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1. Unvergessene Zeiten

Die kühle Abendbrise strich um mein komplett verwuscheltes gelocktes braunes Haar, das wie ein Gestrüpp in meinem Gesicht, hin und her wirbelte. Sie verdeckten zwar meine Sicht auf den Mann hinter der roten Telefonzelle, bändigten sich aber wie von selbst schon zu einem Zopf und blieben an dem entsprechenden Platz stecken.

Der Mann, der lange Zeit hinter der Telefonzelle gestanden hatte, kam endlich hervor, zückte sein Mobiltelefon und rief irgendjemanden an. Ich wusste natürlich dass er vorhatte ein Attentat durchzuführen. Da war er heute nicht der Einzige.

Die zwei Männer hatten es direkt auf das Hauptgebäude von Central High in Cebron abgesehen. Es war der Stützpunkt für alle Touristen und Shoppingsüchtigen der umliegenden Kleinstädte und Dorfgemeinschaften.  Aber sie planten es nicht nur, weil sie im entsprechenden Moment das Geld im Wert von mindestens 1.800.000€ einkassieren wollten. Ihr Hass, gegen die Betreiber des Centers, währte auch aus einem einfachen Grund.

Das Geld, welches in diesem Center eingenommen wurde, spendete man mindestens einmal im Monat an die Banken in der Umgebung, da es viel zu unsicher in diesen Gegenden war so viel Geld an einzelnen Banken zu schicken. Für Beide war das also eine ziemliche Geldverschwendung.  Leider ist einer von ihnen ein ziemlich  fieser Gestaltenwandler und es würde mehr als riskant werden. Es würde katastrophal ausgehen wenn niemand etwas gegen diese Bestie unternimmt.

Und genau wegen diesen Umständen war mir, Cathia Ivy, dieser Auftrag anvertraut worden.

 

Damals, ich war fünf Jahre alt,  hatte ich einen Streit zwischen meiner Mutter und einem Freund meines verstorbenen Vaters namens Raymond mitbekommen. Dieser meinte, dass ich die Fähigkeit von meinem Vater geerbt hätte, paranormale Wesen zu sehen und mit ihnen kommunizieren zu können. Meine Mutter hielt das erstmals für lächerlich. Ich hatte dazu meine eigene Ansicht, da mir meine Fähigkeiten nicht verborgen geblieben sind und meine Mum das wusste. Sie ging nie weiter darauf ein,weil sie dachte, dass diese Fähigkeiten irgendwann wieder verschwinden würde.

Unerwartet später kam dann aber schließlich der Tag, an dem sie starb.

Mit 8 Jahren ungefähr, ich kam aus der Schule und wollte gerade meine Hausaufgaben in der Küche machen, hörte ich es daraus scheppern. Ich ging nachsehen. Was ich da sah, wollte ich in den vielen Jahren eigentlich erfolgreich verdrängen. Doch es ging einfach nicht, weil es schrecklich war was für ein Anblick sich mir bot. Es war wie eingebrannt, wie als würde man einen Stempel nehmen und auf einem Blatt Papier hinterlassen.

Meine Mutter hing kopfüber von der Decke. Ihr Gesicht war schneeweiß, sie hatte schon zuviel Blut verloren. Sie bewegte sich kaum noch, das letzte bisschen Lebenssaft tropfte auf den weißen Fliesenboden, der sich schon von dem ganzen Blut schon rosa gefärbt hatte. Ich hörte es wieder scheppern. Laut und eindeutig vernehmbar. Diesmal kam es aber aus der Vorratskammer. Langsam schlich ich mich auf Zehenspitzen bis zu der blauen Vorratskammertür. Dann ging sie plötzlich, ohne Vorwarnung, auf. Mein Herz blieb für eine Minute stehen. Weil ich das Wesen sah, was aus der Vorratskammer hinaus spazierte. Es war ein Wesen was ich noch nie zuvor im meinem Leben gesehen hatte. Seine Haut war stark behaart, gleichzeitig noch menschlich. Es wandte sich mir zu, beäugte mich mit einem gierigen gelben Blick, den ich heute noch in einem meiner vielen Alpträumen sehe. Es war schrecklich und doch irgendwie.... faszinierend. Damals dachte ich, es sei ein Werwolf gewesen, doch da lag ich gottverdammt nochmal falsch.

Ich hatte zumindest erwartet, dass mich das Wesen angreifen und genauso abschlachten würde wie meine Mutter die an der Wand hing. Tat es aber aus irgendeinem unerklärlichen Grund nicht. Es schien mich irgendwie zu kennen. Es starrte mich mit einem Interesse an als all die anderen finsteren Kreaturen denen ich schon begegnet war. Stattdessen stieß es plötzlich das Fenster auf und sprang aus dem 20. Stock!

Also das konnte wirklich keiner überleben, nicht mal so ein Tier wie er. Da hatte ich mich natürlich zutiefst getäuscht. Als ich nach unten sah, war er verschwunden.

Auf und Davon in die Dunkelheit.

Instinktiv drehte ich mich um. Es war ein furchtbarer Anblick, wie meine Mutter wie ein Schlachtkalb kopfüberhängend über dem Küchenboden baumelte. Ich setzte meine müden Beine in Bewegung, lief  schnell zu ihr hin und holte sie hinunter. Etwas Leben war noch in ihr, als ich sie an meine kalte Brust drückte. Sie wollte noch versuchen irgendwas zu sagen. „Räch dich für unsere Familie…solange du es noch kannst…such das Böse und zerstöre es Cathia. Bring dein altes Leben wieder zurück. Ich bin so stolz auf dich meine Tochter “. Damit verstummte sie abrupt  und erschlaffte in meinen Händen. Eine Träne kullerte aus ihren Augen, dann war es still. Sie war tot.

Aber, wie sollte ich mein „altes“ Leben denn zurückholen? Hatte ich den schon vorher gelebt? Irgendwie in einer mir unbekannten Realität existiert?

Plötzlich bemerkte ich eine starke Aura die jede Faser meiner Haut durchströmte wie ein Windzug.

Diese Aura kam so überraschend, dass ich erst mal fast umgeflogen wäre, hätte ich mich nicht in letzter Sekunde in einer unserer Küchenstühle verkrallt. Langsam drehte ich mich um.

An der Tür lehnte ein Mann mit blonden kurzen Haaren. Sein Gesicht war so wunderschön wie der Mond selbst, die Augen glänzten lila, seine Züge, markant aber geradezu perfekt anliegend, sein Körper von Muskel nur so umspannt. Seine Jeans war zerrissen. Es glich eher einer Boxershorts als einer Jeans. Sein T-Shirt sah genauso aus. Zerrissen. Zerfetzt. Zerschnitten.

Ich war in diesem Moment eher mit meiner Mutter beschäftigt gewesen als nach Besuch Ausschau zu halten. Trotzdem überkam mich eine Woge der Erleichterung dass es niemand anderes war. Schon komisch alles.

Er schaute mich aus seinen unergründlich tiefen Augen an.

Neugier erweckten seine Augen. Aber da war auch ein bisschen Angst.

„Wer sind sie? Und wie sind sie hier reingekommen?“, fragte ich mit einer merkwürdig laut und kratzenden Stimme.

Er lächelte. Passte gar nicht zu seinem so starken Aussehen.

Wer ich bin? Ich heiße Michael William Green. Zufälligerweise stand die Haustür auf, da habe ich auf einmal Krach gehört und ich wollte mal nachsehen was los ist“, antwortete er mit einem Grinsen.

„Mist, ich hatte vergessen die Tür vorher abzuschließen“, dachte ich. Zu dumm. Anfängerfehler Nummer 1: lasse niemals eine Tür offen stehen.

„Das mit deiner Mutter tut mir sehr Leid, Cathia“, sagte er und das Grinsen war wie weggewischt. Einfach verschwunden. Woher kannte er mich auf einmal?

Doch er hatte damit wirklich einen wunden Punkt getroffen. Der Schmerz der vergangenen Minuten kroch empor und ließ die verräterischen Tränen aufsteigen. Ich begann auf einmal zu weinen. Das salzige Wasser rann mein Gesicht hinunter, es brannte auf der Haut wie Feuer, meine Sicht wurde durch sie vernebelt. Es nahm mich sehr mit, dass meine Mum ausgerechnet so brutal vor meinen Augen  abgeschlachtet wurde. Wir hatten uns immer total gut verstanden. Zwischendurch mal kleine Meinungsverschiedenheiten gehabt. Und jetzt sollte das vorbei sein?

„Soll ich jemanden rufen?“, fragte Michael. „Nein, danke“, antwortete ich halb schluchzend und wischte mir mit meinem Pulloverärmel die Tränen weg. Es war wie in einem schrecklichen Alptraum. Das, wovor du dich am meisten fürchtest, wird eines Tages Wirklichkeit. Zu dumm das so etwas wirklich ging.

„Ich wusste es“, bemerkte Michael zufällig und kam näher auf mich zu. „Ich spüre das ganz deutlich. Du hast diese Fähigkeiten. Hast du das noch nicht bemerkt?“.

Ich wusste von was er sprach, dennoch war mir noch nicht bewusst wie unnormal ich später zu den anderen Menschen wurde.

Ich konnte Dinge sehen die sonst niemand sehen konnte geschweige denn Dinge fühlen die sonst nur in Filmen wie Paranormal Activity vorkamen oder so ähnlich.

Und doch…war das alles pure Realität.

Seit ich klein war.

Weil ich mit ihnen reden, sie verstehen konnte und ihnen Trost spenden durfte.

Selbst die Bloody Mary hatte mir mit vier Jahren im Badezimmer einen Besuch abgestattet. War eine sehr nette Unterhaltung gewesen in der es um ihre tatsächliche Todesursache gegangen ist. 

Der Mann mit den lila schimmernden Augen war meiner Meinung nach auch nicht ganz normal. Also jedenfalls sah er nicht so aus.

„Michael… du bist auch nicht so normal wie du aussiehst, oder?“

Verlegen schaute er mich an. Dann drehte er sich mit dem Rücken zu mir um und verschränkte die Arme.

„Nein, Cathia, bin ich ganz und gar nicht. Nicht mal ansatzweise und du bist es auch nicht. “

Die Antwort schoss sofort in meinen Kopf. Es war total einfach. „Er war ein Vampir, ein sehr mächtiger sogar“.

Ich merkte dass er ein Lächeln aufsetzte.

„So schnell hätte ich deine Antwort nicht erwartet“, meinte er, drehte sich wieder um und stand jetzt einen Zentimeter vor mir. „Aber bei deinem Wissen und den geschulten Augen und Sinnesorganen wundert es mich nicht mehr“. 

Ich war erstmal total überrascht dass er meine Gedanken lesen konnte. Viele Vampire konnten das bei mir nämlich nicht.

„Irgendwann, werde ich zu dir zurückkommen Cathia Ivy. Und dann werde ich dir helfen dich an diesem Monster zu rächen das deine Mutter getötet hat. Bald wirst du die ganze Wahrheit erfahren. Doch es wird noch dauern.

Du kennst mich, auch wenn du dir nicht bewusst bist woher.

Lebe Wohl, Cathia Ivy, bis wir zu dem Tag an dem wir uns wiedersehen“.

Somit ging Michael zum offenen Fenster und ließ sich geräuschlos nach unten fallen. Ich wusste auf irgendeine Art und Weise dass er nicht sterben würde. Als wäre ich mit ihm verbunden, mit einen Band das niemals reißen würde.  Auf einmal, so schien es mir, keimte das Gefühl auf ihn schon Jahre zu kennen bloß woher?

Nach einer Stunde nahm ich mir ein Herz, schleifte meine Mum auf einen Küchenstuhl. Ihr Blick sagte vieles. Die Todesqual die sie erlitten hatte zeichnete sich durch ihre Schnittwunden wieder. In den restlichen paar Stunden verbrachte ich damit meine Mutter vom Blut zu befreien, dass blutbefleckte Arsenal auf dem Boden sauber zu machen und ein paar Erinnerungen durchzugehen. Ich verbrachte mindestens viereinhalb Stunden in der totenstillen Küche zusammen mit meiner toten Mutter, bis Raymond kam, mich und meine Mum sah und die Polizei anrief. Kurze Zeit nach dem Prozess, beschloss man dass ich zu meiner Tante in Meremen sollte. Sie war meiner Mutter zu ähnlich, da sie Zwillingsgeschwister sind. Selbst ihren Kleidungsstil hatte sie von meiner Mum übernommen. Was für Zufälle das Leben mit sich brachte. Als wäre meine Mutter wiedergeboren worden.

 

Das kleine verschlafene Städtchen Meremen, in dem meine Tante lebte, erinnerte mich an die Zeit in Sherwood. Es lebten weniger als 175 Einwohner hier. Der Bürgermeister war ein molliger Mann mit einem graziös sitzenden Bart. Wenn ich in Meremen war, hatte ich mich häufig über ihn lustig gemacht. In der Gegend wurde er gemocht, weil er viele seiner Versprechen auch gehalten hatte. Also war er auch ein ehrlicher Mensch.

Alles in einem war Meremen der perfekte Ort um die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Nur langsam konnte  ich mich an das rege Stadtleben und deren Vielfältigkeit gewöhnen. Ungefähr zwei Jahren nach dem Tod meiner Mutter fing ich an, Geister, Vampire und Kreaturen der Unterwelt zu jagen, zu fangen und über den damaligen Mörder auszufragen. Ich informierte mich gründlich über Waffen, Tötungsrituale, Arten von Dämonen und Neuentwicklungen von Mythen. Langsam stellte man fest dass sich auch zahlreiche Kreaturen von Zeit zu Zeit weiterentwickelt hatten und sich der Gesellschaft anpassen konnten.

Aber bis heute habe ich nicht die leiseste Ahnung, wohin Michael gegangen sein könnte bzw. wohin die bösartige Bestie verschwunden ist. Aber eins wusste ich; das irgendwann, egal ob es mit meinen heutigen 19 oder späteren 95 Jahren war,  ich mit irgendjemanden dieses Wesen entdecken und zur Strecke bringen werde. Ob es mit ihm war oder nicht.

Heute jagte ich immer noch allein aber erfolgreich. Den Name des damaligen Fremden hatte sich in meinem Kopf eingenistet genauso sein Aussehen. Dass war mir nie aus dem Kopf gegangen, da er der erste nette Vampir war der mich nicht angegriffen hatte. Aber dennoch musste ich ihn aus meinem Kopf verdrängen.

Jeder einzelne Gedanke sah wie ein Mosaikteil aus.  Jedes Teil passte an das andere wie ein Puzzleteil. Doch die Grundteile des Ganzen auf die ich mich spezialisiert hatte waren Geister, Vampire und Paranormale Wesen. Das andere rückte vollständig in den Hintergrund meines Kopfes, weil es unnötig war. Alles wurde irgendwie ausgeblendet, weil ich diese Gedanken nicht brauchte. Was ich brauchte, wo meine Schmerzgrenzen lagen…alles was ich zum Leben  brauchte.

Gefühle, Wünsche,  bestimmte Personen…wurden einfach im Kopf ferngehalten.

Bloß das Streben nach Rache zählte für mich. Und doch fühlte ich mich allein, ausgegrenzt. So als gehöre ich nicht in diese große Welt. Als wäre ich von einem anderen Planeten. Als wäre ich selbst eins dieser übernatürlichen Wesen. Doch das, spielte in diesem Moment keine entscheidende Rolle für mich.

Ich gehörte heute einschließlich zum Ministerium für ungeklärte Fälle. Zwischendurch jage ich Seelen wie auch Vampire oder andere Wesen die nicht dem menschlichen Standbild entsprachen. Diese Arbeit gehörte zu dem was ich noch so verrichtete. Leichen wegschaffen, Opfer begraben, Personen  bestimmte Ereignisse aus dem Gedächtnis löschen. Natürlich sah man mich auch als Übernatürlich an. Das war klar bei den rot- gelben Augen die sonst nur Vampire hatten, diese Fähigkeit sich unsichtbar machen zu können von den Ghulen, die Gabe mich in ein Tier verwandeln zu können von den Gestaltenwandlern, den ausgezeichneten Geruchssinn und die Umwandlung des Mondlichtes in Energie von den Werwölfen. Also war ich sozusagen eine Art Mischlingsdämon. Perfekt um die eigene Art auszurotten.

Sonst war ich eine ausgezeichnete Schülerin durchschnittlichen Ranges an einer Elite- Einheit. Meine Hobbies: lesen, jagen und verfolgen. Drei Dinge die ich halt jeden Tag, 24 Stunden täglich unternahm. Für mich reichte das schon.

Essen..? Zwei bis dreimal in der Woche. Mein Essen ist ja auch nicht gerade normal. Freizeitgestaltung? Das Zerstören von tausenden Wesen die schlimme Taten begangen haben. Ich war praktisch dazu verbannt worden solches Gesindel umzubringen.

Herzlichen Glückwunsch! High Five an die untote Gesellschaft!

Ich wandte mich um, weil ich mich die ganze Zeit schon beobachtet fühlte. Drüben stand ein blondhaariger Mann, der ein T-Shirt trug was halb zerfetzt als normal aussah. Seine Jeans glich eher einem Fetzten als einer Hose. Er hatte eine Größe von ungefähr 1.72 m, starke Statur. Seine Augen blitzten im Sonnenlicht lila auf. Er war ein Vampir, seine Aura konnte ich als ein elektrisches Knistern wahrnehmen. Unentwegt starrte er mich aus den Augenwinkeln an. Wie lange stand er da eigentlich schon? Eine Stunde? Vier? Ich wusste es nicht und wollte mir auch erstmal keine Gedanken darüber machen, da ich ein anderes Ziel im Auge hatte und außerdem meine Konzentration bei was anderem sein sollte als bei diesem Typen.

Ich drehte mich wieder zu meinem Zielobjekt um, erhob mich und ging geradewegs zum Center um den Feind endlich zu überführen.

 

In einem Abstand von zehn Metern näherte ich mich der Frau. Sie schlich mit einer ziemlich elegant aussehenden Art an den Feind heran. Wie eine Katze an sein Opfer. Seine erfolgreiche Beute. Sie schien sehr viel Erfahrung damit gemacht zu haben sich an öffentliche Dinge anzuschleichen, allgemein so beweglich zu sein und sich anzupassen. Das gab mir zu denken.

Plötzlich drehte sie sich um. Blitzschnell lehnte ich mich an einen Pfosten und nahm mein Handy zur Hand. Aus dem Blickwinkel beobachtete ich ihr Gesicht. Irgendwoher kannte

ich sie doch, aber ich wusste nicht woher. Vielleicht eine kurze Bekanntschaft oder ein Zusammentreffen? Wer weiß.

Auf jeden Fall sah sie sehr hübsch und attraktiv aus. Mit den hasselnuß-braunen lockigen Haaren. Den rot-gelb getönten Augen. Rot-Gelb? Das überraschte mich jetzt schon ein wenig. Da eigentlich nur die seltensten Unterweltwesen diese Augenfarbe hatten. War sie ein anderes Wesen? Ein Vampir vielleicht?

Eine Aura konnte ich aber deutlich spüren aber es war keine Vampiraura. Ob diese von ihr kam wusste ich nicht. Sie war ja nicht die einzige die „Unmenschlich“ ist. Deshalb beobachtete ich sie wie ein Wissenschaftler sein Forschungsobjekt: kühl und sachlich.

Sie erhob sich und ging mit zielsicheren Schritten auf das Center zu. Schließlich nahm ich mir ein Herz, sofern es noch schlug und machte es ihr nach. Nach meinem Geschmack war das Center ein bisschen zu groß für diese Stadt. Da es aber das einzige Zentrum war, was dieses Dorf hatte, konnte man nichts gegen den Abriss tun.

Es kam mir ein bestimmter Gedanke: Die Frau würde wahrscheinlich die zwei Attentäter auch verfolgen. Soviel stand schon mal fest, sonst wäre sie ja nicht hier. Auch sah sie nicht danach aus als würde sie shoppen gehen wollen. Und doch kam sie an die Sicherheitsschleuse vorbei, was so ziemlich unmöglich war. Raffiniert von ihr. Ich hatte eigene Methoden die Dinge in etwas reinzubringen das nicht reingehörte. Aber wie konnte sie so etwas denn wissen? Eine weitere Frage die ich erst am Ende vollauf beantworten konnte wenn ich sie gefangen hab.

Konnte sie es denn wissen?  Ich wusste schließlich dass sie ein ganzes Waffenarsenal bei sich trug. So viele Waffen unterzubringen war fast unmöglich. Wenn man Dinge dort hinein steckte wo man sie am wenigsten erwarten würde. Aber gleich 20 Waffen? Das fand ich total merkwürdig und riskant.

Da machte es im Kopf klick. Endlich begriff ich dass sie das Mädchen mit „diese Gabe“ war. Wie ungeschickt von mir das nicht bemerkt zu haben. Alles verband sich zu dieser einen Geschichte, die mich an ein Mädchen erinnerte, dessen Leben länger war als ihr selber heute bewusst ist…

 

 

Ich betrat das Zentrum des riesigen Gebäudes. Es war ziemlich groß für so ein kleines Dorf wie Cebron. Aber sonderlich wundern tut es mich, dass der Mann von vorhin, den Entschluss gefasst hatte, mich zu verfolgen.

Er kam mir trotzdem so bekannt vor…ich wusste selbst nicht woher. Ob er mal ein Gespräch mit mir hatte? Oder eine Begegnung? Ich wusste es selbst nicht.

Zielstrebig ging ich dem Mann mit dem graubraunen Mantel hinterher. Er war circa 1.68 m groß, kurz geschnittenes dunkelbraunes Haar. Eine kräftige und muskulöse Statur. Auf jeden Fall war er nicht normal soviel stand fest, er war der gesuchte Gestaltenwandler. Und doch sah er wahrhaft wie ein Mensch aus. Verdammt das würde problematisch werden.

Ich trug allerlei von Waffen, die ich heute Morgen frisch sauber gemacht und sortiert hatte bevor ich hierher kam. Es war einfacher als einfach gewesen an den Sicherheitsleuten vorbeizukommen. Du musst deine Waffen nur so gut verstecken, dass jemand anderes sie nie finden kann. Mehr als professionell. 

Der Platz des Attentats sollte das einzige Bankhaus in Cebron Central High sein. Der ideale Platz zum Unruhe stiften, was wie perfekt für einen Freitagnachmittag im Juni passte. Die Sommerferien fingen nächste Woche an und viele Eltern schicken ihre Kinder in Ferien- und Sommercamps. Dafür mussten sie noch das ganze Material kaufen. Und dieser Tag war sehr geeignet dafür vielleicht 10.000 Geiseln umzubringen. Man machte sich nur aus dem vielen Geld etwas, ist doch auch egal wenn man mal so eben paar tausend Sterbliche umbringt!

Der Mann mit dem langen graubraunen Mantel blieb stehen und drehte sich um. Schnell zog ich eine Zeitung aus meiner Tasche, setzte mich auf die nächstgelegene Bank und las. Er schaute mich mit einem vielsagenden Blick an, beachtete mich dann nicht weiter, ging gelassen wieder die geplanten Wege. Besser für mich, wie gesagt. Entweder du wirst nicht entdeckt oder du stirbst in Sekundenschnelle ohne dein letztes Gebet zu hauchen.

Es war nun Zeit die Bank und die fast 10.000 Leute zu retten. Jetzt musste alles glatt laufen. Mir kein einziger Fehler unterlaufen.

