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Nächtliche Besucher

Es ist genau Mitternacht, als ich von einem Geräusch aufwachte. Zunächst dachte ich, es war draußen aber dann hörte ich es wieder….es kam aus dem Flur und bewegte sich leise Richtung Küche. Scheinbar bin ich am Spätnachmittag auf dem Sofa eingeschlafen und erst jetzt aufgewacht. Um mich herum war es stockdunkel. War das nun gut oder schlecht? Manchmal ist es ja gar nicht schlecht, wenn man die Gefahr nicht sieht. So, nach Vogel Strauß: was man nicht sieht, ist nicht da. Aber das Geräusch war da und daher auch der Verursacher. Kalter Schweiß überzog meine Stirn und meinen Nacken und mein Rücken fühlte sich an, als würde jemand daran langsam ein Eis am Stil entlang gleiten lassen. Nicht, dass ich ein ängstlicher Mensch bin, aber die Tatsache dass ich hier alleine wohne und weder Hund noch Katze besitze sagt mir deutlich, dass ich uneingeladene Besucher habe. Es war deutlich zu hören, dass es sich um mehrere handelt und ich nehme an, dass es dieselben sind, die während meiner Abwesenheit (ich war in Urlaub) in meiner Wohnung waren. Sie hinterließenn damals eine Spur der Verwüstung. Wenn man Angst abfüllen könnte, würde ich nun mehrere Weinfässer füllen. Ich fühlte mich nackt und wehrlos.Mein Herz schlug so schnell und laut, dass ich sicher war, jeder im Umkreis von 20 Metern könnte es hören. Nun begannen auch noch meine Zähne zu klappern. Ich hob meine Hand und biss auf meinen Pulloverärmel, um das unkontrollierte Geklapper in den Griff zu bekommen.Mit der anderen Hand tastete ich den Bereich um mich herum ab, in der Hoffnung einen waffenähnlichen Gegenstand zu finden. Das einzige Schlaggerät wäre die Fernbedienung gewesen, aber ich denke, auch ein gezielter Hieb damit hätte nur eine geringe Wirkung. Im Flur stehen meine Wanderstöcke, die haben unten einen langen spitzen Dorn, aber ich müsste exakt zustechen und das geht vermutlich über mein Können. Obwohl die Angst wie ein zu enger Käfig auf mich wirkt, versuche ich mich Schritt für Schritt zum Flur zu wagen. Meine Füße sind wie festgenagelt. Anhand der Geräusche konnte ich feststellen, dass sie sich trennten und nun gleichzeitig die Küche und das Schlafzimmer durchsuchten. Das war die Gelegenheit. Ich schlich in den Flur, tastete mich an der Wand entlang und erreichte unbemerkt die Wohnungstür. Mit einem Satz ergriff ich die Wohnungsschlüssel und sprang zur Tür hinaus. Als die Wohnungstür hinter mir ins Schloss fiel, war ich erleichtert. Schnell lief ich die Treppen hoch zu meiner Freundin und Nachbarin Ute. Nachdem ich sturmklingelte, öffnete sie verschlafen die Tür. Schnell drückte ich mich an ihr vorbei und glitt ins Wohnzimmer. Nun konnte ich ihr von meinen Besuchern erzählen. Ute saß mir gegenüber und schüttelte den Kopf: „ Weißt du Bea, da es jetzt mitten in der Nacht ist, würde ich sagen dass du hier übernachtest und morgen früh holst du dir Hilfe um deine ungebetenen Gäste zu entfernen. Aber ganz ehrlich…“ sie sah mir dabei tief in die Augen: „Du musst etwas gegen deine Riesenangst tun, denn das ist nicht normal! Schließlich sind es doch nur… Mäuse!“

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Tag der Veröffentlichung: 06.12.2012

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