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Die Mädchen am Teufelssee


Kommissar Bertold saß rauchend in seinem Besprechungszimmer. Es waren die letzten Tage in seinem Revier, bevor er in Pension gehen würde. Ausgiebig musterte er Bachmann, der sein Nachfolger werden sollte. War er der Aufgabe gewachsen? Eigentlich hatten sie viele Gemeinsamkeit, den wachen, scharfen Verstand und den Spürsinn. Nur, dass er kurz vor seiner Pensionierung etwas pragmatischer geworden war. Oder wollte er dieses Mal der Wahrheit einfach nicht ins Auge blicken?

„Kommissar“. Augenblicklich drehten sich beide um, um sich dann gegenseitig Schuldbewusst anzuschauen. „Gerade wurde ein weiterer Selbstmord am Teufelssee gemeldet.“ Der junge Mann schien aufgeregt. „Der selbe Jogger, hat die Leiche gefunden“ Bachmann horchte neugierig auf. Doch Bertold zuckte mit den Achseln und blies eine dicke Rauchwolke aus. „Antonio, hören sie auf mit ihren Verschwörungstheorien. Sie sagten doch, gerade selbst, Selbstmord“ Der Junge Mann, sicher südländische Abstammung, trat verlegen von einem Bein zum andern. Hilfesuchend wandte er sich an Bachmann.
„Es ist der 3. in einem Monat. Finden sie das nicht seltsam?“
„Und es ist immer an derselben Stelle?“, hakte Bachmann neugierig nach.
Bertold legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter. „Mein lieber Kollege, es ist wirklich nichts dran an der Sache“ Scharf blickte er zu Antonio „Und mein Neffe Peter sagt, er lässt sich von den Spinnern nicht die Joggingrunde verderben“, Bertolds Stimme klang bedrohlich scharf. Woraufhin Antonio verließ grußlos den Raum.

Bachmann drehte sich zu Bertold. „Ich werde mit dem Kollegen, zu der Gerichtsmedizin fahren. Dort muss ich mich sowieso vorstellen.“ Bertolds grimmigem Gesichtsausdruck, konnte Bachmann sein Missfallen deutlich entnehmen. Doch davon lies er sich nicht beeindrucken.
Bachmann setzte sich auf den Beifahrersitz, während Antonio sich hinters Lenkrad schwang. „Hören sie, meine Spürnase sagt mir, dass daran etwas faul ist! Ich weiß, dass die bisherigen Berichte der Gerichtsmedizin alle gleich ausgefallen sind. Eindeutig Selbstmord.“
Auf Bachmanns Stirn zeichneten sich Falten ab.
„Wie haben sie sich umgebracht?“, hakte er nach
„Alle drei Frauen haben sich erschossen.“
Antonios klang verschwörerisch „Es gab zu keiner Zeit suizidale Anzeichen bei den Mädchen. Im Gegenteil, alle hatten sie Pläne für die Zukunft. Das letzte Opfer hatte sich gerade an der Schauspielschule angemeldet und das jetzige Opfer hatte ihren Eltern von einem Modelauftrag erzählt“
„Haben sich die Mädchen gekannt?“
„Wenn dann nur flüchtig.“

Bachmann brummte.
In der Gerichtsmedizin wurden sie bereits von Frau Dr. Gutmann erwartet. Nachdem sie sich vorgestellt hatten, betraten sie den Sezierraum. Als Dr. Gutmann die Leiche frei legte, lag ein junges Mädchen mit blau verfärbter Haut vor ihnen. Solange er auch im Dienst war, an den Anblick einer Leiche konnte er sich wohl nie gewöhnen. Dr. Gutmann ging routiniert den Bericht durch. „Es gibt keinerlei Anzeichen für Gewalt. Und ich wette, mit ihnen, dass der Labortest ergibt, dass sie Schmauchspuren an den Händen und der Kleidung hat. Es ist wie bei den anderen Mädchen.“ Dr. Gutmann schaute Bachmann direkt in die Augen. Sie hielt die Sachen wohl auch für glasklar. Mit ihrem Überschminkten Mund lächelte sie ihn an, während sie ihm die Hand reichte, sagte sie kaum hörbar „Obwohl alles klar scheint, finde ich die Angelegenheit sehr seltsam. Bachmann erwiderte ihren festen Händedruck und verabschiedete sich.

