloss und sich eine Flasche Wasser nahm.

<< Du siehst grässlich aus. >> kommentierte sie Marcs Aufzug. << eine Dusche wäre auch nicht schlecht, du stinkst. >>

Marc sah sie betroffen an. Sie war immer noch sauer auf ihn. Stank er wirklich? Wenn er es sich überlegte, dann könnte sie Recht haben. Er wusste nicht, wann er das letzte Mal geduscht hatte, so war er in seine Arbeit vertieft.

<< Ok… ok… bin schon weg. >> Marc ging wieder in sein Zimmer und duschte sich ausgiebig, anschließend rasierte er sich und ging in den Saal.

Dort erblickte er Dubhan und Diarmait, die mit seinen Kindern beschäftigt waren. Zögernd ging er auf sie zu. Sein schlechtes Gewissen meldete sich. Er hatte sie wirklich vernachlässigt. Rasmus erblickte ihn als Erster. Er stieß einen hellen Schrei aus. Daraufhin drehten sich die Männer um.

Marc sah sie beschämt an. Er wusste, dass er sich falsch verhalten hatte.

Der König fragte ihn << Wie weit bist du? >>

<< Fertig. >> antwortete Marc. Dubhan sah in erstaunt an. Es war fast nicht möglich, die Bücher in der Zeit zu studieren. Er hatte noch die alte Schrift lernen müssen und die Sprache hatte sich auch geändert. << Du meinst das ernst? >>

Marc nickte. << Ja ich habe alle Bücher gelesen, die alte Schrift kann ich lesen und schreiben und meine Notizen habe ich auch schon auswendig gelernt. >>

Dubhan schüttelte den Kopf. << Du bist echt verrückt. Dafür benötigen andere Jahre! Hoffentlich hast du dir auch alles behalten. >>

<< Ich denke schon… ich weiß, dass ihr mir nichts sagen dürft. Ich muss diesen Weg komplett alleine beschreiten. Auch darf ich keinem etwas sagen … es war schon viel, doch ich hoffe ich schaffe das. >>

<< Wir drücken dir die Daumen. >> sagten die Freunde.

<< Danke. >> antwortete Marc leise. << Danke für alles. >>

Er nahm beide Kinder auf den Schoß und spielte mit ihnen eine Weile. Es wurde spät und er brachte sie ins Bett.

Am späten Abend saßen alle zusammen. Marc erzählte ihnen dass er noch einige Tage brauchen würde, bis er aufbrechen konnte. Nur was er erledigen musste behielt er für sich. Lea versuchte ihn mit Fragen zu löchern, doch sie bekam keine Auskunft. Verärgert schnaufte sie und setzte sich wie ein trotziges Kind zurück.

Diarmait klärte Lea über den Sachverhalt auf. Marc durfte ihr nichts sagen. Er wollte sie nicht verärgern, doch das Schweigen gehörte zu den Auflagen.

Lea akzeptierte es und versprach Marc sich um seine Kinder zu kümmern. Nur sollte er solange er noch hier war ab und zu auf sie aufpassen. Sie hatten ihren Vater die letzten Wochen vermisst. Marc nickte zu seinem Einverständnis.

Marc ging wieder auf sein Zimmer um sich vorzubereiten. Er machte einen Zeitplan um alles zu besorgen was er benötigte. Er rechnete mit maximal vier Wochen bis er los konnte.

Am nächsten Tag machte er einen Ausflug zu einem Glasbläser. Er musste eine Phiole selbst herstellen. Der Glasbläser zeigte ihm alles was er wissen musste und anschließend sollte Marc die ersten Versuche starten. Geduldig übte er, bis er sich sicher war, eine Phiole selbst herzustellen. Wie groß sie sein musste hatte ihm kein Buch verraten. Er entschied sich für eine kleine Version. Diese konnte er um den Hals tragen.

Gegen Abend beendete er sein Werk. Er war stolz eine wirklich schöne Phiole hergestellt zu haben. Er hatte sie noch verziert. Er hoffte, dass diese Fionas Seelenteil gefallen würde. Stolz band er noch ein dünnes Lederband um sie und hängte sie sich an den Hals.

Erleichtert, den ersten Punkt auf seiner Liste abgearbeitet zu haben begab er sich wieder ins Schloss, wo er von seinen Kindern schon erwartet wurde. Wie am Abend zuvor spielte er mit ihnen noch etwas und brachte sie anschließend ins Bett. Als sie endlich eingeschlafen waren, nahm er die Karte zur Hand.

Er wusste nur ungefähr, wo sich die Insel befand. Er zeichnete sich einen Weg auf die Karte. Da in dieser Gegend sehr viele kleine Inseln waren musste er oft Umwege nehmen. Hoffentlich verpasste er sie nicht.

Er überlegte, wie schnell man mit einem Ruderboot vorankam. Laut dem Buch sollte er fünf Tage unterwegs sein. Ob er das durchhielt? Ein Boot ohne Motor? Nur durch reine Körperkraft? Er prägte sich die Karte ein. Diese musste er im Kopf haben, wenn er unterwegs war. Er musste wissen wo er sich befand.

Als er jede Insel mit Namen und Aussehen kannte, gab er auf. Er hatte heute genug erreicht und morgen würde es anstrengend werden. Er musste sich ein Boot bauen, mit dem er zu der Insel ruderte. Aber zuerst musste er sich sein Werkzeug suchen. Ihm kamen Zweifel ob es nicht einfacher wäre ein Floß zu bauen, doch in dem Buch war eindeutig ein Boot beschrieben.

Am nächsten Tag ging er zu Diarmaits Werkstatt. Dort fand er alles was er benötigte. Er lief in den Wald um sich einen Baum zu suchen der in etwa passen könnte. Er musste lange suchen, bis er einen großen Baum fand.

Ihm widerstrebte es den Baum zu fällen, doch er hatte keine andere Wahl. Er strich dem Baum über die Rinde. Kurz kreisten seine Gedanken. Der Baum musste sterben, nur weil er seine Gefährtin wieder haben wollte. Er entschuldigte sich bei dem Baum und versprach einen neuen zu pflanzen.

Er fällte ihn, was mit der Axt sehr lange dauerte. Anschließend nahm er die Säge und schnitt sich das Stück heraus, das er brauchte.

Er nahm Hammer und Meisel und begann den Stamm auszuhöhlen. Die Arbeit war sehr anstrengend und er kam nicht schnell vorwärts. Er war erleichtert, dass er genug Zeit eingeplant hatte.

Abends ging er wieder zurück zum Schloss und fiel nach einer ausgiebigen Spielstunde mit den Kindern ins Bett. Am nächsten Morgen stand er früh auf, machte sich ein Lunchpaket und begab sich in den Wald.

So vergingen die nächsten drei Wochen mit schwerer Arbeit. Marc war stolz, dass sein Boot langsam Gestalt annahm. Er schätzte noch fünf Tage, bis auch dieser Punkt auf seiner Liste abgehakt war.

Sein Zeitplan ging auf. Nach bereits vier Tagen zog er das Boot durch den Wald zum nahegelegenen See um zu sehen, ob es schwimmen konnte. Vorsichtig schob er es ins Wasser.

Er stieß einen Freudeschrei aus, als das Boot schwamm. Er stieg ins Wasser, kletterte hinein und freute sich noch einmal, als es auch ihn trug.

Jetzt musste er sich noch Paddel bauen. Er zog sein Boot aus dem Wasser und versteckte es sorgfältig. Anschließend ging er in den Wald und sägte noch ein weiteres Stück von dem Stamm ab. Die Paddel waren schnell gebaut und er war sich sicher, dass diese ausreichen würden.

Zufrieden mit seiner Arbeit versteckte er sie auch beim Boot und ging ins Schloss zurück.

Er berichtete allen, dass seine Vorbereitungen abgeschlossen sind und er am übernächsten Tag aufbrechen wollte.

Lea war traurig, dass sie schon wieder von ihrem Bruder getrennt war, doch sie wusste, dass das die einzige Möglichkeit war, um Fiona zurückzuholen. Marc nahm sie tröstend in den Arm. << Ich werde alles versuchen, damit sie zurückkommt. >>

Marc gönnte sich diese Nacht viel Schlaf. Er musste Kraft haben für die Seefahrt. Den nächsten Tag schonte er sich und packte nur seine Sachen zusammen. Abends ging er früh ins Bett und morgens standen alle parat um sich von ihm zu verabschieden.

Nach einigen Umarmungen konnte Marc sich losreißen. Er gab seinen Kindern noch einen Kuss und strich ihnen über den Kopf. Danach trat er ins Freie und ging zu seinem Boot. Die Reise konnte beginnen. Eine Reise, deren Ausgang er nicht kannte.

46. Kapitel

Marc stand vor dem Schloss. Er schaute sich zur Sicherheit noch einmal seinen Rucksack und sein Proviant an. Wenn er jetzt etwas vergessen hätte, würde er sich ärgern. Danach lief er in den Wald, wanderte den kleinen Weg zu dem See, wo er sein Boot versteckt hatte. Er legte die Äste zur Seite und holte sein Boot darunter hervor, anschließend verstaute er sein Gepäck und zog es mühsam zum Meer.

Das Boot war schwer und Marc musste sich sehr anstrengen. Nach kurzer Zeit stand ihm schon der Schweiß auf der Stirn, doch aufgeben wollte er nicht. Er musste den Weg alleine beschreiten.

Endlich kam er ans Meer. Dort machte er eine Pause, trank etwas und schob anschließend das Boot ins Wasser. Das Wasser war an dieser Stelle sehr tief und er brauchte einige Versuche, bis er eingestiegen war.  

Erleichtert, die erste Hürde genommen zu haben orientierte sich Marc. Er musste sich genau einprägen, wo er gerade war, damit er sich nicht verirrte.

Anschließend nahm er die Paddel, legte sie in die Halterung und fing an zu rudern. Die ersten Stunden fühlte er sich gut und kam hervorragend voran. Er prägte sich die ganzen kleinen Inseln ein, an denen er vorbeikam. Er war sich sicher, dass er auf dem richtigen Weg sei.

Am Nachmittag merkte er, wie die Kräfte langsam zurückgingen, doch davon ließ er sich nicht aufhalten. Verbissen ruderte er weiter. Nachts orientierte er sich am Mond. Er wollte keine Zeit verlieren, doch ruderte er langsamer, als am Tag.

Der nächste Tag kündigte sich schon mit Sonnenschein an. Es wurde richtig warm. Während Marc ruderte kam er ins Schwitzen. Gegen Mittag sah er wieder eine kleine Insel. Auf diese steuerte er zu, legte an und gönnte sich eine Pause. Ausgiebig aß er etwas, trank einiges an Wasser und legte sich auf einen Felsen um ein bisschen auszuruhen.

Er schlief für einige Minuten ein. Er träumte von Fiona, wie er sie suchte um sie zurückzuholen. Er lief ewige Gänge auf und ab, doch er fand sie nicht. Vor Schreck wurde er wach. Noch verschlafen rieb er sich die Augen. << Was für ein komischer Traum. >> murmelte er zu sich selbst.

Er packte seine Sachen zusammen und ging wieder zu seinem Boot. Er legte ab und ruderte weiter. Zwischendurch überlegte er, wie weit er schon war. Die Insel auf der er eine Pause machte lag ungefähr auf halben Weg.

Sollte er es wirklich schon so weit geschafft haben? Nur weil er die Nacht durchgerudert hatte? Waren die Angaben im Buch so ungenau? Oder lag es daran, dass er so verbissen kämpfte um endlich ans Ziel zu kommen? Marc schob es auf letzteres. Er musste sich eingestehen, dass er von dem Versuch Fiona zurückzuholen besessen war. Nichts wollte er lieber tun, als sie endlich wieder in die Arme zu schließen, doch bis dahin war es noch ein weiter Weg.

Er ruderte weiter, bis er gegen Abend an der nächsten Insel ankam. Er hielt jedoch nicht an. Er wusste, dass die nächste Insel nicht weit weg war. Er sah sich den Horizont an und konnte sie schon in der Ferne erkennen. Er nahm alle Kraft zusammen, die er aufbringen konnte und ruderte weiter.

Die Nacht war sternenklar und der Mond sehr deutlich am Himmel zu sehen. Marc half das Licht des Mondes um sicher die Insel anzusteuern. Er ging an Land und beschloss erst einmal zu schlafen. Er musste wieder zu Kräften kommen. Er lehnte sich an einen Stein und schloss die Augen. Die Geräusche der Nacht halfen ihm schnell in den Schlaf zu kommen.

Um keine Pause machen zu müssen frühstückte er ausgiebig. Er hoffte, dass er an diesem Tag auch wieder so gut vorankommen würde wie zuvor. Wenn alles klappte wäre die nächste Nacht wieder an Land und zwar genau auf der Insel, die er suchte.  

Ein weiterer Tag verging ohne Pause. Es wurde dunkel und Marc hatte noch keine weitere Insel erreicht. Vor seinen inneren Augen rief er die Karte ab. Er beruhigte sich, als er merkte, dass es jetzt nur noch eine Insel geben musste, an der er anlegen konnte. Wie weit es noch war wusste er nicht. Er versuchte sein Bestes und ruderte weiter.

Diese Nacht hatte er kein Glück. Der Himmel bewölkte sich, auch der Wind frischte auf. Marc hatte beim Rudern zu kämpfen um nicht abgetrieben zu werden. Die Wellen wurden höher, der Wind verwandelte sich in einen Sturm. Marc war am verzweifeln. Er wusste nicht mehr, ob er noch auf dem richtigen Weg war. Er hatte keine Orientierung und musste hoffen, dass bald die Sonne aufging.

Beharrlich ruderte er gegen den Sturm an. Seine Kräfte ließen nach. Seit dem Frühstück hatte er sich nur einige Schlucke Wasser genommen. Das Abendessen wollte er auf wieder auf der Insel einnehmen.

Nachdem der Sturm immer schlimmer wurde, fing es auch noch an zu regnen. Marc war in wenigen Minuten komplett durchnässt. Der Wind wurde kälter, Marc fing an zu frieren, doch noch hatte er Reserven, diese nutzte er bis zum Letzten.

Der erfolglose Kampf gegen den Sturm nahm Marc seine Kräfte. Er war am Ende und konnte nicht mehr weitermachen. Er beschloss sich dem Schicksal zu übergeben. Eine kleine Hoffnung, dass er auf einer bekannten Insel landete hatte er, daher zog er die Ruder aus der Halterung und legte sie zu sich ins Boot. Marc befestigte die Paddel in der Halterung. Diese hatte er extra eingebaut. Den Grund wusste er nicht, er fand es nur passend. Anschließend schloss er vor Erschöpfung die Augen. Einige Minuten hörte er dem Wind und den rauschenden Wellen zu. Das Schaukeln des Boots und das Pfeifen des Windes merkte er nicht mehr, er schlief vor Erschöpfung ein.

Eine besonders starke Böe kam, das Boot wurde heftig durchgeschüttelt. Marc wurde davon wach und sah eine große Welle auf ihn zukommen. Panik durchflutete ihn. Was wäre wenn die Welle ihn wegtragen würde? Wie sollte er wieder hier herfinden? Geistesgegenwärtig schnappte er sich seinen Rucksack, setzte ihn auf und hoffte, dass die Welle spurlos an ihm vorübergehen würde. Mit großen Augen betrachtete er die Welle, diese kam näher und näher, wurde bedrohlicher und brach direkt über ihm zusammen. Die Wassermassen waren zu viel für das kleine Boot. Es kenterte. Marc stürzte ins Wasser. Die aufgewühlte See zog ihn in die Tiefe. Tapfer kämpfte er gegen den Sog an. Er wurde durchgeschüttelt und wusste nicht was oben oder unten war.

Er versuchte sich zu orientieren um wieder nach oben zu kommen. Das Wasser machte es ihm durch die Bewegungen schwer. Marc merkte, dass die große Welle vorbei war. Mit ein paar kräftigen Schwimmzügen schwamm er nach oben und tauchte auf. Marc sah sich um und konnte in der Ferne sein Boot entdecken. Er kämpfte sich durch die Fluten um dorthin zu kommen, doch das Vorhaben war leichter gesagt als getan.

Jedesmal wenn er sich dem Boot genähert hatte, kam eine neue Welle und nahm ihn mit. Nach endlosen Versuchen hatte er es endlich geschafft. Marc kam an seinem Boot an, versuchte es umzudrehen um sich hineinzusetzen, doch durch die unruhige See war das nicht möglich.

Er nahm den Strick und versuchte das Boot zu halten. Der Wind wehte immer noch stark und das Meer war unruhig. Marc hatte alle Hände voll zu tun, damit er das Boot nicht verlor. Er band das Seil um seinen Arm und hoffte, dass das Wetter sich bald beruhigte.

Marc trieb mit dem Boot im Wasser. Kraft hatte er keine mehr, er hielt sich so gut es ging, an dem Seil fest  um nicht unterzugehen.

Bis zum Morgengrauen hing er an dem Seil und trieb im Meer. Als sich das Wasser beruhigt hatte, drehte er das Boot um und kletterte hinein. Kraftlos sank er auf den Boden und schlief ein.

Wach wurde er, als ein Vogel neben seinem Kopf pfiff. Verwundert setzte er sich auf. Er sah sich die Gegend an. Er war nahe an einer Insel. Wo er war musste er herausfinden. Aus der Ferne konnte er nicht sagen, welche Insel es war. Marc entschied die Insel anzusteuern um erst einmal zu Kräften zu kommen. Er holte die Paddel aus den Verankerungen und ruderte los.

Der Vogel begleitete ihn bis zur Insel. Unaufhörlich flog er über Marc und ließ schrille Pfiffe los. Marc erschrak jedes Mal, wenn der Vogel seinen Ton ausstieß.

An der Insel suchte er einen Platz wo er sein Boot verstecken konnte. Er wusste nicht wo er war und wollte sich einen Überblick über die Insel verschaffen. Er schulterte den durchnässten Rucksack und lief los. Jede Bucht, jede Wiese, alles versuchte er sich anzuschauen. Die Insel war groß, anscheinend unbewohnt und er hatte keinen Schimmer, auf welcher Insel er gelandet war.  

Marc machte eine Pause. Er öffnete den Rucksack und schaute nach, was noch genießbar war. Eine Packung mit durchweichten Keksen warf er zur Seite auch sein letztes Brot folgte. Seine Kleider wrang er aus und legte sie zur Seite. Unten im Rucksack sah er einige verpackte Riegel, davon nahm er sich einen und aß ihn auf. Begeistert war er nicht von seinem Mahl, aber etwas anderes hatte er nicht mehr.

Nach seiner Unterbrechung lief er die Insel weiter ab. An einem kleinen Bach füllte er seine Wasserflasche auf. Bis jetzt hatte er nichts gefunden. Frustriert lief er weiter. Nichts fand er  was ihm bekannt vorkam.

Endlich gegen Abend sah er eine ihm bekannte Steingruppe. Jetzt wusste er wo er war. Die Steingruppe war nur auf einer Insel. Über seinen kleinen Erfolg freute er sich. Er war nicht komplett abgetrieben und dass er sich die Inseln eingeprägt hatte, war eine seiner besten Ideen gewesen, dachte er zufrieden, doch auf der anderen Seite ärgerte er sich über den Sturm. Er wurde einige Kilometer zurückgetrieben. Jetzt musste er noch einmal versuchen die Insel mit dem Tal zu finden.

Betrübt sah er sich den Himmel an. So wie es aussah würde es heute noch einmal regnen. Marc beschloss sich auf der Insel einen Unterschlupf zu suchen. Kurz vor der Anlegestelle fand er eine kleine Höhle und schaute hinein. Groß war sie nicht, aber sie würde genügend Schutz vor dem Regen bringen. Er legte seinen Rucksack hinein, sammelte sich Feuerholz und nahm es mit in seinen Unterschlupf wo er es hinrichtete, wie er es gelernt hatte.

Seine Gedanken schweiften zu seiner Kindheit. Wie schön es doch gewesen war, wenn die Angestellten mit ihnen ein Feuer gemacht hatten. Sie konnten Würstchen grillen und Stockbrot machen. Marc fand, dass das eine schöne Zeit gewesen war, auch wenn er seine Eltern oft vermisst hatte.

Sorgfältig schichtete er den Holzberg auf. Er stand auf und suchte in seiner Tasche nach einem Feuerzeug. Schließlich fand er auch das Gesuchte, er holte es raus und hoffte, dass es das unfreiwillige Bad überstanden hatte. Er klappte es auf und zündete. Es tat sich nichts, beim zweiten Versucht war er erleichtert. Es war trocken geblieben. Sich ein teureres zu kaufen hatte sich gelohnt.

Er zündete seinen kleinen Holzhaufen an und sah den Flammen zu, wie sie sich ausbreiteten. Als es richtig brannte, legte er Holz nach. Das Feuer wurde größer und verbreitete eine wohlige Wärme. Marc nahm seinen Rucksack und holte seine Ersatzkleidung heraus. Wenn er Glück hatte, dann war sie bis morgen früh trocken. Seine Hose legte er über einen Stein, die restlichen Sachen verteilte er in der Nähe des Lagerfeuers.

Er saß lange neben dem Feuer um sich zu erwärmen, nach dem Sturm war die Nacht recht kühl. Er wünschte sich, er hätte sich eine Decke mitgenommen, doch die passte nicht mehr in den Rucksack. Es musste ohne gehen.

Bevor er einschlief, legte er noch einmal Holz nach. Er beobachtete die Flammen, wie sie sich durch das Holz fraßen. Irgendwann schlief er vor Müdigkeit ein.

Als er wach wurde, war es bereits hell und die Sonne stand hoch am Himmel. << Mist! >> ärgerte er sich. << Ich habe zu lange geschlafen. >> Zornig auf sich selbst sammelte er seine Kleidung ein, die über Nacht getrocknet war. Er stopfte alles in den Rucksack und verschloss ihn.

Er sah sich die Sonne an und schätzte, dass es später Vormittag sein musste. Wenn er heute noch ankommen wollte, dann musste er sich sputen. Eilig lief er zu seinem Boot, schob es ins Wasser und fing gleich darauf an zu rudern.

Die erste Zeit kam er zügig voran und war zufrieden. Eifrig ruderte er weiter, dachte nur an Fiona, die ihm den nötigen Antrieb verschaffte. Die schmerzenden Arme ignorierte er, immer das Ziel vor Augen, was er heute erreichen wollte. Gegen Abend sah er die Insel, die auf seiner Karte die letzte war, bevor er an seinem Ziel ankam.

Seinen Abend verbrachte er wie den zuvor. Das Feuer wärmte ihn und er schlief früh ein. Im Morgengrauen wurde er wach. Gönnte sich eine Katzenwäsche an einem kleinen Bach und aß wieder von den Riegeln. Bald muss ich mir Essen suchen, dachte er sich. Er füllte sich Wasser ab, steckte es ein und fuhr wieder aufs Meer hinaus.

Die Sonne schien und es wurde sehr heiß. Marc kam schon nach ein paar Minuten ins Schwitzen. Seine Kraft ließ nach. Am Mittag hörte er auf zu rudern. Trank von seinem Wasser und musste sich erholen. Das Wetter machte ihm zu schaffen. Wie gerne würde er jetzt unter einem Baum im Schatten liegen. Am liebsten mit seinen Kindern und Fiona.

Fiona… Das war sein Stichwort. Er nahm eilig die Ruder in die Hand und kämpfte sich verbissen durch die Mittagshitze. Am Abend hätte er wahre Freudentänze aufführen können. Er sah in weiter Ferne eine Insel. Das musste sein Ziel sein.

Er fixierte die Insel mit den Augen und ruderte unaufhörlich. Die Insel kam immer näher. Marc schaltete sämtliche Gefühle aus. Die schmerzenden Arme ignorierte er, auch dass er sich einen Sonnenbrand geholt hatte vergaß er vor Aufregung.

Bald, dachte er sich. Bald habe ich dich wieder.

Er legte an, zog sein Boot aus dem Wasser und ließ sich in den weichen Sand fallen. Die Reise hier her war beschwerlich, er merkte die Erschöpfung, doch wollte er auch aus der Sonne raus. Eine Baumgruppe nah am Strand war sein Ziel, dort setzte er sich in den Schatten und ruhte sich aus. Marc merkte nicht, wie die Zeit verstrich, so erschöpft war er, doch als die Sonne hinter einem Berg verschwand knurrte sein Magen.

Marc seufzte und stand auf. Er lief am Rand der Insel umher um sich etwas Essbares zu suchen. Er fand sogar einige Erdbeeren und noch andere Früchte, die man essen konnte. Schnell pflückte er sich einiges ab und wanderte zum Strand zurück.

Sein Blick schweifte über die Insel. Sie war nicht sehr groß, doch mit vielen Bäumen versehen. Marc rief sich seine Liste ins Gedächtnis, wenn er die richtige Insel hatte, musste er einen grinsenden Baum suchen, einen Stein in Herzform und einige Blüten von einer rot-weiß gestreiften Rose.

Na toll, dachte er sarkastisch. Bäume und Steine gibt es hier ja genug, wie sollte er denn den richtigen finden. Einige Worte aus dem Buch sah er wieder vor Augen „nur wer mit dem Herzen sieht, findet was er sucht… die wahre Liebe zeigt den Weg… Liebe überwindet alle Hindernisse…“ Marc lachte auf, das hörte sich alles nach Karten an die es am Kiosk zu kaufen gab. Alles Kitsch, dachte er und grinste wieder, legte sich auf seinen Rucksack und schlief sofort ein.

47. Kapitel

Marc erkundete am nächsten Tag die Insel. Er musste die Sachen finden, nur wie sollte er anfangen?

Er lief planlos über die Insel, sah sich alles genau an, doch bis jetzt fand er nichts. Verzweifelt lag er abends neben seinem Feuer und versuchte zu schlafen.

Warum hatte er nichts gefunden? War es die falsche Insel? Wie viele gab es noch? Er konnte nicht schlafen und setzte sich auf. Betrübt sah er in die Flammen und sortierte gedanklich seine Liste.

Die richtige Insel musste es sein. Die beschloss er anhand der Lage. Keine andere Insel würde passen. Sie war verlassen, was ein weiterer Punkt war, den er abhaken konnte. Auch war die Insel mit vielen Pflanzen bewachsen. Viele Steine hatte er heute auch gesichtet, doch wo waren die Blumen? Hatte er sie übersehen?

Die Nacht verbrachte er mit Grübeln. Als die Sonne aufging lief er wieder über die Insel.

Im kamen wieder die Worte in den Sinn, „nur wer mit dem Herzen sieht, findet was er sucht… die wahre Liebe zeigt den Weg… Liebe überwindet alle Hindernisse…“ Hatten diese Sprüche doch einiges Wahres an sich? Innerlich stellte er sich einen neuen Plan auf. Als erstes wollte er den grinsenden Baum suchen, danach den herzförmigen Stein und zum Schluss die Rose.

Marc schlug den Weg zu den Bäumen ein. Er betrachtete jeden Baum ganz genau. Wenn ein Baum grinste, würde er ihn nicht übersehen. Sicher wanderte er durch den Wald, doch als er durch war hatte er ihn immer noch nicht gefunden. Es war doch nicht möglich, jeden Baum hatte er aufs Genaueste angeschaut. Er schien wie vom Erdboden verschwunden zu sein.

Nach einem erfolglosen Tag saß er wieder am Feuer. Nicht lange, da legte er sich um und schlief ein. In seinem Traum wanderte er wieder durch den Wald, sah sich die Bäume an. Plötzlich sah er, dass sich die Bäume bewegten. Sie schienen mit den Ästen nach ihm greifen zu wollen. Eine Wurzel schlang sich um seinen Fuß und er stürzte. Mit seinem Messer befreite er den Fuß und rannte los. Immer wieder musste er Ästen oder Wurzeln ausweichen, die nach ihm griffen.

Marc irrte weiter und versuchte aus dem Wald zu kommen, doch dann blieb er abrupt stehen. Vor ihm stand der wahrscheinlich größte Baum, den er je gesehen hatte und grinste ihn an. Marc war so geschockt, dass er sich auf den Boden setzte. Gerade als sein Hinterteil den Waldboden berührte wachte er auf.

In den Büchern wurde geschrieben, dass das hier eine magische Insel sei und nur von Personen die es wirklich wollten gesehen werden konnte. Wurden seine Träume von der Insel beeinflusst? Was wollte ihm dieser Traum sagen?

Marc legte noch einmal Holz nach und starrte die Flammen an bis es leicht hell wurde. Essen und sonstige Dinge ließ er aus und ging stattdessen direkt in den Wald.

Auf einer kleinen Lichtung setzte er sich ins Gras und betrachtete die Bäume. Für jeden Baum, den er aus seiner Position sehen konnte nahm er sich einige Minuten Zeit um sie anzusehen, doch auch wieder sah er diesen Baum nicht. Er legte sich ins Gras und dachte an Fiona. Was sie wohl gerade machte? Wo sie wohl war? Ob Michael sich gut um sie kümmerte? Marc wollte, dass es ihr gut ging. Er hoffte, dass sie alles hatte, was sie zum Leben brauchte. Er wünschte sich, ein baldiges Wiedersehen und dass er sie wieder in den Arm nehmen konnte.  

Traurig setzte er sich wieder auf. Er sah sich die Bäume an, immer noch mit Fiona vor Augen. Er stellte sich vor, wie sie über die Wiese mit den Kindern lief. Mit ihnen Verstecken zwischen den Bäumen spielte und alle viel Spaß hatten. Das Lachen der Drei hallte noch in seinen Ohren, doch stutzte er und rieb sich die Augen.

Er sah wie die Bäume sich bewegten. Der Größte von ihnen hatte eine schöne Krone und sah voll und gleichmäßig aus. Er betrachtete den Baum weiter und konnte an dem Stamm die Rinde sehen, sie war so geformt, wie wenn der Baum grinsen würde.

Schnell sprang er auf und lief zu dem Baum. Als er vor ihm stand, war er unsicher. Wie sollte er von diesem Baum ein Blatt bekommen? Hochklettern? Er versuchte es, doch weit kam er nicht. Der Baum schien zu wackeln, so dass Marc den Halt verlor und hinunterfiel. Unsanft landete er auf dem Boden.

Er stellte sich auf die Füße und rieb sich sein Gesäß. Der Sturz war schmerzhaft gewesen. Sitzen würde die nächsten Tage weh tun. Er überlegte weitere Möglichkeiten um an ein Blatt zu kommen. Hochklettern war gescheitert, was könnte er noch tun? Er erinnerte sich an einen weiteren Satz aus Diarmaits Bücher: „Respekt vor Lebewesen bewahren, egal ob Mensch, Tier oder Pflanze. Alles hat Gefühle, wenn diese auch nicht offensichtlich sind.“

Was sollte das bedeuten? Der Baum hatte Gefühle? War er kitzelig? Marc kicherte verhalten, so etwas konnte es nicht geben, oder doch? Als er an dem Stamm hochkletterte, fing der Baum an zu wackeln, das könnte ein Zeichen sein, dass es ihn kitzelte.

Marc schlug die Hände über den Kopf zusammen. In was für einer Welt war er  hier? Er sah wieder den Baum an. Er wusste keine Möglichkeit mehr und machte das was er für das absolut unmöglichste hielt.

Er trat zu dem Baum, legte ihm eine Hand an den Stamm. Zögernd blickte er hinauf zu der Krone.

<< Bitte hilf mir, ich suche meine Gefährtin und um in das Tal zu kommen, brauche ich ein Blatt von deiner Krone. Würdest du mir bitte eins geben? >>

Wenn das einer mitbekommt, dann stecken die mich in die Klapsmühle, dachte er sich. Doch dann passierte etwas Seltsames. Der Baum bewegte sich, er beugte sich vor und streckte einen Ast zu Marc. Der Ast stoppte etwa einen Meter über Marcs Kopf und wurde kurz geschüttelt. Daraufhin fiel ein Blatt zu Boden, welches Marc an sich nahm.

Dankbar blickte er den Baum an, schenkte ihm noch ein Lächeln und wanderte zurück zum Strand. Dort steckte er das Blatt sorgfältig in den Rucksack. Er wollte nicht, dass es zerknitterte.

Anschließend suchte er sich wieder Beeren und Früchte. Ein Lagerfeuer machte er diesen Abend nicht, es war recht warm und die Nacht sollte auch so bleiben.

Nach einem erholsamen Schlaf setzte er seine Wanderung fort. Von seiner Erkundungstour wusste Marc, dass es mehrere Stellen gab, an denen Steine lagen. Er nahm sich wieder viel Zeit und betrachtete alle ganz genau. Er fand einige Formen, doch keiner sah aus wie ein Herz.

Er lief zur nächsten Stelle und wiederholte die Prozedur, doch so sehr er auch suchte, er fand nichts. An den beiden folgenden Plätzen war es genauso.

Er setzte sich an den Rand einer Klippe und sah den Wellen zu. Warum fand er diesen Stein nicht? Es konnte nicht sein, dass er auch erst eine Nacht schlafen musste um ihn zu finden. Steine lebten nicht. Sie lagen einfach so auf der Erde.

Es ließ ihm keine Ruhe. Noch einmal wanderte er die verschiedenen Stellen ab und suchte, doch der herzförmige Stein war nicht zu finden.

Er gab die Hoffnung auf, ihn an diesem Tag zu finden und wollte zurück zum Strand, als der Boden unter seinen Füßen nachgab und er in einen unterirdischen Gang stürzte. Hart schlug er auf und benötigte einige Zeit um sich zu sammeln.

Im Liegen tastete Marc seine Arme und Beine ab. Gebrochen schien nichts zu sein, aber einige blaue Flecken würde er bekommen. Er sah nach oben, dass er sich nicht mehr verletzt hatte grenzte an ein Wunder. Es waren bestimmt sechs Meter, die er hinabgestützt war.

Marc blieb noch einen Moment sitzen und überlegte wie er hier hinauskam. Er hatte keine Lampe dabei und durch den dunklen Gang wollte er nicht gehen. Er sah sich das Loch über ihm genau an. So wie es aussah wuchsen einige Wurzeln im Boden. Mit Glück konnte er sich an ihnen nach oben ziehen.

Er stand auf und versuchte die unterste Wurzel zu erreichen, doch so sehr er sich auch bemühte erreichte er die Wurzel nicht.

Frustriert setzte er sich auf den Boden. Ein leises Aufstöhnen wegen den Schmerzen konnte er nicht vermeiden. Er saß auf dem Boden und überlegte was er machen konnte. Springen schied aus, das hatte er ja probiert, zumal er durch das Hüpfen die Schmerzen auch wieder verstärkt spürte.

Gedankenverloren spielte er mit dem lockeren Gestein, was auf dem Boden lag. Plötzlich hatte er die Idee. Er musste nur genug zusammenbekommen und aufhäufen, so würde er an die Wurzeln kommen.

Eifrig machte er sich ans Werk. Alles was er finden konnte kratzte er mit den bloßen Händen zusammen. Dass er sich mehrere Schürfwunden und Schnitte dabei zufügte versuchte er zu verdrängen.

Er arbeitete die ganze Nacht durch. Gegen Morgen war er fast soweit um es zu probieren. Die Sonne ging auf und ließ ihre Strahlen in Marcs Gefängnis fallen. Marc sah fasziniert die Strahlen an. Er beobachtete die Staubkörner, die im Licht tanzten.

Wieder musste er an Fiona denken. Schmerzhaft zog sich sein Herz zusammen. Hoffentlich, hoffentlich schaffe ich das Alles, dachte er sich.

Marc kletterte auf den aufgehäuften Berg. Fast war er oben, als er einen Stein sah, der besonders im Sonnenlicht glänzte. Er rutschte wieder ein Stück nach unten um sich den Stein anzusehen.

Als er ihn aufnahm, konnte er sein Glück nicht fassen. Er hatte den Stein gefunden! Fröhlich steckte er den Stein in die Hosentasche und kletterte wieder hinauf. Oben an der Spitze streckte er sich. Er konnte problemlos die erste Wurzel erreichen. Marc wollte sich gerade daran hochziehen, als ihm die Sache mit dem Baum einfiel. Er ließ die Wurzel los und legte eine Hand auf diese.

Leise flüsterte er << Bitte, hilf mir hier rauszukommen. Ich würde gerne Fiona zurückholen. >>

Die Wurzel verstand ihn und kam ihm ein Stück entgegen. Vorsichtig zog sich Marc hoch und konnte die nächste erreichen. Sobald er vorbei war, verschlossen die Wurzeln wieder das Loch. Marc mobilisierte noch einmal seine Kräfte und zog sich das letzte Stück hinauf in die Freiheit. Kaum war er aus dem Loch hat es sich wie durch Zauberhand geschlossen. Nichts deutete mehr darauf hin, dass hier jemand eingebrochen war. War das auch Teil seiner Prüfung?

Marc machte sich auf den Weg an den Strand. Er war erschöpft und müde von der Nacht. Er legte sich auf den Boden nahm seinen Rucksack als Kopfkissen und schlief erst einmal einige Stunden um wieder zu Kräften zu kommen.

Am Abend wurde er von einem Knurren geweckt. Als er realisierte, dass es sein Magen war, war er beruhigt. Marc wanderte über die Insel und suchte sich sein Abendessen zusammen. Es war spät, das konnte er an dem Sonnenstand sehen. Mit seiner Beute, die wieder nur aus Früchten bestand kam er an den Strand.

 

Die nächsten zwei Tage lief er über die Insel und suchte die Rosen. Er sah überall nach, drehte vor Verzweiflung sogar Steine um, wobei ihm eigentlich klar war, dass er unter ihnen keine Blume finden konnte. Er durchsuchte auf allen Vieren die Wiesen um ja keine Blüte zu übersehen, doch er fand alles, nur nicht die Rose.

Betrübt saß er am Lagerfeuer und überlegte sich, wie er die Rosen finden konnte. Er war sich sicher, dass er kein Fleckchen auf der Insel übersehen hatte.

Er ging gedanklich die Bücher durch, doch er fand keinen Hinweis darauf wie er die Rose finden konnte. Hatte er es vergessen oder überlesen? Er war sich sicher, dass er es wüsste, wenn er es gelesen hätte.

Er legte sich in die Sonne, mit dem Rucksack als Kopfkissen. Er überlegte, welche Möglichkeiten er noch hatte. Warum stand in den Büchern nichts darüber? Marc glaubte immer mehr daran, dass man die Aufgabe nur durch einen starken Willen bewältigen konnte. Diarmait hatte es auch schon erwähnt, nur wenn man es wirklich möchte, schaffte man es in das Tal. Das Tal… Marc wurde unruhig. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er keine Ahnung hatte, was ihn dort erwarten würde. Anscheinend hatte keiner zuvor es betreten. Es gab nur noch den Hinweis, wie man das Portal öffnen konnte, mehr nicht.

Er ließ ein frustriertes Schnauben los, doch um ins Tal zu kommen, musste er erst einmal die Rose finden. Die Sonne war untergegangen. Marc war wach und entschied sich durch die Nacht zu wandern. Vielleicht hatte er mehr Glück, wie am Tag.

Voller Zuversicht ging er am Strand entlang, und kletterte eine kleine Felswand hinauf. Oben angekommen war er auf einer großen Wiese. Er lief über die Wiese und ihm kam sein Traum mit dem Heiratsantrag in den Sinn. Damals hatte er für Fiona einen Weg aus Rosenblättern gelegt um sie ans Ziel zu führen. Wie gerne würde er seinen Traum in die Tat umsetzen, doch so wie es im Moment schein, bliebe das ein Wunsch. Ein unerfüllter Wunsch.

Marc sah sich den Mond an. Fionas Verlust machte ihm mehr aus, als er zugeben wollte. Jedes Mal wenn er an sie dachte, verkrampfte sich sein Herz, doch dieser Schmerz war es, wo ihn antrieb alles zu versuchen.

Er ging weiter über die Wiese, hinein in den Wald. Das Mondlicht fiel durch die Bäume und erhellte den Weg. Marc folgte und suchte jeden Winkel ab, den er auf seinem Weg sehen konnte. Wieder nichts. Verärgert und demotiviert kam er aus dem Wald. Die Rose zu finden war viel schwerer als er es sich vorgestellt hatte. Warum sah er sie nicht?

Marc musste sich eingestehen, dass er auf der Insel gar keine richtigen Blumen gefunden hatte. Blüten an den Obst-Bäumen oder Sträuchern, ja, das hatte er gefunden. Wo sollten diese denn sein?

Im Mondlicht sah die Insel verändert aus. Durch die Kühle Nacht hatte sich Tau auf dem Gras gebildet. Die Wassertropfen reflektierten das Mondlicht. Es sah aus, wie wenn viele kleine Diamanten auf der Wiese liegen würden. Fiona würde sich bestimmt auch freuen, über diesen Anblick.

Marc schmunzelte. Wurde er zum Romantiker? Träumen gut und schön, aber er war wach.

Langsam lief er weiter und je näher er dem zweiten Waldstück kam, merkte er dass er aufgeregt war. Er machte sich seine Gedanken, doch angst konnte es nicht sein. Er war überall auf der Insel, sie war unbewohnt. Tiere gab es auch nur im Wasser, außer es verirrten sich Vögel hier her. Vögel? Marc stutzte. Wieso konnten die Vögel die Insel ansteuern? War es doch nur eine verlassene Insel? Wieso hatte er dann die anderen Gegenstände gefunden?

Er sah sich seine Hände an, die beim Wühlen sehr in Mitleidenschaft gezogen wurden. Alles für dich Fiona, dachte er und kam am Waldrand an.

Er fand einen Baumstamm und setzte sich auf diesen. Das Wandern hatte ihn müde gemacht und seine Verletzungen merkte er wieder deutlich. Er sah wie das Mondlicht durch die Blätter fiel.

Plötzlich erregte etwas seine Aufmerksamkeit. Ein Busch, der am Waldrand war hatte weiße Blüten! So schnell er konnte, stand er auf und lief dort hin. Er bewunderte die Blüten. Schnell wurde ihm bewusst, dass es sich um ganz kleine Rosen handelte. Marc kannte nur die normalen Größen, doch diese hier waren nicht größer als Sonnenblumenkerne. Kein Wunder hatte er keine Rosen gefunden. Diese hier konnte man fast übersehen. Vorsichtig bog er einen kleinen Ast zur Seite um sich die Blüten genauer anzusehen. Trotz dass es dunkel war und er nur das Mondlicht zur Hilfe hatte, konnte er sehen, dass es die gesuchten Rosen waren.

Er zog an einer Blüte und nahm schnell seine Hand weg und sah, dass er blutete. Die Rose hatte ihn gestochen. Marc schaute noch einmal nach, doch so sehr er sich bemühte, fand er keinen Dornen.

Er schüttelte den Kopf, also ging das hier auch nicht auf normalem Weg. Sollte er es auch mit einer Bitte probieren, so wie bei dem Baum?

Marc entschloss sich es zu versuchen. << Ich möchte meine Gefährtin zurückholen. Um das Portal zu öffnen brauche ich eine deiner Blüten. Würdest du so nett sein und mir eine überlassen? >>

Marc stand vor dem Busch und nichts tat sich. Er versuchte noch einmal eine Blüte abzumachen. Wieder zog er die Hand zurück, weil er gestochen wurde. Marc verzweifelte, jedes Mal wenn er eine Blüte abzupfen wollte, wurde er gestochen. Wie sollte er den letzten Gegenstand der ihm noch fehlte bekommen? Er blutete an einigen Fingern. Die Stiche schmerzten und er gab auf.

Er setzte sich auf den feuchten Boden und klagte dem Busch sein Leid. Zum Ende kamen ihm sogar die Tränen.

Der Busch bewegte sich nicht, während Marc sein Herz ausschüttete. Marc liefen die Tränen und er konnte nichts dagegen machen. Alles hatte ihn aufgewühlt. Den starken Mann, den er allen vorspielte gab es nicht. Er gestand sich ein, dass er fast am Ende seiner Kräfte war.

Marc saß noch einige Zeit vor dem Busch, bis er sich beruhigt hatte. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Die Sicht wurde wieder klar und er blinzelte. Vor ihm lag eine Blüte. Der Busch musste sie ihm hingelegt haben, als Marc es nicht mitbekam.

Zufrieden nahm er die Rose an sich. Jetzt konnte er das Portal suchen. Vorsichtig trug er die Rose an den Strand zurück und ruhte sich aus, bis die Sonne aufgegangen war.

48. Kapitel

Marc packte seinen Rucksack, kontrollierte noch einmal, dass er alles eingepackt hatte und machte sich mit seinen Schätzen auf die nächste Suche.

Das Blatt, die Rose und den Stein trug er in seiner Hand. Wie er das Buch verstanden hatte, sollte sich das Portal in der Mitte der Insel befinden. Seine Aufregung wuchs, weit war es nicht mehr.

Er stand an dem Punkt, an dem er die Mitte der Insel vermutete. Die Sonne stand hoch am Himmel, also musste es Mittag sein. Er markierte die Stelle an der er stand mit einem Stein, den er neben sich sah. Dann blickte Marc in die Richtung, in die sein Schatten fiel. Er lief wie in dem Buch angegeben zehn Schritte und legte ihn ab.

Das Blatt konnte er erst hinlegen, kurz bevor die Sonne hinter dem Hügel verschwand. Er setzte sich auf den Boden und wartete. Es war langweilig, doch im Moment hatte er keine Aufgabe und genoss die Ruhe.

Endlich war es soweit. Er stellte sich wieder auf die markierte Stelle und schritt wieder zehn Schritte in die Richtung, in die sein Schatten fiel. Dort legte er das Blatt hin. Zur Sicherheit befestigte er es mit einem Stein, damit es nicht davonfliegen konnte.

Die Nacht war lang und Marc wollte auf keinen Fall den Sonnenaufgang verpassen. Die Müdigkeit überkam ihn immer wieder. Krampfhaft hielt er sich wach. Erleichtert sah er die aufgehende Sonne an.

Wie bei den anderen zwei Dingen stellte er sich in die Mitte, sah seinen Schatten an und legte es in der angegebenen Richtung hin.

Jetzt hatte er die Aufgabe erfüllt, wie sie im Buch stand. Nun musste er einige Stöcke suchen, um die Punkte zu verbinden. Der Wald war nicht weit weg und Marc fand einige heruntergefallene Äste. Diese nahm er mit. Als er den Wald verließ atmete er erleichtert auf. Er hatte keinen Baum anbetteln müssen. Vielleicht fielen die Äste nicht unter lebende Pflanzen, schließlich sind diese von den Bäumen abgebrochen.

Er dachte nicht weiter über die Äste nach, sondern legte sie hin bis er ein Dreieck hatte. Zufrieden mit seinem Ergebnis nahm er den Stein von dem Blatt.

Er stellte sich in die Mitte und konzentrierte sich. Den Zauberspruch hatte er so oft gesagt, dass er ihn ohne Probleme aufsagen konnte.

Marc nahm seinen Rucksack und setzte ihn auf. Dann stand er wieder in der Mitte und fing an den Zauberspruch zu murmeln, in Gedanken immer bei Fiona.

nie chim tsal etib tlhäz sneliw seniem nechiez sla saw tfachseg reh reih sib chi ebah esier eid nednäh fua eis egart dnu euert egiwe rhi eröwchs gew neseid  eheg ebeil eniem rüf run

Kaum war der Spruch fertig entstand um Marc ein Wirbelwind. Marc hatte große Mühe stehen zu bleiben, er dachte an Diarmaits Worte, nur wer es wirklich will, schafft es. Er sprach den Satz immer wieder. Er hielt durch und als der Wind nachließ sah er vor sich das geöffnete Portal. Dunkel und bedrohlich lag es vor ihm.

Er streckte seinen Kopf hinein, doch es war nur ein langer dunkler Gang zu sehen. Bevor er hineinging sammelte er den Stein, das Blatt und die Rose auf und steckte sie in den Rucksack.

Vorsichtig stieg er hinein und lief den Gang entlang. Marc schmunzelte, das sah aus wie in Science-Fiction-Filme. Als er weiterlief konnte er die Bewegungen sehen. Der Gang war wie eine Röhre und die Hülle drehte sich.

Endlich sah er das Ende vor sich. Es wurde immer heller und er musste blinzeln als er durch die Röhre war. Nun stand er auf einer Treppe, deren Ende er nicht sehen konnte. Marc stieg die Stufen hinunter. Er zählte die Stufen und kam am Ende auf 1278 Stufen. Wie sollte er sie wieder nach oben gehen? Marc schüttelte den Kopf. Darüber machte er sich jetzt keinen Kopf. Wichtiger war es das Tal zu finden, in dem die Seelen lebten.

Marc lief den einzigen Weg entlang den er sah. In weiter Ferne sah er die Berge. Sein Ziel. Den Blick stur auf die Berge gerichtet lief er los. Er achtete nicht auf Hunger oder die Umgebung. In der Welt in der er steckte wurde es sehr schnell dunkel, fast wie wenn man einen  Lichtschalter ausknipste. Überrascht atmete er ein. Das hatte er nicht gewusst. Eigentlich wusste er gar nichts von der Welt. Wie sollte er das Tal finden?

Die Nacht war sehr dunkel, kein Mond schien und keine Sterne standen am Himmel. Marc sah nicht mehr wo er hinlief. Er entschied sich bis zum Morgen zu warten und setzte sich an einen Baum.

So wie die Nacht begann endete sie auch. Plötzlich war es hell und Marc konnte weiterziehen. Er kam gut voran, die Berge näherten sich mit jedem Schritt. Bald war er am Ziel. Marc konnte gegen Abend die Berge schon viel genauer sehen. Morgen müsste er dort ankommen. Sein Gefühl sagte ihm dass es bald dunkel würde. Er suchte sich einen Platz und beschloss dort zu übernachten.

Kaum hatte er sich niedergelassen wurde es dunkel. Marc konnte sich damit noch nicht anfreunden und er hoffte, dass er bald wieder in seine Welt zurückkehren konnte. Er hatte bis jetzt noch kein Lebewesen gesehen. Diese Welt schien komplett unbewohnt, doch warum zogen sich die Seelen in ein Tal zurück? Einen Grund musste es geben, dessen war er sich sicher.

Die Müdigkeit übermannte ihn und die Ruhe tat ihr übriges, Marc fiel in einen tiefen Schlaf. Wach wurde er als es hell wurde. Dieses plötzliche Licht war ungewohnt. Er stand auf und wanderte weiter. Gegen Mittag kam er an den Bergen an. Zufrieden seufzte er auf, er hatte ein großes Stück zurückgelegt, jetzt musste er nur noch das Tal finden.

Er schaute sich um, doch konnte er keine Straße oder Weg entdecken. Marc entschied sich einfach durch den Wald zu wandern. Im Wald war es genauso ruhig wie an den restlichen Plätzen, selbst das Rascheln der Blätter wurde verschlungen.

Plötzlich stieß Marc an eine unsichtbare Wand. Verwirrt rieb er sich den Kopf. Vorsichtig nahm er seine Hände und tastete. Überall merkte er die Wand und kein Durchkommen. Er lief weiter und weiter, doch ohne Erfolg.

Auf einmal hörte er leise Stimmen. << Eindringling… Gefahr… Mensch… >>

Erschrocken blieb er stehen, doch er konnte niemand sehen. Woher kamen die Stimmen? Suchend blickte er in den Wald, doch dort war auch keiner.

Marc ging weiter an der unsichtbaren Wand entlang, immer in Begleitung der Stimmen. Es war unheimlich, aber sein Wunsch Fiona wiederzuhaben war stärker als die Angst.

Die Stimmen merkten, dass er sich nicht von ihnen beeindrucken ließ. Plötzlich erhob sich eine Stimme << Eindringling, was machst du hier? >>

Marc blieb stehen und sah in die Richtung, aus der die Stimme kam. Wieder sah er nichts. Er musste verrückt werden, dachte er sich.

Dann ertönte wieder die Stimme << Ich habe dich etwas gefragt, so antworte! >>

Marc schluckte und beschloss der Stimme sein Vorhaben zu erklären. Er hatte keine bösen Absichten und wollte nur Fionas Licht zurückholen.

Die Stimme wurde sanfter. << Bisher hat es keiner geschafft hier her zu kommen. Wieso du? >>

Darauf wusste Marc keine Antwort. Er zuckte mit den Schultern.

<< Ok, du musst einen starken Willen haben, denn bisher hatte keiner das Portal öffnen können. Wir sind die Wächter und sorgen dafür, dass es niemand hier hinein schafft. Das Tal gehört den Seelen, diese sollen hier in Ruhe leben, bis sie gerufen werden. >>

<< Ich möchte keinen stören und habe keine böse Absichten. Welchen Weg gibt es hier hinein zu kommen? Was muss ich tun? >>

<< Wir prüfen deine Absichten, sollten wir auch nur den kleinsten Zweifel haben, werden wir dich hier nicht hineinlassen. >> sagte ihm die Stimme.

<< Ok, was soll ich tun? >>

<< Setz dich hin und warte. Wir kommen wieder. >> sagte die Stimme und dann war es ruhig.

Marc saß auf dem Boden und wartete. Die Stimmen kamen nicht zurück, doch er gab nicht auf. Ganze zwei Tage und zwei Nächte saß er vor der Wand und bewegte sich nicht. In Gedanken immer wieder bei Fiona. Das war das Einzige, was ihn davon abhielt umzudrehen. Die Verzweiflung wuchs. Was wäre, wenn die Stimmen nicht wieder zurück kamen?

Er musste noch einen halben Tag warten, dann hörte er wieder die Stimme des Wächters. << Wir sind zurück. Du hast durchgehalten und dass du keine bösen Absichten hast, haben wir gesehen. Du denkst immer nur an deine Geliebte. Die Hoffnung, dass du sie zurückbekommst lässt dich alles durchstehen. Jeder andere, hätte aufgegeben, doch du hast die Aufgabe erfüllt. Komm näher, wir lassen dich hinein. >>

Dankbar stand Marc auf und streckte sich. Seine Glieder taten vom langen Sitzen weh, waren steif und die ersten Schritte ging er zögerlich.

<< Komm näher und streck deine Hand aus! >> befahl die Stimme. Marc tat wie ihm aufgetragen wurde. Er streckte die Hand vor und zuckte erschreckt auf, als ihn etwas berührte. Er wurde sanft an der Hand durch die Wand gezogen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, es kribbelte auf der Haut es fühlte sich an, wie wenn er durch eine puddingartige Masse laufen würde. Erleichtert atmete er auf, als der Druck weg war. Dann sah er sich um. Vor ihm standen drei Wächter. Wieso hatte er sie nicht gesehen?

Verwirrt sah er sie an. Die Wächter erklärten ihm, dass die Wand wie ein Spiegel sei. Man konnte nicht hindurchsehen, deshalb hatte er nur ihre Stimmen gehört.

Marc nickte zum Verständnis und bedankte sich für den Einlass. << Wisst ihr wo ich nach ihr suchen muss? >>

Die Wächter sahen sich lange an. Marc wurde nervös und fing an zu zittern. Wollten sie ihm keine Auskunft geben? War etwas mit Fionas Seelenteil?

Das Schweigen wurde unangenehm, bis einer der Wächter ihn ansprach. << Wir können dich ins Tal begleiten, doch wir vermuten, dass du ihre Seele dort nicht findest. Wir hörten von einem Licht, das zurückgezogen in den Wäldern lebt und keinen Kontakt zu anderen pflegt. Wir nennen sie die traurige Seele. Normalerweise leben alles zusammen, egal was passiert ist… nur bei ihr war das seltsam… Als sie hier ankam, war sie total verstört, keiner konnte mit ihr sprechen und nach ein paar Tagen verließ sie das Tal. Einzig ihren Namen sagte sie. Fiona. >>

Marc erschrak. Fiona wollte keinen Kontakt. Wie schlecht musste es ihr ergangen sein? Sein Herz krampfte schmerzhaft. Ihr Opfer hatte mehr Auswirkungen, wie er dachte.

Betrübt sah er die Wächter an. << Ich werde sie suchen und finden. >>

Die Wächter nickten und begleiteten ihn ins Tal. Marc sah sich aufmerksam die Gegend an. Die Lichter wohnten in kleinen Nestern hoch oben in den Bäumen. Immer wieder sah er einige aufleuchten. Fast wie große Glühwürmchen, sehr große Glühwürmchen, dachte er sich.

Er bekam Panik. Die Phiole, die er hergestellt hatte war klein, passte sie überhaupt hinein?

Er sprach die Wächter an, zeigte ihnen die Phiole und erklärte seine Bedenken, doch die konnten ihn beruhigen. Wenn er sie wieder haben wollte, dann würde das Licht jedes Gefäß annehmen, sei es noch so klein. Erleichtert, bei den Vorbereitungen keinen Fehler gemacht zu haben folgte er ihnen bis in die Mitte des Tals.

<< Hier müssen wir uns von dir verabschieden. Die einsame Seele wurde zuletzt dort oben auf dem Berg gesehen. >> Der Wächter deutete in die Richtung und Marc bekam Zweifel ob er es schaffen würde den Berg zu erklimmen. Er war sehr hoch und sehr steil.

Er bedankte sich bei den Wächtern. Sie verabschiedeten sich und versprachen ihm, wenn er zurückgehen wollte wieder auf ihn zu warten.

Marc drehte sich noch einmal um und sah sich um, er fand keinen Weg der auf den Berg führte, so musste er wieder durch den Wald laufen und auf gut Glück hoffen, dass er sich nicht verirrte.

Die Wanderung war beschwerlich. Mehrmals musste er anhalten um wieder zu Kräften zu kommen. Immer wieder sah er sich um, in der Hoffnung ihr Licht zu sehen, leider ohne Erfolg. Am fünften Tag war er fast am Gipfel angekommen, da sah er ein kleines Nest in einem Baum. Er ging zu ihm hin und kletterte hinauf, doch das Nest war verlassen.

Hier musste sie gewesen sein. Marc war sich sicher und fing an die Gegend abzusuchen. Auf der Rückseite des Bergs fand er einen kleinen See. Er setzte sich ans Ufer und trank ausgiebig.

Er legte sich ins Gras und ruhte sich aus. Er ärgerte sich sehr, dass er die Zeit vergessen hatte. Plötzlich war es dunkel. << Mist! >> fluchte er. Um zum Nest zurückzulaufen war es zu gefährlich. Zu schnell konnte man einen falschen Weg einschlagen.

Deprimiert nahm er seinen Rucksack als Kopfkissen und legte sich hin. Die Suche musste bis zum nächsten Tag warten.

Nachts wurde er wach, er fühlte sich beobachtet, doch konnte er nichts sehen.

<< Ach Fiona, wo bist du nur? >> seufzte er leise und blickte auf den See. Er sah den Mond aufgehen und es wurde heller. Der Mond leuchtete in seiner ganzen Pracht.

Marc kratzte sich am Kopf. Mond? Hier gab es doch kein Licht nachts. Was war das? Er suchte Schutz hinter einer Hecke. Marc spähte durch die Äste und sah, dass es kein Mond war. Es musste eine Seele sein.

Vorsichtig trat er hinter dem Busch hervor. Das Licht kam näher und näher, bis es über ihm schwebte. So stand es einige Zeit und Marc sah gebannt zu. Plötzlich schwebte das Licht auf den Boden und blieb vor ihm liegen. Es strahlte so hell wie kein Licht, das er zuvor gesehen hatte.

Fasziniert beugte sich Marc über das Licht. War das Fiona? << Fiona? >> fragte er ganz leise. Das Licht hob ab und blieb vor seinem Gesicht stehen.

<< Fiona, bist du das? >> fragte er wieder.

Das Licht flog um ihn herum, blieb in einem Abstand vor seinem Gesicht stehen und plötzlich  hörte er eine leise Stimme in seinem Kopf. „ Marc, bist du das wirklich? „

Marc konnte sein Glück nicht fassen. Er hatte sie gefunden und sie hatte ihn erkannt. Überrumpelt von seinen Gefühlen ließ er ihnen freien Lauf. So Glücklich war er, dass er ihr Licht endlich gefunden hatte und die Wächter nicht Recht gehabt hatten. Glücklich streckte er seine Hand aus.

Das Licht ließ sich in seiner Hand nieder. Marc war fasziniert, vor Freude liefen ihm Tränen über die Wangen. Wieder hörte er das leise flüstern. „ Marc, endlich. Wir haben uns wieder.“

Marc beruhigte sich und ließ sich ins Gras sinken. „Endlich. So lange bin ich schon unterwegs. Endlich habe ich dich gefunden. Ich hatte solche Angst, dich nicht zu finden.“

„ Ich hatte so gehofft, dass du kommst, doch jeder meinte es wäre nicht möglich.“ wisperte sie.

„ Fiona, für dich würde ich alles tun.“ Erwiderte er ehrlich.

Marc war erfreut, dass er sich mit ihr unterhalten konnte. Zu sehr hatte ihm die Einsamkeit der letzten Tage zugesetzt. Immer noch hielt er das Licht in der Hand. Vorsichtig ließ er es auf seinen Bauch gleiten.

„Wie hast du mich gefunden?“ wollte sie wissen.

Marc meinte, dass es eine lange Geschichte sei und erzählte ihr seine Reise bis zu ihrem Wiedersehen. Das Licht blieb durch weg auf seinem Bauch liegen. Als Marc geendet hatte, meldete sie sich wieder bei ihm.

„Ich kann das gar nicht glauben. Was du alles gemacht hast. Schade nur, dass du keinem von der Reise erzählen darfst. Ich hoffe wir schaffen den Rest.“

Marc beschloss noch eine Weile zu schlafen, auch wenn er lieber wach bleiben würde, es ging nicht mehr. Die Anstrengungen der Reise und der Schlafmangel setzten ihm zu. Als es hell wurde wollte Marc zurückgehen. Er wusste, die Zeit in ihrer Welt lief ihnen davon und er musste noch nach Fiona suchen. Trotzdem war er zufrieden, dass er ihr Seelenteil gefunden hatte.

