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Weihnachten 1990



Leid und Freude sind im Leben oft so eng und nah beisammen.
Jede Freude lässt sich fühlen, jedes Leid hat seinen Namen.
Arm und elend war Maria damals auch beim Herbergsuchen.
„Bettler sollen draußen bleiben!“ hörte sie die Menschen fluchen.
Josef und Maria hatten ihre Hoffnung nicht verloren,
und so wurde halt im Stalle Gottes Kind als Mensch geboren.
Tod und Leben, Leid und Freude sind des Menschen Wegbegleiter,
Glaube, Liebe und die Hoffnung sind des Christen Wegbereiter:
Hoffnung auf ein Weiterleben, ewiglich den Tod nicht schauen
dürfen selbst die Leidgeprüften, wenn sie Gottes Wort vertrauen.
Ostern, das heißt Auferstehen, Weihnachten heißt Leben schenken,
daran sollten wir als Christen auch im größten Elend denken.
Jesus ist am Kreuz gestorben, um die Sünder zu erlösen,
die den rechten Weg nicht kennen und verstrickt sind mit dem Bösen.
Lassen wir nochmáls im Geiste dieses Jahr vorübergehen!
Lasset uns am Jahresende doch den Kreuzessinn verstehen!

„Lehrer würgte seine Gattin“, stand im Jänner in der Zeitung.
Dázu braucht es in Gedanken eine lange Vorbereitung:
Streit gab es ja schon seit Jahren, Scheidung sollte Lösung bringen,
doch die Trennung schien zu schwierig, diese wollte nicht gelingen.
Lehrerin war seine Gattin, lebte noch im gleichen Heime,
doch ein jedes Wort des Friedens wurde schon erstickt im Keime.
Schließlich kam es zur Entscheidung: Mord und Selbstmord das Ergebnis…
Imst im Inntal hatte niemals ein so tragisches Erlebnis.

Frühling wird’s, das Eis muss schmelzen, eisig wird es auf den Wegen,
Nachtfrost lässt das Wasser frieren. Ob zum Fluche oder Segen?
Da, ein Fahrzeug kommt ins Rutschen auf dem stark vereisten Pfade,
stürzt dann kollernd, überschlagend in die Tiefe ohne Gnade.
Jede Hilfe ist vergeblich. Tot sind beide Jagdgenossen,
wenn auch seit dem schweren Unglück nur Minuten sind verflossen.
Einen Trauerzug wie diesen hat das Dorf noch nie gesehen,
und am Mittewalder Friedhof bleibt er tief erschütternd stehen.
Zwei Familienväter werden auf dem Letzten Gang begleitet,
hinter laubbekränzten Särgen auch ein Chor von Jägern schreitet.
Und er singt in tiefer Trauer: „Schlaft in Ehren, ihr Gefährten,
die uns durch ihr großes Vorbild manches schöne Fest bescherten!“
Zu den Trauergästen zählen auch des „Viergesang’s“ Kollegen,
die schon über viele Jahre wunderschönes Liedgut pflegen.
Wehmutsvoll und dennoch hoffend klingt das „Lied vom Kameraden“,
trostvoll sind die letzten Worte all der Redner, die geladen.

Sommer ist’s und Ende Juli. Mittagsglocken hört man läuten…
Doch was soll’n die Hilfeschreie denn um diese Zeit bedeuten?
Arzt und Rettung kommen schnell zur blut’gen Unfallstelle,
wo ein Schwerverletzter leidend Blut erhält für alle Fälle.
„Innerlich ist die Verletzung! Wird die Ärztekunst versagen?
Wie geschah der schwere Unfall?“ hört man viele Leute fragen.
Schon glaubt man, ihn zu erkennen an der blauen Arbeitskleidung,
doch noch wichtiger vor allem ist die rechte Arztentscheidung.
Schnell zum Lienzer Krankenhause wird der arme Mann geflogen,
in die Unfallräumlichkeiten wird er raschestens gezogen.
Operieren, Blutung stillen, doch die Quetschung ist erheblich…
Herzmaschine und Beatmung scheinen dieses Mal vergeblich.
Überrollt vom Lastkraftwagen ward der alte Schmiedemeister.
Als er an ihm reparierte, lenkten unheilvolle Geister.
Mittewald denkt mit Entsetzen an noch weit’re Unheilboten…
Und es bleibt wohl unvergesslich dieses Jahr der Unfalltoten.

Eifersucht führt auch zum Drama zweier junger Menschenherzen:
Zwei Verliebte soll’n sich trennen unter schweren Abschiedsschmerzen.
Die Geliebte will er zwingen abends beim Laternenscheine,
dass sie ihm gehören müsse, denn er fühlt sich so alleine.
Sechsmal sticht er mit dem Messer auf das Mädchen immer wieder
und verletzt so schwer den Körper, bis er blutig liegt darnieder.
Leute sind zum Glück zur Stelle, drängen weg den Wahnsinnstäter,
den man flüchtend endlich findet, blutverschmiert ein wenig später.
Osttiroler sind die beiden, Tatort Maximilianstraße…
Innsbrucks Bürger sind verwundert, dass man misst mit solchem Maße.

