Christinchen schien ihre Umgebung nicht wahrzunehmen. In ihrem Inneren brodelte und kochte es. Mit jedem Atemzug hob und senkte sich ihr kleiner Körper wie ein Blasebalg. Ihre braunen Löckchen klebten auf der nassen Stirn. Der ganze Körper war schweißbedeckt. Ihre Lippen hatten sich blau gefärbt. Auch die Wangen hoben sich unnatürlich von der übrigen Blässe bläulich ab. Grobblasiger Schaum stand vor ihrem Mündchen. Mein Gott, sie erstickt! Gustav Steinbild, der wie angewurzelt an Christines Bettchen stand, wischte sich über die Augen, als wollte er einen bösen Traum verjagen. Er war noch völlig außer Atem, so schnell war er aus seinem Büro hierher geeilt. „Kalt gut, Christinchen kein Luft“, keuchte die portugiesische Haushälterin und presste ein nasses Handtuch gegen die Brust der Fünfjährigen. Steinbild drängte sie zur Seite und starrte seine kleine Tochter an.
„Hast du auch wirklich den Doktor angerufen, Alice?“ Die Portugiesin nickte verstört. Nur langsam löste Steinbild den Blick von seiner Tochter und wischte sich erneut über die Augen, als wollte er nicht glauben, was er da sah. Wo blieb nur der Doktor! Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt. – Nur, um irgendetwas zu tun, umfasste er Christinchens zarte Schultern. Er spürte den heißen Schweiß zwischen seinen Fingern, dann das Vibrieren in
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Copyright by Felix H. Bendig
Tag der Veröffentlichung: 02.02.2013
ISBN: 978-3-7309-7440-7
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