Er stieg wieder vom Berg hinab ins Tal. Mehrmals rutschte er auf dem steinigen Untergrund aus. Fionas Licht schwebte ihm hinterher. Sogar im Dunklen wagte er weitere Schritte, da es ihm den Weg erhellte.

Nach bereits dreieinhalb Tagen kam er wieder im Tal an. Er sucht die Wächter und als er sie endlich gefunden hatte, staunten sie, dass er das Licht wirklich gefunden hatte. Die Wächter begleiteten Marc bis zu der unsichtbaren Wand. Währenddessen sprachen sie über alle mögliche Sachen.

An der Wand erklärte Marc Fionas Licht, dass sie ab hier nur in der Phiole weiterreisen konnte. Er öffnete den Deckel und das Licht schwebte hinein.

Fasziniert verfolgten die Wächter das Geschehen. So etwas hatte es bisher noch nie gegeben. Die Wächter schoben Marc durch die Wand. Dieses Mal merkte er nur den Widerstand, durch den er trat. Nichts kribbelte und als er aus der Wand lief, empfing ihn wieder die unheimliche Stille.

Die Rückreise gestaltete sich schwieriger als er dachte. Er irrte durch den Wald und fand nicht die Richtung in die er musste.

Er lief einige Tage umher. Gezählt hatte er sie nicht mehr. Jeden Tag ärgerte er sich mehr darüber, dass er die Treppe nicht fand.

Seine Verzweiflung wuchs mit jedem Schritt. Marc stellte sich an einen Baum und hielt die Phiole in der Hand. Leicht leuchtete das Licht durch das Glas. Er bedauerte, dass er nicht mehr mit ihr reden konnte. Das Glas verhinderte jeden Kontakt.

Er sah sich die Umgebung an und stellte fest, dass er an dieser Stelle schon einmal gewesen war. Er überlegte und fand heraus, dass er diese Stelle bei seiner Reise zum Tal passiert hatte.

Diese Erkenntnis gab ihm neuen Mut. Er lief wieder los, doch die Dunkelheit machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er musste eine Pause einlegen.

Kaum wurde es hell lief er weiter und kam am Abend an der Treppe an. Er wusste, dass er nun 1278 Stufen hinaufsteigen musste. Er stieg die erste Stufe hinauf und fing an zu zählen. Als er bei der 985. Stufe war, wurde es dunkel. Marc ließ sich auf der Stufe sinken um sich auszuruhen, doch er wollte unbedingt weiter und stand nach einer Weile auf.

Vorsichtig tastete er sich Stufe für Stufe nach oben. Als er die Röhre sehen konnte atmete er erleichtert auf. Noch ein paar Minuten und er war wieder in seiner Welt.

Als er endlich die letzte Stufe erreicht hatte, stieß er einen Freudenschrei aus. Er trat in die Röhre, lief bis zum Ende hindurch. Er nahm die Rose, das Blatt und den Stein und legte ihn auf die Markierungen hin. Er konnte erkennen, wie sich das Portal öffnete. Er stieg hindurch und freute sich, endlich wieder bekannten Boden unter den Füßen zu haben.

Nun musste er das Portal schließen. Er vernichtete die Blüte und das Blatt. Den Stein zerstörte er indem er mit einem anderen so lange auf ihn klopfte, bis das Herz in viele kleine Teile zerbrochen war.

Auf seinem Weg zum Boot sammelte er wieder einige Früchte. Er aß was er konnte und füllte seinen Rucksack für die Heimfahrt. Marc freute sich schon auf die Rückkehr. Er würde endlich wieder normales Essen bekommen.

Am Strand holte er sein Boot aus dem Versteck. Er kontrollierte die Tageszeit anhand des Sonnenstands und entschied sich gleich mit dem Boot zu weiterzufahren. Eine Insel würde er heute noch ansteuern können.

Die Rückreise gestaltete sich wesentlich angenehmer als die Hinreise. Die See lag ruhig vor ihm und er kam sehr schnell voran.

Nachts schlief er auf Inseln und am fünften Tag sah er wieder die Stelle, an der er vor einiger Zeit in See gestochen war. Er mobilisierte seine Kräfte und ruderte darauf los.

Angekommen, zog er das Boot aus dem Wasser, ließ es achtlos am Strand liegen und schleppte sich erschöpft ins Schloss.

 

49. Kapitel

Marc betrat das Schloss. Lea sah ihn und rannte zu ihm. Zur Begrüßung fiel sie ihm um den Hals und drückte ihn.

<< MAAAAARC! Du bist ja wieder da! Wahnsinn! Ich glaub’s einfach nicht! >> schrie sie vor Freude aus. << Gott sei Dank! Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Du warst so lange weg. Ich dachte du kommst nie wieder. >>

Marc sah Lea verdutzt an. << Wieso war ich so lange weg? >>

<< Sag  mal, hast du es nicht mitbekommen, dass du fast ein halbes Jahr unterwegs warst? >> empörte sich Lea.

Marc schüttelte den Kopf. << Nein… so lange kam mir das nicht vor… >>

Marc wunderte sich, dass er so lange weg gewesen sein sollte. Vorstellen konnte er es sich nicht. Oder doch? Verlief in der anderen Welt mit dem Tal der Seelen die Zeit anders? So sehr er auch darüber nachdachte, kam ihm keine Lösung. In Diarmaits Büchern gab es auch keinen Hinweis darauf. Er musste es so hinnehmen, auch wenn es hieße, dass die Zeit noch knapper wurde.

Völlig erledigt begrüßte er noch den König und seinen Freund. Diese freuten sich auch sehr, dass Marc wieder zurück war.

Marc entschuldigte sich rasch und zog sich in sein Zimmer zurück. Dort stellte er seinen Rucksack ab und lief zu seinen Kindern.

Diese lagen in ihren Betten und schliefen. Marc war erstaunt. Er musst länger weggewesen sein, als er dachte. Sie waren wirklich gewachsen. Morgen würde er mit ihnen spielen.

Anschließend ging er zurück in sein Zimmer, nahm eine ausgiebige Dusche und legte sich ins Bett. Er nahm die Phiole in die Hand und sah das leichte Licht, das durch das Glas schimmerte. << Bald >> flüsterte er. Voller Hoffnung schlief er mit ihr in der Hand ein.

Marc verschlief den ganzen Tag und wurde erst am Abend wieder wach. Er ging zu Diarmait und Dubhan. Der Arzt begrüßte ihn fröhlich.

<< Ahh, da bist du ja! Hast du gut geschlafen? Erzähl mal, wie war es. >>

Marc sah beide zweifelnd an. Wie viel konnte und durfte er ihnen erzählen? << Ähm… Hm…geschlafen hab ich gut, nur… wie… was.. och man, ich weiß nicht was ich machen soll.  >> stotterte er.

<< Marc ist ok… >> grinste ihn Diarmait an << Ich habe unsere Gattung erschaffen, also darf ich alles wissen. Dubhan steht mir schon seit Jahrhunderten sehr nahe und ist genauso mit unserer Geschichte vertraut. Du hast deinen Weg alleine bestritten und somit die Auflagen erfüllt. Ich muss die Bücher noch etwas vervollständigen… außer du möchtest uns nichts über die Reise und das Tal der Seelen sagen. >>

<< Ich erzähle euch einiges, doch bei manchen Dingen bin ich mir nicht sicher, ob sie in die Bücher gehören. Ich denke, falls noch einmal einer meine Reise dorthin wiederholt, sollte er sich selbst zurecht finden. Auch sollte er oder sie selbst herausfinden, was getan werden muss. Wenn alles aufgeschrieben ist, dann hat es jeder leicht und die Welt mit dem Seelental wäre in Gefahr. So sollte es nicht sein. Wie ihr mir gesagt hattet, nur wer es wirklich will schafft es. Ich plädiere dafür das beizubehalten. >>

Diarmait und Dubhan nickten verständnisvoll. Marc hatte eine weise Entscheidung getroffen. Sie konnten nachvollziehen, warum er sich so entschieden hatte.

<< Marc, wir machen folgendes, da du der alten Sprache mächtig bist, schreibst du alles in die Bücher, was für die Zukunft interessant sein könnte. Dafür erzählst du uns alles. Du bist der Einzige außer uns, der solch ein großes Wissen über die Paramanneskjaner hat. >>

Marc sah verlegen auf den Boden. Es war ungewollt, doch entstand alles aus der Situation. Nie im Leben hätte er gedacht, dass er sich so viel Wissen aneignen musste.

Dubhan wurde neugierig. << Ist der Vorschlag in Ordnung? Wenn ja, dann erzähl doch mal was du alles erlebt hast. >>

<< Ja… ich denke schon… >> Marc erzählte den beiden alles über seine Reise.

Diarmait hörte interessiert zu, nickte an einigen Stellen und meinte zum Abschluss << Das sieht gut aus. Alles wie ich es mir vorgestellt habe. Marc du hast Recht, es gehört einiges nicht in die Bücher. Aber… wir müssen dir noch etwas sagen. >> er sah Marc an. << Wir haben uns überlegt, dich zu uns zu holen, als Vertrauter oder Berater. Je nachdem wie man es auslegen möchte. Du hast das Wissen, du bist in der Lage, die alten Bücher zu lesen und weise Entscheidungen zu treffen. >>

Marc sah den König überrascht an. << Wie… Was… Wie kommt ihr darauf? Womit hab ich das verdient? Wieso ich? >> stammelte er.

<< Marc, seit du mit deiner Gefährtin hier aufgetaucht bist, merke ich dass du ein ausgesprochen großes Herz hast und Entscheidungen nicht übers Knie brichst. Du handelst verantwortungsvoll, gesetzestreu, willensstark und außerdem hast du das Herz am rechten Fleck. So jemand wie du, sieht man nicht alle Tage. Das hast du mit deinem Abenteuer bereits bewiesen. Nicht jeder hätte sich so viel Mühe gegeben. Ich denke auch, dass einige abgebrochen hätten. >>

Marc war überrumpelt über so viel Lob. Er fand es nicht außergewöhnlich was er getan hatte. << Ich habe doch nur getan, was ich wollte. Es war egoistisch. Ich habe immer nur an mich und Fiona gedacht. Ich glaube nicht, dass ich dafür auserwählt werden soll. Ich werde keinem etwas erzählen, doch als Vertrauter… ich weiß nicht. Meint ihr nicht, dass ich dazu noch zu jung bin? >> erwiderte Marc.

Diarmait und Dubhan schüttelten synchron die Köpfe. << Nein. >> sagten sie gleichzeitig.

<< Aber… >> fing Marc an und Dubhan unterbrach ihn.

<< Nichts aber. Du bist wirklich in der Lage dazu. Falls wir nicht da sein können, kannst du uns vertreten. Oft wird das nicht sein, aber wenn dann wissen wir, dass alles bei dir in guten Händen ist. >>

<< Ich muss euch enttäuschen. Ich kann es nicht annehmen. Ihr wisst, dass ich erst Fiona wieder zurückholen muss. Erst wenn sie wieder an meiner Seite ist, dann habe ich den Kopf frei für andere Dinge. Vorher werde ich nichts entscheiden. Wer weiß, vielleicht schaffe ich es auch nicht. Dann wäre sowieso alles egal. >>

<< Marc, mal den Teufel nicht an die Wand! >> schimpfte Dubhan << Immerhin hast du Kinder, die sich freuen, wenn ihr Vater wieder zu Hause ist. Meinst du nicht, dass sie dich auch brauchen? >>

<< Doch… aber… die Mutter brauchen sie auch. Sie sollen nicht so alleine aufwachsen wie wir. Wir waren zwar nie wirklich alleine, aber trotzdem haben die Eltern gefehlt. Versteht mich nicht falsch, aber ich wünsche mir für die Beiden, dass sie in einer intakten Familie aufwachsen und nicht nur herumgereicht werden. Deshalb werde ich auch morgen schon aufbrechen und Fiona suchen. Ich habe schon zu viel Zeit verstreichen lassen. >>

<< Marc, übernehme dich nicht! Es bringt niemand was, wenn du vor Erschöpfung zusammenbrichst. Du hast fast vierundzwanzig Stunden geschlafen. Gönne dir noch ein paar Tage Pause. Du hast noch ein paar Wochen Zeit Fiona zu finden. >>

<< Mir kommt es vor, als würde mir die Zeit davonlaufen… Hoffentlich ist es nicht zu spät. Ich weiß ja nicht mal ob sie noch am Leben ist oder wo sie sein könnte. Wisst ihr was ich noch alles in Erfahrung bringen muss? Wo ist Michael, wurde er mittlerweile gefangen? Was ist überhaupt in der Zeit passiert? >>

<< Marc. Beruhige dich. Fiona hier zu finden wird leichter sein, als ihr Licht. Mache dir darüber nicht so viele Sorgen. Michael wird bei ihr sein… hoffen wir. Leons Männer werden dich begleiten. Sobald du Fiona gefunden hast, werden sie versuchen Michael festzunehmen. Das haben wir in die Wege geleitet. Sie werden immer bei dir sein, doch du wirst sie nicht sehen. Abends telefoniert ihr, wenn du wo anders hinreisen möchtest. Ansonsten ist uns nichts weiter bekannt. >>

<< Nein, nichts mehr… >> sagte auch Dubhan << jetzt bist du auf dem aktuellen Stand. >>

<< Ok, ich muss alles erst einmal verarbeiten. Ich hole mir etwas zu Essen und gehe auf mein Zimmer. Wir sehen uns morgen wieder. >> Marc verabschiedete sich und ging in die Küche. Dort plünderte er den Kühlschrank. Lange hatte er nicht mehr so viel Auswahl gehabt. Das Essen war schmackhaft und bald war er gesättigt.

Anschließend sah er wieder nach seinen Zwillingen, diese lagen in ihren Betten und schliefen wie am Vortag. Morgens wachte Marc auf und eilte zu Fenja und Rasmus. Die Zwillinge waren schon wach und saßen in ihren Bette. Als er ihr Zimmer betrat, sahen sie ihn skeptisch an. Ein halbes Jahr ist eine lange Zeit. Marc war sich dessen bewusst. Vorsichtig hob er sie aus ihren Betten, nahm sie auf den Arm und ging mit ihnen in die Küche zum Frühstücken.

Lea kam hinzu und die Zwillinge freuten sich ihre Tante zu sehen. Lea sah, dass Marc mit ihnen am Tisch saß und zog sich zurück. Sie wollte nicht weiter stören. Zu lange waren sie alleine gewesen.

Nach dem Frühstück machte Marc die Kinder fertig und ging mit ihnen an die frische Luft. Eifrig krabbelten diese auf dem Rasen herum und sammelten alles auf was sie finden konnten. Lea hatte gut auf sie aufgepasst, während er weg war. Sie waren nun über ein Jahr alt. Auch ihren Geburtstag hatte er verpasst. Es stimmte ihn traurig, dass er ihren großen Tag verpasst hatte, doch es ließ sich nicht mehr ändern.

Er hatte in der letzten Nacht noch einige Stunden über seine Reise zum Tal der Seelen nachgedacht. Die Zeit musste er dort verloren haben. Wahrscheinlich tickten die Uhren dort anders.

Am Mittag legte er sie zum Schlafen und ging seine Schwester suchen. Er fand Lea unter den Obstbäumen. Sie lag im Schatten auf einer Decke und schien zu schlafen. Sie hörte jedoch Marcs Schritte und öffnete ihre Augen. Sie freute sich, dass Marc kam. Schnell rutschte sie auf ihrer Decke zur Seite um ihm einen Platz anzubieten.

Marc setzte sich zu ihr. << Lea… >> Lea sah ihn an << Ich bin dir so dankbar, was du für mich getan hast, vor allem, dass du dich so um sie gekümmert hast. >>

<< Ach Marc… das sind doch meine Nichte und mein Neffe, meinst du ich lasse die verwahrlosen? >>

<< Nein, das nicht, aber es ist nicht selbstverständlich… ich war einfach zu lange weg gewesen… und ich muss wieder los. >>

Lea sah ihn traurig an. << Ich weiß… hoffentlich findest du sie schnell und kommst bald wieder zurück. Mir fehlt Fiona auch. >>

<< Ja… ich vermisse sie auch… sie war das Einzige was mir die Kraft gegeben hat, die Reise zu überstehen. Bist du noch so lange hier, bis ich sie gefunden habe? Ich würde die Zwillinge ungern woanders unterbringen. Hier sind sie sicher. >>

<< Marc, ich kann nicht weg, bis Michael eingesperrt ist. Diarmait lässt mich nicht gehen. >> Marc grinste sie zufrieden an. << Na das hört sich gut an. Dann sehe ich dich gleich, wenn ich mit ihr zurückkomme und sie kann ihre Kinder sehen… vorausgesetzt sie erinnert sich irgendwann daran. >>

Lea legte ihm aufmunternd die Hand auf die Schultern. << Du schaffst das. Sie kommt zurück und wird sich wieder erinnern können. Du wirst sehen, alles wird wie vorher. >>

Marc blickte sie zweifelnd an. << Du hast eine Hoffnung… nur ob es so wird… ich weiß  nicht… ich mache mir meine Gedanken. Vielleicht will sie auch lieber bei Michael bleiben? >>

<< Marc, jetzt spinn nicht! Michael hatte sie gezwungen. Meinst du wirklich sie würde ihn dir vorziehen? >>

Zweifelnd blickte er seine Schwester an << Ich weiß nicht… ach man… vielleicht will sie auch bei ihm bleiben? >>

<< Hm… warte doch erst einmal ab. Wenn ihr Seelenteil wieder im Körper ist, wird sie sich erinnern und dann soll sie selbst entscheiden, was sie möchte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Michael lieber hat als dich. Du hast doch ihr Seelenteil gefunden, was ist damit? >>

Marc erschrak, daran hatte er nicht gedacht. Er hatte sich oft mit ihrem Licht unterhalten und sie hatte jedes Mal beteuert, wie sehr sie ihn liebte. Er schlug sich die Hand an die Stirn. << Man bin ich blöd. >>

Lea kicherte << endlich siehst du es ein. >>

Marc empörte sich << Du weiß gar nicht was ich gedacht habe, also kein Urteil, sonst bist du auch blöd. >> Anschließend streckte er ihr die Zunge heraus.

Lea lachte auf. << Du willst erwachsen sein? Man Marc… echt jetzt… >> doch sie lachte immer weiter. Ein gut gelaunter Marc gefiel ihr besser, als der nachdenkliche in sich gekehrte. Dafür würde sie alles geben. Das Lachen ihres Bruders war viel zu schön um es nicht mehr zu hören. Auch Marc musste über ihr Verhalten lachen.

Es tat ihm gut. Als Lea sich beruhigt hatte wurde er wieder ernst. << Egal wie es ausgeht, ich werde morgen aufbrechen. Ich versuche so schnell wie möglich zurückzukommen. >>

Lea schaute sich die Bäume an und schien einige Zeit zu träumen. Dann kehrte sie in die Gegenwart zurück. << Oh ja… bitte versuche es… ich hätte auch gerne meine Freundin wieder… oder zukünftige Schwägerin… oder Mutter meiner Nichte und Neffen. >> dann kicherte sie über die Aufzählung.

Marc schmunzelte << Ich schau mal was ich dir zurückbringen werde. Ich kann dir nur nichts versprechen. >>

Lea nickte. Sie wusste, dass die Chancen mit jedem Tag kleiner wurden. Auch musste Fiona bald von ihrer Krankheit erfahren. Sie hoffte, dass diese noch nicht ausgebrochen war.

<< Dann geh mal packen… ich passe schon gut auf deine Kinder auf. Die sind so lieb. >>

Marc nickte und stand auf. Lea stand ebenfalls auf und Marc nahm sie in den Arm. Lea hatte ihm unbewusst wieder Mut gemacht. Er war ihr dafür sehr dankbar. << ich beeile mich. Heute hast du noch frei, ich kümmere mich um Fenja und Rasmus. >>

<< Danke! >> sagte Lea und strahlte. << Den Tag werde ich genießen. >>

Marc ging ins Schloss, packte sich eine Tasche und nahm Diarmaits Laptop um zu schauen, ob er einen Hinweis auf Fiona fand. Er meldete sich in jedem Netzwerk wo er fand an und suchte nach ihr, doch er fand keinen Hinweis auf ihr Verbleiben.

Auf einem Foto meinte er sie erkannt zu haben, doch als er genauer hinsah war er sich sicher, dass sie es nicht war. Fiona sah nicht verwahrlost aus. Das war eine obdachlose Frau, die unter der Brücke schlief.

Bedrückt klappte er den Laptop zu und brachte ihn zurück. Den restlichen Tag spielte er mit seinen Kindern und brachte sie nach dem Abendessen ins Bett.

Er verabschiedete sich noch vom König, Dubhan und Lea. Jannik hatte er seit seiner Rückkehr nicht gesehen, dieser war leider wieder geschäftlich unterwegs.

Dubhan gab ihm wieder von den Flaschen mit. Er meinte, dass es sinnvoll sein könnte, wenn sie die Tropfen nehmen würde. Marc dankte ihm und steckte die Tropfen in seine Hosentasche. Dubhan wünschte ihm viel Glück.

Marc ging auf sein Zimmer, nahm sein Handy und schaltete den Wecker ein. Die Nacht war viel zu kurz und als es klingelte, erschrak er. Das Geräusch war er nicht mehr gewohnt und er brauchte einige Sekunden bis er wieder wusste wo er war. Anschließend machte er sich fertig, nahm seine Sachen und verließ das Schloss.

Diarmait hatte ihm einen Autoschlüssel gegeben. Marc schloss auf und fuhr zum Flughafen. Er konnte sofort Einchecken und keine halbe Stunde später war er in der Luft.

Aufgeregt fieberte er dem Flugende zu. Als das Flugzeug endlich gelandet war, war er einer der Ersten, die es verließen. Er wartete auf sein Gepäck und suchte sich eine Autovermietung. Ein Auto zu haben ist einfacher, dachte er sich, als er den Mietvertrag unterschrieb.

Er fuhr in die Stadt, in der sie als letztes gewohnt hatten. Er fuhr zu seiner Wohnung und war erleichtert, dass diese noch nicht ausgeräumt war. Also musste das Geld bisher gereicht haben, dachte er sich.

Er legte sein Gepäck in die Wohnung und lief einige Straßen ab. Er wurde von Nachbarn erkannt, die ihn auf den Verbleib von ihm und Fiona ausfragten. Marc antwortete brav und hoffte dadurch an Informationen zu kommen, die er benötigte.

Eine Nachbarin erzählte, dass Fiona vor einigen Monaten in der Wohnung war und mit einer Tasche wieder nach draußen kam und zu einem ihr unbekannten Mann ins Auto gestiegen war. Ironisch dachte sich Marc, na das waren aber viele Informationen.

Das wird noch einige Zeit dauern bis ich sie finde. Er fuhr verschiedene Stellen ab, doch nirgends fand er sie. Zurück in seiner Wohnung, nahm er sein Gepäck und verstaute es im Auto.

Er nahm sein Handy und suchte wieder nach ihr. Als er nichts fand tat er das Gleiche mit Michael. Diesen fand er auf einem aktuellen Foto, welches in seinem Club gemacht wurde wo Marc und Fiona zuerst gewohnt hatten. Er schrieb Leon wo er nun hinfahren wollte.

Gleich darauf bekam er eine SMS wo ihm Leon bestätigte, dass seine Leute ihm folgen werden. Endlich konnte er losfahren. Er drehte den Schlüssel herum und gab Gas.

Angekommen in der Stadt suchte er sich ein Hotel, in welchem er unter falschem Namen ein Zimmer mietete.

Er durchsuchte die Stadt. Jeden Winkel lief er ab, doch er fand sie nicht. Auf dem Einwohnermeldeamt wusste niemand von einer Fiona. Enttäuscht saß er in seinem Hotelzimmer.

<< Sie kann doch nicht spurlos verschwunden sein! >> rief er in das leere Zimmer. Verärgert raufte er sich die Haare. Er nahm sein Handy und rief Leon an. Dieser erklärte sich bereit in den Clubs von Michael nach ihr zu suchen.

Marc sollte sich bedeckt halten. Nach weiteren Stunden endlosem Warten klingelte sein Handy. Leon war dran und berichtete ihm, dass Fiona bis vor einigen Wochen noch in einem Laden gearbeitet hatte, aber plötzlich spurlos verschwunden sei.

Marc wich alle Farbe aus dem Gesicht. Sie war spurlos verschwunden. Wie sollte er sie jetzt finden? Er beschloss noch einen weiteren Tag die Stadt abzusuchen.

Dieses Mal wagte er sich auch in die Slums, wie sie von den Stadtbewohnern genannt werden. Dort sind viele Obdachlose und Drogenabhängige. Alle auf der Suche nach schnellem Geld für Essen oder den nächsten Schuss.

Mit einem unguten Bauchgefühl lief er durch die Straßen. Mehrmals musste er sich gegen die aufdringlichen Prostituierten wehren und einige Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Innerlich dachte er sich, wie kann man so weit sinken?

Da Fiona nicht gemeldet war, konnte er es sich sparen, alle Klingelschilder anzusehen. Erleichtert, dass er nicht jeden Block kontrollieren musste lief er weiter durch die Straßen. Enttäuscht, dass sie nirgends zu sehen war, wollte er umdrehen.

Doch dann sah er noch einige Brücken, wo sich Menschen aufhielten. Er lief dort hin und sah sich um. Einer der Obdachlosen rief ihm zu << Bist du ein Bulle oder was machst du hier? >> Marc drehte sich zu dem Mann um.

<< Nein, ich bin kein Polizist und habe damit auch nichts zu tun… ich suche nur jemand… >>

Neugierig kam der Mann auf ihn zu. << Wen denn? Wenn du deinen Spass willst bist du hier nicht richtig. Die Ladys stehen alle da hinten. >>

Marc schüttelte den Kopf. << Nein, die hab ich gesehen, die suche ich nicht. Ich suche Fiona. Kennst du sie? >>

Der Obdachlose sah Marc an. << Fiona… >> meinte er nachdenklich. << Der Name sagt mir nichts. Wie sieht die denn aus? >>

Marc erzählte ihm wie Fiona aussah und versuchte jedes Detail so genau wie möglich zu Beschreiben.

Als er fertig war lächelte ihn der Mann an. << Man so genau wie du die beschreibst könnte man meinen es sei deine verlorene Frau. Aber… ich kenne niemand auf den deine Beschreibung passen würde… Maria sieht ihr vielleicht ähnlich… aber die lässt keinen an sich ran… nicht mal bei uns schlafen tut sie. Die ist komisch. Die wohnt da hinter dem achten Pfeiler, ganz alleine. Wie sie den Winter überstehen will weiß ich nicht, da liegen wir immer eng aneinander um uns zu wärmen. >> erklärte ihm der Obdachlose.

Marc dankte ihm und gab ihm etwas Geld. Der Mann strahlte ihn an und bedankte sich eifrig. Marc winkte ab und lief zu dem angegebenen Pfeiler. Als er ankam sah er nur einen Haarschopf der aus einem Schlafsack hervorschaute. Vorsichtig ging er hin. Die Frau schien tief und fest zu schlafen, denn als er zu ihr trat knirschte der Kies und sie rührte sich nicht.

Die Haarfarbe passte. Er kniete sich neben sie und öffnete den Schlafsack. Er erschrak. Das war wirklich Fiona! Sie war stark abgemagert und hatte tiefe Ränder unter den Augen, ihre Hautfarbe war blass.

Vorsichtig nahm er eine Hand und legte sie ihr auf die Stirn. Er runzelte die Stirn und legte seine Finger an ihren Hals. Einen Puls konnte er fast nicht mehr spüren. Schnell zog er den Schlafsack ganz auf. Was er nun sah konnte er nicht fassen.

Sie hatte sich im Schlafsack die Arme aufgeschnitten. Überall war Blut zu sehen, doch sie hatte Glück gehabt. Die Schnittstellen waren schon verkrustet, da sie nicht sehr tief waren.

Marc sah sich um, die Obdachlosen beobachteten ihn. Fiona musste ihr Seelenteil schlucken. Wie sollte er das machen, wenn er erstens beobachtet wurde und sie zweitens nicht bei Bewusstsein war? Über eins war er sich im Klaren. Er musste schnell handeln, sonst sind alle Chancen verstrichen.

Er zog sie hinter den Pfeiler damit er nicht mehr gesehen werden konnte. Schnell holte er die Phiole hervor und legte sie neben sich auf den Boden. Fast gewaltsam versuchte er ihren Mund zu öffnen. Als er es geschafft hatte, nahm er eine Hand und öffnete die Phiole. Er hielt sie ihr hin und als sie an ihren Lippen war drehte er sie auf den Kopf.

Als er sah, wie ihr Licht in ihrem Mund war, ließ er schnell von ihr ab. Jetzt musste er sie nur noch zum Schlucken bringen. Leicht atmete sie. Er hielt ihr den Mund und die Nase zu, dann fuhr er mit seiner anderen Hand an ihrem Hals entlang, bis er merkte, dass sie leicht geschluckt hatte. Vorsichtig öffnete er ihren Mund. Das Licht war weg.

Erleichtert, diese Hürde genommen zu haben wollte er einen Krankenwagen rufen, der sie hier abholen sollte. Die Obdachlosen kamen gerade um die Ecke als er sein Handy zückte um die Notrufummer zu wählen.

Sie waren erleichtert, dass Marc keine böse Absichten hatte. Auch wenn Fiona, die sich bei ihnen als Maria ausgegeben hatte, komisch war, so war sie doch in ihrer Gemeinschaft aufgenommen worden. Gemeinsam warteten alle auf den Krankenwagen.

Die Sanitäter nahmen sie auf und Marc fuhr mit ihnen ins Krankenhaus. Im Krankenhaus musste er an der Notaufnahme erklären, dass er für die Kosten aufkommen würde. Eine Obdachlose konnten sie nicht aufnehmen, für diese gäbe es ein anderes Krankenhaus.

Nach einigen Diskussionen hatte er sie überzeugen können, dass sie zu ihm gehörte und sie durch tragische Weise eine ganze Zeit getrennt waren. Er erklärte ihnen auch dass er sie heute erst wieder gefunden hatte.

Marc schüttelte den Kopf. Er beschloss wenn er wieder Zeit hatte mehr für die armen Menschen zu tun. Es konnte nicht angehen, dass es diese Dreiklassen-Gesellschaft gab. Musste nicht jeder Arzt einen Eid leisten?

Fiona wurde untersucht, die Arme verbunden und anschließend wurde sie auf Station gelegt. Marc wartete bei ihr bis sie wach wurde. die Ärzte hatten ihm versichert, dass es nicht lange dauern würde. Wenn sie wieder genug Blut hatte und der Kreislauf sich erholt hatte, dann würde sie aufwachen.

Unbemerkt gab er ihr einige Tropfen von Dubhans Wundermittel in den Mund. Reflexartig schluckte sie sie hinunter.

Nach ein paar Stunden merkte Marc die erste Reaktion von ihr. Ihre Hand hatte sich leicht bewegt.

Ein paar Minuten später schlug sie die Augen auf. Hektisch sah sie sich um. << Wo ist Michael? >>

Marc sah sie erstarrt an. Warum dachte sie nur an ihn?

50. Kapitel

Marc ließ ihre Hand los und schaute traurig aus dem Fenster. Alle Hoffnung, die er hatte war verpufft. Warum hing sie so an ihm?

Fiona registrierte, dass Michael nicht im Zimmer war und atmete erleichtert auf, Marc bekam es jedoch nicht mit, da er immer noch aus dem Fenster blickte. Fiona räusperte sich, daraufhin drehte er sich um und sie sah ihn fragend an.

<< Bist du nicht der aus dem Krankenhaus? >>

Marc nickte, zu mehr war er nicht imstande.

<< Wieso bin ich hier? Und  Michael, ist er wirklich nicht da? >>

Marc schluckte. Schon wieder fragte sie nach ihm. Er biss die Zähne zusammen um seine Emotionen zu verstecken.

<< Du bist hier, weil ich dich gefunden habe. Michael ist nicht hier. >> sagte er mit bitterem Ton in der Stimme.

Fiona sah ihn verwundert an. Fragen gingen ihr durch den Kopf, doch sie merkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Wer war dieser Mann? Warum fühlte sie sich in seiner Gegenwart wohl? Er hatte auch ihre Hand gehalten was sie von keinem eigentlich wollte. Was war zwischen ihnen?

<< Wer bist du? >> fragte Fiona.

<< Ich heiße Marc. >> antwortete er ihr bedrückt.

Fiona war unsicher. Das Verhalten von Marc war merkwürdig. Zu viel ging ihr durch den Kopf. Marc sah anscheinend ihre Unsicherheit.

<< Ich gehe mal kurz raus und hole einen Arzt. >> er verließ das Krankenzimmer.

Vor dem Raum musste er sich sammeln. Nichts von dem was er sich erhofft hatte war eingetreten. Er hatte sie gerettet, sie hatte das Seelenteil wieder aber das war schon alles. Niedergeschlagen lief er den Weg zu den Schwestern um ihnen zu sagen, dass sie aufgewacht sei.

Marc begab sich in die Cafeteria und trank etwas. Er war noch immer am Boden zerstört. Wieso hatte er die Reise gemacht, wenn es doch nichts brachte. Verzweifelt ließ er seinen Kopf auf die Hände sinken.

Wie sollte er jetzt weitermachen? Sollte er sie einfach mitnehmen? Wie es aussah hatte sie kein Zuhause. Ob sie sich darauf einlassen würde? Würde sie je wieder die Alte werden? Fragen über Fragen und keine Antworten.

Niedergeschlagen brachte Marc sein Glas zurück und ging wieder auf die Station. Der Arzt verließ gerade Fionas Zimmer.

Er sah Marc an. << Sind sie der Herr … >> er blätterte in seinen Unterlagen << ah ja hier, Herr Schmitt, der sie hergebracht hat? >>

Marc nickte. <<  Ja, der bin ich… >>

<< Also so wie es aussieht, könnte ich sie entlassen. Sie hat sich gut erholt, nur sollte sie nicht unter einer Brücke schlafen. Das wäre nicht gut für sie. Sie braucht noch einige Tage Ruhe… Alles Weitere sollte sie ihnen sagen, da sie kein Familienangehöriger sind, darf ich keine weiteren Auskünfte geben. >>

<< Hm… >> Marc überlegte. << Kann sie verreisen? >>

<< Das würde ich noch nicht befürworten. Sie sollte sich noch eine Woche ausruhen und dann kann ich es verantworten. Bis dahin dürfte sie wieder komplett hergestellt sein.  >> teilte ihm der Arzt seine Meinung mit.

<< Ok… ich versuche mal mir ihr zu sprechen… vielleicht habe ich für sie eine Möglichkeit. >> entschied Marc.

Der Arzt bedankte sich bei Marc und besuchte weitere Patienten. Marc ging wieder zu Fiona. Diese schenkte ihm ein kleines unsicheres Lächeln als er den Raum betrat. Marcs Herz machte einen Freudensprung.

Er setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett. Erst wollte er ihre Hand nehmen, doch schnell zog er seine wieder zurück. Sie wusste nicht wie sehr er sie liebte. Bedrückt sah er sie an. << Der Arzt hat gemeint, dass du schon entlassen werden kannst, aber du solltest nicht wieder unter der Brücke schlafen. Hast du jemand wo du hingehen kannst? >>

Fiona wurde traurig << Ich weiß nicht. Ich meine immer, dass jemand auf mich wartet, aber ich weiß nicht wer. >> Sie wurde rot und sah ihm in die Augen. << Bei dir habe ich auch das Gefühl, dass uns irgendetwas verbindet. Schon damals als du im Krankenhaus warst. Aber was? Ich werde daraus nicht schlau. Warum laufen wir uns immer wieder über den Weg? Soll das Schicksal sein? Wenn ja, was will es mir damit sagen? >>

Marc nickte verständnisvoll. << Vielleicht findest du es heraus. Was ist eigentlich mit Michael. Vermisst er dich nicht? >> Er musste diese Frage stellen, auch wenn ihn ihre Antwort verletzen konnte. Er rechnete schon mit dem Schlimmsten, doch dann antwortete ihm Fiona.

<< Nein. Der bestimmt nicht! >> rief sie entsetzt aus << ich bin froh wenn ich dieses Arschloch nicht mehr sehe. Ich bin so froh von dem weg zu sein. >>

Die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Leise seufzte er auf. Doch ihre Antwort hatte ihm noch weitere Fragen beschert, denen er jetzt nicht nachgehen wollte.

<< Also wenn du hier raus kommst, wo kannst du hin? Bekannte, Geschwister oder Freunde? >> Marc wollte herausfinden, wer für Fiona wichtig war.

Sie schaute auf den Boden << Zu niemand. Ich habe keine Freunde mehr. Ich brauche keine Freunde. Alleine ist es viel besser. >> verbittert setzte sie hinterher << Wenn man alleine ist, wird man wenigstens nicht enttäuscht oder verraten. >>

Marc zog es das Herz zusammen. Was hatte sie mitmachen müssen? Selbst die Obdachlosen hatten gemerkt, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Konnte er sie überhaupt in den Arm nehmen? Der Mann der ihm geholfen hatte Fiona zu finden, sagte dass sie keinen Kontakt haben wollte. Eine große Verzweiflung macht sich in ihm breit. Er setze ein neutrales Gesicht auf und sah sie an.

<< Darf ich dir einen Vorschlag machen? >> Fiona nickte.

<< Ich besorge dir etwas zum Anziehen und dann kommst du mit mir mit. Ich wohne hier in einem Hotel, ich würde dich dort unterbringen. Der Arzt meinte, dass du dich noch eine Woche schonen sollst. >>

<< Ich weiß nicht. >> unsicher sah sie ihn an. Marc merkte ihre Zerrissenheit. Einerseits wollte sie mit, auf der anderen Seite war er ein Fremder für sie. Marc hoffte nur, dass sie sich entschloss mit ihm zu gehen. So konnte er ihr immer wieder von den Tropfen geben. Vielleicht würde doch irgendwann die Wirkung einsetzten? Die Flasche lag schwer in seiner Tasche, doch im Moment konnte er nichts damit machen.

Fiona sagte immer noch nichts. Marc wurde mit jeder Sekunde nervöser. Schließlich nickte sie ihm zu. << Ok. Mich hält hier eh nichts. Ich habe nichts mehr. Schlimmer kann es nicht mehr werden. >>

Marcs Herz zog sich wieder zusammen. Was war aus ihr geworden? Sie war am Boden zerstört. Er hoffte, dass sie wieder zu sich finden würde, wenn sie ein geregeltes Leben hätte.

<< Ok, dann besorge ich dir etwas zum  Anziehen. Ich beeile mich. Bis gleich. >> Er stand auf und verließ das Zimmer. Kurz bevor die Tür ins Schloss fiel hörte er noch leise << Bis gleich und danke. >>

Wenigstens hatte sie ihn nicht abgewiesen. Er konnte bei ihr sein. Erleichtert fuhr er einkaufen. Schnell hatte er einige Kleidungsstücke gefunden, bezahlte sie und packte sie ins Taxi. Keine dreißig Minuten später war er wieder im Krankenhaus.

Er öffnete die Tür zu Fionas Krankenzimmer. Ihn empfing ein überraschter Blick. << So schnell wieder hier? >>

Marc schmunzelte << Ich habe dir doch versprochen, dass ich mich beeile. >>

<< Danke. >> murmelte sie. << Danke für alles. >>

Marc gab Fiona eine Tüte mit Kleidung. Sie öffnete sie und holte sich einige Stücke heraus. Sie nahm sie in die Hand und sah Marc verlegen an. << Ähm… könntest du… rausgehen? >>

Marc nickte und verließ ihr Zimmer. Er schloss die Tür und wartete bis Fiona ihn wieder hinein ließ.

Kaum hatte Marc die Tür geschlossen, zog Fiona zügig die neuen Kleidungsstücke an, die Marc ihr mitgebracht hatte. Sie passten! Überrascht zog sie die Luft ein. Er hatte ihr wirklich schöne Teile mitgebracht. Das was sie anhatte gefiel ihr ausgesprochen gut und sie wunderte sich, dass er ihren Geschmack so gut getroffen hatte.

Als sie fertig war öffnete sie die große Zimmertür. Marc sah sie an und schenkte ihr ein Lächeln. << Du siehst toll aus. >>

Fiona wurde rot.

„Das hat sie nicht abgelegt, wenigstens ein Stück ist geblieben.“ Freute er sich.

Fiona wurde kreidebleich, ließ die Tür los und trat einige Schritte zurück. Was war mit ihr los? Was war das gewesen? Sie fing an zu zittern. Marc ging einen Schritt auf sie zu, doch sie wich zurück.

<< Bleib von mir weg! >> fast panisch lief sie auf die andere Seite des Bettes.

Marc wusste nicht was passiert war. Warum hatte sie so reagiert?

Vorsichtig lief er einen Schritt auf sie zu. << Fiona, was ist los? >> fragte er unsicher.

Sie zitterte immer noch und war blass. << Wie hast du das gemacht? Bleib weg! >>

Marc wusste immer noch nicht was sie meinte, doch blieb er wo er war. Sie beruhigte sich etwas. Marc versuchte noch einmal herauszufinden was mit ihr los war. Er trat ins Zimmer und schloss die Tür. << Fiona, was ist passiert? Habe ich etwas falsch gemacht? Bitte antworte doch! >>

<< Du… Ich… Wie.. Wie machst du das? >> stotterte sie.

<< Was denn? Was habe ich gemacht? >> Marc wurde immer nervöser.

<< Deine Stimme… mein Kopf… >> murmelte Fiona.

<< Wie bitte? Was? >> fragte er total überrascht, hatte er sich nicht unter Kontrolle gehabt und aus Versehen versucht mit ihr zu kommunizieren? Hatte sie ihn wirklich gehört?

<< Ich habe deine Stimme in meinem Kopf gehört. Was war das? >> fragte sie nun mit festerer Stimme, doch ihr zittern konnte sie nicht verbergen.

<< Hm… >> machte Marc  << Können wir das im Hotel besprechen? Hier ist nicht der richtige Ort… >> murmelte er.

<< Ok… da bin ich mal gespannt. >>

Fiona war sich immer noch nicht sicher. Diesen Kommentar, den sie gehört hatte konnte sie nicht zuordnen. Erst die Stimme in ihrem Kopf und dann noch etwas, das auf eine gemeinsame Vergangenheit schließen ließ. Ihr Bauchgefühl zeigte ihr, dass sie ihm vertrauen konnte. Sie kam hinter dem Bett hervor und kam auf ihn zu. Marc bewegte sich nicht von der Stelle.

<< Ok, ich vertraue dir... >> sagte sie und nahm die restlichen Kleidungsstücke und steckte sie in die Tüte.  Sie nahm die Tüte in die Hand. Marc zeigte ihr mit einer Geste, dass sie ihm die Tüte geben sollte. Fiona übergab sie ihm. Als sich ihre Hände berührten spürte sie ein vertrautes Kribbeln. Marc schien es genauso zu gehen, denn dieser nahm ihr rasch die Tüte ab und wand sich zur Tür.

<< Gehen wir? >> fragte er und öffnete sie.

Fiona lief ihm hinterher. Marc bezahlte an der Info die Rechnung und schon konnten sie das Krankenhaus verlassen.

Marc nahm ein wieder ein Taxi und sie stiegen ein. Er gab dem Fahrer die Anschrift des Hotels durch und Fiona bekam große Augen, woraufhin er sie fragend ansah.

<< Das ist doch so teuer? Ich kann dir das Geld nie zurückgeben. >>

<< Mach dir darüber keine Gedanken. Ich habe angeboten dich mitzunehmen. Es ist ok. >>

<< Wirklich? Ich meine… du musst nicht… kann auch wieder zurück. Wie soll ich dir das bezahlen? >> stotterte sie.

<< Nein. Der Arzt hat gesagt, noch eine Woche ausruhen, so lange bleibst du bei mir. Mach dir wegen dem Geld keine Gedanken. >> so leise, dass Fiona es nicht hören konnte setzte er hinterher << um dich wieder zu haben, würde ich alles hergeben.  >>

Fiona starrte während der Fahrt aus dem Fenster. Sie traute sich nicht zu ihrem Retter zu sehen. Aber ihre Gedanken handelten hauptsächlich von Marc. Dieser beobachtete sie, auch dass sie immer nervöser wurde, je näher sie dem Hotel kamen. Sie fing an zu zittern, als das Taxi hielt.

<< Ich kann hier nicht aussteigen. >> murmelte sie und sah hektisch aus dem Fenster.

Marc blickte sie an und lächelte ihr aufmunternd zu. << Warum nicht? Hier ist gerade niemand unterwegs. >>

<< Michael… ich will ihm nicht begegnen. >>

Marc sah sich suchend um, doch er fand ihn nicht. << Wo ist er? >> fragte er.

<< Er besitzt da vorne eine Wohnung. Vielleicht hält er sich gerade dort auf? Wenn er mich sieht … >>

Marc überlegte und sah sich die Umgebung an. Plötzlich hatte er eine Idee. << Hm… ok,… ich habe eine Idee. Bleib kurz sitzen. >> Marc sagte dem Fahrer, dass er warten sollte und lief schnell an einen Shop neben dem Hotel und kaufte eine Sonnenbrille und einen Hut.

Mit seinen neu erstandenen Dingen stieg er  ins Taxi und überreichte Fiona die Sachen. Unsicher blickte sie ihn an.

<< Zieh das an, dann erkennt er dich nicht. Die Kleidung ist auch neu… also dürfte eigentlich nichts passieren. >>

Fiona nickte, setzte die Sonnenbrille auf und zog den Hut an. Marc bezahlte den Fahrer und anschließend gingen sie ins Hotel. Marc zeigte ihr, dass sie ihm folgen sollte. Fiona tat ohne zu zögern, was er von ihr verlangte. Die Angst Michael zu begegnen war zu groß. Gemeinsam stiegen sie in einen Fahrstuhl und Fiona achtete auf einen gewissen Abstand zwischen ihnen. 

Marc grübelte. Ihn interessierte es, was Michael mit ihr gemacht hatte. Sie versuchte alle auf Abstand zu halten. Vielleicht würde sie ihm erzählen was ihr widerfahren war? Marc hoffte es.

Es ertönte ein Pling und die Tür ging auf. Marc ging voran und öffnete gleich darauf die Zimmertür.

<< So,  hier ist mein Zimmer. Ich werde später schauen, dass ich für dich noch eins buche. >>

Fiona setzte sich auf einen Sessel. << Danke. >>

Nach einem Blick auf die Uhr, wollte Marc von Fiona wissen << Wollen wir was essen? >>

Fiona schüttelte unsicher den Kopf. << Ich kann nicht… Ich kann nicht mit nach unten, wenn er mich findet… >>

<< Ach so… ich dachte ich bestelle uns etwas und essen  hier auf dem Zimmer. >> Marcs Neugier wurde geweckt << Warum hast du so eine Angst, dass Michael dich finden könnte? >>

<< Das willst du nicht wissen… >> murmelte sie.

<< Doch! >> rief er aus, besann sich und setzte << mich interessiert es wirklich, was dir widerfahren ist. >>

Fiona sträubte sich. Sie stand auf und ging zum Fenster. << Vielleicht erzähle ich es dir irgendwann, aber … aber es ist keine Love-Story. >>

Marc nickte, denn das war ihm bereits klar.

Der Zimmerservice kam und brachte ihnen das Essen. Marc stand auf und holte Getränke aus der Minibar, er schenkte die Getränke in die Gläser, tat bei Fiona einige Tropfen hinein und stellte ihr das Glas hin. Während dem Essen, das sie hungrig verschlangen, sprach keiner der Beiden. Als die Teller und Gläser leer waren setzten sie sich gemütlich hin.

<< Also… was konntest du mir im Krankenhaus nicht sagen? >>

Marc wusste, dass er sie darauf ansprechen würde, doch so schnell hatte er nicht damit gerechnet.

Marc erzählte ihr die Geschichte der Paramanneskjaner. Währenddessen wurden Fionas Augen immer größer. Er erzählte von ihrer Beziehung, von ihrer Fähigkeit der Kommunikation, von ihren Kindern und von Michaels Erpressung. Seine Reise ließ er bewusst aus. Fiona war noch nicht so weit, davon zu erfahren, zumal er sich selbst noch im Klaren werden musste, was er ihr davon erzählen konnte. Er beschloss das Thema zu verschieben, bis sie im Schloss waren. Diarmait hatte bestimmt eine Lösung, ohne dass er gegen die Auflagen verstieß.

Als er fertig war, war sie sprachlos. Sie schluckte heftig und sah ihn immer noch mit großen Augen an.

<< Also… ich weiß nicht… was … ich sagen soll… Die Geschichte klingt unglaublich. Vor allem das mit der Kommunikation. Schade nur, dass ich sie nie sehen werde… Ich weiß auch nicht ob ich je wieder deine Partnerin sein kann… >> meinte sie traurig.

<< Was meinst du damit? Wir können doch hinfahren, wenn du gesund bist. >>

Fiona fing an zu weinen << ich werde nie mehr wieder ganz gesund… eher das Gegenteil. >>

<< Wie meinst du das? >> fragte Marc irritiert.

<< Ach… eigentlich ist es egal… ich hatte meinen Grund an der Brücke… >>

<< Fiona, bitte. Auch wenn ich im Moment nicht dein Partner bin oder vielleicht nie wieder sein werde, kenne ich dich gut genug. Was ist los? >>

Fiona wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. << Ich bin krank… die Ärzte haben mir noch circa zwei Wochen gegeben… nachdem ich die Behandlung nicht mehr wollte… >>

Mars sah sie an. Ihm tat es weh, sie so leiden zu sehen. Sie suchte nach Worten und er ließ ihr die Zeit die sie brauchte.

Fiona holte Luft << Ich habe einen Tumor im Kopf… der wächst jeden Tag… die Behandlung brachte keine Erfolge… Operieren geht auch nicht… ich wollte mich nicht länger quälen… >>

Der Schock saß bei Marc tief. Das war zu viel des Guten. Er hatte zu lange gebraucht. Es machte ihn traurig und ärgerlich zugleich. Marc zog die Beine auf den Sessel und legte seinen Kopf auf seine Arme. Geknickt versuchte er den Schmerz zu unterdrücken.

Ihm rutschte die Flasche mit den Tropfen aus der Tasche. Fiona sah es, stand auf und nahm sie an sich. Sie begutachtete die Flasche, die keine Beschriftung hatte.

Böse fauchte sie zu Marc << Wenn das Drogen sind, dann gnade dir Gott. >>

Marc sah sie mit einem traurigen Blick an. << Nein, sind es nicht… Die sollten dir eigentlich helfen… ich würde nie etwas tun, was dir schadet. >> murmelte er.

Fiona sah ihn sich lange an. Marc wich ihrem Blick nicht aus.

„Hm… so wie er aussieht tischt er mir keine Lüge auf“ dachte sie sich.

Marcs Gesicht begann zu strahlen. << Danke dass du mir glaubst. >>

Irritiert blickte sie ihn an. << Hab ich das laut gesagt? >>

Verlegen blickte Marc zur Seite. << Nein… du hast mir nur eben sehr deutlich deine Gedanken gesagt. >>

Geschockt starrte Fiona ihn an. << Wieso?... Geht das bei mir auch? …Warum?... >>

Marc entschied sich, zu testen wie weit sie seine Gedanken empfangen konnte. „Weil du meine Gefährtin bist.“

Fiona hielt sich den Kopf. << Ahh.. so ein Mist… Schon wieder Kopfschmerzen… >>

Marc bekam ein schlechtes Gewissen. Hätte er doch nur nicht versucht, sie zu erreichen. Er ging auf sie zu. Sie hielt sich immer noch den Kopf und atmete hektisch wegen den Schmerzen. Vorsichtig nahm er sie in den Arm. Fiona ließ es zu, was Marc verwunderte. Sie hatte den ganzen Tag darauf geachtet, dass immer ein gewisser Abstand zwischen ihnen war.

Fiona atmete noch ein paar Mal ein und aus und auf einmal knickte ihre Beine weg. Marc fing sie auf und legte sie behutsam aufs Bett. Fiona nahm das Kopfkissen und legte es über sich. Marc strich ihr über den Rücken und merkte wie sie sich langsam entspannte. Sie atmete ruhiger und schlief ein. Als er nur noch ein gleichmäßiges Atmen hörte nahm er das Kissen von ihrem Kopf und deckte sie leicht zu.

Marc setzte sich in einen der Sessel. Er überlegte, was er tun könnte. Die Hoffnung auf ein gemeinsames Leben wollte er nicht aufgeben. Wie konnte er den Prozess beschleunigen? Die Zeit war eindeutig gegen ihn.

Immer wieder sah er sie an, wie sie schlief. Wie schön wäre es wenn sie es in seinen Armen tun würde.

Marc wartete die ganze Nacht darauf, dass sie aufwachte. Marc bestellte Kaffee in einer Thermoskanne beim Zimmerservice. Als dieser kam schenkte er sich erst einmal eine Tasse ein und trank diese in Ruhe aus. Kaffeeduft erfüllte den Raum. Fiona schien dies zu merken und schlug die Augen auf.

Langsam setzte sie sich hin. Die Kopfschmerzen waren verschwunden. Fiona wunderte sich. Normalerweise hatte sie immer leichte Schmerzen. Schon bevor sie von ihrer Krankheit wusste. << Kann ich auch einen haben? >>

Marc sah sie lächelnd an. << Ja gerne. Schaffst du es bis hier her oder soll ich dich tragen? >>

Fiona strahlte ihn an. << Ich packe es. >>

Fiona stand auf und lief direkt auf Marc zu. Merkwürdig sah sie ihn an. Statt sich auf dem freien Sessel niederzulassen ging sie auf ihn zu, nahm ihn in den Arm und gab ihm einen Kuss.

Marc war so überrumpelt, dass er gar nicht wusste, wie er reagieren sollte. Enttäuscht ließ Fiona von ihm ab. << Magst du mich nicht mehr? >>

Perplex und wortlos starrte er sie an. War das wahr? Träumte er? Marc kniff sich in den Arm. Es tat weh. Wieder blickte er zu ihr. Beide sahen sich an und ihnen liefen die Tränen vor Freude über die Wangen. Fiona schmiegte sich an ihn. Marc legte einen Arm um sie und genoss ihre Nähe. << Nein, ich mag dich nicht. >> sagte er mit einem neutralen Gesichtsausdruck. Fiona schaute ihn geschockt an. Marc schmunzelte << Ich liebe dich! << rief er aus.

Fiona umarmte ihn stürmisch und sie küssten sich ausgiebig.

51. Kapitel

Nachdem Marc den Schock verarbeitet hatte, freute er sich richtig, dass Fiona wieder bei ihm war. Er strahlte sie glücklich an und umarmte sie immer wieder.

Fiona löste sich von ihm. << Erzähl von den Zwillingen. Ich will wissen wie es ihnen geht. >>

Marc erzählte was er wusste. Fiona hörte ihm traurig zu. Wie viel hatte sie mit ihnen verpasst und nun saß sie hier und konnte nicht weg, weil der Arzt eine Woche Ruhe verschrieben hatte.

Marc legte einen Arm um sie und zog sie näher an sich heran. Sie entspannte sich sichtlich und genoss es mit Marc zu kuscheln. Bei ihm ging es ihr gut. Er war immer für sie da und hatte nie Sachen von ihr verlangt, die sie nicht tun wollte. Im Gegensatz zu Michael. Sie schaute bedrückt Marc an.

<< Fiona, was ist los? Ich weiß es ist alles kompliziert… und dass du am liebsten sofort zu Fenja und Rasmus möchtest, aber wir bekommen die Zeit auch rum. >>

<< Marc, das ist es nicht. Ich weiß, dass ich uns in die Situation gebracht habe… Damit muss ich leben. Es war mein Fehler. Ich hätte es verhindern müssen, doch ich wusste nicht wie… und dann habe ich dich gehört … leider zu spät… ich habe alles kaputt gemacht. >> jetzt liefen ihr die Tränen aus den Augen.

Fiona machte sich weitere Vorwürfe. Sie hatte ihr gemeinsames Leben zerstört. Nur weil sie in die Fänge von Michael gekommen war. Die Selbstvorwürfe nahmen kein Ende. Fiona war am Boden zerstört.

Marc tröstete sie. << Fiona. Du kannst nichts dafür. Das war alles geplant. Michael hatte den Unfall verursacht. Er hatte an dem Gerüst einige Schrauben gelockert. Es hätte jeden treffen können, doch sein Plan ging auf. Ich bin vom Gerüst gestürzt.

Im Krankenhaus hatten sie mich mit Narkosemitteln ruhig gestellt. Ich weiß nicht was es war. Bewegen konnte ich mich nicht, doch ich habe alles hören können was gesprochen wurde. Ich versuchte so oft es ging dich zu erreichen, doch so sehr ich es auch versuchte, es ging nicht.

Jedes Mal wenn ich spürte, dass die Wirkung etwas nachließ hoffte ich, dass es klappen würde. Meist dauerte es nicht lange und dann kam die Schwester und ich bekam eine neue Spritze. Ich habe eure Gespräche gehört. Ich wollte eingreifen, doch ich konnte nicht. Ich lag einfach nur da und war wirklich wütend.

Diese Masche von ihm. Nur damit er sein Ziel erreicht. Ich weiß auch, dass du nicht wirklich freiwillig zu ihm gegangen bist. Es ist geschehen und lässt sich nicht rückgängig machen… auch wenn ich es gerne wollte… >> Marc schluckte.

Der Gedanke daran, dass sie mit ihm im Bett war beschäftigte ihn. Vorstellen wollte er es sich nicht. Die Wut auf Michael brodelte in seinem Bauch.

Er besann sich und erzählte weiter << Sobald ich merkte, dass die Wirkung nachließ habe ich versucht dich zu erreichen. Jedes Mal aufs Neue. Doch leider hatte es erst geklappt als es zu spät war. Ich hörte dich noch…Ich habe es gleich gespürt… ich war am Ende.

Dann kamst du noch einen Tag später mit ihm zu mir. Ich hatte mich gefreut dich zu sehen, doch du hattest mich nicht mehr erkannt.

Vor Michael wollte ich keine Schwäche zeigen, aber ich hätte mich am liebsten auf den Boden gelegt und nur noch geschrien.

Deine Augen… ich sehe heute noch dein Gesicht vor mir. Du hattest mich angesehen… wie soll ich sagen… ich weiß nicht… wie wenn du versuchen würdest herauszufinden wer ich war. Kurz meinte ich sogar, dass du mich erkannt hast. Ich habe dich gesehen. Es war so, wie wenn du es gespürt hättest, dass uns etwas verbindet.

Doch dann, es tat so weh, als du mit ihm weggegangen bist und ich keine Chance mehr hatte dich zu sehen. Ich weiß nur noch, dass ich sofort nach Hause gegangen bin und mich um die Zwillinge gekümmert habe… und dann bin ich zum König mit ihnen gefahren. 

Du glaubst gar nicht wie oft ich an dich gedacht habe. Mich nach dir gesehnt habe. Alles von mir wollte nur noch eins. Dich zurückhaben.

Ich setzte alles daran, dass du wieder bei mir sein konntest. >> Marc nahm sie wieder in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

<< Ich liebe dich mehr als mein Leben. Du bist alles für mich. >> anschließend legte er vorsichtig sein Kinn auf ihren Kopf und hielt sie weiterhin fest.

Fiona umarmte ihn fest. << Ich hätte es nicht tun sollen. Ich habe alles zerstört und jetzt bleibt uns nicht mehr viel Zeit. >>

Marc schluckte die Tränen hinunter. Gab es keine Hoffnung für sie? Es war traurig. Endlich hatte er sie wieder und bald würde sie ihn verlassen. Doch dann wäre es für immer.

<< Wir schaffen das. Es gibt bestimmt eine Möglichkeit. >> sagte er zu ihr, auch wenn er selbst seinen Worten keinen Glauben schenkte.

Fiona schüttelte den Kopf. << Nein… die Ärzte haben mich aufgegeben. Sie meinten, wenn ich Glück habe, dann würde ich abends einschlafen und den Morgen nicht mehr erleben. >>

<< Bist du dir sicher? >> 

<< Ich denke schon, dass die Ärzte mich nicht angelogen haben… immerhin habe ich den Tumor auch auf den Bildern gesehen… und er wächst… >>

<< Wenn du willst, können wir auch in ein anderes Krankenhaus gehen. Vielleicht haben die bessere Ärzte oder Methoden. Wir sind nicht mehr auf der Reise und ich kann die Kosten tragen. Du weißt, dass ich für dich alles geben würde. >>

<< Ich denke nicht… ich wollte nicht mehr gequält werden, deshalb hatte ich die Behandlung auch abgebrochen. Marc, du sollst doch dein Geld behalten und nicht nur für mich ausgeben. >> schimpfte sie leicht verärgert.

<< Ich wäre trotzdem dafür noch eine weitere Meinung einzuholen. >>

<< Wenn du meinst… aber das machen wir erst am Ende der Woche… bis dahin würde ich ungern das Zimmer verlassen. Ich habe keine Lust Michael zu sehen. >>

<< Erzählst du mir, was passiert ist und warum du so Angst vor ihm hast? >>

<< Naja… hm… ich weiß nicht… am liebsten würde ich alles einfach gerne vergessen… gib mir bitte noch etwas Zeit… ich kann selbst noch nicht alles glauben… >> bat sie ihn.

Fiona wand sich ab und legte sich aufs Bett. Sie war immer noch müde. Schnell schlief sie ein. Als sie wach wurde hatte sie leichte Kopfschmerzen. Sie legte eine Hand auf die Stirn. << So ein Mist! >>

Marc war im Sessel eingeschlafen. Als er sie hörte stand er auf und ging zu ihr hin. Er wollte sie in den Arm nehmen, doch Fiona rutschte von ihm weg.

