SPRACHLOSE ZEUGEN
Sie können wie Menschen nicht sprechen
und schreiben auf endlosen Seiten.
Der Tiermord ist drum ein Verbrechen
in diesen blutdürstigen Zeiten.
Wen wird wohl das Klagen noch kränken,
das wilde Geheul der Geschöpfe?
Man müsste sich doch etwas denken
beim Fleische der brodelnden Töpfe!
Was sagen denn unsere Kinder,
was meinen die kommenden Erben,
wenn hunderte, tausende Rinder
in zahllosen Schlachthöfen sterben?
Mag sein wohl, dass drohende Seuchen
das ziellose Morden erlauben...
Bei qualmenden, brennenden Leichen
kann an die Vernunft niemand glauben.
Ist nicht schon genug all das Quälen
und Martern verendender Tiere?
Sie haben doch auch eine Seele
und spüren den Dolch der Vampire.
Vom Aussterben sind längst betroffen
die nur mehr ganz seltenen Arten.
Es nützt nichts das Bangen und Hoffen,
das Zuschauen, Rätseln und Warten.
Wir müssen Zerstörung verhüten
in Wäldern, auf Feldern und Wiesen.
Wo sollen die Vögel noch brüten,
wenn sie ihren Nistplatz vermissen?
Was hilft es, wenn hilflose Wesen
sich nur mehr in Büchern befinden?
Denn diese wird bald niemand lesen,
sie werden auch ähnlich verschwinden.
Versenken wird man die verbrannten
und qualvoll vernichteten Herden,
die skrupellos von Querulanten
verheizt werden straflos auf Erden.
Ich spreche von sprachlosen Zeugen,
von Ottern und Robben und Eulen,
von Tieren, die nirgends sich zeigen
und nur mehr auf Listen verweilen.
Der Lebensraum unserer Ahnen
liegt brach, ist zerstört und vergessen.
Auf schiefen, verlorenen Bahnen
kann man eine Inschrift noch lesen:
„O Menschen, wo sind die Gefühle
der Vorfahren aller geblieben?
Der Spötter sind, ach, nun so viele...
Wir sind von der Heimat vertrieben.
Tag der Veröffentlichung: 11.11.2010
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