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Die Bremer Stadtmusikanten

Einst war ein Esel grau und alt,
dessen Herr ihn stetig schalt,
er sei gar träge und auch faul,
schlimmer als ein kranker Gaul.
Dabei hatte er in guten Tagen
so manche schwere Last getragen.
Der Esel lebte obendrein
ohne Frau, also allein.
Vor Jahren starb ihm die Gemahlin
in Form von einer Eselin.
Der Bauer dacht´ schon so bei sich
wie er würd´ los das Eselsviech.


Doch Esel der besaß Instinkte -
spürte, dass ihm Unheil winkte.
Da wurd´s ihm eines Tag´s zuviel,
er hatte satt das üble Spiel.
Er lief davon, das Ziel war Bremen,
dort würde man ihn sicher nehmen
als munt´ren Straßenmusikanten,
mit allen Ecken und auch Kanten.
Den Lebensabend noch genießen wolle
er, bevor Gevatter Tod ihn hole.




Auf seinem Weg nach kurzer Zeit,
noch keinen Kilometer weit,
lag japsend an dem Straßenrand
ein Jagdhund in dem grauen Sand.
Wieso sei er so aufgeschlissen -
wollte der Esel von ihm wissen.
Nur weil ich alt und schwach geworden,
wollte mein Herr mich glatt ermorden.
Zu groß war mir das Jagdrevier,
drum lief ich fort, nun lieg ich hier.
Womit soll ich mein Brot verdienen,
mein Leben liegt jetzt in Ruinen.
Wirf nicht die Flinte gleich ins Korn
schau nicht zurück, sondern nach vorn.
Werd´ Straßenmusikant wie ich,
das ist bestimmt sehr förderlich.


Da gibt es für uns nie mehr Flaute,
du schlägst die Pauken, ich spiel Laute.
Der Hund er nahm den Vorschlag an,
war von dem Plan ganz angetan.
Gemeinsam trafen sie schon bald
eine Katze nah am Wald.
Die sah nun gar nicht fröhlich aus,
die Stirne lag in Falten kraus.
Beim Näherkommen wurd´s nicht netter,
sah aus wie drei Tag Regenwetter.
Na, Bartputzer, was liegt dir quer
was treibt denn dich hier so umher.
Wie sollt ich froh sein noch auf Erden,
will meine Frau mich doch los werden.


Mit stumpfen Katzenzähnen jagen
füllt nicht gerade einen Magen,
drum lieg ich lieber unbeschwert,
statt Maus zu fangen, hinterm Herd.
Doch statt Milch mir zu einzuschenken,
will die Alte mich ertränken.
Nun bin ich zwar schnell abgehauen,
doch worauf soll ich jetzt noch bauen.
Mir ist die Sache nicht geheuer,
denn guter Rat, der ist wohl teuer.
Nach Bremen gehen schon wir zwei,
komm doch mit, dann sind wir Drei.
Mit Nachtmusik kennst du dich aus,
komm spute dich und mach was draus.
Der Katze passte dies sehr gut
sie fasste wieder neuen Mut.
Zu dritt ging es dann munter weiter,
die Stimmung reicht´ von froh bis heiter.





Der Weg er führte später sie
zu einem Hahn, der mächtig schrie,
so laut, dass es ging den Drei´n
sofort und gleich durch Mark und Bein.
Der Esel fragte ihn direkt,
was hat denn dich bloß so erschreckt?
Gut Wetter hab ich alle Zeit
den Leuten hier stets prophezeit,
doch weil ein Festtag steht ins Haus,
droht mir heute der Garaus.
Abschlagen will man meinen Kopf,
dann ende ich im Suppentopf.
Aus voller Kehle schrei ich nun
mehr kann leider ich nicht tun.
Ach, Rotschopf, sprach der Esel weise
begleite uns auf uns´rer Reise.
Mit solcher Stimme soll´s schon geh´n,
die Sorgen kann der Wind verweh´n.
Ich glaube, es wird richtig nett,
nun sind mit Vier wir ein Quartett.


