Zu Tode erschrocken schrie ich auf und stolperte rückwärts. Vor mir bäumte sich ein riesiger, tiefschwarzer Bär auf, dessen Fell verklebt vor lauter Dreck und Schlamm war.
Panisch starrte ich ihn an, meine Muskeln waren bis zum Zerreißen angespannt und alles in mir schrie nur noch: FLUCHT! Mein Herz schlug unnormal schnell, sodass ich schon fast Angst hatte, dass es sich überschlug. Es pochte schrecklich laut und dröhnte mir in den Ohren wieder.
All meine Sinne waren geschärft und ich nahm jedes kleine Detail an der furchterregenden Bestie wahr.
Stolpernd wich ich weiter vor ihm zurück, blieb aber mit dem Fuß an einer Wurzel hängen und landete auf dem matschigen Boden. Hektisch versuchte ich vor ihm weg zu krabbeln, doch meine Hände rutschten immer wieder an dem glitschigen Moos ab, sodass ich nicht vorankam und mittlerweile schlammgebadet war.
Mein Atem ging immer hektischer und ich fing am ganzen Körper an zu schwitzen.
Todesangst ergriff mich und ich starrte nach oben, der Bär holte mit seiner, mit langen und rasiermesserscharfen Krallen bestückten, Pranke aus.
Nein, ich wollte doch noch nicht sterben, ich hatte noch nicht mal meinem verdammten Mathelehrer so richtig meine Meinung gesagt und Emiliy immer noch nicht erzählt, dass ich ihr die Gummibärchen geklaut habe. Ich überlegte schon, ob ich beten sollte, aber der dort oben, hatte mir eh noch nicht geholfen, und so tief wollte ich nun auch wieder nicht sinken. Doch trotzdem wollte ich mich mit meinem Tod noch nicht abfinden und ich robbte verzweifelt noch weiter auf allen vieren. Auch wenn mein Leben scheiße war, wollte ich trotzdem noch nicht aufgeben! Doch es brachte alles nichts, mein Angreifer kam immer näher, ich hatte einfach keine Kraft mehr in den Armen und mein Fuß schmerzte höllisch.
Ich wollte gerade die Augen schließen, doch auf einmal kam ein anderer, silberner Bär angestürzt und stellte sich schützend vor mich. Der Schlag, der eigentlich mir gegolten hätte, traf ihn und die Pranke des schwarzen Bärs riss ihm brutal die Schulter auf, da er nicht mehr genug Zeit hatte, zu reagieren und sich zu verteidigen.
Dickes, rotes Blut quoll aus der Wunde und der silberne Bär brüllte schmerzerfüllt auf. Wütend stürzte er sich auf den anderen Bär. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie sie kämpften. Aber ich hoffte bloß, dass es nicht der silberne Bär war, der immer wieder von Schmerzen gepeinigt aufschrie. Da er mich ja scheinbar retten wollte, obwohl, vielleicht wollte er mich ja auch fressen. Um also nicht als Bärenfutter zu enden, rappelte ich mich leise auf und schlich langsam zurück ohne die beiden aus den Augen zu lassen. Auf einmal brüllte der braune Bär so laut los, das der ganze Wald erzitterte und alle Vögel verstummten. Er lief hinkend davon, während sich der anderer langsam zu mir umdrehte. Obwohl ich ziemlich Angst vor ihm hatte, kam ich nicht umhin, ihn zu bewundern. Ich hatte noch nie einen schöneren Bär gesehen, obwohl, eigentlich hatte ich noch nie einen gesehen, außer im Fernsehen. Sein außergewöhnliches silbernes Fell glänzte in dem Sonnenstrahl, der sich einen Weg durch das dichte Blätterdach des Waldes gebahnt hatte. Er hatte riesige schwarze Augen, die mich mit einer unheimlichen Intelligenz anstarrten.
Zum Glück sah er nicht so aus, als ob er vorhätte mich als leckeren Nachtisch zu verspeisen. Er legte den Kopf leicht schief und blickte mich einfach nur neugierig an.
Also ging ich vorsichtig ein paar Schritte auf ihn zu, eigentlich hätte ich Angst vor ihm haben müssen, aber er sah so friedlich aus.
Langsam hob ich meine Hand und als er nicht zurück wich, streichelte ich ihm über die feuchte Schnauze.
