Wer nicht hören will, muss fühlen …
Isabella knallte wütend den Hörer auf die Gabel. „Aus dem mache ich Kleingehacktes“ dabei stampfte sie kräftig mit ihren Beinen auf.
„Kleinholz“ warf Peter ein gelassen ein. „Es heißt Kleinholz.“
Isabellas Augen verengten sich gefährlich: „Kleinholz, kleingehacktes, das sind Kleinigkeiten“ zischte sie. „Den mache ich fertig. Den biege ich auseinander“, fuhr sie ungerührt ihren Monolog weiter „Nein, du brichst ihn auseinander“ Peters Stimme hatte sich gewandelt, er klang inzwischen ungeduldig. „Ist doch dasselbe“ spie sie wütend in den Raum. „Ist es nicht. Dasselbe bedeutet nicht das Gleiche! Es ist ja auch nicht das gleiche wenn du sagst, ich sehe alles, was ich esse und ich esse alles, was ich..." Isabella brachte ihn mit ihrem Blick zum Schweigen. Darauf folgten etliche italienische Flüche, die Peter nicht mehr verstehen konnte.
Auf der einen Seite liebte er es, wenn sie so wütend durch sein Wohnzimmer stampfte, auf der anderen Seite, empfand er es als sehr beängstigend, wenn sich ihre sanften braunen Augen in schwarze, funkelnde Onyxe verwandelten.
Peter beobachtete ihren schlanken Körper, während sie wie eine Raubkatze auf und ab schlich. Ihre schwarzen Haare erinnerten ihn plötzlichen an lodernde Flammen, die auf und ab wippten. Er dachte unwillkürlich an die böse Hexe aus den Märchen, die er früher gelesen hatte. Wie damals hätte er gerne die Taschenlampe eingeschaltet und die Bettdecke über sich hochgezogen.
Doch bevor er sich seine Decke über den Kopf ziehen konnte, wandte sie sich wieder an ihn. „Ich rufe jetzt meine Oma an.“ Sie machte eine theatralische Pause, „sie wird ihn mit einem Fluch belegen.“ Sie hauchte die letzten Worte genüsslich aus. Ihre vollen Lippen formten sich zu einem spitzbübischen Lächeln. Noch ehe er etwas einwenden konnte, tippte sie die Nummer ein. In diesem Moment hoffte Peter inständig, dass sie niemals sauer auf ihn sein würde. Obwohl er nicht an Flüche glaubte, wollte er auf keinen Fall mit einem belegt werden. In diesem Augenblick, erinnerte er sich wieder an Gott. Wenn es am schwersten war habe ich dich getragen. Inständig hoffte Peter das Gott ihn während dieser Beziehung auch tragen würde. Sein Zwiegespräch, wurde von ihrem fröhlichen Geplapper unterbrochen.
„Sie macht es. Wenn ich will, schickt sie auch Onkel Toni vorbei.“ Ihre Onyxe, verwandelten sich wieder in sanfte braune Augen. „Aber ich habe gesagt ein Fluch reicht fürs Erste.“ Freudig rieb sie sich ihre manikürten Finger. Während er auf ihre rot lackierten Nägel starrte, überlegte er fieberhaft, wer denn jetzt schon wieder Onkel Toni war.“ Als würde sie seine Gedanken erraten antwortete sie „ Er ist der Bruder meines Vaters und einer der besten,… “ Isabella legte eine Pause ein um ihn zu mustern „Du weißt schon was“
„Nein, Himmel Herr Gott, er wusste nichts. Manchmal jagte ihm, ihre Familie eine Heidenangst ein. Aber an all die Gerüchte wollte er eben so wenig glauben wie an uralte Flüche.“ Isabella fügte leise hinzu „ein guter Aufpasser“
Peter befürchtete inzwischen, dass er sich eine Zigeunerin und Mafiabraut gleichzeitig geangelt hatte. Wo war seine warme Kuscheldecke.
