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Über Jägerschnitzel, Zigeunersoße und Negerküsse

 

 

Heute sind die Menschen sensibel in der Namensgebung und man achtet darauf, dass jeglicher Rassismus auch auf dem Gebiet der kulinarischen und literarischen Genüsse vermieden wird.

Es darf der Fremdenhass nicht geschürt werden, auch und gerade beim Essen nicht. Selbstverständlich nicht!

Wir können die Fremden vom Hof jagen, sie nicht hereinlassen, geschweige denn ihnen gestatten bei uns zu arbeiten, sie allemal für 2,50 Euro schwarz für Drecksarbeiten verdingen aber in den Namen unserer Speisen dürfen diese Menschen nicht verunglimpft werden. Die Kinderbücher und die Literatur gehören diesbezüglich überarbeitet, egal was es kostet. Hier sollte man doch feinfühlig sein und den Euro nicht so knausrig umdrehen.

Nehmen wir einmal das „Zigeunerschnitzel“ oder die „Zigeunersoße“. Der Mensch, der sich so etwas zu essen vornimmt, denkt natürlich dabei sofort an einen armen geschlachteten Zigeuner. Das ist ungeheuerlich, was man den Bürgern zumutet.

Anderes Beispiel: „Das Jägerschnitzel“. Wer möchte schon an einen kurzgebratenen Jäger denken. Es ist widerwärtig. Ein Jäger hat natürlich nichts mit Rassismus zu tun, also im Normalfall nicht. Es sei denn er jagt mit einem Gewehr in den USA schwarze Jungs auf der Straße. Jeder darf hier in Notwehr auf die Jagd gehen und um sich schießen. Die Waffen kann man überall kaufen. Ein Grundrecht. Man sollte den Lehrern endlich eine ordentliche Waffe aushändigen, damit sie sich sicherer fühlen. Auch bei uns. Eine ganze Industrie würde sich freuen. Aber ich komme vom Thema ab.

Darf es Negerküsse geben, das ist doch die Frage. Früher in der DDR gab es sie manchmal und die Leute waren verrückt danach. „Neger“ durfte man natürlich nicht sagen, das ist diskriminierend. Jeder weiß das. Auch nicht Zigeuner, aber Alexandra sang über den Zigeunerjungen melancholische Lieder. Das ging. Im Gesang liegt nichts Arges.

Zurück zu den Negern. Dieser Begriff muss endlich aus der Literatur verschwinden. In Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf und Otfried Preußlers Die kleine Hexe wurden unter anderem Variationen des Worts Neger durch ein anderes, zeitgemäßeres, ersetzt. Ja, so sind wir. Die armen Menschen mit der anderen Hautfarbe dürfen nicht durch unsere Literaturverfehlungen leiden. Man darf sie zwar in Afrika verhungern und verrecken lassen, auch sich gegenseitig umbringen aber man sollte sie um Gottes Willen nicht Neger nennen. Das geht gar nicht. Wenn es Völkermorde in Staaten gibt, die wirtschaftlich nicht von Interesse sind für die wissende Welt der Moral und Wirtschaft, wenn die Menschen an Aids sterben, dann überlegt man, ob es noch in die Nachrichten kommen sollte oder nicht. Die katholische Kirche denkt über die Vertretbarkeit der Benutzung von Kondomen nach und sie scheut sich nun auch den Begriff „Neger“ zu gebrauchen, sie bevorzugt lieber „Mohr“ zu sagen. Das ist natürlich etwas ganz anderes, meint der Bischof und sticht in einen leckeren Mohrenkopf.

Ja, es darf keinen Rassismus geben. Unsere schwarzen Brüder und Schwestern dürfen nicht diskriminiert werden. So steht es geschrieben und dafür kämpfen wir. Herr Friedrich tendiert dafür, dass sie in ihren Ländern verbleiben. Sie gehören doch in ihre Heimat. Falls sie Fachleute sind, also qualifizierte Zuwanderer, dann würde die Sache anders aussehen. Aber nein, wir lassen auch die lieber woanders hingehen. Sicher ist sicher. Selbst ein Negerkuss ist nicht willkommen. Ist er Arzt, muss er zunächst das deutsche Volksliedgut beherrschen lernen.

Erste deutsche Version von F. H. Benary (1885)

 

Zehn kleine Negerknaben schlachteten ein Schwein;
Einer stach sich selber tot, da blieben nur noch neun.
 
Neun kleine Negerknaben, die gingen auf die Jagd;
Einer schoss den andern tot, da waren's nur noch acht.
 
Acht kleine Negerknaben, die gingen und stahlen Rüben;
Den einen schlug der Bauer tot, da blieben nur noch sieben.
 
Sieben kleine Negerknaben begegnen einer Hex';
Einen zaubert sie gleich weg, da blieben nur noch sechs.
 
Sechs kleine Negerknaben gehn ohne Schuh und Strümpf;
Einer erkältet sich zu Tod, da blieben nur noch fünf.
 
Fünf kleine Negerknaben, die tranken bayrisch' Bier;
Der eine trank, bis dass er barst, da waren's nur noch vier.
 
Vier kleine Negerknaben, die kochten einen Brei;
Der eine fiel zum Kessel rein, da blieben nur noch drei.
 
Drei kleine Negerknaben spazierten am Bau vorbei;
Ein Stein fiel einem auf den Kopf - da blieben nur noch zwei.
 
Zwei kleine Negerknaben, die wuschen am Nil sich reine;
Den einen fraß ein Krokodil - da blieb nur noch der eine.
 
Ein kleiner Negerknabe nahm sich 'ne Mama;
Zehn kleine Negerknaben sind bald wieder da.

 

Nun, es gibt noch viel zu tun. Man wird es mit großem Engagement schaffen, in Musik und Literatur, auch in kulinarischen Bereichen, dem Rassismus die Stirn zu bieten.

Bekommt man ihn auch aus den Köpfen? Hilft man den Menschen wirklich? Will man ihnen überhaupt helfen?

Mit Kinkerlitzchen bestimmt nicht.

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 28.10.2013

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