Schnell flitzte ich zum Beautyshop „Flairstyle“. Dort erwarteten mich die dichten Heizungsschächte, die erfolgreich zu der richtigen Bank führten. Ich stieg hinein, holte meine Karte heraus und los ging die Suche nach den entsprechenden Abbiegungen. Ich kroch schnell, mit dem Gewissen, dass es diesmal eine völlig andere Rettungsaktion werden würde, als die letzten zig Male die ich schon miterlebt hatte.

 

 

Ich sah wie sie plötzlich rannte und in den Heizungsschächten des Einkaufcenters verschwand. Jetzt ging es erstmal richtig los. Auch ich hatte den Mann in dem langen graubraunen Mantel verfolgt. Er hieß James Morris, 37 Jahre, 1.68m groß, kurz geschnittenes dunkelbraunes Haar, Gestaltenwandler und Mitglied des Harusana- Zirkels. Wenn man gute Informationsquellen und Kontaktpersonen hatte kam man auch sehr gut an Informationen von bestimmten Personen heran.

Der Harusana- Zirkel war eine Organisation die sich ausschließlich mit Menschen beschäftigte und sie als Versuchskaninchen missbrauchte. Sie wollten eine weitere Spezies erschaffen, die die Menschen abschaffen soll. Sie nennen sie „Herinusa“. Eine Mischung aus Gestaltenwandler und Werwolf. Diese sollten stärker sein als die Hybriden. Selbst stärker als die uralten Meistervampire.

Sie wollen die Weltherrschaft, aber nicht nur das: sie wollten alle Vampire; Werwölfe; Ghule und Geister aus der Umgebung unterwerfen. Und dafür brauchen sie Geld für ihre Forschungszwecke. Das bekamen sie nur hier.

Ich wusste dass das Ziel dieser Frau in der Bank sein sollte. Sie wusste bestimmt auch dass einer der beiden Attentäter ein Gestaltenwandler ist. Wie viel weiß sie noch? Und wenn ja, wofür sind dann die ganzen Waffen? So viele Fragen die man sich nur wegen einer Frau stellte. Einfach nur lächerlich so was.

Damals, als ich noch ein Jungvampir war, musste ich zuschauen wie eine Mutter vor den Augen ihrer Tochter getötet wurde. Die Tochter hieß Cathia Ivy und bis heute hatte sie sich kaum verändert. Sie tat mir wirklich leid. Cathia war damals acht als es passierte. Sie zog danach zu ihrer Tante. Ich kannte sie sehr gut, denn Amanda ist meine Patentante. Einmal war ich bei ihr zu Besuch gewesen. Cathia hatte gerade auf der Couch geschlafen. Amanda meinte ihre Schwester, Emilia Ivy, die Mutter von Cathia, wurde ermordet. Ich hatte ein ziemlich schlechtes Gewissen da ich daran Schuld war das sich dieses Monster ihre Schwester gekrallt hatte. Ich beteuerte mein vollstes Mitgefühl, erzählte ihr aber nicht, dass ich dabei gewesen bin als ihre Schwester starb und ich nichts für sie tun konnte. Würde sie nämlich erfahren dass ich ein Vampir bin, dann wäre ich total aufgeschmissen, da die Familie Ivy einer der berüchtigtsten Jäger von paranormalen Wesen ist und das schon seit mittlerweile 250 Jahren.

Irgendwann muss Cathia es erfahren. Wenn nicht heute dann gar nicht mehr.

 

An der Bank war ich schon einmal angekommen. Und natürlich war ich auch schneller als der Mann gewesen. Unbemerkt ging ich hinein. Fünf Informationszentralen zierten den Eingang von „Secorbio Scott Bank“. Dahinter saßen jeweils drei Frauen und zwei Männer. Wie gerecht das heutzutage war wenn man bedachte dass die Frauen immer unterjocht wurden bzw. wir Frauen immer den ganzen Mist machen mussten.

Zügig ging ich zu der blondhaarigen  Beraterin die sich gerade die „INTouch“ anschaute. „Entschuldigen sie bitte“, sagte ich zu ihr. Sie wandte ihren Blick von der Zeitschrift und schaute mich mit ihren blaugrauen Augen uninteressiert an. „Was gibt’s?“, antwortete die Blondhaarige gelangweilt. „Ist gerade der Geschäftsführer in der Nähe?“.

„Hier bin ich doch“, sagte der Geschäftsführer freundlich und gab mir seine Hand. Ich nahm seine Hand, schüttelte sie kurz und wandte mich von der gelangweilten Beraterin ab. „Ich möchte kurz mit ihnen sprechen, Mr. Johansson“, meinte ich. Er sah auf einmal ziemlich geknickt aus, behielt sein Lächeln jedoch bei und lotste mich zu seinem Büro. Die Drohbriefe die er vor ca. 10 Wochen erhalten hatte, verunsicherten ihn total. Gemacht hatte er nichts. Ich setzte mich und sah mich erstmal um. Ein Aktenschrank, ein Tisch, zwei einfache Stühle, zwei Topfblumen…sehr originell.

„Na dann, Miss…wie heißen sie denn eigentlich?“. „Miss Horning, wenn ich bitten darf, Mr. Johansson“, sagte ich freundlich zu ihm gewandt. Horning war der Nachname meines Vaters gewesen. Besser für mich, da ihn niemand kannte.

„Gut Miss Horning, was kann ich für sie tun?“, fragte er jetzt ein wenig mürrisch. Er schien wirklich wegen dem Geld in Stress zu stehen. Es fehlten noch 264 Dollar die er von 1.736.000 bezahlen musste. Ist das Geld bis heute nicht komplett, geht der Laden mit den 10.000 Leuten im Center in die Luft, so die Drohung des sterblichen Attentäters.

Woher ich das wusste? Wenn man sich mit ungeklärten Fällen beschäftigt, stößt man auch zufällig auf Fälle, die erst vor kurzen aufgegeben wurden. Und da muss man sich doch damit einfach mal beschäftigen, egal ob man grad andere Fälle hat oder nicht.

„Wissen Sie, es geht um die Drohbriefe und das heutige Attentat, Mr. Johansson“.

Ich liebe es wenn Leute so dämlich guckten wie der Typ vor mir gerade. Denn viele scheinen irgendwie erstaunt zu sein, dass ich am Ende alles wusste. Gut das war ja auch nichts Neues. Wie und wann etwas passierte und so weiter, die ganze Palette. Na gut, sie waren ja auch nicht vorgewarnt worden oder so. Diese Momente waren immer wieder „legendär“ wie Barney Stinson sagen würde.

„Sie wissen davon?“, sagte er schockiert. Ich nickte bestätigend.

„Ich würde ihnen gerne helfen wollen, damit nicht tausende von Unschuldigen ihr Leben lassen müssen. Deshalb habe ich einen Vorschlag für sie: entweder sie nehmen jetzt das restliche Geld an und versuchen die vielen Menschenleben zu retten die hier unwissend umherstreifen oder sie verbringen damit sich verfrüht auf ihren Tod vorzubereiten. Sie haben jetzt die Wahl zwischen Leben und Tod, Mr. Johansson“.

Er schluckte. Um Menschenleben zu retten gehen Sterbliche bis zum tiefsten Tiefpunkt: das Grab.

„Haben sie denn das nötige Geld dafür?“, fragte er misstrauisch.

Der gelbe Kuvert den ich auf den Bürotisch knallte, genügte anscheinend alle mal.

„Gut, folgendes: der Typ der sie bedroht ist kein Mensch. Er ist ziemlich unnormal. Er kann  sie täuschen, nur zur Info. Ich werde mich im Heizungsschacht, über dem Büro verstecken. Sie müssen versuchen ihn 10 min lang hinzuhalten. Es wird blutig werden, ich warne sie vor. Versuchen sie schnellstmöglich irgendwo rauszuklettern. Wenn ich in 30 Minuten nicht mehr draußen erscheine rufen sie die Nummer an die in dem Kuvert enthalten ist. Schaffen sie das?“.

Fragend schaute ich ihn an. „Ja, ich werde das hinkriegen“. Der Typ schien noch gar nichts zu begreifen, dennoch schien er entschlossen zu sein dem Unheil ein Ende zu setzen. Damit gab ich mich erstmal zufrieden. Falls der Plan nach hinten losging, hatte ich einen Plan B. Und der sah noch brutaler aus als der erste. Denn da musste ich meinem Gegner in die Augen schauen. Das würde mir gar nicht gefallen aber was tut man nicht alles für die Sterblichen heutzutage.

Ich stieg wieder in den stickigen Heizungsschacht und wartete auf den Mann mit dem graubraunen Mantel, den Gestaltenwandler, stillschweigend und so ruhig, dass man wahrscheinlich hören konnte wie eine Stecknadel zu Boden fiel, so still wie der Moment,  wo die Frau bei Dead Silence kurz vor dem Tod gestanden hatte.

 

Langsam begann ich zu verstehen warum sie hier war und weshalb. Sie wollte dieses Wesen zur Strecke bringen und ihrer Vergangenheit nachjagen. Ich hatte ihr damals in der kalten Küche versprochen zu helfen sich an dem Monster zu rächen. Ich war aus Angst nicht wieder aufgetaucht. Bis zu dem heutigen Tag in dem Shoppingcenter, vor der Bank, in der sie in einem Heizungsschacht hockte und auf ihr Schlachtopfer wartete um es umzulegen.

Acht Jahre ist das jetzt glaub ich schon her. Und heute traf ich sie als Wesen von 19 Jahren wieder. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte sie sich vom Äußeren und Inneren sehr verändert wie ich bemerkte. Sie war zur perfekten Kampfbestie mutiert. Ihre Fähigkeiten hatten sich seit unserem letzten Zusammentreffen stark verbessert und sie scheint sehr hart zu trainieren. Zugegebenermaßen fand ich sie auch ziemlich aktraktiv wenn ich das so sagen darf. Jedes Model wäre für diese Schönheit in die Hölle gegangen. Einer so gut bewaffneten und ausgerüsteten Dämonin sollte man nicht ins Beuteschema geraten, sonst könnte es sein das man mal so eben ausradiert wird. Vor allem wenn man erst nach acht Jahren wiederkommt und ihre Veränderung erst nach dem zweiten Blick sieht. Doch ihr Aussehen war mir nicht unbekannt. Ihre Schönheit hatte sie tatsächlich von ihrer Mutter, einer Märtyrerin die sich in jedem Kampf bewährt hatte, egal welcher Krieg es auch gewesen ist.

Zur Bank war ich inzwischen schon gekommen. Wenn ich nichts tat würde Sie mit den 10.000 Menschen mit sterben und so weit wollte ich es erst gar nicht kommen lassen.

 

 

2. Lebe, Liebe oder Sterbe für die Ewigkeit

Ich brauchte nur fünf Minuten zu warten bis der Kerl endlich durch diese beschissene Bürotür kam. Er sah auf den ersten Blick ganz normal aus. Ich hoffte, dass der nette Bankierchef seinen Blick nicht nach oben wenden würde, dort wo ich schweigend lag und darauf wartete, dass er endlich zu Potte kam.

Schweigend setzten sie sich. Dann begann der eine Kerl zu reden. Er sprach von der Geldsumme und ob er es hinbekommen hatte sie aufzutreiben. Ich musste aufpassen, denn es trieb sich noch ein zweiter Täter rum. Der würde mir in irgendeinem Moment zum Verhängnis werden wenn ich nicht schnell handelte.

Etwas verriet ihn dennoch: er hatte das Zeichen auf dem Nacken. Ein dünner Sichelmond in der sich ein H hangelte. Bingo! Wenn das nicht wäre, könnten wir Jäger, die mit Paranormalen Dingen tagtäglich konfrontiert wurden, nicht mal erkennen was Mensch & was Gestaltenwandler ist. Unser Auftrag lautete immer wie folgt: “Verfolgt sie und bringt sie bloß lebendig hierher“

Meist war ich erfolgreich. Denn viele hatten schon den Weg zur Organisation halbwegs überstanden ohne dass ich sie erschießen musste.  Eine ordentliche Warnung reicht dann eben auch mal aus.

Ich wollte dass er seine wahre Gestalt enthüllte, deshalb zog ich meine Waffe aus meinem Hosenbund und richtete sie auf den Gestaltenwandler. Sie sah aus wie einer dieser Paintball Pistolen.  Funktionierte aber wie ein Maschinengewehr und war so leise, das man meinen könnte man schieße Giftpfeile ab oder sie hätte einen Schallabdichter. Sekundenschnell raste das kleine Geschoss in die Schulter des Ghuls und blieb stecken. Darin war ein Gift das ihn eigentlich töten sollte. Aber nur eigentlich. Erst schmiss er sich volle Kanne auf den Boden, er wimmerte nur so, weil das Gift sich in seinem Körper weiter ausbreitete aber dann wurde er still und zog den Pfeil wieder aus seiner Schulter heraus ohne mit der Wimper zu zucken. Ich konnte es gar nicht glauben so schnell ging das. Der Meinung war auch der sich versteckende Bankchef.

Dann schaute er sich skeptisch im Zimmer um. So ruhig wie möglich kroch ich ein Stück den Heizungsschacht zurück bevor ich lauschte. Es war still geworden. Ein wenig zu still.

Plötzlich, so hatte ich das Gefühl, begann sich das Metall zu erhitzen. Er hatte mich also erkannt. Wahrscheinlich an meiner Aura. Entweder wollte er dass ich verbrenne oder er wollte dass ich mich freiwillig ergebe. Ich hatte also keine andere Auswahl als meinen Plan B in die Tat umzusetzen.

Ich entschied mich herauszukommen, mich aber dennoch nicht freiwillig zu übergeben. Das hört sich schwierig an aber eine Sache hatte ich im Petto. Auch wenn es bedeutet das ich wahrscheinlich sterben werde und der Welt den Rücken zukehren würde. Ich dachte nur: sich erwärmendes Dynamit.

 

Es war nur ein Bruchteil einiger Sekunden als ich erfasste wer vor mir lief. Der zweite Täter. Endlich habe ich diesen Typen entdeckt ohne einmal auf meinen Pager schauen zu müssen. Neue Rekordaufstellung. Jetzt blieb nur noch ein Problem: wie sollte ich ihn unbemerkt umbringen? Ganz einfach: ich hypnotisierte ihn einfach. Somit brauchte ich ihn nicht mal umzubringen sondern konnte ihm mitteilen sich nicht mehr daran zu erinnern was er getan hatte. Er sollte sich schließlich selbst umbringen. Klingt hart aber gehört irgendwie zu meinem Job. Ich ging ihm hinterher. Anscheinend schien er nichts zu bemerken. Ich war jetzt ganz in seiner Nähe. Vorsichtig tippte ich ihn an die Schulter, woraufhin er sich umdrehte und ich ihn mit meinem Blick hypnotisierte. Ich hasste diese Art Leuten zu sagen was sie tun sollten, doch es gehörte zu dem Ziel welches ich schließlich verfolgte. „Du gehst jetzt schön brav die Rolltreppe herunter und vergisst warum und weshalb du hier bist. Und du gehst nach Hause, schließt alles ab und zündest dein Haus mit dem Benzin an was in deiner Garage steht. Danach legst du dich in dein Bett und fällst in einen tiefen Schlaf. Nun geh“. Ich erlöste ihn von der magischen Wirkung dessen, was ich vollzogen hatte, in der Hoffnung er möge gehorchen damit ich ihn nicht abschlachten musste sondern er es selbst fertig brachte. Prüfend musterte er mich, von oben bis unten, drehte sich dann abrupt zur Rolltreppe um und ich sah ihn wie er das Center verließ. Damit hätten wir schon mal einen aus dem Schneider und nur noch einen den ich kriegen musste. Bleibt nur noch der, der sich in dem Büro an Cathia ranmachte. Sie zu retten und gleichzeitig lebend aus der Situation zu kommen erforderte ein großes Maß an Nerven und Selbstbeherrschung. Für einen Vampir war das mehr als schwer und tödlich. Wie eine leichte Matheaufgabe den einen dummen Trottel lösen sollte. Rein technisch unmöglich.

Gedanken über den Aufenthaltsort des Mädchens brauchte ich mir gar nicht mehr zu machen. Der Geruch des Rauches, der aus einer der Türen quoll, sagte schon mehr als alles Andere.

 

Ich merkte wie meine Finger den Halt langsam aufgaben. Meine Gedanken wanderten zu dem Amulett was ich an meinem Hals trug, als Erinnerung an meine Mum. Ich hatte es bekommen als ich vier war. Sie hatte mir gesagt dass ihr Amulett der Schlüssel zu meinem Geheimnis sein würde und ich es niemanden überlassen sollte. Damals hatte ich noch an Wunder geglaubt.

Doch das änderte sich eines Tages.

Ich beruhte mich nun auf festen Tatsachen.

Ich glaubte nicht mehr an diese Dinge.

Ich hatte endlich feste Beweise.

Und eine Organisation hatte meinen Willen als Aufruf genommen.

Sie wussten wirklich wo meine Stärken lagen. Sie trainierten mich bis aufs Äußerste. Die Waffen wurden bis zum kleinsten Detail weiterentwickelt. Ich wurde nur mit den höchstentwickelten Materialien ausgestattet die es gab. Demnach war ich leider das auserwählte Testopfer. Oder um es genau auszudrücken: das Versuchskaninchen für ihre Experimente. Mich störte das nicht wirklich, denn ich tat das aus purer Leidenschaft und um meine Schulden zu begleichen für die Menschen die wegen mir gestorben sind.

Falls ich wirklich heute bei dieser Mission draufgehen sollte, würde ich wenigstens erhobenen Hauptes sterben. Ohne das jemand mich vermissen würde. Außer meine geliebte Tante.

Doch so schnell gab ich auch nicht auf. Mit neuer Entschlossenheit und Tatendrang, machte ich mich zum Sprung bereit, sofern das noch möglich war. Dann wurde es auf einmal ganz still und das einzige an das ich mich noch erinnern konnte, war dass ich sprang, etwas heftig explodierte und ich mit einem Schlag erst an der Wand aufprallte und dann zu Boden gerissen wurde.

Danach wurde alles schwarz und ich sah ein Gesicht, so weiß wie der Mond selbst und mit den lilafarbenen Augen die in einen nur so hineinschauen konnten....Micheal

 

Ein lautes, bebendes Krachen ließ mich zusammenfahren. Jetzt wurde es ziemlich brenzlig selbst für mich. Schnell rannte ich zu diesem Büro wo die Explosion herkam. Meine Nase witterte den Geruch von Lavendelblüten und Holz, erwärmendes Dynamit, Staub und Blut. Viel Blut.

Ich hatte zu spät bemerkt, dass sich das Dynamit erhitzt hatte. Wie kam sie bloß auf so'ne Ideen? Wäre ich nur schneller als das dumme Vieh gewesen, wäre es nicht so kompliziert geworden. Jetzt musste ich meinen Plan erneut umändern.

Als ich ankam, merkte ich eine stärkere Aura die einem Meistervampir alle Ehre gemacht hätte. Und eine geschwächte, dessen Herzschlag nur noch ein paar Minuten aushielt, bevor es ganz stillstand

Durch den ankommenden grauen Nebelschleier hätte ein Sterblicher nicht einmal einen Umriss ausmachen können. Doch ich war glücklicherweise nicht sterblich.

Da sah ich sie reglos am Boden liegen. Süßes Blut rann aus ihrer Verletzung, die sie sich an der Schulter zugezogen hatte. Das rechte Bein war aufgerissen, ein golfballgroßes Loch klaffte am Kopf. Ich musste mich beherrschen um nicht in Versuchung zu geraten und ihr Blut in mich aufzusaugen. Einer meiner Schwächen mit der ich seit Jahren immer noch zu kämpfen hatte.

Meine Schritte waren ziemlich leise, sodass der Ghul mich nicht zu bemerken schien. Ich sah ihn vor dem Schreibtisch stehen und irgendetwas hervorkramen. Den Gegenstand den er schlussendlich in Händen hielt sah aus wie eine kleine Truhe. Kaum hatte er diese und wollte damit verschwinden, kam ich auch schon aus dem Hinterhalt. 

Das Silbermesser, womit ich blitzartig sein Herz durchbohrte, stieß tief und fest ins Fleisch des Ghuls. Dieser schrie auf, weil er nicht auf das Messer gefasst gewesen ist und begann plötzlich mit seinen Armen rumzuwedeln. Das einzige was ich jetzt noch konnte war mich zu ducken und so lange unten zu bleiben, bis sein Herz zu schlagen aufhörte. Ich dachte er stirbt gar nicht solange dauerte es bis das Silbernitrat in sein Herz kam. Sollte dieser Ghul einer anderen Spezies angehören, sollte man sich besser über schnellere Tötungsweisen informieren sonst ist man sofort geliefert. Ich bekam seine herumschwingende Hand in den Nacken und wurde zu Boden gerissen. Doch nach ein paar Minuten lag er auch schon zuckend am Boden. Nachdem der Ghul aufgehört hatte sich zu winden und ich sicher war das er auch wirklich tot war, hiefte ich ihn auf den dreckigen Bürostuhl der von der Explosion und dem Staub so zerfetzt aussah, das man ihn hätte gleich in die Tonne werfen können.

Da der Bankchef eh grad woanders war, blieb mehr Zeit um dieses Chaos zu beseitigen.

Jetzt blieb mir nur noch Cathia wieder ins Leben zurückzuholen. Ich hoffte darauf dass sie noch nicht tot war und beugte mich zu ihr herunter.

Licht durchdrang den Schleier aus Rauch und Dynamit und jetzt konnte man das Ausmaß der gesamten Katastrophe betrachten. Ihre haselnussbraunen Haarlocken glitzerten im Sonnenlicht obwohl ein Teil davon mit Blut befleckt war. Überall zerbrochene Möbel, kaputte Blumenvasenscherben, Blutspritzer an der Wand. Ich schnitt mir in die Hand und legte sie erstmal über Cathias Wunden damit sie ansatzweise verheilten. Sie hatte schon zuviel Blut verloren, sie brauchte neues und ich wusste nur dass es im Moment meins war. Ich betrachtete das Büro noch einmal komplett, bevor ich anfing das ganze Chaos zu beseitigen und das Komitee für Spezienbeseitigung anzurufen.

 

Ich war gefangen in den Erinnerungen meiner eigenen Kindheit.

Ich hatte noch an die wunderschönen Wunder der weiten Welt geglaubt, gehofft dass ich so glücklich bleibe mit meinen Eltern, wir eine Familie wurden. Ich hatte Wünsche und Träume. Null Sorgen um die ich mich kümmern musste. Selbst als mein Vater starb versuchte ich weiterhin stark zu bleiben, jemand der sich nicht durch solche Dinge unterkriegen lassen würde. Man zeigte mir schon früh, dass das Leben ziemlich hart und gerissen ist. Deswegen blieb mir nur noch eins: meine Offenheit war eine Schwäche die ich verschließen musste. Ich baute eine Mauer um mich herum. Als Außenseiter war das optimal, da ich mich sowieso jeder Person unterzuordnen hatte. Es ging mein ganzes Leben schon so. Und natürlich strebte ich nach Rache. Die süße Rache an das was dieser Mistkerl mit meiner Mum gemacht hatte.

Als er, Micheal, damals vor mir gestanden hatte, bekam ich das Gefühl von Mitleid. Und von Zugehörigkeit. Michael war auch anders als ich. Er hatte wahrscheinlich mehr durchmachen müssen als alle Personen meiner Familie zusammen. Das wurde mir schon in der grün-weiß verzierten Küche meiner Mutter klar. Er war schließlich ein vielleicht hundertjähriger Vampir. Wenn man ein endlos langes Leben hat wie Michael und man keine Person oder etwas hat woran man sich klammern kann, wird das lange Leben zur persönlichen Hölle. Das kannte ich schon von mir selbst. Man ist Schutzlos, Unzugehörig. Allein.