Er wollte nicht länger darüber nachdenken, „Was hat denn dieser Rumpf gesagt?“ „Oh“ sie fing wieder an zu schreien: „Dieser Mistkerl behauptet jetzt tatsächlich, ich sei zu schnell gefahren und ich“ dabei zog sie die Silbe in die Länge „ ich hätte ihn gerammt. Peter, warum gibt es so widerliche Menschen? Fährt mir in mein Auto und behauptet dann, dass er es nicht war. Weil ich zu schnell war, rammte er in mein Auto. Ich kann doch nicht von links in eine Hauptstraße einbiegen ohne mich um zu schauen.“ „Es ist nichts, wenn ich nicht schaue - Wenn ich nicht schaue, ist nichts.“
Peter überlegte kurz, zuckte dann mit seinen Achseln. „Ich habe genauso wenig eine Erklärung dafür.“ Kam es eher kleinlaut aus seinem Mund.
Ihre stolze Haltung, brach in sich zusammen „Wenn man etwas kaputt gemacht hat, muss man dazu stehen und seine Schuld begleichen“ Isabella schüttelte heftig den Kopf, dass ihre Locken wild umher wirbelten. Sie hatte plötzliche etwas Naives an sich. „Wer in dieser Welt war bitteschön noch ehrlich? Wer stand wirklich zu seinen Taten?“
Aber in dieser Hinsicht war Isabella wie ein kleines Kind, dem man soeben die 10
Gebote beigebracht hatte, an die sie sich nun strikt hielt. Für die es keine Ausrede gab, sich nicht daran zu halten.
„Antonio, hier ist Isabella. Ruf mich bitte zurück!“ Isabella hüpfte schnell unter die Dusche. Das warme Wasser beruhigte sie ein wenig. Noch immer kreisten ihre Gedanken um den Auffahrunfall. Als sie aus der Dusche kam, zeigte der Wecker genau halb acht. Sie musste sich beeilen, wenn sie nicht schon wieder zu spät zur Arbeit kommen wollte. Im vorbei gehen schnappte sie sich ihren Kaffeebecher. Sie liebte den Menschen, der den Travelmug erfunden hatte. Wenn jemand einen Preis erhalten sollte dann dieser Mann. Zum Teufel mit Mathematischen Formeln, das hier waren Dinge, die eine Belobigung verdienten. Ein kleiner Dank gebührte auch Peter, der ihr den Kaffee zubereitet hatte. Er wusste genau, dass sie ein Kaffeejunkie ist und sich notfalls auch das Pulver durch die Nase ziehen würde. Ihre Stimmung war gut genau bis zu dem Zeitpunkt, in dem sie in ihr verbeultes Auto steigen musste. „Dieser Bastard“ zu mehr kam sie nicht, da ihre Handy klingelte. „Hi Kleine, was gibt’s?“ „Antonio schön dich zu hören.“ Dann fügte sie eher kleinlaut hinzu „ich brauche deine Hilfe.“ „Was immer du möchtest.“ Männer waren so berechenbar. „Oh das ist aber ein gefährliches Angebot, mein Lieber“ Er lachte leise. Was dieser Kerl nur dachte, Schließlich war er ein Cousin. Zumindest dritten Grades oder auch mehr. Aber sie war sich ziemlich sicher, dass es noch Inzestkinder geben würde. Sie wischte den Gedanken weg. „Können wir uns heute Abend treffen?“ säuselte sie. „Gerne, um sieben im Café Bella.“ „Bis dann“ Isabella verstaute schnell ihr Handy in der Handtasche. Der Motor heulte kurz auf, als sie den Ford startete. Mit einem lauten Knacken, legte sie den Rückwärtsgang ein. Die Uhr auf ihrem Display, gab ihr noch genau 10 Minuten. Das würde sie schaffen. Wenn sie ordentlich aufs Gas drückte und die ein oder andere Geschwindigkeitsbegrenzung nicht einhielt.