<< Was machst du da? >>

Irritiert blickte Marc sie an. Was war jetzt mit ihr? Warum rutschte sie weg wenn er zu ihr kam?

<< Lass mich in Ruhe. >> Fiona wickelte sich in eine Decke ein und rollte sich zusammen. Die Kopfschmerzen wurden schlimmer. Stöhnend drehte sie sich auf ihre andere Seite, doch es half nichts.

Sie stand auf und ging ins Bad. Marc stellte ihr ein Glas Wasser hin und kippte die Tropfen hinein. Die Hoffnung gab er nicht auf, dass sie ihr helfen würden. Immerhin konnte er vorhin mit seiner Fiona sprechen.

Fiona kam wieder aus dem Badezimmer und setzte ihm gegenüber in den Sessel. Dankbar nahm sie das Glas und trank das Wasser aus. Die Kopfschmerzen beschäftigten sie immer noch. Fiona legte sich wieder auf das Bett und schlief weiter.

Als sie zum Nachmittag endlich wieder wach wurde kam sie zu ihm und umarmte ihn. Ihre Kopfschmerzen waren fast nicht zu spüren. Fiona fühlte sich wohl und genoss Marcs Nähe.

Sie bestellten sich etwas zu essen. Als es endlich auf ihrem Tisch stand unternahm Marc einen neuen Versuch mit ihr zu kommunizieren.

„Guten Appetit!“

„Danke“ kam von Fiona zurück.

Marc strahlte über das ganze Gesicht. Fiona sah auf und lächelte ihn an. Beide sprachen während dem Essen über belanglose Dinge. Nach dem Essen sprach Marc sie auf den Mittag an.

<< Sag mal… was war das heute Mittag? Warum durfte ich nicht zu dir? >>

Fiona überlegte. War sie wach gewesen? Dann fiel es ihr ein. Ja, sie war wach, aber sie war nicht sie selbst. Sie war ihr menschliches Wesen.

<< Hm… ich glaube ich habe zwei Ichs…. >> Marc sah sie fragend an, sagte jedoch nichts. Auffordernd blickte er ihr zu.

<< Ich weiß es klingt blöd… aber ich war heute Mittag nicht ich selbst… Kann das sein?

<< Wie meinst du das? >> Marc verstand nicht was sie ihm sagen wollte.

<< Ich glaube heute Mittag hatte mein menschliches Ich die Oberhand… Ich kann mich dran erinnern aufgestanden zu sein und wenn ich jetzt länger darüber nachdenke, dann fällt mir auch ein, wie ich dich auf Abstand gehalten hatte… ich war mir nicht sicher, aber du warst vorhin ein Fremder…aber ich hatte solche Kopfschmerzen… ich wünschte ich müsste nicht auf mein Ende warten… >>

<< Also meinst du, du kannst dich an alles erinnern, aber nicht, wenn dein menschliches Ich die Oberhand hat? Dann bin ich fremd? >>

<< Ich glaube schon…. >> murmelte Fiona.

<< Wie merke ich es? Ich will dir nicht weh tun… >>

<< Wenn ich ich bin, dann komme ich auf dich zu… etwas anderes fällt mir nicht ein. >>

<< Kann das mit den Kopfschmerzen zusammenhängen? >>

<< Ich glaube nicht. Wie denn? >>

<< Wir sollten schnell zum Arzt gehen… ich versuche für dich eine Verkleidung zu finden… schaffst du das? >>

<< Wenn man mich nicht erkennt vielleicht… aber Michael kennt dich auch. >>

<< Hm… das könnte ein Problem geben… ich besorge mir einfach auch einen Hut und eine Sonnenbrille. Dann bin ich verkleidet genug. Auch was anderes zum Anziehen hole ich mir. >>

<< Ok, dann warte ich hier so lange. Bitte beeile dich… ich will nicht so lange von dir getrennt sein… Marc, ich liebe dich. >>

Marc nahm sie in den Arm << Ich dich auch. >>

Er stand auf und verließ das Hotelzimmer. Er fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten und besorgte im hoteleigenen Laden einige Sachen. Mit diesen fuhr er wieder nach oben. Vorher vergewisserte er sich, dass Michael nicht in der Nähe ist.

Leons Männer müssten doch auch in der Nähe sein, fiel ihm auf einmal ein. Dass er daran nicht gedacht hatte. Er öffnete die Zimmertür und wurde schon von Fiona erwartet.

Beide zogen sich um und kurz darauf ging das Paar aus dem Hotel. Fionas Kopfschmerzen waren im Moment weg und sie freute sich sogar darauf mit Marc unterwegs zu sein. Sie stiegen in ein Taxi und fuhren zu dem nahegelegenen Krankenhaus.

Dort gingen sie hinein. Fiona sah sich um. Dieses Krankenhaus hatte gar nichts mit dem anderen gemeinsam. Hier war alles neu und sehr sauber, was sie von dem Krankenhaus vorher nicht behaupten konnte, doch als Obdachlose musste sie nehmen was sie bekam.

Marc erkundigte sich wohin sie mussten und nahm ihren Arm. Beide liefen in die Station, die sie von der Schwester genannte bekommen hatten.

Nach einer halben Stunde wurde Fiona schon aufgerufen. Marc wartete bis sie wieder kam. Der Arzt und Fiona kamen zurück. Beide sahen irritiert aus.

Marc stand auf und bekam ein ungutes Gefühl im Bauch. Was hatte das zu bedeuten? War es schlimmer geworden?

Fiona verabschiedete sich vom Arzt und kam auf ihn zu. Sie drückte ihn an sich und sagte kein Wort. Marc hielt die Ungewissheit nicht länger aus. << Was hat er gesagt? >>

Fiona schluckte. << Du wirst es nicht glauben… aber er ist weg! >>

<< Wer ist weg. >> Marc verstand nur Bahnhof.

<< Der Tumor ist weg. Ich habe keinen… >>

<< Wie ist das möglich? Und deine Kopfschmerzen? >>

<< Im Moment habe ich keine… und eine Erklärung gibt es auch nicht dafür. >>

<< Ich glaube wir sollten ins Hotel zurück. >> murmelte Marc.

Die taten sie und im Hotel wurde das Gespräch fortgesetzt.

Sie kamen zu dem Entschluss, dass wenn Fionas menschliches Ich die Oberhand hatte, sie Kopfschmerzen hatte und ihn als Fremden betrachtete. Wenn ihr übernatürliches Ich zum Vorschein kam, dann hatte sie keine Schmerzen und sie ließ Marcs Nähe zu.

Verwirrt schauten sie sich an. Sollte das stimmen? Marc entschied, dass sie es abwarten mussten. Gab es für Fiona doch noch Hoffnung? Er überlegte weiter. Konnte es möglich sein, wenn ihr Seelenteil wieder fest im Körper war, dass sie komplett gesund sein würde? Marc hoffte es, sagte es ihr nicht, da er ihr keine falschen Hoffnungen machen wollte.

Nach dem Abendessen sprachen sie noch über ihre Vergangenheit. Fiona beschloss, dass es an der Zeit war Marc ihr Leben ohne ihn zu erzählen.

<< Marc, bitte. Ich erzähle dir alles, aber… sei mir nicht böse… oder… so. >> Marc nickte und Fiona begann zu erzählen.

<< Ich bin nachdem wir im Krankenhaus waren mit Michael wieder in seine Wohnung gefahren. Wir hatten uns einige Zeit unterhalten. Irgendwann holte er Getränke. Ich trank mein Glas aus und fühlte mich danach merkwürdig. Woran es lag erfuhr ich erst einige Zeit später. Michael hatte mir Drogen ins Glas getan, die mich gefügig machen sollten.

Nach ein paar Tagen merkte ich schon, dass ich diese Drogen brauchte. Ich weiß nicht wo er sie überall versteckt hatte. Wahrscheinlich auch im Essen. Bis dahin hatte er sich eigentlich gut um mich gekümmert, aber angerührt hatte er mich nicht mehr. Ich war noch sehr in ihn verliebt und dachte, dass es eine Phase sei.

Es wurde schlimmer. Er kam irgendwann gar nicht mehr nach Hause, ich war nur alleine. Eine seiner Mitarbeiterinnen brachte mir täglich Essen.

Nach einiger Zeit, ich war schon ziemlich fertig. Ich habe immer mehr abgenommen, da kam er zu mir und meinte ich sollte auch meinen Teil dazu beitragen. Ich sollte in einem seiner Clubs arbeiten.

Erst war ich an der Bar. Das war ok, dann kam er und meinte ich sollte tanzen. Auch das habe ich noch gemacht.

Als dann eine Grippewelle kam und seine Weiber eine nach der anderen ausgefallen sind, sollte ich dran glauben… Aber… ich konnte nicht! Irgendetwas in mir hatte sich gesträubt. Jetzt weiß ich auch was es war… mein Gefühl sagte mir dass es nicht richtig sei. Ich fühlte mich auch immer leer, wie wenn mir was fehlen würde.

Marc, das warst du und unsere Kinder!

Michael hatte meine Kollegin manipuliert… beide gaben mir immer wieder unbemerkt Drogen, bis ich süchtig war und es ohne sie nicht mehr aushielt.

Dann sagten sie mir was sie mir gegeben hatten und lachten gehässig… das war echt schlimm… als ich dann weitere haben wollte, meinte Michael, dass ich sie mir verdienen müsste.

Wieder sollte ich mit wildfremden Männern ins Bett gehen. Es hatte nicht funktioniert. Sie beschwerten sich bei ihm.

Das Ende davon war, dass er mich in einem Zimmer angekettet hatte. Er ließ die Männer immer wieder zu mir. Sie hatten von ihm die Erlaubnis mit mir zu machen was sie wollten. Für jeden zufriedenen Kunden gab er mir als Belohnung die Drogen.

Auch Michael kam und hatte seinen Spaß. Der Rohrstock war sein liebstes Spielzeug. Mehrmals musste ich mit ihm Bekanntschaft machen. Er steckte mir immer wieder irgendwelche Pillen in den Mund, die ich schlucken musste. Er wartete immer wieder auf Reaktionen, doch sie wirkten bei mir nicht. Als er das merkte ließ er davon ab.

So ging es einige Tage. Ich war grün und blau, aber es störte keinen. Dann kam der Tag, als ein wirklich brutaler Mann zu mir gelassen wurde. Er schlug mich mehrmals und vergewaltigte mich. Ich konnte mich nicht wehren, ich wollte nur noch sterben. Als er fertig war, bin ich ohnmächtig geworden.  

Wer mich von den Ketten genommen hat weiß ich nicht. Ich merkte als ich wach wurde, dass ich nicht angebunden war. So schnell ich konnte zog ich mich an und rannte aus dem Haus. Ich versteckte mich.

Irgendwann traf ich die Obdachlosen unter der Brücke. Ich nannte mich dort Maria. Mit Lukas verstand ich mich gut. Ihm hatte ich erzählt, dass ich von Michael nicht gefunden werden wollte. Warum sagte ich nicht. Sie akzeptierten es, stellten mir keine weiteren Fragen und hielten mir alle vom Leib. Michael kam sogar und hatte mich gesucht. Er drohte ihnen, dass wenn er mitbekommen sollte, dass ich dort sei, er sie alle eigenhändig umbringen würde. Doch sie hielten zu mir und versteckten mich. Sie gaben mir einen Schlafsack und ich lebte bei ihnen.

Die ersten Tage waren die Hölle. Die Entzugserscheinungen waren enorm. Ich hatte Schmerzen und schrie nur noch. Sie wollten mir helfen, doch ich konnte keinen nahe an mich ran lassen. So zog ich hinter den Pfeiler, wo du mich auch gefunden hattest.

An einem Morgen hatte ich so starke Kopfschmerzen, dass ich umgekippt bin. Sie brachten mich ins Krankenhaus, wo ich dann die Diagnose bekam. Nach einigen Therapien sahen die Ärzte keine Chance mehr.

Ich beschloss, dass ich mich nicht weiter quälen wollte. Ich brach alles ab. Mein Leben war nur noch ein Scherbenhaufen. Die Leere,… die Gewalt… die Krankheit. Ich wollte alles nur noch vergessen.

Ich lag in meinem Schlafsack und dachte nur darüber nach, wie es wohl auf der anderen Seite aussehen würde. Dass ich sterben würde war mir klar… die Ärzte hatten es deutlich genug gesagt. Ich wollte keine Schmerzen mehr haben, also nahm ich die Klinge… es dauerte einige Zeit, bis ich mich überwinden konnte mir in den Arm zu schneiden.

Irgendwann hatte es geklappt. Zufrieden legte ich mich hin und wartete auf das Ende. In weiter Ferne sah ich ein helles Licht, das Zufriedenheit ausstrahlte. Doch bis dahin kam ich nicht… du warst da und hast mich aufgehalten. >>

Marc sah sie entsetzt an. Er hatte sich gewünscht, dass es ihr gut ginge, doch so wie es aussah, musste es die Hölle gewesen sein.

Sie standen auf und legten sich zusammen aufs Bett. Marc legte einen Arm um sie und versuchte sie zu trösten.

Fiona murmelte << Ich hoffe, dass wir vorhin Recht hatten und ich wirklich gesund werden kann… das wäre schön. Hast du noch von den Tropfen? Ich nehme sie, vielleicht helfen sie. >>

Marc nickte und zeigte auf den kleinen Tisch neben seinem Bett. Fiona nahm die Flasche und tropfte sich die Tropfen direkt in den Mund.

Anschließend legten sie sich hin und schliefen bald darauf ein.

52. Kapitel

Die nächsten Tage waren für beide nicht einfach. Marc musste sich immer vergewissern, wer Fiona gerade war. Es war nicht leicht für ihn. Die ständigen Wechsel zehrten an ihm.

Ihre menschliche Seite kam in diesen Tagen sehr oft zum Vorschein. Immer wieder musste er sich zusammenreißen, ihr nicht zu nahe zu kommen. Auch litt sie jeden Tag, wenn sie Mensch war. Oft lag sie einfach nur auf dem Bett und schlief, damit sie die Schmerzen besser ertragen konnte. Marc spielte Krankenpfleger und brachte ihr Getränke und Essen. Essen wollte sie meist nicht. In die Getränke tat er von Diarmaits Tropfen hinein, aber Hoffnung hatte er keine. Ihre menschliche Seite kam zu oft zum Vorschein.

Fiona besuchte auch ihr altes Krankenhaus. Sie hatte noch einen Termin, den sie nicht absagen wollte. Auch im Neuen waren sie und erhielten die gleichen Diagnosen. Sie war wieder Mensch und Marc begleitete sie, hielt sich aber im Hintergrund auf. Er nutzte die Zeit um mit Leon zu telefonieren. Leon erzählte, dass Michael gesichtet wurde, aber im Moment war es ihnen nicht möglich ihn aufzuspüren. Er versprach Marc, dass immer einer von seinen Männern in der Nähe war, bis sie beim König waren.

Fiona musste noch zum Arztgespräch. Marc war langweilig und lief im Krankenhaus umher. Nach fast einer Stunde kam sie wieder und hatte einige Tabletten in der Hand. Sie sah verzweifelt aus.

Fiona erzählte ihm was bei dem Gespräch besprochen wurde. Der Tumor war gewachsen und ihre Chancen standen nicht gut. Ok, das wusste sie vorher bereits, aber der Arzt machte ihr keine Hoffnungen mehr auf viele Tage. Er erklärte ihr was ihr bevorstehen würde. Der Tumor würde weiterwachsen und bald den Teil des Gehirns abdrücken, welches für die Vitalfunktionen zuständig war. Er meinte, wenn sie Glück hätte würde sie einfach nur einschlafen. Die Tabletten sollten gegen die Schmerzen helfen. Mehr konnte er nicht für sie tun.

Marc schluckte. Die Zeit rann ihm davon. Die Hoffnung schwand mit jeder Sekunde. Hätten sie nicht schon mehrmals die Ärzte gewechselt könnte es keiner glauben. Sobald ihre andere Hälfte die Oberhand hatte war sie gesund.

Sie machten sich auf den Rückweg zum Hotel. Am Ausgang der Station setzten beide wieder ihre Hüte und Brillen auf. Merkwürdige Blicke folgten ihnen als sie durchs Krankenhaus liefen. Fiona blickte auf den Boden. Sie war es nicht gewohnt Gesprächsthema zu sein. Marc lief selbstbewusst neben ihr her und kümmerte sich nicht um das Gespött.

Als sie das aus dem Krankenhaus gingen, beobachtete Marc die Umgebung. Michael musste irgendwo stecken. Hatte er sie schon gefunden? Er wusste es nicht. Sie nahmen ein Taxi und fuhren zum Hotel.

Im Hotelzimmer legte sie sich aufs Bett, nahm das Kissen und legte es über ihren Kopf. Fionas Kopfschmerzen waren nach dem Ausflug wieder so stark, dass sie nicht mehr klar denken konnte. Sie nahm eine der Tabletten und schlief bald darauf ein.

Marc saß im Sessel und litt mit ihr. Als sie schlief rief er Dubhan an. Dieser konnte ihm keinen Rat geben. Die einzige Möglichkeit, die er sah waren die Tropfen, nur ob die Zeit reichen würde, konnte er ihm nicht sagen. Dubhan war genauso ratlos. Diese Situation gab es noch nie. Wie sollte er denn wissen was richtig und falsch war? Marc bedankte sich und seufzte auf. Wenn es so weiterginge, würde sie nie mehr die Zwillinge sehen.

Von einer Reise hatte er ihr auch abgeraten. Ihr Zustand sei zu schlecht und die Reise war zu lange. In ihrer Verfassung würde sie es nicht schaffen. Auch machte er sich Gedanken bezüglich des Flugs.

Deprimiert rief er abends Lea an und erzählte ihr, dass er noch einige Tage brauchen würde. Wie schlecht es Fiona ging, verschwieg er ihr. Sie fragte jedes Mal nach ihr. Wie sollte er ihr sagen, dass sie sie nicht kannte? Dass sie wahrscheinlich nie mit ihm zurückkehren würde. Marc unterdrückte seine Gefühle und hoffte, dass Lea es nicht bemerkte.

Er wechselte das Thema und erkundigte sich nach den Zwillingen. Lea erzählte ihm, dass sie ihre ersten Schritte gemacht hatten. Marc war traurig. Wieder ein wichtiger Schritt in deren Leben wo er verpasst hatte. Lea tröstete ihn. Sie hatte alles gefilmt. Wenn er zurück war, konnte er es sich ansehen.

Kurz bevor sie auflegten drückte Lea ihm die Daumen. Sie war voller Hoffnung, bald wieder ihre Freundin zurück zu haben. Sie bat Marc nicht mehr allzu lange zu warten. Marc dachte resigniert, dass es eh nicht mehr lange dauern konnte bis er zurückfliegen würde.

Sie verabschiedeten sich und legten auf. Fiona rührte sich und stand auf. Marc merkte sofort, dass wieder ihre andere Seite die Oberhand hatte. Fiona kam auf ihn zu und küsste ihn. Als sie den Kuss unterbrachen stand Marc auf und hielt ihr die Flasche hin.

<< Ich habe vorhin mit Dubhan telefoniert. Du sollst die regelmäßig nehmen. Vielleicht haben wir noch eine Chance…  >> Marc brach ab und verschluckte den restlichen Satz. Er wollte ihr nicht noch mehr zusetzen. Die Situation war für beide nicht leicht.

Fiona nickte und nahm sie widerstandslos. Sie wusste, dass ihnen keiner sagen konnte wie und ob sie jemals wieder ihre übernatürliche Seite komplett zurückbekam. Wenn nicht, dann wäre es bald vorbei. Traurig sah sie Marc an. Er konnte sich vorstellen, was ihr gerade durch den Kopf ging. Ihm erging es auch nicht besser. Die ständige Sorge und die nicht vorhersehbaren Umstände nagten an Beiden.

Sie hatten beschlossen, alles was sie konnten zu versuchen. Marc und Fiona trainierten so oft es ging ihre Fähigkeiten. Es besserte sich und sie konnten sich schon aus verschiedenen Räumen verständigen. Leider waren die Phasen viel zu kurz.

Die nächsten Stunden saßen sie wie Freunde zusammen. Fiona war wieder menschlich und man merkte ihr die Krankheit an. Sie sprachen über Gott und die Welt, selbst über ihren baldigen Tod hatten sie gesprochen. Marc merkte, wie sich in seinem Magen wieder alles zusammen zog. Er täuschte eine Müdigkeit vor und fing an sich die Couch herzurichten.  Fiona sah ihn an.

<< Meinst du nicht im Bett wäre es besser? >>

Marc schüttelte den Kopf. << Ich habe immer auf der Couch geschlafen. Ich will dich nicht bedrängen. >>

<< Tust du nicht. Bei dir fühle ich mich wohl. Ich denke ich kann dir vertrauen. Du lässt mich ja auch hier wohnen… begleitest mich… du kümmerst dich richtig um mich. >> murmelte sie.

Sie trat zu Marc und nahm seine Hand und zog ihn zum Bett. << Leg dich hin es ist besser. >>

Marc betrachtete sie lange. Warum wollte sie das von ihm. Sie war nicht sie selbst. Er konnte es nicht. Das war nicht seine Fiona. Warum quälte sie ihn? Marc schüttelte entschieden den Kopf.

<< Nein, schlaf du nur im Bett. Wenn es dir nicht gut geht, kannst du dich wenigstens so hinlegen wie es dir am besten passt. Wenn ich nebendran liege nehme ich dir den Platz weg. >>

Fiona legte sich ins Bett und Marc auf die Couch. Sie dachte über ihn nach. Die Vertrautheit und die Fürsorge, die er ihr entgegenbrachte fand sie bemerkenswert. Sie wusste, dass sie einmal ein Paar gewesen waren und sogar Kinder hatten. Sie seufzte leise. Marc wäre bestimmt ein toller Mann. Sie sah zu ihm hinüber. Marc hatte die Augen geschlossen und schien zu schlafen.

Sie legte sich so hin, dass sie ihn sehen konnte. Ihr Kopf schmerzte leicht und sie hoffte, dass die Schmerzen nicht wieder so stark werden würden. Wieder schlich sich Marc in ihre Gedanken. Sie wusste nicht was es war, aber nach langem Überlegen musste sie feststellen, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte. War sie gerade dabei sich in ihn zu verlieben?

Deprimiert blickte sie an die Decke. Ihre Vergangenheit konnte sie nicht rückgängig machen. Wer wollte schon jemand wie sie? Kein Mann stand darauf eine Frau zu haben, die im Bordell gearbeitet hatte. Ob freiwillig oder gezwungen machte für sie keinen Unterschied. Aber wenn es stimmte, was er ihr erzählt hatte, dann waren sie doch glücklich gewesen. Sie ärgerte sich darüber, dass sie von diesem Leben nichts mehr wusste. Sie glaubte seine Geschichte, es war auch die einzige Erklärung für sein Verhalten. Wieso sollte sich ein Fremder um sie kümmern? Er war es auch der sie unter der Brücke gefunden hatte.

Ihre Gedanken waren ein heilloses Durcheinander. Fiona legte sich auf die andere Seite und beschloss heute nicht mehr darüber nachzudenken. Es war zu viel was in den letzten Tagen passiert war. Als sie immer noch nicht schlafen konnte und die Schmerzen schlimmer wurden stand sie auf und nahm eine Tablette.

Anschließend legte sie sich ins Bett und träumte. Der Traum war verwirrend. Sie träumte von Marc, von ihren Kindern und einem gemeinsamen Leben. Plötzlich wurde sie wach. Was war das, fragte sie sich. Es war nur ein Traum, doch wieso schlug ihr Herz so schnell. Sie setzte sich hin und dachte darüber nach.

Was wollte der Traum ihr damit sagen? War es eine Erinnerung an ihr früheres Leben? Sie hatte die Kinder ganz genau gesehen. Marc hatte ihr nie beschrieben wie sie aussahen und wo sie gelebt hatten.

Sie rutschte nach unten und wälzte sich unruhig hin und her. Marc wurde dadurch wach. Er stand auf und kam zu ihr ans Bett.

<< Fiona, was ist los? Geht’s dir gut? >>

<< Als ob es mir gut gehen würde. >> sagte sie sarkastisch.

Verlegen sah er sie an. << Ja.. ähm… ich meine… beschäftigt dich was… hast du Schmerzen? >>

Fiona schüttelte den Kopf. << Hab vorhin eine Tablette genommen, es geht… ich kann einfach nicht richtig schlafen. >> murmelte sie.

Marc wusste nicht was er machen sollte. Auf der einen Seite würde er sie gerne in den Arm nehmen, auf der anderen Seite hingegen wollte er ihr nicht zu nahe treten. Deprimiert stieß er die Luft aus.

Fiona nahm seine Hand und zog ihn zu sich aufs Bett. Marc setzte sich neben sie. Sie hielt sich eine Hand an den Kopf. Auch wenn es nur ein Reflex war, die Schmerzen konnte sie dadurch nicht lindern, aber die Nähe von Marc half ihr. Sie fühlte sich geborgen. Vorsichtig um sich nicht zu viel zu bewegen schob sie sich zu ihm und legte ihren Kopf auf seinen Schoß. Marc war überrumpelt. Wieso suchte sie seine Nähe?  Die Situation verwirrte ihn.

Fionas Kopf lag immer noch in seinem Schoß. Da Marc nur am Rand vom Bett saß wurde es ungemütlich. Vorsichtig hob er ihren Kopf an und setzte sich bequemer hin. Fiona rutschte nach und legte wieder ihren Kopf zu ihm hin.

Die Schmerzen hielten sich in Grenzen wenn er bei ihr war. Sie dachte, dass es so bestimmt schön sei zu sterben. Einfach in den Armen eines vertrauten Menschen einschlafen.  Sie kuschelte sich näher an ihn heran und schlief bald darauf ein. Marc bemerkte ihre ruhigen Atemzüge und wollte wieder aufstehen.

So tief wie er dachte, schlief sie nicht. Sobald er sich bewegte schlug sie die Augen auf und sah ihn fragend an. << Es ist nicht sehr gemütlich, hier zu sitzen. >> murmelte er ihr eine leise Erklärung zu.

Verlegen sah sie ihn an. << Wenn du willst, dann leg dich mit hier her… wenn du bei mir bist, sind die Schmerzen nicht so schlimm… bitte. >> flüsterte sie fast.

Marcs Gefühlswelt kam durcheinander. Er würde gerne bei ihr liegen, doch was wäre wenn sie morgen früh wach werden würde? Würde sie noch wissen, was sie von ihm verlangt hatte? Fiona merkte seine Unentschlossenheit und rutschte zur Seite. << Bitte. >> Den Blick den sie ihm dabei zuwarf, ließ ihn überreden.

Viel Zeit hatten sie nicht mehr, er wollte sie mit ihr verbringen. Wenn sie ihn so bat, dann sollte er kein schlechtes Gewissen haben. Er legte sich hin und Fiona kam zu ihm. Ihren Kopf bettete sie in seinem Arm. Es dauerte nicht lange, da schlief sie wieder ein. Dieses Mal träumte sie von einem König und von einem Leben auf dem Schloss. In ihrem Unterbewusstsein schob sie alles zur Seite. Der Tumor machte ihr doch mehr zu schaffen, als sie dachte.

Marc lag die ganze Nacht wach. Fionas Nähe ließ ihn nicht einschlafen. Er erinnerte sich an die glücklichen Nächte mit ihr. Marc drehte sich leicht auf die Seite und fuhr mit der anderen Hand über ihre Haare. Fionas Schlaf schien wieder nicht sehr fest zu sein. Kaum hatte er sie berührt, schmiegte sie sich enger an ihn heran und legte ein Bein über ihn.

Die Gefühle übermannten ihn. Er musste sich stark beherrschen, nicht mehr von ihr zu wollen. Wenn nur ihre andere Seite wieder zum Vorschein käme, dachte er betrübt. Vielleicht würde dann wieder alles gut werden. Warum kam ihre andere Seite nicht mehr zum Vorschein? Es würde so viel einfacher sein, doch mit jeder Stunde schwand seine Hoffnung. Er wollte es ihr nicht schwerer machen wie es schon war. Bald hieß es Abschied nehmen und dann für immer. Es würde keine Möglichkeit mehr bestehen, sie zurückzuholen. Gegen Morgen übermannte ihn die Müdigkeit und er schlief ein.

Die nächsten Tage spielten sich nach dem gleichen Schema ab. Er schlief bei ihr im Bett und den Tag verbrachten sie auf dem Hotelzimmer. Zwischendurch musste sie ins Krankenhaus. Marc begleitete sie und wartete bis sie endlich wieder zurück kam.

Ihre Lebenserwartung hatte sie schon längst übertroffen. Selbst der Arzt wunderte sich, dass es bei ihr so lange dauerte. Marc merkte wie es ihr jeden Tag schlechter ging. Ihre Kraft ließ nach und fast konnte sie den Weg ins Krankenhaus nicht mehr gehen.

Der Arzt registrierte es und gab ihr Schlaf- und Schmerztabletten für mehrere Tage mit. Er wollte ihr den Weg nicht mehr zumuten. Ihm tat die Patientin auch leid. Er bat die Schwester sie zu einer weiteren Untersuchung zu bringen. Als sie verschwanden, zog der Arzt Marc zur Seite. Er erklärte ihm, auf was er achten sollte. Auch dass er jetzt jederzeit damit rechnen musste, dass sie entweder zusammenklappte oder einfach nur einschlafen würde. Was sie jetzt benötigte war die Unterstützung. Er sollte sich weiterhin so um sie kümmern. Sie hatte dem Arzt erzählt, dass sie seine Nähe genoss und die Schmerzen weniger wurden. Die Tabletten halfen nicht mehr richtig.  

<< Ich weiß, es ist keine leichte Aufgabe einer jungen Frau beim Sterben zuzusehen. Falls es ihnen zu viel wird, kommen sie bitte hier her. >> Marc nickte nur. In seinem Hals war ein dicker Kloß, den er nicht weg bekam.

Fiona wurde von der Krankenschwester zurückgebracht. Der Arzt wünschte ihnen noch alles Gute und machte sich an die weitere Arbeit.

Als sie im Hotel ankamen, fiel Fiona ins Bett. Der Weg war weit und ihre Kräfte am Ende. Marc half ihr sich im Bett richtig hinzulegen. Fiona bat ihn wieder bei ihm zu bleiben. So würde sich besser schlafen können. Marc legte sich wie die Zeit zuvor zu ihr hin und hielt sie im Arm.

Sie verschlief den Tag und Marc hatte Hunger und Durst. Als sie sich endlich rührte und die Augen aufschlug stand er auf um sich etwas einzuschenken. Er sah den sehnsüchtigen Blick von ihr. << Willst du auch was? >> Fiona nickte. Marc brachte ihr ein Glas Wasser, in das er vorher von Dubhans Tropfen getan hatte.

Fiona trank es langsam aus. Als es leer war stellte er das Glas auf den Boden. << Hast du auch Hunger? >> Fiona schüttelte den Kopf. Marc sah sie bedrückt an und bestellte sich Essen. Er ließ etwas mehr kommen, in der Hoffnung, dass sie auch noch ein paar Bissen essen würde.

Als es kam fragte er sie noch einmal. Fiona verzog angewidert das Gesicht und schüttelte den Kopf. Marc aß schnell und ging wieder zu ihr.

Sie schliefen rasch ein. Plötzlich wurde Marc von einem Geräusch geweckt. Er konnte es nicht zuordnen, doch dann sah er was gerade geschah. Fiona atmete nur noch schwer und unregelmäßig. Erstarrt sah er sie an. War es jetzt schon so weit?

Vorsichtig zog er seinen Arm unter ihr heraus und legte sie gerade hin. Die Atmung kam wieder regelmäßiger. Beunruhigt sah er ihr die nächsten Stunden beim Schlafen zu. Er wusste, dass das die ersten Erscheinungen waren. Der Arzt hatte es ihm erklärt. Traurig lag er neben ihr und hielt ihre Hand. Mehr konnte er nicht für sie tun. Er hoffte nur, dass sie den Morgen noch erleben würde.

Marc konnte nicht schlafen. Er wartete auf jeden Atemzug von ihr. Gegen Morgen wurde es wieder besser. Sie atmete regelmäßig. Das Lauschen machte ihn müde und er schlief im Morgengrauen ein.

Marc wurde wach, als er spürte wie Fiona sich regte. Aus matten Augen sah sie ihn dankbar an. Marc fühlte wie sich bei ihm alles zusammenzog. Der Blick sagte mehr wie Worte. Ihre Atmung ging wieder unregelmäßig und er merkte, dass sie bemüht war, nicht alle Gefühle zu zeigen. Dann war das heute Nacht schon fast das Ende. Er biss die Zähne zusammen und lächelte sie gequält an. Fiona merkte es.

<< Marc, mach dir keine Vorwürfe. Du musst dich nicht verstecken. Ich weiß dass ich nicht mehr lange bei dir sein kann. Ich wünschte es wäre so gekommen, dass ich mich erinnern kann. Es hat nicht funktioniert. Du hast alles getan was möglich war. Ich werde dich als hilfsbereiten und liebevollen Mann in Erinnerung behalten. Du hast mir die letzten Tage so viel gegeben. Das kann ich nie wieder gut machen. Ich glaube daran, dass wir einmal glücklich waren und hoffe, dass wir uns auf der anderen Seite wieder sehen. >> sie versuchte zu atmen, doch es fiel ihr schwer.

Sie keuchte und rang buchstäblich nach Luft. << Marc, egal ob wir zusammen waren oder nicht. Ich muss dir noch was gestehen. Ich habe lange darüber nachgedacht, aber ich bin mir jetzt sicher. Ich habe mich in… dich… ver…liebt. >>

Schwer rang sie nach Luft und sah ihn an. Marc konnte nichts tun. Die Tränen standen in seinen Augen und sie schenkte ihm noch einen liebevollen Blick. Vorsichtig erhob er sich und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Lippen. Das Geständnis überrumpelte ihn. Sie hatte sich sogar als Mensch in ihn verliebt.

Auch wenn es in dem Moment nicht richtig schien, freute er sich darüber. Fiona erwiderte den Kuss träge. Der Luftmangel und die fehlende Kraft ließen nicht mehr zu. Sie sank zusammen und blieb auf seiner Brust liegen. Marc nahm sie in den Arm und merkte wie sie einschlief. Ihre Atmung setzte aus und es lag eine gespenstige Stille im Raum. Er fühlte nach ihrem Puls und fand ihn nicht mehr. Marc liefen die Tränen über die Wangen. Es war vorbei. Er hatte es nicht geschafft und nun musste er ohne sie weiterleben.

Er hielt sie lange im Arm. Er konnte sich nicht von ihr lösen. Er legte sie vorsichtig neben sich und legte einen Arm um sie. Stundenlang liefen ihm die Tränen hinab. Das Kissen war feucht, doch ihn störte es nicht. Er merkte vor Trauer nicht wie die Zeit verging. Den ganzen Tag und die darauffolgende Nacht hielt er sie im Arm.

Als der Morgen kam löste er sich von ihr. Er wusste, dass er einen Arzt rufen musste, der sie für tot erklärte. Er nahm sein Handy und suchte nach einem Arzt. Das Handy lag schwer in seiner Hand, doch er musste es tun. Er rief dort an und der Arzt versprach ihm so schnell es ging zu kommen.

Marc setzte sich wieder aufs Bett und strich ihr über die Wangen. Vorsichtig nahm er eine Strähne und legte sie zur Seite. Sie sah aus, wie wenn sie schlafen würde. Sogar ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Marc sah sie lange an. Wenigstens war sie am Ende glücklich, auch wenn ich jetzt nicht weiß wie es weitergehen soll, dachte er sehr betrübt.

Der Arzt kam und stellte ihm den Totenschein aus. Er sagte Marc, dass er sich am Besten heute noch um die Beerdigung kümmern sollte. Marc nickte und der Arzt ging.

Jetzt hatte er es schriftlich. Fiona war gestorben.

53. Kapitel

Marc veranlasste alles Notwendige. Er rief bei einem Bestatter an, der auf Überführungen spezialisiert war und klärte mit ihm alles am Telefon. Sein Entschluss stand fest. Sie sollte dort begraben werden, wo es ihr gefallen hatte. In der Nähe des Sees auf Diarmaits Grundstück. Marc glaubte sich zu erinnern, dass auf der anderen Seite ein Friedhof war und hoffte sich nicht zu irren.

Der Bestatter kam und holte Fiona ab. Nachdem sie weg war, sah er sich in dem Zimmer um. Sie fehlte ihm und nun würde er für immer alleine bleiben. Eine weitere Gefährtin würde es nicht geben.

Schweren Herzens rief er im Schloss an. Diarmait ging ans Telefon. Marc erzählte ihm was vorgefallen war und dass er entschieden hatte, sie bei ihm zu beerdigen. Diarmait war von den schlechten Neuigkeiten so überrascht, dass es ihm die Sprache verschlagen hatte. Nach einem langen Schweigen stimmte er Marc zu. Es sei in Ordnung, wenn sie auf diesem Friedhof ihre Ruhestätte hätte. Er würde einen schönen Platz aussuchen, der in der Nähe des Sees war.

Marc bat ihn, den anderen Bescheid zu geben. Er selbst hatte nicht die Kraft und die Nerven es zu tun. Diarmait versprach ihm seine Geschwister zu informieren. Marc legte auf ging erst einmal auf das Bett zu. Er legte sich darauf und nahm  ihr Kopfkissen in die Hand. Es roch nach ihr und wieder kamen ihm die Tränen.

Er stand auf, es war vorbei und er musste zum König, um die Beerdigung zu organisieren. In tiefer Trauer packte er alles was er fand ein und nahm die Tasche. Er drehte sich noch einmal um. Hier hatte er sie wiedergefunden und hier hatte es geendet. Nie würde er die letzten Tage vergessen.

An der Rezeption bezahlte er das Zimmer und verließ das Hotel. Planlos lief er durch die Stadt und fand sich am Bahnhof wieder. Dort kaufte er ein Ticket um mit der Bahn zu fahren. Als sie hielt stieg er ein und legte die Tasche neben sich auf den Sitz.

Er stützte die Ellenbogen auf seinen Beinen ab und legte den Kopf in die Hände. Plötzlich öffnete sich die Abteiltür und ein Mann kam herein. Er stellte sich bei Marc als Viktor vor. Er arbeitete für Leon und wollte von Marc wissen, was er im Zug zu suchen hatte. Keiner wusste von seiner Abreise und er hatte ihm folgen müssen.

Marc erklärte ihm, dass er vergessen hatte, dass er Bescheid geben musste. Viktor nickte. Auch er würde in dieser Lage einiges vergessen. Er setzte sich zu Marc und versuchte ihn abzulenken. Marc war immer kurz vorm Einschlafen, als er es merkte schreckte er auf.

Viktor bemühte sich und konnte Marc etwas von seiner Trauer ablenken. Als der Zug in einer größeren  Stadt mit Flughafen hielt stand Marc auf.

<< Ich fliege ab hier weiter. >> murmelte er.

<< Ich begleite dich. Du kannst fast nicht mehr gerade stehen. Wann hast du überhaupt das letzte Mal richtig geschlafen? >>

<< Ich weiß es nicht… >> Marc schluckte, schaute zu Boden und murmelte << es war immer nur kurz… immer bei ihr… >>

Viktor merkte dass er kurz davor war die Fassung zu verlieren. Er nahm ihn am Arm und schob ihn zu einem Taxistand. Er gab dem Fahrer die Anweisung an den Flughafen zu fahren. Dort zog Victor Marc aus dem Auto und ging zu dem Schalter um Flugtickets zu besorgen.

<< Ohh tut mir leid junger Mann. Der nächste Flug geht erst morgen früh. Soll ich ihnen dort Plätze buchen? >> Viktor nickte. Marc bekam von alldem nichts mit. Zu sehr war er wieder in Gedanken bei Fiona. Viktor bezahlte die Tickets und trat zu Marc.

<< Wollen wir in ein Hotel gehen? >>

Marc sah ihn fragend an. << Wollen wir in ein Hotel. Der Flug geht erst morgen früh. >>

Marc nickte und folgte ihm ohne weitere Worte.

Viktor buxierte Marc in sein Zimmer und schob ihn aufs Bett. << Ruh dich erst einmal aus. Ich komme später noch einmal und schaue nach dir. So fertig wie du bist, schaffst du die Reise zum König nicht. >>

Marc legte sich hin und schlief gleich darauf ein. Viktor schnaufte erleichtert auf. Er rief Leon an und erstattete ihm Meldung über die weitere Reise.

Leon konnte ihm auch Neuigkeiten mitteilen. << Wir haben endlich auch Michael am Flughafen an der Nachbarstadt aufgegriffen. Er wollte Marc folgen. Nur gut, dass ihr bereits im Zug gesessen habt. Wie wir bisher erfahren haben, hatte er das Krankenhaus wo sie öfter war besucht und Auskunft verlangt. Er hatte den Arzt bedroht und ihn gezwungen Fionas Aufenthaltsort bekannt zu geben. Nachdem er erfahren hatte dass sie in einem Hotel wohnte hatte er überall das Personal bestochen um Auskunft zu bekommen. Der Page aus dem Hotel wo sie wohnten gab ihm die Info, dass sie hier mit einem Mann war. Michael war sich aufgrund der Beschreibung sicher, dass es sich um Marc gehandelt hatte. Von ihrem Tod weiß er nichts. Wir haben es ihm auch nicht gesagt. Der Page hatte nur Marc abreisen sehen und gedacht, dass sie schon früher verschwunden sei. Michael ist mit einer Pistole auf die Stewardessen losgegangen, nur weil er ihn finden wollte. Keiner der Angestellten konnte ihm eine Info geben. Er hatte es nicht geglaubt und sich einen wehrlosen Gast als Geisel genommen. Bei der Befreiung konnten wir ihn endlich festnehmen. Jetzt sitzt er sicher in seiner Zelle und tobt. >>

<< Klasse, dann ist der Auftrag erledigt. >> erleichtert seufzte Viktor auf.

<< Ja eigentlich schon…. Nur behalte Marc im Auge bis er auf dem Schloss ist. Ich glaube er macht genug mit. Wenn du ihn dort abgeliefert hast, kannst du zurückkehren. >>

Die Männer verabschiedeten sich und Viktor versprach Leon Marc sicher zum Schloss zu bringen. Schwer konnte es nicht werden, die Gefahr saß sicher hinter Schloss und Riegel.

Am Abend weckte Viktor Marc auf. Marc streckte sich. Viktor fragte ihn ob er Hunger hätte, doch Marc schüttelte nur den Kopf und starrte die Decke an.

Als es dunkel wurde verabschiedete sich Viktor. Sie mussten morgen früh raus und er wollte vorher noch schlafen.

Viktor schlief seelenruhig in seinem Bett, während Marc in seinem lag und die Augen nicht zumachen konnte. Die Nächte, die er mit ihr verbracht hatte kamen ihm immer vor Augen, wie er sie im Arm hielt und sie sich an ihn schmiegte. Marc dachte weiter nach. Die Beerdigung die ihm noch bevorstand lag schwer in seinem Magen. Das war für ihn der endgültige Abschied. Traurig legte er sich auf die Seite und dachte sarkastisch, noch keine dreißig und schon so was wie ein Witwer… wie soll es nur weitergehen?

Plötzlich hörte er ein Klopfen an seiner Tür. Marc machte auf und stand Viktor gegenüber. << Wir müssen gleich los zum Flughafen. Der Flug startet in zwei Stunden. >>

Marc nickte und schloss die Tür. Schnell zog er sich ein frisches Hemd an und schmiss das Alte achtlos in die Tasche. Er ging nach unten zu Viktor. Sie stiegen in ein Taxi und wurden zum Flughafen gefahren.

Der Flug ging für Marc viel zu schnell vorbei. Mit jeder Minute, die verstrich kam er dem Schloss näher.

Nachdem das Flugzeug gelandet war, stiegen sie aus. Leon hatte einen Mietwagen reserviert und fuhr ihn zum Schloss. Er verabschiedete sich von Marc und teilte ihm die Neuigkeiten von Leon mit.

Leider viel zu spät, dachte er von Trauer erfüllt. Ein Jahr früher wäre besser gewesen. Marc atmete tief ein und stellte sich dem Kommenden.

Er betrat das Schloss und hörte nichts. Kein Geräusch drang ihm in die Ohren. Es war seltsam, normalerweise klapperte Geschirr oder es wurde gesprochen. Er ließ die Tasche fallen, ging Richtung Saal und blieb vor der Tür stehen. . Ich bringe es lieber gleich hinter mich, dann habe ich den restlichen Tag meine Ruhe, dachte er und öffnete die Tür.

Als er eintrat sahen ihm fünf Augenpaare traurig entgegen. Die Männer blickten ihn stumm an und Lea fing wieder an zu weinen. Diarmait stand auf und ging auf ihn zu. << Es tut mir so leid. Ich hätte euch das Glück gegönnt. >> sagte er leise und nahm ihn in den Arm. Der König führte ihn zu seinen Geschwistern. Lea umarmte ihn genauso und weinte weiter. Sie musste die Tage sehr viel geweint haben, so wie sie aussah, dachte er sich.

Jan und Jannik kamen auch auf ihn zu. Genau wie Lea schlossen sie ihn in die Arme. Gesagt wurde nicht viel. Jeder war mit seiner Trauer beschäftigt. Marc und Diarmait zogen sich zurück um alles Weitere zu besprechen.

Diarmait ging mit ihm zum Friedhof. Er zeigte Marc die Stelle, die er für Fiona vorgesehen hatte. Beeindruckt nickte Marc. Die Stelle war wunderschön. Man konnte von dort die Sonnenauf- und Sonnenuntergänge beobachten. Auch der See war nah und an der sichtbaren Stelle mit vielen Wasserblumen bewachsen.

Überwältigt nahm er Diarmait in den Arm. << Danke. Das ist absolut perfekt. >>

Sie gingen zum Schloss zurück. Diarmait erklärte ihm auf dem Weg, wie die Beerdigung von statten gehen würde. Er erklärte ihm, da sie so gut wie verheiratet gewesen waren, dass es seine Aufgabe war die letzte Nacht bei ihr zu verbringen.

Er musste an ihrem Sarg Wache halten, damit die Seele ungehindert ihre Reise antreten konnte. Die Nacht sollte auch dazu dienen, alleine Abschied zu nehmen. Am nächsten Morgen hatten alle anderen eine Stunde Zeit, sich von ihr zu verabschieden.

Marc musste so lange bei ihr bleiben, bis alle durch waren. Diarmait sagte, dass es nicht leicht sei. Marc hingegen dachte, dass das einfach sei. Er hatte schon viel Schlimmeres überstanden, wie nur zu warten und zu schweigen.

Sobald die Zeit vorbei war, würde sie beigesetzt werden. Er sagte Marc auch, dass jeder einen kleinen Gegenstand, den er mit ihr verband in das Grab legen würde. Diese Dinge sollten ihr helfen die trauernden Familienangehörigen und Freunde nicht zu vergessen.

Als sie das Schloss betraten sagte Diarmait << Marc, geh bitte auf dein Zimmer. Dort habe ich dir einen Anzug hinlegen lassen. Den ziehst du bitte an und kommst wieder zu mir. Fiona wurde heute Mittag gebracht und deine Wache beginnt bald. >>

Marc nickte und ging in sein Zimmer. Es war das gleiche Zimmer, in dem er mit Fiona schon einige Nächte verbracht hatte. Wieder holten ihn die Erinnerungen ein und er musste die Tränen unterdrücken.

Er sah auf das Bett und dort lag der Anzug, von dem Diarmait gesprochen hatte. Marc war von der Trauerkleidung überrascht. Sie war aus schwerem schwarzem Samt und mit goldenen Zeichen bestickt. Das ist bestimmt sehr alt, dachte er sich, als er es hochhob.

Diarmait sah zu ihm hinein als er immer noch den Anzug betrachtete. << Marc, du musst dich fertig machen. >>

<< Das kann ich nicht tragen. Das ist viel zu wertvoll. >>

Diarmait schüttelte entschieden den Kopf. << Du musst es anziehen, das ist ein Befehl von mir. Fiona war wie eine Tochter für mich. Bitte tu mir den Gefallen und zieh ihn an. Ich kann ihn morgen nicht tragen, ich habe andere Aufgaben. >>

Fragend sah Marc ihn an. << Ich werde morgen den Trauerzug anführen, dazu benötige ich einen anderen. >>

Marc war überrascht. Diarmait würde den Trauerzug anführen? Diese Ehre hatten bisher nur seine Tochter und seine Frau. Fiona musste ihm wirklich sehr viel bedeutet haben.

Diarmait ließ Marc wieder alleine, nicht ohne ihn vorher noch einmal zur Eile zu bewegen.

Marc zog sich um und sah sich im Spiegel an. Der Anzug sah edel und wirklich teuer aus. Unter anderen Umständen hätte er sich gefreut, wenn er so einen edlen Anzug anhätte. Schief und unglaubwürdig schenkte er seinem Spielgelbild ein Lächeln. Das Lächeln glich einer Grimasse. Marc ließ es und ging wieder zu Diarmait, der im Flur auf ihn wartete.

Zusammen liefen sie in den Keller, wo bereits der Sarg stand. Diarmait hatte ihn ausgesucht und er sah prachtvoll aus. Viele Schnitzereien schmückten ihn. Marc erkannte unter anderem auch einen Teil von ihrem Symbol. Traurig stellte er sich neben den Sarg.

Diarmait öffnete ihn halb und Marc konnte sie sehen. Ihr wurde ein wunderbares weißes Kleid angezogen. << Das ist unglaublich… das sieht fast wie ein Brautkleid aus. >> bemerkte Marc. Schuldbewusst sah ihn Diarmait an. << Eigentlich hatte ich es für sie vorgesehen… aber jetzt … ich wollte, dass sie es bekommt. Die Schleppe und anderen Schmuck habe ich weggelassen. Das Kleid reicht… denke ich… >>

Marc schüttelte ungläubig den Kopf. Diarmait war verrückt, dessen war er sich sicher. Der König verabschiedete sich von ihm und ging wieder nach oben. Marc stellte sich neben den Sarg und nahm ihre Hand. Viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Was ihn am Meisten verwunderte war, dass ihre Hand nicht kalt war. Soweit er gelernt hatte, kühlte ein Körper aus, wenn das Herz nicht mehr schlägt. War sie wirklich tot?

Er nahm ihr Handgelenk und versuchte den Puls zu fühlen. Als er dort nichts spürte nahm er die Hand und hielt sie ihr an den Hals. Dort merkte er auch nichts. Fasziniert schüttelte er den Kopf. Sie lag da wie wenn sie schlafen würde. Ein kleines Lächeln zierte ihr Gesicht.

Vorsichtig legte Marc seinen Kopf auf ihre Brust. Einmal wollte er ihr noch Nahe sein, dann würde er seine Aufgabe erfüllen. Auch ihr Körper fühlte sich nicht kalt an. Marc gab die Hoffnung nicht auf und lauschte nach einem Herzschlag. Wieder nichts.

Deprimiert stellte er sich neben den Sarg um die nächsten Stunden die Wache abzuhalten.

Die Zeit verging schneller als er gedacht hatte. Plötzlich kam Diarmait in den Raum und verabschiedete sich von ihr. Daraufhin folgten Lea, Dubhan, Jannik, Jan und sogar seine Eltern hatten sich die Zeit genommen zu kommen. Marc war überwältigt.

Als die Zeit um war, kam Diarmait in einem prachtvollen Gewand in den Raum. Ihm folgten vier in schwarz gekleidete Männer. Diarmait schloss den Sarg und die Männer trugen ihn nach oben.

Im Vorraum des Schlosses warteten alle auf sie. Der König ging voran, die Männer folgten ihm mit dem Sarg. Marc lief direkt hinter ihnen und dann folgte der Rest.

Der Weg zog sich in die Länge. Als sie endlich an ihrer Grabstelle ankamen stellten sich alle um den Sarg.

Diarmaits Stimme durchbrach die Stille << Liebe Familie. Wir haben uns heute hier getroffen  um von Fiona Abschied zu nehmen, die leider viel zu früh von uns gegangen ist. Das Schicksal meinte es nicht gut mit ihr und Marc. Vieles hatten die Beiden erlebt und nur durch Machtgier und Neid kam es zu diesem Ende.

Wir alle, die uns hier getroffen haben wünschen ihr alles Gute auf der anderen Seite und hoffen, dass sie irgendwann, wenn es der Lauf der Zeit möchte, sie wieder ihre wahre große Liebe in die Arme schließen kann. >>

Diarmait gab den Männern ein Zeichen und sie ließen den Sarg hinab. Diarmait stand ganz vorne und er war der erste, der sich verabschiedete. Er legte ihr ein Paar Ringe auf den Sarg. Marc schluckte und kämpfte mit den Tränen. Das wären ihre Ringe für die Hochzeit gewesen. Diarmait hatte alles geplant. Marc war als nächster an der Reihe. Er hatte sich für ein Foto entschieden, auf dem die Beiden zu sehen waren. Ein weiteres mit ihren Kindern hatte er angeklebt. Er kniete sich auf den Boden und legte das Bild vorsichtig hinein. Die nächsten folgten und gaben ihr Kleidung und Schmuck mit. Dubhan legte eine kleine Flasche hinein. Marc erkannte es als sein Wundermittel.

Als jeder durch war traten sie den Rückweg zum Schloss an. Marc zog sich auf sein Zimmer zurück. Er wollte alleine sein. Er legte sich aufs Bett und schlief rasch ein. Die Wache war anstrengender gewesen als er dachte.

54. Kapitel

Marc lag mitten in der Nacht wieder wach in seinem Bett. Er hatte keine Lust aufzustehen, auch wenn seine Eltern hier waren. Betrübt drehte er sich um. Wie sollte er morgen früh aufstehen und sein Leben wieder in die Hand nehmen? Alleine wäre er kein guter Vater. Seine Kinder wären genauso alleine wie sie es waren. Wie sollte er es packen? Konnte er immer von zu Hause aus arbeiten?

Plötzlich erschreckte ihn ein anderer Gedanke. Ob er sich eine neue Frau suchen sollte? Nein, entschied er. Keine würde Fiona ersetzen können. Marc grübelte die ganze Nacht weiter. Er merkte nicht einmal, dass es Morgen wurde.

Er lag mittlerweile wieder auf dem Rücken und starrte an die Decke. Bewusst blendete er alle Gedanken aus. In seinem Kopf herrschte eine friedliche Leere.

Er nahm nichts mehr von seiner Umwelt wahr. Gegen Nachmittag klopften alle abwechselnd an seine Tür, doch er hörte sie nicht. Am Abend wurde es seinen Eltern zu bunt. Seine Mutter betrat den Raum und setzte sich zu ihm auf das Bett. Lange sah sie ihren Sohn an. Wie sollte sie ihm helfen?

Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. Plötzlich reagierte Marc und sah sie entgeistert an.

<< Was machst du hier? >> fragte er sie und drehte sich um, so dass er sie nicht ansehen musste.

Seine Mutter schaute bestürzt auf ihren Sohn. << Marc… >>

<< Geh einfach und lasst mich in Ruhe. Alle! >> unterbrach er sie verärgert, da er Lea in der Tür stehen sah. Lea zuckte zusammen und lief weg. Marc konnte noch ein Schluchzen hören, aber es war ihm egal.

<< Marc! Das mit Lea war nicht nett, du musst weiterleben. Ich weiß es ist schwer jemanden zu verlieren, den man liebt. Aber du hast noch die Kinder. Die brauchen dich. Du bist noch alles was sie haben. >> versuchte seine Mutter einzulenken.

<< Gar nichts weißt du. >> murmelte Marc.

<< Marc, bitte. Du hast seit gestern Morgen nichts gegessen oder getrunken. Meinst du dass das gut für dich ist? Fiona hätte es bestimmt nicht gewollt, dass du so leidest. >>

<< Mir egal, ich will einfach nur meine Ruhe. Ihr wisst nicht was ich mitgemacht habe, also lasst eure Sprüche. >> Marc bereute seine harten Worte, doch es kam ihm in diesem Moment so über die Lippen. Um einzulenken sagte er anschließend << ich weiß, dass sie es nicht gewollt hätte, aber es geht einfach nicht. Ich kann nicht. >>

Seine Mutter merkte, dass er noch einige Zeit für sich brauchte und nicht in der Lage war aus dem Zimmer zu kommen. << Ich schau später noch einmal rein. Wenn du Hunger hast, ich hole dir was. >>

Marc schüttelte verneinend den Kopf. Sie stand auf und ließ ihn wieder alleine. Nele ging nach unten, wo die restliche Familie auf sie wartete. Lea weinte immer noch. Die Abfuhr ihres Bruders und die Trauer um Fiona setzten ihr zu. Jannik versuchte sie zu trösten.

Nele, Marcs, Leas und Jans Mutter, setzte sich zu ihnen. Man konnte ihrem Gesicht ansehen, dass das Gespräch mit Marc nicht gut verlaufen war. Sie hatte es nicht geschafft, ihn aus dem Zimmer zu holen.

Dubhan und Diarmait kamen auch dazu. Als alle vollzählig waren erzählte Nele wie das Gespräch mit Marc verlaufen war. Dubhan hörte schweigend zu und entschied, dass sie ihm noch einen Tag Zeit geben sollten. Er war auch der Ansicht, dass das was Marc geleistet und versucht hatte mehr war wie viele in diesem Raum zusammen. Details gab er keine von sich. Doch alle wussten, dass er einiges erlebt hatte. Die letzten Wochen die er mit den verschiedensten Gefühlten verbracht hatte mussten verarbeitet werden. Das ginge nur über Zeit. Er war sich sicher, dass wenn er Hilfe brauchte er sich melden würde.  

Zustimmend nickten alle und wollten auf den nächsten Abend warten. Der restliche Abend ging in dieser Runde schweigend zu Ende und sie entschieden sich alle früh ins Bett zu gehen.

Marc lag auch diese Nacht wach in seinem Bett und sein Blick war starr auf die Decke gerichtet. Er versuchte wieder in den Zustand zu kommen, wo er nichts fühlte und an nichts denken konnte. Es gelang ihm nicht. Immer wieder kamen die Erinnerungen an sie hoch.

Im Morgengrauen hielt Marc es nicht mehr im Bett aus. Er spürte seine Knochen und der Durst trieb ihn in die Küche. Er schenkte sich Wasser ein und setzte sich an den Tisch. Den Blick hatte er auf die Tischplatte gesenkt und merkte nicht wie die andern auch wach wurden und frühstücken wollten.

Die Guten Morgen Rufe überhörte er und fixierte lieber den Tisch.

Jeder hatte einen Teller vor sich und sie unterhielten sich leise. Marc wurde auch ein Teller hingestellt. Als dieser sein Sichtfeld kreuzte sah er seinen Bruder an. Marc schüttelte den Kopf und schob ihn weg.

Jan stellte den Teller an die Seite und setzte sich ebenfalls hin. Das Frühstück war fast beendet. Marc stand auf und nahm sich eine Tasse aus dem Schrank und ließ einen Kaffee aus der Maschine. Er fühlte die Blicke in seinem Rücken, doch er ignorierte alle. Als der Kaffee endlich durch war nahm er seine Tasse, schenkte sich Milch ein und setzte sich an den Tisch.

Gerade als er seinen Kaffee ansetzte um zu trinken hörte er ihre Stimme.

„Marc, du musst dich beeilen! Du hast nicht viel Zeit, ich brauche deine Hilfe!“

Marc fiel die Tasse aus der Hand und sprang vom Stuhl auf. Der Stuhl kippte um und verursachte viel Lärm als er auf dem Boden aufschlug. Marc rannte aus der Küche. Viele verwirrte Augenpaare folgten ihm.

Seine Mutter rief ihm noch << Marc, warte! >> hinterher, doch es interessierte ihn nicht. Fiona war wichtiger. War das möglich, dass er sie gehört hatte oder wurde er verrückt? So schnell er konnte lief er aus dem Schloss.

Er rannte schon in Richtung Friedhof als er sie fragte „Fiona, wie… wo bist du? ... Was muss ich tun?“

„Du musst alles was mir ins Grab gelegt wurde finden und mich anschließend rausholen. Aber erst wenn du alles hast, nicht vorher. Aber du hast nur eine Stunde Zeit. Ist die Zeit um, dann ist alles vorbei. Noch eine Chance werden wir nicht bekommen.“

Marc rannte so schnell er konnte zum Friedhof. Völlig außer Atem kam er schon am Grab an. Das Grab war verschlossen. Schnell nahm er seine Hände und wühlte die Erde zur Seite.

Die ersten Gegenstände hatte er gefunden und legte sie zur Seite. Er zählte durch und stellte fest, dass nur noch die Ringe fehlten. Seine Hände fingen an zu schmerzen. Immer wieder schnitt er sich an kleinen Steinen und er fühlte jetzt schon, dass er bald keine Kraft mehr hatte.

Marc ärgerte sich. Hätte er doch nur auf seine Mutter gehört und etwas gegessen. Ob sie wusste, was ihm bevorstand? Aufgeben wollte er nicht. Es war seine letzte Chance. Er wühlte weiter und fand den ersten Ring.

Der Schweiß lief ihm in die Augen und vernebelte seine Sicht. Wo ist der Zweite? Marc schaufelte wie ein Irrer die Erde zur Seite. Seine Augen brannten, seine Arme schmerzten und die Hände litten immer mehr.

„Fiona, wie lange noch?“

„Ich weiß es nicht genau. Ich würde sagen zwanzig Minuten.“

Marc bekam Hektik und wühlte weiter. Er fand den Ring nicht. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Der Sarg lag fast frei und viele Möglichkeiten ihn zu finden gab es nicht mehr.