Ich wurde plötzlich so schlagartig in die Realität zurückgeholt, als ein starker Schmerz durch meinen schmerzenden Körper fuhr. Knochen setzten sich wieder zusammen. Der schwarze Raum lichtete sich immer mehr. Etwas hob mich hoch. „Bestimmt der ekelhafte Ghul“, dachte ich und versuchte mich zu bewegen. Ich scheiterte, mein Körper war zu schwer.

Doch konnte ein Ghul einen so derart behutsam hochheben? So sanft mit einem umgehen? Ich wollte meine Augen aufschlagen, doch irgendwie bekam ich sie nicht auf. Ich erkannte nur einen schemenhaften Umriss unter meinen Lidern, bevor ich die Augen zuschlug und wieder in dieses schwarze Loch der Erinnerungen stürzte.

 

Ich brachte sie vorübergehend in meine Wohnung am Silverstreet- River. Diese war nicht allzu weit entfernt von ihrem damaligen Zuhause, dass sie wegen dem Tod ihrer Mutter verlassen musste.

Unter der Wohnung lag ein kleines Straßenkaffee, direkt gegenüber ein Kino und gleich daneben ein Supermarkt. Blut musste ich auch noch besorgen, aber das konnte ich ja später erledigen wenn sie schlief.

Cathia war noch zu geschwächt um sich bewegen zu können. Ihre Erschöpfung ruhte geradezu auf ihrem Körper, der, dank mir, wieder makellos aussah. Ein Teil trugen ihre eigenen Kräfte bei, die verhindert hatten dass mehr und mehr Blut aus ihren Wunden austritt. Die einzige Verletzung die ich nie schließen konnte war ihre Seelische. Ich kannte sie zu gut um zu wissen das die damaligen Erlebnisse sie immernoch geprägt hatten und das ziemlich schwer.

Früher, als ich in dieser kleinen Küche vor Cathia stand, versuchte ich ihre Gedanken zu lesen. Ich konnte es einfach nicht. Nur Stückweise und unter größter Anstrengung habe ich Teile herausbekommen können. Damit hatte ich sonst noch nie Probleme gehabt. Die Mauer aus meterlangem Stahlbeton überspannte alles in ihren gesamten Kopf, Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse, bestimmte Personen.

Cathia’s Leben war mehr als lang. Ich musste es ja wissen, ich kenne sie schon fast mein ganzes Leben. Ihr Leben war endlos. Fängt an einem Punkt an und endet nie. Doch sie weiß nichts von ihrer wahren Vergangenheit. Noch nicht. Das sie länger leben konnte, Fähigkeiten wie die eines Meisterdämons hatte wusste sie durchaus und das seit Beginn ihres Menschenlebens.

Ich ging in die kleine Küche nebenan und nahm mir die Tageszeitung von heute. Aber da war auch nichts Interessantes drin. Also fing ich an mir ein Buch über Überlebenstechniken von Dämonen zu nehmen und solange darin rumzublättern bis ich endlich an Cathia’s  Überlebenstechnik herangekommen bin.

 

Ich träumte vor mich hin. Ich sah fliegende Gestalten, Kreaturen der Finsternis und Seelengeister. Meine Fantasie war grenzenlos überfüllt mit Bildern von Schlachten die ich gewonnen hatte, mit Dingen die ich eigentlich vergessen wollte, aber nicht vergessen konnte. So wollte ich das charmante Gesicht des Jungen vergessen, der mir damals alles beigebracht hatte, dessen lila Augen nur so geglüht haben vor Freude mich das Kämpfen zu lernen. Den Mann mit den violett schimmernden Augen, in denen man den Schmerz der Jahre sehen konnte die er schon lebte, die Erleichterung jemanden wieder gefunden zu haben der längst verschollen war, Verlangen nach etwas was er nicht haben konnte, die Sehnsucht jemanden wieder in die Arme zu schließen und zu beschützen. Ein Wirrwarr aus positiven Gefühlen und negativen Ereignissen. War ich überhaupt dieser Jemand der etwas verdient hätte? Das glaubte ich kaum. Mein Schicksal war vorbestimmt. Es gab keinen Zweifel mehr dran. Ich wurde nur dazu geboren zu töten und selbst getötet zu werden. Doch konnte man das Schicksal beeinflussen, sodass es sich schlagartig ändern konnte? Und wenn ja, wie geht es?

Bevor ich noch weiter überlegen konnte, spürte ich eine angenehme Ruhe von der Realität. Meine Augen wurden wieder leichter, mein Körper schien sich generiert zu haben. Ich wunderte mich dass das so langsam ging. Sonst erledigte sich das blitzschnell von allein. Seltsam. Die Explosion hatte wohl doch ihre Spuren hinterlassen.

Ich bewegte meine Augen ein kleines Stück. Als ich sie das erste Mal seit Stunden wieder öffnen konnte, sah ich mich in einem mir unbekannten fremden Raum, voll gestopft mit Büchern, kleinen Zeitungsausschnitten und Bildern, die wahrscheinlich alle aus verschiedenen Jahrhunderten stammten. Auf einem recht großen Schreibtisch, stapelten sich diverse dicke Bücher. Ich setzte mich auf um die Bücher näher zu betrachten. Dieses eine Exemplar ganz zum Anfang des Stapels entsprang anscheinend aus dem 17. Jahrhundert, da noch der altdeutsche Titel prangte und ich noch zunehmend die Altdeutsche Sprache beherrschen konnte.

Es ging darum um Hexerei, Exorzismus und um Übernatürliches. Woher ich das wusste? Ich hatte dieses Buch irgendwann mal selber gelesen.

Der Herr dieser Wohnung musste ja auch irgendwie in einer Organisation wie der von mir arbeiten oder es als Hobby benutzen um sein Wissen zu erweitern.

Stellte sich dennoch die Frage wem das Haus gehört. Es könnte ja auch ein streng gläubiger Priester sein, der nicht wusste dass es überhaupt Dämonen gab. Vor allem das einer in seinem Zimmer stand. Um nicht unnötig im Raum herumzustarren, beschloss ich mich einmal umzuschauen.

Als erstes betrat ich das recht ordentliche Wohnzimmer. Die Wände waren in einem weichen mokkabraun gestrichen. Passend dazu stand ein helles braunes Sofa davor. Neben der Tür zierte ein ziemlich riesiger Schrank voller  weiterer Bücher, Zeitschriften von verschiedenen Verlagen, einige CDs und zum Schluss noch DVDs das Regal. Weiter weg hing ein LCD Flachbildschirmfernseher an der gegenüberliegenden Wandseite. Am riesigen Panoramafenster stand ein Flügel. „Aber dass ein Priester hier lebte konnte ich mir nicht vorstellen. Also muss es jemand anderes sein der mich hierhergebracht hatte. Auf geht’s nach  der Suche nach Hinweisen.“, dachte ich und bewegte mich aber automatisch in eine andere Richtung. Zum Flügel.

Als ich ungefähr sechs Jahre war, hielten meine Eltern es für angebracht mich in den Klavierunterricht zu schicken. Weil ich damals wirklich mit Talent gesegnet war, lernte ich schnell. Meine Stücke wurden immer schwieriger, aber ich bekam sie alle gleich beim ersten Mal hin. Ich blieb nur ein Jahr an der Musikschule. Meine Eltern waren stolz auf mich gewesen, der Musiklehrer komplett verwirrt.

Ich strich sanft über die weißen und schwarzen Tasten, berührte das Leder des Sitzes. Schon lange hatte ich nicht mehr gespielt. Nun da ich mal ein paar Minuten für mich hatte, dennoch trotzdem die Gefahr bestand getötet zu werden, setzte ich mich hin und ließ meinem Willen freien Lauf, obwohl ich wusste dass es ein großer Fehler war.

 

Irgendwann musste ich ihr die Wahrheit erzählen. Bloß jetzt erschien mir das als falschen Zeitpunkt. Sie hatte so viel erlebt und zu viel zu verarbeiten das ich ihr das auch nicht antun wollte.

Musik, die anscheinend aus dem Wohnzimmer kam, unterbrach mich in meiner Recherchearbeit.

Nichts ahnend klappte ich das Buch zu und schlenderte dennoch wachsam zum Wohnzimmer. Die Musik kam vom Flügel vor dem Panoramafenster. Daran saß Cathia, wohl versunken in ihrem eigenen Gesang. Ich erkannte das Lied von Example „Change the Way you kiss me“. Sie sang gerade den Refrain zu Ende;

 

“Our love feels wrong, please wind me back,

Our love feels wrong can’t hide the cracks

I guarantee you miss me,

Cause you changed the way you kiss me.”

 

Dieses Lied kannte ich, denn es erinnerte mich immer an die Tage an denen wir beide vor dem Klavier gesessen hatten und sie mir gerade beibrachte wie man Akkorde spielte.

„Guck mal so geht das“, sie nahm meine linke Hand und setzte Zeigefinger, Mittel-und Ringfinger auf die Töne C, E und G. „Das ist C-Dur. Und jetzt F-Dur“, sie setzte meine Finger wieder auf andere Tasten und lächelte dabei mit einer sichtlichen Begeisterung. „Nein nicht dahin, daaa muss der Finger hin“. Nachdem sie meinen Finger an die richtige Stelle gesetzt hatte, sah sie mich an. Sie lachte, als sie meinen sichtlich zerknirschten Gesichtsausdruck wahrnahm. Typisch, immer wenn ich mich bescheuert bei irgendwas anstellte dann bekam sie dieses Lachen im Gesicht. Aber genau das, brachte mich auch immer wieder zum Grinsen. „So und jetzt musst du die Akkorde einfach üben und dann hast du auch schon dein erstes Lied drauf“, meinte sie im ernsten Tonfall. „Da gelingt mir das Kämpfen aber besser als Klavierspielen“, konterte ich und sprang auf. „Neee du bleibst hier“. So schnell wie sie spielen konnte, so schnell war sie auch darin mich vom Gehen aufzuhalten. Darin war sie eine Spezialistin ihres Fachs. Sie baute sich vor mir auf, verschränkte ihre Arme und blickte mich mit diesem frechen Kindesblick an. „Wolltest du mir nicht tanzen beibringen, Micheal?“ „Jaa stimmt, du hattest mich ja darum gebeten. Wann war der Ball nochmal?“ „Nächste Woche du Dummkopf“, erwiderte sie und schleppte mich zu der kreisrunden Tribüne in der Mitte des Raumes. „Na dann los, fangen wir an. Was muss ich machen?“ Ich betrachtete sie eine Weile und nahm dann ihre Hände. „Also, als erstes musst du wissen das immer der Mann die Führung beim Tanzen hat, er gibt die Richtung an. Folg einfach meinen Schritten“, meinte ich und begann einen Schritt nach vorne zu setzen. Sie folgte mir, bedacht aber zielsicher und bald steigerte ich mein Tempo, nur um mitzukriegen das sie die Schritte perfekt beherrschte. „Ich glaube mehr Training brauchen wir nicht mehr Cathi“, sagte ich. Ich ließ sie los, da ich fürchtete sie wieder zu bedrängen. „Ehrlich jetzt schon? Schade, ich dachte ich bräuchte noch ein paar Tipps was das Tanzen angeht.“ „Du kannst perfekt Tanzen Cathi, ich wüsste nicht wozu du noch Übung bräuchtest. Ehm ..ich wollte dich was fragen.“ Cathia schaute erstmal verdutzt ehe sie sich umdrehte und auf Zehenspitzen durch die Gegend lief. Das macht sie andauernd. „Was gibt’s denn so dringendes was du mich fragen musst? Hat es wieder mit Lucian zu tun?“ Lucian ist mein älterer Bruder, der mich immer wie ein Trottel behandelt obwohl wir uns eigentlich zu gut verstehen. Und obwohl wir unterschiedlicher nicht sein können, sind wir dennoch die bescheuertsten Brüder der Welt.  Auch als ich seine Freundin Cathia kennenlernte. „Naja, also...nächste Woche ist ja der Ball und..naja...ich wollte dich fragen ob..du mich begleiten würdest..?“ Als sie auf mich zukam, hatte sie dieses niedliche Grinsen eines Kleinkindes im Gesicht, welches sich zu sehr auf ein Weihnachtsgeschenk freute. „Sir, ich nehme ihre Einladung selbstverständlich an“, sie ahmte eine der höfischen Adelsstimmen nach, die meistens in den Sälen der Kleinkreisen zu hören war. „Es wird mir ein Vergnügen sein, dich zu begleiten“, antwortete ich. Nun standen wir uns ziemlich nah, von Angesicht zu Angesicht. Dieser Blick von Neugier, von Wissbegier, von Interesse..dieser Blick wird mir nie wieder aus dem Kopf gehen, weil ich dadurch so ziemlich die Zeit vergesse...

Dieser Augenblick war einer der letzten an die ich mich erinnern konnte. Ich wollte sie zwar nicht erschrecken, doch die Neugierde packte mich wie ein Angreifer sein Opfer um es in die Knie zu zwingen. 

Die darauffolgende Stille war das Zeichen, das sie wusste dass irgendwer hier war. Aber ich ahnte nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie wüsste wer hinter ihr stand. Der Mann, der erst nach Jahren zurückgekommen war um mit ihr das Böse ein für allemal zur Strecke zu bringen...

 

Als ich zu spielen aufhörte, merkte ich dass jemand hinter mir stand. Mir lief es kalt den Rücken hinunter. Ich merkte es an der Aura. Sie war sehr mächtig. Aber sie kam mir, zu meinem eigenen Erstaunen, sehr bekannt vor. Also drehte ich mich langsam um. Vor mir stand kein Feind, sonst hätte er angegriffen. Nein, vor mir stand ein etwa 1.80 m großer Meistervampir, mit kurzen braun-blonden Haaren und einer etwas kaputten Hose. Ich musste lächeln, da er fast so aussah wie früher. Kaputte Sachen trotzdem immer irgendwas zu grinsen. Und auch diesmal sah man keine einzige Ausnahme. Michael Green strahlte wie nie zuvor, sofern ich das noch beurteilen konnte. Er hatte sich nicht im Geringsten verändert. Nur seine Haarfarbe die er gewechselt hatte. Sein Gesicht ist immer noch so schön geblieben wie eh und je. Seine leuchtenden violetten Augen machten sein Aussehen komplett. Irgendetwas schien ihn zu bannen, weil er mich die ganze Zeit anstarrte. Doch dann löste er den Blick von mir und ging zum Fenster. Ich wusste dass er mich nicht erschrecken wollte, doch das war irgendwie unvermeidlich. Wie damals in der stillen Küche als er plötzlich im Türrahmen stand. Wenigstens hatte er mir Zeit gegeben um darüber nachzudenken was ich tat. Mein Herz klopfte wie verrückt, obwohl ich ein beklemmendes Gefühl hatte.

„Wie geht’s dir? Ist alles ok?“, fragte er mit rauer Stimme, immer noch mit dem Rücken gewandt am Fenster stehend.

„Es geht mir bereits besser. Du hast dich fast gar nicht verändert. Wie hast du es geschafft nach all den Jahren mich zu finden?“ Ich ging langsam auf ihn zu.

Michael schien eine Weile zu überlegen bevor er antwortete.

„Ich hatte dich vorher erst nicht erkannt, weil du dich so verändert hast, seit dem Tod deiner Mutter“, erzählte er. „Ich war eigentlich schon immer in deiner Nähe gewesen. Ich war immer in der Nähe geblieben um da sein zu können wenn dir irgendetwas zustößt. Erst als ich gemerkt habe mit was für Waffen du in dieses Einkaufszentrum gehst, habe ich mir schon meine Gedanken über dich gemacht, bis ich schließlich deine Augenfarbe gesehen habe. Da du damals auch schon diesen rot- gelben Farbton in deinen Augen hattest. Und ich sag mal so; dein Gesicht könnte ich nie vergessen. Vor allem weil ich erst dachte dass dieses Gesicht dir zu ähnlich sieht. Es war dann ein leichtes gewesen deine Spur zu verfolgen. Außerdem habe ich das erwärmende Dynamit bemerkt und ich wusste das es nur Eine geben konnte die so etwas benutzt. Das kann sogar ich riechen“, fügte er mit einer ausladenden Geste hinzu. „Das musste ja so sein“, dachte ich mir und grinste. Dieses Kindergrinsen welches für die Ewigkeit geblieben ist.

Michael drehte sich zu mir um und bedachte mich von oben bis unten. Seine Augen flackerten im Licht der Sonne als er mir tief in die Augen schaute.

„Außerdem…wollte ich nicht dass du stirbst. Weil…ach ist erstmal egal. Jedenfalls ist jemand hinter dir her. Und diese Person kennst du allzu gut“.

„Wieso hast du mich hierhergebracht?“, rutschte es mir heraus.

„Cebron liegt in der Nähe von der Stadt Sherwood. Ich wohne schon seit mehr als 145 Jahre hier. Und deshalb wollte ich nicht extra nach Meremen, damit sich meine Patentante keine Sorgen macht.“

„Meine Ziehmutter ist deine Patentante?“, sagte ich entrüstet.

„Ja, so könnte man das ausdrücken“. 

„Ohman in dem ganzen Trubel hab ich vergessen sie anzurufen! Scheiße, ich brauch ein Telefon, hast du eins?“ „Beruhige dich mal, Cathi, ich hab ihr Bescheid gesagt und es geht ihr gut.“

Neugierig aber auch mit Mistrauen schaute ich aus dem Fenster. Ich erkannte den alten Laden von Mrs. Evelin wo meine Tante gearbeitet hatte. Und gegenüber war das Gerichtsgebäude wo man mich damals befragt hatte. Dann musste ja ein paar Straßen weiter mein altes Zuhause sein. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit.

Dieses Gefühl bei ihm zu sein…es fühlte sich..gut an. Ich hatte keine Angst. Und sicher fühlte ich mich auch bei ihm als würden wir uns Ewigkeiten kennen.

Michael ging geradewegs in sein Arbeitszimmer. Ich folgte ihm, wie einer seiner getreuen Hunde. Er klappte ein Buch auf und blätterte sämtliche Seiten durch. Ich konnte nur die Worte „Überlebensstrategie“, „Polarisation“ und „Äschern“ aufschnappen, wurde aber durch das Piepsen meines Pagers abgelenkt.

„Ein Ghul treibt wieder sein Unwesen und tötet Unschuldige Kinder & Mütter. Finde ihn und versuch ihn möglichst „untot“ herzubringen. Falls es ernst wird, musst du zu stärkeren Mitteln greifen. Viel Glück“, las ich. Ein erneutes Piepsen erschrak mich und ließ mich Schaudern. Michael hatte auch denselben Pager wie ich in der Hand.

Als ich seine Gedanken hörte, wurde ich blass. „Er arbeitet bei derselben Organisation wie ich. Und ich, bin anscheinend seine Vorgesetzte“.

3. Machttiere

Ich sah sie an und merkte wie überrascht sie darüber war. Wir beide waren bei der gleichen Organisation, ohne dass man uns etwas gesagt hatte. Jetzt war sie meine Vorgesetzte. Schon wieder.  Wie vor ungefähr 850 Jahren als ich sie das erste Mal kennenlernte, an diesem einen sturmverwehten Tag, in einer heruntergekommenden Kneipe, bei einer Hintertür. Ja, bei einer ziemlich verklemmten Hintertür. Wieso ich mich gerade jetzt dran erinnerte.....also hab ich doch eine Vergangenheit...eine lange.

Bevor ich noch weiter überlegen konnte, sah ich sie schon zur Tür hinausrennen. Ich folgte ihren schnellen geschmeidigen Schritten und hoffte darauf, dass sie nichts Falsches machen würde.

Und vielleicht mehr über Sie erfahren zu können.

Ihr aufrechter Gang und ihre federnde Schritte waren mir nicht neu; immer wenn sie irgendwas jagte schlich sie über Hausdächer und frostigen Laternen um ihr Opfer schneller zu kriegen, doch diesmal war es gar nicht so einfach.

Dieses Verhalten hatte sie in der Akademie erlernt. Jedes mal die gleiche Rede um Disziplin und Anstand, Würde, Ehrlichkeit, Reue...und das nackte Überleben jedes Einzelnen.

Ich hatte immer zusammen mit ihr trainiert. Und sie war so hartnäckig das sie beinahe mal aufgeschlitzt worden wäre, hätte ich ihren Trainingspartner nicht mit voller Wucht von ihr weggeschleudert.

Ihr langer Mantel wehte um sie herum, Cathia’s gelockten Haare flogen unwillkürlich durch die Luft. Aber sie versperrten ihr nie die Sicht. Und zusammen machte sie sie auch nie. Das hatte so etwas … wildes an sich. Und jedes Mal bewunderte ich sie dafür.

Cathia legte fast schon einen Marathon hin so zielstrebig wie sie vorauslief. Wenn ich ein Sterblicher gewesen wäre, ich hätte nicht mithalten können. Aber als Vampir war das kein Problem. Wenige Minuten später waren wir da. An einem alten verlassenen Holzhütte. Cathia blieb stehen und starrte mit Entsetzten das Haus an. Vor langer Zeit, hatte es diesen Jungen gegeben, der ihr den Anfang zu dieser unbekannten Welt des Übernatürlichen gezeigt hatte. Der sie überhaupt auf das alles aufmerksam gemacht hat, der sogar selbst ein Geschöpf der Nacht geworden ist und wieder zugeschlagen hatte.

 „Dean Parker…“.

 

Ich kannte ihn schon seit Ewigkeiten. Als Kinder haben wir immer zusammen gespielt, uns immer in verborgenen Waldwinkeln getroffen und uns Geheimnisse erzählt. Doch das Geheimnis was er mir an diesem Tag anvertraute, war blutig und außerordentlich… brutal.

Er erlitt eine schmerzhafte Veränderung seines Selbst. Da ich schon nach übernatürlichen Dingen geforscht hatte, ergab sich eine sehr gute Gelegenheit sich mal ein paar Spezies anzuschauen. „Bist du einer dieser Ghule geworden, Dean?“, fragte ich ihn an diesem Herbsttag. Die Frage war schwierig zu stellen, doch es war Wissbegier die mein Gewissen übermahnte und mich zu dieser Frage überhaupt brachte.

Das einzige was er konnte war mit dem Kopf zu nicken. Der Wind wehte um die Bäume, ließ die Baumkronen wie kleine Blumen hin und her wirbeln. Ich schaute ihm in die Augen. Komisch wie es sich plötzlich anfühlte vor einem unsterblichen Wesen zu stehen, so.. atemberaubend. Eines was stärker war als man selbst. Eines welches einen sofort töten konnte ohne das man was merkt. Ein Prickeln im gesamten Körper ohne dass einem kalt war. Schon paranoid.

Und doch war dass das überraschendste daran. Das man vor einem Wesen stand das stärker als man selbst war, das einen in Sekunden schnelle angreifen und töten konnte. „Hast du Angst Cathia?“, fragte er mit einer komisch klingenden krächzenden Stimme, kam dabei näher und näher.

„Nein, Dean, habe ich nicht“, widersprach ich ihm flüsternd. „Solltest du aber Liebes. Ich bin mehr als gefährlich, ich bin eine Gefahr für jeden. Du weißt wie und von was wir leben. Und wenn ich dich verletzen würde, könnte ich mir das nie verzeihen.“

Ich kam ihm noch näher und nahm sein Gesicht in seine Hände. „Mir wird nichts passieren Dean. Und wenn ja dann werde ich es nicht sein. Ich vertrau dir Dean, das habe ich schließlich immer getan. Also bitte rede nicht so einen Unsinn“. 