Während der Fahrt, wanderten ihre Gedanken zurück zu Rumpf. Böse Gedanken, sehr böse Gedanken, schlichen sich ihn ihr Gehirn. Isabella, nein, nein, ermahnte sie sich selbst, doch die Gedanken jagten wild durch ihre Hirnwindungen. Sie versuchte sich die Worte von ihrer Großmutter wach zu rufen. Jeder Gedanke, jedes Wort von uns wird im Universum aufgenommen und von dort aus irgendwann zurück geschleudert. Dann, wenn du es nicht erwartest trifft es dich. Wie sie trotzdem die Flüche und Rituale ausführen konnte, war ihr bis heute schleierhaft.
Sie versuchte die Gedanken an Rumpf abzuschütteln. Für jeden schlechten Gedanken musst du hundert positive ins Universum schicken.
Rumpf wird sicher noch seine gerechte Strafe erhalten. Aber ihre Augen funkelten gefährlich. Sie war hin und her gerissen, zwischen ihren Rachegelüsten und ihrem Gottvertrauen.
Sie parkte ihr Auto auf dem Firmengelände und stöckelte Richtung Eingang. Ein erneuter Blick auf die Uhr, zeigte ihr, dass sie noch genau eine Minute hatte um den Computer pünktlich einzuschalten. Warum hatte sie nicht einfach sportliche Schuhe angezogen? Vielleicht weil du nur ein Paar besitzt und das komisch aussehen würde zu deinem Kostüm? beantwortete sie sich selbst die Frage. Während sie auf den Aufzug wartete, wippte sie von einem Fuß zu dem anderen. „Mach schon.“ dabei hämmerte sei weiter auf den Knopf ein. „Davon kommt er nicht schneller Frau Mirelli“ Sie kannte diese Stimme nur allzu gut. Es war ihr Chef Herr Schmidt. Genau mit dt. Darauf bestand er ganz fanatisch. Zu Anfang hatte sie immer einen Buchstaben weggelassen, bis er mit der Kündigung gedroht hatte. Da musste sie es sich wohl oder übel merken. „Guten Morgen Herr Schmidt“ dabei schenkte sie ihm ein zuckersüßes lächeln. „Kommen sie nachher gleich in mein Büro, damit wir die Termine für den heutigen Tag besprechen können“ „Jawohl.“ Innerlich salutierte sie. Isabella schmunzelte. Er versuchte es jeden Tag aufs Neue, wie eine Autoritätsperson zu erscheinen. Aber er schaffte es nicht. Zumindest nicht bei ihr. Da kannte sie ganz andere Männer. Männer aus ihrer Familie, die mit ihrer Erscheinung, …Ihre Gedanken wurden von dem Geräusch des Fahrstuhls unterbrochen. Gemeinsam stiegen sie in den Fahrstuhl. Isabella konnte Fahrstühle nicht ausstehen, aber genauso wenig mochte sie es mit ihren High Heels bis in den 4. Stock zu gehen.
Mit 2 Minuten Verspätung schaltete sie ihren Computer ein. Dann nahm sie die Papiere und machte sich auf in Schmidts Büro. Sie schnappte gerade noch die Worte „Ich liebe dich“ auf als sie sein Büro betrat. Verlegen legte er den Hörer auf. „Ähm, ich, ich, er fing an zu stottern. Fasste sich dann aber und ging mit Isabella die Tagespunkte durch. Einzig und allein seine roten Wagen verrieten seine Verlegenheit. Ansonsten war er wieder ganz Geschäftsmann.