„Marc, die Zeit! Bitte!“

„Mir fehlt der zweite Ring! Ich tu was ich kann!“ wieder folgten einige Hände mit Erde. Seine Finger waren aufgeschürft und bluteten, an manchen Stellen fehlte sogar ein Stück, doch er musste weitermachen. Aufgeben kam für ihn nicht in Frage.

„Marc die Luft wird knapp… wenn das nicht klappt, dann habe ich keine Chance mehr zu dir zurück zu kommen.“

Marc suchte und war erleichtert als er ihn endlich in der Hand hielt.

„Ich hab alles und jetzt?“

„Öffne den Sarg! Schnell!“

Marc wühlte weitere Erde am Sarg weg und konnte ihn endlich öffnen. Er atmete schwer vor Anstrengung. Sein Hemd klebte an ihm und auch das Gesicht war verschmutzt. Als er sie sah konnte er es nicht glauben. Sie hatte die Augen geöffnet und sah ihn glücklich an. Fiona holte ein paar Mal tief Luft und setzte sich auf.

<< Marc! >> rief sie erfreut aus. << Du hast es wirklich geschafft! >>

Marc half ihr aufzustehen. So richtig verstehen konnte er es noch nicht. Er half Fiona aus dem Loch und war erschrocken darüber was er geleistet hatte. Wie war es möglich so viel Erde in der kurzen Zeit zu bewegen?

Oben nahm Fiona die Gegenstände an sich und gab sie Marc. Dieser legte die Dinge hinein.  

<< Jetzt müssen wir ihn nur noch verschließen und das Grab wieder herrichten. >>

Marc schloss den Deckel und kam wieder nach oben. Gemeinsam schoben sie die Erde wieder über den Sarg. Als alles verschlossen war sackte Marc zusammen. Fiona erschrak. << Was ist los mit dir? >>

<< Keine Kraft mehr. >> murmelte Marc.

<< Komm wir müssen ins Schloss. >> Fiona half ihm aufzustehen und stützte ihn ab. << Schaffst du es ein Stück? >>

Marc nickte und taumelte mehr recht als schlecht neben ihr her. Fiona kämpfte sich jeden Schritt weiter. Sie wollte für ihn da sein. Ihre letzte Chance musste sie nutzen. So vieles hatte er ihr gegeben, jetzt war es an ihr einmal was für ihn zu tun. Marc war schwer und sie kam schnell außer Atem. Sie merkte schon, dass sie es nicht mehr weit schaffen würde.

Sie waren noch nicht halb um den See herumgelaufen, da hörte Fiona Stimmen, die nach Marc riefen. Sie schleppte Marc weiter und bald kamen ihnen alle entgegen. Als sie Fiona sahen blieben sie stehen und sahen sie mit offenen Mündern an. Fiona wurde rot. So viel Aufmerksamkeit war ihr noch immer zuwider. Verlegen lächelte sie allen entgegen. Sie sah sich die Truppe an und bemerkte zwei fremde Personen. Fiona überlegte und kam zu dem Entschluss, dass es Marcs Eltern sein mussten.

Jan und Jannik eilten zu ihnen und nahmen ihr Marc ab. Fiona war erleichtert, dass ihr die anderen halfen. Auch wenn sie sich dadurch von Marc lösen musste.

Ohne weitere Fragen wurde Marc ins Schloss gebracht, wo sich Dubhan um ihn kümmerte. Fiona half ihm so gut sie konnte. Sie reinigte seine Hände während Dubhan sie desinfizierte und verband.

<< Er wird Hilfe brauchen. >> murmelte er. Fiona nickte. Sie würde alles geben, damit sie mit ihm zusammen sein konnte.

Als Dubhan fertig war zog er sie zur Seite. << Fiona, wie hast du es geschafft. Du warst tot. Selbst ich habe noch einmal nachgeschaut, weil ich es nicht glauben konnte. >>

Fiona kniff die Lippen aufeinander. Schließlich besann sie sich und gab ihm eine Antwort. << Dubhan, sei mir nicht böse, aber ich habe erst mit Marc etwas zu klären, bevor ich mit euch allen sprechen kann. >>

Dubhan fand die Antwort nicht befriedigend, aber er kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie ihre Gründe haben musste.

Marc schlief. Dubhan hatte ihr erklärt warum er zusammengebrochen war. Marc hatte schon vor ihrem Tod nicht richtig geschlafen und seit er hier war auch nicht. Er lag nach der Beerdigung wach in seinem Bett. Auch gegessen hatte er nichts. Seine erste Nahrungsaufnahme sei heute Morgen ein Wasser gewesen. Zum Kaffee reichte es nicht mehr. Fiona schüttelte den Kopf, das hätte sie nicht gewollt, dass er so trauerte.

<< Wenn er wach wird, besorge ihm was zu essen und zu trinken. Er muss wieder zu Kräften kommen. Ich weiß nicht was er vorher gegessen und getrunken hatte. Aber so wie er aussieht tippe ich auf nicht viel. >>

Fiona sicherte es Dubhan zu. Sobald er wach war würde sie ihm was holen. Auch ihr Magen rumorte. Ihre letzte Mahlzeit lag schon einige Tage zurück. Dubhan begleitete sie in die Küche. Fiona aß eine Kleinigkeit, Dubhan umarmte sie und ging wieder ins Zimmer zurück. Der Arzt ging zu seinem Freund.  

Es war mitten in der Nacht. Von Marc kam noch immer keine Reaktion. Fiona beschloss auch zu schlafen. Sie zog ihre Kleidung aus und legte sich zu Marc unter die Decke. Vorsichtig nahm sie seinen Arm und legte sich auf ihn. Ein Bein legte sie über ihn und schlief bald darauf ein.

Marc und Fiona verschliefen den nächsten Tag. Ihre Rückkehr war anstrengend und ihr Geist verlangte für die Anstrengungen einen Ausgleich.

Im Saal saßen alle zusammen und warteten endlich auf eine Erklärung. Sie lauschten jedem Geräusch, doch das Erhoffte blieb aus. Keiner konnte sich vorstellen, wie Fiona zurückkam.

Als es dunkel wurde regte sich Marc und schlug die Augen auf. Er sah Fiona neben sich schlafen und konnte es nicht fassen. Sie war wirklich zurück. Leicht strich er ihr über den Kopf. Sie schlief weiter und kuschelte sich näher an ihn heran.

Glücklich legte er seine Arme um sie und hielt sie fest. Nach ein paar Minuten wurde auch sie wach und streckte sich. Als sie Marc sah, der wach neben ihr lag, lächelte sie ihn an und gab ihm einen Kuss.

Marc zog sie höher und wollte den Kuss vertiefen. Fiona zog sich zurück. << Nein Marc… wir müssen erst reden… >> murmelte sie.

Perplex über die Abfuhr ließ er sie los. Irritiert sah er sie an.

Fiona stand auf und suchte nach etwas zum Anziehen. Das Kleid war dreckig und lag auf dem Boden. Neben dem Schrank sah sie Marcs Tasche. Sie holte sie und schaute nach, ob er ihre Sachen mitgenommen hatte. Erleichtert darüber, dass sie fand was sie suchte zog sie sich an.

Marc stand leicht verärgert neben ihr. Fiona sah ihm an, dass es ihm nicht passte. Doch wollte sie mit ihm zuerst einige Dinge klären. Sie brauchte Gewissheit, dass sie eine weitere Zukunft hatten.

Fiona erinnerte sich an Dubhans Worte. << Marc, wir gehen was essen. Danach erkläre ich dir alles. >> Schuldbewusst sah sie ihn an. << Bitte… ich erkläre dir alles… aber erst musst du was essen… >> murmelte sie.

Marc war nicht erfreut im Ungewissen zu sein, doch Fiona wusste was sie machte. Zu oft hatte sie ihm bewiesen, dass sie nichts Unüberlegtes machte. Nachdem Marc mit Fionas Hilfe auch umgezogen war gingen sie in die Küche um zu Essen.

Auch wenn es spät war entschieden sie sich für Kaffee. Fiona schaltete die Maschine an und holte zwei Tassen aus dem Schrank. Marc kümmerte sich in der Zeit um Teller und essbare Dinge.

Als die anderen im Saal die Kaffeemaschine hörten kamen sie auch in die Küche. Schnell wurden weitere Teller geholt und bald saßen sie gemeinsam und nahmen ein verspätetes Abendessen zu sich.

Fiona lernte Marcs Eltern kennen. Sie waren erfreut darüber, dass sie sie kennen lernen durften. Sie entschuldigten sich dafür, dass sie so viel unterwegs waren und es zeitlich nicht geschafft hatten sie zu besuchen.

Dubhan hatte allen erzählt, dass Fiona erst mit Marc sprechen wollte und so sprach sie keiner auf die Rückkehr an.

Nach dem Essen räumten alle gemeinsam den Tisch ab. Marc wollte nun wissen, was Fiona ihm sagen wollte oder musste. Die Ungewissheit nagte an ihm.

Die Nacht war warm und so verließen sie das Schloss um ungestört zu sein. Sie liefen an den See und setzten sich auf die Bank, auf der sie schon mehrere Stunden verbracht hatten. Marc legte einen Arm um sie.

<< Ich weiß, ich kann es nicht länger aufschieben. >> murmelte Fiona. << Hör dir bitte alles erst an und entscheide dich dann. >> sagte sie sehr leise.

Marc nickte und Fiona begann zu erzählen.

55. Kapitel

<< Also… ich versuche es dir zu erklären… ich hoffe du kannst es nachvollziehen. >> murmelte sie.

<< Ich weiß noch, dass ich in deinen Armen eingeschlafen bin. Da war ich wirklich glücklich. Ich musste auf die andere Seite kommen. Es war schwer, da ich nicht wollte. Meine menschliche Seite zog mich immer wieder mit. Du kannst es dir vorstellen wie wenn ich einen Zwilling hätte.

Wir standen uns gegenüber und konnten uns nicht einigen. Den Wächtern wurde unser Streit irgendwann zu viel. >>

Fiona lächelte. << Zickenterror nannten sie es. Wir wurden beide beschimpft nicht so einen Krach zu machen. Es sei eine Ruhestätte und jeder sei glücklich. Krach bräuchten sie hier nicht. Wir sollten leise sein und die Seelen in Frieden ruhen lassen.

Ich oder eigentlich wir waren sehr erstaunt, als plötzlich noch ein zweiter Wächter kam. Beide wollten uns jeweils in ihre Welten mitnehmen. Meine Seele sollte in das Tal, die andere in den Himmel. Ich habe mich gesträubt, ich wollte nicht wieder ins Tal. Ich wollte zurück… zu dir.

Die letzten Tage konnte ich nicht die Oberhand gewinnen. Die Krankheit war stärker wie ich. Du weißt gar nicht wie sehr ich es versucht hatte. Doch die Medikamente ließen mich wie in einer Hülle eingepackt im Körper bleiben.

Nichts aber auch gar nichts gelang mir. Ich war deprimiert und unzufrieden. Ich habe den Wächtern erklärt, dass ich noch gar nicht sterben wollte. Nach einem langen Gespräch waren sie zu einem Kompromiss bereit.

Wir sollten uns einig werden was wir wollten und im Gegenzug dafür hielten sie meinen Körper aufrecht. Sie erklärten mir, was sie machten. Mein Körper wurde mit einer Art Zauber versehen. Mein Herz schlug weiter, jedoch so, dass es niemand erkennen konnte. Sobald mich jemand berührte blieb es stehen. >>

Marcs Augen wurden groß, dann hatte er sich doch nicht getäuscht, als er ihre Hand genommen hatte. Die Wärme die von ihr ausging war keine Einbildung. Er sagte nichts und hörte ihr weiter zu.

<< Die Wächter sperrten uns in einen Raum. Wir sollen uns einig werden was wir wollten. Wie lange wir eingesperrt waren wissen wir nicht. Auf der Erde ist es nicht lange gewesen. Ich glaube es müssten fünf Tage gewesen sein, doch uns kam es vor wie eine Ewigkeit. Wir konnten uns nicht einigen. Ich wollte unbedingt zurück und meine andere Hälfte sah es als Schicksal an so früh zu sterben. Sie war bereit ins Jenseits zu gehen.

Die Wächter kamen wieder und fragten uns. Da wir ihnen keine Antwort geben konnten ließen sie uns wieder zurück. Wieder versuchte ich alles um meine andere Hälfte umzustimmen, doch ohne Erfolg.

Nach einer Zeit, die uns wie eine Ewigkeit vorkam kamen sie wieder und fragten uns. Wieder konnten wir keine Antwort geben. Sie trennten uns und nahmen mich mit. Sie sperrten mich in einen anderen Raum ein.

Doch auch das ließ meine Entscheidung nicht ins Wanken geraten. Wir wurden beobachtet. Wie wir später erfahren hatten, konnten sie jeden Gedanken von uns hören. Irgendwann wurde es in dem Raum hell.

An einer Wand zeigten sie mir, was du alles für mich getan hast. Deine Reise und deine Anstrengungen. Ich konnte es nicht glauben. Du hast alles getan, was du konntest. Ich war so beeindruckt, das kannst du dir nicht vorstellen. Wie gerne hätte ich dich in die Arme genommen und dich gedrückt. Sie zeigten mir Bilder von dir. Es zerbrach mir das Herz, dich so leiden zu sehen. Wie verloren lagst du auf dem Bett.

Danach blieb es wieder dunkel und ich musste warten. Ich dachte immer an dich. Wie du dich gerade fühlen musst, was du machst, wie es den Kindern geht.

Irgendwann holten sie mich heraus. Sie sagten, dass die Zeit um war. Meine andere Hälfte war immer noch der Ansicht, dass sie ins Jenseits gehörte.

Ich bettelte die Wächter an. Ich wollte zurück. Sie berieten sich und kamen zurück. Sie schickten mein menschliches ich auf die andere Seite. Dann war ich mit ihnen alleine. Der Wächter versuchte mich zu überreden mitzukommen, doch ich weigerte mich.

Daraufhin stellten sie mir gefühlte zehntausend Fragen. Ich beantwortete alle. Meist ging es um dich.

Als die Frage kam, was ich für dich gemacht hätte antwortete ich: Alles. Egal was, ich hätte alles auch für dich getan. Die Wächter waren von meiner Liebe zu dir nicht überzeugt. Sie berieten sich wieder und ließen mich alleine zurück. Ewige Stunden musste ich warten, bis sie sich entschieden hatten.

Wieder fragten sie mich, ob ich alles für dich tun würde und wieder erhielten sie von mir ein ja.

Sie sagten mir, dass sie mich prüfen werden. Nur wenn ich diese Prüfung bestehen würde, dann könnte ich zurück.

Sie führten mich in einen Raum, in dem das Herz, die Blume und das Blatt lagen. Ich musste alles wieder herstellen. Ich hatte dafür nur eine begrenzte Zeit. Wie viel sagten sie mir nicht. Die Zeit sei um wenn einer von ihnen zu mir kommt. Die Zeit saß mir im Nacken. Als ich endlich die Teile sortiert und wieder zusammensetzte ging die Tür auf. Schnell packte ich das letzte Stück vom Herz und setzte es ein. Ich hatte es geschafft.

Doch damit nicht genug. Sie führten mich in einen weiteren Raum. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Du… oder… zumindest welche die wie du ausgehen hatten standen dort. Die Wächter gaben mir die Aufgabe, herauszufinden, welcher von ihnen du warst.

Alle sahen gleich aus. Ich wusste erst nicht was ich tun sollte. Doch dann stellte ich ihnen einige Fragen, die nur du beantworten konntest.

Jeder der mir eine falsche Antwort gab sortierte ich aus. Am Ende blieb keiner übrig. Ich war mich sicher, dass du nicht dabei warst. Als ich endlich fertig war, kamen die Wächter wieder und fragten mich. Ich antwortete ihnen, dass du nicht dabei warst.

Zufrieden nickten sie und gaben den Anwesenden wieder ihre normale Gestalt. Erleichtert sah ich die Personen an und war wirklich erfreut darüber, dass du nicht dabei warst.

Nun holten sie mich zurück und löcherten mich wieder mit Fragen. Es war unglaublich, aber sie ließen nicht locker. Ich musste alles ehrlich beantworten.

Nun fragten sie mich, ob ich mir sicher sei, dass du mich weiterhin lieben würdest. Ich war mir sicher und sagte ihnen, dass es für dich keine andere geben würde. >> Fiona unterbrach ihre Erzählung und sah Marc an. Dieser strahlte sie an und nickte eifrig. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und erzählte weiter.

<< Dann ging die Fragerei weiter. Sie wollten wissen ob ich mir sicher sei, dass du weiterhin alles für mich tun würdest. Wieder nickte ich. Doch die nächsten Fragen ließen meinen Entschluss ins Wanken geraten. Ich wusste nicht ob du das wirklich machen würdest. Meine Zweifel ließ ich mir nicht anmerken, auch wenn in meinem Bauch sich ein komisches Gefühl ausbreitete. >>

Fiona schwieg und schaute in den Himmel. Jetzt kam der schwierige Teil an die Reihe. Sie wusste genau, dass sie über Marcs Kopf hinweg entschieden hatte. Ob er ihr das verzeihen könnte? Wie würde er reagieren? Ihr schlechtes Gewissen nagte an ihr. War sie doch zu vorlaut gewesen?

Marc sah sie schweigend an und merkte dass sie mit sich kämpfte. Sein Gefühl sagte ihm, dass jetzt etwas kommen musste, was sie sehr bedrückte.

<< Marc… ich hoffe du kannst mir verzeihen… ich hatte keine andere Wahl… >> flehend sah sie ihn an.

Marc schluckte. Was hatte sie getan? Er nickte unsicher.

<< Also… die Wächter gaben mir ein paar Auflagen… nachdem sie mich so viel gefragt hatten. Nur wenn alles innerhalb des nächsten Jahres geschieht, darf ich bei dir bleiben… >> Fiona schluckte. Es war schwer ihm zu sagen was er nun tun musste. Wenn nicht bedeutete es das endgültige Ende für sie.

Fiona knetete vor Aufregung ihre Finger. Marc nahm ihre Hände. Er wusste nicht, was noch kommen würde, doch er versuchte sie aufzumuntern.

<< Fiona, egal was. Sag es mir. Was ich kann werde ich tun. Ich will dich behalten… für den Rest meines Lebens. >> Gegen Ende flüsterte Marc.

Fiona sah ihn unsicher an, stand auf und drehte ihm den Rücken zu. << Für den Rest deines Lebens? >> Unser sah sie ihn über ihre Schultern an. Marc nickte.

<< Bist du dir sicher? Was ist wenn es kein Ende gibt? >> murmelte sie.

Marc riss die Augen auf. Was wollte sie ihm damit sagen? Marc stand auf und nahm sie in den Arm. << Wir haben so viel gemeinsam erlebt. Meinst du nicht, dass wir den Rest auch noch schaffen? >>

<< Ich weiß nicht… du weißt ja nicht was noch kommt… >> murmelte sie.

Fiona drehte sich um und sah ihm in die Augen. Sie konnte bei ihm Liebe, Verständnis und eine leichte Unsicherheit erkennen.

Sie biss sich auf die Lippe. Marc nahm ihren Kopf zwischen seine verbundenen Hände und hielt sie fest. Er gab ihr einen Kuss auf die Lippen. << Erzähl weiter. Die Ungewissheit macht mich kribbelig. Ich liebe dich viel zu sehr um böse auf dich zu sein. >>

Fiona nickte und ging auf die Bank zurück. Marc folgte ihr und setzte sich neben sie. Fiona suchte nach den passenden Worten. Schließlich erzählte sie weiter.

<< Die Auflagen der Wächter… ich weiß nicht ob du dem zustimmst… ich oder eigentlich wir müssen im nächsten Jahr… Marc, ich kann das nicht. Ich habe über deinen Kopf hinweg entschieden. Ich glaube kaum, dass du mir verzeihen kannst. >>

Fiona drehte sich zu Seite und zog die Beine auf die Bank. Ihren Kopf legte sie auf die Knie. Leise sprach sie weiter. << Marc ich habe ein Jahr Zeit… wenn ich oder wir die Auflagen nicht erfüllen, dann muss ich zurück… für immer. >>

Marc zog sie näher an sich heran. << Sag es einfach. Egal was es ist. Ich höre dir zu. >> murmelte er in ihre Haare.

Fiona nickte und sprach leise weiter. << Ich durfte nur zurück, wenn ich im nächsten Jahr dich heirate… >> Marc unterbrach sie. << Machen wir. >>

Fiona schüttelte ungläubig den Kopf. << Du weiß nicht was noch kommt… >> Fragend sah er sie an.

<< Also… wir müssen heiraten und… ich … muss… dich überreden… unsterblich zu werden… ich war sicher, dass du dem zustimmst. Wenn ich jetzt daran denke, war ich zu voreilig. Ich habe über dich bestimmt. >> sie konnte ihn nicht ansehen. Den Kopf drückte sie fest auf ihre Knie.

Marc strich ihr über den Rücken. << Fiona… ich weiß nicht wann… aber irgendwann kam mir schon einmal der Gedanke, ob du es mit mir eingehen würdest…. >> Fiona drehte sich um und sah ihn ungläubig an. << Das meinst du doch nicht ernst, oder? >>

<< Doch! >> bestätigte ihr Marc. << Ich weiß nicht mehr wann, aber den Gedanken hatte ich schon vor einiger Zeit. Ich war beziehungsweise bin so glücklich mit dir. Ich will dich nie wieder verlieren. >>

<< Dann meinst du… ich … muss mir keine Vorwürfe machen? Die Wächter sagten mir, dass es nicht einfach sei, alles zu erfüllen…. >>

Marc unterbrach sie. << Was noch? Gibt es noch etwas das wir tun müssen? >>

Fiona überlegte. << Also… den ersten Schritt hast du gemacht… du hast mich befreit… jetzt fehlt noch heiraten, unsterblich werden, eine neue Verbindung und die Reise beenden… wobei sie mir nicht gesagt haben, was wir dafür tun müssen. Ich denke unsere Reise ist gescheitert… alles nur wegen mir. >> murmelte sie.

Marc drückte sie an sich. << Wir werden es schaffen… nur… ich glaube die Reihenfolge müssen wir verändern… >>

Fragend blickte Fiona auf. << Wieso? >>

Marc kicherte amüsiert. << Naja, so wie du es aufgezählt hast, funktioniert es nicht. >>

Fionas Gesichtsausdruck wechselte von fragend zu irritiert.

Marc kicherte wieder. << Du solltest wissen, dass wir uns als allererstes verbinden müssen. Vorher geht der Rest nicht. Deine Aufzählung war wirr. >>

<< Klugscheißer. >> murmelte sie.

<< Hast du noch etwas, was wir tun müssen oder war es das? >>

<< Ich glaube das war es… und dich stört es nicht? Obwohl ich über deinen Kopf hinweg entschieden habe? >>

Überzeugt schüttelte Marc den Kopf. << Ich denke es wäre sowieso alles so gekommen, wenn du nicht gestorben wärst… irgendwie komisch… dass ich dich jetzt im Arm halten kann. >>

Fiona lächelte ihn an und drehte sich richtig zu ihm um. Marc zog sie auf seinen Schoß. Sie schmiegte sich an ihn und genoss es von ihm gehalten zu werden. Die schwere Last ist ihr von den Schultern gefallen.

Erleichtert, dass Marc nicht verärgert war und das Gespräch endlich hinter sich gebracht, fing sie an Marc zu küssen. Dieses Mal hielt sie sich nicht zurück und legte ihre ganze Liebe zu ihm in den Kuss.

Als sie sich voneinander lösten war es bereits hell geworden. Glücklich und zufrieden schlenderten sie zum Schloss zurück. Ungesehen gingen sie in ihr Zimmer. Fiona duschte sich und half anschließend Marc sich zu reinigen.

Als sie fertig waren, legten sie sich aufs Bett und schliefen eine Weile. Plötzlich hörte Fiona stimmen im Flur. Ihr fiel ein, dass die ihre Kinder noch nicht gesehen hatte, seit sie zurück war.

Unsanft weckte sie Marc und zog ihn aus dem Bett. Verschlafen folgte er ihr. Fiona entdeckte Lea im Gang mit ihren Zwillingen. Fiona erschrak. Sie waren richtig groß geworden. Tränen standen in ihren Augen. So viel Zeit hatte sie mit ihnen verpasst.

Langsam schritt sie auf sie zu. Die Zwillinge beäugten sie misstrauisch und versteckten sich hinter Lea. Entsetzt sah Fiona Lea an. Sie war zu lange weg gewesen und ihre Kinder erkannten sie nicht mehr.

Lea kam zu ihr und nahm sie in den Arm. Auch ihr liefen Tränen übers Gesicht, aber aus Freude ihre Freundin endlich wieder in die Arme nehmen zu können.

Die Zwillinge zogen an Leas Hose. Sie drehte sich um und ging zu ihnen in die Hocke. Leise sprach sie zu ihnen << Fenja, Rasmus hört mir mal zu. Ich habe euch doch viel von eurer Mama erzählt. >> Die Zwillinge sahen sie an. << Mama. >> sagte Rasmus.

Lea nickte. << Genau. Eure Mama ist da und möchte mit euch spielen. >>

Bei dem Wort spielen hob Fenja den Kopf und sah sie und Lea abwechselnd an.

<< Ich glaube wir gehen in den Garten. Dort spielen sie am liebsten. >> sagte Lea und zeigte Fiona, dass sie folgen soll.

Marc blieb stehen und schaute ihnen nach. Er ging in die Küche. Sein Appetit war zurückgekehrt und er hatte Hunger. Er richtete für alle einen Picknickkorb und wanderte mit diesem zu seiner kleinen Familie.

Er fand sie unter den Bäumen im Schatten. Die Zwillinge sahen ihren Vater und schauten ihm neugierig entgegen. Marc stellte den Korb ab und schon waren sie bei ihm und schauten hinein.

Sie verbrachten den Tag unter den Bäumen. Die Zwillinge gewöhnten sich an Fiona und kamen immer wieder zu ihr. Fiona war glücklich. Endlich waren sie wieder vereint. Marc legte einen Arm um sie und die Zwillinge schliefen bei ihnen ein.

Leise unterhielten sie sich mit Lea während die Kinder schliefen. Lea wollte unbedingt wissen, wie Fiona es geschafft hatte zurück zu kommen, doch Fiona vertröstete sie auf den Abend. Sie wollte nicht alles mehrmals erzählen müssen.

Mit Marc wollte sie vorher noch klären, was sie den anderen sagten und was nicht. Leas Handy klingelte und sie stand auf. << Jannik ist da. >> freute sie sich und lief davon.

Marc und Fiona berieten sich über das bevorstehende Gespräch mit der Familie. Sie waren sich schnell einig, dass sie nicht alles erzählen wollten.

56. Kapitel

Einige Minuten saßen sie zusammen. Die Zwillinge wurden wach und erkundeten erneut die Umgebung oder kamen zu ihnen zum Spielen. Marc und Fiona genossen die Ruhe. Solche Stunden hatte es bisher viel zu wenige gegeben. Gerade für Fiona war es ein Erlebnis, was die Kinder bisher gelernt hatten. So vieles hatte sie nicht mitbekommen. Leise Zweifel stiegen in ihr auf, ob sie überhaupt eine gute Mutter war. Immerhin hatte sie Marc mit den Kindern im Stich gelassen.

Marc merkte es. Er sprach lange mit ihr und sagte ihr auch, dass er in ihrer Situation wahrscheinlich genauso gehandelt hätte. Sicher konnte er sich nicht sein, da er nicht an ihrer Stelle war. Er konnte es nur vermuten.

Etwas erleichtert, aber nicht zweifelfrei, stand Fiona auf und fing die Zwillinge ein. Sie brachte sie auf die Decke und sie kitzelten sie abwechselnd. Das fröhliche Kinderlachen war weit zu hören. Auch Marc und Fiona mussten mehrmals lachen. Am späten Nachmittag bekamen Rasmus und Fenja noch ihr Abendbrot auf der Picknickdecke.

Nach dem Essen erzählte Marc ihnen eine Geschichte und die Zwillinge schliefen bald zwischen ihnen ein. Fiona lächelte als sie sah, wie die Zwei sich aneinander kuschelten.

Die Sonne verschwand hinter dem Schloss und es wurde merklich kühler. Fiona begann zu frösteln. Marc nahm seine Jacke und legte sie ihr über die Schultern und über die Zwillinge bereitete er eine weitere Decke aus, die er schon am Mittag eingepackt hatte. Fiona sah ihn dankbar an und wickelte die Jacke enger um ihren Körper.

Sie sprach Marc noch einmal auf ihr nächtliches Gespräch an. Sie fühlte sich seit ihrer Rückkehr nicht richtig wohl. Sie zweifelte an so vielen Punkten. War ihre Rückkehr nicht doch zu gewagt? Marc versicherte ihr, dass er alles ernst gemeint hatte was er gesagt hatte. Nie wieder wollte er sie verlieren.

Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen zog er sie näher an sich heran und fing an sie zu küssen. Erst als seine Zunge um Einlass bat, konnte Fiona den Kuss erwidern. Sie seufzte auf. Hoffentlich würde es immer so bei ihnen bleiben.

Die Sonne war verschwunden. Es wurde dunkler. Marcs Handy klingelte. Fiona wollte sich nicht von ihm lösen, doch er stand auf und lief einige Schritte von ihr weg und telefonierte. Das Gespräch zog sich in die Länge. Marc sah zwischendurch zu ihr. Sein Ausdruck war alles andere als zufrieden.

Als er aufgelegt hatte, setzte er sich wieder zu ihr. Je mehr Zeit verstrich, umso nervöser wurde Marc. Immer wieder sah er auf die Uhr. War er aufgeregt wegen dem Gespräch am Abend? Eine andere Möglichkeit fiel ihr nicht ein. Sie hörte in sich hinein und stellte fest, dass sich bei ihr noch keine Nervosität breit machte. Warum gerade bei ihm?

Sie beschlossen, alles zu packen und ins Schloss zurückzukehren. Marc war gerade damit beschäftigt alles in den Korb zu packen, als Lea und Jannik zurückkamen. Er beeilte sich und als sie bei ihnen standen war er fertig. Sichtlich erfreut blickte er ihnen entgegen.

<< Schön dass ihr da sein… könnt ihr mir einen Gefallen tun? >>

Lea nickte. << Ok, helft bitte Fiona die Zwillinge und den Korb reinzubringen… ich muss dringend was erledigen. >> Marc sprang auf und lief zügig davon.

Irritiert sahen die Drei sich an. Marc verschwand aus ihrem Blickfeld. Fiona sah die beiden fragend an, aber die konnten ihr auch nichts sagen. Sie wunderten sich selbst über Marcs überstürzten Abgang. Lea nahm den Korb, Jannik nahm Rasmus und sie hob Fenja auf. Lea faltete die Decke zusammen. Mit allem bepackt gingen sie ins Schloss.

Jannik und sie brachten die Zwillinge ins Bett. Er nickte ihr zu und flüsterte << Ich gehe schon mal in die Küche zum Essen. Du kommst doch gleich nach? >>

Fiona nickte, denn sie wollte die Beiden nicht wecken. Marc war noch nicht zurück und Fiona begann sich Sorgen zu machen. War ihm doch alles zu viel? Hatte sie zu viel von ihm verlangt? Ihre Unsicherheit wuchs mit der Sorge in gleichem Maß.

Wenn ihm etwas zugestoßen war? Fiona verwarf den Gedanken. Marc hätte ihr Bescheid geben können. Sie versuchte ihn zu erreichen. Nach einigen erfolglosen Versuchen gab sie es auf.

Sie sah noch einmal die Zwillinge an, die friedlich in ihren Betten lagen und schliefen. Leise ging sie zur Tür und lief aus dem Raum. Anschließend begab sie sich in die große Küche zum Abendessen.

Die neugierigen Blicke der Anwesenden verfolgten sie bei jedem Biss. Nervös aß sie weiter. Marcs Reaktion hatte sie überrascht. Sie war sich sicher gewesen, dass er anders reagieren würde. Nur jetzt passte alles nicht zusammen. Warum war er so überstürzt davongelaufen? Auf ihre Frage ob einer wüsste wo Marc hingegangen war erhielt sie keine Antwort.

Auch seine Eltern sagten, dass sie es nicht wussten. Ihr ungutes Gefühl wuchs. Warum war er verschwunden? Fiona unterhielt sich mit ihnen. Es waren die einzigen Personen, die sich noch nicht richtig kennen gelernt hatte. Sie fand Marc Mutter sehr nett und verstand sich mit ihr äußerst gut.

Das Essen schmeckte ihr nicht mehr und sie schob ihren Teller zur Seite. Sie wusste, dass sie endlich auch eine Erklärung für ihr plötzliches Auftauchen geben musste. Bis jetzt hatte jeder es vermieden sie auf ihre Rückkehr anzusprechen, doch lange würde es nicht mehr dauern. Innerlich wurde sie zornig auf Marc. Warum war er davongelaufen? Hatte er keine Lust ihr beizustehen? Wieso ließ er sie im Stich?

Nachdem alle fertig waren mit Essen, zogen sie sich zurück. Fiona räumte mit Nele noch die Küche auf. Als sie fertig waren, war Marc immer noch nicht zurück. Fiona beschloss ein Glas Wasser zu trinken um Zeit zu schinden. Sie trank es extra langsam, in der Hoffnung, dass er bald auftauchen würde. Als er noch nicht zurückgekehrt war, ging sie alleine in den Saal und setzte sich zu ihnen.

Diarmait fragte sie << So, da wir nun alle zusammen sitzen, dürfte es keine Ausrede mehr geben, uns deine Geschichte zu erzählen. Versteh mich nicht falsch Fiona, aber zu allererst möchte ich sagen, dass ich mich sehr freue, dass du wieder bei uns bist… nur… wir sind und da spreche ich wahrscheinlich für alle hier Anwesenden sehr überrascht, dass du plötzlich wieder… wie soll ich sagen… lebendig bist. Es klingt vielleicht komisch, aber es kann keiner nachvollziehen. Bisher ist niemand von den Toten auferstanden. Kannst du uns sagen, wie du es geschafft hast? >>

Fiona sah alle der Reihe nach an. Sie hatte vorher mit Marc besprochen, dass nur die Notwendigsten Informationen weitergegeben werden sollten, außer an Dubhan und Diarmait, die sowieso über alles Bescheid wissen. Diese Zusammenkunft stand ihr in den nächsten Stunden bevor.

Sie überlegte weiter. << Also… ich weiß nicht… wie ich es erklären soll… aber … meine menschliche Seite ist gestorben. Ich hatte die Möglichkeit auf eine Rückkehr … und die habe ich genutzt. Es war nicht einfach. Bitte glaubt mir… aber… mehr kann ich euch nicht erzählen. >>

Sie stockte. Es war wirklich wenig was sie sagen konnte. Von ihren Auflagen wollte sie nichts sagen, zumal sie dadurch zugeben musste, dass sie über Marc entschieden hatte. Das schlechte Gewissen nagte an ihr. Marcs Verschwinden bestätigte sie im Unterbewusstsein. Sie war schuld, dass er gegangen war.

Marcs Eltern und Geschwister waren Neugierig und wollten viel mehr von ihr wissen. Dubah und Diarmait sahen sich an. Sie wussten, dass es Dinge waren, die nicht für alle Ohren bestimmt waren.

Diarmait unterbrach die Fragerunde. << Also ich glaube das was Fiona uns vorhin erzählt hat reicht aus. Ein paar Geheimnisse sollten gewahrt werden. Ihr wisst von Marcs Reise… da konnte er auch nicht alles erzählen… ich glaube an die Zwei und dass sie uns das, was sie verantworten können, an uns weitergeben. >>

Diarmait setzte sich nach seiner kurzen Rede in seinen Sessel. Marc Eltern sahen ihn fragend an. Sie wussten nichts von Marc Reise. Diarmait erklärte ihm, dass er mit allen Mitteln versucht hatte Fiona zurückzuholen. Weitere Details konnte er ihnen nicht sagen.

Fiona hörte nur noch mit einem Ohr zu. Die Zweifel loderten in ihrem Bauch. Wenn er nur bald zurückkommen würde. Eilig sah sie auf die Uhr. Es waren seit seinem Aufbruch fast sechs Stunden vergangen. Sie wunderte sich darüber, dass er ihr gegenüber keine Andeutungen gemacht hatte, was er vorhatte. Sie wurde sich immer sicherer, dass es wegen ihr war. Sie versuchte sich ihre gedrückte Stimmung nicht anmerken zu lassen.

Sie stand auf und gab vor, nach Rasmus und Fenja schauen zu wollen. Eilig verließ sie den Saal und lief in das gemeinsame Zimmer von ihr und Marc. Leider war er nicht zu finden. Ihre Sorge wuchs. Hatte er sein Handy dabei? Vielleicht reichten ihre Fähigkeiten nicht aus um ihn zu erreichen?

Fiona klammerte sich an den Faden der Hoffnung. Sie nahm das Telefon in die Hand und wählte seine Nummer. Enttäuscht legte sie auf. Sie hatte nur die Mailbox erreicht.

Deprimiert lief sie Richtung Saal. Im Flur begegnete sie Marcs Familie. Diese waren auf dem Weg in die Betten. Sie wünschten sich eine gute Nacht und ließen Fiona zurück. Diese setzte sich zu Diarmait und Dubhan.

<< Fiona, jetzt sind wir alleine. Du kannst uns deine Geschichte erzählen. Marc wird dann mit dir gemeinsam die Bücher vervollständigen. Nur diese Dinge, von denen ihr überzeugt seid schreibt ihr hinein. Was nicht für die Nachwelt festgehalten werden soll, das lasst ihr weg. Apropos ihr… wo ist eigentlich Marc? Den hab ich den ganzen Abend noch nicht gesehen. >> Diarmait sah sie verwundert an.

<< Marc ist vorhin Hals über Kopf davongelaufen. Wohin weiß ich nicht. >> murmelte Fiona.

Dubhan schüttelte den Kopf. << Verrückter Kerl… lässt einfach seine Gefährtin stehen… >> Diarmait lächelte über die Aussage des Arztes, sonst war er ruhig und ausgeglichen. Solche Ausdrücke bekommt man von ihm fast nicht zu hören.

<< Ich glaube er kommt heute nicht zurück. >> murmelte Fiona. << Dann werde ich euch alles alleine erzählen. >>

Die Freunde nickten und freuten sich über das Vertrauen von Fiona. Sie fasste die Geschehnisse zusammen, das Einzige was sie verschwieg waren ihre Auflagen und Marcs Versprechen ihr gegenüber. Sie war sich gar nicht mehr sicher ob Marc seine Worte nicht doch bereut hatte.

Sie blieb noch eine Weile sitzen und unterhielt sich mit Diarmait und Dubhan. Die Zeit verging schnell. Fiona war überrascht, dass sie schon die halbe Nacht mit ihnen zusammen saß. Sie stand auf und wünschte den beiden eine gute Nacht.

Anschließend ging sie ins Zimmer, duschte sich und legte sich ins Bett. Das Bett empfand sie zu groß. Marc fehlte ihr. Wie gerne würde sie sich an ihn kuscheln. Sie versuchte ihn ein weiteres Mal zu erreichen, jedoch erhielt sie keine erlösende Nachricht. Sie wartete und wartete, in der Hoffnung auf seine Wiederkehr. Im Morgengrauen übermannte sie der Schlaf.

Lea weckte sie kurze Zeit später, da die Zwillinge wach waren und sie nach dem Frühstück weg wollte. << Shoppen. >> grinste sie. << Marc noch nicht zurück? >>

Fiona schüttelte den Kopf. << Er war die ganze Nacht nicht da… und erreichen kann ich ihn auch nicht. >> Betrübt schaute sie Lea an.

Lea kam zu ihr und umarmte sie. << Er kommt bestimmt bald wieder. Vielleicht war es was mit der Arbeit? >>

Fiona konnte es sich nicht vorstellen, doch ausschließen wollte sie es nicht. Möglich wäre alles. Aber der Gedanke von gestern verfolgte sie immer noch. Was wäre wenn Marc alles nicht so gemeint hatte wie er sagte? Sie wäre in einem Jahr weg und dann für immer.

Sie schüttelte sich und schimpfte sich egoistisch. Es sollte egal sein, was mit ihr war. Marc und den Kindern sollte es gut gehen. Sie war schon einmal gestorben… nur was würde dann aus allen? Marc hatte so gelitten oder hatte sie sich das eingebildet? Fiona wusste nicht mehr was sie glauben sollte und was nicht. Die widersprüchlichen Gefühle der letzten Stunden waren genug. Sie hoffte, dass er bald wieder auftauchen und sie mit ihm sprechen konnte.

Sie streckte sich und schlüpfte aus dem Bett. Sie suchte sich saubere Kleidung aus und zog sich um. Anschließend wanderte sie in die Küche und setzte sich verschlafen an den Tisch.

57. Kapitel

Fiona trank müde ihren Kaffee und schmierte sich Butter auf ein Brot. Sie machte sich weitere Sorgen um Marc. Warum meldete er sich nicht? Er hatte so viele Möglichkeiten und auf keiner antwortete er.

Die Sorge wuchs, als Fiona ihr Brot aß. Lea wischte den Zwillingen die Finger und den Mund ab und befreite sie anschließend aus ihren Stühlen.

Die Zwillinge brachte sie zu Dubhan und Diarmait, damit Fiona in Ruhe frühstücken konnte. Die zwei Männer passten sehr gerne auf die Kinder auf. Auch wenn es bei ihnen noch nie Zwillinge gab und geben sollte, waren sie ein Beweis dafür, dass nichts unmöglich war. Diarmait liebte sie wie seine eigenen Kinder. Er brachte ihnen alle Liebe und Fürsorge entgegen, die er aufbringen konnte.

Lea ermahnte die Männer noch spaßeshalber, dass sie ihnen nicht zu viele Süßigkeiten geben sollten. Dafür erntete sie entsetzte Blicke von ihnen.

Diarmait meinte << Das würden wir nie machen. >> während Dubhan vergnügt mit den Augen zwinkerte. Lea verdrehte die Augen und die Beiden lachten.

Zufrieden spielten sie mit ihnen oder hoben sie hoch, wenn sie die Ärmchen streckten. Lea lächelte ihnen zu und murmelte << ich geh die Küche aufräumen. >>

Sie pfiff und summte leise vor sich hin, als sie ihr dreckiges Geschirr in die Maschine räumte. Sie hüpfte aufgeregt umher und war schon fast fertig. Fiona schüttelte den Kopf. Warum war sie so gut gelaunt? Und das am frühen Morgen schon.

Sie sah sie Lea an, die immer noch mit einem Dauergrinsen durch die Küche lief.

<< Geht ihr mit shoppen? >> wollte sie wissen.

Fiona sah sie verdutzt an. << Wer… wir? >>

<< Ich meine dich und die Zwillinge… ich würde auch gerne für sie was kaufen. >>

Verwundert sah Fiona sie an. Sie hatte so eine gute Laune und dann wollte sie noch die Zwillinge beim Einkaufen dabei haben. Warum fragte sie nicht nach Marc? War es selbstverständlich, dass er einfach so verschwand? Ohne ein Wort, ohne alles?

Sie dachte an einen Einkauf mit den Zwillingen und teilte Lea ihre Bedenken mit.

<< Das ist wohl keine so gute Idee. >> gab Fiona zu. << Stell dir mal vor, die verstecken sich oder laufen weg? Wie willst du sie dann finden? Das wird bestimmt nicht entspannend… wohl… eher stressig. >>

Lea winkte ab. << Halb so schlimm. Ich hatte sie schon öfter dabei. Im Flur steht ein Wagen, da setzen wir sie rein… wir… müssen nur noch nach einem Auto schauen… ich habe keins hier. >> gab sie verlegen zu.

Fiona grinste sie an. << Du nimmst auch alles, was es leichter macht? Woher hast du ihn? Es ist schön, dann weiß ich das und kann mit ihnen spazieren gehen. Aber… ich glaube nicht dass ich mit einkaufen gehe… ich möchte hier in der Nähe bleiben… vielleicht kommt Marc zurück. >> verlegen sah sie zu Lea << ich denke ich habe ihn überrumpelt mit meinem Auftauchen. >>

Lea sah sie nachdenklich an. << Hm… zugegeben… ich war auch sehr überrascht, aber… ich freu mich so! Ich hätte nie gedacht, dass ich dich wiedersehen würde. Ich würde nur zu gerne wissen, wie so was möglich ist. >>

Fiona sah sie bedauernd an. << Lea… du weißt, dass ich dir das nicht sagen kann. Von Marcs Reise um mich zurückzuholen weißt du auch nicht viel. Vielleicht soll es so sein und du lernst das alles erst, wenn du es brauchst. >>

Unzufrieden nickte Lea. << Ich hoffe, dass ich nie so leiden muss… gerade jetzt… nein, ich wollte mit euch nicht tauschen. >>

Fiona packte die Neugier. Leas guter Laune und den Andeutungen wollte Fiona auf den Grund gehen. Direkt sprach sie Lea an << Sag mal… gib es irgendwas was du mir erzählen möchtest? >>

Lea wurde rot und schaute verlegen zur Seite. Stotternd erzählte sie Fiona << Ach… weißt … du… Jannik … und ich… >> sie holte Luft und kniff die Augen zusammen. << wir haben uns verbündet. >>

Fiona nahm sie in den Arm. << Ich freu mich für dich. Aber… ich dachte… das hättet ihr schon hinter euch? Dein Geburtstag ist schon eine Weile her… >> traurig lächelte Fiona, als sie an ihre Verbindung dachte. Es war wirklich ein schönes Erlebnis gewesen. Ob sich das noch einmal wiederholen würde? Marc war weg und je mehr Zeit verstrich, umso sicherer wurde sie sich, dass er doch kalte Füße bekommen hatte.

Lea grinste sie an. << Ja… also.. es war anders geplant… uns ist auch was ganz seltsames passiert. Wir hatten es noch keinem erzählen können… >>

Jetzt wurde Fiona richtig neugierig. Wenn Lea nichts direkt sagte, dann musste es etwa sein, was sie beschäftigte. << Jetzt sag schon! >> forderte Fiona sie auf.

Lea zögerte und besann sich. Fiona wusste zu gut Bescheid, dass sie ihr das auch anvertrauen konnte. << Es ist so… wir waren an meinem Geburtstag im Keller… du weißt schon… Reise und so… >>

Fiona nickte. Sie kannte das Prozedere, doch was sollte so interessant daran sein? Sie sagte nichts und sah Lea nur an.

Sie wusste anscheinend nicht, wie sie es ihr sagen sollte. << Also… unsere Reise… wir verbringen sie hier… Als wir den Umschlag geöffnet hatten, war bereits unsere halbe Zeit um… jetzt ist es nicht mehr lange und unsere Reise ist beendet. Wir müssen nicht weg! Kannst du dir das vorstellen? >>

Fiona sah sie skeptisch an. Sie konnte es nicht glauben. Warum mussten die Beiden nicht verreisen? Sie und Marc wurden auch in eine ganz andere Ecke geschickt und mussten sich selbst zurecht finden.

Lea bemerkte ihre Skepsis. << Ja, ich weiß es hört sich doof an… aber was es ist wissen wir nicht. Wir bleiben nur hier. >>

Fiona verstand nichts mehr. Was war jetzt so komisch, dass Lea ihr das erzählte? << Lea, ich kenne dich gut genug. Irgendwas willst du mir erzählen. Und es ist nicht die Reise, denn euer Ziel oder Aufgabe sollt ihr nicht verraten.  Ok, also irgendwie verwirrst du mich. Ihr macht eure Reise hier und habt euch verbunden. Was habe ich nicht kapiert? >>

Verlegen sah Lea sie an. << Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass wir verbunden sind… >> stammelte sie hastig.

Fiona musste kichern. Lea sah sie böse an. << Mensch Lea, ich habe doch vorhin schon gesagt, dass ich mich für dich freue. Du wiederholst dich. >> Wieder huschte ein Schatten über ihr Gesicht, als sie an ihre Nacht dachte.

Lea sah sie jetzt sicher an. << Das war nicht alles. Jannik und ich wollten eigentlich bis zur Hochzeitsnacht warten, aber gestern Abend… er hat mir einen Antrag gemacht. Ich habe den natürlich angenommen. Wir wollen im nächsten Jahr heiraten. >>

<< Das ist doch toll! Ihr passt so gut zusammen und habt so lange warten müssen. Das hätte nicht jeder geschafft. >>

<< Ja, ich fand es so toll. Der Antrag war so schön und anschließend … Jannik war auch ganz liebevoll…>> Fiona winkte ab. << So genau will ich das gar nicht wissen. >> grinste sie.

Lea wurde rot. << ja schon gut. Aber ich wollte dich noch was fragen. >> Sie warf Fiona einen hoffnungsvollen Blick zu. << Ich hätte dich gerne als meine Trauzeugin. >>

Fiona strahlte << Gerne! >> sehr leise, so dass es nicht zu hören war murmelte sie << wenn ich bis dahin noch da bin. >>

<< Gehst du jetzt mit einkaufen? Jetzt weißt du was ich brauche. >> grinste Lea Fiona an.

<< Ich würde gerne, aber ein Kleid mit den Zwillingen aussuchen? Meinst du nicht, dass es besser wäre, wenn sie hier blieben? >>

Lea überlegte eine Weile und schaute auf die Uhr. << Wenn du nichts dagegen hast… meine Eltern kommen in einer Stunde wieder. Vielleicht würden die auf sie aufpassen? Wir hätten dann den ganzen Nachmittag Zeit. >>

<< Und was ist, wenn Marc heimkommt? Ich muss unbedingt mit ihm reden. >> erwiderte Fiona.

<< Fiona, wenn er gestern einfach so verschwindet, dann kann er auch ein paar Stunden auf dich warten. Selbst schuld sag ich da nur. >>

 Fiona sagte nichts mehr zu dem Thema Marc. Lea plauderte einige Zeit ohne Punkt und Komma, was sie in den nächsten Tagen erledigen wollte. Sie lief hektisch hin und her, bis Fiona sie festhielt.

<< Lea, mach mal langsam. Du musst nicht alles in einer Woche organisieren. Du hast doch gesagt, dass ihr im nächsten Jahr heiraten wollt. >>

<< Ja schon, nur weißt du was da alles zu machen ist? Stell dir mal vor, ich vergesse was. Oder wir hätten keine Torte… oder der Tischschmuck passt nicht… och man, es gibt so viel was man vergessen kann oder falsch machen. Ich will dass es richtig toll wird und jeder sich daran erinnert. >>

<< Lea, das wird schon. >> Fiona musste lachen. Lea war so aufgeregt, schlimmer wie ein Kind, das sich auf Weihnachten freute. << Mach dir einfach eine Liste, dann vergisst du nichts. Schief gehen kann immer mal was. Aber eine Hochzeit wo alles glatt läuft gibt’s doch nicht, oder? >>

Entsetzt sah Lea sie an. << Ich will nicht dass was schief läuft! >>

<< Du kannst ja mal Diarmait fragen, vielleicht hat er Bücher in seiner Bibliothek, die sich mit dem Thema Hochzeitsplanung befassen. >>

Lea nickte zustimmend. Die Beiden unterhielten sich weiter. Fiona konnte sie beruhigen und die Idee mit der Liste fand Lea nicht schlecht.

<< An die Liste setze ich mich heute Abend. >> beschloss Lea. Fiona sah auf die Uhr und musste schmunzeln. <<  Lea ich glaube du gehst besser am Montag einkaufen… wir haben Samstag… es ist schon recht spät. >>

Erschrocken sah Lea auch auf die Uhr. Sie hatten ewig geredet und nun würden die Geschäfte in anderthalb Stunden schließen.

<< Ich glaube wir essen noch was und nehmen die Zwillinge mit raus. Ich komm mir schon vor wie eine Rabenmutter… was ich ja auch irgendwie bin. >>

Lea sah sie erschrocken an. << Wieso das? >>

Betrübt schaute Fiona zu der Küchentür. << Ach erst die Sache mit Michael… jetzt lass ich die Beiden den halben Tag bei Diarmait und Dubhan… und dann war ich an ihrem Geburtstag nicht da… ich hab nur Mist gebaut. >>

<< Fiona, jetzt reicht’s. Du hast das alles nicht freiwillig gemacht. Wenn du einen Unfall gehabt hättest und im Koma gelegen hättest, dann wäre die Zeit auch weitergelaufen. Du kannst es nicht ändern, aber du kannst versuchen jetzt alles besser zu machen. Ich weiß du packst das. Du bist stark. Mach dich nicht nieder. Du bist viel mehr wert als fast alles. >> Sie grinste. << Das Wichtigste ist Jannik für mich, danach kommst du und meine Brüder. >>

Fiona fühlte sich geschmeichelt. Sie umarmte Lea und anschließend plünderte sie den Kühlschrank, packte alles in einen Korb und nahm ihn mit aus der Küche. Sie ging zu Diarmait und Dubhan, die noch immer mit den Kindern spielten. Fiona sah ihnen leise zu. Die Zwillinge genossen es richtig. Vorsichtig räusperte sie sich.

Vier Köpfe drehten sich zu ihr um. Sie ging näher. << Rasmus, Fenja? Wollt ihr mir rausgehen? >>

Die Zwillinge beäugten sie misstrauisch, aber Fiona ließ sich davon nicht beirren. Sie ging zu ihnen hin und reichte ihnen die Hände. Rasmus nahm als erster eine und Fenja folgte ihm. Auch sie nahm eine von Fionas Händen.

Lea stand im Flur und sah sie mit den Zwillingen zurückkehren. Ein schönes Bild, dachte sie verträumt. Ob sie auch irgendwann Kinder haben wird? Lea schüttelte den Kopf. Es war noch zu früh an Kinder zu denken. Sie hatte noch zwei Jahre, wo sie sich keine Gedanken machen musste. Und dann musste es erst einmal klappen. Sicher konnte man sich nie sein, ob alles so läuft wie man es sich wünscht. Lea dachte an die vielen kinderlosen Paare. Hoffentlich würde sie mit Jannik nicht so enden.

Zusammen liefen sie aus dem Schloss und steuerten die Bäume an, die einen großen Schatten spendeten. Fiona ließ ihre Kinder los und breitete die Decke aus, die Lea mitgenommen hatte.

Sie setzten sich zusammen hin und begannen zu Essen. Lea gab sich große Mühe für die Kinder kleine Stücke zu schneiden, die sie hungrig verspeisten. Nach dem Essen wurden die Zwillinge müde. Fiona legte sie zwischen sich und Lea. Schnell schliefen sie ein. Fiona legte sich neben sie und beobachtete sie wie sie friedlich schliefen.

Lea verabschiedete sich leise und lief ins Schloss. Sie hatte sich vorgenommen, einige Bücher zu suchen, die sich mit Hochzeiten beschäftigten.

Fionas Gedanken waren wieder bei Marc. Die Unruhe, die sie erfasste merkte sie in allen Gliedern. Wie gerne würde sie jetzt loslaufen und ihn suchen, aber drei Dinge hielten sie ab. Erstens wusste sie nicht warum er gegangen war, zweitens war sie sich nicht sicher, dass sie ihn finden würde und dann konnte sie die Kinder nicht einfach sich selbst überlassen. Erst war der Vater verschwunden, dann noch die Mutter? Nein, entschied sie, das konnte sie ihnen nicht antun. Es war schon zu viel geschehen.

Sie betrachtete ihre schlafenden Zwillinge. Die Ruhe, die die Kinder ausstrahlten halfen Fiona sich zu beruhigen. Es dauerte nicht lange, bis ihre Lider schwer wurden und sie neben ihnen einschlief.

Fiona lag auf der Decke, als sie von einem Kuss geweckt wurde. Verwundert drehte sie sich um und sah Marc! << Marc, du bist wieder hier. >> murmelte sie schlaftrunken.

Marc legte sie zu ihr und umarmte sie. << Ja ich bin wieder hier und jetzt bleibe ich. >> Fiona drehte sich um und legte sich näher an ihn. Zufrieden kuschelte sie sich in seinen Arm. Marc küsste ihren Kopf und strich ihr mit der anderen Hand über den Rücken.

Fiona genoss die Zärtlichkeiten. Sie küssten sich lange und ausgiebig. Sie setzte sich auf und drückte Marc auf die Decke. Sie freute sich so, dass er wieder hier war. Reden konnten sie später. Jetzt zählte nur der Augenblick.

Als Marc lag setzte sie sich auf ihn und küsste ihn. Sie fuhr mit ihren Händen über seinen Bauch und schob sie unter sein Shirt.

Marc begann ihr Küsse über das ganze Gesicht verteilt zu geben. Fiona verzog es, weil es ihr zu feucht wurde. Als seine Zunge über ihre Wange fuhr, schreckte sie hoch.

Verdutzt sah sie in zwei große Hundeaugen, die sie beobachteten. Als der Hund merkte, dass sie wach war, schleckte er ihr über das Gesicht und stellte sich schwanzwedelnd vor sie hin.

Fiona schüttelte sich. Der Traum war absurd. << Ja sag mal, wo kommst du denn her? >> begrüßte sie den Hund. Freudig grunzte er leise und lief davon. Kurz darauf kam er mit einem Stock wieder und legte ihn vor ihr ab.

Fiona warf ihm den Stock und jedes Mal brachte er ihn ihr zurück. Sie genoss das Spiel. Der Hund gefiel ihr. Wem er wohl gehörte?

Sie spielte einige Minuten mit ihm. Auf einmal hörte sie Schritte. Sie drehte sich um und sah Marc, der auf sie zulief. Mit einem ausdruckslosen Gesicht kam er auf sie zu. Der Hund schnappte sich den Stock und lief davon.

Ernst sah er sie an. << Wir müssen reden. Wenn die Kinder schlafen treffen wir uns vor dem Tor. Es muss nicht jeder mitbekommen. >> anschließend wand er sich ab und lief davon.

Fiona gefror das Blut in den Adern. War heute Abend die Stunde der Wahrheit? Würde er sie aufgeben? Sie stellte sich auf das Schlimmste ein. Er hatte sie nicht einmal begrüßt. Sie spürte, wie es weh tat. Mühsam hielt sie die Tränen zurück.

Den ganzen Nachmittag kam keiner zu ihr. Marc sah sie mit keinem Blick und Lea war in der Bibliothek verschollen.

Als die Zwillinge wach waren, ging sie mit ihnen spazieren. Weit kam sie nicht, aber sie genoss die kurze Strecke.

Anschließend spielten sie im Sandkasten, den Diarmait extra für sie errichten ließ. Die Zeit ging sehr schnell vorbei. Als sie auf die Uhr blickte sah sie, dass es Zeit war, die Zwillinge zu baden und Abendessen zu geben.

Sie packte alles zusammen und stellte es unter den Baum. Sie würde den Korb später holen, wenn sie im Bett lagen. Sie streckte den Kindern wieder ihre Hände hin, die sie freudig nahmen.

Sie ging ins Schloss und als es endlich so weit war, dass sie schliefen lief sie aus dem Schloss vor das Tor und wartete.

58. Kapitel

Fiona stand einige Zeit vor dem Tor. Sie wartete und wartete, doch Marc ließ sich nicht blicken. Sie wurde immer ungeduldiger und schaute alle paar Sekunden auf die Uhr. Nachdem der Zeiger, der sehr langsam voranschritt anzeigte, dass bereits eine Stunde um war, begann sie zu zweifeln. Hatte sie sich das alles eingebildet? War Marc doch nicht bei ihr gewesen?

Sie vertrieb sich die Zeit und summte lautlos einige Lieder, die sie kannte. Irgendwann fiel ihr nichts mehr ein. Sie wartete nun schon anderthalb Stunden und ihr wurde es richtig langweilig. Sie begann vor dem Tor hin- und herzulaufen. Nervös zählte sie die Schritte. Nach fünfundfünfzig Schritten drehte sie um und lief die gleiche Anzahl wieder zurück. Anschließend lief sie den gleichen Weg in die andere Richtung. Dies wiederholte sie etliche Male, bis es ihr zu öde wurde.

Vor der Schlossmauer lagen einige größere Steine. Sie suchte sich einen aus, der eine relativ glatte Fläche hatte und setzte sich darauf. Sie schloss ihre Augen und dachte unruhig dachte an Marc. Er war bisher stets pünktlich und zuverlässig gewesen. Nie hatte er ihr einen Grund zum Ärgern gegeben.

Ihr Verstand sagte ihr, dass sie nicht mehr warten brauchte. Er wusste und bestätigte ihr es. Es war vorbei und Marc wollte sie nicht mehr.

Ihr Herz hingegen flüsterte ihr immer wieder hoffnungsvolle Worte zu. Es wollte nicht akzeptieren, dass er so einfach gegangen war. Es war der festen Überzeugung, dass er zurückkommen würde. Nach einem langen inneren Kampf gab ihr Verstand auf.

Fiona versuchte wieder ihn zu erreichen. Ihr Herz hatte gesiegt und nun wollte sie noch einmal alles versuchen ihn zu erreichen. Sie wartete eine Weile und bekam keine Antwort. Noch einmal rief sie ihn.

Ihre Kommunikation musste funktionieren. Er hatte sie auch gehört, als sie ihn aus dem Sarg gerufen hatte. Bei dem Gedanken daran gruselte es sie. Es war dunkel und eng gewesen, als sie die Augen aufschlug. Noch einmal, dachte sie sich und rief ihn erneut. Wieder erhielt sie keine Antwort.

Sie legte ihre Hände an die Hüften und merkte einen Gegenstand in ihrer Hose und zog ihn raus. Mein Handy, dachte sie. An sein Handy muss er doch gehen, dachte sie sich, zog ihr Handy aus der Hose und rief ihn an. Verärgert steckte sie es zurück. Sie bekam nur die Mailbox.

