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DIE ÅLTE UND DIE NOIE KRIPPE



A eigina Krippe håt aonfåch an Wart:
A Undönkn isch’s va dahoam...
Ban Bauin isch schwar a zimeischtns do Schtart,
dovour ischs a Tram und a Wunsch und a „Schoam“.

Is muiß va do Kindhat die gleiche hålt sein,
děî leicht man van Kopfe öt bring,
drum geah i ban Krippnbaun zi an Vorein,
dass miar frisch die gleiche giling.

Schtått Holz nimm i kurzohånd glei Porozell
und schneid draus die Toaldo ginau.
I miss ba do åltn die Lönge gånz schnell
und måch a gånz gleich meinin Bau.

Van Orient isch se, mit Zinnen und Sailn...
Do Untoschlupf gleicht gor an Schtåll.
I muiß mi ban Nochbaun a weanig bieiln,
dönn Weihnachtn isch jo in Johr lei amål.


Is isch am Kalöndo schån långe Advönt,
is fahlt nou ziviel va mein Tram:
Die Klebepischtoule måchts schlieaßlich am Önd,
dass schteahn bleib vourn Toure mei Bam.

Tågtäglich geahts hiatz schean långsåm und schtad,
die Schtieagn, die Fönschto, is Dåch isch schån do:
Do Bau geaht vourun, miar isch nieama fad,
und koans schtiehlt dobei miar die Show.

Zin Schluss schtreich i ålles mit braunin Lack un,
wiea Zieagl schaugs Mauerwerk aus.
I pick a viel Klötzlan ban Bouge nou drun,
dås måcht jo viel scheana mei „Haus“.

Figurn, děî houl i ban Schnitza um Gald....
Zi weanig volånga dofiar.
I schtöll ålle Schaflan ban Schtålle afs Fald,
die Kinige schteahn vour do Tiar.


Die Hirtn, döi lafn grod hin zi dan Schtåll,
wo Eîsl, wo Ochs frassn Hei.
A Wirbl, a Schaugn isch hiatz af amål:
Viel Liacht und a Glånz isch dobei.

Maria und Jousef, is Chrischtkind isch noi,
sie glitzon in ållohånd Fårbm.
Is braucht nou a Moous... Du frågsch mi: Ziwoi?
Dås brauchts wiea am Falde die Gårbm.

A Wåsso, a Grås, a Zaun muiß nou har,
giwiss a elektrischis Liacht.
A Öngl van Dåche schreit a öt gånz laar,
weil Friede und Freide ar sieacht.

Zi Weihnachtn sing i ban Chrischtbam mei Liead:
„Die schtille und heilige Nåcht“.
I hån mi ban Krippmbaun ziemlich bimiaht...
Man siecht, wiea is Chrischtkindl låcht.





Das Mundartgedicht in der Schriftsprache erzählt:



Die alte und die neue Krippe



Eine eigene Krippe hat ihren besonderen Wert, besonders dann, wenn es eine Nachbildung der Krippe ist, die man noch aus der Kindheit in Erinnerung hat. Sie ist gleichzeitig ein Andenken von daheim. Da aber aller Anfang schwer ist, hat man meistens Startschwierigkeiten, bevor man sich zum Krippebauen entschließt. Man muss schon zusehen, dass das Vorhaben nicht nur ein Traum oder ein Wunschdenken bleibt. Denn Träume sind nur Schäume, die bald wieder verschwinden. Da mein Weihnachtserlebnis von der Kindheit her stark geprägt ist, will ich unbedingt die gleiche oder eine ähnliche Krippe in meiner eigenen Familie haben. Mein Onkel hat sie nämlich von irgendjemand geschenkt bekommen. Und er war auch stolz auf sie. Es ist eine orientalische Krippe, d. h., das Geschehen der Geburt Christi geschieht direkt in Bethlehem in einer orientalischen Behausung. Solch eine Krippe vergisst man einfach nicht und hat sich in mein Gedächtnis stark eingeprägt. Da ich aber selbst nicht imstande bin, dieselbe Krippe nachzubauen, melde ich mich bei einem Krippenverein und besuche einen Krippenbaukurs. Erst unter Anleitung des Krippenbaulehrers wird mir das „Werk“ auch gelingen. Auf Anraten nehme ich nicht Holz zur Bearbeitung, sondern Hartporozell, da ich selbst einen Porozellschneider besitze. Die einzelnen Teile, die ich für die Krippe benötige, messe ich bei der alten Krippe genau ab und setze dann die neu geschnittenen Stücke mit einer Klebepistole ganz gleich zusammen. Was irgendwie der Krippe eine schöne Ansicht gibt, sind die Zinnen am Dach und die Säulen beim Eingang. Innen gleicht meine Krippe tatsächlich einem Stall, wo Maria und Josef bei Ochs und Esel Unterschlupf bzw. Unterstand finden. Da Weihnachten nicht mehr weit entfernt ist, muss ich mich schon ein wenig beeilen, wenn die neue Krippe fertig werden sollte. Weihnachten ist nämlich nur einmal im Jahr. Seit dem 1. Adventsonntag sind schon zwei, drei Wochen verflossen und die Arbeit an der Krippe zieht sich in die Länge. Ich muss mich also beeilen mit meinem Vorhaben, bzw. mit meinem „Traum“. Mit der Klebepistole kann ich am Tor der Krippe leicht einen kleinen „Baum“ hinpflanzen. Jeden Tag nimmt die neue Krippe nach und nach Form an: Die Stiege, die Fenster und das ebene Dach ist bereits angefertigt. Jetzt habe ich Hoffnung, dass es sich mit der Zeit ausgeht. Niemand lenkt mich ab. Jeder ist ja mit seiner eigenen zu bauenden Krippe beschäftigt. Schließlich muss ich die Holzfarbe nachahmen. Das blaue Hartporozell bekommt deshalb einen braunen Anstrich. Auch das Mauerwerk gleicht allmählich richtigen Ziegeln, wenn sie die passende Farbe erhalten. Außen bekommt meine Krippe noch schöne Verzierungen in Form von kleinen Klötzchen, die ich ebenfalls anklebe. Gerade der Rundbogen am Eingang der Krippe verdient einen außergewöhnlichen Schmuck. Nun fehlen mir aber noch die Krippenfiguren, die ich mir von einem Schnitzer besorge. Er verlangt für diese nicht allzu viel Geld: Maria und Josef mit dem Jesukind in der Krippe, dahinter Ochs und Esel, die aus einer Futterkrippe gerade Heu fressen, einige Schafe mit ein paar Hirten, arbeitende Gehilfen, und natürlich die drei Könige, welche das Jesukind besuchen und ihre Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe darbringen, dürfen nicht fehlen. Am Feld rund um die Behausung lege ich Moos, wo die Schafe leicht stehen können. So wie ich am Feld die Getreidegarben aufstelle, muss die ganze Landschaft einen orientalischen Charakter haben. Dass auch alle Hirten dem „Stall“ zulaufen, ist wohl klar. Ein Engel ruft vom Dach, auf dem ich einen goldenen Stern fixiert habe, sein „Friede und Freude den Menschen auf Erden!“ allen zu und erleuchtet das Geschehen mit seinem Glanz, den ich mit elektrischem Licht, der in Form von Schwachstrom aus der Steckdose kommt, herstelle. Schon kann ich es fast nicht mehr erwarten, bis ich die Krippe neben dem Christbaum aufgestellt habe und dabei das altbekannte Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht…. „ singen kann. Das Christkind wird gewiss Freude mit mir, dem fleißigen Krippenbauer, haben. Ich sehe es in der Krippe, auf Stroh und Heu gebettet und in Windeln gewickelt, schon in Gedanken lachen. Ich gab mir nämlich nicht wenig Mühe beim Nachbauen der alten Krippe.












































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Tag der Veröffentlichung: 02.12.2010

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