Die Mörder des Toten Meeres
Das Tote Meer diente als Kulisse für einige unvergess-
liche Ereignisse der Weltgeschichte: der Patriarch Abraham führte dort einen erbitterten Kampf, David versteckte sich dort vor König Saul, der Prophet Hesekiel hatte dort Visionen, die Ereignisse um Masadas trugen sich ganz in der Nähe zu, und Jesus wurde dort von Johannes dem Täufer getauft. Ja, so steht es geschrieben und so hat es Moni nun endlich auch verinnerlicht.
Es war ein Ur-Meer könnte man sagen und doch ist es tot bis zum heutigen Tag. Und es wird immer töter. Man fragt sich natürlich, wann ist es gestorben? War es vorher schon lange krank? Und warum? Wie konnte das passieren? Hat etwa der liebe Gott nicht aufgepasst?
Außerdem ist es empörend, dass der Herr Jesus in einem toten Meer getauft wurde, meinen die Eifrigen aber Moni findet, das war klug, denn so konnte der Herr Jesulein nicht untergehen. Er hätte auch die Zeitung lesen können aber die war nicht zur Hand. Heute ist das etwas ganz anderes.
Der eine oder andere Uneingeweihte wird sagen, er hätte sich ja auch wehren können aber liebe Leute, ein Jesus wehrt sich nicht, er erduldet alles, auch die Taufe, denn er ist Gottes Sohn und schreit nicht dümmlich herum.
Nicht jeder kann das von sich sagen und deshalb sind die meisten aufmüpfig und zappeln wild umher, wenn es um das Erdulden geht. Sie kämpfen. Die einen lernen es, die anderen nie. Man muss damit vorlieb nehmen, was sich bietet und damals war es eben das Tote Meer und nichts anderes, denkt sich Moni in ihrer Einfalt.
Wobei der Allmächtige hätte für seinen Sohn auch Besseres organisieren können. Er wird seine Gründe gehabt haben, es nicht zu tun. Man muss den Söhnen nicht alles vorne und hinten hinein blasen. So werden sie nämlich bloß frech und fordern alsbald das Blaue vom Himmel herunter.
Die Menschen haben heute zu wenig Geduld. Das Tote Meersalz wird im Vorbeigehen gekauft und schon wollen sie, dass es ihnen besser geht, kaum haben sie darin herum geplanscht.
Sie denken im Leben nicht nach um welchen Preis dieses tote Meersalz gewonnen wird. Sie denken nur an ihre ekligen Pickel und an das, was Werbung verspricht:
es belebt die Haut, strafft und revitalisiert – ein antikes Schönheitsgeheimnis, das auch heute noch nicht an Anziehungskraft verloren hat. Die speziellen Wirkstoff-
kombinationen unserer kosmetischen Produkte mit Salz oder Schlamm aus dem Toten Meer versorgen die Haut mit Feuchtigkeit, reinigen porentief, wirken Hautun-
reinheiten und Pickeln entgegen. Als Shampoo helfen sie gegen Schuppen – für eine reine und gesunde Haut. Ja, das glauben sie, die Spaßvögel.
Aber Spaß beiseite, dieses Meer war tot und ist tot, da beißt die Maus keinen Faden ab. Einer oder Etwas hat es gemordet und dies ist lange her. Ein Zeichen dafür, dass man auch sehr lange tot sein kann, ehe sich jemand kümmert.
Es gab Zeiten da war es wirklich tot, mit anderen Worten, es war weg, es verdunstete, das Klima war in Schuld, bis es auf einem tieferen Level wieder entstand, wenn auch wieder als totes Meer, in welchem sich Algen, Bakterien und zeitungslesende Menschen tummeln. Ach, wenn sie das nur täten, aber nein, die Menschen wollen es wieder töten, indem sie sein Salz gewinnen und künstliche Verdunstungen provozieren, obwohl man um die dramatischen Prozesse weiß.
Es gibt aber auch unglaublich pfiffige Menschen, die diese Sünden mit einer gänzlich anderen Sünde zu bekämpfen suchen und sie riskieren dabei sogar eine brüderliche Zurechtweisung, die eine schwere Sünde voraussetzt.
Übrigens und nicht ganz am Rande, religiöse Unwissen-
heit wird auch als Sünde betrachtet. Man kann das im katholischen Erwachsenenkatechismus, in der Sünden-
lehre nachlesen. Moni ist religiös unwissend. Sie ist somit eine große Sünderin, das musste sie erfahren und man wird ihr nicht vergeben. Zum Glück legt sie darauf auch keinen Wert. Vor der Hölle oder dem Fegefeuer fürchtet sie sich nicht.
Aber zurück zum Toten Meer:
Der für seine Projekte mit nackten Menschenmassen bekannte US-Fotograf Spencer Tunick hatte für seine neueste Aktion am israelischen Ufer des Toten Meers rund 1.200 Menschen für Nacktaufnahmen versammelt. Die Nacktfotosession sollte in all ihrer Lebendigkeit auf das Sterben des „armen“, Toten Meeres aufmerksam machen. Eine schöne Idee, an der sich aber orthodoxe Rabbiner, auch Politiker aufrieben.