„Kennen sie die Adresse des Joggers?“, fragte Bachmann, als sie vor dem Auto standen.
Antonio setzte sich wieder hinters Lenkrad „Schon unterwegs, Chef“
Bachmann brummte „Lassen sie das mit dem Chef“
„Jawohl, Chef“
Sie bogen in eine Reihenhaussiedlung ein. In der ein Haus glich dem anderen. Die Vorgärten waren fein säuberlich gepflegt. Sie hielten vor einem der weißen Häuser. „Nummer 12, hier wohnt Volker Gies, einer der Zeugen“
Bachmann versuchte sich zu orientieren. „Eine ganz schön weite Strecke zum Joggen. Finden sie nicht?“, wandte sich Bachmann verwundert an Antonio.
„Ja, ich könnte mir auch eine bessere Rute vorstellen um zu joggen.“ antwortete Antonio.
Kurze Zeit später, öffnete Gies, den Beamten mit nassen Haaren die Haustüre. Entschuldigend rubbelte er sich über seine kurzen Haare. „Komme gerade aus der Dusche“
Machte aber eine einladende Geste. „Inzwischen bin ich die Prozedur ja gewöhnt“
„Sie sind nicht schockiert?“ fragte Bachmann argwöhnisch.
Gies beugte sich vor „Das war ich die ersten beiden Male.“
Dann fragte er, als würden sie sich zu einem Kaffeekränzchen treffen „wie möchten sie ihren Kaffee?“
„Schwarz“ antworteten beide wie aus einem Munde.
„Wie lange joggen sie schon?“, rief Bachmann in die Küche.
„Sicher schon 10 Jahre“, kam es zurück.
„In meinem Alter muss man etwas tun“ sagte er lachend, als er die Tassen hereinbrachte.
„Immer dieselbe Strecke?“ Gies schüttelte den Kopf. „Nein, Peter kam erst vor kurzem auf diese neue Strecke.“
„Die am Teufelssee entlang? Gibt es keinen Park?“ Noch immer klang Bachmanns Stimme voller Misstrauen.
Gies sah den Kommissar belustigt an „Doch natürlich, haben wir einen Park. In dem ist aber eine Menge los. Für unsere Verhältnisse“, fügte er lachend hinzu.
Bachmann griff zu seiner Tasse und nahm einen Schluck. Er war genauso wie er ihn mochte. Schön stark und Schwarz.
„Aber wie gesagt, wir wollten eine Neues ausprobieren und auf dieser Strecke trifft man für gewöhnlich niemanden“ sprach Gies amüsiert weiter.
„Ist ihnen nichts Ungewöhnliches aufgefallen? Zum Beispiel, an dem Tag zuvor?“
Gies schüttelte seinen Kopf:„Nein, wir sind nie jemandem begegnet. Dort draußen ist es immer ruhig.“
Bachmann trank seinen Kaffee aus und bedankte sich. Als sie bereits an der Haustür waren, drehte er sich noch einmal um „Warum war dieser Peter heute nicht dabei?“
Gies schmunzelte „Der hütet mit einer Erkältung das Bett“
„und ich dachte Sportler sind nicht so anfällig“, brummte Bachmann.

Wie in Trance torkelte, die schlanke Gestalt durch das Dickicht, Zweige peitschten in ihr Gesicht, doch sie bewegte sich weiter, wie eine Marionette, von unsichtbaren Fäden geführt, nahm sie ihren Lauf.
Dicke Regentropfen prasselten auf den bemoosten Waldboden.
Der Mond, der sich an diesem Abend in voller Größe zeigte, spendet die einzige Lichtquelle zwischen den Bäumen hindurch.
Ihr Tränen überströmtes Gesicht, blickte suchend zum Himmel. Als würde sie dort oben ihren Rettungsanker finden, streckte sie ihre Arme gen Himmel.
Den Mund aufgerissen zu einem lauten Schrei. Ein Schrei der tief aus ihrer Seele kam, den ganzen Schmerz, die tiefe Traurigkeit, die in ihr steckte, ausdrückte.
Die blauen Augen weit aufgerissen. Augen, in denen man lesen konnte, dass ihr Geist nicht mehr in dieser Welt weilte.
Langsam sank sie auf die Knie. Ihr zierlicher Körper war gefangen in einem unbändigen Zittern. Noch einmal bäumte sich ihr Körper auf und ein herzzerreißender Schrei kam über ihre Lippen. Mit den Fäusten schlug sie gegen den Waldboden, der durch den Regen bereits aufgeweicht war. Ihre Finger vergruben sich in dem schlammigen Boden. Dann kehrte Ruhe in den kleinen Körper ein.
Zaghaft hob sie ihr maskenhaftes Gesicht. Danach griff sie langsam in ihre Jackentasche. Holte eine Pistole heraus und steckte sich den Lauf in den Mund und drückte ab. …
Das Videoband zeigte nur noch flimmern. „Musstest du am Schluss durch den Film laufen?“ schrie er und gab dem Hund einen Tritt. Der weiße Hund zog sich winseln unter den Tisch zurück. Der Mann lachte gehässig auf„Schade dass du nicht mehr bellen kannst, mmh.“