Als sie fertig waren fragte sie nur formell „Heute ist Mittwoch. Soll ich ihrer Frau Blumen schicken“ „Nein, Sie ist verreist“ Sie bemerkte wie wieder Röte in sein Gesicht stieg. Nervös drehte er seinen Kugelschreiber zwischen seinen Fingern. Isabella musterte ihn eindringlich, unter ihrem Blick rutschte er immer nervöser auf seinem Stuhl hin und her. Was war los? Sie witterte sofort, dass etwas nicht stimmte. Was wollte er verbergen? Isabellas Instinkt war geweckt. Sie zuckte gelangweilt mit den Achseln und verlies den Raum. Sie würde es sowieso erfahren. Sie war Spezialistin in Geheimnissen lüften. Vor ihr waren niemand und nichts sicher.
Isabella setzte sich an den Rechner, wenn er so dumm war und vom Firmennetz zu telefonieren, hatte sie das Geheimnis sofort gelüftet. Sie rief die Liste der heute geführten Telefonate auf. Als seine Sekretärin hatte sie schließlich vollen Zugriff darauf. Es war eine Nummer aus der Stadt. Entweder seine Frau ist nicht verreist oder er hat zu einer anderen Dame, die drei berühmten Worte gesprochen. Das werden wir gleich sehen. Doch noch bevor sie wählte, kannte sie die Antwort bereits.
Es klingelte lange bevor jemand abnahm „Hallo“ sagte eine freundliche Frauenstimme. „Hallo, wer ist den da?“ „Hier ist der Anschluss von Susi Kohler“ „Oh tut mit leid, habe mich wohl verwählt“ Isabellas Lippen umspielten ein lächeln, so ein Schuft.
Falls Peter sie betrügen sollte, würde sie ihm die Eier abschneiden. Zuvor aber, diese einer Wachsbehandlung unterziehen.
Bei wachsen, fiel ihr ein, dass sie in der Mittagspause einen Termin bei ihrer Kosmetikerin hatte, den sie auf keinen Fall verpassen durfte. Der Vormittag zog sich wie ein Kaugummi. Sie war froh als ihr Chef früher als üblich das dem Büro ging um in die Mittagspause zu gehen. Sie goggelte noch schnell Susi Kohler und entdeckte sie bei Facebook. Na prima, Susi. Die kleine Susi war süße 18 Jahre alt und spielte gern Badminton. Sie jobbte nebenbei in der Gaststätte Weidenreich. Das war gleich um die Ecke, da hatte er sie wahrscheinlich kennengelernt. Sicher saß er jetzt auch mit ihr dort. Isabella packte ihre Handtasche und schlenderte aus dem Gebäude.
Heute würde sie zu Fuß zum Studio Madlene gehen. Unterweg konnte sie dann einen Blick in die Glasfront des Weidenreichs werfen. Sie schüttelte verständnislos den Kopf als sie tatsächlich ihren Chef mit der kleinen Blondine am Tisch sitzen sah. Wie konnte er so blöd sein und an einem Tisch in der Nähe des Fensters sitzen? Das Weidenreich hatte genug kuschelige Plätze im hinteren Teil des Gebäudes. Diese waren von der Straße aus nicht sichtbar.
Die Liebe hat wohl sein Gehirn vernebelt. Bei Madlene erwartete sie eine schmerzhafte Prozedur bis alle Haare entfernt waren. Aber eine richtige Italienerin hielt so einer Ganzkörperenthaarung schließlich stand. Völlig befreit von den lästigen Haaren machte sie sich auf ins Büro.
Der Nachmittag zog sich wieder endlos hin. Isabella rief noch einmal Antonio an „Geht alles klar?“ „Ganz ruhig meine Süße, ich freu mich auch auf dich“ So ein Idiot. Endlich zeigte ihre Uhr sechs an. Sie drückte den Button Herunterfahren und seufzte erleichtert.
„Bis morgen“ dabei streckte sie nur den Kopf durch die Türe, nicht das ihm noch etwas einfallen konnte. Schnell schloss sie die Türe hinter sich und stöckelte Richtung Aufzug. Noch kurz das Makeup nachlegen und dann ab ins Bella.