Es rührte sich nichts. Die Straße vor dem Schloss lag verlassen vor ihr. Wieder war eine viertel Stunde vorbei und Marc noch nicht eingetroffen. Fiona beschloss, dass es reichte. Sie hatte lange genug auf ihn gewartet. Sie drehte sich um und wollte gerade ins Schloss gehen, da hörte sie es neben sich im Gebüsch knacken. Sie zuckte zusammen und bekam Angst.

<< Hallo? >> rief sie leicht verängstigt. Keine Antwort. Wieder knackte es.

Fiona rief energischer  << Hallo? >>. Sie versuchte ihre Furcht aus der Stimme zu halten. Wenn sich einer im Gebüsch versteckte, dann sollte er nicht merken, dass sie vor Angst zitterte. Es knackte wieder.

Sie spähte zu dem dunklen Gewächs und strengte sich an. Sie konnte nichts sehen. Als es nicht mehr knackte wollte sie das Tor öffnen. Sie legte gerade ihre Hand auf den Griff und wollte ihn nach unten drücken, als sich eine schwarze Hand auf ihren Mund legte und sich kräftig in die Dunkelheit zog.

Fiona war starr vor Schreck. Sie hatte niemand kommen sehen. Wieso wurde sie angegriffen. Wer war das?

Der Fremde zog sie durch die Dunkelheit. Als er nah genug vom Schloss entfernt war, nahm er sie und zog ihr einen Baumwollsack über den Kopf. Ihre Hände hielt er fest und schob sie durch den Wald.

Dadurch dass sie nichts sehen konnte stolperte sie über den unebenen Waldboden. Doch jedes Mal wenn sie stolperte und kurz vor dem Hinfallen war, fing der Fremde sie auf. Sie wunderte sich. Warum war er nicht so grob wie die Anderen? Was geht hier vor sich?

Befreien konnte sie sich nicht. Der Fremde hielt sie sanft aber bestimmt fest. Ihr kam der Weg durch den Wald lang vor. In welche Richtung sie unterwegs waren wusste sie nicht. Sie hatte ihre Orientierung verloren. Das Einzige was sie merkte, war dass sie auf einen Berg liefen. Teilweise waren die Steigungen stärker, so dass sie sich Mühe geben musste, nicht auszurutschen. Der Weg war inzwischen zu einem kleinen Pfad geworden und unter ihren Füßen spürte sie viele kleine Steine.

Ihr Zeitempfinden hatte sie verloren. Sie wusste nicht ob es nur Minuten oder Stunden waren, die sie schon unterwegs waren. Würde Marc sie suchen? Nein, dachte sie traurig. Er hatte sie versetzt. Sie hatte so lange auf ihn gewartet und das hatte sie davon.

Vielleicht ist es auch nicht schlecht, so muss ich nicht auf mein Ende warten, dachte sie betrübt. Auch wenn die Zeit mit allen nicht mehr ein Jahr andauern würde, sie hätte sie genossen. Jeden Augenblick, dessen war sie sich sicher.

Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. Sie sah nichts, aber sie konnte sprechen.

<< Wer bist du? >> fragte sie zwar verständlich aber nicht sehr laut.

<< Niemand der dir schaden will. >> murmelte der Mann.

<< Aber wieso… was willst du von mir? >> fragte sie irritiert.

<< Gedulde dich noch etwas. Du wirst es bald erfahren. Keiner wird dir schaden. Das verspreche ich dir. >>

<< Das kann ich nicht glauben. >> murmelte sie.

<< Warum nicht? >> fragte sie der Fremde.

<< Wie soll ich dir glauben, wenn du mich durch den Wald schiebst und ich nichts sehen kann. Also ganz ehrlich, würdest du das glauben? >>

<< Nein. >> gab der Fremde etwas verlegen zu. << Warte noch ein paar Schritte, dann kann ich dir den Sack abnehmen. Heimfinden wirst du nicht. Also musst du mit, bis ich dich wieder zurückbringe. Du kommst auf alle Fälle wieder zurück. Mach dir keine Gedanken. >>

Nach einigen Schritten hielt er an. Wie versprochen zog er ihr den Sack vom Kopf. Ihre Augen gewöhnten sich schnell an das spärliche Licht, das der Mond spendete. Sie sah sich ihren Entführer an.

Er war komplett in einer schwarzen Kutte mit Kapuze bekleidet. An den Händen trug er schwarze Handschuhe. Der Entführer war einen Kopf größer wie sie. Sie versuchte sein Gesicht zu erkennen, doch durch die Dunkelheit und der Kapuze war es nicht möglich.

Sanft nahm er sie an die Hand und zog sie weiter. << Wir sind gleich da. >> murmelte er. Wieder kamen sie in ein Waldstück und liefen zwischen den Bäumen hindurch.

Recht hatte er, denn keine zehn Minuten später standen sie vor einer kleinen Holzhütte im Wald. Vor der Hütte ließ er ihre Hand los und zeigte ihr, dass sie ihm folgen sollte. Fiona hatte Angst. Rasend schnell schwirrten ihre Gedanken durch den Kopf. Wenn sie losrennen würde, wäre sie schnell genug um vor ihm wegzukommen?

Vorsichtig drehte sie ihren Kopf und sah sich um. Es gab nur eine Möglichkeit hier wegzukommen. Das wird schwer, dachte sie betrübt.

Der Fremde war mit dem Schloss beschäftigt, das den Zugang zu der Hütte versperrte. Fiona nutzte die Gelegenheit und lief los. Weit kam sie nicht, denn plötzlich standen fünft weitere in schwarz gekleidete Personen vor ihr. Vor Schreck stolperte sie und fiel der Länge nach hin.

Einer der Männer trat vor und reichte ihr die Hand zum Aufstehen. << Hat er dir nicht gesagt, dass dir nichts passiert? >> fragte er irritiert. << Du musst keine Angst haben. >>

Unsicher sah sich Fiona die Gestalten an. Was sie erwartete konnte sie sich nicht vorstellen. Sie wusste nur, dass sie in der Falle saß.

Fiona stand, umringt von den schwarz gekleideten Männern vor der Hütte. Der sechste Mann war in der Zwischenzeit auch zu ihnen getreten.

<< Bringen wir sie rein. >> kommandierte einer der Herren.

Fiona wurde an der Hand genommen und von allen bis in die Hütte eskortiert. In der Hütte brannte kein Licht und es war stockdunkel. Vor Angst traute sie sich nicht, sich zu bewegen. Sie wurde weitergeschoben, bis sie gegen etwas stieß.

<< Hinsetzen. >> sagte ihr der eine Mann. Fiona wusste nicht was sie von der Situation halten sollte.

Nachdem sie sich vorangetastet hatte, zog sich der Fremde zurück. Die Männer unterhielten sich, aber es war zu leise um etwas zu verstehen. Sie hörte nur noch wie es hieß:

<< Wir gehen jetzt und kommen abwechselnd hier her. >> Fiona beobachtete die Männer, als der Redensführer auf einen von ihnen zeigte. << Du bleibst als Erster hier und dann du. Wir anderen kommen nur wenn ihr euch nicht sicher seid. In zwei Tagen geht’s zurück. Bis dahin sollten wir wissen, ob sie es ist und die Aufgabe erfüllen kann. >>

Fiona verstand es nicht. Sollte sie jetzt alleine zwei Tage in der Hütte bleiben? Wieso sollten sie sich abwechseln? Sie erinnerte sich an die unschöne Zeit in ihrem Leben. So wollte sie nie wieder leben. Was wäre, wenn sich das alles jetzt wiederholt?

Sie hörte Schritte und das Öffnen der Tür. Die Männer traten nach draußen und schlossen die Tür. Fiona spitzte ihre Ohren. Das Schloss wurde nicht eingehängt! War das ihre Chance?

Leise stand sie auf und schlich in die Richtung, in der sie die Tür vermutete. Vorsichtig tastete sie sich Stück für Stück voran. Fast glaubte sie es geschafft zu haben, als sie gegen etwas stieß. Sie fühlte weiter und erschrak. Sie fühlte Stoff, tastete mit einer Hand weiter nach oben, bis zu den Schultern und zum Hals. Sie unterdrückte einen Schrei. Einer der Entführer ist bei ihr geblieben!

<< Beib stehen. Ich tu dir nichts. >> murmelte der Entführer und Fiona hörte, dass er sich einige Schritte entfernte. Plötzlich hörte sie ein Zischen und es wurde hell. Der Mann hatte ein Streichholz angezündet um eine Kerze anzustecken.

Fiona sah gebannt zu dem kleinen Licht, das den Raum nur so weit erhellte, dass sie Umrisse sehen konnte. Der Entführer kam wieder zu ihr. Fiona sah sich hektisch um und sah einen Tisch. So schnell sie konnte lief sie zur anderen Seite, damit der Entführer sie nicht so schnell packen konnte.

Er kam zur ihr an den Tisch und setzte sich auf einen Stuhl. Fiona sah ihn skeptisch an. Was wollte er von ihr?

<< Fiona, hör mir bitte zu. Es wird nicht leicht, aber ich muss dir einiges erzählen, aber dazu brauche ich dein Vertrauen. >> sagte der Fremde mit seiner Stimme. Fiona versuchte sein Gesicht zu sehen, doch die Kapuze des Umhangs hing so tief in sein Gesicht, dass sie nichts erkannte. Wer er wohl war?

<< Was soll ich denn hier? Ihr erzählt mir was von wegen mir wird nichts geschehen und jetzt soll ich hier zwei Tage verbringen? Was soll der Mist? Was wollt ihr von mir? >>

<< Komm mal mit! >> forderte der Entführer sie auf.

Ungläubig sah sie ihn an. Er wollte dass sie mitkam? Wohin? Die Hütte war nicht sehr groß. Sie hatte doch schon alles gesehen?

<< Nein! >> sagte sie mit fester Stimme. << Ich bleibe hier stehen. >>

<< Du willst es mir nicht einfach machen, oder? Immer noch so starrköpfig wie eh und jäh. >> amüsierte sich der Fremde.

Fassungslos sah sie ihn an. Wie konnte er so etwas von ihr sagen?

Empört schnaubte sie. Der Mann kicherte amüsiert. << Ich frage dich noch einmal. Kommst du freiwillig mit, oder muss ich dich holen? >>

Fiona setzte sich trotzig auf einen Stuhl und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie sah stur auf die Tischplatte. Das sollte als Antwort reichen, dachte sie verärgert. Was bildete der Typ sich eigentlich ein?

<< Ok, du hast es nicht anders gewollt. >> murmelte der Fremde und stand auf und lief um den Tisch herum. Fiona stand ebenso schnell auf und lief auf die andere Seite vom Tisch.

Die Zwei liefen immer wieder um den Tisch herum. Trotz des spärlichen Lichts konnte Fiona sehen, wohin er sich bewegte. Als er sie nicht zu fassen bekam, setzte er sich wieder hin und wartete. Fiona stand in der Ecke und sah ihm aufmerksam zu.

Nach einiger Zeit verspürte sie ein menschliches Bedürfnis. Unruhig verlagerte sie ihr Gewicht von einem auf den anderen Fuß. Der schwarzgekleidete Mann betrachtete sie. Fiona konnte wieder einen amüsierten Laut vernehmen.

<< Sag was du willst, dann hab ich es hinter mir. >> murmelte Fiona. Sie wusste, wenn sie jetzt auf die Toilette gehen würde, dann säße sie fest. Sie hätte keine Möglichkeit zu entkommen.

<< Ich habe dich nur gebeten mitzukommen. Mehr nicht. Du scheinst Angst zu haben, aber dir passiert hier nichts. Du musst nur die zwei Tage hierbleiben, danach liegt es an dir wieder hier her zu kommen oder nicht. >> erklärte ihr der Mann.

Fiona verstand nichts mehr. Sie wurde entführt und hier her geschleppt. Wie ein Entführungsopfer wurde sie nicht behandelt.

<< Wer sagt mir, dass ich dir vertrauen kann? >>

<< Du musst nicht, es wäre nur besser. >> antwortete der Mann. << Was kann ich tun, damit du mir glaubst? >>

<< Zeig dein Gesicht! Ich will sehen, wen ich vor mir habe. >> forderte Fiona ihn auf.

Der Mann zuckte zusammen und schüttelte den Kopf. << Nein, das kann ich noch nicht. >>

<< Ok, dann bring mich zurück. Ich warte auf meinen Lebensgefährten und die Kinder werden auch bald wach. >>

Wieder erhielt sie ein Kopfschütteln. << Bist du dir sicher, dass er wieder kommt? Hast du nicht auf ihn gewartet? >>

Fiona erschrak. Sicher meinte sie zu dem Fremden << Ja ich habe gewartet, aber ich bin mir sicher, dass er kommt. Er hatte mir schließlich gesagt, dass ich warten soll. >>

<< Du bist dir also wirklich sicher? >> Das war die Frage, die Fiona nicht beantworten konnte. Ihr Herz und ihr Verstand waren unterschiedlicher Meinung. Sie überlegte lange. Dem Mann war es zu lange, denn er sagte << also doch. Sicher bist du dir nicht. >>

Fiona entschied sich aufs Ganze zu gehen. << Doch ich bin mir sicher und er kommt wieder. Ich liebe ihn und das weiß er. Ich würde alles für ihn tun, was ich kann. Sein Leben und das der Kinder sind mir wichtiger wie mein Leben. >>

<< Wenn du dir so sicher bist… aber trotzdem kann ich dich nicht zurückbringen. Erst in zwei Tagen. >>

<< Was wollt ihr vorn mir? >>

<< Wir wollen, dass du dir in Ruhe Gedanken machen kannst. Das… >>

Fiona unterbrach ihn verärgert. << Warum soll ich mir Gedanken machen? Ihr spinnt doch! >>

Plötzlich klopfte es. Der Mann drehte sich um und ging zur Tür. Als er sie öffnete war der nächste der Truppe in der Hütte.

Die Männer verabschiedeten sich und nun war sie mit dem nächsten alleine. Er strahlte eine ruhigere Art aus und auch Fiona wurde ruhiger.

<< Na, hast du es dir überlegt? Er hat dich doch sicher gefragt, ob du mitkommst. >>

Fiona sah ihn überrascht an. Warum wollte auch er, dass sie mitkam?

<< Vertraust du mir? >> fragte der Fremde.

Fiona schüttelte den Kopf. Der Fremde ließ die Schultern hängen und ging auf sie zu. Diese Körperhaltung zeigte Fiona, dass sie es wirklich ernst meinten und ihr nicht schaden wollten. Horst kam immer erhobenen Hauptes und gestrafften Schultern zu ihr.

Fiona hob ihre Hand. << Stopp. Weiter nicht. Ich weiß nicht ob ich dir trauen kann. Gib mir einen Beweis dafür. Zeit dich! >>

Auch von ihm erhielt sie ein Kopfschütteln auf die Aufforderung.

<< Ich kann nur sagen, dass du mir wirklich vertrauen kannst. Wenn du mit mir gehst, dann wirst du es nicht bereuen. >> versuchte ihr der Mann verständlich zu machen.

Fiona überlegte. Wie es aussah hatte sie keine Chance. Sie musste mit einem von ihnen mitgehen. Dieser Mann war ihr sympathischer wie sein Vorgänger. Vielleicht lag es daran, aber sie entschied sich, dass sie ihm glauben wollte und ging einen Schritt auf ihn zu.

<< Ok… aber vorher… müsste ich mal wohin. >> murmelte sie.

Der schwarzgekleidete Mann nickte und reichte ihr die Hand. Fiona nahm sie und fühlte sich in der Hand geborgen. Was hatte der Mann an sich, dass ich so fühle?

Er begleitete sie zur Toilette und wartete vor der Tür auf sie. Fiona sah sich in dem kleinen Badezimmer um. Auch hier brannte eine Kerze und spendete ein wenig Licht. Gab es hier keinen Strom? Es waren eine Toilette, ein Waschbecken und eine Dusche eingebaut. Man musste aufpassen, dass man sich nicht anstoßen würde. Alles war recht eng.

Als sie fertig war trat sie aus der Toilette. Wider Erwarten stand der Fremde nicht direkt vor der Tür. Sie sah sich um und sah ihn ein Stück entfernt von der Tür an die Wand gelehnt.

<< Komm. >> der Fremde reichte ihr eine Hand. << Bereit? >> Fiona nickte. Er trat zur Seite und bat sie sich vor ihn zu stellen. Fiona erkannte in dem spärlichen Licht eine Tür. Bisher war sie ihr nicht aufgefallen. Also war die Hütte größer wie sie dachte. Der Fremde legte eine Hand über ihre Augen und öffnete die Tür. Vorsichtig schob er sie hinein. Als er die Hand wegnahm und sie die Augen öffnen konnte, glaubte sie nicht was sie sah. Das war unmöglich!

59. Kapitel

Ungläubig schaute sie sich das Zimmer an. Es war ein kleiner Raum bestückt mit einem Bett und einer Kommode, was an sich nichts besonderes war, doch mit der Person im Raum hatte sie nicht gerechnet. Sie meinte zu träumen, dass Marc vor ihr stand. Sie rieb sich die Augen und zwickte sich in den Arm. Sie spürte den Schmerz und verzog das Gesicht.

Der Mann, der Fiona in das Zimmer geführt hatte, drehte sich um und ließ sie zurück. Fiona registrierte erst, dass er verschwunden war, als sie hörte, wie die Tür geräuschvoll geschlossen wurde.

Sie stand immer noch wie festgewachsen auf der Stelle und sah sich den Raum noch einmal an. Nein, sie träumte wirklich nicht. Vor ihr stand Marc und wartete. Ein freudiges Lächeln lag auf seinem Gesicht und Fiona wusste nicht was sie tun sollte. Die Gefühle die aufkamen waren zu zwiespältig.

Ihr Herz und ihr Verstand fingen einen Kampf an, dessen Ausgang ungewiss war. Ihr Herz wollte ihn sofort in die Arme schließen, doch der Verstand sagte ihr, dass erst einiges geklärt werden musste. Der Verstand war verärgert über Marcs Handeln.

Sein Verschwinden hatte Narben hinterlassen, die noch nicht ganz verheilt waren. Ihr Herz hingegen freute sich so sehr, dass der Zwiespalt immer größer wurde.

Marc kam auf sie zu. << Bleib stehen! >>  doch er hörte nicht auf sie. Er umarmte sie zärtlich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Fiona war das zu viel. In ihrem Inneren kämpfte sie mit den Emotionen. Schließlich gab sie auf, ihr Verstand hatte gesiegt und der war wütend. Sie holte aus und gab ihm eine Ohrfeige.

Perplex ließ Marc sie los und starrte sie an. Er nahm die Hand nach oben und strich sich über die Wange, die Fiona getroffen hatte. Nach dem ersten Schock folgte ein trauriger, entschuldigender Blick. Fiona sah ihm in die Augen. Sie sah Liebe, Hoffnung, Verzweiflung und Reue in ihnen. Der Gefühlsmix half ihr nicht, sich zu beruhigen.

<< Was soll das Ganze hier? Kannst du mir das sagen? >> fragte sie aufgebracht.

<< Könnte ich, aber … >>

<< Was aber? Sag mal, weißt du was ich mitgemacht habe? Erst läufst du weg, dann meldest du dich nicht einmal, dann warte ich vergeblich auf dich und werde noch verschleppt und dann stehst du vor mir, so als wäre nie etwas passiert? Mal ehrlich für was hälst du mich überhaupt? Ich habe alles getan um zurückzukommen. Wie es mir ergangen ist, kannst du nur durch die Erzählungen vermuten. Und dann bist du nicht ehrlich?  >> unterbrach sie ihn.

<< Fiona, beruhige dich. Ich wollte dich nicht verletzen. Was passiert ist erklären wir dir morgen. Nicht heute. Ich habe mich so gefreut, dich endlich wieder zu haben. Bitte… streich deine bösen Gedanken… du hast mich echt wahnsinnig gemacht die letzten Tage. Ich habe dich gehört, doch musste ich so tun, als ob ich dich nicht hörte.

Ich weiß nur, dass du hier bist. Hier bei mir. Ich will dich nie wieder gehen lassen. Verstehst du? >> bittend sah er sie an.

Fiona war skeptisch. Konnte sie Marc glauben? Wie würde es am nächsten Tag aussehen? Blieb er oder ging er wieder davon?

Zu viele Fragen schwirrten ihr in ihrem Kopf herum. Marc begann einen neuen Vorstoß. << Fiona, ich liebe dich über alles und dass es bei dir genauso ist, weiß ich. Ich glaube wir würden beide unser Leben für den anderen opfern, beziehungsweise, du hast es schon bewiesen. Ich weiß die letzten Stunden waren für dich schwer. Es muss für dich ausgesehen haben, als wollte ich dich nicht mehr. Aber das stimmt nicht! Mir hat das so weh getan, dich zu verlassen und zu ignorieren. >>

Immer noch verärgert verschränkte sie die Arme vor ihrem Körper. << Warum machst du es dann? Wie meinst du wäre es dir gegangen, wenn ich einfach verschwunden wäre und mich nicht gemeldet hätte? >>

Zerknirscht schaute Marc auf den Boden. Er wusste, dass sie Recht hatte. Er hatte sie verletzt, und er verstand sie, dass sie aufgebracht war. Langsam ging er auf sie zu. << Fiona, ich wollte das alles nicht. Du bist mein ein und alles. Bitte glaube mir, dass sich morgen alles auflöst. Ich hoffe, dass du bis dahin warten kannst. Ich wollte nicht dass es dir so geht. Bitte! Bleib hier… bei mir. Du bist meine Gefährtin, die ich nicht verlieren möchte. Bitte bleib. >> das Ende flüsterte er nur noch.

<< Ich weiß nicht ob ich alles so hinnehmen kann. Du weißt nicht wie ich mich gefühlt habe. Welche Vorwürfe ich mir gemacht habe. Marc, ich dachte alles war zu viel und dass du es dir anders überlegt hast! >>

<< Ich weiß. >> gab er reumütig zu.

In dieser Nacht sprachen Marc und Fiona noch lange über ihre Gefühle. Marc versicherte ihr immer wieder, dass er es mit ihr ernst nahm. Es dauerte lange, bis er sie überzeugen konnte, dass das alles nicht auf seinen Wunsch geschehen war. Er wollte sie heiraten und mit ihr immer zusammenleben. Einige Stunden später glaubte Fiona ihm. Er hatte alles so ernst gesagt, dass ihre Zweifel schmolzen.

Auf Fragen von Fiona, die mit den Männern zu tun hatte, gab er ihr keine Auskunft. Das musste bis zum nächsten Abend warten. Verwirrt nahm sie es zur Kenntnis. Sie hoffte, dass es keine Lüge war. Wer die Männer wohl waren?

Fionas Ärger verschwand im Laufe des Gesprächs. Auch wenn Marc ihr nicht alles erklären konnte, glaubte sie ihm. Die Zweifel waren weg und langsam kehrte die Vertrautheit zwischen beiden ein. Ihr Herz hatte die Oberhand und Fiona wusste, dass sie ohne ihn nie mehr leben wollte.

Es war fast schon hell als Fiona gähnen musste. Sie entschieden sich noch etwas zu schlafen. Sie legten sich hin, doch Fiona fand keinen Schlaf. Unruhig wälzte sie sich von der einen auf die andere Seite.

Auch Marc konnte nicht schlafen. Zum einen weil ihn die letzten Stunden beschäftigten und zum anderen dadurch, dass Fiona nicht schlafen konnte.

Zaghaft drehte er sich um und hielt sie fest. Widerstandslos konnte er sie in den Arm nehmen. Fiona drückte ihren Rücken näher an ihn heran. Marc liebte es wenn sie so nah an ihn gekuschelt vor ihm lag.

Zärtlich strich er ihr über die Haare. Fiona drehte ihren Kopf leicht und genoss es. Marc wanderte weiter und fuhr ihre Konturen nach. Die Zärtlichkeiten fegten ihre Zweifel zur Seite. Sie vertraute ihm und ließ ihn gewähren.

Langsam wanderte er weiter, strich ihr über den Hals bis zum Rand ihres Shirts, anschließend wanderte seine Hand wieder nach oben. Sanft strich er ihr über die Lippen.

Fiona bewegte sich nicht und saugte die Berührungen auf. Sie fühlte sich wohl bei Marc und dass er sie wirklich noch wollte hatte sie beruhigt.

Marc verteilte weiter Streicheleinheiten und Küsse auf ihr, ging jedoch nie weiter bis zu ihrem Kragen.

Fiona hielt es nicht mehr aus. Sie drehte sich zu ihm um und begann auch ihn zu küssen. Lange genossen sie das Spiel ihrer Zungen. Es war fast wie beim ersten Mal. Jeder tastete sich langsam an den anderen heran.

Mit der Zeit wurden sie mutiger und begannen ihr Hände unter die Shirts zu schieben. Nicht lange, da flogen diese in hohen Bogen aus dem Bett. Zärtlich strichen und küssten sie sich gegenseitig.

Fiona wanderte weiter nach unten und versuchte Marcs Gürtel aufzubekommen. Erleichtert, dass das mit einer Hand geklappt hatte, wollte sie den Hosenknopf öffnen. Das war schwerer als sie dachte. Unbeholfen versuchte die den widerspenstigen Knopf aufzubekommen. Doch mit einer Hand war das unmöglich.

Seufzend löste sie sich von Marc und setzte sich auf seine Beine. Mit zwei Händen war die Hose schnell auf und sie zog sie ihm vorsichtig nach unten. Als die Hose den Oberteilen auf dem Boden Gesellschaft leistete, ergriff Marc die Initiative und legte Fiona auf das Bett.

Nun begann auch er sich seinen Weg zu suchen. Er küsste sich an dem Rand ihrer Hose entlang und schob sie so weit es ging nach unten. Jede freigelegte Stelle küsste und streichelte er. Fiona fühlte sich wie Wachs in seinen Händen. Seine Berührungen und Küsse gingen durch und durch.

Marc legte seine ganze Liebe in seine Berührungen. Er wollte, dass sie ihm wieder voll vertraute, auch wenn das was sie im Begriff zu tun waren nicht unbedingt die beste Möglichkeit war es zu zeigen.

Marc öffnete den Knopf und den Reißverschluss und setzte sein Spiel fort. Fionas Erregung wuchs und sie konnte ein aufstöhnen nicht verhindern. Schmunzelnd registrierte es Marc und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen.

Fiona hieß seine Zunge willkommen und sie fochten einen heißen Kampf aus, bei dem es keinen Verlierer gab.

Fionas Hand wanderte vorsichtig in seine Unterhose und als sie sein bestes Stück in der Hand hielt, war es an Marc ebenfalls leise zu stöhnen. Wie sehr hatte er ihre Berührungen vermisst. Fiona wusste ganz genau wie er es mochte und ließ ihre Hand auf und ab gleiten.

Zwischendurch massierte sie ihn weiter unten, was Marc ebenfalls mit einem aufstöhnen quittierte. Fiona schob die Hose nach unten und befreite seine steil aufstehende Männlichkeit. Sie begann vorsichtig auf seiner Eichel kleine Küsse zu verteilen. Sanft strich sie mit ihrer Zunge darüber und pustete anschließen.

Marc konnte sich fast nicht mehr halten. Er wollte ihr Spiel verlängern. Wenn sie so weitermachen würde, dann wäre es gleich vorbei.

Er setzte sich hin und umarmte sie. Er küsste sich einen Weg von ihrem Hals weiter nach unten. Gekonnt verwöhnte er ihre Brüste. Fiona war ebenfalls so erregt, dass sie glaubte zu explodieren. Fahrig strich sie ihm durch die Haare, während Marc sich weiter nach unten küsste. Als er an ihrer Unterhose angekommen war wiederholte er seinen Tätigkeiten wie bei der Hose. Erst küsste er sich am Saum entlang bis er anfing die Hose Stück für Stück nach unten zu schieben.

Fiona hob ihr Becken an um es ihm leichter zu machen. Marc nutzte die Chance und zog die Hose bis zu ihren Oberschenkeln.

Jeder Zentimeter wurde ausgiebig geküsst und gestreichelt, bis er an ihren Füßen war. Marc zog ihr die Hose von den Beinen, wanderte wieder nach oben und verwöhnte sie an den Oberschenkeln. Vorsichtig wanderten seine Hände zu ihrer Mitte. Er merkte, dass Fiona sehr erregt war. Kurz bevor er ihr Lustzentrum erreichte hörte er auf, was Fiona mit einem enttäuschten Seufzen kommentierte.

Marc küsste sie wieder auf den Mund und legte eine Hand zwischen ihre Beine. Langsam strich er über ihre Spalte und als er ihre Perle berührte stöhnte Fiona. Sie küsste ihn wieder und streichelte ihn mit ihren Händen wo sie hinkam.

Marc drang vorsichtig mit einem Finger in sie ein. Er stutzte als er gegen einen Widerstand traf. Es fühlte sich an, wie wenn Fiona wieder Jungfrau wäre. Ungläubig schüttelte er den Kopf und wiederholte sein Spiel. Fiona genoss es, doch er wusste nicht wie er ihr das erklären sollte.

Marc legte sie auf sie. Er musste Zeit schinden. Er war kurz vor dem erlösenden Orgasmus. Er verwöhnte sie weiter. Fiona war ebenfalls kurz davor und bettelte ihn an, sie endlich auszufüllen.

Verunsichert sah Marc sie an.

<< Marc.. was ist… los? >> stammelte sie. Sie war nicht in der Lage richtig zu sprechen.

<< Fiona… ich glaube … du… >> Fiona sah ihn skeptisch an. Der Zwischenfall half ihnen ein wenig von ihrer Erregung zu nehmen.

<< Ich glaube du bist wieder Jungfrau. Ich weiß nicht wieso… vielleicht weil du zurück bist? >> flüsterte Marc ihr zu.

<< Marc, ich vertraue dir. Wenn es so ist, dann weißt du wie du es machen musst. Es hat mir nicht weh getan beim ersten Mal. >>

Marc küsste sie liebevoll. Fiona wusste Bescheid, so dass er sich keine Sorgen machen musste, wenn sie Schmerzen haben sollte. Bald hatten sie ihren vorherigen Zustand wieder erreicht und er legte sich behutsam auf sie.

Vorsichtig tastete er sich mit seiner Spitze an ihrer Spalte entlang und drang ein kleines Stück in sie ein. Als er den Widerstand merkte zog er sich zurück, verwöhnte ihre Brüste, knabberte an den Brustwarzen und merkte wie Fiona sich ihm komplett hingab. Sie vertraute ihm. Marc wusste, dass sie ihm in diesem Moment kein größeres Geschenk machen konnte.

Wieder dran er ein Stück in sie ein und küsste sie gierig auf den Mund. Abgelenkt durch das heiße Zungenspielt merkte Fiona nicht, dass er langsam in sie dran. Erst als er mit einem Ruck den Widerstand durchbrach zuckte sie leicht zusammen.

Marc hoffte, dass sie keine großen Schmerzen gehabt hatte. Ihr zufriedener Gesichtsausdruck ließ nichts von alldem vermuten. Sanft fing er an sich in ihr zu bewegen. Die Bewegungen kommentierten beide mit lustvollen Lauten, die sie gegenseitig anheizten.  

Immer fordernder wurden ihre Bewegungen, bis beide schließlich zum herbeigesehnten Orgasmus kamen. Marc merkte wie sich ihre Muskeln anfingen zusammenzuziehen. Fiona stöhnte laut auf als sie kam. Die Kontraktionen ihrer Muskeln und ihr Stöhnen halfen ihm zu seinem erlösenden Orgasmus. Laut stöhnend und zitternd beugte er sich zu ihr nach unten. Während sich sein Saft in ihr verteilte küssten sie sich ausgiebig.

Beide dachten nicht an die Verbindung, die sich beim ersten Mal vervollständigte. Keiner merkte, wie sich das Band um sie schlang und von einem zarten rosa zu einem kräftigen Dunkelrot wurde. Auch als es erlosch und ihr Verbindungszeichen wieder erschien, bemerkte keiner von ihnen die Veränderung.

Sie verwöhnten sich gegenseitig, bis sie die Wellen der Erlösung nicht mehr spürten. Marc, der solange in ihr verweilte bis seine Männlichkeit erschlaffte, zog sich aus ihr zurück.

Seufzend kommentierte Fiona den Verlust. Marc gab ihr einen Kuss als Entschädigung und legte sich neben sie. Fiona schmiegte sich an ihn. Marc vernahm ihren rasenden Puls. Ihm ging es auch nicht besser. Sein Herz raste und die Glückshormone überschütteten beide.

Er nahm die Decke und legte sie über sich. Glücklich nahm er sie in den Arm und fuhr ihr über den Rücken. Auch Fiona war glücklich. Sie lag mit einem Lächeln in seinen Armen.

Sie schaute ihn an. << Ich liebe dich. >> flüsterte sie ihm zu.

<< Ich dich auch. >> erwiderte Marc ebenso leise.

Fiona legte sich eng an Marc. Er rutschte so nah es ging an sie heran und legte einen Arm über ihren Körper. Fiona nahm seine Hand und hielt sie fest. Glücklich umschlungen schliefen sie nach kurzer Zeit ein.

60. Kapitel

Marc weckte sie ein paar Stunden später. Es war Zeit zum Aufstehen. Fiona streckte sich und ihr fiel mit einem Schlag ein, dass gleich die anderen Männer kommen würden. Schnell suchte sie ihre Kleiderzusammen und zog sie an.

Sie verschwand im Bad und fand erstaunlicherweise einen Lichtschalter. Vorsichtig drückte sie ihn und die Glühbirne begann zu leuchten. Warum hatte man gestern kein Licht angeschaltet? Sie wunderte sich. Nachdem sie fertig war ging sie zu Marc.

Vertraut standen die beiden nebeneinander. Marc öffnete ein Fenster und sah heraus. << Sie kommen gleich. >> murmelte er. Bevor die Ruhe vorbei war, zog er sie in eine innige Umarmung und küsste sie ausgiebig.

<< Fiona, egal, was kommt. Bitte vertraue mir. Ich liebe dich. >>

Fiona sah ihn an. Marc konnte aus ihrem Blick nicht lesen, was sie dachte. Er drückte sie noch einmal und dann klopfte es an der Tür. Marc rief << es ist offen. >>

Der erste schwarz gekleidete Mann kam herein. Er begrüßte Marc und sah ihn an. Fiona konnte sein Gesicht wegen der Kapuze nicht sehen, was sie irritierte. Welches Spiel spielten sie? Warum zeigten sie sich nicht?

Die Männer unterhielten sich leise, Fiona konnte nicht viel hören. Am Ende fragte der Fremde noch << Sicher? >> worauf Marc eindeutig nickte.

Zufrieden verließ der Fremde die Hütte und ging nach draußen. Währenddessen sagte er << Ich warte auf die anderen und erkläre ihnen alles. >>

Fiona sah durch das Fenster. Die restlichen vier Männer betraten gerade den Bereich vor der Hütte. Der Mann, der eben noch in der Hütte war begrüßte sie und erzählte den Angekommenen etwas. Fiona konnte nichts hören, dafür war der Abstand zur Hütte zu groß.

Marc kam zu ihr und umarmte sie von hinten. << Ich bin so froh, dass du bei mir bist und wir gleich keine Geheimnisse mehr haben. >>

Fiona konnte nur nicken. Was wollten sie ihr sagen? Sie war überfordert. Es gab keine vernünftige Lösung. War Marc in krumme Geschäfte verwickelt? Sie wurde blass. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie wollte in keine krummen Geschäfte verwickelt werden und im Gefängnis landen.

Marc drückte sie noch einmal und gab ihr einen Kuss ins Genick, als er sah, dass sich die Gruppe näherte.

Die Männer traten ein und setzten sich an den Tisch. Marc nahm Fiona an die Hand, zog sie mit an den Tisch und setzte sich neben sie.

Nacheinander nahmen sie ihre Kapuzen nach unten. Fiona sah sich alle der Reihe nach an. Jeder nickte ihr aufmunternd zu und musste ein grinsen unterdrücken. Fiona verstand nicht, was an ihr so komisch war. Warum grinsten die Männer sie an?

Zögernd drehte sie ihren Kopf zu Marc. Seinem Blick konnte sie nicht entnehmen, dass er wusste um was es geht.

Marc wand sich an den der neben ihm saß. << Mitchell, ich würde sagen du fängst an und erklärst alles. >>

Mitchell nickte und erhob sich.

<< Also als allererstes möchte ich Fiona willkommen heißen. Auch wenn sie einen kleinen Schock gehabt haben muss. Ich weiß es war nicht die normale Art dich hier her zu bringen, aber wir sahen keine andere Möglichkeit ohne uns zu verraten. Bitte verzeih uns. >>

Fiona wollte was sagen, doch Marc nahm seine Hand hoch und legte ihr einen Finger auf die Lippen. Fiona verstand was er wollte, warf ihm aber noch einen bösen Blick zu.

Mitchell erzählte weiter. << Das hier sind außerdem Lee, Jay, Andrej, Adam. >> Mit der Hand deutete er auf die Personen. << Ich bin Mitchell, wie du dir bereits denken kannst. >> Mitchell schwieg eine Weile bis er fortfuhr.

<< Wir haben uns nicht freiwillig hier versammelt. Wir sind bestimmt worden. Wie dir bekannt sein müsste, darf der König nicht mehr lange regieren. Seine Zeit ist bald abgelaufen. Wir sind der neue Rat. Wir konnten uns dir nicht zeigen, weil wir erst sicher sein mussten, dass du die eine bist, die wir noch suchten. >>

Fiona warf ihm einen fragenden Blick zu. Die anderen setzen sich bequem auf ihre Stühle, sie kannten die Geschichte. Nur Fiona musste noch eingeweiht werden. << Warum ich? >> fragte sie in die Stille, als Mitchell nicht weitersprach.

<< Ich glaube das ist die Sache des Vorsitzenden. >> murmelte er.

Fiona sah sich die Männer der Reihe nach an. Keiner erhob sich. Als Mitchell wieder saß stand Marc auf und räusperte sich. Fionas Augen wurden groß. Marc war der Vorsitzende?

<< Ja… ähm… also ich bin der Vorsitzende. Wir hatten gewählt und die Wahl hatte mich bestimmt. >> fing er seine Erklärung an. Fionas Augen wurden noch größer, als sie ohnehin schon waren. Die Überraschung stand ihr im Gesicht. Von was war Marc der Vorsitzende?

<< Aber damit du es verstehst, fange ich am besten von vorne an. Also Diarmait muss Anfang nächsten Jahres abdanken. Seine selbst auferlegte Frist von 5.000 Jahren ist dann vorbei. Da bisher noch kein Nachfolger in Aussicht ist, hatte Diarmait Lee dazu benannt den Rat zu bestimmen.

Besser gesagt, er musste die Leute finden, die er für verantwortungsbewusst genug hält. Lee fing an zu suchen. Zuerst fand er Jay, dann Adam, anschließend Andrej. Zum Schluss Mitchell und mich.

Wir sollen, wenn der König abdankt seinen Dienst übernehmen bis der neue König auserwählt wurde. Da Diarmait keinen eigenen Nachfolger hat, wird der König über Magie bestimmt. Bis es so weit ist, übernehmen wir seine Geschäfte. Die Zeit bis zur Krönung ist ungewiss.

Als wir hier saßen fiel uns auf, dass wir eine siebte Person benötigten. Eine siebte Person deshalb, weil wir sonst kein eindeutiges Ergebnis bei Abstimmungen erreichen können und die Macht in sieben Säulen aufgeteilt ist.

Jeder von uns hier hat eine bestimmte… ich will mal sagen Fähigkeit, die ihn auszeichnet. Mitchell ist für die Kommunikation, Lee für die Standfestigkeit, Jay für die Ethik, Andrej steht für die Selbstkontrolle und Adam steht für die Leidenschaft. >>

Fiona hörte aufmerksam zu. Als Marc stoppte wurde sie neugierig.

<< Für was stehst du? >>

Marc antwortete nicht, dafür mischte sich Mitchell ein und antwortete stattdessen mit einem Blick auf Fiona. << Marc steht bei uns für das Wissen. Wie wir erfahren haben, weiß niemand außer Diarmait und Dubhan so viel über uns Paramanneskjaner wie er… wobei wir glauben, dass du auch genug erzählen könntest. >>

Fiona schaute verlegen zur Seite. Sie musste sich eingestehen, dass sie wirklich eine Menge über die Paramanneskjaner wusste. Auch die Wächter hatten ihr einiges durch die Bilder vermittelt.

Als Mitchell fertig war, warf Marc ihm einen dankbaren Blick zu, anschließend sah er Fiona an. << Das alles habe ich mir nur durch dich angeeignet. Daher fiel die Wahl auf mich. >>

Marc machte eine bedeutende Pause und sah Fiona fest in die Augen. << Gestern hatten sie dich entführt, aber nur aus dem Grund, weil sie wissen wollten, ob du würdig genug bist, hier bei uns zu sein. Du hast die so verhalten, wie sie es sich vorgestellt hatten… naja, deinen Fluchtversuch zwar nicht… aber … das hatte nichts geändert.

Während du hier warst, haben die anderen die Hütte verlassen. Ich habe mich im Nebenzimmer versteckt. Zuerst war Mitchell bei dir, dann Adam. Bei Adam hast du gezeigt, dass du wirklich lieben kannst, egal was kommt. Diese Eigenschaft zeichnet dich aus… auch gerade weil hier jeder Bescheid wusste, was ich getan hatte oder tun musste.

Dass du trotzdem noch so stark an uns geglaubt hast, überzeugte sie. >>

Fiona sah sich unsicher in der Runde um. Jeder grinste sie an. Wieder wusste sie nicht, was sie denken sollte. Warum nannte keiner ihr den Grund? Hatten sie keine Ahnung von ihren Zweifeln gehabt?

<< Marc? >> unsicher sah sie ihn an.

Marc blickte in die Runde. Die Blickduelle, die sie ausführten waren für Fiona komisch. Marc verstand die Blicke und wurde leicht rot. Verlegen sah er zu ihr. Er grinste sie genauso an. Setzte sich neben sie und fuhr an ihrem Hals entlang, wo ihr Zeichen wieder sichtbar war. 

Er lehnte sich so weit vor, dass er ihr ins Ohr flüstern konnte. << Fiona, sie wissen, dass wir die Nacht hier geschlafen haben, … und… was wie wir sie verbracht haben. >> Fiona wurde richtig rot im Gesicht und drehte sich auf dem Stuhl um.

Marc ging wieder zu ihrem Ohr. << Weißt du auch warum? >> Zögerlich schüttelte Fiona den Kopf. << Heute Nacht haben wir uns neu verbunden. Dein und mein Zeichen sind wieder da… und wenn ich es mir so ansehe, dann noch wundervoller als zuvor. >>

<< Echt? Wie konnte ich das vergessen. >> flüsterte Fiona ihm in sein Ohr, aber doch so laut, dass es der Rest auch hören konnte.

Die Männer brachen in schallendes Gelächter aus, während Fiona versuchte sich so klein wie möglich zu machen und ihren roten Kopf zu verstecken. Die Neugier packte sie und sie sah sich Marcs Symbol an.

Ehrfurchtsvoll fuhr sie die Linien nach. Es war erstaunlich. Marc hatte Recht gehabt es sah noch wundervoller aus als zuvor. Ein Blatt von den dreien war jetzt komplett ausgefüllt und fast doppelt so groß wie die anderen. Die Ranke war weitergewachsen, aber ohne zusätzliche Blätter. Nach wie vor nur drei Stück. Erleichtert registrierte es Fiona. Sie wollte keine Fußballmannschaft haben. Wenigstens das funktionierte bei ihnen.

Der Stab in der Mitte war nun von einem feinen Gewächs überzogen, dessen Name Fiona nicht einfiel. Das Band das sich um die Ranke schlängelte war durchzogen von leuchtenden Fäden. Fiona konnte nicht sagen ob die Grundfarbe Gold oder Silber war. Der Stern leuchtete genauso wie die Fäden. Fiona war fasziniert von der Schönheit. Aber wie beim letzten Mal war ihr Symbol nicht geschlossen.

Als sie fertig war mit ihrer Betrachtung und die Männer sich beruhigt hatten, stand Marc wieder auf.

<< Ich war noch nicht fertig… als wir unterbrochen wurden. Wofür jeder einzelne hier steht weißt du jetzt? >> Fiona nickte.

<< Ok, dann fehlst nur noch du. Du bist die siebte Säule, die uns noch fehlt und stehst für die Liebe. Du hast es bewiesen, als du festgehalten wurdest und trotz der Situation noch an uns und unsere Liebe geglaubt hast. Wir haben uns für dich entschieden, auch wenn wie ich zugeben muss, die Entscheidung nicht leicht war. Viele wären dafür in Frage gekommen. >>

Fiona wurde wieder rot. Sanft legte Marc ihr eine Hand unter ihr Kinn.

„du musst nicht rot werden.“ Übermittelte er ihr. Fiona erschrak im ersten Moment, doch dann beruhigte sie sich wieder. Lange hatte sie seine Stimme nicht mehr in ihrem Kopf gehört.

<< Deine Prüfung hast du bestanden. Die Anwesenden sind sich einig, dass du würdig und vertrauensvoll genug bist den Rat zu unterstützen. Den Rest übernimmt wieder Mitchell. >> Marc warf ihm einen Blick zu und er stand auf, während Marc sich setzte.

Mitchell sah sie an. << Fiona, es liegt an dir ob du uns unterstützen möchtest. Wenn du ja sagst, werden wir dir sagen, wie es weitergeht. Marc hat für sich schon entschieden, also denke ich dass es dir nicht schwer fallen wird die passende Entscheidung zu treffen.

Hiermit frage ich dich Fiona, möchtest du bei uns im Rat mitwirken und uns tatkräftig bei Entscheidungen zur Seite stehen? >>

Alle lauschten gespannt. Die Stille im Raum war erdrückend.  Marc sah sie erwartungsvoll an und nahm eine ihrer Hände in die seine. Fiona überlegte lange, bis sie sich entschieden hatte. << Ja. >> sagte sie und schaute Mitchell fest in die Augen.

Mitchel lächelte ihr zufrieden entgegen. Ein Nein hätte er wahrscheinlich nicht akzeptiert.

<< Nun kommen wir zum nächsten Schritt. Wir können nicht alle paar Jahre neue Mitglieder suchen. Wir wissen nicht, wie lange es dauert, bis der neue König ausgewählt wird. Daher haben wir uns alle entschieden und auch bei dir müssen wir darauf bestehen, dass… du … >> er blickte zu Marc << und Marc auch auf die Seite der unsterblichen wechselt. >>

Überrascht sah Fiona ihn an. << Ok. Das… >> sie brach ab und sah unsicher zu Marc. Die Männer fingen alle an zu lachen. Fragend sah Fiona in die Runde. Jay fing sich als erster und erklärte ihr, dass Marc die gleiche Wortwahl getätigt hatte und seinen Satz auch nicht beendet hatte.

Schmunzelnd fügte er hinzu << auch eure Reaktion war gleich. Man könnte fast meinen, dass ihr euch schon mit dem Thema auseinandergesetzt habt. >>

 Marc und Fiona warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu, die die anderen registrierten.

Mitchell verkündete nun << Also der Rat ist komplett. Fiona müssen wir nur auf den neuesten Stand bringen, aber ich glaube Marc übernimmt das gerne. >>

Marc nickte. << Die Zeit können wir uns sparen. Ich übernehme das wirklich gerne. Treffen wir uns dann wie abgesprochen in zwei Wochen wieder? Falls was ist, habt ihr ja die Telefonnummern. Fiona wir ihre euch noch zuschicken. Dann sind wir komplett. >>

Zustimmendes Gemurmel und Nicken begleitete Marc, als er aufstand und etwas zu trinken holte.

Die Männer entschuldigten sich mit der Ausrede, dass sie zurück mussten. Marc verabschiedete sie und nun waren die Zwei wieder alleine. << Wollen wir zurück oder hierbleiben? Ich wäre für bleiben, denn es ist schon fast dunkel … und da will ich nicht unbedingt mit dir zurücklaufen. >>

<< Ok, bleiben wir noch… nur müssten wir Lea Bescheid geben,  nicht dass sie sich Sorgen macht. Und dann habe ich noch ein paar Fragen. >>

Marc umarmte sie als Antwort und zog sie zu dem kleinen Sofa, das in einer Ecke stand. Fiona war überrascht, das hatte sie vor Aufregung nicht gesehen. Zusammen kuschelten sie sich darauf.

Marc fuhr ihr über ihr Zeichen. Fiona musste kichern worauf sie einen fragenden Blick von Marc erntete.

<< Naja… dass wir daran nicht gedacht haben. >> gab sie verlegen zu.

Marc lächelte amüsiert und gab zu << Ja… haben wir nicht. Bereust du es? >>

Fiona schüttelte entschieden den Kopf. << Nein. Beim besten Willen nicht. >>

Marc und sie unterhielten sich einige Zeit, bis Fionas Fragen drängender wurden.

<< Marc, jetzt sag mit bitte, warum haben die mich verschleppt? Hätten die mich nicht anrufen können? >>

Marc dachte lange über die Antwort nach. Bei den Gesprächen waren sie sich einig, dass sie erst erfahren sollte wer die Männer waren, wenn sie sich sicher waren, dass sie bereit und würdig genug war, die Aufgabe anzunehmen.

Die Entführung war Jays Idee gewesen. Dadurch hatten sie schnell ihre Antworten erhalten. Marc war nicht dafür gewesen, musste sich den Abstimmungen beugen. Er erklärte ihr alles. Auch wenn es nicht nachvollziehbar war, sie waren eine lustige Truppe und verstanden sich gut. Hoffentlich würde es auch so bleiben.

Anschließend brachte er sie auf den aktuellen Stand. Der Rat sollte nur so lange bestehen, bis der neue König auserwählt wurde. Danach sei es an dem König, wie er die Regierung über die Paramanneskjaner weiterführen wollte. Marc erklärte ihr auch, dass Diarmait den Rat vorstellt.

Bis zu diesem Zeitpunkt muss das ganze verschwiegen werden. Marc hoffte nur, dass er frischen Wind hineinbringen würde und der Nachfolger kein alter, engstirniger und kompromissloser Kerl war.

Fiona musste auf die Aussage lachen. Sie fand es amüsant, wie Marc sich darüber Gedanken machte. Diarmait war alt, aber er ging mit der Zeit und viele Neuerungen hatte er mitgemacht. Selbst bei ihm im Schloss war alles vorhanden, angefangen von neuwertigen Haushaltsgeräten über Handys und Computer.

Seine Bücherei war immer auf dem laufenden Stand und die gesammelten Werke waren sicher in einem Extraraum verstaut. Marc war neben Dubhan der Einzige, der uneingeschränkten Zugriff auf die Bücher hatte.

Marc und Fiona verbrachten die Nacht in der Hütte. Alle Geheimnisse und Missverständnisse waren aus dem Weg geräumt. Zufrieden lagen sie später im Bett und kuschelten.

Nicht lange drauf lagen die Kleidungsstücke im Zimmer verstreut auf dem Boden und beide verschwitzt aber glücklich auf dem Bett.

<< Ich glaube schlafen brauchen wir nicht mehr… es wird schon langsam hell. >> flüsterte er ihr zu.

Fiona hob träge den Kopf. Sie war müde und würde am liebsten nicht aufstehen. Sie ließ den Kopf zurücksinken und versuchte Marc am Aufstehen zu hindern. Dieser rutschte vorsichtig unter ihr hervor.

<< Ich geh duschen, so lange kannst du noch liegen bleiben. Frau Ratsherrin. >> Marc verließ zügig das Schlafzimmer und sie hörte wie sich die Tür zu dem kleinen Bad schloss.

Fiona sah ihm verwirrt nach, daran musste sie sich gewöhnen. Hatte sie die richtige Entscheidung getroffen? Langsam stand sie auf.

Marc war schnell fertig und anschließend schlüpfte sie ins Bad.

Nachdem beide fertig waren traten sie den Rückweg zum Schloss an. Marc wählte einen anderen Weg. Fiona erkannte, dass es gar nicht so weit war.

Hand in Hand schlenderten sie den Weg entlang, vor Augen das Schloss, das mit jedem Schritt größer wurde. Vor dem Tor küssten sie sich ausgiebig und traten anschließend in den Schlosshof.

61. Kapitel

Marc und Fiona kamen gerade pünktlich zum Frühstück in das Schloss. Fast alle bis auf seine Eltern und Jan waren anwesend.

Marc und Fiona betraten Hand in Hand die Küche. Sie wünschten einen guten Morgen und setzten sich an den Tisch, wie wenn nie etwas gewesen wäre.

Auf ihr guten Morgen kam einiges Gemurmel zurück, was sich ebenso als solches anhörte. Einige fragende Blicke landeten auf den Beiden, doch sie ignorierten diese gekonnt.

Fiona band sich die Haare zu einem lockeren Zopf, ging an den Schrank und holte für sich und Marc je eine Tasse heraus und drückte auf die Kaffeemaschine und ließ für sie beide einen Kaffee herauslaufen. Als sie sich umdrehte sah sie die ganzen Anwesenden mit einem amüsierten Grinsen im Gesicht auf ihren Stühlen sitzen.

Fiona sah sich um und verstand nicht, was an ihr so lustig war. Sie schaute zu Marc, der mit einem großen Lächeln auf seinen Hals zeigte. Fiona fiel es wie Schuppen von den Augen. Es war keine vierundzwanzig Stunden her, da amüsierten sich auch einige über sie.

Sie schnaubte und ließ sich auf den Stuhl neben Marc nieder. << Haben die sich abgesprochen? >> fragte sie Marc flüsternd?

Marc zuckte mit den Schultern. Er fand es eher lustig.

Lea, die neben Fiona saß flüsterte ihr zu << ich freu mich für euch. Endlich seid ihr wieder eins. Wo hast du denn Marc gefunden? >>

Marc hatte ihre Frage gehört und versteifte sich. Hoffentlich würde Fiona nichts sagen. Fiona nahm eine von Marcs Händen und strich ihm beruhigend über den Handrücken sie schaute Marc mit einem großen freudigen Lächeln an, dann drehte sie den Kopf zu Lea.

 << Ach weißt du, ich wollte gerade draußen etwas rumlaufen, da kam er mir entgegen. Er musste geschäftlich etwas erledigen. Dann hatten wir so viel zu besprechen, dass wir einfach die Zeit vergessen hatten. >>

Lea kicherte. << Ach so nennt man das jetzt. >> aber sie glaubte ihr und Marc fiel ein Stein vom Herzen. Fiona hatte so überzeugend geklungen, dass Lea nicht anders konnte, als ihr zu glauben zu schenken.

Das weitere gemeinsame Frühstück verlief ruhig. Jeder war mit seinem Kaffee und Brötchen beschäftigt. Fiona fand das gut, denn so musste sie keine weiteren Lügengeschichten erfinden.

Diarmait hatte sie während des Frühstücks aufmerksam beobachtet. Er vermutete, dass die Beiden dem Rat angehörten. Er nahm sich vor heute sich noch mit ihnen zu unterhalten.

Das Frühstück war beendet und jeder räumte sein Geschirr in die Spülmaschine.

<< Eure Kinder schlafen noch. >> sagte Lea.

Marc und Fiona nickten. << Wenn sie wach sind, kümmern wir uns um sie. Sie hatten schon wieder lange genug ohne uns aushalten müssen. >>

Lea schnaubte. << Ich bin zwar gerne Tante, aber ein Dauerzustand soll das nicht werden. Ich bin ja mehr für sie da wie ihr. Bald sagen sie zu mir Mama. >>

Fiona kicherte. Lea biss sich auf die Lippe, sie konnte nicht lange böse sein und stimmte gleich darauf ein.

<< Lea, ich weiß du hast anderes im Kopf. Ich verspreche dir, dass du die nächsten Wochen nicht mehr wie nötig auf sie aufpassen musst. >>

Marc sah Fiona fragend an. << Das soll dir Lea selbst sagen. >> murmelte Fiona ihm zu.

Sie hörte die Zwillinge und ging zu ihnen. Marc blieb zurück und sprach mit seiner Schwester, die ihm erzählte, dass sie bald heiraten wollten. Er freute sich für sie, sagte ihr auch, dass Fiona und er irgendwann heiraten wollten. Lea nahm es zur Kenntnis. Es war nichts ungewöhnliches, dass Gefährten heirateten.

Lea bat Marc noch niemand etwas davon zu erzählen. Sie wollten warten, bis ihre Eltern zurück waren. Marc versprach es ihr.

Lea kam auf die erneute Verbindung zwischen Marc und seiner Gefährtin und wollte unbedingt das Zeichen sehen. Auch sie bewunderte es, vor allem die Veränderung. Leicht traurig meinte sie, dass ihres nicht ganz so imposant war. Aber es war trotzdem ihr Zeichen mit Jannik und es hatte niemand sonst.

Marc lächelte über seine Schwester. Lea wollte immer das Beste und Schönste haben. Dieses Mal hatte sie nicht so viel Glück gehabt. Sehen konnte er ihres nicht, denn es verbarg sich an einer für ihn nicht sichtbaren Stelle.

Fiona kam mit den angezogenen Zwillingen zurück. Marc begrüßte alle und gab jedem einen Kuss auf die Wange.

Fiona machte ihnen Frühstück, während Marc für den Mittag einige Brote herrichtete und in einen Korb packte. Neben dem Essen folgten noch Becher und Getränke.

Es war schönes Wetter und sie wollten den Mittag im Freien verbringen.

Als die Zwillinge satt waren, gingen sie nach draußen. Unter Diarmaits Bäumen gab es immer genug Schattenplätze wo man es den Tag über aushalten konnte.

Marc breitete die Decke aus und stellte den Korb darauf. Fiona setzte sich auf die Decke, die schlaflose Nacht steckte ihr in den Knochen.

Die Zwillinge spielten friedlich. Marc setzte sich zu ihr und umarmte sie. Er fing an ihr Küsse im Nacken zu verteilen. Fiona zog sich zurück. Marc wunderte die Reaktion.

<< Wir müssen nach den zwei schauen. Wenn wir weiter machen, dann bin ich zu abgelenkt und die verschwinden. >> meinte Fiona.

Marc gab ihr Recht und setzte sich brav neben sie. Einzig ihre Hand hielt er während sie ihren Kindern zuschauten.

Der restliche Tag verbrachten sie im Park. Die kleine Familie spielte mit den Kindern oder drehten kleinere Runden mit ihnen durch den Schlossgarten. Rasmus und Fenja gefiel es. Vor allem gefiel ihnen das Picknick auf der Decke.

Abend im Schloss fielen Rasmus und Fenja todmüde in ihre Bettchen. Den Tag über hatten sie es nicht für nötig befunden einen Mittagsschlaf einzulegen.

Am Abend bat Diarmait Marc und Fiona mit ihm zu kommen.

<< Wir gehen auf einen der Türme. Dort sind wir ungestört. Kommt bitte mit. >>

Marc und Fiona folgten ihm. Als sie oben waren genoss Fiona die Aussicht über das Schloss. Sie sah sich den Schlossgarten von oben an, die Wälder, die rings um das Schloss wuchsen und auch das Schloss selbst konnte sie fast komplett sehen. Überwältigt von dem Ausblick stand sie einige Sekunden und sog stumm die Bilder auf.

Diarmait räusperte sich. Fiona drehte sich abrupt um. Marc trat neben sie und sie setzten sich wie Diarmait auf den Boden.

<< Lee hat mir berichtet, dass der Rat vollständig ist und ihr auch dazugehört. Ich wollte euch einfach sagen, wie sehr ich mich darüber freue. Ihr zwei seid mir echt ans Herz gewachsen und ich bin froh, dass ihr zu dem ausgewählten Kreis gehört.

Marc, dir als Vorsitzender möchte ich auf dem Weg gratulieren. Es gefällt mir, dass die Wahl auf dich gefallen ist.

Ich habe mir mit der Entscheidung einen Rat ins Leben zu rufen nicht leicht getan. Wie ihr wisst bin ich fast fünftausend Jahre an der Macht. Es wird auch für mich eine Umstellung geben, wenn ich diesen Posten nicht mehr ausführen darf.

Ich bitte euch inständig, alles in meinem Sinne weiterzuführen. Veränderungen kommen immer wieder, aber ihr sollt weise entscheiden, wie ihr sie einführt.

Marc, dich werde ich in den nächsten Wochen noch in einige Sachen einweihen müssen. Vor allem wirst du gewisse Zauber lernen müssen. Das wird einem nicht in die Wiege gelegt und es erfordert viel Anstrengung alles zu lernen.

Du hast schon bewiesen, dass du in der Lage bist, einfachere Zaubersprüche umzusetzen. Auch bist du der einzige, der im Moment außer Dubhan und mir die Bücher lesen kann.

Ich weiß, dass ich dir damit eine große Last aufbürde, aber das Schicksal hat entschieden, dass du den Vorsitz hast und dementsprechend auch handeln musst.

Fiona, ich hoffe, dass du Marc tatkräftig zur Seite stehst. Auch du wirst in der nächsten Zeit dir einiges zusätzliches Wissen aneignen müssen. Du als seine Gefährtin spielst eine ebenso große Rolle. Stell dir vor, Marc ist verhindert, dann musst du für ihn einspringen, wenn auch nicht in allen Belangen. Nur solltest du für den Fall der Fälle Bescheid wissen. >>

Diarmait machte eine lange Pause. Fiona und Marc starrten ihn an. Fiona konnte alles nicht so schnell verarbeiten, wie die Neuigkeiten sie trafen. Diarmait schwieg extra lange, so dass beide Zeit hatten, alles zu verarbeiten. Er wusste, dass es für beide ein Schock sein musste, diese Entwicklung zu bewältigen. Vor einigen Tagen waren beide noch ganz normale Mitglieder ihres Volkes und nun sollten sie in nicht einmal mehr einem ganzen Jahr mit dem Rat die Führung erhalten.