„Auf zu diesem Peter“ wies Bachmann Tonio kurz an.
Nach wiederholtem Klingeln, öffnete ein ganz und gar nicht krank aussehender junger Mann. Eher ein verwilderter Mann, der seine Haare und seinen Bart viel zu lange trug. Sein schlaksiger Körper war in zerrissenen Jeans und einem lässigen Hemd gehüllt. Dass er allerdings das Bett gehütet hat, glaubte Bachmann ihm sofort. Verdutzt blickte Peter von einem zum andern „Was kann ich für sie tun“ dabei versuchte er seine Haltung zu bewahren. „Ich war doch heute nicht dabei?“ An seiner Ablehnenden Haltung ging Bachmann davon aus, er würde etwas verbergen. Bachmann versuchte an Peter vorbei zu schauen.
„Können wir bitte herein kommen. Wir müssen uns ja nicht hier draußen unterhalten, oder?“ fragte Bachmann etwas scharf.
Nervös schubst Peter das weißes Wollknäuel in ein Nebenzimmer. Dann öffnete Peter die Haustüre ein Stück, so dass die Beamten hineinschlüpfen konnten.
„Ähm. Aber bei mir sieht es gerade sehr unordentlich aus“ sagte er unsicher.
„Das interessiert uns nicht“, sagte Bachmann nicht weniger unfreundlich.
Das Zimmer war ein einziges Chaos. Peter warf einen Berg Wäsche von dem Sofa und bat die Beiden Platz zu nehmen. „Es sind nur ein paar Routinefragen“, sagte Bachmann zu dem sichtlich nervösen Peter. Der immer noch beschäftigt war einige Dinge aus dem Weg zu räumen.
Bachmann fiel sofort der große Bildschirm auf „Was machen sie beruflich?“ Peter kratzte sich verlegen am Bart. „Ich studiere, leider habe ich noch nicht das Passende gefunden.“ sagte er, fast entschuldigend. Seine Körperhaltung verriet Bachmann, dass ihm die Unterhaltung unangenehm war. „Medienstudiengang?“ fragte Bachmanns knapp während sein Blick an der Videokamera haftete.
Peter wirkte plötzlich stolz. „Ja, ich hatte einen Kurs belegt.“
„Es ist ein so schönes Hobby“ sagte Bachmann äußerst freundlich. Peter nickte lachend. „Da haben sie Recht. Fotografieren sie auch?“ „Manchmal“ sagte Bachmann und bahnte sich einen Weg zu der Spiegelreflexkamera. Als er zurück wollte, stolperte er über einen Karton. Er konnte einen Blick auf unzählige, beschriftete Videokassetten werfen.
„Lassen sie nur liegen“, sagte Peter schnell und bugsierte den Kommissar auf seinen Platz. Danach stellten sie ihm die gleichen Fragen wie Gies zuvor und erhielten die gleichen Antworten. Nichts gesehen, nichts gehört.

„Können wir gleich am Labor vorbei fahren?“ fragte Bachmann, als sie sich wieder ins Auto setzten. Antonio fing an zu schmunzeln „Sie werden Ansbach mögen“
Bachmann schaute ihn fragend an. Hatte aber keine Lust auf weitere Fragen und Spekulationen.
Ansbach blickte mürrisch drein, als er die Beamten sah. In seinem weißen Kittel und seiner Hornbrille, sah er aus wie einer dieser verrückten Professoren, die Bachmann aus unzähligen Filmen kannte. Doch unter seinen zersausten Haaren, schauten wache Augen hervor.
„Himmel Herrgott. Was wollt ihr hier?“, fluchte Ansbach los.
Antonio grinste vergnügt „Schlechte Nacht gehabt?“
„Halt die Klappe.“
Ansbach wandte sich zu Bachmann „Sind sie Neu?“
„Bachmann, ich bin der neue Kommissar“
Ansbach nickte nur. Eigentlich hatte Bachmann eine andere Reaktion erwartet. Aber diesem Kerl schien es egal zu sein, wen er vor sich hatte.
„Es wird so sein wie bei den andern Selbstmörderinnen, meine Freunde. Kein Tropfen Alkohol im Blut und Schmauchspuren an Kleidung und Händen.“ Sagte er bestimmt.
„Den Alkoholtest hast du schon ausgewertet?“ fragte Tonio ungerührt. Ansbach nickte und widmete sich wieder seinen Apparaten. Für ihn schien die Unterhaltung beendet zu sein.