Fein säuberlich geschminkt betrat sie das Bella. Das Cafe war, wie an jedem Abend überfüllt. Rauchschwaden gingen in der Luft. Es war immer ein Glücksspiel einen freien Tisch zu ergattern. Heute schienen ebenfalls alle Tische bereits belegt und an der Bar herrschte reger Betrieb. Sie suchte die Tische ab und entdeckte Antonio im hinteren Teil des Lokals. Fröhlich winkte er ihr zu. Isabella setzte ein unschuldiges Lächeln auf, bevor sie sich zu ihm an den Tisch bewegte.
Freundlich begrüßte sie ihn mit Küsschen. „Na meine Liebe, wo brennt es denn?“ Unschuldig blickte sie ihn an „Wie kommst du denn darauf“ „Na wenn du mich um ein Treffen anflehst, dann kann es sich nur um einen Todesfall handeln oder du steckst in der Klemme“
“Oh, sei doch nicht so gemein.“ Dabei klimperte sie mit ihren Wimpern. Antonio lachte. „Ich habe dich längst durchschaut.“ Erleichtert seufzte sie. Dann brauchte sie nicht länger denn „Oh tu mir nichts zu Leide“ Blick aufsetzen.
Isabella nestelte nervös an ihrer Tasche, was eigentlich nicht zu ihr passte. Aber sie hatte auch noch nie das Vergnügen einen aus ihrer Familie zu einer Straftat zu überreden.
„Also, ich hatte einen Autounfall.“ Antonios Miene veränderte sich. „Ist alles okay mit dir?“ „Ja, mit mir schon, aber das Auto“ Antonio lächelte, „und jetzt soll ich dir ein Ersatzteil besorgen? Das hättest du auch am Telefon sagen können. Mia Bella“
„Nein ganz so einfach ist es auch nicht“ Wieder vermied sie den Augenkontakt mit ihm und fingerte an dem Zellophan ihrer Zigarettenschachtel herum. „Der Typ ist schuldig. Aber da er alles ohne Versicherung regeln wollte, habe ich keine Polizei geholt. Jetzt behauptet er auf einmal ich wäre zu schnell gefahren und ich wäre schuld. Obwohl ich gerade mal 30 gefahren bin. Ich war auf der Hauptstraße und er ist in die Straße eingebogen. “ Isabellas Worte überschlugen sich. Antonio pfiff durch die Zähne, als er den Sachverhalt verstanden hat „so ein..“
„Ja das kannst du laut sagen. Ich habe schon Oma Rosalia angerufen“ Isabellas Stimme wurde lauter. „Du hast was“, unterbrach er sie aufgeregt. Isabella nickte stumm. Da hellte sich sein Gesicht auf „Du willst, dass ich ihm zusätzlich einen Denkzettel verpasse, stimmt s?“ Isabella lachte freudig als sie bemerkte, dass Antonio keineswegs geschockt reagierte. „Genau“ Antonio kratzte sich am Kinn. „Was stellst du dir vor“ „Ich weiß es auch nicht. Vielleicht könntet ihr sein Auto zerkratzen. Antonio lachte herzlich auf. „Das ist alles?“ „Das ist alles“ pflichtete sie bei.
Sie bestellten sich einen weiteren Drink. Antonio zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch langsam aus. „Gib mir die Adresse.“ Isabella reichte ihm die Visitenkarte. „Er arbeitet bei Walter und Werner, das habe ich bei seinen anderen Karten gesehen, als er diese aus dem Geldbeutel holte. „Okay. Der wird sein Auto sicher nicht wieder erkennen“ Es schien ihm Spaß zu machen, solche Arbeiten zu erledigen. Isabella zündete sich ebenfalls eine Zigarette an „So und nun erzähl, wie geht es dem Rest der Familie“ Antonio lehnte sich lässig zurück. „La Familia“ dabei grinste er sie frech an. Eine Strähne, seiner brauner Locken, fiel in seine Stirn. Mit einer lässigen Handbewegung strich er sie aus dem Gesicht. Lag es an den vielen Drinks die sie getrunken hatte oder war aus Antonio inzwischen ein gutaussehender Mann geworden? Isabella zog genüsslich an ihrer Zigarette während sie den neusten Klatsch aus der Mirelli Familie erfuhr.