Er versuchte meine Hände weg zu schieben doch es klappt nicht. Langsam ließ er sich auf den kalten Holzboden sinken, schlug die Hände auf seinen Kopf zusammen und dachte nach. Ich kniete mich neben ihn, um ihn zu beruhigen. Er schaute zu mir hinauf, diesen flehenden Blick in den Augen, die schwarzen Pupillen die sich geweitet hatten vor Angst und mich mit einem Begehren anstarrten das er wahrscheinlich nur als Ghul empfand.

„Ich habe lange nach einem Gegenmittel gesucht. Und vielleicht gelingt mir bald ein Durchbruch. Ich brauche nur noch Blut. Von dir“.

„Du könntest echt ein Gegenmittel erschaffen? Etwas was mich wieder zum Menschen machen könnte?“

„Es macht dich für einige Zeit wieder zum Menschen. Aber man kann es so konzentrieren, das es wahrscheinlich dann für mehrere Jahre wirkt. Deshalb brauche ich dein Blut Dean“, schloss ich und erhob mich vom Boden. Er stand auf, ein Zucken ging durch ihn hindurch. Es würde nicht mehr als drei Stunden dauern bis er ganz verwandelt war. „Wir haben nicht viel Zeit. Komm mit Dean. Ich will dir was zeigen.“

Ohne zu zögern, folgte er mir wie ein Hund seiner Herrin. Es ging durch dichtes Gestrüpp, tiefe Schluchten und hohe Graslandschaften bis wir vor einem verlassenen Haus ankamen. Als wir uns dort verzogen hatten, tief hinein sagte ich zu ihm: „Wenn es dunkel wird, dann ist es soweit. Ich werde solange hier bleiben bis es vorbei ist. Und egal was du jetzt sagst ich bleibe trotzdem da.“

Dean schaute mich mit gelb leuchtenden Augen an.

„Du wirst verletzt Cathia, außerdem will ich dass du in Sicherheit bist. Du bist nicht stark genug.“

„Dean, nur damit du es weißt. Ich bin viel stärker als du glaubst. Wenn du mich richtig kennen würdest, wie ich mich verhalte und meine Art den anderen zu begegnen dann würdest du merken das ich seit lange, total anders bin“, sagte ich und ließ meine blauen Augen in ein rot- gelb übergehen.

Die Dielen knarrten schauerlich, als würde etwas Unsichtbares darüber schleichen. Seine Augen weiteten sich und seine Miene verzog sich.

„Dann hab ich eine Frage an dich: wer oder was genau bist du dann, wenn nicht eine Sterbliche?“

„Ich bin keine Sterbliche mehr. Jedenfalls nur zur Hälfte. Ich habe recherchiert und Leute befragt. Ich habe sämtliche Bücher die es dazu gibt durchgewälzt, habe tausende Bibliotheken dafür besucht. Ich bin jetzt mehr als das was du denkst, Dean. Ich bin ein weiterentwickeltes Wesen der Nacht. Ich bin zu einem Dämon geworden.“

 

 

Jetzt bestätigte sich auch ein Vorfall den ich vor Jahren einmal behandelt hatte. Ein kleiner Junge war von einem Ghul angegriffen worden. Er hieß Dean Parker. Das lag zwar schon einige Jahrhunderte zurück, aber so etwas passierte jedes Jahr genau nur ein einziges Mal. Ich wusste nie ganz genau wer für diese Morde verantwortlich war, dennoch habe ich mich immer auf die Suche nach dem grausamen Mörder begangen. Trotz der vielen Hindernisse die man mir in den Weg gestellt hatte, fühlte ich jetzt endlich den Beweis in meinen Händen. Er war es, jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Nun war es an der Zeit ihn zu töten.

Als ob Cathia meine Gedanken gehört hätte, drehte sie sich zu mir um und schüttelte mit dem Kopf. Ihre Augen stießen eine stumme Bitte aus, versuchten mich zu überreden es nicht zu

tun. Ihn nicht in die grausame Welt der Höllenfeuer zu schicken. Ich litt innerlich unter dem Anblick in dem sie sich befand, ganz gleich, wie ihre Meinung ausfiel. Ich musste ihn töten es gab keinen Zweifel daran, aber gleichzeitig würde ich mich nur schuldig fühlen. Es ist wie ein zerstörerischer Kreislauf.

„Ich werde ihn töten, Michaell, denn ich war die letzte die er gesehen hat bevor er ging. Und außerdem“, sprach sie,“hab ich noch etwas mit ihm zu begleichen.“  Ich wollte die Entschlossenheit überhören, doch das war so unmöglich wie ein Urvampir mit einem Silberpflock umzubringen. „Du begibst dich in eine gefährliche Lage Cathia. Dieser Ghul..., ist gefährlicher als seine eigene Rasse. Er ist stärker, er ist schneller und zerstörerischer als es ein Ghul jemals war“.

„Denkst du wirklich ich würde das tun wenn ich das nicht wüsste?“, konterte sie und fing an mit ihren Schuhen ein Kreuz in den Boden zu ritzen.

„Mit was willst du ihn den bitte besiegen wenn nicht mit gut ausgerüsteten Waffen?“, fragte ich sie und wartete stumm auf ihre Antwort.

„Ich bin zwar jetzt im Moment nur ein Dämon, aber, und ich weiß nicht ob es klappen wird, wenn du mich zum Vampir machen würdest, hätte ich vielleicht eine Chance von 50 % das ich ihn rumkriege. Als Dämon könnte ich ihn bannen, aber nicht töten. Wir wissen zwar das man Ghule köpfen muss damit sie sterben, aber wir sind dazu nicht berechtigt. Deshalb herrscht dieser kleine Kampf zwischen uns Dämonen und den Vampiren und das seit mehreren Jahren. Das müsstest du am besten wissen.“

Ich wusste was sie meinte. Das Jelauoise- Abkommen der Ältesten zwischen Dämonen und Vampiren. Es enthält 143 Absätze und dazu noch die Erlaubnis für Dämonen, alle möglichen bösen Kreaturen der Finsternis bannen zu dürfen, aber nicht zu töten. Das sollten Vampire oder Ghule selbst übernehmen. Seit 391 Jahren herrscht dieser Krieg schon vor. Und wenn die Ältesten nichts machen dann wird er ewig so weitergehen bis keiner mehr übrig ist!

„Ich werde dich unmöglich in jemanden wie mich verwandeln! Auf keinen Fall !“

„Es gibt tausende Vampire, da findet sich schon einer der das freiwillig macht“, antwortete sie entrüstet und stolzierte Richtung Innenstadt. „Ej warte“, schrie ich noch hinterher. Doch Cathia ignorierte meine Bemerkung und fing an zu huschen bis sie ganz verschwand.

Na toll, jetzt muss ich mal wieder Sucher spielen.

Ich huschte erstmal zum Only- One- Square. Der Hauch ihrer Aura verriet schon in welche Richtung sie gelaufen war. Als ich an der letzten starken Auraspur ankam, sah ich Sie schon wieder verschwinden. Langsam wusste ich wohin es sie verschlagen hat. Und das würde nicht gut ausgehen wenn ich nichts machen würde. Ich wollte sie immer vor dem völligen Vampirdasein und ihrer Erinnerung an ihr Vampirleben schützen. Doch ich wusste dass ich es nicht mehr lang aufhalten konnte. Irgendwann musste sie es herausfinden. Also versuchte ich so schnell wie möglich zu verhindern dass es passierte und wurde kurzerhand auch fündig.

 

Im Moment kümmerte es mich nicht im Geringsten was er dazu zu sagen hatte. Wenn sie ihn schon tot sehen wollten, dann würde er durch mich sterben. Dann käme ich wenigstens in die Hölle wie es vorbestimmt gewesen ist.

Vor dem schweren Eisentor blieb ich stehen, überlegte wie ich am besten meine Bitte vorbringen könnte und stieß das Tor auf. Das Haus kannte ich schon seit ich 4 Jahre alt war. Dort lebte der beste Freund meiner Familie. Er war zwar einer der Ältesten Vampire der Welt, aber seiner kleinen Katze konnte er doch keinen Wunsch ausschlagen, egal wie groß er war… „Heej, warte mal Cathia, da würde ich nicht reingehen“; rief mir Micheal zu und kam auf mich zu gerannt. „Und wieso wenn ich fragen darf? Da kennt mich eh jeder drin.“

„Es ist aber gefä.....“

„Ehm, nein.  Da lebt der beste Freund meiner Familie drin, und wenn der mir gefährlich wird dann halleluja, der kann dann  was erleben“, trällerte ich und ging weiter.  „Was? Da lebt der beste Freund deiner Familie drin? ER ist der MÄCHTIGSTE Vampir der Welt?“

„Hätteste nicht gedacht, ne?“, konterte ich zurück. „Ich hab auch meine Kontakte, weißt du.“ Mit offener Klappe stand er da und schaute mich erstaunt an, ehe er seinen Mund schloss, um mir hinterherzukommen. Meine Familie war zwar eine Vampirjägerfamilie, dennoch hatten wir uns über die Jahre ein paar Vampirkontakte angeeignet die manchmal ziemlich nützlich sein konnten.

Kyriens Aura war mehr als nur spürbar, sie war beinahe erdrückend. Hätte ich die Koordination gegen seine Kraft nicht gehabt, wäre ich bewegungsunfähig gewesen. Anscheinend hatte er mich bemerkt denn ich hörte seine Schritte. „Meine kleine Katze, endlich sehe ich dich nach Jahren mal wieder und du hast dich immer noch nicht verändert, außer deine Haarfarbe“, schallte es aus allen Fluren. Endlich sah ich ihn am Treppengelände stehen und mich angrinsen wie ein Flusspferd im See. Sein schwarzes kurzes Haar glich einer Löwenmähne als einer Frisur, seine Kleidung noch aus alten Renaissancezeiten und seine Aussprache wie die eines zugekifften Teenagers. „Kyrien, du alter Sack, wie geht’s?“, grüßte ich ihn. Wir umarmten uns und er geleitete mich in Richtung Keller. „Sperrst mich jetzt ein oder was?“, lachte ich. „Nein, aber seitdem wir einmal fast von den Bullen erwischt worden sind, ziehen wir lieber den Keller als Sitzungsort vor“, erklärte Kyrien. „Ehm warte mal. Micheal, komm vor, mahn, er ist nicht gefährlich, der tut nur so“, brüllte ich und er kam aus der Ecke hervor. „Ahh, ein Gast. Komm ruhig her, Micheal William Green und stell dich mir vor, ich bin ganz Ohr“, meinte er und blieb stehen. „Kann ich ihnen vertrauen?“, fragte Micheal misstrauisch. „Gegenfrage; kann ich dir vertrauen?“

Micheal kam mit langsamen Schritten auf uns zu, bis er schließlich neben uns beiden stand. „Na siehste, geht doch, jetzt komm her.“

Kyrien zog ihn an sich ran und umarmte ihn mit einem festen Griff. Ich wusste selbst nach Jahren noch nicht wie man das aushalten konnte, vielleicht lag es daran das er mich noch nie so doll umarmt hat.

„Naa dann Katze, dann erzähl mir mal was du hier willst“, fing er an.

„Naja, ich hätte da eine Bitte die all deine Kräfte beanspruchen wird“.

„Nichts ist zu groß für mich oder zu schwach für mich, ich bin nicht umsonst 40.283.481 Jahre alt“, bemerkte er belustigt.

„Es geht darum, dass sich eine Gefahr für uns alle anbahnt. Und ich will sie hinter Gitter bringen. Dennoch kann ich als Dämon nicht viel ausrichten. Deshalb, bitte ich dich um das Geschenk des Blutes um das Böse damit vernichten zu können.“

Er schwieg eine Weile und überlegte, ehe er meine Hand nahm, mich ansah und sagte: „Du, welches du das Kind der schwarzen Hölle entsprungen bist, bittest den ältesten Schöpfer des unsterblichen Wissens dir das Geschenk des Blutes zu machen? Dies ist eine sehr vage Entscheidung die du da triffst Cathia Samara Ivy, aber es wurde vom Schicksal so bestimmt. Sei in einer Stunde im Saloon, ich werde alles vorbereiten“, verkündete Kyrien und schritt in seine Räume.

Nun erwartete mich nur noch das schmerzliche Ritual und dann, endlich, konnte ich ihn suchen…

 

Während ich zusah wie sie sich passende Klamotten raussuchte, überlegte ich wie ich das verhindern konnte.

„Denk nicht mal dran, Micheal, du hättest es machen können, du hast mich geradezu dazu gezwungen“, meckerte Cathia und hatte gerade ein rotes Seidenkleid in der Hand.

„Ich muss es machen…“.

„Was?“

„Als er mich umarmt hat, wusste er schon was du von ihm wolltest. Ich weiß nicht wieso, aber er hat mir dann zugeflüstert dass ich das machen muss. Keine Ahnung warum er das gesagt hat.“

„Ich hab schon von Anfang an gemerkt das er mir was verheimlicht. Das merkte ich schon an seinem Lachen vorhin an der Treppe. Deswegen hattest du dich erst versteckt“, antwortete sie und setzte sich neben mich aufs Bett. Ihr nach Rosen duftendes Haar, wehte zu mir herüber und setzte mich eine Weile außer Gefecht, ehe ich mich zusammenriss und mich wieder auf sie konzentrierte. „Wieso eigentlich du? Du tauchst auf, nach Jahren, und fängst an meine Welt zu verdrehen. Was hast du mit mir zu tun?“

Diesen Augenblick, hatte ich in meinen Träumen mehr als gefürchtet. Dieser Tag der alles aufklären würde. Ihre Art, ihre Abstammung, ihr Schicksal, ihre ganze Geschichte. Doch sie würde es erst erfahren, wenn sie in das Wesen verwandelt werden würde, was sie immer schon war.

„Ich kann dir das erst erzählen, wenn das alles hier vorbei ist. Mehr sag ich dazu nicht Cathia“, antwortete ich und ging raus. Ich konnte ihr es so einfach nicht sagen. Sie würde es erst glauben, wenn sie das war wozu sie bestimmt worden ist. Und genau das würde in nicht mehr als 30 Minuten passieren.

 

Ich war nicht aufgeregt, es war eher ein Gefühl der Hoffnung was sich in meinem innersten breit machte. Endlich, würde ich zum Vampir werden, welches mich bemächtigte meine Feinde endlich töten zu können. Seit Jahren hoffte ich darauf und endlich war die Zeit gekommen. Jetzt konnte ich endlich zusehen wie meine Feinde durch meine Hand sterben würden, ohne dass ich auf einer der anderen Vampire warten musste. Doch was hatte Michael mit der ganzen Sache zu tun? Was verschwieg er mir?

Aber im Moment zählte nur dieses Gefühl des Triumphes, des jahrelangen Kämpfens. Ich merkte wie mich dieses Gefühl ergriff und mit sich zog. Es war soweit, es konnte beginnen.

Meine Schritte hallten in dem Treppenflur wieder, man hörte das Rauschen des seidenen roten Stoffes und das Klimpern des Metalls auf dem Betonboden als ich mich in den Keller begab. Das einzige was die grauen öden Betonwände beleuchtete waren die alten Orientalischen Öllampen. Der Geruch von Safran hing in der Luft und immer wieder sah ich Pfefferminzsträucher hängen. Der Gang wollte kein Ende nehmen, doch langsam erkannte ich, dass am Ende ein großer Raum auf mich wartete. Ich hörte schon Kyriens leise in Latein wispernde Stimme und roch den Geruch von verbrennendem Weihrauch. Der Gestank machte sich überall breit, ein beißender brennender Geruch. Es saßen viele bekannte Gesichter da die ich schon lange kannte, andere waren Neulinge und kannten sich in dieser Hinsicht noch nicht sehr gut aus. Kyrien war mit der schwarzen Silberrobe bekleidet, die er bei allen zeremoniellen Ritualen anzog. Das ließ ihn dann immer seinem Alter entsprechend aussehen. Furchteinflößend, heilig, göttlich.

Das Stimmengewirr erhob sich, als alle aufstanden und sich in einem Kreis aufstellten. Kyriens Stimmte schallte durch den großen Raum, ließ alles für eine Weile erbeben, ehe er alle, außer mich, aufforderte sich hinzusetzten. „Brüder und Schwestern die heute hier versammelt sind, hört mich an. Wir, die Gemeinschaft der schwarzen Seele und des toten Blutes, wollen heute Cathia Samara Ivy, zu einer der Unseren machen. Trete zu mir, an meiner Seite und leiste deinen Schwur“. Ich trat an seiner Seite und begann langsam den Text aus dem Buch der Gezeiten vorzutragen. „Und möge der Regen aus Dunkelheit meine Seele vor Bösen bewahren, das Seelenband mein Leben umschließen und erst reißen wenn es durchtrennt werden soll“. Kyrien nahm meinen Arm, tauchte ihn in Weihwasser und bestrich ihn mit Blut. Dann rief er Micheal zu sich. Er hatte mir gesagt dass er es niemals machen würde, doch jetzt würde er dazu gezwungen werden. Er musste es einfach tun.

Mein neues Leben konnte beginnen!

 

Ich sah sie neben Kyrien stehen, in ihrem schwarzen seidenen Kleid, mit freudig strahlenden Augen wie die eines Kindes, welches gerade auf seine Zuckertüte wartete. Mich schmerzte dieser Anblick, doch ich wusste, sie würde sich dann endlich wieder an alles erinnern können.

Sie wusste das ich das nicht aus freien Stücken machen würde, dennoch hatte ich einen Plan um sie nicht in diese Hölle stürzen zu lassen. Ich würde ihr erst alles erklären, ehe sie den Fehler begeht als diese Kreatur zu enden zu der sie bestimmt worden ist. In der kurzen Zeit, hatte ich so einen genialen Plan aufgestellt, ohne dass es jemand bemerkt hat. Selbst Kyrien hatte es nicht einmal mitgekriegt. Selbst für einen so starken und fürstlichen Vampir, kommt irgendwann die Altersschwäche. Ich brauchte jetzt nur noch einen günstigen Zeitpunkt den ich nutzen konnte um sie da raus zu holen. Sie würde es immer wieder versuchen, aber alle wussten, dass nur ich sie verwandeln konnte. Und das würde ich nie im Leben tun, nur über meine Leiche.

„Im Rechte des Blutes, der Seelenkenntnis und des Friedens, somit werde ich“, rezitierte ich und zog langsam das Messer in meinen Ärmel, „im Amt des ewigen Abgrundes“, ich ging näher an Sie ran während ich weitersprach, “werde ich dir das Geschenk des Blutes überreichen, welches von den Engeln der Unterwelt gebracht wurde“, ich drückte den roten Knopf am Kragen meines Hemdes und schrie noch; „Das Geschenk ist ein Dreck, gegen all dem was ihr aus mir gemacht habt. Ihr werdet noch den Tag erleben an dem eure eigene Art gegen euch älteren rebellieren wird. Eines Tages kommt der Tag der Abrechnung und dann, werdet ihr machtlos sein, das verspreche ich euch!“ Ich nahm Cathia an der Hüfte, zog sie an mich ran und ab ging es nach oben, durch das riesengroße Loch welches plötzlich in der Decke klaffte.

„Michael, du lässt mich jetzt auf der Stelle los!“

„Sei still, du kannst dich später bedanken wenn ich dich hier raus gebracht habe, verstanden?“

Von da an hielt sie endlich mal ihren Mund. Wir flogen stundenlang durch die Gegend, bis wir an meinem alten Villengelände ankamen und ich Cathia am Boden absetzte. „Kannst du mir mal erklären was das eben sollte? Und wo sind wir in Gottes Namen hingeflogen?“, schrie sie erneut rum, schaute mich mit einem ärgerlichen Blick an, entschlossen so schnell es geht wieder zu verschwinden. „Erst erkläre ich dir die ganze Scheiße ehe du was falsches tust“, schrie ich sie an und stapfte durch den Schnee, zu dem verrosteten Eisentor, um es wütend aufzustoßen.

 

Ich zuckte erschrocken zurück, weil ich ihn noch nie so wütend erlebt hatte. Ich hätte ihn nicht so anschnauzen sollen, dachte ich. Was er mir wohl zu sagen hatte?

Langsam bewegte ich mich vorwärts, mit etwas Abstand, da ich fürchtete er könnte sich umdrehen und mich zusammenschlagen oder so was ähnliches. Ob in dieser alten Villa jemand wohnte wusste ich nicht. Doch so wie es aussah, kamen wir ohne Probleme hier durch. Die Gegend erinnerte mich an den Wald im Sherwood Forest. Nein, sie sah genauso aus.

„Ja, die Villa liegt im Sherwood Forest wie du es schon mitgekriegt hast. Würdest du dann bitte eintreten?“, sagte er nun etwas sanfter. Ich kam seiner Bitte gerne nach, denn irgendwie hatte ich das Gefühl er wirkte angespannt. „Micheal, wo sind wir hier eigentlich?“, fragte ich ihn und hoffte er möge nicht ausflippen. „Mein altes Zuhause. Es ist das Haus meines Großvaters das er mir nach seinem Tod vererbt hatte. Sieht zwar wie ein Abrissgebäude aus, ist aber nach 200 Jahren immer noch sehr robust und widerstandsfähig geblieben. Meine beiden Brüder wohnen darin beziehungsweise die Bediensteten und so weiter. Insgeheim bin ich ein wenig stolz darauf das ich es noch habe,“ sagte er mit einem Anflug von Egoismus in der Stimme. Doch das Gebäude an sich war ein so majestätisches Bauwerk, dass mir die Kinnlade herunterfiel. „Kommst du nun endlich?“, rief er mir aus 50m Entfernung hinterher. Verwirrt suchte ich mit meinen Blicken nach und sah ihn gerade noch durch die alte klapprige Tür marschieren. „Dieser Idiot“, murmelte ich vor mich hin, ehe ich beschloss ihm zu folgen.  Als ich in den Flur hereinkam dachte ich eigentlich an eine düstere und kalte Atmosphäre. Es bewies mir genau das Gegenteil. Blankes Erstaunen erfüllte mich mit solch einer Intensität, das ich nicht anders konnte als mir mit verträumtem Blick die Wandbehänge anzuschauen. Sie erzählen eine Geschichte. Geschichten über Kain der als Strafe für den Mord an Abel mit dem ewigen Blutdurst bestraft wurde. Auf einem anderen Bild wie Lucius seinen Pakt mit dem Teufel der Unterwelt abschloss. Wenige Treppenstufen weiter hing ein dreiteiliges Wandgemälde. Die Verfolgung der Hexen und Vampire im 16. Jahrhundert. Die vampirische Generation, diejenigen die auch bis in dieses Jahrzehnt überlebt haben, triumphierend die Hände empor gestreckt. Dieses Wandgemälde überdauerte wahrscheinlich schon mehr als Jahrtausende. Und doch ist es in seiner Ausdrucksart ziemlich..überwältigend. Vielleicht auch allein durch die Bücher die ich dazu durchgewälzt habe. Seine Villa erinnerte mich an was, ich wusste bloß nicht was..

Meine Aufmerksamkeit wurde auf einmal auf etwas anderes gelenkt. Ein Portrait, welches Michael und ein Mädchen darauf zeigte. Auf jeden Fall sah der Mann so ziemlich nach ihm aus. Aber das Mädchen ist doch..

