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Waschen und Waschungen



Waschen reinigt den Körper. Normalerweise schon, denkt Moni aber sie liest erstaunt, dass es auch diverse Waschungen gibt, die zudem auch noch von all den Sünden befreien, die der normale Mensch im Verlaufe der Zeit so auf sich lädt. All das geschähe gänzlich ohne Waschpulver oder Weichspüler, auch ohne Seifen oder Schaumbäder, völlig ohne die reinigende Hautmilch oder sonstige Essenzen, einfach so, wenn man nur zur richtige Zeit, am rechten Ort, das passende Gebet murmelt. Danach wäre der Mensch glücklich und befreit von jeglichem Bösen, was so allmählich in ihn hinein gekrochen ist.

Das überaus Verblüffende ist, wenn das Wasser stinkend und verunreinigt daherkommt, würde dennoch eine Reinigung eintreten. Es kann natürlich sein, dass nach der Reinigung der Mensch an Brechdurchfall leidet und mit einigen Ekzemen übersät ist, aber die Seele ist rein, das Böse ist wie weg geblasen, nein wie weg gewaschen, so sagt man es jedenfalls. Ein wundervolles Gefühl muss das sein, denn die Menschen nehmen ungeheure Strapazen auf sich, um es zu erlangen. Sie ertragen dabei auch Massenpaniken und andere Gefahren, Todesfälle interessieren nicht.

Der Wunsch von jeder Schuld und Sünde einmal befreit zu sein, wenigsten einen halben Tag lang, lässt alles in den Hintergrund treten.
Moni begreift das Treiben überhaupt nicht, denn sie kann sich nicht vorstellen, dass all diese Menschen voller Sünde sind. Was haben sie nur verbrochen, dass sie verzückt in einen verdreckten Fluss springen?

Nun gut, sie müssen das tun, weil sie offensichtlich nichts anderes haben als diese unbegreiflichen Rituale aus vergangenen Zeiten.

Moni liest darüber hinaus über die Lehre der Waschungen, in der es heißt, dass sich Priester regelmäßig untereinander die Füße waschen sollen und wundert sich, dass man es ihnen sagen muss und dass sie es nicht alleine tun können. Nun, es habe etwas mit Gott zu tun. So weit so gut, wenn sie damit ihrem Herrn näher kommen aber sind sie auch rein? Hilft dieses Waschen wirklich, sauber zu werden? Oder ist genau das nicht so wichtig?

Moni kann es nicht glauben angesichts der Missbrauchsfälle, die in erzkatholischen Kreisen vorkommen.
Füße waschen reicht irgendwie nicht, findet sie. Mit sauberen Füßen auf Kinder zu treten, macht es nicht besser. Jesus kann es jedenfalls nicht gewollt und so auch nicht gemeint haben, denkt Moni.
Sie liest Merkwürdiges, was diese Fußwaschung durch den guten Jesus anbetrifft und möchte das allerdings in Frage stellen, zumal die seltsamsten Dinge heute noch zelebriert werden, um der Sache Nachdruck zu verleihen.
Den Zweck seiner Handlung erklärt Jesus angeblich so so:

"Wenn ich dich nicht wasche, hast Du keinen Anteil an mir . . ."

Diese Worte von Jesus und dass Jesus ein Tuch verwendet, das er um die Genitalien gewickelt hat, legen den Schluss nahe, dass Jesus die Jünger mit einem Samenerguss (einem Anteil von ihm) abgerieben hat. Die Jünger sollten so zu seinem Samen werden, meinen Bibeldeuter.

Eine ziemliche Schweinerei, findet Moni, dieses Füßewaschen mit Sperma. Vielleicht haben manche Priester heute da auch irgendetwas verwechselt oder missverstanden, mutmaßt sie.

Es war nämlich nicht so ungewöhnlich, wie dies aus heutiger Sicht erscheint. Im alten Israel war es durchaus üblich, jemanden bei seinen Genitalien schwören zu lassen.
Ja, hossa!
Darauf legte der Diener seine Hand unter die Hüfte Abrahams, seines Herrn, und schwor ihm hinsichtlich dieser Sache (Schwur auf die Nachkommen).

Das männliche Sperma galt als Quelle des Lebens, das nur von der Frau ausgebrütet wurde. Gemäß den Evangelien verkörpert Jesus das Leben (Joh 14,6 Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.
Moni ist reichlich erschrocken als sie erfährt, dass sie auch nur das Leben ausgebrütet hat. Mehr nicht. Das Sperma ist die Quelle. Ja selbstverständlich, nur tut sich wieder einmal die Frage auf, wer war eher da die Henne oder das Ei.
Das Jesussperma ist es, soviel ist sicher und er hat's vom Vater. ER hat es geschöpft, woraus auch immer. Das Schöpfen mag eine andere Geschichte sein und jeder kann hier glauben, was ihm möglich ist. Wenn es denn hilft, so sei es nicht zu beanstanden.

Weiter aber mit dem Wasser, als Quelle des Lebens:

Das ganze religiöse Geplansche, auch das Herumgespritze mit riechendem geweihtem (von wem auch immer) Wasser, bewirkt nichts. Das müsste doch allmählich dem Dümmsten aufgefallen sein. Der Teufel ist nicht beeindruckt, er fährt hinein und heraus, wie es ihm beliebt.
Man braucht ihn wohl auch, um die Riten, damit begründet, wiederholen zu können. Ohne das Böse macht alles keinen Sinn. S o sieht es doch aus.
Das ist allerdings ein alter Hut, meint Moni und schaut weiter, was so mit dem Waschen für ein Schindluder getrieben wird.