„Weißt du was, zerkratzen ist viel zu gut für den Kerl“ Lallte sie als sie aus dem Cafe traten. Antonio pflichtete ihr bei. Wir nehmen einen Bulldozer aus eurer Firma und fahren über seine Schrottkarre. Isabella lachte „Genau, morgen gehe ich zu meinem Chef und frag ob ich ein Bulldozer ausleihen kann.“ Die beiden brachen in lautes Gelächter aus. Isabellas Körper zitterte, während sie versuchte ihren Lachanfall unter Kontrolle zu bekommen. Tränen rannen über ihre Wangen. Antonio wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. „Genau ist ja sicher nichts Ungewöhnliches“ „Nein, es leiht sich sicher jeden Tag eine Sekretärin einen Bulldozer aus“
Beide hielten sich die Bäuche vor Lachen. „Den Gesichtsausdruck meines Chefs würde ich gerne sehen. Kann mir schon vorstellen wie er versucht eine strenge Miene zu machen und dann sagt „Also Frau Mirelli“ Isabella zog den Kragen ihres Mantels höher und torkelte an Antonios Arm weiter.
Am nächsten Morgen wusste sie nicht mehr wie sie nach Hause gefunden hatte. Fürchterliche Kopfschmerzen, erinnerten sie daran, dass sie sich wohl einen Drink zuviel genehmigt hatte. Aber wer hatte in ihr Bett verfrachtet? Sie blickte unter die Decke. Zum Glück war sie angezogen. Das Telefon klingelte „Guten Morgen Schatz“ „Oh, ich habe einen Köter“ „Einen Kater wohl eher, mein Schatz“ Warum verbesserte er sie nur ständig. Andere Menschen fanden es amüsant, dass sie Wörter vertauschte. Zumal sie es nicht absichtlich tat.
„Ich wünsche dir einen schönen Tag, Kuss“ dann legte Peter auf. Isabella stöhnte bei der kleinsten Bewegung. Sie wollte gerade wieder die Decke über ihren Kopf ziehen als ihr Handy erneut klingelte. „Bist du schon auf?“ fragte Antonios fröhliche Stimme „Nein ich schlafe noch“ „ich komme in 5 min zu dir, sei Abfahrt bereit“ Was dachte der Kerl sich denn dabei. Wie soll eine Frau, die zusätzlich noch einen Kater besaß in 5 min fertig sein. Als es klingelte hatte sie gerade mal die Zähne geputzt. „Komm schon, sonst verpasst du den Augenblick an dem Rumpf sein zerkratztes Auto sieht. „Was, wie,..“ Plötzlich war sie hellwach. „Ich erzähl dir alles unterwegs.“ Zur Tarnung zog sie ein Base Cape von Peter und seinen XXL Kapuzenpulli an. Antonio lachte. „Super Tarnung. Dahinter sucht sicher niemand nach der rattenscharfen Braut die du normalerweise bist.“ Mit diesen Worten schob er sie zur Tür hinaus.
„Wie bin ich nach Hause gekommen“ fragte Isabella als sie den Gurt anlegte. „Ich habe dich nach Hause gebracht. Danach habe ich ein paar meiner Jungs angerufen. Zusammen haben wir dann dem Auto von Rumpf einen Besuch abgestattet.“ „Hatte er es draußen stehen?“. Antonio lachte „nein, natürlich nicht. Aber für Mike war es ein Kinderspiel.“ Er lachte wieder „Der Depp hat eine Hundsgewöhnliche Alarmanlage. Die konnte Mike schon im Kindergarten lahm legen.“ Als sie in den Amselweg einbogen, fuhr Antonio etwas langsamer. Er parkte den Mercedes hinter einer Hecke. „Mit diesem Auto fallen wir, in der Vogelsiedlung nicht auf. Die Fahren alle nur Mercedes oder BMW“ Isabella zweifelte, ob es wirklich der Wagen von Antonio war. Lieber würde sie ab sofort nichts mehr anfassen. Siehst du die Lücke, er deutete auf das Ende der Hecke. „Dadurch können wir genau seine Garage sehen.“ Isabella blickte verwundert. „Eigentlich wollte ich dir ein Herz hinein schneiden. Wäre aber doch zu auffällig geworden.“ Dabei grinste er sie unverschämt an. Sie boxte ihn leicht auf seinen Oberarm.