Die Sünde im Fleisch würde hier aufgewühlt werden, hieß es nun auch bald in christlichen Kreisen, angesichts der nackenden Leiber im heiligen toten Meer. Dabei wollten diese Menschen doch nur den Mord am Toten Meer verhindern. Sie wollten nur Gutes tun und einer zum Himmel schreienden Sünde entgegenwirken. Gut gemeint aber nichts bewirkt!
Nackendes und damit sündiges Herumstehen im Toten Meer, wo kommen wir denn mit derlei Tun hin? Am Ende sähe es noch jemand und bekäme davon diverse Lüstchen. Die Sünde wäre geboren und wenn sie vollendet werden würde...dann:
Jakobus 1,15
„Danach, wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert sie den Tod.“.
Moni ist ein wenig ratlos aber am Toten Meer war schon immer quasi der Teufel los.
Im Verlauf der Menschheitsgeschichte fanden vielen Sekten am Toten Meer Zuflucht; darunter die Qumran-Sekte, die als die Nachfahren von Zadok, einem der ersten Tempelpriester, angesehen werden, und die Sicarii, jene Gruppe jüdischer Rebellen, die auf dem Berg Masada gemeinsam Selbstmord begingen und so den Masada-Mythos ins Leben riefen.
Und der olle Elia fuhr sogar in einem Wirbelsturm in den Himmel auf. Moni bezweifelt, dass man das überleben könnte. Jedenfalls gab es hier eine Menge Tod, dagegen sind die 1200 Nackten, die eventuell Sünden gebären könnten, die den Tod zur Folge hätten, der modernen Zeit ein alter Scheißdreck.
Das Tote Meer sollte trotz aller Gefahren, die nackte Leute verströmen, gerettet werden, findet Moni eigensinnig. Man sollte die Mörder stoppen, denn die Pickel dieser Welt werden durch den andauernden Mord am Toten Meer nicht weniger, vermutet Moni.
Nachtrag:
http://www.n-tv.de/mediathek/bilderserien/wissen/Das-Tote-Meer-trocknet-aus-article634323.html
http://www.globalnature.org/TotesMeer
"Das Tote Meer ist wohl eines der bekanntesten Gewässer der Erde. Das Absinken seines Wasserspiegels sorgt seit einigen Jahrzehnten für Besorgnis weltweit, nicht nur unter Natur- und Umweltschützern. Durch Klimawandel, steigende Bevölkerungszahlen, intensiver Landwirtschaft und zunehmender Industrialisierung im Einzugsgebiet des Toten Meeres wird diese Problematik noch verschärft.
Das Tote Meer liegt in einer Senke, sie ist Teil des Jordangrabens. Das Tote Meer ist das tiefst gelegene Gewässer weltweit, sein Wasserspiegel lag im Juni 2012 bei 426 m unter dem Meeresspiegel. Das Gewässer selbst besteht aus dem Nord- und dem Südbecken. Im nördlichen, größeren Becken, das vor allem durch den Jordan Fluss gespeist wird, sinkt der Wasserpegel seit Jahrzehnten kontinuierlich und dramatisch. Das flache südliche Becken wäre schon ausgetrocknet, würde die Mineralgewinnungsindustrie nicht weiterhin Wasser aus dem Norden hineinpumpen. Dadurch steigt kurioserweise im südlichen, kleineren Becken der Wasserstand. Die dort angesiedelte Industrie gewinnt in Verdunstungsbecken Mineralien, die dabei ausfallenden, nicht kommerziell genutzten Salze lagern sich am Boden ab und heben den Wasserspiegel an.
Das Tote Meer grenzt an Israel und Jordanien sowie an das unter palästinensischer Verwaltung stehende Westjordanland. Der Salzgehalt liegt bei rund 30 %, da es keinen Abfluss gibt und große Wassermengen natürlich verdunsten (ca. 8 Mio. m³ Wasser pro Jahr). Das Volumen des größten Zuflusses, des Jordan, wird durch die Wasserentnahme zur Trinkwasserversorgung in Israel und Jordanien sowie zur Bewässerung in der Landwirtschaft, seit Jahrzehnten immer geringer. Noch in den 50-er Jahren flossen 1,3 Milliarden Kubikmeter Wasser, heutzutage sind es noch 60 Millionen Kubikmeter pro Jahr.
Der Tourismussektor ist der wichtigste Wirtschaftsbereich in der Region, 2011 besuchten 857.000 Touristen aus dem In- und Ausland das Tote Meer. Zum einem ist es die kulturelle Bedeutung der Region, die die Menschen anzieht, zum anderen auch die heilende Wirkung des Salzwassers. Die Besucherzahl hat sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre vervierfacht.
Das Tote Meer stirbt.
Infolge der stetig abnehmenden Zuflussmenge fällt der Wasserpegel im nördlichen Becken. Im Jahr 2001 lag der Pegel bei 415 m unter dem Meeresspiegel, 2007 lag er bei 420 m unter dem Meeresspiegel und 2011 erreichte er 424 m unter dem Meeresspiegel. In den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hat sich die Oberfläche des Sees um rund ein Drittel verkleinert."
Tag der Veröffentlichung: 15.02.2013
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