Der Rabe
Der Regen trommelt laut aufs Dach,
er weckt mich nicht, ich bin schon wach.
Zulange schon,
zu monoton
ist diese Nacht.
Der Rabe ruft mich leis und sacht.
Er schlägt ans Fenster, kenne ihn,
er fordert mich mit ihm zu zieh’n:
„Komm, folge mir,
ich zeige dir…“
„Nein, ich bleib hier!“
Was dieser Geist auch zu mir spricht,
ich folge nicht.
Der Regen schlägt mir ins Gesicht,
der Rabe auf der Schulter sitzt.
Er weiß den Weg, ich kenn ihn nicht,
er lacht verschmitzt.
„Sag, welchen Weg hast du bestimmt?
Sag mir wohin?“
„Wo diese Nacht kein Ende nimmt,
gehe dorthin.“
„Ach, Rabe, warum quälst du mich,
so widerlich?“
„Du weißt ich lass dich nicht im Stich,
dein zweites Ich.“
Depression
Die Ratten flüchten aus der Stadt
auf der Suche
nach dem letzten Abendmahl
Schwarze Mäuler
erbrechen Dunkelheit
über die Häuserschluchten
Der Bulle wurde geschlachtet
jedoch der Bär
treibt weiter sein Unwesen
Tränen auf Armani Anzügen
aber das Fest
muss weiter gefeiert werden
Zwischen Hummer und Kaviar
liegen die Nutten
ungevögelt auf den Tischen
Selbstbedienung Selbstmitleid
Selbstbefriedigung
Zeit der Depression
Doch bald schon kommt der Morgen
und mit ihm die Ratten
zurück in die Stadt
Die Tat
Die Tat ist lange her,
doch es gibt keine Nacht
in der sie nicht einmal
in deinem Traum erwacht.
Erinnerung schlägt dir
mit Fäusten ins Gesicht.
Verdrängen kannst du sie,
vergessen jedoch nicht.
Du trägst sie tief in dir,
nichts macht sie ungescheh’n.
Dein ganzes Leben lang
wird die Tat mit dir geh’n.
Denn niemand trägt die Last,
niemand der dich befreit,
niemand der dich versteht
und niemand der verzeiht.
Die Schleicher
Erdrückend
die Stille
der nächtlichen Suche.
Das Rauschen
der Autos
ist nah und doch fern.
Gestalten
betrachten
neugierig im Dunkeln.
Sie sind nur
erkennbar
durch rötliche Glut.
Die Schatten,
sie schleichen
durch finstere Träume.
Sie suchen
verboten,
was hier wohl erlaubt.
Unter der Laterne
Dort unter der Laterne,
da hab ich dich gesehen.
Ich habe dich betrachtet
und musste mit dir gehen.
Du wollt'st mich nicht erfühlen,
du hast mich nicht geküsst.
Ich werd’ niemals erfahren,
wer du wohl wirklich bist.
Du hast dich hingegeben,
du warst für mich gewillt.
Hast nur für Augenblicke
die Gier in mir gestillt.
Erfüllst bizarre Träume,
nimmst dafür deinen Lohn.
Dort unter der Laterne
wartet der nächste schon.
Doch morgen stehst du wieder,
in Stiefel und im Mieder,
dort unter der Laterne,
und ich sehe dich wieder.
Isegrim
Isegrim, du Übeltäter,
unheilvolles Teufelstier,
hängst so sehr an deinem Leben,
keine Seele gönnt es dir.
Doch nur um des Hungers Willen
ist die Gier in dir erwacht.
Niemals solltest du ihn stillen,
wo der Feind besitzt die Macht.
Isegrim, du Mondanheuler,
Schäfchenmörder, schlechter Traum.
So wirst du ihn nie bekommen,
den ersehnten Lebensraum.
Das Tier
Im Unterholz, in meiner dunklen Seele,
da lebt ein Tier, es hat sich gut versteckt.