„Psst, da kommt er“ Tatsächlich trat in diesem Moment Rumpf aus der Haustür. Seine grauen Haare hatte er ordentlich nach hinten gekämmt. Mit einem arroganten Grinsen ging er auf sein Garagentor zu. Drückte lässig auf die Fernbedienung und das Tor öffnete sich. Voller Elan wollte er gerade hinein marschieren, stockte dann aber in seiner Bewegung. Sein Gesicht wurde weiß dann schlagartig knallrot. Er fing an zu schreien. Tastet sein Auto ab und verschwand schließlich komplett in der Garage. Antonio startete den Motor. Isabella konnte noch einen Blick erhuschen, wie sich Rumpf an sein Herz fasste.
Wie zwei kleine Kinder die gerade einen gelungenen Streich gespielt hatten, lachten die Beiden und warfen sich kecke Blicke zu. „Au, Antonio mein Bauch“ „Hast du diesen Blick gesehen“ dann brachen sie wieder in lachen aus. „Und wie..“ Isabella versuchte erneut etwas zu sagen, aber ihre Worte gingen im Lachen unter. Drei Straßen weiter parkte Antonio plötzlich den Wagen. „Los nimm den Lappen und wisch alles sauber ab.“ Ein paar Minuten später fuhr Mike vor.
Dieser grinste über beide Ohren „Und hast unser Ergebnis gesehen?“ „Leider nein“ kicherte Isabella „Das Auto stand ja in der Garage. Aber dafür konnte ich deutlich das Gesicht von dem Idioten sehen.“ Mike grinste noch mehr. „Los zeig ihr die Bilder“ „Was?“ „Ja, wir haben Fotos gemacht. Schau sie dir an und dann löschen wir sie“ Isabella starrte ungläubig die Fotos an. Wie habt ihr das denn geschafft? Mike grinste stolz. „Das ist ein Berufsgeheimnis.“ Dabei ließ er den Motor des Pickup aufheulen.
Beschwingt stand Isabella unter der Dusche. Hoffentlich hatte er seine Lektion gelernt, mit einer Mirelli legt man sich nicht so einfach an.
Zufrieden zog sie sich ein Kostüm über und machte sich auf ins Büro.
Rumpf stand in seiner Garage und hielt sich mit der rechten Hand seine Brust. Ihm wurde kalt und heiß gleichzeitig. Übelkeit stieg in seiner Kehle hoch. Seine Frau kam aus dem Haus gelaufen. „Was ist denn los?“ flötete sie. Seine Augen waren starr auf das Auto gerichtet. Ein spitzer Schrei kam über ihre Lippen als sie das Auto erblickte. Sie hielt sich die Hand an den Mund „Oh mein Gott. Wer macht den so was?“ „Ruf die Polizei!“ herrschte Rumpf seine Frau an. Doch diese blieb wie angewurzelt stehen. Renate Rumpf konnte den Blick nicht abwenden. Das zuvor Tannengrüne Auto war nun mehr ein grün graues Streifenhörnchen „Wie als hätte man dem Auto die Haut über die Ohren gezogen“ stammelte sie. „Ruf die Polizei“ schrie ihr Mann sie noch einmal an. „Steh nicht so blöd herum“
„Erst fährt dieses Frauenzimmer in mich hinein und jetzt auch noch das. Warum funktionierte seine Alarmanlage nicht.“ Murmelte er zu sich selbst, während er die Nummer der Vertriebsfirma wählte. „Guten Tag, mein Name ist Frau Sommer, was können wir für sie tun?“ ertönte eine freundliche Stimme. „Rumpf hier, was sie tun können? Sofort einen Installateur schicken. Bei mir wurde eingebrochen, obwohl ich eine Alarmanlage von ihnen eingebaut habe. Sie sind schuld. Ich muss mich doch verlassen können das sie auch funktioniert. Für den Schaden kommen sie auf, das ist ja wohl klar.“ Ohne Punkt und Komma schrie er ungehalten in den Hörer. Die Dame am anderen Ende blieb freundlich. „Wir schicken sofort jemanden hinaus. Einen schönen Tag“
Rumpf strich sich mit beiden Händen seinem Haar nach hinten und stand fassungslos vor seinem Auto.