Nach Bremen war der Weg noch weit,
und plötzlich war es Schlafenszeit.
Ein Waldstück voraus sollte ihnen
als Schlummerruhestätte dienen.
Hund und Esel, sie gedachten,
an Baumes Fuß zu übernachten.
Die Katze fand´s am Besten
sich auszuruhen in den Ästen.
Der Hahn dacht´, dass er sicher sitze
ganz oben in des Baumes Spitze.
Bevor jedoch der Hahn einnickte,
er in die Runde noch mal blickte.
Nicht weit entfernt sah er ein Licht,
den Freunden gibt er schnell bericht.
Ein Haus, wenn man es recht bedacht´,
wär sicher wärmer für die Nacht.
Der Hund er dachte sich indessen,
es wär nicht schlecht etwas zu essen.
Sie schlichen auf Füßen, Pfoten, Hufen,
von Weitem kam Lärm, lautes Rufen.




Der Esel schaute zum Fenster hinein,
sah Räuber am Tisch bei Essen und Wein.
Das wär was für uns, sprach da der Hahn,
der Esel hatte auch gleich einen Plan.
Seine Hufe stellte er auf die Fensterbank
machte den Rücken bereit, ganz rank,
auf den der Hund sprang mit einem Satz,
und danach auf den Hund noch die Katz.
Dann hat sich noch zu guter Letzt
der Hahn auf den Kopf der Katze gesetzt.
Der Esel schrie, dass es nur so gellte,
wozu der Hund genau so laut bellte,
der Katze Miau klang schaurig schön,
dazwischen hörte den Hahn man kräh´n.




Sie stürzten sich hinein in das Fenster,
die Räuber dachten, es wären Gespenster.
Sie flohen sehr schnell in den Wald hinaus
die Tiere jedoch hatten erobert das Haus.
Schnell waren die bösen Räuber vergessen,
und was vom Mahle übrig, aufgegessen.
Den vier Musikanten war´s wohl zumute,
man wünschte sich eine Nacht, eine gute.
Jeder suchte nach seiner Natur den Platz,
der Esel am Mist, am warmen Ofen die Katz,
der Hund wählte hinter der Türe zu liegen,
der Hahn entschied, auf den Balken zu fliegen.
Nach langem Weg und solcher Unruh
fielen den Vieren die Augen schnell zu.



Indessen die Räuber bereuten die Flucht,
sie hatten zu schnell das Weite gesucht.
Drum wurde einer von ihnen ernannt,
und als Kundschafter zurück gesandt.
Er sollte erforschen die Geschichte,
auf dass er den Andern davon berichte.
Er schlich sich durch den düsteren Tann
und kam kurz danach bei dem Hause an.
Alles schien still, nichts war zu hören,
niemand würde ihn hier wohl stören.
In der Küche wollte ein Licht er zünden,
um besser sich zurecht zu finden.
Doch wollte diese Glut nicht taugen,
waren es doch der Katze Augen.
Die hob vor Ärger ihre Tatzen,
und fing an den Mann zu kratzen.
Im Gesicht noch schreckensbleich
rannt´ er in Richtung Tür sogleich,
wo er erfuhr noch größ´re Pein,
dort biss der Hund ihn in das Bein.


Er eilte fort mit raschem Schritt,
da traf ihn noch des Esels Tritt.
Der Hahn aus vollem Leibe schrie
ihm nach ein lautes Kikeriki.
Als er erreichte die Kumpanen
konnten die schon Böses ahnen.
Verpustet, konnte er kaum sagen,
was sich im Hause zugetragen.
Ich wollt entzünden mir ein Licht,
als eine Hexe sprang mir ins Gesicht,
die langen Nägel kratzten mich,
es schmerzte mich ganz fürchterlich.


Am Eingang stand ein großer Mann,
der hat mir auch ein Leid getan.
Stach mir ins Bein mit einem Messer,
das macht die Sache auch nicht besser.
Ein Ungeheuer schlug mit Geheule
mich auf dem Hof mit einer Keule.
Der Richter, der hoch oben schlief
hinter mir armen Tropf her rief -
Bringt den Schelm sofort zu mir!
Drum lief ich weg, bin wieder hier.
Von da an hielten sie sich fort
vom Haus, dem unheimlichen Ort.
Die Tiere aber wollten bleiben,
nichts konnt´ sie mehr von dort vertreiben.

Impressum

Texte: ©alle Rechte bei henriettej.
Bildmaterialien: Goethezeitportal (http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4169)
Tag der Veröffentlichung: 01.03.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Gewidmet meinem kindlichen Ich

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