„Danke, dass du mich gerettet hast.“ Merkwürdigerweise kam es mir nicht komisch vor, dass ich mit einem Tier redete. Er kam mir sowieso nicht wie ein wildes Tier vor, schon allein an der Art, wie er mich anschaute, könnte man fast denken er sei ein Mensch.
Während ich ihm so durchs Fell kraulte, schnurrte er genießerisch, was sich ziemlich lustig anhörte.
Fasziniert blickte ich ihm immer wieder in die pechschwarzen, glänzenden Augen, während ich mich langsam wieder beruhigte. Mein Herz schlug nicht mehr so schnell und ich konnte wieder normal atmen.
Nach einiger Zeit merkte ich, wie müde ich war. Ich war schon den ganzen Tag auf den Beinen und das hatte mich ziemlich ausgelaugt. Also strich ich ihm noch einmal bewundernd über seine flauschigen Ohren und machte mich dann gähnend dran, meine verstreuten Sachen, die aus meiner moosgrünen Umhängetasche gefallen waren, aufzusammeln. Schnell klaubte ich ein bisschen Laub, das von den umstehenden Fichten herabgefallen war von dem feuchten Boden auf und versuchte meinen Schlafplatz ein wenig bequemlicher zu machen.
Leider hatte ich nur einen Schlafsack, und ich wusste jetzt schon, dass die Nacht sehr unangenehm werden würde. Der Bär sah mich fragend an, als ich meinen Schlafsack ausrollte. Irgendwie wurde der mir ja unheimlich, ich hatte immer gedacht, dass Bären nicht sonderlich intelligent wären, waren das nicht eher Affen. Aber er war definitiv kein Affe. Unbehaglich wich ich seinem Blick aus und streckte mich auf der Decke aus.
Als sich der Bär plötzlich zu seiner vollen Größe aufrichtete, hatte ich schon Angst, dass er jetzt gehen würde. Auch wenn er irgendwie merkwürdig war, wollte ich trotzdem nicht allein hier sein, denn ich hatte noch nie allein im Wald übernachtet und ich fürchtete mich davor, dass der Bär von eben wiederkommen würde.
„Bleibst…Bleibst du?“ Ich wusste nicht, warum ich ihn das fragte, denn er würde mich doch eh nicht verstehen, oder?
Erstaunlicherweise verharrte er nämlich tatsächlich auf der Stelle und kam dann auf mich zu getrottet. Als er sich neben mir auf den Boden plumpsen ließ, bebte die Erde unter seinem Gewicht. Kurz hatte ich Angst, dass er mich zerquetschen würde, doch er legte sich nur ganz sanft neben mich.
Also irgendwas stimmte mit dem definitiv nicht, und mit mir auch nicht! Denn ich lächelte ihn dankbar an und rückte sogar noch näher an ihn heran. In seiner Nähe fühlte ich mich einfach so beschützt, er strahlte so eine Wärme aus. Das war doch nicht normal! Meine einzige Ausrede war, dass ich vielleicht einfach schon zu müde war, um als zurechnungsfähig zu gelten.
Beruhigt kuschelte ich mich in meine Decke, und schon fielen mir auch die Augen zu. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Erst der Streit und dann das stundenlange Wandern durch den Wald.
Im Halbschaf merkte ich noch, wie sich etwas Großes vorsichtig an mich kuschelte und mich wärmte. Und dann glitt ich endgültig ins Land der Träume.
„Nein! Ich will nicht zu denen! Bitte, ich will hier bleiben. Bitte, Danny!“ Tränen der Verzweiflung rollten mir über die Wangen und ich versuchte hektisch sie wegzuwischen, da sie mich in meiner Sicht einschränkten.
Doch Danny sah mich verständnislos an.
„Ich verstehe dich nicht, Katy. Diese Leute bieten dir die Chance auf ein besseres Leben. Warum wehrst du dich so sehr dagegen?“
Er verstand mich einfach nicht, er hatte den Blick von ihm nicht gesehen. Er hatte nicht gesehen, wie er mich angeschaut hatte, so gierig.
Auf einmal veränderte sich Danny. Er wurde langsam größer, kräftiger und seine Haare wurden dunkler. Was geschah hier?
„Danny?“ Fassungslos sah ich die Person vor mir an, die auf keinen Fall mehr Danny war.
Und als sich dann auch noch seine Augenfarbe in ein blasses hellblau verwandelte und sich ein gieriger Ausdruck auf seinem Gesicht legte, fing ich gellend an zu schreien.