Als die Polizei eintraf begrüßte er diese „Wird auch Zeit. Ich kann nicht den ganzen Tag warten. Ich muss schließlich zur Arbeit“ Der Polizist blieb äußerlich gelassen „Und wir tun unsere Arbeit“ „Dann machen sie mal“ Die Polizisten schossen mehrere Bilder und nahmen alles auf. „Können sie sich vorstellen wer so etwas getan hat?“ Rumpf schüttelte den Kopf „Ich habe nur Freunde. Er stutzt einen Augenblick. „Wobei ich natürlich auch viele Neider habe. Vielleicht war es einer von ihnen. Aber von nichts kommt nichts. Das sehen die Neidhammel aber nicht. Ansonsten wie gesagt habe ich einen großen Freundes - und Bekanntenkreis. Darunter ist kein so ein asoziales Pack. Verstehen sie. Ich bin im Golfclub und im Tennisverein. In den Kreisen verkehren Bankchefs, Versicherungsmakler und Firmenbosse.“
Er schweifte ab. Ja, er hatte ein tolles Leben. Auch wenn es immer mal wieder Idioten in seinem Leben gab, aber diese inkompetenten Trottel verbannte er schließlich sofort aus seinem Blickfeld. Er hatte alles was man sich so vorstellen konnte, ein Haus, ein großes Auto. Bei dem Gedanken an sein Auto wurde ihm wieder schlecht.
„Sagen wir mal so, ich kenne niemand der zu solch einer Tat fähig wäre“ fügte er seiner Aussage hinzu.
Der Lack wurde überall abgekratzt, nur nicht vorne rechts und dort sieht es aus als hätten sie einen Unfall gehabt. Haben sie jemanden gestreift.
„Mich gestreift!“ rief er empört aus „Ich wurde gestreift als ich ihn die Hauptstrasse einbog“ Rumpf zog seine Frau näher „Sie kann es bestätigen.“ Seine Frau nickte eifrig mit dem Kopf. „Haben sie irgendetwas gehört heute Nacht?“ fragte der Polizist. Rumpf schob seine Frau wieder ein Stück zurück „Nein, wir haben nichts gehört. Meinen sie, wenn ich etwas gehört hätte, dann wäre ich sofort hier raus gerannt. “
Der Blick des Polizisten glitt zu Frau Rumpf „Sie haben auch nichts gehört?“
„Das habe ich doch eben gesagt“ antwortete Rumpf zornig, ohne seine Frau zu Wort kommen zu lassen.
Der Polizist klappte sein Notizbuch zu „Gut dann werden wir noch nach Fingerabdrücke suchen“ „Dann aber schnell, wie gesagt ich muss in die Firma. Ohne mich läuft da nichts“
Rumpf wollte gerade ins Haus „Nein, ruf mir ein Taxi. Die Rechnung soll die Alarmanlagenfirma bezahlen. Die ist ja mit Schuld, an dem ganzen“
Tag der Veröffentlichung: 16.03.2010
Alle Rechte vorbehalten