„Es ist wunderschön oder? 1326 von John Johannson gemalt worden. Vorher war es eines seiner größten Meisterwerke, ehe ich es zu meiner Residenz habe bringen lassen. Setz dich erstmal hin Süße“, flüsterte er fast und bot mir einen Platz auf einen der Sessel an. Als ich mich auf diesen niederließ, spürte ich die Leichtigkeit des weichen Brokatstoffes welcher sich bei meiner Berührung wie feine Seide anfühlte. „So, jetzt hast du mich hierhergebracht. Jetzt erklär mir endlich was die Scheiße hier soll!“

 

Als ich sie da draußen stehen ließ, musste ich mich mächtig zusammenreißen um nicht wieder hinauszulaufen und erneut ihren Willen zu rauben. Nun, da es eigentlich klar auf der Hand lag das der Tag der Abrechnung gekommen ist, musste ich mich der Offenbarung stellen. Ob Cathia sich ihrer Vergangenheit annimmt bleibt eine andere Frage die ich nicht beantworten konnte. Meine kleinen Zweifel wurden sofort beiseite gewischt, als ich ihre Schritte im Treppenflur hörte. Wahrscheinlich war sie grade davon fasziniert die Wandbehänge unserer Vampirgeschichte zu inspizieren, auf jeden Fall brauchte sie ziemlich lange um hierher zu gelangen. Als sie endlich in den großen Gemeinschaftsraum trat, blieben ihre Blicke an dem Gemälde hängen, welches vor mehr als 860 Jahren entstanden ist. Sie erkannte mich sofort da drauf, doch das Mädchen würde ihr noch etwas verschleiert bleiben..

„So, jetzt hast du mich hier hergebracht. Jetzt erklär mir endlich was die Scheiße hier soll!“

Gelassen, ließ ich mich in den mit Brokat überzogenen Sessel fallen und musterte Cathia, die mit ihren Fingern über den leichten weichen Stoff fuhr. Das besondere an diesem Stoff: es verbindet einen mit dem Gefühl welches man in seiner menschlichen Vergangenheit geliebt oder vermisst hat. Es ist wenigstens ein kleiner Teil der sterblichen Vergangenheit die einem als Unsterblicher bleibt.

„Kannst du dich an den Tag erinnern, an dem du alles verloren hast?“ Es schien mir zwar eine unpassende Frage,  jedoch eine Einleitung für das was noch kommen möge.

„Du meinst das blutige Szenario damals in der Küche? Ja, daran kann ich mich mehr als gut erinnern, wieso?“

Der Tod ihrer Mutter damals ließ sie nicht verlassen zu haben. Im Gegenteil, die Rache für die Tat würde erst enden, wenn sie endlich den Mörder ihrer Mutter gefunden hat. Knappe neunzehn Jahre ist es her, für sie war es wie eine Ewigkeit. Für mich waren das vielleicht mal vier Wochen. Selbst als Dämon, hat man das Zeitgefühl eines Menschen.

„Bis dahin hattest du noch nie was mit uns zu tun gehabt oder?“

„Doch. Schon einmal ja. Ich wusste immer dass ich anders als all die anderen Kinder war. Das ich schneller in der Schule gelernt habe. Das ich mich schon ziemlich zeitig mit Tod und Sünde auseinandergesetzt hatte. Ich kam später auf die Idee, mein äußeres Erscheinungsbild als Grundlage dafür zu nehmen, mal auf den Einfall zu kommen, WAS ich eigentlich bin..“

„Was ein Teil dessen ist, was du wirklich bist Cat.“

Schweigen. Augenblicke des Unverständnisses. Verwirrung. Verstehen.

„Warte mal. Was? Ein Teil dessen was ich wirklich bin? Ok, hey, hör auf mich zu verarschen und sag mir jetzt was Sache ist Michael!“, meinet sie erzürnt.

„Es ist mein voller Ernst. Du hast vor 1364 Jahren als Meisterdämonin  gelebt. Du hast diese Träume von endlosen Schlachten und Kriegen oder?“

Sie tat mir ehrlich gesagt leid. Doch ihr Schicksal war besiegelt und es ließ sich nicht mehr länger hinauszögern.

„Oder kommt dir nicht alles ein wenig bekannt vor? Das ist was du bist Cathia. Das Portrait an der Wand“, ich zeigte auf das Gemälde,“ das sind wir beide. Deswegen wollte ich verhindern dass du wieder ein Teil deines Vampirdaseins annimmst und zur Meisterdämonin wirst. Du hast ein Schicksal welches dir bei deiner Geburt schon auferlegt wurde. Ich wollte dich nur schützen...um damit zu verhindern das deine Probleme wieder auftauchen.“

 

Die Leere in meinem Inneren begann plötzlich einzureißen. Nach endlosen Jahren meines Rachefeldzugs, die Hauptaufgabe der gezählten Tage – nur noch ein total unwichtiger Grund überhaupt auf die Jagd zu gehen. Alles schien so sinnlos zu werden und doch, kriegt nun alles eine Bedeutung. Es schien alles so unreal, Michael sprach dennoch das aus worüber ich mir nie einen Kopf gemacht habe. Das an den Erinnerungen und Träumen wirklich etwas dran ist. Das es sich nicht um Fantasie sondern um die harte Realität handelt.

„Ist das...wirklich wahr?“ Meine Stimme klang rau, zitternd, doch wie Ms. Smith einmal sagte: „Sprech weiter, auch wenn deine Stimme zittert.“

„Ja, Süße. Es liegt nun an dir dich zu entscheiden was du willst. Ich bin der Einzige der dich zu dem machen kann was du einmal warst. Deswegen wollte ich es dir erklären...damit du dich für oder dagegen entscheiden kannst. Kyrien ist einer der wenigen die schon vorher über dich und deine zweite Familie Bescheid wussten. Naja gut, sie waren ja auch schließlich in Vampirkreisen ziemlich bekannt.“

Er stockte, blickte zu mir hinüber und ich spürte dass er Angst hatte. Große Angst.

„Du musst dich nicht sofort entscheiden. Denk erstmal ein paar Nächte darüber nach. Du wirst ziemlich müde sein nach den Tagen die du durch hast.“

Ich spürte die Trägheit in meinen Beinen und Müdigkeit machte sich in mir breit wie Blei. Ich merkte wie erschöpft ich eigentlich war und das mir ein paar Stunden Schlaf sicherlich gut tun würde. Am liebsten hätte ich auf dem Sofa hier geschlafen.

„Oben steht noch ein Bett mit dem Bezug. Geh einfach die Treppen hoch, dann links abbiegen und dann die letzte Tür. Kommst du klar?“, fragte er mich besorgt.

„Sicher“, nuschelte ich und zwang meine schweren Beine zum Aufstehen. Oben angekommen, ließ ich mich einfach ins Bett fallen, warf meine Schuhe in eine Ecke um mich dann schließlich in die weiche Decke zu kuscheln. So ein weiches Bett hatte ich seit Lebtagen nicht mehr gehabt. Jetzt da ich in der wohltuenden Stille in einem mehr als entspannenden Bett lag, konnte ich meine Umgebung genauer betrachten. Ich lag in einem glanzvoll polierten glänzenden Himmelbett. Auf jeder Seite stand eine kleine Kommode. Die Fenster hatten samtene Vorhänge in dem gleichen Rotton wie die Sofabezüge. Vom Fenster aus konnte man die Wiese sehen. Dahinter lag der Sherwood Forest. Einer der unheimlichsten aber auch inspirierensten Wälder die ich jemals gesehen habe. Dieser Wald machte die Dunkelheit zu etwas, was sich wie Geborgenheit anfühlte. Mit diesem Gefühl schlief ich schließlich ein.

 

Ich hörte wie sie hochging und kurz darauf eingeschlafen war.  Sie musste sich entscheiden, egal was jetzt noch kommt. Ich würde ihr ja auch so erklären welches Schicksal sie teilt, aber dafür ist es zu spät. „Hast du es ihr schon erzählt?“ Gabriel, mein ältester Bruder, kam aus dem Türrahmen hervor und setzte sich mir gegenüber. „Sie wird es erfahren wenn es soweit ist“, meinte ich mürrisch und wollte auch hoch gehen als er mich plötzlich festhält. „Ich meins ernst. Du musst sie warnen davor. Du weißt nicht was sie dann von uns halten wird wenn sie erst wieder eine Meisterdämonin ist. Du warst mit ihr zusammen Michael. Ihr Temperament ist genauso ausgelassen wie der Monsumsturm in Bombay. Ich will nur sicher gehen das du nicht irgendwann tot in der Straßengasse liegst.“ Weise Worte für meinen Bruder das muss man lassen. Aber Recht hatte er allemal. Wie würde sie reagieren wenn sie ihre Vergangenheit wieder hatte? Ich machte mich auf nach oben. Bevor ich aber ein paar Stunden schlafen gehe, sehe ich nach Cathia. Wenn sie schläft, sieht sie so unschuldig aus. Es schoss mir die Erinnerung von diesem einem Tag an dem Kopf als sie damals zu mir kam, weil sie nicht schlafen konnte. Genauso lag sie da, die Hände auf dem Kissen, wie ein gottgleicher Engel. Ich strich sanft mit meiner Hand über ihre Wange. So weich wie eh und je. Ihre braunen gelockten Haare lagen um ihre Schultern herum. Seidig weich. Ihr Herzschlag ging regelmäßig. Alles war in Ordnung. Es würde ihr mehr als Kraft kosten wenn sie ihre alten Fähigkeiten zurückhatte. Aber fürs erste war Sie in Sicherheit. Ich wollte gerade wieder rausgehen als ich spürte dass sie meine Hand festhielt. Sie murmelte irgendetwas, ich konnte dennoch nicht verstehen was. Ich löste sanft meine ihre Finger und machte mich auf in mein Bett. Ich dachte daran, wie lange es eigentlich her ist das ich sie so friedlich gesehen hatte. Vielleicht war das ihr Neubeginn, der Beginn eines neuen Lebens als das Schicksal der Welt. Du wirst der Welten Fluch und Segen zugleich werden.

4. Mondesgleich und dennoch tot

Die Sonnenstrahlen schienen mir mitten ins Gesicht. Glitzernd umspielten sie den samtenen Bezug und ließ sie wie kleine Kristalle aussehen. Mein Kopf schien wieder klar zu sein. Anscheinend hatte der Schlaf wirklich seine Vorteile. Ich streckte meine Arme und beobachtete die umherschwirrenden Vögel vor dem Fenster. Alles friedlich. Ich sollte aufhören mit dem Misstrauen. Ermordet hat er mich nicht. Auch wenn Michael seine Differenzen hatte, ich mochte ihn. Ich riss mich aus meinen Gedanken und stand auf. Ich hätte mir was zum Anziehen mitnehmen sollen summte es in meinem Schädel. Als hätte jemand meine Gedanken gelesen, lag auf dem Stuhl vor dem Bett ein Kleid. Es war weiß, mit roten Rosen dran. Hinten lag der gesamte Rücken frei. Ringsherum ging ein rotes Band, welches man vorne zu einer Schleife binden konnte. Schnell zog ich es an und betrachtete mich in dem Spiegel an dem Kleiderschrank. Passte perfekt. Erst jetzt fiel mir die Karte auf die unter dem Kleid gelegen haben musste. Ich öffnete sie und las:

Guten Morgen Cathia,

ich hoffe du hast diesmal besser geschlafen als die anderen Nächte.

Wenn du Hunger haben solltest, dann komm runter in die Küche.

Gabriel, mein Bruder, wird dir sicherlich alles zeigen wenn du mit ihm redest.

Wir treffen uns nachher in der Bibliothek, mein Versprechen habe ich nicht vergessen.

 

Liebste Grüße

Michael

 

P.S. Sieh das Kleid als ein Willkommensgeschenk an.

 

Der hatte Nerven. Aber eins musste man ihm lassen, so gerissen wie er war so süß ist er auch. Mit einem Lächeln legte ich die Karte auf den Stuhl und machte nochmal alles zurecht bevor ich mich in die Küche begab. Recht hatte er auf jeden Fall denn ich hatte einen Bärenhunger. Das ließ sich mein Bauch auch nicht zweimal sagen. Wie ein überhungriger Bär stürzte ich mich über das gesamte Buffet und schlang so viel in mich hinein wie schon seit Jahren nicht mehr. Mein Geschmatze wurde durch ein tiefes Räuspern aus der hintersten Ecke unterbrochen. Als ich mich umdrehte, stand vor mir die geballte Version von Männlichkeit, naja es sah jedenfalls so aus. Dunkle glänzende lockige Haare die wie Flüsse vom Kopf fielen. Er trug eins dieser 16ten Jahrhunderthemden und eine dunkelblaue Jeans, die an manchen Stellen ziemlich aufgerieben war. Er war ebenfalls ein Vampir, schon erkennbar an den Augen. Seine Aura hatte Ähnlichkeit mit Michaels. Dann waren die beiden wohl Brüder. „Schön dich zu sehen Cathia. Oh, entschuldige meine Unhöflichkeit. Ich bin Gabriel James Green, geboren 1010 und ältester der drei Brüder von Jonathan Emilian Green. Schön dich kennen zu lernen.“ Das sollte ernsthaft Michaels Bruder sein? Naja eins muss man lassen, der Typ hat ganz schön viele Kriege gesehen. „Freut mich Gabriel. Du kennst mich ja wahrscheinlich schon. Ich bin erst seit gestern hier, zu viel passiert die Tage..naja und ich wollte fragen ob du mir ein bisschen euren „Palast“ zeigen könntest?“
Nach dieser Frage bereute ich es überhaupt gefragt zu haben. Er schaute mich mit einem überraschten Blick an, das Glitzern in seinen Augen. „Gerne zeig ich dir unsere riiiießeeenhafte Residenz!“

Er nahm mich bei der Hand und zerrte mich durch die ganzen Räume. Gabriel zeigte mir die vielen Räume wie die Schlafräume, den Ratssaal, die Trainingshalle, den Festraum und unter anderem das Labor. Ich staunte wirklich nicht schlecht als ich all das Arsenal an Kräutern, Waffen und Gerätschaften, die überall verteilt standen, unter meine Blicke nahm. So ein gesamtes Equipment konnte sich nicht mal mehr unsere Organisation leisten die eigentlich nicht so schlecht verdiente. Anscheinend entwickelten sie verschiedene Methoden andere zu vernichten. Keine schlechte Sache. „So da wäre noch der Aufenthaltsraum aber ich denke da kommst du sicherlich alleine hin. Hast du sonst noch irgendwelche Fragen?“ Ich schüttelte den Kopf um ihn zu versichern dass ich keinerlei weiteren Anmerkungen zu diesem großen Gebäude hatte.

„Dann fühle dich Willkommen Cathia Samara Ivy.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und stolzierte aus dem Raum. Nun hieß es der eigenen Intuition folgen.

Langsam ging ich den Gang entlang. Es musste ja der Raum am Ende des Flures sein, dessen war ich mir sicher. Es dauerte ziemlich lange, doch als ich die alte Tür erreichte die in den großen Ballsaal führte, blieb mir der Atem stehen. Auch wenn meine Erinnerungen daran verschwommen waren, das Zimmer sah immer noch so wunderschön aus. Das Klavier welches fast in der Mitte des Raumes auf einer runden Plattform stand. Das riesige Panoramafenster, die die Hälfte des Raumes einnahm. Stühle und Tische aus dunklem polierten Eichenholz und die kleine Bühne am hinteren Ende des Zimmers. Mich zog es zu den Fenstern, aus denen man die weiter entfernte Stadt beobachten konnte. Wie viele Menschen dort leben?

„Um genau zu sein unter 500 Menschen“, tönte eine sanfte Stimme hinter mir. Michael hatte mich verfolgt und stand nun  etwas verloren im Raum. „Sag mal, liest du gerne meine Gedanken?“ fragte ich ihn mit einem leicht sarkastischen Unterton in der Stimme. Er schien wirklich darüber nachzudenken was er antworten sollte. „Nein, eigentlich nicht, bloß bei dir ist es ziemlich schwer mal ein wenig Information heraus zu bekommen. Du hast anscheinend schon Bekanntschaft mit meinem Bruder gemacht?“

„Sicher, er hat mir erstmal einen Vortrag über die ganzen Baujahre dieses Palastes gehalten. Aber es war schon witzig“, antwortete ich ihm mit einem Lachen und kam auf ihn zu. Er sah mich an und musste auch lachen. „Ja, so ist Gabriel eben. Charmant wie immer. Wenn er einmal jemanden gefunden hat der sich für das alles interessiert, erzählt er auch alles“.

„So, nun erzähl mal was ich denn so all die Jahre gemacht habe“, meinte ich zu ihm und zerrte ihn an den Tisch vor den Fenstern. Ich war neugierig, hatte aber auch Angst. Angst davor was mit mir passiert wenn ich das alles erfahre. Wir schaunen uns in die Augen. Ein Kribbeln ging durch mich hindurch. Ich bekam Gänsehaut und mir wurde total warm.
„Nun ja..das wäre schon eine ganz lange Geschichte.“

Kurzes Schweigen.

„Dann.... erzähl mir wie du zum Vampir wurdest.“

Er blickte aus dem Fenster, bevor er anfing mir seine tragische Geschichte zu erzählen.

„Ich lebte damals im 10. Jahrhundert in ärmlichen Verhältnissen. Ich war einer der  Straßenkinder die versuchten sich durch Stehlen und Erbeuten von Lebensmitteln und anderen Dingen am Leben zu halten. Man hatte es nicht gerade einfach, vorallem weil ständig die Wachen in den Gassen patroullierten. Die Winter waren am härtesten. Nur wer sich geschickt anstellte, konnte überleben. Oder wer das größere Ego hatte,“ fügte ich mit einem leichten Hass im Unterton hinzu. „Der Winter brachte mich schließlich  fast um. Ich fand nicht mehr genügend, und wenn dann waren die anderen Kinder schon da gewesen. Es war stockdunkel, als ich  frierend und nur mit einem kaputten Leinentuch bekleidet durch die unheimlichen Gassen gegangen bin. Kennst du die Legende von Dracula?“

„Ja, klar wieso fragst du?“
„Weil ich ihn in dieser Nacht  das erste Mal gesehen habe.“

Sie blickte entsetzt, aber auch interessiert zu mir und nickte damit ich fortfahren konnte.

„Natürlich wusste ich nicht das es sich um den Grafen handelte, ich hatte keine Ahnung mit wem ich mich damals wirklich anlegte. Jedenfalls, lief ich in ihn hinein als ich um eine Ecke abgebogen bin. Er meinte wie faszinierend es sei, ein Kind wie mich hier abends rumlungern zu sehen. Der Graf fragte mich woher ich kam. Bulgarien sagte ich. Er schien ein gewisses Interesse an mir zu habe, ich weiß bis heute nicht warum.

„Hast du ihn mal gefragt?“ fragte Cathia verdutzt.

„Ich hab mir das nicht mal im Traum vorgestellt Cat. Ich machte mir viele Gedanken darum, aber ihn zu fragen wäre schon töricht gewesen. Ich behielt es für mich, bis heute.

Es kam eines Tages so, das wir uns wieder zufällig begegneten. Er stellte mir die Frage ob ich Gefallen daran finden würde ewig zu leben. Ohne Schmerz, ohne Kummer. Du brauchst dich nicht vor Krankheiten fürchten oder jemals Angst haben zu müssen das man sterben könnte. Klar, du siehst geliebten Menschen dabei zu wie sie immer älter werden und sterben. Es ist makaber ja, doch da ich niemanden mehr außer meine Brüder hatte die mir wichtig waren, schien mir das so ziemlich egal. Ich war es sogar selbst der die beiden verwandelt hatte. Auf jeden Fall war es ungewöhnlich warm und das im Winter. Der Graf erklärte mir daraufhin das es mit ihm selbst zusammenhing, da Teile seiner Kraft in der Umgebung für Wärme sorgten, hielte man sich in dessen Umfeld auf. An diesem Abend wurde mir bewusst was für eine Chance mir eigentlich offenstand. Ich konnte frei leben, sehr lange leben und hatte endlich den Wohlstand den ich immer wollte. Es klingt etwas egoistisch ich weiß. Doch als Junge, dessen komplettes Leben eigentlich der Straße gewidmet war, konnte ich das nicht so einfach ausschlagen. Also trafen wir einen Deal: er würde mich zum Vampir machen, mir alles beibringen was er wusste und mir das ermöglichen was ich mir erträumt hatte. Im Gegenzug schwor ich ihm zu dienen, für ihn zu kämpfen und als Märtyrer im Kampf für ihn unterzugehen. Ich bereue es manchmal, muss ich zugeben doch ich habe mich bereits seit langem mit diesem Gedanken anfreunden können. Schließlich wurde ich zwei Tage später zu einem Geschöpf der Nacht. Es war zunächst unheimlich, ehe ich mich an mein neues Leben und das damit verbundene Aussehen gewöhnen konnte. So wurde ich zum Vampir. Nach Jahren des Kräfte sammelns bin ich dann schließlich zum Meistervampir geworden.

„Was sind Meistervampire überhaupt?“
„Meistervampire spezialisieren sich auf ein oder mehrere Kräfte die sie tagtäglich so lange trainieren, bis sie irgendwann die Höchststufe der Kraft erreicht haben. Jede Kraft hat eine bestimmte Grenze. Deswegen haben die Meisten auch nur Eine die sie bis zu dieser Grenze weiterentwickeln. Wenige Vampire, so wie ich und Gabriel, haben uns mehrerer Kräfte angenommen. Deswegen sind wir der Organisation auch ziemlich nützlich.“

„Wann hat die Organisation euch aufgenommen?“
„Das war..reiner Zufall. Ich hatte einen Auftrag zu erledigen, der mich nach Transilvannien trieb. Ich war noch ein Jungvampir, aber hatte schon ziemlich viel dazugelernt. Du warst damals sogar mit glaube ich, weil du mal dahin wolltest. Auf jeden Fall musste ich da leider auch ein paar Ghule und Werwälfe umbringen um überhautpt die Informationen zu kriegen die ich wollte. Jemand aus der Organisation muss zu der Zeit auch dort etwas erledigt haben. Ich bekam drei Tage nach meinem Auftrag einen Brief, in dem der Leiter des Ganzen mich aufforderte mich mit ihm zu treffen, was ich dann auch schließlich getan habe. Sie fanden meine Fähigkeiten so bemerkenswert, das sie mir direkt die Stelle angeboten haben. Und ich hatte auch sofort zugesagt.“
Gespannt wartete ich auf ihre Reaktion, doch alles was kam war ein Grinsen, ein kleines hämisches Grinsen.

„Transilvannien, huh? Ist bestimmt nett dort. Vorallem als Ort des Vampirursprungs. Hahaha, da will ich hin. Ob als Vampirdämon oder Dämon. Achja, ich hab mich entschieden. Wenn ich wirklich das gesamte Schicksal unserer Sippe auf meinen Schultern tragen muss, dann steh ich dazu. Ich hab mich dazu entschieden meinen Platz einzunehmen.

 

Ich glaubte zwar selber kaum das diese Worte meinen Mund verließen, doch es ist wahr: meine Entscheidung stand schon seit heute früh fest. Ich weiß das ich jemanden habe der sich mit meinem Leben auskennt. Meine Fähigkeiten werden diesselben bleiben. Es sind viele Dinge über die Jahre passiert. Den Tod meiner Mutter konnte ich zwar immer noch nicht verarbeiten, dennoch konnte ich den Schmerz verdrängen, der sich in meinem Kopf breitmachen wollte. Es ging nicht mehr allein um mein Leben. Die Existenz der Sippe und der weiteren Generationen stand auf dem Spiel. Vielleicht konnte ich dadurch alles wieder gutmachen was ich im Leben verbockt habe. Vielleicht einmal etwas richtig machen.