Schließlich durchbrach Marc das Schweigen. << Wie hast du dir das vorgestellt? Wir können doch nicht in den paar Wochen alles lernen. Die anderen sollten auch Aufgaben übernehmen. Wozu sonst hast du dir das mit dem Rat überlegt? >>

<< Marc, ich habe die Aufgaben aufgeteilt. Lee wird der Schreiber. Seine Aufgabe ist es Protokolle über die Sitzungen zu verfassen oder auch Briefe an Unseresgleichen. Alles was in die Bücher geschrieben werden muss, bleibt dein Part. Mitchell und Jay sind für das Rechtssystem zuständig, Andrej und Adam für die finanziellen Angelegenheiten und bei euch bleibt der Rest.

Ich habe schon darauf geachtet, dass jeder eine Aufgabe hat. Mit den anderen habe ich schon gesprochen und jeder ist mit seinem Arbeitsbereich einverstanden.

Alle werden in den nächsten Monaten sich in der Nähe des Schlosses niederlassen. So habt ihr es einfacher und könnt euch auch spontan treffen. >>

<< Aber… >> Marc sah Fiona an. << Ich glaube wir wollten irgendwann wieder zurückkehren. Auf Dauer hier bleiben war nicht angedacht. Deine Gastfreundschaft ist großzügig und wir wissen es zu schätzen, aber unser Platz ist nicht hier. >> Gab Marc zu bedenken und Fiona nickte zustimmend.

<< Nun… ich denke da wird sich auch eine Lösung finden. Bis ihr soweit seid, bleibt ihr erst einmal hier und ich zeige euch was ihr noch wissen müsst. Bevor ich mir überlege wie und wann ich euch Unterricht gebe… muss ich erst einmal wissen, ob ihr überhaupt den Posten annehmen wollt. >>

Marc schwieg und sah Fiona an. Diese schaute auf und sie schauten sich lange in die Augen.

„Was meinst du? Schaffen wir das, oder wird das zu viel?“ Fragte Fiona ihn auf stummen Weg.

„Ich weiß es nicht. Es ist eine große Aufgabe… auch ich habe Zweifel.“ Antwortete Marc.

„Hm… Wenn wir es nicht tun, dann ist der Rat nicht mehr vollständig und es müssen neue Personen gesucht werden, die das übernehmen. Bis diejenigen dann deinen Wissensstand haben, dauert das Jahre.“ Gab Fiona zu bedenken.

Diarmait saß neben ihnen und schaute ihnen zu. Er wusste, dass er bei diesem Gespräch ausgeschlossen war, doch das war eine Entscheidung, die die beiden fällen mussten. Für sich hoffte er, dass er keine Absage bekommen würde. Er würde es bedauern, doch Einfluss hatte er hier keinen.

Während Diarmait sich seine Gedanken machte, ging das stille Gespräch zwischen Marc und Fiona weiter.

„Ich weiß… aber ich habe auch etwas Angst. Wenn uns das zu viel wird? Was machen wir dann?“

„Marc, wir können Diarmait und die anderen nicht hängen lassen. Versuchen wir es, wenn es gar nicht geht, dann erklären wir das den Anderen und sie müssen unsere Entscheidung akzeptieren.“

„Du hast Recht. Versuchen wir es, auch wenn ich vermute, dass das ein hartes Stück Arbeit wird.“

„Marc, wenn wir zusammen halten, dann schaffen wir das.“

Marc nickte ihr zu und gab ihr einen kurzen Kuss. Diarmait beobachtete zufrieden die Szene. Seine Lebenserfahrung sagte ihm, dass sie sich entschieden hatten.

Marc schaute zu Diarmait. << Wir versuchen es. >>

Diarmait lächelte. Er hatte mit keiner anderen Antwort gerechnet. Er nahm je eine Hand von Marc und Fiona und sagte << Ihr konntet mir kein größeres Geschenk machen. Danke! Wenn ihr Zweifel habt, dann kommt bitte rechtzeitig zu mir. Ich versuche euch zu helfen so gut ich kann. >>

Zustimmendes Nicken kam von den beiden. Ihnen war bewusst, dass es sehr viel war, was sie gerade erfahren hatten und daraufhin noch das ein oder andere Gespräch mit dem König stattfinden würde.

<< Diarmait, wie lange wird es dauern, bis der neue König ausgewählt wurde? >> fragte Marc den König.

<< Das ist eine gute Frage. Wir wissen es nicht. Hätte ich einen eigenen Thronfolger, dann wäre sofort und ohne Umwege die Führung an ihn oder sie weitergegeben worden. Da das nicht der Fall ist, müssen wir warten, bis die Magie einen ausgesucht hat, der für den Posten geeignet ist.

Wie lange die Auswahl dauert, kann ich euch nicht sagen. Wie Lee schon richtig vermutet hat, kann das eine längere Zeit in Anspruch nehmen. Soweit ich weiß hat Lee euch alle eingeweiht, was das für die Mitglieder des Rates bedeutet. >>

Marc nickte. Fiona hing mit ihren Gedanken dem Gespräch nach und ihrem Gesichtsausdruck nach, war sie verwirrt. Marc machte sich Sorgen um sie. War das alles doch zu viel für sie?

Fiona bemerkte Marcs musternde Blicke und grinste verlegen. Marc legte einen Arm um sie und sie lehnte ihren Kopf an ihn.

Diarmait stand auf. << Wenn ihr jetzt nichts mehr wissen wollt, dann gehe ich zurück. Bitte denkt daran, meine Tür steht euch immer offen. >>

Fiona winkte Diarmait zum Abschied, da er bereits an den Treppen stand um hinunterzugehen.

Marc und sie blieben noch einen Moment auf dem Turm und genossen die Aussicht.

Er zeigte ihr, wo im Wald die Hütte stand, die für die ersten Sitzungen ihr Treffpunkt bleiben würde. Fiona sah ganz genau hin, aber die Hütte sah sie nicht in dem dunklen Wald.

Zusammen gingen sie von dem Turm zurück ins Schloss. Einig waren sie sich, dass es nicht der letzte Ausflug auf die Türme war. Fiona wollte die Aussicht von den anderen Türmen auch sehen.

Im Schloss war es ruhig. Die Zwillinge schliefen immer noch und die Erwachsenen waren im Saal versammelt. Jeder war mit anderen Dingen beschäftigt.

Fiona und Marc setzen sich zu Lea und Jannik. Sie unterhielten sich eine Weile. Lea erzählte Neuigkeiten. Jan hätte seine Gefährtin gefunden und würde mit ihr bald zurück ins Schloss kommen.

Fiona löcherte Lea noch mit Fragen, doch mehr wie sie erzählt hatte wusste sie nicht. Sie mussten warten, bis sie die Unbekannte kennen lernten.

Einige Zeit später stand Marc auf und gab Fiona einen Kuss auf die Wange. << Ich muss kurz weg, bin bald zurück. >> murmelte er und verließ den Saal.

62. Kapitel

Fiona verbrachte den restlichen Abend bei Lea und Jannik. Sie unterhielten sich über alle möglichen Dinge. Diarmait hing seinen Gedanken nach und Dubhan blätterte interessiert in Fachzeitschriften.

Als es immer später wurde, verabschiedeten sich Jannik und Lea um schlafen zu gehen. Fiona saß noch einige Minuten bei Diarmait und Dubhan. Da beide nicht gesprächig waren, zog sie sich auch bald zurück.

Im Zimmer angekommen zog sie sich um und ging ins Bett. Sie nahm ihr Handy um Marc anzurufen, der noch nicht zurückgekehrt war.

Marc meldete sich nach dem dritten Klingeln und begrüßte Fiona freudig.

<< Hallo Fiona, schön dich zu hören. Sorry, dass ich heute nicht mehr komme. Hier dauert es länger wie gedacht. >> überfiel er sie.

<< Hallo Marc … ähm… ja. Wo steckst du? >>

<< Ach ich bin in der Nachbarstadt und habe noch einen Abschluss für die Firma zu machen. Meine Eltern waren nicht verfügbar… also musste ich ran. Aber das hat sich bald erledigt. Ich möchte nicht weiterhin die Firma repräsentieren. >>

<< Glaub ich dir. Wann kommst du wieder? >>

<< Morgen. Bis dahin musst du ohne mich klar kommen. >> meinte er mit einem Grinsen in der Stimme.

Fiona musste daraufhin lachen. << Ja klar. Eine Nacht schaff ich gerade so. >>

Marc musste auch loslachen. << Ich verspreche dir. Morgen bin komm ich zurück, dann bleibe ich… sofern nichts dazwischenkommt. >>

<< Ist ja gut. Die Firma muss auch weiterlaufen. Wir sehen uns dann morgen. Schlaf gut. >> leise setzte sie hinterher << Ich vermisse dich trotzdem. >>

Marc gab ihr einen Kuss durchs Telefon. << Ich dich auch. Schlaf gut. >>

Fiona legte ihr Handy neben sich aufs Bett. Sie war müde, konnte jedoch nicht einschlafen. Sie stand wieder auf und begab sich in die Küche. Dort trank sie ein Glas Wasser, stellte das leere Glas hin und verließ die Küche. Auf dem Weg ins Zimmer kam ihr die Idee sich in Diarmaits Bibliothek umzusehen.

Sie öffnete die Tür und trat ein. Die Bücher waren gut sortiert. Leider fand sie nichts nachdem sie suchte. Frustriert wollte sie in ihr Zimmer gehen, als sie ein Geräusch hörte. Sie sah um die Ecke und erblickte Diarmait, der gerade die Bibliothek betrat.

<< Hallo Diarmait. >> rief sie ihm zwischen den Regalen zu.

Diarmait kam zu ihr. << Hallo Fiona, was treibt dich zu so später Stunde hier her? >>

Verlegen sah sie zu Boden. << Ich habe ein Buch gesucht… ein Buch über die Geschichte. >>

Diarmait sah sie entzückt an. << Ich helfe dir. Hier wirst du sie nicht finden. Komm einfach mit. >>

Diarmait lief voran. Zusammen erreichten sie eine Tür, die Diarmait öffnete. << Hier kommt keiner außer Dubhan, Marc und mir hinein. Ich sorge dafür, dass du die nächsten Tage auch Zutritt bekommst. Aber… du darfst hier nur alleine oder mit uns hinein. Keine andere Person hat hier Zutritt. >>

<< Wie funktioniert das? >> fragte Fiona interessiert, als Diarmait nur vor der Tür stand und nichts machte.

<< Modernste Technik. >> grinste Diarmait. << Ich lasse es für dich auch einrichten. Siehst du den Punkt an der Tür? >>

Fiona nickte.

<< Dort musst du hinschauen, dann werden deine Augen gescannt und das Schloss wird geöffnet. >>

Fiona nickte. Der König ließ sich immer wieder etwas Neues einfallen. Wenn sie einer gefragt hätte, hätte sie vermutet, dass die Tür nur durch einen Zauber zu öffnen wäre. So wurde sie eines Besseren belehrt.

Diarmait öffnete die Tür und trat ein. Der neue Raum war vollgestellt mit Regalen und vielen alten Büchern. Einige sahen aus, wie wenn sie mehrere Jahrhunderte alt wären. Wahrscheinlich waren sie das auch, dachte sich Fiona.

Diarmait lief einige Regale ab, bis er fand was er suchte. Er zog ein Buch heraus und hielt es Fiona hin. Sie nahm es an sich und schlug es auf. Entsetzt sah sie sich die Hieroglyphen an, die sie sah.

Diarmait sah ihren entsetzten Ausdruck und fing herzhaft an zu lachen. Auf sein Lachen erntete er einen bösen Blick von ihr.

<< Entschuldige, ich habe nicht daran gedacht, dass du das nicht lesen kannst. Warte mal … hier hab ich noch eins, das ist der aktuellen Schrift, aber nicht vollständig. Auch gewisse Dinge stehen nicht in diesem Buch. Falls du Interesse hast, dann musst du das lesen. >> Der König zeigte auf das Buch, das sie hielt.

Fiona gab ihm das alte Buch wieder und nahm das andere entgegen. Vorsichtshalber schlug sie es auf und war erleichtert, als die die ihr bekannten Buchstaben und Zahlen erblickte.

Mit dem Buch in der Hand verabschiedete sie sich von Diarmait und wünschte ihm eine gute Nacht. Zurück in ihrem Zimmer legte sie sich aufs Bett und begann die ersten Seiten des Buchs zu lesen.

Sie fühlte sich in den Geschichtsunterricht zurückversetzt. Die Bücher waren auch alle sehr langweilig und nicht wirklich interessant. Sie zwang sich einige Seiten weiterzulesen, doch bald übermannte sie der Schlaf.

Wach wurde sie, als die Sonne schon schien. Sie klappte das Buch zu, stand auf und ging ins Bad. Nach einer ausgiebigen Dusche machte sie sich fertig und zog sich an. Sie öffnete die Zimmertür und machte einen Schritt hinaus.

Weiter kam sie nicht, denn sie stolperte über einen  Gegenstand, der vor ihrer Tür abgestellt war. Sie taumelte und konnte sich gerade noch rechtzeitig fangen, bevor sie hinfiel. Sie schaute nach dem Gegenstand und sah ein kleines Paket.

Sie schob das Paket an die Wand und ging zur Küche. Auf dem Weg dorthin ärgerte sie sich über denjenigen, der das Paket genau vor ihre Tür gestellt hatte. Innerlich verfluchte sie die Person.

Als sie die Küche betrat atmete sie ruhig weiter. Keiner schien zu ahnen wie es ihr gerade ging. Sie kochte sich einen Kaffee und setzte sich hin. Die anderen waren auch nicht sehr gesprächig. Fiona beobachtete sie heimlich.

Ihre Laune besserte sich, als sie Jannik und Lea beobachtete. Über die beiden könnte sie sich amüsieren. Sie schliefen fast am Tisch ein, obwohl sie so früh ins Bett gegangen sind. Ein Glück waren die Wände dick genug, so dass niemand etwas mitbekam. Bei diesen Gedanken musste sie grinsen, was von Lea bemerkt wurde.

<< Was hast du? >> fragte sie.

<< Nichts. >> antwortete Fiona und biss sich auf die Lippe.

Lea warf ihr einen skeptischen Blick zu. Das glaubte sie ihr nicht. Fiona hatte eindeutig etwas gedacht und rückte mit der Sprache nicht heraus.

Fiona hatte ihren Blick abgewandt und sah sich interessiert das Muster auf den Kaffeetassen an. Sie trank den Kaffee leer und ging zu den Zwillingen. Diese waren bereits wach, sie zog sie um und ging mit ihnen in die Küche zum Frühstücken.

Lea war wieder voll in ihrem Element und hatte Fionas Antwort von vorhin vergessen. Sie liebte ihre Nichte und auch Jannik fütterte Rasmus bis er nicht mehr wollte. Als Diarmait und Dubhan die Küche verlassen hatten erzählte Lea dass sie heute nach einem Kleid und Anzug für die Zwillinge schauen wollten.

<< Meinst du nicht, dass das etwas früh ist? Die wachsen doch noch ganz schön bis zu eurer Hochzeit. >>

<< Mensch Fiona, ich will nur aussuchen. Kaufen tun wir es dann so dass es passt. Es ist ein Punkt auf meiner Liste und den will ich abhaken. Wir haben noch so viel zu tun. >>

Fiona kicherte. Lea und ihre Hochzeit. Die Stunden die sie schon für die Planung gebraucht hatte waren enorm. Wenn Sie einmal heiraten würde, dann würde sie sich nicht so einen Stress machen. Eine kleine Hochzeit im Familienkreis, mehr wollte sie nicht.

<< Ok, dann nehmt sie mit. Ich genieße den Tag. >> sagte Fiona.

<< Schön. Wir werden spät wiederkommen, ich bringe sie dann auch ins Bett. >> teilte ihr Lea mit.

<< Ist ok… macht euch einen schönen Tag. >>

Jannik und Lea verließen mit den Zwillingen die Küche. Fiona verstaute das Geschirr in der Maschine und wusch alles ab. Als sie fertig war ging sie in ihr Zimmer. Das Geschichtsbuch wartete auf sie. Wenn sie das und alle weiteren Bücher in Diarmaits Bibliothek lesen wollte, dann würde sie Jahre brauchen.

Vor ihrer Zimmertür stand wieder der Karton. Fiona sah ihn sich an. Sie war sicher, dass sie ihn vorhin an die Wand geschoben hatte. Sie warf einen Blick darauf und war überrascht. Er war für sie bestimmt! Sie nahm ihn ungeschickt in die Hand und öffnete die Tür. Ihre mitgebrachte Wasserflasche stellte sie auf den Tisch. Den Karton legte sie aufs Bett und öffnete ihn.

Die Schnur um das Paket erwies sich als äußerst hartnäckig. Fiona brauchte lange um die Knoten aufzubekommen. Als sie es endlich geschafft hatte, hob sie den Deckel ab. Was sie sah verschlug ihr den Atem.

In dem Karton war ein türkisgrünes Kleid. Sie holte es raus und konnte es nicht fassen. Es war einfach traumhaft. Bodenlang und mit einzelnen Pailletten bestückt. Je nachdem wie das Licht darauf fiel funkelten diese.

Fiona war so von dem Kleid fasziniert, dass ihr der Brief der in das Kleid gelegt wurde nicht auffiel. Sie legte das Kleid zur Seite und sah sich den Inhalt weiter an. Darin befanden sich noch eine Kette, ein Armband und ein Paar Schuhe, das optimal auf das Kleid abgestimmt war.

Fiona fragte sich, wer ihr so etwas schenkte. Marc war unterwegs und sie wartete auf ihn. Es war bereits elf Uhr. Bald musste er zurück sein.

Sie nahm sie ihr Buch zur Hand und legte sich aufs Bett. Eine halbe Stunde später fiel ihr Blick wieder auf das Kleid. Sie stand auf und ging auf den Spiegel zu. Sie hob es vor sich und war begeistert. Sie drehte sich mit dem Kleid vor dem Spiegel hin und her, bis auf einmal der Brief auf den Boden fiel.

Irritiert hob sie ihn auf. Es stand kein Absender darauf. Vorsichtig öffnete sie ihn und las ihn sich durch.

Liebe Fiona,

leider hat es mir heute Morgen nicht gereicht um zum Schloss zurück zukommen. Ich schicke dir etwas zum Anziehen und hoffe, dass es dir gefällt. Ich habe einen Fahrer beauftragt, dich um zwölf Uhr abzuholen.

Er wird dich zu mir bringen. Wir werden mit den Geschäftsleuten noch gemeinsam Essen und den restlichen Tag können wir verbringen wie wir möchten.

Wenn du keine Lust hast, dann sag mir bitte Bescheid. ABER:

Ich würde gerne den Geschäftspartnern meine zukünftige Frau vorstellen. Alleine ist es einsam. Alle haben ihre Partner dabei.

Ok, ich weiß den Antrag um so etwas zu behaupten habe ich noch nicht gemacht. Aber bitte tu mir den Gefallen und komm mit.

Ich liebe dich!

Dein Marc

Verblüfft ließ Fiona den Brief sinken. Damit hatte sie nicht gerechnet. Einerseits amüsierte sie sich über ihn. Marc wollte sie vorstellen und entschuldigte sich gleich dafür, dass er ihr noch keinen Antrag gemacht hatte.

Warum musste er den Antrag machen, lebten sie nicht in einer emanzipierten Welt, wo Frauen das Gleiche machen konnten? Fiona überlegte kurz und dabei fiel ihr Blick auf die Uhr. Sie hatte nur noch fünfzehn Minuten um sich fertig zu machen.

So schnell sie konnte zog sie sich aus. Sie schaute in ihren Schrank und fand keine passende Unterwäsche.

Sie nahm noch einmal den Brief in die Hand. Marc war lustig. Ein Kleid mit passenden Schuhen hatte sie. Aber was sollte sie unter das Kleid anziehen.

Am Ende des Briefes fiel ihr ein Pfeil auf, der auf die nächste Seite verwies. Warum hatte sie den vorhin nicht gesehen?

Irritiert las sie die nächsten Zeilen.

PS: nicht vergessen unter dem Papier nachzusehen… ich glaube du hattest nichts Passendes hier

Marc war wirklich ein Schatz, dachte sie sich. Er hatte an alles gedacht. Schnell hob sie das Papier hoch und fand teuer aussehende Unterwäsche. Ein trägerloser BH und die passende Hose. Sie war genauso schön wie das Kleid. Marcs Geschmack gefiel ihr.

Die Zeit drängte und ließ keine weiteren Überlegungen zu. Sie zog sich geschwind um und war froh heute Morgen schon unter der Dusche gewesen zu sein.

Im Bad schnappte sie sich ein paar Klammern und steckte ihre Haare hoch. Das war ein Tipp von einer ehemaligen Freundin gewesen. Sie zeigte ihr die Frisur. Sie war einfach und schnell gemacht, das Ergebnis jedoch sah nach mehreren Stunden Friseur aus.

Sie schaute auf die Uhr. Sie hatte noch drei Minuten. Sie stürmte in Leas Bad und suchte sich die passende Schminke. Schnell waren die Augen betont, die Lippen nachgezogen und die Schuhe angezogen. Ein letzter Blick in den Spiegel gönnte sie sich. Sie war zufrieden mit ihrem Aussehen.

Gerade als die Uhr zwölf schlug verließ sie das Schloss. Fiona fand es eine Meisterleistung, sich so schnell herzurichten, dabei war es schon lange her, wo sie so etwas gemacht hatte.

Wie Marc ihr geschrieben hatte, wartete ein Fahrer in einem schwarzen Wagen auf sie. Als sie auf ihn zulief öffnete er bereits die Tür, so dass sie leicht einsteigen konnte.

Die Tür wurde geschlossen und der Fahrer stieg ein. Er sagte ihr, dass in dem Fach neben ihr einige Getränke waren. Bis zu ihrer Ankunft würde es etwas anderthalb Stunden dauern.

Fiona nickte und der Fahrer fuhr los. Während der Fahrt schaute sie sich die Umgebung an. Es gab wie um das Schloss viele Bäume und grüne Wiesen. Zwischendurch fuhren sie durch kleinere Dörfer.

Sie erreichten die Stadt und der Fahrer brachte sich sicher ans Ziel. Vor einem namhaften Hotel hielt er an. Ein Page kam gelaufen und öffnete ihr die Tür. Fiona war keine Auftritte in diesem Ausmaß gewöhnt. Bisher gehörte sie zu den Leuten, die gerade so über die Runden kamen. Eine Nacht in so einem Hotel hätte sie sich nie leisten können.

Mit leicht roten Wangen stieg sie aus und lief ins Hotel. Sie wurde bereits erwartet. Marc stand im Eingangsbereich und freute sich, als er sie sah. Auch er war gut gekleidet in seinem Anzug.

Er kam auf Fiona zu und umarmte sie leicht.

<< Du siehst wunderschön aus. >>

Fiona wurde durch das Kompliment leicht rot. << Danke. >> murmelte sie.

Er gab ihr einen keuschen Kuss auf die Wange und reichte ihr seinen Arm. Fiona hakte sich unter und lief neben ihm her. Marc führte sie zu einem abgetrennten Bereich des Hotels. Dort war ein großer Raum in dem das Essen für die Anwesenden serviert werden sollte.

Bevor er durch die Tür trat sagte er zu ihr. << Ich freu mich wirklich, dass du gekommen bist. Das Essen dauert nicht lange. Sei einfach höflich. Es ist extra abseits vom Hotelbetrieb. Darum hatte ich gebeten. Ich wollte noch etwas meine Ruhe haben. Du weißt es ja… >> fragend sah er sie an.

Fiona nickte bestätigend und setzte ein Lächeln auf. Marc öffnete die Tür und trat mit ihr an seiner Seite ein.

Als sie in den Raum traten drehten sich acht neugierige Augenpaare zu ihnen herum. Marc nahm zog sie sanft mit sich und stellte den Geschäftspartnern seine zukünftige Frau vor. Fiona begrüßte alle höflich. Nach einem kurzen Smalltalk wurde das Essen serviert.

Wie Marc ihr versprochen hatte dauerte es nicht lange und bald verabschiedeten sich die Geschäftspartner. Einige versprachen sie zu ihrer Weihnachtsfeier einzuladen. Fiona verabschiedete sie ebenso freundlich und stand neben Marc, bis alle den Raum verlassen hatten. Die Angestellten räumten die Tische ab und deckten neu ein.

Fiona schnaufte erleichtert durch. Hoffentlich gab es solche Anlässe nicht öfter. Als der Raum komplett leer war kam er einen Schritt auf sie zu und küsste sie ausgiebig. Fiona erwiderte es verlangend. Marc löste sich von ihr.

<< Ich glaube hier ist nicht der richtige Ort… wenn du so weitermachst… dann… >> er brach ab und schenkte ihr ein anzügliches Grinsen.

Fiona verstand ihn und trat einen Schritt zurück. Marc nahm ihre Hand und führte sie in den Hotelbereich. Er ging zum Fahrstuhl und sah sie fragend an. Fiona sah hinter sich und als sie keine weiteren Personen sah nickte sie zögerlich.

Es war lange her, seit sie mit einem Fahrstuhl gefahren war. Als dieser dann voll besetzt stecken geblieben war wollte sie nie wieder mit ihnen fahren.

Marc betätigte den Knopf und der Fahrstuhl ging auf. Er war geräumig und es gab ausreichend Platz für zwei Personen. Fiona atmete tief durch und trat ein. Marc drückte den Knopf für die oberste Etage.

Als der Fahrstuhl hielt war Fiona erleichtert. Zusammen stiegen sie aus und gingen auf Marcs Hotelzimmer.

Marc entschuldigte sich und verschwand im Badezimmer. Fiona trat ans Fenster und genoss die Aussicht. Das Hotel war das höchste Gebäude in der Stadt und von dem Zimmer aus hatte man eine tolle Aussicht.

Marc kam aus dem Badezimmer und trat zu ihr ans Fenster. Er umarmte sie von hinten. Sie standen eine Weile ohne zu sprechen an dem Fenster und ließen die Aussicht auf sie wirken.

Fiona spürte auch ein Bedürfnis und wand sich aus Marcs Umarmung. Sie lief auch ins Badezimmer. Als ihre natürlichen Bedürfnisse erledigt waren, stand sie vor dem Spiegel und wusch sich die Hände.

Sie freute sich über die Entscheidung Leas wasserfeste Schminke benutzt zu haben, auch der Lippenstift sah gut aus, trotz ihrer stürmischen Küsse nach dem Essen. Sie zupfte noch einige Haarsträhnen zurecht und verließ das Bad.

Sie sah sich um und fand Marc am Fenster wieder. Er nahm ihre Hand und zog sie an sich. Er küsste sie und anschließend sagte er << Die Aussicht hier ist echt toll, aber von der Dachterrasse aus, ist sie viel schöner. >>

Ohne ihre Antwort abzuwarten zog er sie mit hinauf.

63. Kapitel

Auf der Dachterrasse hielt Fiona die Luft an und sah sich um. Von ihrem Standort aus konnte sie viele Dächer sehen. Wie Marc ihr versprochen hatte, war die Aussicht wesentlich imposanter, als durch die Fenster.

Sie trat an das Geländer und sog die Eindrücke in sich auf. Die vielen Gebäuden mit ihren bunten Werbebannern und die Autos, die in einer langen Schlange an den roten Ampeln warteten.

Als sie genauer nach unten schaute, musste sie lachen. Die vielen Menschen sahen von hier oben aus wie Ameisen. Alle liefen geschäftig und hektisch durch die Straßen.

Marc trat neben sie und genoss mit ihr die Aussicht. Er legte einen Arm um ihre Hüfte und zog sie näher an sich heran. Fiona bemerkte es nicht. Sie war zu gefangen in den Bildern. Bisher war sie noch nie auf so einem hohen Gebäude gewesen.

Fiona sah sich weiter um. Die Dachterrasse war in mehrere Abschnitte eingeteilt und durch Pflanzen voneinander getrennt. Es gab eine Hängematte, ein kleines Eck-Sofa und eine Art Strandkorb. Auf dem Boden waren Holzpaneele verlegt.

Ihre Füße schmerzten von den hohen Schuhen. Hier kann ich bestimmt Barfuß laufen, dachte sie sich und zog sich sofort die Schuhe aus, die sie achtlos an die Seite legte. Ihr Teil der Terrasse war sehr groß. Fiona überlegte sich, dass hier oben ein wundervoller Platz sei, auf dem man bestimmt super Partys veranstalten konnte.

Sie setzte sich auf das Sofa, legte den Kopf auf die Rücklehne und sah sich den Himmel an. Auch dort oben war viel Verkehr. Der Flughafen war nicht weit entfernt und sie beobachtete die Flugzeuge, die am Starten oder Landen waren.

Sie träumte von einem Urlaub im Warmen unter Palmen. Wie gerne würde sie in einem der Flugzeuge sitzen. Marc setzte sich zu ihr und sah ihr bei ihren Beobachtungen zu. Es freute ihn, dass sie so einen Gefallen an diesen Dingen hatte.

Sie saßen lange nebeneinander ohne zu sprechen. Fiona war überwältigt. Diese Überraschung war Marc gelungen. Sie kuschelte sich an ihn und er legte einen Arm um sie.

<< Es ist schön hier. >> sagte sie leise zu ihm, während Marc ihren Hals mit Küssen bedeckte. Bestätigend nickte er an ihrem Hals.

Lange saßen sie auf dem Sofa und merkten nicht, wie die Zeit verstrich. Als es etwas dunkler wurde fragte Marc sie << Wollen wir noch etwas essen? Ich lasse es hier hoch bringen, wenn du magst. >>

<< Oh ja, das wäre eine gute Idee. Vor allem brauch ich was zum Trinken. Habe gar nicht gemerkt, wie die Zeit verstrichen ist. >>

Marc lachte, auch ihm ist es nicht aufgefallen, aber sie konnten noch die ganze Nacht in dem Hotel verbringen.

Er nahm sein Handy und rief beim Zimmerservice an. Keine fünf Minuten später wurden ihnen Getränke auf einem Wagen gebracht. Fiona sah neben Wasser, Cola und diversen Säften auch einen Kühler, in dem eine Flasche Champagner lag.

Marc nickte dem Angestellten dankbar zu und dieser verließ wieder die Terrasse. Als er außer Sichtweite war stand Marc auf.

<< Was möchtest du trinken? >>

Fiona sah sich die Auswahl an. Es war so viel, auch einige ihr unbekannte Saftsorten. << Ich glaube erst mal ein Wasser. Ich habe richtig Durst. >> sagte sie zu Marc.

Marc schenkte Wasser in zwei Gläser und gab eins davon Fiona. Schnell trank sie es leer und stellte es auf den Wagen.

Fiona trat wieder an das Geländer. Auch bei Nacht sah die Stadt eindrucksvoll aus. Die beleuchteten Werbeschilder blinkten um die Wette. Der Verkehr war weniger geworden und auch die Menschenmasse unter ihnen hatte deutlich abgenommen.

Die Passanten wirkten nicht mehr so gehetzt. Es war Feierabend und alle die unten liefen ließen den Abend in Ruhe ausklingen. Sie sah wie einige Besucher die Bar gegenüber dem Hotel betraten. Andere liefen in der Fußgängerzone umher und besuchten die verschiedenen Geschäfte. Sie hätte die Leute ewig weiter beobachten können. Es war eine Abwechslung zu dem zurückgezogenen Leben auf dem Schloss.

Fiona hörte erst auf sich alles anzusehen, als ein Kellner mit dem bestellten Essen kam. Begleitet wurde er von drei weiteren Mitarbeiten, die ihnen Stühle und einen kleinen Tisch auf die Terrasse stellte.

<< Haben Sie noch einen Wunsch? >> fragte der Kellner, währen die Angestellten auf dem Rückweg waren.

<< Nein, danke. Alles in Ordnung. >> antwortete ihm Marc und gab ihm ein kleines Trinkgeld. Der Kellner bedankte sich und zog sich zurück.

 Marc öffnete den Champagner und goss ihn in die Gläser. Ebenso füllte er die normalen Gläser mit Wasser auf. Fiona setzte sich an den Tisch und hob vorsichtig die Glocke hoch. Das Essen sah lecker aus. Fiona legte die Glocke in den Wagen. Marc tat das Selbe und schon saßen sie sich am Tisch gegenüber.

Gemeinsam genossen sie das ausgezeichnete Essen und schwiegen. Es wurde immer dunkler und die Beleuchtung auf der Terrasse wurde angeschaltet. Es war eine romantische Stimmung. Marc positionierte die Kerzen, die der Kellner mitgebracht hatte auf dem Tisch und zündete sie an.

Marc sah Fiona an, dass es ihr gefiel. Als beide satt waren, stellten sie die Teller auf den Servierwagen und nahmen den Champagner mit auf das Sofa. Sie tranken ihn aus und Marc sorgte gleich für Nachschub.

Fiona musste lachen. << Willst du mich betrunken machen? >>

Marc grinste verschmitzt. << Nicht unbedingt. Ich möchte mit dir den Abend verbringen. Darauf dass du morgen verkatert aufwachst bin ich nicht aus. >>

Fiona sah ihn skeptisch an. Sie merkte schon das eine Glas, wie würde es ihr nach zwei gehen? Weit war es nicht, bis sie ins Bett gehen konnten und sie mussten auch an keinen Leuten vorbei, also stieß sie erneut mit Marc an.

Als ihr Glas leer war, küssten sie sich ausgiebig. Lange hielt das Glück nicht an. Fiona merkte, wie ein natürliches Bedürfnis sich bemerkbar machte.

<< Marc… ich muss gerade mal um die Ecke… bin gleich zurück. >> sagte sie leise zu ihm und stand etwas schwankend auf.

Sie lief die Treppen hinunter in die Suite. Als sie im Badezimmer war, ging es ihr besser. Die Wirkung des Alkohols hatte etwas nachgelassen und ihre Beine fühlten sich nicht mehr so wackelig an. Wahrscheinlich war das lange Sitzen schuld, dachte sie sich.

Sie verrichtete ihre Notdurft und wusch sich die Hände. Als sie in den Spiegel sah, war sie überrascht. Lea hatte wirklich tolle Schminkutensilien. Wie es die Werbung versprach hielt sie einwandfrei ohne zu verwischen.

Fiona überlegte sich, ob sie sich nicht auch einmal von der Marke etwas besorgen sollte. Oft schminkte sie sich nicht, aber wenn sie mit Marc noch einmal unterwegs war, dann musste sie nicht viel mitnehmen oder immer wieder auf dem Klo verschwinden um ihr Make-up zu kontrollieren. Beim Mittagessen waren die Damen alle paar Minuten verschwunden um sich die Nase zu pudern. Fiona hatte nicht viel übrig für die Frauen, die aussahen, wie wenn sie in einen Farbtopf gefallen wären.

Sie schaltete das Wasser ab und schüttelte ihre Hände aus. Die kühlen Finger legte sie kurz auf ihre Wangen. Der Alkohol wärmte sie und sie würde am liebsten das Kleid gegen etwas Kürzeres tauschen. Leider hatte sich nichts anderes dabei und musste bis morgen darin ausharren. Sie freute sich schon aufs Schloss, wenn sie ihre normalen Kleider anziehen konnte.

Vielleicht wird es an der Luft wieder besser. Nachts wird es kühler, dachte sie sich und lief mit sicheren Schritten auf die Dachterrasse. Oben sog sie die kühlere Luft ein. Nach einigen Atemzügen hatte sie sich daran gewöhnt und auch die Hitze nahm wieder ab.

Marc hatte in der Zwischenzeit die Champagnergläser zur Seite gestellt und ihr ein Glas Multivitaminsaft eingeschenkt. Dankbar nahm sie es an sich und setzte sich neben Marc auf das Sofa. Sie legte die Füße nach oben und kuschelte sich an ihn. Seine Nähe zu spüren war für sie wunderschön.

Sie fühlte sich geborgen und alle Sorgen waren wie verschwunden. Sie dachte nicht mehr an ihre Auflagen oder daran, was passieren würde, wenn Marc nicht mehr mit ihr zusammen sein würde.

Fiona hörte wie auf einem weiteren Teil der Terrasse sich Menschen sammelten. Leise seufzte sie. Die Ruhe war vorbei, wobei die Menschen bisher keinen großen Krach veranstalteten. Es war anscheinend eine ruhige Party, bei der es gesittet zuging.

Es waren auch Kinder dabei, wie Fiona hörte. Innerlich grinste sie und dachte, dass die Kinder sich wie ihre anhörten. Sie nahm Marcs Hand uns sah auf seine Armbanduhr. Es war spät und Rasmus und Fenja schliefen schon. Nach einer Shoppingtour mit Lea waren die beiden bestimmt erledigt und sehr schnell eingeschlafen.

Langsam trank sie ihren Saft. Er war süß und eine Abwechslung zu dem herben Geschmack vom Champagner.

Marc beobachtete wie sie Schluck für Schluck das Glas leerte. Als nicht mehr sehr viel drin war, setzte Fiona das Glas an und wollte es auf einen Zug austrinken. Plötzlich hielt sie inne und schluckte vorsichtig. Es war irgendetwas ins Glas geflogen. Sie traute sich nicht, mit der Zunge an das Etwas zu stoßen und hoffte, dass es kein mehrbeiniges Tier war.

Vorsichtig holte sie das Etwas aus ihrem Mund heraus und sah es sich an. Verblüfft setzte sie sich auf und sah Marc an.

Marc lächelte ihr zu, stand auf und kniete sich vor ihr nieder. Er nahm ihre linke Hand.

<< Fiona, als mich vor über zwei Jahren eine hektische Frau angerannt hatte, dachte ich, das darf nicht sein. Ich habe mich gegen dich gestellt und wollte nur meinen Abstand zu dir. Ich wollte es nicht wahr haben, dass ich dich gefunden hatte. Ich dachte eine Gefährtin zu haben, wäre eine erzwungene Liebe.

Nach einigen Tagen merkte ich, dass ich nicht mehr von dir loskomme. Auch das Zureden meiner Familie half mir, mich mit meiner neuen Situation anzufreunden.

Als du beinahe in den Flammen umgekommen bist, bin ich hineingerannt und holte dich heraus.

Die folgenden Wochen waren mit einer Unterbrechung die glücklichsten in meinem Leben. Als du dann auch sehr schnell schwanger wurdest, dachte ich das Glück sei perfekt. Die Zwillinge waren eins der größten Geschenke, die du mir gemacht hast.

Leider gab es nach dieser Zeit nicht mehr so viele glückliche Momente. Ich hatte eine lange Prüfung vor mir. Auch du hattest in dieser Zeit kein einfaches Leben, ich bewundere dich für deinen Mut und deine Beharrlichkeit. Nicht jeder hätte das geschafft, was du erreicht hast. Du bist einmalig.

Heute weiß ich, dass ich mein Leben ohne weiteres für dein Leben geben würde. Wir haben in der Zeit, seit wir uns kennen viele Höhen und Tiefen überwunden. Wir hatten Geld oder waren fast bettelarm.

Als ich dich beerdigen musste, war für mich eine Welt zusammengebrochen. Die Gefühle, kann ich nicht in Worte fassen.

Was uns jedoch nie verlassen hatte, war die Liebe, die wir füreinander empfanden. Auch heute kann ich sagen, dass du mein ein und alles bist und ich dich nie wieder verlieren möchte. Auch deine Entscheidung, uns beim Rat zu unterstützen brachten mich immer weiter, dich zu fragen:

Fiona Walter, möchtest du meine Frau werden? >>

Fiona starrte Marc mit offenen Augen an, der sie erwartungsvoll ansah. Sie hatte heute mit allem gerechnet, aber nicht, dass er sie fragen würde, ob sie seine Frau werden möchte.

Vor Freude traten Tränen in ihre Augen. Marc sah sie besorgt an und wurde mit jeder Sekunde nervöser, wo er keine Antwort erhielt.

Fiona zog Marc zu sich auf das Sofa und küsste ihn stürmisch. Antworten hätte sie ihm jetzt nicht können.

Als sie in der Lage war, wieder einen Satz zu bilden rief sie ihm voller Freude zu  << Ja, ja Marc. Ich möchte deine Frau werden. >>

Marc war die Erleichterung anzusehen. Er hatte gehofft, von ihr kein Nein zu erhalten. Ihr bestätigendes Ja war für ihn eine Erlösung.

Marc nahm ihr vorsichtig den Ring, den sie immer noch hielt, aus der Hand. Er griff nach ihrer linken Hand und streifte ihr den Ring über.

Fiona konnte in dem Halbdunkel recht wenig sehen und lief an den Tisch, auf dem die Kerzen brannten. Der Ring war wunderschön. Sie sah einen Teil ihres Symbols in dem Ring. Sie drehte ihre Hand im Kerzenlicht und war überwältigt. Um den Ring war ein Teil ihres Symbols eingraviert.

 Der Stab und die Ranke waren gut zu erkennen. Auch das Band war mit kleinen Strichen angedeutet. Zwischen Anfang und Ende des Stabs war ein kleiner herzförmiger Stein eingelassen. Fiona meinte sich zu erinnern, dass es ein Rubin sei, doch sicher war sie sich nicht.

Die Aufregung hatte sie fest im Griff. Marc wollte sie als seine Frau. Fiona konnte ihr Glück nicht fassen. Tränen der Rührung traten ihr aus den Augen, die sie schnell wegwischte.

Bedächtig strich sie mit ihrem Finger über den Ring. Er sah nach feinster Handarbeit aus und war bestimmt nicht billig gewesen.

<< Er ist wunderschön. >> flüsterte sie zu Marc der gerade zu ihr kam und sie umarmte.

<< Ich hoffte, dass er dir gefällt. Ich habe den Goldschmied fast zur Verzweiflung gebracht mit meinen Wünschen. >> grinste er.

Fiona kicherte. << Die Mühe hat sich gelohnt. Marc du bist unglaublich. >>

Marc lachte auf. << Danke. Hast du Lust noch ein kleinwenig zu feiern? >>

Irritiert sah Fiona ihn an. Marc grinste. << Ich habe mit keinem Nein gerechnet und etwas vorbereitet. >> Er nahm sie an der Hand und lief langsam mit ihr über die Dachterrasse. Fiona musste lachen. Sein erwartungsvoller Blick vorhin hatte ihr bestätigt, dass er gehofft hatte. Er schob die Pflanzen zur Seite und Fiona staunte.

Die feiernde Gesellschaft waren ihre Kinder, Marcs Familie, Dubhan und Diarmait gewesen. Als das Paar durch die Abtrennung lief wurde eifrig applaudiert. Fiona wurde rot, was man nicht sehen konnte, da das Licht recht spärlich war.

Nacheinander kamen alle zu ihnen und gratulierten ihnen. Zuerst Marcs Eltern. << Herzlichen Glückwunsch euch beiden. Wir freuen uns so für euch. >>

Nach seinen Eltern kam Lea angerannt und fiel Fiona um den Hals. << Man ihr habt euch Zeit gelassen. Ich dachte schon ich müsste ohne Party zurückfahren. Ich freu mich für euch. >> Nach  Fiona war Marc mit einer stürmischen Umarmung an der Reihe.

Jannik stand mit Rasmus und Fenja hinter Lea und gratulierte ihnen ruhig. Er war mit seiner ruhigen Art das Gegenteil von Lea. Rasmus und Fenja gaben ihnen je eine kleine rote Rose. Fiona nahm sie dankbar an sich und gab ihren Kindern einige Umarmungen und Küsse. << Wir nehmen Rasmus und Fenja mit, wie wir heute Morgen besprochen hatten. Ich hoffe du bist uns nicht böse, dass wir nichts gesagt hatten. >>

Fiona schüttelte den Kopf. Es war fast ein Wunder. Sie hatte den Beiden nichts angemerkt, dass heute noch etwas Besonderes sei. Auch Leas Wunsch heute Kleidung für ihre Hochzeit auszusuchen war für Fiona eine normale Begründung gewesen. Sie umarmte beide noch einmal zum Dank.

Dubhan und Diarmait freuten sich genauso über das frisch verlobte Paar. Diarmait grinste vergnügt << Damit hatte ich eigentlich schon früher gerechnet… aber … was ist bei euch schon normal? >> Daraufhin mussten alle vier lachen.

Zum Schluss kam Jan auf sie zu. An seiner Seite war eine hübsche Blondine. War das seine Gefährtin?

<< Alles Gute euch beiden. Darf ich euch Franzi vorstellen? Eigentlich heißt sie Franziska… aber das ist soooo lang. >> Er sah Franzi an und erklärte ihr << Das ist mein Bruder Marc und seine Gefährtin Fiona. >>

Sie schüttelten sich gegenseitig die Hände und Fiona fand Franzi von Anfang an sympathisch. Den restlichen Abend feierten alle ausgelassen und auch Fiona trank noch etwas Champagner.

Als sie sich ins Bett zurückzogen war es früh am Morgen. Fiona war aufgedreht und konnte nicht schlafen. Sie kuschelte sich an Marc und bald feierten sie ihre eigene Verlobungsparty,  die für keine weiteren Augen bestimmt war. Es dämmerte bereits, als sie erschöpft nebeneinander im Bett lagen und kurz darauf einschliefen.

64. Kapitel

Am nächsten Mittag wurde Marc vor Fiona wach. Er gab ihr einen Kuss und weckte sie dadurch. Fiona gähnte und streckte sich. Strahlend sah sie Marc an. Ihr zukünftiger blickte sie ebenso glücklich an und sie küssten sich erneut leidenschaftlich.

Fiona murmelte Marc zu << ich glaube wir sollten aufstehen. Das Frühstück ist schon lange vorbei und im Schloss werde sie auch auf uns warten. >>

Marc nickte ihr zustimmend zu. Gemeinsam stand das glückliche Paar auf. Sie duschten zusammen. Danach zogen sie die Kleidung vom Vortag an. Fiona rümpfte die Nase, doch sie hatten keine andere Wahl. Anschließend verließen sie das Hotelzimmer. Sie gönnten sich ein kleines Mittagessen im Hotelrestaurant. Nachdem sie fertig waren bestellte Marc ein Taxi .

Als der Fahrer endlich kam, liefen sie Hand in Hand auf das Taxi zu. Vor dem Taxi löste sich Marc von ihr und hielt ihr die Tür auf. Fiona gab ihm beim Einsteigen einen Kuss als Dank. Marc lief um das Taxi herum und stieg ebenfalls auf der anderen Seite ein. Fiona sah aus dem Fenster und versuchte die obersten Stockwerke des Hotels zu sehen. Sie verrenkte ihren Hals um noch einmal die Dachterrasse zu sehen, die seit gestern einer ihrer Lieblingsplätze war.

Gestern war einer ihrer aufregendsten Abende gewesen. Marcs überraschter Antrag hatte ihr gefallen. Das war für sie ein überwältigendes Erlebnis. Sie hoffte, dass es in Zukunft bei ihnen so bleiben würde und ihre Beziehung keinen Tiefen mehr ausgesetzt werden würde. Mit seinem Antrag hatte er ihr bewiesen, wie sehr er sie mochte.

Die Zukunft lag noch ungewiss vor ihnen. Fiona fiel ein, dass ihnen außer der Hochzeit noch ein anderes Ereignis bevorstand. Wie es ablaufen würde, hatte sie bisher nicht in Erfahrung gebracht. Sie entschied, dass sie Marc bei Gelegenheit fragen würde.

Der Fahrer fuhr an und Fiona konnte Marc nicht aus den Augen lassen. Sie rutschte in die Mitte und küsste ihn. Marc gab ihr seinerseits auch welche, die mit jedem Meter verlangender wurden.

Die Rückfahrt zum Schloss verlief sehr schnell. Kurz vor dem Tor löste Fiona sich von ihm und setzte sich auf ihre Seite. Marc hielt ihre Hand fest und Fiona konnte es sich nicht verkneifen, ihn wieder glücklich anzulächeln.

Der Fahrer hielt vor dem Schloss an und die Beiden stiegen aus. Hand in Hand schlenderten sie den Weg zum Eingang entlang. Es war sehr ruhig, nur die Vögel hörte man in der Ferne.

Ihre Ruhe hielt nicht lange an. Diarmait fing sie an der Tür ab und bat sie mit ihm zu kommen. Wieder stiegen sie auf den Turm um sich zu unterhalten.

<< Wie ihr wisst, stehen noch Verhandlungen an. Horst und auch Michael müssen zu ihrer gerechten Strafe kommen. Ewig können wir sie nicht ohne Urteil eingesperrt lassen. Ich habe mir überlegt, dass der Rat seine Arbeit etwas früher aufnimmt, wie ursprünglich geplant.

Lee hat von mir schon die Infos bekommen und ist gerade dabei Briefe zu schreiben, die in den nächsten Tagen verschickt werden. Ich werde hier auf dem schloss eine Feier veranstalten, damit der Rat vorgestellt werden kann. Jeder soll wissen, wer die zukünftigen Ansprechpartner sind. >>

<< Wie hast du dir das alles vorgestellt. Was haben wir mit den Verhandlungen zu tun? Und bis wann sollen die Briefe verschickt werden? >> fragte Marc interessiert.

<< Also es ist so, bei Verbrechen gegen unsereins war ich bisher immer dabei gewesen. Meine Amtszeit ist fast vorüber und da ihr im Rat seid, solltet ihr die Aufgabe übernehmen. Ihr oder besser gesagt du Marc, wirst mit dem Richter dich um die Anhörungen und Urteile kümmern. Die Briefe werden diese Woche noch versendet, wenn Lee rechtzeitig fertig wird.  >>

Marc sah ihn überrascht an. << Ich denke Mitchell und Jay sind dafür das Rechtssystem verantwortlich? >>

Der König nickte. << Ja, sie sind für das Rechtssystem eingeteilt… aber Verurteilungen gehören zu den Aufgaben des Vorsitzenden. Marc ich will dich nicht überrumpeln, aber du sollest wissen, dass alle ihre Aufgaben haben und… wenn du es so willst… sie für dich arbeiten. >>

<< Ja aber… >> setzte Marc an, doch Diarmait unterbrach ihn.

<< Marc, als sie dich zum Vorsitzenden gewählt haben wussten alle, dass sie für die anderen Arbeiten eingeteilt werden. Du warst der vorletzte, den sie geholt haben, vielleicht haben sie vergessen dir das zu sagen… ich weiß es nicht. Aber es ist so. Du bist der Kopf und als solcher hast du andere Aufgaben. >>

<< Ok, was muss ich denn machen? >> fragte Marc resigniert. Er hatte nicht damit gerechnet, auch in die anderen Bereiche eingreifen zu müssen. Es war für ihn ein Schock, alles vom König zu erfahren.

Diarmait sah beide an. Er zog die Brauen nach oben und versuchte witzig zu sein. Fiona kicherte, doch Marc hingegen konnte sich nicht von seinen Gedanken lösen.

<< Marc, nicht so ernst sein. Deine Aufgabe wird es mit Jay und Mitchell, sowie dem Richter die Verhandlung vorzubereiten. Der Staatsanwalt ist ebenso einer von uns und die Verfahren laufen etwas anders ab. Ich war selbst sehr oft dabei, aber ich denke es ist an der Zeit euch einzuarbeiten. >>

<< Ok…. Wie geht es denn dann weiter? Diarmait sei mir nicht böse, aber ich muss erst ein Thema abhaken, bevor das nächste kommt. Bis wann soll denn die Feier stattfinden? Ich möchte wissen, wie lange wir noch unbekannt sind. >>

Diarmait lachte. Er konnte sich vorstellen, wie es im Moment in Marc aussah. << Ach Marc, ich habe mir gedacht, dass die Feier in zwei Wochen stattfinden soll. Bis dahin muss ich noch Personal organisieren und alles planen. >>

<< Zwei Wochen nur noch? >> fragte Marc und Fiona hörte die Traurigkeit aus seiner Stimme. Sie setzte sich genau neben ihn und schlang ihre Arme um ihn.

„Wir schaffen das. Ich versuche dir zu helfen, wo ich kann.“ Teilte sie ihm mit.

Marc schenkte ihr ein dankbares Lächeln und schaute zu Diarmait. Dieser sah ihn ebenfalls an. << Marc, es kommt dir vielleicht alles viel vor, aber ich rate dir, lass es auf dich zukommen. Und… Fiona? Auch du wirst dich langsam daran machen, einiges Neues zu lernen. Ich habe mir erlaubt, dir eine Liste zu schreiben, mit den Sachen, die du in der Zukunft gebrauchen kannst. Aber zu allererst musst du wie Marc die alte Schrift lernen. >>

Fiona nickte betreten. Es hörte sich für sie an, wie wenn sie eine Fremdsprache lernen musste. In der Schule hatte sie diese Fächer gehasst, auch wenn sie nicht ganz schlecht war. Sie verzog ihr Gesicht, worauf Marc herzlich lachen musste.

<< Ja ja, du hast gut Lachen… du kannst alles lesen und schreiben… aber ich… wie soll ich das denn schaffen? >>

Marc nahm sie in den Arm. << Ich zeige es dir, Diarmait hatte mir einige Übungen gegeben, die ich gemacht hatte und wenn du es willst, dann ist es ganz einfach. >>

<< Hm… >> machte Fiona und sah beide lange nachdenklich an. << Wenn ich will… so ist das also. >> murmelte sie.

Diarmait erklärte ihr, dass er auch für sie einen Plan ausarbeiten kann. Sie hatte Zeit und musste nichts übers Knie brechen. Das Tempo von Marc brauchte sie auch nicht zu kopieren. Seine Leistung wäre wahrscheinlich ins Buch der Rekorde gekommen, wenn es diese Disziplin gäbe.

Fiona war erleichtert und stimmte zu, es zu versuchen. Diarmait nahm es zur Kenntnis. Ihm genügte ihre Aussage, dass sie es versuche. Mehr konnte er nicht erwarten.

<< Also, jetzt haben wir das mit der Feier… das nächste ist die Verhandlung. Was für Fragen hast du Marc? >>

<< Viele, aber bitte erzähl einfach etwas darüber, wie ich es mir vorstellen muss und dann frage ich, wenn noch etwas unklar ist. >>

<< Wie du möchtest. >> Erwiderte Diarmait. << Die Verfahren werden bei uns vom Richter geleitet. Aber es gibt keine Anwälte und ewig lange Plädoyers wie in den menschlichen Gerichten. Der Staatsanwalt, den Namen haben wir übernommen, verließt die Anklage.

Die Angeklagten werden einem Wahrheitszauber ausgesetzt. Jeder der auf dem Stuhl sitzt sagt automatisch die Wahrheit. Von daher ist es ein Leichtes, ein gerechtes Urteil zu fällen. Das Strafmaß entscheidet dann der Richter in Zusammenarbeit mit dir.

Diese Verhandlung ist für dich die Feuerprobe. Es wird keine leichte Aufgabe, denn du warst selbst betroffen und musst dafür sorgen, dass alles seinen gerechten Lauf nimmt. Aber du schaffst das, da bin ich mir sicher. >>

Marc schluckte. Wenn er an Horst und Michael dachte, wurde er wütend. Er wusste nicht, wie er reagierte, wenn er ihnen gegenüber stand. Die Hintergründe der Handlungen waren für niemand nachvollziehbar. Nur das Bestreben nach Macht und die Aussicht auf ein ewiges Leben. Marc schüttelte den Kopf. Diese Aufgabe würde wirklich schwer werden.

<< Wann ist die Verhandlung? >>

Diarmait überlegte. << Ich denke, dass es in den nächsten vier Wochen so weit sein wird. >>

<< Muss ich dafür auch noch etwas lernen? >> fragte Marc neugierig.

Diarmait schmunzelte und nickte. << Ja… ich hoffe, dass die Zeit reicht, denn du musst dir einen umfassenden Überblick über bereits gefällte Urteile und die rechtlichen Grundlagen grob wissen. >>

Marc seufzte. Wieder kam einiges zu Lernen auf ihn zu, doch diese Herausforderung nahm er zu gerne an. Nach seinem Sprint, die alte Schrift lesen und schreiben zu können, empfand er diese Aufgabe als nicht so große Herausforderung.

<< Ok… und wo sind die Bücher? >>

<< In meiner Bibliothek… ich hoffe du hast nichts vergessen, denn es ist alles in der alten Schrift erfasst. Falls das Buch einem Außenstehenden in die Hände fallen sollte, dann hat er keine Möglichkeit es zu lesen. >>

Marc nickte, damit hatte er gerechnet. Die nächsten Wochen waren mit viel Arbeit gefüllt. Fiona drückte aufmunternd Marcs Hand. Er fühlte, die kleine Geste und war dankbar dafür, dass sie ihm zur Seite stand.

<< Habt ihr noch Fragen? Wenn nicht, dann würde ich mich gerne zurückziehen. >>

Marc und Fiona schüttelten einträchtig die Köpfe. Sie blieben noch eine Weile auf dem Turm und unterhielten sich über das Gespräch mit dem König. Viele Fragen tauchten auf. Beide beschlossen, die Antworten in den Büchern zu suchen. Was sie selbst in Erfahrung brachten, brauchte ihnen Diarmait nicht mehr zu erklären.

Den Nachmittag verbrachten sie mit Lea, Jannik, den Zwillingen, Franzi und Jan im Garten. Es war eine lustige Runde und alle verstanden sich hervorragend. Mit der Zeit trennte sich die Gruppe und die Männer und Frauen saßen getrennt und widmeten sich ihren Themen. Fiona fragte Franzi aus.

Franzi war so geduldig und beantwortete ihre Fragen. Lea saß dabei und amüsierte sich. Normalerweise war es ihr Part so neugierig zu sein, doch Fiona konnte es genauso gut.

Die drei Frauen unterhielten sich lange darüber, wie sie ihre Gefährten kennen gelernt hatten und wie sie ihnen sagten, dass sie keine normalen Menschen waren. Ähnlichkeiten fanden sie immer und Fiona und Franzi waren sich einig, dass es an den Genen der Schmitts lag. Lea schnitt eine Grimasse nach dieser Feststellung.

Rasmus und Fenja kamen abwechselnd zu allen und wollten die ungeteilte Aufmerksamkeit. Franzi beobachtete die Zwillinge verzückt und seufzte.  << Ich hätte auch gerne Zwillinge. >>

Lea und Fiona sahen sich erstaunt an. Anscheinend hatte Jan seine Hausaufgaben nicht gemacht. Wusste Franzi nichts davon, dass es eigentlich keine Zwillinge gab?

Fiona antwortete diplomatisch << Ja… wenn die Natur eine Laune hat. >>

Franzi sah sie skeptisch an, wechselte jedoch zum nächsten Thema. Lea war der festen Überzeugung, dass alle gemeinsam in ihrem Haus wohnen würden.

Fiona schluckte. Sie wusste nicht ob sie je wieder zurückgehen würden. Eigentlich war es angedacht, dass sie mit Marc und den Kindern in der Nähe des Schlosses bleiben würden. Wieder war sie Diarmait dankbar, dass er den Rat bald offiziell ankündigte. Seine Entscheidung hatte auch positive Seiten. Lange konnten sie es nicht geheim halten. Vor allem nicht, wenn Marc und sie die nächste Zeit viel lernen würden. Fragen würden bestimmt kommen.

Marc hatte einen Teil ihres Gesprächs mitbekommen. Leicht traurig sah er Fiona an. Auch ihm war bewusst, dass es in absehbarer Zeit nicht mehr viele Familientreffen geben würde.

Sie unterhielten sich kurz auf ihre eigene Art.

„Marc, was machen wir?“

„Ich weiß nicht, auf der einen Seite würde ich auch gerne zurückgehen, doch Diarmait hat die restlichen Mitglieder schon dazu bewogen sich hier niederzulassen.“

„Ich finde das Haus schön. Es wäre auch für die Kinder toll, mit dem großen Garten und dem Wald in der Nähe.“

„Ja… die Gedanken habe ich mir auch schon gemacht… wir müssen mit dem König und dem Rat sprechen. Vielleicht gibt es Möglichkeiten.“

„Wäre schön… immer können wir ja nicht hierbleiben und Diarmait auf die Nerven gehen.“ Fiona grinste ihn an.

Marc kicherte und die anderen sahen sie komisch an. Lea kapierte es recht schnell, dass es ein Gespräch war, bei dem alle ausgeschlossen waren und fing mit Franzi, die sie irritiert anschaute, eine neue Konversation an.

Der Nachmittag war vorbei. Marc und Fiona zogen sich mit den Zwillingen zurück. Nach einem ausgiebigen Bad, waren die Kinder so erledigt, dass sie ohne Essen ins Bett fielen und gleich darauf einschliefen.

Marc umarmte Fiona von hinten und küsste ihren Hals. Sie drehte sich um und zeigte mit dem Kopf, dass sie das Zimmer verlassen sollten.

Zusammen gingen sie in die Bibliothek und suchten sich die ersten Bücher heraus. Marc gab ihr seine Bücher, die er benutzt hatte um die alte Schrift zu lernen. Fiona setzte sich an den Tisch und fing an die Buchstaben zu üben. Marc sah ihr interessiert zu und gab ihr Hilfestellung, wenn es nicht auf Anhieb klappte.

Zwischendurch las er in den Büchern. Einige seiner Fragen hatte er beantwortet bekommen. Er würde Fiona am nächsten Tag alles erklären. Sie war so vertieft in ihre Aufgabe, dass er sie nicht stören wollte.

Die Zeit verging sehr schnell. Kurz nach Mitternacht sah Marc auf die Uhr. Er legte das Buch zur Seite und murmelte << Ich glaube wir sollten schlafen gehen. Es ist schon sehr spät. >>

Fiona legte ihren Stift neben ihr Blatt. Zufrieden sah sie sich ihr Werk an und hielt es Marc unter die Nase. Er war überrascht, wie weit sie gekommen war. Wenn sie weiterhin so schnell arbeitete, dann wäre sie in vier Wochen fertig und konnte selbst die Bücher lesen.