Willst du es sein, der ich davon erzähle?
Dann pass gut auf, dass es dich nicht erschreckt.
Es liegt ganz still, es schläft im tiefen Schlummer,
doch brennt sein Herz voll' Lust und voller Gier.
So lang es schläft bereitet es kein’ Kummer.
Wenn es erwacht, dann spielt es auch mit dir.
Genieß die Zeit, genieße diesen Frieden,
denn bald erwacht das Tier und streunt umher.
Du hättest mich wohl besser ganz gemieden,
denn zähmen lässt sich dieses Tier nicht mehr.
Ruf der Nacht
Leben ist zauberhaft,
Leben ist Leidenschaft,
verdeckt vom Mantel der Nacht.
Leben ist Lust und Gier,
gehe den Weg mit mir,
verdeckt vom Mantel der Nacht.
Leben ist nackte Haut,
im Dunkeln anvertraut,
verdeckt vom Mantel der Nacht.
Verborg‘ne Fantasie,
heut wird zur Wahrheit sie,
verdeckt vom Mantel der Nacht.
Die Nacht, sie ruft uns sacht,
unser Wunsch ist erwacht,
verdeckt vom Mantel der Nacht.
Der Tag wird einerlei.
Die Nacht, sie macht uns frei.
Hörst du den Ruf dieser Nacht?
Tanz
Blau und weiß,
rot und gelb,
dunkel, hell,
Zitterlicht.
Tackt um Tackt,
Blick um Blick,
schickst du mir
ins Gesicht.
Und du lachst,
ein‘ Moment,
und ich schau,
sehe dich.
Lied für Lied,
und ich träum‘,
dass du tanzt,
nur für mich.
Stern
Aus dem übervollen Himmel
stürzt ein Stein vor meine Füße,
glühend, tanzend, wärmend, blendend,
aus dem fernen Sternenland,
die Gefahr noch nicht erkannt.
Denn aus tausend Weiten kommend
in die Dunkelheit verbannt,
Traumgestade viel zu nahe,
viel zu oft daran verbrannt.
Gold‘nes Sternlein,
komm und sprich.
Warum ausgerechnet ich?
Illumination
Das kalte Licht durchflutet dieses Zimmer,
ich bin umhüllt vom bunten Farbenmeer.
Ich stehe still, es wandert nur mein Schatten,
im Lichtertanz unruhig Hin und Her.
Das Farbenspiel malt Bilder an die Wände,
sie spiegeln sich auf deiner nackten Haut.
Ich tauche in das Land der bunten Träume,
es schimmert fremd, was mir sonst so vertraut.
Tausend-und-eine-Nacht
Tausend Kerzen in den Räumen,
Lichterglanz von tausend Träumen,
tausend Tage lang verdeckt,
heute Nacht endlich erweckt.
Diese Nacht hat tausend Augen,
Blicke die dich ganz aufsaugen,
Blicke die dich ganz beachten,
voller Gier dich ganz betrachten.
Diese Nacht hat tausend Hände,
langes Warten hat ein Ende,
Hände die dich ganz berühren,
in die Leidenschaft entführen.
Diese Nacht kennt tausend Sünden.
Willst du wirklich noch ergründen,
warum der Traum in dir erwacht,
in eintausend und einer Nacht?
Die dunkle Oase
Grenzgänge am Abgrund,
der Tanz auf dem Seil.
Leben,
zwischen Tag und Nacht.
Die dunkle Oase,
zieht mich in den Bann.
Nehmen,
was das Leben gibt.
Durch das Feuer springen,
Lebensnimmersatt.
Geben,
was das Leben nimmt.
Texte:
www.hme-lyric.de
Tag der Veröffentlichung: 29.12.2008
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Der Rabe
Depression
Die Tat
Die Schleicher
Unter der Laterne
Isegrim
Das Tier
Ruf der Nacht
Tanz
Stern
Illumination
Tausend-und-eine-Nacht
Die dunkle Oase