Unbegreiflich ist in Vinschgau, nahe ganz am Stilfserjoche:
Dieser Selbstmord von drei Burschen nachts in der Septemberwoche.
Mit dem Schlauch ins eig’ne Auto leiten sie die Todesgase,
sterben freiwillig gemeinsam mitten auf entleg’ner Straße.
Auf dem Zettel steht geschrieben: „Leid des Lebens, sei uns ferne!
Aus dem bitt’ren Tal der Tränen scheiden wir nur allzu gerne.“

Schulbeginn ist im September, Jahr um Jahr geht es so weiter,
aufwärts strebt der Mensch im Leben eine „Sprosse auf der Leiter“.
Niemand weiß jedoch das Alter, das sein Leben mag beschließen,
eins jedoch soll’n wir bedenken: Dass wir stets bereit sein müssen.
Oft sind wir zutiefst betroffen, klingelt es am Telefone:
„Dein Kusin ist heut’ verstorben!“ hört man dort mit leisem Tone.
„Wer“, fragst du, „ist es gewesen? Wer verstarb noch jung im Leben?
Nein, ich kann es gar nicht glauben, nein, das kann es ja nicht geben!“
Dennoch muss man halt begreifen, wenn auch zwar mit tief Bedauern.
Mag es Gott zum Guten lenken, dass wir nicht zu lange trauern!
So wie ich war er am Berghof einst als Kind zur Welt gekommen,
hat mit Fleiß und vielem Eifer die Berufslaufbahn erklommen.
Hoch in Ehren bei Kollegen, pflichterfüllt sein klares Denken…
Nun mit knappen fünfzig Jahren musst’ er Gott sein Leben schenken.
Wien war seine zweite Heimat, dort liegt er auch jetzt begraben.
In den letzten Krankheitstagen wird er viel gelitten haben.
Vor drei Jahren ist die Mutter ihm im Tod vorausgegangen,
nun hat sie ihn wohlbehütet in der Ewigkeit empfangen.

Virgen, dort bei Obermauern, dem bekannten Wallfahrtsorte,
hat ein Unglück auch zu melden. Schwarz gedruckt steh’n hier die Worte:
Nacht und schwarzes Waldesdunkel deckt des Abgrund’s tiefe Stille:
Lebend noch ihr Kind zu finden, ist der Eltern fester Wille.
Unwegsam und steil und rutschig ist der Hang am Bachgelände;
Männer suchen hoffend lange, und das Suchen hat ein Ende.
Tot im Bachbett liegend finden sie im Lampenschein den Knaben,
tragen heim ihn auf der Bahre, die sie mitgenommen haben.
Trauer, Weinen, Klagen, Schluchzen lassen alle Hände zittern,
denn der Tod des einz’gen Kindes will der Eltern Herz verbittern.
Einen Kranz aus Tannenzweigen legen sie ihm noch zu Füßen,
schreiben dann beim Schein der Kerze einen Spruch mit letzten Grüßen.
Grabesruhe drückt die Stimmung überall um Allerseelen...
Ach, des frohen Buben Lachen, dieses Lachen wird nun fehlen!

Glanegg im Bezirk Feldkirchen wird bekannt durch ein Verbrechen….
Von dem Dreifachmord der Oma wird man sicher lange sprechen.
Ihren Sohn und ihre Tochter- weit schon über zwanzig Jahre –
und den kleinen Enkelknaben sieht sie tot nun auf der Bahre.
Ungefährlich ist ein Hammer, schlägt man dámit Eisennägel,
doch entsetzlich kann er werden, wird zur Waffe dieser Schlägel.
Streit ist Anlass für das Morden, Kummer lässt den Wahnsinn toben…
Würde doch ein solches Drama auf den Jüngsten Tag verschoben!
„Mord und Totschlag und Massaker“, schreiben Glanegg’s Dorfchronisten,
„werden nunmehr die Symbole für das Weihnachtsfest der Christen!“

Ist des Menschen Herz noch offen? Teilen wir die Schwierigkeiten?
Kümmern wir uns um Probleme uns’rer Nächsten wohl beizeiten?
Hunger, Terror, Not und Elend, Katastrophen und auch Kriege
gibt es in der Welt genügend, gibt es heute zur Genüge.
Trotzdem wollen wir uns mühen, nicht nur erst in künft’gen Zeiten,
freundschaftlich die Hände schütteln, Friede, Freude nur verbreiten.











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Tag der Veröffentlichung: 04.01.2011

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