Er streckte als Lob seinen Daumen nach oben. Fiona umarmte ihn und anschließend liefen sie in ihr Zimmer.

65. Kapitel

Die nächsten Tage verliefen nach dem gleichen Muster. Sobald es Abend wurde und ihre Kinder im Bett lagen zogen sich Marc und Fiona in die Bibliothek zurück. Eifrig lasen oder lernten sie alles was sie brauchten.

Was Fiona nicht wusste, dass Marc versuchte aus den Büchern herauszufinden, wie sie den Weg in das ewige Leben fanden. In der Schule wurde das ihnen nicht beigebracht. Alle die sich einig waren, den Weg zu gehen gingen zu Diarmait, der ihnen das erklärte.

Marc wunderte sich, dass er darüber nichts fand. Einzig einige neuere Seiten in dem Buch weckten seine Aufmerksamkeit. Die neue Behandlungsmethode für Kinder, deren Mütter sie nicht stillen konnten fand er und las sie sich durch.

Er erinnerte sich an die ersten Tage auf dem Schloss. Wie sehr er um Fiona gebangt hatte. Marc blätterte weiter und fand sogar den Hinweis auf Dubhans Tropfen.

Er schaute zu Fiona, die sich gerade sehr intensiv bemühte einige Zeilen der Geschichtsbücher zu lesen. Sie bemerkte es nicht und Marc widmete sich weiter seinem Buch.

Fionas machte große Fortschritte und war schon in der Lage einfachere Texte zu lesen. An die Komplizierteren hatte sie sich bisher nicht gewagt. Es auf die heutigen Formulierungen zu übersetzen war recht schwer. Marc wusste, dass auch sie bisher eine großartige Leistung vollbracht hat.

Zwischendurch wurden sie immer wieder von Diarmait besucht, der sich über ihre Fortschritte erkundigte und ob er ihnen helfen konnte. Fragen beantwortete er geduldig und versuchte es immer so zu erklären, dass es beide verstanden.

Sie waren gerade in ihre Bücher vertieft als sie im Flur einen überraschten Aufschrei hörten.

<< Ich muss dringend einkaufen gehen. >> rief Lea jemand zu.

Marc und Fiona sahen sich an und nickten sich wissend zu. Es war soweit. Die Briefe bezüglich des bevorstehenden Fests waren verschickt worden und Lea hielt ihren heute schon in der Hand.

Die Beiden unterbrachen ihre Studien und gingen zu den anderen. Schon von weitem konnten sie Lea hören, die ganz aufgeregt war. Sie liebte Feste, bei denen es die Möglichkeit gab sich entsprechend zu kleiden.

Marc und Fiona amüsierten sich über Lea. Krampfhaft versuchte sie Jannik zu überzeugen, dass er mit ihr gehen sollte. Jannik wehrte ab, denn eine Shoppingtour mit Lea fand er alles andere als einfach.

Als Marc und Fiona zu ihnen stießen wandte sich Lea schnell an Fiona.

<< Du kommst morgen mit zum Einkaufen und Franzi nehmen wir auch mit. Wir brauchen alle etwas Passendes für den Tag. >>

Fiona winkte ab. << Ich suche mir die Woche noch etwas raus. Ich habe es nicht so eilig. >>

Lea sah sie entsetzt an. << Fiona, das ist doch nicht dein Ernst? Wie kannst du so was sagen? Das Fest ist ein echtes Highlight und dich interessiert es nicht? Warte ab, morgen früh fährst du mit. >>

Franzi stand schüchtern bei Jan und beobachtete die unterschiedlichen Frauen.

Eine Frage schwebte über fast allen Köpfen. Warum veranstaltete Diarmait ein Fest, ohne einen Grund anzugeben? Alle Anwesenden, bis auf die Eingeweihten grübelten insgeheim über die Gründe des Königs.

Sie wollten von dem König wissen, warum er die Feier veranstaltete. Diarmait hüllte sich in Schweigen. Lea versuchte es immer wieder, doch über die Lippen des Königs kam kein Laut, der auf einen Grund hindeutete. Er vertröstete Lea bis zur Feier zu warten.

Während Lea schmollte, spekulierten Jan, Jannik und Franzi über die Hintergründe. Die Liste der Ergebnisse war lang. Diarmait, Marc und Fiona gingen dem Gespräch aus dem Weg, indem sie selbst eins anfingen. Keiner schöpfte Verdacht und alle drei waren erleichtert, ohne weitere Befragungen ins Bett gehen zu können.

Im Bett sprachen sie noch lange darüber, wie Marcs Familie reagieren würde, wenn sie alles erfuhren. Hoffentlich würden sie ihnen verzeihen, dass sie nichts gesagt hatten. Marc entschied, dass sie alles auf sie zukommen lassen sollten. Sich jetzt den Kopf zerbrechen würde nichts bringen.

Fiona gähnte und kuschelte sich in seinen Arm. Marc legte fürsorglich die Decke über sie und bald schliefen sie ein.

Am nächsten Morgen wurde Fiona durch ein Poltern an der Tür geweckt. Schlaftrunken wankte sie zur Tür und machte sie auf. Vor ihr stand Lea, die schon fertig war und auf sie wartete. Fiona sah über ihre Schultern zum Wecker und schüttelte den Kopf.

<< Lea es ist erst halb acht. >> murrte Fiona, die noch recht müde war.

<< Egal, mach dich fertig. Franzi ist auch schon wach. >> sie lachte und meinte << die hab ich auch schon geweckt. >>

Fiona stieß heftig die Luft aus. Wenn Lea einkaufen wollte, dann konnte sie einem auf die Nerven gehen. Als Beratung war sie für jeden eine große Hilfe. Was sie aussuchte passte hervorragend.

Fiona seufzte auf. << Ist gut, ich mach mich fertig. Aber ohne einen Kaffee verlass ich das Schloss nicht. >> Lea nickte. << Ich lass dir schon einen raus. >> und lief zügig in die Küche. Fiona rief ihr noch hinterher, dass der Kaffee kalt war, bis sie kam, doch Lea hörte das nicht mehr.

Nach einer gründlichen Dusche machte sich Fiona so schnell es ging für den Tag bereit. In der Küche nahm sie den Kaffee in Empfang, den Lea hier gab. Vorsichtig nippte sie daran und verzog das Gesicht. Der Kaffee war wie sie vermutet hatte schon fast kalt.

Sie setzte sich an den Tisch, an dem auch Franzi saß. Diese war wie Fiona nicht ausgeschlafen. Gemeinsam tranken sie ihren Kaffee aus und verließen das Schloss. Vor dem Schloss fiel Lea auf, dass sie vergessen hatte nach einem Auto zu fragen.

Franzi und Fiona lachten laut auf, während Lea zurück ins Schloss lief. << Typisch Lea. >> kicherte Fiona, worauf Franzi wieder anfangen musste zu lachen.

Lea kam endlich zurück und winkte aufgeregt mit dem Autoschlüssel. << Wir können los. >> rief sie freudig.

Nach fast drei Stunden kamen sie an. Lea suchte einen Parkplatz und anschließend betraten sie ihre Lieblingsboutique. Lea wurde von der Verkäuferin freudig begrüßt.

<< Frau Schmitt, es ist schön, dass sie wieder bei uns sind. Wie kann ich ihnen heute helfen? >>

<< Hallo Frau Schneider. >> begrüßte Lea die Verkäuferin ebenso freundlich. << Wir sind eingeladen und brauchen alle etwas dem Anlass entsprechend. >>

Frau Schneider sah sie an und überlegte. << Was habt ihr euch denn vorgestellt? >>

<< Ich würde sagen, sie zeigen uns einiges und dann werden wir bestimmt fündig. >> 

Die Verkäuferin nickte und rief ihre Kolleginnen, die sich um Fiona und Franzi kümmerten.

Franzi und Lea waren sehr schnell mit ihrer Auswahl. Fiona stand unschlüssig vorm Spiegel und konnte sich nicht entscheiden. Das eine Kleid war bodenlang und in einem zarten rosa gehalten. Es war bestickt mit sehr vielen Pailletten. Das nächste Kleid war ein kürzeres grünes Kleid. Fiona dachte sich, dass die Farbe gut zu Marcs Augen passte.

Leider war sie nicht ganz zufrieden. Franzi und Lea begaben sich auf die Suche. Fiona wusste, das Kleid musste zu ihr passen, ansonsten würde sie sich nicht wohl fühlen, wenn der König alle zu sich rief und die ganzen Augen auf den neuen Rat gerichtet waren.

Lea kam mit einem bodenlangen dunkelroten Kleid zurück. Der Schnitt gefiel Fiona, nur der Rücken war ihr zu verschlossen, und die Farbe sagte ihr nicht zu.

Unschlüssig sahen sich die Verkäuferinnen an. << Ich habe eine Idee, meinte eine. Wir können dir dein Wunschkleid besorgen, nur brauchen wir dazu einige Angaben. >> Fiona nickte.

<< Also, das Kleid >> sie zeigte auf das rote << in dem grün und der Rücken soll so geschnitten sein, wie an dem rosafarbenen. >>

Eifrig wurden ihre Wünsche notiert und die Verkäuferin versprach ihr sich zu melden, wenn es eingetroffen sei. Wenn der Schneider Zeit hatte, dann wäre das am nächsten Abend. Die drei Frauen gingen anschließend in ein Restaurant und jeder bestellte sich ein Mittagessen. Nach dem Essen machten sie sich zufrieden auf den Heimweg.

Franzi und Lea konnten es sich nicht verkneifen Fiona mit ihren Sonderwünschen aufzuziehen. Fiona streckte ihnen gespielt verärgert die Zunge heraus, woraufhin die beiden anfingen zu lachen. Fiona stimmte ebenfalls mit ein und die restliche Heimfahrt verlief ohne Zwischenfälle.

Fiona hing ihren Gedanken nach und dachte, dass sie großes Glück hatte, dass sie sich mit Lea und Franzi so gut verstand. Wie oft hörte man, dass es in den Familien nicht so harmonisch ablief. Mit Lea hatte sie nicht nur eine zukünftige Schwägerin, sondern auch eine sehr gute Freundin gefunden. Mit Franzi würde es auch so werden, dessen war sie sich sicher.

Am Schloss zeigten Franzi und Lea ihren Männern die neuen Kleider. Marc sah Fiona fragend aber auch überrascht an. << Hast du nichts gefunden? >>

Fiona schüttelte den Kopf. << Nein, hab ich nicht. Die waren entweder zu verschlossen, zu rot, zu aufwändig und so weiter. >>

Lea und Franzi fingen an zu lachen. Auch Jan und Jannik konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Fiona hatte an dem heutigen Tag Leas Rolle übernommen, solche Aussagen waren sie von ihr nicht gewohnt.

Marc nahm sie an der Hand und zog sie aus dem Schloss. << Unsere Kinder schlafen schon… ich bin der Überzeugung, dass drei Männer zu viel sind für sie. >>

Fiona sah ihn skeptisch an. << Was habt ihr gemacht? >>

<< Wir haben uns mit ihnen die Zeit vertrieben. >> meinte Marc unschuldig.

Fiona konnte sich vorstellen, was die Männer mit ihnen angestellt hatte. Sie haben die Kleinen mit Bällen über die Wiese rennen lassen und auch sonst ihnen nur Action geboten. << Solange sie morgen früh wieder aufwachen ist alles in Ordnung. >> gab sie trocken zurück.

Marc lachte und küsste sie ausgiebig. Gemeinsam liefen sie zum See, der im Abendrot leuchtete. Dort angekommen setzten sie sich auf die Bank und schwiegen. Marc durchbrach die Stille.

<< Wann wollen wir eigentlich heiraten? Und wo? >>

Fiona überlegte. << Ich denke wenn der Rummel sich etwas gelegt hat. Das mit dem Rat wird eine große Neuigkeit sein und die Aufregung dauert bestimmt ein paar Wochen. >>

<< Da könntest du Recht haben… die ruhige Zeit wird dann vorbei sein… wir werden neben Diarmait im Mittelpunkt stehen. >>

Fiona nickte. << Ja… daran muss ich mich erst gewöhnen. Wobei ich froh bin, dass es nur die Paramanneskjaner sind und nicht die ganze Welt. >>

Marc lachte. << Weißt du überhaupt wie viele es gibt? >>

<< Nein? >>

<< Wenn die Berechnungen im Buch stimmen, dann circa fünfzehntausend weltweit. >>

<< Und die kommen alle? >> fragte Fiona mit einem leichten zittern in der Stimme.

<< Einladungen vom König werden in der Regel angenommen und als Pflichttermin gesehen. >>

<< Ohje. >> Fiona zog die Beine auf die Bank und machte sich klein. Marc amüsierte sich über sie. Nach wie vor mochte sie keine großen Menschenansammlungen und nun würde sie vor so eine große Menge treten müssen.

<< Ich bleibe bei dir. Das schaffst du. >> versuchte Marc ihr Mut zu machen. Zögernd nickte sie. << Ok. >>

<< Möchtest du morgen mitkommen? Ich kann mein Kleid wahrscheinlich abholen. >> fragte sie ihn um das Thema zu wechseln.

<< Gerne, dann sehe ich es als Erster. >> meinte Marc stolz. << Es sieht bestimmt gut aus. >>

<< Hoffe ich auch. >>

Anschließend blieben sie in der Dämmerung sitzen und küssten sich zwischendurch innig. Irgendwann stand Marc auf und reichte ihr seine Hand. << Auch wenn wir beide keine Lust haben, wir müssen weitermachen. >>

Fiona seufzte auf. << Du hast Recht. Lass uns gehen. >>

Sie traten den Rückweg zum Schloss an und gingen in die Bibliothek, wo sie bald wieder in ihre Bücher vertieft waren.

Am nächsten Tag erhielt Fiona am Mittag den erhofften Anruf, dass ihr Kleid fertig sei. Zusammen mit Marc fuhren sie in das Geschäft. Fiona sah sich das Kleid an und war sehr zufrieden.

Sie nahm es mit in die Umkleidekabine und zog es an. Es war wie sie es sich vorgestellt hatte. Von vorne eher schlicht und der Rücken war frei. Sie stand vor dem Spiegel und kicherte, als sie an Leas Aktion mit dem Klebeband dachte. Darauf würde sie wieder zurückgreifen müssen, denn ein BH unter dem Kleid war unpassend.

Sie schob den Vorhang ein Stück zur Seite und sah zu Marc, der wartete. Langsam trat sie aus der Umkleide und Marc sah sie verblüfft an. Das Kleid stand ihr ausgezeichnet und er fand es wirklich toll. Er kam zu ihr und gab ihr einen Kuss.

<< Du wirst an dem Abend die Schönste sein. >> als er ihren Rücken berührte drehte er sie herum und stieß heftig die Luft aus. << Oh man, da werden dich die Augen verfolgen, aber ich sorge dafür, dass dir keiner zu nahe tritt. Denn dich teile ich mit niemandem. Auch ich werde mich zurückhalten müssen. >> flüsterte er ihr ins Ohr. Fiona wurde rot, worauf Marc lachen musste.

Die Verkäuferinnen kamen und waren ebenso zufrieden. Fiona zog sich um, während Marc das Kleid bezahlte. Auf dem Heimweg schwiegen sie.

Die restlichen Tage bis zum Fest gingen sehr schnell vorüber. Diarmait war mit den Vorbereitungen beschäftigt und Fiona sah zum ersten Mal die große Halle, in der das Fest stattfinden sollte. Beeindruckt sah sie sich um. Es war größer wie eine Konzerthalle.

„Warum hab ich die noch nie gesehen?“  fragte sich Fiona.

„Weil sie durch die Bäume sehr gut geschützt ist.“ Antwortete ihr Marc.

<< Ohje… da sind mir wohl ein paar Gedanken durchgegangen. >> meinte Fiona leicht beschämt.

<< Hab ja nur ich gehört. >> beruhigte Marc sie. << Wenn du willst, zeig ich dir von einem Turm aus, wo die Halle steht. >>

Fiona nickte und bald erkundeten sie die restlichen Türme.

Abends lagen sie im Bett. Fiona konnte vor Aufregung nicht einschlafen. Was würde der morgige Tag bringen? Hoffentlich waren alle mit Diarmaits Entscheidung einverstanden. Was wenn nicht? Was, wenn sie nicht akzeptiert wurde? Bei ihren Gedanken wurde ihr übel. Sie setzte sich auf, was ihr nicht viel half.

Sie ging ins Bad und ließ kaltes Wasser über ihr Gesicht laufen. Die Übelkeit verschwand und sie legte sich wieder hin.

Marc umarmte sie und fing an, sie sanft zu massieren. Die wohltuende Massage brachte Fiona bald dazu in einen traumlosen Schlaf zu sinken.

66. Kapitel

Am nächsten Tag war es soweit. Im Schloss herrschte eine geschäftige Stimmung und alle waren ganz aufgeregt. Viele Angestellte liefen teilweise überfordert und hektisch durch die Gänge. Die letzten Vorbereitungen waren in vollem Gange.

Marc und Fiona frühstückten und anschließend zogen sie sich mit den Zwillingen zurück. Zwei Stunden vor Beginn fing Marc an sich fertig zu machen, um dann die Kinder zu übernehmen. Fiona legte für Rasmus einen kleinen Anzug und für Fenja ein Kleidchen heraus. Eifrig wurde sie von den Zwillingen beobachtet.

Fenja lief zu ihrem Kleidchen und sah es sich an. Als sie eine kleine glitzernde Blume entdeckte freute sie sich.

Als Marc fertig war, stieg sie ebenfalls in die Dusche, während er die Kinder anzog. Bald stand Fiona fertig im Bad und begutachtete sich. Sie war zufrieden mit ihrem Ergebnis und atmete ein paar Mal tief durch. Die Aufregung wuchs mit jeder Minute, die verstrich.

Sie trat aus dem Bad und wurde schon von ihrer kleinen Familie erwartet. Fenja kam zu ihr. << Mama sön. >> Fiona lächelte, nahm sie auf den Arm und gab ihr einen Kuss. Fenja quietschte verzückt. << Mama sön. >> wiederholte sie und sah triumphierend zu Rasmus.

Rasmus warf Fenja einen bösen Blick zu. << Papa sön. >> er streckte seine Händchen aus, nur um anschließend von Marc auf den Arm genommen zu werden. Als er sein Ziel erreicht hatte, gluckste er zufrieden. Fiona und Marc warfen sich amüsierte Blicke zu. Die Zwillinge würden sie auf Trab halten.

Gemeinsam gingen sie zur Festhalle. Diarmait stand am Eingang und hatte schon die ersten Gäste begrüßt. Als die kleine Familie ankam freute er sich und begrüßte sie überschwänglich. Rasmus und Fenja tatschten Diarmait zur Begrüßung auf die Wange, worauf alle auflachen mussten.

Marc nahm Fiona an die Hand und beide atmeten tief durch. Die Nervösität war ihnen ins Gesicht geschrieben. Diarmait nickte ihnen auffordernd zu. << Geht schon mal rein und amüsiert euch. >> mit einem besorgten Blick sah er sich das Paar an. Die Anspannung war in ihren Gesichtern zu lesen. << Es wird alles gut. Glaubt mir. Meine Entscheidungen wurden bisher ohne Gegenwehr akzeptiert. >>

Sie nickten und traten durch die große Tür in die Halle. Die Halle war schön geschmückt und an der gegenüberliegenden Seite war ein großes Wappen aufgehängt. Fiona erkannte es als Wappen der Paramanneskjaner. Unter dem Wappen war eine kleine Bühne mit einem kleinen Pult aufgebaut.

In der Halle war an beiden Seiten ein sehr großes Buffet aufgebaut. Alles war so hergerichtet, dass man es problemlos im Stehen essen konnte.

Einige Gäste waren schon versammelt. Wie viele konnte Fiona nicht schätzen, aber sie war sich sicher, dass es noch lange nicht alle waren.

Sie wollten die Zwillinge auf ihre Füße stellen. Diese protestierten und wollten nicht auf den Boden. Seufzend nahmen sie sie wieder auf die Arme und liefen in die Menge.

Als sie weiterliefen drehten sich viele Köpfe zu ihnen herum. Die Gespräche, die die Anwesenden geführt hatten wurden unterbrochen. Während sie weiterliefen vernahmen sie einige Satzstücke wie << das ist das Paar… Zwillinge … unglaublich… tot… schau mal wie goldig… >> Sie schluckte schwer. Sie waren das Gesprächsthema in der Halle. Unsicher lief sie neben Marc, der selbstbewusst ihre Hand hielt, durch die Halle und wurden bei jedem Schritt mit den Augen verfolgt. Marc drückte ihre Hand und zwinkerte ihr zu.

Die anschließende Unterhaltung bekam keiner der Anwesenden mit, doch es verhalf Fiona etwas ruhiger zu werden.

„Wir schaffen das. Kümmere dich nicht um sie. Anscheinend hat sich unsere Beziehung herumgesprochen.“

„Ja… leider. Ich hoffe nur, dass wir nicht ausgefragt werden.“

„Mach dir darüber keine Gedanken. Außenstehende dürfen nicht alles erfahren, denk an Lea und den Rest der Familie.“

„Ja, hast Recht. Bin ich froh, wenn das alles vorbei ist.“ Seufzte Fiona.

„Ich auch.“ Gab Marc zurück.

Als sie Lea und Jan in einer Ecke sahen, liefen sie direkt auf sie zu. Fiona war erleichtert, sich in einem kleinen Kreis von bekannten Gesichtern aufzuhalten. Sie stellte sich in die Ecke, so dass sie von den neugierigen Blicken geschützt war. Die Zwillinge wollten zu ihren Onkel und Tante. Fiona und Marc gaben sie weiter. Anschließend kam er zu ihr, stellte sich vor sie und umarmte sie.

Sie küssten sich flüchtig. Marc murmelte ihr ins Ohr. << Wird alles gut werden. Sobald die Rede anfängt ist Ruhe. >>

Zaghaft nickte Fiona. << Ok. >> nuschelte sie an seinem Ohr. Hand in Hand standen sie an der Seite, während die Halle sich immer mehr füllte. Bald war es an der Zeit, dass die Feier beginnen konnte.

Lea war auch aufgeregt. Sie redete ununterbrochen mit den Zwillingen und trippelte unruhig von einem auf den anderen Fuß. Auch bei den restlichen Gästen war die Aufregung zu spüren.

Marc und Fiona erblickten die restlichen Mitglieder vom Rat. Sie gingen zu ihnen und verließen mit ihnen die Halle. In einer ruhigen Ecke unterhielten sie sich kurz. Ihr Treffen fiel auf Grund des Festes aus. Sie entschieden, dass sie sich später noch einmal treffen würden um alles weitere zu besprechen. Bis dahin wollten sie keine Termine ausmachen, denn die Möglichkeit bestand noch, dass sich alle gegen den neuen Rat stellten.

Nachdem sie sich kurz alle auf den aktuellen Stand gebracht hatten liefen sie nacheinander wieder in die Halle. Es sollte niemand Verdacht schöpfen, bevor der König nicht seine Rede gehalten hatte.

In der Halle wurden diverse Getränke serviert, um die Wartezeit zu verkürzen. Marc und Fiona gesellten sich wieder zu Lea und Jan. Franzi und Jannik standen auch dabei und die Vier unterhielten sich angeregt.

Nach einiger Zeit trat der König auf die Bühne und klopfte an das Mikrophon. Anschließen räusperte er sich. Alle Gespräche verstummten und sämtliche Augen waren auf ihn gerichtet.

Fiona sah sich Diarmait an. Er wirkte kein bisschen nervös. Lange sah er sich seine Gäste an und räusperte sich erneut, bevor er die Stimme erhob.

<< Liebe Mitglieder der Paramanneskjaner, ich habe euch heute alle eingeladen, da ich eine wichtige Information für alle habe. Ich habe mit Absicht keinen Anlass auf die Einladungen schreiben lassen. Ich wollte somit Spekulationen im Vorfeld vermeiden.

Wie ihr wisst, endet meine Amtszeit bald… und… ich habe noch keinen Nachfolger. >> ein Raunen ging durch die Menge und Diarmait wartete, bis sich alle wieder beruhigt hatte.

<< Es sind keine Neuigkeiten, dass ich leider keinen eigenen Nachfolger habe. Mein Nachfolger wird bestimmt, wenn sich diese Person bewährt hat. Bisher habe ich auch noch keine Ahnung wer es sein wird. Bis zu seinem Amtsantritt habe ich beschlossen, das System etwas zu verändern. >>

Gespannt lauschten alle Diarmaits Worten.

<< Ich habe mir erlaubt, einen Rat ins Leben zu rufen, der meine Aufgaben in der Zukunft nach und nach übernehmen wird. Am heutigen Tag möchte ich euch allen die Mitglieder vorstellen. Die Aufgaben sind gerecht verteilt und jeder ist mit seinem Gebiet vertraut. >>

Diarmait machte noch eine Pause und sah sich alle an. In ihren Gesichtern war Verunsicherung, Neugierde, aber auch Angst zu sehen.

Nach einer Weile fuhr er fort. << Ich habe mir dabei gedacht, dass es gerecht zugeht, dass der Rat aus sieben Mitgliedern besteht. Ihr fragt euch bestimmt wie ich auf sieben komme. >> Diarmait machte eine kurze Pause und trank einen Schluck Wasser.

 << Die Frage kann ich euch ganz einfach beantworten. Es gibt sieben Säulen. Die Säulen der Macht. Jeder von ihnen steht für eine Säule. Die Mitglieder sind nicht wahllos ausgesucht worden. Jeder hat eine Eigenschaft, die für eine der Säulen steht. Ein Rat mit mehreren Mitgliedern hat auch den Vorteil, dass Entscheidungen nur gemeinsam getroffen werden.

Ich unterstütze den Rat bis zur vollständigen Übernahme und alles sollte so weiterlaufen wie ihr es von mir gewöhnt seid.

Änderungen wird es immer wieder geben. Das gehört zu dem Lauf der Dinge. Diejenigen unter euch, die schon länger leben wissen, dass wir uns anpassen. Ohne Veränderungen kann es keine Verbesserungen geben. >>

Es gab ein zustimmendes Gemurmel und Nicken aus den Reihen. Diarmait war zufrieden, dass seine Entscheidung bisher so gut aufgenommen wurde. Auch von den, wie er sie nannte, Rebellen gab es bisher keine Widerworte.

Die Rebellen waren eine Gruppe von zehn Paramanneskjanern, die bisher immer versucht hatten, die Entscheidungen des Königs anzuzweifeln oder für Unruhe zu Sorgen.

Leichte Besorgnis machte sich in Diarmait breit. Damit hatte er nicht gerechnet, innerlich hoffte er, dass es auch so bleibe würde. Bestrafungen hatte jeder von ihnen schon erhalten, doch das interessierte sie bisher wenig. Vielleicht hatten sie ihre Lektion gelernt? Diarmait wusste es nicht. Er musste Marc einweihen, nicht dass sie vor Problemen standen.

<< Ich würde sagen, ich stelle euch die einzelnen Mitglieder des Rates vor. Im Anschluss daran habt ihr Gelegenheit euch mit ihnen zu unterhalten und auch das Buffet wird bis dahin eröffnet werden.

Bevor ich alle hier auf die Bühne rufe, möchte ich den Mitgliedern danken. Einmal dafür, dass sie die Aufgabe angenommen haben und noch dafür, dass sie so lange geschwiegen hatten. Ich weiß dass es für sie kein Leichtes war, nichts zu verraten. Jeder von ihnen hat es meines Wissens nach sehr gut geschafft, so dass ich mir sicher sein kann, dass alle von ihnen vertrauenswürdig genug sind.

Als erstes möchte ich Lee auf die Bühne rufen. >> Einige überrasche Ausrufe kamen und Lee lief durch die Menge hinauf zum König.

<< Das ist Lee unser Schreiber. >> Lee winkte in die Menge, die gespannt wartete, wer noch aufgerufen wurde.

<< Als nächstes bitte ich Mitchell und Jay zu mir. >> Diarmait wartete, bis die beiden neben Lee auf der Bühne stand und fuhr fort. << Diese beiden Herren werden in Zukunft für unser Rechtssystem tätig sein. Gesetze überwachen, Änderungen besprechen und auch durchzuführen, wenn sich der Rat einig ist und es nötig sein sollte. Willkürliche Änderungen gibt es nicht. Ich glaube bisher sind wir gut damit zurecht gekommen. >>

Mitchell und Jay begrüßten auch mit einer Geste die Anwesenden Gäste des Königs.

<< Die nächsten beiden Herren sind für die finanziellen Angelegenheiten zuständig. Hierbei handelt es sich um Andrej und Adam. >>

Diarmait wiederholte alles wie gehabt und als es in der Halle leiser wurde fuhr er fort.

<< Dann kommen wir zu den fehlenden zwei Personen. Wie im Rat abgestimmt wurde, ist er der Vorsitzende und wird bei seinen Tätigkeiten von seiner zukünftigen Frau unterstützt. Der Vorsitzende ist für alle Tätigkeiten und Bereiche die keinem anderen zuzuordnen sind oder deren Kompetenzen überschreiten zuständig. Er wird meinen Platz bei Verhandlungen übernehmen und auch sonst für euch als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, wenn es Probleme geben sollte. >>

Marc und Fiona nahmen sich gegenseitig an der Hand. Die Aufregung wuchs und beiden war mulmig. Lea sah Diarmait überrascht an und flüsterte in die kleine Runde. << Ich bin mal gespannt, wer das Paar sein soll. Hoffentlich jemand, den wir kennen und auch mit ihnen auskommen. >>

Marc musste schmunzeln und Fiona konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Zur Ablenkung gaben sie sich einen kleinen Kuss.

Fiona sah noch zu den anderen in ihrer Runde. Die Anspannung war ihnen ins Gesicht geschrieben. Jannik legte einen Arm um Lea und flüsterte ihr zu. << Ich glaube Diarmait weiß was er macht. Er hat alle vorher bestimmt geprüft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er jemand nimmt, der nicht in die Gruppe passt. >>

Lea nickte. Sie vertraute dem König genauso. Die Gespräche in der Halle wurden lauter. Die Spekulationen, wer das Paar waren beschäftigten alle.

Diarmait räusperte sich laut und alle Gespräche verstummten. Er hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit. Freundlich schaute er zu seinen Gästen.

<< Dann möchte ich euch alle nicht länger auf die Folter spannen. Ich bitte den Vorsitzenden und seine Gefährtin auf die Bühne zu kommen. >>

Die Köpfe der Anwesenden drehten sich suchend durch die Halle. Jeder wollte das Paar zuerst sehen. Marc und Fiona blieben einen Moment stehen und atmeten tief durch.

Lea sah sich genauso gespannt um. Jeder wartete darauf, dass das Paar die Bühne betritt. Marc nahm Fionas Hand und küsste sie ganz kurz.

Lea bekam nicht mit, wie die beiden sich auf den Weg machten. In der Halle war es still. Man hätte sogar eine Stecknadel gehört, wenn sie auf den Boden gefallen wäre.

Jan und Jannik sahen sich ebenso um. Bisher lief kein Paar durch die Menge.

<< Bin ich gespannt, wer es ist. >> flüsterte Jan Jannik zu.

Jannik nickte zustimmend und Lea, die es mitbekommen hatte auch.

Marc flüsterte Fiona ins Ohr. << Dann wollen wir mal. >> Fiona nickte ihm zu und sie drehten sich von der Gruppe weg. Fiona drehte sich noch einmal um und sah zu ihrer Familie. Offene Münder verfolgten sie.

Lea schaute ungläubig und sagte  << Ihr seid das Paar? >>

Fiona nickte ihr zu. Lea schnappte sich Janniks Hand und zeigte auf sie. Die Verblüffung stand ihnen ins Gesicht geschrieben.

Anschließend stand Marc mit seiner Verlobten vor der Bühne. Diarmait nickte ihnen aufmunternd zu. Schritt für Schritt liefen sie die wenigen Stufen hinauf und zu dem König hin.

Diarmait nahm sie zu sich und wandte sich wieder an sein Volk. << So ihr lieben. Darf ich vorstellen, Marc der Vorsitzende und seine zukünftige Frau Fiona. >>

Als keine Reaktion kam, hielt Fiona die Luft an. Sollte das heißen, dass sie nicht akzeptiert wurden?

Aus der Menge kamen einzelne überraschte Ausrufe. Kurz darauf ertönte ein Applaus durch die Halle.

Die Anspannung der beiden legte sich. So wie es aussah, war Diarmaits Entscheidung in vollem Umfang akzeptiert worden. Sie stellten sich zu den restlichen Mitgliedern des Rates und warteten, bis Diarmait mit seiner Ansprache fortfuhr.

<< Hier ist er nun. Der komplette neue Rat. Ich glaube alle sieben stehen euch heute Abend Frage und Antwort. Gebt ihnen eine faire Chance.

Jetzt habt ihr alle lange genug warten müssen. Meine letzte Ansage für heute ist… Das Buffet ist eröffnet. Lasst es euch schmecken. >>

Tosender Applaus ging durch die Halle als der König die Bühne verließ. Der Rat folgte ihm. Fiona und Marc gingen zu ihrer Familie, die immer noch verblüfft war. Seine Eltern hatten sich zu ihnen gesellt und beglückwünschten sie überschwänglich.

<< Man Marc, ich hätte das nie für möglich gehalten. Ihr Zwei… wir freuen uns für euch. Es ist eine große Ehre an der Spitze unseres Volkes zu stehen. Fiona auch dir alles Gute für deine Entscheidung. Ich kann mir vorstellen, dass es keine leichte Aufgabe wird. Aber ich bin mir sicher, dass du Marc zuverlässig zur Seite stehst. >>

Seine Eltern umarmten sie und gaben sie für weitere Gratulanten frei. Marc und Fiona kamen, wie die anderen Mitglieder des Rats nicht zum Essen. Die Sieben hatten sich zusammengestellt und wurden von vielen mit Fragen und Glückwünschen überhäuft. Alle beantworteten die Fragen geduldig.

Als es ruhiger wurde konnten sie endlich an das Buffet gehen um selbst etwas zu Essen. Lea und Franzi kamen zu ihnen. << Ihr hättet ruhig etwas sagen können, statt uns im Dunkeln tappen zu lassen. >> sagte Lea leicht verärgert.

Fiona musste lachen, worauf Franzi mit einstimmte. Lea schaute ihren Bruder böse an. << Gerade von dir hätte ich das erwartet. Wisst ihr, dass das nicht schön war nichts zu wissen? Und dann so etwas? >>

Marc umarmte seine Schwester. << Nicht böse sein. Wir durften nicht. >>

<< Ist ja schon gut. >> murrte sie. << Ich habe es ja gehört. Aber mal ehrlich, habt ihr so wenig Vertrauen? >>

Fiona schüttelte den Kopf. << Nein, wir durften einfach nicht. Das galt auch für die Familie. >>

Leas Ärger war schon fast wieder verschwunden. << Ist das der Grund, warum ihr jeden Abend in der Bibliothek verschwunden seid? >>

<< Ja… unter anderem. So konnten wir allem aus dem Weg gehen und mit unsere Aufgaben anfangen. >>

<< Ok… ich freu mich trotzdem für euch. Aber macht uns keine Schande. >> sagte sie mit einem Augenzwinkern.

Alle lachten und der restliche Abend war schnell vorbei. Diarmait und der Rat verabschiedeten alle Gäste und bald war die Halle leer.

Die Zwillinge waren auch noch dabei und recht müde. Fiona nahm sie mit und Marc übernahm Rasmus.

<< Wir bringen die beiden ins Bett und dann geh ich auch. Meine Füße tun weh und ich bin wirklich müde. >>

Marc blieb stehen und strich ihr mit seiner freien Hand über den Rücken. << Den Schlaf hast du dir verdient. >> meinte er.

67. Kapitel

Einige Tage später war es endlich soweit. Marc war mit seinen Büchern durch und Fiona konnte die Bücher lesen. Wenn sie sich unsicher war, dann half ihr Marc bei den Übersetzungen. Beide waren froh, dass sie eine große Hürde gemeistert hatten.

Der Rat hatte seine Arbeit aufgenommen und traf sich einmal in der Woche im Schloss um sich auszutauschen. Für die Verhandlung von Michael wurde ein Termin in zwei Wochen bestimmt.

Marc musste mehrere Termine mit dem Richter und dem Staatsanwalt wahrnehmen, so dass er wenig Zeit für seine Familie hatte. Fiona wusste, dass er nach der Verhandlung wieder mehr Zeit für sie haben würde und kümmerte sich in Marcs Abwesenheit liebevoll um die Zwillinge.

Nach Michaels Verhandlung stand noch die Verhandlung von Horst bevor, doch für ihn gab es noch keinen Termin. Fiona hoffte nur, dass auch diese Verhandlung bald stattfinden würde und sie endlich ihr Leben leben konnten, ohne ständige Verpflichtungen.

Dass ihr Leben nicht mehr so sein würde wie vor dem Amtsantritt, dessen war sie sich bewusst. Doch ab und zu wünschte sie sich einen Tag, den sie mit Marc und den Kindern verbringen konnte.

Die zwei Wochen vergingen sehr schnell und schon war der Tag gekommen, an dem Michaels Verhandlung stattfinden sollte. Im Schloss waren alle früh aufgestanden und machten sich für den Tag bereit.

Einige größere Autos fuhren vor. Leon kam stieg mit seinen Männern auch und sie holten Michael aus einem der Fahrzeuge. Michael war mit Hand- und Fußschellen gefesselt. Alles zusammen war mit einer Kette verbunden, so dass seine Bewegungsfreiheit extrem eingeschränkt war.

Leons Männer beobachteten Michael genau und ließen ihn keine Sekunde aus den Augen. Fiona beobachtete die Ankunft mit einem unguten Gefühl. Viel zu viel hatte er ihr angetan und sie wollte ihn eigentlich nie wieder sehen.

Michael wurde im Keller in eine Zelle gesperrt, bis die Verhandlung eröffnet wurde. Fiona hatte Gelegenheit sich kurz mit Leon zu unterhalten. Das Wiedersehen freute sie. Leon war auch ganz begeistert, als er erfuhr, dass sie im Rat waren. Leider war er bei dem Fest durch eine wichtige Mission verhindert gewesen.

Bald war es soweit. Sie liefen durch die langen Gänge des Kellers bis sie an einen Raum kamen, in dem die Verhandlung stattfinden sollte. Fiona war überrascht, wie viele Räume es im Keller bei Diarmait gab.

Bisher hatte sie noch nicht viel davon gesehen. Ob er ihr einmal alles zeigen würde? Fiona verwarf den Gedanken und setzte sich auf einen der Besucherstühle. Marc kam zu ihr und drückte sie liebevoll.

Das Einzige was Fiona beruhigte war, dass niemand vor Gericht aussagen musste. Michael würde von alleine die Wahrheit sprechen.

<< Es wird alles gut werden. Michael bekommt seine gerechte Strafe. >>

Sie nickte, die Situation wühlte sie auf und sie wusste nicht, ob sie es aushielt bis zum Ende zu bleiben. Sie wurde sichtlich nervös und knetete ihre Finger. Marc strich ihr über den Rücken und gab ihr einen Kuss.

<< Ich muss nach hinten. >> murmelte er ihr zu.

Marc ließ Fiona zurück und ging nach hinten um sich umzuziehen. Er selbst war nervös. Heute würde er alles erfahren. Hoffentlich hatte Fiona ihm nicht zu viel verschwiegen.

Marc wartete auf den Richter und ein paar Minuten später traten sie zusammen in den Raum. Nach einer kurzen Begrüßung setzten sich die Anwesenden und Michael wurde hineingeführt.

Er musste in der Mitte Platz nehmen. Leon und seine Männer standen im Raum verteilt und passten auf, dass Michael nicht flüchten konnte.

Der Staatsanwalt las Michael die Anklagepunkte vor und fragte Michael ob alles so geschehen sei.

Michael nickte und erzählte die ganze Geschichte aus seiner Perspektive. Einige Zuschauer waren geschockt über seine Taten. Als er zu Fiona kam wurde wurden die Blicke der Anwesenden immer zorniger. Michael hatte alles darangesetzt, dass sie nicht mehr zu ihnen gehörte.

Als er seine Geschichte beendet hatte, wurde Michael aus dem Raum geführt. Marc und der Richter zogen sich zu einer Beratung zurück. Es dauerte einige Stunden, bis sie sich auf ein gerechtes Strafmaß geeinigt hatten.

Marc wusste, dass er seine persönlichen Bedürfnisse hinten anstellen musste. Er hatte eine große Wut auf Michael und hätte ihn am liebsten für immer im Kerker eingesperrt.

Am Ende einigten sich der Richter und er, dass er in einem Bergwerk am besten aufgehoben sei. Fluchtmöglichkeiten gab es keine und alle die dort arbeiteten waren Straftäter, die auf ihr Ende warteten.

Als es soweit war wurden alle wieder zusammengerufen. Michael wurde auf den Stuhl gesetzt und wartete auf sein Urteil. Teilnahmslos saß er auf dem Stuhl und interessierte sich nicht für die neugierigen Blicke, mit denen er bedacht wurde.

Der Richter erhob sich und teilte den Anwesenden und Michael mit, dass er zum Grubendienst verurteilt wurde. Seine Strafe wäre erst beendet, wenn er nicht mehr zum Arbeitsdienst tauglich sein sollte.

Michael nahm es gelassen hin. Er wusste, er hatte keinen Ausweg und ärgerte sich insgeheim, sich von Horst überreden zu lassen, bei den Taten mitzumachen. Wenigstens wurde er nicht für den Rest seines Lebens eingesperrt.

Lieber arbeiten, als in einem stickigen Keller zu leben. Dass das Leben in der Grube kein Zuckerschlecken war, verdrängte Michael meisterhaft.

Als der Richter die Versammlung schloss wurde Michael von Leons Männer mitgenommen und auf die Insel gebracht, auf der er die nächsten Jahre arbeiten sollte. Als er den Raum verließ warf er Fiona noch einen abfälligen Blick zu.

Ihr hatte er es zu verdanken, dass er nun in dieser Lage war. Wieso sie noch lebte war ihm ein Rätsel, dessen Antwort er nie erfahren würde.

Marc und Fiona gingen nach der Verhandlung an den See. Die Stille nach dem aufregenden Tag war für beide etwas Besonderes. Dubhan hatte sich am Morgen angeboten auf die Zwillinge aufzupassen. Den ganzen Weg zum See schwiegen sie und hingen ihren Gedanken nach. Es war ein ereignisreicher Tag, der auch an Marcs Nerven gezehrt hatte.

Die Entscheidung Michael zum Arbeitsdienst zu verurteilen war für ihn nicht leicht gewesen. Zu gerne hätte er ihn für den Rest seines Lebens im Kerker eingesperrt und ihm täglich nur ein Glas Wasser gegeben. Er sollte leiden für das was er Fiona angetan hatte. Es hatte ihm weh getan diese Entscheidung zu fällen, doch wie es Diarmait ihm schon prophezeit hatte, es war alles andere als einfach. Die persönlichen Belange musste er komplett hinten anstellen und fair und gerecht handeln, so wie es von ihm gefordert wurde.

Nach der Verhandlung hatte jeder bis auf Dubhan das Schloss verlassen. Dieser machte es sich wie Fiona täglich mit den Zwillingen im Garten gemütlich. Er beobachtete sie gerne, wenn sie spielten. Sie waren etwas Besonderes und jeder passte sehr gut auf sie auf, dass ihnen nichts geschah.

Fiona kuschelte sich an Marc. << Ich weiß es passt eigentlich gar nicht zu dem heutigen Tag… aber … wann wollen wir eigentlich heiraten? Wie hast du es dir vorgestellt? >>

Marc umarmte sie und küsste sie erst einmal ausgiebig. << Naja… ich dachte… du hättest dir schon etwas überlegt? >>

Fiona schüttelte den Kopf. << Nein… ich weiß ja nicht einmal wie du feiern möchtest… wenn es nach mir ginge… dann wäre das ein ganz kleiner Kreis. >>

<< Das wäre mir auch am liebsten, aber… das können wir nicht machen. >> murmelte Marc und Fiona bekam große Augen.

<< Du vergisst eine Kleinigkeit. Wir sind an der Spitze unseres Volks, meinst du nicht, dass sie auch Interesse hätten? >>

Fiona verzog das Gesicht. Ihr Traum von einer kleine Hochzeit platzte gerade wie eine Seifenblase. Warum hatten sie nicht vorher heiraten können? So wäre ihr das erspart geblieben. Marc nahm sie in den Arm.

<< Sei froh, dass weder du noch ich der König ist. Stell dir das mal vor. Es würden alle kommen, wie bei der Bekanntgabe des Rats. >>

<< Wenn ich ehrlich bin, will ich mir das gar nicht vorstellen. >> flüsterte Fiona.

<< Einladen müssen wir alle, aber erscheinen werden sie nicht. Eine Bekanntgabe des Königs ist etwas anderes wie eine Hochzeit. >>

<< Und du meinst, wir müssen das so groß aufziehen? >>

Marc nickte betrübt. << Ja… es gehört sich so… auch wenn ich dir gerne den Wunsch erfüllt hätte. >>

<< Hm… >> machte Fiona nachdenklich. << Was wäre, wenn wir nur standesamtlich heiraten würden? >>

Marc lachte. Fiona gab nicht auf um ihren Traum zu kämpfen. << Naja… es gehört sich bei uns nicht, das so zu machen… obwohl… es wäre interessant. >> Marc gluckste amüsiert. << Da bei uns eh nichts normal ist, könnten wir das wagen, oder was meinst du? >>

Fiona fing an zu strahlen. Meinte  Marc das wirklich ernst? Wollte er die jahrelangen Regeln mit ihr brechen?

<< Naja… versuchen können wir es… und wenn es sein muss, holen wir den Rest nach? >> fragte sie.

Marc nickte. << Das wäre eine Möglichkeit. Wir geben einfach bekannt, dass die richtige Hochzeit irgendwann nachgeholt wird und feiern erst einmal im kleinen Kreis. Ich weiß dass du dich da wohler fühlst. >>

<< Danke. >> sagte sie ganz leise.

Marc und Fiona machten anschließend noch einen langen Spaziergang.

<< Was meinst du bis wann wir einen Termin bekommen? >>

<< Ich denke, dass das schnell geht. Soll ich versuchen für morgen noch einen zu bekommen? >> fragte er sie breit grinsend.

Empört schüttelte Fiona den Kopf. << Nein, nicht morgen. >>

<< Übermorgen? >>

Wiederum schüttelte Fiona den Kopf. << Marc du bist unmöglich. Wir sollten schauen, was wir alles benötigen und die Vorbereitungen treffen. Wenn es nicht so viel ist, könnten wir doch in vier Wochen heiraten? >>

<< Mir ist es egal, solange ich dich für immer bei mir haben kann. >> flüsterte Marc ihr ins Ohr.

<< Ok, dann ist das beschlossen? >> vergewisserte sich Fiona.

Marc nickte zustimmen und danach gingen sie zum Schloss zurück. Das Schloss sah in der Abendsonne richtig märchenhaft aus.

Fiona sog den Augenblick in sich auf, nicht wissend, dass die Zukunft noch einige Überraschungen für sie parat hielt.

Am Schloss angekommen suchten Marc und sie nach den Zwillingen. Nirgends hörten sie Stimmen. Sie schauten in den verschiedenen Zimmern nach, suchten in der Küche, im Saal und anschließend im Garten.

Nirgends war Dubhan mit den Kindern zu sehen. Auch die anderen waren noch nicht zurückgekehrt. Immer wieder riefen sie die Namen der Gesuchten und erhielten keine Antwort.

Fiona fand es merkwürdig, dass Dubhan nicht hier war. Er war zuverlässig und hatte ihnen bisher nie einen Grund gegeben zum Zweifeln.

Sie suchten weiter, liefen den Garten entlang, durchquerten das Labyrinth, suchten auf der Wiese, bis sie letztendlich an den Bäumen ankamen, unter denen sie schon viele Stunden verbracht hatten.

Unter den Bäumen lag die Decke und auch der Picknickkorb stand darunter. Fiona machte ihn auf und sah, dass er noch unberührt war. Sie fing an sich Sorgen zu machen. Ihre Kinder hatten einen guten Hunger und so lange wollten sie oft nicht warten.

Es war auch fast Zeit, dass sie ins Bett mussten. Marc und sie trennten sich und suchten das Schloss erneut ab. Sie fanden keinen Hinweis darauf, wo Dubhan mit den Kindern hingegangen war.

Nach dem Schloss suchten sie noch einmal systematisch den Garten ab, um ja keine Stelle auszulassen. Nach über einer Stunde gaben sie es auf und wollten zum Schloss zurückgehen. Marc sah sich noch einmal um und erblickte hinter einem Busch ein Stückchen Stoff.

Beide liefen dort hin und sie starrten geschockt auf das Bild das sich ihnen bot. Auf dem Boden lag Dubhan. Eine kleine Lache Blut befand sich unter ihm. Marc drehte den Arzt vorsichtig um und sie konnten sehen, dass das Blut aus einer großen Platzwunde floss.

Dubhan war nicht bei Bewusstsein, so dass Marc und Fiona große Mühe hatten, Dubhan ins Schloss zu bringen. Nachdem Marc die Wunde des Arztes etwas gereinigt und versorgt hatte,  machten sie sich weitere Gedanken um ihre Kinder.

Leider mussten sie mit der Antwort warten, bis Dubhan wieder wach war. Einige Zeit verstrich, bis Diarmait endlich zurückkam. Da er bessere Qualifikationen hatte, kümmerte er sich um seinen Freund.

Dubhan wachte daraufhin schnell auf und war orientierungslos. Dieser Zustand ließ rasch nach und er erinnerte sich wieder.

Marc und Fiona lauschten angestrengt seinen Worten.

<< Wir waren im Garten spielen. Die Zwillinge liefen umher… ich bin ihnen immer hinterhergelaufen… dann sind sie hinter einen Busch… plötzlich hörte ich sie nicht mehr und wollte nachschauen, dann bin ich von einem Gegenstand getroffen worden… aufgewacht bin ich hier wieder. Ich weiß nicht was geschehen ist. >> murmelte er.

Fiona sah Marc entsetzt an. Was wollte Dubhan ihnen damit sagen? Wo waren ihre Kinder?

68. Kapitel

Dubhan schlief wieder ein und es hieß warten, bis er aufwachte. Marc und Fiona verließen den Raum, während Diarmait bei seinem Freund blieb. Ihn nahm die Situation mit. Er kannte es nicht, dass sein Freund hilflos war.

Diarmait war sich sicher, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen war. Auch dass sie keine Spur von den Kindern fanden war merkwürdig.

Fiona und Marc suchten weiterhin nach den Zwillingen. Diese schienen vom Erdboden verschwunden zu sein. Fiona wurde mit jeder Minute trauriger. Marc versuchte sie zu trösten, doch auch er hatte mit sich zu kämpfen.

An Fionas Wange liefen Tränen der Verzweiflung hinunter. Es gab noch einen Platz, an dem sie nicht nachgesehen hatte und das war im See. Ihr Herz zog sich zusammen, wenn sie daran dachte, dass ihre Kinder im See ertrunken sein konnten.

Marc brachte sie in ihr Zimmer. Fiona konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Weinend legte sie sich auf ihr Bett und rollte sich zusammen. Sie nahm ein Kissen in die Arme und hielt es fest.

Marc gab ihr einen Kuss und verließ das Zimmer. Er musste weitersuchen und hoffte, dass die Zwillinge in irgendeiner Ecke auftauchten, obwohl er sich sicher war, dass sie keinen Platz ausgelassen hatte.

Während er suchte, kamen seine Geschwister mit ihren Gefährten zurück. Als sie hörten, was passiert war halfen sie sofort suchen. Marc, Jan und Jannik entschieden sich den See abzusuchen.

Gemeinsam liefen sie hin und sprangen hinein. Das Wasser war recht kühl und es kostete sie einiges an Kraft durch den See zu schwimmen. Marc tauchte immer wieder, aber von den Zwillingen gab es nicht die geringste Spur.

Niedergeschlagen liefen die drei Männer zum Schloss zurück. Die Frauen suchten weiterhin den Schlossgarten und das Labyrinth ab. Bisher hatten sie keinen Erfolg. Die Männer verschwanden im Schloss und zogen sich frische Kleidung an.

Als sie umgezogen wieder im Garten waren, schauten sie noch einmal unter allen Sträuchern und Büschen nach. Sie suchten den Zaun ab und schauten in Diarmaits Gartenhäuschen. Selbst im Pavillon stellten sie alles auf den Kopf.

Langsam wurde es dunkel und alle waren gezwungen, die Suche einzustellen. Marc war voller Sorge. Wo waren seine Kinder?

Die Männer verabredeten sich für den nächsten Morgen. Sobald es dämmerte wollten sie weitersuchen. Marc schaute nach Fiona. Sie lag auf dem Bett und hielt das Kissen in der Hand. Vor Erschöpfung war sie eingeschlafen. Marc gönnte ihr die Zeit und ging zu Diarmait.

Der König sah ihn fragend an. << Habt ihr sie gefunden? >>

<< Nein, leider nicht. Wir waren sogar im See und sind getaucht. >>

<< Hm… >> machte Diarmait nachdenklich. << Wenn wir aus Dubhans Gestammel schlau werden würden. Leider ist er immer noch am Schlafen. Sobald er aufwacht werde ich ihn fragen, was vorgefallen war. Hoffentlich kann er uns mehr Auskunft geben. >>

Marc stand die Sorge ins Gesicht geschrieben. Er traute seiner Stimme nicht mehr und gab dem König zur Antwort ein Nicken. Zu mehr war er nicht im Stande.

Die halbe Nacht verbrachte er bei Diarmait. Dubhan wachte nicht auf und schien den Schlaf zu benötigen. Der König war zuversichtlich, dass er am nächsten Morgen wach werden würde.

Marc zog sich weit nach Mitternacht zurück um wenigstens noch etwas Schlaf abzubekommen. Diarmait verabschiedete ihn leise. Marc ging zu Fiona und legte sich zu ihr. Als er die Decke über sie legte wurde sich wach.

<< Habt ihr sie gefunden? >> fragte sie hoffnungsvoll.

<< Nein… wir müssen morgen weitersuchen. Es wurde zu dunkel. >> gab er ihr leise als Antwort.

Fiona fing wieder an zu weinen. Warum mussten sie so leiden? Wo waren die Zwillinge? Wenn sie erführt wurden, warum hatte man noch kein Lösegeld gefordert?  Viele Fragen gingen ihr durch den Kopf und hielten sie vom Schlafen ab.

Marc lag neben ihr und ihm fielen schon bald die Augen vor Erschöpfung zu. Fiona legte sich zu ihm. Sie war wach und konnte vor Sorge nicht mehr schlafen. Wo sollten sie nach ihnen noch suchen? Das Grundstück hatten sie schon gut durchkämmt.

Wenn Marc auch den See abgesucht hatte, blieben keine Möglichkeiten mehr, wo die Zwillinge sein konnten. Resigniert starrte sie die Decke an und hoffte, dass es bald hell wurde, damit sie weitersuchen konnten.

Nach weiteren zwei Stunden hielt sie es nicht mehr im Bett aus. Sie duschte sich, zog sich frisch an und ging in die Küche und kochte Kaffee. Sie schaute aus dem Fenster. Es war stockdunkel, nicht einmal der Mond schien.

Sie trank die Tasse aus und lief unruhig durch die Küche. Wohin konnte sie jetzt gehen? Schliefen alle im Schloss? Vielleicht war Diarmait noch wach. Leise schlich sie durch das Schloss und öffnete die Tür zum Saal.

Als sie hineinschaute, sah sie den König, der bei seinem Freund saß. Leise ging sie zu ihm hin  und setzte sich auf einen der Sessel. Diarmait sah sie mitleidig an. Fiona traten wieder Tränen in die Augen und sie musste sich wirklich beherrschen vor dem König nicht zusammenzubrechen. Schweigend saß sie bei ihm und wartete darauf, dass Dubhan aufwachte.

Marc sein Handy weckte ihn. Müde streckte er sich und als seine Hand neben sich griff, war er überrascht, dass Fiona nicht mehr neben ihm lag. Er sah aus dem Fenster. Draußen war noch dunkel. Schnell sprang er unter die Dusche und zog sich um. Die Dusche half ihm über seine Müdigkeit hinweg. Auch die Sorge um die Zwillinge taten ihr Übriges.

In der Küche trank er hastig einen Kaffee und lief zu Diarmait. Die Überraschung Fiona dort vorzufinden war groß. Sie schenkte ihm ein trauriges Lächeln als er zu ihr kam. Er flüsterte ein Guten Morgen in die Runde und setzte sich zu ihnen um zu warten, bis die anderen so weit waren.

Plötzlich bewegte sich Dubhan und sah sich um. Als er seinen Freund sah, schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Der Arzt versuchte sich hinzusetzten. Diarmait drückte in vorsichtig in die Kissen.

<< Du solltest liegen bleiben. Aber das müsstest du am besten wissen. >> sagte er leise und eindringlich.

Dubhan gab sich geschlagen und legte sich zurück. Diarmait hatte Recht. Sein Kopf schmerzte und er fühlte sich noch nicht stark genug um Aufzustehen.

Marc sah den Arzt hoffnungsvoll an. << Weißt du was gestern passiert ist? >>

Dubhan sah ihn an. << Ich versuche es… Warte mal… ich erinnere mich… Ich war mit den Kindern im Garten. Sie spielten lange mit ihrem Ball. Ich habe sie nicht aus den Augen gelassen und war immer in deren Nähe.

Plötzlich rollte der Ball unter einen Busch. Rasmus und Fenja wollten ihn sich holen und liefen dahinter. Auf einmal hörte ich nur einen kurzen Schrei und dann wollte ich nachschauen. Ich ging um den Busch und sah sie nicht mehr.

Als ich mich umdrehte um sie zu suchen, bekam ich etwas auf den Kopf… ich denke dass mich jemand niedergeschlagen hat. Als ich wieder aufgewacht bin war ich hier. Ich habe keine Ahnung wo die Kinder sind. Es tut mir leid. Wirklich, sehr leid. >> murmelte er.

Als Dubhan geendet hatte stieß Fiona einen verzweifelten Schrei aus. Ihr Kinder wurden entführt. Wer sollte das getan haben? Sie stand auf und rannte in ihr Zimmer. Marc stand unschlüssig auf. Einerseits wollte er beim König bleiben, andererseits musste er die Suche absagen und er wollte Fiona hinterher.

Keine leichte Entscheidung, doch Fiona ging ihm vor. So schnell es ging folgte er ihr und fand sie auf dem Bett liegend vor. Sie weinte und konnte sich nicht beruhigen. Auch er war verzweifelt. Er legte sich neben sie und nahm sie in den Arm.

Fiona ließ es zu, aber die Tränen liefen unaufhörlich über ihre Wangen. Marc tat es im Herz weh, sie so zu sehen. Er selbst musste seine Tränen zurückhalten. Hoffentlich gab es bald ein Lebenszeichen.

Als es hell wurde, musste er sich von ihr lösen. Ihre Tränen waren nicht ganz versiegt. Immer wieder rollten sie über ihre Wangen. << Ich bin gleich wieder da. >> flüsterte er ihr zu und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

Fiona nickte unmerklich und Marc stand auf. Er suchte Jan und Jannik. Er fand sie vor dem Schloss im Garten, wo sie auf ihn warteten. Marc brachte die Beiden auf den aktuellen Stand. Sie beschlossen, dass es unter den Umständen ein erfolgloses Unterfangen sei. Sie wollten warten, ob sich der Entführer meldete.

Marc grübelte, was es für Möglichkeiten gab die Kinder aufzuspüren. Plötzlich erinnerte er sich an den Zauber, mit dem er Fiona vor einiger Zeit gefunden hatte. Vielleicht funktionierte er auch bei den Zwillingen? Voller Hoffnung lief er ins Schloss und setzte sich an einen Tisch und versuchte die Zutaten aufzulisten.

Als er sich sicher war, dass er alles hatte ging er zu Diarmait.

<< Diarmait… ich bräuchte deine Hilfe. Weißt du wo Dubhan Kräuter und so aufbewahrt? >>

Der König blickte ihn erstaunt an. << Was hast du vor? >>

<< Ich werde versuchen, den Zauber zu wiederholen, mit dem ich Fiona damals gefunden habe… vielleicht wirkt er auch bei den Kindern? >>

<< Marc das ist eine gute Idee, obwohl ich nicht weiß, ob es funktioniert. >>

Marc ließ sich von seiner Hoffnung nicht abbringen. Diarmait stand auf und führte ihn in einen abgelegenen Teil vom Schloss. Dort öffnete er eine Tür und ließ Marc hinein.

<< Hier solltest du alles finden. Wenn nicht, dann frag noch einmal nach. Ich gehe zu Dubhan zurück, nicht dass er Unfug treibt. >>

Marc nickte ihm zu und begann die Sachen zu suchen, die er benötigte. Als er alles hatte, packte er es zusammen und ging zufrieden zurück. Eine Landkarte besorgte er aus der Bibliothek.

Marc verließ das Schloss und ging zu dem verlassenen Pavillon auf Diarmaits Grundstück. Dort malte er das Verbindungszeichen auf den Boden und legte die Karte darauf. Er platzierte die Kerze an der richtigen Stelle und zündete sie an.

Wie bei Fiona zerkleinerte er die Kräuter und Blumen und gab sie in eine feuerfeste Schale. Er füllte einige Tropfen Alkohol dazu und zündete es an. Als es brannte sprach er den Zauberspruch und schüttete den Inhalt auf die Karte.

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Gespannt wartete er auf sein Ergebnis. Leider war sein Plan nicht mit Erfolg gekrönt. Niedergeschlagen wanderte er zu Fiona zurück, die sehnsüchtig auf ihn wartete.