Ruckartig setzte ich mich in meinem provisorischen Bett auf. Ängstlich zitterte ich am ganzen Körper, immer noch in den Klauen des Traumes gefangen. Nein, jetzt verfolgte er mich auch noch in meinen Träumen!
Ein tiefes, besorgtes Brummen riss mich aus meiner Angst. Rasch blickte ich auf und sah, dass der Bär nicht mehr neben mir lag sondern…- ich musste immer noch träumen, das kann doch nicht möglich sein. Ungläubig rieb ich meine Augen und kniff mir in den Arm. Das hier war Realität und der Bär saß tatsächlich an dem Lagerfeuer, auf dem ein Fisch vor sich her brutzelte.
Das Bären Fische fangen wusste ich ja, aber dass sie in der Lage waren ein Feuer anzumachen, war mir völlig neu.
Und dann fing er auch noch an, mit einem langem Stock in der Glut rumzustochern. Trotz meiner Verwunderung musste ich lachen, dass sah einfach zu komisch aus.
Seine Ohren spitzten sich und er drehte seinen riesigen Kopf zu mir um. Sanft blickte er mich an und – grinste? Das sah ziemlich skurril aus, da es eher wie ein Grimasse als wie ein Lachen aussah und ich hätte mich vermutlich auch ein bisschen erschrocken, denn dabei entblößte er seine riesen, spitzen Zähne, aber aus seinen Augen blickte der Schalck, deswegen breitete sich auch auf meinem Gesicht ein Grinsen aus. Jetzt war es offiziell, ich war verrückt! Vielleicht war das ja hier so etwas, wie die versteckte Kamera und ich war einfach nur das Opfer! Ja, schön wärs.
Auf einmal knurrte mein Magen laut, denn ich hatte seit einem Tag nichts mehr gegessen.
Ich beschloss, die ganze Situation einfach erstmal hinzunehmen und rappelte mich langsam auf.
Je näher ich zum Feuer geschlendert kam, desto breiter wurde das Grinsen des Bärs und er rutschte ein wenig zur Seite, sodass ich mich neben ihm fallen lassen konnte.
Ich konnte meine Finger nicht bei mir behalten und kraulte wieder durch sein extrem weiches Fell.
Es schien ihm wirklich zu gefallen, denn er schloss die Augen und legte genießerisch den Kopf in den Nacken.
Eine Weile verharrten wir so, bis er auf einmal ruckartig die Augen öffnete und den Blick auf das Feuer richtete. Hektisch packte er nach dem Stock, an dem der Fisch aufgespießt war und zog ihn aus dem Feuer. Gerade noch rechtzeitig, denn der Fisch war schon ziemlich braun geworden und wäre wahrscheinlich gebrutzelt, wenn er ihn nicht früh genug runter genommen hätte.
Zufrieden betrachtete er ihn und warf ihn mir dann vor die Füße, sodass ich die toten Augen des Fisches sah. Ich finde, Fische gucken ein immer so vorwurfsvoll mit ihren Glubschaugen an, deswegen hasste ich es auch normalerweise, Fische, die noch ganz sind zu essen. Diese Tiere bekam ich höchstens in Fischstäbchen runter.
Doch ich musste meine Ekel vor dem glitschigen Viech überwinden, denn mein Magen hatte sich in ein abgrundtiefes Loch verwandelt und außerdem sah der Bär mich so stolz über seinen Fang an.
Also machte ich mich dran, mit einem spitzen Stock den Fisch auseinander zu nehmen und versuchte nicht zu genau hinzuschauen.
Irgendwie schaffte ich es, den Fisch fast ganz zu verputzen und die Reste waren dann auch noch in nullkommanichts weg, als der Bär sich über sie her machte. Der aß sogar die Gräten!
Da mein Hunger jetzt erstmal gestillt war und ich einigermaßen ausgeruht war, schaute ich mich ein wenig um.
Um mich herum standen jede Menge riesige Bäume, die so dicht waren, dass ihre Blätter fast dem ganzen Sonnenlicht den Weg auf den Boden versperrten. Nur vereinzelt brachen welche die verschieden Grüns um mich herum zum Strahlen. Eigentlich war es wirklich schön hier, nur das alles so gleich aussah, dass ich noch nicht mehr Mal wusste, aus welcher Richtung ich gekommen war.
