Weihnachten 1993
Was ist ein Brief, ein Kartengruß?
Ein „Brückenschlag“ von mir zu dir!
Ging ich den Weg der Post zu Fuß,
bräucht’ ich wohl zwar kein Briefpapier,
doch Weihnachten wär’ längst vorbei
und meine Füße wären wund…
Drum schreibe ich, und du verzeih’,
dass ich’s nicht tue ohne Grund.
Hast du ein wenig für mich Zeit?
Ich sage dir, was mich bewegt,
was mich erschüttert, was mich freut
und was an Hoffnung mich noch trägt.
Ein Terror über Österreich
erschreckt Empfänger jener Post,
die äußerlich der andern gleich….
Liegt innen ein vermeinter Trost?
Ein Anschlag ist’s, ein Attentat,
ein Sprengstoff, der laut explodiert,
verletzt die Hand im höchsten Grad,
sobald der Brief geöffnet wird.
Hilft nur ein Röntgenapparat?
Nimmt man den Bombenbastler fest?
Nur, wenn man ihn gefunden hat,
wird niemand mehr im Staat erpresst.
Gewalttat ist so oft im Spiel,
bis sich das Opfer nicht mehr wehrt.
Ist das des Mörders höchstes Ziel?
Ist Menschenleben nichts mehr wert?
Ein Schüler mit dem Jagdgewehr
schießt gar den Schuldirektor an,
will leben schließlich selbst nicht mehr,
erschießt sich dann in seinem Wahn.
Von Messerstichen übersät,
entdeckt man einen Bub in Wien,
die Rettung kommt für ihn zu spät…
Wo kommt des Mörders Seele hin?
Aus Hass und blanker Eifersucht
muss sterben, ach, so manches Herz,
dann sucht der Täter rasch die Flucht
und lässt zurück den blut’gen Schmerz.
Und bleibt auch vieles ungeklärt,
so hat der Mensch doch Zuversicht,
dass nach dem Tode unversehrt
die Wahrheit endlich kommt ans Licht.
Wo Mitleid sich noch finden lässt,
wo Kranke man noch still beweint,
besteht der Christ den letzten Test,
da er es gut mit jedem meint.
Wo Krieg und Feindschaft Gäste sind
und wo Verdacht den andern kränkt,
dort lebt ein jeder wahrlich blind,
da er zuviel an sich nur denkt.
Ach, könnten Tote aufersteh’n,
und das in dieser schwier’gen Zeit,
dann würden sie die Blindheit seh’n,
die uns versperrt die Ewigkeit.
Wenn nach der langen, dunklen Nacht
das Morgenrot am Horizont
des Christen Hoffnung neu entfacht,
dann hat das Leiden sich gelohnt.
Und wenn dann auch die Erde bebt
und neues Leben bricht hervor,
wenn sich der Mensch vom Schlaf erhebt,
dann dringt die Kunde an sein Ohr:
Aus Not und aus Gefangenschaft
hat uns der Herrgott jetzt befreit,
uns fehlte es an eig’ner Kraft
auch in der stillen Weihnachtszeit.
Alljährlich hat die Wiederkunft
des Heilandes uns nicht gerührt,
doch nun erbitte ich Vernunft,
da ich so leicht bin oft verführt.
Ich knie mich vor das Christkind hin
und flehe, was ich flehen kann:
„Gib doch den Menschen Lebenssinn,
gib Frieden Kindern, Weib und Mann!
Bring’ Einsicht und Gerechtigkeit,
führ’ auch die Nachbarn hin zu dir!
Erlahme du den ständ’gen Streit,
klopf du an ihre Eingangstür!
Erweck’ in uns der Liebe Geist,
befrei’ die Welt von Krieg und Hass!
Dort, wo man deinen Namen preist,
ist auch auf Frieden stets Verlass.
Still’ alle Sehnsucht in der Welt,
stärk uns’re Hoffnung auch an Dich!
Wo es an tiefem Glauben fehlt,
kennt jeder nur sein eig’nes Ich.
Ruf’ junge Menschen zum Altar,
schenk’ Kranken ständige Geduld!
Gib Ehrfurcht vor dem weißen Haar!
Gewähr’ Verstorb’nen Deine Huld!
Lass’ Deine Botschaft tätig sein,
bekämpf’ die starke Leidenschaft!
Geh’ mit uns, wenn wir sind allein!
Erlöse uns von Schuld und Haft!
Gib Arbeit dort, wo Arbeit fehlt!
Lehr’ Eltern lieben auch ihr Kind!
Wo Armut herrscht, wo fehlt das Geld,
braucht es die Hilfe ganz geschwind.
Schaff’ mir ein Herz, das gerne schenkt,
und Du schenk’ mir bald einen Freund!
Hilf, dass kein Mensch den andern kränkt!
Bewirke, dass gar niemand weint!“
Dann ist der Heiland nicht mehr fern,
mein Bitten wird gar zum Gebet.
Ich spür’ das Kommen uns’res Herrn
und merke, dass Er mit mir geht.
Ich trage mein empfang’nes Licht
in diese dunk’le Welt hinein
und hoffe, dass der Tag anbricht,
wo hell erstrahlt der Lichter Schein.
Und jede Kerze auf dem Kranz
vermehrt in mir den Lebenssinn,
schenkt Glaube, Hoffnung, Liebe ganz
und führt mich zur Bekehrung hin.
Dann mag auch groß sein uns’re Not,
des Christkind’s Kommen wird zum Trost:
Als Kindlein liegt der starke Gott
im Kripplein drin trotz Wind und Frost.
Vor Freude alles wieder lacht,
denn vor der Hölle hat bewahrt
das Christuskind uns in der Nacht.
Uns allen blieb viel Leid erspart.
Tag der Veröffentlichung: 05.01.2011
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