Leviticus 11,36-40
„. . . Jeder, der ein Aas von jenen Tieren berührt, wird unrein. Wenn ein Aas von ihnen auf irgendeinen Samen fällt, der gesät werden soll, so bleibt er rein. Wenn aber das Korn mit Wasser befeuchtet war und ein solches Aas darauf fällt, sollt ihr es für unrein halten. Wenn eines der Tiere, das euch zur Nahrung dient, verendet war, so wird der, der sein Aas berührt, unrein bis zum Abend. Wer von solchem Fleisch ißt, muß seine Kleider waschen und ist unrein bis zum Abend; wer solches Aas trägt, muß seine Kleider waschen und ist unrein bis zum Abend.“

Moni findet das sehr verwirrend und auch idiotisch, denn mit einer derart verdorbenen Nahrung können Krankheitskeime und Pilzgifte aufgenommen werden.
Moni liest nach, dass die Priester mit verunreinigtem Wasser auch ihre Macht zu untermauern suchten.
„Sie kannten die Wirkung des reinen, aber auch des verunrei-
nigten Wassers. Die Priester wussten u.a., dass mit Erde verunreinigtes Wasser zu schweren Magenbeschwerden führen kann  Dieses Wissen wendeten sie bei Frauen an, die im Verdacht standen Ehebruch begangen zu haben (4.Mose 5,16-31).
Sie gaben solchen Frauen mit Staub des Fußbodens verunrei-
nigtes Wasser zu trinken. Klagte die Frau daraufhin über Magenschmerzen, betrachtete man dies als Gottesurteil. Dem Gläubigen gegenüber spielte man dieses Wissen aus, indem man dieser Machtdemonstration eine religiöse Erklärung nachgeschoben hat. Der Priester schüttete ja nicht nur den Staub in das Wasser. Er verfluchte es zusätzlich und, um die Wirkung dieser Flüche zu erhöhen, schrieb er vorher diese Flüche in den Staub des Fußbodens. Je mehr Flüche er aufschrieb, um so größer die Menge an Staub, die er in das Wasser schüttete.“
Krankheit und Tod, so behaupteten die Priester, seien durch ein sündiges Leben verursacht. Alles Krankmachende war nach jüdischem Glauben unrein. Aber auch der geschäftliche Umgang mit Heiden führte zu einer Verunreinigung. Oh, je. Dagegen half aber die magische Kraft des Wassers.
Hesekiel 36,24-25
Denn ich will euch aus den Heiden herausholen und euch aus allen Ländern sammeln und wieder in euer Land bringen, und ich will reines Wasser über euch sprengen, daß ihr rein werdet; von all eurer Unreinheit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen.
Leviticus 17,16
Wer seine Kleider nicht wäscht und seinen Körper nicht in Wasser badet, muss die Folgen seiner Schuld tragen.
Moni ist hier weitestgehend einverstanden allerdings nur, ohne hierbei einen Bezug zur Sünde zu begreifen.
Mit der Taufe werden angeblich die Sünden und sogar die Erbsünde vergeben.  
Die Taufe von Säuglingen wäre daher eigentlich überflüssig, denkt Moni irritiert, denn wenn die Erbsünde bei den Eltern vergeben ist, kann sie auch nicht weiter vererbt werden. Aber Logik ist im Glauben nicht vorgesehen.

Weiter heißt es

1. Korinther 12,13

Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.

Durch diesen Schutz wäre die Seele vor dem Zugriff des Teufel sicher. Moni weiß es besser, gäbe es sonst Exorzisten? Gäbe es sonst das Böse überhaupt unter den Getauften?
Alles ist ein Riesenbeschiss und nur ein Anlass, die Schäfchen in die Kirchen zu holen. Der Verdacht keimt jedenfalls auf. Mal abgesehen davon, dass die lieben Eltern ordentlich feiern wollen, von wahrer Frömmigkeit keine Spur.

Jetzt hat Moni es gründlich satt, über das Wasser in religiösem Sinne nachzudenken. Da gibt es wahrlich Wichtigeres, denn das Wasser dieser Welt wird zunehmend schmutziger und kostbarer, aber die Gottesfürchtigen und die Nichtgläubigen ebenso, tun alles, damit dieser Prozess fortschreitet. Kein Gebet hat es je reinigen können, von dem was wahrlich böse Menschen mit ihm treiben.
Keine Fußwaschung, keine Taufe, keine Waschung des ganzen Körpers, kein Weihwasser oder gar Jesussperma hat Einfluss auf die geistige oder körperliche Reinigung zum Wohle aller. Waschen reicht allein nicht, religiöse Durchdringung auch nicht. Es wäre schön, wenn hier der Verstand sprechen würde, doch der hält sich zurück. Wie immer.
Moni ist ratlos, obwohl auch irgendwann getauft (hat nichts genützt), dennoch scheinbar besessen, weil sie so Vieles schlicht nicht glauben kann. Darüber lacht sie allerdings wieder.
Aber sie findet das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet und liest erstaunt Folgendes:
„Die Fußwaschung dient als Instrument, Sünden zu tilgen, die nach der Taufe begangen werden (z.B. Corell, 1958, 72; Warnach, 156f.). „ Immerhin, da sind Ideen!
Aber ...es sind zu viele Sünden wie es ausschaut, denn rein gar nichts hält die Menschen davon ab, sich zu versündigen. Das Böse ist immer und überall!...gerade und trotz beten und Füßewaschen. Komisch!

Damit ist allerdings Einiges erklärt, zumindest wo der Hort der nachwachsenden Sünden zu finden ist. Nun, der Glaube stellt sich auch selber Fallen, ohne sie zu bemerken, denkt Moni manchmal in ihrer Einfachheit und schaut auf das Bild mit dem Blitz, der in den Petersdom einschlug. Auch das passiert.

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Tag der Veröffentlichung: 14.02.2013

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