Antonio war frustriert, als sie sich auf den Weg zum Revier machten. „Denken sie nun auch, dass es Selbstmord war?“
„Ich bilde mir nicht so schnell ein Urteil. Ich will erst alle Fakten sammeln.“ Antonio atmete erleichtert auf. Bachmann war also nicht wie Bertold.
Bachmann grübelte während der Fahrt weiter über die angeblichen, mysteriösen Selbstmorde. Noch fand er keine Ungereimtheiten an der Sache. War es doch nur eine Spinnerei eines übereifrigen Beamten?

Als sie das Revier erreichten, kam Bertold mit einem triumphierenden Lächeln auf sie zu. Mit leichtem Nachdruck legte er Antonio seine Hand auf die Schulter.
„Ansbach hat angerufen. Nichts Auffälliges. Wie ich es euch gesagt habe.“ Dabei schenkte er auch Bachmann ein wohl wissendes Lächeln
Bachmann lies sich von Bertold nicht irritieren und griff zum Telefon. Er wollte nicht Schuld sein, wenn noch mehr Mädchen starben.
„Bachmann, gut dass sie anrufen. Mir ist gerade aufgefallen, dass die Kleidung von Anja weiße Hundehaare aufweißt, sowie bei den anderen Mädchen auch. Es ist zuerst nicht ins Gewicht gefallen, da beide einen Hund besaßen. Doch Anja Berger hatte keinen Hund.“
„Woher wissen sie das?“
„Ich kannte das Mädchen, sie sind in einer Kleinstadt angekommen, Herr Bachmann“ Bachmann grinste bei der letzten Anspielung. Er wusste was es hieß in einer Kleinstadt zu Leben, er war schließlich in einer aufgewachsen.
„Stimmen die Hundehaare überein?“
„Ja“
Das war Bachmanns Ungereimtheit auf die er gewartet hatte.

Voller Tatendrang rieb er sich die Hände. „Wurden die Computer der Mädchen untersucht?“ wandte sich Bachmann zu Antonio. Dieser schüttelte den Kopf und griff sofort zum Telefon.
„Bisher waren es ja offiziell Selbstmorde“
Die Informatiker erhielten den Auftrag sich die Computer der Mädchen vorzunehmen.
Während die Männer im Gewirr der virtuellen Welten forschten, durchsuchten Bachmann und sein Kollege, die Zimmer.
„Das alles stinkt zum Himmel“ brummte Bachmann als er in dem Tagebuch von Anja Berger blätterte.
„Schau her“, rief Antonio zu „am Abend vor ihrem Tod schreibt sie von einem Treffen mit einem jungen Mann. Hastig klappte er das Buch zu. „Die Spurensicherung soll sofort an den Teufelsee fahren“ Bachmanns Anweisung klang forsch.
Als Antonio sich an seinem Handy zu schaffen machte, zog Bachmann die Zellophanhülle von seiner Schachtel und zündete sich eine Zigarette an.
„Also, gehen wir noch einmal alles durch“ sagte Bachmann, als Antonio wieder bei ihm stand.
„Alle drei begannen Selbstmord, alle an der gleichen Stelle, alle drei wollten unbedingt Modell oder Schauspielerin werden. Bei allen Dreien wurden weiße Hundehaare gefunden“ Antonio schaute stutzig auf „Aber Anja Berger hatte keinen Hund“
„Ich weiß, hat Ansbach mir bereits mitgeteilt.“
Während Tonio den Motor startete, griff Bachmann zu seinem Handy.
„Dr.Gutmann“
„Bachmann hier, gab es bei irgendeinem der Mädchen Anzeichen für sexuelle Übergriffe“ „Nein“ sagte sie bestimmt. „Das war auch meine Idee, deswegen bin ich mir so sicher“ „Danke“
„Kein sexuelles Motiv also“ sagte er mehr zu sich selbst.