Verdammt! Hoffentlich würde ich überhaupt jemals wieder aus diesem Wald herauskommen.
Bevor mich die Verzweiflung überfiel, wandte ich mich wieder zu dem Bär, der immer noch dabei war, mehrere Fische zu essen.
Als er endlich fertig war, machte er ein Geräusch, das sich anhörte, wie ein Röpsen.
Also seine Tischmanieren waren wirklich nicht die Besten. Aber was sollte man schließlich auch anderes erwarten, er war schließlich ein Bär! Auch wenn er sonst manchmal so menschlich wirkte.
Plötzlich musste ich daran denken, dass, wenn er frische Fische gefangen hatte, hier in der Nähe ja auch irgendwo ein Bach oder so sein müsste.
„Gibt’s hier in der Nähe ein Bach?“ Die Frage war mir rausgerutscht, bevor ich über sie nachdenken konnte. Bären verstanden Menschen nicht, wahrscheinlich hatte er gestern Abend einfach nur meinen bittenden Blick gesehen und hatte sich vermutlich gedacht, dass ich wollte, dass er bei mir blieb.
Doch zu meiner kompletten Überraschung nickte er tatsächlich und jetzt konnte ich es nicht mehr verleugnen. Der Bär verstand mich eindeutig! Vielleicht waren Bären ja doch in der Lage zu verstehen, was Mensch sagten.
Ich versuchte nicht weiter darüber nachzudenken und folgte ihm lieber, da er schon ein paar Schritte vorausgegangen war und nun auf mich wartete.
Wir mussten nicht lange durch den Wald trotten und bald kamen wir an einen Fluss, dessen Boden man nicht sah, da das Wasser ziemlich hoch und trüb war. Bis an den Rand wuchsen Bäume und teileweise hingen ganze Äste im Wasser.
Vorsichtig näherte ich mich dem Ufer, zog meinen Sneaker aus und tauchte einen kleinen Zeh in das Wasser.
„Ah, das ist ja eiskalt!“ Bibbernd zog ich meinen Fuß wieder zurück und hörte den Bären kichern.
Mittlerweile hatte ich mich schon fast daran gewöhnt, dass er so menschlich war.
Doch da ich mich unbedingt waschen wollte, weil ich vermutlich ziemlich verdreckt war und stank, musste ich wohl oder übel in diesen Fluss steigen.
Also zog ich mir mein verschmutztes, ehemals rote, aber jetzt eher schlammbraunes, T-Shirt über den Kopf. Doch als ich nur noch im schwarzen Spitzen-BH vor ihm stand, fühlte ich mich irgendwie unwohl. Vielleicht war er ja ein Spanner.
Ach Quatsch! Jetzt drehte ich schon völlig durch. Das war ein BÄR! Der würde mich schon nichts weggucken.
Trotzdem drehte ich mich um und zog mich dann schnell weiter aus. Die schwarze kurze Hotpen warf ich ebenso auf einen Haufen, wie das T-Shirt und kurz darauf folgte auch die Unterwäsche.
Langsam steckte ich ein Bein in das Wasser und wiederstand dem Drang, es sofort wieder zurückzuziehen. Ich bibberte jetzt schon vor Kälte, doch ich zwang mich weiter rein zu gehen.
Als ich bis zu den Brüsten im Wasser stand, fing ich zitternd an, meinen Körper abzuwaschen. Damit ich nicht erfror, blieb ich in Bewegung und lief mit schweren Schritten durch das Wasser.
Da der Bär ganze Zeit kein Lebenszeichen von sich gegeben hatte, befürchtete ich schon, dass er gegangen war, doch als ich mich umdrehte, stellte ich erleichtert fest, dass er noch an Ort und Stelle stand. Sein Blick war starr auf meinen Oberkörper, nein auf meine Brüste, gerichtet und ein verlangender Blick lag in seinen schwarzen Augen.
Also doch ein Spanner! Ruckartig drehte ich mich wieder um, auch wenn ich wusste, wie dumm das war. Immer wieder rief ich mir in Erinnerung, dass das NUR ein Tier war. Und Tiere bespannten garantiert keine Menschen! Trotzdem fühlte ich mich unwohl, vor allem da der Blick mich an genau die Person erinnerte, vor der ich weggelaufen war!
Trotzig schüttelte ich meinen Kopf um die schlechte Erinnerung zu verdrängen und wusch mich weiter.