Er setzte sich zu ihr aufs Bett und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Fiona legte ihm eine Hand auf die Schultern. Marc berührte die Geste, doch der Frust über den missglückten Versuch nagte an ihm.

Sie umarmten sich gegenseitig und hielten sich fest. Beide waren nicht in der Lage zu sprechen. Wie viel Zeit vergangen war, wusste keiner. Sie erwachten erst aus ihrer Starre, als sie im Flur laute Stimmen hörten.

Marc ließ Fiona los und stand auf um die Tür zu öffnen. Er sah sich um woher die Stimmen kamen. Marc ging aus dem Zimmer und folgte den Geräuschen. Als er Diarmait und die Wache entdeckte ahnte er nichts Gutes. Beide waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie Marc nicht bemerkten.

Marc hörte ihnen zu und wurde blass. Horst hatte die Wache überrumpelt, als ihm Essen gebracht wurde. Er hatte den Wächter niedergeschlagen und im Verließ eingesperrt. Wohin er gegangen war, wusste niemand.

Vor Schreck schnappte Marc nach Luft, woraufhin sich die Köpfe der beiden in seine Richtung drehten.

<< Das ist nicht wahr, oder? >> flüsterte Marc.

Diarmait kam zu ihm. << Doch es ist wahr. Horst ist entkommen. >>

Marc wurde schlecht. Er ahnte nichts Gutes. Wenn Horst die Kinder hatte, würden sie sie nie wieder sehen. Er drehte sich um und ging zu Fiona. Er musste das eben gehörte erst einmal verdauen.

Als er sich zu ihr setzte, sah sie ihm an, dass etwas Schreckliches passiert sein musste. Marc erzählte ihr stockend das Gespräch zwischen Diarmait und dem Wächter. Fiona war am Ende genauso blass und lehnte sich an ihn.

Marc wollte nicht aufgeben. Er stand auf, gab Fiona wieder einen Kuss und lief den Weg zu dem Pavillon ab. Der Zauber musste bei den Kindern wirken. Die Kinder waren ihr eigen Fleisch und Blut, warum sollte er sie nicht aufspüren können?

Wieder versuchte er es. Als er den Zauberspruch sprach merkte er, dass er wieder kein Ergebnis erhalten würde. Verzweifelt warf er die Utensilien unter die Bank. Warum funktionierte es nicht? Gab es keine Chance die Zwillinge zu finden?

Ratlos lief er zum Schloss zurück. Als er durch die Tür trat, fand er einen Brief. Er war an ihn und Fiona adressiert. Ein unwohles Gefühl machte sich in seiner Bauchgegend breit. War das ein Brief vom Entführer?

Er ging zu Fiona. Diese saß an dem kleinen Tisch im Zimmer und starrte aus dem Fenster. Als Marc eintrat drehte sie ihren Kopf um. Er hielt den Brief hoch und sah sie ernst an. Fiona wurde blass als sie zusammen den Brief öffneten.

69. Kapitel

Marc, Fiona,

wundert ihr euch, warum wir uns jetzt erst melden? Wahrscheinlich hat der Doc euch schon berichtet, dass eure Kinder entführt wurden, denn die finden sich jetzt in unserer Obhut.

Ihr habt nur eine Chance eure Kinder wiederzubekommen. Solltet ihr die nicht wahrnehmen, könnt ihr euch von ihnen verabschieden.

Tretet eure Plätze im Rat an uns ab und niemand wird etwas geschehen. Ihr habt eine Woche Zeit es euch zu überlegen und die Vorbereitungen zu treffen.

In einer Woche wird euch wieder ein Brief geschickt, indem ihr weitere Anweisungen erhalten werdet.

 

Fiona las die letzten Zeilen und brach in Tränen aus. Marc legte den Brief aufs Bett und umarmte sie. Jetzt hatten sie es schwarz auf weiß, ihre Zwillinge wurden sicher entführt. Auch Marc ging es nicht gut, er versuchte jedoch für Fiona stark zu sein, obwohl er am liebsten auch den Kopf in den Sand gesteckt hätte. Ihre Kinder waren ihr voller Stolz und nun hing alles von dieser einen Entscheidung ab.

Sie berieten sich lange, wie sie weitermachen sollten. Die Position im Rat abzugeben kam nicht in Frage, denn derjenige der die Kinder entführt hatte, war nicht geeignet um ihr Volk anzuführen. Diarmait wäre auch mit dem Entführer als Ratsmitglied einverstanden, auch wenn die gestellte Aufgabe unlösbar erscheint.

Sie entschieden sich Diarmait einzuweihen. Vielleicht hatte er noch eine Idee, wie sie alle heil aus der Sache kamen. Schweren Herzens liefen sie zum König. Diarmait freute sich sie zu sehen, doch gleich darauf sah er, dass etwas nicht stimmen musste. Er sah Marcs bedrücktes Gesicht und Fiona mit Tränen in den Augen auf ihn zukommen.

Marc gab ihm zögernd den Brief. Während Diarmait ihn las beobachteten sie ihn aufmerksam. Der König kniff die Lippen zusammen und schüttelte ungläubig den Kopf.

<< Das ist nicht wahr! >> stieß er verärgert aus. << Geben die nie auf? >>

Irritiert sah Marc Diarmait an. << Was ist los? >>

Der König sah beschämt zur Seite. << Ich hätte es euch schon längst sagen müssen… aber… es gab nie den passenden Zeitpunkt. >>

Erstaunt sah Marc ihn an. Was hatte er ihnen verschwiegen? Warum?

Diarmait setzte sich. Marc und Fiona taten es ihm gleich.

<< Es tut mir wirklich leid… aber ich konnte es euch noch nicht erzählen. Ich vermute, dass die Rebellen etwas mit der Entführung zu tun haben… dass es Horst war, glaube ich nicht, obwohl er machthungrig und gierig ist.

Es ist so, dass zehn Stück von uns, meine Entscheidungen nicht akzeptieren und mir schon seit einigen Jahren immer wieder Probleme bereiten. Bisher waren es immer nur kleinere Zwischenfälle, eine Entführung war nicht dabei. Aber da sie es auf eure Posten abgesehen haben, gehe ich stark davon aus, dass sie darin verwickelt sind. >>

<< Du meinst… hm… >> Marc brachte keine vollständigen Sätze zusammen.

Fiona klinkte sich ein. << Sollten wir Leon und seine Männer anrufen? Vielleicht haben die Möglichkeiten? >>

Dubhan nickte. << Ja, versuchen können wir es, auch wenn ich nicht viel Hoffnung habe, dass sie sie finden werden. Die Gruppe versteckt sich gut und bleibt nie länger als ein paar Tage an einem Ort. >>

Marc hatte sich wieder gefasst. << Ok, ich rufe ihn an und dann besprechen wir die weitere Vorgehensweise. >>

Er nahm Fiona an der Hand und lief mit ihr aus dem Raum. Diarmait sah ihnen nachdenklich hinterher. Warum konnten die Beiden nicht einmal Glück haben? Immer musste etwas passieren. Ungläubig, dass es immer das eine Paar traf schüttelte er den Kopf und setzte sich traurig zu seinem Freund.

<< Dir macht das ganz schön zu schaffen, nicht? >> fragte Dubhan ihn.

Diarmait nickte. << Ja. Die Zwei sind so ein tolles Paar. Aufrichtig, ehrlich und immer füreinander da. Kennst du ein Paar, das schon so viel mitmachen musste? >>

<< Nein. Das gab es nicht. Aber du hast Recht. Die Zwei sind einzigartig. Sie schaffen auch das Problem zu lösen. Da bin ich mir ganz sicher. >>

<< Ich hoffe es. Ich hoffe es so sehr. >> murmelte Diarmait.

Marc war mit Fiona in ihr Zimmer zurückgekehrt. Er wählte Leons Nummer. Lange unterhielten sie sich mit Leon. Dieser war zuversichtlich, ihm waren die Rebellen bereits bekannt und er konnte sofort einige Männer zur Verfügung stellen, die nach ihnen suchten. Auch einen weiteren Trupp, der Horst ausfindig machen sollte wurde eingeteilt.

Fiona und Marc sollten nichts machen und auf weitere Anweisungen von ihm warten. Sobald der nächste Brief eingetroffen war, sollten sie sich sofort bei ihm melden. Leon wollte sicher sein, dass dem Paar nichts passierte.

Tägliche Anrufe bis dahin waren Pflicht. Fiona und Marc stimmten zu. Mehr war nicht möglich. Sie hofften, dass den Zwillingen nichts passierte. Immer wieder unterhielten sie sich darüber, warum ihnen das alles passieren musste.

Fiona war mit den Nerven fertig. Sie war soweit, es zu verfluchen, dass sie zurückgekehrt war. Wäre sie nicht wieder erschienen, dann wäre alles nicht so gekommen. Marc war geschockt. Er erklärte ihr mehrere Male, dass sie keine Schuld traf. Er hatte sich so über ihre Rückkehr gefreut und jetzt wollte er alles tun, damit er sie nicht mehr verlor.

Dankbar kuschelte sie sich an ihn, doch ihre Zweifel blieben. Marc hoffte, dass sie es nervlich aushielt. Je mehr Zeit verstrich, desto hibbeliger wurde Fiona. Gegen Abend holte er Dubhan. Dieser hatte sich sehr schnell erholt und freute sich, auf eine neue Aufgabe.

Er begleitete Marc zu Fiona und gab ihr einige Tabletten, die sie widerstandslos nahm. Bald darauf schlief sie ein. Marc war erleichtert, er wusste es war keine Dauerlösung, doch wenn sie jetzt schlief hatte er eine Sorge vorübergehend weniger.

Er ging mit Dubhan zu Diarmait und erzählte ihm von den misslungenen Versuchen, die Zwillinge aufzuspüren. Diarmait fragte ihn, ob er an alles gedacht hatte. Marc nickte. Er war sich sicher, dass er keine Zutat vergessen hatte.

Nachdenklich berieten sich die Drei, was sie noch tun könnten. Diarmait verzog sich in der Bibliothek. Vielleicht gelang es ihm einen Zauber zu finden, mit denen er die Kinder auffinden konnte.

Leons Männer suchten mit Hochdruck nach den Rebellen. Wie Diarmait gesagt hatte, war es schwer. Es gab vorerst keinen Hinweis auf ihren Verbleib. Leon rief Marc an und teilte ihm die schlechten Neuigkeiten mit. Er versprach ihm, alles zu tun, was sie konnten.

Frustriert legte Marc auf. Damit hatte er nicht gerechnet, aber ihm blieb nichts anderes übrig als zu warten. Die Warterei war nervenaufreibend.

Marc entschied, dass er ein Treffen mit dem Rat einberufen sollte um die Erpressung und Entführung ihnen mitzuteilen. Dubhan nickte und fand es eine gute Idee. Marc zückte sein Handy und rief alle Mitglieder an. Sie vereinbarten sich am nächsten Abend zu treffen.

Spät legte sich Marc ins Bett und nahm Fiona in den Arm. Durch die Tabletten schlief sie friedlich und wachte nicht auf, als er sie umarmte. Marc genoss ihre Wärme und kuschelte sich enger an sie. Bald darauf schlief er ein. Sein Schlaf war nicht erholsam. Bei jedem kleinen Geräusch im oder außerhalb des Schlosses wachte er auf. Dementsprechend unausgeschlafen war er am nächsten Morgen.

Fiona weckte ihn mit einem Kuss auf die Wange. Sie gingen ihrer morgendlichen Dusche nach und saßen bald darauf in der Küche und tranken Kaffee. Marc erzählte ihr, dass es keine Neuigkeiten von Leon gab, worauf sie wieder weinen musste.

Er erklärte ihr, dass er für den Abend eine Versammlung einberufen hatte, um den Rat aufzuklären. Er bekam von Diarmait einen Raum zur Verfügung gestellt, wo das Treffen stattfand. Fiona nickte. Sie ging mit Marc dorthin. Ihn alleine zu lassen kam ihr nicht in den Sinn.

Es wurde später und am Nachmittag telefonierten Marc und Leon wie ausgemacht. Da es nichts Neues gab war es ein kurzes Telefonat.

Marc nahm Fiona an die Hand und ging mit ihr in den Raum, den Diarmait ihnen zur Verfügung gestellt hatte. Dort war ein Tisch mit zehn Stühlen, also Platz genug für alle. Fiona setzte sich und legte den Kopf auf den Tisch. Sie hielt krampfhaft die Tränen zurück. Marc setzte sich neben sie und hielt sie fest.

Als die ersten erschienen löste er sich von ihr um sie zu begrüßen. Irritiert blickten sie auf Fiona, die ihren Kopf nicht hob. Marc schüttelte den Kopf, damit sie sie nicht mit Fragen quälten. Er wusste, dass sie sich dann nicht mehr beherrschen konnte und unaufhörlich weinen würde.

Bald waren sie vollständig und Marc erhob das Wort. << Ich möchte euch erst einmal danken, dass ihr alle gekommen seid. Fiona und ich werden erpresst und sollen unsere Posten abtreten. Unsere Zwillinge wurden entführt und falls wir es nicht tun, werden wir sie nicht mehr lebend sehen. >>

Erstaunte und ungläubige Gesichter schauten ihn an. Marc nahm den Brief und reichte ihn weiter. Jeder las ihn sich aufmerksam durch und gab ihn weiter. Als alle durch waren sprach Marc weiter.

<< Fiona und ich haben uns lange unterhalten. Wir sind uns einig, dass die Person oder Personen, die die Kinder entführt haben nicht würdig genug sind um an unserer Stelle zu sein. Wir werden nicht abtreten, aber auch alles dafür tun, dass wir die Zwillinge zurückbekommen. Ich hoffe, ihr versteht es, wenn wir die nächsten Tage nicht so gesprächig sind. >>

Zustimmendes Nicken kam von allen Seiten.

<< Ich bitte euch nur noch um eins. Erzählt es bitte nicht weiter. Wir möchten nicht, dass irgendjemand von unserer Situation erfährt und eventuell noch weitere sich einmischen. >>

Lee sah ihn aufmerksam an. << Ich denke, die Bitte wird jeder von uns erfüllen. Ich hoffe nur, dass der oder die Übeltäter bald geschnappt werden. Von meiner Seite aus, wünsche ich euch alles Gute und hoffe, dass ihr eure Kinder wohlauf zurückerhaltet. >>

Dankbar sah Marc ihn an. Die anderen versicherten ihm ebenso nichts weiter zu erzählen. Zum Ende wünschten sie ihnen noch alles Gute und wollten sich auch über den weiteren Verlauf informieren. Marc sagte, dass wenn es etwas Wichtiges gab er sich melden würde.

Marc und Fiona begleiteten alle nach draußen und gaben ihnen zum Abschied die Hand. Wieder alleine gingen sie zu Diarmait und Dubhan, die im Saal saßen und diskutierten.

Diarmait war sich sicher, dass er einen geeigneten Zauber gefunden hatte, wobei Dubhan ihm widersprach, dass er nicht funktionieren würde. Marc und Fiona beobachteten sie interessiert. Dass sich die Freunde fast stritten kam sehr selten vor. Diarmait gab nach und beschloss sich in der Nacht noch weitere Bücher anzusehen um am nächsten Tag einen geeigneten Spruch parat zu haben.

Marc räusperte sich, worauf die Freunde erstaunt auf das Paar schaute. Verlegen meinte Diarmait << wie lange seid ihr schon hier? >>

Marc musste leicht lachen. << naja, lange genug um euren Streit mitzubekommen. >>

Dubhan und Diarmait schauten sich beschämt an. << Entschuldigt, wir wollten nicht, dass ihr das mitbekommt. >> gaben sie zu.

<< Nein, es ist ok. Die Lage ist für alle nicht einfach und wir sind euch dankbar, dass ihr versucht uns zu helfen. >>

Sie setzten sich zu den Freunden und unterhielten sich über das Treffen mit dem Rat. Es wurde spät, als Marc und Fiona sich zurückzogen. Marc konnte es nicht lassen und rief bei Leon an. Leon sagte ihm, dass sie ihre Suche ausgeweitet hätten.

Auch Horst seine alten Bekannten ließ er beschatten, in der Hoffnung, dass sie sie zu ihm bringen würden. Jeder der aus dem Weg war konnte ihnen nur Recht sein. Marc stimmte zu und bald verabschiedeten sich die beiden Männer.

Im Bett lagen sie lange nebeneinander und hielten sich fest. An Schlaf war bei beiden nicht zu denken. Sie starrten gedankenverloren die Decke an, bis sie der Schlaf gegen Morgen übermannte.

Marc wurde durch sein Handy geweckt. Träge drehte er sich herum und erschrak als er Leons Namen auf dem Display sah. Er schaute auf die Uhr, die noch nicht einmal sechs Uhr anzeigte. Zögernd ging er dran.

<< Marc! Ihr müsst unbedingt herkommen. Wir haben die Zwillinge gefunden. >> Marc setzte sich auf. Durch die schnelle Bewegung wurde Fiona geweckt. Als sie Marc mit dem Handy am Ohr sah keimte Hoffnung in ihr auf.

<< Ok… sag mir wann und wo. >>

<< Am besten so schnell wie möglich… Marc… ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll… Horst hatte die Kinder… >>

Marc wurde blass, wenn er daran dachte, wie er Fiona damals zugerichtet hatte.

<< Kommt in meinen Stützpunkt… so schnell wie möglich… ich bin hier. >> Leon legte auf.

<< Leon hat die Kinder. >> flüsterte Marc ungläubig. Fiona sprang aus dem Bett und schnappte sich die erstbesten Kleidungsstücke, die sie fand und zog sich an.

<< Fiona? Ich glaube Leon verschweigt uns etwas… er war so komisch am Telefon. >>

So schnell es ging, orderte Marc ein Privatflugzeug, zog sich an und packte einige Sachen in einen Koffer.

Keine Stunde später waren sie auf dem Weg zu Leon. Während dem Flug wurden beide immer nervöser. Leons Bemerkung ging Marc nicht aus dem Kopf. Was würde sie erwarten?

Nach der Landung suchten sie sich ein Taxi, stiegen ein und wurden zu Leon gefahren. Dort angekommen, nahm er sie in Empfang.

Man konnte Leon ansehen, dass ihn etwas bedrückte. Seine sonst so fröhliche Art war verschwunden.

<< Wo sind die Kinder? >> fragte Fiona tonlos.

Leon setzte ein mitleidiges Gesicht auf. << Ich bringe euch hin… aber… seht selbst… Horst war nicht zimperlich mit ihnen. >>

Fiona nahm Marcs Hand und lief Leon hinterher. Auf der Krankenstation führte er sie zu einem Zimmer. Er öffnete die Tür und was die Beiden sahen, war mit Worten nicht zu beschreiben.

70. Kapitel

Fiona trat näher. Tränen verschleierten ihre Sicht. Viel konnte sie von ihren Kindern nicht sehen. Viele Schläuche und Kabel waren mit ihren kleinen Leibern verbunden. Im Raum herrschte eine Stille, die nur durch ein Zischen und unregelmäßigen piepende Töne unterbrochen wurden.

Stumm stellte sie sich zwischen die beiden Betten und die Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Rasmus und Fenja hatten einige Blutergüsse an den Armen. vor allem an den Handgelenken. Bei Fenja entdeckte sie eine Platzwunde und einige Schürfwunden.

Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Warum hatte Horst die Kinder so zugerichtet? Still weinte sie weiter vor sich hin. Marc der selbst entsetzt über den Zustand der Kinder war kam zu ihr. Fürsorglich nahm er sie in den Arm und versuchte sie zu trösten.

Lange hielten sie es nicht aus. Die Kinder waren nicht ansprechbar und sie brauchten Gewissheit, was mit ihnen geschehen war.

Leon erzählte ihnen von der Befreiungsaktion. << Wir hatten die Kinder in dem Haus gefunden, wo du und Lea schon einmal gefangen gehalten worden seid. Die Kinder waren im Keller in einem dreckigen und kalten Raum eingesperrt. Sie waren bewusstlos und gefesselt als wir sie fanden. >>

Fiona schmiegte sich enger an Marc. Die Misshandlungen der Zwei schockten sie.

<< Horst hatte die Kinder im Keller ruhiggestellt. Wir vermuteten, dass es das gleiche Medikament wie bei Marc war. Also sie atmeten und hatten einen Herzschlag, nur war das alles sehr unregelmäßig. >>

Marc wurde blass, als er daran dachte. << Oh nein. >> rief er entsetzt aus. << Wenn es das gleiche Mittel war, dann haben die alles mitbekommen. >> Leise setzte er hinterher << ich hoffe, dass es das nicht war und dass sie nichts gehört haben. >>

Es kam ein Arzt hinzu der sie weiter aufklärte. <<  Rasmus und Fenja waren gefesselt auf dem Boden gelegen. Daher kommen die Striemen an den Händen und Füßen. Die Fesseln waren zu stark für die kleinen Gelenke. Wir können froh sein, dass es gerade noch reichte, damit alles mit Blut versorgt wurde. >>

Fiona bekam große Augen. Auf die Beine hatte sie nicht geschaut, denn diese waren mit einer Decke zugedeckt gewesen.

Leon sprach weiter. << Meine Männer hatten alles was sie in dem Raum an Medikamenten oder anderen Stoffen gefunden hatten mitgenommen und ins Labor gebracht. >>

Der Arzt erklärte ihnen << Wir haben den Kindern Blut abgenommen und untersucht. Als Ergebnis kann ich sagen, dass er ihnen ein starkes Schlafmittel verabreicht hat. Es war ein anderes wie bei Marc. Aber es war auch ein Gift drin, welches sich auf die Nerven und Organe auswirkt.  >>

Erleichtert stießen die Beiden die Luft aus. Wenigstens hatten sie nichts mitbekommen. Der Arzt sah sich das Paar an. Er legte die Stirn in Falten. Unsicher ob er weitererzählen sollte betrachtete er sie.

Er entschied, dass er es tun musste. Er war Arzt und die Eltern sollten wissen, wie es um die Kinder stand.

<< Da gibt es noch etwas. Die Kinder hatten nichts zu essen und trinken bekommen. Das lässt sich mit einigen Infusionen beheben. Leon war recht schnell und sie haben dadurch keinen Schaden erlitten. Aber der Zustand der Zwillinge ist nicht gut.

Das Schlafmittel, was er ihnen verabreicht hatte ist nicht für Kinder vorgesehen. Es ist viel zu stark für die kleinen Körper. Wir können nur hoffen, dass sie wieder aufwachen. Wir tun alles was wir können, aber versprechen kann ich euch nichts. Auch wie es mit dem Giftanteil aussieht können wir nicht vorhersagen. Da sie keine Nahrung oder Getränke bekommen haben befindet sich alles noch im Körper. >>

<< Was heißt das? >> fragte Fiona tonlos.

<< Wir müssen abwarten. >> murmelte der Arzt.

Fiona sank in Marcs Armen zusammen. Der Satz reichte ihr um über den Gesundheitszustand ihrer Kinder Bescheid zu wissen. Hoffentlich war deren Lebenswillen stark genug um es zu schaffen.

Marc sprach weiterhin mit dem Arzt. << Wie sieht es wirklich aus? >>

<< Wie gesagt, wir müssen abwarten. Es sind ein paar Punkte zu berücksichtigen. Einerseits die Unterkühlungen, dann das Schlafmittel mit dem Gift und ob sie es verkraften. Wir können nur hoffen, dass sie bald aufwachen. >>

Marc nickte betreten während er Fiona in den Armen hielt.

<< Wie habt ihr sie überhaupt gefunden? >> fragte er Leon.

<< Wir haben alle beschatten lassen, mit denen er Kontakt hatte. Einige gingen in dem Haus ein und aus, woraufhin wir dort intensiver gesucht haben. Einmal hatten wir Kindergeschrei gehört und waren uns sicher, dass sie dort sind.

Die Befreiung an sich war schwer. Horst hatte einige bewaffnete Wachen abgestellt. Wir haben sie überlistet und konnten uns anschließend im Haus umsehen. Im Keller stießen wir auf Horst. Dieser war auch bewaffnet und hat uns angegriffen.

Beim Schusswechsel wurde er getroffen. Anschließend konnten wir die Kinder befreien und hier her bringen lassen. >>

<< Was ist mit Horst? >> fragte Fiona mit schwacher Stimme.

<< Er hat es nicht überlebt. >> gab Leon ihr als Antwort.

Marc strich ihr über den Rücken. << Wir sollten zu den Kindern gehen. >> sprach er leise zu ihr. Fiona nickte zur Antwort und ließ sich von ihm mitziehen.

Sie saßen bei ihren Kindern. Marc bei Rasmus, Fiona bei Fenja. Sie hielten ihnen die kleinen Händchen. Diese waren schön warm. Fiona hoffte und hoffte. Sie wollte mit ihnen wieder spielen und kuscheln.

Warum musste ihnen das passieren? Die Kinder konnten am Wenigstens dazu. Eine kleine Erleichterung machte sich in ihr breit, dass sie von nun an nichts mehr von Horst zu befürchten hatten.

Mitten in der Nacht schlug das Gerät bei Rasmus Alarm. Der Arzt kam kurz darauf ins Zimmer gestürmt. Er schickte Marc und Fiona raus.

Sie warteten und die Minuten vergingen so langsam, dass es ihnen wie Stunden vorkam. Der Arzt verließ das Zimmer mit besorgter Miene.

<< Was ist mit ihnen? >> fragte Fiona aufgeregt.

<< Bei Rasmus wurden durch die Mittel einige Organe angegriffen. Fenja habe ich auch gleich untersucht. Auch bei ihr konnte ich schon Schädigungen feststellen. Wie es sich bei ihr auswirkt, müssen wir abwarten. Es wäre besser, wenn ihr euch etwas ausruht. Falls es Neuigkeiten gibt, melde ich mich bei euch. >>

<< Ok, weißt du wo wir hingehen können? >>

Der Arzt nickte. << Müsste das gleiche Zimmer wie bei eurem letzten Aufenthalt gewesen sein. >>

Fiona sah Marc entsetzt an. << Ich kann nicht mit. Ich bleibe hier. >>

Marc stimmte ihr zu. << Wir bleiben hier. Ich kann Fiona nicht alleine lassen. >>

Der Arzt nickte verständnisvoll. << Ich glaube es euch, aber von meiner Seite aus, wäre es trotzdem besser wenn ihr euch etwas ausruhen würdet. >>

Sie setzten sich nebeneinander auf Stühle, die sie zwischen die Betten stellten. Fiona legte den Kopf bei Fenja auf das Bett. << Was machen wir, wenn sie nicht mehr gesund werden? >> flüsterte sie verzweifelt.

<< Ich weiß es nicht. Wir müssen abwarten. >>

<< Was ist wenn sie sterben? >> Fiona wurde sichtlich nervös.

<< Das wollen wir nicht hoffen. Sie sind stark. >> versuchte er sie zu trösten.

Marc dachte lange nach, bis er einen Entschluss gefasst hatte. << Bin gleich zurück. >> Er gab Fiona einen Kuss und verließ den Raum. Sie streckte sich und nahm je eine Hand der Kinder in ihre. Sie gab jedem einen Kuss darauf und blickte aus dem Fenster zum Himmel.

Sie hoffte mit jeder Faser ihres Körpers, dass es die beiden überlebten. Marc kam nach einigen Minuten zurück und wirkte nachdenklich. Er setzte sich neben sie und sprach kein Wort. Gedankenverloren strich er Fenja über den Arm.

Zwischendurch wechselten sie wortlos die Plätze. Marc saß bei Rasmus und nahm seine Hand. Nach einiger Zeit strich er ihm auch über den Arm. Fiona beobachtete Marc. Sie war sich sicher, dass er ihr etwas verheimlichte. Zu sehr war er in seinen Gedanken versunken.

Marc stand auf und lief unruhig durchs Zimmer. << Nach dem Frühstück muss ich mit dir reden. >> sagte er auf einmal.

Fiona zuckte vor Schreck zusammen. Sie drehte sich zu ihm um und nickte ihm zu. << Hunger hab ich keinen, aber Durst. >> murmelte sie.

Marc holte ihr ein Glas Wasser. Danach schwiegen sie, bis es hell wurde. Schweren Herzens ließ sich Fiona von Marc überreden mit ihm zum Frühstück zu gehen. Sein Satz ging ihr nicht aus dem Kopf. Was hatte er vor?

Marc frühstückte, während Fiona krampfhaft versuchte ein halbes Brötchen zu essen. Sie trank ihren Kaffee aus und wartete bis Marc auch zu Ende gegessen hatte. Sie brachten ihr Geschirr zurück und liefen aus dem Gebäude.

Marc nahm sie an die Hand. << Komm mit, das muss nicht jeder mitbekommen. >> murmelte er ihr zu. Fiona sah ihn fragend an. Marc schüttelte den Kopf und zog sie bestimmt mit sich. Hinter dem Anwesen ging es in einen Wald. Marc schlug den Weg ein, bis sie weit genug entfernt waren.

Sich setzten sich nebeneinander auf einen umgefallenen Baum. Marc suchte nach den passenden Worten. Er wusste nicht, wie Fiona seine Überlegung aufnahm.

<< Fiona, ich habe mir etwas überlegt… bitte hör es dir bis zum Ende an. >>

Fiona sah ihn überrascht an und nickte. << Was hast du dir überlegt? Du warst heute Nacht schon so komisch. >>

<< Naja… weißt du… ich habe heute Nacht mit Diarmait telefoniert. Ich habe ihm erzählt, wie es unseren Kindern geht. Er drückt uns die Daumen. >> Danach schwieg er.

Fiona zog eine Augenbraue nach oben. << Marc, was willst du mir sagen. Das von eben hättest du mir auch drin sagen können. >>

<< Ja… ich will dir etwas sagen… aber ich weiß nicht, wie du darüber denkst. >>

<< Marc sag es einfach, dann kann ich entscheiden. >>

<< Ok… Mir ist heute Nacht eine Idee gekommen. Aber ich brauchte Diarmaits Meinung dazu. Viel helfen konnte er mir nicht… >> Marc atmete tief durch. << Was hälst du davon, wenn wir mit den Kindern den Weg in die Unendlichkeit gehen? >>

Fiona sah ihn erstaunt mit großen Augen an. << Wie… Was… Geht das überhaupt? >>

<< Das ist das was keiner weiß. >> murmelte Marc. << Ich habe nur die Hoffnung, dass sie ihre Krankheit überwinden. Danach können sie nur noch durch äußerliche Gewalt verletzt werden. >>

Fiona war sprachlos. Sein Vorschlag war absurd. Wieso sollten sie die Kinder mitnehmen? Sollten sie sich nicht selbst entscheiden?

<< Marc, das geht nicht… wir können ihnen doch nicht die Zukunft verbauen! >> rief sie entsetzt aus.

<< Nunja… das ist das worüber ich die ganze Nacht nachgedacht habe. Es weiß keiner was es für die Beiden für Auswirkungen hat. Diarmait konnte mir auch nicht helfen. Es wäre ein Versuch, die Beiden zu retten. >>

<< Was könnte passieren? >> fragte Fiona, die sich nicht im Klaren war, was sie von Marcs Vorschlag halten sollte.

<< Ich habe mit Diarmait überlegt… uns sind einige Varianten eingefallen. Es könnte sein, dass überhaupt nichts passiert, oder dass sie es nicht überleben. Andererseits könnte es sein, dass sie für immer in ihrer Entwicklung stehen bleiben. Aber es kann genauso gut sein, dass sie weiterhin wachsen und sich ganz normal entwickeln, aber irgendwann stehen bleiben und nicht mehr altern. >>

Fiona schluckte. Es war so viel, was passieren konnte. Marcs Vorschlag war nicht schlecht. Sie würde gerne ihr gesamtes Leben mit den Kindern verbringen ohne von ihnen Abschied nehmen zu müssen. War es das Risiko wert?

<< Marc, ich brauche einige Zeit, mir hierüber Gedanken zu machen. Das kann ich jetzt nicht entscheiden. Lass uns zurückgehen. >>

Sie liefen zurück zu Leons Unterkunft. Ihr Gespräch begleitete sie in Gedanken. Fiona war sich sicher, dass sie diese Entscheidung nicht treffen wollte. Sie wollte den Kindern die Zukunft nicht verbauen, aber was wäre, wenn es ihnen schlechter ging? Wäre sie dann bereit die Entscheidung zu treffen? Sie wusste es nicht und schob alle Gedanken zur Seite.

Zusammen gingen sie wieder zu den Zwillingen. Sie setzten sich neben sie. Der Arzt kam zu ihnen.

<< Ich muss euch sagen, es hat sich nichts verbessert. Die Zustände verschlimmern sich immer mehr. >>

<< Was heißt das? >> fragte Fiona panisch.

<< Es ist möglich, dass sie den morgigen Tag nicht mehr erleben. >> sagte der Arzt leise. Fiona schluchzte auf. Das war zu viel. Sämtliche Kraft entwich ihr.

<< Es tut mir leid, dass ich euch keine bessere Nachrichten geben kann. >>

<< Leiden sie? >> fragte Marc mit brüchiger Stimme.

<< Wir wissen es nicht. Es lässt sich nicht sagen ob sie es merken. >> antwortete der Arzt.

<< Ok. Danke. >> flüsterte Marc. Anschließend umarmte er Fiona und konnte selbst seine Tränen nicht zurückhalten.

<< Ich schaue später noch einmal rein. >> mit diesen Worten verabschiedete sich der Arzt.

Marc und Fiona saßen lange zwischen ihren Kindern und ließen ihren Gefühlen freien Lauf. Marc löste sich irgendwann von Fiona und holte Getränke. Dankbar nahm Fiona das mit Wasser gefüllte Glas an sich. In kleinen Schlücken trank sie es aus.

Sie schwiegen und sahen sich ihre Kinder an. Auf einmal stand Fiona stand auf. << Was müssen wir tun? >>

Marc sah sie überrascht an. << Was meinst du? >>

<< Marc, wenn es nicht sicher ist, dass sie die Nacht überleben, dann sollten wir solange es geht die einzige Chance nutzen die es gibt. >>

<< Du meinst… >>

<< Ja, meine ich. So können wir uns keinen Vorwurf machen. Wir haben dann alles probiert, was wir konnten. So einfach gebe ich sie nicht auf, auch wenn es passieren kann, dass ich mein Leben lang zwei kleine Kinder beaufsichtigen muss. >>

Marc nickte. Ihm selbst waren in den letzten Minuten die gleichen Gedanken durch den Kopf gegangen. << Ich schaue, dass ich alles bekomme. >> murmelte er und ging davon.

71. Kapitel

Marc lieh sich von Leon ein Auto und fuhr in die Stadt. Er besorgte alle Dinge, die er benötigte. Bestimmt hätte er von Leon alles haben können, aber so erregten sie kein Aufsehen und es blieb erst einmal geheim. Wie gut, dass er sie Anweisung auswendig gelernt hatte.

Nach einer knappen Stunde fuhr er bereits zurück. An Leons Unterkunft angekommen, verstaute er alles in blickdichten Tüten und nahm sie mit in das Krankenzimmer. Auf dem Gang wurde er verwundert angesehen, als er mit vollen Händen durch die Station lief.

Kurz vor dem Krankenzimmer begegnete ihm auch der Arzt. Dieser sah Marc genauso skeptisch an, wie die Anderen.

<< Ich habe was zum Anziehen gekauft… wir hatten in der Eile nichts eingepackt. >> zum Beweis holte er einige Kleidungsstücke aus der Tüte, achtete darauf, dass von den anderen Dingen nichts zum Vorschein kam. Marc ging zu Fiona ins Zimmer. Mit einem Nicken verständigten sie sich, dass er alles bekommen hatte.

Der Arzt folgte Marc ins Zimmer. Er stellte die besorgten Dinge an die Seite, während der Arzt Rasmus und Fenja untersuchte. Bedauernd schüttelte er den Kopf. << Es ist wie ich es gesagt habe, der Zustand wird immer schlechter. >>

Marc und Fiona nickten. Sie hatten es sich gedacht, dass der Gesundheitszustand der Kinder sich nicht verbessert hatte. << Ich schaue später noch einmal nach ihnen. >> teilte ihnen der Arzt mit und verließ das Zimmer.

<< Wann wollen wir starten? >> fragte Marc. << Ich muss vorher noch einige Vorbereitungen treffen. >>

<< Dann wann du fertig bist. >> antwortete ihm Fiona. Sie klammerte sich an die Hoffnung, die Kinder retten zu können.

Marc nickte ihr zu. << Ich gehe einen geeigneten Ort suchen. Wir brauchen einen geschlossenen Raum. Hier will ich es nicht wagen. Wenn ich zurückkomme, müssen wir mit dem Arzt sprechen… irgendetwas müssen wir uns einfallen lassen, dass sie die Maschinen abstellen. >>

<< Ja, das müssen wir. >> flüsterte Fiona bedrückt.

Marc kam zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. << Ich beeile mich. >> murmelte er und ging aus dem Zimmer. Fiona blieb zurück und sah sich ihre Kinder an. An ihrem Aussehen hatte sich nichts verändert. Die Striemen an den Gelenken waren nach wie vor zu sehen. Sie musste sich beherrschen, nicht wieder in Tränen auszubrechen.

Marc fand nicht weit entfernt im Wald eine kleine Hütte. Er öffnete die Tür, die nicht verschlossen war und trat ein. Als er sich umsah, stellte er fest, dass die Hütte unbewohnt war. Er schaute sich die Fenster und die Tür an. Es machte den Anschein, dass sie dicht waren. Erleichtert atmete er aus. Einen geeigneten Ort hatte er gefunden.

Zurück in Leons Unterkunft holte er den Inhalt der Tüten bis auf die Kleidung aus dem Krankenzimmer. Sorgfältig bereitete er in der Hütte alles vor.

Nach seiner Rückkehr wartete er mit Fiona auf den Arzt. Es waren wieder einige Stunden verstrichen. Der Arzt betrat das Zimmer. Wie zuvor untersuchte er die Zwillinge. Anschließend wand er sich an die wartenden Eltern.

<< Es ist so, wie ich es euch bereits gesagt hatte. Ich sehe keine Zukunft für die Beiden. Den Kampf verlieren sie nach und nach. >>

<< Was können wir noch machen? >> fragte Marc, um den Anschein zu wahren. Innerlich hoffte er, dass der Arzt von selbst vorschlagen würde, die Geräte abzuschalten.

<< Wenn ihr meine Meinung hören wollt… >> fing der Arzt an. Fiona zog leise die Luft ein und hielt sie an. Kam jetzt das erhoffte Ende? Noch mehr sorgen wollten sie nicht. << … dann wäre es das Beste, die Geräte abzustellen. Ich gebe euch ein paar Minuten. Das sollt ihr unter euch besprechen. Ich weiß, der Vorschlag ist nicht der, den die Eltern sich erhoffen. >>

Marc amüsierte sich innerlich. Eigentlich hatte er gerade das vorgeschlagen, was sie nicht wussten, wie sie es dem Arzt beibringen sollten. Fiona nickte dem Arzt zu, der daraufhin das Zimmer verließ.

Marc und Fiona umarmten sich. Die Freude in der Situation war nicht angebracht, aber das Gespräch hatte ihnen eine große Last abgenommen. Wenn die Kinder von den Geräten befreit waren, konnte keiner bemerken, wenn sie verschwanden.

<< Es wird alles gut. >> redeten sich die Beiden hoffnungsvoll zu. << Egal wie es ausgeht. >> setzte Fiona hinterher.

Der Arzt kam wie versprochen zurück. Auf seine Frage hin, gaben Marc und Fiona ihr Einverständnis zum Abschalten. Der Arzt befreite die Zwillinge von den Kabeln und Schläuchen. Am Ende zog er die Stecker aus der Dose.

Er gab ihnen die Hand und wünschte ihnen alles Gute. Als sie alleine waren, wurden Marc und Fiona schnell. Sie wickelten die Kinder in die Laken und nahmen sie auf den Arm. Leise öffnete Marc die Tür zum Krankenzimmer und spähte hinaus.

Als er niemand sah schlichen sie aus dem Zimmer. Marc hatte im Vorfeld schon Wege gesucht, wie sie ohne gesehen zu werden aus dem Gebäude kamen.

Kurz darauf waren sie im Freien und liefen in den Wald. Als sie geschützt von den Bäumen waren, atmeten sie erleichtert auf. Hier würde sie keiner suchen. Marc ging voran und war dankbar, dass es eine sternenklare Nacht mit Vollmond war. So hatten sie genügend Licht um zur Hütte zu gelangen.

Marc ging hinein und legte Fenja behutsam in die Mitte des Kreises aus Kerzen. Fiona legte Rasmus hinzu, anschließend wusste sie nicht weiter. Marc hatte die Bücher gelesen, nicht sie.

<< Schließ die Tür. >> forderte Marc sie auf. Fiona schloss sie und sah ihn unsicher an.

<< Jetzt komm her und setze dich in den Kreis. >> sagte er ihr hochkonzentriert.

<< Bevor wir anfangen, muss ich dir noch etwas sagen, es ist mir erst auf dem Weg hier her eingefallen. Ich weiß nicht, was mit uns geschieht… wir sind nicht verheiratet. Willst du das Risiko eingehen? >>

<< Ja Marc… wir haben keine Wahl. >> sie sah ihm bei ihrer Antwort fest in die Augen. Bevor Marc die Kerzen anzündete küssten sie sich innig. Die nächsten Minuten waren entscheidend für ihr weiteres Leben. Die Ungewissheit schwebte über ihnen.

Die Kerzen brannten. Marc setzte sich zu Fiona und holte einige Steine aus einem Beutel. Diese verteilte er zwischen den Kerzen. Anschließend zerkleinerte er einige Kräuter und Blätter. Die Schale stellte er in die Mitte. Er zündete den Inhalt an. Leichter Rauch stieg auf.

Marc nahm von Rasmus und Fenja je eine Hand. << Nehm du die anderen, wir müssen einen geschlossenen Kreis bilden. >> Fiona nahm die Hände ihrer Kinder. Marc zeigte ihr mit einem Kopfnicken, dass er bereit war. Sie lächelte ihn hoffnungsvoll an und schloss die Augen.

Marc begann einen Spruch aufzusagen, bei dem Fiona nur einige Wörter verstand. Den Zusammenhang konnte sie aus den wenigen Teilen nicht zuordnen. Es erinnerte sie daran, dass sie weiterhin die Sprache lernen musste. Wenn sie schneller gewesen wäre, hätte sie vielleicht verstanden was er sagte.

Neugierig öffnete sie die Augen. Über ihnen schwebte ein blauer Nebel wie eine Kuppel. Dieser hüllte sie komplett ein. Marc sprach weiter und der Nebel begann sich zu bewegen. Er wurde immer schneller, bis die Steine sich in der Hülle verfingen und mitflogen.

Im Inneren wuchs die Energie. Fiona meinte, sie greifen zu können. Marc murmelte den Spruch weiter und der Nebel wurde dichter. Er schien ihnen die Luft zum Atmen zu nehmen.

Fiona rang nach Luft. Der Nebel pulsierte immer schneller, bis er sich mit einem Blitz entlud. Sie sah dass der Blitz die Kinder getroffen hatte. Durch die Wucht der Entladung wurden Marc und sie auseinandergerissen. Jeder von ihnen flog an eine andere Seite der Hütte. Geschockt sahen sie sich an und versanken in der Dunkelheit.

Als Marc wieder zu sich kam, beugte er sich über die Zwillinge. Diese atmeten kraftvoll und ihr Puls war zu spüren. Anschließend lief er zu Fiona und kontrollierte bei ihr das Selbe. Erleichtert, dass seine Familie noch am Leben war setzte er sich auf den Boden.

Nach und nach schlugen alle die Augen auf. Fiona war die Letzte. Sie sah sich um und erblickte ihre Zwillinge, die schon bei Marc saßen. Sie stieß ein Freudenschrei aus und rannte zu ihrer Familie.

Vor Freude, dass alle am Leben waren umarmte sie sie. Auch Marc war erleichtert, dass Rasmus und Fenja noch am Leben waren.

Fiona nahm sich ihre Kinder und setzte sie auf ihren Schoß. Da sie nicht angezogen waren sah sie sofort, die Stellen, an denen sie von dem Blitz getroffen wurden. Es sah aus, wie wenn sie Muttermale hätten.

Irritiert zeigte sie Marc die Stellen. Dieser konnte es sich auch nicht erklären. << Darüber machen wir uns erst mal keine Gedanken. Ich bin nur froh, dass wir zusammen sind. >>

Fiona nickte. << Wir müssen unbedingt Anziehsachen für die Kids besorgen, sonst erfrieren sie. >>

<< Ja das sollten wir. >> antwortete er.

Sie wickelten die Kinder in die Laken und liefen mit ihnen zurück. Sie begegneten niemand. Marc steuerte das Zimmer an, welches Leon ihnen zur Verfügung gestellt hatte. Leise schloss er die Tür. << Ich hole die Sachen. Bleibst du hier? >>

Fiona lachte. << Wo soll ich denn mit zwei halbnackten Kindern hingehen? >> Glücklich setzte sie sich mit ihnen aufs Bett um zu kuscheln. Marc kam bepackt mit den Tüten zurück. Zusammen zogen sie die Zwillinge an.

<< Wir müssen zurück. >> sagte Fiona, als die Kinder fertig waren.

<< Ja, das sollten wir. Ich verabschiede mich von Leon. >> Marc grinste. << Er soll nicht denken, dass wir geflüchtet sind. >>

Fiona kicherte. << Ja… erst die Kinder weg und dann wir… die Gerüchteküche kocht. >>

Marc verabschiedete sich von Leon, der überrascht war, dass die Kinder gesund waren. Marc gab ihm keine Erklärung. Er würde es früh genug erfahren. Bald darauf saßen sie im Flugzeug auf dem Rückweg zum Schloss.

Sie waren erleichtert, wieder in einer vertrauten Umgebung zu sein. Mit Dubhan und Diarmait konnten sie leichter sprechen, als mit dem Arzt bei Leon.

Diarmait begrüßte sie freudig. << Es ist schön euch wieder hier zu haben. Und die Zwillinge sind wohlauf. >> freute er sich. << Leider ist außer Dubhan und mir keiner hier um euch zu begrüßen. Jan und Franzi sind auf ihrer Reise. Jannik und Lea sind zurückgegangen um zu arbeiten. >>

<< Macht nichts. >> gab Marc als Antwort. << Es ist vielleicht erst einmal besser so, bis wir wissen, wie es mit Rasmus und Fenja weitergeht. >>

Erstaunt riss der König die Augen auf. << Ihr habt alle Risiken auf euch genommen? Das hätte ich nicht erwartet. >>

<< Wir hatten keine Wahl… ansonsten wären wir nur zu zweit zurückgekehrt. >> murmelte Marc.

<< Jetzt kommt erst einmal mit und erzählt uns was passiert ist. >> forderte der König ihn auf während er voranging. Im Saal setzten sie sich auf das große Sofa. Rasmus und Fenja fanden Kekse auf dem Tisch und fingen an diese zu essen.

Dubhan begrüßte sie. Anschließend erzählte Marc was bei dem Ritual passiert war. Dubhan und Diarmait machten besorgte Gesichter.

Abschließend meinte Dubhan. << Es ist unglaublich. Das mit dem Blitz hätte nicht passieren dürfen, aber bisher hatte es noch niemand mit Kindern versucht. Ich werde mich ihnen annehmen und sehen was ich in Erfahrung bringen kann. Bis jetzt wissen wir nur, dass sie wieder gesund sind. >>

Marc nickte. << Ok. Sag uns Bescheid, wenn du was weißt. >>

Dubhan forderte die Zwillinge auf mit ihm zu kommen. Einige Zeit später kam er mit ihnen wieder zurück. << Ich kann nichts Außergewöhnliches feststellen. Bis dahin bitte ich euch, sie einmal im Monat zu mir zu lassen. Ich führe ein Buch, ob sie wachsen  und untersuche sie. >>

Fiona und Marc waren einverstanden. Es war in Ordnung, so wurden sie ärztlich betreut und erfuhren gleich, wenn etwas nicht stimmte.

72. Kapitel

Drei Monate später….

Fiona stand aufgeregt vor dem Spiegel. Es war soweit. Heute war der Tag ihrer Hochzeit. Lea rannte wie ein aufgeregtes Huhn durch das Zimmer und legte die letzten Handgriffe an Fionas Frisur an.

Fiona wurde nervöser, je mehr Zeit verstrich. Hoffentlich ging nichts schief. Warum musste es auch eine so große Hochzeit sein. Alle ihres Volkes waren eingeladen. Viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Was die letzten Monate an Veränderungen gebracht hatte. Nur eine Frage wurde ihnen bisher nicht beantwortet. Was war mit den Kindern?

Erleichtert war sie auch über das Gespräch, das Marc und sie mit den Rebellen geführt hatten. Sie waren bei der Entführung nicht beteiligt gewesen. Das war alleine Horst seine Idee gewesen. Ihnen war es nicht Recht, dass sie nichts zu sagen hatten, gaben sich mit Diarmaits Entscheidung zufrieden, mit dem Rat. Sie hatten durch einige Fehler eingesehen, dass es besser wäre nicht mehr gegen die Führung zu arbeiten.

Marc und Fiona konnten es nicht ganz glauben. Die Rebellen hatten ihre Lebensart nicht geändert, hofften jedoch, dass sie den zukünftigen König respektierten.

Bis jetzt sah alles danach aus, als konnten sie ihr Leben weiterleben. Ohne weitere Aufgaben oder Pflichten.

Sie hatten mit Diarmait gesprochen und wollten nach der Hochzeit wieder zurückziehen. Der König hatte die Entscheidung akzeptiert, wenn auch schweren Herzens. Er würde sie und die Zwillinge vermissen. Marc und Fiona mussten einmal im Monat zu Dubhan reisen. Auf diese Tage freute sich Diarmait besonders. Das Leben im Schloss bis zu seinem Dienstende würde einsam werden. So sehr hatte er sich an die Gesellschaft gewöhnt.

Fiona überlegte weiter. Sie hatte sich vorgenommen nach ihrer Rückkehr wieder Arbeit zu suchen. Für sie kam es nie in Frage auf der Tasche ihres Mannes zu liegen. Marc willigte nach einigen Gesprächen ein. Er hoffte nur, dass sie sich nicht übernehmen würde. Die Arbeit, die Kinder, ein Haushalt und die Arbeit im Rat fand er als Herausforderung, die nicht einfach zu bewältigen war.

Lea war mit Fionas Frisur fertig. << Auf, jetzt kommt das Kleid an die Reihe. >> quietsche sie fröhlich.

Langsam stand Fiona auf. Sie versuchte das Zittern zu kontrollieren. Lea legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. << Es wird schon, verlass dich drauf. Bei uns ging auch nichts schief und ich habe dir bei der Planung geholfen. >> grinste sie.

Dankbar blickte Fiona sie an. << Du hast Recht, ohne dich wäre das im Chaos geendet. >>

<< Bestimmt nicht, aber meine Hochzeit war auch nicht so groß. >> kicherte sie.

<< Du hast gut Reden. Mir wäre eine kleinere Hochzeit auch lieber gewesen. >> gab Fiona zu.

<< Tja… das habt ihr euch selbst zuzuschreiben. >> konterte Lea vergnügt.

Fiona musste kichern. << Ja stimmt. Aber jetzt noch Gedanken zu machen, was wäre wenn… nein, ich lass es. >>

<< So gefällst du mir besser. Du hast zwischendurch ausgesehen, wie wenn du die Flucht ergreifen wolltest. >>

Entsetzt sah Fiona sie an. << Ich kann Marc doch nicht stehen lassen! >>

Lea lachte laut auf. << Nein, das würde ich dir auch nicht raten. >> drohte sie gespielt gefährlich.

Nachdem Fiona fertig war, zog sie Lea um. Anschließend warteten sie im Zimmer bis es Zeit wurde in die Halle zu gehen.

Als es klopfte schauten die beiden Frauen zur Tür. Der König kam zu ihnen und lächelte freundlich.

<< Fertig? >> Die Frauen nickten.

<< Na dann wollen wir einmal. >> meinte er munter und gut gelaunt. Diarmait hatte sich sehr gefreut, als Fiona ihn fragte ob er sie zu Marc bringen würde. Sie erinnerte sich gut daran. Der König hatte sich gefreut wie ein kleines Kind. Dabei hatte Fiona sich fast nicht getraut ihn zu fragen. Für sie war er ein sehr guter Freund geworden.

Diamait reichte ihr den Arm. Sie hakte sich unter und gingen gemächlich den Weg zur Halle.

Vor der Halle holte Fiona tief Luft. Gleich würde sie vor vielen Zeugen Marc ihr Ja-Wort geben. Vor Freude und Aufregung fing sie an zu zittern. Diarmait legte ihr eine Hand auf den Arm. << Nicht verrückt machen. >>

Unsicher sah sie ihn an. Ihr war schon bei dem Gedanken daran, durch die volle Halle zu laufen übel geworden.

Die Hallentür wurde geöffnet. Diarmait führte Fiona langsam wie es sich gehörte in die Halle. Sie sah Marc auf halbem Weg auf sie warten. Es war Tradition, dass der Vater der Braut sie bis in die Mitte führte und dort an den zukünftigen Ehemann übergab. Es sollte den Übergang von dem alten zum neuen Leben darstellen.  Fiona hatte keine Eltern mehr und war Diarmait dankbar, dass er sie führte. Bei Marc übergab Diarmait ihm ihre Hand. An Marcs Seite war sie viel ruhiger und konnte dem Kommenden gelassen entgegensehen.

<< Du bist wunderschön. >> flüsterte er ihr ins Ohr und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

Begleitet von einigen Ohhs und Ahhs liefen sie nach vorne.

Als sie sich setzten wurde Fiona sehr nervös. Sie bekam von der ganzen Zeremonie nicht viel mit. Als sie ihren Namen hörte blickte sie Marc an, der auf ihr Ja wartete.

Sicher antwortete sie. << Ja ich will. >>

Nachdem Marc auch sein Ja-Wort gegeben und sie die Ringe getauscht hatten, küssten sie sich erst einmal unter tosendem Applaus. Fiona wurde rot. Sie hatte die Anwesenden total vergessen.

Bei der anschließenden Feier mussten sie lange ausharren, bis ihnen jeder gratuliert hatte. Fiona sah sich suchend um. Sie vermisste Diarmait. Er war der Einzige, der nicht bei ihnen war. Wo war der König?

Diarmait erschien eine Weile später wieder und gab ihnen einen Umschlag. Er war nicht wirklich anwesend. Fiona betrachtete sich den nachdenklichen König, als sie den Brief entgegennahmen.

Auf diesem standen nur ihre Namen. Marc sah ihn fragend an. Fiona meinte, die Schrift schon einmal gesehen zu haben, nur wo fiel ihr nicht ein.

Marc öffnete den Umschlag. Gespannt lasen sie sich den Brief durch.

 

Hallo Marc, Hallo Fiona,

ich bin es wieder, euer Orakel.

Ich beglückwünsche euch zu dem erfolgreichen Abschluss eurer Reise. Durch Mut, Liebe, Vertrauen und Ehrgeiz habt ihr alle Stationen eurer Reise gemeistert.

Ihr steht hier vor dem König als frisch verheiratetes Paar. Dem ganzen Volk habt ihr bewiesen, dass ihr mit den unterschiedlichsten Aufgaben umgehen könnt. Ihr hattet nichts und habt trotzdem an euch geglaubt. Auch als ihr glaubtet, eure Reise wäre gescheitert, habt ihr euch bewiesen, dass durch Liebe alles möglich ist. Während ihr unterwegs wart, habt ihr euch Aufgaben vorgenommen, diese müsst ihr noch bearbeiten.

Die Muttermale der Kinder werden in Zukunft eine Rolle spielen. Ob positiv oder negativ, das müsst ihr entscheiden, wenn es so weit ist.

Das Böse ist besiegt. Ich wünsche euch weiterhin alles Gute für die Zukunft.

Ihr werdet heute noch eine kleine Überraschung erleben. Verzweifelt nicht, denn das ist euer Schicksal.

Wir werden wieder voneinander hören.

Euer Orakel der Kristalle

 

Verwundert sahen sich Marc und Fiona an. Was sollte ihnen heute noch passieren? Warum konnten sie nicht einmal in Ruhe leben, ohne vor weiteren Problemen zu stehen. Fiona verließ die Halle. Sie brauchte einige Minuten für sich. Warum mussten sie an ihrer Hochzeit so eine Mitteilung erhalten? Was war mit den Kindern? Warum sollten die Muttermale eine Rolle spielen?

Marc suchte nach ihr. Als er sie gefunden hatte, umarmte er sie liebevoll. Fiona musste weinen. Lange standen sie für andere nicht sichtbar beieinander, bis sie sich beruhigt hatte. Marc wischte ihr die Tränen von den Wangen. << Egal was kommt, ich glaube an uns. >> flüsterte er ihr zu.

Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend gingen sie in die Halle zurück. Diarmait stand an der Seite und war nach wie vor in sich gekehrt. Fiona ging zu ihm hin. << Geht es dir gut? >>

<< Ja, ja. >> meinte der König nachdenklich.

Als er weiter nichts sagte ging Fiona zu Marc zurück. << Diarmait macht mir Sorgen. Hast du gesehen, wie abwesend er ist? >>

Marc nickte. << Ja… aber wenn er nichts sagt, was willst du machen? >>

Fiona und Marc gingen zu den vielen Gästen und unterhielten sich mit ihnen. Bevor die Gäste aufbrechen konnten, erhob Diarmait auf der kleinen Bühne das Wort. Er war umgezogen und hatte sein königliches Gewand an. Fiona sah ihn das erste Mal in voller Montur. Sie war begeistert, wie schön es war.

Diarmait räusperte sich. Alle Köpfe drehten ihre Köpfe zu ihm um. << Es tut mir Leid, die Feier zu stören, aber da hier so gut wie alle versammelt sind, bietet sich die Gelegenheit.

Ich habe heute einen Brief erhalten. >> Diarmait hörte auf zu erzählen. Entgeisterte Gesichter blickten ihn an. Fiona fragte sich warum er so etwas erzählte. Post gab es immer. Überall auf der Welt. Ein Blick zu Marc sagte ihr, dass er auch nicht wusste was er davon halten sollte.

<< Ich kann es aus euren Gesichtern lesen. Ihr haltet mich alle für verrückt. >> kicherte der König. << Aber ich habe mich nicht umsonst umgezogen, denn der Brief, den ich erhalten habe hat eine wichtige Mitteilung, die alle betrifft. >> Er machte eine bedeutende Pause.

<< Der Brief ist nicht mit der Post gekommen. >> einige zogen überrascht die Luft ein. Er lag vorhin im Raum der Kristalle auf dem Tisch. Da ich nicht glaube, dass sich einer von euch dort aufgehalten hat, wird es stimmen, was darin steht. >>

Die Gesichter wechselten von ungläubig und irritiert zu neugierig. Diarmait nahm ihn aus dem Umschlag.

Er kicherte. << Alles unnötige lasse ich weg, sonst dauert es zu lange. Also hier steht, Magie hat bestimmt… der neue König ist auserwählt… >>

Eine unheimliche Stille erfüllte die Halle. Marc war fasziniert, dass trotz einer so großen Menge an Personen kein Laut zu hören war.

Diarmait trank einen Schluck Wasser. << Jetzt will ich euch nicht weiter auf die Folter spannen. Der neue König und es gibt sogar eine Königin sind… Marc und Fiona. >>

Marc wurde blass. Fiona sah den König ungläubig an. Hatte sie sich verhört?

<< Kommt ihr beiden zu mir? >> rief Diarmait durch die Halle.

Sie betraten die Bühne, wo der alte König sie umarmte. Er übergab seine Robe an Marc. Fiona bewunderte ihren Mann. Marc strahlte in der Robe eine Autorität aus. Diarmait verschwand kurz und kam mit einer weiteren Robe im Arm zurück.

<< Die zukünftige Königin soll genauso gekleidet sein. >> sagte er und legte sie ihr um.

Die Gäste jubelten und gratulierten ihnen abschließend, bevor sie sich auf den Heimweg machten.

Epilog

Zehn Jahre später...

Marc und Fiona wohnten wie sie geplant hatten in ihrem Haus mit Lea und Jan, sowie deren Kinder und Ehepartner. Durch nichts wurden sie auseinandergerissen. Es kamen keine weiteren Prüfungen auf sie zu und es war eine Abwechslung im Vergleich zu ihren ersten Jahren.

Sie hatten anbauen müssen. Franzi und Jan hatten bereits drei, Lea und Jannik zwei Kinder. Nur bei ihnen gab es keinen weiteren Nachwuchs.

Alle hatten sich entschieden und wechselten in die Unsterblichkeit, selbst Marcs Eltern, die regelmäßig zu Besuch kamen.

Rasmus und Fenja wuchsen und entwickelten sich weiter, wie ganz normale Kinder. Die Sorge um die Muttermale war in Vergessenheit geraten. Dass es irgendwann einmal aktuell werden würde, daran dachte keiner mehr.

Marc und Fiona hatten nach ihrer Wahl zum neuen Königspaar entschieden, dass Diarmait weiterhin im Schloss leben sollte. Als sie es ihm damals gesagt hatten, freute er sich sehr. Sie besuchten ihn so oft es möglich war.

Der Rat wurde nach der Wahl nicht aufgelöst und regierte weiterhin. So hatten Marc und Fiona mehr Zeit füreinander.

Eines Abends saßen Marc und Fiona auf dem Sofa. << Ich muss dir was sagen. >> murmelte Fiona. Marc sah sie an. Sie war nervös. << Ich glaube wir müssen anbauen. >> nuschelte sie undeutlich.

Marc riss ungläubig die Augen auf. << Echt? >> Fiona nickte. Er umarmte sie. << Ich freue mich drauf. >>

Impressum

Texte: liegt bei mir
Tag der Veröffentlichung: 04.06.2013

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