Das Telefon klingelte erneut „Breuer hier, ich habe etwas interessantes. Anja hat sich mit jemand getroffen. Sein Nickname ist der Scout. Er hat sie zu einem Shoot überredet“ Bachmann gab sein altbekanntes Brummen von sich und legte auf.
Nervös fuhr er sich durch die Haare„Er wird weiter töten. Er ist sicher bereits wieder im Netz unterwegs“ Tonio blickte resigniert. „wir müssen den Kerl entlarven, bevor wir das nächste Opfer haben“

Am See, entdeckten sie in dem Matsch Fußspuren in sicherer Entfernung des Fundortes. „Schau, das sind sicher keine Joggingschuhe. Hier ist jemand mit festen Stiefeln auf und ab gelaufen. Hat Gies nicht gesagt hier trifft man niemanden?“ Kurze Zeit später traf die Spurensicherung ein und sperrte das Gebiet weiträumig. „Wie hat er die Mädchen dazu bewegt sich selbst umzubringen? Was hat er ihnen angedroht?“ Bachmann fuhr sich verzweifelt durch sein Haar.
Seine Grübelei wurde von einem Anruf von Breuer unterbrochen. „Alle hatten Kontakt zu dem Scout. Was interessant ist, alle haben sich mit ihm am Abend zuvor getroffen. Und allen versprach er, ein Bewerbungsvideo zu machen. Die Mädchen hatten unterschiedliche Nicknames, wie AB89 und HF85. Er muss sie also wahllos ausgesucht haben, er konnte nicht wissen wer hinter den Abkürzungen steckte“
Bachmanns Augen weiteten augenblicklich. Vor seinem inneren Auge spielt sich ein Film ab. Die Abkürzungen auf den Kassetten. Die schmutzigen Stiefel hinter der halb verschlossenen Haustüre. Das weiße Knäuel, das achtlos in ein anderes Zimmer geschoben wurde.
Bachmann rannte zu seinem Wagen „Los, kommen sie. Vielleicht können wir schlimmeres verhindern“ Antonio hechelte ihm hinterher.
„Beeilen sie sich“ rief er nochmals hektisch.

Währendessen war der Scout bereits im Chat. „Ich kann dir ein Bewerbungsvideo zusammenstellen. Ich bin gelernter Kameramann.“ LadyP klang erfreut.
„Wir machen etwas Dramatisches. Damit man dein Talent sofort erkennt“ mit weiteren schmeichelnden Worten überredete er sie zu einem Treffen.
Der Scout band lächelnd seine Haare zu einem Zopf und zog sich seine Stiefel an.
„Max komm her, wir gehen Gassi“ Freudig kam der kleine, weiße Hund angesprungen.
„Schade, dass du nicht bellen kannst“ lachte er gehässig und dachte an den Sommermittag zurück an dem er ihm die Stimmbänder durchtrennt hatte.
Im Park wartete bereits eine hübsche Blondine auf den Scout. „Bereit“ fragte er freundlich „Bereit“ sagte sie fröhlich. „Also das Drama wird sich so abspielen, du spielst ein verzweifeltes junges Mädchen, das nur noch einen Ausweg sieht- sich zu erschießen. Mit ihren großen blauen Augen schaute sie ungläubig. „Meinst du“
„Keine Angst“ Freundschaftlich legte er seine Arme um sie. „Ich werde dir helfen. Vertrau mir.“ Er reichte ihr eine Pistole. „Die ist aber schwer“ sagte LadyP.
„Soll ja realistisch sein, oder“ LadyP kicherte aufgeregt. Der Scout bugsierte sie Richtung See. „Aktion“
Schelmisch grinste er in seine Linse. LadyP konzentrierte sich und fing an zu weinen. Dann steckte sie den Lauf in den Mund, und drückte ab. Ein lauter Knall hallte durch die Bäume des Teufelssees. Der Scout schüttelte sich vor lachen, als er das tote Mädchen am Boden liegen sah. Zu Hause beschriftete er fein säuberlich das Band und legte sie zu den anderen in den Karton. Ein weiteres Opfer auf seiner Liste. Da konnten die Bullen noch so viel absperren, der Teufelssee war groß. Er lachte höhnisch auf, irgendwie fand er es noch viel erregender als sonst, wenn sogar die Bullen in seiner Nähe waren und ihn nicht erwischten. Sicher hatten sie den Knall gehört und die Leiche war bereits gefunden. Sein teuflisches Grinsen wurde noch breiter.
„Peter“ Erschrocken schob er den Karton unter das Sofa. „Bachmann, was wollen sie denn hier?“
„Erst ihre Bänder und dann ihren Hund. Auch wenn sie versucht haben, ihn vor uns zu verbergen. Meinen Augen entgeht nichts.“

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Tag der Veröffentlichung: 11.02.2010

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