„Und du bist dir sicher das du das willst?,“ fragte Michael überrascht.

Ich nickte nur, ungewiss was die Stunden oder Tage auf mich zukommen würde. Entschlossen schaute ich zu ihm herüber um seine Reaktion zu sehen. Ich bekam Gänsehaut als er plötzlich vor mir stand und mich mit einem bösen Blick anstarrte als hätte ich was gemacht. Nun wie mir schien war er nicht sehr begeistert von meiner Idee. Doch er musste es schließlich hinnehmen, Michael konnte mich nicht für die Ewigkeit schützen. „Michael, es ist meine Entscheidung okay? Ich kann nicht davor weglaufen. Wenn es meine Bestimmung ist, dann muss ich sie schlussendlich annehmen. Auch wenn es bedeutet das ich mich den Problemen stellen muss vor denen ich damals weggelaufen bin. Akzeptier es einfach, mehr verlang ich nicht.“
Es schien ihn wirklich zu stören, doch Michael gab sich dann geschlagen. „Cat, ich...werd mich um alles kümmern“, meinte er und verschwand. Ich saß nun wieder allein an dem hölzernen Tisch und blickte hinaus auf die Wiese, die wie ein Lichtermeer aussah. Die leuchtende Sonne die auf den Tau des Grases schien, ließ die Tautropfen wie Kristalle aussehen. Es hatte etwas beruhigendes an sich, da mein Herzschlag auf einmal langsamer wurde und ich ein völlig neutrales Gefühl der Freiheit verspürte. Ich würde frei sein, auf meine ganz besondere Art. Ich stand auf, um etwas in der Bibliothek recherchieren zu gehen. Michael meinte ja er würde sich an sein Versprechen halten. Also ging ich den ganzen Weg wieder zurück um die riesige Bibliothek nach Informationen über dieses Tier zu suchen. Wie gerufen, fand ich fünf unterschiedliche Bücher mit Aufzeichnungen zwischen dem Jahr 649 n. Christus und 1578. Er wusste anscheinend schon wonach wir suchen mussten, denn die Bücher verrieten mehr über das Tier als mir teuer war. Es war ein unendecktes Wesen das nach T. Williams als halb Werwolf, halb Ghul und mit Eigenschaften des Vampirgens ausgestattet war. Das würde dann erstens die Augenfarbe und zweitens sein nicht Sterben durch den Sprung durchs Fenster erklären. Ich stieß auf einen Ausschnitt aus einem Plakat, was jedoch anscheinend nie veröffentlicht wurde.  An der Kopfzeile stand Achtung gefolgtder Warnung in der beschrieben wurde wie es aussah, was es für eine Gefahr darstellte und wie man es bekämpfen konnte. Man hatte schon früh erkannt was dieses Tier für eine Bedrohung darstellte, doch über die Jahrzehnten wurden die Vernichtungstechniken vergessen. Gut das es alte Bücher und Archive gibt.

„Findest du dich zurecht?“, hörte ich Michael flüstern und er gesellte sich gegenüber von mir auf einen Stuhl.

„Ja, hier sind sogar Techniken die beschreiben wie sie die Tiere damals umgebracht haben. Da ich aber davon ausgehe das diese Viecher sich weiterentwickelt haben müssen wir die Technik natürlich auch verfeinern.“
Er schaute mich wieder mit diesem schuldigen Blick an, ehe er sich eines der Bücher schnappte und mir eine Seite daraus zeigte.
„Die haben damals so ein Ding sizieren können und daraus seine Anatomie hergeleitet. Das Fell kommt von den Werwölfen vielleicht aber auch Lykaner da die ja jetzt schon so stark wie die sind. Die Augen und die Fangzähne lassen sich von uns Vampiren ableiten, hat aber auch was von den Dampyren an sich. Zum Schluss seine veränderbare Gestalt: eindeutig Ghulgene wenn auch nur wenige. Es kann sich für zwei Stunden komplett in einen Menschen verwandeln, behält aber trotzdem all seine Fähigkeiten.“
„Also hat es sich davor verwandelt.“
„Ja. Und es war jemand den deine Mum kannte.“
„Das glaub ich nicht oder? Denkst du das wirklich?“
„Naja wer solls sonst gewesen sein?“
Jetzt da ich mal so darüber nachdachte, schien mir die Theorie gar nicht so falsch. Bloß wer von meiner Familie sollte sowas tun?
„Jimmy Carter.“
„Mein Onkel? Niemals, die haben sich zu gut verstanden als das er den Tod meiner Mutter wollte.“
„Wenn du erst frisch zu einem unsterblichen Wesen wurdest, dann ist dein Verlangen nach Blut oder Fleisch größer als deine Loyalität gegenüber deiner Familie. Du wirst es verstehen wenn ich dich erst wieder zurückverwandelt habe.“
„Aber mein Onkel? Wie kommst du eigentlich auf ihn?“
„Ich habe ihn  gesehen in jener Nacht. Er hockte hinter einem Baum und schien auf etwas zu warten. Das war..bevor deiner Mutter das passierte.“
„Was!? Michael du hättest es verhindern können verdammt noch mal ! Wieso ?“
„Cathia, bevor ich überhaupt mitgekriegt habe das mit ihm nichts stimmt, war es bereits zu spät ! Es hätte nichts gebracht ihm zu folgen da er sowieso schneller als ich gewesen wäre. Es tut mir leid Cat. Wirklich.“
„Ist okay“,
meinte ich etwas ruhiger, doch es kam nicht so rüber. Ich hätte ihm am liebsten eine Backsteinwand an den Kopf geworfen so sauer war ich. Etwas frische Luft würde mir guttun. Also beschloss ich raus zu gehen, um mal abzuschalten von dem ganzen Mist der mich schon jahrelang verfolgte.

Ich fragte sie wohin sie gehen wollte. „Raus gehen. Ein wenig den Kopf frei kriegen, okay?“
Ich nickte bloß und spähte wieder in die Bücher. Wenn ich recht überlege, hätte ich es damals wirklich verhindern können. Sie war wütend, das konnte ich sehr gut verstehen. Doch ich hab es auch erst dann gemerkt als er anfing ihre Mutter in Stücke zu reißen. In einen Vampir hätte ich sie auch nicht mehr verwandeln können, dazu hatte sie zu viel Blut verloren. Wir mussten schnell an der Kampftechnik arbeiten und uns mit der Anatomie des Tieres von heute beschäftigen, denn wir standen komplett am Anfang der Suche. Das erste Mal das ich von dem Vieh gehört habe war im Mittelalter. Dort schien es junge Frauen zu Leibe zu rücken. Wir waren damals zuständig dafür herauszufinden, um was für eine Bedrohung es sich hier handelte. Deswegen waren wir tagelang draußen um das Vieh beobachten zu können. Und es blieb uns nicht lange fern. Der Anblick war grausam vorallem weil es voller Blut befleckt war.  Wir mussten ihn finden und möglichst unverletzt hier her bringen. Denn dann konnten wir die nötigen Tests machen um es korrekt zu analysieren. Neue Aufzeichnungen anzufertigen. Ganz neue Ergebnisse präsentieren zu können. Eine neue Aufgabe für uns.

Plötzlich hörte ich es Rascheln und hörte auf. Rundherum wurde es still, alles war auf vollen Empfang gepolt, meine Konzentration auf das Geräusch in der Umgebung gerichtet. Da, schon wieder ein Zucken, diesmal hinter mir und fast klar erkennbar. Lucian.

„Also ich finde, du hättest dich auch gewagter hier reintrauen können findest du nicht auch, Lucian?“
„Achso, ich dachte es wäre mal eine etwas willkommende Abwechslung“,
erklang die samtweiche Engelsstimme von Lucian. Leichtfüßig schlich er sich an den Tisch und setzte sich auf den Stuhl auf dem zuvor Cathia gesessen hatte. Seine schwarzen kurzen Haare waren wieder so perfekt gestylt wie immer. Er hatte sich der Neuzeit angepasst, was eher in seinem Element lag als dem Style den Gabriel immer noch nachhing. Lucian war Besitzer von vielen H&M- Läden. Er war außerdem Manager von vielen Bands und im Vampiradel hoch angesehen.

„Tust du wieder recherchieren ja?“
„Sieht wohl so aus. Es geht um etwas, was eigentlich schon längst hätte weg sein müssen.“
„Vampiris ghulariosus. Tragisch wie viele Monster hier eigentlich rumlaufen. Und du bist dem Mysteriösen Ding auf der Spur?“
„Ja. Es sieht wohl so aus als würden immer noch ein paar von den Tieren rumlaufen. Ich brauch sie als Forschungsobjekte.“
„Ihre Mutter wurde damals von einem angegriffen oder?“
„Es war unvermeidbar. Ich hätte was tun können aber dafür war es schon zu spät.“
„Und jetzt muss sie sich dem allen stellen wie grausam. Glaubst du sie ist stark genug dafür?“
„Wenn sie eins ist, dann stark. Sie ist zwar mental kaputt, aber sie würde bis zum letzten Atemzug dafür kämpfen.“
„Wann wird sie verwandelt?“
„Bald. In vier Tagen um genau zu sein. Ich musste mich erstmal bei jemanden für mein Verschwinden entschuldigen.“
„Nein, du hast dich etwa mit einem der Ältesten angelegt. Seis drum, sei froh das du nicht gebraten irgendwo an einer Wand hängst.“
„Danke für deine Aufmunterung Lucian. Also, jetzt verrat mal: wieso bist du wirklich hier?“
„Du hast mich ihr noch nicht vorgestellt. Ich wollte dich eh noch was fragen wenn du kurz Zeit hast.“
„Für meinen älteren Bruder doch immer. Worum gehts?“

„Ich hab dir etwas zu Jimmy Carter herausgesucht. Es sieht...nicht sehr gut aus. Den guten Jimmy hat man vor kurzem erst hier in der Gegend gesehen. Ich weiß nicht was er will aber sicherlich ist er nicht hier um sich nur die Stadt anzusehen. Sei also vorsichtig, auch wegen Cathia. Vielleicht hat er es auch genau auf sie abgesehen.“

„Gerade wo du es sagst Lucian.....ist er einer dieser Tiere?“
„So gut wie. Er hat zwar seine Ghulfertigkeiten perfektioniert, hat sich aber dennoch in seiner Gestalt gezeigt die er wirklich ist. Ich hatte Sebastian darauf angesetzt und das ist er“,
er schmiss mir einen Stapel voller Bilder vor die Nase, die Sebastian nachts gemacht haben musste.  Aber es waren gute Bilder, man konnte eindeutig Carters Siliouette erkennen. Er war eins dieser Tiere geworden. Ob er nun mit dem Mord an Cathias Mutter zu tun hat, konnten wir nicht beweisen. Doch ich war mir ziemlich sicher.

„Denkst du wirklich er hat was mit dem Mord damals zu tun?“
„Sicher bin ich mir nicht, aber davon überzeugt. Hast du eine Idee wie wir beweisen können das er damals dafür verantwortlich war? Auch wenn es vielleicht ein Unfall war?“
„Gib mir ein wenig Unterstützung mit und ich kriegs raus. Du kennst mich Michael. Ich krieg alles raus.“
„Deswegen setz ich dich auch auf sowas an. Das Team steht schon bereit. Finde alles raus, was du rausfinden kannst. Ich verlass mich auf dich.“

Leise wehte das Gras wie Wellen auf dem Meer. Es begann langsam dunkel zu werden. Ich schaute auf meine Uhr. Sie zeigte 17:38 Uhr. Ich ließ meine Zigarette fallen und trat sie aus. Es wurde langsam kühl. Ich beschloss reinzugehen, als ich auf einmal eine Bewegung aus zehn Metern Entfernung wahrnahm. Ich zog langsam mein Messer an den Hosenbund und näherte mich ein wenig dem Busch aus dem die Bewegung gekommen ist.

„Hey, komm her es ist viel zu kalt draußen“, rief mir eine mir unbekannte Stimme aus dem Hintergrund zu. Ich erblickte einen schwarzhaarigen Jungen der so ziemlich dem heutigen Style angepasst war. Seine Stimme passte gar nicht zum Aussehen. Dennoch sah er Gabriel und Michael ziemlich ähnlich. Aber nur fast.

„Kommst du jetzt endlich oder willst du mich weiter so dämlich anstarren?“
„Jaja ich komm ja schon“,
murmelte ich vor mich hin.

Mit schnellen Schritten stand ich vor ihm. Er musste der dritte von den ganzen Brüdern sein. Dafür das er aber schon über 500 Jahre alt ist sah er nicht so fertig aus.

Wir setzten uns in den Gemeinschaftsraum und wie ich schon vermutete war er auf ein Gespräch aus. Also: Small Talk.

„Ich bin Lucian. Eigentlich müsstest du dich an uns erinnern. Da aber vor ein paar Jahrtausenden deine Vampirvergangenheit verloren ging, müssen wir nun darauf warten das du verwandelt wirst.“
„Wieso kann nur Michael mich wieder zurückverwandeln? Sonst können das doch andere Vampire auch.“
„Es liegt daran das du vorher Teil seiner Sippschaft wurdest. Er ist der Oberste seiner Sippe deswegen kann auch nur er dich verwandeln. Würden Andere dich probieren würden die ganzen Bündnisse in die Brüche gehen und ein Krieg bräche aus. War schon schlimm genug das wir schonmal fast einen Krieg riskiert hätten.“

Jetzt kam ich mir eindeutig wie ein Beutel voller Blut vor. Widerliche Vorstellung.
„Aber das ist doch sinnlos. Ich meine wenn andere Vampire Menschen verwandeln, sind die dann automatisch Eigentum der Sippe?“
„Wow, schlau bist du schon mal. Ich hab auch nichts anderes erwartet. Sicherlich. Wenn ich beispielsweise deine Cousine verwandelt hätte, würde sie meiner Sippe angehören. Natürlich kann man auch abtreten aber das hat es nur 30 mal gegeben.“
„Wenigstens etwas. Weißt du wann ich verwandelt werden soll?“
„So wie Michael mir sagte vier Tage.“
„Was? Shit...“
„Angst? Das ist nicht schlimm. Der Verwandlungsprozess an sich ist nicht das schlimmste. Der Durst der danach kommt ist gefährlich. Und du hast schon ziemlich lange nichts mehr getrunken.“
„Das..ist mir bewusst. Ich muss bloß eine Variante finden um kein Menschenblut trinken zu müssen. Ich weiß das es eine gibt. Und ich werds auch schaffen das es nicht nur eine Lösung für mich selber ist.“
„Eins muss man dir lassen, dickköpfig bist du. Dennoch muss ich erwähnen: du hast es bereits geschafft eine Art Menschenblut herzustellen. Da du aber deine Vergangenheit verloren hast, konntest du das ja nicht wissen. Du hast sie versteckt, wo weiß ich nicht. Du sagtest bloß du hättest den Durchbruch geschafft.“
„Soso..was weißt du noch über mich?“
„So einiges. Das du ziemlich viel für unsere Familie und die Organisation getan hast, indem du ihnen wieder einen Namen gemacht hast. Wir waren damals ziemlich verhasst, da Michael  und Gabriel fast einen Krieg angezettelt hätten. Es war grausam. Du hattes verdammt viele Kontakte zum Vampir- und Werwolfadel, weswegen auch immer. Du bist die beste Kämpferin unserer Sippe, beziehungsweise die beste Kämpferin neben deinem Freund.“
„Was? Seit wann das denn? Ich hab erst mit neun Jahren gelernt mit Waffen umzugehen und  da soll ich die beste Kämpferin sein? Das ist ein Scherz.“
„Das wirst du erfahren wenn du verwandelt bist. Ich hab zu deiner Kraft nämlich eine Theorie.“
„Meine Kraft ja? Die einzige Kraft die ich habe ist meine Dämonenkraft. Die, mit der ich andere Geschöpfe der Nacht aufspüren kann und mit der ich kämpfe. Das ist meine Kraft die ich habe, mehr nicht.“
„Nein, das meine ich auch nicht. Deine Kraft die du vergessen hast. Wenn du verwandelt wirst, kann es nämlich passieren das du nicht nur deine alten Fähigkeiten zurückbekommst, sondern auch das dir durch deine neu erworbenen Techniken eine ganz neue Dimension eröffnet wird.“
„Was da bitte heißt?“
„Das du wahrscheinlich mächtiger bist als wir alle zusammen.“

„Das glaubst aber auch nur du. Klar krieg ich meine alten Kräfte wieder, was auch immer die sind. Aber das ich noch stärker werde das ist unmöglich.“
„Das glaubst du Cathia. Michael und ich sind da anderer Meinung.“

„Er wohl auch? Ich glaub das aber nicht, weil das schon rein biologisch nicht möglich ist.“
„Wer sagt den das Vampire sich nach irgendwelchen Wissenschaften richten?“
Damit hatte er wirklich Recht. Vampire halten sich nicht an normale Gesetze. Gut unsere Art war auch nicht normal. Wieso dann dieser Unglaube in mir?
„Du zweifelst an dir selber. Das ist ganz normal. Aber nun nochmal zu dir: wie hast du die letzten Jahre eigentlich so überleben können?

Ich hatte vorher noch einiges zu tun gehabt, bevor ich mich auf den Weg zur Sippschaft machte. Am Haus angekommen, schaltete ich die Bewegungsmelder ein und ging in die Villa. Auf einmal kam mir Lucian entgegen. Seine Blicke zeigten auf sein Zimmer und ich folgte ihm leise nach. Als er die Tür hinter sich schloss, blickte er mich ziemlich tiefgründig an. Merkwürdig.

„Ich hab mich etwas mit Cathia unterhalten.“
„Das ist nichts neues das wusste ich schon. Was habt ihr bequatscht?“
„Was sie all die Jahre gemacht hat. Sie hat gekämpft, Michael. Sie hat dafür gekämpft das du kommst und diese Bestie umbringst. Wieso dann hast du es nicht gemacht all die Jahre?“
„....ich...konnte nicht anders. Ich musste herausfinden was es ist, wie man es besiegen kann und vorallem wer es ist. Und wenn ihr Onkel auf einmal verschwunden gewesen wäre, hätte sie sich versucht an meine Fersen zu heften um mich zu töten. Ich hatte..Angst.“
„Angst? Vor was denn bitte? Davor das sie wissen will wieso du das alles tust? Du musst aufhören zu denken ihr Leben wäre deine Aufgabe. Du hast es ihr geschworen ja, aber das bedeutet immer noch nicht das du ihr Leibwächter spielen musst. Sie kann selber kämpfen. Sie hat es all die Jahre getan und sie kann jetzt schon wieder die alten Techniken von früher.“

Damit hatte er wie immer Recht. Doch ich konnte nicht anders. Mein Herz würde das auch nicht akzeptieren. Es schlug nur noch, weil es mir ungewohnt vorkam nicht mehr atmen zu können. Und es schlug all die Jahrzehnte nur für sie. Mit einem ungleichmäßigem Rhythmus wenn ich sie sah. Wenn ich mir Sorgen um sie machte. Wenn sie in Schwierigkeiten war.
„Ich liebe sie Lucian. Und ich habe nie damit aufgehört. Ich habe immer über sie gewacht. Bloß ich war all die Jahre zu feige verstehst du? Ich war feige, weil ich nie wollte das ihr noch sowas schlimmes passiert. Ich wollte nie das sie wieder so derart leiden muss. Ja, vielleicht war es feige zu glauben ich könnte sie immer retten. Da habe ich mich geirrt. Doch was ist wenn sie wirklich mal soweit ist das sie fast am Sterben ist? Sie nimmt auch so kein Menschenblut, weil sie es verabscheut und weil sie einfach mit dem Gefühl nicht klarkommt das Menschen für uns fast draufgehen können. Sie geht sogar so weit synthetisches Blut herzustellen, was zuvor noch niemand getan hat. Du weißt was mit Amanda passiert ist.“
„Ob sie sich noch dran erinnern kann? Ich meine was euch beiden angeht? Ihr seid doch in einem ziemlichen Streit auseinder gegangen, bevor der Unfall passiert ist.“
„Erinner mich bloß nicht daran. Ich bereue das schon seit dem Augenblick als ich damit angefangen hatte.“

„Mach dir nicht so'nen Kopf drum. Ich meine sie ist eine ziemlich selbstbewusste Persönlichkeit. Aber langsam sollte dir bewusst werden das du alles für sie warst. Oder bist wer weiß.“

Ich kam an Lucians Zimmer vorbei als ich Michael über mich reden hörte. „Ob sie sich noch dran erinnern kann? Ich meine was euch beiden angeht? Ihr seid doch in einem ziemlichen Streit auseinder gegangen, bevor der Unfall passiert ist.“ hörte ich Lucian sagen. Unfall? Von was sprach er denn da? Aber langsam sollte dir bewusst werden das du alles für sie warst. Oder bist wer weiß.“
Er hatte schmerzhafter Weise recht. Mir war schon von vornherein klar das ich mehr empfand als bloß Freundschaftt.  Ich wusste nicht weswegen doch ich spürte wie sehr es mich zu ihm zog. Ich fühlte mich sicher. Zuhause.

Leise schlich ich mich nach draußen, zündete mir eine Zigarette an und dachte nach. Egal wer ich vorher war, ich wollte ihn niemals wieder gehen lassen. Auch wenn ich daran dachte das ich meine Erinnerung durch ihn wieder zurückbekam, durchlief mich ein kurzer Schauer.

Morgen war es soweit. Morgen ist der große Tag der Wahrheit da und ich stand im Mittelpunkt. Nur weil ich zu einem Vampir gemacht wurde und somit alle Erinnerungen zurückbekomme. So besonders ist das auch nicht das man da so eine große Zeremonie halten muss. Doch trotzdem würde mich interessieren wieso dieser große Aufwand.

Um mich abzulenken, schlich ich mich leise aus dem Haus, zündete mir eine Zigarette an und ging ein paar Meter damit ich meine Gedanken sortieren konnte. Langsam wurde es dunkel, der Vollmond erstreckte sich über den höchsten Punkt des Waldes und schien auf die kalkweiße Villa, welche nur noch heller glühte als der Mond selbst. Eine leichte Windbrise strich sanft über mich hinweg. Das Gras wehte wellenförmig in Richtung Wald. Am Rande des Waldes war ein langer Schatten zu sehen. Er glich einem halben Menschen. Und er kam genau auf mich zu !
Schnell zückte ich meine Doppelläufige und wich einen Schritt zurück. Plötzlich blieb es stehen, fing an langsam ins Mondlicht zu treten. Und ich glaubte meinen Augen kaum als ich die Gestalt erblickte die aus dem Schatten hervortrat. 

5. Ein untotes Wiedersehen

Kurz bevor das Gespräch mit meinem Bruder endete, vernahm ich eine Aura von draußen, die sichunaufhaltsam dem Haus näherte. Lucian hatte das gleiche gespürt,denn er blickte mich mit finsteren Augen an und deutete nach oben. Leise zeigte ich auf die Tür . Beide schlichen wir uns bis vor die Panoramafenster die fast das ganze Gebäude zierten. Cathia standdraußen und schien ihren Augen nicht trauen zu können. Irgendwas ging da vor sich von dem ich keine Ahnung hatte. Aber als ich die Gestalt sah die aus der Dunkelheit hinaustrat, verschlug es mir jegliche Sprache. Ich hatte nie damit gerechnet dass Dean Parker sich freiwillig hier herbegeben würde, vor allem allein und auf sich gestellt. Ob er der Typ war der Hinterhalte liebte? Wer weiß das schon.