Doch als ich weiter ging, bemerkte ich, dass es auf einmal viel tiefer wurde und die Wasserströmung immer stärker. Schnell versuchte ich wieder ein paar Schritte zurück zu gehen, aber der Sog wurde immer heftiger und ich hatte nicht die Kraft gegen ihn zu gewinnen. Verzweifelt paddelte ich mit den Armen, doch die Strömung riss mich mit und ich verlor den Boden unter den Füßen. Verdammt! Und ich konnte doch nicht schwimmen! Panisch schrie ich auf und auf einmal hörte ich ein lautes Platschen. Doch ich konnte mich nicht umdrehen, um zu sehen, was das Geräusch verursacht hatte, denn ich war damit beschäftigt nach Halt zu suchen. Auf einmal entdeckte ich einen Ast, der ins Wasser hing. Mit letzter Kraft packte ich ihn und schloss meine Hände krampfhaft zu einer Faust. Nicht loslassen, bloß nicht loslassen! Die Erinnerungen kamen wieder hoch, nur war es diesmal nicht ich, die von der Strömung davon gerissen wurde.
Ängstlich kniff ich die Augen zusammen, ich wollte einfach nur weg hier!
Auf einmal wurde ich von dem Ast weggerissen und landete auf irgendetwas Flauschigem.
Ich traute mich, die Augen wieder zu öffnen und sah, dass der Bär mich abermals gerettet hatte. Das Flauschige, auf dem ich gelandet war, war sein Rücken und er trug mich jetzt sicher wieder ans Ufer.
Abermals fiel mir auf, dass er wirklich groß war, denn obwohl er auf allen vieren lief, ging ihm das Wasser nur bis zum Bauch.
Als er plötzlich einknickte, keuchte ich erschrocken auf und verkrallte mich in seinem silbernen Fell. Doch er fing sich wieder und endlich kamen wir am rettenden Ufer an. Dort ließ er sich vorsichtig nieder, sodass ich absteigen konnte. Irgendwie musste ich ihn dabei mit einem Kamel vergleichen, die knickten ihre Beine doch auch immer so komisch ein, um ihren Träger abzusetzen.
Mit Wackelpuddingknien rutschte ich von ihm herunter und landete auf dem weichen Boden. Dort blieb ich einfach erstmal regungslos liegen, um den Schock zu verdauen.
Als ich meine Augen einen winzigen Spalt öffnete, sah ich, wie der Bär wieder aufstand und sich schüttelte. Meine Mundwinkel verzogen sich ein bisschen nach oben, das sah einfach zu komisch aus. Sein nasses Fell stand von seinem Körper ab und die Wassertropfen flogen um ihn herum. Er sah aus wie ein nasser Hund, der sich schüttelte.
Mein Herz pochte noch immer unregelmäßig schnell in meiner Brust. Hoffentlich wurde das nicht zu Gewohnheit, mein armes Herz würde sonst wahrscheinlich irgendwann schlapp machen.
Ich atmete tief ein und aus und bemerkte, wie ich mich langsam wieder beruhigte.
Auf meinem Körper hatte sich eine Gänsehaut ausgebreitet und mir war ziemlich kalt, da ich immer noch nackt war.
Als ich hörte, dass sich der Bär neben mich plumpsen ließ, schlug ich meine Augen wieder auf und starrte direkt in seinen dunkeln Augen. Ich hatte nicht erwartet, dass er so nah sein würde.
Träge hob ich meine Hand und strich ihm über die nasse Schnauze.
„Danke, dass du mich schon wieder gerettet hast“, flüsterte ich und vergrub mein Gesicht in seinem warmen Fell.
Er prustete mir seinen heißen Atem auf die Haare und ich kicherte.
Irgendwie war ich gerade glücklich. Trotz den Geschehnissen von gestern. Das erste Mal seit langem, fühlte ich mich einfach nur geborgen und beschützt. Und das war etwas, was ich zuletzt richtig vor zehn Jahren erfahren hatte.
Ich kuschelte mich noch näher an ihn und die Hitze, die er ausstrahlte, wärmte auch mich.
Langsam fielen mir wieder die Augen zu und ich seufzte zufrieden.
Tag der Veröffentlichung: 01.03.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Meinen Lesern. :)
Und vielen, vielen Dank an so.perfekt für das schöne Cover ;)