Ich klärte daraufhin meinen verwirrten und zugleich verstörend aussehenden Bruder auf, der Dean auch kannte und erleichtert auf seufzte als ich ihm den Grund seines Kommens erklärte. „Was willst du mit ihm bereden?"
„Es geht um Cathias Verwandlung morgen. Mein Blut ist nicht das einzige was sie braucht. Außerdem...hab ich noch was ganz anderes zu klären".

Er schien zu bemerken wie angespannt ich war. Daraufhin ließ er mich mit meinen Gedanken alleine mit den Worten: „Solltest du was brauchen ich bin oben".

Ich hatte mit Parker noch eine Rechnungzu begleichen was den damaligen Angriff aufs Hauptgebäude unsere Organisation angeht.

Ich musste mir Klarheit verschaffen.

Deswegen beschloss ich nach oben zugehen. Ich sah auf meine Taschenuhr : 22: 49 Uhr

Mit eleganten Schritten erklomm ich zwei Schritte auf einmal und erreichte die aus Eichenholz bestehende Haustür. Sie wurde wieder ausgezeichnet aufpoliert. Ein gutes Zeichen dafür was für gute Arbeitskräfte man doch hatte.

Einmal tief einatmen.

Morgen war ihr Tag. Bloß nichts schiefgehen lassen.
Mit diesem Gedanken trat ich nach draußen in die Mondstrahlen.

 

Dean...ich...was machst du hier?"
„Das war jetzt nicht ernsthaft deine erste Fragen an mich oder?"
, meinte er lachend und kam näher auf mich zu.
Ich umarmte ihn, weil ich nichts weiter mehr sagen konnte. Er schloss seine Arme um mich und drückte mich leicht. Ich wusste wozu Ghule fähig waren auch wenn diese ihre wahren Kräfte nicht gebrauchten.

So um deine Frage zu beantworten: ich war zufällig in der Gegend und wollte vorbeischauen. Nein,Scherz. Es geht um den morgigen Tag. Michael wollte mit mir reden und nun ja..."
„Da bist du."

Michael kam mit eleganten sicheren Schritten auf uns zu. Seine grünen Augen leuchteten in der Dunkelheit mit dem Mond um die Wette. Beide Männer gaben sich die Hand.
„Hätte nicht gedacht dich wirklich zu sehen,Parker".
„Hätte nicht gedacht das ich hier herkomme, Green".

Ich sah zu wie beide sich mürrisch beäugten, beinahe bestialische Züge annahmen aber die Jungs beherrschten sich und gingen hinein. „Cathia", sagte Michael kurz zu mir gewandt, „wenn du was essen willst, in der Küche steht noch was."

Er ging als letztes ins Haus. Nun stand ich wieder alleine da. Als ob ich ernsthaft jetzt das Interesse daran hätte was zu essen. Ich konnte es nicht fassen das Dean noch lebte beziehungsweise er mich überhaupt gefunden hatte. Ich wollte so vieles fragen und unbedingt wissen ob es noch was anderes gab als die Besprechung für den morgigen Tag.

Das Essen konnte warten.

Also blieb mir nur eins übrig: die Schächte die nach oben quer durchs Haus verlaufen.

Diese waren größer als die im Einkaufszentrum . Jeder hatte einen Anfang. Einer davon war in meinem Zimmer. Dort stieg ich auf den Schrank der darunter war und klammerte mich an den Kanten fest. Schließlich zog ich mich hoch. Es ging eine Ecke um die nächste, ehe ich wirklich einen Plan hatte wo ich langging. Dann hörte ich Männerstimmen. Perfekt. So leise wie nur möglich kroch ich bis zur Öffnung in die rotes Kerzenlicht herein schimmerte. Führten die ein romantisches Zwiegespräch oder was?
„Also sie brauch t es nachdem ihre Blutgier wieder erweckt wurde. Schaffst du es noch was zu besorgen?"
„Nichts einfacher als das",
hörte ich Dean selbstsicher sagen. Michael ging hin und her, er schien recht nervös zu sein. Er hatte bestimmt nicht vor nur über Morgen zu reden.

Du hast mich noch aus einemanderen Grund herbestellt oder?"
Kurzes Schweigen erfüllteden großen Raum, ehe Michael etwas zu sagen wagte.

Ja. Tatsächlich gibt es noch etwas was wir zu klären haben. Es ist schon länger her...hat aber aktuell wieder an Bedeutung zugenommen. Es gab wieder mysteriöse..Unfälle."

Und du glaubst, dass ich wieder was damit zu tun hätte?"

Nicht unbedingt. Ich brauche Informationen die nur du mir liefern kannst wenn du dazu bereit bist sie mir zu geben."

Ich kann dir sagen wer es war. Aber das wird dich wenig freuen", meinte Dean mürrisch und bewegte sich zum Fenster.

Alles deutet darauf hin das es sich um einen aus eurer Sippe handelt Dean. Und ich denke ich kennei hn. Bin mir jedoch nicht wirklich sicher ob er es wirklich sein kann nachdem was er sich vor 20 Jahren bei Cathia erlaubt hat."
Stilles Schweigen erfüllte den Raum. Ich merkte wie kalt es um mich herumwurde als würde alles gefrieren. Das rote Licht, welches durch die Reflektion der Kerzen erzeugt wurde, schien sich zu verdunkeln.

Du meinst es war ihr Onkel?"

Ja. Er ist der einzige Verwandte der noch lebt. Ich weiß nicht aus welchen Beweggründen er es getan hat, aber..."

Es war nicht ihr Onkel, Micheal."

Ich hielt den Atem an. Konnte das sein? Ich dachte ich wäre das einzige unnormale Individuum in der Familie.

Dean holte tief Luft, bevor er die Worte aussprach die mein Leben komplett verändern würden: „Nur  einer kommt dafür infrage. Ihr Onkel war zwar an dem Tag da, erwusste aber nicht was vor sich ging als dieses Ding ihre Mutter umbrachte. Im Gegenteil. Er wollte es verhindern. „

Ich hab ihn aber in dieser Nacht gesehen. Er kam direkt aus dem Fenster gesprungen. Kurze Zeit später stand ich bei ihr. Ich hab ihre Mutter gesehen. Ich hab das viele Blut gesehen. Es hat sie innerlich verändert Dean ! „
Aufeinmal ging die Tür auf und Lucian kam hereinspaziert, gerade so, als würden sie eben erst anfangen wollen.

Ihr seid gerade genau beim richtigen Thema. Sieh dir das an, Brüderchen", meinte er und zeigte Michael eine Akte von jemanden dessen Name mir auch später noch im Kopf herum schwirrte. Ein Person, von der ich geglaubt hatte, dass sie tot wäre. Eine aus unserer Organisation. Sie war die Spitze meiner Einsatztruppe und meine beste Freundin. Sie kam während eines Einsatzes in Taledia ums Leben. Ich trauerte viel und lange, ehe ich wieder normal weitermachen konnte. Allein die ganzen Einsätze die ich weitergeführt, die Rekruten die ich trainiert hatte und die Monate die ich mit anderen Problemen beschäftigt war, zeigten mir immer das ich all das für sie tat. Sozusagen als Tribut für die Schuld die ich in mir trug. Und dann sollte sie vorher versucht haben mich zu töten? Das kann unmöglich sie sein. Doch dann sah ich das Bild von ihr. Ihre braunblonden Haare die in Locken herunterhingen und ihr Gesicht umschmeichelten. Dieser starre Blick in die Ferne. Diese leuchtend roten Augen. Es konnte kein Zufall sein und doch sah ich es jetzt in dieser Minute vor mir. Ich spürte etwas Nasses an meiner Hand. Meine Augen füllten sich mit Wasser, es rann mein kaltes Gesicht hinab. Ich wollte es nicht hören, doch mir blieb keine andere Wahl. Ich wollte all das erfahren, was jahrelang vor mir verschwiegen wurde. Ich wollte nicht mehr wie ein kleines Kind behandelt werden. Ich will nur Antworten. Antworten auf diese quälenden Fragen in meinem Kopf. Und jetzt schien der Augenblick gekommen zu sein.

Beth, wieso hast du sie umgebracht?

 

Mir lief es kalt den Rücken hinunter als Lucian mir ihre Akte zeigte. Sie war die Spitze der Kommandotruppe für Außendienste gewesen. Wieso sollte gerade Beth darauf kommen Cathia's Mutter umzubringen?

Auf deine Frage gibt's eine ganz leichte Erklärung."  Er zeigte mit einem Stift auf etwas was aussah wie eine Geburtsurkunde. Ich sah genauer hin. Mir stockte der Atem.

Warte, was? Das kann nicht sein.Ich hab nichts gespürt. Weder ihre unnormale Aura oder ihre Gedanken. Aber was sollte der Grund sein das sie Cathia's Mutter umbringt? Das ergibt doch keinen Sinn."
„Oh doch Brüderchen und wie das Sinn ergibt. Denk doch mal nach. Aus welchem Grund, kann man einen Menschen so derart töten? Sags mir."
Ich überlegte. Ginge man alles durch, so käme man auf das einfachste: Rache.

Sehr gut. Und wer könnte für diese Rachegelüste mehr verantwortlich sein als Beth Cowarriour, die ihren älteren Bruder durch sie verloren hat. „
„Warte, sie hatte einen älteren Bruder? Das hat sie nie erwähnt.."
„Du weißt ja sie hat ziemlich wenig über sich geredet, vor allem über ihr Privatleben. Sie war sonst immer ruhig. Ausgeglichen. Man dachte sie könnte wirklich niemandem etwas zuleide tun und dann so was.„
„Okay, nehmen wir an, sie hätte Cathi's Mutter umgebracht, was IST sie dann?"
„Das haben wir uns auchgefragt. Ich bin meilenweit gereist um jemanden zu finden der darüber mehr Bescheid weiß als jeder andere."
Plötzlich kam ein älterer Mann, vielleicht knapp bei 40 Jahren, durch die Tür gestapft und setzte sich auf einen der roten Sessel.

Darf ich vorstellen: Finn Stephen William."
Alle beäugten den kleinen Mann mit der Brille der auf dem Sessel saß und sich seine Fingernägel anschaute. Sein schwarz-graues Haar glänzte durch das Kerzenlicht und ließ es wie ein schwarzes Meer aussehen. Er trug etwas das aussah wie ein Umhang und seine Schuhe sahen auch aus wie aus den 60ern entsprungen.

Er kann uns sagen was es ist.Finn? Würden sie etwas dazu sagen?"
Er machte es sich anscheinend erst gemütlich, bevor er den Blick auf uns richtete.Seine gelben Augen leuchteten und sahen aus als wären Wellen darin.

Mit dunkler Stimme fing er an zu reden:„Es gibt eine Spezies, die eine Mischung aus allem ergibt. Das heißt: jedes Dunkle Wesen, das auf Erden wandelt, wird in diesem Biest vereint. Das besondere ist, das sich die Träger dieses Gifts,eine besondere Eigenschaft, nun ja, primär machen. Wie in diesem Fall, war es die äußerlichen Eigenschaften eines Werwolfs, welcher sich bei ihr entwickelt hatte. Eigentlich sind sie längst ausgestorben. Doch mit dem Anfang des 21. Jahrhunderts, sind sie ungewöhnlicherweise wieder aufgetaucht, wie als wären sie aus einem Winterschlaf wieder auferstanden. Sie sind, um es so auszudrücken,selbst den mächtigsten Wesen der Dunkelheit gewachsen. Umso erschreckender ist es, dass sie immer zahlreicher werden. Selbst jetzt in Werlofan gibt es mehr als 194 Stück von ihnen. Und jedenTag wird einer infiziert. Es ist wie ein Virus. Es geht herum, und befällt jeden der nicht immun dagegen ist."

Soll das heißen, nicht jeder kann das Gift in sich aufnehmen?"
„Genau das heißt es.Entscheidend ist der Blutgrad und was für Taten er in seinem Leben vollbracht hat. Hauptsächlich gilt: je besser du ein Leben geführt hast, desto höher ist die Chance das Virus nicht aufzunehmen. Aber wenn das Gift innerhalb von 48 Stunden nicht entfernt wurde, stirbt die betreffende Person. Das dezimiert die Bevölkerungszahl drastisch."
„Wie entfernt man das Gift?"
„Am besten ist man saugt es raus. Oder man pumpt es ab bis zu einem Blutlevel der unter 50% liegt."
Dean wandte sich ab. Es klang grausam,doch das war die Realität die drohte die gesamten Rassen zuzerstören.

Außerdem spielt es eine Rolle obman sterblich oder unsterblich ist. Denn bei Unsterblichen erhöht sich die Anfälligkeit auf 35%."
„Danke Finn. Das war eine lehrreiche Stunde für heute."
Finn stand auf und verließ das Zimmer.

Und sie hat es tatsächlich geschafft das Gift in sich aufzunehmen?"
Deans fragende Miene wich eher Angst als Selbstbewusstsein als er diese Frage stellte.

Das ist korrekt Mr. Parker. Und mit gewöhnlichen Waffen werden wir hier nicht weiterkommen."
Lucian setzte sich elegant auf den Platz wo Finn gerade gesessen hat. Er schien ganz die Ruhe selbst und machte den Eindruck als wüsste er mehr als er sagen wollte.

Rück schon raus Lucian. Was weißt du noch ?"
„Brüderchen, sag mir, ist dir an Cathia niewas aufgefallen?"
Ich spürte wie es mir kalt den Rücken hinablief. Er wollte auf etwas hinaus, doch ich wusste nicht worauf und das machte mich irre.

Um auf den Punkt zu kommen. Ihr Vater war damals so ein Wesen. Er hatte es als primäre Eigenschaft eines Dämons. Ihre Mutter dagegen war ein Hybridwesen aus Werwolf und Vampir. Dadurch das sich auch noch die menschlichen Gene von ihrem Bruder mit vermischt hatten, kam natürlich alles in einem zusammen. Sagen wir es kurzum: sie ist die ultimative Verschmelzung aus allen Teilen des Bösen inklusive die Gene eines Menschen. Das erklärt auch ihre enormen Kräfte. Sie könnte diesen Wahnsinn beenden. Bloß wenn sie verwandelt wird, in das was sie vorher war,müssen wir darauf vertrauen das ihr Wille mit ihr ist. Und das sie sich danach nicht auf uns stürzt wenn sie ihre Erinnerungen wiedererlangen sollte.

 

Die Tatsache dasich die ultimative Waffe sein sollte um den Krieg zu beenden, schien mir total unmöglich. Doch je mehr ich mir Gedanken darum machte,desto logischer wurde der Zusammenhang zwischen meinen Kräften und der Weise wie ich sie vorangebracht hatte. Ich kroch aus dem Schacht wieder hinaus, immer noch mit Tränen in den Augen und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Beth hatte meine Mutter umgebracht, weil sie ihren Bruder rächen wollte. Aber hätte sie nicht dann mich umbringen müssen?

Ich beschloss mehr über mich selbst zu erfahren und versuchte Finn ausfindig zu machen. Lange brauchte ich nicht zu suchen denn er saß in der Bibliothek und blätterte die Seiten von Creatures and horrible stories durch. Als er aufsah, blickte ich in zwei bronzefarbene Augen und ein helles Gesicht welches mit Narben gezeichnet war.

Miss Ivy, ich hätte nie gedacht sie einmal persönlich zu treffen."
„Ich hätte auch nicht gedacht jemanden zu treffen der mehr über meine Rasse Bescheid weiß als ich selbst",
sagte ich und setzte mich ihm gegenüber auf einen weichen Lederstuhl. „Sie waren in dem Schacht über uns als wir über das Vorgehen diskutiert haben."

Sie wussten das ich da obenbin?"
„Ihre Präsenz ist nicht zu übersehen Miss Ivy",
antwortete er und setzte seine Brille ab.

Erzählen sie mir was ich bin. Zu was ich fähig bin. Und wieso gerade ich auserwählt wurde um diesen Krieg zu beenden."

Er schien lange zu überlegen bevor er anfing es mir zu erzählen.

Ich kann ihnen so viel sagen Miss Ivy, dass sie nicht die einzige ihrer Art sind. Bloß ihre Art ist besonders. Sie vereint einzelne Eigenschaften von anderen dunklen Kreaturen die existieren, sei es Werwolf, Vampir oder Gestaltenwandler. Sie wurden im Jahr 1056 geboren wie ich annehme.Dadurch waren sie einer der treibenden Kräfte um das Gift voranzutreiben. Sie haben es nicht bemerkt aber als sie in einen Vampir verwandelt wurden hat es nicht wehgetan oder?"

Ja das ist wahr. Ich weiß das Vampirgift über Stunden wirkt bevor es das Opfer zum Vampir macht."

Genau das ist ja das Besondere.Sie hatten diese Gene schon vor langer Zeit in sich. Es ist alles eine Frage der Sicht. In der Zeit vom Schwarzen Tod ist das niemand besonders aufgefallen. Wird ein Teil der fünf Teile ihrer persönlichen Kräfte gebannt, wie in diesem Fall ihre Vampirkraft und Ghoulkräfte, dann verlieren sie den entsprechenden Teil ihrer Erinnerung. Deswegen müssen wir sie wieder zurückverwandeln. Ihre Kräfte sind immens, und es kann nach der Wiederverwandlung dazu kommen das sie noch stärker werden als sie es jetzt schon sind. Es kann natürlich sein das sie einen Erinnerungsschock bekommen, da diese Erinnerungen sie einholen werden die sie als Vampir und Ghoul erlebt haben. Sie sollten vorbereitet sein wenn sie zurückverwandelt werden."

Falls das wirklich stimmte, muss ich schon ziemlich lange auf dieser Welt hier wandeln.Eigentlich wollte ich nur den Frieden der Menschheit bewahren.

Doch jetzt muss ich einsehen das dieser Krieg nicht nur die Menschheit und die Unterwelt,sondern auch mich betrifft.

6. Wiedergeburt

Das rauschende Wasser wurde immer leiser. Die Berge versanken und ich sah mich selbst. Ich saß im Sand und hatte meine Knie an die Brust gezogen. Hinter mir kam ein Schatten aus dem Nichts und legte sich um mich wie ein Mantel aus Samt. Als ich ins Wasser schauen wollte...

 

schlug ich meine Augen auf. Der Mond leuchtete in mein Zimmer und ließ alles erstrahlen. Ich setzte mich auf mein Bett und schaute hinaus. Der Wind wurde heftiger, stürmischer. Der Herbst machte auch bei uns Untoten nie Halt. Leicht fröstelnd stand ich auf und ging ins Badezimmer um mich zu duschen. Das heiße Wasser rann meine Haut hinab und brachte wieder Leben in mich hinein. Als ich mich schließlich abtrocknete, fiel mir das Tattoo auf meinem linken Schulterblatt auf. Es war eine Rune die „Schutz" bedeutete. Bevor ich Meremen verließ, wollte ich etwas haben was mich an meine Tante erinnerte. Sie meinte es würde genau zu mir passen. Und sie hatte recht damit. Ich denke der Begriff Weltretter trifft es am besten.

Meine Augen wanderten vom Bett zu einem Hocker wo ein Päckchen stand. Ich zog den Deckel ab und erblickte das schönste Kleid was ich jemals erblickt habe. Dunkelrot mit schwarzen Gürtel und hellen rötlichen Flecken die an Blutspritzer erinnerten. Als ich es anzog, schmiegte sich der weiche Stoff an meinen Körper. Ich sah mich an und erkannte mich selbst nicht wieder. Ziemlich lang stand ich so da und sah meine mittlerweile verheilten Narben am rechten Arm.

Du siehst fantastisch aus" ,flüsterte Dean und trat neben mich.

Wahrscheinlich das erste und letzte Mal das du mich im Kleid siehst Dean", erwiderte ich lachend.

Ich soll dich hinunter begleiten wenn es dir nichts ausmacht"

Mit Vergnügen Sir Dean Parker", antwortete ich.

Er nahm meinen Arm und führte mich durch die Flure, die Treppe hinunter.

Dean? Sag mal, was ist all die Jahre geschehen an denen ich dich nicht gesehen habe?"

Dean schien zu überlegen ob er es mir erzählen sollte. Nickte dann aber.

Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, warst du auf den Weg in dieses Einkaufszentrum in Cebron. Der eine komische Typ der auf der Bank gesessen und dich angestartt hat?"

Es fiel mir wieder ein. Bevor ich in das Büro eingetreten bin, kam ich kurz davor an jemanden vorbei der mich über eine Zeitung hinweg angestarrt hat. Ich wäre nie auf die Idee gekommen das er es war.

Unsere Sippe hat dich gesucht Cathi. Ich habe dich gesucht. Überall doch jedes Mal wenn wir da waren warst du weg. Uns allen steht ein riesiger Krieg davor und du bist die einzige die das alles aufhalten kann. Um das zu schaffen, müssen wir dich wieder zurückverwandeln. Erst dann können wir überlegen wie wir das alles angehen. Wir brauchen dich Cathia. Wir alle."

Ein Krieg stand bevor? Und ausgerechnet ich, die in der Welt der Lebenden umherstreift soll das alles aufhalten? Unmöglich.

Ich kam jedoch nicht mehr dazu ihn danach zu fragen, weil wir uns schon vor den Türen befanden, durch die ich eintreten und wiedergeboren werden sollte.

 

 

 

Wenn sie zurückverwandelt wurde, sieh zu das sie dich nicht massakriert", scherzte mein Bruder Lucian und ich musste grinsen. Natürlich würden die ersten paar Tage nicht einfach werden, jedoch war ich gewillt alles zu tun damit Cathia wieder halbwegs so leben konnte wie vorher. Und wie mir schon nach dem grausamen Unfall bewusst war, war schließlich ich es der den Streit überhaupt ausgelöst hat. Sie wollte ein Patent wegen ihres synthetischen Blutes haben. Eine Entwicklung an der sie Jahrhundertelang gesessen hatte und die nun ihre vollständige Entfaltung erreicht hat. Ich hielt das ganze für Schwachsinn, weil Vampire und andere Wesen der Nacht hauptsächlich menschliches Blut zum überleben brauchen. Sie hatte sich selbst eine Zeit lang als Versuchskaninchen geopfert, wobei sie bei einem Versuch fast komplett draufgegangen wäre. Ich hab ihr davon abgeraten, was schließlich in einem heftigen Streit ausgeartet ist. Kurz nachdem sie ihre komplette Erinnerung an ihr Vampir – und Gestaltenwandlerleben verloren hatte, habe ich selbst probiert mit synthetischen Blut klarzukommen. Heute lebe ich nur noch davon.

Als sie mit Dean hereinkam, konnte ich kaum glauben das sie genau vor mir stand. Mit dem Kleid in dem wir geheiratet hatten. Sie wollte damals das ich es ihr aussuche und es war die erste Wahl gewesen. Es war als hätte sie sich in das Kleid verliebt, so groß waren ihre Augen gewesen als sie es gesehen hatte. Genau diesen Glanz und Freude spiegelte sich nun wider, ganz so, als ständen wir wieder vor dem alten maroden gotischen Gebäude um uns die Treue und Ehrlichkeit zu schwören.

Langsam kam sie auf mich zu und schaute mich an. Und wieder einmal gelang es mir nicht meinen Blick abzuwenden, ihre Gedanken zu lesen, zu schauen was sie dachte. Ich wusste wie solche Rituale abliefen und zu gerne hätte ich sie wieder davon abgehalten aber sie wollte es. So oder so hätte sie mich rumgekriegt, egal was passiert wäre. Ich nahm ihre Hand und geleitete sie weiter zu William, der bereits alles auf dem Tisch vor sich hatte. Den Kelch mit dem Blut von mir und Dean, den Spruch und der Dolch. William leitete das Ritual und zum Schluss kam der Moment, an dem wir beide unser Blut miteinander verbinden sollten. Sie schnitt sich mit dem Dolch eine kleine Stelle an ihrem Hals auf, ich biss mir auf die Zunge und kostete zum ersten Mal seit Jahrhunderten wieder ihr Blut.

 

Es wurde warm als Michael in meinen Hals biss um sein Blut mit meinem zu verbinden. Sanft hielt er mich an der Hüfte fest, damit ich nicht umkippte wenn die Grenze erreicht war. Ich hatte vergessen wie es war von einem Vampir gebissen zu werden. Langsam kroch die eisige Kälte von unten nach oben und hatte fast meinen ganzen Körper in Besitz genommen. Er ließ von mir ab, nahm den Kelch und hielt ihn an meinen Mund damit ich trinken konnte. Erst wollte ich nicht aber da es zum Ritual gehörte, nahm ich erst kleine Schlücke bevor ich bemerkte wie mein Hunger nach mehr anstieg. Es wurde totenstill. Die Geräusche blendeten sich aus und ich hörte nichts. Ich spürte wie ich hingelegt wurde. Ich wollte nur noch schlafen deswegen schloss ich meine Augen. Ich sah wieder diese Kriege, diejenigen von denen ich vorher geträumt hatte. Sie zeigten wie ich Kreaturen köpfte, ohne zu zögern. Dann sah ich Michael, der mir einen Ring an meinen Finger steckte, vor dem alten Haus meiner Urgroßeltern. Es stauten sich so viele Erinnerungen an, meine Adoptivmutter die eigentlich Wesen wie mich jagte. William und Lucian die lustig am Klavier herumspielten. Alles kam mir in meinen Kopf und ich konnte kaum glauben was ich sah. Ich schlug meine Augen auf und merkte das ich die Luft angehalten hatte. Stoßweise atmete ich die Luft aus und merkte wie ich nur noch krächzen konnte. Ich sah alles so klar wie noch nie in meinem Leben. Alles sah so surreal aus, dass es dennoch wieder real war. Ich sah Michael der seinen Kopf über mich beugte. Ich zog ihn zu mir, es schien so er sei darauf gefasst gewesen. Ich hatte Durst, quälenden Durst der gestillt werden musste. Während ich an ihm saugte, hob er mich hoch und trug mich durch die Gegend. Ich war so darauf konzentriert meinen Durst zu stillen das ich nicht beachtete wohin er mich brachte. Als ich es kapierte, wurde es auch schon tiefschwarz. Ich war in der dunklen Verwandlungszelle angekommen.

Ich setzte sie behutsam auf den Boden während die Türen sich hinter mir schlossen. Drei Tage würden wir beide in dem nicht mal 12 m² großen Areal verbringen, welches aus wenigen Fackeln und einer Pritsche bestand. Es gab keine Fenster und eiskalt war es auch hier unten. Der perfekte Ort um eine Verwandlung halbwegs ohne Zwischenfälle zu überstehen. Bald löste Cathia ihre Zähne von meinem Hals, kniete sich hin und verharrte mehrere Stunden so. Danach kamen die Schreie. Die Zelle war schallisoliert, sodass man diese kaum vernahm. Was das „Essen"anging, so verbrachte sie aller vier Stunden damit an meinem Hals zu sitzen. Sie war mittlerweile in dem Trancezustand zwischen Realität und wiederkehrender Erinnerung angekommen. Manchmal saß sie in einer Ecke, zusammengekauert zwischen der Pritsche und der Wand. Manchmal hatte ich sie in meinen Armen wenn der Schmerz für eine Stunde nachließ. Ich selbst wusste bald nicht mehr wie viel Zeit wir hier unten abgesessen hatten, als sie plötzlich versuchte was zu sagen.

K..kannst du.."

Ich setzte mich ihr gegenüber und schaute sie an. Sie sah sehr fertig aus, was auch daran lag das sie mittlerweile ziemlich viel Blut intus hatte.

Wiie....wieso hast du ...wieso hast du mich nicht eher verwandelt?", fragte sie und wartete auf eine Antwort.

Ich hatte Angst. Es tut mir leid was ich damals gesagt habe. Ich hab die Sache komplett falsch eingeschätzt und es tut mir leid. Ich..ich wollte dich nicht verlieren".

Sie versuchte ein Lächeln aufzusetzen, schaffte jedoch nur ein leichtes Grinsen.

Du müsstest eigentlich wissen das du mich nie loswirst mein Freund. Ich liebe dich. Und deswegen habe ich dich auch geheiratet. Weil du der größte Idiot für mich bist...ein ziemlich süßer Idiot".

Selbst ich musste grinsen. Es hatte sich ziemlich viel verändert auf dieser Welt. Jedoch werden sich Erinnerungen niemals verändern, egal was man durchgemacht oder erlebt hat. Das war das einzige was sie fragte und womit das Gespräch schnell beendet wurde. Nach mehreren Stunden (so kam es mir vor) ging die Tür auf und etwas helleres Licht flutete den kleinen Raum. Wir brauchten erst einmal ein paar Minuten bevor sich unsere Sicht klärte. Ich nahm Cathia, die wieder am Schlafen war, in meine Arme und trug sie hoch in ihr Bett.

 

Alles was ich sah war pure Dunkelheit. Die einzelnen Szenen meines Lebens rauschten mit banaler Geschwindigkeit an meinen Augen vorbei. Die Schmerzen waren unerträglich. Jeder Nerv und Muskel wurde von Kälte durchzogen und zogen sich zusammen als gäbe es kein Morgen mehr. Verwandlung am Limit würde Lucian jetzt sagen. Irgendwann wurde die Spanne der Schmerzwellen weniger und ich traute mich das erste Mal wieder meine Augen aufzumachen. Das warme Licht der Fackeln war das einzige was den Raum etwas erleuchtete. Michael saß hinten in der Ecke und beobachtete mich schon eine Weile. Ich versuchte mich aufzusetzen und schaute ihn an. Ich versuchte ihn zu fragen wieso er mich nicht einfach früher verwandelt hatte. Er versuchte es mir zu erklären, aber selbst ich wusste das ich es erst verstehen würde wenn ich endlich in der Realität angekommen war. Jedoch wusste selbst ich das ich diesen Mann nie in meinem Leben verlassen konnte, egal was er tat. Das wurde mir schon in meinem Zwischenleben bewusst. Ich wollte endlos meine Gedanken weiterführen dennoch fiel ich wieder in einen Schlaf, in der sich alles noch einmal entlud, bevor es endlich vorbei war.

Als ich wieder aufwachte lag ich in meinem Bett. Es roch nach Rauch und jeder Menge Blut. Ich sah wie die Sonne unterging, in rot und violett schimmernd, wie in einem dieser romantisch kitschigen Filme. Zu meiner rechten sah ich Michael wie er in dem Sessel versunken vor sich hin schlief. Er sah fertig aus und ich wollte nicht wissen wie lange er meine Schmerzensschreie aushalten musste. Ich setzte mich auf, lauschte auf irgendwelche auffälligen Geräusche und versuchte aufzustehen. Erst konnte ich mich kaum halten, bald jedoch setzte ich einen Fuß vor dem anderen, ohne Gefahr zu laufen wieder umzufallen. Wie eine Betrunkene wankte ich zum Badezimmer, schaute in den Spiegel in der mich eine merkwürdig dreckig aussehende Frau anstarrte. Meine Haare waren länger geworden, hatten nun einen merkwürdig kupferfarbenen Rotton angenommen. Ich trug immer noch das Kleid was ich erst jetzt als mein Hochzeitskleid wieder erkannte. Er hatte es gleich als erstes mir vor die Nase gehalten. Ich wusste noch wie sehr ich mich darüber gefreut hatte und es einfach mitgenommen hatte ohne es anzuprobieren. Ich zog es aus um mich dann in die Dusche zu begeben. Das warme Wasser perlte von meiner Haut ab und wusch all den Dreck und das Blut von meinen Körper ab. Darunter kamen noch mehrere Tattoos zum Vorschein, die ich mir im Laufe der Zeit hatte stechen lassen bevor der Unfall passierte. Das Zusammentreffen zwischen mir und Alex. Der rote Blutmond stand im Zenit und eigentlich hätte er mich gar nicht finden dürfen. Das einzige an was ich mich noch erinnern konnte war die riesige Explosion. Danach verlor ich mein Bewusstsein.

Nach einigen Minuten kam ich wieder heraus, wickelte mir ein Handtuch um, bevor ich mir was zum Anziehen besorgte.

Endlich bist du wach",  kam es leise aus der Ecke und ich drehte mich um, nur um fast in Michael reinzulaufen.

Du siehst ziemlich fertig aus" ,sagte ich und legte meine Hand auf seine Wange. Er hielt sie mit seinen beiden Händen fest und schloss die Augen.

Naja, hast ja auch wie am Stück die Hölle rausgelassen", lachte er und zog mich in seine Arme. Es tat so gut ihn in meine Nähe zu lassen, egal was davor war. Ich hatte endlich wieder das Gefühl angekommen zu sein, endlich wieder zu Hause zu sein.

Dafür schuld ich dir was", antwortete ich und küsste ihn. Für mich war es eine Ewigkeit her seid ich ihn das letzte Mal geküsst hatte.

Wir standen eine ganze Ewigkeit so da, ohne zu bemerken das Lucian das Zimmer betrat.

Erst ein paar Tage nach der Verwandlung und ihr fallt euch schon wieder um den Hals", quittierte er mit einem Grinsen im Gesicht.

Wolltest wohl mitmachen?", fragte ich frech und lehnte mich an Michael's Schulter.

Tja, Bruder warum kriegst du immer solch tolle Frauen ab."

Weil ich's kann Brüderchen", argumentierte er. Lucian zog die Stirn kraus.

Okay jetzt eher zu den ernsteren Themen. Cathia wie geht's dir?"

Seitdem Satan mich verlassen hat ziemlich gut. Das einzige was ich gerne wüsste wären einige Antworten auf ein paar wichtige Fragen die ihr beiden inklusive Dean mir doch einmal beantworten könntet?"

Wie von nichts kam in diesen Moment Dean in den Raum. Er schaute sich um, sah mich und drückte mich bevor er Lucian zunickte.

Dann leg mal los Kätzchen, wir sind alle anwesend".

Erstens: wo sind meine Vorräte an Blut, was bin ich und was ist damals passiert?"
„Findest du nicht das sind zu viele Fragen am Anfang" ,
fiel Lucian ein.

Ganz und gar nicht. Du weißt ich war viel zu lange in dem Zwischenleben eingesperrt. Außerdem hätte ich dir noch ganz andere Fragen stellen können mein Freund", antwortete ich und setzte mich aufs Bett.

Okay, also dein Mann kann dir sagen wo deine Vorräte sind. Was die anderen beiden Fragen betrifft", er räusperte sich kurz um fortzufahren, „wissen wir auch nicht wirklich viel. Ich kann dir nur das sagen. Um deine Frage zu dem Vorfall vor 25 Jahren aufzugreifen..es gab diese riesige Explosion die uns alle überrascht hat. Du warst näher an dem ganzen Ding dran, was auch immer da explodiert ist. Die Folge davon waren gebrochene Rippen inklusive einen Blutverlust den du komischerweise nicht ausgleichen konntest. Irgendwann haben wir dann rausgekriegt das du ein Teil deiner Erinnerungen verloren hast. Wir haben dich in Kindeszustand versetzt und dafür gesorgt das du vor Alex sicher bist. Und Michael hat fast die ganze Zeit aufgepasst sowie Dean und James. Außerdem mussten wir herauskriegen wer für die Morde verantwortlich war. Durch Zufall wurde deine Ersatzmutter zum Opfer und wir hatten sogar eine Spur die sich jedoch nach einer Weile verloren hat. Deswegen waren wir eher damit beschäftigt dich irgendwie im Auge zu behalten. Irgendwann hast du uns dann nach Cebron geführt wo wir erneut eine Spur gefunden haben..."

Die euch geradewegs zu Beth geführt hat wie ich annehme", antwortete ich angespannt.

Dann warst du es doch in den Schächten. Und ja Beth ist mittlerweile unser Zielobjekt was das angeht. Wir vermuten jedoch das sie nicht allein da mit drin hängt", beendete Lucian seine Antwort und lehnte sich in dem kleinen Sessel zurück.

Da steckt viel mehr dahinter als wir alle erahnen können. Deswegen müssen wir Vorsicht walten lassen, wie unschön das auch ist. Mittlerweile hat es jeden erwischt. Es geht um weit mehr als die Erhaltung der Arten. Es geht darum zu verhindern das wir alle ausgerottet werden. Klar sicher, den Sterblichen würde das echt zu Gute kommen wenn wir auf einmal alle nicht mehr da wären", sagte Dean. Eines musste man ihm lassen, Recht hatte er auf jeden Fall auch wenn es nicht gerade sehr optimistische Aussichten waren.

Und jetzt sagt mir bitte wieso gerade ich das wieder grade biegen muss?"

Weil es in dem ganzen Krieg indirekt um dich geht. Was du bist können wir dir leider nicht sagen, da wir es selber nicht wirklich wissen. Dennoch hast du mehr Macht als wir zusammen, deswegen sind so viele hinter dir her."

Weiter kam er jedoch mit seiner Erklärung nicht, da just in diesem Moment etwas großes vor unserer Haustür in die Luft flog.

 

Erster Flashback

"25 Jahre dachte ich das sie endlich tot ist und plötzlich taucht sie vor meiner Nase wieder auf", dachte ich nur und sah mir die Aufnahmen noch einmal genauer an. Zu meinem Unglück kann ich nicht einmal ausschließen das sie es nicht ist. "Das hat mir gerade noch gefehlt",  nuschelte ich in mich hinein. Clarice, die gegenüber von mir in ein Buch vertieft war, schaute mich fragend an. "Schätze wir haben ein ziemlich großes Problem", gestand ich ihr und zeigte ihr die Aufnahmen der letzten Wochen. "Soll das ein Scherz sein? Wir haben sie doch damals in die Luft gejagt dieses Miststück", meinte sie entrüstet und stand auf. Das macht für unsere Organisation alles nur noch komplizierter. Wütend stapfte Clarice Richtung Spionageraum, der quer gegenüber meines Zimmers lag. Hätte ich doch damals nochmal nachgeschaut bevor ich abgehauen bin.

"Toll, was machen wir dann jetzt?", schrie sie und klammerte sich an das Amaturenbrett für die Stadtkarten. "Wenn diese Ivy noch unter uns weilt können wir unseren Plan echt in die Tonne hauen!"

"Schalt mal ein paar Gänge runter", rief ich ihr zu. Doch so einfach würde es ehrlich gesagt nicht werden. Wahrscheinlich kann sie nicht mal eine Atombombe töten.

"Aber wie zur Hölle kann das sein?? Ich meine niemand hat sie seitdem gesehen Alex. Sag mir wie die Schlampe das gemacht hat!!"

Es kann nur eine Möglichkeit geben, die der Rest des Trupps wohl genutzt haben muss um sie so lange vor mir zu verstecken. Das hätte ich bedenken müssen.

"Es gibt etwas worüber ich nicht nachgedacht habe. Es ist aber nur mit schwarzer Magie möglich und eigentlich kennen die niemanden außer...fuck", fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Vlad Tepes persönlich musste das anscheinend persönlich inszeniert haben um diese Ivy solange versteckt zu halten. "Sag, was haben sie gemacht", quengelte Clarice und rüttelte mich durch.

"Es ist ganz einfach: sie wurde in einen bestimmten Zustand zurückversetzt. Wahrscheinlich in die eines kleinen Kindes. Danach wurde sie irgendwo untergeschmuggelt und konnte so überleben ohne entdeckt zu werden".

"Verdammt was machen wir jetzt? Die kommt uns bestimmt in die Quere und dann ist unser Plan im Arsch!"

"Mach mal halblang. Solange sie nichts davon weiß, kann sie unseren Plan nicht durchkreuzen. Aber wir müssen sie aufhalten solange sie noch nichts mitbekommen hat. Fragt sich bloß wie". Ich ging auf und ab und überlegte dabei wie wir sie am Besten aufhalten könnten. Plötzlich kam mir eine Idee.

"Clarice? Schick Honey und Sith los. Die sollen das Silbercarbon mit etwas Weihrauch mitnehmen. Und den härtesten Molotovcocktail den wir haben. Gleich drei Stück davon. Gehen wir sicher das sie diesmal alle mit ihr in der Hölle verotten!"

7. Hokzii Saviik

Im letzten Moment konnte ich mich mit den drei anderen unten im Keller, der übrigens nicht im Hausbau integriert war sondern durch Zufall gefunden wurde, einsperren. Nun saßen wir um den kleinen Holztisch herum und dachten nach.

"Ich hab geahnt das er das irgendwann mitkriegt", meinte Dean und wippte hin und her. Lucian blätterte in einem Buch während Michael und ich einen Plan schmiedeten.

"Dafür ist nicht die Zeit Luc. Er muss irgendwas gesehen haben was mich unmittelbar aufgezeichnet hat. Da ich wahrscheinlich eine akute Gefahr darstelle, muss ich jetzt wohl mit euch beseitigt werden."

"Als ob die mit Feuer weit kommen. Wenn wir das damals schon überlebt haben, dann überleben wir das jetzt auch", entgegnete Dean. Irgendwo hatte er Recht damit, aber irgendwas sagte mir das es kein gewöhnliches Feuer darstellt. Und das bereitet mir Angst.

"Okay Leute, ich habe einen Plan. Ich weiß nicht ob er 100 %ig funktioniert, aber uns bleibt keine andere Wahl. Ich hab das nur einmal ausprobiert. Ich werd euch alle brauchen also seid gewarnt. Ihr werdet Dinge zu sehen kriegen die ihr nie gesehen habt".

Mit diesen Worten befahl ich allen sich an den Händen zu fassen. Hätten wir ein Ouija Brett dann wäre das Szenario einer typischen Geisterbeschwörung komplett gewesen. Langsam fing ich an mich auf eine der beiden Personen zu konzentrieren, die draußen versuchten das Feuer komplett zu machen. In diesem Zustand müssten jetzt alle sehen können was ich sehe. Und die damit verbundenen Schmerzen spüren. Ich bahnte mir einen Weg zwischen den Gedankengängen des Unbekannten, schlich mich an seinen magischen Kräften vorbei und kam schlussendlich im Kontrollzentrum seines Gehirns an. Dumm ist er nicht. Aber Einstein ist er auch nicht, dachte ich grinsend. Durch seine Blutverbindungen versuchte ich Teile seines Körpers zu beeinflussen, was auch recht einfach funktionierte. Das einzige was ich jetzt noch kontrollieren musste, waren seine Gedanken.

 

Als die erste Flasche durch das Fenster ging und explodierte, machte sich ein Grinsen auf Siths Gesicht breit. Als dann alle drei Flaschen verbraucht waren, streuten sie das mitgebrachte Material in eine leere Flasche. "Sollte relativ viel Wumms haben", meinte Honey und füllte das Weihwasser vorsichtig in die Flasche. "Und pass auf das diesmal alles in die Luft fliegt", grinste Sith. Seit Jahren arbeiteten sie für Alex und seiner geheimen Missionsgruppe. In all diesen Jahrzehnten hatten sie alle Feinde durch pure Explosionskraft zunichte gemacht. Jedoch war fraglich ob dieses Mal wieder etwas schief laufen würde. Eigentlich hätte diese Ivy tot sein müssen. Es war zu perfekt als das jemand noch lebend da raus kommen könnte. "Ich bin so weit", rief Honey. Der Zeitpunkt des perfekten "Unfalls" ist gekommen. Würde das nicht funktionieren, würde Alex alles daran setzen sie alle zu töten. Aber man soll nie negativ denken. Honey warf die Flasche genau durch das mittlere Obergeschossfenster der schon fast abgebrannten Villa. Er trat ein paar Schritte nach hinten, um sich das Endergebnis anzusehen. Wie ein Gutachter beobachtete er die Explosionskraft der nun in die Luft gehende Villa, suchte nach Fehlern oder falsch gelegten Stellen. Doch es gab keinen einzigen dieser Punkte die er korrigieren musste. Honey legte ihren Arm um seine Schulter. Gemeinsam betrachteten sie ihr größtes Projekt was sie jemals in ihrer Laufbahn gemeinsam erschaffen hatten.

Scheiße ging mir durch den Kopf und ich löste die Verbindung auf. Irgendwas hatte sie blockiert, sodass sie nicht in seine Gedanken rein konnte geschweige denn ihn aufhalten konnte, als sie den gefährlichsten aller Molotov-Cocktails bauten. Genau in dem Moment wo die Verbindung abriss, explodierte die gesamte Villa. Der Keller war der einzigste Ort der in seiner Konstruktion fast einer Atombombe hätte standhalten können. Doch es traf sie alle mit voller Wucht. Durch die enorme Druckwelle wurden alle an die Wände geschleudert. Ich bekam für einen Moment keine Luft mehr. Auf einmal wurde alles totenstill. Man hörte scharrende Schritte, Gelächter und schließlich das zischende Geräusch der Teleportation. Ich stand langsam auf. Die anderen musste es härter getroffen haben. Dean hatte eine Platzwunde und mehrere Knochenbrüche, Luc und Michael hatten sämtliche Knochenbrüche und mehrere Schnittwunden durch das Glas was die beiden zertrümmert hatten als sie an die Schränke geschleudert worden sind.

"Da hat es aber jemand gewaltig auf uns abgesehen", meinte Dean und setzte sich auf einen der noch ganzen Stühle.

"Das mit Sicherheit. Dieses Mal war das ein gezielter Todesversuch mein Freund",  antwortete Lucian. "Der Spaß fängt grad erst an. Und dafür werden nicht nur wir draufgehen. Wir sind nur Schachfiguren in den Händen eines Psychos."

"Damit hast du auch recht", sprach ich dazwischen, "ihr kennt doch sicher noch Alexander de Roguee?"

"Ja sicher aber was hat er bitte mit dem Fall hier zutun?"

"Schonmal daran gedacht das er eine größere Rolle spielt als wir denken? Seht doch mal, damals hatte er es wahrscheinlich auch schon auf uns abgesehen gehabt. Er will meinen Tod. Und er muss gesehen haben das ich noch lebe ansonsten wäre das hier nicht passiert."

Es wurde wieder still und Michael fing an zu überlegen. "Aber wenn er wirklich was Größeres vorhat, dann will er dich aus dem Weg haben, weil du für ihn eine potentielle Gefahr darstellst. Du kannst verhindern das er das macht was er machen will.."
"Was uns gleich zu der nächsten Frage bringt", warf Luc ein. "Was hat der Große Alexander bitte für einen Plan?"

Impressum

Texte: Jegliche Personen, Orte & Namen sind rein fiktiv und stehen nicht im Zusammenhang zu realen Erlebnissen.
Tag der Veröffentlichung: 08.03.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
„Jol Zu'u lor Zu'u lost doj vir wah lahney, Zu'u lost been doj vir wah dir.“ Für meine Freunde, meine Eltern und Jenny.

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